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H-Reunion

Das Vermächtnis der fünf Prinzen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Kein neues Kapitel, nur die Überarbeitung des Prologs. Tut mir leid. ´V`

Ich weiß, das warten auf neue Kapitel ist schrecklich und so eine Überarbeitung ist sicher kein Trost. Falls noch nicht alle Leser getürmt sind, kann ich so viel sagen; die FF liegt nicht auf Eis. Tatsächlich beschäftige ich mich immer gerne damit. Nur leider geht mir das Schreiben aktuell nicht so gut von der Hand. Damit ich nicht ganz aus der Übung komme, habe ich mich an den Prolog noch mal rangesetzt. Keine Sorge; es bleibt das einzige überarbeitete Kapitel. Die anderen bleiben wie sie sind bestehen.

Ansonsten hat sich - wie ihr eventuell schon gesehen habt - der Name der Fanfiction geändert. Ich wollte es ein bisschen Beybladiger haben und habe auch ein kleines Logo dazu gebastelt. X3 Zusätzlich habe ich mir, einfach weil die FF-Maske nicht genug Raum bietet (auch nicht mit ToFu), eine Hompage angelegt auf der ich versuchen will alle Informationen zu H-Reunion zu sammeln! Für mich, aber auch für euch! Also falls euch zusätzliches Infomaterial interessiert, schaut da vielleicht mal rein. ;> Aktuell weist sie noch Lücken auf, aber die sollen sich natürlich noch füllen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da der Prolog noch nicht sehr viel Bezug zur eigentlichen Serie hergab, folgt hier nun das erste Kapitel. Leider kann ich jetzt schon versprechen, dass die Updates sicher nicht dauerhaft so zügig kommen werden. ; v ; Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen! ♥
Hier folgt nun das zweite Kapitel! C:
Ich hoffe, die Wartezeit hat sich nicht zu lang angefühlt, denn ich hab mich versucht zu beeilen. >v< Leider steck ich etwas zu viel Energie in dieses Projekt und so muss sich jedes Kapitel einer mehrfachen Überprüfung meinerseits unterziehen. Fehlerfrei wird es vermutlich trotzdem nicht sein. orz
Wie beim letzten Mal schon agekündigt, wird die Story sehr gemütlich ins Rollen kommen. Zum einen weil es mir zu hektisch widerstrebt und zum anderen weil ich mir selbst ein wenig Zeit mit den Charaktern lassen möchte, um ein richtiges Gefühl für sie zu bekommen. Cx Ich hoffe, die Story gefällt trotzdem. ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!
Es tut mir aufrichtig leid, dass es mit dem Kapitel so lange gedauert hat :(
Besonders, weil ich am Ende des Kapitels doch umgeplant habe und es dadurch schon eher fertig gewesen wäre ... orz
Ich hatte leider auch einiges um die Ohren, weshalb kontinuierliches Arbeiten unmöglich schien. ._.
Aber nun hier ist es - und der Anfang vom nächsten Kapitel steht auch schon, also vllt geht es nun wieder schneller! Ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen. :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kapitel 4 ging vergleichsweise zu Kapitel 3 sehr viel leichter von der Hand! :) Dass ich ein Teil des Kapitels schon - dank der Kürzung des Vorherigen - stehen hatte, war dabei hilfreich. x3 Glücklicherweise habe ich aktuell aber auch keinerlei Deadlines im Nacken, was es mir erleichtert, mich ganz auf dieses kleine Herzstück zu konzentrieren. ^-^
Ich hoffe, es macht ebenso Spaß das Kapitel zu lesen, wie ich Spaß hatte, es zu schreiben. ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen!
Es ist wirklich ewig her, dass ich etwas hochgeladen habe. Ich bin ernsthaft traurig darüber ... Leider komme ich überhaupt nicht zum Schreiben, da ich den Kopf kaum frei bekomme, um in meine eigenen Geschichten zu verschwinden. Hatte mir das alles mit einer Ausbildung etwas anders vorgestellt. :'D Aber kann man nix machen. Nächstes Jahr sind alle Prüfungen und ... mal sehen wohin es mich dann verschlägt.

Allerdings war ich nicht gänzlich untätig! Daher möchte ich nun das fünfte Kapitel präsentieren. Meine Ankündigung vom letzten Mal muss ich allerdings zurücknehmen. Dies wird nicht das letzte Kapitel vom ersten Akt sein. Es wird noch ein weiteres folgen (ich hoffe, bei sechs bleibt es dann aber!), denn ich habe in der Zeit, in der ich mich mit H-Reunion beschäftigt habe, gemerkt, dass es etwas zu viel wird für ein Kapitel. Also es wäre unausgewogen im Vergleich zu den anderen Kapitel ... Das stört mein ästhetisches Empfinden. :'D
Das gute an der Sache: so gibt es jetzt schon das fünfte Kapitel! Ansonsten hätte es noch viel länger gedauert. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich bin von mir selbst positiv überrascht, dass ich es geschafft habe, das Kapitel zu beenden.
Das Beyblade-Match war meine zweite Nemesis in dieser Geschichte - aber sie liegt nun hinter mir.

An dieser Stelle ein ganz liebes Danke an die vielen tollen Menschen vom Beyblade-Fan-Treff.
Das waren die positiven Vibes die ich gebraucht habe, um meine Nemesis zu überwinden.

Ich hoffe, dass ich nun nach meinem Urlaub, trotzdem genug Energie habe, um hier weiter zu schreiben.
Die Geschichte liegt mir nach wie vor sehr am Herzen und ich möchte sie so gerne weiterführen. ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo hallo!
Ich melde mich einmal wieder zurück!
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich kein ganzes Kapitel, sondern nur 1/4 fertig habe. Da dieser Abschnitt in sich abgeschlossen ist, wollte ich ihn schon hochladen, da es sowieso schon viel zu selten zu Updates kommt.
Ich bemühe mich, die fehlenden 3/4 schnellstmöglich nachzuliefern. ´w` ♥
Auf jeden Fall ist dieses Kapitel der Auftakt zum zweiten Akt! Komplett anzeigen

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Eine willkommene Reise

Schmale Äste knackten unter den Schritten langer Beine, die sich bedacht durch das Unterholz des Waldes bewegten. Laubbäume wuchsen an diesem Ort, nahe am fließenden Gewässer und voller Sonnenlicht, unter den besten Bedingungen zu kraftvollen Riesen heran. Ihre Wurzeln zogen sich in verschlungenen Pfaden durch das Erdreich, wühlten es um und ließen das Gelände unwegsam werden. Verschiedene Moose, Gräser und Sträucher bedeckten die nährreiche Erde und verbargen hinter ihren Blättern und Blüten abgebrochene Äste und Schlingen, die Wanderer schnell in die Knie zwangen.

Für Menschen glich der Wald ohne gesicherte Pfade einem komplexen Irrgarten, sodass es selbst für erfahrene Reisende kaum möglich war, einen sicheren und schnellen Weg hindurch zu finden. Trotzdem wurde darauf verzichtet, den Hain den Bedürfnissen der dort lebenden Menschen anzugleichen. Stattdessen wurden Avecur zur Hilfe genommen. Die Laufvögel, die mit ihren langen agilen Beinen zwischen den Wurzeln und Sträuchern hindurch staksten und mit ihren kräftigen Füßen dicke Äste durchbrachen, fanden mit ihrem inneren Kompass durch den dichtesten Wald ans Ziel. Ihre Reiter hielten die Zügel locker und trugen zum Weg, der zurückgelegt wurde, wenig bei. Dies ermöglichte es, während des trägen Ritts, zeitweise eine andere Beschäftigung zu verrichten.

Die Bewegungen des Avecur mit dem Körper ausbalancierend, hielt der junge Mann die Zügel seines Reittieres in einer Hand zusammen mit einem Pergament. Mit Kohle versuchte er das Naturspiel, das ihn umgab, einzufangen. Vor ihm brach Licht durch eine Nische in den dichten Kronen. Der Baum, der an diesem Platz gestanden hatte, war gefallen. Vor langer Zeit, da der am Boden liegende Stamm bereits Heimat von Moos und Pilzen war. Dort, wo das Licht den Boden berührte, blühten Blumen in farbenfroher Pracht. Sachte strich er mit den von Kohle geschwärzten Fingern über das Pergament und ein Seufzer entwich ihm, den einer seiner Begleiter bemerkte.

»Stimmt etwas nicht, Callas?«, erkundigte der sich. Sein Reittier hatte er dazu bewegt, neben dem des Künstlers zu laufen. Mit gerecktem Hals erhaschte er einen Blick auf die Zeichnung und ließ ein anerkennendes Pfeifen hören. »Das ist wirklich gelungen.«

»Euer Lob ehrt mich, General Barias«, erwiderte der Zeichner mit einem Lächeln auf den Lippen. Gedankenverloren lockte er eine seiner silbernen Haarsträhnen und ließ den Blick über die Blöße schweifen. »Leider vermag ich es nicht der unbeschreiblichen Schönheit dieses Ortes mit meinem schlichten Werkzeug gerecht zu werden.« Seine sturmgrauen Augen ruhten auf der Kohlezeichnung in seinem Arm. Mit Graustufen war der Harmonie aus Leben und Ruhe nicht beizukommen. Diese Erkenntnis ließ ihn abermals aufseufzen.

»Dann ist es von größter Wichtigkeit, dass du die Erinnerung an diesen magischen Ort mit all deinen Sinnen in dich aufnimmst«, meinte ein junger Mann zu Callas‘ Rechten. Unerwartet stieg er aus dem Sattel seines Avecur, überließ das Tier den Angehörigen seiner Kolonne und trat mit vorsichtigen Schritten auf die Lichtung zu. Trotz des unebenen Bodens war sein Gang beschwingt, als wüsste er, ähnlich wie die Laufvögel, genau an welche Stelle er ohne Schwierigkeiten auftreten konnte.

»Wir hatten an dieser Stelle keine Rast geplant, mein Prinz«, bemerkte Barias, der das eigenmächtige Verhalten mit gerunzelter Stirn betrachtete. Sein Reittier brachte er zum Halten und die restlichen Mitglieder der Kolone taten es ihm gleich, um aus dem Stand ihren Prinzen auf dem Weg zur Lichtung zu beobachten.

Über seine Schulter warf er einen Blick zurück auf sein Gefolge. Barias, sein oberster General, hätte nicht erwähnen brauchen, dass dieser Halt nicht in ihrem Reiseplan inbegriffen war. Den letzten Monat hatten sie zu dritt, gemeinsam mit Rëus, dem engsten Berater des Prinzen, den Ablauf immer wieder durchgesprochen. Es war die wichtigste Reise im Jahr. Und trotzdem war Seiryū bereit diesen außerplanmäßigen Stopp einzulegen. »Jeder Moment in unserem Leben ist vergänglich, doch uns ist die Gabe gegeben, dass wir uns erinnern. Wenn wir das Besondere nicht beachten, verschwindet es aus dieser Welt für immer, ohne je existiert zu haben. Sollte es daher nicht unsere heilige Pflicht sein, einen Ort wie diesen ganz in uns aufzunehmen, um ihn zu erhalten?«

Umstehende wagten nicht, auf diese Frage etwas zu erwidern. Auf das unerschütterliche Lächeln seines Prinzen wurden die Züge von Barias weicher und er senkte den Blick. »Wenn Ihr es sagt, mein Prinz«, entgegnete er mit einem verborgenen Lächeln im Mundwinkel. Im Bericht für Rëus würde er diesen Teil ihrer Reise geflissentlich auslassen.

Seiryū setzte seinen Weg fort, und als die Sonnenstrahlen seine gebräunte Haut berührten, breitete er die Arme aus und drehte sich einmal um die eigene Achse. Wo das Licht ihn berührte, spürte er Wärme, wenn er tief einatmete, vernahm er den süßlichen Duft der Wildblumen, und zwischen den grünen Zweigen ließen sich kleine Waldtiere erkennen. Von den Baumkronen her war zwischen dem Rauschen der Blätter Gezwitscher zu hören. Er schloss die Augen, um sich ganz auf die Klänge zu konzentrieren, bis sich eine Melodie in seine Gedanken schlich. Es war nur ein kurzer Augenblick, den er an diesem Ort verweilte, doch er fühlte Energie in sich aufkeimen, die durch seinen gesamten Körper, vom Kopf bis zu den Zehen, hindurchströmte. Die Melodie würde er behüten. »Callas?«

Als der Mann seinen Namen hörte, nahm er auf dem Avecur eine unangenehm gerade Haltung ein. »Ja, euer Hoheit?« Seine Stimme überschlug sich vor Überraschung darüber, dass sein Prinz ihn direkt ansprach. Gebannt lagen seine Augen auf ihm, wie er in Mitten der Blöße stand. Mit seinen blauen Gewändern und dem nachtblauen Haar wirkte Seiryū wie der lebenspendende Quell dieses Ortes. Er fügte sich harmonisch in die Idylle und hob sich zugleich von ihr ab.

Der Prinz schenkte ihm ein Lächeln und kehrte zurück zu seinem Gefolge. »Ich möchte dich bitten, so viel von diesem Ort in dich aufzunehmen, wie es dir möglich ist. Und wenn wir nach Auravitas zurückgekehrt sind, fertige aus deiner Erinnerung ein Gemälde für mich an.« Man reichte ihm die Zügel seines Reittieres und er schwang sich zurück in den Sattel.

Callas wusste nicht, was er auf diese Bitte erwidern sollte. Es klang wie ein Auftrag, doch für ihn war es ebenso ein Geschenk. Als Liebhaber der Malerei kam er dieser Tätigkeit bloß zum Vergnügen nach. Seine Fertigkeiten waren nicht vergleichbar mit denen eines gelehrten Meisters. »Es wäre mir eine Ehre!« Er würde mit Hilfe seiner Zeichnung und der Erinnerung an den Prinzen inmitten der Blöße, geflutet vom Licht, ein Bild für Seiryū malen.

Mit einem Nicken nahm er das Einverständnis zur Kenntnis. Prüfend sah er über sein Gepäck, ob es gut befestigt war, und wandte sich anschließend an die gesamte Kolonne, den Blick fest auf Barias gerichtet. »Der Halt hat uns und den Tieren Kraft geschenkt. Nun wollen wir unsere Reise wieder aufnehmen. Bis zu den heiligen Toren liegt noch ein weiter Weg vor uns.«

Einstimmiges Raunen ging durch die Reihen und die Avecur setzten ihren sicheren Weg durch den Wald fort.

Der weitere Ritt durch das Unterholz erfolgte ohne Unterbrechungen. Als der blaue Himmel zwischen den hochragenden Baumstämmen erkennbar wurde, ließen sie den Wald bald darauf hinter sich. Die Luft frischte auf und Wind blies ihnen ins Gesicht, als sie ein lichtes Hochplateau erreichten. Das Gras wiegte mit der Brise und Bäume waren nur noch vereinzelt zu sehen. Von ihrer erhöhten Position aus hatten sie einen Ausblick auf einen See mit einer kleinen Stadt, die sich am Ufer entlang zog.

Bei der Aussicht wurde der Prinz wehmütig. Es gab viel zu wenige Gelegenheiten, um das Land zu bereisen und seine Schönheit zu kosten. Umso wertvoller war die jährliche Wanderung zum Weltenbaum Unitas für ihn. Diese Tradition ermöglichte ihm, seinem Reich und den Menschen, die dort lebten, seine Ehrerbietung entgegen zu bringen. Er liebte Xylones.

Vom Himmel her ertönte ein helles Kreischen, das über das weite Feld echote. Die Blicke gingen suchend empor und entdeckten einen Falcris, der in kreisenden Bahnen herabglitt und schließlich auf der Schulter des Generals landete.

Neugier und eine gewisse Vorfreude blitze in den haselnussbraunen Augen des Prinzen auf, während er beobachtete, wie Barias sich dem Falcris annahm. Das Geschöpf gehörte zu ihrer Reisegruppe und flog zumeist vor, um von dem bevorstehenden Reisepunkten zu berichten.

Bevor Seiryū eine Frage formulieren konnte, wandte der General das Wort direkt an ihn. »Man erwartet Euer Eintreffen inbrünstig, mein Prinz.« Es lag keinerlei Wertung in der Stimme des Mannes, trotzdem war in seinen mintgrünen Augen etwas Wissendes, sodass sich dem Prinzen ertappt die Wangen rot färbten.

Barias schloss mit seinem Avecur zur Rechten des Prinzen auf. »Auch wenn wir erst kürzlich Halt gemacht haben, sollten wir die Zeit in Adflatis für eine Rast nutzen und unserer Vorräte auffüllen«, teilte er seine Überlegung mit.

Für Seiryū gab es nichts abzuwägen. Die Reise durch Adflatis war sinnvoll und brachte sie nicht aus dem Zeitplan. Trotzdem hielt er sich mit einer vorschnellen Antwort zurück. Es musste wenigstens so wirken, als habe er wohlüberlegt. »Gut.« Er straffte seine Schultern und wandte sein Reittier zur Kolonne, um das Wort an sie zu richten. »Adflatis ist die letzte Stadt für die nächsten Tage, die wir passieren werden. Stockt die Vorräte so weit auf, wie es notwendig ist, und«, ein gewinnendes Lächeln legte sich auf seine Lippen, »nutzt die Gelegenheit, um gute Hausmannsküche zu genießen.«

Einstimmiges Raunen, in dem ein wenig Vorfreude mitschwang, ging durch die Kolonne und geschlossen brachten sie das letzte Stück, das zwischen ihnen und der Stadt lag, hinter sich. Sie ritten das Flussufer entlang auf einen Torbogen zu, der den Stadteingang darstellte. An ihm wuchsen Kletterpflanzen empor, die das darunterliegende Holz mit saftigem Grün überdeckten. Vor der Stadt stiegen die Reiter von den Avecur und betraten sie mit den Tieren an den Zügeln zu Fuß.

Auch die weißen Holzhäuser, die am Rand der Chaussee standen, trugen den grünen Schmuck das ganze Jahr über. Zusätzlich zu diesem gab es in dieser besonderen Zeit hochgewachsenen Bambus zu bewundern, der aus Fenstern ragte oder an Hauswänden lehnte und in dessen schmalen Zweigen bunte Papierzettel hingen, die im Wind tanzten.

Während Seiryū noch einen Moment das Stadtbild bewunderte, kamen immer mehr Bewohner, die sich die Straße entlang aufreihten, um ihren Regenten zu begrüßen. Auch wenn der Prinz diese Reise nicht zum ersten Mal antrat und er in den vergangenen Tagen schon einige Städte passiert hatte, verspürte er immer wieder aufs Neue einen Hauch von Verlegenheit in sich aufkommen, wenn die Menschen ihm zujubelten.

Stolz straffte er die Schultern, reckte das Kinn und lächelte sein strahlendes Lächeln. Es war seine Pflicht, sich auf diese Weise seinen Untertanen zu präsentieren, doch nur selten musste er sich dazu nötigen. In gemächlichem Tempo führte er sein Reittier über die Straße. Die Zügel hielt er in einer Hand, während er die Andere zum Gruß erhob.

Den Marktplatz fast erreicht, sprangen einige Kinder dem Prinzen vor die Füße und zwangen ihn so zum Halt. Die Menge wurde ruhig und der Prinz sah mit interessiertem Blick auf die jungen Einwohner. In ihren Händen hielt jeder von ihnen je ein Stück Papier, unbeholfen beschriftet von kindlicher Hand. Erschrocken von ihrer eigenen Tat standen sie wie versteinert da, doch Seiryū konnte ihr Anliegen erahnen.

Langsam ging er vor den Kindern auf die Knie und streckte die Hand den Sprösslingen entgegen. Ihre Starre löste sich und aus Reflex traten sie einen Schritt zurück. Ein Mädchen mit kurzen braunen Haaren, gekleidet in ein blaues Gewand mit liebevollen Stickereien, trat als Erstes wieder vor und reichte ihren Zettel an den Prinzen weiter.

Nachdem eines der Kinder den Anfang gemacht hatte, verlor der Rest von ihnen die Scheu und traten auch ihre Zettel an ihren Prinzen ab.

»Ich werde darauf achten, dass die Götter sie sehen werden«, versprach Seiryū und die großen Augen der Kinder begannen zu leuchten.
 

Nachdem die Vorräte auf dem Markt aufgefüllt wurden und alle Reisenden sich nach einem verdienten Mittagessen wieder zusammenfanden, setzten sie ihre Reise fort. Am Tor verabschiedeten die Bewohner von Adflatis den Prinzen und sein Gefolge mit ihrem Segen. Die Kinder, deren Zettel Seiryū an den Bambus, der an seinen Sattel geschnürt war, befestigt hatte, standen in der ersten Reihe und winkten zum Abschied.

Den Blick nach vorne gerichtet sah die Kolonne auf klaren Himmel. So klar, dass sie von ihrem Standpunkt aus, die Krone des heiligen Baumes erahnen konnte. So weit waren sie inzwischen gekommen und immer noch lag ein weiter Weg vor ihnen.

Seiryū legte behutsam die rechte Hand auf eine alte metallene Platte, die an seinem Gurt befestigt war. Sie hatte die Form eines Pentagon, war in jeder Spitze mit einem Juwel besetzt und wies in der Mitte die Gravur eines Drachen auf. Der größte Edelstein befand sich über dem Haupt des Drachen – es war ein glanzvoller Smaragd.

Unter der zärtlichen Berührung des Prinzen begann das Wappen zu vibrieren und strahlte eine angenehme Wärme aus. Wenn Seiryū in diesem Moment die Augen schloss, konnte er im Wind das Flüstern des heiligen Drachen hören, der ihn willkommen hieß.

Nach fünf Jahren

Sirrend landeten die hochmodernen Kreisel in der Arena und zogen ihre Bahnen. Euphorisch riefen die Umstehenden ihren Favoriten zu und jubilierten bei jeder Kollision. Mit Klacken und Knirschen rieb das Metall aneinander, bis es Funken sprühte.

»Hau ihn raus!«, forderte ein Junge mit grünem Haar seinen Beyblade auf. Über die Bande holte er Schwung, stieß heftig gegen seinen Gegner und brachte ihn ins Straucheln. Für den Rauswurf reichte es jedoch nicht.

»Halte durch! Nicht aufgeben!«, rief der andere Junge seinem Spielzeug gut zu. Mit aller Kraft suchte er den Kontakt, doch sein Gegner hebelte den Angriff aus und kickte den Gegner mit solcher Heftigkeit, dass er aus der Arena flog.

Erstaunt zog der Verlierer die Luft ein und folgte der Flugbahn seines Beyblades mit den Augen. Er flog ein beachtliches Stück und wäre hart auf dem Boden aufgeprallt, hätte ihn ein junger Mann nicht aus der Luft gefangen.

»Hey, hey, hey! Immer langsam ihr Champs. Sonst schießt ihr eure Blades irgendwann noch aus dem Orbit«, witzelte der Retter und hielt den Kreisel sicher in der Hand. Für diejenigen, die regelmäßig das Beyblade-Center der Stadt besuchten, war seine Anwesenheit nichts Überraschendes, aber auch diejenigen, die seltener oder zum ersten Mal dort waren, wussten, wer er war.

Unverkennbar trug er wie eh und je sein Markenzeichen, die Baseballcap, die ihm einst sein großer Bruder schenkte. Sein schlichtes weisses Shirt kombinierte er mit einer Sportjacke und als Zeichen dafür, dass er ein Blader war, hatte er seinen Beyblade in einer Tasche um den Oberarm geschnallt. Gelassen ging er auf die Kinder zu und gab den Kreisel seinem rechtmäßigen Besitzer zurück.

»Danke, Takao!«

»Kein Problem. Mach weiter so, dann wirst du bald schon besser sein«, versprach der Ältere und grinste ganz typisch für ihn.

Es passierte nicht selten, dass sich die Kinder um ihn scharrten, sobald sie seine Anwesenheit einmal registrierten, doch jedes Mal überrumpelte es ihn aufs Neue. Er lachte auf und richtete sein Cap, während die Kinder mit Bitten auf ihn einredeten. Alle wollten sie von ihm Tipps und Tricks lernen – und dafür war er da.

Takao versuchte etwas Ruhe in die Meute zu bringen, bevor er seinen Beyblade und den Starter aus den Taschen zog, um mit einer kleinen Lehrstunde zu beginnen. Allerdings ließ es der einstige Beyblade-Champion sich nicht nehmen gelegentlich abzuschweifen und alte Anekdoten aus seiner aktiven Spielerzeit zu erzählen. Jedes Mal klopfte sein Herz schneller und die Augen der Jüngeren begannen zu leuchten, egal wie oft sie die Geschichten vielleicht schon gehört hatten.

Zum Abschluss versuchten die Kinder Takao zu einem Match zu überreden und hätten es geschafft, wären nicht zwei von Takaos besten Freunden eingetroffen, die seiner Aufmerksamkeit bedurften. Die haselnussbraunen Augen weiteten sich, bevor er mehrmals blinzelte und sich endlich von der Traube Kinder löste.

Manabu und Hiromi kannten diese Situation bereits und waren daher geduldig. Dass Takao selbst nach fünf Jahren noch immer als großer Held des Beyblade-Sportes gefeiert wurde und die Kinder zu ihm aufblickten, konnte man schlecht ignorieren. Daher sparte sich die junge Frau eine tadelnde Ansprache, obwohl er sie warten ließ. Zudem hatten sie ihren Besuch dieses Mal gar nicht angekündigt. Trotzdem lagen ihre Hände an den Hüften, quasi kampfbereit, um Takao doch einen Vortag zu halten, wenn er nicht achtgab.

Seinen Beyblade wieder sicher verstaut, schob Takao die Hände in die Jackentaschen und grinste den beiden freudig entgegen. »Was verschlägt euch denn her?«, fragte er im überraschten Ton.

Die beiden Freunde sahen einander an und schienen in ihrem Blickwechsel zu beratschlagen, wer auf die Frage antworten sollte. Takao wusste nicht warum, aber irgendwann hatten Manabu und Hiromi mit dieser stummen Kommunikation angefangen und bis zu diesem Tag perfektioniert. Insgesamt störte er sich nicht daran (vor allem, wenn er es nicht mitbekam), doch wenn er sich auf diese Weise von einem Gespräch ausgeschlossen fühlte, konnte er ungehalten werden.

Wann sein dünner Geduldsfaden überstrapaziert war, ließ sich schwer einschätzen, doch über die Jahre, die Manabu seinen Kumpel schon kannte, hatte er gewisse Anzeichen für die temperamentvollen Ausbrüche des Weltmeisters kennengelernt. Als der Brünette ein Zucken der Nasenflügel bei Takao bemerkte, wandte er sich sogleich mit einem heiteren Grinsen an ihn. »Wir haben ein paar Neuigkeiten, von denen wir dir berichten wollten«, antwortete er.

Hiromi zog aus ihrer Umhängetasche ein Blatt in Größe A3 hervor und rollte es aus. Es war ein Plakat mit auffälligen Farben und großen Lettern. Ein absoluter Blickfang.

Takao zog die Stirn kraus, da ihm nicht klar war, was so toll und ausgefallen an diesem Aushang sein sollte. Davon hingen genügend in verschiedensten Formen und Größen in der gesamten Stadt.

»Ich wusste, er schnallt es nicht«, schnaubte die junge Frau und verdrehte die Augen. Als Hilfestellung tippte sie auf den Schriftzug, der sich über das Plakat erstreckte, und hoffte, ihr Gegenüber zum Lesen animieren zu können.

»Battle Bladers?«, las Takao skeptisch vor. Was sollte ihm das sagen? Doch in seinem Bauch keimte ein bekanntes flaues Gefühl auf.

Die Begriffsstutzigkeit ihres Freundes ließ die Beiden frustriert aufstöhnen. »Das ist doch wieder mal typisch! Einfach unglaublich! Hast du dein Hirn heute Morgen wieder im Bett gelassen?«

»Hey! Kein Grund beleidigend zu werden, Chef. Von Hiromi bin ich es vielleicht gewöhnt, aber einer reicht.«

Unerwarteter Weise war es seine Freundin, die sich dazu erbarmte, zu einer Erklärung anzusetzen. »Dieses Plakat ist der Testdruck. Weitere hundert befinden sich gerade in der Produktion. In den nächsten Tagen soll die offizielle Werbekampagne der BBA beginnen.«

»Okay?

»Wir haben die Erlaubnis von Mr. Daitenji dir jetzt schon davon zu erzählen«, führte Manabu fort. »Battle Bladers wird ein Turnier für Beyblader aus der ganzen Welt!«

Langsam zeichnete sich Erkenntnis in Takaos Zügen ab. Die haselnussbraunen Augen wurden groß und begannen auf diese besondere Art zu leuchten. »Eine neue WM?«, folgerte er, doch Hiromi verneinte sofort mit einem Kopfschütteln.

»Nicht direkt. Auf jeden Fall überhaupt nicht so, wie wir es aus der Vergangenheit kennen. Wie es genau laufen wird, erfahren wir auch erst in ein paar Tagen. Aber es soll wohl anders werden.«

Takao nickte, auch wenn er nicht viel verstand. Die Aussicht auf ein neues Turnier reichte ihm jedoch. Auf eine ausführliche Erklärung konnte er warten. Doch eines gab es da noch, was ihn brennend interessierte. »Wissen die anderen schon Bescheid?«

Das Lächeln auf Manabus Lippen verbreiterte sich zu einem Grinsen. Mit dieser Frage hatte er nicht bloß gerechnet, er hatte sie erwartet. »Ich hab ihnen geschrieben, noch bevor wir zu dir aufgebrochen sind.«

»Mr. D lädt sie herzlich als seine Gäste dazu ein«, setzte Hiromi hinzu.

