Heartbeat von MissyX ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Alles lag in Schutt und Asche. Das Chaos und der Tod hielten Einzug übers Land und die Erde selbst. Alles was sie je geliebt hatte und je lieben würde, existierte nicht mehr. Einzig allein Sie war noch am Leben. Sie, die das Licht der Hoffnung in sich trug. Das Licht, was ihnen statt Tod eigentlich den Frieden hätte bringen sollen. Hilflos sah sie auf das zerbrochene Schwert, was sie fest umklammert in ihren Händen hielt. Dachte an all diejenigen, die sie verloren hatte. An ihre Familie, ihre Freunde und ihren Geliebten. Sie hatte sie schon einmal verloren. Vor langer, langer Zeit. Die Erinnerung daran übermannte sie und ließ in ihr die schmerzhafte Gewissheit zurück, dass sich gerade all dies zu wiederholen schien. Und doch gab es, trotz dieser schmerzhaften Gewissheit, etwas in ihrem Inneren das ihr zu verstehen gab, dass sie niemals aufgeben durfte. Das es trotz allem noch ein Fünkchen Hoffnung gab. Eine allerletzte Chance, die nicht nur sie zu retten vermochte, sondern auch all diejenigen die sie liebte. Woraus sie dann aber schlussendlich, das letzte Quäntchen Hoffnung und die Kraft zog, als sie sich noch ein mal aufrappelte, konnte sie sich selbst nicht erklären. Unzählige Blitze zuckten um sie herum und entluden sich explosionsartig auf der Erde, als sie erhobenen Hauptes und ohne Angst vor dem, was nun geschehen würde, auf Galaxia zu trat. Ein letztes Mal konzentrierte sie sich auf ihr Innerstes, sammelte dort ihre letzten Kraftreserven und stellte sich Galaxia und dem Chaos. Ein letzter Kampf um ihre Existenz und die der gesamten Menschheit entfachte. Ihre letzten Gedanken galten erneut ihren Freundinnen und dem Mann, den sie so sehr liebte, bevor das Licht der Hoffnung von Neuem erstrahlte. Heller als jemals zuvor nahm es das Chaos und die Dunkelheit in sich auf, legte sich wie ein glänzender Schleier auf die zerstörte Welt und Prinzessin Serenity spürte, wie der Silberkristall plötzlich im Gleichklang mit dem Licht der Hoffnung pulsierte. Alles um sie herum verblasste. Nur noch ein Gedanke und zugleich ein einzelner Wunsch kam ihr in den Sinn, bevor sie bewusstlos zu Boden fiel: "Wenn nichts mehr sein kann, wie es war, nichts mehr so ist, wie man es sich wünscht, und nichts mehr so sein wird, wie man es sich erträumt, so ist es an der Zeit, alles zu vergessen was war." Kapitel 1: Foresight -------------------- Gemeinschaftsprojekt von -Luna- und MissSenshi _____________________________-`ღ´-__________________________ Morgentau glitzerte auf den Blütenblättern des Rosengartens und den weiten grünen Wiesen des Tokioer Kristall Palastes. Die Sonne zeigte sich bereits in einem sanften Orange am Horizont und verdrängte allmählich die Schatten der Nacht. Lächelnd stand Königin Serenity auf dem Balkon ihres Gemachs und genoss wie jeden Sonntag morgen den Sonnenaufgang.  Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten bereits leicht ihr Gesicht und ließen sie einen Moment inne halten. Sanft legte sie ihre rechte Hand auf ihren Bauch, streichelte ihn liebevoll und lächelte in sich hinein.  In nicht einmal mehr zweieinhalb Monaten würde ihr kleiner Engel endlich das Licht Welt erblicken. Völlig entspannt und ihren Tagträumen nachgehend, schloss sie ihre Augen, fühlte in sich hinein und nahm jede noch so kleine Bewegung des winzigen Wesens, was sie unter ihrem Herzen trug, in sich wahr. Ihren Geist von ihrem Körper lösend, tastete sie in ihrem Inneren nach einer ihrer kleinen Händchen. Schmiegte sich an sie und lauschte dem winzigen kleinen Herzen. Wie sehr sie doch diese kleinen Momente genoss. Diese Momente, wenn ihre kleine  Lady sich bewegte und  anfing, sie sogar regelrecht zu treten oder sie ihrem Herzschlag lauschte, machten sie unsagbar glücklich und vollkommen. Die Zeit schien für sie in diesen wundervollen Momenten still zu stehen. Keinen einzigen Laut von außerhalb nahm sie mehr wahr.  Ihre ganze Aufmerksamkeit galt und schenkte sie ganz allein ihrer kleinen Lady. Nicht einmal ihr Geliebter und Gemahl Endymion vermochte es in diesen Momenten ihre einzigartige Verbundenheit zu stören. Wenn sie so darüber nachdachte, tat er es auch nie. Brauchte es auch nicht, denn er wusste, dass sie ihn auch ohne ein einziges Wort seinerseits bemerkte. Sie spürte seine Präsenz. Fühlte seine starke goldenen Aura um sich herum, die ihre silberne immer wieder zärtlich streifte und umhüllte, nur um sie dann gänzlich einzunehmen. Serenity und Endymion genossen es auf diese Art und Weise ihrer Liebe und innigen Verbundenheit Ausdruck zu verleihen und kein einziges Wort wäre in der Lage gewesen, es zu beschreiben. Es war wie ein Tanz. Ein magischer Tanz, der ihre beiden Herzen erwärmte, sie verführte und im gleichen Takt schlagen ließ. Ohne die Augen zu öffnen und die geistige Verbindung in ihrem Inneren zu unterbrechen, ergriff Serenity eine seiner Hände, als diese sich langsam um ihren Körper schoben. Endymion stand nun direkt hinter ihr und sie konnte ihren Kopf gegen seine Schulter lehnen, während er behutsam über ihren Bauch strich. Überrascht sog er tief die Luft ein, als die kleine Lady gegen den Bauch ihrer Mutter trat und kräftig strampelte. Serenity kicherte vergnügt, als ihr Liebster die Bewegung seiner Tochter wahrnahm. Es fühlte sich wundervoll an und es erfüllte ihr Herz mit unendlich viel Liebe. _________________________-`ღ´-________________________ "Der Traum von gestern ist die Hoffnung von heute und die Realität von morgen." Glücklich und zufrieden seufzte Usagi im Schlaf. Ihre Decke hatte sie komplett über den Kopf gezogen, sodass nur ihre Füße heraus guckten. Erschrocken keuchte sie auf und saß halb im Bett, als ihre Katze Luna ihr auf den Bauch sprang. »Oh mein Gott ... oh mein Goooooott! Luna, was soll denn das?« Sie griff grummelnd nach der schwarzen Katze und setzte sie wieder neben das Bett. Immer dasselbe Theater, dachte sie Zähneknirschend. Keine Sekunde später hatte sich Usagi wieder in ihre Decke gekuschelt und die Augen geschlossen. Doch die schwarze Katze war hartnäckig und sprang erneut aufs Bett. Ihr klagendes Maunzen durchdrang selbst das Kopfkissen, das sie sich fest auf die Ohren drückte. »Ist ja schon gut. Ich stehe ja schon auf...«, maulte sie und schmiss ihr Kissen in Lunas Richtung, um sich dann langsam aufzusetzen. Ihr Blick fiel durch die mit Frostblumen verzierten Fenster nach draußen. Die ersten Sonnenstrahlen brachen durch die tief hängende Wolkendecke und kitzelten ihr Gesicht, als sie sich ausgiebig streckte. Es war seit Langem der erste sonnige Tag, der den von Usagi so sehr herbeigesehnten Frühling ankündigte. Kurzerhand hatte sie ihr Fenster aufgerissen und atmete die kühle Luft tief in ihre Lungen ein, als sie sich ein wenig nach draußen beugte. »Ach, ist das ein herrlicher Tag...« Frisch geduscht und in ihren rosafarbenen Lieblingsjogginganzug gehüllt, betrat sie die Küche. Bereits auf dem Weg von ihrem Zimmer durch den Flur war ihr der herrliche Duft von den köstlichen selbst gemachten Pancakes ihrer Mama in die Nase gestiegen. Freudestrahlend ließ sie sich am komplett gedeckten Frühstückstisch nieder und nahm gar nicht war, wie ihr Vater ihr über den Rand seiner Zeitung einen abschätzenden Blick zuwarf. »Guten Morgen. Mama, das duftet ja herrlich. « Kaum hatte Usagi ihren Satz beendet, stand Ikuko auch schon neben ihr und legte mehrere Pancakes auf den Teller. Doch anders als sonst, lächelte sie nicht, sondern blickte sie ernst an, als sie sich neben Kenji am Tisch niederließ und seufzte. Usagi wollte sich gerade ein Stück herrlich duftenden Pancake in den Mund schieben, als ihr die die drückende Stille im Raum auffiel. Während sonst immer ein hektisches Treiben im Hause Tsukino herrschte und nebenbei das Radio dudelte, so war es heute ungewöhnlich still. Irritiert blickte sie zu ihren Eltern. »Mama? Papa? Was ist denn los?«, fragte sie und legte ihr Besteck zur Seite. Das Verhalten ihrer Eltern war mehr als seltsam und Usagi wurde ein wenig unbehaglich zumute. Nervös faltete sie ihre Hände und blickte abwartend zwischen ihnen hin und her. Die Küchenuhr tickte laut in ihrem Rücken und Usagi hatte das Gefühl, auf ihrem Stuhl immer kleiner zu werden. Die Stille war fast unerträglich und noch immer hatte keiner ein Wort gesagt. Unruhig rutschte sie unter dem strengen Blick ihres Vaters auf ihrem Stuhl umher und überlegte fieberhaft, was sie angestellt haben könnte. Sie wusste von unzähligen anderen Malen, wann sie eine Standpauke ihrer Eltern zu erwarten hatte und zugegebenermaßen, war es oft auch angebracht gewesen. Doch dieses Mal ... dieses Mal war es anders. Kenji räusperte sich kurz und legte seine Zeitung, während Ikuko betreten den Kopf gesenkt hielt. »Usagi, wir müssen mit dir reden. Auch wenn es uns nicht leicht fällt, aber wir müssen darauf bestehen, dass du dir endlich einen Job suchst. Seit Wochen lungerst du zu Hause herum. Kommst und gehst, wann es dir passt. Wie gedenkst du dir bitte weiter zu machen? Wie willst du später deinen Lebensunterhalt verdienen, wenn wir irgendwann nicht mehr da sind? Du musst endlich lernen, auf eigenen Füßen zu stehen!« Ihr Vater lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück und atmete tief durch, als Ikuko ihre Hand auf seinen Arm legte, um ihn etwas zu zügeln. Ihr Blick war sanft, als sie nun das Wort an ihre Tochter richtete. »Usagi, mein liebes Kind. Wir machen uns einfach Sorgen um deine Zukunft. Deshalb haben wir auch bereits Kontakt mit Naru aufgenommen. Sie wird dich bei der Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle unterstützen und dir auch bei den Bewerbungen helfen. In einer Stunde erwartet sie dich am Bahnhof Shibuya.« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, schob ihr Vater stumm den Zeitungsteil mit den Stellenanzeigen über den Tisch. Betrübt ließ Usagi die Schultern hängen. »Es tut mir leid, wenn ich eure Erwartungen scheinbar bisher enttäuscht habe. Wenn es okay ist, werde ich mich direkt fertig machen und mich auf den Weg in die Stadt machen.« Ohne auch nur einen Bissen gegessen zu haben, erhob sie sich vom Frühstückstisch. Als sie nach den Stellenanzeigen griff und die Küche verließ, wandte sie den Blick ab. Ihre Eltern sollten nicht sehen, wie sehr sie es mitnahm, dass sie dachten, sie würde nicht in der Lage sein, alleine für sich zu sorgen. Sicherlich hatten sie Recht, dass sie die letzten Wochen ein wenig faul gewesen war, aber sie hatte doch gerade erst ihre Ausbildung abgeschlossen und wollte noch ein wenig ausspannen, ehe sie sich ins Berufsleben stürzte. Warum also setzten sie ihr nun die Pistole auf die Brust? Hatten sie so wenig Vertrauen in sie? Wenigstens hatten sie sich nicht schon wieder mit ihrem Bruder Shingo vergleichen. Ja, er war direkt nach der Ausbildung übernommen wurde, aber das hieß noch lange nicht, dass sie nicht auch früher oder später erfolgreich in ihrem Job sein konnte...  Seufzend griff sie in ihren Kleiderschrank und zog einen langen hellblauen Rock und eine langärmlige weiße Bluse heraus, die sie gegen ihren Jogginganzug tauschte. Ohne ein Wort des Abschiedes ließ Usagi wenig später die Haustür laut krachend ins Schloss fallen und lief in Gedanken versunken los. Vielleicht war es ja doch nicht so schlecht, so schnell wie möglich einen Job zu finden und sich eine eigene Wohnung zu suchen. Dann könnte ihr niemand mehr Vorhaltung wegen etwas machen ... "Usagi tu dies. Usagi tu das. Usagi räum dein Zimmer auf. Usagi, du bist pünktlich um 23:00 Uhr wieder daheim. Usagi, nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder." Sie war es leid und je mehr sie darüber nachdachte, umso entschlossener wurde sie, schnellstmöglich eigenes Geld zu verdienen. Tief in ihren eigenen Gedanken versunken, bemerkte Usagi erst jetzt, dass sie in eine völlig falsche Richtung gelaufen war. »Usagi Tsukino, das ist ja mal wieder so typisch für dich...« schalte sie sich selbst und klatschte sich die Hand vor ihre Stirn. Kurz blickte sie in alle Richtungen, um sich wieder zu orientieren. Direkt vor ihr ragte der Hikawa-Tempel empor und warf einen langen Schatten über den Boden. Nur wage konnte sie sich an die Geschichten ihrer ehemaligen Klassenkameraden erinnerten, die sich erzählten, dass hier eine Hexe wohnen würde. Neugierig blickte Usagi die Stufen hinauf und entdeckte direkt am Eingang ein Mädchen mit schwarzen langen Haaren. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, handelte es sich um eine Miko, die gerade vor zwei schwarzen Raben kniete. Eine Windböe ließ Usagi erschauern und die zwei schwarzen Raben stoben laut krächzend davon. Als sie sich ihre vom Wind zerzausten Haare aus dem Gesicht gestrichen hatte, schaute sie erneut zu der Miko und ihre Blicke trafen sich. Sie kam ihr bekannt und so seltsam vertraut vor. Doch woher? Nie zuvor war sie im Hikawa-Tempel gewesen... Das penetrante Piepen des Handys riss Usagi aus ihrer Starre. Sofort erinnerte sie sich daran, dass sie ja mit Naru verabredet und eh schon spät dran war. Ohne der Miko, die von der Treppe traurig auf sie hinab blickte, noch einmal Beachtung zu schenken, lief sie los. Völlig außer Atem kam Usagi am Bahnhof Shibuya an. »Oh Naru, bitte entschuldige, dass ich dich habe warten lassen. Aber ich bin vorhin falsch abgebogen...« »Hallo Usagi, jetzt bin ich schon extra später los gegangen und du kommst trotzdem noch weit nach mir an.«, lachte Naru und drückte ihre Freundin herzlich an sich. »Ich gelobe Besserung.«, grinste Usagi und hielt sich den Hinterkopf, »Wo wollen wir denn jetzt eigentlich hin? Mama sagte nur, dass wir uns hier treffen.« »Erst einmal werden wir die Stellenanzeigen durchschauen. Dann kümmern wir uns um deine Bewerbungsmappe und um vernünftige Sachen für ein Bewerbungsgespräch.« Naru griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich in das riesige Einkaufszentrum. In einem kleinen Café bestellten sie sich jeder ein Stück Schokoladenkuchen und eine große heiße Schokolade mit einem extra Sahnehäubchen. Kalorien hin oder her, es war ja nur für einen Nachmittag. Und so oft sah sie Naru nun auch nicht, als das es hier regelmäßig zu solchen Schoko-Orgien kam. Langsam schob sich Usagi das erste Stück ihres Schokoladenkuchens in den Mund und schloss genießerisch die Augen, als dieser langsam auf der Zunge zerging. »Oh Gott, ist der Kuchen göttlich! Das ist ja fast besser als Sex. Ein Orgasmus für die Geschmacksnerven...«, nuschelte sie grinsend. Naru hätte in diesem Moment fast ihre heiße Schokolade über den Tisch geprustet und lachte laut los. »Usagi, also wirklich... Wie kannst du das miteinander vergleichen?«  Kopfschüttelnd saß sie kurz da und griff dann an Usagi vorbei, um den Zeitungsteil aus ihrer Tasche zu ziehen. »So, nun zeig doch mal die Stellenanzeigen, die dein Vater dir mitgegeben hat.«, sie stutzte, als sie die Zeitung auseinander gefaltet hatte, »Ähm, du sag mal, war deine Katze eventuell an deiner Tasche? Die Stellenanzeigen sind ja fast alle völlig unleserlich.« »Hä, wie jetzt? Was meinst du mit unleserlich?«, fragte Usagi verwundert. »Na, total zerfetzt. Man kann den Text zwar lesen, aber die Kontaktdaten wirken wie willkürlich zerstört. Egal, jedenfalls hat deine Katze gute Arbeit geleistet...« Gerade wollte Naru die Zeitung zusammenfalten und sie Usagi zurückgeben, als ihr Blick auf eine dunkel gehaltene Anzeige mit weißer Schrift fiel. »Warte mal, da ist eine Anzeige ... ja, tatsächlich. Es ist die einzige Stellenanzeige, die noch vollständig zu lesen ist.« Schnell überflog sie die Annonce. Pflegefachkraft und Haushaltshilfe für Privathaushalt dringend gesucht Für die Betreuung meiner schwer kranken Großmutter suche ich für sofort eine zuverlässige und engagierte Pflegekraft. Voraussetzung ist eine abgeschlossene dreijährige Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege. Spaß an der Arbeit und Einsatzbereitschaft sollte ebenfalls vorhanden sein. ACHTUNG: "Rund um die Uhr-Betreuung" / Betreuerin auf Abruf bei überdurchschnittliche Bezahlung Bewerbung und Lebenslauf bitte an:  m.chiba@mail.yahoo.co.jp »Chiba? Oh Gott, Usagi! Weißt du, wer das ist? Sie sind eine der angesehensten Familien in ganz Tokyo und sie suchen genau jemanden wie dich!« Aufgeregt hatte Naru Usagi am Arm gepackt und hielt ihr nun die Zeitung direkt unter die Nase. »Ach wirklich? Das heißt also, dass du möchtest, dass ich mich da am liebsten sofort vorstelle?«  Usagi war von Narus Euphorie über den Status der Chibas wenig angetan. »Ja, genau das heißt es. Los komm, wir müssen deine Bewerbung per E-Mail raus schicken.« Sie winkte dem Kellner zu, damit dieser ihnen die Rechnung brachte. Keine fünf Minuten später waren sie bereits aus dem Lokal raus und liefen in ein Internetcafé. Naru war so in ihrem Element, das es auch hier keine halbe Stunde dauerte, ehe sie es verließen und in den nahe gelegenen Laden gingen, um das perfekte Outfit für ein Bewerbungsgespräch zu finden. Usagi stand kurz davor und rümpfte die Nase. Freiwillig hätte sie wohl nie einen Fuß in diesen Laden gesetzt. Zumal es auch nicht gerade ihrer Preisklasse entsprach. Doch Naru hatte ihr versichert, dass sie diesbezüglich eine Abmachung mit ihren Eltern getroffen hatte und sie sich um die Bezahlung keine Sorgen zu machen bräuchte. Fünf Kleider, Röcke und Blusen später trat Usagi in einem eng anliegendem schwarzen Etui-Kleid aus der Umkleidekabine und betrachtete sich zufrieden im Spiegel. »Naru? Oh Naru, guck doch. Ich glaube, das ist es!«, sagte sie freudestrahlend, »Aber kannst du mir bitte einen Gefallen tun? Ich hatte im Schaufenster diesen sündigen schwarzen Pumps gesehen. Bist du so lieb und holst sie mir eben?« Usagi war so begeistert von ihrem eigenen Erscheinungsbild, dass sie sich vor dem Spiegel noch immer aus allen möglichen Blickwinkeln betrachtete. »Ausgezeichnete Wahl.«, sagte plötzlich eine männliche Stimme hinter ihr. Erschrocken fuhr sie herum. Direkt vor ihr stand ein gut aussehender junger Mann mit den schönsten blauen Augen, die sie je gesehen hatte. Unfähig etwas zu sagen, stand sie einfach nur starr da und blickte ihr Gegenüber mit offenem Mund an. »Ich habe dir die schwarzen Pumps in zwei Größen mitgebraaaa...«  Naru stockte fast der Atem, als sie sah, wer sich bei ihrer Freundin befand. Kapitel 2: Don't mistake coincidence for fate --------------------------------------------- _____________☜♥☞______________ »Ich habe dir die schwarzen Pumps in zwei Größen mitgebraaaa...«, Naru stockte fast der Atem, als sie sah, wer sich bei ihrer Freundin befand. Überrascht atmete sie hörbar ein und wieder aus. Dabei ließ sie versehentlich die mitgebrachten Pumps fallen, die laut klappernd auf den Marmorboden aufschlugen. Sowohl Usagi als auch der junge Mann zuckten aufgrund des lauten Geräusches leicht zusammen. Doch noch immer schafften sie es beide nicht, ihre Blicke von dem jeweils anderen zu lösen. Wie schon Stunden zuvor am Hikawa Tempel geschehen, überkam Usagi beim Anblick des jungen Mannes ebenfalls ein Gefühl der Vertrautheit. Seine ganze Erscheinung, vor allem aber seine geheimnisvollen und dennoch strahlend dunklen blauen Augen, zogen sie auf eine äußerst seltsame Art und Weise in den Bann. Verwirrt schüttelte Usagi kaum wahrnehmbar ihren Kopf und senkte leicht ihren Blick, um so die für sie doch ziemlich abstrus wirkenden Gedanken abzuschütteln.  »Ähm... Dankeschön.«, zaghaft lächelte sie den unbekannten Mann vor sich an und streifte sich verlegen eine ihrer Haarsträhnen hinters Ohr. Bevor der junge Mann jedoch etwas darauf erwidern konnte, registrierte Usagi, wie sich eine zierliche Hand auf dessen rechte Schulter ablegte.  »Liebling, wo bleibst du denn so lange? Du weißt doch, dass wir in gut zwanzig Minuten mit meinem Bruder zum Lunch verabredet sind.«, gurrte die für sie ebenso völlig unbekannte Frau vorwurfsvoll und blickte dann direkt zu ihr. »Oh, hübsch. Wirklich hübsch. Ich muss schon sagen, Sie haben durchaus Geschmack, aber ...«, kurz hielt sie inne und begann damit, Usagi von oben bis unten eingehend zu mustern. Ein süffisantes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und ließ in Usagi ein mulmiges, fast schon unangenehmes Gefühl aufkommen. Sie fühlte sich unwohl unter ihrem abschätzigen Blick.  »...was will ein Mädchen aus der Mittelschicht mit so einem Kleid? Können Sie sich so etwas überhaupt leisten?«  Fragend und Hilfe suchend zugleich, blickte sie zu ihrer Freundin Naru hinüber. Naru jedoch bemerkte sie gar nicht. Noch immer hielt sie den Blick völlig fasziniert auf den jungen Mann gerichtet und schien unter einer Art Schockzustand zu stehen.  Kannte sie ihn etwa?  