Naruto-Love-Story, Teil II von Nakazato-sama ================================================================================ Kapitel 9: Vermisst ------------------- Klopf, klopf. Die weiße Hand mit Handschuh wanderte nach dem Klopfen wieder zum Rumpf, am langen Arm herunterhängend. So ein wenig aufgeregt war er schon, er besuchte das erste Mal jemanden und dafür riss er sich ziemlich zusammen. Was sicherlich mit seiner Ausbildung, aber auch mit den Ratgebern zu tun hatte, die er immer laß. Doch er hatte schon erkannt, dass man die Lehren eines Buches nicht ohne weiteres auf das reale Leben beziehen kann. Besonders nicht in dem Team, in dem er war. Der Blonde war ihm suspekt. Er hatte ein Geheimnis, welches Sai eigentlich nicht interessieren sollte, tat es aber. Umso merkwürdiger war ihm, als er Schritte in der Wohnung hörte und vorsorglich etwas von der Tür zurückging. Die Tür öffnete sich und ein blonder Kopf mit erst normalen, dann großen Augen schaute aus der Tür heraus. Man sah ihm die Verwunderung förmlich ins Gesicht geschrieben. Er blinzelte mehrmals um ganz sicher zu gehen, dass Sai an seine Tür geklopft hat. „Sai, was machst du denn hier? Ich meine…“ Der Blonde stand in der Tür und rieb sich die Augen, um auch ganz sicher zu gehen, dass er richtig sah. Der angesprochene schaute etwas ratlos drein, antwortete dann aber wieder. „Ich wollte dich mal besuchen kommen. Wir hatten… ein schönes Date“, sagte er mit einem leicht verlegenen Lächeln auf den Lippen, welches Naruto natürlich nicht entgangen ist. „Ähm“, gab der Blonde von sich, sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlend. „Das war doch kein Date, wir haben uns zufällig getroffen und…“ „…sind dann zu mir gegangen, haben etwas getrunken und uns angeschwiegen. Also etwas, was man bei einem Date auch macht.“ Naruto trat aus der Tür und bat seinen Gast herein. Der Aufforderung ohne Zögern nachkommend, betrat Sai die Wohnung des Jinchuuriki und zog seine Schuhe aus. Naruto schloss indes die Tür und drehte sich zu seinem Gast. Die linke Hand ruhte in der Hosentasche seiner Jogginghose und die rechte wuschelte sich durch das Haar. Man sah ihn etwas in seinen nicht vorhandenen Bart flüstern, doch es war nicht mehr als ein Wispern. Zusammen gingen sie dann in sein Wohnzimmer und erst da konnte der Blonde wieder etwas sagen. „Sai…“, sprach er, jedoch mit einem gewissen Zögern in der Stimme, „ich glaube… wir sollten da mal was klar stellen.“ Er bat ihn, am Tisch Platz zu nehmen. Sai setzte sich, ohne Naruto aus den Augen zu verlieren. Die schwarzen Augen verfolgten Naruto, der um den Tisch herum ging und sich nahezu demonstrativ Sai gegenübersetzte. Die blauen Augen des Blonden bemerkten erst jetzt, dass Sai ihn wohl die kurze Strecke beobachtet hat. Er versuchte mit seinem Blick in Sais Augen diesen zu verunsichern, damit er wegschaute. Doch nichts geschah. Einige Sekunden saßen sie sich gegenüber und schauten sich tief in die Augen. Doch ungewollt erfuhr der Blonde einen Schauer, der sich von seinem Nacken bis ins Steißbein zog. Dieses wohlige Gefühl verleitete Naruto dazu die Augen zu schließen und tatsächlich entwich ihm ein Seufzen, so leise, dass es eigentlich niemand hätte hören können, bis auf Sai. Dieser legte einem Hund gleich den Kopf zur Seite und schaute fragend in nun wieder geöffnete Augen, die verrieten, dass ihr Besitzer über die Reaktion seines Körpers erschrocken war. Naruto grinste verlegen und rieb sich den Hinterkopf. „Also Sai, das war kein Date.