Heaven or Hell? von TKTsunami (One-Shots zu 'Himmel oder Hölle') ================================================================================ When we meet... --------------- Als er an diesem Morgen aufwachte und aus dem Fenster sah, versprach der Tag wie jeder Andere auch zu werden. Langweilig also. Aber das wusste der junge Engel zu verhindern. Grinsend und mit einer guten Laune – welche andere Engel recht misstrauisch machen würde, da er morgens nie wirklich munter war – hüpfte er aus seinem Bett, machte schnell Katzenwäsche und huschte aus dem Zimmer, sobald er sich flink angezogen hatte. Draußen wäre er beinahe gegen Gelendriel gelaufen, ein Engel mit typisch blonden Haaren und in seinem Alter. Er war einer von seinen Bekannten – die Bezeichnung 'Freund' wäre dann doch zu weit hergeholt. „Woah, Lea pass doch auf! Hast du verschlafen oder warum rast du hier so lang?“ Allgemein gab es wenige, die rote Haare hatten, vor allem solche feuerroten wie er besaß. Wahrscheinlich kannte kannte ihn deshalb jeder.. und vielleicht weil er jeden anquatschte und oft Scheiße baute... Aber Mal im Ernst, die meisten Regeln des Himmels hatten gar keinen Sinn, also konnte man diese auch getrost ignorieren. „Jap, bis dann!“ Und schon war er an den Blonden vorbei. Sollte dieser doch glauben er verpasse seine Lehrstunde, dass war unauffälliger, als wenn er was Anderes gesagt hätte. Denn dann hätte dieser ihn nur verpetzt und dann würde sein Plan für heute platzen. Das wollte er lieber nicht riskieren, es würde diesmal garantiert klappen! Heute würde er endlich Mal in den Palast kommen und diesen Blauhaarigen Engel kennen lernen, der dort ab und zu auf einen Balkon stand. Er hatte ihn noch nie außerhalb der Palastmauern gesehen. Ob der da öfters Besuch bekam? Was hatte der dort eigentlich zu suchen? Im Palast lebten doch eigentlich nur die Erzengel. Nach einer Weile drosselte er sein Tempo, schlich um ein paar Ecken und kauerte sich schließlich in eine Hecke, seine Aura unterdrückend. Jetzt hieß es warten. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es, bis er sie spürte. Die Macht der vier Erzengel. „Bald sind wieder für die Krieger Abschlussprüfungen. Ich hoffe Ihr macht Ihnen nicht zu viel Druck.“ Das war Uriel. Lea hatte gehört dass er der Reinste und sanfteste unter den Vieren war, weshalb er bei seinen Schülern äußerst beliebt war. Da er persönlich nicht viel mit ihnen zu tun hatte, konnte er das aber nicht wirklich einschätzen. „Nicht mehr als den Absolventen davor.“ Der Rothaarige erschauderte. Allein die kühle Stimme Michaels ließ erahnen, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war. Es oblag ihm das Sanctum im Namen des Vaters – falls es ihn noch gab, oder jemals gegeben hatte – zu führen. Laut den Kriegern sollte Michael sehr streng und unnahbar sein. Außerdem munkelte man, dass er gerne junge Engel 'zu sich ins Bett nahm'. Pah! Er würde das gar nicht wollen. Wer wollte schon Sex mit Michael haben? Also er jedenfalls nicht. „Wie viele Heiler sind es eigentlich dieses Jahr, Raphael?“ Gabriel klang da schon um einiges freundlicher. Er verkündete oft die neuen Gesetzgebungen oder Bekanntmachungen, außerdem überwachte er wohl die Seelen der Menschen die ins Paradies kamen und überwachte Schwangerschaften – wenn es welche geben würde. „Zwei weniger als letztes Jahr.“, seufzte Angesprochener. Er war der Heiler unter den Erzengeln und kümmerte sich um jegliche Belange dieses Gebiets. Sei es welche Kräuter im Kräutergarten angepflanzt wurden, wie viele von einer Medizin gebraut wurde und was es sonst nicht alles gab. Ihm sagte man nach der Ruhigste der Vier sein, wenn auch mit einem ziemlichen Gesundheitstick. Die Stimmen entfernten sich, doch wartete er ab, bis auch ihre Auren weit genug entfernt waren. Grinsend schlich er sich aus seinem Versteck, sah sich noch einmal kurz verstohlen um und kletterte schließlich ganz untypisch für einen Engel die Kletterpflanze an der Mauer hoch. Man achtete immer nur auf fliegende Engel, aber nie darauf, ob jemand auf die Idee kam einfach hoch zu klettern. Auf der anderen Seite nur wieder runter zu kommen erwies sich als schwieriger, da er springen musste, sich aber rechtzeitig mit ausgeklappten Flügeln abfangen musste. Die meisten in seinem Alter waren darin