Darksiders von AlazryelSatanae ================================================================================ Kapitel 1: Eigentliche Routine ------------------------------ Sehnsucht lag noch immer nicht in meinen Händen und doch gab ich die Hoffnung nicht auf. Jeden Tag aufs Neue saß ich vor der gewaltigen Klinge und verband mich auf telepathische Weise mit ihr – ab und an war die Sense sogar auf Klatsch eingestellt, bis sie sich irgendwann schmerzhaft von mir trennte, indem sie mich aus ihren Gedanken rausschmiss weil ich ihr zu sehr auf die Nerven ging oder sie mich schlicht weg ignorierte. Ich hatte es auch schon handlich versucht, die Sense aus dem Boden zu heben, doch es ging nicht. Ich hatte mich vor dem halben Dorf zum Gespött gemacht, als ich mich gegen den Schaft gelehnt und so kräftig ich konnte gedrückt hatte und dennoch nichts geschah. Oder als ich mich sogar dran gehangen hatte.. Nein, selbst da hatte sie sich nicht bewegen können. Nicht einen Zentimeter! Oft lachte Sehnsucht mich dann mit einem klirrenden Geräusch aus. Doch heute würde sie mich nicht vertreiben, heute würde ich so lange hier sitzen bleiben, bis sie endlich mir unterlegen und gehorchen würde! Das würde eine lange Nacht werden.. wenn nicht sogar einige Wochen. Ich hatte bis Dato in einem winzigem Dorf einiger Erschaffer gelebt, das am Rande von Schmiedewelt lag. Es war nicht Groß, hatte vielleicht gerade einmal genug Einwohner um wirklich als Dorf bezeichnet zu werden und nicht als Ansiedlung. Hauptsächlich gab es hier nur Schmiede – wer hätte das geglaubt. Einen Bäcker und ein Hirte. Das Fleisch bereitete jeder anders zu, so wie er es selber wollte. Dazu brauchten wir keinen Fleischer. Und wer war der Bauer? Ich, natürlich.. Allerdings nicht mehr lang. Ich hatte wie jeden Morgen das Feld gewässert, meine Tiere gefüttert und ausgeführt und mich dann vor Sehnsucht gesetzt. Das Feld hatte ich früh genug bestellt, damit die Ernte reichlich ausfiel. Nicht so wie das Jahr zuvor. Auch wenn es nicht direkt meine Schuld gewesen war, dass das Feld abgebrannt war, hatte ich trotzdem zu wenig angebaut und somit gab es für fast ein Jahr lang kein Brot. Welch Drama, und doch hatten mir die Hünen von Gestalten das ganze ziemlich übel genommen. Irgendwo verständlich.. Meine Hände schmerzten vom striegeln des Pferdes, vom Einfetten und bürsten des Zaumzeuges – auch wenn ich es so gut wie niemals benutze -, vom Futtereimer tragen, vom Vogelkäfig säubern, vom Schuppen polieren des Drachen.. es war nicht einfach einen ganzen Bauernhof zu führen und das zudem auch noch alleine. Und dennoch schaffte ich es, Tag für Tag jeden früh aufzustehen. Warum auch immer ich mir das antat. Vielleicht.. nein, ich hätte mich damals für mein altes Leben entscheiden sollen! Hätte bei ihnen und dem besserem Leben bleiben sollen.. Doch nun war es zu spät und hier saß ich nun – vor einer Sense, die nichts weiter tat als absolut sinnlos in der Gegen herumzustehen! „Ich hätte dich einschmelzen lassen sollen, wäre besser gewesen – zudem hättest du sicherlich einen schönen Eimer abgegeben!“, Sehnsucht kicherte, gab aber ansonsten keine weitere Antwort. Ich saß im Schneidersitz vor ihr, hatte die Hände in den Schoß gelegt und sie zur Entspannung leicht massiert. Doch sie taten noch immer weh, „Wirst du auf deine jungen Tage doch noch zur alten Frau, Destiny? Ich dachte heute wäre wieder einer dieser Tage.. so wie die anderen davor auch, weißt du? So ein Tag, wo du immer meintest, das er der Tag sei!