Wenn Hass vergisst zu hassen von Plixel ================================================================================ Kapitel 2: Ein Fünkchen Hoffnung -------------------------------- Warum? Warum ich? Ich wusste die Antwort nicht. Ich wusste sie nicht und das machte mich rasend, traurig und…schuldig zu gleich. Immer noch starrte er mich an, ich sah die Frage immer wieder in seinen Augen. Was erwartete er denn von mir? Was würde denn eine Antwort bringen? Rein gar nichts, nicht einmal weitere Fragen, die er mir stellen würde. Wenn ich ihm jetzt eine Antwort geben würde, bliebe nur noch sein Hass auf mich übrig, da war ich mir sicher. Aber was sollte ich denn jetzt tun? Sollte ich ihn mitnehmen? Sollte ich ihn zurück lassen? Sollte ich ihn…beseitigen? >Was soll das denn< Oh, mein inneres ich hatte sich entschieden auch etwas zur Lösung meines Dilemmas beizutragen, wie äußerst hilfsbereit es doch war >Da hast du nun den einzigen Überlebenden deines Massakers vor dir – ein kleines Kind wohlgemerkt – und du überlegst ernsthaft, ihn zurück zu lassen?!< Ich hielt meine zuvor rasenden Gedanken zurück um ihm, äh, mir besser zu hören zu können. >Da bringt dir das Schicksal sie einzige Möglichkeit, wenigstens einen Teil deiner Schuld zu begleichen, vor die Füße und du willst ihn von dir stoßen?! Du bist zwar stumpfsinnig, aber für so blöd hatte ich dich noch nicht gehalten!< Ich ignorierte meine an mich gerichteten Beleidigungen einfach und dachte nach. Nach einer Weile fasste ich den Entschluss: Ich werde ihn beschützen, komme was da wolle! Er ist mein Fünkchen Hoffnung, welches mich aus dieser Hölle führen wird und ich werde ihn nicht verlöschen lassen! Das bin ich ihm schuldig. Wenigstens das bin ich allen schuldig. „Hey!“ Während ich nachgedacht hatte, schien er ein wenig abgedriftet zu sein. Seine Augen kamen in das Hier und Jetzt zurück und sahen mich abwartend an. Wie sollte ich denn anfangen? Wie man sich es vielleicht schon denken konnte, war ich im Umgang mit Kindern nicht besonders gut. „…Wie ist dein Name?“ Erstaunt sah er mich an. Hatte wohl nicht damit gerechnet, weswegen ich ein leises Grinsen nicht unterdrücken konnte. Als er mir weiterhin nicht antwortete, wurde ich langsam ungeduldig. „Meine Fresse, deinen Namen will ich wissen oder hast du ihn vergessen?“ Er sah mich etwas trauriger an, und dann auf den Boden. Meine nichtvorhandene Braue hebte sich ein wenig. „Ich…Ich hab keinen Namen“ hörte ich ihn murmeln. So war das also. Er war ein Waisenkind. Kein Waisenkind in unserem Dorf hatte einen Namen bekommen, bis es nicht mitgenommen wurde. „Na, dann wollen wir dir einen geben. So kann ich dich ja schlecht rufen, wenn wir auf dem Weg verloren gehen“ „Auf dem Weg?“ fragte er mich erstaunt. Ich antwortete mit einem Grinsen: „Ja willst du etwa hier rumhocken bis die nächsten Gauner vorbei kommen, oder was?“ Er senkte den Kopf wieder auf seine Knie und murmelte etwas. Das nahm ich mal als ‚Nein’. „Kira“ Er hob den Kopf ein wenig „Wie wäre es mit Kira?“ Ich hatte mich nun vor ihn hin gekniet und hielt ihm meine Hand unter die Nase. Sein Blick traf auf meinem, Zweifel quollen aus ihnen hervor, doch dann Entschlossenheit. Er nickte eifrig, und überspielte somit recht gut den letzten Funken hasserfüllten Zorn, den ich seinem Blick noch entnehmen konnte. „Gut Kira, dann lass uns mal was zu essen suchen. Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich bin am verhungern!“ Er öffnete den Mund um etwas zusagen, doch sein Magen kam ihm zuvor. Ein markerschütterndes Knurren schallte durch den Wald, nun, jedenfalls kam es mir so vor. Kira presste schnell seine Hände auf den schmalen Bauch und starrte mich an. Es konnte zwar auch am Hunger liegen, doch ich könnte schwören, damals hätte er mich zu ersten Mal an gelächelt. Schüchtern, aber ehrlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)