Wusste sie, wer er war? Panik stieg in Usagi auf. Wie sollte sie nun reagieren? Was sollte sie sagen? Oder sollte sie ohne ein Wort zurück in ihre Kabine verschwinden? Der aufsteigende Fluchtinstinkt war gerade übermächtig und doch konnte sich Usagi keinen Zentimeter bewegen. So als hätte ihr Körper jegliche Tätigkeit eingestellt. Als würde sich alles nur in ihrem Kopf abspielen, während ihr Herz derartig heftig in ihrer Brust schlug, dass es schon fast schmerzte.  Ihr Blick wanderte hin und her. Unsicher. Unruhig. Blieb an ihm hängen. Sie stockte. Was lag da bloß in seinem Blick, was sie so aus der Bahn warf? Wieder übermannte sie das Gefühl der Vertrautheit, und dass sie etwas Besonderes mit dem unbekannten jungen Mann verband.  Dumpf und wie in Trance nahm sie am Rande wahr, wie die fremde Frau erneut etwas zu ihr sagte. Doch schon längst war sie wieder dem Zauber der strahlend blauen Augen des Schwarzhaarigen erlegen. »Erinnere dich! Du musst dich erinnern!«, rief ihr eine Stimme bittend, fast flehend zu. Alles um sie herum verblasste. Sie war gefangen in einem Tagtraum und ihr bereits allzu gut bekannte Bilder aus ihrem immer wiederkehrenden nächtlichen Traum liefen vor ihrem inneren Augen ab. Doch diesmal war es intensiver. Erschütternder. Es war, als würde ein Schwarz-Weiß-Film über ihr vergangenes  Leben, über ihre Vergangenheit, in ihrem Kopf abgespielt werden. Die Erkenntnis darüber überforderte sie zu tiefst und ließ sie augenblicklich zurück taumeln. Sie nahm gar nicht wahr, wie sie mit ihrem Fuß den Hocker hinter sich streifte. Nicht ein mal das scharrende, klappernde Geräusch, was durch das Verrücken des Hockers zu hören war, bekam sie mit. Viel zu sehr war sie in ihren eigenen Gedanken versunken. Ihr Herz raste und ihr gesamter Körper fing leicht an zu zittern. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr jemand die Kehle zu schnüren und so die Luft zum Atmen nehmen. Naru schreckte auf Grund des Geräusches leicht auf, sah abrupt zu ihrer Freundin hinüber und erstarrte. Leichenblass und vollkommen regungslos stand Usagi da und noch immer war ihr Blick auf den jungen Mann gerichtet. Schnell überwand Naru die Distanz, berührte sie leicht am Arm.  »Usagi? Du siehst gar nicht gut aus. Ist alles in Ordnung?«, fragte sie leise. Doch keine Reaktion. Besorgt sah Naru sich um. Ihr Blick blieb augenblicklich an dem jungen Mann haften. Bemerkte wie er ihren Blick fragend erwiderte. Naru seufzte. »Hören Sie, Sie sind doch Arzt nicht wahr?« Der schwarzhaarige junge Mann nickte etwas irritiert und wollte gerade mit einer Gegenfrage ansetzen, als sein Blick wie von selbst den von Usagi streifte. Er sah das blanke Entsetzen in ihrem starren Blick. Erkannte ihren Schockzustand und griff nach dem kleinen Hocker, gegen den sie soeben gestoßen war. »Natsumi, bitte sag der Verkäuferin Bescheid, sie möge uns schnell ein Glas Wasser bringen.«, wies er seine Verlobte an, während er Usagi an den Schultern packte und sie auf den Hocker dirigierte. Behutsam nahm er ihre Hände und tastete nach ihrem Puls am Handgelenk.  »Darling, wäre es nicht vielleicht besser, wenn wir einen Krankenwagen und den Notarzt rufen würden? Nichts gegen dein eigenes Pflichtbewusstsein als praktizierender Arzt, aber du weißt wie sehr mein Bruder auf Pünktlichkeit besteht. Und leider Gottes sind wir jetzt schon ziemlich spät dran. Außerdem...«   Das lautstarke und penetrante Piepen eines Handys unterbrach sie abrupt. Der junge Mann erhob sich kurz und zog aus der Innentasche seines dunkelgrünen Jacketts ein Blackberry. Kurz warf er einen Blick auf das Display und schaltete es ab, um dann wieder vor Usagi niederzuknien.  »Miss? Verstehen Sie mich?«, stirnrunzelnd fühlte er erneut ihren Puls. Das laute Handyklingeln hatte Usagi ins Hier und Jetzt zurückgeholt und mit weit aufgerissenen Augen blickte sie nun direkt in das Gesicht des unbekannten jungen Mannes. Wie durch eine Dunstglocke nahm sie seine tiefe Stimme wahr. Noch immer fiel es ihr schwer normal zu atmen, doch von Minute zu Minute beruhigte sie sich ein wenig mehr, je länger sie in diese unglaublich blauen Augen blickte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als ihr bewusst wurde, dass er noch immer ihre Hand hielt. Die Situation kam ihr plötzlich so absurd vor und schnell entzog sie ihm ihre Hand wieder. Zudem hatte sie gerade das verärgerte Gesicht seiner Begleiterin wahrgenommen, die direkt hinter ihm stand. »Das reicht jetzt.«, die unbekannte Frau legte eine Hand auf die Schulter des Schwarzhaarigen, »Darling, lass uns bitte gehen. Ich denke, dieses Mädchen kommt jetzt ganz gut ohne uns zu recht. Außerdem ist ja auch noch ihre Freundin bei ihr. Und ich möchte  Seijūrō nicht noch länger warten lassen.«  Ungeduldig lief sie ein paar Schritte voraus, um dann noch einmal kurz stehen zu bleiben und zurückzuschauen. Ihr Blick war verächtlich. Herablassend. Eiskalt. Und er galt Usagi. Von Jetzt auf Gleich veränderte sich ihr Blick jedoch, als sie sich wieder an den Schwarzhaarigen wandte.  »War das gerade eigentlich eine E-Mail?«, fragte sie ihn zuckersüß lächelnd. »Ja. Mal wieder eine Bewerbung.«, antwortete er knapp und erhob sich seufzend. Noch einmal blickte er auf Usagi hinab, die ihn mit großen Augen anblickte, und nahm erleichtert zur Kenntnis, dass die vorübergehende Blässe verschwunden und ihr Gesicht wieder eine normale Farbe angenommen hatte.  »Sie sollten ihre Freundin hier lieber nach Hause bringen. Die Hektik eines Einkaufszentrums dürfte gerade nicht das Idealste für sie sein.«, sagte er an Naru gewandt und deutete dabei mit einem kurzen Kopfnicken auf Usagi. Verblüfft schauten beide ihn an, als er erneut sein Handy zückte und jemanden anrief:  » Seijūrō? Tut mir Leid, aber wir werden das Lunch wohl verschieben müssen ... Bitte? ... Ja genau, aber es gab hier noch einen kleinen Zwischenfall. Nein, deiner Schwester geht es gut. Einer jungen Frau ging es plötzlich nicht gut ... Okay, danke für dein Verständnis. Bis bald. «  Während seines Telefonates hatte er Usagi nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Sein durchdringender Blick ließ sie kurz erschaudern. Und wieder einmal drohte sie in seinen wundervollen Augen zu versinken. Ein hysterischer Ausruf bewahrte sie jedoch dieses mal davor, abermals in eine andere Welt abzudriften. Wie eine Furie kam die unbekannte Frau auf sie zugestürmt. »Liebling, ist das dein Ernst!? Du hast nicht wirklich gerade das Lunch bei meinem Bruder abgesagt, oder?«, wütend riss sie dem jungen Mann das Handy aus der Hand, » Seijūrō? Ich bin es Natsumi! Lass ja alles so wie es ist. Wir sind in zehn Minuten bei dir ja? ... Gut, dann bis gleich.«   Kaum das sie aufgelegt hatte, wandte sie sich wieder an den  jungen Mann. »So mein Lieber, ich denke, dass du das da...«, mit einem missbilligenden Blick deutete sie dabei in Richtung Usagi, »...nun geklärt zu haben scheinst. Und damit können wir jetzt auch endlich los.« Sie trat einen Schritt auf ihn zu, wollte nach seiner Hand greifen und ihn mit sich ziehen, doch er blieb einfach stehen und rührte sich nicht von der Stelle.  »Wenn es dir so wichtig ist, deinen Bruder zu treffen, dann geh ohne mich. Du weißt, dass meine Priorität gerade woanders liegt. Wir sehen uns dann heute Abend, Natsumi.«  Er nickte Naru und Usagi zum Abschied kurz zu und ließ drei völlig perplexe Frauen zurück.  Aus dem Augenwinkel heraus bemerkten sowohl Naru als auch Usagi, wie die Unbekannte ihre rechte Hand zur Faust ballte. Abfällig und Zähne knirschend blickte sie über ihre Schulter hinweg zu beiden hinüber, bevor sie dem jungen Mann völlig aufgebracht und ohne ein Wort des Abschieds in Richtung Ausgang folgte. Verständnislos blickten beide ihr hinterher.  »Mein Gott! Was für eine arrogante und selbstgefällige Schnepfe. Oh obwohl ... Ziege würde durchaus besser zu ihr passen.», wetterte Naru drauf los und hakte sich im nächsten Moment bei Usagi unter.  »Aber Naru...«, geschockt starrte Usagi sie an. Solche Worte aus dem Munde ihrer Freundin war sie einfach nicht gewöhnt. »Nichts aber. Es ist nichts als die reine Wahrheit. Und nun lass uns das Kleid und die Schuhe kaufen und dann bringe ich dich nach Hause. Du bist immer noch ein wenig blass um die Nase.«  Vorsichtig hatte Naru ihre Freundin an den Schultern gepackt und in Richtung der Kabinen geschoben. Nach Usagis plötzlichem Anfall war ihr noch immer ein wenig mulmig zumute und sie wollte sie später sicher zu Hause wissen.  In Gedanken versunken stand sie neben der Umkleidekabine und zupfte geistesabwesend an dem dunkelroten Stoff des Vorhangs, als Usagi hinaustrat. In der einen Hand hielt sie die Pumps und in der anderen das schwarze Kleid, dass sie Naru nun mit einem unsicheren Blick reichte.  »Und du bist sicher, dass ich es nehmen soll? Immerhin kostet es ein halbes Vermögen.«  »Usagi Tsukino, willst du bei deinem zukünftigen Arbeitgeber Eindruck schinden, ja oder ja? Außerdem würdest du dich von Madame Etepetete doch niemals verunsichern lassen, oder?«, Naru hatte die Hände in die Hüften gestemmt und blickte ihr provozierend entgegen.  Usagi sah den Schalk in ihren Augen blitzen und hielt sich kichernd die Hand vor den Mund. »Ja, du hast ja Recht. Und Madame Etepetete kann mir mal den Buckel runterrutschen.«, sagte sie breit grinsend, ehe sie und Naru losprusteten und sich die Bäuche vor Lachen hielten.  Ihre Lachorgie brachte ihnen ein paar strafende Blicke der Verkäuferin ein, als sie wenig später an der Kasse standen. Gefühlte fünf Minuten später und mit 20.837,9 YPY weniger im Portemonnaie verließen sie das Nobelgeschäft, um dann langsam den Heimweg anzutreten. Ein stürmischer Wind schlug ihnen entgegen und wirbelte Usagis Haare durcheinander. Schnell hatte sie den Kragen ihrer Jacke nach oben geklappt, um sich dann bei Naru unterzuhaken.  »Danke, dass du mich so unterstützt, Naru. Ich glaube, ohne deine Hilfe wäre ich gar nicht so weit gekommen.«, seufzend schmiegte sie sich an ihre Freundin, als sie kurz an einer roten Ampel stehen bleiben mussten.  Neugierig blickte Usagi zur Seite, als eine schwarze Limousine um die Ecke bog und an ihnen vorbei fuhr. Das hintere verdunkelte Fenster war herunter gekurbelt und gab den Blick auf die innen sitzende Person frei. Sie stutzte, als sie erkannte, wer ihr gerade entgegen blickte. Dunkle blaue Augen die sie fixierten. Die sie regelrecht durchbohrten. Ein intensiver Blick, der Usagis Knie weich werden ließ.  Fuhr die Limousine tatsächlich gerade in Zeitlupe an ihnen vorbei oder kam es ihr nur so vor?  »Usagi, es ist grün. Kommst du?«, Naru zog an ihrem Arm und riss sie damit aus ihren Gedanken.  »Oh, entschuldige bitte Naru. Ich dachte eben nur...«, wieder hielt Usagi inne und blickte der schwarzen Limousine hinterher. »Was dachtest du?«, unterbrach Naru sie und blickte sie, nachdem sie die andere Straßenseite erreicht hatten, neugierig an.  »Ach nichts...«, seufzte Usagi und schüttelte lächelnd ihren Kopf, »Lass uns einfach weiter gehen okay?«  Naru nickte. Für den Anfang gab sich mit der Antwort erst einmal zufrieden. Wenn auch ein wenig widerwillig. Sie wusste, dass ihre Freundin mit ihr darüber reden würde, wenn es wirklich wichtig gewesen wäre und sie diesbezüglich ihren Rat gebraucht hätte. Der restliche Weg verlief eher schweigend. Hier und da entlockte Naru ihr ein Lachen, als sie ihr schwärmend vom Zusammenleben mit ihrem Freund Umino erzählte. Usagi kam nicht umhin, Naru ein wenig um ihre Beziehung zu beneiden. Nicht dass sie es Naru nicht gönnte, glücklich zu sein. Nein sie freute sich darüber, dass ihre Freundin ihr Glück gefunden zu haben schien. Aber sie selbst wünschte sich insgeheim eben auch solch einen Partner. Einen der sie auf Händen trug. Der sie so liebte, wie sie war. Mit dem sie lachen und auch weinen konnte. Jemanden, der nicht nur für sie da war, sondern für den auch sie da sein konnte.  Wirr schüttelte Usagi ihren Kopf, als ihr während ihrer Gedankengänge ein schwarzhaariger junger Mann in den Sinn kam. Wieso in Gottes Namen assoziierte sie diesen Wunsch im gleichen Atemzug mit diesem jungen Mann? Innerlich schalte sie sich selbst. Ja, er sah recht gut aus. Genau genommen war er genau ihr Typ. Ein Traum von Mann. Aber genau eben jener schwarzhaarige junge Mann war, wie sie unschwer erkennen konnte, bereits in festen Händen.  »So da wären wir...«, hörte sie Naru aus weiter Ferne sagen und stutzte augenblicklich. Waren sie tatsächlich bereits angekommen? Ein Blick in ihrem Vorgarten reichte aus, um es ihr zu bestätigen. Lächelnd wandte Usagi sich an ihre Freundin.  »Danke, dass du dir Mühe gemacht hast und mich bis nach Hause begleitet hast. Magst du vielleicht noch mit rein kommen? Meine Mutter hat gestern Abend noch Zitronenkuchen gebacken und ich bin mir sicher, dass sie mir noch etwas übrig gelassen hat.«, grinste sie und allein der Gedanke an Zitronenkuchen ließ ihren Magen knurren. Naru konnte nicht anders als prustend los zu lachen: »Oh Usagi-chan, dass ist so typisch für dich. Aber so gern ich auch mit rein kommen würde, es geht leider nicht. Ich habe Umino versprochen, dass ich ihn heute von der Arbeit abhole und dass wir danach sofort weiter zu seinen Eltern fahren werden. Weißt du, er hat sie durch seine Anspruchsvolle Arbeit leider schon länger nicht mehr zu Gesicht bekommen.«  Verständnisvoll nickte Usagi und umarmte ihre Freundin zum Abschied liebevoll. Mit den Worten »Wir telefonieren!«, verabschiedete sich Naru von ihr. Seufzend wandte sich Usagi ihrer Eingangstür zu. Wie sollte sie ihren Eltern nur erklären, dass sie sich dank Luna bisher nur auf eine einzige Stelle bewerben konnte? So wie es momentan schien, würden sie ihr das sowieso nicht glauben. Dafür hing für sie der Haussegen eindeutig zu schief. Zumindest was ihrem Vater betraf, konnte sie nicht darauf hoffen, dass er es ihr abkaufen würde.  Tief ein- und ausatmend öffnete Usagi die Eingangstür.  »Bin wieder daaa!«, rief sie in den Flur hinein und kniff die Augen zusammen. Zu ihrer eigenen Verwunderung bekam sie jedoch keine Antwort. Es blieb still. Gerade als sie ihre Schuhe auszog und ihre Jacke aufhing, um dann im Wohnzimmer nach ihren Eltern zu schauen, fiel ihr Blick auf einen kleinen rosa farbenden Zettel, der auf der Kommode lag. Sie erkannte die Schrift ihrer Mutter sofort: Liebe Usagi, dein Papa und ich sind heute Abend zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung eingeladen und Shingo übernachtet bei seiner neuen Freundin. Dein Essen steht in der Mikrowelle. Hab einen schönen Abend und warte nicht auf uns. Alles Liebe, Mama. Usagi konnte es nicht glauben. Noch einmal überflog sie den Zettel und stutzte. Shingo übernachtet bei seiner neuen Freundin? Seit wann erlaubte ihr Vater denn so etwas? Sie konnte sich noch gut daran erinnern, was für einen Aufstand ihr Vater damals bei ihr gemacht hatte, als sie mit Sechzehn das erste mal selbst die Bitte äußerte, bei ihrem damaligen Freund übernachten zu dürfen.  Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hatte plötzlich wieder das Gefühl, dass ihr Bruder von ihren Eltern bevorzugt wurde. Und das in so gut wie jeder Hinsicht. Zu tiefst enttäuscht knallte sie den Zettel wieder auf die Kommode und ging zielstrebig in die angrenzende Küche, um die Mikrowelle einzuschalten. Während sie der Mikrowelle dabei zusah, wie diese ihr Essen erwärmte, erklang aus dem Flur ein nervtötender Klingelton. Recht schnell begriff Usagi, dass es der Ton ihres Handy war, der ihr mitteilte, dass sie jemand anrief.  So schnell sie konnte, eilte sie in den Flur und angelte es aus ihrer Tasche. Ohne weiter groß darüber nachzudenken und darauf zu achten wer sie da gerade anrief, nahm sie das Gespräch entgegen. Kapitel 3: Preparation is everything ------------------------------------ Ohne weiter groß darüber nachzudenken und darauf zu achten, welche Nummer beziehungsweise wer sie da gerade anrief, nahm sie das Gespräch entgegen. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Mailbox angesprungen wäre.  »Tsukino? Mit wem spreche ich bitte? ... Ja, genau die bin ich ... Das freut mich ... Ja, morgen passt mir gut. Um welche Uhrzeit? ... Ok, vielen Dank für Ihren Anruf. Auf Wiederhören.« Sie konnte es kaum glauben. War das gerade wirklich passiert? Hatte sie nicht geträumt? Ihre erste Bewerbung war tatsächlich von einem ersten Teilerfolg gekrönt. Ja, man hatte sie wahrhaftig zum Vorstellungsgespräch bei Familie Chiba eingeladen. Es kam zwar ziemlich unvorbereitet und war auch sehr kurzfristig angesetzt, aber sie hatte zumindest eine positive Nachricht, die sie stolz ihren Eltern berichten konnte. Schnell schrieb sie noch eine SMS an Naru. Ihre beste Freundin sollte schließlich die Erste sein, die von diesen tollen Neuigkeiten erfuhr. Ihre Finger flogen aufgeregt über die Tasten ihres Handys: Von: Usagi  An: Naru  Zeit: 18:26 Uhr  Halt dich fest, Naru...  Ich habe morgen ein Vorstellungsgespräch bei den Chiba's! :-) Von: Naru  An: Usagi  Zeit: 18:28 Uhr  Im Ernst? Herzlich Glückwunsch! Welche Zeit?  Ich muss schließlich wissen, wann ich Daumen drücken muss ;-) Von: Usagi  An: Naru  Zeit: 18:29 Uhr  Um 11:00 Uhr und ich bin jetzt schon ganz nervös ^^  Wünsch mir Glück. Ich melde mich im Anschluss :-* Von: Naru  An: Usagi  Zeit: 18:34 Uhr  Toi Toi Toi! Zeig dich einfach von deiner Schokoladenseite und  sie werden dir zu Füßen liegen... Ich erwarte deinen Anruf :-* Zufrieden mit sich und der Welt legte Usagi das Handy beiseite und ging zurück in die Küche. Die Mikrowelle hatte unterdessen ihr Essen erwärmt und piepte leise vor sich hin. Der köstliche Duft von Curry-Hühnchen stieg ihr in die Nase und ließ einem regelrecht das Wasser im Mund zusammenlaufen. Neben dem weltberühmten Zitronenkuchen ihrer Mama, war Curry-Hühnchen einfach Usagis Leibspeise. Fröhlich vor sich hinsummend, griff sie nach dem Teller, angelte sich Besteck aus dem Schubfach und begab sich geradewegs die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Gerade als sie ihr Zimmer betrat, sah sie aus dem Augenwinkel heraus, wie ihre Katze Luna sich an ihr vorbei schlich und sofort auf die gegenüberliegende Fensterbank sprang. 'Katze müsste man sein', ging es Usagi durch den Kopf, als sie sah, wie Luna sich dort niederließ und zusammen rollte. Seufzend stellte sie ihr Essen auf dem Schreibtisch ab, schaltete die Schreibtischlampe ein und ließ sich dann auf dem dort befindlichen Stuhl nieder. Beherzt griff sie sofort zu ihrem Besteck und machte sich dann mit einem wohligen 'Mmmhh' über das duftende Curry-Hühnchen her. Während sie aß, schaltete sie ihren PC ein und wartete einen Moment, bis dieser sich gänzlich hochgefahren hatte. Es dauerte auch nicht lange und schon konnte sie auf das Internet und ihr E-Mail-Postfach zu greifen. Nebenbei öffnete sie noch ein Schreibprogramm, denn sie hatte sich fest vorgenommen, sich heute noch auf weitere offene Stellen zu bewerben. Sicher, sie hatte vielleicht eine Chance nach dem morgigen Vorstellungsgespräch bei den Chibas eine Anstellung zu bekommen, aber alleine darauf verlassen wollte sie sich eben doch nicht. Beschwingt und voller Tatendrang machte sie sich, nachdem sie aufgegessen hatte, im Internet auf die Suche. Zu ihrem Glück fand sie drei weitere Stellen, bei denen Naru wohl auch wieder sagen würde, dass die Inserenten genau jemanden wie sie suchen würden.  Usagi lachte leise auf, als sie daran dachte, wie euphorisch ihre Freundin diese Worte benutzte, als ihr der Artikel von den Chibas ins Auge stach. Kurz überlegte sie, ein wenig über die Familie Chiba im Internet zu recherchieren und befand ihren Einfall als sinnvoll. Es würde sicherlich nicht schaden, wenn sie etwas mehr über ihren zukünftigen Arbeitgeber wusste und im Bedarfsfall auf einige Hintergrundinformationen zurückgreifen konnte.  »Na dann wollen mir mal schauen, was ich über die Chibas alles im Internet finde.«, murmelte sie vor sich hin.  Sie öffnete ein neues Fenster und tippte mit flinken Fingern den Namen 'Chiba' und 'Tokyo' als Suchbegriff ein. Sofort spuckte die Suchmaschine unzählige Ergebnisse aus. Neugierig öffnete sie den ersten angezeigten Link. Es war ein kurzer Artikel und leider auch nicht sehr aufschlussreich, sodass Usagi die Seite wieder schloss.  Der zweite Artikel, der ihr ins Auge fiel, war hingegen schon vielversprechender. Es war ein Artikel aus der Yomiuri Shimbun, der wohl bekanntesten Zeitung der Stadt, für die auch Usagis Vater arbeitete. Ein Bild zweier Frauen zierte die Schlagzeile. Allem Anschein nach waren es Mutter und Tochter. Neugierig las Usagi den darunter befindlichen Artikel: Ein Familienunternehmen mit Generationskonflikt? Weit gefehlt. Die Chiba Corporation ist ein mittelständisches, konzernunabhängiges Familienunternehmen aus der Gemeine Chiyoda  der Präfektur Tokio , das mittlerweile in der 4. Generation familiengeführt wird. Seit 1971 wurde das Unternehmen erfolgreich von Yukiko Chiba geleitet. Einer starken Frau mit einem starken Willen.  