インディゴ von Monyong (Ranmaru x Ai) ================================================================================ Kapitel 3: Troubleshooter ------------------------- Mit einem trockenem T-Shirt und einem Handtuch über seinen Kopf gelegt saß Ranmaru auf der Bettkante, während sowohl auf der Matratze, als auch auf dem Fußboden mehrere beschriftete und auch leere Notenblätter verstreut lagen. Seine Bassgitarre hielt er locker umschlossen und zupfte an den Saiten, wobei er immer wieder einige Noten auf einem der Zettel niederschrieb. Immerhin hing er doch zu stark an der Musik, als dass er einfach aus ihrer Agentur flüchten konnte ohne dabei nicht zumindest ein bisschen für sich selbst zu machen. Andererseits war das nicht der einzige Grund. Nachdem die Badezimmertür mit einem leisen Geräusch zurück ins Schloss gedrückt wurde, lauschte er einen Moment lang dem Getappse, welches von den nackten Füßen seines Gastes kam und obwohl Ai schließlich neben ihm am Bett stand, blickte er nicht zu ihm auf, sondern notierte erst noch die letzten Noten, die er gespielt hatte, bevor er sie noch vergaß. „Du arbeitest?!“ Ais Stimme war wie immer ruhig und kühl und es schien, dass er sich wieder gefangen hatte. Zumindest wirkte er nicht mehr wie vorher, was Ranmaru innerlich immerhin aufatmen ließ. „Ja? Warum auch nicht?“, antwortete er fast schon mit einer Gegenfrage, legte dabei die Bassgitarre zur Seite und schaute nun endlich zu dem Kleineren, der wie regungslos am Bett stand. Vielleicht war das zwischen ihnen schon vorher nicht mehr die rein berufliche Beziehung gewesen, aber spätestens nach diesem Anblick, den er da draußen vor seiner Wohnung geboten bekommen hatte, war es nun doch eindeutig anders. „Willst du was essen?“, fragte Ranmaru leise seufzend. Natürlich hatte er kein Mitleid mit dem anderen. Er tat ihm sicher nicht Leid, weil Ai dafür selber verantwortlich war, nur… wäre es auch gelogen, wenn er behauptete, der andere wäre ihm egal. Aus gutem Grund hatte er Indigo immer wieder treffen wollen. „Eigentlich nicht.“ Während der Grauhaarige aufstand, um in die Küchenecke zu verschwinden, hockte sich Ai langsam hin und griff nach den beschrifteten Notenblättern, die er nach und nach musterte und obwohl sein Bandkollege nichts essen wollte, öffnete Ranmaru den Kühlschrank, aus dem er einige Zutaten herausnahm. „Nicht schlecht.“, wurde der Song, an den er bis gerade noch gearbeitet hatte, derweil von dem Kleineren gelobt, sodass er in seiner Bewegung kurz inne hielt und einen Blick zurück Richtung Bett warf. Vielleicht waren es nur einige Noten, aber selbst dafür ein Kompliment und auch noch ausgerechnet von dem Kleineren zu bekommen…? Das war untypisch. Für einen Moment beobachtete Ranmaru, wie sich Ai seine Notenmappe nahm, um noch weitere Lieder von ihm durchzugehen. Aber er sagte nichts dazu, sondern wandte sich zurück zum Herd, wo er mit dem Kochen begann und als er schließlich fertig war, servierte er die Kleinigkeiten auf einen Teller, den er gleichzeitig mit einem gefüllten Futternapf ins Wohnzimmer trug. Das Essen stellte er kommentarlos auf dem kleinen Wohnzimmertischchen ab und als er sah, dass der andere seinen Kopf hob, drehte er sich einfach schweigend um. Den kleinen Napf stellte er nach draußen auf seinen Balkon, wo er regelmäßig seine Katzen fütterte und kaum war er durch die Balkontür zurück ins Wohnzimmer getreten, sah er wie sich Ai mit einem fast schon erwartungsvollen Blick an den Tisch gesetzt hatte. Er starrte das Essen regelrecht an, aber ohne darauf einzugehen setzte sich Ran ihm gegenüber und zog den Teller mit einem dünnen Grinsen in seine eigene Richtung. „Du wolltest doch nichts.“, erklärte er, wobei er bereits nach dem Besteck griff, als wäre es ihm egal, dass Ai sein Gesicht kurz verzog. Das leise Magenknurren des anderen überhörte er ebenfalls und schob sich nur eine Portion des Essens mit voller Genugtuung in den Mund, während der Kleine sichtlich getroffen zur Seite blickte. „Richtig. Ich wollte nichts essen.“, bestätigte Ai trotzig, wobei sein Blick schließlich zu dem großen Balkonfenster glitt, sodass Ran ihm folgte. Draußen regnete es immer noch in Strömen und mittlerweile saß eine kleine, durchnässte Katze vor der Fensterscheibe, die sie bettelnd mit ihrer Pfote betatschte, um so um Einlass zu bitten. „…wie du willst.