Kamigami ga doki doki da yo! von Erenya (One Shot Sammlung Part 1) ================================================================================ Kapitel 7: Licht der Hoffnung (Sunshineshipping) ------------------------------------------------ Sie waren sich so gleich, so ähnlich, schienen dieselbe Funktion in ihrer Götterwelt zu haben und doch waren sie beide von Grund auf verschieden. Baldr bemerkte das immer, wenn er im Klassenzimmer zu Apollon sah. Gerade jetzt, da er von seinen Gewissensbissen gegenüber Cassandra erlöst und prädestiniert für seinen Abschluss war, schien der Sonnengott noch mehr zu strahlen, ihn fast zu überleuchten. Seltsam, sie waren beide Götter des Lichtes, doch der Schatten über Apollon war verschwunden und Baldr hatte das Gefühl, alleine mit seiner Dunkelheit zurückzubleiben und gegen Apollon zu verlieren. Er konnte seinen Abschluss machen, er war es, dem Yui so unsagbar nahe war, er war es den so viele trotz seiner Fehler aufrichtig liebten... Er war fluchlos, frei und so viel anders als er, obwohl sie einander gleich waren. **~~** „Baru-Baru!“ Baldr zuckte zusammen, als er die Stimme Apollons hinter sich hörte. Verwundert drehte er sich um, doch kaum, dass dies geschehen war, hatte er den Sonnengott an sich hängen. Es war unangenehm, dass Apollon an ihm hing, als sei er der lebensgroße Teddy den Apollon brauchte um glücklich zu sein. „Agana Belea, du erdrückst mich, was ist denn los?“ Baldr setzte seine gewohnte Maske auf, ein Lächeln. Es grenzte fast schon an ein Wunder, dass er dazu fähig war, obwohl ihm Apollon gegenüber stand. Dabei war dessen Anwesenheit einfach nur unerträglich. „Yousei-san hat uns erzählt, dass es diverse Länder in der Menschenwelt gibt, in denen sich Menschen mit Farbe bewerfen und im Farbregen tanzen und ganz viel Spaß haben, soviel Spaß! Wir wollen das auch machen, wollen wir machen. Tsuki-Tsuki wartet bereits im Zimmer des Schülerrates, komm doch mit, komm doch mit, Baru-Baru.“ Baldr wusste nicht, ob es an Apollons etwas aufdringlichen, aber liebenswürdigen Art lag, oder an dessen anziehenden Persönlichkeit, aber er fühlte sich von Apollon im wahrsten Sinne des Wortes mitgezogen, wodurch er keine andere Wahl hatte, als zum Zimmer des Schülerrates zu gehen und zu hören, was ihr Schülersprecher nun schon wieder plante. Schlecht waren seine Ideen bisher nie gewesen, nur dessen eigenwillige Umsetzung hatte immer etwas... eigenwilliges. „Komm mit, komm mit!“ Baldr hatte wirklich keine andere Wahl, als Apollon zu folgen, der ihn immer weiter mit sich zog in die ihm vertraute Richtung des Zimmers für den Schülerrat in dem auch schon wirklich Tsukito wartete und in Ruhe ein Buch las, welches er sich anlässlich der neuen Idee Apollons geholt hatte. Sein Herz ging aber auf, als er Yui erblickte, die ihn mit diesem unbeschreiblichen Lächeln begrüßte. Ein Lächeln, dass so anders als von den Anderen war. Aufrichtig und ungebunden an seinen Zauber. „Wir sind nun vollzählig, genau vollzählig sind wir nun. Tsuki-Tsuki, hast du schon etwas über das Fest gefunden, von dem uns Yousei-san erzählt hat? Hast du?