Schicksalsfäden von Nakuj (Jeder verdient eine zweite Chance (Uchiha-center)) ================================================================================ Kapitel 3: Von Wahn und Wirklichkeit ------------------------------------ Zu schnelles Herzklopfen, das Rauschen von Blut in seinen Ohren und das Gesicht seines Vaters; Mehr konnte Sasuke nicht wahrnehmen. Es war, als hätte alles andere aufgehört zu existieren, untergegangen im Sog seiner Gedanken, begraben unter Fragen, die er nicht zu beantworten wusste. Seine Umgebung hatte einfach keine Bedeutung mehr. Sasuke schmeckte Galle in seinem plötzlich trockenen Mund. Das Oberhaupt seines Clans, Fugaku Uchiha, sein Vater, stand immer noch ziemlich regungslos vor ihm und starrte ihn nicht minder an, als er selbst mit ihm verfuhr. Sasuke konnte in dem Gesicht des Älteren große Überraschung und auch etwas, das an Unglauben grenzte, erkennen. Er wunderte sich darüber, dass er seine Züge zu deuten wusste, immerhin war er früher nicht dazu in der Lage gewesen, da Fugaku seine Gefühle hinter einer kalten und für den Jüngeren unüberwindbaren Fassade versteckt hatte. Vielleicht fiel es ihm ja so leicht, weil auch er, Sasuke, sein Innerstes tief in sich selbst verschloss? Diese Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum, ohne jedoch richtig bemerkt zu werden. Der Blick seines Vaters war auf Sasukes Augen gerichtet, die Sharingan, die ein Kind von gerade einmal sieben Jahren gar nicht haben konnte. Sein Bruder Itachi, das Genie, der Mustersohn, hatte sie erst mit acht erweckt, was schon eine Meisterleistung sondergleichen dargestellt hatte. Doch das war momentan nur nebensächlich. Viel wichtiger erschien Sasuke noch immer, wie es möglich sein konnte, vor einem Toten zu stehen, jemandem der vor nunmehr zehn Jahren ermordet wurde! Es durfte, konnte nicht sein. Das war eine Täuschung, ein Trugbild, eine Illusion. Da durchbrach jemand die Stille. „Fugaku? Was ist denn los?“ Sasukes Herz setzte einen Schlag aus. Mikoto Uchiha hatte soeben gesprochen, seine ebenfalls tote Mutter. Ihre Stimme klang genauso wie damals, erinnerte ihn an seine Kindheit, glücklichere Tage. Er konnte sehen, wie sie den Kopf zur Tür hineinsteckte und ihren Mann mit einem fragenden Ausdruck in den dunklen Augen musterte. Erst als sie bemerkte, wohin er sah, traf ihr Blick ihn, Sasuke. Auch Mikoto schien nicht zu wissen, wie sie reagieren sollte. Sasuke begann zu zittern, verlor die Kontrolle über seinen Körper. Er hörte ein seltsames Fiepen in den Ohren, das zeitgleich mit schwarzen Punkten in seinem Sichtfeld auftauchte. Wurde er etwa ohnmächtig? Seine Sharingan deaktivierten sich ohne sein Zutun, als ein dumpfes Pochen in seinem Kopf ihn zusätzlich beeinträchtigte. Nur unterbewusst bemerkte er, wie seine Mutter mit schnellen Schritten auf ihn zukam. Auch den besorgten Ausdruck in ihrem Gesicht konnte er kaum wahrnehmen. Noch bevor sie bei ihm angekommen war, kippte Sasuke zur Seite und verlor das Bewusstsein. Das letzte, was er spürte, waren beschützende Arme, die ihn fest gegen eine warme und weiche Brust drückten. Ein vertrauter Geruch hüllte ihn ein. Geborgenheit, Sicherheit, angenehme Wärme. Sasuke hatte gar nicht gewusst, dass er diese Empfindungen so sehr vermisst hatte. Sie waren so beruhigend. Sein Herz schlug wieder in normalem Rhythmus. Eine Stimme redete leise mit ihm, war wie Balsam für seine Seele. Seine Mutter. War er vielleicht tot? Es machte für ihn keinen Unterschied. Im Leben hatte er immer nur Schmerz erfahren. Nun, das stimmte nicht ganz. Die ersten