“ „War es nicht? Was war es denn dann?“, er legte die Hände übereinander, nachdem er die Ellenbogen auf den Tisch legte. Dem Blonden gefiel die Situation gar nicht. Jemandem zu erklären, was ein Date ist. Das weiß Naruto doch selbst nicht so genau. Er und Sasuke hatten nie ein Date in dem Sinne. Sie hatten immer etwas zu tun, sei es Kochen, Kuscheln, andere Formen der Liebesbekundung… und selbstverständlich schauspielern. „Es war ein Treffen. Wir haben uns ja zufällig getroffen und nicht abgesprochen oder verabredet.“ Naruto machte dabei viele Gesten mit den Händen, die seine Botschaft unterstützen sollten. Doch sahen sie eher hektisch als gerichtet aus. „Ein wichtiges Merkmal eines Dates ist die Verabredung, die man vorher trifft. Den Ort, die Uhrzeit… Sowas.“ Der Schwarzhaarige schaute der Darbietung zu und nickte. Nach einer Weile öffnete er seinen Mund und sprach: „Das habe ich gar nicht bedacht…“ Dann fing selbst er an zu kichern und seine weiße Haut konnte eine Rötung im Gesicht nicht verstecken. Diese Gefühlsregung, die nicht gekünstelt erschien, bereitete Naruto einen emotionalen Festschmaus. Nie hatte Sai solche Emotionen gezeigt wie jetzt. Sai ist schon irgendwie niedlich, dachte er. Nachdem die Gesichtsfarbe des Schwarzhaarigen nun mehr wieder einen Stück Kreide glich, ergriff er das Wort, wobei er zuvor seine Unterarme auf die Tischkante legte. „Naruto, du wirkst glücklich, aber bist es nicht.“ Während dieser Aussage sah er den Blonden in seine Augen und erkannte, dass diese Frage etwas zu direkt gewesen war. Denn in Narutos blauen Augen spiegelten sich Schock und Wut. Sein gesenkter Blick zur Seite unterstützte Sais Annahme nur noch mehr. Kurz hielt der schwarzhaarige inne, doch dann reichte er in Narutos Richtung und legte seine Hand vor den Blonden. Dieser schaute noch immer zur Seite, bemerkte aber die Hand, worauf er die Augen schloss und die Hand Sais ruhte an Ort und Stelle. „Manchmal soll es helfen, wenn man seine Probleme mit jemandem bespricht“, sagte er mit sicherer und sanfter Stimme. „Und besser redest du mit einem vom gleichen Geschlecht.“ Dem Blonden fuhr ein Schauer über den Rücken, denn wieder war Sais Stimme mehr als schmeichelnd an seinem Ohr angekommen. Dieser Schauer war es, der Naruto dazu trieb aufzustehen und zum Fenster zu gehen. Er lehnte sich seitlich mit der Hüfte an das Fensterbrett und verschränkte die Arme, während sein Blick über die Dächer von Konoha schweifte. „Sai, ich muss dir nicht sagen, was Geheimhaltung bedeutet“, sprach er, neun Wörter und doch so vielsagend. Man sah, wie er seine Schneidezähne auf seine Unterlippe drückte und langsam den Unterkiefer nach links und rechts bewegte. „Nein, als Anbu weiß man sowas.“ „Es geht…“ Der Griff von Naruto verstärkte sich so, dass man an seinen Armen leichte helle Stellen sah. Sai wollte aufstehen und auf den Blonden zugehen, doch mit der scharfen Aussage „Bleib sitzen!