“ Apollon war wie gewöhnlich in seiner Euphorie nicht zu bremsen. Im Gegenteil, seit er seinen Abschluss gemacht hatte, schien er sogar noch euphorischer zu sein, so als wollte er nun unbedingt alle dazu bringen, dass sie ihren Abschluss machen konnten. Wenn Baldr ehrlich war, hasste er das an ihm. So naiv, so selbstlos und in gewisser Weise so gefährlich für ihn, wenn es da um diese eine Person ging, die Baldr mehr als alles andere auf der Welt an seiner Seite haben wollte. In seinen Gedanken verloren, ging Baldr auf die Couch zu und ließ sich neben Apollon nieder, der sich so angeregt und vor allem aufgeregt mit Tsukito unterhielt. Wieso nur, waren sie einander so ähnlich und doch verschieden? Wieso nur, fürchtete er, dass er hinter Apollon zurückbleiben würde, wo er es doch war, der bei allen beliebt war, denn selbst die Menschen lieben würden, wenn er auf die Erde kam. Warum nur, fürchtete Zeus, dass er diese Wesen nicht verstehen konnte? Lag es etwa an dieser anderen Seite in ihm? Diese Seite, diese Persönlichkeit, die er nicht kontrollieren konnte, wenn man ihm etwas wichtiges nahm, oder jemanden verletzte der ihm nahe stand? War es denn wirklich falsch, ab und an der Dunkelheit und Zerstörung nachzugeben? „Baldr-san?“ Erschrocken sah Baldr zu Yui auf, die ihn besorgt ansah. Sie kannte diese Seite von ihm bereits und doch fürchtete sie ihn nicht. Sie redete noch genauso mit ihm wie vorher, wie mit jedem anderen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig, wobei ihre Stimme deutlich mit Sorge erfüllt war. Sie machte sich Sorgen, um ihn? „Ja, alles in Ordnung, Yui-san. Ich hing in Gedanken wohl noch dem Lernstoff von Thoth-sensei nach.“ Er lächelte, so wie er es immer tat, um sein wahres Wesen zu verbergen. Ein Lächeln, dass jeden blenden konnte, selbst den Gott der Sonne persönlich. „Ah~ Die Geschichte mit Pandora. Ja die ist wirklich schwer. Sehr schwer. Im Olymp gibt es nur Gerüchte darüber. Die Geschichte ist für junge Götter ein Mahnmal dafür, warum mystische und göttliche Gaben niemals an Menschen weiter gegeben werden dürfen. Aphrodite lamentiert selbst heute noch über die Handlung Pandoras, dass sie die Büchse geöffnet hat, das tut sie immer.“ Apollon schien fast vor stolz zu platzen, dass er über die Geschichte der Büchse der Pandora Bescheid wusste. Thoth hatte sie als Beispiel dafür verwendet, wie groß die Neugier der Menschen war. Baldr hingegen hatte nicht wirklich zugehört und stattdessen überlegt, wie er genauso schnell wie Apollon seinen Abschluss machen konnte. Doch gerade jetzt wieder, zeigte Apollon nur zu deutlich, wie weit sie voneinander entfernt waren. „Dann war diese Geschichte ja nicht Mahnung genug für dich, Agana Belea.“ Baldr lächelte über diese Worte hinweg, die so gezielt in Apollons Herz trafen, dass er es mit einer inneren Genugtuung sah, wie Apollon das Gesicht schmerzerfüllt verzog. Jeder im Raum wusste, worauf Baldr angespielt hatte und niemand würde glauben, dass Baldr dies mit Absicht getan hatte. „Ahahahaha... Da hast du wohl Recht, Baru-Baru.“ Etwas schmerzerfülltes lag in Apollons Lächeln. Gott, wie Baldr selbst dieses Lächeln hasste. Diese Seite von Apollon, der scheinbar niemals böse auf jemanden wurde, sondern alles immer hinfort lächelte. Er wollte dieses Lächeln zerstören, er wollte Apollon zerstören. Baldr spürte, wie dieser Gedanke immer mehr Besitz von ihm ergriff. Die Angst trat ein. Angst, sich selbst nicht mehr unter Kontrolle zu haben und dann womöglich auch Yui zu verletzten. „Entschuldigt, mir geht es nicht gut...