Jahre durfte er mit seiner Familie verbringen und auch, wenn er damals oft unglücklich gewesen war, so wusste er nun, dass seine Kindheit weitaus schlimmer hätte sein können. Nach der Tat seines Bruders hatte dieser Abschnitt jedoch ein bitteres Ende gefunden. Er sah sich gezwungen, erwachsen zu werden. Es war hart so ganz allein. Erst als er sich langsam aber sicher mit Naruto, Sakura und auch Kakashi angefreundet hatte, ging es wieder bergauf. Alles, was darauf folgte, hatte er selbst zu verantworten. All der Schmerz, die Einsamkeit, die Kälte, die sein Herz umschloss – es war seine eigene Schuld. Zwar hatte Itachi ihn größtenteils manipuliert, aber spätestens mit dessen Tod, gab es niemanden, dem Sasuke noch die Schuld zuweisen konnte. Seine Rache hatte ihn kaputt gemacht, auch wenn er das nie zugeben würde. Nicht einmal sich selbst gegenüber. Als Sasuke wieder zu sich kam, musste er ein schmerzhaftes Stöhnen unterdrücken. Seine Augen hatte er noch geschlossen, da er vermutete, geblendet zu werden, wenn er sie öffnete. Zwar war es schwarz unter seinen Augenlidern, doch wollte er nicht darauf vertrauen. Er wusste, wie es war nach einer Ohnmacht zu erwachen. Mit einer Hand fuhr er sich an seinen brummenden Schädel, als er plötzlich an Atemzügen, die nicht seine waren, bemerkte, dass er nicht alleine war. Mit einem Ruck hatte er sich aufgesetzt und seine Sharingan aktiviert, die nun in das erschrockene Gesicht seiner Mutter blickten. Entgegen seiner Erwartungen war das Zimmer abgedunkelt, weswegen das Rot seines Doujutsu beängstigend leuchtete. Erst da erinnerte Sasuke sich an das Geschehene und seine Augen wurden wieder schwarz. Mikoto, die neben ihm auf dem Bett saß, brauchte ein wenig, um sich zu fangen, lächelte ihn jedoch ein wenig gezwungen an. „Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht.“ Ihre Worte waren ernstgemeint. Sasuke wusste nicht, wie er reagieren sollte, sodass er einfach nickte. Er musste verrückt geworden sein. „Wie lange war ich … weg?“, fragte er dann. Es war ihm unangenehm, ohnmächtig geworden zu sein. Als Uchiha hätte ihm das nicht passieren dürfen, egal unter welchen Umständen. Mikoto wirkte ein wenig bedrückt, was man ihr wohl nicht verübeln konnte. „Etwa eine Stunde, Schatz.“ Er schluckte. Schon lange hatte ihn niemand mehr so genannt. Es war wieder still. Sasuke wusste einfach nicht, was er tun sollte. Er glaubte nicht an ein Genjutsu. Dass er träumte, war ebenfalls ausgeschlossen, dafür fühlte es sich viel zu echt, zu … schmerzhaft an. Er verstand es einfach nicht. Erst als er ein Seufzen hörte, sah er wieder in das Gesicht Mikotos. Er konnte einfach nicht glauben, dass dies wirklich seine Mutter sein sollte. Sie sah müde aus, ihre Haare waren etwas durcheinander. „Du weißt, dass ich mir gerade Vorwürfe mache, oder?“ Er sah ihr fest in die Augen, nur um zu sehen, dass sich Tränen in ihnen sammelten. Sie lächelte gezwungen. Nun war Sasuke wirklich überfordert. Was sollte er jetzt bitte machen? Auch, wenn er keine Ahnung hatte, was vor sich ging, so konnte er den Anblick nicht ertragen. Er öffnete den Mund, um etwas, irgendetwas, zu sagen, als die Schwarzhaarige auch schon abwinkte. „Ich bin schrecklich, viel zu emotional.“ Dann versuchte sie zu lächeln, was kläglich misslang. „Komm runter, wenn du Hunger hast und ruh' dich aus, ja?“ Kaum hatten diese Worte ihn erreicht, war sie auch schon zur Tür hinaus. Sasuke blieb einfach sitzen und starrte auf die Stelle, an der sie bis vor Kurzem noch gesessen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)