Nach langer und schwerer Krankheit gab sie jedoch Anfang des Jahres ihren Rücktritt bekannt  und  wurde damit von ihrer Tochter Midori als Geschäftsführerin (CEO) abgelöst.  Midori Chiba,  einziges Kind aus  der  Ehe von Yukiko und Takumi Chiba,  ist damit das neue Oberhaupt einer der einflussreichsten Unternehmerfamilien in Tokio. Doch wie konnten sich Frauen wie Yukiko Chiba und nun auch ihre Tochter Midori Chiba in einer von Männern geprägten Domäne behaupten? Was genau macht sie so erfolgreich?  Es gibt bestimmte Wege und Hürden, die gegangen und genommen werden müssen, um dorthin zu kommen, wo diese beiden erfolgreichen Frauen nun stehen. Langsam sind sie ins Rampenlicht getreten und brachten frischen Wind in die traditionell männlich geprägte Geschäftswelt. Was sie erfolgreich gemacht hat, ist ihre Entscheidungsfreudigkeit, ihre Durchsetzungsfähigkeit, ihre Bereitschaft zu kämpfen, vor allem aber ein riesiges Unabhängigkeitsbedürfnis.  [...]  Die mit dem Führungswechsel verbundene personelle Umstrukturierung ermöglichte es Midori Chiba, ihren Sohn Mamoru als stellvertretenden CEO mit an Bord zu holen. Mamoru Chiba? Fieberhaft überlegte Usagi, wo sie  den Namen schon einmal gehört hatte. Es war, als würde ihr Unterbewusstsein etwas mit ihm verbinden. Jedoch fiel es ihr partout nicht ein und so öffnete sie ein neues Fenster und tippte den Namen im Suchfeld ein. Stirnrunzelnd starrte sie auf das Ergebnis. »Hmmm, das ist seltsam.«, flüsterte sie zu sich selbst und tippte nachdenklich mit dem Zeigefinger an ihrer Unterlippe. Überlegte, ob sie vielleicht den Namen falsch geschrieben hatte und versuchte es dann noch ein mal. Doch wieder nichts. Kein Bild. Nicht einmal einen kleinen Artikel konnte sie über ihn finden. Auch auf der Homepage des Familienunternehmens fand sich kein offizielles Bild von ihm.  Frustriert schloss sie die Suche und dachte eine Weile darüber nach, wieso und weshalb man überhaupt nichts über einen gewissen Mamoru Chiba finden konnte. Schließlich war er laut dem Artikel stellvertretender Geschäftsführer. War er vielleicht nicht gerade Ansehnlich? War er vielleicht entstellt und mied deshalb die Öffentlichkeit?  »Das würde zumindest erklären, warum kein einziges Bild von ihm existierte.«, sagte sie zu sich selbst seufzend und besah sich noch einmal das zu dem Artikel gehörenden Bild der beiden Frauen, den sie gelesen hatte.   Usagi schüttelte ungläubig den Kopf. Es musste einen anderen triftigen Grund dafür geben, denn sowohl Yukiko also auch Midori Chiba waren ausgesprochen hübsche Frauen.  Mit dem Gedanken, dass sie diesem Mamoru höchstwahrscheinlich am nächsten Tag gegenüber stehen würde und sich dann selbst ein Bild machen konnte, schloss sie den Artikel und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Luna, die von ihrem Fensterplatz aufgesprungen war und nun schnurrend an ihren Beinen lang strich.  »Na Luna, hast wohl Hunger, hm?«  Das penetrante Maunzen der schwarzen Katze bestätigte ihren Verdacht.  Lächelnd bückte sich Usagi leicht zu ihr hinunter und hob sie in ihre Arme, um ihr den Kopf zu kraulen. Behutsam strich sie mit dem Zeigefinger die Konturen der Sichelförmigen Blesse auf der Stirn nach.  »Na dann lass uns mal runter gehen und dein Schälchen füllen.«  Als hätte sie Usagi verstanden, schmiegte sich Luna an ihr Frauchen und schnurrte hingebungsvoll. Usagi erschrak leicht, als sie und Luna kurze Zeit später in der Küche ankamen und sie das Licht einschaltete. Ihr Blick streifte wie von selbst die Uhr an der gegenüberliegenden Wand.  »Schon so spät?«  Ungläubig zwinkerte sie ein paar mal, aber die Uhrzeit, die die Uhr dort anzeigte, veränderte sich einfach nicht. Ganz im Gegenteil: Es wurde immer später und später, je länger sie auf die Zeiger starrte.  Theatralisch stieß Usagi einen Seufzer aus, setzte Luna auf den Boden ab und befüllte ihre Schälchen. Sofort machte sich Luna über ihr Futter her. Sie schnurrte laut, während sie aß und zauberte Usagi dadurch ein Lächeln auf die Lippen. Wieder glitt Usagis Blick auf die Uhr, die mittlerweile Punkt 23:00 Uhr anzeigte.  »Na toll, das heißt dann wohl, das ich so langsam mal ins Bett sollte, um morgen fit zu sein. Oder Luna, was meinst du?«, merkte sie zwinkernd in Lunas Richtung an und schlenderte ohne Umschweife ins Bad.  Keine zwanzig Minuten später schlüpfte sie, in ihrem Lieblingsschlafdress gekleidet, in ihr Bett. Kaum das sie drin lag, schnappte sie sich ihre Bettdecke und mummelte sich darin ein. Auf der Seite liegend, warf Usagi einen Blick nach draußen und genoss noch eine ganze Weile lang den Anblick des Mondes, dessen Licht heute besonders hell in ihr Zimmer schien, bevor sie ihre Augen schloss und einschlief.      "Träume mein Kind! Denn in diesen Träumen, wirst du all die Antworten finden, die du suchst. Lass es zu. Erinnere Dich und du wirst sie erkennen." Am nächsten Morgen riss das laute Schrillen ihres Weckers Usagi aus dem Schlaf. Grummelnd zog sie sich ihre Decke über den Kopf.  »Lass mich bitte noch drei Minuten schlafen.«, murmelte sie leicht verärgert vor sich hin. Hatte sie doch gerade einen so schönen Traum gehabt. Es war wie in einem Märchen. Ein Prinz und eine Prinzessin, auf einem Balkon, ganz alleine und alles deutete auf einen Kuss hin, als sie sich tief in die Augen geblickt hatten. Zumindest war Usagi sich sicher, dass der Prinz aus ihrem Traum sie gerade küssen wollte.  Zähneknirschend schlug sie ihre Decke zurück und setzte sich auf. Es brachte ja nichts, konnte sie doch jetzt so oder so nicht mehr einschlafen. Böse warf sie einen Blick auf ihrem auf dem Nachttisch stehenden Wecker, der noch immer vor sich hin schrillte. »Ist ja gut, ich bin ja schon wach!«  Leicht genervt drückte sie die AUS-Taste vom Wecker und schälte sich aus ihrem Bett, um anschließend samt neuer Unterwäsche ins angrenzende Bad zu tapsen. Im Bad angekommen, warf sie erst ein mal einen Blick in den Spiegel und erschrak zutiefst.  »Oh mein Gott! Oh mein Gott, wie sehe ich denn aus?«  Nicht nur, dass ihre Haare ohnehin jeden Morgen so wirr aussahen, als hätte sie in eine Steckdose gefasst - nein, zu allem Überfluss sah es auch noch aus, als hätte sie die Nacht durchgemacht. Tief ein und ausatmend kam Usagi zu dem Entschluss, dass ihr da jetzt wirklich nur noch eine kalte Dusche helfen würde. Leicht fröstelnd trat sie missmutig in die Duschkabine.  »Aaaah, verdammt ist das kalt.«, schimpfte sie und drehte doch lieber das warme Wasser auf. Mit einem rosafarbenen Handtuch um den Körper und die Haare gewickelt, trat sie wenig später vor ihren Kleiderschrank und griff nach ihrer neuesten Errungenschaft. Das schwarze Etuikleid hatte sie gestern Abend noch auf einem Kleiderbügel aufgehangen, damit es nicht zerknitterte. Je länger sie es nun betrachtete, umso nervöser wurde sie in Bezug auf das bevorstehende Vorstellungsgespräch. Ein beiläufiger Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es auch an der Zeit war, sich fertig zu machen, um zumindest noch kurz mit ihren Eltern frühstücken zu können. 15 Minuten später stand sie zufrieden lächeln vor dem Spiegel und drehte sich einmal kurz um die eigene Achse. Erneut stellte sie fest, dass das schwarze Etuikleid einfach perfekt saß und sich wie eine zweite Haut um ihren Körper schmiegte. Sie wirkte darin elegant und auch ein wenig geheimnisvoll. Die Begegnung mit diesem schwarzhaarigen jungen Mann kam ihr dabei in den den Sinn. Seine funkelnden blauen Augen waren ebenfalls geheimnisvoll gewesen. Tiefgründig. Faszinierend. Magisch.  Ein wohliger Schauer erfasste Usagi.  Seufzend wandte sie sich um. Er war doch in Begleitung gewesen. Sicherlich seine Freundin oder sogar Ehefrau. Und doch konnte sie sich nicht gegen den Gedanken verwehren, dass sie gern die Frau an seiner Seite sein wollte. Das sie diejenige sein sollte, der er sein Herz schenkte?  ...was dachte sie da nur? Vermutlich würde sie ihn doch eh nie wiedersehen. Kopfschüttelnd lief sie aus ihrem Zimmer hinunter in die Küche, wo ihre Eltern bereits gemeinsam beim Frühstück saßen. Ihre Mutter registrierte sie zuerst und sprang überrascht auf: »Guten Morgen, Usagi. Du bist ja schon auf. Komm, nimm Platz und iss etwas.«  »Danke Mama!«, Usagi küsste sie liebevoll auf die Wange und lief um den Tisch herum, um gegenüber von ihrem Vater Platz zu nehmen. Ohne dabei von seiner Zeitung auf zu sehen, begrüßte Kenji seine Tochter: »Guten Morgen, Liebes. Wie lief es gestern mit Naru?«   »Morgen Papa. Ja, es war super. Dank Narus Hilfe habe ich bereits heute um 11:00 Uhr das erste Vorstellungsgespräch.«, strahlte sie ihn an. Zu ihrer Enttäuschung reagierte ihr Vater nicht weiter darauf und nickte lediglich kurz. Hatte er ihr überhaupt richtig zu gehört?  »Oh Usagi, das ist ja... ich freue mich so für dich.«, kam Ikuko auf sie zu, stellte ihr eine Tasse Kaffee vor die Nase und setzte sich neben ihren Mann. Lächelnd besah sie sich ihre Tochter. »Dein neues Kleid steht dir übrigens wunderbar.«, zwinkerte sie ihr zu und brachte Kenji dadurch dazu, endlich von seiner Zeitung aufzublicken und seine Tochter eingehend zu mustern.  Ein wenig zu energisch schmiss er diese nun vor sich auf den Tisch.  »Usagi Tsukino, mit diesem kurzen Fummel gehst du mir aber nicht aus dem Haus.«, schimpfte er mit erhobenen Zeigefinger.  »Aber Papa...« Usagi war empört von ihrem Stuhl aufgesprungen und blickte hilfesuchend zu ihrer Mutter, »Ich habe doch heute ein Vorstellungsgespräch und da werde ich das Kleid tragen. Naru und ich haben es extra dafür gekauft.«  »Nein! Du wirst mir so auf gar keinen Fall aus dem Hause gehen. Oder willst du von wildfremden Männern weggeschnappt werden?«  Verwirrt über die Aussage ihres Vaters blickte Usagi zu ihrer Mutter: »Was meint er damit?«  »Das du für ihn immer sein kleines Mädchen bleiben wirst, egal wie alt du auch sein mögest. Und nun geh, ich werde mich um deinen Vater kümmern.«, nickte Ikuko ihrer Tochter zu und legte Kenji beruhigend eine Hand auf die Schulter, als sie bemerkte, dass dieser etwas darauf erwidern wollte.   Schnell nutzte Usagi die Chance, die ihre Mutter ihr verschafft hatte, und eilte aus der Küche.  »Wünscht mir Glück!«, rief sie ihnen im Hinausgehen zu und ließ die Haustür hinter sich ins Schloss fallen. Es wäre ohnehin an der Zeit gewesen, sich auf den Weg zu den Chibas zu machen. Ein wenig nervös nestelte sie nach ihrem Handy, um nach einem Taxi zu rufen. Sicher war sicher um nicht irgendwo den Bus oder die Bahn zu verpassen und ausgerechnet bei ihrem ersten Vorstellungsgespräch zu spät zu kommen.  Auf der Fahrt nutzte Usagi noch einmal die Gelegenheit ihre Unterlagen zu überprüfen, die sie am Abend zuvor sorgfältig in ihre Bewerbungsmappe sortiert hatte. Eine Viertelstunde vor 11:00 Uhr traf sie mit dem Taxi vor dem Anwesen der Chibas ein. Doch Usagi bemerkte anfangs gar nicht, dass sie angehalten hatten. Viel zu sehr war sie damit beschäftigt, ihre Unterlagen abermals auf deren Vollständigkeit zu überprüfen. Erst als der Taxifahrer sie darauf aufmerksam machte, fuhr sie hoch und entschuldigte sich bei ihm.  Nachdem sie gezahlt hatte und das Taxi davon gefahren war, stand sie staunend vor den großen schmiedeeisernen Toren und bewunderte das große Wohnhaus sowie das daneben befindliche Teehaus im Sukiya-Stil. Ihre Hände zitterten leicht, als sie die Klingel betätigte und sich die Tore automatisch öffneten. Sich unsicher umblickend, lief Usagi die kurze Einfahrt hinauf bis zum Eingang. Dort erwartete sie bereits eine Frau mittleren Alters mit schwarzen langen Haaren.  Je näher sie kam, umso mehr fielen ihr die blauen Augen auf, die einen unverwechselbaren Kontrast zu den schwarzen Haaren bildeten.  Leicht verbeugte sich Usagi zur Begrüßung. Kapitel 4: It's not easy to prove himself ----------------------------------------- ___________________-`♔´-___________________ Leicht verbeugte sich Usagi vor der älteren Frau zur Begrüßung. »Hallo, mein Name ist Usagi Tsukino und ich wurde gestern telefonisch zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.« Skeptisch musterte die Schwarzhaarige das junge Mädchen über den Rand ihrer Brille. »Midori Chiba, angenehm. Vorweg möchte ich Ihnen allerdings gern eine Frage stellen ... Miss Tsukino sagten Sie, richtig?« Usagi nickte leicht. Sah, wie Frau Chiba sie abermals zu mustern schien. Leicht verunsichert nestelte sie an ihrem Kleid. Plötzlich hatte sie das Gefühl, nicht wirklich angemessen für das Vorstellungsgespräch gekleidet zu sein. Warum sonst sollte Frau Chiba sie so merkwürdig ansehen? So ablehnend.  Bevor sie sich jedoch weiter darüber Gedanken machen konnte, ergriff Frau Chiba erneut das Wort. »Verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch, aber sind Sie sicher, dass Sie hier richtig sind, Miss Tsukino? Sie sehen in meinen Augen nicht unbedingt wie jemand aus, der Erfahrung in der Betreuung von Pflegefällen hat.« Verblüfft über Frau Chibas Einschätzung ihr gegenüber, geriet Usagi ein wenig ins Stocken. Kam ihr das doch irgendwie bekannt vor. Schon des Öfteren hatte sie sich beweisen müssen, weil man sie völlig falsch eingeschätzt hatte.  Kaum merklich schüttelte sie den Kopf und straffte dann ihre Schultern. Selbstbewusst und mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, streckte sie ihre Hand ein wenig aus und hielt Frau Chiba ihre Bewerbungsmappe entgegen.  »Mrs. Chiba, die Dinge sind nicht immer so, wie sie vielleicht im ersten Moment scheinen. Oftmals obliegen unsere Augen einer Täuschung. Ich hoffe, dass meine Bewerbungsmappe und meine Wenigkeit Sie davon überzeugen können, dass sie genau so jemanden wie mich suchen.«  Innerlich atmete Usagi tief ein und aus. Hoffte, dass sie sich mit dem eben Gesagten nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Sekunden, die für Usagi wie eine halbe Ewigkeit erschienen, vergingen, bis sich Frau Chiba endlich regte. Mit einem Nicken nahm sie Usagi kommentarlos die Mappe aus der Hand und öffnete die Tür.  »Kommen Sie! In meinem Büro und bei einer Tasse Kaffee lässt es sich besser reden.« Usagi fiel augenblicklich ein Stein vom Herzen. Die erste kleine Hürde hätte sie also schon ein mal geschafft. Auch wenn sie mit dieser eigentlich gar nicht gerechnet hatte. Erleichtert und zaghaft lächelnd nickte sie und folgte Frau Chiba in das Innere des Hauses, wo sie staunend stehen blieb. Derartig luxuriöse Gebäude waren ihr bisher nur aus dem Fernsehen und von Bildern bekannt. Ihr Blick glitt durch den großen dunklen holzvertäfelten Eingangsbereich mit dem hellen auf Hochglanz polierten Boden.  Die gesamte Einrichtung in diesem Foyer war auf eine Sitzgruppe und einige Pflanzen beschränkt, während direkt an der Wand gegenüber der Eingangstür ein großes Gemälde sämtliche Blicke auf sich zog. Es war schwarz-weiß und nahm fast die Hälfte der Wand ein. Zu sehen war eine japanische Landschaft zur Frühlingszeit und Usagi war auf Anhieb angetan.  Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr und sah einen Angestellten, der höflich nickend über den Boden zu gleiten schien und in einem der angrenzenden Räumen verschwand.  Frau Chiba räusperte sich höflich, als sie das Zögern von Usagi bemerkte. »Miss Tsukino, kommen Sie? Mein Büro ist gleich dort drüben.« Den Blick zögerlich von dem beeindruckenden Gemälde abwendend, nickte Usagi.  »Ja, natürlich. Bitte entschuldigen Sie.« Die ältere Frau wartete an der großen Schiebetür, die sie soeben geöffnet hatte. Als Usagi näher trat, war sie erneut überrascht, wie stilvoll alles eingerichtet war. Ihr war die Mischung aus dem alten klassischen japanischen Einrichtungsstil mit aktuellen westeuropäischen Elementen sofort aufgefallen und es gefiel ihr auf Anhieb. Frau Chiba trat hinter einen großen Schreibtisch aus dunklem Mahagoni und deutete Usagi an, sich zu setzen. Wieder besah die junge Frau sich den Raum und alle darin befindlichen Einrichtungsgegenstände näher, als sie Platz genommen hatte. Ihr Blick fiel schlussendlich auf den Schreibtisch, der den Raum aufgrund seiner Größe beherrschte. Bis auf eine große weiß-rosa blühende Orchidee in einem matten schwarzen Übertopf, einigen ledernen Aktenmappen, sowie zwei schwarz-glänzenden Füllfederhaltern befand sich nichts weiter darauf.  Seitlich zu ihnen verliefen weitere Schiebetüren zu angrenzenden Räumen, aus dem nun einer der Bediensteten trat. Usagi musterte ihn kurz, erkannte, dass es der Bedienstete war, den sie zuvor schon im Eingangsbereich aus dem Augenwinkel bemerkt hatte.  Mit gesenktem Haupt stellte er das Tablett mit den schwarz-roten Kaffeetassen und der dazugehörigen Kaffeekanne auf dem Schreibtisch ab.  Dankend nahm Usagi die Tassen mit dampfend heißen Kaffee entgegen.  Frau Chiba hatte sich unterdessen an den Bediensteten gewandt. »Noguchi, bitte sagen Sie meinem Sohn, dass Bewerberin Nummer 3 eingetroffen ist und wir Ihn erwarten.« »Ich werde es ihm ausrichten, sobald er von seinem Meeting zurückkehrt, Mrs. Chiba.« erwiderte dieser höflich und reichte ihr ebenfalls eine Tasse Kaffee. Diskret trat er einen Schritt zurück und verbeugte sich, ehe er den Raum verließ. »Also, Miss Tsukino. Sie möchten sich also bei uns als Pflegefachkraft bewerben. Bitte erzählen Sie mir ein wenig von sich.« Frau Chiba lehnte sich ein wenig vor und betrachtete sie mit zusammengefalteten Händen eindringlich, »Wie verlief ihre Ausbildung? Was sind ihre Stärken und was ihre Schwächen? Und warum denken Sie, die richtige Besetzung für diese Stelle zu sein?« Usagi nickte, atmete kurz ein und wieder aus, bevor sie sich vornehmlich räusperte. »Wie Sie meinem Lebenslauf entnehmen können, Mrs. Chiba, bin ich 20 Jahre alt. Nachdem ich meine Schulische Ausbildung mit einem Notendurchschnitt von 2,3 beendet hatte, begann ich im Anschluss eine dreijährige Ausbildung in der Einrichtung Kimamorisya zur Altenpflegerin.«  Während Usagi von ihrem Lebensweg und den in ihren Augen wichtigsten Eckpunkten erzählte, besah sich Frau Chiba ihre Bewerbungsmappe. Interessiert horchte sie auf, als Usagi die Einrichtung erwähnte, in der sie ihre Ausbildung absolvierte. Laut ihrem Zeugnis und der dahinter befindlichen Einschätzung schloss sie diese sogar mit Bravur ab. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie die Unterschrift der Leiterin erkannte, die das Zeugnis und die Einschätzung ausgestellt hatte. War sie vorher noch skeptisch gegenüber der jungen Bewerberin, so veränderte sich dieser Zustand von Minute zu Minute mehr in Richtung Zuversicht. Dennoch wollte sie noch ein wenig mehr erfahren.   »Und Ihre Stärken und Schwächen, Miss Tsukino?«   Usagi blinzelte. Eine Selbsteinschätzung über ihre Stärken und Schwächen abzugeben, war in ihren Augen mit das Schwierigste und sie hatte sich ein wenig davor gefürchtet. Kurz überlegte sie und fing dann an als erstes ihre Schwächen aufzuzählen. »Meine allergrößte Schwäche ist wohl, das ich oft zu aufopferungsvoll bin. Ich stelle oft die Bedürfnisse anderer vor meine eigenen. Zudem kann ich auch sehr schlecht Nein sagen und ich rede manchmal zu viel. Niemand ist halt perfekt.«, gestand sie und bemerkte wie Frau Chiba irgendetwas auf einen Block notierte.  »Jedoch denke ich, dass es in meinem Job nicht zwingend eine Schwäche ist.«, fügte sie noch schnell an. Die Schwarzhaarige nickte und machte sich weiter Notizen.  »Und Ihre Stärken?« Abermals nickte Usagi kurz.  »Zu meinen Stärken zählen meine hohe Belastbarkeit, meine Zuverlässigkeit und Loyalität. Ich meine, gerade in diesem Beruf ist eine hohe Belastbarkeit und Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichsten Situationen und Patienten von großem Vorteil. Zudem kommt auch, das ich mir meiner verantwortungsvollen Aufgabe immer bewusst bin und deshalb versuche, sie stets Gewissenhaft auszuüben. Die Bedürfnisse der Menschen, die stetig Hilfe und Pflege benötigen, stehen hier nun einmal an erster Stelle. Daher sehe ich auch in meiner Schwäche eine gewisse Stärke.«           Zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Vorstellungsgesprächs schloss Frau Chiba die Bewerbungsmappe und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Miss Tsukino, ich muss wirklich sagen, dass sie mich bisher positiv überrascht haben. Nun würde ich Ihnen gern meine Mutter vorstellen. Jedoch muss ich sie vorwarnen. Als Parkinson-Patient ist sie zwar körperlich eingeschränkt, aber geistig noch auf voller Höhe. Sie wird genauso kritisch mit Ihnen umgehen wie ich.