Kamigami ga doki doki da yo! von Erenya (One Shot Sammlung Part 1) ================================================================================ Kapitel 8: Orpheus (Positiveshipping) ------------------------------------- „Dee-Dee, warte auf mich, warte!“ Dionysos wandte sich um, als er die Stimme Apollons hinter sich vernahm. Er war wirklich ein Kindskopf. Eine Frohnatur die seines gleichen suchte. Etwas, dass Dionysos immer wieder erleichterte, auch wenn es nicht gerade leicht war, gegen diesen Jungen zu bestehen. „Schau mal, ich habe etwas wunderschönes gehört, etwas wirklich Schönes“, erklärte Apollon keuchend, als er vor Dionysos stand und ihm eine Lyra entgegen hielt. Dionysos kannte diese Lyra. Hermes hatte sie einst erschaffen. Seltsam, warum hatte Apollon sie? Hermes war doch so stolz darauf. „Herm-Herm hat sie mir als Entschädigung für die Rinder gegeben.“ Apollon strahlte übers ganze Gesicht und Dionysos musste innerlich seufzen. Das war sicher kein gutes Geschäft. Wenn er die Zeit fand, würde er Hermes eine gehörige Standpauke dafür geben. Auch wenn er jünger als sie beide war, konnte es doch nicht sein, dass er die Einfältigkeit des Sonnengottes ausnutzte. „Kannst du darauf denn spielen, Apollon?“, fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte. Wann sollte Apollon schon gelernt haben, wie man spielte? „Herm-Herm hat es mir gezeigt.“ Ohne zu zögern, hob Apollon die Lyra an. Jeder Angriff saß, was Dionysos faszinierte. Sein Bruder war zwar der Hellste, aber nicht der Klügste. Dennoch hielt er diese Lyra, als hätte er noch nie etwas anderes getan. Apollon holte tief Luft und begann schließlich die Saiten des Instrumentes zu zupfen und ihnen eine Melodie zu entlocken, die Dionysos Blut in Wallung brachte und sein Herz wild und schwer gegen seine Brust schlagen ließ. Diese Melodie, brannte sich in seinen Kopf und ließ ihn alles vergessen, außer Apollon, der dieses Lied im Augenblick nur für ihn zu spielen schien.   **~~**   Es war wie ein Albtraum aus dem Dionysos inmitten der Nacht erwachte. In seinen Erinnerungen hallte dieses Lied, welches sein Herz fest an Apollon gebunden hatte. Sein Herz, welches Schuld daran war, dass er nun mit den anderen Göttern und Apollon hier an dieser Schule war. Er war freiwillig mitgekommen, um Apollon beizustehen. Seit dem Verlust von Cassandra, war er so niedergeschlagen und verbarg seine dunklen Gedanken hinter einem strahlenden Lächeln. Genau wie damals... Damals... mit diesem einem Mann. Warum erinnerte sich Dionysos nur auf einmal an ihn. An diesen einen Mann. Er war nicht einmal eine geheime Leidenschaft oder Liebe für Apollon gewesen und doch hatte Dionysos ihn gehasst. Abgrundtief. Apollon würde das nur niemals erfahren. Der einzige der das wusste, war Hades und mit Sicherheit würde dieser schweigen. Alles was Dionysos tun musste, war diese ganze Geschichte einfach zu vergessen. Er musste sie vergessen. Sich hinlegen und einfach schlafen. Ja, das wäre das beste. Es vergessen.   **~~**   Perplex starrte Dionysos auf das Magazine, welches Apollon ihm freudestrahlend entgegen hielt. Darauf waren drei Männer abgebildet und eine Schlagzeile mit dem Titel „HEAVENS beim Uta no Prince-sama Award“ prangte auf ihr. „Schau nur Dee-Dee! Die Menschen nennen das Idolgruppe. Ist das nicht aufregend, das ist doch so aufregend. Ein paar völlige fremde treffen sich und machen gemeinsam Musik und teilen so eine Leidenschaft, eine tiefe Leidenschaft. Sie sind wie wir, genau das sind sie.“ Dionysos lächelte, als er seinen Bruder so begeistert reden hörte. Ja, die Musik lag ihm eben schon immer. Damit konnte man seinen Bruder wohl wirklich jedes Mal aufs neue begeistern. „Sei ruhig!“, polterte Takeru von der hinteren Reihe und erweckte so Apollons Aufmerksamkeit. „Wir sind alles, aber sich keine Idolgruppe.