“, die Sense klackerte leicht im Wind und schien beinah mit ihrer krummen Schneide zu grinsen. Elendes Mistding! Sie wollte mich wie zumeist auch einfach nur ärgern. „Natürlich ist er heute – ich weiß es und du sicherlich auch! Hast du denn etwa keine Ahnung was heute für ein Tag ist? Oder hast du es schlicht weg verdrängt?“ Sehnsucht gab sich dumm, tat so, als wüsste sie nicht, was ich meinte und schüttelte sich leicht. Ich hingegen schaute an ihr vorbei und auf das Feld vor mir. Es war sehr groß, und leer. Die Sonne stand schon relativ hoch am Himmel und prasselte nur so auf meinen Kopf herab. Die Landschaft um mich herum schien ansonsten wie eine Oase der Fruchtbarkeit zu sein! Grüne Wiesen, dichte Wälder in kurzer Ferne, rauschende Bäche, zwitschernde Vögel.. nur das Feld war die reinste Wüste. Zumindest sah es so aus, doch ich wusste es besser. Die Samen schlummerten tief in der Erde, gespeist von frischem Regenwasser und Dung. Scheiß Arbeit das alles! Vor allem wenn der Gaul nicht will und der Drache sich zu fein für das alles ist! Und die Raben.. die konnten mir in diesem Fall auch nicht helfen. Die Dorfbewohner um Hilfe bitten? Würde mir nie in den Sinn kommen. Also musste Frau tun, was nun einmal ihre Arbeit war und nahm die Sache selber in die Hand. Stets die Augen auf Sehnsucht gerichtet, hatte ich mit eigener Muskelkraft das Feld umgedreht, die Samen gesät und dann wieder die Erde darüber geschüttet. Wasser, Dung und Geduld hieß es nun aufzubringen. Aber was erzähle ich hier eigentlich? Immer zu hatte ich das Feld im Kopf.. und wenn ich auf dem Feld stand, dann war es Sehnsucht die meiner Aufmerksamkeit Seelig war. Mit bitterer Ironie festzustellen, das in meinen Gedanken anscheinend nur zwei Dinge Platz hatten, kam plötzlich Schatten neugierig krächzend heran geflogen und setzte sich auf die Klinge der Sense. Zu aller Beleidigung Sehnsuchts. Ich schmunzelte, hatte Schatten doch ihren Kopf zur Seite gedreht und angefangen, die Sense genauestens zu begutachten. Sehnsucht schüttelte sich heftig, was den Raben wenig beeindruckte, war der Schaft doch zu tief in die Erde gedrängt worden, als das sie allzu große Schwingungen hätte erzeugen können um den Vogel zu verscheuchen, „Sehr liebreizendes Paar, was ihr beide da abgebt!“, „Sagt ausgerechnet die, die einst als kleines Balg dachte, ein Reiter..“. Ich stand auf und packte mit festen Griff den Schaft und schüttelte so heftig daran, das Schatten beleidigt kreischend aufflog und sich einen anderen Platz zum Gaffen suchte, „Schweig, oder ich mache Ernst, mit dem Einschmelzen, Sense!“ Sehnsucht schwieg – vorerst -, kicherte dennoch, als sie ihren Geist vor mir verschloss. Ich seufzte, wobei ich langsam meine Hände wieder lockerte. Dämliche Sense!! Was bildete die sich eigentlich ein..? Rums! Ich zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich ein heftiger Druck durch den Boden ging und alles zum Beben brachte. Die Sense kreischte auf, Schatten flatterte schlick davon und ich? Ich stand unbeteiligt und mit eingezogenem Kopf da. Was war das gewesen? Ich hatte keine Ahnung, waren die Erschütterungen, die von den erschaffenen Konstrukten der Erschaffer ausgingen noch lange nicht so intensiv! Ich blinzelte und versuchte mit eigen erzwungener Selbstbeherrschung mich zu beruhigen, als auch noch ein Ohren betäubender Lärm ausbrach. Ich hörte, wie das Pferd anfing verrückt zu spielen, wie Samor kräftig mit den Flügeln schlug und die Raben das Weite suchten – einzig Sehnsucht und ich blieben still. Schatten und Nachtflug würden schon wieder zurückfinden, keine Frage. Aber dass es jedes Mal dasselbe war, ärgerte mich schon ein wenig.. Der Lärm verstummte genauso schlagartig, wie er gekommen war, „Was zur Schöpfung war das?!