“ Baldr erhob sich entschuldigend und hielt sich den Kopf. Er musste weg. Schnellstens weg, bevor ein Unglück passierte. Er ignorierte die besorgten Blicke seiner Mitschüler und ging stattdessen aus dem Raum hinaus. Er musste weit weg, damit Yui nichts passierte, damit er die Kontrolle nicht verlor, damit er Loki noch nicht zu etwas zwingen musste, womit dieser sich wahrscheinlich schon seit Jahren quälte. **~~** Die Büchse der Pandora. Baldr hatte zugeben müssen, dass ihn nun doch dieses Thema interessierte, weswegen er sich nach dem Unterricht in die Bibliothek zurückgezogen hatte. Besonders, weil hier der beste Ort war, um Apollon aus dem Weg zu gehen, um nicht erneut unfaire, wenn nicht gar gemeine Dinge zu sagen, die ihr Schülersprecher wahrscheinlich nicht verdient hatte. Aber nur wahrscheinlich. Vielleicht hatte er sie wegen seiner Naivität und strahlenden Persönlichkeit ja doch verdient. Jeder brauchte etwas Schmutz auf seiner weißen Weste. Apollon hatte seinen viel zu früh abgewaschen. „Ah, da ist es...“, flüsterte Baldr, als er endlich gefunden hatte, wonach er suchte. Mit größten Interesse, dass er bisher nie für griechische Mythologie gehegt hatte, öffnete er das Buch und begann darin zu lesen, was die wahre Geschichte Pandoras war. „Zeus bat Hephaistos einen Menschen aus Lehm zu erschaffen, den er Pandora nannte. Die Frau heiratete den Bruder des Diebes Prometheus, der Zeus das Feuer gestohlen und damit die Menschen selbstständiger und gottloser werden lassen hatte. Zeus gab Pandora eine Büchse und wies sie an, den Menschen zu sagen, dass diese niemals geöffnet werden dürfte. Pandora selbst öffnete aber die Büchse und ließ alles schlechte in die Welt fahren, so dass Krankheit, Tod, Zerstörung...“ Baldr hielt inne als er das Wort Zerstörung laut für sich selbst las. War es nicht das was er brachte? Zerstörung? War er vielleicht von diesem Übel nach dessen Flucht in Besitz genommen wurden? Baldr schüttelte mit dem Kopf. Er musste die Geschichte erst zu Ende lesen, nur dann konnte er sich ein Urteil erlauben. Vielleicht hatte man das Übel auch wieder eingesperrt. Noch dazu war er kein Grieche, was sollte die Büchse der Pandora also mit ihm zu tun haben? Das war immerhin eine Angelegenheit der Griechen und nicht seine. „Bevor die Hoffnung aus der Büchse weichen konnte, wurde diese aber verschlossen, so dass von diesen Zeiten an alle Übel über die Menschen einhalt hielten.“ Kaum dass er die letzten Sätze des Mythos gelesen hatte, wurde Baldr heiß und kalt gleichzeitig. So war das also mit Pandora gewesen. Hatten die griechischen Übel vielleicht doch auch die Norden heimgesucht? Hatte die Zerstörung sich in ihm reinkarniert? Wenn dem so war... Er mochte gar nicht daran denken. Niemals. Er wollte nicht zum Gott der Zerstörung werden und Menschen oder Göttern wehtun, die ihm so viel bedeuteten. **~~** Durch Loki und die anderen Götter, waren Baldrs Bedenken schnell in Vergessenheit geraten. Nicht aber seine Gefühle für Apollon, der immer exzessiver seine Nähe suchte und selbst die Hausaufgaben mit ihm zusammen machen wollte. 