“ Takeru verschränkte seine Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen, was nicht lange so blieb, als Loki sein verspieltes Lachen ertönen ließ. „Awww~ Takeru~. Dabei passt du mit deiner Größe doch gerade richtig in so eine Gruppe~. Es gibt immer einen Zwerg~“ Ohne Vorwarnung sprang Takeru auf und ließ dabei den Stuhl gen Boden knallen. Seine Hand war zur Faust geballt, wie üblich wenn er seinen täglichen Streit mit Loki hatte. Dionysos fragte sich, wann die beiden endlich damit aufhörten, oder einander ihre Gefühle gestanden. Ein Menschensprichwort sagte doch „Was sich neckt das liebt sich.“ Die Liebe Lokis für Takeru musste demnach ungeahnte Dimensionen haben. „Yousei-san, kannst du uns nicht mehr von den Idolen deiner Welt erzählen?“ Wie immer ignorierte Apollon gekonnt den kleinen Twist zwischen dem Japaner und dem Norden. Solange es nicht zu weit ging, würde sich wohl nicht einmal ihr Lehrer einmischen. Zumindest nicht, wenn sie in einer Lautstärke stritten, bei der Thoth sie ohne Probleme ignorieren seine Gedanken laut und deutlich genug hören konnte um zu wissen wie er sie verfluchte. „Apollon-san... Also... Um ehrlich zu sein, ich habe mich nie sonderlich für Idolgruppen interessiert.“ Fast schon ein wenig enttäuscht sah Apollon zu Yui, die ihn entschuldigend anlächelte. Ja. Es war für Dionysos ein Tag wie jeder andere. „Oh, da fällt mir ein, wir hatten auch in unserer Heimat ein Idol, ja das hatten wir. Weißt du noch, Dee-Dee, weißt du noch? Er konnte mit seiner Musik jeden verzaubern, wirklich jeden. Deswegen habe ich ihm auch etwas von mir geschenkt, damit noch viel mehr von seiner Kunst begeistert sind, noch viel mehr.“ Dionysos' Körper versteifte sich, als Apollon plötzlich diesen Mann zum Thema machte. Sie sprachen nie über ihn. Das war ein ungeschriebenes Gesetz und doch hatte Apollon es nun gebrochen. „Ach gab es das? Ich weiß nicht wen du meinst, Apollon.“ Dionysos setzte sein sorgloses Lächeln auf. Das was er immer präsentierte, welches alle glauben machte, dass er eben immer positiv gestimmt war, niemals traurig oder verbittert. Einfach eben Dionysos. „Nicht? Aber Onkel Hades weiß doch sicher noch wen ich meine, das weißt du doch noch.“ Apollon hatte sich sofort von ihm ab- und Hades zugewandt. Dieser hatte Dionysos Reaktion sofort verstanden. „Ich kann mich leider nicht an jede unglückliche Seele erinnern, auch wenn ihre Wut und ihr Hass wie ein Fluch auf mir liegt“, flüsterte Hades leise und versuchte das Thema so zu beenden. Doch Apollon war niemand der dieses Thema einfach so stehen ließ. „Aber... Ihr beide kennt ihn doch, das tut ihr sicher. Wie war nur sein Name? Ahhh es ist so lange her, so lange her...“ Dionysos sah, wie es in Apollons Kopf ratterte und arbeitete. Er selbst wusste den Namen noch zu gut. „O.. Or... Ovid? Nein. So hieß er nicht, nein. Orphe-“ „Das reicht!“ Es war als fürchtete Dionysos diesen Namen, weswegen unkontrolliert seine flache Hand auf den Tisch schlug und alle zusammenfahren ließ. Erst jetzt, als die Blicke der anderen auf ihm lagen, wurde Dionysos bewusst, dass er überreagiert hatte. Er musste sich beruhigen. Um Gottes Willen, er musste sich sofort beruhigen. „Der Unterricht beginnt gleich, wir sollten auf unsere Plätze gehen.“ Er selbst konnte nicht glauben, was er da sagte, als er sich auf seinen Platz niederließ. Für diesen Augenblick war es aber egal solange er diesen Namen des Mannes nicht hören musste.   **~~**   Dionysos beobachtete wie Apollon gen Erde sah. Er lauschte wieder diesem Sänger, den er entdeckt hatte. Seit er diesem Mann zuhörte, hatte Apollon selbst nicht mehr zur Lyra gegriffen, was Dionysos schon schmerzte, denn er hatte gerne ausgelassen zu Apollons Klängen getanzt. „Er singt so schön, so schön singt er. Das letzte Lied hat mich richtig zu Tränen gerührt, zu Tränen.