Ya hina en Flâdgaur - Das Kind des Hautwandlers von Ithildin (Thema - the Hobbit ( Fili /OC und Thorin /OC )) ================================================================================ Kapitel 10: Schicksal --------------------- Lyrêa hatte nicht gelogen, nur einen Augenblick später verrieten schwere Schritte, die Ankunft eines Mannes, eines überdurchschnittlich großen Mannes, um genau zu sein, der überdies nur einen Augenblick später, mit dem energischem Öffnen der großen Holztüre, den Wohnraum seines Hauses betrat. Es war eindeutig Beorn, ja er musste es auf Filis Vermutung hin zwangsläufig sein. Wer außer ihm, war in dieser Einöde denn sonst noch zu erwarten? Der Gestaltwechsler war gekommen, zurück zu seinem Haus und er wirkte zudem nicht sehr verwundert darüber, eine ganze Kompanie von Zwergen an seinem Tisch sitzend vorzufinden oder zumindest ließ er sich davon nichts anmerken, selbst wenn es so sein sollte. Offenkundig hatte er bereits aus äußerst zuverlässiger Quelle erfahren, wer oder besser was sich da seit gestern Nacht in seinem Haus aufhielt. Der kräftige Mann mit dem dunklen Bart und dem wilden schwarzen Haarschopf...stieß ein kurzes Brummen aus, bei dem sich niemand der Anwesenden ganz sicher war, was es denn nun zu bedeuten hatte. Indem fasste sich der Zauberer ein Herz, auch da er von allen am wenigsten von der durchweg imposanten Erscheinung des Bärenmannes eingeschüchtert war. Gandalf setzte zu sprechen an, noch ehe der große Mensch den Mund aufmachen konnte. „Herr Beorn, ich bitte euch, bevor ihr uns jetzt allesamt vor die Türe setzt, gestattet mir wenigstens noch, dass ich uns vorstelle und euch erkläre, wie es dazu gekommen ist, dass wir hier einfach so in euer Haus eingedrungen sind, was eigentlich ganz und gar nicht beabsichtigt war. Meister Beorn, mein Name ist Gandalf....Gandalf der Graue! Sicher habt ihr schon von mir gehört. Nun und das sind meine Freunde, Thorin Eichenschild und Kompanie. Wisst ihr Herr, wir wollten euch sicher nicht belästigen, aber wir sind sozusagen ungewollt in eine Notlage geraten. Orks aus dem Nebelgebirge verfolgten uns und dann stießen wir dabei auch noch völlig unverhofft auf das Mädchen. Die Orks hatten sie angegriffen und na ja..einer meiner jungen Freunde hier war glücklicherweise beherzt genug um rechtzeitig einzugreifen. Wer weiß schon, was sonst noch so alles passiert wäre? Diese Orks sahen überdies nicht danach aus, als wären sie unbedingt zu Späßen aufgelegt.“ Der Gestaltwechsler straffte sich unwillkürlich, als er den Zauberer diese Worte sprechen hörte, wobei der Blick seiner rötlich braunen Augen aufmerksam auf dem alten Mann ruhte. Doch flackerte er während Gandalf sprach, immer wieder neugierig interessiert über die Anwesenden bis hin zu der jungen Frau, die derweil wie angenagelt in der kleinen Kochnische des einsamen Hauses stand und ihm stumm entgegen blickte. Sie brachte nichts als ein schwaches Nicken zustande, das wohl bekräftigen sollte, was der Zauberer soeben gesagt hatte. Indem sah der Bärenmensch den Istari direkt an und setzte nur einen Moment später mit seiner sehr tiefen, aber durchaus angenehmen Stimme zu sprechen an. „Ich kenne euch Zauberer, zumindest dem Namen nach. Euer Ruf ist mir bekannt und euch durchweg voraus geeilt, Gandalf der Graue. Ich weiß, dass ihr ein Freund von Radagast seid, der auch mein Freund ist. Daher werde ich euch wohl nicht gleich vor die Türe setzen. Auch da