«  Usagi trat neben Frau Chiba in einen großen hellen Raum. Eine riesige Fensterfront offenbarte die Aussicht auf einen gepflegten Zen-Garten und das daneben befindliche Tee-Haus, was man über eine kleine Brücke erreichen konnte. Ihr Blick war jedoch auf das riesige Bett gerichtet, in dem eine ältere zierliche Frau lag. Die graumelierten Haare fielen ihr in das, von ihrer Krankheit gezeichnete, Gesicht, doch ihre Augen blicken klar und aufmerksam zu ihnen hinüber.  Frau Chiba trat an Usagi vorbei und kniete vor dem Bett auf einem kleinen Kissen nieder. »Okâsan, das ist Miss Tsukino. Sie ist unsere dritte Bewerbung und ich wollte sie dir direkt einmal vorstellen.« »Midori, wie viele dieser Bewerberinnen willst du mir eigentlich noch vor die Nase setzen? Bislang hat nicht eine davon etwas getaugt.«, erwiderte diese ruppig.  Ein plötzlicher Hustenanfall schüttelte den zierlichen Körper der alten Frau und Usagi eilte erschrocken herbei, um ihren Körper ein wenig zu stützen, während Midori Chiba abrupt aufgesprungen war, um nach einem Glas Wasser auf der kleinen Kommode zu greifen. »Sensei, bitte trinken Sie einen Schluck Wasser.«, erwiderte Usagi besorgt und hielt ihr das Glas Wasser hin, dass Midori Chiba ihr gereicht hatte. Aufmerksam beobachtete diese die Szene. Sie hatte sofort verstanden, dass sie hier die perfekte Gelegenheit bekam, zu sehen, wie Usagis Umgang mit Pflegebedürftigen war. Ihr neuerlicher Eindruck war mehr als hervorragend und sie befand das junge Mädchen bereits jetzt als geeignet. Sie hatte etwas Besonderes an sich und es würde ein Leichtes werden, dass sie auch noch ihre Mutter um den Finger wickelte. Einzig auf die Reaktion und das Urteil ihres Sohnes war sie gespannt. Kurz blickte sie auf ihre Uhr. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis er von seinem Meeting zurückkehrte. »Sie sollten sich in ihrem Zustand wirklich nicht zu sehr aufregen.«, behutsam strich sie der älteren Frau über den Rücken, während diese in kleinen Schlucken das Mineralwasser trank.  Yukiko Chiba nickte dankend und ließ sich mit Usagis Hilfe wieder zurück in ihre Kissen gleiten.  »Wie alt sind Sie, mein Kind?« »Ich bin 20 Jahre alt, Sensei.«, antworte sie und verlagerte ihr Gewicht, während sie vor dem Bett kniete und ihr Kleid glatt strich. Kurzzeitig schwelgte die Ältere in Erinnerungen. »Als ich 20 Jahre alt war, habe ich meinen verstorbenen Mann kennengelernt. Er war so ein herzensguter Mensch.«, sie hielt inne und blickte zu dem jungen Mädchen, »Sind Sie verheiratet?« Usagi schmunzelte kurz über die offensichtliche Neugierde.  »Nein, ich habe den Richtigen, also den Mann fürs Leben, noch nicht gefunden.« Ihr Kopf ruckte herum, als die Schiebetüren geöffnet wurden und sie eine tiefe Männerstimme vernahm. Sofort war sie aufgesprungen und hatte schnell ihr Kleid glatt gestrichen, um nun mit gesenktem Kopf neben dem Bett zu stehen. Neugierig aber auch wenig nervös versuchte sie aus dem Augenwinkeln ein Blick auf den Unbekannten zu erhaschen. Vermutlich handelte es sich um Mamoru Chiba, denn seine Mutter hatte ja während ihres Gesprächs nach ihm geschickt. »Noguchi sagte, dass du mich erwartest, okâsan?«, Mamoru war neben Midori Chiba getreten und küsste sie sachte auf die Wange. »Ja, das habe ich. Ich möchte dir gern unsere dritte Bewerberin Usagi Tsukino vorstellen.« Mamoru nickte mit einem kurzen Blick auf Usagi, wandte sich jedoch erst seiner Großmutter zu. Sein Anzug raschelte leise, als er in die Knie ging, um ihre Hand zu ergreifen: »Geht es dir gut, o-baa-san?« »Jetzt wieder, dank der sofortigen Hilfe der jungen Dame dort drüben.«, Yukiko zeigte lächelnd auf Usagi, die nun ein wenig den Kopf gehoben hatte. Ihre Augen weiteten sich, als sie erkannte, wer am Bett von Yukiko Chiba kniete und nun mit großen blauen Augen zu ihr hinaufblickte. Ein intensives Prickeln erfasste ihren gesamten Körper und ihre Knie wurden weich. Sie konnte es kaum glauben und musste mehrfach blinzeln.  Er war Mamoru Chiba?! Der schwarzhaarige junge Mann aus dem Geschäft, der sie schon von der ersten Sekunde an in seinen Bann gezogen hatte, war Mamoru Chiba!? Noch immer hatte sie seinen Blick vor Augen, den er ihr aus dem vorbeifahrenden Auto zugeworfen und von dem sie letzte Nacht sogar geträumt hatte.    Mamoru erhob sich langsam.  »Na, wenn das mal keine Überraschung ist...«, sagte er und strich seinen Anzug glatt. »Ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser?« Er war nun direkt an sie herangetreten.  »Darf ich noch einmal anmerken, dass Sie in dem Kleid wirklich hübsch aussehen?« Usagi blickte sekundenlang perplex auf seine Hand, die er ihr lächelnd entgegen hielt. »Äh, ja ... Ja, vielen Dank! Auch für Ihre Hilfe gestern.«, erwiderte sie schnell und ergriff seine Hand. Eine ungewohnte Wärme durchströmte sie und ließ ihren Blick für einen Sekundenbruchteil verschwimmen, als erneut eine Art Vision vor ihrem inneren Augen abspielte. »Ihr kennt euch bereits?«, fragte Midori Chiba sichtlich überrascht. Ruckartig blickten sowohl Usagi als auch Mamoru zu ihr hinüber.  »Kennen würde ich jetzt nicht unbedingt behaupten. Aber wir sind uns gestern rein zufällig in Shibuya in einem der Bekleidungsgeschäfte begegnet.«, entgegnete Mamoru, dem Usagis kurzzeitige geistige Abwesenheit nicht entgangen war. Ihre Atmung ging wie bereits am Tag zuvor stoßweise und doch hatte sie sich in diesem Moment deutlich schneller gefangen.  Das Handy von Midori Chiba summte leise. Entschuldigend wandte sie sich ab und zog die seitliche Schiebetür hinter sich zu, um ungestört telefonieren zu können. Mamoru nutzte die Abwesenheit seiner Mutter, um mit Usagi nach draußen auf die Terrasse zu gehen. »Kommen Sie, wir gehen nach draußen, damit meine Großmutter etwas Ruhe hat.« Sie waren auf der Terrasse mit Blick auf die kleine Brücke, die zum Tee-Haus führte, Sie stehen geblieben. »Und Sie sind unsere dritte Bewerberin, Miss Tsukino? Glauben Sie, dass sie dieser Aufgabe und der Belastung tatsächlich gewachsen sind?«, skeptisch hob Mamoru nun eine Augenbraue, als er die junge Frau neben sich näher betrachtete.  Entgeistert blickte sie seitlich zu ihm.  »Was? Natürlich bin ich dem gewachsen. Wie kommen Sie darauf?«, abrupt verstummte sie, als ihr die Situation im Geschäft einfiel, »Oh, Sie meinen wegen gestern Nachmittag?« Mamoru nickte: »Genau das meine ich. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber es hat doch den Eindruck hinterlassen, dass ...« Usagi fiel ihm ins Wort.  »Entschuldigen Sie, dass ich Sie hier unterbrechen muss. Aber es war ein einmaliger Vorfall, der lediglich darauf zurückzuführen ist, dass es doch sehr stickig in dem Geschäft war. Es geht mir gesundheitlich ansonsten hervorragend!«  Mit verschränkten Armen hatte sie sich zu ihm gedreht und blickte ihm entschlossen ins Gesicht. Schmunzelnd gab er sich vorerst geschlagen. Ihre direkte und auch ein wenig vorlaute Art gefiel ihm.  »Gut, beweisen Sie es in ihrer Probezeit!« »Wie? Probezeit? Heißt das etwa ...?«, sie stockte, denn beinahe hätte sie ihn in ihrer überschwänglichen Art vor Freude umarmt. Kapitel 5: A fragrance of Vanilla - Peach ----------------------------------------- ___________________-`♔´-___________________ Schmunzelnd gab er sich vorerst geschlagen. Ihre direkte und auch ein wenig vorlaute Art gefiel ihm.  »Gut, beweisen Sie es in ihrer Probezeit!« »Wie? Probezeit? Heißt das etwa ...«, sie stockte, denn beinahe hätte sie ihn in ihrer überschwänglichen Art vor Freude umarmt.  Peinlich berührt, wandte sie sich zur Seite und biss sich auf die Unterlippe. Fast hätte sie diesen umwerfenden jungen Mann umarmt...  »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, hakte er irritiert nach, als er ihren plötzlichen Stimmungsumschwung bemerkte.  Noch immer leicht verlegen nickte Usagi. »Ähm, ja natürlich entschuldigen Sie, ich wollte nicht...« Abrupt wurde sie durch das Klingeln seines Handys unterbrochen.  Mamoru lächelte entschuldigend und zog aus der Innentasche seines Jacketts sein Blackberry hervor. Kurz blickte er auf das Display und rollte genervt mit den Augen.  »Entschuldigen Sie, Miss Tsukino, aber da muss ich leider ran gehen.«  Usagi nickte verstehend. »Ich werde mich dann solange ein wenig im Garten umsehen, wenn das für Sie in Ordnung ist!?«  »Natürlich, gehen Sie nur. Sobald ich fertig bin, werde ich Sie rufen.«, erwiderte er und nahm das Gespräch entgegen. »Natsumi?... Ja...«, hörte sie ihn noch sagen, bevor sie sich auf den Weg in Richtung der kleinen Brücke machte, die ihr schon, als sie die Terrasse betreten hatten, ins Auge gestochen war. Mit kleinen aber schnellen Schritten hatte sie etwas Distanz zwischen sich und ihn gebracht. Usagi wollte keineswegs noch mehr von dem Gespräch zwischen dem Schwarzhaarigen und dieser unsympathischen Frau mitbekommen. Er löste in ihr gerade Gefühle aus, die sie nicht verstand.  Ebenso wenig konnte sie es sich erklären, warum es ihr einen kleinen Stich versetzt hatte, als Mamoru Chiba den Namen Natsumi erwähnte.  Über ihre eigenen Gefühle irritiert, riskierte sie einen kurzen Blick zu Mamoru hinüber. War sie etwa eifersüchtig? War es das? Verwirrt schüttelte sie daraufhin ihren Kopf. Das war absurd. Völlig abwegig. Sie kannte diesen Mann ja noch nicht einmal richtig.  Und dennoch war da tief in ihrem Inneren dieses sonderbare Gefühl, dass sie seit ihrem ersten Aufeinandertreffen in seiner Nähe verspürte. Ein Gefühl, dass sie irgendetwas mit ihm verband. Etwas, das viel tiefer ging, als sie es gerade vielleicht ahnte. Seufzend blickte sie hinauf in den blauen Himmel. Hinauf zu den kleinen Schäfchenwolken, die quer über den Himmel zogen und am Horizont verschwanden. Blinzelte, als die Sonnenstrahlen ihr Gesicht kitzelten und sie leicht die Nase kräuselte. Kurz schloss sie die Augen und lauschte dem seichten Plätschern des Wassers. Vernahm das leise Rauschen der Bäume und Sträucher, die sie umgaben. Und dann drang erneut seine tiefe Stimme an ihr Ohr... [...] Still hatte Mamoru Natsumis Erzählungen gelauscht, während sein Blick auf die hellen Steinplatten unter seinen Füßen gerichtet war. Wieder redete sie ohne Punkt und Komma. Wieder ließ sie ihn kaum zu Wort kommen. Und wieder drehte sich alles nur um sie.  Er war es so leid. Und doch ließ er es immer wieder über sich ergehen. Warum eigentlich?  Seufzend wandte er sich um und schaute hinüber zur Brücke. Die Welt hörte auf, sich zu drehen und ihm stockte regelrecht der Atem, als sein Blick auf die blonde junge Frau fiel. Von der Sonne in ein warmes goldenes Licht gehüllt, stand sie da und blickte hinauf zum Himmel. Nur noch am Rande nahm er wahr, wie Natsumi ihn ansprach und etwas fragte.  »Was hältst du eigentlich davon, wenn wir heute Abend in dieses neue indische Restaurant in Shibuya gehen? Ich glaube, Priya Indian Restaurant hieß es.«  Doch er war außerstande ihr zu antworten, denn seine gesamte Aufmerksamkeit galt ausschließlich der jungen Frau auf der Brücke.  »Mamoru, hörst du mir überhaupt zu? Hallo? Ich rede mit dir!«, rief Natsumi empört. Etwas stimmte nicht, sie konnte es deutlich spüren.  »Wenn du nicht sofort etwas sagst, dann...«  Abrupt unterbrach Mamoru sie. »Natsumi? Bitte entschuldige. Ich rufe dich später zurück.«, sagte er und legte auf. Noch immer konnte er kaum den Blick von Usagi nehmen. Was hatte sie nur an sich, das ihn so sehr zu ihr hinzog?  Wie von selbst trugen ihn seine Füße hinüber zu der kleinen Brücke. Geradewegs zu der jungen Frau die ihm nun ihr Gesicht zuwandte, als sie sein Kommen aus dem Augenwinkel bemerkte. Zaghaft lächelte sie ihm entgegen.  »Tut mir leid. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass sie schon fertig mit telefonieren sind und nach mir gerufen haben.«, entgegnete sie.  Doch Mamoru schüttelte sofort mit dem Kopf. »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich bin auch ohne ein Wort direkt hergelaufen, nachdem ich das Telefonat beendet hatte.« Usagi nickte verstehend und ließ ihren Blick einen Moment lang übers Wasser schweifen.  »Ich glaube ja, dass, selbst wenn Sie nach mir gerufen hätten, ich es gar nicht wahrgenommen hätte.«, gestand sie ihm, ohne den Blick vom Wasser abzuwenden. Verschwommen konnte sie die Umrisse ihrer Spiegelbilder auf der Wasseroberfläche erkennen. Erkannte, dass er sie von der Seite intensiv musterte.  Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und wandte ihm ihr Gesicht zu. Große strahlend blaue Augen blickten Mamoru nun entgegen und ihm wurde schlagartig warm ums Herz. Verzweifelt überlegte er, was er ihr sagen könnte. Doch er war wie von Sinnen... Nie zuvor hatte ein Frau solch eine Wirkung auf ihn gehabt. Hatte ihn so sehr verzaubert, wie sie es gerade tat. Und noch immer blickte sie ihn an. Erwartungsvoll. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, als ein Windstoß durch ihre Haare fuhr und ihm ihren himmlischen Duft in die Nase wehte.  Einzelne Strähnen waren ihr dabei ins Gesicht gefallen und sie schob sie sich vorsichtig aus dem Gesicht. Kaum den Blick von ihr nehmend, kam Mamoru nicht umhin zu denken, dass er ihr die goldblonden Strähnen gern aus dem Gesicht gestrichen und dabei sanft ihre rosigen Wangen berührte hätte. »Mamoru? Entschuldige, aber das Telefonat hat leider etwas länger gedauert.«  Lächelnd kam Midori Chiba über den kleinen Kiesweg auf sie zugelaufen.  »Ich denke, wir haben unsere neue Pflegekraft gefunden.«, ließ sie fröhlich verlauten. Warum ausgerechnet jetzt? Warum musste seine Mutter genau im falschen Moment auftauchen? Viel lieber hätte er noch weiter hier gestanden und die herrliche Ruhe an der Seite dieser faszinierenden jungen Frau genossen. Seufzend drehte Mamoru sich zu seiner Mutter.  Fragend zog Midori eine Augenbraue in die Höhe, als sie das Seufzen ihres Sohnes vernahm. Irritiert warf sie einen kurzen Blick zu Usagi hinüber, bevor sie sich wieder ihrem Sohn widmete. »Alles in Ordnung, Mamoru?« »Natürlich Mutter. Mir ist eben nur wieder eingefallen, dass ich dringend jemanden zurückrufen müsste. Ihr entschuldigt mich bitte kurz?! Bin auch gleich wieder zurück.«, lächelte er entschuldigend, als ihm wieder einfiel, dass er Natsumi ja einfach so weggedrückt hatte.  Zum einen musste er sich bei ihr entschuldigen, sonst würde Natsumi ihm in den nächsten Tagen wohl die Hölle heiß machen. Und zum anderen brauchte er gerade dringend ein paar Minuten für sich, um wieder zu klarem Verstand zu kommen.    Midori griff nach seinem Arm, um ihn kurz zurückzuhalten, als er sich bereits abwenden und ins Haus gehen wollte.  »Sagst du bitte Noguchi vorher Bescheid, dass wir den Tee und den Kaffee jetzt gerne am Teehaus einnehmen würden?«  »Natürlich, okâsan.«  Mit einem Nicken drehte er sich von ihr weg, als sein Blick erneut Usagi streifte, die ihn mit unverhohlener Neugier musterte.  Erschrocken blickte sie ihm nun direkt in die Augen und erstarrte. Auf frischer Tat ertappt! Verlegen und mit geröteten Wangen wandte sie das Gesicht von ihm ab. Sie hatte sich tatsächlich einen Augenblick ihrer Tagträumerei hingegeben. Leise lachte er auf.  »Wie gesagt, ich bin gleich wieder da...«, murmelte er schmunzelnd in Richtung der Blondine und erhaschte noch einen kurzen Seitenblick von ihr. Midori blickte ihrem Sohn stirnrunzelnd hinterher. Hatte sie sich gerade getäuscht oder hatte er dieser jungen Frau tatsächlich gerade einen vielsagenden Blick zugeworfen? Ebenso war ihr sein leises Lachen nicht entgangen.  Kurz räusperte sie sich, als sie sah, dass Usagi ihrem Sohn hinterher blickte.  »Er ist verlobt, Miss Tsukino. Machen Sie sich bitte keine falschen Hoffnungen.«  »Oh, ähm ... Nein, bitte entschuldigen Sie, Mrs. Chiba. Ich wollte keineswegs den Eindruck erwecken, dass ich ihrem Sohn hinterher schmachte.«, erwiderte Usagi schnell und zog peinlich berührt die Schultern ein wenig ein. Es war ihr unangenehm, dass sie erst von Mamoru Chiba dabei erwischt wurde, wie sie ihn neugierig gemustert hatte und nun sogar seine Mutter sie darauf ansprach.  »Machen Sie sich keine Gedanken, sie wären nicht die Erste. Es ist mir durchaus bewusst, was mein Sohn für eine Wirkung auf andere Frauen hat. Aber es hat ihn nie sonderlich interessiert. Umso erleichterter bin ich, dass er endlich die Frau fürs Leben gefunden zu haben scheint. Sie werden Natsumi bei Gelegenheit sicher auch noch kennenlernen.« Unweigerlich zuckte Usagi erneut bei diesem Namen zusammen.  »Ich hatte bereits das Vergnügen...«, murmelte sie und blickte hinunter auf den Boden. Sie konnte ja schlecht vor Mrs. Chiba sagen, was für einen ersten Eindruck diese scheußliche Frau bei ihr hinterlassen hatte. Mamoru hatte sich unterdessen in die Küche des Hauses zurückgezogen, wo er Noguchi vermutete. Dieser war gerade dabei, den Teller seines Mittagessens vom Küchentisch abzuräumen.  »Noguchi, schön, dass ich Sie hier antreffe.«  Abrupt stellte der Angesprochene seinen Teller wieder ab und deutete leicht eine Verbeugung an:  »Mister Chiba, was kann ich für Sie tun?« Mamoru schmunzelte. Wie oft hatte er ihm schon gesagt, dass er sich vor ihm nicht zu verbeugen brauchte?   »Alter Freund, du kannst es einfach nicht lassen, oder?«, grinsend legte er eine Hand auf dessen Schulter ab, »Wie dem auch sei. Meine Mutter würde jetzt gerne den Tee und Kaffee direkt am Teehaus einnehmen.«  »Natürlich Sir, ich werde mich sofort auf den Weg machen.«, erwiderte Noguchi und machte sich daran, alles vorzubereiten.  Gerade als er sich auf den Weg zum Teehaus machen wollte, hielt Mamoru ihn kurz zurück.  »Noguchi kann es sein, dass es hier nach Vanille duftet?« »In der Tat! Eure Mutter hat heute in der Früh Vanilletörtchen gebacken.«, nickte dieser und deutete mit dem Kopf in Richtung Fensterbank.  Einen ähnlich süßen Duft hatte Mamoru bei der Blondine wahrgenommen, als der Wind ihr durch die Haare gefahren war, während sie auf der Brücke gestanden hatten. Es war definitiv eine Mischung aus Vanille und etwas Fruchtigem gewesen. Hm... Pfirsich, womöglich!? Ja, er war sich fast sicher - Sie hatte nach Pfirsich und Vanille geduftet und es hatte regelrecht seine Sinne vernebelt.  Der köstliche Duft begleitete ihn bis in sein Arbeitszimmer.  Bevor er an seinen Schreibtisch ging, warf er einen kurzen Blick aus dem Fenster, direkt hinüber zum Teehaus. Keine Bäume oder andere Hindernisse die ihm den Blick versperrten. Keine störende Person die ihn mit irgendwelchen Belanglosigkeiten nervte. Nein, er konnte einfach ungestört nach draußen schauen und die beiden Frauen beobachten. Sekundenlang schaute er zu der blonden jungen Frau, die neben seiner Mutter saß und ihr aufmerksam zuhörte. Wieder überlegte er, was sie bloß an sich hatte, dass ihn so sehr in ihren Bann gezogen hatte.  Seufzend ließ er sich auf seinem schwarzen Bürosessel nieder und machte sich daran, den bereits vorgefertigten Blanko-Arbeitsvertrag mit den Daten zu befüllen, die er der Bewerbungsmappe von Usagi Tsukino entnehmen konnte: Name, Vorname, Adresse, Geburtsdatum ... Gedanklich vermerkte er ihren Geburtstag am 30. Juni in seinem Kalender. Sie war also Krebs vom Sternzeichen her, dachte er sich und drückte dabei auf die die Druck-Taste seines Laptops.  Surrend begann der daneben befindliche Drucker mehrere Seiten weißes Papier einzuziehen und zu bedrucken, ehe das bedruckte 5 Seiten umfassende Dokument nach und nach auf der anderen Seite wieder raus kam.  Währenddessen hatte Mamoru erneut nach seinem Blackberry gegriffen und rief die Protokolle der letzten Anrufe auf. Wählte den Eintrag von Natsumi. Er musste sie unbedingt zurückrufen, um nicht erneut ihren Unmut auf sich zu ziehen. Es klingelte und klingelte und klingelte, doch sie nahm nicht ab. Stirnrunzelnd legte er auf, nachdem die Mailbox angesprungen war. Das war definitiv untypisch für Natsumi, nicht an ihr Handy zugehen und so tippte er schnell eine SMS. Von: Mamoru  An: Natsumi  Zeit: 13:45 Uhr     Habe dich nicht erreichen können. Melde dich, sobald du kannst. Mamoru   Mit einem etwas mulmigen Gefühl steckte er anschließend sein Handy zurück in sein Jackett und griff dann nach dem Arbeitsvertrag. Als sein Blick dabei die Uhr an seinem Handgelenk streifte, wurde ihm bewusst, dass es langsam an der Zeit wurde, zurück zu kehren. Seine Mutter würde schließlich nicht ewig warten wollen. Und ebenso wollte er wieder zurück zu ihr. Warum und wieso konnte er sich jedoch nicht so recht erklären. Es war einfach unbestreitbar, dass er sich auf Anhieb wohl bei ihr gefühlt hatte. Sein schlechtes Gewissen machte ihm bei diesem Gedanken aber sofort einen Strich durch die Rechnung, als er wieder an Natsumi dachte. Noch einmal blickte er auf sein Blackberry, ob sie vielleicht auf seine SMS reagiert hatte... Nichts. Sein Handy blieb stumm. Mit dem Arbeitsvertrag in der Hand lief er wieder hinaus zum Teehaus, wo er schon sehnsüchtig von seiner Mutter erwartet wurde. »Mamoru! Da bist du ja endlich. Was hat denn so lange gedauert?