Heaven or Hell? von TKTsunami (One-Shots zu 'Himmel oder Hölle') ================================================================================ Ein Mann der Taten ------------------ Das aufeinander Krachen von Holz hallte zu ihm hoch auf den Balkon. Er beobachtete die beiden Männer, deren Muskeln bei jedem Aufprall erzitterten, aber man konnte deutlich sehen, dass der kleinere Kämpfer mehr arbeiten musste, als der Größere. Seine Muskeln erbebten bei jedem Schlag mehr und sein Körper schwitzte. Der Körper des älteren und größeren Kriegers schien nicht Mal ansatzweise angestrengt zu sein. „Was tust du hier Uriel?“ Gabriel trat neben ihm auf den Balkon und folgte seinem Blick. „Ich schaue mir Isas Fortschritte an.“ Gabriel sah wieder zu Uriel. Er fühlte dessen Blick auf sich, reagierte jedoch nicht. Der Blonde schien etwas sagen zu wollen, schwieg dann aber doch. Isa ging getroffen zu Boden. Michael sagte etwas und Uriel brauchte es nicht zu hören um zu wissen, dass Michael Isa nicht nur körperlich nieder machte, sondern auch mit Worten. „Es war uns allen bewusst, dass Michael der Strengste von uns sein wird.“, amüsierte sich Gabriel. Uriel selber fand es nicht amüsant. Michael erreichte mit dieser schroffen Art nicht das was er wollte, er erreichte eher das Gegenteil. Warum sah das keiner? Isa wurde immer demotivierter, er konnte es ins einem Blick, in seiner Körperhaltung erkennen. Uriel verstand auch nicht warum ausgerechnet schon solche Kampfübungen gemacht wurden. Isa hielt sein Schwert zwar schon richtig, aber jeder Engel konnte doch erkennen, dass er den Umgang mit ihr noch nicht gewöhnt war, geschweige das Schwert als verlängerten Arm ansah. Ihm fehlte es an Ausdauer und im Grunde war er nur ein Spielball. Michael war doch auch der komplett falsche Gegner. Wäre es nicht besser Isa gegen unerfahrene Krieger kämpfen zu lassen? Er war sich etwas unsicher bei diesen Fragen. Im Gegensatz zu Michael war er kein Krieger. Als Erzengel hatte er zwar den Umgang mit dem Schwert gelernt, aber er war immer noch derjenige mit der meisten Magie und derjenige, der das Schild um Sanctum hielt. Somit konzentrierte er sich in Schlachten nur auf das Schild und kämpfte aktiv nie mit. Er hatte auch noch nie jemanden getötet und ehrlich gesagt, wusste er auch nicht ob er das überhaupt konnte. Also konnte er wirklich ein Urteil fällen, ob Michael Isa gut lehrte? Wieder ging Isa zu Boden und Michael holte weit aus, schlug erneut zu, obwohl Isa bereits am Boden war. Wieder sagte er etwas und ging ein Schritt zurück. Schwerfällig rappelte der Blauhaarige sich wieder auf, während Michael bereits zum nächsten Angriff ansetzte. Es reichte! Seine Flügel schlugen einmal, während er über die Brüstung des Balkons sprang und glitt zu den Beiden hinüber. Er landete grazil, beschwor sein eigenes Schwert und schlug seinerseits zu. Das heilige Metall zerschnitt das Holzschwert und mit einem einfachen magischen Schlag entwaffnete er Michael völlig. Hinter sich hörte er das angestrengte Atmen – Keuchen traf es eher – von Isa und vor ihm starrte Michael ihn überrascht an. Doch dann wurden Michaels blaue Augen dunkel vor Zorn. Uriel wusste was kam, aber er hatte genug vom Reden. Michael war ein Mann der Taten und dementsprechend musste eine Tat folgen um ihn Mal zur Besinnung zu bringen. Somit sprach er bevor Michael auch nur dazu kam die Stimme zu heben. „Ich fordere Euch zu einem Zweikampf heraus Michael. Isa sagt Erzengel Gabriel doch bitte er soll das Sanctum einberufen. In einer Stunde am Trainingsplatz.“ Dabei blickte er fest in die blauen Augen von Michael. Er konnte richtig sehen wie dessen Zorn Verwirrung wich. Natürlich, was war er eigentlich so dämlich und forderte Michael zu einem öffentlichen Kampf heraus?! Michael war der stärkste und mächtigste Erzengel von ihnen, während er selbst... der Schwächste und Unerfahrenste im Kampf von ihnen war. Aber es ging auch nicht darum ob er gewann, sondern darum Michael etwas klar werden zu lassen. „Isa?“ „Äh. Ja, Erzengel Uriel.