Was geht in dir vor? von JayleeJames (Nun bin ich dein Schutzengel) ================================================================================ Kapitel 4: Ihr wahres Gesicht ----------------------------- Nachdem die Wakabayashis und die Järvises zunächst bei letzteren zum großen frühzeitigen Dinner eingeladen waren, wurden sie anschließend zu den Wakabayashis zum Kaffee und Kuchen eingeladen. Wie Eltern so sind, dachten sie sich, dass ihre Kinder mit Sicherheit hungrig und erschöpft von der Reise sein würden und sie sich mit Essen wieder stärken würden. Während Jamie-Lynn trotz der Reise fleißig mit angepackt hat, viel lachte und mitredete und wie ein Energiebündel auf die beiden Mütter zu deren Überraschung wirkte, war sie bei den Wakabayashis plötzlich wie ausgewechselt. Genzo wurde dabei besonders hellhörig, da seine Freundin nicht mehr wiederzuerkennen war. Es war deutlich zu erkennen, dass sie Angst vor etwas hatte und sichtlich nervös war. Im Kreise des Tisches versteckte sie sich regelrecht hinter ihrem Vater und ihrer Mutter. Sie hatte zwischen den beiden Platz genommen. Auf der anderen Seite des Couchtisches saß Genzo in Mitten seiner Eltern, stolz und präsent, wie es sich für einen Spitzensportler mit Führungsqualitäten gehörte. Um die Stimmung nicht zu zerstören war Jamie-Lynn bemüht, die Aufmerksamkeit nicht weiter auf sich zu ziehen. Dadurch dass sie allerdings derart verunsichert war von einer Minute auf die Nächste und niemand sich etwas erklären konnte, erzielte sie genau den entgegengesetzten Effekt. Zu ihrem Glück wurde der Abend nicht mehr allzu lang. Der Abschied verlief nicht nur sehr benommen, sondern auch ziemlich lieblos, dafür dass Jamalia und Genzo ein glückliches Paar darstellen sollten. Beiden Elternpaaren war klar, dass es sich selbstverständlich für Kinder gehörte, sich vor ihren Eltern mit ihren Liebschaften zurückzuhalten, jedoch nicht in diesem Ausmaß. Genzos mangelnde Befriedigung war unübersehbar zur Wut seiner Mutter. Die wusste zu verhindern, dass so mit ihrem Goldstück umgegangen würde, auch wenn es sich hierbei um die Tochter ihrer besten Freunde handele. Auf der Rückfahrt. Um einer Moralpredigt ihrer Eltern zu entfliehen oder von ihnen zur Rede gestellt zu werden, legte Jamie-Lynn sich bereits zu Beginn der Rückfahrt mit dem Oberkörper auf die Rückbank des Jeeps und kuschelte sich in sich zusammen. Noch bevor ihre Eltern die Stille brechen konnten, stammelte sie leise nach ihnen und teilte Leid mit - ob dieses erzwungen oder real war, sei für's Erste dahingestellt. "Ich... friere...", stotterte sie und fügte noch hinzu, dass sie zitterte, starke Kopfschmerzen hätte, Übelkeit und ihr sämtliche Glieder schmerzten. An einer roten Ampel hatten ihre Eltern gerade noch Zeit, sich einen Augenblick anzugucken. Es ist natürlich nichts ungewöhnliches, dass sich eine Krankheit im Laufe eines Tages entwickelt, aber das hier kam ihnen doch äußerst merkwürdig vor. Es war zwar herbstlich frisch an Frühlingsnächten wie diesen, aber nicht derart kalt, wie es Jamie-Lynn laut eigener Aussage war. Dennoch erwiderte ihre Mutter: "Oh nein, mein Kind, hast du dir etwas eingefangen?" "Ich... weiß es nicht...", antwortete Jamie-Lynn. Ihr Vater sprach während der Fahrt nichts mehr mit ihr, bot ihr aber durch seine Frau sein Sakko als Decke an, welches auf dem Rücksitz lag. Das Band zwischen James und seiner Tochter war so groß, dass es eigentlich sehr wenige Gründe gab, weshalb er aufhören würde, mit seiner geliebten Tochter zu sprechen. Sowas fiel auch Jamie-Lynn sofort auf und ihr war alles klar. Aus Rücksicht und weil sie gerade andere Sorgen im Vordergrund hatte, verzichtete sie allerdings ihn darauf anzusprechen. Bald