Heaven or Hell? von TKTsunami (One-Shots zu 'Himmel oder Hölle') ================================================================================ Was hatte er schon zu verlieren? -------------------------------- Schmerzen jagten durch seinen Körper und er fühlte sich an, als würde er begraben sein, die Erde erdrückte ihn. Keuchend öffnete Lea die Augen. Es war dunkel und er konnte die Magie spüren welche in der Luft war. Die Magie die ihm das Gefühl gab so erdrückt zu werden. Sie war keine reine Dunkelheit, aber sie war dennoch so belastend für ihn. Er regte sich leicht, hörte das Klirren von Ketten. Träge sah er an sich herab, musterte die Hand und Fußfesseln. Schwere schwarze Eisenketten hingen an diese und waren in der Wand hinter ihm verankert. Wie war er hier her gekommen? Und wieso war er gefesselt? Wo war er? Seine Gedanken waren wie flüssiger Teer, zogen sich unendlich lang und er hatte Mühe sie bei sich zu behalten und sie zu sortieren. Er war doch im Sanctum gewesen. Nein, falsch. Auf der Erde. Saphiel der ihn angriff. Die Geierdämonen. Feuer. Und dann ein Schmerz im Nacken, welcher dadurch unangenehm verspannt war. Jemand hatte davor noch geredet. „Tja Kleiner, in den Himmel kannst du ja nicht mehr...“ Uh, er musste ihn her gebracht haben. Nur wo war hier? Sein Blick glitt langsam durch den Raum. Dunkle Wände, dunkle Möbel. War das ein Totenkopf? Er erschauderte. Das war nicht die Erde, das musste in der Hölle liegen. Schluckend sah er sich tapfer weiter um. Es gab keine Kerzen, aber dafür war in der Decke eine kleine leuchtende Kugel. Sie leuchtete nur schwach, flackerte aber nicht wie eine Kerze. Er selbst hockte auf einem Bett. Nicht sehr bequemen, aber immerhin einem Bett. An der Wand war ein Bücherregal, in der Mitte ein Tisch, dahinter eine Bank mit Stoff überzogen oder so ähnlich. Es sah... mehr nach Haut aus. Die Tür ging auf und das Licht an der Decke wurde heller, ließ den Raum plötzlich nicht mehr so schwarz aussehen. Die Wände waren grau gestrichen und erst jetzt bemerkte er ein Fenster. „Ah der kleine Engel ist wach.“ Die Stimme war exakt die Gleiche, wie auf der Erde. Dann war das also der Mann der ihn verschleppt hatte. Er sah zwar nicht so schön aus wie die Engel des Sanctums, aber er wirkte nicht tierisch und auch nicht wie er sich eine hässliche Fratze eines Dämons immer vorstellte. Eine dicke Narbe zierte dessen linke Wange und sein rechtes Auge war von einer Augenklappe verdeckt. Sein schwarzes Haar war von grauen Strähnen durchzogen, lang und zu einem Zopf gebunden. Dazu trug er einen schwarzen Mantel, dessen Stoff so ähnlich war, wie die Bank. Schweigend sah er ihn einfach an. Der Mann stellte ein Tablett auf den Tisch. Äpfel und ein Glas Milch standen darauf. „Ich hab dich nur an die Ketten gelegt, damit du nicht panisch herum läufst. Hier würdest du keine Sekunde überleben, sobald andere Dämonen dich bemerken.“ Er war also wirklich in der Hölle. „Der Superior hat gerade zu tun, Mal wieder ein paar Kleine Aufstände. Aber er wird dich nachher Mal ansehen.“ Der Mann setzte sich auf diese Bank und auf seinen Wink hin klackten die Fesseln und sprangen auf. Er rieb sich kurz seine Handgelenke, ließ den Mann aber nicht aus den Augen. „Ich bin Xigbar, die Nr. II der Hölle. Ich habe dich hergebracht, da du eh nirgendwo hin konntest. Immerhin wollte der Engel dich ja eigentlich töten nicht wahr?“ Immer noch schwieg er, obwohl ihm so viele Fragen im Kopf schwirrten, dass er das Gefühl hatte zu platzen. „Gesprächig biste ja nicht... Aber du hast Talent. Dein Feuer war der Wahnsinn. Hab noch nie so einen jungen Engel gesehen, der solch starke Flammen aufrufen konnte. Dachte mit, ich nehme dich mit, vielleicht hast du ja ne Chance verdient. Hast lange geschlafen, aber kein Wunder so viel wie du abbekommen hast.