'Das ist nur der Zauber deiner Mutter...', versuchte sich Baldr immer wieder einzureden. Doch Apollons Aufdringlichkeit befand sich auf einem ganz anderen Level als die der Geisterschüler, die als Statisten nur die Schule füllen sollten. Dennoch, damit er sich seine negativen Gefühle Apollon gegenüber nicht anmerken ließ, hatte er nachgegeben und zusammen mit ihm und Tsukito das Farbenfest, welches man 'Holi' nannte, organisiert. Sie hatten den ganzen Abend zuvor damit verbracht, kleine Säckchen mit Farbpulver zu füllen. Loki hatte sich ebenfalls eingebracht, mit der Grandiosen Idee Wasser in Ballons zu füllen, damit der Wind die Farbe nicht so schnell wieder wegwehte und es wirklich ein wunderbares Erlebnis für alle wurde. Allerdings hatte Baldr Loki dabei erwischt, wie dieser den ein oder anderen Ballon mit flüssiger Farbe und Tomatenketchup zu füllen versucht hatte. „Ich freu mich schon auf morgen und wie ich mich auf morgen freue!“ Hatte Apollon nach der harten Arbeit verkündet, während alle aus dem Klassenzimmer gingen. Sie waren alle fröhlich, freuten sich auf den nächsten Tag und schienen Apollon dafür zu danken, dass er diese grandiose Idee hatte. Sie alle schienen vergessen zu haben, dass Yui ihm erst von diesen Event erzählt hatte. Ohne sie wäre er doch niemals darauf gekommen. „Nee~ Baldr~ Sollen wir für Ahollon vielleicht eine besondere Überraschung machen? Als Organisator des ganzen sollte er doch am buntesten aussehen, meinst du nicht?“ Mit einem breiten Grinsen hatte sich Loki zu Baldr, der das Schlusslicht bildete, zurückfallen lassen und hielt dabei eine Flasche mit gelber Farbe hoch. Für gewöhnlich, hätte Baldr nun etwas gegen diese Idee und versucht Loki aufzuhalten, doch irgendwie... Ja, irgendwie wollte er Apollon gerne etwas bloßstellen. Beweisen, dass er nicht so perfekt war wie alle anderen glaubten. Und doch... „Loki!“, antwortete er im gewohnten Ton, wie es immer war, wenn er Loki von seinen Scherzen abbringen wollte, oder dieser bereits etwas ausgefressen hatte. Es war allerdings dieses Mal nicht so, dass er etwas gegen diesen Scherz hatte. Vielmehr lag es daran, das Apollon ein undankbares Opfer war und es ihm wahrscheinlich auch noch gefiel. Loki verstand das aber nicht. Er dachte, dass Baldr wie gewohnt widersprach, weil er glaubte, dass dieser Scherz zu weit ging. „Aber Baldr~ Der Spaß tut doch niemanden weh. Vielleicht tun wir Ahollon damit sogar einen Gefallen.“ Lokis Grinsen wich nicht. Doch Baldrs Blick verdüsterte sich. Natürlich würden sie Apollon damit einen Gefallen tun. Er würde wieder der Strahlemann sein. Und selbst wenn die Farbe jemanden anderen erwischte, Apollon würde mit seinem Optimismus alle wieder runter bringen. Am Ende hätten alle Spaß. Nur er nicht. „Baldr?“, fragte Loki leise und drang damit nur hauchzart noch in Baldrs Unterbewusstsein vor. Er hasste Apollon. Apollon, der ihm so gleich und doch so frei von Dunkelheit war. **~~** Die gesamte Schule hatte heute auf ihre Schuluniform verzichtet und sich stattdessen in vollständiges Weiß eingekleidet, um so besonders viel von der Farbe einfangen zu können. Da Thoth es nicht für nötig hielt als Lehrer an dem Event teilzunehmen, hatte er sich mehr oder weniger dazu bereit erklärt die ersten Farbsalven zu werfen und so das Holi zu eröffnen. Der Rest lag dann an den Göttern und Schülern. „Auch wenn ich das hier für die größte Zeitverschwendung halte...“, setzte Thoth die Eröffnungsrede an und griff dabei in einen Topf mit Farbpulver, den Yui ihm vor Beginn des Events gereicht hatte. Nun stand sie mit den Göttern inmitten der Menge und erwartete mit klopfenden Herzen die erste Salve. „Viel Spaß...