ihr, wie mir scheint, meine einzige Tochter vor großem Unglück bewahrt habt. Nichts desto trotz bin ich nicht besonders glücklich über die Tatsache, dass ihr mir diese Zwergen Gesellschaft ins Haus gebracht habt Herr Zauberer. Ich mag keine Zwerge. Sie sind in der Regel gierig und schätzen das Leben anderer Lebewesen gering ein, das ihnen weniger als ihr eigenes erscheint. Sie kennen zudem kein Maß und kein Ziel, wenn sie etwas für sich haben wollen und das ist eine Gabe, die ich für meinen Teil überhaupt nicht leiden kann.“ Der riesige Bärenmann sah den Zauberer geradeheraus an, als er ihm antwortete, wirkte jedoch nicht ganz so feindselig, wie seine harten Worte vielleicht auf den ersten Blick klingen mochten. Als sein aufmerksamer Blick jedoch kurz zu Thorin und Co weiter wanderte, sah man dem Zwergenkönig deutlich an, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlte. Aber noch ehe dieser die Gelegenheit hatte, dem Gestaltwandler etwas auf seine nicht besonders netten Anschuldigungen zu antworten, wurde er just von Lyrêa unterbrochen, die sich an seiner Stelle eingemischt hatte. „Vater ich bitte dich, das ist nicht nett....einer dieser raffgierigen Zwerge, wie du sie nennst, hat mir das Leben gerettet. Ich sage dir, ohne ihn hätten die Orks, die mich angegriffen haben, vermutlich entweder gefangen genommen oder schlimmer noch getötet. Weißt du eigentlich, dass ich von ihnen übel verletzt worden bin? Einer der Warge hat es tatsächlich gewagt mich anzugreifen und das auch noch auf unserem Land. Ohne die Hilfe der Zwerge und der Heilerin wäre ich vermutlich längst tot. Also sei nicht so selbstgerecht und hilf ihnen lieber, sie haben es verdient! Und selbst wenn es nicht so wäre, sie brauchen Hilfe und wir helfen denjenigen, die in einer Notlage sind...oder ist es nicht so Vater?“ Die junge Frau funkelte ihren Vater zornig an, wobei sie mit einer energischen Geste auf Lyriel und weiter über die ganze Gruppe deutete, von denen übrigens keiner es wagte, im Moment auch nur im Ansatz den Mund aufzumachen. Beorns Blick blieb für einen Moment an seiner Tochter hängen, die inzwischen aus der kleinen Küche heraus und an ihn heran getreten war. Der Gegensatz zwischen beiden hätte nicht größer sein können, während der Bär selbst aufgrund seiner Größe, den halben Raum für sich allein einnahm, sah man im Gegensatz dazu überdeutlich, wie zierlich seine Tochter ihm gegenüber wirkte und doch war sie so wie er, ein wildes Tier....wenn, ja wenn sie es wollte. Lyrêa hatte Fili kurzerhand an Ort und Stelle zurück gelassen, um ihrem Vater entschlossen entgegen zu treten, was dieser ihr prompt mit einem kurzen unwilligen Brummen quittierte. Doch ganz plötzlich entspannte sich der übergroße Mann und nickte knapp, ehe er ihr antwortete, wobei er die Anderen jedoch einfach ignorierte. „Nun gut Kind, wie du es wünschst, ich denke du hast recht, wir sollten ihnen wohl helfen. Ich will sehen, was ich für sie tun kann.“ Lyrêa lächelte, es war ein überraschend gelöstes Lächeln, das sie ihrem Vater schenkte, bevor sie ebenfalls zu sprechen ansetzte. „Danke Vater ich wusste es, dein Herz ist doch größer, als du es zuweilen zu zeigen vermagst.