«, fragte Midori ihren Sohn mit einem strengem Blick. Doch er ließ sich davon nicht beeindrucken und ließ sich an dem unterdessen gedeckten Tisch, auf das weiche Kissen fallen. »Entschuldige bitte. Aber ich habe direkt alle nötigen Angaben im Arbeitsvertrag ergänzt, damit Miss Tsukino ihn direkt unterschreiben kann.« »Gut, dann scheinen wir uns also einig zu sein.«, nickte Medori als sie den Arbeitsvertrag kurz überflogen hatte. »Ja! Allerdings habe ich mir erlaubt die Probezeit von 3 auf 4 Monate zu erhöhen. Ich hoffe, das ist für Sie in Ordnung, Miss Tsukino?«, richtete Mamoru seine Frage direkt an Usagi.  »Sicher, das geht schon in Ordnung. Trotzdem würde ich gerne wenn es Ihnen nichts ausmacht, kurz einen Blick in den Vertrag werfen.«, lächelte Usagi ihn an, als sie bemerkte, dass er keine Anstalten machte ihn ihr zu überreichen.   Überrascht sah Mamoru sie an und blickte dann auf die Hand, in der er den Vertrag hielt. Sie hatte recht. Wo war er nur wieder mit seinen Gedanken gewesen? Seufzend stellte er fest, dass ihre unendlich schönen hellblauen Augen daran schuld gewesen waren, dass er für einen Moment lang alles um sich herum ausgeblendet hatte. Mal wieder. Kaum wahrnehmbar, schüttelte er seinen Kopf und überreichte ihr mit einem entschuldigenden Blick den Vertrag. »Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Sie haben natürlich recht.« Usagi nahm das Dokument entgegen, schob sich kurz eine verirrte Haarsträhne hinter die Ohren und besah sich dann den Vertrag näher. Soweit sie es beurteilen konnte, hatte alles seine Richtigkeit. Nur beim dem, was sie von nun an verdienen würde, war sie ein wenig überrascht. Sie hätte eigentlich mit weniger gerechnet und war drauf und dran laut los zu jubeln, als sie ihren Bruttolohn las. Sie riskierte einen kurzen Blick über den Rand des Vertrages. Sowohl Midori also auch Mamoru Chiba blickten ihr aufmerksam entgegen und sie grinste in sich hinein. Was für ein Glücksgriff. Scheinbar meinte es die Shichi Fukujin wohl ausnahmsweise gut mit ihr.  Rundum zufrieden legte sie den Arbeitsvertrag auf dem Tisch ab, nachdem sie fertig gelesen hatte. Noch ehe sie etwas sagen konnte, reichte Mamoru Chiba ihr seinen schwarzen Füllfederhalter. Ihre Hände berührten sich dabei leicht und sie blickte ihm überrascht in die Augen.  »Als wenn ich es geahnt hätte...«, rief eine schrille Frauenstimme und Usagi sah aus dem Augenwinkel eine Dunkelhaarige Frau auf sie zustürmen. Kapitel 6: Threatening words ---------------------------- ___________________-`♔´-___________________ »Als wenn ich es geahnt hätte...«, rief eine schrille Frauenstimme und Usagi sah aus dem Augenwinkel eine dunkelhaarige Frau auf sich zu stürmen. Erschrocken zuckte sie leicht zusammen und entzog sich dem Blick von Mamoru, als sie erkannte, wer die Frau vor ihnen war.  »Natsumi?«, überrascht schaute Mamoru zu seiner Verlobten hinüber.  »Ja ich! Und ich will jetzt sofort eine Erklärung von dir, was hier los ist!«, forderte sie und Mamoru erkannte sofort, dass Natsumi auf ihn wütend zu sein schien.  Abrupt sprang er von seinem Platz auf und stellte sich ihr direkt in den Weg.  »Dann erkläre du mir bitte vorher, warum du nicht auf meinen Anruf und die SMS die ich dir geschrieben habe, reagiert hast?«   Mit verschränkten Armen stand er ihr gegenüber.  »Ja, es tut mir leid, aber nachdem du mich einfach so weggedrückt hast, bin ich sofort hierher gefahren. Weißt du, ich hatte gleich so ein ungutes Gefühl und jetzt kenne ich auch den Grund dafür!«  Während sie die letzten Worte sprach, sah sie an Mamoru vorbei und direkt zu Usagi hinüber. Verwirrt erwiderte Usagi kurz Natsumis Blick, der sie regelrecht zu durchbohren schien. Verachtend. Kühl. Ja, geradezu tödlich. Usagi war sich in dem Moment sicher, dass, wenn Blicke wirklich töten konnten, sie wahrscheinlich längst nicht mehr unter den Lebenden weilen würde. Aber wieso eigentlich? Wieso sah die Frau sie so an? Was in aller Welt hatte sie ihr getan? Was hatte sie verbrochen, dass diese Frau sie mit derartig unverhohlener Verachtung strafte? Usagi fiel absolut kein Grund ein. Zumal sie diese Frau gestern zum allerersten mal gesehen hatte und auch da war sie ihr gegenüber schon so herablassend aufgetreten. Usagi kam nicht umhin zu denken, dass ihr diese Natsumi Angst machte.    »Mamoru? Vielleicht solltet ihr eure Differenzen anderweitig klären oder gar gänzlich verschieben. Wie du weißt, haben wir noch einiges mit Miss Tsukino zu besprechen. Desweiteren bekommen wir gleich auch noch Besuch.«, unterbrach Midori Chiba konsequent das Gespräch ihres Sohnes.  Mamoru wusste auf Anhieb, dass sie keinerlei Widerworte duldete. Leicht nickte er ihr zu und blickte dann kurz wütend zu Natsumi hinab, bevor er sich wieder seiner Mutter zu wandte.  »Natürlich okâsan. Ihr entschuldigt uns kurz?!«  Ohne eine Antwort abwartend, packte er Natsumi am Handgelenk und zog sie über den Kiesweg Richtung Terrasse. »Hast du überhaupt eine Ahnung, in was du hier gerade herein geplatzt bist? Nicht nur, dass du gerade die Unterzeichnung des Arbeitsvertrages verzögerst. Nein, du bringst uns mit der aufbrausenden und selbstgefälligen Art auch immer wieder in Verlegenheit.«  Noch immer hielt Mamoru Natsumis Handgelenk fest umschlossen.  Überrascht über seinen heftigen Wutausbruch, stand diese kurz wie erstarrt vor ihm. Doch keine Sekunde später hatte sie sich wieder gefangen und riss sich von ihm los.  »Ich glaub das jetzt einfach nicht! Wie kannst du es wagen, mich so anzufahren und mir dann auch noch seelenruhig erzählen, das dieses blonde Weibsbild demnächst für euch arbeitet?!«, schrie Natsumi ihn an und baute sich drohend vor ihm auf.  Verwirrt schüttelte Mamoru seinen Kopf. »Was soll das Natsumi? Was hat denn jetzt Miss Tsukino mit der ganzen Sache zu tun?«  »Was das soll? ...«, hysterisch lachte Natsumi auf.  »Du willst wirklich wissen, was das soll und was dieses Blondchen mit dem Ganzen hier zu tun hat?«  Dabei zeigte sie unmissverständlich in Richtung Teehaus, direkt auf Usagi.  Nicht verstehend, bejahte Mamoru ihre Frage nickend.  »Willst du mich etwa für dumm verkaufen, Chiba? Ich habe genau gesehen, wie du mit dieser missratenen Person geflirtet hast. Wie sie dir schöne Augen machte. Sowohl gestern im Bekleidungsgeschäft als auch eben. Sie war doch sicher auch der Grund, weswegen du mich vorhin einfach so weggedrückt hast, hab ich recht?« Mamoru schluckte. Natsumi hatte Recht. Die junge Frau war wahrhaftig der Grund dafür gewesen, dass er sie so abgewürgt hatte. Verzweifelt versuchte er sich eine Ausrede einfallen zu lassen. Doch bevor er überhaupt dazu kam, es ihr zu erklären, näherte sich Natsumi ihm und drückte mit dem Zeigefinger schmerzhaft auf seine Brust.  »Jetzt hör mir mal zu mein Lieber! Ich warne dich! Noch ein einziger falscher Blick zu diesem Blondchen und ich werde dafür sorgen, dass du deine Stelle als Oberarzt vergessen kannst und sämtliche Geschäftsbeziehungen zu der Firma deiner Familie eingestellt werden!« Geschockt über ihre Worte, wich Mamoru abrupt einen Schritt vor ihr zurück. Er glaubte einfach nicht, was sie da gerade tat und gesagt hatte. Das war doch nicht wirklich ihr Ernst?  »Du drohst mir doch jetzt nicht allen ernstes, oder? Das bist doch nicht du, Natsumi!«  »Drohen? Nein, nicht doch. Wie kommst du nur auf so etwas?«, süffisant schnalzte sie mit der Zunge und besah sich einen Moment lang ihre rot lackierten Fingernägel, bevor sie mit zuckersüßer Miene wieder zu ihm auf sah. Nah stellte sie sich an ihn heran. Strich ihm zart über die Wange. »Sehe es als gut gemeinten Rat meinerseits an, der dich davor bewahrt einen riesigen Fehler zu begehen, den du hinterher bitter bereuen könntest.«, zwinkerte sie.  »Also überlege es dir gut!«, fügte sie an, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und legte flüchtig ihre Lippen auf die seinen, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und das Anwesen verließ. Perplex sah Mamoru ihr nach. Wer in Gottes Namen war das? In seinen Augen war das definitiv nicht Natsumi gewesen. Seine Verlobte.  Die Frau, die er eigentlich bisher zu kennen glaubte. Was zum Teufel war nur in sie gefahren?  Je länger er darüber nachdachte, desto verwirrender wurde das Ganze. Ja er wusste, dass sie eifersüchtig war. War sie es doch eigentlich schon immer ein wenig gewesen... Aber so extrem? Er kam nicht umhin festzustellen, dass das eigentlich schon krankhaft von ihrer Seite her war. Zumal diese Eifersucht in seinen Augen völlig unbegründet war. Oder etwa nicht?  Er seufzte. Das alles brachte doch nichts, denn er hatte gerade ein ganz anderes Problem. Natsumis Drohung. Er wusste nur allzu gut, dass sie es vollkommen ernst meinte. Die Erkenntnis, dass Natsumi ihn definitiv in der Hand hatte, kam ihm, als er mit den Händen in den Hosentaschen zum Teehaus zurück lief. Er konnte es sich, bei dem was hier alles auf dem Spiel stand, einfach nicht leisten, einer Fehler zu machen. Mit hochgezogener Augenbraue blickte Midori Chiba zu ihrem Sohn, als dieser ohne Natsumi zurückkehrte. Auch sein verbissener Gesichtsausdruck entging ihr dabei nicht, sie wollte aber nicht weiter nachhaken.  Kurz nickte Mamoru den beiden Frauen zu, als er wieder Platz nahm und sich an Usagi wandte, ohne sie dabei jedoch direkt anzuschauen.  »Ich denke, wir sind uns über alles einig geworden. Oder haben Sie noch Anmerkungen oder Fragen, Miss Tsukino?«  »Nein, es ist alles nach meinen Vorstellungen.«, antwortete sie und schob ihm den unterschriebenen Arbeitsvertrag zu. Täuschte sie sich oder vermied er plötzlich den Blickkontakt mit ihr? Der Streit zwischen ihm und dieser Natsumi kam ihr wieder in den Sinn. Vermutlich hatte sie ihm eine ordentliche Szene gemacht. Aber warum? Was hatte diese Frau nur gegen sie? »Ich habe Miss Tsukino bereits über die Arbeitszeiten aufgeklärt; und dass wir sie gern in den ersten zwei Wochen rund um die Uhr hier hätten, damit sie sich schneller mit allem zurecht findet und sich vor allem o-baa-san an sie gewöhnt.«, erklärte Midori Chiba ihrem Sohn, der verstehend nickte.  Unruhig rutschte Usagi hin und her. Es wäre das erste mal, dass sie für längere Zeit von daheim weg war.  »Die nötigsten Dinge werde ich dann später direkt von zu Hause holen.«, sagte sie und beobachtete, wie sowohl Mamoru als auch Midori Chiba den Arbeitsvertrag unterzeichneten.  »Ich denke, Sie werden nicht viel benötigen. Aber ich werde Ihnen dennoch unseren Fahrer zur Verfügung stellen.«, erwiderte Mamoru und blickte mit undurchsichtiger Miene zu ihr, als er ihr ihr Exemplar des Arbeitsvertrages zurück schob.  »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mister Chiba. Aber bitte machen Sie sich keine Umstände. Ich werde mir einfach ein Taxi nehmen.«  »Keine Widerrede, Miss Tsukino.«, fuhr er sie in einem herrischen Ton an. Usagi hatte automatisch den Kopf ein wenig eingezogen. Vielleicht war es besser, ihm nicht zu widersprechen und sein Angebot abzulehnen.  Doch ihr loses Mundwerk war mal wieder schneller als ihr Gehirn.  »Hören sie Mister Chiba, ich weiß zwar nicht welche Laus Ihnen über die Leber gelaufen ist, aber ich entscheide immer noch selbst. Das heißt, ich werde mir jetzt ein Taxi rufen, ob Sie es wollen oder nicht. Und wie bereits erwähnt, es sind nur ein paar Kleinigkeiten, die ich von zu Hause benötige.« Kurz herrschte eine bedrückende Stille im Teehaus und Midori Chiba blickte völlig perplex zwischen den beiden hin und her, bis sie laut anfing zu lachen. Peinlich berührt liefen beiden abrupt rot an, wobei Usagi ihren Kopf sofort gen Boden neigte. Warum in Gottes Namen konnte sie nicht auch einmal ihre Klappe halten? »Du hast sie gehört, mein Sohn. Es sind nur ein paar Kleinigkeiten. Außerdem kann sie uns ja immer noch Bescheid geben, falls sie doch noch Hilfe benötigen sollte. Ein Anruf genügt.«, wies Midori ihren Sohn zwinkernd daraufhin, dass er absolut keine Chance hatte, die junge Frau von ihrem Vorhaben abzubringen. Mamoru knirschte kaum hörbar mit den Zähnen. Noch nie hatte es jemand gewagt, ihm so zu widersprechen. Vor allem hatte es die junge Frau auch noch gewagt, ihn vor seiner Mutter lächerlich zu machen. Er schwor sich, dass sie das, was sie ihm gerade gegen den Kopf geworfen hatte, noch bereuen würde. Er wusste auch schon genau, wie er das anstellen würde. Er würde ihr schon noch beweisen, das sie Hilfe bräuchte. In welcher Form auch immer. »Also gut. Ich gebe mich geschlagen. Vorerst!«, grinste Mamoru spitzbübisch und erhaschte dadurch einen fragenden Blick seitens seiner Mutter. Doch bevor sie darauf eingehen konnte, kam Noguchi auf sie zu gelaufen.  »Mrs. Chiba, Madam Sayoko Kato ist soeben eingetroffen.« Sofort wurde Usagi hellhörig, als sie den Namen ihrer ehemaligen Ausbilderin und der Leiterin der Pflegeeinrichtung Kimamorisya, vernahm. »Meine Ausbilderin ist bei Ihnen zu Besuch?«, fragte sie ungläubig. »Ja, ich habe vorhin kurz mit ihr telefoniert und als sie hörte, dass Sie hier anfangen wollen, war sie ganz begeistert und hat es sich nicht nehmen lassen, vorbei schauen zu wollen.«, sagte Midori schmunzelnd und erhob sich, um den Besuch in Empfang zu nehmen. Usagi blickte ihr überrascht hinterher, um dann selbst aufzustehen. Kurz warf sie einen Blick zu Mamoru Chiba, der sich nun ebenfalls erhoben hatte und sie von oben herab betrachtete. Sein Blick verhieß jedoch nichts Gutes, dem war sich Usagi sicher und so lief sie schnell Midori Chiba hinterher, ohne sich noch einmal umzudrehen. »Mrs. Chiba? Woher kennen Sie Mrs. Kato eigentlich?«, Usagi hatte die Schwarzhaarige kurz vor den Schiebetüren zu ihrem Büro eingeholt.  »Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Sayoko ist meine älteste und loyalste Freundin und ich lege sehr viel Wert auf ihre Meinung.« Frau Kato wartete bereits in der Eingangshalle, als sie eintraten.   »Sayoko, meine Teuerste.«, Midori lief auf die zierliche Frau zu, die sich freundlich lächelnd zu ihnen umgedreht hatte.  »Meine liebe Midori, es ist so schön, dich endlich mal wieder zu Gesicht zu bekommen.«, entgegnete Sayoko und zog ihre Freundin in eine herzliche Umarmung. Seit es im Familienunternehmen der Chibas zu einem Führungswechsel der CEO's gekommen war, hatten sie sich nicht mehr gesehen. Schuldbewusst nickte Midori nun.  »Ja, es ist schon wieder viel zu lange her. Aber jetzt wird sich einiges ändern, nachdem Mamoru seit kurzem stellvertretender CEO ist. Und außerdem haben wir ja nun auch noch anderweitig tatkräftige Unterstützung bekommen.《 »Hallo Usagi. Es ist mir eine große Freude, dich wiederzusehen. Und es ehrt mich natürlich indirekt, dass du ausgerechnet bei meiner ach so kritischen Midori anfangen wirst. Jedenfalls wünsche ich dir ganz viel Glück und Erfolg bei deiner neuen Aufgabe. Ich bin mir sicher, du wirst alles wunderbar meistern, denn das hast du ja bereits in deiner Ausbildung getan.«  Usagi verbeugte sich dankend. »Vielen Dank, Mrs. Kato. Es hat mich auch sehr gefreut, Sie wiederzusehen, aber leider muss ich mich jetzt auch schon wieder von Ihnen verabschieden, da ich zu Hause noch einiges zu klären habe.« Bereits in ein angeregtes Gespräch vertieft, wandten sich die beiden älteren Frauen ab, nachdem Usagi sich entschuldigt und verabschiedet hatte. Es war an der Zeit nach Hause zu fahren, um die nötigsten Sachen zu packen und noch vor der Abenddämmerung wieder hier zu sein. Immerhin musste sie auch noch ihren Eltern Bescheid geben. Diese würden sicherlich aus allen Wolken fallen, wenn sie ihnen berichtete, dass sie bereits den Arbeitsvertrag in der Tasche hatte. In ihrer Handtasche nach ihrem Handy suchend, trat sie nach draußen in die Auffahrt. Leise fluchend schob sie die Taschentücher, das Portemonnaie und andere Dinge beiseite, doch ... Moment! Sie stockte, als sie im Augenwinkel einen schwarzen glänzenden Sportwagen ausmachte.  »Das kann doch nicht wahr sein...«, murmelte sie und ließ ihre Tasche sinken. Vor dem Auto stand doch tatsächlich Mamoru Chiba. Lässig an den Wagen gelehnt und mit den Händen in den Hosentaschen vergraben, blickte er mit undurchdringlicher Miene zu ihr hinüber. Wartete er etwa auf sie? Kommentarlos öffnete Mamoru ihr die Beifahrertür. Sein Blick war eindringlich und ihr wurde bewusst, dass er definitiv keine Widerworte duldete. Usagi verdrehte bewusst die Augen und seufzte, als sie auf ihn zuging. »Bilden Sie sich bloß nichts drauf ein.«, grummelte sie und entlockte ihm damit ein breites Grinsen. »Worauf? Das Sie nun doch das machen, was ich von Ihnen verlange?«, lachte er und schloss die Tür, als Usagi eingestiegen war. Zufrieden atmete er aus, als er um seinen Sportwagen herumging und an ihre endlos langen Beine dachte, die er gerade noch einmal ausgiebig in Augenschein nehmen konnte. Kapitel 7: You drive me crazy Part I ------------------------------------ ___________________-`♔´-___________________ Kommentarlos öffnete Mamoru ihr die Beifahrertür. Sein Blick war eindringlich und ihr wurde bewusst, dass er definitiv keine Widerworte duldete. Usagi verdrehte bewusst die Augen und seufzte, als sie auf ihn zuging. »Bilden Sie sich bloß nichts darauf ein.«, grummelte sie und entlockte ihm damit ein breites Grinsen. »Worauf? Das Sie nun doch das machen, was ich von Ihnen verlange?«, lachte er und schloss die Tür, als Usagi eingestiegen war. Zufrieden atmete er aus, als er um seinen Sportwagen herumging und an ihre endlos langen Beine dachte, die er gerade noch einmal ausgiebig in Augenschein nehmen konnte. Sie war wirklich ausgesprochen hübsch, dass musste er zugeben. Jedoch reizte ihn vielmehr ihre Widerspenstigkeit und ihr loses Mundwerk.  Schnell tippte er ihre Adresse in seinem eingebauten Navi ein und manövrierte dann den Wagen gekonnt aus der Einfahrt. »Woher kennen Sie denn bitte meine Adresse?«, fragte Usagi und musterte ihn stirnrunzelnd von der Seite.  »Erstens habe ich ihre Bewerbungsunterlagen ausführlich gelesen. Und zweitens musste ich Ihre Anschrift auch im Arbeitsvertrag angeben. Ist es da so verwunderlich, dass ich sie mir gemerkt habe?«, entgegnete Mamoru, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Natürlich entging ihm nicht ihr musternder Seitenblick. Eine unangenehme Stille hatte sich im Auto ausgebreitet und Usagi saß zähneknirschend und mit verschränkten Armen auf dem Beifahrersitz und blickte aus dem Fenster. Warum bloß verhielt er sich plötzlich wie ein aufgeblasener, arroganter und von sich selbst überzeugter Schnösel? Dabei hatte sie doch gestern im Bekleidungsgeschäft und auch vorhin noch einen ganz anderen Eindruck von ihm gewonnen.  Sie seufzte und nestelte ihr Handy aus ihrer Handtasche, um es wieder einzuschalten. Fast hätte sie es verdrängt, dass sie ja Naru direkt Bescheid geben wollte, wie das Bewerbungsgespräch bei den Chibas verlaufen war. Und tatsächlich hatte Naru ihr bereits zwei Nachrichten hinterlassen, deren Eingang durch einen schrillen Klingelton angekündigt wurde. Von: Naru   An: Usagi   Zeit: 13:25 Uhr  Und wie ist es gelaufen? Hat mein Daumendrücken geholfen? :-) Von: Naru   An: Usagi   Zeit: 13:55 Uhr  Mensch Usagi, du spannst mich ganz schön auf die Folter... ^^ Oder seid Ihr noch nicht fertig? Ich warte jedenfalls ganz gespannt auf deine Nachricht. Von: Usagi   An: Naru   Zeit: 14:03 Uhr  Sorry, hat länger gedauert. Aber du kannst schon mal den Sekt  kalt stellen.  Ich habe den Job.  Aber ich muss für ca. 2 Wochen erst einmal eine Eingewöhnungsphase  durchlaufen. D.h.  ich  werde vorübergehend bei den Chibas wohnen. Von: Naru   An: Usagi   Zeit: 14:05 Uhr  Herzlichen Glückwunsch! Sekt steht schon kalt ;-) Aber nun sag schon, war Mamoru Chiba da?  Von: Usagi   An: Naru   Zeit: 14:07 Uhr  Ja, war er bzw. er fährt mich gerade sogar nach Hause, damit ich meine Sachen für die 2 Wochen packen kann. Du hättest mich übrigens ruhig vorwarnen können....... :-P Still vor sich hin grinsend, schickte Usagi die Nachricht an ihre beste Freundin ab. Ja, sie hätte ihr durchaus sagen können, dass sie Mamoru Chiba ja bereits begegnet war. Hätte sie vorwarnen können, dass er es war, der sich im Bekleidungsgeschäft um sie gekümmert hatte, als sie wieder eine dieser merkwürdigen Visionen hatte, die scheinbar auch mit ihren Träumen zusammenhing. Noch immer konnte sie sich keinen Reim darauf machen.  Doch im Moment war dies nebensächlich, denn sie saß hier gerade mit diesem unglaublich gut aussehenden Mann. Verstohlen blickte sie ihn erneut von der Seite an. Besah sich sein Profil genauer: Die schwarzen Haare, die ihm leicht in die Stirn fielen; die tiefblauen Augen, die starr nach vorn blickten; die gerade Nase; die vollen Lippen, die einen Spalt geöffnet waren, als würde er gleich etwas sagen wollen; das markante Kinn ...  