“ Der Blauhaarige flog auf den Balkon und Gabriel verschwand schneller als man gucken konnte. „Uriel, was soll das?“ Er antwortete nicht auf die Frage. „In einer Stunde am öffentlichen Trainingsplatz. Kneift nicht.“ Und damit schlug er mit seinen Schwingen und befand sich somit schnell in der Luft. Michael würde ihn nicht verfolgen, immerhin war er schneller. In seinem Zimmer angekommen, öffnete sich bereits die Tür und Raphael kam herein. „Uriel? Uriel was hast du dir dabei gedacht Michael heraus zu fordern?“ „Darf ich nicht um einen Trainingskampf bitten?“ „Ein Trainingskampf ist nicht mit einer öffentlichen Herausforderung zu vergleichen! Vor allem nicht, wenn du Michael während des Trainings mit Isa unterbrichst. Du hast seinen Stolz verletzt!“ „Das tat ich mit voller Absicht. Raphael, ich bin alt genug um eigene Entscheidungen zu treffen und bei unserem Vater, ich bin sogar befugt dazu. Also, ich würde mich gerne vorbereiten.“ Verdutzt starrte der Heiler ihn an, ging dann aber schweigend hinaus. Uriel seufzte. Wieso glaubten alle ihn bevormunden zu wollen? Michael stand in voller Montur auf dem Trainingsplatz, als er vor ihm landete. Er selber trug wie immer seine leichte Stoffkleidung. Er hatte eine Rüstung, aber in der konnte er sich nicht so gut bewegen und seine Rüstung war längst nicht so schützend wie sein Schild. Seine langen braunen Haare hatte er zu einem einfachen Zopf gebunden, damit sie ihn nicht im Kampf störten. Michaels blaue Augen fixierten ihn. Er konnte keinerlei Zorn entdecken, ihn aber auch sonst nicht deuten. Sein Blick glitt über das Publikum. Es schien wirklich das ganze Sanctum gekommen zu sein. Sie waren aufgeregt, viele fragten sich, ob das wirklich nur ein Showkampf war, oder ob es Streit zwischen ihnen gegeben hatte. Isa war auch da und er schaute etwas besorgt drein. „Fang an.“, meinte Michael auf einmal und er sah ihn wieder an. Irgendwie war er Michael dankbar, denn er hätte wohl kaum das Startkommando gegeben. Er formte Magie und ließ sie auf Michael zu schnellen. Dieser wich geschickt aus, sandte seinerseits einen magischen Schlag. Uriel wich lediglich einen Schritt beiseite. Ein Raunen ging durch die Menge. Michael hatte einen richtige Seitwärtsrolle gemacht, dass er nur einen Schritt zurück wich, ließ Michael gerade eher schlechter dastehen. Michael sprang vor und griff diesmal mit dem Schwert an und er ließ es an seinem Schild abprallen, ohne zusammen zu zucken. Dann drehte er sich, ging dabei in die Hocke, beschwor nebenbei sein Schwert und schlug, mit Magie gepaart zu. Michael konnte den Angriff mit dem Schwert zwar abblocken, aber die versteckte Magie dahinter nicht und somit sah es trotzdem so aus, als hätte der Block ihm nichts entgegen wirken können, womit Michael zu Boden ging. Er wartete nicht ab, schlug mit den Schwingen, welche er kurz ausklappte, sandte wieder Magie dabei aus und fegte Michael so einmal über den Platz, Magie war Michaels größte Schwäche. Er gab ihm auch keine Zeit sich zu erholen und beschwor eine Erdwand. Michael fing sich jedoch stieß sein Schwert in den Boden, sodass er vor der Wand noch stehen blieb, statt hilflos dagegen zu krachen. Aber damit hatte er gerechnet. „Unehrenhaft!“, rief einer der Krieger. Ja er kämpfte nicht wie ein Krieger. Aber er war auch keiner. Plötzlich war Michael verschwunden und er spürte einen harten Schlag gegen sein Schild von hinten. Die pure Macht schleuderte ihn nach vorne. Er rollte sich ab, kam auf die Beine und blockte den nächsten Schlag mit seinem Schwert ab. Es folgte ein Schlagabtausch, in welchem Uriel deutlich nachgeben und zurück weichen musste. Er versuchte einen Schlag mit Magie von der Seite, doch dieses Mal war ein Schild um Michael, welches es abblockte. Er runzelte kurz die Stirn. Michael konnte nicht so lange ein Schild aufrecht erhalten wie er. „Brauche ich nicht Uriel...“ Irritiert sah er Michael an, welcher wieder zu schlug und sie rangen kurz, pressten die Schwerter gegeneinander. Dabei beugte sich Michael leicht vor, er selbst stolperte leicht rückwärts. „Jedes Mal wenn du Magie nutzt leuchten deine Augen und werden heller.