Schicksalsfäden von Nakuj (Jeder verdient eine zweite Chance (Uchiha-center)) ================================================================================ Kapitel 4: Fragen ----------------- Lange hatte Sasuke einfach nur dagesessen und war wieder einmal seinen nach wie vor ungeordneten Gedanken nachgegangen, was in letzter Zeit seine neue Lieblingsbeschäftigung zu sein schien. Allerdings kam wieder einmal nichts dabei heraus. Ohne den bislang noch fehlenden Hinweisen, essentiellen Informationen, nicht weiter verwunderlich. Vor allem die Frage, ob sein Bruder auch noch auftauchen würde, brachte ihn zur Verzweiflung. Was, wenn er kam? Was, wenn er nicht kam? Was, wenn er nicht kommen konnte? Und wie sollte er sich ihm gegenüber verhalten, wenn er kam? Irgendwann hielt er es einfach nicht mehr aus und beschloss, sich den Tatsachen zu stellen. Es half so oder so nichts und Kopfschmerzen bekam er auch noch von dem ständigen Nachdenken. Außerdem war er ein Uchiha und Uchiha kneifen nicht. Er ging nun die hölzerne Treppe hinunter in Richtung Küche, wo er seine Eltern oder zumindest Mikoto vermutete. Es war immer noch ein seltsames Gefühl, zu denken, dass sie sich nur wenige Meter von ihm entfernt befinden sollten. Was, wenn es wirklich die echten waren und nicht etwa eine Illusion? Er schüttelte seinen Kopf. Nein, diesen Gedanken durfte er nicht zulassen. Schlussendlich würde er nur wieder enttäuscht werden. Er betrat den Raum und konnte sofort Blicke auf sich spüren. Fugaku saß am Zataku, dem niedrigen Esstisch, und schien auf ihn zu warten, während Mikoto dabei war, Essen zuzubereiten. Es roch nach Onigiri, seinem Lieblingsessen – zumindest war es das gewesen, als er sich zuletzt Gedanken über solche Banalitäten gemacht hatte. „Setz' dich, Sasuke. Es gibt einiges, worüber wir reden müssen.“ Dieser nickte dem Älteren zu und tat wie geheißen. Hoffentlich würde er etwas Neues erfahren, auch wenn er es nicht wirklich glaubte. Umgekehrt würde es wohl kaum der Fall sein. Er hatte immerhin keine Ahnung, was hier vor sich ging. „Wie viel weißt du noch?“ Diese Frage machte den jungen Uchiha neugierig. Wie viel oder eher was sollte er denn noch wissen? War irgendetwas vorgefallen, das ein solches Gespräch rechtfertigen würde? Als er nichts sagte, wurde sein Vater ein wenig ungeduldig. „Hast du mich verstanden, Sasuke?“ Früher hatte er sich noch gefürchtet, wenn sein Vater etwas wollte oder erwartete, das er ihm nicht geben konnte. Nicht, dass Fugaku seine Kinder geschlagen hätte, aber ihn zu enttäuschen, war schlimmer als alles andere. Das hatte er zumindest damals gedacht. Niemand durfte das Oberhaupt des Clans enttäuschen, erst recht nicht dessen Familie, da das eine Schande für ihn und somit alle Uchiha bedeuten würde. Jetzt jedoch war es ihm egal, weswegen Sasuke ihn nur mit kalten Augen ansah. Das mochte vielleicht nicht gerade typisch für ein Kind sein, aber er war ja eigentlich keines mehr. Sollte er doch denken, was er wollte. Fugaku schien bereits mehr als nur leicht verstimmt, doch ehe er etwas sagen konnte, begann Mikoto sich einzumischen: „Hast du gut geschlafen?“ Nein, immerhin hatte er gar nicht geschlafen. Er nickte trotzdem. Sie lächelte, stellte einen Teller mit Onigiri vor ihm auf den Tisch und setzte sich anschließend neben ihn. Ihm war nicht entgangen, dass ihre Augen gerötet waren. Nichtsdestotrotz lag ein Lächeln auf ihren Lippen. „Iss erst mal, wir können später auch noch reden, nicht wahr Fugaku?