“ wurde er nahezu auf den Stuhl zurückgebannt. „Es hat mit etwas vom gleichen Geschlecht zu tun.“ Sichtlich angenervt von der Situation stieß er sich von der Fensterbank ab und ging mit noch immer verschränkten Armen wieder Richtung Tisch. „Sasuke…“ „Genau“, bestätigte der Blonde, während er sich setzte, „er und ich...“ Der sonst so geduldige Sai schien plötzlich sehr an der Fortsetzung des Satzes interessiert zu sein. Naruto hatte sich gesetzt und schaute mit leeren Augen auf den Tisch, während er seine Hände vor sich auf den Tisch legte. Er legte die Fingerkuppen vom Zeige- und Mittelfinger aneinander und schaute danach energisch auf Sai, der seine schwarzen Augen auf den Blonden gerichtet hatte. „Ich…“, seufzte der Blonde, „besser ich sags ganz schnell, damit es weniger weh tut.“ Ein kurzer Atemzug folgte und dann. „Ich habe Sasuke geliebt.“ Stille. Man hörte leise das Leben außerhalb der vier Wände von Narutos Wohnung, draußen, auf der Straße. Dort war mehr Leben, mehr Lärm, als gerade in seiner Wohnung. Doch dann, eine Bewegung und es war nicht Naruto. Der Genin saß wie ein Mann, der auf heißen Kohlen sitzt und nicht zugeben will, dass es wehtut. Der schwarzhaarige Shinobi legte seine Hände auf den Tisch und beugte sich nach vorn. Sein Kopf vollzog eine leichte Neigung zur Seite und sein Mund öffnete sich. „Okay, und weiter?“ „Wie, ‚und weiter‘?“, fragte der Blonde. Mit so einer Reaktion hatte er nicht gerechnet, also wie soll er sich nun verhalten? „Bist du nicht verwundert oder angeekelt oder sowas?“ Sai blickte ihn etwas fragend an, als wären die Worte zwar angekommen, aber der Sinn ließ sich nicht erschließen. „In keinster Weise, Naruto.“ „Also ist es kein Problem für dich? Und was denkst du darüber?“, fragte der nun Geoutete. Eigentlich ist es ihm egal, was andere zu seiner Orientierung meinen, aber irgendwie war Sais Reaktion so abwegig, dass es Naruto unter den Nägeln brannte. „Nun“, gab der Schwarzhaarige von sich und lehnte sich auf den Stuhl zurück, der dabei leicht knatschte, „ich sollte damit kein Problem haben, sonst hätte ich auch ein wenig etwas gegen mich.“ „Ah, also bist du etwa…“ Nickend bejahte er die Aussage. „Bisexuell.“ Und nun war der Moment gekommen, an dem Naruto sprachlos wahr, was selten vorkommt. Aber da das Eis nun gebrochen schien, sollte das Gespräch auch weiter gehen, dachte sich der Blauäugige. Nach einiger Zeit standen Naruto und Sai an seiner Tür. Es war inzwischen roter geworden, es dämmerte. Sie haben unglaubliche Stunden geredet, Tee getrunken, gegessen, was man eben so macht, wenn man sich viel zu sagen hat. „Also dann, Naruto. Bis zum nächsten Mal!“, sagte Sai und setzte sich dann in Bewegung Richtung Straße. Naruto sah ihm noch nach, bis der Schwarzhaarige um die Ecke bog und somit außer Sichtweite war. Während er die Tür nun langsam schloss, bemerkte er, dass er lächelte. Er lächelte nicht aufgesetzt, sondern aus einem wahren Gefühl heraus. So offen habe ich schon lange nicht mehr über meine Gefühle sprechen können, dachte der Blonde. „Ich habe das echt vermisst…“ Nun ging er zum Tisch und sichtete das kleine Chaos, was der Nachmittag erstehen ließ: zwei Schalen, in dem zuvor Ramen gewesen war, zwei Tassen, zwei Gläser und natürlich Stäbchen. Er nahm also zunächst die Schalen in die rechte und die Tassen, mit der linken Hand zunächst gestapelt, in die noch freie Hand und trug beides zum Spülbecken. Doch aus welchem Grund auch immer stolperte er dabei und ein Glas flog ihm direkt ins Becken und landete unsanft in der Emaille. „Scheiße!