Mercy von Ashelia (Daenerys & Hicks) ================================================================================ Kapitel 1: Gnade ---------------- „Valar morghulis.“ Alle Männer müssen sterben. Hicks verstand die Bedeutung dieser Worte nicht, als Daenerys sie das erste Mal vor ihm aussprach, ihre zarte Hand glitt über die Karte von Westeros. Sie sprach von Familien und einem Thron, der ihr gehörte, und er bewunderte ihre Entschlossenheit, Verlorenes einzufordern. Doch nun, als sie von Berk in diese Welt der Intrigen und Könige zurückkehrten, begann er zu begreifen. Selbst Ohnezahn fühlte sich unbehaglich bei dem Bild, was sich ihnen bot. „Ja, Kumpel. Irgendwie hoffe ich auch, dass dies nicht Meereen ist“, sagte er und tätschelte dem Drachen beruhigend über den Kopf. Denn die Straße, die sich vor ihnen erstreckte und hinauf zum Palast führte, war gefüllt mit gekreuzigten Männer. Hicks bemerkte erst, dass er den Atem angehalten hatte, als er ausatmete. Er wusste, dass Daenerys Gerechtigkeit verlangte, doch er fragte sich ob diese Art von Gerechtigkeit die Richtige war. --- Ihr engelsgleiches Auftreten war ein starker Kontrast zu der Grausamkeit vor den Toren, besonders seit ihre Drachen zu groß waren um in den Räumen des Palastes an ihrer Seite zu wachen. Ihre Macht hingegen war noch immer spürbar, als könnte man nach ihr greifen. „Ich bin froh zu sehen, dass Ihr heil zurückgekehrt seid“, begrüßte sie ihn distanziert, doch mit der Andeutung eines Lächeln auf den Lippen. Er nickte, unwissend wie er das Bild, welches sich bei seiner Ankunft geboten hat, ansprechen sollte. Langsam begann er: „Wie ich sehe hattet ihr Erfolg in Meereen‘s Übernahme, genau wie Ihr es geplant habt.“ Er hatte sich bemüht diplomatisch zu bleiben, doch hörte die Mutter der Drachen den zögernden, unsicheren Ton in seiner Stimme. „Nun...? Was stört Euch daran?“, fragte sie geradeheraus. Unwohl fuhr sich der Wikinger durch die braunen Haare, während er abwägte sein Anliegen vorzubringen ohne beleidigend zu wirken. „Es ist...“ „Fahre fort“, befahl sie, seine Worte zu langsam für ihren Geschmack. Ein kurzer Seufzer verließ ihn, bevor er seinen Sorgen Worte verlieh: „Ich verstehe, dass Ihr unter furchtbaren Bedingen aufgewachsen seid und ich weiß, mir steht nicht zu, Eure Entscheidungen in Frage zu stellen. Vielleicht verdienen die Menschen Eure Bestrafung sogar, aber ist dieses Handeln nicht genau das, wogegen ihr Vorgehen wolltet?“ Ihre violetten Augen starrten ihn an. Sie war gewohnt, dass man ihr Vorschläge machte, wie sie es besser machen könnte. Dafür hatte sie ihre Ratgeber Jorah Mormont und Barristan Selmy, doch sie brauchte keine Ratschläge von ihm wie sie zu herrschen hatte. Vielleicht war es der Fakt, dass sie sich anfangs geärgert hatte wie er ihr vorschrieb ihre Drachen - ihre Kinder - zu behandeln und aufzuziehen. Schnell hatte sie jedoch erkannt, dass er wusste, wovon er sprach und von seinem Wissen nur profitieren konnte. Doch wusste er nichts von Gerechtigkeit und der Welt, in die sie hineingeboren wurde, über die Familien die tagtäglich getötet und auseinander gerissen wurden, während der ganze Besitz gestohlen wurde. „Nicht“, sagte sie „Versucht mich nicht zu belehren wie ich herrschen oder mich für mein Volk rächen soll, welches nicht für sich selbst sprechen kann. Denn ich werde ihnen ihre Stimme zurückgeben. Ich werde ihnen helfen wieder aufzustehen und zu sprechen.“ „Daenerys.“ Er sprach ruhig und sanft und sie hätte lügen müssen um zu sagen, dass ihr ihr Name auf seinen Lippen missfiel. „Ich will Euch nicht belehren oder tadeln. Denkt nur darüber nach, was ihr Eurem Volk beibringt.“ „Ich zeige ihnen Gerechtigkeit. Gerechtigkeit, die sie vorher nie erfahren haben.“ ‚So ein Sturkopf‘, dachte sich Hicks als er sich zu einem Augenrollen hinreißen ließ. Langsam überwand er die Distanz zwischen ihnen, die er als Untergebener so formell gehalten hatte, bis ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt standen. „Ihr könnt ihnen nur das beibringen, was Ihr selbst erfahren habt. Vielleicht ist es also an der Zeit...“ Seine in Lederhandschuhen verpackte Hand griff nach ihrem schmalen Handgelenk und zog sie zu sich „dass Ihr Gnade kennen lernt.“ Mit diesen Worten schloss er sie in eine liebevolle Umarmung. Daenerys war hin und her gerissen ihn von sich zu stoßen oder sich dieser Berührung hinzugeben, doch verbot sie sich beide Optionen. Erst als er sich von ihr löste, realisierte sie wie sehr sie seine Nähe in Wirklichkeit genoss. Sie konnte so viele Sklaven befreien wie sie wollte, doch die Wärme, die er ausstrahlte, füllte eine andere Sehnsucht in ihr, die sie versucht hatte zu verweigern und vergessen. „Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich Euch die Geschichte erzähle, wie ich Ohnezahn traf“, entschied er. Vielleicht würde sie dann die Notwendigkeit und Vorteile von Gnade erkennen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)