The Human Weakness von _Micawber_ ================================================================================ Kapitel 3: the inner death... ----------------------------- POV Karyu Nach einer schlaflosen Nacht kam ich mir am nächsten Morgen vor, als hätte mir ein Elefant vor den Kopf getreten. Dazu kamen Rückenschmerzen, da Tsukasa's und Zero's Couch nicht gerade bequem war. Ich setzte mich auf und sah auf die Uhr. Halb sechs. Ein kurzer Blick in das Schlafzimmer der beiden, das genau gegenüber lag, verriet mir, dass sie noch schliefen. Mir zuliebe hatten sie die Tür über Nacht offen gelassen. Gedankenverloren sah ich sie an, wie sie dort lagen. Zero vorn und Tsukasa's Arm schützend um ihn gelegt. Ich beneidete die beiden. Ihre Liebe zerstörte so schnell nichts. Ich fühlte mich einsam in diesem Moment, wollte über irgendetwas reden. Instinktiv griff ich nach meinem Handy, öffnete den Messenger und wählte Hizumi's Namen aus. Er hatte mich verletzt. Und auch, wenn ich mit ungutem Gefühl und unendlicher Traurigkeit und Enttäuschung an ihn dachte, so dachte ich auch darüber nach, was er wohl gerade tat. Hatte er auch nicht schlafen können oder lag er seelenruhig in seinem Bett und hatte bereits wieder alles vergessen? Schon jetzt war ich den Kampf zwischen meinem Kopf und meinem Herzen leid. Er hatte mich betrogen, ja. Und ich sollte ihm nicht verzeihen. Ich sollte ihn abweisen und einfach ein neues Leben beginnen. Aber da waren noch Gefühle. Auch, wenn ich wusste, dass er mit jemand anderem im Bett gewesen war. +++ Gut drei Stunden später saß ich bereits in Tsukasa's Wagen auf dem Weg zum Studio, nachdem wir beim Frühstück noch einmal über alles geredet hatten. Ich war nervös. Was würde wohl passieren? Würde Hizumi überhaupt kommen? Und wie stand es um die Zukunft der Band? War ich noch länger in der Lage mit Hizumi in derselben Band zu spielen? Der Gedanke daran überforderte mich wieder einmal aber ich hatte nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken, denn wir waren angekommen. Hizumi war bereits da, sein Wagen stand vor der Tür. Ich schluckte laut und hatte das Gefühl, mein Magen würde sich umdrehen. Niemand konnte sich denken, welche Angst ich hatte, ihm wieder unter die Augen zu treten. Welche Worte würden fallen und war ich in der Lage, mit ihm zu diskutieren? „Karyu? ... Ganz ruhig, ok? Du schaffst das. Geh du erstmal vor, wir warten noch eine Weile." Tsukasa streichelte, gespielt lächelnd und aufmunternd meine Schulter, Zero stand bloß daneben und starrte auf den Boden. Damit hatte ich nicht gerechnet, hatte mich bereits in der Sicherheit gewogen, dass die beiden ja bei mir waren. Aber vielleicht war es wirklich besser so. Schwer atmend ging ich die Treppe rauf, mein Herz hämmerte wie verrückt gegen meine Brust. Alles um mich herum verschwamm, mein Fokus lag auf der Tür, die ich im nächsten Moment leise öffnete. Hizumi saß auf der Couch, hatte mich scheinbar nicht gehört. Er hatte das Gesicht in seinen Händen vergraben und saß wie ein Häufchen Elend da. Fast hätte er mir leid getan, wenn da nicht diese Sache gewesen wäre. Ich hustete gespielt, weswegen er leicht zusammenfuhr und mich entsetzt ansah und sofort aufsprang. „Karyu! Ich... ich hatte nicht erwartet, dass du herkommst." Ich schloss die Tür, bedeutete ihm, sich wieder zu setzen. „Ehrlich gesagt habe ich die ganze Nacht über nichts anderes nachgedacht. Du kannst dich bei Tsukasa und Zero bedanken." Aus irgendeinem Grund kam eine ungeheuerliche Wut in mir hoch, aber