“, fluchte er und schaute nach, ob das Glas gebrochen war. Zu seinem Glück war es nicht gebrochen, es lag nur kläglich in der Spüle, wo sich auch gleich das andere Glas und die Schalen befanden. Nachdem er dieses Meisterstück an Balancierarbeit bewältigt hatte, öffnete er den Wasserhahn für das warme Wasser und ging indes zurück zum Tisch, um noch die Tassen zu nehmen und die Stäbchen zu entsorgen. Danach folgte der Abwasch, denn er hatte sich vorgenommen etwas ordentlicher zu werden. In der Zwischenzeit kam Sai in seiner Wohnung an und bemerkte schon beim Berühren des Türknaufes, dass irgendetwas nicht stimmte. Hätte er sein Kurzschwert dabei, würde er es jetzt ziehen, doch hat er nicht erwartet es innerhalb des Dorfes und gerade jetzt gebrauchen zu müssen. Er drehte schnell den Knauf, das Schloss entriegelte. Mit einem Schwung riss er die Tür auf und sprang förmlich in die Wohnung, hechtete nach rechts und griff wie aus Reflex sein Kurzschwert, welches er –wie immer– auf der Kommode rechts vom Bett liegen hatte. Ein Blick durch den Raum erwies sich als Zeitverschwendung, denn der Schwarzhaarige war allein in diesem Zimmer. Niemand ist sonst hier. Vorsichtig schaute er sich in der gesamten Wohnung um. Das Schlafzimmer ist noch genauso unberührt wie am Morgen, an dem er das Bett glattstrich. Das Bad ist ebenfalls rein. Hatte sich Sai eine Bedrohung bloß eingebildet? Das kann doch nicht sein. Seltsam, dachte er. Skeptisch setzte er eine Kanne heißes Wasser auf und brühte sich einen Tee. Ich bilde mir doch sowas nicht ein. Irgendjemand oder irgendwas war hier, dachte er sich. Mit dem Wissen, dass irgendwas passiert ist, verbrachte er seinen Abend Tee trinkend und nachdenkend, immer wachsam, mit seinem Kurzschwert am Anschlag. Es ist mittlerweile dunkel geworden und auch Naruto hatte sich ins Bett gelegt. Der heutige Tag war sehr spannend. Er hatte Sakura gesagt, dass sie seine Probleme nichts angehen – wenn auch ziemlich direkt und übertrieben – und er hat erfahren, dass Sai bisexuell ist. Wenn der Blonde ehrlich zu sich selbst war, konnte er es immer noch nicht ganz glauben. Er hatte seine Wohnung aufgeräumt und trotzdessen, dass er nichts an dem Tag zustande brachte, war er sehr müde. Es wunderte ihn selbst, dass seine Augen schon fast von alleine zufallen wollten, ohne ihn vorher zu fragen. Denn mit 22:16 Uhr, wie ein Blick auf seinen Wecker verriet, ist es doch etwas früh, um jetzt schon ins Bett zu gehen. Aber ohne eine Vorstellung zu haben, was er sonst noch tun sollte, ergab er sich dem Drang seiner Körpers und mache sich für das Bett bereit. Er war gerade im Badezimmer und putze sich seine Zähne. Sorgsam kontrollierte während des Putzens, dass er auch jeden Winkel seines Mundes erreichte und kein Rest vom Essen an den Zähnen haften blieb. Dann spukte er den Zahnputzschaum in das Waschbecken und spülte mit Wasser nach, daraufhin trocknete er sich Hände und Mund ab. Plötzlich vernahm der Blonde ein