Sie stutzte kurz, als ihr Blick tiefer glitt. Während das geschlossene dunkle Sakko vorhin noch den Blick auf seinen muskulösen Oberkörper verhindert hatte, so offenbarte das weiße Hemd nun seine trainierte und breite Brust, nachdem er das Sakko abgelegt hatte. Die hochgekrempelten Ärmel spannten an seinen gewölbten Oberarmen und an seinen Unterarmen traten die Sehnen leicht hervor, während er das Lenkrad fest umklammert hielt.  Wie es sich wohl anfühlte, wenn er sie an seinen starken Armen halten würde? Sie seine Hände auf ihrer Haut fühlen würde...    Das Piepen und Vibrieren ihres Handys unterbrach Usagi in ihren nicht jugendfreien Gedanken und ließ sie erschrocken zusammenzucken. »Es wäre vielleicht angebracht, wenn Sie Ihr Handy auf lautlos schalten, um bei der nächsten Nachricht nicht wieder einen halben Herzinfarkt zu kriegen, während Sie mich völlig ungeniert von der Seite betrachten.«, entgegnete er trocken. Sämtliches Blut schoss Usagi in den Kopf und ließen sie in diesem Moment rot wie eine Tomate werden.  Völlig perplex und mit offenem Mund starrte sie den jungen Mann neben sich an. Er hatte sie zum zweiten Mal an diesem Tag ertappt.  Gütiger Himmel, es solle sich bitte sofort der Abgrund unter ihr auftun, um sie auf der Stelle zu verschlingen. Andernfalls würde sie auch ohne jegliche Gegenwehr vor Scham im Erdboden versinken können, soviel stand fest. »Außerdem ist es wirklich ungemein störend, wenn sie die ganze Zeit auf ihrem Handy tippen und eine Nachricht nach der nächsten mit wem auch immer hin und her schicken. Wie gesagt, Ihr Klingelton ist wirklich ausgesprochen ... grässlich!«, fuhr er unbeirrt fort, während er aufgrund einer roten Ampel einer Ecke halten musste. Noch tiefer konnte sie gerade gar nicht im Sitz verschwinden. Unsichtbar machen war auch nicht möglich. Hieß also Ruhe bewahren, Usagi.  Aufrecht hinsetzen, Schultern straffen und Kopf nach oben, ermahnte sie sich selbst. Kurz räusperte sie sich, als ihr Blick auf die Ampel fiel. »Sie finden meinen Klingelton grässlich? Das trifft sich gut, denn ich finde Ihren Fahrstil grässlich. Und falls Sie es noch nicht mitbekommen haben, wir haben längst grün!«, antwortete sie und biss sich für ihren schnippischen Ton schon in der nächsten Sekunde auf die Zunge.  »Wenn es Ihnen nicht passt, dass ich Sie freiwillig, und ohne eine Gegenleistung zu erwarten, nach Hause fahre, damit sie ihre Sachen packen können, dann lasse ich sie hier gerne inmitten des langsam beginnenden Feierabendverkehres raus. Es ist sicherlich eine ausgesprochen große Freude und vor allem mit viel Glück und Geduld verbunden, um diese Zeit ein Taxi zu finden.«, sagte er in äußerst ruhigem Ton.  Doch genau das brachte Usagi in diesem Moment erst zur Weißglut. »Wissen Sie was? Ich pfeife darauf! Außerdem habe ich Sie nun wirklich nicht darum gebeten, mich zu fahren. Eher haben Sie darauf bestanden und ich blöde Kuh habe dann doch noch zugestimmt.«, Usagi redete sich immer mehr in Rage und merkte, wie ihr vor Wut schon wieder das Blut in den Kopf schoss. Was bildete sich dieser Schnösel eigentlich ein?  In dem Moment, in dem Mamoru an der nächsten roten Ampel halten musste, riss sie wutentbrannt die Beifahrertür auf und stürmte aus dem Auto. Noch an der nächste Ecke bliebt sie stehen und pfiff wild mit den Händen gestikulierend nach einem der unzähligen Taxis. Fluchte, als diese eins nach dem anderen an ihr vorbeifuhren. War sie wirklich dazu verdammt, in ihrem schicken neuen Kleid und teuren Absatzschuhen bis nach Hause zu laufen? Sie würde zu Fuß sicherlich geschlagene 3 Stunden benötigen.  Aus dem Augenwinkel sah sie den schwarzen Sportwagen an der Seite stehen. Wartet er etwa darauf, dass sie es sich anders überlegte und wieder einstieg?  'Da hast du dich aber geschnitten Freundchen', dachte sie sich und lief weiter zur nächsten Kreuzung. Zumindest hatte sie es sich vorgenommen. Doch scheinbar meinte es das Schicksal gerade nicht gut mit ihr. Auf dem holprigen Kopfsteinpflaster kam Usagi in ihren hohen Absatzschuhen kurz ins Staucheln und knickte um. Mit aller Macht konnte sie sich gerade noch so auf den Beinen halten, ehe sie gestürzt wäre. Jedoch hatte es dabei ihren rechten Schuh erwischt. Der Absatz war vollständig abgebrochen und der schöne Schuh dahin.  Schimpfend griff sie nach dem Schuh mit dem kaputten Absatz und rieb sich ihren schmerzenden Knöcheln. Entgegen ihrer vorherigen Annahme meinten es die Shichi Fukujin* heute wohl doch nicht so gut mit ihr. Mamoru hatte Usagi von Weitem beobachtet. Ihm war von vornherein klar gewesen, dass es nur schief gehen und sie kein Taxi finden würde. Als dann auch noch ihr Absatz abbrach, während sie kurz ins Staucheln geriet, war das Pech perfekt. Es tat ihm sofort leid, dass er sie soweit getrieben hatte.  Langsam fuhr er zu ihr. Hupte kurz, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch mehr als einen strafenden und wütenden Blick hatte sie nicht für ihn übrig, während sie barfuß weiterlief. »Miss Tsukino! Bitte steigen Sie wieder ein...«, rief er aus offenem Beifahrerfenster. »Nein! Lassen Sie mich in Ruhe. Ich bin nicht auf Ihre Hilfe angewiesen.«, fauchte sie, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. »Seien Sie doch nicht so engstirnig, Usagi. Ich habe gesehen, wie Sie umgeknickt sind. Ihr Knöchel tut sicherlich weh. Außerdem möchte ich nicht, dass sie barfuß durch die Stadt laufen. Bitte steigen Sie ein!« Usagi war stehen geblieben und hatte die Hände in die Hüften gestemmt, als sie sich zu ihm drehte. »Das würde Ihnen so passen, dass ich Ihnen wieder zu Kreuze krieche, was?! Und das nur, weil sie denken, ich schaffe es nicht ohne Sie!? Pah!«  »Tun Sie ja auch nicht. Wie gesagt, Ihr Knöchel schmerzt und barfuß quer durch die Stadt, ohne Chance auf ein Taxi!? Ich denke, eher nicht. Und jetzt hören Sie endlich auf rumzubocken und steigen ein.«  Nachdem er sich über den Beifahrersitz gelehnt und die Tür geöffnet hatte, hielt er ihr seine Hand hin.  Sein Blick war zu ihr nach oben gerichtet. Die glänzenden tiefblauen Augen, die sie bittend, ja fast flehend anschauten. Das smarte Lächeln, das er ihr dabei schenkte. Es ließ ihr Herz für einen Moment schneller schlagen.  Sie blickte um sich. Zögerte. Was sollte sie tun? Tatsächlich hatte sie um die Zeit kaum eine Chance auf ein Taxi. Und ja, er hatte recht - ihr Knöchel schmerzte fürchterlich.  Mit aufeinander gepressten Lippen und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ließ sie sich wieder auf dem Beifahrersitz nieder und zog die Tür hinter sich zu. Unruhig rutschte sie auf dem Sitz hin und her. Noch immer hatte sich ihr Herzschlag nicht beruhigt. Warum brachte dieser Mann sie nur so aus der Fassung? Unerklärlicherweise war er scheinbar der Grund, dass sie binnen einen Tages die unterschiedlichsten Gefühlsregungen erlebt hatte.  Wieder meldete sich ihr Handy und riss sie aus ihren Gedanken. Schnell schaltete sie den Ton aus, um nicht wieder den Unmut von Mamoru Chiba auf sich zu ziehen. Sie wollte einfach nur noch zu sich nach Hause, ihre Sachen packen und mit ihren Eltern sprechen; und dann auf dem schnellsten Weg wieder zum Anwesen der Chibas zurück. Auf weitere Konversation mit Mamoru Chiba konnte sie hingegen verzichten.  »Tut Ihr Knöchel sehr weh? Sie sollten ihn später direkt kühlen.«, sagte Mamoru nach einigen Minuten und riskierte einen kurzen Seitenblick. Usagi saß mit verschränkten Armen tief in den Sitz versunken da und blickte aus dem Fenster.  »Nein, es geht schon.«, murmelte sie und rutschte ein Stück mehr in den Sitz. Zu Mamorus Leidwesen gab sie damit noch mehr Blick auf ihre endlos langen Beine frei. Nur für einen kurzen Moment war er abgelenkt und hätte fast eine rote Ampel überfahren. In letzter Sekunde trat er auf das Bremspedal, und sowohl er als auch Usagi wurden ruckartig nach vorne gerissen. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Sie wären fast über eine rote Ampel und direkt in den Gegenverkehr gefahren.«, schimpfte sie los und zog sich den strammen Gurt ein wenig vom Leib. »Nun übertreiben Sie mal nicht. Es ist gar nichts passiert.«, murmelte er und wollte beim Anfahren den Schalthebel betätigen, streifte dabei aber versehentlich Usagis linkes Bein.  Ruckartig war ihr Kopf herum gefahren und sie blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Sie schnappte kurz nach Luft und biss sich auf die Unterlippe. In einer schnellen Bewegung schob sie ihr Kleid wieder nach vorn und setzte sich wieder aufrecht hin, sodass das Kleid zumindest ihre Knie bedeckte. Er verkrampfte sich innerlich, als er ihre Reaktion auf seine versehentliche Berührung aus dem Augenwinkel sah. Fand sie ihn tatsächlich so abstoßend? Er konnte es sich einfach nicht vorstellen, zumal sie Stunden zuvor noch seine Nähe zugelassen hatte, als sie zusammen an der Brücke gestanden hatten. Wieder versuchte er sich auf den Verkehr zu konzentrieren und starr nach vorne zu blicken. Doch immer wieder ertappte er sich dabei, wie sein Blick zu ihren Beinen glitt. Immer wieder hatte er vor Augen, wie sie sich bei dieser kurzen Berührung auf ihre vollen Lippen gebissen hatte. Was hatte diese junge Frau nur für eine Wirkung auf ihn? Was war der Grund, dass sein Körper so sehr auf sie reagierte? Wo war seine Selbstbeherrschung geblieben?  Fahrig fuhr er sich durch das schwarz-glänzende Haar und umklammerte das Lenkrad nun um so fester. Was war das bloß für eine Schnapsidee von ihm gewesen, sie selbst fahren zu wollen... War sein gekränktes Ego daran schuld, weil sie ihm widersprochen hatte?  Usagis Herzschlag war erneut in die Höhe geschnellt, als er sie wie zufällig an den Beinen berührt hatte. Ein intensives Kribbeln war in Wellen durch ihren Körper geschwappt. Sie musste sich auf die Lippen beißen, damit die Worte, die ihr in dem Moment auf der Zunge lagen, nicht ihren Mund verließen.. »Wir sind da!«, sagte er und trat auf die Bremse, als sie an einem weißen Einfamilienhaus hielten. Kapitel 8: You drive me crazy Part II -------------------------------------                                                       ___________________-`♔´-___________________ Usagis Herzschlag war erneut in die Höhe geschnellt, als er sie wie zufällig an den Beinen berührt hatte. Ein intensives Kribbeln war in Wellen durch ihren Körper geschwappt. Sie musste sich auf die Lippen beißen, damit die Worte, die ihr in diesem Moment auf der Zunge lagen, nicht ihren Mund verließen. »Wir sind da!«, sagte er und trat auf die Bremse, als sie an einem weißen Einfamilienhaus hielten.  »Was?«, aus ihren Gedanken gerissen, blickte sie sichtlich verwirrt zu ihm rüber.  »Ich wiederhole mich zwar nur ungern, aber wie eben erwähnt, wir sind da! Oder wohnen Sie hier etwa nicht?«  Kopfschüttelnd und ohne ihre Antwort abwartend, zog er die Handbremse, stieg aus und ging um den Wagen herum. Verwundert blickte Usagi zu ihm auf, als er die Beifahrertür öffnete und ihr seine Hand entgegenstreckte.  »Was wird das, wenn ich fragen darf?«  »Wonach sieht das wohl aus?!«, erwiderte er sarkastisch und rollte genervt mit den Augen, als sie seine Hand beiseite schlug und schnurrstracks an ihm vorbei aus dem Auto stieg.  »Wie kann man nur so stur sein?«, murmelte er kopfschüttelnd und leise vor sich hin, während er die Beifahrertür zu warf und den Wagen per Zentralverriegelung abschloss.  »Wie bitte?«, zähneknirschend trat sie einen Schritt auf ihn zu.  Belustigt hob Mamoru eine seiner Augenbrauen in die Höhe, als sie plötzlich zähneknirschend und mit geballter Faust vor ihm stand. Er kam nicht umhin zu denken, dass sie wahnsinnig gut aussah. Wie eine Raubkatze auf zwei Beinen, die nur darauf zu warten schien, ihre Krallen auch endlich ausfahren zu können. Ihre Augen blitzten gefährlich. Funkelten geheimnisvoll, als sie von unten zu ihm aufblickte. Etwas ging von ihr aus, was er nicht benennen konnte. Etwas, dass ihn anzog und gefangen hielt.  Er widerstand dem plötzlichen Drang, sie küssen zu wollen und räusperte sich kurz. »Wollen Sie nicht langsam Ihre Sachen holen? Ich habe nicht ewig Zeit...«  Sie biss sich erneut auf die Unterlippe. Vermutlich hatte sie etwas erwidern wollen, es sich dann aber doch anders überlegt. Mamoru verfolgte, wie sie sich eine verirrte Haarsträhne hinter das Ohr schob und leicht die Schultern straffte.  »Hetzen Sie mich nicht, sonst vergesse ich nachher noch die Hälfte!«, erwiderte Usagi schnippisch und blickte starr auf die Haustür. Sie wollte einen Schritt machen, doch ein stechender Schmerz ließ sie zusammenfahren. Mit verkniffenem Gesicht bückte sie sich leicht und tastete nach ihrem Knöchel.  »Er ist geschwollen und Sie sollten Ihren Fuß nachher unbedingt hochlegen und kühlen.«, sagte Mamoru und wollte sie am Arm stützen.  Doch ehe er sie berühren konnte, war sie einen Schritt zur Seite gewichen und funkelte ihn böse an.  »Ich habe Sie nicht gebeten, mich zu begleiten.«, fuhr Usagi ihn an. Doch schon im nächsten Augenblick tat es ihr leid, schließlich wollte er ihr nur helfen.  »Tut mir leid, ich wollte sie nicht so anfahren. Aber es ist besser, wenn Sie hier draußen warten.«, murmelte sie und humpelte barfuss ein paar Schritte los. »Usagi?«  »Hm?«  »Ihre Schuhe........« Mit ausdrucksloser Miene hielt er ihr das Paar Schuhe hin, dass sie im Auto vergessen hatte. Wortlos und ohne ihm dabei ins das Gesicht zu blicken, griff sie danach und nahm sie an sich. Sein Duft stieg ihr erneut in die Nase und ein Seufzen entglitt ihren Lippen. Der Duft von Rosen. So unglaublich verlockend. Einen Sekundenbruchteil lang vergaß sie alles um sich herum. Unmerklich schüttelte sie den Kopf und humpelte weiter in Richtung Haus. Durchquerte den Torbogen und den Vorgarten, ehe sie vor der Haustür stehen blieb und ihre Schuhe abstellte, um nach ihrem Schlüssel in ihrer Handtasche zu suchen. Fluchend kramte sie darin. Schob ihr Portemonnaie und das Handy beiseite. Nichts. Wo war nur dieser verdammte Schlüssel? Sie griff nach der Packung Taschentücher, ihrem Schminkspiegel und dem Puderdöschen, doch auch darunter war er nicht.  Sollte sie wirklich klingeln müssen? Ihr wurde unwohl bei dem Gedanken daran, denn sie wollte nur schnell ihre Sachen packen und erst kurz bevor sie wieder verschwand, mit ihren Eltern reden, um nicht unnötig lange mit ihrem Vater diskutieren zu müssen, falls er bereits daheim war. Und, sollte Kenji Mamoru Chiba erblicken, wäre eh alles aus. Er würde ihn von dannen jagen und sie wohl für den Rest ihres Lebens in ihr Zimmer einsperren, dem war sie sich sicher.   Sie wandte den Kopf ein wenig und blickte über ihre Schulter zurück. Da stand er. Mit verschränkten Armen lehnte er an seinen Wagen. Und wieder blieb ihr Blick an ihm haften. Ob er ahnte, was er für eine Wirkung auf sie hatte? Allein dieses unverschämt eng sitzende weiße Hemd mit den hochgekrempelten Ärmeln, was er in diese unfassbar eng sitzenden Anzughose gesteckt hatte, brachte ihr sie schier um den Verstand.  Unbewusst leckte Usagi sich über die Lippen.  Einer inneren Eingebung nachgehend, griff sie in das Seitenfach ihrer Handtasche und fand ihren Schlüssel. Erleichtert seufzte sie und schloss leise die Tür auf. Darauf bedacht, keinen verräterischen Lärm zu machen, huschte Usagi barfuß humpelnd die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. Eilig griff sie nach ihrem kleinen Rollkoffer und legte diesen anschließend auf ihrem Futonbett ab. Kurz überlegte sie und ging innerlich all die Dinge durch, die sie für die zwei Wochen bei den Chibas benötigte. Als erstes fiel ihr der Schminkkoffer, der sich auf ihrem Schminkttisch befand, ein. Schnell hatte sie nach diesem gegriffen und neben dem noch leeren Koffer abgelegt.  Ihr Blick fiel auf ihren Kleiderschrank und ein Seufzen entglitt ihren Lippen.  'Augen zu und durch', dachte sie sich und öffnete diesen. Was sie zu sehen bekam, glich einem Chaos. Nichts lag so, wie es liegen sollte. Es waren eindeutig viel zu viele Kleidungsstücke für einen viel zu kleinen Kleiderschrank. Sie war einfach noch nie gut darin gewesen, Ordnung zu halten und deswegen hatte ihre Mutter früher noch für ein geordnetes System in ihrem Kleiderschrank gesorgt. Doch nun, wo sie erwachsen war, überließ sie es ganz und gar ihr. Usagi bedauerte dies gerade zu tiefst. Wie sollte sie darin nun in so kurzer Zeit ihre Lieblingskleidungsstücke finden? Systematisch griff sie ein Teil nach dem anderen, begutachtete es und entschied sich entweder dafür oder dagegen. Alles was sie nicht gebrauchen konnte, warf sie neben dem Schrank auf einen Haufen. Sie würde die Kleidungsstücke wieder ordnungsgemäß einräumen, sobald sie wieder da war.       Minuten später stand sie vor einem beträchtlichen Stapel Kleidung und sie schüttelte mit dem Kopf. Oh nein, sie konnte doch nicht für 2 Wochen diesen ganzen Berg Wäsche einpacken!? Selbst wenn sie gelegentlich dazu neigte, sich beim Essen oder Trinken zu bekleckern, so war es trotzdem noch zu viel des Guten. Hieß also, erneut sortieren und eine zweite Auswahl treffen.  'Die Guten ins Toepfchen, die Schlechten ins Kroepfchen', schoss es ihr schmunzelnd durch den Kopf, während sie einen Teil der Kleidung in den Koffer wandern ließ und den anderen Teil auf den bereits immensen Haufen neben ihren Kleiderschrank beförderte. Die nächste Herausforderung bestand dann natürlich darin, den Koffer zu zubekommen. Ächzend stemmte sie sich darauf und versuchte unter großer Anstrengung den Reißverschluss zu schließen. Nachdem sie es endlich geschafft hatte, wischte sie sich die Schweißperlen von der Stirn und angelte nach dem Reißverschluss ihres Kleides, um sich umzuziehen. Langsam glitt es an ihrem zierlichen Körper hinab und landete zu ihren Füßen. Nur in Unterwäsche bekleidet trat sie neben das Fenster und spürte den leichten Windzug, der ihren Körper streifte und die Gardinen um ihre Beine wehen ließ. Das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ sie kurz innehalten. Ob er....? Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie daran dachte, dass er sie womöglich gerade in Unterwäsche am Fenster hatte sehen können. Kurz eilte sie in das angrenzende Badezimmer. Wenn sich hier schon die Gelegenheit ergab, um sich kurz frisch zu machen und das MakeUp zu erneuern, so musste sie diese einfach nutzen. Ebenso wollte sie die doch relativ streng wirkende Hochsteckfrisur in einen schlichten geflochtenen Seitenzopf ändern. Nachdem sämtliche Haarnadeln entfernt waren, legte sie Strähne für Strähne übereinander und band diese am unteren Ende mit einem kleinen durchsichtigen Haargummi zusammen. Zurück im Zimmer trat sie hinkend an ihr Bett und griff nach der schwarze Hose und der weißen taillierten Bluse mit den 3/4-Ärmeln, die sie bereits beim Sortieren beiseite gelegt hatte. Eilig schlüpfte sie in die Kleidungsstücke, bevor sie sich zufrieden im Spiegel betrachtete. Ja, so konnte sie Mamoru Chiba erneut gegenüber treten und ihn vielleicht sogar ein wenig aus dem Konzept bringen, dachte sie still vor sich hin kichernd. Mit den Rollkoffer in der rechten und dem Schminkkoffer in der linken Hand, polterte sie ein wenig lauter als geplant die Treppe herunter. Keine Sekunde später blickte ihre Mutter um die Ecke.  »Usagi? Wann bist du denn heim gekommen?«, sie stutzte, als sie die Koffer bemerkte und trat nun vollständig in den Flur, »Was haben die Koffer zu bedeuten? Willst du verreisen?« »Tut mir leid Mama, aber ich habe nicht lange Zeit. Ich habe den Job bei Familie Chiba bekommen und den Arbeitsvertrag bereits unterzeichnet...« »Das ist ja fantastisch! Kenji wird bestimmt auch ganz aus dem Häuschen sein, wenn er die guten Nachrichten hört.«  Sie wandte sich kurz um, um nach ihrem Mann zu rufen, doch Usagi legte ihr schnell eine Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. »Ich werde draußen bereits erwartet, Mama. Es war eine Bitte der Chibas, dass ich die ersten zwei Wochen dort wohne und mich eingewöhne.« Ikuko nickte verstehend:  »Deswegen also die Koffer...« »Ja und draußen wartet Mamoru Chiba auf mich. Du weißt ja, wie Papa reagieren würde, sobald er ihn entdeckt.« »Mach dir keinen Kopf, Liebes. Ich werde Kenji nachher berichten, dass du direkt deinen neuen Job antreten musstest.« »Danke Mama!«  Zum Abschied küsste Usagi ihre o-kaa-san auf die Wange und schob sich die Sonnenbrille auf die Nase. »Viel Erfolg und melde dich zwischendurch.«, erwiderte Ikuko und hielt ihrer Tochter die Haustür auf. Schnell nutzte sie die Chance, einen Blick auf den jungen Mann zu werfen, der ein paar Meter entfernt wartete. »Gut schaut er aus...