“ Sie verstummte, ging noch ein Stück auf den Bären zu und umarmte ihn danach spontan, während ihr Vater sie anschließend etwas ungelenk von sich wegschob und dabei deutlich verlegen wirkte. Es war der Zauberer der den Augenblick nutzte, um die günstige Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen, in der ihnen der Bärenmann eindeutig gewogen war. Auch er schickte sich an etwas zu sagen, wobei er dem Zwergenkönig der ebenfalls zu sprechen ansetzen wollte, mit einer hastigen Geste bedeutete den Mund zu halten...zumindest vorerst. „Nun wir danken euch Beorn, das ist deutlich mehr, als wir zu hoffen gewagt hatten!“ Gandalfs raue Stimme klang sichtlich erleichtert, offenkundig hatte er damit gerechnet von Beorn umgehend vor die Türe gesetzt zu werden und war wohl froh darüber, dass es dazu jetzt nicht gekommen war. Aber wie es zukünftig weitergehen mochte, war selbst dem Zauberer ein Rätsel. Doch der Gestaltwechsler zeigte sich ab diesem Moment tatsächlich überraschend angenehm umgänglich. Nach einem verspäteten zweiten Frühstück, das sie von ihm erhalten hatten, war er sogar gewillt die weitere Vorgehensweise mit dem Zauberer und Thorin höchstpersönlich auszuhandeln, während der Rest der Gruppe machen konnte, wonach ihm der Sinn stand, was im Augenblick ja nicht besonders oft vorkam. Die seltene Gelegenheit wurde daher von der Mehrzahl der Gruppe, mit sichtlichem Wohlwollen begrüßt und während die meisten Zwerge die kostbare Zeit nutzen, um den im Moment deutlich zu kurz gekommenen Nachtschlaf nachzuholen, blieb Lyriel bei Lyrêa, um ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten. Die beiden Frauen verstanden sich inzwischen ganz gut, auch wenn die Elfe noch immer deutlichen Respekt vor dem so unberechenbar, eigensinnigen Wesen des Bärenmädchens hatte. Dennoch gaben sie bei der täglichen anfallenden Arbeit ein recht gutes Gespann ab, zumindest was Feuer machen, die Tiere versorgen oder auch das in Gang halten der Feuerstelle anbelangte. Lyrêa mochte Lyriel, für ihr ruhiges und überlegtes Wesen und auch ihre zuweilen scharfzüngige Schlagfertigkeit gut leiden, mit der die Halbelfe es immer wieder schaffte, sich den Respekt der Männer zu erkämpfen, vor allem den des Zwergekönigs, der beileibe keinen einfachen Charakter darstellte, wie Lyrêa inzwischen auch schon mitbekommen hatte. Das Bärenmädchen konnte sich des Verdachts jedoch nicht ganz erwehren, dass zwischen den beiden unterschwellig etwas ablief, das man zwar nicht offen sehen, aber doch irgendwie spüren konnte, wenn man denn genau aufpasste. Doch was es war, konnte sie nicht herausfinden. Sie hatte statt dessen das eigenartige Gefühl, die selben seltsamen Empfindungen bei den beiden aufzufangen, die sie selbst mit dem jungen Zwerg verbanden, der sie gerettet hatte. Sie mochte Fili eindeutig, das hatte sie zwischenzeitlich auch schon begriffen...aber warum oder wieso, darauf konnte sie sich keine plausible Antwort geben. Vor allem keine darauf, dass diese eigenartigen Gefühle immer stärker wurden, je länger sie mit ihm zu tun hatte. Was ja auf diesem engen Raum zwangsläufig der Fall war. Daher versuchte Lyrêa ihm so gut wie es eben ging aus dem Weg zu gehen, doch das war nicht so einfach, wie sie schnell feststellte. Besonders nachdem sich ihre Wege nun schon zum zweiten Mal, unfreiwillig gekreuzt hatten. Fili erging es dabei nicht viel anders als ihr...fast krampfhaft bemühte er sich, Lyrêa aus dem Weg zu gehen, um sie nicht noch mehr zu verwirren, wie er es ohnehin schon tat, das spürte er. Doch wie er es auch anstellte, er traf immer wieder ungewollt auf sie und jeder der nicht ganz blind war, konnte zwischenzeitlich überdeutlich sehen, was sich da im Begriff war