“ Das Thoth wirklich eine kurze Rede halten würde, hatte schon niemand erwartet, dass sie dann aber so kurz werden würde, noch weniger. Dennoch, niemand beklagte sich, als die erste Salve trockener Farbe auf sie herab rieselte. Eine Zweite von Thoth folgte, ebenso eine dritte, doch schließlich, als die anderen alle ihre Farbbeutel ergriffen und selbst anfingen Farbstaub in die Luft zu werfen, hielt Thoth inne und überließ die Meute an Schülern ihrer selbst. Er für seinen Teil hatte genug zu diesem Schauspiel beigetragen, dass musste reichen. Wo er auch hinsah, die Kleidung wurde bunt. Farben, überall Farben, die vom Himmel herabregneten, zusammen mit Wasser, welches wohl durch die aufgeplatzten Wasserballons kamen, die alle einander zuwarfen. Nur Baldr, hatte nichts von diesem Spaß. Das Wasser kam nicht einmal bis zu ihm und die Farbe rutschte an einer unsichtbaren Mauer hinab. Seine Sachen waren die einzigen die Weiß blieben. Ebenso war er der einzige, der keinen Spaß hatte. Um ihn herum war überall fröhliches Gelächter. Er war einsam, unter vielen. Selbst Loki hatte seinen Spaß daran, indem er sein liebstes Opfer Takeru mit Farbe bewarf und dieser darauf einging und es erwiderte. Yui hatte Spaß und ließ sich von Tsukito und Apollon bewerfen. Selbst Thor mischte mit, indem er die Geister mit Farbe berieselte, nach denen sie sich so sehr zu sehen schienen. Sie alle, waren zusammen. Doch er stand dank dem Zauber seiner Mutter außen vor. Nicht einmal die Farbe wollte ihm etwas antun und ihn beschmutzen. Genauso wie der Regen für gewöhnlich an ihm abprallte. Zum ersten Mal, war sich Baldr bewusst, was dieser Segen bedeutete, dass er in Wahrheit der Fluch war, der ihn zu einem zerstörenden Gott machte und der ihn selbst verletzte. Nicht körperlich, aber emotional, weil er gerade an Momenten wie diesen nicht teilhaben konnte. So gut es ging, schlängelte sich Baldr durch die Massen. Seltsam, sonst immer zog er alle magisch an, doch nun schien er allen egal zu sein. Sie hatten Spaß, bemerkten ihn nicht einmal, wenn er sie aus versehen anrempelte. Meist entschuldigten sie sich bei ihm, aber mehr auch nicht. Baldr wollte nun alleine sein. Für sich. Fernab aller Mitschüler und Götter. Wenn er schon in der Masse einsam war, dann konnte er es auch alleine. Apollon lachte vergnügt, als Loki ihn mit einem Wasserballon bewarf und so mehr von Yuis violetter Farbe, vielleicht war es auch blau und rot vermischt, an ihm haftete. Doch er verstummte, als er nicht unweit von sich, eine vollkommen saubere Gestalt in Form von Baldr aus der Menge flüchten sah. Dunkel erinnerte er sich daran, was er einst mit den anderen beim Sterne beobachten erlebt hatte. Damals, als sie Hades zeigen wollten, dass nicht alles Unglück wirklich Unglück war. Baldr war der einzige gewesen, den der Regen nicht nass gemacht hatte und in Apollon stieg eine düstere Vorahnung auf, dass dies nun auch beim Holi passiert war. Zumindest war Baldr zwischen all den bunten Gestalten mit seiner vollkommen unbefleckten Kleidung mehr als nur auffällig gewesen. „Apollon-san?“ Apollon sah zu Yui, die bemerkt hatte, wie ernst der Sonnengott geworden war. Doch Apollon schenkte ihr zur Beruhigung ein Lächeln. „Feiert noch etwas weiter, feiert ruhig noch. Ich muss etwas wichtiges erledigen, etwas sehr wichtiges“, erklärte er, als er ebenfalls anfing sich durch die Menge und den Farbregen zu kämpfen. Er wollte Baldr gerade jetzt nicht aus den Augen verlieren. Immerhin waren sie beide Götter des Lichtes. Sie waren einander so ähnlich, dass Apollon glaubte zu wissen, wie Baldr sich fühlte. Und als Freund, wollte er für Baldr da sein. Vor allem dann, wenn er einen Freund an seiner Seite brauchte und das war gerade jetzt der Fall. „Tut mir leid, das tut es. Verzeihung...