Eigentlich war es Takao klar gewesen, dass der alte Mann an sie genau so dachte wie er. Immerhin waren sie ein Team – eine Einheit! Auch wenn sie über den ganzen Erdball verstreut waren, gehörten sie zusammen.

Dieses bekannte Kribbeln kitzelte ihn in der Nase. Die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen mit seinen besten Freunden weckte ungeheuren Tatendrang in ihm.

Nach fünf Jahren würde die G Revolution wieder vereint sein!
 


 

Nachem Volkov die BBA intrigiert und aus dem Geschäft verdrängt hatte, musste Mr. Daitenji ganz von vorne Anfangen. Das alte BBA Gebäude war zerstört, der Kontakt zu Partnern weltweit abgebrochen und Verträge mussten neu ausgehandelt werden. Zudem hatte die BEGA das Vertrauen der Sportler erschüttert, was den erneuten Aufstieg zusätzlich erschwerte.

Nach fünf Jahren hatte sich die Vereinigung stabilisiert und neu Fuß gefasst. Sie war längst nicht wieder so groß wie einst, doch Mr. Daitenji konnte sich nicht beklagen.

Das neue Gebäude der BBA war kleiner als das einstige, doch erfüllte seinen Zeck zufriedenstellend. Im Augenblick befand sich der Direktor im Konferenzraum im zweiten Stock. Die Fenster waren mit Rollladen versehen, um das Licht im Raum auf ein angenehmes Maß zu dimmen. Dort beriet sich der ältere Herr mit den verschiedenen Abteilungsleitern über die letzten Feinheiten des geplanten Turniers.

Seit dem Wiederaufbaut hatte die BBA von größeren Events Abstand gehalten. Sie war noch zu klein und nicht genug abgesichert, dass sie finanzielle Fehlkalkulationen hätte auffangen können. Noch ein Bankrott hätte für die Vereinigung das Ende bedeutet.

Mit dem aktuellen Stand konnte Mr. Daitenji jedoch absolut zufrieden sein und mit der Erfahrung, die er mitbrachte, (der es auch zu verdanken war, dass sich die BBA so gut erholt hatte) vertraute man seinem Urteil.

»Wir werden nächste Woche die offizielle Bekanntgabe machen. Bis dahin werde ich hoffentlich schon ein paar Rückmeldungen der ehemaligen Champions haben. Solange möchte ich nicht, dass etwas an die Öffentlichkeit durchdringt. Behalten sie die Planung weiter genau im Auge und überprüfen sie besser alles zwei Mal«, sprach er mit klarer und ernster Stimme.

Die Bedrohung durch einen Misserfolg würde für die BBA zwar nicht mehr das Ende bedeuten, doch es wäre trotz allem ein herber Rückschlag. Dessen war dich der Direktor stets bewusst.

Damit war die Konferenz abgeschlossen und die Teilnehmer ordneten schnell ihre Unterlange, bevor sie sich an ihren Arbeitsplatz zurückbegaben.

Mr. Daitenji warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr, bevor er sich langsam aus seinem Stuhl erhob und den Weg in sein Büro antrat. Er hatte noch etwas Zeit bis zu seinem verabredeten Videotelefonat und genoss es, sich die Beine zu vertraten. Auf seinen Gehstock gestützt schlenderte er durch den Gang und sah raus zum Fenster. Vom Flur aus hatte man einen Ausblick auf den Hinterhof. Dort hatte man einen Sportplatz erbaut, auf dem Kinder und Jugendliche sich nach der Schule trafen, um ihre Technik im Beybladen weiter zu verbessern. Die Begeisterung der Jungend direkt vor Augen zu haben, war für den alten Herrn ein täglicher Ansporn bei seiner Arbeit.

Der Sessel im Büro des Direktors war sehr alt und ausgebeult. Nur die wenigsten wussten, dass er von seinem Beisitzer vom Sperrmüll gerettet wurde. Mehrfach war schon der Einfall aufgekommen, dass ein Neuer eine gute Investition wäre, doch Mr. Daitenji hatte stets freundlich aber energisch abgelehnt. Er verband zu viel mit dem alten Möbelstück und wollte auf dieses wohlbringende Gefühl, das ihn jedes Mal überkam, wenn er in die Polster sank, nicht verzichten.

Mit einem Piepton kündigte sich der Anrufer an und Mr. Daitenji öffnete das Videofenster über den ganzen Bildschirm seines Computers. »Es freut mich von dir zu hören, Hitoshi«, begrüßte er den alten Freund.

»Hallo, Mr. Daitenji«, erwiderte dieser respektvoll.

»Wie geht es dir?« Für den alten Mann war dies nicht bloß eine Höflichkeitsfloskel. Vor fünf Jahren, nachdem Takao gemeinsam mit seinen Freunden die Machenschaften der BEGA gestoppt hatte, war Hitoshi zu Reisen durch die ganze Welt aufgebrochen. Den jüngeren der Kinomiya-Brüder hatte dieser erneute Verlust zwar getroffen, doch er brachte notgedrungen Verständnis für die Beweggründe auf.

Hitoshi besuchte die verschiedensten Länder der Welt und suchte in ihren Städten und Dörfern nach passionierten Anhängern des Beybladesportes. Dort, wo er nicht so bekannt war, nahm er sich die Zeit, den Kindern das Spiel beizubringen und wenn er ein besonderes Talent entdeckte, berichtete er der BBA davon. Lag es in den Möglichkeiten der Vereinigung, erhielt der Schützling fortan eine entsprechende Förderung.

In ihrem heutigen Gespräch wollte der Direktor von seinem Talent-Scout eine Einschätzung, was die Teilnahme am kommenden Turnier betraf.

»Ich bin davon überzeugt, dass aus aller Welt Teilnehmer zusammenkommen werden. Sowohl aus der Großstadt als auch von kleineren Dörfern. Zu den Spielern, bei denen ich mir absolut sicher bin, dass sie sich qualifizieren werden, habe ich ein paar Daten gesammelt. Ich werde sie Ihnen in Kürze per Mail zukommen lassen, Mr. Daitenji.«

»Sehr schön! Ich bin schon sehr gespannt, mit was für außergewöhnlichen Spielern wir zu rechnen haben.« Wenn der alte Mann in den letzten fünf Jahren etwas in seiner Arbeit vermisst hatte, dann war es das Staunen, das die jungen Erwachsenen bei ihm auslösten, wenn sie bei den sportlichen Wettbewerben ihr Letztes gaben und über sich selbst hinauswuchsen. »Bevor ich es vergesse! Vermerk mir doch bitte auch, wenn von deinen Talenten jemand finanzielle Unterstützung bei der Anreise brauchen sollte. Ich leite es dann direkt weiter an unsere Partner, die sich darum kümmern wollten.«

»Natürlich, Mr. Daitenji.«

»Sehr schön. Ich freu mich schon auf deinen nächsten Bericht, Hitoshi!«
 


 

Ruhig lag der gepackte Koffer auf dem ordentlich gemachten Bett. Der Schrank gegenüber, gefüllt mit weiteren Kleidungsstücken, stand offen, doch der junge Mann ließ beides für den Moment unbeachtet. Er stand vor der Terrassentür, die bis eben noch hinter den schweren, dunklen Vorhängen versteckt gelegen hatte. Nachdem er sie zur Seite gezogen hatte, konnte er von der hoch gelegenen Wohnung in den Himmel schauen, der von der untergehenden Sonne in kräftiges Rot gefärbt wurde.

»Bist du noch da?«, fragte eine elektronisch leicht verzerrte Stimme und weckte seinen Gesprächspartner auf diese Weise aus seinem Tagtraum.

»Ja«, war die karge Antwort. Der junge Mann mit den aschgrauen Haaren öffnete die Tür zur Terrasse und atmete die frische Luft ein. Er lockerte den Hemdkragen, um diesem einengenden Gefühl zu entgehen und genoss das bisschen Freiheit. Er wechselte mit dem Telefon die Ohrmuschel und wandte sich wieder seinem Gepäck zu.

»Fallen dir noch irgendwelche Instruktionen ein, die du mir lieber gesagt haben willst, bevor ich jetzt auflege?«, erkundigte sich der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung und Kai konnte eine Spur des genervten Gemütes erahnen. Vermutlich fühlte sein Kamerad sich, als würde er ihm nichts zutrauen, dabei wusste der Andere genau, dass Kai bloß einen Hang zum Perfektionismus hatte.

»Nein, ich denke das war alles. Ich bin mir sicher, du regelst alles zufriedenstellend, bis die Umstellung bei allen angekommen ist. Ich verlass mich auf dich.« Kai vernahm noch ein paar steife Verabschiedungen auf Russisch, bevor das vertraute Klicken ertönte und das Telefonat beendet war.

Achtlos schmiss er das Handy auf die Kommode auf der schon eine leere Vase und sein Beyblade Dranzer Platz gefunden hatten. Der laue Wind kam zum Fenster rein, spielte mit den Vorhängen und malte ein Schattenspiel an die in rotes Licht getauchte Wand. Bald würde die Sonne untergegangen sein.

Kai ließ den Blick über den geöffneten Koffer und seine Kleidungsstücke schweifen. Er war für einen unbestimmten Zeitraum gepackt worden, doch über den Inhalt wollte er sich für heute Abend keine weiteren Gedanken machen. Er schloss den Deckel und stellte das Gepäckstück vor das Bettende auf den Boden. Anschließend verließ er den Raum durch die Tür und trat in den Wohnbereich. Ein leises Maunzen ließ sich verlauten und geschmeidig tigerte der Urheber um die Beine seines Herrchens.

Er kniete sich zu dem Tier hin und hob es um den Bauch herum an, um es auf den Arm zu nehmen. Kaum kraulte er den Kater hinter den Ohren, begann dieser zu Schnurren und Kai musste lächeln. »Du bist schrecklich verschmust, weißt du das, Lancelot?«

Der sibirische Kater kommentierte dies mit einem weiteren Maunzen und erwartete offenkundig weitere Streicheleinheiten. Immerhin nahm er für sein Herrschen beschwerliche Reisen auf sich, also konnte es dies von ihm erwarten.

In die schwarze Ledercouch versunken, Lancelot schnurrend auf seinem Schoß, checkte Kai auf seinem Laptop sein Postfach auf neue Mails und las aufmerksam die neuen Informationen, die Mr. Daitenji ihm hatte zukommen lassen.

Wiedersehen mit alten Freunden

Takao hatte es für seine Verhältnisse ungewohnt früh aus dem Bett geschafft. Auch wenn er inzwischen um einiges Pflichtbewusster mit verabredeten Zeiten umging, waren die Morgenstunden nach wie vor nicht seine Liebsten. Doch an diesem Tag schaffte er es, mit dem ersten Klingeln des Weckers, das warme, kuschelige Bett hinter sich zu lassen und aufzustehen, um sich fertigzumachen.

Schnell hatte er sich im Bad frisch gemacht, sich angezogen und ausgiebig gefrühstückt wie es sich im Hause Kinomiya gehörte (Frühstück, die wichtigste Mahlzeit des Tages!). Er hatte das Radio angemacht, damit es nicht zu still war, doch sobald Daichi sich für die Schule fertigmachen musste, war es um jede Stille geschehen. Jeden Morgen polterte der Wildfang durchs Haus, dass sich Takao schon dran gewöhnt hatte und es meist überhörte.

Als der Jüngere in der Küche zu ihm stieß, hatte Takao gerade entschieden, dass genug Zeit für eine weitere Portion Reis war. Er füllte seine Schüssel ein zweites Mal bis über den Rand und als er damit fertig war, alles ordentlich festzudrücken, glitt eine Hand an ihm vorbei und eignete sich den Reis an.

»Daichi«, knurrte Takao zwischen den Zähnen hindurch und warf einen strafenden Blick zu seinem Mitbewohner, der sich auf seinen Platz am Tisch fallen ließ und ungerührt damit begann die Schüssel wieder zu leeren.

»Du hast doch sicher gar keine Zeit für ‘ne zweite Schüssel«, bemerkte der Unhold zwischen zwei Bissen.

Beide Jungs ließen ihren Blick zur Uhr schweifen, die über der Tür an der Wand hing. Die Zeiger verrieten, dass es fast Viertel nach sieben war und das gab Takao den Anlass für ein süffisantes Grinsen. »Ich glaube, du solltest lieber auf den Nachschlag verzichten und langsam mal die Beine in die Hand nehmen.«

Ein Anflug von Panik spiegelte sich in den laubgrünen Augen wieder und Daichi verschlang sein Frühstück in großen Bissen. Scheppernd kam die Schüssel auf dem Küchentisch zum Stehen und der Schüler sprang mit solch einem Schwung aus dem Stuhl, dass dieser zu Boden geflogen wäre, hätte Takao nicht rechtzeitig nach der Rückenlehne gegriffen. »Bis später!«, plärrte die Verabschiedung durch das Haus und mit dem üblichen Getöse brach Daichi zur Schule auf.

Für Takao hatte das Ganze etwas von einem Déjà-Vu. Immerhin war es ihm mit siebzehn kaum anders ergangen und hätte sein Großvater ihn nicht mit dem Bambusschwert durch das Haus gejagt, wäre er sicher einige Male nicht vor der zweiten Stunde in der Schule angekommen.

Die einkehrende Ruhe hatte etwas Entspannendes und für ein paar Minuten genoss Takao diese und lauschte den Musikklängen aus dem Radio, bevor er sich nochmals eine Schüssel Reis füllte für seine zweite Portion. Trotz, dass er keineswegs in Zeitdruck war, beeilte er sich mit dem Essen, um bald aufzubrechen. Zum Flughafen war es weit, und da er seine Freunde überraschen wollte, würden sie nicht auf ihn warten, falls er zu spät käme.
 

In der U-Bahn, die zum Airport fuhr, lehnte Takao sich im Türbereich gegen eine der Trennscheiben. Sein Blick wanderte zwischen Fahrplan und Fenstern hin und her, je nachdem, ob die Bahn grade durchs Dunkel fuhr oder an einer Haltestelle stand. Die Hände hatte er wie immer in den Jackentaschen vergraben und merkte daher bald, dass er den Zettel mit den Flugnummern vergessen hatte. Innerlich fluchte er über seine Kopflosigkeit. Zum Umkehren war keine Zeit mehr.

Nach ein paar Haltestellen stieg seine ehemalige Klassenkameradin zu ihm ins Abteil und stellte sich gegenüber an die Trennscheibe. Wegen des Besuches hatte sie sich von der Arbeit freigenommen, damit sie gemeinsam mit Takao ihre alten Freunde begrüßen konnte – und natürlich hatte sie an die Flugzeugnummern gedacht! »Gut, dass dein Kopf angewachsen ist«, bemerkte sie in diesem lehrerhaften Ton, der dem jungen Mann so verhasst war.

Er wandte den Blick zur Tür raus und starrte ins Dunkel. »Der Spruch ist so alt. Lass dir mal was Neues einfallen«, murrte er missmutig und erntete ein verdrehen der Augen seitens Hiromi.

»Du bist so schrecklich kindisch.«

»Und du schrecklich rechthaberisch. Also ist doch alles wie immer.« Takao reckte das Kinn und lächelte die junge Frau auf die üblich provokante Art an.

Hiromi verschränkte die Arme und ließ einen spitzen Laut der Missbilligung vernehmen. »Charmant wie immer.«

»Dafür liebst du mich doch«, erwiderte er keck und entlockte seiner Freundin ein angedeutetes Lächeln.

Es war egal wie alt sie waren und noch werden würden - solange sie sich kannten, würde es diese Konfrontationen ohne Sinn und Verstand geben. Es war schlicht die Gewohnheit und das Gefühl, dass es so sein musste. Ohne würde beiden etwas fehlen, das wussten sie.

Am Flughafen angekommen, nahm Takao sie bei der Hand. Es waren eine Menge Menschen unterwegs und somit war die Möglichkeit, sich aus den Augen zu verlieren, enorm. Auch wenn er voranging und ihnen den Weg bahnte, war es Hiromi, die die Richtung bestimmte.

Den rechten Platz erreicht, atmete das Paar auf. Ihre Blicke gingen zur Armbanduhr von Hiromi und sie informierte darüber, dass der Flieger von Max schon in Kürze eintreffen sollte. Ihr Timing war absolut perfekt.

Zufrieden richtete Takao seine Kappe und grinste. Es war eine ganze Weile her, dass er seinen besten Freund (neben Manabu, versteht sich) gesehen hatte. Amerika war ein ganzes Stück entfernt und der Zeitunterschied erschwerte den Kontakt zusätzlich. Doch trotzdem hatten sich die Zwei nie bloß mit Mails begnügt und neben Anrufen und Videotelefonaten schafften sie es, sich mindestens einmal im Jahr zu sehen. Trotzdem lag das letzte Treffen inzwischen ein gutes halbes Jahr zurück und entsprechend kribbelte es Takao, den Blondschopf endlich wiederzusehen.

Die Augen weiter auf die Richtung, aus der Max kommen sollte, fixiert, griff er aus seiner hinteren Hosentasche eine gerollte Zeitung. Verwirrt sah ihm seine Freundin dabei zu, doch er hielt es nicht für nötig, eine Erklärung dafür zu liefern.

Immer mal wieder kam ihnen eine Welle von Menschen mit Gepäck entgegen, die gerade von ihren Flügen kamen. Für den Flieger ihres Freundes war es zwar zu früh, trotzdem hielten sie bei jeder Menschentraube Ausschau nach ihm. Es konnte ja immer sein, dass ein Flug unerwartet zu früh eintraf.
 

Nachdem Max einige Jahre in Japan gelebt hatte, aber gerne seine Mutter besuchen ging, war er die langen Flüge zwischen Amerika und Japan gewöhnt. Auch nachdem er wieder zurück in die Vereinigten Staaten gezogen war, hatte sich wenig geändert und so war das Ein- und Auschecken bei ihm in Routine übergegangen. Während des Fliegens konnte er sich problemlos entspannen, sah sich den blauen Himmel und das Meer durch das Fenster an und kuschelte sich stets in seine geliebte Collegejacke, die er noch aus den Zeiten als PPB Allstar hatte. Das Flugzeug verließ er nie ohne einen freundlichen Abschied bei den Flugbegleitern und seiner typischen guten Laune.

Mit federnden Schritten machte Max sich auf den Weg sein Gepäck zu holen. Nachdem er auf Mr. Daitenjis Einladung hocherfreut zugesagt hatte, wurde die weitere Organisation geklärt. Einen passenden Flug hatte sich schnell gefunden, sodass er nur einen kurzen Zeitraum auf seinen alten Freund Rei warten musste. Gemeinsam sollten sie anschließend von einem Chauffeur abgeholt werden, der sie zu ihrem Gasthaus bringen würde.

Da Mr. Mizuhara ebenfalls wieder nach Amerika gezogen war, dankte es Max dem Direktor der BBA sehr, sich gleich um eine Unterbringung mit zu kümmern. Natürlich wusste er, dass er jederzeit bei seinem besten Freund unterkommen konnte, doch da dieser mit seinem quasi kleinen Bruder sicher schon genug zu tun hatte, wollte er ihm nicht zusätzlich zur Last fallen.

Umso größer war seine Überraschung, als er die Halle des Flughafens betrat und die unverkennbare Silhouette von Takao erspähte, der mit einem Heft über dem Kopf nach ihm winkte. Max brauchte nicht unbedingt näher ran zu gehen, um zu wissen, was der Japaner da über seinem Kopf präsentierte, denn das war schon eine Tradition für sie. Die Zeitung an sich war nicht das Wichtige, sondern eine bestimmte Anzeige, die irgendein Nudelsuppenrestaurant in der Stadt anpries.

Max‘ Grinsen wurde breiter und mit beschleunigten Schritten lief er auf Takao und Hiromi zu. Lachend klatschte er mit seinem besten Freund ein, der ihn gleich ran zog und kräftig umarmte.

»Schön dich wiederzusehen, Kumpel!« Kameradschaftlich klopfte der Japaner ihm auf die Schultern, als er gerade dabei war Hiromi eine herzliche Begrüßung zukommen zu lassen. »Ist schon wieder viel zu lange her!«

Mit seinem glockenhellen Lachen stimmte Max dem Anderen zu. »Da sagt du was. Dein letzter Besuch in New York liegt schon wieder eine Ewigkeit zurück!«

»Doch nur, weil es bei euch keine gescheiten Nudelsuppen gibt«, witzelte Takao und stieg in das Lachen mit ein.

Hiromi, die beide schon länger kannte, begriff den kauzigen Humor der Jungs auch nach all der Zeit nicht. Das Ritual des gemeinsamen Nuddelsuppenschlürfens war ihr zwar bekannt, doch worin es seinen Ursprung hatte, war ihr unbekannt. Doch sie wollte ihnen die Wiedersehensfreude nicht verderben und so tat sie diese seltsame Eigenart mit einem Kopfschütteln ab und freute sich einfach mit. Wie konnte man auch nicht, wenn beide so herzhaft miteinander lachten?

Zu dritt machten sie sich auf den Weg zur Ankunftshalle von Reis Flieger, dabei in heitere Gespräche vertieft über die getrennte Zeit. Während des Wartens dufte Hiromi es sich auf dem Koffer von Max bequem machen, da stehen in ihren schicken Schuhen mit Keilabsatz auf die Dauer unangenehm wurde.

Der Amerikaner selbst hatte sich auf ein Geländer geschwungen und folgte interessiert den Spekulationen von Takao, die er über das kommende Turnier angestellt hatte. Max selbst hatte nicht schlecht gestaunt, als die Mail von Manabu bei ihm eingegangen war, in der er von dem geplanten Turnier der BBA berichtete. Auch er hatte keine genauen Informationen erhalten, doch selbst, wenn es in einem sehr viel kleineren Rahmen stattfinden würde, als die Weltmeisterschaft zu ihrer aktiven Spielzeit, so war Max vollauf begeistert. Um nichts in der Welt hätte er das verpassen wollen.

»Ich bin mir sicher, Mr. D wird sich etwas unglaublich tolles überlegt haben. Nach fünf Jahren das erste richtige Turnier. Das ist echt Wahnsinn! Und du hast daran mitgewirkt, Hiromi?«

Die Angesprochene strich sich ihr rehbraunes Haar hinter das Ohr und zuckte mit den Schultern. »Nicht viel. Über die Einzelheiten weiß ich auch nichts, falls du gehofft hast, dir Informationen zu erschleichen.«

»Damn. Ich hatte tatsächlich darauf spekuliert. Da werd‘ ich wohl genauso warten müssen wie alle anderen, hm?«

»Nicht aufgeben, Max! Ich bin mir sicher, zusammen schaffen wir es, doch ein paar Geheimnisse aus ihr raus zu kitzeln.« Takaos Lippen verzogen sich zu einem verschlagenen Grinsen und mit den Händen deutete er an, seiner Freundin in die Seite piksen zu wollen.

»Untersteh dich, Takao!«, fauchte die ihn an und rollte auf dem Koffer einen halben Meter von ihm weg. Weiter kam sie nicht, denn eine Hand auf ihrem Rücken brachte sie zum Stehen. Überrascht warf sie einen Blick über die Schulter, bereits eine Entschuldigung formend, da sie befürchtete, einem Passanten über den Fuß gerollt zu sein, doch die bernsteinfarbenen Augen, die ihr entgegenblickten, waren alles andere als unbekannt.

»Leute, man hört euch wirklich über die gesamte Halle hinweg. Falls es eine Überraschung werden sollte, dass ihr mich hier begrüßt, dann ist sie somit missglückt«, erklärte der eingetroffene Chinese mit einem Lächeln im Mundwinkel, das seine spitzen Eckzähne hervorblitzen ließ.

»Rei! Du bist früh dran«, stellte Hiromi fest und stand zur Begrüßung von ihrer Sitzgelegenheit auf.

Da die Gruppe es nicht eilig hatte, ließ Rei den Seesack, den er seit eh und je als Reisegepäckstück verwendete, von seiner Schulter gleiten und stellte ihn auf dem Boden ab. Seinen Zopf, den er inzwischen ohne das Stofftuch und geflochten trug, strich er sich von der Schulter. »Die Landung und das Auschecken gingen ziemlich schnell«, erklärte er knapp und zuckte leicht die Schultern.

»Ist doch super«, stellte Takao fest und stieß sich die Hände reibend von der Wand ab, an der er gelehnt hatte. »So haben wir mehr Zeit zusammen. Wisst ihr schon, wo ihr pennen werdet?« Die Frage klang weniger nach Interesse und mehr nach Erwartung. Der Japaner erinnerte sich zu gern an die Zeit zurück, als sie alle zusammen im Dojo seiner Familie untergekommen waren. Es hatte ihm solchen Spaß bereitet, dass er sogar den Luxus seines eigenen Bettes zurückgestellt hatte. Ein Futon reichte, wenn er dafür bis spät in die Nacht mit Max und Rei über irgendwelche Dinge brüten konnte.

Dieses Mal sollte es allerdings nicht so kommen.

Kurz tauschten die beiden Gäste einen Blick (wieder so eine stumme Verständigung von der Takao nichts verstand!), bevor Max sich unbeholfen durch das weizenblonde Haar strich und etwas konfus wirkte. »Also Mr. D hat uns eine Unterkunft für die Zeit, die wir hier sind, besorgt.«

»Hä?«, war die wenig gehaltvolle Erwiderung des Japaners und er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Davon weiß ich gar nichts.« Irgendwie fühlte sich das komisch für ihn an.

Seinen Gegenübern ging es nicht viel anders. Da das Angebot direkt von Mr. Daitenji gekommen war, hatten es beide nicht ausgeschlagen. Andernfalls wären sie – für sie selbstverständlich – gerne wieder bei Takao mit eingezogen. Die Zeit bei dem Japaner, versprach immer spannend zu werden. Dass sie ihm nun vor den Kopf stießen, bereitete ihnen ein mulmiges Gefühl.

»Und wo werdet ihr dann pennen?«, fragte Takao mit unverhohlener Neugier.

»Das wissen wir gar nicht so genau«, erklärte Max und lächelte verlegen.

»Mr. D wollte uns abholen lassen. Den Rest werden wir wohl vor Ort erfahren«, führte Rei aus und griff sich seinen Seesack. »Wir könnten ja mal schauen, ob der Abholdienst schon da ist.«

Allgemeines Nicken folgte auf den Vorschlag und Hiromi und Max machten sich ebenfalls zum Aufbruch bereit. Takao, der von der Situation etwas verunsichert war, schob seine Hände in die Jackentaschen und trottete gedankenversunken neben seinen Freunden her. Irgendwie war es, als habe man ihm eine Überraschung weggenommen und so die Vorfreude auf dieses Wiedersehen und das kommende Turnier gedämpft. Es ärgerte ihn selbst, dass er so dachte, denn eigentlich war es doch völlig egal, wo die Beiden übernachteten.

»Begleitet ihr uns denn noch?«, erkundigte sich Max und in seiner Stimme klang die typische Aufrichtigkeit mit, die keinen Zweifel daran ließ, dass ihm etwas an der Sache lag. »In das Auto passen sicher problemlos vier Leute rein, und wenn ihr mitkommt, wisst ihr auch gleich, wo ihr uns finden könnt.«

Der Vorschlag war alles andere als schlecht (immerhin kannten die Gäste nicht jeden Winkel der Stadt auf die Weise wie es die Einheimischen taten) und stimmte Takaos Gemüt versöhnlich. Zumindest war der Weg zum Flughafen nicht umsonst und die Freunde würden etwas Zeit miteinander verbringen.

Der Abholdienst für Rei und Max stand tatsächlich schon bereit. Ein Mann in adretter Chauffeurkleidung wartete vor einem schwarzlackierten Wagen mit getönten Scheiben und hielt in seinen Händen ein Schild mit einem Aufdruck des alten Logos der Bladebreakers. Mr. Daitenji hatte den Beiden geschrieben, dass sie auf dieses Schild achten sollten, obwohl der Hinweis überflüssig war. Mit diesem Logo mussten sie sich einfach angesprochen fühlen. Selbst Takao grinste verstehend.

»Ach, dafür hatte er diesen Druck gebraucht«, stellte Hiromi für sich selber fest, da sie die Anfänge des Teams nicht miterlebt hatte.

Max schilderte dem Herrn, der etwas verwundert über die Anzahl der Fahrgäste war, die Situation. Der Transport zweier weiterer Passagiere stellte kein Problem dar und mit einem charmanten Lächeln öffnete Max Hiromi die Tür (was Takao mit Skepsis betrachtete). Rei nahm auf dem Beifahrersitz Platz und die beiden anderen setzten sich jeweils zur Rechten und Linken der jungen Frau.

»Sie wissen, wo sie uns hinbringen sollen?«, fragte der Chinese vorsichtig zur Kontrolle. Von den vier Fahrgästen hatte keiner eine Ahnung. Ein Umstand, der Rei nicht sonderlich behagte, aber mit dem er sich abgefunden hatte. Sein Vertrauen in Mr. Daitenji war ausreichend, sodass er sich mit seinem Halbwissen zufrieden gab. Um weitere Informationen per Brief zu erbitten, hatte die Zeit auch gar nicht gereicht.