«, sagte sie, bevor sie Usagi nach draußen schob und schmunzelnd die Tür schloss. Verdutzt warf Usagi einen Blick über ihre Schulter hinweg, zu der nun geschlossenen Tür und bemerkte dabei nicht wie Mamoru Chiba direkt zu ihr hinüber geeilt kam. Dieser war aus seinen Gedanken hochgeschreckt, als er hörte, wie sich die Haustür öffnete. Noch immer schwirrte ihm der Kopf, sodass er Usagi im ersten Moment noch nicht gänzlich wahrnahm. Bilder dieser wunderschönen jungen Frau spielten sich immer wieder vor seinem inneren Auge ab. Verschleierten ihm regelrecht die Sicht. Nie hatte er etwas Schöneres gesehen und er war sich sicher, dass er diesen einen Moment niemals vergessen würde, als er sie, nur in Unterwäsche bekleidet, am Fenster stehend erblickt hatte.  Was dachte er hier nur? Er war verlobt und würde auch in nicht absehbarer Zeit heiraten. Abrupt schob sich ein anderes Bildnis vor seinen Augen. Das Bild von einer fuchsteufelswilden Natsumi. Wie sie ihm damit drohte, falls er der jungen Frau schöne Augen machen sollte, sie nicht nur ihn, sondern auch seine ganze Familie, in den Ruin treiben würde. Er wollte sich wirklich nicht ausmalen, was passieren würde, wenn Natsumi ihn dabei erwischt hätte, wie er Usagi in jenem Moment anschmachtete, als diese am Fenster stand.  Wirr schüttelte er seinen Kopf und straffte seine Schultern, bevor er sich entschloss zu der jungen Frau, die soeben aus dem Haus trat, hinüber zu gehen. Ungläubig blickte er zwischen dem großen Koffer, der fast aus allen Nähten zu platzen drohte, und Usagi hin und her. »Äh, hatten Sie nicht von ein paar Kleinigkeiten gesprochen? Ich war nicht auf Ihren ganzen Hausstand vorbereitet...«, erwiderte er und zog dabei eine Augenbraue in die Höhe. Wie sollte er das nur alles in den winzigen Kofferraum seines Sportwagens bekommen?  »Na hören Sie mal.. Es war immerhin ihre Idee, mich zu fahren.«, entrüstete sich Usagi und verschränkte die Arme vor der Brust.  Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie sich umgezogen hatte. Unauffällig ließ er seinen Blick über sie gleiten und was er sah, brachte doch tatsächlich sein Blut für einen Moment erneut in Wallung. Die weiße Bluse und ebenso die schwarze Hose umspielten perfekt ihre weiblichen Rundungen. Und... Himmelherrgott, fast wären ihm sämtliche Gesichtszüge entglitten, als sein Blick am obersten Knopf ihrer Bluse hängen blieb. Noch immer stand sie mit verschränkten Armen da und drückte damit ihre Brüste weiter nach oben. Der runde Ansatz zeichnete sich zu seinem Leidwesen mehr als nur deutlich ab, da sie die zwei obersten Knöpfe ihrer Bluse offen gelassen hatte. Er schluckte hart. Räusperte sich und griff schnell nach dem großen Koffer, um damit zum Auto zu eilen. 'Chiba, reiß dich zusammen!', ermahnte er sich in Gedanken, als er den Kofferraum öffnete. Mit dem Rücken zu ihr gewandt, versuchte er mit Mühe und Not ihren überdimensionalen Koffer zu verstauen. Minutenlang schob er ihn hin und her. Drehte und wendete ihn. Und dann hatte er es endlich geschafft. Erleichtert durchatmend, schloss er seinen Kofferraum ab und hörte auch schon, wie sie sich ihm langsam näherte.  Ein Kribbeln erfasste ihn, als sie neben ihn trat und eine Hand auf seinen Arm legte.  »Danke für Ihre Hilfe!«, sagte sie und nahm ihre Sonnenbrille ab, als er ihr kurz sein Gesicht zu wandte.   Ohne sie länger als nötig anzusehen, drehte Mamoru sich wieder um.  »Statt sich bei mir zu bedanken, sollten Sie sich eher entschuldigen und endlich einsichtig zeigen.«, entgegnete er ihr und ging um den Wagen herum.  »Entschuldigen?«, quiekte Usagi auf. »Wofür sollte ich mich denn bitte bei Ihnen entschuldigen?«  Breit grinsend öffnete er die Fahrertür und hielt kurz inne, als er seinen Blick noch einmal auf sie richtete. »Hm, vielleicht dafür, dass Sie mir fortlaufend widersprochen haben und mir weiß machen wollten, dass Sie meine Hilfe absolut nicht benötigen. Geben Sie doch einfach zu, dass Sie im Unrecht waren und auf gar keinen Fall alleine klar gekommen wären.« »Was.....« Noch ehe sie ihm Kontra geben konnte, stieg er ein, schloss die Wagentür und startete den Sportwagen. Usagi ballte die Fäuste und biss sich auf die Lippe. Ja verdammt, er hatte Recht. Sie wäre ohne seine Hilfe nicht so schnell hier gewesen und ein Taxi hätte sie wieder Unmengen an Geld gekostet. Aber dennoch brachte sie es nicht über die Lippen, es laut auszusprechen, dass er im Recht war.  »Damit sich dieser arrogante Schnösel noch mehr einbilden kann? Ganz sicher nicht...«, murmelte sie und ging langsamen Schrittes auf die Beifahrertür zu. Noch immer schmerzte ihr Knöcheln fürchterlich, sobald sie ihn ein wenig belastete. Im Rückspiegel hatte Mamoru verfolgt, wie sie mit schmerzverzerrtem Gesicht vom hinteren Ende des Sportwagens auf die geöffnete Beifahrertür zugegangen war. Seufzend hatte sie sich auf dem tiefen Sitz seines Sportwagens niedergelassen und die Tür zugezogen. »Ich werde Ihren Knöchel nachher verbinden und Ihnen eine schmerzlindernde Salbe geben.«  »Das will ich doch schwer hoffen! Immerhin habe ich es zum Teil auch Ihnen zu verdanken...«, zischte sie leise.  »Schnallen Sie sich an, Miss Tsukino.«, knurrte er und umklammerte das Lenkrad etwas fester. Warum musste sie nur so ein loses Mundwerk haben? Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie den Gurt griff und sich über ihren Oberkörper zog. Eng lag dieser darüber, schmiegte sich perfekt an ihre ... Er hielt den Atem an. Himmel, diese weiße Bluse! 'Mein Gott, Chiba. Was ist nur mit dir los?' Er musste die Augen schließen, um sich wieder zu sammeln. Andernfalls hätte er für nichts mehr garantieren können. »Können wir endlich? Oder wollen wir hier Wurzeln schlagen?«, fragte Usagi und zerrte genervt an dem Gurt. »Wer hat denn vorhin so getrödelt und musste sich erst noch was anderes anziehen?«, erwiderte Mamoru und trat auf das Gaspedal. »Ich ... also... « Kurz biss sich Usagi auf die Lippe, drehte sich dann jedoch abrupt zur Seite.  »Jetzt bin ich wieder schuld!? Wie oft soll ich Sie noch darauf hinweisen, dass Sie doch darauf bestanden haben, mich zu fahren.« Mamoru seufzte und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Straße. Noch ein Wort und er hätte sie auf seinen Schoß gezogen und ihr ihren Po versohlt.  Scheinbar musste sie registriert haben, dass er keine weiteren Diskussion wünschte. »Darf ich Musik anmachen?«, fragte sie nun ein wenig kleinlauter und nestelte an ihrem Gurt. Ohne den Blick von der Straße zu nahmen, stellte er das Autoradio an und wechselte mit einem Klick auf den integrierten MP3-Player.  »Was ist das?«, fragte sie, als sie die ersten Klänge der Musikstückes vernommen hatte. »Was?« »Na, was läuft da gerade für Musik?« »Das ist das 'Flower Duet' aus der Oper 'Lakmé'.« »Gefällt es Ihnen nicht?« »Doch doch. Erstaunlicherweise sogar sehr gut.« »Das freut mich!« Mamoru umfuhr geschickt den Feierabendverkehr. Lenkte seinen Wagen durch kleine Seitenstraßen, während die Klassische Musik leise aus den Boxen drang. Minutenlang herrschte eine angenehme Stille zwischen den Beiden. Immer wieder blickte Usagi verstohlen zu ihm hinüber. Besah sich sein Profil näher. Konnte kaum die Augen von ihm lassen. Diese Natsumi könnte sich eigentlich nicht glücklicher schätzen, so jemanden wie Mamoru Chiba an der Seite zu haben. Umso weniger verstand sie, warum sich diese Frau aufführte wie eine Furie.  »Darf ich sie was fragen?« »Natürlich dürfen Sie das, Usagi.« Sie stockte kurz. Wieder hatte er sie beim Vornamen genannt. »Sind Sie schon lange mit dieser Natsumi zusammen?« »Warum wollen Sie das wissen?« »Hm, bitte verstehen Sie das nicht falsch, aber ich habe mich gefragt, wie Sie es mit so jemanden aushalten.« »Weil sie manchmal so aufbrausend ist, meinen Sie? Ich denke, Sie haben sie bisher noch nicht wirklich kennenlernen können, um sich ein Urteil darüber erlauben zu können.«, entgegnete er mit hochgezogener Augenbraue.  »Doch, ich denke schon, dass ich mir ein gewisses Bild von ihr machen konnte. Jedenfalls war sie mir gegenüber in beiden Malen, die wir aufeinander getroffen sind, unglaublich feindselig gestimmt. Und irgendwie hat sie Sie auch dazu gebracht... -ich kann es nicht genau erklären, aber seitdem Ihre 'Verlobte' da war, sind Sie anders...« »Ich glaube, Sie haben das falsch interpretiert!« »Das glaube ich nicht! Es war mehr als offensichtlich, dass sie plötzlich distanzierter waren, nachdem sie weg war. Das hinterlässt bei mir ehrlich gesagt den Eindruck, dass Sie ganz schön unter ihrer Fuchtel stehen...« »Behalten Sie Ihre Eindrücke lieber für sich«, knurrte er und steuerte das Anwesen der Chiba's an, das sich gerade vor ihnen auftat. »Sagen Sie Mamoru, lieben Sie sie?«, fragte sie wie aus der Pistole geschossen und blickte neugierig zu ihm. Sein Kopf ruckte augenblicklich zur Seite und fast hätte er eine Vollbremsung gemacht, noch ehe sie die Auffahrt erreicht hatten.  »Beim besten Willen, Miss Tsukino. Aber das geht Sie nichts an!« »Verstehe...«, entgegnete Usagi schulterzuckend und wandte sich zum Aussteigen, nachdem sie vor dem Haus der Chiba's gehalten hatten. »Nichts verstehen Sie!«, brüllte Mamoru und riss wutentbrannt die Fahrertür seines Sportwagens auf.  Nur der Wagen trennte die Beiden, die sich nun über dem Wagendach angriffslustig anblickten.   »Was ist denn hier los?«, fragte Midori Chiba, die aus dem Haus getreten war und neugierig zu ihnen hinüber schaute. »Nichts, okâsan.«, entgegnete Mamoru, der noch immer nicht den Blick von Usagi nehmen konnte. »Ich schicke Noguchi, der sich um das Gepäck von Miss Tsukino kümmern soll.« Lautstark knallte er seine Fahrertür zu und verschwand mit schnellen Schritten im Inneren des Hauses. Kapitel 9: He always tries to be close to her... ------------------------------------------------ _____________________☜♥☞_____________________ »Was ist denn hier los?«, fragte Midori Chiba, die aus dem Haus getreten war und neugierig zu ihnen hinüber schaute.  »Nichts, okâsan.«, entgegnete Mamoru, der noch immer nicht den Blick von Usagi nehmen konnte.  »Ich schicke Noguchi, der sich um das Gepäck von Miss Tsukino kümmern soll.«  Lautstark knallte er seine Fahrertür zu und verschwand mit schnellen Schritten im Inneren des Hauses. Ein wenig verwundert sah Midori Chiba kurz ihrem Sohn hinterher und blickte dann zu Usagi hinüber.  Leise lachte sie auf, als sie sah, wie die junge Frau schuldbewusst ihren Kopf gen Boden neigte und sich auf die Unterlippe biss.  »Nehmen Sie es sich nicht zu Herzen. Egal was bei Ihnen gerade vorgefallen ist, er ist manchmal einfach sehr aufbrausend.«, sagte die Schwarzhaarige und legte Usagi aufmunternd eine Hand auf die Schulter, »Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer. In der Zwischenzeit kann sich Noguchi um Ihr Gepäck kümmern.« Usagi nickte zögerlich und sah unbemerkt von Frau Chiba kurz auf ihren Fuß. Hörbar atmete sie tief ein und wieder aus und folgte der Älteren mit langsamen Schritten. Immer darauf bedacht, ihren Fuß nicht zu all zu sehr zu belasten. Denn noch immer schmerzte ihr Knöchel fürchterlich und sie hoffte inständig, dass sie diesem baldmöglichst ein wenig Ruhe gönnen konnte. Kaum standen sie wieder in dem großen dunklen und holz vertäfelten Eingangsbereich mit dem hellen auf Hochglanz polierten Boden, war Usagis Blick wieder auf das große schwarz-weiß Gemälde gerichtet. Es übte eine ganz besondere Faszination auf sie aus. »Miss Tsukino? Kommen Sie!«, rief Frau Chiba, die bereits weitergelaufen war.  »Oh, entschuldigen Sie. Aber dieses Bild ....« Usagi war erneut kurz stehen geblieben und blickte seufzend zurück.  »Wundervoll, nicht wahr? Es hat eine Freundin von mir gezeichnet. Yumeni Yumino.«  »Die Yumeni Yumino? Eine der erfolgreichsten Künstlerinnen Japans?«, fragte Usagi ungläubig und sah das Nicken der Älteren.  »Wenn Sie möchten, stelle ich Sie Ihnen bei Gelegenheit einmal vor.«, erwiderte sie und ging in den Korridor zu ihrer Linken, den sie am Nachmittag bereits durchquert hatten, als sie zu Yukiko Chiba gegangen waren.  »Ihr Zimmer ist genau gegenüber von dem meiner Mutter, damit sie schnell reagieren können, falls etwas sein sollte.«  Usagi nickte und folgte ihr weiter in den Korridor hinein. Vor einer kleinen weißen Flügeltür machte Midori Chiba schließlich Halt und legte ihre rechte Hand auf den Türknauf. Als sie die Tür schließlich öffnete und so den Blick in das Innere des Gästezimmers freigab, stockte Usagi augenblicklich der Atem. Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen, als sie die äußerst nobel wirkende, aber dennoch recht gemütliche Einrichtung erblickte.  »Gefällt es Ihnen etwa nicht?«  Fragend und irritiert zugleich sah Frau Chiba sie an, als sie das erstaunte Gesicht Usagis vernahm.  Überrascht schaute diese zu ihr auf und schüttelte lächelnd den Kopf.  »Oh, nein nein! Es ist wundervoll. Ich hätte nur nicht erwartet, dass das Zimmer so groß ist.«, erwiderte sie noch immer lächelnd und blickte dann zum großen weißen Doppelbett an der Fensterfront hinüber. Am liebsten hätte sie sich sofort hineingeworfen, so einladend wirkte es auf sie, doch sie widerstand dem Drang. Midori Chiba folgte ihrem Blick und lachte leise auf.  »Sie dürfen, wenn Sie mögen, gerne einmal probeliegen. Es gehört in den folgenden 14 Nächten sowieso ganz Ihnen.«  »Wirklich?«, ungläubig sah Usagi abermals zu ihr auf.  »Natürlich. Und wenn Sie dann noch möchten und die vier Monate Probezeit erfolgreich überstanden haben, gehört es Ihnen auch gern noch für länger. Also tun Sie sich keinen Zwang an und fühlen Sie sich hier wie zu Hause.«, erwiderte sie und deutete dann zum Bett hinüber.  Usagi nickte, beschloss aber lieber doch noch ein mal nachzuhaken: »Und das ist wirklich in Ordnung für Sie?«  »Aber ja! Glauben Sie mir, für mich geht das vollkommen in Ordnung.«, zwinkerte sie ihr aufmunternd zu.  »Wenn das so ist...«, lächelte Usagi versonnen und zog dann sowohl ihre Schuhe als auch ihre Feinstrumpfsocken aus. Kurz besah sie sich ihren Knöchel. Er war tatsächlich leicht geschwollen und sie sollte wohl oder übel später nach etwas Eis zum Kühlen fragen. Gerade als sie sich barfuß auf den Weg zum Doppelbett machte, um ihr Vorhaben mit dem probeliegen in die Tat umzusetzen, klopfte es an der Tür. Irritiert blickte sie zu dieser hinüber und schüttelte über sich selbst den Kopf, als sie den Mann erkannte, den Frau Chiba hinein bat.  Leicht verbeugte sich Noguchi vor den beiden Frauen und schaute dann fragend zu Usagi hinüber.  »Miss, Ihr Koffer. Wo darf ich ihn für Sie abstellen?«  Ohne die Frage zu beantworten, machte Usagi einen vorsichtigen Schritt auf den Bediensteten zu und nahm ihm den Koffer ab, um ihn dann direkt neben das Bett zu schieben.  Höflich verbeugte sie sich. »Ich danke Ihnen vielmals Noguchi, dass Sie ihn mir hier überhaupt hergebracht haben, aber ich denke, den Rest schaffe ich jetzt allein.«, zwinkerte sie ihm zu und machte sich dann daran ihren Koffer zu öffnen. Verwirrt und fragend zugleich, blickte Noguchi zu Midori Chiba. Diese jedoch bedeutete ihm mit einem Lächeln und leichten Kopfnicken Richtung Tür an, dass seine Arbeit vorerst getan sei. Nachdem Noguchi das Zimmer verlassen hatte, blickte Midori wieder zu Usagi hinüber, die gerade dabei war zwei Bilderrahmen auf den Nachttisch abzustellen. Neugierig geworden, ging sie zu der jungen Frau hinüber und betrachtete kurz die beiden Bilder, die Usagi zum einen zusammen mit einer ihr unbekannten jungen Frau zeigten und zum anderen vermutlich mit ihrer Familie.  »Sie mögen wohl schwarz-weiß Bilder!?«, fragte sie Usagi und deutete auf das schwarz-weiß Bild, was die junge Frau noch in den Händen hielt.  Überrascht blickte Usagi zu ihr auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass Frau Chiba sich neben sie gestellt hatte.  Lächelnd stellte sie das schwarz-weiß Bild, welches Naru und sie zeigte, auf dem Nachttisch ab und nickte leicht.  »Ja, es ist schwer zu erklären, aber solche Bilder faszinieren mich. Sie haben etwas Nostalgisches an sich und heben immer genau das hervor, was man auf farblichen Bildern im ersten Moment gar nicht so wirklich wahrnimmt.«       Kurz blickte Midori Chiba auf ihre Armbanduhr und stutzte.  »Oh, bitte entschuldigen Sie mich, aber ich habe gleich noch eine wichtige Telefonkonferenz, an der ich teilnehmen muss.«, sie wandte sich zur Tür und hielt noch einmal inne. »Ach und Miss Tsukino? Wir essen jeden Abend pünktlich um 19:00 Uhr gemeinsam zu Abend. Wenn Sie möchten, können Sie sich bis dahin gern noch etwas auf dem Anwesen umsehen.«, fügte sie an und lies Usagi dann allein im Zimmer zurück. Usagi spähte kurz durch die offene Tür nach links und rechts, ob tatsächlich niemand mehr in der Nähe war, ehe sie sich wieder dem riesigen Bett zu wandte. Mit einem freudigen und seligen Seufzer ließ sie sich auf das riesige Doppelbett fallen und streckte sämtliche Gliedmaßen von sich. Es kümmerte sie in diesem Moment nicht, dass ihr geflochtener Zopf quer über das Bett lag. Und genauso wenig kümmerte es sie, dass ihre Bluse hochgerutscht war und ein Stück nackter Haut preisgab. Sie genoss einfach einen Moment des Glückes und summte leise vor sich hin. »So fröhlich, wie Sie vor sich hinsummen, scheint es Ihnen ja ausgesprochen gut zu gehen.«  Erschrocken fuhr Usagi in die Höhe und zerrte an ihrer Bluse, die mehr von ihrem Bauch freigegeben hatte, als angenommen.  »Meine Güte, müssen Sie mich so erschrecken? Wie lange stehen Sie schon da?«, fragte sie misstrauisch und verschränkte die Arme vor der Brust.  »Ich wollte nur nach Ihrem Knöchel sehen.« Demonstrativ hielt Mamoru das Verbandsmaterial und die Salbe in die Höhe.  »Achso. Ähm ja, ich kann immer noch nicht richtig auftreten.«  »Das dachte ich mir schon! Dann zeigen Sie mal her...«  Mamoru trat näher an das Bett, auf dem Usagi noch immer saß und nahm neben ihr Platz.  »Sie müssen Ihr Hosenbein schon ein wenig hochkrempeln, damit ich ihren Knöchel verbinden kann.«, entgegnete er und blickte abwartend zu ihr. Usagi war etwas unbehaglich zumute, als sie ihr Hosenbein Stück für Stück hochschob. 'Zum Glück hab ich mich heute Früh rasiert', schoss es ihr in den Kopf und blickte auf den Verband in seinen Händen......... -seinen starken Händen. Den sehnigen Unterarmen. Den muskulösen Oberarmen, wo sich jede Wölbung perfekt unter seinem weißen Hemd abzeichnete. Seufzend richtete sie ihr Blick auf sein Gesicht, als er sich ein wenig vorbeugte, um ihren Knöchel zu verbinden. Doch sobald er sie an der nackten Haut berührte, zog sie scharf die Luft ein. Auch Mamoru war augenblicklich zurückgewichen und hatte die Augen aufgerissen. Mit gesenktem Kopf rang er kurz nach Fassung. Ohne das sie es voneinander wussten, hatte er bei seiner kurzen Berührung etwas in ihnen beiden ausgelöst. Etwas in ihnen heraufbeschworen. Etwas, das längst vergangen, ihnen beiden aber mehr als nur vertraut war. Bilder aus einer anderen Zeit, die Usagi und Mamoru so irreal erschienen, ihnen aber in jenem Moment so real vorkamen. Die ihnen ein Paar aufzeigten, dass sich einst in einem Rosengarten die ewige Liebe schwor und ihnen beiden zu ähneln schien. »Ich... Ähm.. Haben Sie Schmerzen?«, fragte er irritiert.  »Nein.«, murmelte sie und blickte zu dem jungen Mann hinüber.  'Ob er es eben auch gespürt und diese Bilder gesehen hat?', fragte sie sich und musterte ihn nachdenklich, als er begann ihren Knöcheln mit der kühlen Salbe zu bestreichen und behutsam den Verband drum wickelte. Seiner seltsamen Reaktion nach zu urteilen, glaubte sie beinahe, das es ihm wohl ebenso ergangen war. Usagis Herz fing augenblicklich an zu rasen, als sie sich das eben erlebte erneut heraufbeschwor und dabei den Mann, den sie dort für einen kurzen Moment sah, mit Mamoru Chiba verglich. Die gleichen pechschwarzen Haare und die selben dunklen blauen Augen, die ihr noch immer so geheimnisvoll erschienen... und die sie in diesem Moment regelrecht argwöhnisch betrachteten.  Erschrocken wich sie zurück und wäre fast vom Bett gefallen, hätte Mamoru Chiba sie nicht in einer schnellen Bewegung am Arm gepackt. »Alles in Ordnung mit Ihnen, Usagi?« Eindringlich blickten seine Augen in die ihren.  Abrupt wandte Usagi den Blick von ihm ab und schluckte nervös. Sollte sie ihn darauf ansprechen? Ihn vielleicht fragen, ob er eben dasselbe gesehen hatte, wie sie?  Kaum wahrnehmbar schüttelte sie den Kopf. Vermutlich würde er sie auslachen oder sogar auf der Stelle für komplett verrückt erklären. »Ja, alles okay! Mir ist eben nur wieder eingefallen, dass ich jemanden dringend zurückrufen sollte.«, log sie und wollte sich gerade vom Bett erheben, als Mamoru ihr Handgelenk ergriff und sie so davon abhielt. Überrascht sog Usagi hörbar die Luft ein und blickte auf die Stelle, wo seine Hand ihre Haut berührte. »Was wird das, wenn ich fragen darf?