“ Abgesehen von dem Pferd, was noch immer gegen die Wände seiner Box zu treten schien, war es still. Und wie ich es mir schon gedacht hatte, flatterten auch schon Nachtflug und Schatten heran, doch ich ignorierte sie. Das erste was ich jetzt tat, war das Pferd auf die Koppel zu lassen. Loidren’ing war ein stolzer Hengst, den so schnell nichts einschüchterte, doch dieses Beben hatte selbst ihm Angst eingejagt. Sollte ich mir deswegen Sorgen machen? Fest stand auf jeden Fall, dass ich in das Dorf gehen und nachschauen würde, was genau geschehen sei! Loidren’ing sah mich mit hochgestellten Ohren an und schüttelte den Kopf, als ich auf seine Kox zuging. Ich musste bei diesem Anblick lächeln. Das Pferd war pechschwarz, schon von Geburt an und hatte nicht einen einzigen hellen Fleck. Ich war stolz auf dieses Tier! Ich liebte es, als wäre er mein Bruder. Mit einem Halfter aus Leder lief ich auf den schnaubenden Rappen zu, dessen Fell selbst in diesem fahlen Licht schimmerte, „Hey, mein Hübscher. Du hast dich ordentlich erschreckt, hmm?“ Loidren’ing schlug mit dem Kopf, so als wolle er mir mit einem Nicken zustimmen. Langsam hob ich meine Hand, um sie auf seine weichen Nüstern zu legen, als ich vor ihm zum Stehen kam. Sein Atem war heiß und kitzelte meine Fingerspitzen. Dann legte ich ihn mit geschickten Handgriffen das Halfter an, es störte ihn letztlich herzlich wenig. Dann öffnete ich die Boxen Tür, Loidren’ing lief von alleine hinaus – er kannte den routinierten Ablauf bereits, doch heute war er nicht ganz bei der Sache. Verständlich.. Ich lief vor raus, wobei ich kurz mit der Zunge schnalzte – der Hengst folgte mir. Schnell war er auf der Weite der Koppel verschwunden, was ich nur befürworten konnte. Dann lief ich in das Haus, wo ich mir Schwert, Dolch, Wurfmesser und Armbrust anlegte und mich dann auf den Weg ins Dorf machte. Nachtflug und Schatten begleiteten mich. Ihre rauen Schreie hallten hoch über mir, doch ich war froh dass wenigstens sie mitkamen. Bei Samor wusste ich nicht, ob er nicht doch nur noch mehr Schaden anrichten würde, wenn denn überhaupt welcher vorhanden war. Er war noch ein sehr junger Drache und im wahrsten Sinne des Wortes grün hinter den Ohren. Er war noch immer sehr tapsig auf seinen kräftigen Beinen, das er es einmal geschafft hatte, ein ganzes Dutzend Hühner zu zertrampeln.. das war kein schöner Anblick gewesen! Doch er wuchs ja noch, was wahrscheinlich auch seine Tollpatschigkeit betreffen würde. Mit der Zeit würden seine Schuppen dunkler und härter werden, sein Feuer heißer und seine Kralen sowie Zähne schärfer. Ich hoffte dass er in seinen Bewegungen und in seiner Art noch etwas eleganter und edler werden würde.. mich und vor allem die Dorfbewohner würde es freuen, denn ich war nicht bereit ihn einfach so weg zugeben! Ich lief den breiten Weg zur Straße hinunter, lief durch das offene Tor und begab mich in Richtung Dorf. Ich war gespannt, was mich dort erwarten würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)