Der Fahrer beantwortete die Frage sehr selbstbewusst mit einem ›Ja‹ und lächelte seltsam wissend. Es wirkte, als habe ihm jemand prophezeit, dass Rei zu dieser Frage ansetzen würde. »Man hat mir die Adresse und eine Wegbeschreibung gegeben. Das Ziel dürfte aber gar nicht zu übersehen sein. Allerdings wurde ich nur für die Hinfahrt gebucht«, erklärte der Mann und blickte durch den Rückspiegel zu Hiromi und Takao.

»Das ist kein Problem. Wir werden schon eine Möglichkeit finden«, winkte Hiromi ab und Takao unterstützte ihre Meinung mit einem Nicken.
 

Zur Überraschung der beiden Heimischen, schlug der Wagen den Weg in Richtung Bakuten ein – der Stadtteil, in dem sie seit ihrer Kindheit lebten. Für eine Zeit fuhren sie sogar am Aokigawa entlang, an dem Takao schon so manchen Nachmittag seine freie Zeit allein oder mit Freunden verbracht hatte. Während sie rätselten, wohin der Fahrer sie bringen könnte (für einen Augenblick, dachten sie ernsthaft an den Kinomiya-Dojo), entfernten sie sich immer weiter von der gewohnten Umgebung und steuerten auf die gehobenere Wohnsiedlung zu.

»Aber hier gibt es nur Privathäuser«, merkte Hiromi an und zog die Stirn kraus. Wo sollten Max und Rei dort untergebracht werden?

Mit einem Schulterzucken tat Takao den Einwand seiner Freundin ab und sah das Positive daran. »Immerhin sind es bis hier hin nur ein paar Minuten mit dem Bus.«

Mit einem Seitenblick musterte die Brünette den jungen Mann rechts von sich und stellte sich selbst einmal wieder die Frage, ob er wirklich so unbekümmert war. Sie machte sich selbst zwar keine Sorgen wegen des Ziels (immerhin war es Mr. Daitenji, der sich darum gekümmert hatte), doch trotzdem war es seltsam und sie blieb skeptisch.

Die Siedlung, die sie durchfuhren, war eine reine Wohngegend. Zum größten Teil standen hier Einfamilienhäuser mit gewissem Grundstück. Läden gab es sehr wenige, weshalb die Straßen ruhig und fast leer waren. Ein idyllisches Wohnverhältnis, das sich nicht jeder leisten konnte. Wohnblöcke suchte man daher vergeblich und auch Hotels würde man keine finden.

In dem Glauben, nicht weiter überrascht werden zu können, beäugten Takao und Hiromi mit neugierigen Blicken das Einfahrtstor, vor dem sie hielten. »Hier?«, fragte der Blauhaarige und erhielt als Antwort ein sich öffnendes Tor. Ihr Wagen fuhr vor, bis zum Anwesen, das inmitten eines riesigen Grundstückes aufragte, umgeben von Wiesen und kunstvoll geschnittenen Hecken.

Das schwarze Auto kam zum Stehen, doch statt auszusteigen, starrten die Vier gebannt durch die Fenster auf die edle Hausfront. Erst als der Chauffeur die Tür auf Takaos Seite öffnete, lösten sie sich aus ihrer Paralyse und der Japaner stieg hastig aus, gefolgt von Hiromi. Rei und Max nutzten je ihre Tür, doch als sie endlich alle ausgestiegen waren, übermannte sie wieder die Ehrfurcht.

»Wie kommt Mr. D dazu, so eine schicke Bleibe für euch zu organisieren?«, fragte Takao laut. Berechtigterweise, denn nach dem Zerfall der BBA hatte der alte Mann den meisten Teil seines übrig gebliebenen Vermögens in den Wiederaufbau investiert.

Hiromi, die von den Anwesenden zu diesem Zeitpunkt den meisten Kontakt zum Direktor hatte, konnte dafür genau so wenig eine Erklärung zusammenfinden.

»Wow. Also ich fühle mich echt geehrt. So luxuriös habe ich sicher noch nie gehaust«, meinte Max und musste nervös lachen. Es kam ihm herrlich absurd und unwirklich vor.

Der Fahrer lud das Gepäck aus, welches die Eigentümer dankend entgegennahmen, und verabschiedete sich. Damit stand die Gruppe allein und immer noch ratlos vor dem Anwesen, das sie niederzustarren schien.

Takao schritt mit gemischten Gefühlen voran. Einladend sah es für ihn nicht aus, trotzdem machte es einen liebevoll hergerichteten Eindruck. Der Anstrich wirkte frisch aufgetragen, wodurch der Japaner zumindest keine Assoziationen mit einem Geisterhaus in den Sinn kamen. Zur Eingangstür führte eine kleine Treppe, die er zwei Stufen auf einmal nehmend hochspurtete. Vor der Tür wandte er sich zu seinen Freunden um und fragte: »Hat einer von euch einen Schlüssel dafür bekommen?«

Einvernehmliches Kopfschütteln war die Antwort, also begann Takao nach einer Klingel zu suchen. Zwar wurde er fündig, doch zu seinem Verdruss war sie nicht beschriftet, wodurch ihm weiterhin die Information verwehrt blieb, wo – oder viel mehr bei wem – sie waren. Trotzdem drückte er auf den Knopf und hörte durch die Tür das Läuten.

Max und Rei, bewaffnet mit ihrem Gepäck, bezogen zu beiden Seiten ihres Freundes Stellung. Hiromi hielt sich im Hintergrund und bestaunte weiter das Grundstück. Das Haus stand auf einer Anhöhe, sodass sie einen wunderbaren Ausblick bis zum Einfahrtstor hatte.

Es dauerte einen kurzen Moment (zwei Sekunden genügten schon und Takao war dabei der Versuchung zu erliegen, den Türklopfer mal auszuprobieren) bis eine von den beiden Flügeltüren geöffnet wurde. Ein älterer Herr mit klugen grauen Augen sah den jungen Erwachsenen entgegen und schien überhaupt nicht überrascht. Nicht mal über die doppelte Anzahl an Gästen. »Willkommen. Ich hoffe, die Reise hat Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereitet und Sie haben gut hergefunden«, begrüßte er sie und bat sie zur Tür herein.

Der Eingangsbereich war ein Stück breiter als die Flügeltür und streckte sich in einem Schlauch weiter in die Tiefe des Hauses. So hatten die vier Freunde mit Gepäck genug Platz um sich die Schuhe auszuziehen ohne aneinander zu stoßen. Links befand sich eine Garderobe mit Schuhschrank, in der sie ihre Straßenkleidung verstauen konnten. Koffer und Seesack blieben für den Moment ebenfalls dort.

Nach rechts führte eine offene Tür in einen Salon, und da dies der einzige Raum war, der neben dem hohen Eingangsflur zu bestaunen war, ruhten alle Blicke neugierig auf den Ausschnitt, den die Tür bot. Elegante Sitzgruppen waren um einen edlen Holztisch gereiht und der Boden mit dunklem Teppich ausgelegt.

»Sie sind von der Anreise sicher müde. Möchten Sie sich für einen Moment setzen. Ich lasse Ihnen gerne Tee bringen.«

»Äh, danke sehr«, fiel es Rei als Erstem ein zu erwidern.

Mit Zurückhaltung traten sie in den Salon ein und ließen den Blick weiter über den Kamin und die lange Fensterfront schweifen. Takao legte den Kopf in den Nacken, um dem Fensterrahmen bis zur Decke zu folgen und ließ sich daraufhin in einen alten, aber trotzdem bequemen, Sessel plumpsen. »Wow«, war sein vorläufig einziger Kommentar.

»Da sagst du was«, stimmte Max ihm zu und setzte sich mit Hiromi auf ein kleines Sofa.

Jeder von ihnen hegte seine unausgesprochenen Zweifel daran, dass sie richtig waren. Auch wenn Mr. Daitenji immer die Hotelaufenthalte der Bladebreakers und BBA Revolution finanziert hatte, übertraf dies hier bei weitem, was die jungen Männer gewohnt waren. Natürlich hatten sie immer exquisit gewohnt, aber auch oft genug ein Bett zu zweit geteilt, um allen einen Schlafplatz zu bieten. Damals waren sie zu fünft gewesen. Dieses Mal ging es nur um Unterkünfte für zwei von ihnen.
 

Es dauerte nicht lang, da kam der Tee, serviert in feinstem Porzellan. Hiromi warf einen warnenden Blick zu Takao, der ihn auffing und die Augen verdrehte. Was glaubte sie eigentlich, was er war? Ein Gorilla in Omas Porzellankiste?

»Vielen Dank«, war es diesmal Max, der für alle sprach und freundlich lächelte.

»Nicht der Rede wert. Man hatte mir vorher berichtet, dass ein langer Weg hinter Ihnen liegt. Da ist dies das Mindeste.«

»Ach, wer hat Ihnen das denn gesagt?«, fragte Takao unverhohlen neugierig. Die Gelegenheit war perfekt, um gleich etwas mehr über dieses ominöse Herrenhaus herauszufinden. »Gehört das Haus Mr. Daitenji?« Eigentlich hatte er schon im Gefühl, dass dies nicht der Fall war. Auch wenn sich der Direktor der BBA um die Unterkünfte kümmerte, passte ein solcher Wohnsitz überhaupt nicht zu ihm.

Der Herr wandte sich zu seinem neuen Gesprächspartner und lächelte, nun offensichtlich doch etwas überrascht. Es kam denkbar selten vor, dass Besucher ihren Gastgeber nicht kannten. »Mit Mr. Daitenji wurden alle notwenigen Absprachen für dieses Zusammenkommen geführt, doch er ist nur ein alter Freund des Hausherren«, erklärte er sachlich.

»Und wem dürfen wir alle unseren Dank zukommen lassen, dass er uns so freundlich aufnimmt, während unseres Besuches in Japan?«, fragte Rei und nippte genüsslich an seiner Tasse. Es handelte sich sicher um einen Freundschaftsdienst und käme Mr. Daitenji nichts zu stehen, dass Max und Rei in diesem riesigen Haus unterkommen durften. Da war ein ›Danke‹ mehr als angebracht.

»Das wäre dann Master Kai.«

Hustend und räuspernd tauchte Takao hinter seiner Teetasse auf und starrte mit weit geöffneten Augen zu dem Mann auf. »Master Kai?!«, wiederholte er krächzend, ein weiteres Husten unterdrückend. »Sie wollen sagen, das alles hier gehört Kai Hiwatari?«, präzisierte er sich, um Missverständnissen vorzubeugen.

Das gelassene Nicken des älteren Herrn war kontrovers zu der Stimmung seiner Gäste. »Dieses Anwesen ist seit mehreren Jahrzehnten im Besitz der Familie Hiwatari und vor gar nicht allzu langer Zeit in den von Master Kai übertragen worden. Zugegeben bevorzugt er es, dem Grundstück fern zu bleiben.«

Dass Kai hier nicht wohnte, wusste Takao. Der alte Kapitän der Bladebreakers verbrachte die meiste Zeit des Jahres in Russland, wo der Hauptsitz des Familienkonzerns hin verlegt wurde. Zwar gehörte ihm die Firma, doch wegen seiner grade einmal einundzwanzig Jahre, hatte er noch nicht die alleinige Gewalt über das Geschäft und konnte nicht an Umsiedlung denken – allerdings war sich Takao gar nicht so sicher, ob sein alter Gefährte dies überhaupt in Betracht zog. Er wusste nur, dass Kai gelegentlich längere Aufenthalte in Japan einplante.

Viel mehr fragte sich Takao jedoch, wie man ein so riesiges Grundstück geheim halten konnte. Das trägt wirklich genau seine Handschrift! Dass er eine Villa in seinem Keller voller Leichen versteckt hält, hätte ich aber nie gedacht. Er hat doch im Stadtzentrum eine Wohnung gemietet … der muss echt zu viel Geld haben!

Mit verschränkten Armen ließ sich der einstige Weltmeister zurück in den Sessel fallen und verzog das Gesicht. Er wusste nicht mal, über wen er sich in dem Moment ärgerte, aber er ärgerte sich. »Wird sich der Gönner hier in nächster Zeit mal blicken lassen?«, fragte er laut und erweiterte gleich daraufhin noch einmal seinen Wissensdrang. »Also wird er auch irgendwann in Japan eintreffen? Wieso ist er nicht mit euch zusammen angereist? Kamen ihm Termine dazwischen? Oder will er auf den letzten Drücker hier aufkreuzen?«

Max und Rei blickten ihren Freund ratlos an. Sie hatten von ihrem ehemaligen Teamkollegen gar nichts gehört, was das kommende Turnier betraf. Wo sie im Nachhinein darüber nachdachten, hatte Mr. Daitenji den Namen Kai in seinen Planungen nie erwähnt, was sie zu dem Schluss führte, dass er wohl im Voraus abgesagt hatte. Zumindest schien es ihnen der logische Schluss zu sein.

Der nette Herr, der im Dienste der Familie Hiwatari stand, war da allerdings sehr viel besser informiert. »Master Kai hat seit knapp einem Monat seine Wohnung im Stadtzentrum bezogen. Anlässlich des bevorstehenden Turniers auf unbestimmte Zeit.«

»Was?!«, polterte Takao und war mit einem Schwung aus dem Sessel aufgesprungen. Ungläubig schnappte er nach Luft, doch sein Gefühl sagte ihm, dass der Mann sicher nicht log. Seit einem Monat schon wohnte Kai wieder in Japan, war in die Planung des Turniers eingeweiht und schien es nicht für nötig zu halten irgendeinen seiner Freunde darüber in Kenntnis zu setzen? Der Japaner merkte, wie ihm vor Empörung die Hitze in die Ohren kroch. Das war so unerhört typisch! »Der Penner!«

Stolpersteine

Das Kratzen von Stiften auf Papier, geführt von eifrigen Schülern, die den Unterrichtsstoff von der Tafel mitschrieben, schmerzte Daichi immer besonders in den Ohren, wenn er keine Geduld für all dies hatte. Er hasste es, den ganzen Tag von dieser Lerneinrichtung eingesperrt und an einen Stuhl gefesselt zu werden. Von der Uniform, die Pflicht war, ganz zu schweigen. Sie war ihm zu warm und engte ihn ein, dass er sich unwohl fühlte. Das Ziehen am Kragen hatte sich zu einem kleinen Tick von ihm entwickelt und sein Bewegungsdrang zwang ihn dazu, unaufhörlich mit dem Bein zu wippen.

An diesem Tag war es besonders schlimm. Daichi hatte ganz andere Dinge im Kopf, als sich so anstrengende Sachen wie Mathematik reinzuprügeln. Nachdem er vor fünf Jahren zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft für Beyblade teilgenommen hatte, sollte nun wieder ein Turnier stattfinden. Takao hatte ihm davon erzählt und Max, Rei und Kai waren dafür angereist. Gemeinsam wollten sie Mr. Daitenji, auf dessen Einladung hin, in seinem Büro besuchen, doch noch musste der Rotschopf die Schulbank drücken. Erst danach konnte er los.

Er balancierte einen Stift zwischen den Fingern und hatte den Kopf in die Handfläche gestützt. Dass ihn der ganze Unterricht nicht interessierte, konnte er kaum offensichtlicher zur Schau tragen. Zu seinem Glück, saß er für den Lehrer sehr verdeckt, und auch wenn die Farbe seines Haares sehr auffällig war, blieb er vom Groll des Paukers verschont. Glück für Daichi – zumindest ein bisschen.

Sein Blick schweifte aus dem Fenster, das ihm Aussicht auf das trübe Wetter gab. Wenigstens das. So ärgerte er sich nicht auch noch darüber, dass er bei strahlendem Sonnenschein im muffigen Klassenzimmer sitzen musste.

Die laubgrünen Augen zogen weiter zur Uhr, die an der Wand neben der Tafel hing. Es war seine letzte Unterrichtsstunde für den Tag und in wenigen Minuten war sie endlich vorbei.

Auf etwas zu warten, war für ihn schon immer schwierig gewesen, aber die Lerneinrichtung machte es zur reinen Folter. Zwischendurch fantasierte er, dass der Sekundenzeiger ihn verspotten würde! Wieso konnte Schule nicht spannend sein und wieso musste in der Schule so viel auf einer Stelle gesessen werden?

Frustriert inspizierte er, was an der Tafel geschrieben stand und es war für ihn keine Überraschung, dass er eigentlich nichts verstand. Also vielleicht ein bisschen, wenn er denn bei der Sache wäre, aber zu diesem Zeitpunkt gab es keine Chance. Er lehnte sich zurück und strich unzufrieden durch sein rotes Haar. Innerlich sagte er sein Mantra auf Schule ist wichtig, Schule ist interessant bis endlich – endlich – die Schulglocke klingelte und ihn von seinem Elend befreite.

Seine Unterrichtssachen hatte er für die Stunde auf seinem Tisch ausgebreitet, doch sie waren so schnell in der Tasche verschwunden, als wären sie nie herausgenommen. Andere bemühten sich um Diskretion, aber Daichi sprang mit einem Satz aus dem Stuhl und stürmte zur hinteren Tür hinaus. Die Tasche über eine Schulter geschnallt, rannte er den Flur runter, auch wenn das verboten war – im Gegenzug sprang er dafür nicht aus dem Fenster. Zum Glück war er keinem Lehrer in die Arme gelaufen.

Der Heimweg war nicht lang, weshalb Daichi seinen Sprint bis zur Haustür durchzog. Er lief den Fluss entlang, der durch die Nachbarschaft zog, und über die Brücke, unter der bei Regen die spielenden Kinder Schutz suchten.

Der Wohnsitz der Familie Kinomiya war leicht zu erkennen, da der Altbau in der Siedlung einzigartig war. Das Eingangstor war verschlossen und Daichi kramte ungeduldig seinen Schlüssel hervor, um aufzuschließen. Kaum war die Tür einen Spalt weit geöffnet, glitt er hindurch (denn alles Weitere wäre Zeitverschwendung) und mit Schwung ließ er sie hinter sich wieder zufallen. Aufmerksam blickte er sich im Vorgarten um, sah zu dem kleinen Blumenbeet, den aufgereihten Bonsais und lief rückwärts durch die Haustür.

»Bin da!«, verkündete er lautstark. Es kam keine Antwort, aber das war auch eher selten der Fall. Trotzdem ließ er jeden Tag das Haus wissen, wann er daheim angekommen war.

Daheim. Jedes Mal, wenn Daichi einen Augenblick darüber nachdachte, spürte er diese ständige Spannung aus seinen Schultern schwinden und gleichzeitig hatte er ein flaues Gefühl im Magen, dass aber irgendwie eine angenehme Wärme in ihm auslöste.

Daichi strampelte sich die Schuhe von den Füßen und knöpfte auf dem Weg zu seinem Zimmer schon die Uniform auf. Wenn sie auf dem Weg zu Mr. Daitenji sein würden, wollte er das grässliche Ding nicht mehr anhaben. Seine Tasche warf er achtlos neben den Schreibtisch und die Uniform über den Stuhl, um sich schnell eine abgewetzte Jeans und ein weites Shirt aus der Kommode zu angeln. Darin fühlte er sich viel freier und wohler.

Um einiges zufriedener mit der Welt, begann er durch das Haus zu streunern, um Takao zu finden. Da dieser sich für den Tag freigenommen hatte, sollte er zuhause sein und Daichi war sich ziemlich sicher, dass der Ältere das am Morgen auch versichert hatte.

Vorsichtig lugte er in Takaos Zimmer, wo der aber nicht war. Auch das Wohnzimmer und die Küche waren leer, was den Rotschopf ins Grübeln brachte. Wo steckt der? Der wird doch nicht ohne mich los sein?, fragte er sich und ein leises Stimmchen in seinem Hinterkopf bejahte diese Theorie. Manchmal gab es diese Augenblicke, in denen Takao ein egoistischer Arsch sein konnte.

Der Gedanke ließ Daichi grummeln. Die Hände in den Hosentaschen verstaut, stapfte er weiter durchs Haus und wurde einfach nicht fündig. »Der Typ ist doch einfach unglaublich!«, machte er seinem Frust Luft. Natürlich würde Takao ordentlich was zu hören bekommen, wenn er tatsächlich weg war.

Während er die Veranda, die zum hinteren Teil des Grundstücks hinaus ging, entlang schlurfte, hörte er für einen kurzen Augenblick ein Sirren. Wäre es ihm nicht so vertraut, hätte er es wahrscheinlich überhört, aber so blieb er stehen und spitzte die Ohren. Es dauerte nicht lange, da ertönte wieder dieses Sirren und Daichi konnte den Ursprungsort bestimmen.

Mit einem Satz war er von der Veranda runter in den Garten und durchlief diesen mit großen Schritten. Als er neu im Haus Kinomiya war, hatte er lange geglaubt hinter den Bäumen und Büschen würde gleich die hintere Mauer verlaufen. In den Jahren, die er inzwischen dort lebte, hatte Takao ihm irgendwann anvertraut, dass dort das alte Versteck von ihm und seinem älteren Bruder war, wenn sie sich einmal vor dem Kendounterricht und der Hausarbeit drücken wollten. Sie hatten sich dort eine kleine Basis für ihr gemeinsames Beybladetraining eingerichtet, die bis zu diesem Tag – zwar alt und abgenutzt – dort bereitstand.

Mühevoll wand Daichi sich durch das Grünzeug hindurch. Das Sirren war inzwischen beständig zu hören und hinzukam das allzu vertraute Klacken und Knirschen. Der Verursacher dieser Klänge, Dragoon msuv, grub mit seiner Spitze feine Furchen in die Erde und wirbelte wild den Staub auf, als würde ein kleiner Sturm durch den Garten ziehen. Takao folgte dem Wirbelwind mit den Augen. Die Lippen waren verbissen zu einer schmalen Linie zusammengepresst und die Schultern angespannt.

Wenn Daichi es nicht besser gewusst hätte, wäre sein Verdacht gewesen, dass der ehemalige Weltmeister sich wegen eines harten Kampfes Gedanken machte. »Hey, Takao«, machte sich der Rotschopf bemerkbar und konnte, wegen seines vorangegangenen Frusts, einen knurrigen Unterton nicht vermeiden.

Erstaunlicherweise entging es dem Angesprochenen und er blickte nur irritiert über die Schulter zu dem Anderen. Sein Beyblade machte einen letzten Schlenker durch den Parcours und schoss gezielt in die Hand seines Besitzers. »Daichi. Du bist schon da?«

Eine Feststellung, die sich erübrigte, und beim Jüngeren nur für ein Rollen mit den Augen sorgte. Er brauchte nicht fragen, um zu wissen, dass Takao beim Üben vollkommen sein Gefühl für Zeit verloren hatte und vermutlich glaubte, es wäre gerade einmal Mittag. »Sicher bin ich schon da! Und bald wird auch der Abholdienst hier sein«, erklärte er bissig und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Oh«, war alles was Takao in seiner Überraschung zusammenbekam. Zwar war es nicht so, dass es irgendetwas zu erledigen gab, bevor sie zu Mr. Daitenji konnten, doch trotzdem fühlte er sich überrumpelt und etwas gehetzt. Nervös strich er sich mit der freien Hand durch den Nacken und ging mit schnellen Schritten an seinem Mitbewohner vorbei. »Dann sollten wir nicht hier rumstehen, sonst bekommen wir ja nichts mit.«

»Ach nee?!« Daichi stapfte seinem alten Teamkameraden schnell hinterher. Mit gerunzelter Stirn starrte er auf den Rücken seines Vordermanns, als stünde dort eine Antwort für das fragwürdige Verhalten von Takao. Die Hände vergrub er in den Hosentaschen, während sie ins Haus zurückkehrten und jeder von ihnen ihr Zimmer aufsuchte.

Wo Takao eben mit Dragoon msuv ein paar Runden gedreht hat, hatte Daichi das Bedürfnis, seinen Gaia Dragoon ms ebenfalls einmal auszupacken. Auch wenn er wegen der Schule kaum dazu kam und es in der Schule ungern gesehen wurde, dass die Schüler mit Beyblades auf dem Hof spielten, nahm er ihn jeden Tag mit. Einfach um ihn bei sich zu haben. Er zog den alten Kreisel aus seiner Schultasche hervor und betrachtete das abgenutzte Metall. Nur dank Manabus regelmäßiger Pflege war Daichi immer noch im Besitz dieses für ihn wertvollsten Schatzes.

Da es sich weniger lohnen würde, Gaia Dragoon ms für ein kleines Training zu starten, entschied sich der Rotschopf dagegen und schnappte sich lieber das Poliertuch von seinem Schreibtisch. Währenddessen dachte er noch einmal über Takaos Benehmen nach. Normal würde es ihn gar nicht so stutzig machen, aber dieses seltsam entrückte Verhalten beobachtete er schon ein paar Tage.

Ob etwas vorgefallen ist, als er Max und Rei getroffen hat?, fragte er sich, denn da war es ihm zum ersten Mal aufgefallen, nachdem Takao Heim gekommen war. Als sie zu Besuch waren, war alles Okay. Obwohl … Daichi legte den Kopf schief und hatte den Blick auf den Chip seines Beyblades gerichtet. Das Abbild von Gaia Dragoon blickte ihm entgegen, doch konnte es ihm auch keine Antworten auf seine Fragen geben.

Nein, als die beiden Freunde einen Nachmittag zu Besuch waren, gab es keine Auffälligkeiten untereinander. Es war ausgelassen. Wäre Kai noch da gewesen, wäre alles genau wie damals, fand Daichi, doch statt in Wehmut zu verfallen, zuckte er bloß mit den Schultern. So, wie zu jenem Zeitpunkt, war alles zufriedenstellend.
 

Der schwarz lackierte Wagen, der schon am Flughafen auf die ehemaligen Beyblader gewartet hatte, fand sich schließlich vor dem Haus der Kinomiyas ein. Zumindest glaubte Takao, dass es derselbe Wagen war. Auf jeden Fall sahen sich die Wagen sehr ähnlich. Am Steuer saß allerdings ein anderer Fahrer.

Da Rei auf dem Beifahrersitz saß, ließ es sich vermeiden, dass Takao ein paar neugierige Fragen an den Chauffeur stellte, die ihm während der Fahrt, die er zusammen mit Daichi und Max auf der Rückbank verbrachte, durch den Kopf schwirrten. Ob die beiden Wagen zum selben Dienst gehörten? Vielleicht aber auch zum Unternehmen der Familie Hiwatari? Oder waren es Kais ganz persönliche Fahrer?

Inzwischen traute Takao dem Geheimniskrämer so etwas zu. Das Geld dürfte er ja haben.

Zum neuen Gebäude der BBA fuhren sie ein gutes Stück mit dem Auto, doch weshalb es wirklich über eine halbe Stunde dauerte, war der zähfließende Verkehr der Innenstadt, der es keinem Auto ermöglichte, das erlaubte Tempo zu fahren. Sie hatten es nicht eilig. Mr. Daitenji hatte mit ihnen keine fixe Zeit ausgemacht, nur eine Ungefähre. Entsprechend behielten der Fahrer und die Fahrgäste ihre Ruhe und kein Paar Augen huschte immer wieder nervös zur Uhr.

Für Takao war Pünktlichkeit nie etwa, weshalb er sich stresste. Nur wenn es ernsthaft wichtig war – wie beinah einen Wettkampf zu verpasste (nichts war schlimmer als zum Verlierer erklärt zu werden, aufgrund von Abwesenheit) – konnte es passieren, dass er sich bemühte rechtzeitig zu erscheinen. Allerdings hatte das nicht dabei geholfen, die Motivation aufzubringen, an diesem Laster einmal ernsthaft zu arbeiten. Es hatte sich gebessert, aber es war sicher noch lange nicht perfekt.

Der Grund dafür, dass er aktuell mit angespannten Schultern im Auto saß und sich stark konzentrieren musste, nicht nervös mit dem Bein zu wippen, hatte einen ganz anderen charakteristischen Grund. Ihm fehlte die Geduld. Sein Blick ging zum Fenster raus und die Tatsache, dass er mit der U-Bahn, mit dem Fahrrad oder gar rennend (zumindest seiner Einschätzung nach) schneller das Ziel erreichen würde, ließ ihn frustriet schnauben. Er war nicht gerne an einen Fleck gebunden. Es fühlte sich augenblicklich so an, als würde man ihn festhalten – ihn ausbremsen.

Max und Daichi neben ihm blieb der Gemütszustand ihres Freundes nicht verborgen. Als sie einen Blick tauschten, stellte der Kleinere stumm die Frage, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte, doch Max antwortete bloß mit einem sachten Kopfschütteln. Vermutlich war Mimik nicht ausreichend, um das zu erklären. Rei, der vorne saß, sah von all dem zwar nichts, doch die unruhigen Schwingungen von seinem Hintermann ließen sich kaum ignorieren.

Gemächlich rollte das Auto durch eine Seitenstraße und bog anschließend auf die Hauptstraße, die zum Haupteingang der BBA führte. Der Fahrer brachte seine Gäste so nah wie möglich an das Gebäude. Da er, wie auch der Letzte, nur dafür engagiert wurde, sie zum Ziel hinzubringen und nicht zu bleiben, parkte er bloß sporadisch am Gehweg. Für die kleine Gruppe war dies absolut ausreichend und mit einem ›Danke‹ an den Fahrer verabschiedeten sie sich.