“ Stimmt. Er sah kurz wieder an sich runter. Verbände und Pflaster zierten seinen Oberkörper und auch seine Flügel waren behandelt worden. „Ähm.... Danke?“ „Ah, kannst ja doch noch sprechen.“ Begeistert klatschte dieser Xigbar einmal in die Hände. „Hör Mal Kleiner, dieser Schwachsinn, wir würden euch alle nur töten wollen ist übertrieben. Ich für mein Teil würde dich nur töten, wenn es der Superior befiehlt, oder du eine Gefahr darstellen würdest. Sag Mal wieso wollte der Himmel eigentlich deinen Tod?“ „Geht dich gar nichts an alter Mann.“ Xigbar klappte die Kinnlade runter bei solch frechen Worten. Ha! Hatte wohl nicht damit gerechnet solch Kontra von einem Engel zu hören! „Redet man so mit jemanden, der einen gerettet hat? Du warst kurz davor umzukippen. Noch einmal hättest du die Dämonen nicht abwehren können.“ „Und? Als wenn ich hier überleben könnte. Die Magie hier ist erdrückend.“ „Nah, daran gewöhnt man sich Kleiner.“ Die Tür wurde erneut geöffnet. Leas Augen weiteten sich. Die Macht die von diesem Mann ausging war bedeutend mächtiger, als er bisher je gespürt hatte. Dieser Dämon musste an die Erzengel ran kommen, wenn nicht sogar stärker sein. „Das ist er?“ „Joh.“ Der Silberhaarige legte den Kopf schief. Seine Haut war dunkler als die des anderen Mannes, wirkte exotisch und sah etwas nach Bronze aus. Die bernsteinfarbenen Augen schienen direkt in den tiefsten Winkel seiner Seele und seines Herzens schauen zu können. Dann trat der Mann näher und blieb vor ihm stehen. Er musste nach Oben sehen um ihm weiterhin in die Augen zu blicken. „Hast du Angst?“ „Nö, du?“ Doch hatte er, aber nicht um sein Leben. Er hatte Angst nicht mehr dazu zu kommen Isa zu retten und diesen Engeln eins auszuwischen. Der Mann vor ihm schmunzelte. „Nein. Wie ist dein Name?“ „Lea.“, antwortete er brav. Warum er das so offen sagte, das wusste er nicht. Dieser Mann war mächtig, ja, aber von sowas ließ er sich selten beeindrucken. Okay, er hatte etwas Schiss vor diesem Kerl, aber im Grunde... er hatte hier eh nichts mehr zu verlieren. „Okay Lea. Mein Name ist Xemnas, ich bin der Höllenfürst.“ Das war Lucifer?! Ihm klappte der Mund auf, ähnlich wie Xigbar vorhin und starrte Lucifer – der scheinbar lieber Xemnas genannt werden wollte – mit tellergroßen Augen an. Kein Wunder, dass dieser Mann so wunderschön aussah. Er war der Verführer selbst! Der höchste aller Engel! Nun okay, damals halt. Sagten die Schriften nicht, er sei mit seinem Fall genauso hässlich geworden wie die Dämonen? „Das ist ein Scherz, oder?“ „Nein Lea, das ist keiner. Meine II erzählte mir, dass man dich hinrichten wollte, stimmt das?“ Langsam nickte er. Vor dem Höllenfürst konnte er wohl schlecht lügen – abgesehen davon, dass Engel das nicht sollten. Ha! Und wie sie logen! Vor allem die Erzengel! Eigentlich alle! Sein Blick wurde dunkel vor Zorn, als er an all diese Lügner dachte. Einzig und allein Isa war keiner. Er war so in seiner eigenen Wut vertieft, dass er nicht bemerkte wie Xemnas und Xigbar kurz Blicke austauschten. „Du bist wütend auf die Engel, nicht wahr?“ „Die können mich Mal! Sie belügen, betrügen und wollen einen töten, nur weil man für jemanden ein guter Freund ist! Ich schwöre, wenn ich die Gelegenheit habe, stecke ich sie in Brand, kokel ihre Haare ab und hole Isa von denen weg!“ „Ja, der Himmel lügt und betrügt. Deswegen habe ich die Hölle so erschaffen, dass jeder weiß, dass es hier hart ist. Sie lügt einen nicht an.“ Er sah den ehemaligen höchsten Engel an. „Ich habe die Hölle nicht gesehen, nur das hier.“ „Dann sieh raus.