“ Bemüht kämpfte er sich durch die Massen, wesentlich schwerfälliger als Baldr, dem scheinbar jeder aus dem Weg gegangen war, um ihn nicht zu verletzten. Wahrscheinlich war auch das ein Werk von Baldrs Segensfluch seiner Mutter. Apollon besaß so etwas nicht und gerade jetzt wünschte er es sich aber, um schneller zu Baldr zu kommen. **~~** Der Abgrund in die Tiefe war Baldr wahrscheinlich näher als ihm selbst lieb war. Aber hier, an der Klippe, war der einzige Ort, an dem er ungestört sein konnte. Hier her verfolgte ihn nicht mehr das Lachen seiner Klassenkameraden. Nur der Wind wehte ihm durchs lange, dunkelblonde Haar und versuchte ihn zu beruhigen. Doch es gab nichts zu beruhigen. „Hier bist du. Ich habe dich endlich gefunden, endlich gefunden habe ich dich.“ Baldr zuckte zusammen, als er so plötzlich Apollons Stimme hinter sich vernahm. Überrascht wandte er sich zu ihm um und erkannte den bunten Sonnengott, der ihn erleichtert und atemlos anlächelte. Hatte wirklich er als einziger sein Verschwinden bemerkt und war ihm dann auch noch nachgelaufen? Warum musste es ausgerechnet er sein, dieser Idiot, dieser Gott, denn Baldr gleichermaßen mochte wie hasste? „Agana Belea...“ Der Nachname seines Klassenkameraden kam kühl über seine Lippen, gefolgt von einem falschen Lächeln. „Du solltest zurück zu den anderen gehen, sie vermissen dich sicher schon.“ Er sollte weg. Er sollte verschwinden, bevor seine Wut und sein Hass auf ihn, sich irgendwie ausbreiteten und keimten. Baldr ertrug die Nähe des Sonnengottes nicht. „Nein, Baru-Baru! Dann bist du alleine und das will ich nicht!“ Die Bedeutung von Apollons Worten sickerte in Baldr langsam wie dickflüssige Bonbonmasse. Apollon hatte bemerkt, dass er einsam war. Obwohl sie die letzten Tage nicht mehr miteinander gesprochen hatten, weil Baldr ihm aus dem Weg gegangen war. „Ich kann mir vorstellen, wie es sich anfühlt, nicht denselben Spaß wie die anderen zu haben, kann ich mir wirklich vorstellen. Aber... deswegen musst du nicht alleine bleiben. Wir finden einen Weg.“ Dieses Lächeln. Dieses unsagbar unerträgliche Lächeln von Apollon. Es trieb Baldr zur Weißglut. Er ertrug es nicht. Er ertrug diesen viel zu hell strahlenden Sonnengott einfach nicht, auch wenn er sich danach sehnte so zu sein wie er. Genauso frei von der Dunkelheit, genauso nahe bei Yui. „Als ob du es dir vorstellen könntest, Agana Belea!“ Baldr merkte nicht, wie seine Haare schneeweiß wurden und sein menschlicher Körper dem seines Götterkörpers wich. Er spürte nur diese unbändige Wut, die er in diesem Moment auf Apollon eindreschen lassen wollte, der allerdings Schritt für Schritt näher kam, obwohl er spüren musste, dass die Luft um ihn herum geladen war. „Keinen Schritt näher! Bleib mir vom Leib, Agana Belea.“ Er wollte ihn nicht so nahe bei sich haben und hob seine Hand. Bereit die Kontrolle zu verlieren, sich seiner dunklen Seite zu ergeben und damit auch dieses Problem aus dem Weg zu räumen. „Dann bin ich eben eine Reinkarnation vom Inhalt der Büchse der Pandora...