Takao sah dem schwarzen Wagen nach, bis er im Verkehr untergetaucht war. Die Hände in den Jackentaschen vergraben, wandte er sich anschließend zum BBA Gebäude. Es war kleiner als das frühere, aber für ihn hatte es die gleiche kraftvolle Ausstrahlung wie damals. Letztendlich war es auch nicht das Gebäude, was für ihn die Institution so wertvoll machte.

An der Fassade hingen bereits die fertigen Plakate, die das kommende Turnier ankündigten, und davor bildeten sich hie und da Trauben aus Kindern und Jugendlichen. Es war wirklich etwas Besonderes, stellte Takao wieder für sich fest, denn andernfalls wären er und seine Freunde niemals unbemerkt bis zum Eingang der BBA gekommen. Alle starrten wie gebannt auf die leuchtende Werbung, und als sie an den Trauben vorbeigingen, fing Takao einige Fetzen von Spekulationen auf, die den Ablauf des Turniers betrafen. Kurz überlegte er, ob er ein paar der aufgeschnappten Dinge behalten konnte, um die nachher Mr. Daitenji mitzuteilen. Der alte Mann würde definitiv seine Freude daran haben.

Hinter den Glastüren am Eingang war ein schlichtes Foyer mit Rezeption. Hinter diesem saßen zwei Personen, geschäftig am Telefon oder Computer zugange. Zu Takaos Rechten war eine kleine Sitzgruppe hergerichtet, um wartenden Gästen den Aufenthalt angenehmer zu gestalten. Bevor die kleine Gruppe von Freunden sich jedoch hinsetzen konnte, kam Hiromi von den Fahrstühlen her auf sie zu.

»Hey, schön das ihr da seid«, begrüßte sie die Jungs mit einem freudigen Lächeln. »Ihr könnt direkt mit mir kommen. Es ist alles schon bereit für euer Treffen mit Mr. Daitenji.«

»Klasse!« Max hatte prompt zu Hiromi aufgeschlossen und folgte ihr zu den Fahrstühlen. Obwohl ihm bisher die Gelegenheit gefehlt hatte, das neue BBA Gebäude zu betreten, bewegte er sich von der Gruppe, neben Hiromi, am sichersten, was wohl daran lag, dass er durch den Beruf seiner Mutter den Besuch solcher Institutionen gewöhnter war. Rei hingegen hielt sich mit Daichi mehr im Hintergrund.

Der Fahrstuhl brachte sie hinauf in die oberen Stockwerke und eröffnete vor ihnen einen schmalen Gang, auf dem reger Verkehr herrschte. Leute in Hemden und Andere in Kitteln liefen ihnen entgegen, bemüht, eine Kollision zu vermeiden.

Neugierig beäugte Takao, was die einzelnen in den Händen hatten. Bei den meisten war es Papierkram, den er so schnell nicht entziffern konnte, aber bei manchen war es ein elektronischer Organizer auf denen Listen, Termine und Ähnliches eingetragen waren und abgearbeitet wurden. Er hatte nicht viel Ahnung von dergleichen, trotzdem war sein Interesse für den Augenblick so darauf fokussiert, dass er versehentlich in Hiromi hineinlief, als sie am Ende des Ganges stehen blieb.

Rasch hatte sie sich zu ihm ungewandt, sodass Takao mehr im Reflex zurückwich (nicht scharf auf eine Kopfnuss). Zwischen ihren Augenbrauen bildeten sich die kleinen Zornesfältchen, die sich in seine Erinnerungen eingebrannt hatten.

Unschlüssig, ob eine Entschuldigung irgendetwas ändern würde, lächelte er schief und zuckte leicht mit den Schultern. Es war keine Absicht, dass er ihr in die Hacken getreten war.

Offenbar verstand Hiromi das oder sie schraubte die Priorität einer Standpauke so weit runter, dass sie auf später vertagt wurde. Sie ließ bloß ein genervtes Schnauben hören und deutete mit einem Rucken ihres Kopfes an, dass sie am Ziel angelangt waren. »Der Konferenzraum. Setzt euch schon mal, während ich Mr. Daitenji Bescheid gebe.«

»Okay.« Takao öffnete die Tür und bat mit einer überspitzten Geste seine Freunde in den Raum einzutreten.

Max quittierte dies mit einem Glucksen, während Rei amüsiert den Kopf schüttelte. Daichi hingegen musterte Takao mit einem skeptischen Blick, was diesen verwirrt zurückblicken ließ. Als Letzter zog er die Tür hinter sich ran und lehnte sie ans Schloss. Die Tür gänzlich zu schließen, ergab für ihn keinen Sinn.

Als er sich seinen Freunden zuwandte und überlegte, ob er eine Diskussion über die Sitzordnung vom Zaun brechen sollte, stockte er in dem Augenblick in jeder Bewegung und jedem Denken, als er einen unerwarteten weiteren Gast erblickte.

»Kai! Was eine Überraschung, dass du schon hier bist«, bemerkte Rei, der sich auf den freien Platz neben seinem alten Teamkameraden niederließ.

»Ich hab es nicht sehr weit hierher«, war die knappe Erklärung.

Ha!, dachte Takao, Das ist tatsächlich wahr. Die Wohnung, die Kai bezog, wenn er sich in Japan aufhielt, war nicht weit von der BBA entfernt. Außer die, die er kannte, war nicht mehr aktuell. Wer konnte das schon wissen.

»Coole Sache. Hey, vielen Dank übrigens, dass du uns so großzügig bei dir aufgenommen hast.« Max strahlte wie immer und nahm den Platz gegenüber von Kai ein. »Ich mein - uns fehlt es an nichts. Das ist echt nobel von dir.«

»Nicht der Rede wert«, kürzte Kai die Danksagung ab, bevor der Blonde dazu ansetzen konnte, in Einzelheiten von seinem vorübergehenden Zuhause zu schwärmen.

Takao sah das ganz anders als Kai. Da war sehr Vieles, was einer Rede bedurfte - und er glaubte nicht, dass es nur ihm so ging. Er war ziemlich angefressen aufgrund der Tatsache, dass Kai es nicht für nötig gehalten hatte, ihm zu sagen, dass er schon seit einer Weile wieder in Japan war, dass er nie dieses Anwesen auch nur erwähnte und schließlich hier saß, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Das war so typisch Kai und es machte Takao wahnsinnig!

Am liebsten hätte er gleich all den Ärger, der sich in ihm sammelte und hochschaukelte, losgelassen, doch bevor er dazu die Gelegenheit bekam, trat Mr. Daitenji zur Tür herein, gefolgt von einem weiteren Gast, der Takao abermals überraschte. »Hitoshi!«

»Hallo, kleiner Bruder«, begrüßte er ihn mit einem Lächeln, welches Takao wohl kaum bekannter sein könnte.

Natürlich stand die unausgesprochene Frage im Raum, wieso auch Hitoshi wieder in Japan war (ohne etwas zu sagen!), weshalb Mr. Daitenji direkt vorbeugte mit einer knappen Erklärung. »Ihr wisst ja, dass Hitoshi viel unterwegs ist und im Kontakt mit der BBA bleibt. Für das Turnier habe ich ihm eine besondere Aufgabe zukommen lassen. Für den Abschluss und den Start des Turniers habe ich ihn hergebeten.«

»Ich bin heute erst angekommen und wollte nach dem Bericht gleich Heim. Als Überraschung. Dass Mr. Daitenji euch hergebeten hat, war mir nicht bewusst«, setzte Hitoshi noch hinzu.

Takao nickte verstehend und war mit der Erklärung zufriedengestellt.

Hinter seinem Bruder kamen noch Hiromi und Manabu in den Raum, womit alle, die Mr. Daitenji für dieses Treffen eingeladen hatte, anwesend waren. Der Sitz am Kopfende war unausgesprochen für den Vorsitzenden der BBA reserviert. Der Platz zu seiner linken war noch frei, aber Takao überließ ihn bereitwillig seinem Bruder. Stattdessen setzte er sich ans andere Ende des Tischs zu Daichi, der sich auf den Stuhl neben Max gelümmelt hatte. Hiromi setzte sich ihm gegenüber und er konnte sehen, wie sich auf ihrer Stirn kleine Fältchen bildeten. Manabu bekam den Platz rechts von Mr. Daitenji.

Ruhig ließ der alte Herr den Blick über seine Gäste schweifen. Es war länger her, dass sie alle beisammensaßen, doch die Zeit schien für sie wie eingefroren. Vom Gefühl her hatte sich nach den Jahren nichts geändert. Mit einem Räuspern holte Mr. Daitenji sich aus seinen nostalgischen Gedanken. »Gut. Wie ihr euch denken könnt, gibt es einen Grund, dass ich euch alle hier her eingeladen habe.«

Einvernehmliches Nicken. Gewissermaßen war der Grund sogar klar, nur waren noch nicht alle auf dem gleichen Wissensstand. Dies galt es nachzuholen. Doch eine andere Sache hatte zuvor Priorität.

»Bevor ich euch jetzt alle über die Einzelheiten des Turniers aufkläre, möchte ich etwas anderes ansprechen«, begann Mr. Daitenji. Seine Haltung wurde gerade und er verschränkte die Finger ineinander, sodass für die Restlichen am Tisch klar war, dass es dabei um etwas ging, das dem Vorsitzenden wichtig war. »Es wäre mir unangenehm, wenn ihr euch während der Besprechung schon Pläne ausmalt und ich die im Nachhinein bremsen muss.«

»Worum geht es, Mr. D?«, fragte Takao nach, aufrichtig interessiert.

»Das Turnier, das wir hier organisieren, wird den gleichen Regeln unterliegen, wie es die Beyblade Weltmeisterschaften schon getan haben. Das bedeutet auch, dass es wieder eine Altersbegrenzung geben wird.« Abwartend sah der alte Mann jeden von ihnen an. Ein paar waren nicht überrascht, weil sie es wussten oder geahnt hatten, bei anderen ließ sich Bestürzung in den Gesichtern ablesen.

Takaos Augen bewegten sich ungewollt in Richtung Rei und dann zu Kai. Obwohl er seit ihrem Eintreffen versucht hatte, ihn zu meiden, starrte er ihn in diesem Augenblick ungeniert an. »Das heißt, nicht alle von uns können teilnehmen«, folgerte er, auch wenn Mr. Daitenji noch kein genaues Alter genannt hat.

Sachte nickte der Vorsitzende. »Richtig. Um etwas genauer zu sein, fällt die Chance für Kai und Rei weg, sich noch einmal aktiv an einem Turnier zu beteiligen und für dich, Takao, ist es vermutlich die letzte Chance.«

Nach eigenem Ermessen

Ganz in Gedanken versunken saß Takao auf der Veranda vom Dojo und sah den Wolken dabei zu, wie sie langsam abzogen. Es wurde inzwischen dunkel und die ersten Sterne blitzten am Himmel auf, um die Nacht einzuläuten. Doch Takao hatte dafür keine Augen. Die Ruhe des Nachthimmels war so konträr zu seinem Gemüt, dass er es gar nicht richtig wahrnahm.

Nachdem Mr. Daitenji ihm offenbart hatte, dass es sein letztes Turnier im Beybladesport sein würde, fühlte er sich wie in Watte gepackt. Alle folgenden Erläuterungen über den Ablauf des Turniers und welche Rolle Kai und Rei zukam, drang bloß gedämpft an seine Ohren und brauchte anschließend eine Ewigkeit, um in sein Bewusstsein vorzudringen.

Seine letzte Chance an einem Turnier teilzunehmen.

Als Hiromi und Manabu ihm das Plakat gezeigt hatten und seine alten Freunde angereist waren, hatte sich Takao vieles ausgemalt. Wie sie gemeinsam trainierten, als Team antraten oder doch gegeneinander und – so wie bei ihrem aller ersten Turnier – das Halbfinale und Finale besetzen würden. Dass nicht alle von ihnen teilnehmen würden, hatte ihn schmerzhaft zurück auf den Boden geschleudert.

Und seine Entscheidung?

Sein Kopf fühlte sich plötzlich an, wie mit Blei gefüllt, und er ließ ihn sacken, bis er auf seine Arme traf, die ihn hielten. Takao konnte gar nicht sagen, was ihn am meisten überforderte. Die Tatsache, dass er und seine Freunde nicht mehr alle teilnehmen konnten oder dass er selbst ab nächstem Jahr von solchen Veranstaltungen ausgeschlossen wurde.

Und selbst wenn er dieses Mal noch teilnahm - es würde nicht mehr dasselbe sein.

»Brüderchen?«

Takao hob den Blick und sah auf die Gestalt seines großen Bruders. Die Arme locker vor der Brust verschränkt, stand er in bequemen Kleidern auf der Veranda und musterte ihn. Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln und Hitoshis ernste Miene entspannte sich.

Es war nicht so, dass er davon ausging, dass alles gut war, nur weil sein kleiner Bruder lächelte, doch er wusste, solange es Takao überhaupt möglich war, ein Lächeln aufzusetzen, war alles noch zu kitten. »Du siehst nachdenklich aus«, bemerkte er unnötigerweise, denn er war sich sicher zu wissen, was seinen Bruder beschäftigte.

Dies war auch der Grund dafür, dass Takao sich eine Antwort sparte. Er zuckte hilflos mit den Schultern, um seine Situation, wie sie sich für ihn anfühlte, zu veranschaulichen und blickte auf einen unbestimmten Punkt im Garten.

Hitoshi ging den letzten Meter auf ihn zu und ließ sich gemächlich auf der Veranda nieder. Aus dem Augenwinkel betrachtete er ihn, bevor auch er einen unbestimmten Punkt im Garten fixierte. Sie blieben eine Weile stumm nebeneinander sitzen, jeder mir seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Auch wenn man von der Familie Kinomiya sagen konnte, dass sie laut und stürmisch war, konnten die Brüder bloß durch ihre Präsenz einander stärken. Zumindest war es für Takao immer so gewesen.

»Magst du hören, was ich zu der Sache denke?«, fragte Hitoshi in die Stille hinein, sah seinen Bruder nicht an und überließ die Entscheidung ganz ihm. Er hatte nicht den zwingenden Drang, seine Meinung zu verlauten, aber sein kleiner Bruder war jemand, der selten von sich aus danach fragte. Daher hatte es immer diese Situationen gegeben, in denen Hitoshi sich gezwungen sah, Takao mit seiner Meinung zu konfrontieren. Nicht selten waren seine Worte harsch, doch letztendlich hatte er immer das Beste für seinen Bruder gewollt.

Takao sagte nichts, doch er sah dem Älteren direkt ins Gesicht, was ihm Antwort genug war.

»Egal, wie du dich am Schluss entscheidest, ob es gut wird, entscheidet sich daran, was du draus machst.«

Takao lupfte eine Augenbraue und seine Lippen bewegten sich für einen Wimpernschlag, als wollte er zu einem Kommentar ansetzen. Sätze wie ›Glückskeksweisheiten, ernsthaft?‹ oder ›Wow, das hat mir jetzt die Augen geöffnet – nicht.‹ schwebten ihm durch den Kopf, doch am Ende blieb er stumm. Hitoshi würde eh keine Miene verziehen oder sich um einen Konter bemühen. Da konnte er sich jeden Spruch direkt sparen.

Gerade als Takaos Gedanken drohten, sich im Kreis zu drehen, vergrub Hitoshi die Hand in seinen Haaren und wirbelte sie ordentlich durch, als wäre seine Absicht gewesen, seinen Kopf kräftig durchzuschütteln. »Sieh zu, dass du nicht mehr so lange machst«

»Kaum zu Hause, schon im Mutti-Modus?«, erwiderte Takao frech.

Hitoshi verzog keine Miene, gab keinen Kommentar ab. Wie es zu erwarten war. Stattdessen rappelte er sich auf und klopfte sich beiläufig die Hose ab. »Ich geh schlafen. War eine anstrengende Woche«, informierte er Takao zum Abschied und bewegte sich zielgerichtet auf das Bad zu.

»Gute Nacht!«, rief der Jüngere ihm nach, bevor er sich rücklings fallen ließ und die holzvertäfelte Überdachung der Veranda anstarrte. Es kommt darauf an, was ich draus mache, wiederholte er innerlich, um kurz darauf das Gesicht zu verziehen. Gute Ratschläge waren wohl aus.

Gedankenverloren fischte Takao nach seinem Beyblade – der einzige Gegenstand in seinem Leben, von dem er immer genau wusste, wo er war (nämlich in der Tasche an seiner Jacke). Perfekt in der Hand liegend, hielt er den Kreisel auf einige Entfernung in seinem Blickfeld und betrachtete das Abbild des Dragoon. Mit dem Daumen strich er die Konturen des Energierings entlang – eine Geste, die auf ihn immer eine beruhigende Wirkung hatte. Dragoon wegen so was um Rat zu fragen, wäre irgendwie …

Schließlich raffte Takao sich auf, Dragoon ms immer noch fest mit der Hand umschlossen, und ging mit ruhigen Schritten über die Veranda bis zur Trainingshalle. Bemüht leise zog er die Tür auf, warf einen Blick in den leeren, dunklen Raum und anschließend einen Blick über die Schulter. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen.

Nachdem er in das Dojo eingetreten war, zog er die Tür hinter sich zu. Mit behutsam gewählten Schritten ging er zielstrebig auf den Sockel des alten Schwertes zu. Das Schwert, das seit Urzeiten im Besitz seiner Familie war und dem der Geist des heiligen Dragoon innegewohnt hatte, bevor er in den Beyblade von Takao übergegangen war.

Hinter dem Schwert an der Wand war der Altar angebracht und diesem galt Takaos volle Aufmerksamkeit. Er hob den Blick an, um die aufgereihten Bilder zu betrachten. Ein Bild, das seine Mutter bei der Pflege der Blumenbeete zeigte, ein Bild seiner Großmutter, die am Teich ihren Nachmittagstee genoss, und ein Bild seines Großvaters vor dem Dojo.

»Opa«, begann Takao mit belegter Stimme, »ich könnte gerade eine deiner dummen Reden wirklich gut gebrauchen.« Er sank auf die Knie, um sich im Saiza hinzusetzen. Mit geraden Schultern, die Hand mit dem Beyblade auf dem Schoß, sah er hinauf und begann das Bild seines Großvaters zu studieren. Anschließend schloss er die Augen und ging in sich. Was würdest du mir raten?
 


 

Mr. Daitenji hatte mehrfach betont, dass sein Besuch in Japan ebenso wie der von Max keine Verpflichtungen für das Turnier beinhaltete. Es war eine Einladung und daher ein Angebot zum Urlaub machen. Dafür hatte Rei allerdings nicht viel übrig. Nicht, dass er den Luxus seiner Unterkunft nicht genoss und keine Freude daran hatte, Zeit mit seinen Freunden zu verbringen. Es war nur so, dass dies für ihn nicht ausreichend war und wenn er davon überzeugt war, dass es für ihn eine sinnvolle Aufgabe geben könnte, ließ es ihm keine Ruhe.

So kam es, dass er sich vormittags auf den Weg zur BBA Hauptzentrale machte und mit einem motivierten Grinsen an den Infoschalter trat. Überrascht sah ihn der Herr hinterm Tresen an, lächelte jedoch freundlich und erkundigte sich danach, was er für Rei tun konnte.

Als dieser dabei war eine Antwort zu formulieren, tönte von der Seite ein überraschtes: »Was machst du denn hier Rei?“«

Neugierig, wer sich in die Unterhaltung einschaltete, drehten sich die beiden Herren der Richtung entgegen, aus der die helle Frauenstimme erklungen war. Erfreut stellte Rei fest, dass es niemand Geringeres als Hiromi war und verabschiedete sich freundlich bei dem Herren an der Rezeption. Mit federnden Schritten kam er auf sie zu und überdachte die Formulierung seines Anliegens, das er gerade dem Herrn von der Information unterbreiten wollte, bevor er Hiromi antwortete: »Ich würde mich gern nützlich machen.«

Das war nichts, was sie wirklich überraschte, trotzdem musste sie einen Moment blinzeln. »Keine Lust, ein wenig freie Zeit zu genießen?«, fragte sie mit einem schmunzelnden Ton. Tatsächlich konnte sie das gut nachempfinden. Gerne genoss sie die freie Zeit, die sie hatte, doch schon die Schulferien waren ihr zeitweilen zu lang gewesen, dass sie gegen Ende der Schule – oder besser gesagt einer sinnvollen Beschäftigung – entgegenfieberte.

»Ach, die letzten Tage hatte ich schon eine Menge Zeit, um mich zu erholen. Es wäre schade, die gewonnene Energie nicht zu nutzen«, erklärte Rei mit einem vorsichtigen Lächeln.

Hiromi verstand trotzdem, dass ihm einfach langweilig war, ganz egal wie gewählt er sich ausdrückte. Während ihr ein Gedanke kam, huschte ihr Blick zu einer Uhr, die in der Eingangshalle hing. »Aktuell kann ich dir leider nicht viel anbieten, weil alles in den letzten Zügen für das Turnier steckt, aber wenn du noch ein wenig wartest …«

Rei hob die Augenbrauen und sah seine Kameradin abwartend an, doch die schien den Satz noch etwas in der Schwebe lassen zu wollen. Ihr Blick ging inzwischen an ihm vorbei, weshalb er konfus die Stirn kräuselte. Er entschied sich, ihrem Blick zu folgen und bemerkte das heimliche Grinsen auf ihren Lippen nicht, als er sich abwandte.

Wie auf ein Zeichen öffnete sich die Eingangstür des Gebäudes und Rei war überrascht. Den Mann mit der schwarzen Mähne würde er unter Tausenden erkennen und wenn nicht ihn, dann seine Schwester, die durch ihre himbeerfarbene Haarpracht aus jeder Menge herausstach. »Lai! Mao!«

Die Angesprochenen waren während der Ankunft in eine Unterhaltung vertieft, aber als sie ihre Namen auf diese ihnen allzu bekannte Art hörten, ließ Mao ihren Satz, den sie begonnen hatte, unvollendet und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Rei. Ihre Augen wurden ein Stück größer und die Freude über ihr Zusammentreffen, ließ ihre Wangen erröten. »He, Li!« Geschmeidig wand sie sich an ihrem Bruder vorbei und war mit schnellen Schritten auf ihren Kindheitsfreund zugeeilt. »Wir haben gar nicht erwartet, dich hier gleich zu treffen«, plauderte sie drauf los, glücklich über diesen Zufall.

»Kann ich nur zurückgeben. Ich hab mit euch noch gar nicht gerechnet«, gestand Rei. Zum Zeitpunkt seiner Abreise hatte kein Plan gestanden, wann Mitglieder von Bai Hu Zu ihre Reise nach Japan antreten würden. Da war er davon ausgegangen, dass es noch eine Weile dauern würde.

»Es hatte sich nicht gelohnt, dir zu schreibe. Der Brief wäre vermutlich nach uns angekommen«, lachte Mao.

»So ist es doch auch eine viel schönere Überraschung«, warf Hiromi mit einem verschmitzten Grinsen ein. Den Kopf leicht zur Seite geneigt, musterte sie Reis Gesicht.

Einen Moment sah er seine alte Teamkameradin von den Bladebreakers mit gekräuselter Stirn an, bevor ihm der erleuchtende Gedanke kam. »Moment, du musst das gewusst haben.« Wäre Rei nicht spontan auf die Idee gekommen zur BBA zu fahren, wäre sein Verdacht, dass Hiromi dieses Treffen eingefädelt hat. Auch wenn sie eine Planungskünstlerin ist, das kann sie nicht vorausgesehen haben, dachte Rei.

»Dank Hitoshi wussten wir, dass Bai Hu Zu heute eintreffen. Bevor er nach Japan geflogen ist, hat er nämlich einen Stopp in China gemacht«, erklärte Hiromi beiläufig, in der Hoffnung, dass es die kritischen Seitenblicke von Rei beendete.

»Hitoshi war im Dorf von Bai Hu Zu?«, folgerte er und in diesem Satz schwang ein Korb voller Fragen mit.

»War er«, erwiderte Lai, der erst seine Schwester schief von der Seite ansah, bevor er sich mit einem zufriedenen Grinsen an seinen Kindheitsfreund wandte. »Du weißt ja, dass unser Dorf, was die Kommunikation mit der Außenwelt angeht, geradezu hinterwäldlerisch ist. Deshalb war es einfacher, direkt mit einem Abgesandten der BBA alles zu klären.«

Langsam nickte Rei und bevor er sich selbst überhaupt fragen konnte, was denn Weiteres zu klären war, ahnte er es schon, als er die restlichen Reisebegleiter seiner alten Freunde aus dem Augenwinkel bemerkte. Das erste Mal fern der Heimat, hielten sie sich im Hintergrund, blieben ruhig und aufmerksam. Mit Mühe verkniff Rei sich ein Schmunzeln. Man sah es keinen von ihnen an, doch er war sich trotzdem sicher, dass jedem von ihnen die Beine schlotterten.

»Ich nehme an, das ist die nächste Generation von Beybladern, die bei euch im Dorf ausgebildet wird?«, fragte Hiromi neugierig, ein breites Lächeln auf den Lippen.

Mao und Lai gingen je ein paar Schritte zur Seite, um die Schüler von Bai Hu Zu aus dem Hintergrund zu locken. Eine Faust gegen die flache Hand gedrückt, verbeugten sich die Vier respektvoll vor Rei und Hiromi. Letzterer war das fast unangenehm.

Ein Junge, dessen Haarpracht unweigerlich an Lai erinnerte, trat einen Schritt vor. »Es freut uns, dass uns die Gelegenheit zu Teil wird, bei diesem Turnier neue Erfahrungen zu sammeln. Meine Freunde und ich haben sehr ausdauernd trainiert, mit dem Ziel, uns eines Tages mit Bladern aus der ganzen Welt messen zu können.« Den Kopf gereckt lächelte er Hiromi an und seine Freunde standen wie eine Einheit hinter ihm.

Das Leuchten in ihren Augen ließ Hiromi keinen Zweifel daran haben, mit welcher Entschlossenheit die Vier sich dieser Möglichkeit stellten und es wollten ihr keine Worte einfallen, die nicht bloß nach einer Floskel klingen würden. Statt ihnen also Mut zuzusprechen, den sie ganz offenbar schon mitgebracht hatten, nickte sie bloß anerkennend und entschied sich, zur Tagesordnung überzugehen. »Also, Rei. Was ich dir als Aufgabe anbieten wollte, ist die ›Betreuung‹ unserer chinesischen Ehrengäste«, erklärte sie und verhinderte mit Mühe ein Grinsen.

»Oh«, war die weniger geistreiche Erwiderung von Rei.

»Um Da Xiang, Chi Yun, Meimei und Zhao Xin kümmere ich mich. Sie bekommen eine kurze Einweisung, ein Testtraining und werden anschließend in das Hotel gefahren, in dem wir unsere Gäste unterbringen«, erklärte Hiromi, den Blick auf ihren Organizer gerichtet.

»Testtraining?«, horchte Rei auf, doch bevor sie auch das erklären konnte, hatte Mao sich bei ihm eingehakt und seine Aufmerksamkeit.

»Das können wir dir erklären. Hitoshi hat uns über die Abläufe bestens informiert!«, meinte sie und zog Rei mit sich mit. Mit der anderen Hand griff sie die von ihrem Bruder. »Statt zu warten, wäre ich dafür, dass wir etwas essen gehen. Ich komme fast um vor Hunger.«

Lai schenkte ihr ein nachgiebiges Nicken, doch bevor sie sich auf den Weg machten, wandte er sich an die Schützlinge seines Dorfes. »Gebt euer Bestes, dann könnt ihr am Ende nicht enttäuscht von euch sein – und habt Spaß.« Es waren eigentlich nett gemeinte Worte, doch durch den Bass in Lais Stimme, klang es wie eine Anweisung.

Ernst, aber doch mit einem Grinsen im Mundwinkel, sahen die Vier ihn an. Meimei war die Erste, die ihre Tasche schulterte, um Hiromi gleich nachzusetzen, nachdem diese ihren Weg fortsetzte und Rei und den anderen beiden über die Schulter zuwinkte. Die Jungs nahmen eilig die Verfolgung auf und verschwanden schließlich zu den beiden Damen im Fahrstuhl.
 


 

Der Konferenzraum war erfüllt vom monotonen Stühlerücken. Papiere wurden geordnet, Taschen gepackt und Informationen per Telefonat schnellstmöglich weitergeleitet. Hochachtungsvoll verabschiedeten sich die Teilnehmer bei Kai, der am Kopfende saß, was dieser mit der knappen Geste eines Nickens zur Kenntnis nahm.

Geschäftig bearbeitete er verschiedene Dokumente an seinem Laptop und blendete ganz bewusst die Tatsache aus, dass Hitoshi sich immer noch im Raum befand. Allerdings schien dieser, ähnlich seinem kleinen Bruder, vollkommen unempfänglich für solche Signale. Wobei sich Kai durchaus vorstellen konnte, dass der Ältere sich bewusst war, dass er ihn ignorierte. Dann zumindest so stur wie sein Bruder, dachte Kai.