“ Dionysos ging auf seinen Bruder zu und beugte sich zu diesem. Seine Augen waren wirklich verweint und er konnte eine einzelne Träne sehen, die über seine Wange glitt. Vorsichtig, strich Dionysos ihm diese weg und lächelte dabei. „Dann solltest du vielleicht etwas fröhliches spielen. Dann sind die Tränen im Nu vergessen.“ Für Dionysos war es ein Grauen seinen sonst so strahlenden Bruder weinen zu sehen. Das passte nicht zu ihm. Deswegen wollte er ihn aufmuntern. Ein kleines Fest, auf dem er fröhliche Lieder spielen und singen konnte, war da doch ideal. „Ich kann nicht, kann ich wirklich nicht“, erklärte Apollon mit einem unschuldigen Lächeln und versetzte Dionysos damit einen Stich ins Herz. Schon wieder hatte Apollon seine Bitte abgelehnt und dabei sehnte sich Dionysos doch so sehr nach einem Lied von seinem Bruder. Er sehnte sich nach dessen Stimme und dessen Strahlen. „Wieso kannst du nicht?“, fragte Dionysos und sah seinen Bruder mit einem Blick der Verzweiflung an. „Weil ich die Lyra nicht mehr habe. Sie ist bei der Person, die sie wirklich verdient hat.“ Es schien Dionysos den Boden unter den Füßen wegzureißen. Die Lyra... Die Lyra die Apollon einst von Hermes erhalten hatte, war nicht mehr in seinem Besitz? Dabei hatte sie Apollon immer so stolz getragen. Dionysos konnte es nicht fassen. „Wer hat sie?“, fragte er obwohl er die Antwort gleichzeitig fürchtete. „Sein Name ist-“   **~~**   Die Glocke hatte gerade rechtzeitig zur Pause geschlagen. Sie hatte ihn davor gerettet, diesen Namen zu hören, auch wenn er ihn bereits kannte. Murrend rieb er sich den Kopf, sich dafür verabscheuend, dass er tatsächlich eingeschlafen war und schon wieder von diesem unliebsamen Teil ihrer Vergangenheit träumte. Er brauchte dringend eine Ablenkung. Eine, die ihm nur sein fruchtbarer Garten bieten konnte und später vielleicht ein Gläschen Saft, dass viel eher ein heimliches Gläschen Wein war. Vielleicht sollte er Yui einladen. Es gab schließlich mehr als einen schönen Weg den Kopf frei zu bekommen. „Es tut mir leid, Baru-Baru, aber ich komme heute nicht zum Tennisclub!“ Es dauerte etwas bis Dionysos gänzlich aus seinem Traum erwacht war und bemerkte, wie Apollon eilig seine Tasche packte. Seltsam, in der Regel folgte er den Regeln und ging immer in den Schulclub. War etwas im Unterricht passiert was er verschlafen hatte? Nein sicher nicht, sonst wären die Anderen doch verwunderter über Apollons Entschluss gewesen. Warum machte er sich eigentlich Sorgen? Apollon war Schülersprecher, da war es doch nur normal, dass er hin und wieder diesen Club wegen seinen Schülersprecher-Aktivitäten sausen lassen musste. Er war heute einfach nur zu empfindlich. Allmählich brauchte er wirklich seinen Garten um seinen Kopf abzuschalten. Komplett abzuschalten.   Der Garten tat ihm wirklich gut. Das verdankte er seinen Pflanzen, die ihn freudestrahlend mit stehenden Köpfchen begrüßten und förmlich um Wasser bettelten. Da konnte er doch nicht so sein. Mit einem freundlichen Lächeln, holte er den Schlauch und richtete diesen auf die Blumen, während er den Hahn aufdrehte. „Wachst und gedeiht. Wachst und gedeiht“, flüsterte er ihnen zu als würden sie verstehen was er sagte. Wahrscheinlich taten sie es sogar, denn sie schienen sich richtig Mühe zu geben, seinem Wunsch zu entsprechen. Genau so etwas ließ sein Herz höher schlagen und alle Probleme vergessen. „Dionysos...“ Als er eine Stimme hinter sich vernahm, wandte er sich um, vergaß dabei aber seinen Schlauch, den er mit sich drehte und so jenen nass spritzte, der es gewagt hatte hatte, hinter ihm zu stehen. Erst als er Hades nasses Gesicht sah, wurde ihm bewusst, dass er ja immer noch den Schlauch hielt, den er auch sofort abstellte. „Hades-san! Tut mir leid. Soll ich dir ein Handtuch holen?