anzubahnen. So auch Kili, der seinen älteren Bruder besser kannte als alle anderen Zwerge und ihn daher nicht mehr aus den Augen ließ, seit er selbst gesehen hatte, was es mit diesem seltsamen Geschöpf auf sich hatte. Der junge Zwerg mit dem dunkelbraunen Haarschopf machte sich Sorgen um den älteren Bruder. So kannte er Fili bisher nicht...noch nie zuvor, war ihm sein älterer Bruder so abwesend und so fahrig erschienen. Noch nie zuvor, hatte er auch nur einen Gedanken daran verschwendet, den sonst so überlegten und standhaften Bruder in einer solchen Verfassung erleben zu müssen, wie jetzt. Was war bloß mit ihm los? Kili war sich sicher, dass es unweigerlich etwas mit diesem halben Bären zu tun haben musste, dieses wilde, eigensinnige Geschöpf hatte ihn verhext, ganz eindeutig! Aber wie konnte er ihm helfen? Der junge Zwerg wusste sich keinen Rat. Also beschloss er die ganze Sache vorerst aufmerksam im Auge zu behalten. Vielleicht würde es ja irgendwann ganz von alleine eine günstige Gelegenheit geben, in der er ihn davon überzeugen konnte, besser die Finger von Lyrêa zu lassen. Sie würde ihm nur Unglück bringen, davon war Kili felsenfest überzeugt. Solche Kreaturen wie sie, brachten einem nichts als Ärger ein...nichts als Ärger. Und so kam es, dass er wie zufällig ein paar Stunden später am Abend mitbekam, was weder für seine Augen, noch für seine Ohren bestimmt war. Kili der seinem Bruder aus alter Gewohnheit heraus, wie immer unauffällig an den Fersen klebte, sah dabei zu, wie der Ältere von ihnen beiden sich scheinbar ziellos in den ruhigeren Teil des Hauses zurückzog. Vermutlich um allein zu sein und nachzudenken. Doch eben da war der junge Zwerg nicht allein. Kili konnte zufällig einen Blick auf Lyrêa erhaschen, die sich ebenfalls dort hin zurück gezogen hatte. Die junge Frau wähnte sich ebenfalls allein, sie hatte weder Fili noch Kili kommen sehen und deren Nähe gespürt schon gar nicht, obwohl ihr das sonst ein leichtes war. Lyrêa war so mit sich selbst beschäftigt, dass sie es nicht merkte. Sie hatte ebenfalls nachdenken wollen, ihre wirren Gedanken ordnen, die unweigerlich immer und immer wieder zu diesem hellhaarigen Zwerg mit den unglaublich blauen Augen hin wanderten und das obwohl sie es nicht wollte. Dabei war ihr wie so oft, wenn sie zornig oder traurig war, das Einzige in die Hände gefallen, das sie von ihrer Mutter als Erinnerung zurück behalten hatte. Das Einzige was ihren Sinnen normalerweise merkwürdige Klarheit verschaffte, wenn sie nicht mehr weiter wusste, doch ob es ihr auch heute helfen würde, war fraglich. Es war das Schwert und die Rüstung ihrer Mutter...die einer mutigen Frau, die ihr Leben im Kampf für die Liebe und die Freiheit gelassen hatte. Dieses Schwert und die Rüstung, war alles gewesen, was ihr Vater von ihr hatte retten können. Er hielt diese kostbaren Erinnerungen stets in Ehren und niemals sprach er mit Lyrêa auch nur ein Wort, über das was damals in Dol Guldur vorgefallen war. Er sagte, dass sie diese Sachen eines Tages erben würde...eines Tages, wenn sie alt genug dafür war. Lyrêa fragte sich oft schmerzlich, wann denn eines Tages sein würde? Sie war doch inzwischen längst alt genug dafür...oder etwa nicht? Fast magisch wurde sie vom Anblick der Waffe und der schimmernden Rüstung ihrer Mutter angezogen. Sie zögerte einen Augenblick, doch dann besann sie sich und noch ehe sie ihre Entscheidung anzweifeln konnte, nahm sie die Rüstung