Hitoshis Geduld war eisern, was ein entscheidender Unterschied zu Takao war. Dieser würde sich nach wenigen Augenblicken laut bemerkbar machen. Dagegen war sein Bruder ein Fels, doch nicht minder penetrant.

Schließlich unterbrach Kai die Arbeit an seinem Laptop und ließ den Blick über den Rand des Bildschirmes hinweg gleiten. Langsam hob er das Kinn und zog die Augenbrauen ernst zusammen. »Ich denke das Testtraining mit den chinesischen Gästen wird in Kürze starten. Da wirst du sicher erwartet.« Sein Tonfall war beiläufig, doch der Subtext seiner Worte eindeutig. ›Steh hier nicht in der Gegend rum. Ich habe nicht die Absicht, mich mit dir zu befassen.‹

»Die werden einen Augenblick warten können.«

Kai lag die eine oder andere Verwünschung auf der Zunge, doch er schluckte sie ohne die Miene zu verziehen hinunter. Er ließ sich in den Sessel zurücksinken und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Schultern waren gerade und mit den Augen taktierte er den unliebsamen Gesprächspartner. »Was möchtest du?«

Als Hitoshi endlich die volle Aufmerksamkeit genoss, entspannte sich seine Haltung. Über seine Mundwinkel huschte ein minimales Lächeln. »Ich denke, du hast gestern mitbekommen wie Takao drauf war.« Die Reaktion von Kai beschränkte sich auf eine hochgezogene Augenbraue, die offenkundig vermittelte, dass nicht mehr kommen würde, wenn er sich nicht etwas präziser ausdrückte. Am liebsten hätte Hitoshi die Augen gerollt, doch damit hätte er sich selbst ins Aus befördert und die Unterhaltung wäre – wie nach Kais Wunsch – beendet gewesen. »Ich bin mir sicher, dass dir nicht entgangen ist, dass er bereits wütend zum Meeting erschienen ist.«

»Und wenn dem so wäre?«

»Hast du eine Vermutung, wieso?«

Hatte Kai irgendetwas unterschrieben, das ihn dazu verpflichtete sämtliche Gefühlsregungen von Takao zu registrieren und zu analysieren? Er hatte bei Weitem wichtigere Dinge zu erledigen.

Für Hitoshi war klar, dass Kai keine offene Stellung dazu beziehen würde, aber das machte nichts. Auch wenn sein Gegenüber es hasste, so gelang es ihm immer wieder spielend, ihn zu lesen. »Ich weiß, so wie er weiß, dass du nicht unbedingt der kontaktfreudigste Mensch bist. Nichtsdestotrotz sieht Takao dich als einen guten Freund.«

»Und weiter?«

»Und weiter weiß ich, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Es wäre wirklich nett gewesen, wenn du dich in der Zeit, die du schon wieder in Japan bist, mal bei ihm gemeldet hättest. Die Gelegenheiten sind rar geworden, dass ihr euch treffen könnt.«

Einen Wimpernschlag lang herrschte Stille zwischen den beiden Gesprächspartnern. Ihre Blicke schienen ineinander verkeilt, als trügen sie einen mentalen Kampf aus, den keiner verlieren wollte. Es war schließlich Kai, der das Schweigen brach.

Er befeuchtete seine Lippen, bevor er in alter Manier, kühl und reserviert fragte: »War’s das dann?«

Hitoshis Schultern erschlafften. Er hatte nicht viel erwartet, doch hatte er sich etwas mehr erhofft, als das. »Ja, das war’s«, antwortete er mit einem fahlen Geschmack im Mund. Er wandte sich zum Gehen und konnte ein resigniertes Kopfschütteln nicht vermeiden.

Kai wartete, bis die Tür hinter Hitoshi ins Schloss fiel, ehe er tief durchatmete. Er spürte an seiner Schläfe ein Pochen. Etwas Ruhe oder eine Pause wäre wahrlich eine gute Entscheidung, doch für ihn keine Option. Die Augen verschlossen kämpfte er das unangenehme Gefühl nieder, um sich letztendlich aufzurichten und wieder der Arbeit zu widmen.

Es war noch viel zu viel zu tun für das Turnier und seine Arbeiten für die Hiwatari Enterprise begann, sich aufzustauen. Nicht akzeptabel! Er hatte soweit alles geregelt, dass er für die nächste Zeit nicht mehr nach Russland musste, was das Mitwirken beim Turnier vereinfachte, doch trotzdem ließ sich die Firma nicht ohne ihn Stemmen. Nicht mehr. Zwar hatte er den Tag herbeigesehnt, dass er in Geschäftsangelegenheiten nicht mehr bevormundet würde, doch im Moment wäre es eine Erleichterung gewesen.

Missmutig knurrte Kai in sich hinein und schollt sich innerlich für diesen Gedanken. Diese doppelte Belastung hatte er sich selber ausgesucht und es war genau das, was er gewollt hatte. Es war von vornherein klar gewesen, dass es viel Arbeit würde, also gab es kein Recht zu klagen.

Die Finger ruhten auf den Tasten und er starrte die blanke Textfläche an, auf der er ein Schreiben aufsetzen wollte, dass per Mail an einen Partner der Hiwatari Enterprise gehen sollte, aber sein Kopf fühlte sich so leer an, wie die weiße Fläche es war. Er war sich in diesem Moment nicht einmal mehr sicher, ob er das Schreiben auf Japanisch, Russisch oder Englisch anfertigen sollte.

Sein Blick glitt ungewollt zur Tür als stünde sie für das, was Hitoshi ihm gesagt hatte. Eine Ablenkung, die ihm missfiel, doch er konnte sie nicht verpackt in eine hintere Ecke seines Bewusstseins drängen. Nervig bohrend ließen die Worte nicht von ihm locker.

Das gerade er sich herausnimmt, mir so etwas zu sagen, dachte Kai. Der große Bruder, der nie daheim war. Der nach dem Schulabschluss das Haus verlassen hatte und sich nur noch sporadisch blicken ließ. Woher nahm sich so ein Mensch das Recht, mit dem Finger auf ihn zu zeigen?

Sein Handy machte sich durch kurze Vibration bemerkbar und kündigte so eine Textnachricht an. Wie aufs Stichwort. Schon bevor er die Mitteilung las, wusste er, von wem sie kam und was sie beinhaltete. Es war eine Erkundigung nach überfälligen Informationen, die er per Mail versendet wollte. Zwar hasste Kai es, wenn man ihm Druck machte (er war immerhin nicht unzuverlässig, er brauchte keinen Aufpasser!), doch es war eine berechtigte Erinnerung. Natürlich hatte er nicht vergessen, dass er es noch zu erledigen hatte. Es war nur für einen Moment aus dem Fokus geraten.

Ruppig schmiss Kai das Handy auf den Tisch, bevor er eine gerade Haltung annahm. Die Schultern waren straff gezogen und er atmete tief ein. Wenn er es weiterhin vermeiden wollte, in nächster Zeit einen Flug nach Russland zu buchen, musste er sich zusammenreißen. Die Arbeit musste erledigt werden – und da blieb keine Zeit für Privates. Von Russland aus konnte er am kommenden Turnier nicht auf die gleiche Weise mitwirken, wie er es in diesem Augenblick konnte, und das war etwas, dem höchste Priorität zuteil war.

Es darf keine Patzer geben. Das Turnier muss perfekt werden, dachte Kai verbissen und begann im selben Augenblick auf die Tasten seiner Laptoptastatur einzuhämmern.
 


 

Unruhig verlagerte Takao sein Gewicht immer wieder von einem Bein auf das andere und wieder zurück. Lieber wäre es ihm gewesen, er hätte den gesamten Raum nutzen dürfen, um seinem Bewegungsdrang Luft zu machen, doch Hiromi hatte ihm bereits einen warnenden Blick zukommen lassen, der versprach, dass er es bereuen würde, wenn er anfing, auf und ab zu laufen. Nicht, weil es sie nervte (okay, vielleicht auch deshalb), sondern weil sie genau wusste, dass es den gegenteiligen Effekt hatte, den er sich davon erhoffte.

Tief atmete Takao ein und vergaß für einen Moment auszuatmen. Sein Blick war auf die Tür gerichtet, durch die er später mit Mr. Daitenji und anderen Mitwirkenden des Turniers gehen würde, um an einem Podium mit vielen Mikrofonen, Blitzlicht und einer Masse von Journalisten, die sich mit Fragen überschlugen, Platz zu nehmen.

Bei der Vorstellung sank Takao der Magen bis in die Kniekehlen, um gleich daraufhin wieder mit einem Purzelbaum an seinen rechtmäßigen Platz zu springen. Fahrig huschten seine Augen zu einer anderen Tür, die als Toilette gekennzeichnet war.

»Meine Güte, du bist ja kreideweiß um die Nase«, bemerkte Manabu.

Takao hatte überhaupt nicht mitbekommen, wie sein Kumpel den Raum betreten hatte. »Passt schon«, erwiderte er mit einem wackeligen Grinsen auf den Lippen. »Ist nicht das erste Mal und wird nicht das letzte Mal sein.«

Ein Fakt, der ihn in den Wahnsinn treiben könnte. Ein Stadion, gefüllt mit Zuschauern, machte ihn nur solange nervös bis sein Match angezählt wurde. Sobald er sich auf sein Spiel konzentrieren konnte, war die Umwelt vergessen. Es zählten nur die Beyblades, sein Gegner und er – alles andere war egal. Bei einer Pressekonferenz blieb diese Zuflucht aus und er musste sich voll und ganz den vielen Menschen widmen, die sich extra eingefunden hatten.

Wieso muss ich hier nochmal dabei sein?, fragte er sich in Gedanken und für einen kurzen Augenblick war er gewillt, es laut auszusprechen, biss sich letztendlich aber doch auf die Zunge. Er kannte die Antwort darauf und die Frage hätte bei seiner Nervosität harscher geklungen, als er gewollt hätte. Zumal er nicht musste und letztlich selber wollte. Er hatte die letzten Tage genutzt und seine Möglichkeiten, welche Rolle er in diesem Turnier einnehmen würde, genauestens abgewogen und nun war der Moment gekommen, sich festzulegen.

Mr. Daitenji betrat in gemütlichem Tempo den Raum. Ihm folgten die restlichen Teilnehmer der Pressekonferenz unter denen auch Hitoshi und Kai auszumachen waren. Der Blick des alten Mannes traf auf Takao und verriet eine väterliche Sorge. Über die Jahre, die der Präsident der BBA den jungen Champion kannte, war es nicht verwunderlich, dass er über dessen Lampenfieber im Bilde war.

Takao versuchte es mit einem Schulterzucken und grinste vage.

Als der alte Herr sich zum Aufgang bewegte, merkte Takao wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Er konnte das Pochen bis in den Hals spüren. Wie aus einem Reflex heraus schluckte er, als würde es dadurch verschwinden. Seine Bewegungen waren mechanisch. Ohne dass er irgendwie darüber nachdachte, was er da gerade tat, folgte er den anderen Mitgliedern durch die Tür und setzte sich auf den im zugewiesenen Sitzplatz.

Die Schultern angespannt, sah er auf eine Menge Menschen vor sich, die Notizblöcke, Mikrofone oder Kameras in den Händen hielten. Ihre Gesichter spiegelten eine Neugier und Aufregung, die Takao ihnen nachfühlen konnte. In diesem Moment war er unendlich glücklich, dass er nicht die Aufgabe von Mr. Daitenji hatte.

»Vielen Dank, dass Sie sich alle die Zeit genommen haben und heute hier her gekommen sind«, begann der Vorsitzende der BBA ruhig und im freundlichen Tonfall. »Es ist, denke ich, ein offenes Geheimnis, weswegen Sie hierher eingeladen wurden, deshalb versuche ich mich kurz zu halten, damit wir anschließend zu Ihren Fragen kommen können.« Mr. Daitenji machte eine Pause, um sich zu sammeln und seine Worte klug zu wählen. »Die BBA hat sich nach reichlicher Überlegung und mit Rücksprache ihrer Partner dazu entschlossen, nach langer Zeit wieder ein Turnier auf globaler Ebene zu veranstalten.«

Stimmengewirr brach los und es erinnerte an das Summen in einem Bienenschwarm. Die ersten Hände hoben sich, um die Aufmerksamkeit des Vorsitzenden zu erlangen, bevor die Fragen verlautet wurden: »Bedeutet das, uns steht die nächste Beyblade Weltmeisterschaft bevor?«

Die Frage war zu erwarten und Mr. Daitenji schüttelte sogleich vehement den Kopf. »Nein, es wird keine Beyblade Weltmeisterschaft. Zwar findet das Turnier auf globaler Ebene statt, doch das Konzept wird ein völlig Neues sein. Es wird keine Vorentscheid-Runden geben und keine Teams, die ihr jeweiliges Land repräsentieren. Jeder hat die Chance, sich für die entscheidende Runde zu qualifizieren.«

»Und wie wird entschieden, wer sich qualifiziert?«, war die berechtigte nächste Frage.

»Nun, hierfür haben wir uns überlegt, dass bis zwei Woche vor den entscheidenden Runden eine bestimmte Menge von Punkten gesammelt werden muss. Vom Eröffnungstag an müssen zehntausend Punkte gewonnen werden, um sich zu qualifizieren. Um sicherzustellen, dass wirklich alle ausgetragenen Matches in die Zählung mit eingehen, wurde speziell für dieses Turnier eine Software für den BeyBattle Analyzer entwickelt. Zur Registrierung wird das Update installiert.«

»Was ist mit denen, die keinen BeyBattle Analyzer besitzen?«

»Diejenigen bekommen zu ihrer Registrierung einen BeyBattle Analyzer von der BBA gestellt.«

»Bedeutet das, bis zur Qualifikation wird dieses Turnier nur im Hinterhof ausgetragen?«

»Mitnichten! Zwar kann man auch mit Matches gegen seine Freunde Punkte gewinnen, aber das wird nicht der einzige Weg sein. Es werden zusätzlich Turniere veranstaltet, bei denen man eine höhere Anzahl von Punkten gewinnen kann, um sich schneller für die Finalrunde zu qualifizieren.«

»Und wo werden die finalen Runden stattfinden?«

»Hier in Tokyo im renovierten Turbo Stadium. Spieler, die sich im Ausland qualifizieren, werden eingeflogen, um die Teilnahme wahrnehmen zu können.«

Takao sah neugierig über die Masse hinweg. Für einen Augenblick schienen alle Fragen geklärt, die Journalisten unterhielten sich untereinander, beratschlagten sich oder teilten der Redaktion bereits die Informationen mit, dann aber ging wieder eine Hand nach oben. Nicht wenige der Anwesenden schauten neugierig und Mr. Daitenji gab zu verstehen, dass der junge Mann sprechen durfte.

»Wird der letzte Beyblade-Weltmeister, Takao Kinomiya, an diesem Turnier teilnehmen?«

Sämtliche Augenpaare, vor und auch neben ihm, richteten sich auf Takao. Er fühlte sich wie gelähmt und am liebsten wäre er einfach weggelaufen, aber genau dieser Moment war es, weshalb er gebeten wurde, dieser Pressekonferenz beizusitzen. Diese Frage wurde vorhergesehen und er war bei seinen Überlegungen zu dem Schluss gekommen, dass er genau an diesem Ort zu diesem Zeitpunkt seine Entscheidung verkünden wollte, um sie nicht mehr zurückziehen zu können.

Er hatte viel Zeit im Dojo vor dem Altar beim Schwert gesessen und sich Gedanken gemacht. Irgendwann hatte die Stimme in seinem Kopf wirklich wie sein Großvater geklungen, was ihm schon nach kurzer Zeit auf die Nerven gegangen war. Nichtsdestotrotz hatte es ihm geholfen.

In seinem Hals steckte ein Knoten, den er nur mit Mühe runtergeschluckt bekam. »Ich habe nach reichlicher Überlegung für mich entschieden, dass … ich nicht aktiv an diesem Turnier teilnehmen werde.«

Erwartungsgemäß ging das Stimmengewirr wieder los, mehrere Hände schnellten in die Höhe und es war den Leuten anzusehen, dass sie sich nur schwer zurückhalten konnten, um nicht wild durcheinander zu sprechen.

Takao brauchte niemanden bitten, die Frage laut zu stellen, die ihnen allen durch den Kopf ging. Jedem, auch ihm, war klar, dass sie ein ›Warum‹ erfahren wollten. Die Erklärung hatte er sich längst zurechtgelegt, trotzdem fiel es ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. Unsicher befeuchtete er seine Lippen, bevor er sagte: »Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, um der nächsten Generation von Beybladern Platz zu machen. Sie hatte die letzten fünf Jahre keine Gelegenheit wie diese, um ihr Können unter Beweis zu stellen – im Gegensatz zu mir.« Außerdem wäre es einfach nicht dasselbe, ergänzte er heimlich in seinen Gedanken.

Langsam sanken die Hände der Anwesenden und vereinzelte Gespräche waren im Flüsterton zu vernehmen. Man konnte eine gewisse Enttäuschung erkennen, doch davon wollte Takao sich nicht beeinflussen lassen.

»Aber!«, verkündete er mit Nachdruck, sodass noch einmal alle Aufmerksamkeit bei ihm war. »Derjenige, der aus diesem Turnier als Sieger hervorgehen wird, dem sei gesagt: Ich werde der Erste sein, der dich zu einem Match herausfordern wird. Da sei dir sicher!« Ein Grinsen stahl sich ungewollt auf Takaos Lippen, doch es kam ihm nur recht.

Ein Blitzlichtgewitter brach los, das ihn Sterne sehen ließ. Irritiert wandte er sich ab und blickte unerwartet in Kais Gesicht. Es war nicht so als gäbe es da großartig viel zu sehen, immerhin war Kai unbestrittener Champion des Pokerface. Trotzdem hatte Takao den Eindruck, dass sein alter Teamkamerad ihn mit einem gewissen Unverständnis ansah. Es gab nichts, worauf er das begründen konnte – es war nur ein Gefühl.

Start frei für Battle Bladers

Munter sammelten sich die Menschen in Scharen auf dem Platz vor dem Turbo Stadion. Der Einlass war noch nicht freigegeben und so wurde geduldig gewartet, bis man seinen Platz auf der Tribüne einnehmen konnte, um die große Eröffnungsfeier von Battle Bladers hautnah miterleben zu können.

Max beobachtete das Treiben auf dem Vorplatz mit leuchtenden Augen. Er war bereits im Stadion und hatte vom Aufenthaltsraum, der erhöht lag mit einer großen Fensterfront, einen perfekten Blick auf das Geschehen. Eigentlich hatte Max geglaubt, seine Vorfreunde könnte nicht mehr steigen, doch während er den Leuten zusah, zogen sich seine Mundwinkel noch ein Stück höher und sein Herz begann kräftiger gegen seine Brust zu schlagen.

Seit er aus dem Bett gesprungen war, grinste er vor sich hin. Es war nichts ungewöhnliches, Max mit guter Laune anzutreffen, aber dieser Tag war besonders, wie es bisher nicht allzu viele Tage waren. Er musste zugeben, dass er diesen Rummel vermisst hatte.

»Ganz schön viele Menschen«, bemerkte Rei, der sich zu ihm ans Fenster stellte. Bis eben hatte er bei seinen Kindheitsfreunden auf der Couch gesessen. Sie waren in ein Gespräch vertieft, als hätten sie sich Monate lang nicht gesehen.

Solche Menschenmassen waren für Max nichts Ungewohntes. Schließlich lebte er in Amerika – da schien es immer einen Grund zu geben, sich zu versammeln. In diesem Zusammenhang fragte er sich, wie es für Rei war, der aus einem kleinen abgeschiedenen Dorf kam. Natürlich war ihm durch seine aktive Teilnahme an drei Beyblade Weltmeisterschaften das Ganze nicht neu, doch konnte es trotzdem sein, dass es auf ihn einen ganz anderen Eindruck machte, als auf Max. »Bist du aufgeregt?«, fragte er und betrachtete seinen ehemaligen Teamkameraden aufmerksam.

Rei schloss die Augen, als würde er in sich gehen, um die Frage wahrheitsgemäß beantworten zu können. Ein weiches Lächeln stahl sich auf seine Lippen. »Ja – im positiven Sinn. Ich freue mich darauf.«

Max nickte zustimmend. Das Gefühl konnte er gut nachvollziehen.

»Du hättest mitmachen können«, meinte Rei und musterte ihn aus wachen bernsteinfarbenen Augen heraus.

Wie auch Takao, hatte sich der Blonde gegen eine Teilnahme am Turnier entschieden. Zu einer Gelegenheit, nach dem Grund zu fragen, war es bisher nicht gekommen – oder man hatte sie schlicht versäumt.

Es war nichts aus dem Max ein Geheimnis machen würde. Für ihn war der Grund simpel, weshalb es ihm nicht nötig erschien, eine große Nachricht daraus zu machen. Um seine Haltung zu dem Thema zu verdeutlichen, zuckte er locker mit den Schultern und behielt das dauerwährende Grinsen auf seinen Lippen. »Mir ging’s nie um den Ruhm bei dem Sport. Ich wollte nur Spaß mit meinen Freunden haben. Von denen macht aber kaum einer mehr mit – daher …«, erklärte Max als wäre es das offensichtlichste der Welt.

Die Antwort war für Rei keine Überraschung. In neun Jahren Freundschaft hatte er den Blonden gut genug kennengelernt, um dessen Beweggründe erahnen zu können. Nichtdestotrotz versprach eine Bestätigung aus erster Hand Gewissheit.

Max‘ Blick ging zur Wand und schenkte seine Aufmerksamkeit (und die seines Gesprächspartners) der schlichten, funktionalen Uhr, die dort angebracht war. Bis zum Einlass waren es nur noch fünfzehn Minuten. »Meinst du, er schafft es pünktlich?«, fragte er mit einem Glucksen.

Angestrengt zog Rei die Augenbrauen zusammen, aber sein Lächeln hielt sich tapfer. Max musste nicht klar aussprechen, von wem er sprach. Es war offensichtlich. »Es wäre wünschenswert.«
 


 

Ein tiefer Seufzer war zu hören, als Takao die Tür zur Garderobe hinter sich zuzog. Es war knapp gewesen – zu knapp. Das hatte ihm DJ so deutlich zu verstehen gegeben, dass seine Ohren klingelten. Mit Mühe hatte er sich auf die Zunge gebissen und die Standpauke über sich ergehen lassen. Ihm war bewusst, dass er sie verdient hatte, auch wenn er bereits auf dem Weg zum Stadion mit sich selbst hart ins Gericht gegangen war.

Schwungvoll ließ Takao sich auf die Sitzbank fallen und warf einen schrägen Blick auf die Uhr. Die Zeit reichte gerade für den beruhigenden Check von Dragoon msuv. Als er den Beyblade aus seiner Schultertasche zog, schlich sich unwillkürlich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Einen Vorteil hatte das abhetzen für ihn mitgebracht. Die Nervosität vor der Eröffnungsveranstaltung war völlig verraucht.

Während er jede Fuge und Erhebung seines Beyblades mit einem feinen Tuch entlang strich, um auch das kleinste Staubkorn abzutragen, versank Takao ganz in seiner Gedankenwelt. Für ihn war diese routinierte Arbeit vergleichbar mit Meditation.

Völlig vertieft in sein Tun bemerkte er nicht, dass sich die Tür zur Garderobe öffnete und jemand zu ihm in den Raum hineintrat. Mit federnden Schritten ging die junge Frau auf ihn zu und machte sich schließlich bemerkbar indem sie ihm kräftig auf die Schultern klopfte. »Hallo, Champ!«, flötete sie begeistert, das Verspannen der Schultern unter ihren Händen ignorierend.

Mit krausgezogener Stirn blickte Takao zu ihr auf, den Atem unbewusst angehalten. »Ming Ming«, bemerkte er überflüssigerweise (war ja nicht so, als hätte er sie nicht längst an ihrem bekannten Stimmchen erkannt).

Die zarte Schönheit nahm neben ihm auf der Bank Platz. Im Gegensatz zu ihm, war ihre Haltung gerade und elegant, als würde sie thronen. Dabei befanden sie sich nur zu zweit in einem einfachen Aufenthaltsraum auf einer schlichten Sitzbank.

Eine gewisse Bewunderung schlich sich bei Takao ein, doch bevor er überlegen konnte, woher diese kam, hatte er sie bereits abgeschüttelt. »Was führt dich zu mir?«, fragte er neugierig.

»Ich wurde darum gebeten, nach dir zu sehen, weil du mit dem Sprechen vor großem Publikum ja so deine Problemchen«, erklärte sie mit säuselnder Stimme. Auf ihren Lippen lag ein verspieltes Lächeln und ihr freundschaftliches Zwinkern, ließ Takao nicht vergessen, dass Ming Ming auch eine andere Seite hatte.

»Danke, aber ich komm schon klar.« Es war eine nette Geste, dass man sich um sein Lampenfieber Gedanken machte. Aber wenn Takao in den Jahren eins über sich selbst gelernt hatte, dann dass es besser war, nicht zu viel über die bevorstehende unangenehme Situation nachzudenken.

Die junge Frau nickte verstehend, sodass ihre farbenfrohen Locken leicht um ihre Ohren wippten. Mit Schwung war sie wieder von der Bank aufgestanden. »Gut. Falls es aber doch nicht mehr geht, halt dich einfach an mich, okay?«

Die Aufrichtigkeit hinter dem Angebot konnte Takao in ihren karmesinroten Augen erkennen. Klar, ein Popstar wie sie kannte sich vermutlich mit jeder Methode gegen Lampenfieber und Stress aus. Diese Gewissheit gab ihm unerwartet Halt. »Danke Ming Ming.«

Für einen kurzen Moment zuckten ihre feinen Augenbrauen nach oben, dann schob sie die Unterlippe vor. »Dieser überraschte Unterton ist kränkend, weißt du das?« Stolz reckte sie ihr Kinn und legte die Hände auf die Hüfte. »Ich bin nicht bloß hier, weil ich darum gebeten wurde.«

Takao war sich nicht sicher, ob das auf ihn gemünzt war oder die gesamte Veranstaltung. »Jaah, tut mir leid.« Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. »Es ist toll, dass du mit von der Partie bist.«

Die ohnehin schon großen Augen von Ming Ming wurden noch größer. Für einen Moment öffnete sie den Mund, um etwas zu erwidern, doch schloss sie die Lippen schnell wieder. Beim zweiten Anlauf, hatte sich ihre Mimik wieder entspannt und ein Lächeln, fast etwas verlegen, lag in ihren Mundwinkeln. »Also, wenn du draußen stehst und auf deinen Einsatz wartest, halt nach der Loge Ausschau, ja?«

Langsam neigte Takao den Kopf zur Seite. »Die Loge?«, wiederholte er irritiert.
 

Bunt flackerten die Lichter im Takt der Musik, die mit aller Macht gegen das Jubeln der Fans anspielte. Vollkommen in ihrem Element tanzte Ming Ming leichtfüßig über die Bühne und bezauberte die Menschen mit ihren neusten Hits. Ein leichtes für einen weltweiten Star wie sie.

Zu anderen Zeiten hätte Takao Zweifel an diesem Auftritt gehabt. Ob er zum Sport passte und ob dieses Mädchen überhaupt eine Ahnung davon hatte, was Beyblade für ihn und viele andere bedeutete. Doch seit dem Justice 5 Turnier war eine Menge passiert und es war ihm nicht entgangen, dass Ming Ming als Partner und Sponsor dazu beigetragen hatte, dass die BBA sich rehabilitieren konnte. Beyblade bedeutete ihr ebenso viel wie die Musik und die Leidenschaft mit der sie beides verband konnte Takao nur bewundern.

Die Boxen verstummten und der verdiente Applaus toste durchs Publikum. Mit ausgestreckten Armen winkte das zierliche Mädchen ihm zu, verbeugte sich tief und strahlte über das ganze Gesicht. »Habt vielen Dank! Ihr seid großartig!«, rief sie in ihr Mikrofon. Tief holte sie Luft, um ihren Atem zu beruhigen, und entspannte die Schultern, bevor sie zu den letzten Worten ihres Auftritts ansetzte. »Ich freue mich, euch alle hier bei der Eröffnungsveranstaltung von Battle Bladers anzutreffen. Lasst uns gemeinsam alles geben, um dieses Turnier unvergesslich werden zu lassen – yeah!« Enthusiastische Zurufe ließen Ming Ming innehalten und den Moment genießen. »Es kommen noch weitere tolle Gäste und ich hoffe, dass ihr sie mit ebenso viel Begeisterung erwartet, wie es bei mir der Fall war. Einen traumhaften Tag euch allen!« Mit einem Luftkuss in die Menge verabschiedete sich der Popstar und räumte mit ihrer Band die Bühne.