kamen sie auch Zuhause an. "Ich schaffe es schon auf mein Zimmer...", sagte Jamie-Lynn leise und schleppte sich die Treppe rauf. Ihre Eltern sahen ihr nur ratlos, um nicht zu sagen verzweifelt, hinterher, sagten jedoch nichts. Stattdessen führte James seine Frau in die Küche und löste nun sein Schweigen. "Victoria...! Glaubst du, Lynnie ist...?", der Vater des hübschen Teenagers wagte gar nicht auszusprechen, was er bildhaft vor sich sah. Väter... eine niemals endende Liebesgeschichte... zwar war er von Genzo zu Zeiten mehr begeistert als von seinen eigenen Söhnen, aber dennoch fiel es ihm schwer loszulassen. Victoria versuchte ihren Ehemann zu beruhigen, weil sie seine Gefühle als Vater, nun da sie selbst erwachsen war, verstehen konnte. "Überlass' das nur mir Liebling, ich werde mal mit ihr reden." Doch als sie bereits an ihrem Zimmer ankam und eintreten wollte, hatte sie die Gelegenheit verpasst. Sie klopfte an der Tür und fragte: "Jamie-Lynn? Kann ich reinkommen? Ich würde gerne mit dir über Genzo sprechen...", während sie den Türknauf mit der anderen Hand festhielt und schon am Eintreten war. Bevor sie ihren Satz richtig beenden konnte, sah sie, dass Jamie-Lynn bereits in ihrem Bett eingekuschelt eingeschlafen war. Der Schein trügte zwar, reichte allerdings, um ihren Eltern für heute auszuweichen. Trotz geschlossener Augen hatte sie alles mitbekommen, wie ihre Mutter eintrat, was sie von ihr wollte und wie sie das Zimmer wieder verließ. 'Verzeih mir bitte, Mom. Verzeiht mir bitte alle...', sagte sie sich in Gedanken und dachte dabei an Genzo und ihren Vater. Um nicht mit allzu enttäuschenden Neuigkeiten zu ihrem Mann zurückzukehren, übersprang Victoria, dass sie nicht mit Jamie-Lynn geredet hat und sagte stattdessen, während sie James' Wange streichelte und ihn anlächelte: "Wir haben Jamie-Lynn zu einem verantwortungsbewussten, gehorsamen jungen Fräulein erzogen. Wir brauchen uns da keine Sorgen zu machen.", Gott sei Dank, konnte sie James mit ihren Worten beruhigen. Während ihre Eltern zu ihrem Unwissen bereits wieder heiterer waren, war es unruhig um Jamie-Lynn. Sie hatte den Tag bereits in Hamburg besorgt angefangen und ihn umso beunruhigter beendet. Zwar hatte sie sich in ihr Bett gekuschelt, sämtliche Lichter in ihrem Zimmer ausgemacht und ihre Augen geschlossen, aber sie selbst war hellwach und körperlich bei bester Gesundheit. Ja... die Beschwerden waren nur ein Vorwand, um sich ihren Sorgen widmen zu können. Der einen Sorge konnte sie scheinbar gut entfliehen, wenn sie in der Nähe ihrer Eltern bliebe, aber nicht der anderen, die aktuell unumgänglich und wichtiger war: Kyoko Wakabayashi. Sie hatte Angst vor ihr, das gestand sie sich nun ein. Außerdem hatte sie panische Angst, Genzo zu verlieren. Ihre Angst machte das, was sie fürchtete, zur Realität. Aber es war ihre eigene Schuld, daran gab es für sie keinerlei Zweifel. Dauernd musste sie an heute Nachmittag denken und daran wie sie Genzo verletzt hatte... FLASHBACK Im Hause Wakabayashi angekommen sah sich Jamie-Lynn in der Eingangshalle um. Sie war die Einzige, die das Haus noch nicht kannte. Zu dieser Zeit schien noch alles in Ordnung. Sie betrachtete die Architektur und den Stil des Anwesens, während alle anderen erstmal ankamen. "Möchtest du dich vielleicht erstmal umschauen?", hallte es in Jamie-Lynns Ohren, "Genzo, vielleicht kannst du Jamie-Lynn ein wenig herumführen?", schlug seine Mutter vor. "Klar gerne!", Genzo hatte bei diesem Vorschlag nicht im geringsten Einwände, "Ich zeige dir auchl mein Zimmer..." Diese Worte schlugen ein wie eine Bombe. Jamie-Lynn erstarrte plötzlich. Ihre Augen wurden vor Nervosität ganz weit. Von da an begann die Sorge um sie. "Was ist