“ Oh. Plötzlich ließ Michael locker, ging ein Schritt zurück, drehte sich und schlug mit dem Schild zu. Er flog kurz über den Boden, doch da war Michael über ihm und schlug mit einem Schrei zu. Magie war mit dabei und diese Magie, diese pure rohe Macht dahinter ließ sein Schild zerspringen. Unsanft krachte er zu Boden, rollte sich aber instinktiv zur Seite, dennoch schnitt Michaels Klinge ihm den linken Arm auf. Schmerzerfüllt zischte er kurz. Eine Magiewelle brachte Michael auf Abstand. Kurz besah er sich seinen Arm. Die Wunde war nicht tief. Den nächsten Angriff wich er aus, indem er seine Flügel ausbreitete und mit einem Schlag dieser in der Luft war. Auch Michael breitete nun seine Schwingen aus und glitt ebenso in die Lüfte. Immer wieder krachten sie aneinander, was teilweise richtige Druckwellen auslöste. Auch wenn er selber besser im Fliegen war, so konnte Michael ihn dennoch schnell zu Fall bringen. Er schrie innerlich auf, als er zu Boden krachte und dabei sein Flügel knackte. Ein kurzes Wimmern konnte er sich nicht verkneifen. Schnell sprang er auf, wich dem Schwerthieb aus und erhob sich wieder in die Luft. Michael dagegen blieb stehen und sah ihn an. „Ihr mögt sehen wann ich Magie nutze... Aber könnt Ihr auch sagen, wann meine Magie angreift?“ Sand wirbelte auf, der Platz bebte leicht anhand seiner Magie. Magieströme wirbelten über den gesamten Platz und Michael klappte seine Flügel ein um wenigstens sie zu schützen. Uriel blieb schwebend über dem Boden. Nun griff er mehrfach an, nur mit Magie und Michaels Schild konnte dem nicht standhalten. Nicht gegen seiner geballten Magie. Angriffe Michaels konnte sein neues Schild standhalten. Vorerst. Denn Angriffe kosteten ihn mehr Konzentration als sein eigenes Schild. Als Michael jedoch verschwand, gab es nichts mehr was er angreifen konnte. Er landete und klappte die Flügel ein. „Uriel!“, konnte er plötzlich Isa vernehmen, doch die Warnung kam zu spät. Ein mächtiger Schlag, erneut gepaart mit Magie traf ihn. Sein Schild wankte, hielt stand, doch Michael holte zum zweiten Mal aus, traf ihn diesmal von hinten, statt von Oben und diesmal zerbrach sein Schild. Keuchend stolperte er nach Vorne. Jedes Mal wenn sein Schild zerstört wurde, war es so, als hätte man ihn dem Schlag verpasst. Ein plötzliches Gewicht am Rücken brachte ihn zu Fall und er spürte Michaels Klinge an den Hals. Stille folgte. Er konnte seinen eigenen schweren Atem hören, aber auch Michaels. Dann brach Jubel aus. Die Zuschauer hatte er komplett ausgeblendet. Michael stand auf, trat von ihm runter und als er sich aufrappelte, hielt der Krieger ihm seine Hand hin. Dankend nahm er sie an und ließ sich hochziehen. „Uriel was sollte das Ganze?“ „Ich wollte... Ich wollte dass Ihr seht, dass es unfair ist, wenn man unvorbereitet wie ein Spielball behandelt und vorgeführt wird. Ich hatte nie vor zu gewinnen.“ Michael sah ihn verdutzt an. „Und es musste vor dem Sanctum sein. Das hatte nämlich den Nebeneffekt, dass die Engel nicht vergessen, dass wir sehr viel Macht haben und ich glaube, Isa hat es wieder etwas... motiviert... Nachdem Ihr...“ Ihm fehlte Luft zum Sprechen: „ihn dauernd so nieder gemacht habt. Da hätte ich auch keine Lust mehr. Vergesst bitte nicht Michael... Er ist jung und er hat nicht das Blutbad mitansehen müssen wie wir. Geht es langsamer und... etwas strategischer an. Das könnt Ihr doch sonst so gut...“ Atmen... „In Isa legen wir alle Hoffnung, aber ihn zu verprügeln, wird ihn nicht schneller besser werden lassen. Zu viel Druck kann das genaue Gegenteil bewirken. Ich wollte, dass Ihr in eine ähnliche Situation kommt und ehrlich gesagt... ich bin kein Mann der Taten, erst Recht nicht spontan. Verzeiht also... diese Vorgehensweise. Sie war unüberlegt, aber ich hoffe sie hat bewirkt, was ich wollte.“ Damit wandte er sich ab und flog wieder Richtung Palast. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)