»Willkommen Beyblade-Fans!«, hallte es über die Lautsprecher durch das Stadion, noch bevor DJ mit Schwung das Tableau betrat. Die Resonanz der Zuhörerschaft fiel ähnlich tosend aus wie bei Ming Ming, doch davon ließ sich DJ nicht beirren. Das Zusammenspiel von Mikrofon und seinem lauten Organ übertönte jedes laute Fangeschrei. »Endlich ist es soweit! Nach fünf Jahren Wartezeit treffen wir uns hier im Turbo Stadium wieder, um gemeinsam den Start des neuen Weltturnieres – organisiert von der BBA – zu feiern!«

Laser in allen Spektralfarben zogen dynamische Linien durch das Publikum, kreuzten sich und verschwanden in den Höhen der Scheinwerfer. Mit großen, leuchtenden Augen verfolgte Takao das Schauspiel von der Seitenlinie aus. Dank der Tatsache, dass die großen Stadionlichter ausgeschaltet waren, konnte er unbemerkt am Rand stehen und alles aus nächster Nähe beobachten, bis sein Einsatz kam.

»Mit Battle Bladers wird sich die Frage klären, wer hier die besten Blader sind!«, begann DJ. »Um sich für die Endrunden zu qualifizieren, braucht es Zehntausend Bey-Punkte, die es bis zwei Wochen vor den Finalrunden zu gewinnen gilt!« Er wandte sich um und deutete mit einer Geste auf den großen Flachbildmonitor, der hoch über ihm an der Wand angebracht war. Auf diesem leuchtete eine Karte Japans auf mit vielen rotmarkierten Punkten. »Für diejenigen unter euch, die schnell an viele Punkte kommen wollen, wird die BBA an verschiedenen Orten des Landes Qualifikationsturniere veranstalten. Durch den erhöhten Schwierigkeitsgrad, wird es dort eine Menge Punkte zu gewinnen geben. Wer es lieber etwas langsamer angehen möchte, kann an kleineren Turnieren teilnehmen oder seine Punkte über Einzelduelle sammeln. Für jeden wird etwas dabei sein!«

Die Karte Japans wurde ersetzt durch einen Zähler, aus dem herausgezoomt wurde, wodurch ein kleines taschenrechnerähnliches Gerät zum Vorschein kam. »Der BeyBattle Analyzer wird das sammeln der Punkte dokumentieren und sobald ihr den erforderlichen Punktestand erreicht habt, seid ihr für die Endrunde eingeschrieben! Vergesst also auf keinen Fall, den BeyBattle Analyzer bei der Registrierung!«

Takao fehlte jegliches technisches Verständnis, um die Funktionsweise der BeyBattle Analyzer zu verstehen. Manabu hatte versucht, es ihm zu erklären, trotz seiner über dieJahre gesammelten Erfahrungen, dass das gar keinen Zweck hatte. Irgendwie setzte in seinem Körper immer eine wohlige Taubheit ein und die Worte seines Freundes erreichten ihn nur ganz entfernt wie durch Watte. Takao machte das nicht mit Absicht, es war eine Art angeborener Instinkt.

Na ja, die Hauptsache ist, es funktioniert, sodass das Turnier stattfinden kann, dachte Takao sorglos mit einem seligen Grinsen auf den Lippen.

»Naah?«, summte die liebliche Stimme von Ming Ming. Das kleine Popsternchen hatte sich neben ihn gesellt und lauschte mit einem Ohr den Erklärungen für das Turnier. Da sie ebenfalls nicht teilnahm, um sich voll und ganz auf die Promotion zu konzentrieren, war der genaue Ablauf für sie nicht relevant. Für sie galt ein anderer Zeitplan. »Bereit?«

Die Frage klang unschuldig, das Grinsen auf ihren Lippen strafte sie jedoch lügen. Mit einem Schnauben verschränkte er die Arme vor der Brust, um ihr zu verstehen zu geben, was er von dieser Stichelei hielt. »Sowas von«, brummte er trotzig.

Um sich von der Masse an Menschen nicht überrollt zu fühlen stand er bereits dort. Das erste wonach er Ausschau gehalten hatte, war die kleine Loge, wie Ming Ming ihn angewiesen hatte. Dort befanden sich alle seine Freunde und verfolgten das Geschehen. Für Takao war dies ein guter Fixpunkt, während seiner kurzen Ansprache.

Tatsächlich huschte sein Blick jedes Mal gleich zu Max, Rei und den anderen, wenn er spürte, wie sein Puls, aufgrund des steigenden Bewusstseins für die Menschenmassen, in die Höhe stieg. Tief atmete er durch, zählte bis vier, bis sechs und schließlich bis acht und konzentrierte sich auf die Gesichter seiner Freunde. Es half. Wer hätte das gedacht?

»So und nachdem ihr jetzt über alles Wichtige für das Turnier informiert seid, sperrt noch einmal die Lauscher auf für die Worte des amtierenden Champions!«

Kaum schwenkte der Scheinwerfer mit seinem weißen grellen Licht auf Takao, rutschte ihm die Ruhe runter in die Knie, die zu schlottern anfingen. Innerlich schrie er frustriert auf. Alle Vorbereitung und Gewöhnung an den Tumult versagte zum Schluss. Mit steifen Schritten (damit seine Beine nicht wegknickten) und flauen Magen ging er seinen Weg zum Tableau. Was hatte er sagen wollen? Wozu war er noch mal hier? Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an bis er an der markierten Stelle stand und DJ den Mikrofonständer auf seine Höhe eingestellt hatte. In dem Augenblick war er froh, dass er kein Headset bekommen hatte. Das Publikum musste sein Schnaufen, das irgendwie atmen sein sollte, nicht mitbekommen.

Nur für seinen nicht gerade glanzvollen Auftritt bekam Takao bereits Jubel und Applaus, obwohl er, im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern, bisher nichts geleistet hatte. Das gab ihm ein wenig Mut und langsam verzogen sich seine Lippen zu einem schiefen Grinsen. »Hey Leute«, war seine lahme Begrüßung, die mit wiedergewonnener Lockerheit kam. Er hob die Hand zum Gruß und ihm wog eine Welle euphorischer Zurufe entgegen. »Ihr seid gut drauf, wie ich höre.«

Aus einer schlechten Gewohnheit heraus, steckte er die Hände in die Hosentaschen. In seinen Ohren klingelte augenblicklich Hiromis Stimme, die ihm bereits zu Schulzeiten für seine unmögliche Haltung getadelt hatte. Das gab ihm zusätzlich Sicherheit. Gleichzeitig entspannten sich seine Schultern und sein Atem wurde gleichmäßiger. Wo er hier stand, geblendet von Licht, die Leute kaum sehend, aber dafür umso lauter hörend, konnte er sich langsam mit der Situation arrangieren.

Er ließ seinen Blick über die Tribüne schweifen, bevor er wieder das Wort ergriff. »Ehrlich gesagt, kann ich mir vorstellen, dass ihr alle gar keine Lust mehr habt, hier noch viel zu hören. Ich für meinen Teil, könnte es gar nicht mehr erwarten zur Anmeldung zu sprinten.« Er pausierte kurz aus einer Überlegung heraus. »Nein, ich würde sprinten, weil ich vermutlich auf die letzte Minute zur Anmeldung käme.« Lachen ertönte und Takao kam nicht umhin in dieses einzusteigen.

Es war ein guter Moment um nachzudenken. Auch wenn er sich inzwischen beruhigt hatte, war sein Kopf immer noch wie leer gefegt. Man hatte ihn darum gebeten bei der Eröffnung ein paar Worte zu sagen, das wäre vom Publikum gewünscht und er selber hatte es auch gewollt. Nun konnte er sich nicht mehr daran erinnern, was er überhaupt hatte sagen wollen. Die Sachen die ihm in den Sinn kamen, waren alle offensichtlich. Man sollte Spaß haben und sein Bestes geben. Das war sicher nichts, was die Teilnehmer nicht sowieso tun würden.

Dann fiel ihm doch etwas ein, was ihm am Herzen lag. »Als ich vor neun Jahren das erste Mal an den Weltmeisterschaften teilgenommen habe, geschah das im Team. Man konnte alleine nicht gewinnen. Dieses Jahr ist es anders. Jeder Teilnehmer ist auf sich alleine gestellt. Natürlich hat man so den Vorteil, wenn man gewinnt oder verliert, liegt es nie an einem anderen. Alles, was man erreicht, schafft man aus eigener Kraft.« Es war erstaunlich Still während seiner Worte und Takao räusperte sich, um nicht die Stimme zu verlieren. »Versucht trotzdem nicht in den anderen Teilnehmer bloß eure Gegner zu sehen, sondern vor allem potenzielle Freunde! Gelegenheiten wie diese, bei denen so viele unterschiedliche Menschen mit der gleichen Leidenschaft aus den entferntesten Ländern zusammenkommen, gibt es viel zu selten. Zwischen all euren Gegnern könnten sich Freunde fürs Leben befinden und glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich ohne meine Freunde heute nichts wäre.«

Eine Weile blieb es still, bis ein schriller Pfiff durch das Stadion hallte. Es folgte erneuter Jubel und Applaus. Verlegen massierte Takao sich den Nacken und grinste bloß. Für seinen Teil hatte er gesagt, was er wollte. Gerade wollte er sich daran machen, die Bühne zu verlassen, da leuchtete über ihm auf dem Flachbildmonitor ein Countdown auf, der von Zehn runterzählte.

Sogleich hielt er in seinem Vorhaben inne und griff nochmals zum Mikrofon. »Also Leute. Lasst uns zusammen den Beginn von Battle Bladers einläuten! Alle mitmachen!« Gespannt wartete er bis der Countdown runter auf vier war, um schließlich dem Publikum laut entgegen zu rufen. »Drei! Zwei! Eins!«

»GO SHOOT!«
 


 

Kaum war die Eröffnung beendet, brach Chaos aus. So empfand es zumindest Kai, als er durch die Gänge des Turbo Stadions ging und überall Menschen umherschwirrten. Der Sinn dahinter wollte sich ihm nicht eröffnen. Die Funktion von Fluren war eine Verbindung zwischen Räumlichkeiten herzustellen. Weshalb musste man sich in diesen aufhalten, Trauben bilden und anderen das Durchgehen – was der primäre Nutzen von Fluren war! – erschweren? Außerdem gab es nichts zu sehen. Die Wände waren weiß, vielleicht stand mal dekorativ eine Topfpflanze herum, aber etwas nennenswertes, was ein Anhalten erklären würde, gab es nicht. Zudem, wenn man mit der Anmeldung für das Turnier fertig war, konnte man doch bitte gehen – oder in der Eingangshalle bei den aufgestellten Arenen die ersten Matches austragen, aber ansonsten gab es doch nichts mehr, was einen hier halten müsste.

»Kai Hiwatari?«

Die Stimme war ihm nicht bekannt, trotzdem haderte er einen Augenblick und war stehen geblieben. Fehler.

Die ihm fremde Person nahm dies als Bestätigung seiner Annahme und zusätzlich als Anreiz auf ihn zuzukommen. »Mensch, was für ein Glück hab ich denn? Könnte ich ein Foto haben? Und ein Autogramm vielleicht?« In den Händen hielt der Junge einen Stift und sein Handy.

Kai zog die Augenbrauen eng zusammen, sodass sich kleine Fältchen in seine Stirn gruben. Der Missmut der ihm ins Gesicht geschrieben stand, schien sein Gegenüber nicht zu bemerken. Anders konnte Kai sich das Strahlen in den Augen und die Spannung in den Schultern nicht erklären.

Es war fünf Jahre her, dass er ein aktiver Teil der Beyblade Szene war. Weshalb musste man ihn immer noch mit diesem Fankult belästigen? Starb sowas nicht irgendwann mal aus?

Ohne ein Wort der Erklärung, machte Kai einen Bogen um den Jungen und setzte seinen Weg fort. Wenn man ein Fan von ihm war, sollte man sich darüber nicht wundern. Er hatte Besseres zu tun – immer. Selbst wenn er nur durch Gänge ging. Theoretisch hätte er sogar etwas Besseres zu tun, als durch Gänge zu gehen auf denen er sich an Menschen vorbeischlängeln musste.

Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sich nach den Vorbereitungen für die Eröffnung verabschiedet und sich in seinem temporären Büro im BBA Gebäude an anliegende Arbeiten gemacht. Davon gab es genug, sowohl für das Turnier als auch für die Firma. Mr. Daitenji hatte jedoch darauf bestanden, dass Kai der Eröffnung beiwohnte. Als Partner und Sponsor gehörte das dazu, war seine Erklärung.

Als er den Gang hinter sich ließ, blickte er auf die große Eingangshalle. Um die Arenen tummelten sich Jungs wie Mädchen, ließen ihre Beyblades gegeneinander kämpfen oder warteten darauf, an der Reihe zu sein. Trotz der beachtlichen Größe der Halle, war kaum ein freier Platz und Kai befand es für die klügere Entscheidung, alles von seiner erhöhten Position im Blick zu behalten. Sobald sich die Gelegenheit bot würde er das Stadion verlassen. Aktuell sah er diese Chance nicht.

Missmutig stützte er die Arme auf das gläserne Geländer und ließ den Blick schweifen. Trotz der Masse an Menschen, gelang es ihm erstaunlich leicht Takao ausfindig zu machen. Kaum, dass er die Halle betrat sammelten sich die Menschen um ihn, wollten Fotos, Autogramme und andere Dinge. Für Kai war es unbegreiflich wie man diese Aufmerksamkeit genießen konnte. Dass sein alter Teamkamerad wegen des Andrangs nicht nervös wurde, zeigte deutlich, was niemand vermuten würde, wenn er Takao kennenlernte. Auch Kai hatte lange nicht gesehen, dass hinter dem ungestümen Teenager ein gefasster Geist und starker Wille versteckt lag. Und inzwischen scheint er bodenständiger, ergänze er seine Beobachtung.

Wenn er es von seiner Position aus richtig erkannte, forderten einige den Champion zu einem Match heraus. Auch wenn er nicht am Turnier teilnahm, schien ein Kampf gegen den besten Spieler, der drei Mal hintereinander den Titel holte, verlockend. Diesen Reiz konnte Kai tatsächlich ein Stück weit nachempfinden.

»Du lehnst doch nur ab, weil du schiss hast!«, grollte es plötzlich aus den Reihen.

Die Stimme war kraftvoll, sodass sie über alles hinweg zu hören war. Nach dieser Anklage, wurde es still in der Halle und die Menge blickte sich nach dem Urheber um. Kai kam nicht umhin denjenigen in Augenschein zu nehmen, der diese Worte an Takao richtete.

Ein Jugendlicher, mit wildem Haar, das im Nacken zum Zopf gebunden war, stand dort zu seiner vollen Größe aufgebaut. Die Menschen um ihn herum, nahmen Abstand, doch statt verloren oder unterlegen zu wirken, strahlte der Junge Angriffslust aus.

Kai richtete sich auf und ging am Geländer entlang, um den Jungen aus einem besseren Blickwinkel zu beobachten. Seine ausgefranzte Kleidung, die kämpferische Haltung und der verbissene Gesichtsausdruck lösten in ihm nostalgische Erinnerungen an die Zeit mit den Blade Sharks aus. Wüsste er nicht, dass sich die alte Bande vor neun Jahren aufgelöst hatte, würde er annehmen, dass vor ihm die nächste Generation stand.

»Spielst dich auf, dass du gegen den Turniersieger spielen willst. Du bist doch nur noch angesagt, weil’s seit fünf Jahren kein Turnier mehr gab und jetzt sonnst du dich in deinem letzten bisschen Ruhm! Pah! Wenn du was drauf hättest, würdest du nicht den Schwanz einziehen, sondern am Turnier teilnehmen!«, führte der Junge seinen verbalen Angriff gegen Takao fort. »Wenn ich mich irre, kannst du das hier und jetzt unter Beweis stellen und gegen mich und Leone kämpfen!“

Kai lupfte die Augenbrauen. Das war mal eine Kampfansage. Der Knabe legte es darauf an, dass Takao sein Gesicht verlor oder aber ein Match mit ihm austrug. Da blieb ihm die Frage, ob das clever oder unsagbar dumm war. Sicher würde es unter den Teilnehmern herausragende Spieler geben, die eine Herausforderung wert waren, aber wenn dieser Junge glaubte, dass Takao in den fünf Jahren abgebaut hätte, war das gedankenlos.

»Du willst einen Beweis, dass ich es immer noch drauf habe?«, fragte der einstige Champion und selbst aus der Entfernung sah Kai, wie sich seine Schultern anspannten. Ohne Takaos Gesicht zu sehen, war für ihn klar, dass er grinste. Dieses Grinsen in dem Aufregung und Kampfeslust lag. Er hatte es einige dutzend Male gesehen.

»Du nimmst also meine Herausforderung an?«, knurrte sein Gegenüber und die Hand zuckte zu seinem Starter.

Die Menschen umher begannen zu tuscheln und ein Raunen legte sich über die Menge. Unabhängig davon, ob sie so dachten wie der Herausforderer, waren alle interessiert Takao Kinomiya wieder in der Arena zu sehen.

»Nein«, kam es gelassen von dem jungen Erwachsenen. »Es wäre nicht fair, nachdem ich bis jetzt jede Herausforderung abgelehnt habe und nicht am Turnier teilnehme. Aber«, er kratzte sich kurz an der Nase, »ein Match gegen einen anderen talentierten Beyblader, der ebenfalls nicht am Turnier teilnimmt, sollte wohl als Beweis ausreichen.«

Das Raunen der Menge wurde stärker. Nach so einer Verkündung, waren alle gespannt, wer dieser ominöse Blader im Ruhestand war, und freuten sich auf ein Match. Kai konnte nicht verleugnen, dass auch ihn die Worte seines Freundes aufmerksam werden ließen. Natürlich war einer seiner alten Freunde gemeint, aber – das wusste er besser als jeder andere – da gab es eine ganze Menge. Und keiner von ihnen nahm am Turnier teil.

Takao ließ den Blick einmal über die Menge schweifen und schließlich zur Galerie, auf der Kai stand und alles überschaute, gleiten. Die braunen Augen wurden groß, das Lächeln breiter, der Arm schnellte in die Luft und winkte hektisch, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Als ob er die nicht längst hätte.

»Kai! Immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort!«, tönte er fröhlich und schlängelte sich durch die Menschenmenge.

Ist das so?, fragte er sich insgeheim und verschränkte die Arme, während er dabei zusah wie Takao die Treppe zu ihm hocheilte.

Von den paar Schritten schien er schon aus der Puste zu sein, denn seine Wangen röteten sich, als er vor ihm zum Halten kam. »Weißt du, ob Mr. D noch im Haus ist?«

»Sicher ist er das«, antwortete er knapp. Im Kopf ging er den Terminplan des Vorsitzenden durch, um eine ungefähre Ahnung zu haben, wo er sich in diesem Augenblick aufhielt.

»Super! Er soll die Stadionkuppel aufmachen und die Leute wieder reinlassen«, haspelte Takao aufgeregt und schien nicht zu wissen, in welche Richtung.

Ruhig und mit einer Portion Skepsis musterte Kai ihn. »Du willst wegen deinem spontanen Match alle aufscheuchen? Da unten stehen doch Arenen.«

»Die haben nie ausgereicht! Wo ist Mr. D, ich sag es ihm selbst«, kam es ungeduldig zurück und die Verstimmtheit stand ihm ins Gesicht geschrieben.

»Was willst du ihm sagen?«, bohrte Kai nach und hielt sich krampfhaft davon ab, nicht schon die Richtung zum Aufenthaltsraum des alten Herren einzuschlagen.

»Dass du und ich hier und jetzt ein Match auszutragen haben! Komm! Wo lang? Die Vorbereitung dauert eh schon zu lang.«

Dass Kai nie viel redete, kam ihm in diesem Augenblick zu Gute, denn er war ehrlich überrascht und sprachlos. Nachdem Hitoshi ihm erzählt hatte, dass Takao wütend auf ihn war, weil er sich nicht gemeldet hatte, war er nicht davon ausgegangen, als Gegner in Frage zu kommen. So oft ihm auch verziehen wurde, wusste er doch, dass sein Gegenüber gut im Schmollen war.

»Also?«, drängte sein Freund und wirkte in seiner Ungeduld wieder wie fünfzehn Jahre alt.

Ein Sturm zieht auf

Die Nachricht, dass es zu einem Showkampf zwischen Takao und Kai kommen sollte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Aufgrund der Anmeldung hatten sich noch viele Menschen im Stadion aufgehalten, trotzdem war Kai darüber erstaunt, wie schnell die Ränge sich erneut füllten. Als keine Plätze mehr frei waren, machten es sich die Übrigen auf den Treppen bequem. Sicherheitsbestimmungen schienen keinen zu interessieren. Die Sicherheitskräfte hatten wohl aufgegeben – so wie Mr. Daitenji.

Er war von dieser spontanen Idee nicht begeistert und seinem Gesicht zu urteilen, konnte er sich gut an das letzte Match von Takao und Kai erinnern. Allerdings kam kein Argument gegen den Eifer des Weltmeisters an und so hatte er schließlich nachgegeben.

Aber Takao war nicht der Einzige, der wie Feuer für die Idee brannte. Als DJ darüber informiert wurde, hatte er seinen Feierabend nach hinten verschoben und war gleich zurück ins Stadion geeilt. Ohne Vorbereitung machte er es sich zur Aufgabe dieses Match zu kommentieren.

»Aufgepasst Beyblade-Fans! Verteidigt eure Plätze, beschützt die Fernbedienung, die Show ist noch nicht gelaufen!«, tönte er ins Mikro und trat auf die Tribüne, auf der bereits die Arena bereitgestellt war. »Zu diesem spontanen Showkampf für das Turnier dürfen wir zwei Meister der alten Schule aufs Tableau bitten.« DJ streckte den Arm in Kais Richtung aus.

Diese Geste kannte er auch nach fünf Jahren und machte wie automatisch seine Schritte auf die Treppe zu.

»Aus der roten Ecke – der Mann der wenigen Worte, der mit seiner perfektionierten Technik die Arena zum Vorhof der Hölle werden lässt – Kai mit seinem Beyblade Dranzer!«

Über die Wortwahl, mit der ihr Moderator beim Publikum Stimmung machte, konnte man sich streiten. Für seinen Geschmack malte er zu viele farbenfrohe Bilder, statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wenn er das Publikum aber Jubeln und Johlen hörte, hatte er den Eindruck, mit dieser Meinung alleine zu sein.

»Und aus der blauen Ecke – der ungeschlagene dreimalige Weltmeister, der seine Matches im Sturm erobert – Takao mit seinem Beyblade Dragoon!«

Takao nahm jeweils zwei Stufen auf einmal und kam ihm gegenüber vor der Arena zum Stehen. Das Grinsen auf seinen Lippen konnte kaum breiter sein und seine Finger zuckten unruhig. Man musste keine gute Menschenkenntnis haben, um zu sehen, was in ihm vorging. Er brannte vor Begeisterung für dieses Match.

In diesem Moment stellte sich Kai automatisch wieder die Frage, weshalb er nicht am Turnier teilnahm. Ihm bedeutete der Beyblade-Sport viel und es war seine vorläufig letzte Gelegenheit an einem Turnier dieser Größenordnung teilzunehmen. Wieso er diese Chance in den Wind gestrichen hatte, verstand Kai nicht. Stattdessen entschied er sich für ein einziges Match außerhalb des Wettbewerbes und wählte ihn zum Gegner, obwohl er am Vortag noch wütend auf ihn war. Bei dem Gedanken zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Es war immer wieder ein Ärgernis sich mit Takao auseinanderzusetzen.

»Beyblader, nehmt eure Plätze ein!«, forderte DJ und streckte die Hand in die Luft. Über ihm auf der Anzeigetafel erschien eine siebenteilige Ampel. Die beiden Äußersten leuchteten in schrillem Rot.

Kai zog den Starter aus dem Holster unter seinem Sakko. Takao tat es ihm gleich und holte den Starter aus dem Holster seines Gürtels. Sie ließen ihre Beyblades in die Halterung einrasten und legten die Hände sorgsam um Griff und Reißleine.

Als Stadion wurde die Classic Bowl gewählt. Eine schlichte Arena ohne Tücken und Verstecke. Der Boden war rot beschichtet und bot guten Halt für die Beyblade-Spitzen für einen optimalen Lauf. Allerdings bekam sie seit dem letzten Turnier der Beiden eine Überholung, was die Größe anbelangte. Der Durchmesser von zwei Meter wurde auf das Doppelte aufgestockt. Das ermöglichte mehr Bewegungsfreiheit, auch wenn es nicht mit dem Stadion aus dem Finale der letzten WM zu vergleichen war.

Ein tiefes Läuten ertönte, die Ampel sowie DJ stimmten das Runterzuzählen ein und das Publikum stieg mit ein. »Drei! Zwei! Eins! Go Shoot!«

Die Reißleine zu ziehen und den Beyblade damit in die Arena zu befördern, war etwas so Vertrautes, dass es Kai, trotz längerer Auszeit, in der er nicht aktiv gebladet hatte, von der Hand ging, als würde er immer noch täglich mehrere Stunden trainieren.

Dranzer ms landete in der Bowl und fing sogleich an scharfe Kreise zu ziehen. Takaos Dragoon msuv war etwa einen Halbkreis entfernt, doch den Abstand begannen beide Beyblades zu verringern, indem sie sich zur Mitte hin bewegten.

Je näher sich die Kreisel kamen, desto mehr Spannung baute sich in Kais Schultern auf. Als die erste Kollision bevor stand, stellten sich ihm die Nackenhaare auf und er verzog verbissen die Lippen.

Der Zusammenstoß erzeugte eine Druckwelle, die beide Spieler ein Stück von ihrer Position wegdrückte. Wären sie eine solche Situation nicht gewohnt, hätte es sie vom Tableau gerissen. Mit ihrem Gewicht hielten sie dagegen und ebenso verkeilten sich die beiden Kreisel ineinander und ließen Funken sprühen.

Die Situation weckte Erinnerungen und einen Ehrgeiz, von dem Kai geglaubte hatte, ihn hinter sich gelassen zu haben. »Los, Dranzer!«, rief er seinem Bit Beast zu, woraufhin sogleich der Chip im Blade rot aufleuchtete.

Mit dem neuen Kraftschub gelang es ihm Takaos Beyblade zurückzudrängen, doch auf ein reines Kräftemessen, wollte er es nicht ankommen lassen. Dranzer zog sich zurück, bevor Dragoon gegenhalten konnte, und änderte seine Bahn in feine Schlaufen, die den weißen Kreisel als Mittelpunkt nahmen. Immer wieder rammte er schnell und rücksichtslos auf seinen Gegner ein.

Takao, der ähnlich wie sein Beyblade für einen Augenblick aus dem Konzept geraten war als Kai das Angriffsmuster gewechselt hatte, fing sich. Mit knirschenden Zähnen und geballten Fäusten verfolgte er die Szenerie wie Dranzer seinen Blade als Spielball missbrauchte. »Dragoon, los! Lass das nicht auf dir sitzen!«

Der Bit Chip leuchtete blau auf und um den Blade herum baute sich die Luft zu einem Sturm auf. Er brachte Dranzer zum Schlingern, zog ihn heran, um ihn anschließend kraftvoll von sich zu stoßen. Für den Augenblick musste sich der Beyblade von Kai auf Abstand zurückziehen, sonst würde sich dieses Verfahren immer wiederholen.

»Sind wir etwa eingerostet?«

Die Stichelei ließ Kai aufschauen. Sein Kontrahent grinste ihm verwegen zu. Vielleicht hielt Takao sich schon für den Sieger, trotzdem würde er nicht darauf setzen, dass seine Deckung nachließ. Und zugegeben … Kai selber hatte auch das Gefühl, dass er abgebaut hatte. »Stell es dir nicht zu einfach vor.«

Stürme waren nichts Neues bei Takaos Kampfstil. Er hatte sie oft genug gesehen, oft genug selbst hautnah miterlebt und ebenso oft wieder zum Verstummen gebracht. Gezielt raste Dranzer auf seinen Gegner zu und begann im Gesamten rot zu glühen. Die Energie des Kreisels schlug Flammen. Die kleineren Funken ließen sich von der Stärke des Windes ersticken, doch es blieben genug, um die Luft aufzuheizen, sodass der Sturm die Temperatur änderte.

Takao hielt sich die Hand vor das Gesicht, als ihm Hitze entgegenschlug. »Shit«, presste er durch zusammengebissene Zähne.

In Kais Mundwinkeln zuckte ein Lächeln. »Du bist einfallslos geworden«, gab er die Retourkutsche für den frechen Kommentar.

Er meinte in Takaos Gesicht Unglauben zu erkennen, als er die Worte realisierte. Genau ließ es sich nicht sagen, da er kurz darauf den Kopf schüttelte und zu einem angriffslustigen Lachen ansetzte. Ein klares Zeichen dafür, dass ihn die Aussage ärgerte.

Dragoon msuv beendete die starre Position, in die er fiel, wenn er einen Sturm um sich erzeugte, und raste auf Kais Beyblade zu. Ohne irgendeine Drosslung der Geschwindigkeit kollidierten die beiden Blades und abermals wurde eine Druckwelle erzeugt, die selbst das Publikum spüren konnte.

Kais Kiefer malmte und er kniff die Augen zusammen, aufgrund der Hitze, die ihm entgegenschlug. Die Luft kühlte sich zwar langsam ab, aber zu diesem Zeitpunkt war es so warm, dass es einem die Tränen in die Augen trieb. Es verlangte ihm viel ab, den Blick auf die verkeilten Beyblades zu richten, doch er wusste, dass es ein fataler Fehler wäre, nur einen Augenblick unaufmerksam zu sein.