leises Klicken. Skeptisch schaute er in das wohl beleuchtete Wohnzimmer seiner Wohnung, sah aber nichts. Achselzuckend betrachtete er sich im Spiegel und wuschelte sich selbst durch sein Haar, wobei er genüsslich die Augen schloss. Dabei bemerkte er nicht, dass sich eine geringfügig größere Gestalt auf einmal im gleichen Raum wie er befand und sich hinter ihn stellte. Sein schwarzer Mantel schob sich etwas zur Seite, als er den rechten Arm erhob. Mit zwei Fingern formte er ein Fingerzeichen und lehnte sich sanft nach vorn, sodass er auf Höhe vom Ohr des Blonden war. Er leckte sich kurz über seine Lippen, ehe er den Mund offen stehen ließ. „Deine Haare sind noch immer so struppig wie früher… Naruto.“ Große blaue Augen, gefolgt von einem Dämmerblick und mit einem letzten Seufzer, dann fiel der Angesprochene zu Boden. Die Gestalt hatte ihn mit einem Tippen auf die linke Schulter offenbar kampfunfähig gemacht. Der Mann ging in die Hocke, um den bewusstlosen Körper des blonden Shinobi auf sich zu laden. Nachdem er sicher auf dem Rücken lag, die Gliedmaßen schlaff nach unten hängend, ging der Mensch aus dem Badezimmer heraus in das Wohnzimmer. Dort angekommen bewegte er sich auf den Lichtschalter zu, um das Licht auszuschalten, da klopfte es plötzlich an der Tür. „Naruto, bist du noch wach?“, fragte eine weibliche Stimme ungeniert noch vor der Tür. Davon nur ein wenig überrascht ging er schneller zum Fenster. Er wollte sich jetzt nicht mit dieser Person beschäftigen. So öffnete er das große Fenster und sprang auf den Fenstersims hinaus. Die Frau vor der Tür, die sich als Sakura erwies, hörte das Öffnen des Fensters. „Naruto, bleib hier! Ich will doch nur mit dir reden, verdammt!“ Der Träger des schwarzen Mantels blieb aber nicht stehen, sondern setzte sich in Bewegung Richtung Dorfrand. Die späte Störerin war wegen des Ausbleibens der Antwort und des Geräusches des Fensteröffnens aufs Dach geklettert und stand nun am Fenster, wo die Gestalt herausgesprungen war. Erschrocken musste das Mädchen, dessen Haare im Mondlicht eher blau schimmerten als rosa, wie der Mann, Naruto huckepack, vom Dach sprang. „Halt! Stehengeblieben!“, rief Sakura, während sie sich ebenfalls in Bewegung setzte. Naruto wird entführt, aber von wem, fragte sich die Kunoichi. Ein schwarzer Mantel ohne irgendein Muster. War es Kabuto? „Hey! Hier bleiben!“ Um ihrer energischen Stimme noch mehr Ausdruck zu verleihen, war sie kurzerhand ein Wurfmesser auf die Person, wohl wissend, dass es auch Naruto hätte treffen können. Aber sie wusste, dass sie ihn schnell heilen könnte. Sie hatte eher das Gefühl, die Person würde das Messer einfach abfangen, doch das geschah nicht. Ihr Wurfmesser traf den Träger des schwarzen Mantels direkt am Kopf, sodass er zu Boden ging und unter Naruto lag. Verwundert beobachtete Sakura das Geschehen, ohne jedoch stehenzubleiben. Das war zu einfach, warnte sich die Rosahaarige selbst vor, während sie auf Naruto zueilte, der zusammen mit der Gestalt auf dem Boden. Gerade bei ihm angekommen, lösten sich Naruto und der Körper unter ihm in eine Rauchwolke auf. „Ein Kawarimi, wie einfallslos…“, kommentierte sie das Vorgehen. Gerade wollte sie sich umschauen, wo der Eindringling nun ist, da