“, brummte der Grauhaarige auf einmal, ließ die Gabel sinken. Daraufhin schob er den Teller zurück zu Ai, weil er keinen Moment später aufstand und die Balkontür öffnete. Mit einer unvorsichtigen Bewegung ergriff er die Katze, die laut miauend protestierte, sich aber schließlich von ihm in die Wohnung tragen ließ, bevor sie schließlich in Rans Handtuch gewickelt auf dessen Schoß abgetrocknet wurde. Fassungslos starrte Ai zu ihnen herüber. „Du kannst ja… manchmal doch nett sein?“, entkam es dem Jüngeren urplötzlich, was ihm kurz darauf wohl unangenehm war und deshalb Ranmarus Blick auswich. Doch der Große brummte nur erneut leise auf. Es war nicht nur das zweite Kompliment, was er von seinem Bandkollegen erhielt, es war auch noch um einiges ungewöhnlicher als das Vorherige und hätte ‚Indigo‘ nicht eben noch weinend vor seinem Wohnblock gesessen, würde er etwas darauf erwidern, aber… letztlich zuckte er nur unbeeindruckt mit den Schultern. „Manchmal. Vielleicht.“ Knapp antwortend musterte er erst Ai, der immer noch darauf bedacht war, ihn nicht anzuschauen, danach den halbleeren Teller, den der andere trotz Hunger wohl immer noch nicht anrühren wollte. Er verstand nicht, was dieses Verhalten sollte; wieso der Kleine überhaupt hier zu ihm gekommen war, wenn er ja scheinbar doch nicht mit ihm reden wollte. Andererseits wusste Ranmaru, dass Ai noch nie viel von sich gegeben hatte und wenn, dann waren es zickige Bemerkungen, die mit seiner monotonen Stimme nur noch nervender waren. Dazu kam außerdem, dass er selbst weder viel, noch gerne sprach und ebenso wenig gut zuhören konnte. Wartete sein Gegenüber wirklich auf den ersten Schritt des Großen, so würde dieser niemals kommen. Obwohl von Rans Seite aus weiterhin nichts kam und auch Ai nur schweigend dasaß, reagierte die Katze auf einmal sehr heftig, indem sie aus dem Schoß aufsprang, sich von dem Handtuch befreite und schließlich mitten auf dem Wohnzimmertisch landete, um neugierig an dem Essen zu schnuppern. Doch noch immer reagierte keiner der beiden anderen. Erst als sie ihre Pfote in die Sauce drückte, kam ein genervtes Schnauben von Ranmaru, der den kleinen Tiger vom Tisch nehmen wollte, aber Ai war schneller gewesen, indem er sie im Nacken packte und anhob, ehe er sie etwas ausdruckslos anschaute. „Ist das wirklich deine?“, wollte er nun wissen. Scheinbar empfand er es doch zu ungewöhnlich, dass sich jemand wie Ran ein Haustier hielt. „Nein, die ist mir vor einiger Zeit nur zugelaufen.“, antwortete dieser darauf mit einem Seufzen, bevor er sich daran machte, den Teller, sowie das Besteck abzuräumen und zurück in die Küche zu bringen. Auf halbem Wege blieb er allerdings stehen, um kurz zurück zum Tisch zu gucken. „Sie saß auf einmal vor meiner Balkontür. So wie du vorhin.“ Kaum war sein Kommentar beendet, weiteten sich Ais Augen für einen Moment. Die Lippen des Kleineren öffneten sich und zitterten leicht, doch schien er nichts darauf zu erwidern. Entweder, weil er nichts zu sagen wusste, oder es nicht konnte, denn die Katze begann auf einmal zu zappeln. Sie riss sich los und sprang zurück auf die Tischplatte, wo sie damit begann die mit Sauce verschmierte Pfote wieder sauber zu lecken. Derweil saß Ai immer noch regungslos am Tisch, senkte kurz danach aber seinen Kopf und blickte betrübt auf die eigenen Hände, die er langsam in seinem Schoß faltete, worüber sich Ranmaru nur noch mehr wunderte. Dieser Gesichtsausruck war ihm bei dem anderen neu. Deshalb überkam ihn das Gefühl, als würde der Türkishaarige jeden Moment etwas sagen wollen, doch letztlich passierte doch nichts, sodass er seinen Weg ebenfalls schweigend fortsetzte. In der Küche entsorgte er das Essen. Er stellte den leeren Teller in die Spüle und als er sich umdrehte, erschrak er heftig, da Ai plötzlich hinter ihm stand. Mit zu Fäusten geballten Händen stand er ihm gegenüber, wich seinem Blick weiterhin aus und presste die Lippen fest aufeinander. Mittlerweile nervte es ihn fast schon. „Was ist?“, fuhr er ihn deswegen unbeabsichtigt harsch an, woraufhin die stoische Fassade des anderen vollkommen in sich zusammenklappte. Ai brach ungehemmt vor seinen Augen in Tränen aus und Ranmaru befürchtete schon jetzt, dass es da einige Dinge gab, die er vielleicht doch gar nicht wissen wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)