Mit roher Kraft drängte der weiße Blade Dranzer ms zurück. Eine Taktik auf die Takao immer zu irgendeinem Zeitpunkt seiner Kämpfe zurückgriff. Bei anderen Gegnern konnte er auf diese Weise durchaus einen Sieg einholen, doch gegen Kai war es reine Energieverschwendung. Mit Kraft konnte er gut gegenhalten und ihr Weg ins Arenaaus stoppte.

Kai war sich sicher, dass sein Gegenüber knurrte, auch wenn er es durch das Toben im Stadion nicht hören konnte. Die Beyblades bewegten sich nicht vom Fleck, doch nachgeben kam für Takao nicht in Frage. Er fühlte ein Ziehen an seinen Mundwinkeln, bevor er Dranzer abziehen ließ.

Unerwartet gab der blaue Beyblade den Widerstand auf und fuhr in einem Bogen um seinen Gegner, um ihn zu rammen. Jeder im Stadion hielt den Atem an, als Dragoon msuv ungebremst auf die Bande zurast.

Takao geriet aus dem Gleichgewicht und schlingerte mit den Armen. »Nein, Dragoon!« Die schmale Spitze seines Beys balancierte über die Bande. Wäre Dranzer ms zu der Gelegenheit gekommen, seinen Gegner noch einmal anzugreifen, hätte es das Aus für Takao bedeutet. Allerdings brauchte der Blade einen Augenaufschlag zu lang, um seine Kurve zu drehen. Der weiße Kreisel schaffte den Dreh zurück in die Arena und das Duell konnte fortgesetzt werden.

Man konnte sehen, wie die Anspannung von Takao abfiel. Das wäre eine wahrlich ruhmlose Niederlage für den Weltmeister. Nachdem er sich wieder fing, fixierte er Kai. In seinem Nacken machte sich ein Kribbeln bemerkbar, während er dem entschlossenen Blick seines Kontrahenten standhielt.

»Los, Dranzer!«, entfuhr es ihm mit solcher Inbrunst, dass er fast selbst zurückschreckte. Sein Beyblade reagierte mit einem roten Blitzen und schlug Funken, die zu Flammen aufloderten und ihn in goldenes Licht hüllten.

»Jetzt gilt’s, Dragoon!« Wind blies um die Arena und baute sich zu einem tosenden Sturm auf.

Die Beyblades zogen immer engere Bahnen, bis sie in der Mitte der Arena abermals aufeinandertrafen. Erneut führte die Kollision zu einer Druckwelle, die dieses Mal das Gemäuer in seinem Fundament erschütterte. Der Boden unter ihnen begann zu beben und Sturm und Feuer bauten sich zu einer gewaltigen Säule bis in den Himmel auf.

Nur mit zusammengekniffenen Augen, ließ sich das Geschehen weiter beobachten. Schützend hielten sich sowohl Kai als auch Takao einen Arm vor ihre Gesichter, die von der Hitze zu glühen begannen. Kai aber spürte einen ganz anderen Nervenkitzel, der ihm durch die Adern pulsierte, und bei dem Grinsen, das seinem Gegenüber ins Gesicht stand, vermutete er, dass es Takao nicht anders erging. Es zuckte ihn in den Mundwinkeln und nach langer Zeit ergab er sich diesem Impuls einmal wieder.

»Spiral Fireball!«

»Evolution Storm!«
 


 

Bedacht zog Takao die Schiebetür zur Veranda hinter sich zu und schirmte so das Stimmengewirr der Gäste von sich ab. Gemächlich ließ er sich auf die Holzpaneelen fallen und streckte die müden Glieder von sich. Eine milde Brise streifte sein Gesicht und er atmete die frische Abendluft tief ein. Der Duft von feuchtem Gras erfüllte die Umgebung und er versuchte sich auf das Rauschen der Blätter zu konzentrieren, um die Stimmen ganz auszublenden und sich dem Moment hinzugeben.

Am Rande seines Bewusstseins nahm er wahr, wie sich die Schiebetür ein weiteres Mal öffnete, wieder schloss und jemand neben ihm Platz nahm. Es blieb daraufhin still. Keiner sagte etwas und die Ruhe ließ Takao weiter seinen Gedanken nachgehen, die sich um Erinnerungen drehten.

»Hey Champ«, machte sich seine Gesellschaft schließlich bemerkbar.

Die sanfte Stimme ließ ihn die Augen aufschlagen und er schaute auf in ein Paar kastanienbraune Augen, die ihm warm entgegen blickten. »Hiromi«, entgegnete er, um ihr zu Verstehen zu geben, dass sie seine Aufmerksamkeit hatte. Er brachte sich in eine aufrechte Position und stützte sich nach hinten auf seinen Armen ab. »Was gibt’s?«

»Ungewöhnlich, dass du dich nicht von deinen Freunden als ruhmreicher Sieger feiern lässt«, bemerkte sie und überging so die Frage.

»Warst du die letzte Stunde deine Nase pudern? Ich brauch mal eine Pause«, erwiderte er leicht schnippisch, als würde ihn die Aussage kränken.

»Sind wir inzwischen schon so alt?«, witzelte seine Freundin mit hämischem Grinsen auf den Lippen. Anscheinend war sie auf etwas Zank aus.

Wäre Takao nicht wirklich schon müde, hätte er sich gerne auf die Spielerei eingelassen. So aber konterte er bloß mit einem herzhaften Gähnen, gefolgt von einem kurzen Aufstoßen. »Alt genug, um nicht mehr bloß mit Apfelschorle anzustoßen«, murmelte er mehr zu sich selbst und rieb dich mit der Hand über die schweren Augenlieder.

Wie aufs Stichwort reichte Hiromi ihm ein Glas entgegen. Auf den zweiten Blick erkannte er, dass es Wasser war.

Er griff nach dem Glas und nahm einen beherzten Schluck. »Vielen Dank.«

»Manabu hat eben nach dir gefragt«, informierte Hiromi und nahm selbst einen Schluck aus dem Glas, das sie eben noch Takao angeboten hatte.

Die Müdigkeit verflog rasch aus seinen Gliedern und mit hochgezogenen Augenbrauen wartete er auf die Fortsetzung. »Hat er etwas gesagt?« Sicher würde Manabu ihm gerne persönlich alles bis ins kleinste Detail berichten, selbst wenn er dazu überhaupt nicht die Aufmerksamkeitsspanne hatte. Umso mehr schätze Takao die kurzen und präzisen Antworten, die ihm Hiromi lieferte.

»Der Schaden ist immens – aber das dürfte dir ja bewusst sein«, begann sie und strafte ihn mit einem tadelnden Blick.

»Nichts, was der Chef nicht wieder hinbekäme«, meinte Takao aus voller Überzeugung. Das Vertrauen in die Fähigkeiten seines langjährigen Freundes war tief und nicht zu erschüttern.

»Stimmt schon«, seufzte Hiromi, die auf ein klein wenig Reue gehofft hatte. »Allerdings lohnt es sich wohl nicht, Dragoon msuv zu reparieren. Stattdessen wird Manabu ihn von Grund auf überholen. Er hat wohl schon länger an den Plänen für eine verbesserte Version gearbeitet.«

Takao sah der Information mit gemischten Gefühlen entgegen. Dragoon msuv hatte ihm treue Dienste geleistet. Es hatte sich als äußerst schwierig erwiesen, das kleine Power-Paket in den Griff zu bekommen. Aber nachdem es ihm gelungen war, hatte er mit ihm Garland besiegt und sich sogar gegen Brooklyn im entscheidenden Match behaupten können. Er wusste jedoch, dass sein Kumpel, selbst wenn er dem Beyblade ein Power-Up verabreichte, immer die Seele des Beys respektierte. Voller Vorfreude, begann er zu grinsen. »Bin echt gespannt, was der Chef wieder aus dem Hut zaubert.«

Mit diesem wohligen Gefühl im Bauch ließ Takao sich zurück auf die Veranda fallen. Sein Beyblade würde also komplett erneuert werden. Die nächste Generation. Ob er wieder zusätzliches Training investieren müsste, damit er ihn in den Griff bekam? Vermutlich – es war immer so gewesen. Und gegen den Gewinner von Battle Bladers wollte er selbstverständlich eine gute Performance abliefern. Dass all seine Freunde wieder in Japan waren, würde das Training vereinfachen.

»Aber demolier ihn nicht gleich wieder«, mahnte Hiromi, die wohl seine Gedanken las. Sie stellte das Wasserglas neben Takao ab, bevor sie sich schließlich aufrichtete und zurück ins Dojo zu den anderen ging.

Noch für einen Augenblick wollte Takao die frische Luft und das milde Klima genießen, bevor auch er wieder reingehen würde. Es war so lange her, dass sie das letzte Mal alle zusammen waren. Erneut stahl sich ein Grinsen auf seine Lippen, bei dem Gedanken, dass sie am Ende immer hier im Dojo landeten.

Als er die Augen aufschlug, richtete er den Blick gen Himmel. Die Dämmerung war bereits vergangen und die Sterne leuchteten am dunklen Nachthimmel. Kai ist so stark wie eh und je, ging es ihm durch den Kopf. Er würde dieses Lob vermutlich dementieren, doch inzwischen war Takao sicher, dass sie beide einfach etwas völlig unterschiedliches unter Stärke verstanden.

Die Intensität des Kampfes hatte Takao fünf Jahre in der Zeit zurückkatapultiert – zu ihrem letzten Match, nachdem sie Balkovs Plan vereitelt hatten. Es war ihr erstes Match mit dem Hard Metal System gewesen, in dem sie sich gegenüberstanden – als Freunde, nicht als Gegner. Auch dieses Mal hatten sie sich nicht in einem offiziellen Wettkampf gegenübergestanden, sondern waren als alte Rivalen und Freunde gegeneinander angetreten. Trotzdem hatte das Stadion und das gewaltige Publikum dem Ganzen etwas gegeben, was dem Gefühl einer Meisterschaft nahe kam – und genau so hatten sich Kai und er angestrengt.

Takao legte die Hand auf seine Brust und konnte das kräftige schnelle Klopfen seines Herzens spüren. Er schätzte sich wirklich glücklich, dass er diese Gelegenheit noch einmal erhalten hatte. Leider sah er sich außerstande, die Gefühle zu beschreiben, die ihm ein solches Match mit Kai bescherten, weshalb viele seinen Verzicht auf das Turnier nicht nachvollziehen konnten. Wenn er sich nicht sicher sein konnte, dass am Ende ein solch episches Battle auf ihn wartete, fehlte ihm der Antrieb. Damit würde er sich selbst und viele andere nur enttäuschen. Der Titel bedeutete ihm nicht mehr viel.

In diesem Augenblick hatte Takao das Gefühl nach fünf Jahren zu verstehen, weshalb seine Freunde damals die Bladebreakers hinter sich gelassen hatten – besonders Kai.

Ein weiteres Mal wurde die Schiebetür aufgestoßen, aber mit solchem Schwung, dass Takao einen Windstoß spüren konnte. »Hier bist du!«, flötete Max, der Daichi über die Schulter sah.

»Was verkriechst du dich hier?«, horchte sein Mitbewohner nach und ließ seine Frage dabei wie einen Vorwurf klingen.

Gemütlich richtete sich Takao auf, griff zu dem Glas, das neben ihm stand, und leerte es in einem Zug. »Wollte gerade wieder reinkommen«, erwiderte er gelassen und ließ sich von Max auf die Beine helfen.

»Bereit für die nächste Runde?«, vernahm er die Stimme seines Bruders aus dem Dojo und konnte sich einen schweren Seufzer nicht verkneifen. Wann waren sie alle so trinklustig geworden?

»Hier, ich!«, tönte der Jüngste laut.

»Du bekommst nichts, Daichi!«, fauchte Hiromi und verteidigte das Glas.

»Dann darf Max auch nicht«, empörte sich Daichi.

»In Kanada schon«, informierte Max.

»Wir sind hier aber nicht in Kanada«, wandte Rei ein.

Das Lächeln auf Takaos Lippen wurde müde, aber verlor nichts von seiner Wärme. Er raufte sein letztes bisschen Autorität zusammen und straffte die Schultern. »Okay, letzte Runde für heute und Daichi bekommt ausnahmsweise auch ein Glas«, entschied er als Hausherr und ließ sich von seinem Bruder zur Belohnung direkt ein volles Glas anreichen.

Die Nacht würden alle gut schlafen können und vielleicht half der Alkohol auch, das leichte Ziehen in seiner Magengegend zu vergessen. Seit dem die Euphorie des Kampfes nachließ, bemerkte er es langsam und er konnte sich nicht erklären, woher es kam. Allerdings wollte er sich die schöne Stimmung nicht verderben lassen. Sein Blick schweifte auf die anwesenden Gäste, seine Freunde und Familie, die sonst über den halben Erdball verstreut waren. »Auf viel Spaß und Action bei dem neuen Turnier. Auf neue Freundschaften. Auf Battle Bladers!«

»Prost!«

Mosaik

Gleichmäßig floss das kristallklare Wasser aus den vier erhöhten Becken über einen Zufluss in das große Bad. Während er an der Oberfläche trieb, konnte er das Rauschen des fließenden Wassers hören. Es war das Einzige, das an sein Ohr drang. Seinen Blick ging hinauf zum gewölbten Dach. In einer Spirale war in dieses Buntglas eingebaut, dass vom Mond durchleuchtet wurde. Die herrlichen Farben schwebten über die Wasseroberfläche und bildeten einen Kontrast zu den komplett in weiss gehaltenen Räumlichkeiten. Das Licht des Mondes war viel dezenter und nicht so grell wie das der Sonne, weshalb es für ihn viel angenehmer war, sich das Farbenspiel direkt anzusehen. Es hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. In dem Augenblick, in dem er nichts hörte, außer das plätschernde Wasser, und nichts sah außer, die weichen Lichter, konnte er seine Gedanken treiben lassen und für einen Augenblick vergessen.

Aber der Moment währte nicht ewig.

Am Rande nahm er Schatten wahr, die geschäftig umherirrten. Er schloss die Augenlieder und ließ seinen Körper im Wasser versinken, trieb bis zum Grund. Gänzlich von Wärme umhüllt, fühlte er eine angenehme Schwerelosigkeit. Das Wasser umgab ihn wie einen Schild und schenkte ihm Geborgenheit. Es war, als stünde die Zeit um ihn still. Dieses Gefühl verinnerlichte er.

Schließlich setzte er mit den Füßen auf dem Beckenboden auf, um sich aufzurichten. Sein blondes Haar tauchte aus dem Wasser auf, und als sein Gesicht an der Luft war, nahm er einen tiefen Atemzug. Er schlug die azurblauen Augen auf und sah drei Herren entgegen, die seinen Blick erwartungsvoll erwiderten. Schwerfällig verdrängten seine Beine das Wasser, das sie umgab, und er setzte einen Fuß vor den anderen auf dem Weg zum Beckenrand.

Zum Rand hin wölbte sich der Boden und das Wasser wurde flacher, sodass sein Körper immer weiter freigelegt wurde. Kühle empfing ihn und ließ einen fröstelnden Schauer über seine Haut walzen. Er fühlte sich augenblicklich schutzlos und wäre am liebsten zurück.

Als würde man dies ahnen und verhindern wollen, wurden ihm auf die letzten wenigen Schritte hin zwei Hände gereicht. Dankend ließ er sich aus dem Becken helfen und bekam sogleich einen trockenen und warmen Mantel um die Schultern gelegt. Einzig unter seinen Füßen spürte er noch die Kälte der Fliesen.

»Es wird Zeit«, informierte man ihn mit bedeutungsvoller Stimme.

Seine Hände griffen nach dem langen Mantel und zogen ihn fester um seinen Körper wie einen neuen Schutzwall. Seit er sich am Hof befand, war jeder dem er begegnete freundlich und zuvorkommen zu ihm. Niemand hatte ihm einen Anlass dafür gegeben, sich nicht willkommen zu fühlen. Das war es auch nicht, was ihm Unbehagen bereitete. Die Situation war für ihn neu und das, was nun auf ihn zukommen würde, worauf er schon ein ganzes Leben lang vorbereitet wurde, war dabei Realität zu werden. Er fühlte sich nicht bereit, würde lieber ein paar weitere Jahre warten, doch die Zeit war unbarmherzig vorangeschritten. Schneller als es ihm lieb war.

Die Herren führten ihn in einen angrenzenden Raum. Die Temperaturen wurden gleich angenehmer, trotzdem wollte er sich bald wärmere Kleidung überstreifen. Er wurde in die Obhut zweier Damen übergeben, was ihm einen leichten Rotschimmer auf die Wangen zeichnete. Der Mantel wurde abgelegt und weiche, warme Tücher trockneten seine Haut und Haare. Wohler hätte er sich gefühlt, wenn er sich darum selbst kümmern dürfte.

In seinem Bauch keimte ein Kribbeln auf, das ihn diesen Gedanken schnell vergessen ließ. Es war besser, dass ihm die Dinge abgenommen wurden. So konnte er sich darauf konzentrieren, Ruhe zu bewahren. Er senkte die Lieder und nahm bewusst mehrere tiefe Atemzüge. Sein Herz, das dabei war, sich von seinem Bauch anstecken zu lassen, verfiel zurück in einen ruhigen gleichmäßigen Takt.

Nachdem seine blasse Haut vom Wasser befreit war, geleiteten ihn die Bediensteten zu einem Paravent. Dort lagen Gewänder für ihn bereit, aus dicken schwarzen und violetten Stoffen. Eine Robe hing über dem Paravent. Sie war liebevoll verziert mit feinen Stickereien und besetzt mit Schmuck, der aus Korallen gefertigt wurde. Die Steine schimmerten wie die Lichter auf dem Becken.

Ohne Widerworte ließ er sich in die Gewänder helfen und fühlte sich augenblicklich wohler, als er den Stoff warm und schwer auf seiner Haut spüren konnte. Zuletzt griff er nach der Robe und legte sie sich über die Schultern. Eine Schleppe zog sich hinter ihm über den Boden und nun, wo sie ausgebreitet dalag, ließ sich das Bildnis einer Schildkröte darauf erkennen. Bevor er das Ankleidezimmer verließ, betrachtete er sein Spiegelbild. Die feinen Gewänder waren für ihn maßgeschneidert, nur die Robe ein Erbe seiner Vorgänger, einzig bestimmt für diesen Tag.

Langsam ließ er von seinem Spiegelbild ab und sah zur Tür hinüber. Hinter dieser Tür warteten weitere Bedienstete, die ihn führen würden. Alles an diesem Ort war für ihn noch so neu. Sie brachten ihn zum Thronsaal und übergaben ihn in die Obhut des Herrschers, mit dem er gemeinsam vor das Volk treten würde.

Aus dem Kribbeln wurde allmählich ein fester Kloß, der sich schwer in seine Magengrube legte. Das zusätzliche Gewicht hielt ihn an Ort und Stelle. Aus dem Augenwinkel erhaschte er die sorgevollen Blicke der Zofen, bevor er sich sammelte und den ersten Schritt wagte. Auf dem Weg zur Tür straffte er seine Schultern und hob das Kinn.

Wie erwartet empfingen ihn die nächsten Bediensteten. »Folgt uns bitte, mein Prinz«, bat ihn einer der Männer und schritt voran.

Prinz. Dies würde von diesem Tag an sein Titel sein. Sein Privileg und seine Verpflichtung gegenüber den Menschen von Ydores.

Zwei Herren gingen ihm voraus. Der Dritte ließ sich hinter ihm zurückfallen und nahm das Ende der Robe. Nach den wenigen Schritten war ihm schon aufgefallen, welches Gewicht der Stoff hatte und das er ihn schwerfällig hinter sich herzog. Mit dieser kleinen Unterstützung wurde die Last um seine Schultern sogleich viel leichter und er dankte es dem Mann.

Über eine Galerie verließen sie das Badehaus. Zu beiden Seiten ging der Ausblick aufs Meer hinaus. Die Oberfläche war ruhig, sodass der Nachthimmel und die Sterne wie in einem Spiegel reflektiert wurden. Am Horizont gingen Himmel und Meer fließend ineinander über. Dieses Bild bewegte in ihm etwas und gerne hätte er haltgemacht, um sich länger mit diesem Phänomen zu beschäftigen. Er hoffte, dass ich in naher Zukunft eine solche Gelegenheit für ihn bot. Solange sie durch die Galerie liefen, blieb seine Aufmerksamkeit auf die Ferne gerichtet. Wind trug den salzigen Geruch des Meeres zu ihm heran und ließ ihn die Nase kräuseln. Mit jedem seiner Schritte beruhigt sich sein nervöser Magen ein wenig mehr. Der Palast war für ihn neu, doch es gab Dinge, die überall auf der Welt gleich blieben. Darunter fielen für ihn das Meer und der Himmel.

Die Bediensteten vor ihm öffneten am Ende der Galerie eine große Tür für ihn, hinter der er einen großen runden Saal erahnen konnte. Er nahm einen tiefen Atemzug voll Meeresluft, bevor er durch die Tür schritt. Dort wurde er bereits erwartet.

Als sie sein Ankommen bemerkte, wandte sie ihm das Gesicht zu. Sie war ebenso festlich gekleidet wie er selbst, strahlte jedoch eine vollkommen andere Präsenz aus. Ihr Blick richtete sich auf seine Gestalt. Die eisblaue Farbe ihrer Augen mochte kühl wirken, doch strahlten sie eine Sanftheit aus, die ihm Ruhe schenkte. Ihr langes silbernes Haar trug sie hochgesteckt. Nur einzelne Strähnen flossen in Wellen über ihre Schultern. Die schmalen Lippen formten sich zu einem Lächeln, welches solche Wärme ausstrahlte, dass Eis schmelzen musste.

»Mein Prinz.«

Diese Anrede perlte ihr wie selbstverständlich von den Lippen, doch löste sie in ihm gleich wieder ein unkontrolliertes Tosen aus. Seine Beine wurden bleiern, der Magen drehte sich ihm um und die Ohren kribbelten vor Hitze. Hatte er für einen Moment gedacht, endlich die Ruhe gefunden zu haben, um der bevorstehenden Zeremonie mit Würde entgegenzutreten, strafte ihn dieser Augenblick lügen.

Sie wartete ab. Geduldig.

Er wollte etwas erwidern, doch sein Hals war so trocken, dass er fürchtete, ihm versagt die Stimme. Unruhig huschten seine Augen über ihre Gestalt, bis er den Blick beschämt abwendete.

Es genügte ihr als Antwort. Langsam ging sie auf ihn zu, bis sie ihm zur Seite stand. Weiterhin ein Lächeln auf den Lippen, um ihm Mut zu schenken. »Es ist noch etwas Zeit«, versicherte sie ihm und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Lasst uns gemeinsam ein Stück gehen.«

Das Angebot klang verlockend, doch als er sich der Schleppe bewusst wurde, haderte er. Auch wenn es ihm schwerfiel, lehnte er ab. »Das wäre etwas mühselig.« Betroffen senkte der den Blick, betrachtete ihre Hand, um ihr nicht ins Gesicht zu sehen.

Federleicht klopften ihre filigranen Finger auf seinem Arm. Ihr helles Augenpaar glitt über die lange Robe. »Es ist eine Weile her. Über die Jahre habe ich wohl das Gefühl für das Gewicht der Robe verloren.«

Ganz langsam hob er seinen Blick, um sie anzusehen. Immer noch schenkte sie ihm ein Lächeln voller Güte und Ruhe. Zaghaft hoben sich seine Mundwinkel, um die Geste zu erwidern. Er fühlte sich schrecklich unbeholfen, als habe er noch nie in seinem Leben gelächelt und müsste es erst vor dem Spiegel üben. Als sie unerwartet auflachte, bestätigte es ihn in seinem Gefühl. Wieder spürte er dieses Kribbeln an seinen Ohren, das sein rauschendes Blut verursachte.

Sie hingegen schien sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Von vielen wurde sie als kühle Schönheit beschrieben. Wer dies zum ersten Mal hörte, vermutete hinter dieser Darstellung eine frostige Persönlichkeit, aber der irrte. Es beschrieb vielmehr ihr Gespür dafür, in unbehaglichen Situationen mit ihren Worten und ihrer Ausstrahlung ihr Umfeld in Einklang zu bringen.

»Ich hoffe, ich werde irgendwann auch nur annähernd an Euer Format heranreichen.«

Dass er diesen Gedanken laut ausgesprochen hatte, bemerkte er erst, als ihr Blick sich veränderte. Seltsam entrückt, fast peinlich berührt sah sie ihn an und brauchte ihn auf diese Weise ein weiteres Mal aus dem Konzept. Eigentlich hatte er das nicht laut aussprechen wollen, aber wurde neugierig.

»Verzeiht. Das war …« Doch der Versuch eines Erklärungsansatzes wollte ihm nicht über die Lippen gehen. Es war ein Gedanke. Ein ehrlicher Wunsch, den er laut ausgesprochen hatte.

Ihre Gesichtszüge wurden weich. »Wenn ich Euch so ansehe, werden alte Erinnerungen in mir wach.« Sie löste sich von ihm und trat zurück an das Panoramafenster, welches einen Ausblick auf die Hauptstadt Aquaris bot.

Er folgte ihr zögerlich und richtete seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf die Stadt.

Von der erhöhten Position des Palastes aus hatte man einen ausgezeichneten Überblick über die vielen verschlungenen Kanäle. Während hinter ihnen das Meer vom Nachthimmel in schwärze getaucht wurde, waren die Kanäle der Stadt mithilfe von Laternen in viele leuchtende Farben getaucht. Die weissen Wände der Gebäude schienen die bunten Farben ganz in sich auszunehmen und von selbst zu strahlen. Ein solch prächtiges Farbenspiel bot sich in Ydores sonst nur in der Nacht der Curallumen.

»Ich fühlte mich dieser Rolle auch nicht gewachsen«, führte sie schließlich ihren Gedanken fort. »Wer klaren Verstandes ist, dem ist bewusst, dass das wahre Leben in keinem Buch nachzulesen ist.« Sie drehte gedankenverloren an einem feinen Band, das aus dem Saum ihres Kleides ragte. »Wir kennen beide den genauen Ablauf der bevorstehenden Zeremonie. Es wird nichts Unvorhergesehenes passieren«, sprach sie mit einer Zuversicht, die an Wissen grenzte. »Aber wie genau wir unsere Rolle auch studieren, wir werden wohl nie die Antwort darauf erhalten, wieso die schwarze Schildkröte gerade uns ausersehen hat.« Ihr Lächeln hatte etwas Bedauerndes, als täte es ihr leid, dass sie ihm darauf keine Antwort geben könnte.

Er war nicht enttäuscht, trotzdem fühlte er eine Schwere um sein Herz.

An dem Band zog sie eine metallene Platte hervor in Form eines Pentagon. Die Mitte zierte das Abbild einer Schildkröte, über deren Haupt ein Saphir glänzte. Mit den Fingerkuppen strich sie über die Konturen des Bildnisses. »Ich kann dir jedoch versichern, dass diese Ungewissheit kein Nachteil, sondern eine Stärke ist.« Sie wandte sich ihm wieder zu und ihm schien, dass ihre Augen leuchteten. »Es wird dich vorantreiben und du wirst wachsen. Wichtig ist, dass du die Zweifel an der Entscheidung der schwarzen Schildkröte in dir niemals zu laut werden lässt. Schenk ihr Vertrauen, denn sie hat dir ihres geschenkt.« Langsam streckte sie die Hand nach ihm aus und legte sie behutsam auf seine Wange. »Es ist nicht deine Aufgabe, ein Ebenbild von mir zu werden. Du sollst zu der bestmöglichsten Ausführung von dir selbst finden.«

Er sah ihr lange in die eisblauen Augen und versuchte das Gewicht ihrer Worte zu begreifen. Langsam schlossen sich seine Lieder. Sein viel zu schneller Herzschlag beruhigte sich und seine Atmung wurde gleichmäßig. Bis dato war ihm gar nicht aufgefallen, dass er Zeitweilen sehr hektisch nach Luft geschnappt hatte. Die Schildkröte hatte auf ihn vertraut und dieses Vertrauen sollte er erwidern, um aus sich selbst das bestmögliche zu machen. Als er die Augen aufschlug, schenkte er seiner Gegenüber ein Lächeln. »Vielen Dank für die wertvollen Worte, Euer Majestät.«

Behutsam schüttelte sie ihren Kopf und erwiderte das Lächeln. »Nicht nur die schwarze Schildkröte schenkt Euch Vertrauen – Prinz Genbu.«


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, ich konnte euch mit dem Prolog Lust auf mehr machen.

Wie grad erwähnt, bin ich eigentlich eher im Harry Potter Fandom angesiedelt, allerdings hatte ich seit diesem Jahr das Gefühl, dringend einen Tapetenwechsel zu brauchen. Dieses Projekt hier soll nun den frischen Wind in meinen Geist bringen und mir wieder richtig Lust aufs Schreiben machen. C:

Beyblade war mein erstes Fandom hier auf Animexx das ich aktiv verfolgt habe. Früher habe ich auch schon einmal ein paar Dinge geschrieben, die jetzt nicht mehr online sind. Neben Beyblade habe ich in dieser Fanfiction einige Dinge verarbeitet, die ich seit meiner frühsten Anime/Manga Zeit faszinierend fand und hoffe, dass ich sie nun, mit etwas mehr gesammelter Erfahrung, gut zu Papier bringen kann.