und streifte sie sich hastig über. Ein leises zufriedenes Grollen drang nur einen Moment später aus der Kehle der Gestaltwandlerin. Ja es fühlte sich überraschend gut an, obwohl sie eindeutig wusste, dass ihr verboten war was sie tat. Aber noch ehe sie den Mut wieder verlor, nahm sie auch das Schwert in die Hand und wog es kurz ab. Lyrêa war durchaus mit dem Gebrauch von Waffen vertraut, auch wenn sie selten welche nutzen musste, um sich zu verteidigen. Das Gewicht des Schwertes war ihr vertraut und sie spürte die Ausgewogenheit der Klinge, die ungewöhnlich leicht in der Hand lag. Die junge Frau gab ein Geräusch der Zufriedenheit von sich, mit dem sie anschließend in etwa geschmeidig wie eine Katze herumfuhr und der Bewegung der glänzenden Klinge folgte, die ihr beinahe so wie ein verlängerter Arm vorkam. Es machte Freude, sich der Kraft und Eleganz der Klinge hinzugeben, die außergewöhnlich gut verarbeitet war. „Hane han Luv..eleon ta. Wind des Schicksals..wehe.“ Es waren eben diese Worte, die in ihrer eigenen Sprache aus ihrer Kehle drangen, als sie die Waffe führte, so als hätte sie nie etwas anderes getan. Lyrêa lächelte kurz, dann flüsterte sie leise in der gewöhnlichen Sprache von Westernis. „Ja Wind des Schicksals bring mich fort von hier...lass mich meine Bestimmung finden..lass mich frei sein!“ Ohne dabei weiter auf ihre Umgebung zu achten versuchte sie kurz darauf ein Gespür für die Klinge zu entwickeln, indem sie ein paar schnelle Ausfallschritte wagte, mit denen sie ihre Wendigkeit testete. Es gelang ihr überraschend gut, obwohl das Schwert an sich fremd war und nichts mit den Waffen zu tun hatte, mit denen ihr Vater sie in der Regel üben ließ, wenn ihm der Sinn danach stand, was allerdings nicht sehr oft vorkam. „Das ist ein ausgesprochen schönes Schwert...woher hast du es?“ Sprach sie mit einem Mal jemand ganz überraschend an, doch es war nicht ihr Vater. Erschrocken fuhr Lyrêa herum und hielt unwillkürlich nach der Stimme Ausschau, die sie eben einfach so aus ihren Übungen heraus gerissen hatte. Und dann sah sie ihn, ganz entspannt halb im Schatten an einem der Pfeiler lehnen, die das Haus stützen. Seine klaren blauen Augen leuchteten im fahlen Licht der Feuerstelle wie Saphire. Ihr war sofort bewusst, dass er sie beobachtet haben musste. „Was willst du hier Zwerg? Das ist allein meine Sache, das geht dich nichts an!“ Fauchte sie ihn deutlich ungehalten an, wütend darüber so von ihm überrascht worden zu sein. Sie hatte ihn nicht mal kommen gehört. Eine Schande war das...wie hatte sie nur so unvorsichtig sein können? Indem löste er sich jedoch elegant von dem Pfeiler an dem er gelehnt hatte und kam näher, so als ob er ihre unterschwellige Drohung nicht gehört hätte. Fili ging wie selbstverständlich auf sie zu. Lyrêa wich erschrocken zurück. „Was willst du?“ Wiederholte sie abermals frostig, um ihn weiter auf Abstand zu halten, doch das gelang ihr nicht so, wie sie gerne gehabt hätte, denn der Zwergenmann mit dem flachsblonden Haarschopf kam unbestritten näher und zwar so nahe, dass sie nur noch etwa zwei Schritte voneinander entfernten. Fili lächelte sie dabei an, es war ein unübersehbar herausforderndes Lächeln, zudem wirkte der junge Mann überraschend selbstsicher. „Warum so abweisend, holde Maid, ich ahh hatte eigentlich nicht vor, dir etwas anzutun? Also wenn du schon üben willst, wie ich aus diesem eigenartigen herum gehüpfe annehme, wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit einem echten Gegner?