noch nicht allzu gut, aber er war nicht wie die und konnte das schon im Schlaf. Kurz vor dem Boden breitete er seine Schwingen aus, schlug kurz einmal mit ihnen und landete lautlos wie eine Katze im Gras. Okay, soweit so gut. Bis hierhin war er noch nie gekommen. Voller Vorfreude, aber noch immer vorsichtig, trabte er los, sah sich interessiert und aufmerksam um. Schließlich hatte er auch den Balkon gefunden, wo auch tatsächlich der Blauhaarige war. Volltreffer! Ab hier an würde er auch wieder fliegen können. Die Wachen achteten nie darauf was hinter ihnen passierte. Übermütig sprang er in die Luft und flog also ganz dreist zum Balkon hinauf und landete da drauf. Erschrocken wich der Andere zurück. Seine türkisen Augen waren nicht angsterfüllt, lediglich überrascht. Sie mussten etwa im selben Alter sein. Vom ersten Blick her, war er ihm sofort sympathisch. „Ich bin Lea. Got it memorized? Und warum darfst du hier im Palast wohnen und ich nicht?“[1] Verdutzt sah ihn der Andere an. Brav ließ Lea die Musterung über sich ergehen, scheinbar wägte der Andere ab ob er es wert war mit ihm zu sprechen. „Ich bin Isa und ich lebe hier, weil der Herr es so will, ich bin der letzte von ihm erschaffene Engel.“ „Wow, den Typ gibt es also wirklich?“ Isa schnappte nach Luft und er lachte fröhlich und winkte ab. „Okay, formulieren wir es Anders: Der tut Mal was?“ „Du redest recht unhöflich von ihm.“ „Also bisher hat er sich nicht drüber beschwert.“ Isa schien ganz leicht zu lächeln, oder bildete er sich das ein. „Du bist komisch.“ „Wieso, weil ich sage was ich denke?“ „Du kommst dreist hier angeflogen und...“ „Und was? Ich wollt dich halt mal kennen lernen und wissen wieso du hier leben darfst und ich nicht. Na ja, wäre mir eh zu protzig. Leben noch Andere hier?“ „Nein, nur die Erzengel und ich.“ „Und ich dachte meine Gegend wäre langweilig.“ Er hatte die Hände hinter seinem Kopf verschränkt und sah Isa einfach nur grinsend entgegen. Dieser schien inzwischen neugierig, da er ihn mit großem Interesse beobachte. „Ist auch langweilig. Alles was ich tue ist jeden Tag aufs Neue irgendwelche Schriften zu lernen.“ „Urgh, kenne ich. Wenn ich immer genug davon hab, seh ich mir das Sanctum an. Ich mag ja den großen Platz sehr gern, da ist immer was los.“ „Ja ich kann es von hier aus sehen.“ „Moment Mal....“ Leas Augen wurden groß. Konnte es wirklich sein?“ „Jetzt sag nicht du warst noch nie außerhalb des Palastes?“ „Doch...“ „Isa... DAS müssen wir ändern, na los komm mit!“ „Aber -“ Doch er achtete gar nicht mehr auf Isas Protestschrei, sondern packte dessen Handgelenk und flog mit ihm vom Balkon. Kurz schien der Blauhaarige nicht zu wollen, doch dann ließ er sich nicht mehr ziehen, sondern trabte neben ihm her. Bei der Mauer angekommen mussten sie hochfliegen und dann wieder runter klettern. Sie versteckten sich wie er vorhin schon im Gebüsch, warteten ab, bis die Luft rein war und entfernten sich dann recht schnell vom Palast. „Also gut, sag mir was du sehen willst und ich zeig dir aaaaalles.“ So viel wie Isa sehen wollte, konnte er ihm dann aber doch nicht zeigen. Jedenfalls nicht an einem Tag und auch nur für die wenigen Stunden, bevor Isas Unterricht los ging. Aber zu Mindestens hatte er ihm zwei Orte genauer zeigen können und die leuchtenden Augen ließen ihn wissen, dass dieser Tag Besonders war und nicht wie jeder Andere. Dieser Tag war auch nicht langweilig. Dieser Tag war spannend und fröhlich. Aber leider musste Isa wieder zurück und er ließ es sich nicht nehmen ihn zum Balkon zu bringen. Beinahe hätte Gabriel sie erwischt, aber zum Glück wusste er rechtzeitig zu reagieren. Lachend landeten sie auf dem weißen Stein. „Danke Lea.“ „Kein Problem, ich mag dich halt. Und weißt du was? Von jetzt an werd ich dein Schatten sein und immer wenn du mich brauchst bin ich bei dir, versprochen! Los, wirst du mich jetzt nicht mehr.“ „Oh je, was hab ich mir da bloß eingebrockt?“ Genervt fuhr Isa sich durchs Haar, doch dann grinste er fies und hielt ihm die Hand hin. „Ich nehme dich beim Wort.“ „Und das kannst du ernst nehmen. Von heute an sind wir Freunde!“ Er schlug ein, besiegelte damit den Beginn einer Freundschaft, die ihn einiges kosten würde, aber welche auch nicht inniger sein konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)