“ Er deutete aufs Fenster. Langsam stand er auf, tapste zum Fenster hin und sah hinaus. Er schien in einem hohen Gebäude zu sein, dass von einer Mauer umgeben war. Dahinter erstreckte sich eine große Stadt, größtenteils aus roten Stein, hohen Türmen und Brücken verbanden diese. Dämonen gingen diese entlang, manche flogen auch. Es sah alles andere als heilig aus, es wirkte auch etwas... gefährlich, denn die Gebäude hatten Spitzen und Kanten die wie Stacheln wirkten. Stacheln wie von diesem Geier. „Ich kann dir anbieten, dass du hier leben darfst Lea. Du darfst die Hölle als dein neues Heim betrachten und man wird dich trainieren, damit du deine Rache bekommst und deinem Freund helfen kannst.“ Er blickte zurück zu Xemnas. Man sollte niemals den Worten eines Dämons trauen, geschweige denn denen des Höllenfürsten. Aber eigentlich sollten Engel auch nicht lügen, nicht wahr? Konnte er wirklich glauben, dass das was sie ihm erzählt hatten der Wahrheit entsprach? Was wenn die Hölle gar nicht so böse war, was wenn Lucifer damals aus gutem Grund rebelliert hatte? Außerdem, was hatte er schon zu verlieren. „Gerne. Nur... ich glaube hier kann ich nicht stärker werden. Die Macht hier erdrückt und schwächt mich.“ Xemnas lächelte diabolisch. „Dann falle. Stoße das falsche Licht von dir. Danach wirst du hier super zu Recht kommen und wirst dich entfalten können.“ Wenn es half Isa zu retten, würde er es tun. Was hatte er schon zu verlieren? Also nickte er kurz, schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Licht in seinem Inneren. Seltsam, er hatte nie darüber nachgedacht wie man fallen konnte. Aber Xemnas hatte ja einen entscheidenden Hinweis gegeben. Er fand den Ursprung seines Lichts und stieß es von sich. Die Druckwelle war gewaltig, der Schmerz umso mehr. Gepeinigt schrie er auf, es war als würde er seinen ganzen Körper auseinander reißen nur um vielfaches Schlimmer. Das Licht verließ ihn, ließ jede Zelle seines Körpers brennen und doch war es eiskalt. Dunkelheit überflutete ihn, dann verlor er das Bewusstsein.   Gestein brach noch hier und da ab. Der Fall des Engels hatte den ganzen Raum gesprengt. Xemnas ließ sein Schild wieder sinken, sah kurz desinteressiert zu Xigbar, der sich langsam aus der Wand schälte, gegen die er gekracht war. „Holla, der Junge hatte mehr Macht in sich, als ich gedacht habe.“, meinte Xigbar, als er wieder dazu trat. Ja. Diese Macht war erstaunlich. Wie viel Mächtiger würde er hier werden? Hier wo man sein volles Potential ausschöpfen könnte? Er sah zu dem jungen Engel, dessen Flügel nun tiefschwarz waren. „Aber musste er das sofort machen? Ich dachte der lässt sich ein paar Tage Zeit, bis er diesen Schritt macht.“ „Ja... ich eigentlich auch.“, stimmte Xemnas zu. Eigentlich dachte er, er müsse mehr überreden, aber die Wut war ziemlich ausgeprägt gewesen, aber am Stärksten wohl der Wunsch seinen Freund zu retten. Isa. Ein Engel der von den Erzengeln ausgebildet und isoliert wurde. Er hatte es in den Gedanken des Jungengels gesehen. Interessant. Selbst wenn Lea den Fall nicht überleben würde – wie die Meisten – die Information war schon Mal einiges Wert. Langsam trat er zu dem Rotschopf, hob ihn hoch und drückte ihn in Xigbars Arm. „Er bekommt das Zimmer westlich von hier. Bau ein Schild um ihn auf. Mal sehen ob er überlebt. Wenn er es tut, trainierst du ihn. Wer weiß, vielleicht hat er Potential einer der XIII zu werden.“ „Der Knirps?“ „Ja und ich glaube ich wüsste auch schon welche Nummer. Jetzt geh.“ Xigbar murrte, tat aber wie geheißen. Er selber sah nach draußen, während langsam die Steine, Scherben und Möbelreste sich wieder zusammen setzten. Ein dunkles Lächeln zierte seine Lippen. Oh Michael hatte keine Ahnung was er ihm da unabsichtlich in die Hände gespielt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)