“ Hakte er nur einen Moment verblüffend treffsicher nach. Die Gestaltwandlerin sah ihn erneut mit einem deutlich unterkühlten Blick an. „Tzeee herum gehüpfe...was soll das, willst du mich wirklich allen Ernstes herausfordern Zwerg? Gut dann komm her, wenn du dich traust, wir werden ja gleich sehen, wer von uns beiden hier der Hüpfer ist!“ Fauchte sie ihn wenige Augenblicke später nicht eben freundlich an. Fili nahm es gelassen hin. Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen, als er die junge Frau mit dem pechschwarzen Haarschopf und den leuchtenden rötlich braunen Augen betrachtete, wie sie so mit deutlich geröteten Wangen vor ihm stand, das Schwert kampfbereit in der Hand, während ihre Atmung sich unübersehbar beschleunigte. Was auch ihr Blut deutlich sichtbar zum Kochen brachte. Also schön sie war auf kämpfen aus? Nun DAS konnte sie durchaus haben! Der junge Zwerg wollte ihr sicher nicht weh tun, aber einen kleinen Dämpfer in Sachen Kampfkunst konnte sicher nicht schaden und auch er verspürte mit einem mal den unbändigen Drang sich mit ihr zu messen...warum auch immer. Lyrêas Augen verengten sich, sie war sich nicht ganz sicher was sie von der Herausforderung halten sollte, doch als Fili sie weiterhin mit einem relativ selbstgefälligen und überlegenen Grinsen musterte, riss der jungen Frau entgültig der Geduldsfaden. Er wollte sich mit ihr prügeln? Bitte sehr konnte er haben! Lyrêa hatte sich noch nie davor gefürchtet sich zu verteidigen und wenn sie etwas konnte, dann das. „Los komm her, ich warte Feigling, wenn du dich messen willst, dann tu es jetzt...sofort!“ Lyrêas Stimme klang messerscharf, sie hatte keine Angst. Wozu auch...vor ihm? Diesem Zwerg? Niemals...was glaubte er eigentlich wer er war? Fili sah die ganze Sache nicht ganz so eng, nein eigentlich sah er sie eher sportlich. Er wollte ihr nur eine kleine Lektion verpassen, aber ihm war auch klar, dass er sie nicht unterschätzen durfte. Er hatte ihre immense Kraft gesehen und auch gespürt. Die Gestaltwandlerin war beileibe nicht so harmlos, wie sie vielleicht auf den ersten Blick aussehen mochte. So zog Fili das Kurzschwert, dass er aus Gewohnheit heraus am Gürtel mit sich führte. Es war eine Geste wie in Zweitlupe und doch hatte sie schon reagiert. Noch ehe er die Klinge selbst ganz gezogen hatte, spürte er die Spitze ihrer Klinge bereits am Hals. Er war mehr als überrascht über ihre offenkundige Schnelligkeit. Seine Augenbrauen zogen sich hoch, wobei er ihr unwillig zu verstehen gab, dass ihm ihre Handlungsweise ganz und gar nicht gefiel. "Ich dachte du willst kämpfen...also dann gib mir wenigstens die Gelegenheit, mich darauf vorzubereiten Lyrêa!“ Seine Stimme klang leicht zornig, worauf sie spontan lachte. "Ach hatte ich dir etwa gestattet das zu tun Zwerg? Nun ich glaube nicht, aber gut ich will ja nicht so sein." Mit diesen Worten nahm sie die Klinge weg und wich einen Schritt zurück, die gezückte Klinge abermals kampfbereit im Anschlag. Fili wartete nicht länger, bis sie sich gefangen hatte, sondern griff fast sofort danach energisch an. Die beiden waren sich beinahe ebenbürtig. Lyrêa hatte alle Mühe, seine gut gezielten Attacken abzuwehren und mehr als einmal gelang es ihm, ihre Abwehr zu durchbrechen. Nur haarscharf schrammte sein Schwert über ihre Rüstung, wonach sie ihn ebenfalls nur knapp verfehlte und ihm statt dessen eine blutige Schramme an der Wange verpasste. Die beiden kämpften verbissen, jeder wollte den Anderen in die Knie zwingen. Solange bis Lyrêa einmal unvorsichtig wurde und Filis energischen Hieb auswich, der sie unwillkürlich stolpern ließ. Um nicht zu stürzen, musste sie ihre Klinge zwangsläufig fallen lassen, damit sie ihr Gewicht auffangen konnte. So war sie waffenlos, was der junge Zwerg natürlich sofort schamlos ausnutzte. Drohend richtete sich seine Klinge auf ihre Brust. Lyrêa funkelte ihn wütend an. „Das war nicht fair!