“, wisperte Baldr leise und ergab sich mehr und mehr seinem anderen Ich. Er nahm Apollon nur noch verschwommen wahr, der immer näher auf ihn zu kam. Loki hatte Recht, er war ein Ahollon. Er wagte es doch tatsächlich und spielte mit seinem göttlichen Leben. Kurz bevor Baldr vollständig seine Kontrolle verloren hatte, spürte er, wie ein anderer, warmer Körper sich an ihn schmiegte. Noch einmal, öffnete er seine seelischen Augen und blickte auf den Körper des Gottes mit dem leuchtend blonden Haar, der ihn fest umarmte. „Baru-Baru... Du hast die Geschichte nicht bis zum Schluss gehört, oder? Als alle Übel der Welt geflohen waren, aus der Büchse der Pandora und man die Hoffnung darin verschloss, beschloss Pandora, dass dies nicht fair war und öffnete sie ein letztes Mal, so dass auch das Licht der Hoffnung in die verdunkelte Welt entkommen konnte. Sicher, Leid, Krankheit, Zerstörung sind schlimm, aber nur mit der Hoffnung werden sie erträglich, nur dann werden sie erträglich. Und wenn man Freunde hat, dass habe ich hier gelernt, wird all das Leid mit dieser gebündelten Hoffnung nur noch viel erträglicher.“ Baldr lauschte stumm und bewegungslos den Worten Apollons, der sich noch fester an ihn drückte und ihn wirklich berührte. Er spürte den nassen Körper und die warme Farbe, die sich auf sein Göttergewand legte. Farbe, die ihm zuvor ausgewichen war, aber nun dank Apollon auf ihn übertragen wurde. „Und wenn schon...“, wisperte Baldr leise. Er hasste Apollon noch immer. Denn gerade war er das Licht der Hoffnung, von dem er sprach. Dieses Licht, es war einfach zu hell um es zu ertragen. „Nichts und wenn schon. Auch durch dich, habe ich immer wieder Hoffnung schöpfen können, genau das habe ich. Ich bewundere dich, Baru-Baru. Du bist beliebt, engagiert, freundlich und nett zu Yousei-san, sehr nett. Als ich zu Cassandra wollte, dachte ich mir, dass sei okay, wirklich okay, weil du ja für Yousei-san da bist. Du hättest ihr Hoffnung gegeben und sie wieder zum lächeln gebracht, genau das hättest du.“ Baldrs Augen weiteten sich. Was Apollon da sagte, ergab doch keinen Sinn. Sicher, er hätte Yui versucht zum Lachen zu bringen, wenn sie wegen Apollon geweint hätte, aber er wäre doch nicht der einzige gewesen, der das versucht hätte. „Ich weiß genau, dass du als einziger es geschafft hättest, weil du ein Gott des Lichtes bist. Und deswegen, bist du die Verkörperung der Hoffnung, das bist du.“ Sein Herz schlug schneller, als er Apollons Worte hörte. Sah der Sonnengott ihn etwa so? War das wirklich seine aufrichtige Meinung über ihn? „Agana Belea...“, flüsterte er leise und sah zu Apollon, der ihn dieses strahlende Lächeln schenkte. Vorbei war die Spannung in der Atmosphäre. Vorbei war der Hass, der zwar noch keimte, aber nicht mehr so leidenschaftlich brannte. „Ach herr je, jetzt habe ich dein Hemd beschmutzt...“ Weinerlich entfernte sich Apollon von Baldr, der an sich hinab sah. Er war wieder in seiner Menschenform, doch wie es Apollon bemerkt hatte, war sein weißes Hemd voller Farbe. Er war... am Holi-Fest voller Farbe. Und das nur, weil Apollon sich ihm hatte nähern können. Weil er ihn berührt hatte. Ein Lächeln zauberte sich auf Baldrs Gesicht, als er seinen Beutel mit Farbpulver nahm und diesen über Apollons Kopf ausschüttelte. „Du bist viel schmutziger als ich, Agana Belea.“ Baldr lachte. Es war aber dieses Mal nicht dieses gespielte Lachen, sondern ein aufrichtiges, welches ihm Apollon geschenkt hatte. Ebenso das Licht der Hoffnung, dass erneut in Baldrs Dunkelheit erstrahlt war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)