“ Dionysos fühlte sich schuldig und wollte schon los rennen, als Hades seine Hand hob und ihm so zum bleiben animierte. „Schon in Ordnung, mein Unglück ist schuld daran. Genauso wegen der Sache heute mit Apollon und den Erinnerungen an diesen Mann.“ Dionysos verzog das Gesicht, denn eigentlich hatte er nicht mehr daran denken wollen, doch nun war es Hades, der ihn auch noch damit in die Ereignisse des Tages zurückholte. Auch wenn er Hades gegenüber ehrlich sein konnte, so brachte es Dionysos einfach nicht übers Herz. Selbst wenn man es ihrem Onkel nicht anmerkte, so gehört er doch zu der Sorte Mensch, die sich massive Sorgen um andere machte. „Dionysos, du solltest bezüglich dieser Sache mit Apollon reden. Er wird es verstehen, denke ich.“ Mit Apollon darüber reden? Hades hatte wirklich gut reden. Wie sollte er nach so vielen Jahrhunderten dieses Thema einfach so ausgraben und seinem Bruder gestehen, was er in einem Anflug aus Wahnsinn und Bruderliebe getan hatte? Wie sollte Apollon das jemals verstehen? Dennoch er wollte ihn gerade jetzt sehen. Wissend, dass er nichts wusste, dass er ihn immer noch so anlächelte wie vorher, und das er ihm weiterhin von weiter Ferne nahe sein konnte. „Wo ist Apollon gerade?“ Hades zeigte mit einem Schulterzucken, dass er es selbst nicht wusste. Dionysos blieb damit keine andere Wahl, als seinen Bruder zu suchen.   **~~**   Hades konnte nicht glauben, was Dionysos ihm da erzählt hatte. Nachdem die Seele Eurydikes in sein Reich gefunden hatte, war kurz darauf Dionysos aufgetaucht. Wie im Wahn, hatte er ihm die Geschichte von dem Geliebten der Nymphe erzählt. Seine Kraft Götter zu betören, dank der Lyra die ihm Apollon geschenkt haben sollte, war einfach unfassbar. Sicher, Apollon hatte schon früher wahnwitzige Ideen gehabt und Menschen wie auch mystischen Wesen kleine Geschenke gemacht, aber ein so machtvolles? Hades konnte, nein er wollte sich das nicht vorstellen. „Hades-san, ich bitte dich! Er wird hier auftauchen und seine Geliebte zurückfordern. Wenn nicht mit Worten, dann mit seiner Musik. Er darf sie nicht bekommen.“ Es war selten, dass Dionysos ihn hier besuchte und dann auch noch so nachdrücklich eine Forderung stellte. Was war seinen Neffen nur passiert? Warum interessierte es ihn so sehr, dass ein anderer diese Lyra spielte und dies auch tun würde, um seine Liebe freizubekommen? „Dionysos, das ist nicht deine Art“, erklärte der Gott der Unterwelt, wurde aber von dem Gott der Fruchtbarkeit gepackt, in dessen Augen er den leidenschaftlichen Wahnsinn sehen konnte. Was war ihm nur passiert? „Diese Lyra... Sie gehört einzig und allein Apollon. Niemand sonst darf sie spielen. Niemand sonst darf damit die Welt erhellen.“ Es musste sein Unglück gewesen sein, welches Dionysos befallen hatte. Glaubte zumindest Hades. Anders konnte er sich nicht erklären, warum Dionysos seinem Bruder auf einmal so den Rücken deckte. Und doch konnte er verstehen was dieser meinte. Die Lyra, sie gehörte einzig dem Gott der Sonne, doch sie war schon lange nicht mehr durch dessen Hand erklungen. Sie heilte damit keine Herzen mehr, brachte kein Licht in die einsamen Stunden und schien selbst die Sterne blasse als früher wirken. „Hast du Apollon das schon einmal gesagt?“, fragte Hades aber. Selbst wenn Apollon kleine Geschenke machte, so dachte er sich immer etwas dabei. Sie hatten immer irgendeinen tieferen Sinn, der anderen jedoch verborgen blieb, bis er diesen erläuterte. „Wir reden kaum noch... und ich vermisse ihn...“ Dionysos Hände lösten sich von Hades Tunika. Die Trauer war ihm deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. Er vermisste ihn also. Hades erinnerte sich nur zu gut daran, wie viel Zeit die beiden Brüder miteinander verbracht hatten. Vielleicht war es gar nicht der Verlust der Lyra gewesen, der dem Olymp etwas von seiner Sonne genommen hatte.   **~~**   Nirgends. Apollon war nirgends zu sehen und Dionysos hatte ein ganz schlechtes Gefühl dabei. Ein Gefühl welches er aus der Vergangenheit nur zu kannte und von dem er nicht gehofft hatte, es jemals wieder empfinden zu müssen. Er konnte ja damit leben, seinen Bruder an eine Frau zu verlieren, er selbst hatte immerhin mehr als eine gehabt, aber doch nicht an einen Mann der noch dazu schon lange nicht mehr lebte. Noch einmal wollte er das nicht durchstehen. Vielleicht hatte Hades ja Recht und er musste Apollon endlich alles erzählen. Die ganze Wahrheit.   „ikue ni kasanaru hikari no naka ni modokashii kokoro sotto kakushita omoiau hodo ni surechigai yureru utsukushiki hana tsunaida kizuna tada dakishimete itai yo“   Dionysos hielt inne, als er eine vertraute Stimme hörte, die durch die leeren Flure der Schule erklang. Unter tausenden hätte er sie wieder erkannt und wie damals, als Apollon ihm zu ersten Mal vorgesungen hatte, schlug sein Herz voller Leidenschaft. Diese Stimme war wie ein Zauber, betörend, begehrlich und der Grund, warum er sich niemals von seinem Bruder entfernen würde oder zumindest versuchte ihm immer nahe zu sein, für ihn da zu sein. Denn seine Stimme errettete ihn vor dem Wahnsinn. Als würde eine unsichtbare Hand ihn führen, ließ sich Dionysos zu dem Musikraum führen, in dem Apollon saß und sein wohlvertrautes Lied sang. Für sich in seiner eigenen kleinen Welt. Unerreichbar und doch so nah wie schon lange nicht mehr. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, als er die Saiten des Instrumentes zupfte, welches Dionysos so viele Jahre für verloren gehalten hatte. Seine Augen weiteten sich und er konnte nicht mehr an sich halten und musste einfach den Raum betreten. Die Tür schwang auf, die Lyra verstummte und Apollons überraschter Blick traf den trauererfüllten von Dionysos. „Dee-Dee...“ Kurzes Schweigen trat zwischen die beiden Brüder. Ein Schweigen, welches Dionysos brach, indem er all seinen Mut zusammenfasste. „Es wird wieder wie früher, oder?“ Etwas hoffendes lag in Dionysos Stimme, der genug Abstand zwischen sich und Apollon hielt. Einen Abstand den er eigentlich fürchtete, denn er bedeutete soviel mehr als dass sie über Jahre eine gewisse Distanz zueinander bekommen hatten. Eine Distanz, die Apollon überwand, als er die Lyra beiseite legte und direkt auf Dionysos zulief. Dionysos konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Apollon seine Arme um ihn legte. Zum ersten mal seit einer so langen Zeit spürte er diese sonnige, warme Nähe. Er roch den Morgentau der aufgehenden Sonne in seiner Welt. „Tut mir leid, dass ich nicht erkannt habe, dass du seine Musik nicht magst. Ich hätte sie nur zu gerne mit dir zusammen gehört.“   **~~**   Apollon hätte ihn auch blind gefunden, denn seine Stimme hallte unentwegt in seinem Herzen wider. Es grenzte fast schon an Ironie, dass selbst jetzt, da Anhänger Dionysos ihn in die Finger bekommen und in Stücke gerissen hatten, sein Lied nicht verstummen wollte und seinen Bruder immer noch geißelte. Selbst hier, an dem einsamen Strand, neben der Lyra konnte es dieser Mann nicht lassen und sang seine traurigen Litaneien. Apollon lächelte traurig, beugte sich zu dem Kopf und strich sanft durch das Haar des Sängers, der sofort verstummte, als hätte Apollon ihm damit einen eindeutigen Befehl gegeben. „Hör bitte auf, ja? Du quälst Dee-Dee. Dabei wollte ich doch nur einmal mit ihm so ausgelassen tanzen, wie er es auf den Festen immer tut. So ganz allein.“ Apollon hob die Lyra auf und verbarg sie unter seiner Toga. Er würde ein Sternenbild nach ihr formen lassen. Als Mahnmal, damit er nie wieder Dionysos so tief verletzte und sie von einander trennte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)