Dies ist ein absolutes Spaßprojekt und ich hoffe, dass ich auch einige andere hiermit eine kleine Freude machen kann. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So! Das war es dann auch wieder.
Ich hab immer noch keinen Beta-Leser, daher kann es zu dem einen oder andern Fehler kommen. Falls wer einen findet, darf er den gerne bei mir abgeben, ich geh ihn dann einsammeln. ;>

Da ich selber nicht so der Fan davon bin, wenn eine Story zu rasant beginnt, wird der Anfang von Harmonia relativ gemütlich beginnen. Ich bitte das zu verzeihen und hoffe, dass ich mit dieser Eigenart niemanden frühzeitig vergraule. >_< ♥

Vielen Dank für's Lesen. ♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Vielen lieben Dank an dich, wenn du es bis zum Ende durchgehalten hast! ♥ Es ist doch etwas lang geworden. °-° Vielleicht sollte ich noch ein oder zwei Stellen kürzen. Ich freue mich jedenfalls über jeden Leser und hoffe, du hattest deine Freude dran.

Explizit möchte ich mich an dieser Stelle einmal bei karlach und bloodydream bedanken, die mir zum letzten Kapitel ganz herzige Kommentare geschrieben haben! C: Ich habe mich sehr darüber gefreut. x3 Lancelot ist der heimliche Held des Kapitels und natürlich wird es nicht der letzet Auftritt des Katerchens gewesen sein. :D ♥

@karlach: Ich bin sehr erleichtert, dass das Verhältnis der alten Clique einen so guten Eindruck hinterlassen hat. Selber habe ich auch immer ein sehr glückliches Gefühl, wenn ich über sie Schreibe oder über sie nachdenke.

@bloodydream: Vielen lieben Dank für das Lob! Mein Schreibstil ist, glaube ich, noch inkonsistent, aber ich bemühe mich, ein Gefühl dafür zu bekommen. Wenn es anderen gefällt, spornt mich das immer besonders an, weiter zu machen! ♥

Lancelot ist der heimliche Held des Kapitels gewesen und natürlich wird es nicht der letzet Auftritt des tapferen Katerchens gewesen sein (auch wenn er dieses Mal nicht mit von der Partie war). :D ♥

Zum Schluss möchte ich mich noch für 15 Favosetzer bedanken. Es bedeutet mir viel, wenn das Interesse soweit besteht, dass die Geschichte verfolgt wird. x3

ganz liebe Grüße an alle ♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Na?
Mag jemand Tipps abgeben, wie Takao darüber denkt und wie er sich entscheidet? :3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und da wären wir wieder beim Schluss, des Kapitels. Vielen Dank, dass du bis hier hin gelesen hast. ♥
Für alle, die sich langsam Fragen, wann es endlich mit der Action losgeht: im nächsten Kapitel! :D Mit dem fünften Kapitel endet der erste Akt von Harmonia und gleichzeitig wird es der Auftakt sein, der alles ins Rollen bringt. C: Aktuell bin ich noch am Beten, dass ich es auf die Weise hinbekomme, wie ich es mir vorstelle, denn ich möchte meine lieben Leser nicht enttäuschen, wo sie schon bis hierher durchgehalten haben. >v< Drück mir ein wenig die Daumen. ♥

An dieser Stelle möchte ich mich auch noch für 30 Favoriten bedanken! Es macht mich wirklich glücklich, dass so viele Menschen diese Fanfiction für merkenswert und lesenswert halten! Vielen lieben Dank für diesen Rückhalt. ♥
Und ein ganz spezielles Dankeschön geht noch an die liebe karlach die mindestens genau so viel Liebe in dieses bescheidene Werk steckt wie ich. Halte die Augen auf die Steckbriefe, dann wisst ihr, was ich meine. :) Zudem gibt sie mir immer so liebes Feedback. Sei es über die Kommentare oder bei der Besprechung bzw. Recherche zu Harmonia. Es ist ein großartiger Brennstoff dafür, am Ball zu bleiben. ♥

PS: Li ist Rei. Mehr oder weniger die chinesische Leseart. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ist das schon ein Cliffhanger? Ich hoffe nicht.
So viel möchte ich vorweg nehmen: das Match von Kai und Takao werde ich nicht überspringen. Es bereitet mir zwar Schwierigkeiten, einen dynamischen Kreiselkampf zu schreiben, aber ich möchte dir mein Kopfkino nicht vorenthalten. :'D Versprich dir aber bitte nicht zu viel davon. Für den genialen Soundtrack beim Match musst du leider selbst sorgen.

Wenn du dich zufällig an eine Beyblade Fanfiction erinnerst, in dem dir die Beyblade Matches gut gefallen haben, würde mich das sehr interessieren! Gerne als Empfehlung in die Kommentare posten oder auf anderem Wege, wenn dir das lieber ist (ENS zum Beispiel ist auch vollkommen okay). Würde mich ehrlich ungemein interessieren!

Ansonsten hoffe ich, du hattest wieder Freude am Lesen!
Hast du dich noch an diese Fanfiction erinnert? XD Ich nehm's nicht übel, wenn nicht. Bin ja selbst schuld.
Ich bedanke mich an dieser Stelle noch für 40 Favoriten! :/D ♥ Dass die Geschichte, trotz mieserablem Upload noch geklickt wird, freut mich sehr!

@Nami1997: Die Wartezeit war viel zu lang. Ich kann dafür nicht mal um Verzeihung bitten. Hier aber nun das fünfte Kapitel und ich hoffe, du hast noch Freude daran! Vorläufig gibt aber immer noch nur die Gegenwart. Die Vergangenheit lässt noch etwas auf sich warten - aber sie wird kommen! Ich hoffe, ich kann deiner Vorfreude dann gerecht werden. Darauf bin ich persönlich schon sehr gespannt!

@karlach: Ich hab dich lieb! Es macht mir viel Spaß, dir kleine Freuden mit dieser Fanfiction zu bereiten! Du bereitest mir auch immer so viele Freude, egal ob Fanarbeit oder einfach nur die Gespräche oder deine ganz eigenen Headcanons. Man kann sich niemand besseren als dich wünschen, wenn man an einer Geschichte schreibt. ♥ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Schön, dass du es bis hierher geschafft hast!
Vielen Dank fürs Lesen.

Hat dir das Match zwischen Kai und Takao gefallen? Ich würde mich sehr über Feedback freuen, weil mir gerade der Teil unheimlich schwer gefallen ist. Spannende Kreiselkämpfe sind nicht mein täglich Brot.

Besonderer Dank geht dieses mal an karlach (wie immer, denn sie ist die kleine Oase von H-Reunion), sowie -Kai- und ShadowKage für die positiven Vibes! ♥ Das hat mir unheimlich beim Schreiben geholfen.

Der erste Akt ist endlich beendet. :3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (26)
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Von:  FreeWolf
2019-12-08T09:41:58+00:00 08.12.2019 10:41
Oh, Takao ist so ... Er! Er ist irgendwo gemacht für die Jugendarbeit mit den jungen Bladern und man merkt, wie gut es ihm liegt. Und wie Hiromi und Kyoujou mit ihm umgehen finde ich auch toll: ihre stumme Konversation hat mich sehr zum Schmunzeln gebracht.

Dass Daitenji einen Schreibtischstuhl hat, der schrecklich aussieht, aber schrecklich bequem ist, passt sehr gut zu ihm. Zugleich finde ich es sehr spannend wie erfolgreich die Firma wieder aufgestiegen zu sein scheint. Daitenji scheint den Laden führen zu können, was mich aber nicht wundert. Mir gefällt seine Art, wie er die jungen Blader fördern will und sich auch um Sponsoring für ihre Reisen bemüht. Das ist sehr... Er, finde ich.

Hitoshi scheint auch seinen Platz im Leben gefunden zu haben, aber wenn man G-Rev halbwegs aufmerksam geschaut hat, ist das irgendwo klar gewesen, dass er kein Zugvogel ist. Ob er Takao hin und wieder besuchen kommt? Ich bin gespannt, welche Blader er gefunden hat!

Oh, und Lancelot, der Schmusekater! (Und Kai, lol). Ich frage mich, was Kai im Hintergrund mit seiner Firma arrangiert hat und mit dem er telefoniert hat - und zugleich, ob das überhaupt wichtig ist. :D

Jetzt will ich meeeehr!
Antwort von:  FreeWolf
08.12.2019 10:42
Ah und natürlich hab ich noch was vergessen: Ich mag das Tempo der Geschichte total. Du nimmst dir Zeit für alle. Das finde ich so toll!
Von:  FreeWolf
2019-12-08T09:25:29+00:00 08.12.2019 10:25
Hi!

Ivh wusste, ich muss diese FF genießen in dem Moment als ich begonnen habe den Prolog zu lesen. In der Beschreibung von Harmonia liegt unglaublich viel Liebe zum Detail, was ich unglaublich bewundere! :-) Seiry wirkt, als wre er ein aufrichtiger Mensch und als wrde er zu Recht so verehrt. Das merkt man an der offenen Art, die er zeigt, genauso wie an der Art, wie seine Untertanen mit ihm umgehen. Mein Kopfkinonwar gerade einfach nur herrlich :D

jetzt freu ich mich aufs nchste Kapitel
Antwort von: Norrsken
25.02.2020 06:34
Huhu!

Genießt du nicht jede FF? :D Du wirkst auf mich immer wie ein kleiner Gourmet. ;D
Ich war beim Schreiben tatsächlich selber überrascht wie viele Details ich zusammenbekommen habe für die Beschreibung dieser eigenen Welt. Bei einer Geschichte in "unserer" Welt bekomme ich das so nie hin, weil ich es auch irgendwie seltsam finde, eine bekannte Umgebung so zu beschreiben, als wäre sie einem vollkommen fremd. Da muss ich noch ein wenig den Mittelweg finden. Harmonia hat mir aber gezeigt, dass ich es im Zweifelsfall doch irgendwie hin bekomme. x3 Allerdings habe ich mir auch viel Bildmaterial zusammengeklaubt, dass ich mir selbst immer vor Augen geführt habe beim Schreiben. In meinem Kopf allein habe ich das nicht hinbekommen.
Seiryu liegt mir als Figur sehr am Herzen, aber das ist wohl auch seinem alter Ego geschuldet. Ihn nicht liebenswert darzustellen ist ja quasi unmöglich! :D Außerdem war es mir beim Schreiben wichtig zu zeigen, wie perfekt (und harmonisch hoho) dieses Leben war. B)
Von:  lady_j
2019-08-07T12:26:26+00:00 07.08.2019 14:26
Hier kommt der Beyblade-FF-Support :D

Ich habe nun endlich mal deine Geschichte gelesen. Auf dem Schirm habe ich sie schon seit einer Weile, aber bisher wollte ich mich nicht so recht auf die Fantasy-Ebene einlassen (sagt diejenige, die selber mal eine Fantasy AU hatte, alles klar). Und nun muss ich sagen - hey, ich will mehr wissen!

Der Fokus liegt ja erstmal auf Battle Bladers, und auch diese Kapitel gefallen mir sehr gut. Die Verbindung zur Serie ist gerade so stark, dass man sich einen Anschluss auf diese Art und Weise gut vorstellen kann. Auch die Charakterisierung der einzelnen Personen finde ich jeweils gelungen.

Ich bin gespannt, wie da die Verbindung zur anderen Erzählebene hergestellt wird. Wirklich schade, dass von aktuellen Kapitel erst ein Viertel da ist (ja, ich versuche dich dazu zu kriegen, bald den Rest zu liefern). Gerade dieser Teil macht nämlich neugierig auf mehr. Ich habe das Gefühl, dass die Erzählung jetzt beginnt, Fahrt aufzunehmen.

Du hattest eine Webseite für die ganzen Hintergrundinfos, oder? Vielleicht überbrücke ich die Wartezeit und belese mich dort ein bisschen... Und bin dann auf jeden Fall zur Stelle, sobald es weitergeht :)
Antwort von: Norrsken
07.08.2019 18:00
Aaah! Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! (/)//u//(\)

Das du die FF schon eine Weile auf dem Schirm hast, freut mich schon - weil das bedeutet, sie ist "auffällig/ansprechend". BD Und dein Zögern kann ich auch gut nachvollziehen. Auf so ein Fantasy-Setting muss man bock haben! Es macht mich glücklich, dass ich dich abholen konnte. ♥

Es macht mich unglaublich Stolz, dass sich der Handlungsstrang um das Turnier sich für dich nach einem guten Anschluss an die Serie anfühlt. òuó Das gibt mir noch mal eine Portion Sicherheit bei dem, was ich da tue (da habe ich nämlich manchmal nicht so den Überblick haha). Ich gestehe aber auch, dass ich immer mal wieder in die Turniere aus den einzelnen Staffel reinblinzel, damit ich das Feeling beim Schreiben habe.

Dein Timing ist im Übrigen grandios. Ich habe heute erst in der Bibliothek gesessen und die weiteren Teile von Mosaik skizziert, um baldmöglichst weiterzuschreiben. x3 Leider ist die Geschichte für mich so ein Epos, dass ich mich jedes Mal selbst wieder reinfinden muss, bevor ich schreiben kann. (/)u(\) Das hält den Prozess immer etwas auf. Aber ich bin sehr motiviert und dein Kommentar war ein zusätzlicher Kick! Lieben Dank ♥

An der Webseite werde ich dann jetzt wohl auch etwas weiterarbeiten, weil die mir auch immer etwas zum eingrooven dient. xD
Antwort von:  lady_j
07.08.2019 20:12
Ha, als hätte ich geahnt, dass du schon heimlich weiterschreibst :D Motivation!

Ein Wort noch zum Turnier - ich habe am Rande mitbekommen, dass du Bammel vor der Beschreibung des Beyblade-Matches hattest und muss sagen, du kannst das definitiv sehr, sehr gut! Man merkt auch auf jeden Fall, dass du die Serie auf dem Schirm hast (ich skippe ja viele Matches immer, oops).

So und jetzt husch husch zurück an die Schreibmaschine :)
Antwort von: Norrsken
07.08.2019 22:56
Lieben Dank für das Lob! ÖAÖ
Tatsächlich hat mir der Beyblade-Kampf unheimlich Schwierigkeiten bereitet. Beim Schreiben war ich sehr zaghaft. Im Fandom fand ich irgendwie auch nichts, was ich als groben Anreiz nehmen konnte, das hat mich sehr verunsichert und teilweise gelähmt. Mir fällt wahrlich ein Stein vom Herzen, dass das Match soweit gelungen ist.

Und jetzt geh ich husch husch weiter schreiben. x33
Antwort von:  lady_j
08.08.2019 11:05
Sehr gut! Ich will dich nicht aufhalten 😤
Von:  jasuminu
2018-09-02T07:30:20+00:00 02.09.2018 09:30
Takao erteilt kleinen Kindern eine Lehrsstunde übers Bladen...das ist so typisch für ihn . Ich kann mir auch nicht vorstellen, das er je was anderes machen würde.

Ich mag die Interaktionen zwischen Takao und seinen Freunden das kommt der Serie schon sehr Nahe. Der Blickaustausch zwischen Chef und Hiromi ist Gold wert. Da kann ich Takao nur allzu gut verstehen, wenn er deswegen säuerlich wird.

Jaaa Battlebladers ist ne tolle Idee. Würde mich freuen, wenn alle wieder in einem Team wären. Das die Planung des Events von Mr. D., in Anbetracht der Finanziellen Umstände, nicht an die große Glocke gehangen wird ist logisch und nachvollziehbar.
Hitoschi dabei mit ins Boot zu holen ist naheliegend und ne tolle Sache. Bis in die entlegensten Winkel der Erde zu reisen stell ich mir sehr anstrengend vor...hat Hitoschi keine Helfer?
Bin gespannt welche Gegner es durch die Aktion ans Tageslicht befördert.

Ja Kai...wortkarg wie immer...so kennt man ihn. Das er ein Kater hat freut mich. Wissen wir doch alle um seine Vorliebe für Katzen:) Lancelot ist ein cooler edler Name und sehr passend von Kai. Das der Kater auf Reisen immer dabei ist , ist sehr schön. So ist Kai nicht so einsam. Hach hat der Kater ein Glück Würde gerne mit ihm tauschen :D

Das du die Story langsam angehen möchtest find ich ganz gut Das baut Spannung auf und ich liebe längere Storys. So..genug genervt sind ja noch weitere Kapitel. Hoffe du schreibst sie schnell zu Ende:)



Antwort von: Norrsken
02.09.2018 09:49
Schön, dass wir das gleich sehen, das Takao niemals das Interesse am Beybladen verlieren wird. :3 Er hat mit diesem Hobby aber auch einfach zu viele Erinnerungen und Freunde gewonnen. Für seine berufliche Zukunft habe ich für später noch eine etwas andere Idee, aber auch hier wird immer noch Beybladen eine wichtige Rolle spielen.

Die Freundschaften in der Serie waren für mich immer etwas besonderes und deshalb versuche ich hier so nah wie möglich an das Original heranzukommen - mit einer gewissen persönlichen Note natürlich. ;) Wenn mir das ansatzweise gelingt bin ich sehr glücklich. ♥

Der finanzielle Stand der BBA hat mir so viel Kopfzerbrechen beschert, denn immerhin hat Mr. D am Ende der Serie unter einer Brücke neu angefangen. x'D Ich hoffe mein Vorgehen wird irgendwie sinnvoll erscheinen. :)
Hitoshi hat tatsächlich Helfer! Die sind nur noch nicht genannt worden. Sind auch bekannte Charaktere aus der Serie. ;>

Kai und Katzen hat sich glaube ich bei jedem richtig tief eingebrannt. Für mich passt das auch einfach ganz hervorragend zu ihm - Katzenmensch. Dass sein Kater am Ende so beliebt wird, habe ich allerdings nicht erwartet. Und ja - tauschen würde ich auch gerne mit ihm. c:

Ich kann leider nicht versprechen wie schnell ich voran komme, weil meine Ausbildung mich sehr auslaugt, aber ich arbeite stetig daran - auf die eine oder andere Art. Kommentare wie deine motivieren mich dabei sehr. Dafür ein ganz liebes Danke noch einmal an dich. ♥
Von:  jasuminu
2018-09-01T21:24:24+00:00 01.09.2018 23:24
Hallöchen!
Habe die FF erst jetzt gefunden und dachte ich lass mal ein Kommentar da:)

Am Anfang hast du die Umgebung beschrieben , wodurch man direkt in die Welt eintauchen kann. Die vielen kleinen Details machen das Ganze rund, einfach wunderbar! Die Idee mit den Laufvögeln ist sehr interssant und auch sinnvoll , so kommt man schnell durch den Wald auf natürliche Weise.
Der Prinz Seiryuu ist mir auf Anhieb sympatisch. Woran das wohl liegen mag hihi^.^ Seine Liebe zur Natur hast du gut rübergebracht. Seine Bitte an Callas unterstreicht das Ganze nochmal. Auch mag ich das du die Bewegungsabläufe beschreibst, so kann man sich die Situationen gut vorstellen. Mir haben allerdings die äusserlichen Beschreibungen der jeweiligen Personen gefehlt.
"Jeder Moment in unserem Leben ist vergänglich, doch uns ist die Gabe gegeben, dass wir uns erinnern. Wenn wir das Besondere nicht beachten, verschwindet es aus dieser Welt für immer, ohne je existiert zu haben. Sollte es daher nicht unsere heilige Pflicht sein, einen Ort wie diesen ganz in uns aufzunehmen, um ihn zu erhalten?« Wow ...sorry ich musste das nochmal hier einfügen. Wo hast du das nur ausgegraben? Ich finde diese Aussage so wunderschön *.* Wie viel Wahrheit doch darin steckt.
Unitas...bin ja mal gespannt was es genau damit auf sich hat. Über den Satz mit der Hausmannsküche musste ich schmunzeln:) und wie der Prinz mit den Kindern umgeht fand ich auch einfach nur niedlich.
Alles in allem lässt es sich sehr flüssig lesen und macht Lust auf mehr ;)
Antwort von: Norrsken
01.09.2018 23:36
Schönen guten Abend! C:
Ich freu mich, dass du hergefunden hast. Wann ist doch egal. ;>

Vielen lieben Dank für den ausführlichen und sehr aufbauenden Kommentar! Er hat mir sehr viel Freude bereitet!♥
Gerade bei dieser etwas anderen Welt war es mir wichtig diese gut einzugangen, da sie ja nur in meiner Vorstellung existiert, weshalb ich mich schlecht darauf verlassen konnte, dass jemand schon wissen wird, wir es da ist. x) Dass das geklappt hat, beruhigt mich sehr.
Mit den Beschreibungen der Figuren hast du Recht! Jetzt, wo du es sagst, fällt es mir auf ...
Ich muss gestehen, dass ich mich damit immer etwas schwer tue, weil ich sehr häufig gelesen habe, dass so etwas lästig ist, außer es relevant für den Moment.
Aber gerade wegen der unbekannten Namen, sollte ich darauf zurückgreifen, weil ja nicht klar ist wer wer ist (außer bei Seiryuu, aber ich sollte mich nicht darauf verlassen). Bei nächster Gelegenheit werde ich noch einmal über den Prolog drüber schauen und sehen, ob ich das noch eingebunden bekomme. :>

Das Zitat, dass du nennst ... das ist schon wieder so lange her, dass ich nicht mehr weiß, wo ist das herhabe ... aber es klingt echt zu gut, als das es ganz aus meiner Feder sein kann :'D Irgendwas muss mich dazu inspiriert haben. Ich versuche mich mal zu erinnern und dann meld ich mich noch mal.

Besten Dank noch einmal für dein Feedback! ♥
Von:  natron
2018-08-17T21:28:36+00:00 17.08.2018 23:28
Ich fand das Kapitel und auch überhaupt die ganze bisherige Story richtig gut und ich hoffe es geht schnell weiter . Ich mag deinen Schreibstil und auch wie sich die Charaktere entwickelt haben und sich verhalten . Nicht so überzogen wie es manchmal in anderen FF's mit Macht dargestellt werden will . Es lässt sich locker und leicht lesen und gerade deshalb macht es so einen Spaß.
LG und weiter so :-) Daumen hoch
Antwort von: Norrsken
18.08.2018 07:33
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! ♥
Gerade die Bemerkung zu den Charakteren, wie sie sich entwickelt haben, bedeutet mir sehr viel. Ich habe sehr gehofft, dass es sich nicht aufgesetzt oder erzwungen anfühlt. cx
Ich werde mich bemühen, dass es wieder besser vorankommt, aber versprechen mag ich nichts mehr. Damit mach ich mich einfach nur unglaubwürdig.
Aber ich hoffe, dass ich dir auch mit dem nächsten Kapitel wieder etwas die Zeit versüßen kann.
Von:  -Kai-
2018-08-14T09:06:05+00:00 14.08.2018 11:06
Ich musste es einfach nochmal und nochmal lesen. An sich muss ich die FF komplett neu lesen xD
Freut mich wirklich sehr er, dass du die Motivation gefunden hast und wir helfen konnten. Hat sich auf jeden Fall sehr gelohnt und hin wirklich begeistert.
Es ist u glaublich schwer beyblade Kämpfe zu beschreiben, finde ich und ich habe nur einmal einen vergleichbaren gelesen. Also riiiictig gut geworden meine Liebe! Wirklich super! Außerdem mag ich deinen Schreibstil XD Hauch... Ich liebe diese Spannung u d Leidenschaft in den Kämpfen. Du hast es so gut rüber gebracht... Voll toll! Außerdem gefällt mir der Moment wo er sich ein wenig Zeit nimmt. Schön, dass das in einem Kapitel untergebracht ist, denn nach der Aufregung und Feuer, kommt noch etwas Entspannung dazu. Sehr gut umgesetzt! Mach weiter so!
Antwort von: Norrsken
14.08.2018 20:05
Vielen vielen lieben Dank für deine süßen Worte. uvu
Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass du sie schon bis zum aktuellen Kapitel gelesen hast!
... ich selber lese einfach viel zu langsam. l/D

Es macht mich sehr glücklich, dass du den Beyblade-Kampf so lobst. >//w//<
Er hat mir wirklich viele Stunden Kopfzerbrechen gekostet und ich dachte zeitweilen, er wäre nur gut mit dem deutschen Beyblade OST im Hintergrund. xD Der lief nämlich in Dauerschleife.

Weißt du noch wann bzw. wo du diesen vergleichbaren BB-Kampf gelesen hast? :3
Der würde mich super interessieren! ♥

Ich gestehe, die Momente, die ich am liebsten schreibe, sind immer die von Takao.
Und ein kleines cooldown nach dem Match war für mich auch nötig. x3 Komfortzone hallo.
Von:  karlach
2017-12-09T10:35:37+00:00 09.12.2017 11:35
!!!!!!
Ich wusste, dass du unheimlich viel zu Tun hast, daher wird das Warten es immer wert sein — dein Wohlbefinden geht schliesslich immer vor. Aber es wäre gelogen wenn ich behauptet hätte, dass es mich nicht unheimlich gefreut hat, ein neues Kapitel von H-Reunion zu sehen!

Aus zeitlichen Gründen werde ich mich kurz fassen müssen, aber ich hoffe, die Liebe kommt trotz allem durch!
Man merkt an deinem Schreibstil schon, dass das Kapitel über einen viel längeren Zeitraum entstanden ist, finde ich — das sei jetzt neutral gesagt, aber die gute Energie der FF ist immer noch da. Du schreibst die Figuren alle mit so viel Liebe, da freut man sich bei jedem bekannten Gesicht immer aufs Neue (Maxi am Anfang hat mich furchtbar happy gemacht. Das ist der Max-Effekt!).
Und Kyoya! Kyoya ist aufgetaucht! Ich weiss nicht, ob ich ihm einen Schlag gegen den Hinterkopf verpassen oder das Löwenbaby flauschen will (wird ihm beides nicht gefallen daher ist's am Ende wohl einerlei).

Viel Liebe für das Kapitel und viel Liebe an dich. Ich hoffe, du hattest beim Schreiben so viel Spass, wie ich beim Lesen hatte ;v;
Antwort von: Norrsken
12.08.2018 22:00
Ich habe vergessen zu antworten ; 3 ; ...
Lieben dank für deine süßen Worte. Ich freu mich jedes Mal wieder, wenn ich sie lese. ♥

Es ist schön zu wissen, dass du so eine gute Energie von der FF spürst. Ich habe selbst einfach zu viel Liebe für die Charaktere und den Plot übrig (ist das selbstverliebt, lolol?).
Max bekommt definitiv noch seine Auftritte, auch wenn er aktuell noch sehr neben dem Plot steht.
Und ja, Kyoya! Ich hab viel Spaß daran, die Charakter aus der Metal Saga auftreten zu lassen. Gerade Kyoya bot sich in dem Moment soo schön an. xD

Ich hoffe, ich kann dir auch weiterhin viel Freude mit der Geschichte bereiten. Ohne dich, gäb's die auch nicht. ♥
Von:  -Kai-
2016-07-18T17:37:07+00:00 18.07.2016 19:37
Endlich habe ich ein wenig Zeit für deine ff gefunden, die schon lange auf meiner Liste steht.
Ich bin Wahnsinnig begeistert, wie schön du alles beschrieben hast.
Leider habe ich nun keinen Vergleich zu dem ersten Prolog, aber das hier hat mich jetzt wirklich gefesselt.
Man kann sich alles wunderbar vorstellen und es ist mal eine andere Welt, die du jetzt schon ganz toll gezeigt hast!
Bin echt gespannt, wie es weiter geht! Mal sehen, wann ich weiter lesen kann...
Antwort von: Norrsken
18.07.2016 19:48
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar <33
Es freut mich, dass du zu lesen angefangen hast! Ich hoffe, ich find jetzt bald auch mal wieder Zeit zum weiterschreiben, herrje ey. (/)v(\) Aber es fehlt wirklich nicht mehr viel!
Es freut mich, dass du alles gut beschrieben findest. >u< Gründe weshalb ich den Prolog überarbeitet habe war auch, dass es ja um eine fremde Welt geht und die sollte man evtl etwas detaillierter Beschreiben, weil man sie ja sonst gar nicht kennt. l/D Gut hat das geklappt! ♥
Lass dir für's Lesen alle Zeit die du brauchst. c: Dann kommst du auch nicht so schnell zum Stocken >D
Von:  witchfire
2016-07-08T22:42:40+00:00 09.07.2016 00:42
Hey ich wollt auch mal ein kommentar bei dir lassen. Finde den Anfang deiner Story auch schon echt toll... ich hoffe nur dass du sie bald weiter schreibst damit wir alle wissen wie es weiter geht. Die Idee und umsetztung ist auf alle Fälle super. mache bitte schnell weiter....

lg witchfire
Antwort von: Norrsken
10.07.2016 01:02
Danke für den Kommentar ♥
Tatsächlich bemühe ich mich in letzter Zeit wieder zu schreiben. Ich bekam leider eine Weile kaum einen geraden Satz zustande. >3<' Solange es nun einigermaßen geht, möchte ich das Nutzen. Es kann aber trotzdem noch etwas dauern, weil ich bin sehr langsam. pwq
Trotzdem hoffe ich, dass du auch weiter Spaß am Lesen haben wirst.


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