los?", fragte sie ihre Mutter. Jamie-Lynn ging nicht direkt auf diese Frage ein und bezog sich stattdessen auf Genzos Worte: "Geht das denn in Ordnung?", fragte sie ganz blass und verunsichert. Selbst Genzo verunsicherte diese unerwartete Wendung. "Ja... klar, warum denn nicht?", erwiderte er mit dieser Gegenfrage. Jamie-Lynn schüttelte den Kopf und fing sich schnell, um nicht mehr Aufmerksamkeit als nötig auf sich zu ziehen. Das bleib zwar nicht unbemerkt, wurde aber unkommentiert gelassen. "Lass uns gehen.", sagte sie ganz neutral und sie gingen die Treppen hoch. Dieses Mal war es Genzo die absolut still war, was Jamie-Lynn nervös machte. Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass er verärgert sein musste, er selbst ließ sich das allerdings nicht anmerken. Er ging einen Schritt voraus und sie folgte ihm einfach nur und hatte beschlossen, nichts zu sagen, bis er nichts sagen würde. Sie blieben vor einer weißen Tür stehen. Genzo ergriff den Türknauf und öffnete die Tür. Er machte einen Schritt zur Seite und sagte: "Nach dir, herein.", diese höflichen Worte klangen im Ernst seiner Stimme regelrecht streng und eher wie ein Befehl. Seine Freundin gehorchte ganz gehorsam. Jamie-Lynn bekam einen Augenblick um einzutreten und sich umzuschauen. Bevor sie realisierte, wessen Zimmer das war, nämlich Genzos Zimmer, welches sie so fürchtete, hörte sie schon die Tür zufallen. Im Moment als sie Aufschreckte, zischte Genzos Hand wie ein Hieb an ihr vorbei und schlug die Wand mit seiner Handfläche. Damit drängte er Jamie-Lynn gegen die Wand in die Enge. Mit der anderen Hand stützte er sich ebenfalls gegen die Wand, um zu verhindern, dass sie ihm entfloh. "Genzo, was soll das?!", fragte sie entsetzt mit heller gedämpfter Stimme. "Dasselbe könnte ich dich fragen...!", knirschte Genzo, "Was ist los mit dir?! Antworte mir, verdammt!" Jamie-Lynn war völlig aufgelöst und verunsichert. Sie stand kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Seitdem sie mit Genzo zusammen war, hatte sie den Gedanken daran, sterben zu wollen, besiegt, doch zu ihrem Entsetzen kam er jetzt wieder. Aus der Emotion heraus, nahm sie all ihre Kraft zusammen und stieß Genzo weg von sich. "Lass mich in Ruhe Genzo!", schrie sie und rannte aus dem Zimmer ins Gästebad in der Eingangshalle und als sie sich etwas beruhigt hatte, zu ihren Eltern. FLASHBACK ENDE Unter höllischen Tränen und mit starker Migräne weinte sie sich in den Schlaf. Im Maison Wakabayashi Auch Genzo verabschiedete sich schnellstmöglich mit der Ausrede, dass er sehr müde sei, von seinen Eltern. Während sein Vater ratlos dreinschaute, wusste seine Mutter bestens Bescheid und schaute ihrem Sohn umso zorniger hinterher. Genzo fiel es an diesem Abend sehr schwer sein Zimmer nach langer Zeit zu betreten und zu bewohnen nach allem, was sich heute innerhalb von Minuten abgespielt hatte. Er nahm seine ganze Tapferkeit zusammen, kniff die Augen zu und versuchte einzuschlafen und alles zu verdrängen. Spät Abends im erleuchteten Zimmer der Eheleute Wakabayashi. Das Ehepaar lag im Bett noch wach und unterhielt sich noch über ihre - nach gegebenen Umständen - Schwiegertochter in spe. Das passte vor allem Kyoko gut in den Kram, denn nun konnte sie ihrem Zorn, den sie seit dem Nachmittag mit größten Mühen zurückhalten musste, freien Lauf lassen. "Ich mag Jamie-Lynn sehr, sie ist wirklich wunderhübsch, sogar noch hübscher als auf den Fotos, und ein ausgesprochen liebes Mädchen, findest du nicht?", begann Naohito das Gespräch. Kyoko nahm zunächst eine sehr gleichgültige und wählerische Haltung ein: "Nun... ich weiß ja nicht..." Langsam aber sicher zeigte Kyoko nun ihr wahres Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)