mit ihr immer die Enttäuschung. Ich wollte ihm alles vorwerfen, was er getan hatte, aber ich wollte die Sache nicht schlimmer machen, als sie es ohnehin schon war. Mich räuspernd, setzte ich mich auf einen Sessel ihm gegenüber und sah ihn erwartungsvoll an. „Karyu bitte... lass uns über alles reden. Ich weiß, ich habe einen riesigen Fehler gemacht, aber... wenn wir mal ehrlich sind... machen wir nicht alle irgendwann diesen einen großen Fehler? Und kommt danach nicht alles wieder so, wie es vorher war?" Ein hämisches Lachen entfuhr mir, obwohl mir eigentlich zum Weinen war. „Das ist also deine Ansicht von allem? Ein bisschen Reue hier, ein wenig um Nachsicht bitten da und alles ist wieder ok? Hizumi, du hast mich verletzt! Du hast mich mit jemand anderem betrogen, was denkst du, was du mir damit angetan hast? Denkst du, dass es bei mir bloß ein Gefühl von Traurigkeit geweckt hat und du dieses Gefühl mit nicht mal ernst gemeinten Worten wieder verbannen kannst? Du hast mir mein Herz gebrochen! Du warst der erste, dem ich jemals so vertraut habe!" Tränen rannen meine Wangen herunter. Tränen, die ich eigentlich versucht hatte zurück zu halten, nur damit er sie nicht sah. Er sollte nicht denken, dass ich schwach und auf ihn angewiesen war. Ich konnte auch ohne ihn leben, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst war, viel es mir schwer, mich mit dem Gedanken an ein Leben ohne ihn anzufreunden. „Und das weiß ich auch zu schätzen...!" „Nein! Das weißt du nicht, sonst hättest du nicht mit wem anders gevögelt!" In mir kochte es. Auch wenn die Worte hart waren, so waren sie an der richtigen Stelle gesagt worden. Und sie weckten erneut die Neugier in mir, wer sein Geliebter gewesen war. Ich verwandelte meine Gedanken in Worte, aber er sah mich nur von unten herab an. „Karyu... es ist doch völlig egal wer es war. Ich möchte nicht, dass du dich noch weiter mit diesem Gedanken quälst. Können wir es nicht einfach so stehen lassen?" Was?! Ich glaubte mich verhört zu haben. Hizumi wollte allen Ernstes abtun, was er getan hatte und es bei seiner Erklärung belassen? Sauer und verletzt stand ich auf und verließ den Raum. In diesem Moment wurde mir klar, wovor ich immer die größte Angst gehabt hatte. Ich konnte mit diesem Menschen einfach nicht weiter in einer Band zusammen sein. So sehr ich es auch wollte, der Band zu liebe, es ging einfach nicht. Die Realität schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht und ich stand einfach nur weinend da. Meine Beine sackten unter mir zusammen, ich fiel auf die harten Fliesen und fühlte, wie mein Herz langsam noch weiter zerriss. Schmerzlich flüsterte ich mir selbst die Worte zu, die ich nicht mal in meinen Träumen zu sagen wagte: Das war das Ende von D'espairsRay. Unaufhörlich liefen die Tränen meine Wangen herunter und tropften auf den kalten Boden. Mein Ein und Alles, für das ich so lange gekämpft hatte, in dem so viel Arbeit steckte; es ging einfach kaputt. Wie eine Tasse, die herunter fiel und in tausend Teile zersprang. Ich fühlte, wie jemand mich an der Schulter berührte und immer wieder meinen Namen rief. Aufwachen? Wofür? Ich wollte schlafen, für immer und ewig, nicht zurück in die kalte und harte Realität, die dem Boden glich auf dem ich lag. Wenn es etwas gab, dass ich mir jetzt wünschen durfte, dann war es mein Tod. Denn er konnte nicht schlimmer sein, als mein Herz, dass langsam zerriss, während es zusah, wie meine Band auseinander ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)