spürte sie eine Gestalt hinter sich. Ohne nachzudenken drehte sie sich mit langem linkem Arm schwungvoll um und traf nicht, denn die Person duckte sich. Wegen des Umhangs konnte sie noch immer nicht sehen, wer diese Gestalt nun war. Sakura nutze die geduckte Haltung, um mit ihrem rechten Fuß zuzutreten, der aber auch nicht treffen wollte. Anders als vorher wich die Gestalt nicht einfach aus, sie verschwand plötzlich. Jedoch wusste die Kunoichi, wo der Entführer war und schlug treffsicher mit der rechten Faust nach einer 180-Grad-Drehung zu. „CHAAA!“ Nun traf sie auf Widerstand, auf besonders harten Widerstand, jedoch nicht die anvisierte Körperstelle. Ihr Gegner hatte sich wieder Mal in Luft aufgelöst und sie traf einen Schornstein, der nun unter Getöse zusammenfiel. Und wieder spürte sie eine Person hinter sich, also holte Sakura erneut aus, drehte sich und schlug zu. Aber was dann geschah, war fast unmöglich. Der Angreifer hat ihre Faust gestoppt, mit einer Hand. Er quetschte ihre Faust nur so stark, dass sie das Gesicht schmerzhaft verzerrte als er sie ansah. Endlich konnte sie in die Kapuze hineinschauen und sah erst nichts. Doch dann folgte eine kleine Bewegung in der Kapuze und es ertönten Worte in einer wohlbekannten Modulation. „Du bist stärker geworden, hast aber immer noch nichts gelernt.“ Erschrocken riss sie ihre grünen Augen auf, der Mund war geöffnet, aber es kam kein Ton heraus. „Ich werde Naruto mitnehmen und du…“ Nun konnte sie rote Funken in der Kapuze sehen. „Sha---rin… Sa…“, stammelte sie vor Schreck. „Du wirst mich nicht begleiten, wie damals“, beendete er seinen Satz und das rote Funkeln in dem schwarzen Feld seiner Kapuze wurde größer. Nun waren es die Augen der Kunoichi, welche in einen Dämmerzustand überging, bevor sie unsanft zu Boden zu stürzen drohte. Der Mann mit dem Sharingan fing sie jedoch auf und führte ihren Körper zum Boden, sodass er sanft aufkam. Danach schnappte er sich dann wieder Naruto und sprang davon. Einige Zeit später fing Sakura an zu blinzeln und erkannte schemenhaft Gestalten, die nahezu kreisrund um sie standen. Noch immer unfähig, sich vollends zu bewegen, neigte sie den Kopf zur Seite. Zu der Seite, an der sie Shizune vermutete. „Sh-Shi…“, stammelte Sakura, nach dem sie ein paar Male leise schmatzte. „Sakura, lass dir Zeit“, beruhigte Shizune ihre Patientin. „Du warst in einem ziemlich komplizierten Genjutsu gefangen, dass nur von einem Träger eines Kekkeigenkai angewandt werden konnte.“ „Wie la…“, sie räusperte sich, und begann erneut ihre Frage zu stellen. „Wie lange war… war ich gefangen?“ „Insgesamt fast zwei Tage.“ „Was?“, seufzte die Pinkhaarige eher als dass sie fragte. „Als du herkamst, warst du in einem Genjutsu gefangen. Die Ärzte haben es gelöst und wir konnten dich schon entlassen. Doch dann bist du wieder in eins gefallen und die Ärzte konnten dich nicht aufwecken.“ Während sie sprach, versuchte Sakura sich aufzurichten. Shizune half ihr sich hinzusetzen. Die Braunhaarige seufzte. „Erst Tsunade-sama konnte dich endlich befreien. Sie denkt…“ „Wie du dir denken kannst, gehen wir von einer Person aus, die dazu im Stande sein kann, ein solches Genjutsu zu kreierern…“, meldete sich nun Sai zu Wort, der auf der anderen Seite des Bettes stand. „Es muss jemand mit einem visuellen Kekkeigenkai…“ „Sasuke…“, sprach sie, während sie schwer ausatmete und den Blick senkte. Doch als wenn ein Strom durch sie fuhr, richtete sie sich wieder auf und schaute schnell zu Sai. „Naruto!