インディゴ von Monyong (Ranmaru x Ai) ================================================================================ Kapitel 4: Help --------------- Abwartend schaute Ranmaru immer noch zu Ai, der beide Hände über seinen eigenen Mund presste. Er schien den heftigen Tränenausbruch mit voller Mühe unter Kontrolle bringen zu wollen, aber es war schier unmöglich. Auch wenn er stumm weinte, dieser Anblick war fremd und es war offensichtlich, dass man so schnell keine Antwort von ihm erwarten konnte. Seufzend kratzte sich Ran deshalb am Hinterkopf. Es war weder seine Absicht gewesen seinen Gegenüber anzufahren, noch hatte er so eine Reaktion gewollt. Diese Art hatte ihn lediglich ungeduldig gemacht und er hätte nicht so grob reagieren dürfen. "Hey. Hey.", versuchte er ihn daher zu beruhigen, indem er sich dazu durchrang ihm vorsichtig eine Hand auf den Kopf zu legen, woraufhin Ai zusammenzuckte. Dessen ganzer Körper bebte förmlich unter seiner Hand. Er zitterte, während heiße Sturzbäche über seinen Wangen flossen, sodass es Ranmaru nun wirklich Leid tat und obwohl er sich nicht sicher war, so zwang er es sich dennoch hervor. "Was ist denn los?" Einen Moment lang geschah nichts, weshalb er schon wieder spürte, wie das angespannte Gefühl überzukochen drohte. Doch dann schluchzte Ai auf einmal auf, ehe er eine seiner Hände nach ihm ausstreckte, um sich damit an seinem Oberteil festzukrallen. Von dem sonst so unterkühlten Verhalten des anderen war nichts mehr übrig. Es glich eher der puren Verzweiflung. "D-du..." Ais Stimme klang brüchig und dünn, während er hastig nach Atemluft schnappte. Seine andere Hand klammerte sich derweil ebenfalls in seinem T-Shirt fest, doch da er danach nicht weitersprach, verstand es Ranmaru vollkommen falsch. Natürlich bezog er es auf sich selbst. "Ich?", wiederholte er, wobei er sich verspannte und seine Hand wieder zurückzog, "Was ist? Warum bist du hier?" Vielleicht mochte es unverkennbar sein, was geschehen sein musste, allerdings wollte er es, wenn überhaupt, erklärt bekommen. Wenn Ai schon weinend vor ihm stand, sollte er ihm auch den Grund dafür nennen. "Du bist der Einzige, der davon weiß." Kaum waren diese Worte ausgesprochen, lehnte sich sein Gegenüber ein Stück weit nach vorne, wodurch er die Distanz überwand, die zwischen ihnen herrschte, um sich schließlich schwer atmend anzulehnen. Auch diese Geste war verwundernd. Auf einmal schien Ai so schrecklich verwundbar. Es war ein ganz anderer Eindruck als der, den er damals das erste Mal im Hotel gemacht hatte. "Du bist der Einzige, der..." Kopfschüttelnd drückte er die Stirn gegen seine Brust, während er mit irgendetwas kämpfen musste und erst, als Ranmaru die Hände auf die Schultern des Kleineren legte, kam es über dessen Lippen. "Hilf mir. Bitte.", hauchte dieser kaum hörbar, aber es war deutlich genug, dass Ran in seiner Bewegung inne hielt und kurz nach unten auf den türkisen Haarschopf blickte. Das war sicherlich das Letzte, was er hören wollte. Eigentlich wollte er Ai von sich schieben, doch stattdessen blieben seine Hände dort auf den zierlichen Schultern liegen. "Dich zwingt also jemand dazu?", schlussfolgerte er rücksichtslos. Immerhin blieb gar nichts anderes übrig. Obwohl er keine Reaktion erhielt, sprach er schließlich einfach weiter. "Indigo ist mehr als nur dein kleiner Nebenjob? Wieso?" Das alles ergab keinen Sinn. Mit ihrer gemeinsamen Musik verdienten sie gut. Zumindest gut genug, dass selbst Ranmaru nicht nur die Schulden seiner Eltern bewältigen, sondern auch noch einigermaßen davon leben konnte. Natürlich blieb dabei einiges auf der Strecke, aber im Grunde konnte er sich nicht beschweren. Im Vergleich zu den anderen hatte er außerdem immer gedacht der Einzige zu sein, der in finanziellen Problemen steckte und von Ai hatte er sowas nicht erwartet. Andererseits hätte er von Anfang misstrauisch werden müssen. Es passte ebenso wenig zusammen, dass jemand wie Ai seinen Körper aus purem Verlangen nach Spaß verkaufte und, wenn er nun darüber nachdachte, war es sogar lächerlich, so gedacht zu haben. Nicht jeder war so wie er selbst. "Das... ist kompliziert." Die Antwort klang immer noch schrecklich leise. Zumal es nicht so schien, als würde sein kleiner Gast tatsächlich über dieses Thema reden wollen. Stattdessen ging es um ein ganz anderes Problem. "Aber... das ist erst einmal egal... du siehst doch, wie ich aussehe. Wir haben nächste Woche einen Termin. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll." Ais angeschwollene Gesichtshälfte war unübersehbar. Auch wenn er sich mittlerweile das Blut aus dem Gesicht gewaschen hatte, seine Verletzungen waren offensichtlich und würden sich nicht überschminken lassen. Daran hatte Ran bisher noch gar nicht gedacht. "Du bist wegen diesem einen Interview zu mir gekommen?", brummte er ihm entgegen, wobei er seine Hände auf einmal doch wieder zurückzog. Die Situation passte ihm nicht. Es war genau das eingetreten, was er im Hotel befürchtet hatte, bloß war ihm erst jetzt aufgefallen, in welcher Situation er und der Rest ihrer Band waren. "Von wegen du passt auf!", stieß er zudem etwas abfällig hervor, woraufhin Ai sichtlich zusammenzuckte. Dessen Tränen waren zwar langsam versiegt, aber er reagierte immer noch viel sensibler. "In erster Linie, ja.", wisperte er, während er nach und nach zu dem kühlen Unterton in seiner Stimme zurückfand, "Hilfst du... mir nun oder...?" "Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, oder?", fiel Ranmaru ihm sofort ins Wort, wobei er seine Hände zähneknirschend in die Seiten stemmte. Ihre Musik war nicht nur für ihn das Wichtigste. Sie alle zehrten davon und spätestens jetzt würde er selbst sein eigenes Verhalten noch einmal überdenken müssen. Die negative Presse, die auf sie warten würde, sollte Ais Geheimnis oder auch seine eigenen Vorlieben an die Öffentlichkeit geraten, das wollte er sich gar nicht erst vorstellen. Dazu kam, ihm aber auch noch ein ganz anderer äußerst attraktiver Gedanke. Mit einem Grinsen beobachtete er den erleichterten Gesichtsausdruck seines Gegenübers. "Als Gegenleistung kannst du dann ja mal öfter mit mir ins Bett, hm?", schlug er ungehemmt vor, woraufhin er leicht schockiert angeschaut wurde. Zuerst glaubte Ran, es würden wieder Tränen fließen, aber es kam ganz anders. "Du bist so ein Arsch." Für einen kurzen Moment stutzte Ranmaru. Er war sich nicht sicher, ob er sich nur verguckt hatte, aber zu dem bedrückten Blick mischte sich ein seltsames Lächeln auf Ais Lippen, der letztlich seinen Kopf zur Seite wegdrehte, langsam durchatmete und anschließend wieder reserviert zu ihm zurückschaute. "Na, so schlimm bin ich doch gar nicht!", raunte er ihm entgegen, während er seine Finger zurück in Ais weiches Haar vergrub. Er mochte das Bandküken, auch wenn er es offen niemals zugeben würde und wenn ihre gemeinsame Musik auf dem Spiel stand, dann würde er sich eben zurückhalten, inem er keine dummen Ideen mehr auslebte. "Immerhin helfe ich dir. Für Quartet Night." "Ja, für Quartet Night. Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet." Obwohl Ai seine letzten Worte nur leise vor sich hinflüsterte und sich Ranmaru bereits zurück zur Spüle gedreht hatte, so konnte er sie verstehen. Es war ihm aber nur Recht. "Sobald der Regen nachlässt, fahr ich dich ins nächste Krankenhaus.", erklärte er und räumte dabei den letzten Rest des Geschirrs zurück in einen Wandschrank. "Muss das sein? Was soll ich den Ärzten sagen? Außerdem ist das keine gute Idee. Wenn uns jemand erkennen sollte, dann macht das die Sache nicht besser. Ich habe nur diese Schuluniform dabei." Als Ai widersprach, blickte Ran hastig zurück. Er konnte nicht beschreiben, wie sehr ihm das missfiel, aber leider musste er sich eingestehen, dass es Sinn ergab. "Ich habe keine starken Schmerzen mehr. Ich glaube, es ist nichts gebrochen, vielleicht gebe ich Shining Bescheid, dass ich krank bin und du könntest mir dann die Sachen vorbeibringen, die ihr in den nächsten Tagen erarbeitet? Aber..." Anstatt weiter zu sprechen hob Ai seine Hände und hielt sich am eigenen Shirt fest, ehe er sich stockend fortsetzte. "...darf ich vielleicht bei dir bleiben?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)