“ Der verzog kaum merklich das Gesicht, blieb jedoch stumm. Langsam begann Sasuke zu essen und bemerkte erst da, wie hungrig er eigentlich war. Kein Wunder, immerhin hatte er schon lange nichts mehr zu sich genommen, Ohnmacht hin oder her. Mikoto erzählte währenddessen von belanglosen Dingen, die ihn in alte Zeiten zurückversetzten. Er hörte kaum zu, aber es war seltsam vertraut dem gleichmäßigen Fluss ihrer Worte zu lauschen. Erst als er alles aufgegessen hatte, wurde die Schwarzhaarige wieder ernst. Diesmal würde sie das Unausweichliche nicht länger hinauszögern können. Es war ihm gleichgültig. Er brauchte keine Hilfe. Fugaku hielt die Arme vor seinem Oberkörper verschränkt und schien darauf zu warten, dass Sasuke seine zuvor gestellte Frage beantwortete. Der hatte jedoch nicht vor, dieser stummen Bitte oder wohl viel eher diesem Befehl nachzukommen. Sasuke log nicht, das hatte er noch nie, allerdings würde er auch nicht die Wahrheit sagen – zumindest nicht die ganze. Er schloss die Augen und musste ein Seufzen unterdrücken. Das Kommende würde ziemlich nervenaufreibend werden. „Ich weiß nicht, was ihr von mir hören wollt.“ Mikoto neben ihm verkrampfte sich merklich, während die rechte Augenbraue Fugakus leicht zuckte. „Na zum Beispiel, wie es kam, dass Itachi dich bewusstlos im Wald gefunden hat. Oder wieso du deine Sharingan aktivieren konntest und dann auch noch alle drei Tomoe auf einmal.“ Sasuke öffnete die Augen wieder und blickte in das Gesicht des Älteren. Jetzt wurde es interessant. Itachi hatte ihn aufgesammelt? „Wo ist Itachi jetzt?“ „Er musste auf eine Mission, aber das tut nichts zur Sache.“ „Wann kommt er wieder?“ Fugakus Augen verengten sich. Nun schien er wirklich wütend zu werden. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass Sasuke den Spieß umdrehen würde. Da mischte Mikoto sich wieder ein: „In etwa einer Woche Schatz, aber bitte sag uns jetzt, was passiert ist.“ Sie war nicht wütend, sondern nervös. Ihre Gefühle waren wie ein offenes Buch. Sasuke fragte sich, wie sie das Ninjadasein überstanden hatte, immerhin war sie bis wenige Monate vor Itachis Geburt Jōnin gewesen. Doch viel wichtiger: In einer Woche, wohl eher früher, würde er seinem Bruder wieder gegenüberstehen. Er fühlte einen kurzen Stich in seinem Herzen und merkte, wie es bei dem Gedanken in einem schnelleren Rhythmus schlug. Es gab vieles, das er gerne mit Itachi besprechen würde, allerdings mit der älteren Version und nicht dem 13-jährigen Genie. Sein Herzschlag verlangsamte sich wieder. Und warum hatte er bitte bewusstlos im Wald gelegen? Warum war er überhaupt in seiner eigenen– Er hatte Vergangenheit denken wollen. War es das? Konnte man das sagen? Hatte er die Macht, etwas zu verändern oder war es doch nur etwas anderes, etwas gänzlich anderes? Nein, ersteres wollte er nicht einmal in Erwägung ziehen. Früher oder später würden seine Hoffnungen nur wieder zerstört werden. Deshalb war er ja auch so ruppig zu seinen Eltern. Vielleicht würde der Verlust ihm dann leichter fallen, wenn es soweit war. Er musste ganz schön lange vor sich hingestarrt haben, denn als er wieder aufblickte, hatte der Gesichtsausdruck Fugakus von „leicht verärgert“ auf „kurz vor einem Wutausbruch“ gewechselt. Spätestens jetzt wäre sein jüngeres Ich in Schweiß ausgebrochen. Dem 17-Jährigern, der er mittlerweile ja war, konnte diese Reaktion jedoch nur ein abfälliges Schmunzeln entlocken, das er allerdings nicht zeigte. Sein Zorn, Sasukes Zorn, sah anders aus, verursachte weit mehr Schmerzen und war weitaus gefährlicher, als seine Eltern es sich überhaupt vorstellen konnten oder wollten. Wahrscheinlich war es besser so. Bei dem kurzen, ziemlich einseitigen Gespräch hatte er zwar nicht allzu viele Dinge erfahren, doch war es genug, um ihn einen Schritt vorwärts zu bringen. Länger würde er Fugaku nicht mehr ungestraft ausfragen können. Erst recht nicht, ohne verdächtig zu wirken. Mit diesem Gedanken stand er auf und verschwand in Richtung Haustür. Zwar wusste er nicht, wohin er gehen sollte, aber es war besser zu verschwinden, bis die Situation sich wieder ein wenig beruhigt hatte. Keiner hielt ihn auf. Sein Vater war zu stolz, seine Mutter zu schockiert dazu. Er ignorierte ihre Blicke, die nach wie vor auf ihm lagen und ihm folgten bis die Haustür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)