“ Dann wandte sich ihr Blick an Shizune. „Wurden sie bereits gefunden?“ Doch auf ihre Frage erhielt sie nur Kopfschütteln. „Leider nicht, Sasuke hält uns ganz schön auf Trapp. Kakashi hat schon seine Suchhunde auf ihn angesetzt, aber bisher ist er genauso verschwunden, wie er aufgetaucht war.“ Sakura senkte den Blick und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Doch anstatt in Wut auszubrechen, tropfte eine Träne auf ihre linke Faust. „Unser Team löst sich langsam auf…“, wimmerte sie, „und ich kann nichts tun.“ Sai sah die rosahaarige Frau an. Er konnte mittlerweile verstehen, wieso Sakura so sehr an ihrem Team hang. Auch er hatte sich langsam an die Arbeit im Team Kakashi gewöhnt. „Sakura…“, begann er, doch Shizune hatte die Befürchtung, er könnte etwas Falsches sagen. „Sakura braucht jetzt erstmal Ruhe. Dieses Genjutsu war sehr anstrengend für ihren Körper.“ Sie bat Sakura mit einer entsprechenden Berührung, sich wieder hinzulegen. Doch Sakura wollte sich nicht hinlegen. Stattdessen griff sie nach Shizune und zog sie an sich heran. Ihre Arme schlangen sich um sie und Sakura vergrub ihr Gesicht in Shizunes Schulter. Sakura konnte nicht mehr. Sie lies ihrem Gefühl freien Lauf und Shizune tat ihr Möglichstes, die Kunoichi zu trösten. Sai beobachtete das Geschehen. Er wusste, dass ein falscher Satz nun verheerend sein kann. Aber er begann seinen Satz von vorher erneut. „Sakura, bitte ruhe dich jetzt jetzt. Sobald du wieder fit bist, werden wir uns den Suchtrupps anschließen.“ Sakura blickte zu Sai. Ihre Augen waren schon rot und das Gesicht mit Tränen erfüllt. Sai fuhr fort. „Ich habe bereits mit der Fünften gesprochen. Sobald du wieder einsatzfähig bist, ziehen wir vom Team Kakashi los. Dafür musst du aber fit sein… wie… wie ein Ballettschuh.“ Und die folgende Stille wurde von einem kurzen Kichern von Sakura unterbrochen. Dann lachte auch Shizune los. Sai schaute indes verwundert die beiden Frauen abwechselnd an. „Sagt man das nicht so?“ Shizune wischte sich eine Träne von der Wange. „Es heißt ‚fit wie ein Turnschuh‘“, antwortete sie. Er dachte kurz nach. „Ah, fit wie ein Turnschuh! Da muss ich etwas durcheinandergebracht haben.“ Sakura lachte noch ein wenig, während die ihr Gesicht trocknete. „Schlaf mal eine Nacht darüber. Wenn wir Naruto und Sasuke suchen gehen, musst auch du voll einsatzbereit sein!“ Nun zeigte Sakura ihr wieder mehr Selbstvertrauen. Sai konnte es in ihren Augen sehen. Auch Shizune war glücklicher. „Also dann, ab ins Bett.“ Sakura legte sich hin und Shizune die Decke über Sakuras Brust. Mit den Worten „Also dann, bis morgen!“ verabschiedete sich Sai von beiden und ging die Tür hinaus. Kaum war sie geschlossen, begann sein Kopf zu rasen. Was will Sasuke mit Naruto, dass er ihn so gewaltsam entführt, fragte er sich. Bei ihrer Vergangenheit ist das nicht zu begreifen. Er setzte sich in Bewegung, den Korridor runter in Richtung Ausgang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)