“ Zischte sie ihm sofort danach böse entgegen, wobei sie ihn nicht aus den Augen ließ. Fili lachte gutmütig. „Wieso das finde ich aber schon? Was ist nun, ergibst du dich?“ Antwortete er ihr spontan, als er sie vermeintlich bezwungen hatte. Doch er hatte nicht mit ihrem unbändigen Temperament gerechnet, das in ihr wie ein wildes Tier schlummerte, das sie unbestritten war. Mit einem abfälligen Schnauben schob sie sich ganz plötzlich so blitzschnell an ihm vorbei auf die andere Seite, dass sie sich nun unmittelbar gegenüber standen. Fili war von ihrer Schnelligkeit viel zu perplex um auch nur annähernd zu reagieren. Sie wollte ihm das Schwert abnehmen, doch soviel hatte er sich doch noch unter Kontrolle und als er spürte, wie sie ihm die Klinge entwenden wollte, packte er energisch zu. Er erwischte sie tatsächlich. Lyrêa wollte sich aus seinem Schraubstock Griff herauswinden. Doch er ließ nicht los, vielmehr drehte er sich hastig herum und schaffte es sie so gänzlich in den Schwitzkasten zu bekommen. Flucht war damit unmöglich. „Was ist ergibst du dich jetzt endlich?“ Hakte er anschließend abermals deutlich amüsiert nach, als sie versuchte ihn mit einigen nicht sehr netten Tritten abzuschütteln. „Träum weiter Zwerg...nie im Leben!“ Knurrte sie ihn aufgebracht an. Sie war wütend, dass er es geschafft hatte sie zu überlisten und das war längst nicht alles. Langsam aber sicher stieg ihr sein unverwechselbarer Geruch in die Nase...dieser betörende Geruch, der so gut nach ihm roch und ihr so eigenartig weiche Knie bescherte. Ja und da war auch noch die Wärme die von ihm ausging..angenehm und merkwürdig beruhigend. Sie waren sich so nah, dass sie sich berührten...das erstemal ganz bewusst und es brachte Lyrêa fast um den Verstand. Aber auch ihn verunsicherte die ungewohnte Situation. Als er wenig später seinen Griff etwas lockerte, um sie wieder frei zu geben, drehte sie sich hastig herum. Die beiden sahen sich für einen Augenblick an und es war so, als würden sie regelrecht im Blick des Anderen versinken. Keiner von beiden konnte sich losreißen. Und noch ehe Lyrêa reagieren konnte, machte er etwas, was er wahrscheinlich selbst nicht wirklich verstand. Der Zwergenmann zog sie ganz nahe an sich heran, nur für einen Augenblick und als ihre Lippen sich anschließend berührten, war es ihr, als würde etwas in ihr in tausend Farben zerspringen. Es war das absolut überwältigendste Gefühl, das sie jemals überkommen hatte. Sie vergaß, dass sie ihm für diesen plötzlichen spontanen Übergriff am Liebsten eine saftige Ohrfeige verpassen wollte. Ja sie vergaß eigentlich alles um sich herum, auch dass die beiden nicht allein waren. Jemand sah zufällig dabei zu, was hier passierte und diesem Jemand gefiel das ganz und gar nicht. Dieser Jemand hatte Angst um Fili...der sich da offenkundig in etwas hinein manövrierte, was aus seiner Sicht heraus nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)