« Skeptisch deutete er dabei mit seinem Kopf in Richtung ihres Fußes.  Als er ihren verwirrten Blick wahrnahm, sprach er einfach weiter: »Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben sollten, Miss Tsukino, aber Ihr Knöchel ist geschwollen.« »Das weiß ich!«, antwortete Usagi augenrollend und machte Anstalten, sich erneut vom Bett zu erheben. Doch wieder hielt Mamoru sie davon ab und gab ihr kaum eine Chance, sich zu vom Bett zu entfernen. »Und warum belasten Sie ihren Fuß dann noch weiter, wenn Sie doch wissen, dass Sie ihn eigentlich besser hochlagern sollten?«  Usagi biss sich auf die Unterlippe und seufzte: »Weil ich dafür gerade keine Zeit habe.«  Fragend hob Mamoru eine Augenbraue in die Höhe.  »Keine Zeit? Was ist denn bitte momentan wichtiger, als ihr Fuß?«, fragte er sarkastisch. Genervt verdrehte Usagi ihre Augen und knirschte leicht mit den Zähnen. »Auch wenn es Sie eigentlich nichts angeht, aber Ihre Mutter hat mir angeboten, dass ich mich vor dem Abendessen noch ein wenig im Haus umsehen kann.« »Gut, dann werde ich Sie eben begleiten!«, erwiderte Mamoru wie aus der Pistole geschossen und erhob sich. Geschockt blickte Usagi zu ihm auf. Glaubte sich verhört zu haben. »Wie bitte?«  »Sie haben schon richtig gehört! Also kommen Sie, bis zum Abendessen ist nicht mehr viel Zeit und das Anwesen ist nicht gerade klein.«, auffordernd streckte Mamoru ihr seine Hand entgegen. »Und außerdem würden Sie ohne fremde Hilfe gerade sowieso nicht weit kommen.«  Usagis Augen verengten sich schlagartig.  »Vielen Dank, Mister Chiba, aber ich brauche keinerlei Hilfe.«, zischte sie und schob während sie aufstand seine Hand demonstrativ beiseite.  ' Déjà-vu', schoss es Mamoru prompt durch den Kopf. Leise lachte er auf.  »Hatten wir das heute nicht schon einmal?«, fragte er sie schmunzelnd.  »Ich weiß nicht, was Sie meinen!«, erwiderte Usagi trotzig und drehten ihm ihren Rücken zu.  Kurz kniff sie die Augen zusammen und verzog schmerzhaft ihren Mund, als sie in ihre Schuhe schlüpfen wollte. 'In den Dingern werde ich wirklich nicht weit kommen.', gestand sie sich ein und ging zu ihrem Koffer hinüber.  Irritiert blickte Mamoru ihr nach und lachte dann lauthals los, als er sah, was genau sie dort aus dem Koffer heraus holte.  »Ist das Ihr ernst?«, fragte er belustigt und deutete auf die rosafarbenden Häschen-Hausschuhe, die Usagi in den Händen hielt.  »Ja!«, antwortete sie ihm knapp, schlüpfte in ihre Hausschuhe hinein und ging ohne Mamoru weiter zu beachten zur Tür hinaus.  Noch immer lachend, zuckte Mamoru mit den Schultern und folgte ihr. Vor sich hin pfeifend, ging er wenige Meter hinter ihr her. Bemerkte, wie sie bei fast jedem Schritt den sie tat, leicht zusammenzuckte.   »Ihnen ist aber bewusst, was Sie Ihrem Knöchel da gerade zumuten, oder?«, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Usagi war stehen geblieben und wandte sich zu ihm um: »Oh, kommt jetzt Mister Neunmalklug zum Vorschein?« »Ich sorge mich nur um Ihr Wohlergehen. Als Arzt ist das nun einmal auch meine Pflicht.« »Sie sorgen sich? Ich habe eher das Gefühl, Sie wollen mich auf Schritt und Tritt kontrollieren. Scheinbar denken Sie, ich schaff es nicht ohne fremde Hilfe .. aber wenn es so wäre, wäre ich wohl kaum hier, oder?« Sie entfernte sich mit zwei Schritten ein wenig. Brachte etwas Distanz zwischen sich und Mamoru Chiba, denn noch immer brachte sie seine unmittelbar Nähe durcheinander. Ließ Ihr Herz rasen und ihre Haut kribbeln. »Also akzeptieren Sie einfach, dass ich mir das Anwesen nun anschauen werde, ob Sie wollen oder nicht!« »Sie müssen aber auch immer das letzte Wort haben, oder?« Er war wieder einen Schritt auf Sie zugegangen. »Das sagt genau der Richtige!«, entgegnete sie und runzelte die Stirn. »Mein Gott, Usagi. Sie tun ja fast so, als wenn ich Ihnen etwas Böses will.« »Sehen Sie! Schon wieder haben Sie das letzte Wort...«  So schnell es Usagi möglich war, lief sie weiter in den Eingangsbereich.  Was sie dabei nicht bedacht hatte, war, dass Mamoru ihr dennoch folgte.  Unerklärlicherweise zog es ihn zu dieser jungen Frau hin. Er wollte einfach in ihrer Nähe sein, auch wenn es ihr missfiel.  ____________________♠_____________________ Wieder war Usagi im Eingangsbereich vor dem riesigen Gemälde stehen geblieben. Staunend blickte sie von unten hinauf. Besah sich jeden einzelnen Pinselstrich genauer. Und blendete dabei alles um sich herum aus. Mamoru stand derweilen etwas abseits an eine Wand gelehnt und beobachtete Usagi dabei, wie sie völlig fasziniert das Gemälde von Yumeni Yumino betrachtete. Wie sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr strich, die sich aus ihrem geflochtenen Seitenzopf gelöst hatte. Und wie sie ... ihm stockte in diesem Moment regelrecht der Atem. Hätte er nicht an der Wand gelehnt gestanden, wäre er wohl zurückgetaumelt.  Sie präsentierte ihm geradewegs ihren perfekten runden Po, als sie sich nach ihrem Ohrring bückte, der sich mit dem Zurückstreichen der Haarsträhne gelöst hatte und hinuntergefallen war. Unbemerkt war Midori Chiba, die den Rollstuhl von Yukiko Chiba schob, neben ihren Sohn getreten.  »Konban wa, Mamoru! Was tust du denn hier?«, fragte Midori, ehe sie Usagi erblickte und stutzte. Erschrocken wandte sich der Angesprochene zur Seite und blickte in die leicht schmunzelnden Gesichter seiner Mutter und seiner Großmutter.  »Onegai? Oh, ich habe euch gar nicht kommen hören.«, erwiderte Mamoru und blickte wieder zu Usagi hinüber, die gerade zaghaft mit den Fingerspitzen über den goldenen Rahmen des Gemäldes strich. »Das haben wir gemerkt...« Midori tauschte einen belustigten Blick mit Yukiko aus. »Du magst Sie, oder?«, fragte die Älteste der Chibas nun ihren Enkelsohn. Überrascht über diese direkte Frage blickte Mamoru zu seiner obaa-san. Kapitel 10: doubtfully... ------------------------- ___________________-`♔´-___________________ »Du magst Sie, oder?«, fragte die Älteste der Chibas ihren Enkelsohn. Überrascht über diese direkte Frage blickte Mamoru zu seiner obaa-san. Neugierig und mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen, erwiderte diese den Blick ihres Enkelsohnes. Allem Anschein nach hatte sie mit dieser doch recht simplen Frage mitten ins Schwarze getroffen, denn plötzlich machte Mamoru einen doch sichtlich nervösen Eindruck auf sie. »Ähm...«, stammelte er und wich dem wissenden Blick seiner Großmutter aus. Er hatte absolut keine Ahnung, was er ihr darauf antworten sollte. Mochte er Usagi? Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er es selber nicht einmal genau. Alles was er wusste, war, dass diese junge Frau etwas an sich hatte, was ihn wie magisch anzog und seine Gefühlswelt vom ersten Augenblick an gehörig durcheinander brachte. Seufzend und möglichst unauffällig sah er kurz zu Usagi hinüber, die gerade dabei war sich zögerlich vom Gemälde zu entfernen. Kaum wahrnehmbar schüttelte er seinen Kopf und wandte sich wieder seiner Mutter und Großmutter zu, die ihm noch immer abwartend entgegenblickten. Gerade als er die Frage seiner obaa-san beantworten wollte, durchdrang ein kläglicher Aufschrei die Stille. Erschrocken wirbelte er herum und blickte entsetzt zu einer am Boden kauernden Usagi. Ohne seine Mutter und Großmutter weiter zu beachten, lief er zu ihr hinüber und kniete vor ihr nieder. »Oh verdammt tut das weh«, jammerte Usagi und hielt sich den bandagierten Fuß. »Lassen Sie mal sehen«, hörte sie Mamoru wie aus weiter Ferne sagen und sah überrascht zu ihm auf. Blickte direkt in seine tiefblauen Augen. Versank regelrecht in ihnen. Doch der Schmerz holte sie sofort in die Realität zurück. Scharf zog sie die Luft ein und zuckte leicht zusammen, als er ihren Fuß ergriff und sie nicht eine Sekunde lang aus den Augen ließ, während er ihr den rosafarbenen Plüschschuh vorsichtig vom Fuß zog. Die Welt, so schien es ihr, hörte sich für einen Moment lang auf zu drehen. Zaghaft, fast zärtlich löste Mamoru die Bandage und wandte dann widerwillig den Blick von ihren Augen ab, um ihren Knöchel in Augenschein nehmen zu können. Midori und Yukiko Chiba, die etwas abseits standen, blickten sich überrascht an, als Mamoru zu der jungen Frau hinüber geeilt und besorgt vor ihr niedergekniet hatte. »Siehst du das Gleiche wie ich?«, fragte Yukiko ihre Tochter und deutete leicht schmunzelnd zu ihrem Enkel und Usagi hinüber. Midori folgte ihrem Blick und nickte. »Ja, er ist so anders in ihrer Gegenwart«, erwiderte sie ein wenig irritiert. »Das sieht gar nicht gut aus«, zog Mamoru Bilanz, als er sich den Fuß genauer angesehen hatte. »Aber das scheint wohl nun die Konsequenz dafür zu sein, dass Sie nicht gleich auf mich gehört haben«, schlussfolgerte er und blickte dann in das leicht entsetzte Gesicht von Usagi. Die Blondine selbst war außerstande ihm darauf irgendetwas entgegen zu setzen. Sie wusste, dass er mit dem, was er sagte, Recht hatte. Dennoch wollte sie es ihm gegenüber partout nicht zugeben. Zerknirscht senkte sie den Blick und biss sich leicht auf die Unterlippe. Mamoru schmunzelte und schüttelte leicht den Kopf. Ohne weiter darauf einzugehen, stand er auf und hielt ihr seine Hand hin. »Glauben Sie, Sie schaffen es aufzustehen oder soll ich Sie vielleicht tragen, Usagi?«, fragte er und lachte innerlich leise auf, als sie abrupt den Kopf hob und ihn entsetzt anstarrte. »Äh... Danke, aber ich denke, das wird nicht nötig sein«, stotterte sie und ergriff zaghaft seine Hand, um sich zumindest von ihm aufhelfen zu lassen. Langsam, und immer darauf bedacht nicht zu forsch zu sein, zog Mamoru sie nun zu sich hoch. Doch kaum das Usagi stand, knickte sie wieder ein und drohte nach hinten weg zu kippen. Reflexartig umfasste der Schwarzhaarige ihre Taille und zog sie noch näher an sich. »Hoppla«, flüsterte er und blickte lächelnd auf die zierliche Person in seinen Armen hinab. Genießerisch schloss er einen kurzen Moment seine Augen, als ihm ihr sinnlicher Duft in die Nase stieg. Erschrocken riss Usagi die Augen auf und keuchte, als sie Mamoru Chibas Körper so nah an ihrem spürte. Versuchte, sich ein wenig aus seinen Armen zu winden. Doch er hielt sie weiterhin fest. Und auch der Blick, den er ihr schenkte, nachdem er die Augen wieder geöffnet hatte, war unmissverständlich. Zusätzlich ergriff er das Handgelenk ihrer rechten Hand, die sich auf seiner linken Brust befand. »Ich möchte, dass Sie Ihren Fuß für den Rest des Abends schonen, Miss Tsukino! Und diesmal ist es eine ärztliche Anordnung!«, gab er ihr zu verstehen und lockerte langsam seinen Griff um ihr Handgelenk. Nur widerwillig löste er sich schließlich gänzlich von ihr, als er ihr leichtes Nicken vernahm. Tief ein und ausatmend, versuchte Usagi ihr viel zu schnell schlagendes Herz zu beruhigen. Noch nie hatte es ein Mann geschafft, sie von einer Sekunde zur nächsten, derart aus der Fassung zu bringen, wie Mamoru Chiba. Es war seltsam, aber dieser Mann löste in ihr unzählige Gefühle gleichzeitig aus. Gefühle, die sie noch nie zuvor gefühlt hatte und auch nicht wirklich zuzuordnen wusste. Sie waren so neu und doch irgendwie vertraut. Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf, als ihr die Bilder wieder in den Sinn kamen, die vor ihrem innerem Auge abliefen, als Mamoru sie am Fuß berührte, um ihn ihr zu verbinden. Ein vornehmliches Räuspern riss sie abrupt aus ihren Gedanken und lies sie herumfahren. Überrascht blickte sie in die Gesichter von Yukiko und Midori Chiba, die sie sichtlich besorgt musterten. »Geht es Ihnen gut, Usagi?«, fragte Yukiko und deutete auf ihren geschwollenen Fuß. »Ja, es ist nicht so schlimm wie es aussieht. Ich bin nur falsch aufgetreten. Morgen sieht das Ganze bestimmt schon wieder besser aus«, entgegnete sie ihr zaghaft lächelnd und ging vorsichtig ein paar Schritte, wobei sie es vermied den Knöchel zu belasten. Abrupt weiteten sich ihre Augen, als Mamoru sie erneut am Handgelenk packte und so am weiterlaufen hinderte. »Ganz Recht! Aber auch nur, wenn Sie endlich mal das tun würden, was ich Ihnen gerade gesagt habe«, erinnerte er sie eindringlich an seine ärztliche Anweisung. Mit seiner neuerlichen Aussage nahm er bewusst in Kauf, dass er sie damit erneut in Rage bringen würde. Jedoch war ihm so langsam klar geworden, dass sie scheinbar nur dann auf ihn hörte, wenn er konkrete Anweisungen aussprach. Usagis Augenlider zuckten verdächtig, doch sie widerstand den innerlichen Drang sich ihm abermals zu widersetzen. Stattdessen, und zu ihrer eigenen Verblüffung, gab sie klein bei. »Ich habe es verstanden«, murmelte sie leise. »Haben Sie das, ja?« »Ja! Sie können also mein Handgelenk beruhigt wieder loslassen. Es sei denn, Sie wollen, dass ich es demnächst auch noch schonen muss«, entgegnete Usagi nun etwas gereizter und bemerkte wie er leicht zusammenzuckte. Perplex starrte Mamoru auf seine Hand, die ihr Handgelenk umschlungen hielt, und geriet leicht ins Stocken. »Oh, ähm... Tut mir leid«, wisperte er und ließ Usagi prompt los. Über seine Grobheit entsetzt, sah er, wie sie sich sofort ihr Handgelenk rieb. »Habe ich Ihnen etwa weh getan?« Gerade als er einen Schritt auf sie zu machte, um sich ihr Handgelenk an zu sehen, wich Usagi zurück und schüttelte den Kopf. »Nein, nein! Ist schon in Ordnung«, erwiderte sie und drehte sich schnell zu Midori und Yukiko Chiba, die die Szene aufmerksam verfolgt hatten. »Wir sollten uns so langsam auf den Weg ins Esszimmer machen, Herrschaften! Ich denke, Noguchi wird bereits alles vorbereitet haben«, unterbrach Midori Chiba die Konversation zwischen ihrem Sohn und Usagi, als sie bemerkte, dass Mamoru gerade dabei war, erneut etwas entgegnen zu wollen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte Midori den Rollstuhl von Yukiko und schob sie langsam Richtung Esszimmer. »Ich glaube, dein Sohn hat jetzt schon einen Narren an unserer neuen Angestellten gefressen. Oder wie siehst du das, Midori?«, entgegnete Yukiko leise, während Midori sie durch die offene Tür schob, hinter der Noguchi und eine weitere Angestellte bereits warteten, um das Abendessen servieren zu können. Peinlich berührt stand Mamoru vor Usagi und blickte zu der Tür, wo seine Mutter und seine Großmutter gerade verschwunden waren. Yukikos Worte waren zwar leise, aber dennoch für ihn hörbar gewesen. Vermutlich hatte Usagi sie ebenfalls vernommen, denn sie stand mit gesenktem Kopf vor ihm. Auch ihre rot gefärbten Wangen entgingen ihm nicht und er lächelte still in sich hinein. Irgendwie hatte diese junge Frau es tatsächlich binnen wenigen Stunden geschafft, sein Interesse zu wecken. Obwohl sie ihm in einer Tour widersprach und ihr freches Mundwerk ihn nun schon mehrfach fast zur Weißglut gebracht hatte, so konnte er sich nicht gegen das Gefühl verwehren, dass er sie von Anfang an gemocht hatte und ihre Nähe genoss. »Kommen Sie, Usagi. Das Abendessen wartet und Sie haben doch sicherlich Hunger.« Auffordernd hielt er ihr seine Hand entgegen, die sie nur zögerlich ergriff. In einer schnellen Bewegung hatte er sie näher an sich gezogen und seinen Arm unter ihren geschoben, damit sie sich besser bei ihm aufstützen konnte. Mit jedem Schritt, mit dem sich Usagi humpelnd vorwärts bewegte, krallte sie sich mehr in seinen Arm und obwohl sie nur langsam voran kamen, gab Mamoru ihr die Zeit. Mit einem erleichterten Seufzen nahm Usagi am gedeckten Tisch neben Yukiko Chiba Platz. Noch immer klopfte ihr Herz wild in ihrer Brust und der Umstand, dass Mamoru ihr gegenüber Platz nahm, machte es natürlich nicht besser. Er war schlichtweg der Auslöser für ihr schnell schlagendes Herz. Für die Achterbahnfahrt ihrer Gefühle. Für die ständige Gänsehaut, die er mit einer Berührung bei ihr auslöste. So gut es ihr eben möglich war, versuchte sie sich auf das Essen zu konzentrieren, ohne ständig aufzublicken und seinem durchdringenden Blick zu begegnen. Zugegebenermaßen machte es sie furchtbar nervös und mit zittrigen Händen aß sie ihre Nudelsuppe. Gut gesättigt lehnte sie sich wenig später im Stuhl zurück und lauschte gespannt Yukikos Erzählungen. Auch Mamoru und Midori Chiba hatten sich in ihren Stühlen zurückgelehnt und der Älteren ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Sie erzählte von alten Traditionen, Mythen und anderen Überlieferungen aus vergangener Zeit. Eine Geschichte ließ Usagi jedoch besonders aufhorchen. Es war die Liebesgeschichte zwischen der Mondgöttin und dem Erdenkönig. Leider kam sie nicht mehr dazu, näher Fragen dazu stellen zu können, denn Midori erhob sich und beendete damit das Abendessen. »Bitte entschuldigt, aber ich denke, es ist schon spät genug. Okâsan, du magst doch sicherlich noch deinen Tee auf der Terrasse einnehmen, oder?« Yukiko nickte lächelnd. »Natürlich aber mach dir nur keine Umstände. Usagi wird mir bestimmt auch gern etwas Gesellschaft leisten. Hab ich Recht?« Erwartungsvoll blickte sie zu der jungen blonden Frau hinüber. »Sehr gerne«, erwiderte Usagi lächelnd und erhob sich von ihrem Platz. »Gut, ich werde euch noch bis zur Terrasse begleiten und danach Noguchi wegen dem Tee Bescheid geben«, schaltete sich Mamoru ein und erhob sich dann ebenfalls, um seine Großmutter zur Terrasse zu bringen. Während Mamoru seine obaa-san langsam den Gang entlang schob, warf er immer wieder mal einen flüchtigen Blick auf Usagi. Lächelnd stellte er fest, dass sie sich an seine Anweisung, den Fuß nicht zu sehr zu belasten, endlich zu halten schien.  Gemächlich tat Usagi einen Schritt nach den anderen. Humpelte teilweise, als sie die Blicke von Mamoru bemerkte, um eine weitere Diskussion mit ihm zu vermeiden. Nachdem sie wenig später Yukiko Chibas Zimmer durchquert und die Terrasse erreicht hatten, sah Usagi verblüfft zu Mamoru auf, als dieser ihr nicht nur den Stuhl zurecht rückte, sondern ihr auch einen kleinen Hocker davor stellte. »Ich denke, für Ihren Fuß wird es das Beste sein, wenn Sie ihn ein wenig hoch lagern würden, denken Sie nicht?«, kommentierte er schmunzelnd, als er ihren verblüfften Gesichtsausdruck bemerkte. Usagi nickte und schob sich verlegen eine lockere Haarsträhne hinter das Ohr. »Das wird wohl wirklich das Beste sein. Danke!«, erwiderte sie leise und erstarrte augenblicklich. Da war es wieder... dieses unverschämt hinreißende Lächeln seinerseits, was sie einfach unwiderstehlich fand und was ihre Knie weich werden ließ. »Gut, ich werde dann jetzt Noguchi Bescheid geben und auch gleich noch etwas Eis für Ihren Fuß holen. Obaa-san? Sencha wie immer?«, fragte er seine Großmutter, die ihm daraufhin leicht zunickte. »Ja, und dazu gerne noch ein paar Senbei`s.« »Und Sie?«, wandte sich Mamoru kurz an Usagi. »Ich hätte gern das Gleiche«, erwiderte sie und blickte dem Schwarzhaarigen noch einen Moment lang hinterher, als dieser anschließend die Terrasse verließ. Ein leises Maunzen erregte jedoch augenblicklich ihre Aufmerksamkeit und ließ sie abrupt nach unten blicken. »Na hey, wer bist denn du?«, fragte Usagi lächelnd, als sie das weiße Fellknäuel erkannte, was sich um ihre Beine herum schlängelte und dabei hingebungsvoll schnurrte. »Das ist Artemis, meine Liebe. Mamoru hatte ihn vor gut zwei Monaten mit hierher gebracht, nachdem er ihn im nahegelegenen Park gefunden hatte. Eigentlich wollte er ihn am nächsten Tag sofort in eines dieser unsäglichen Tierheime bringen, aber das haben weder er noch ich übers Herz gebracht. Seitdem lebt er bei uns und ist ein fester Bestandteil unserer Familie geworden, auch wenn er mehr unterwegs ist, als zu Hause. Nicht war, Artemis?«, antwortete Yukiko Chiba ihr und lachte leise auf, als sie sah, wie ihr Kater sich regelrecht an die junge Frau schmiegte. »Er scheint Sie zu mögen.« Usagi grinste und kniete sich vor Artemis nieder, um ihm den Kopf kraulen zu können. »Vielleicht riecht er aber auch meine Luna.« »Luna?« »Ja, so heißt meine schwarze Katze«, lächelte Usagi und wandte sich dann wieder Artemis zu. »Komisch, er hat genauso ein Zeichen auf der Stirn wie Luna.« Mit dem Finger fuhr sie behutsam über die Stelle, die aussah wie ein Sichelmond. »Tatsächlich?«, fragte Yukiko und beugte sich in ihrem Rollstuhl ein wenig nach vorn. Usagi nickte leicht. »Ja, ich hätte nicht gedacht, dass es noch eine Katze gibt, der genau wie Luna solch ein Zeichen auf der Stirn trägt.« Nicht nur, dass er genau dasselbe Zeichen trug, nein, er und dieses Zeichen kamen ihr auch irgendwie bekannt vor. Je mehr sie darüber nachdachte, desto verworrener wurde es. Ihr schwindelte, so dass sie gezwungen war, sich zu setzen und von Artemis abzulassen. »So, die Damen, in wenigen Minuten bringt Noguchi den Tee und die Senbei's.« Mamoru trat mit einem Eisbeutel in der Hand wieder auf die Terrasse und reichte ihn Usagi, ehe er selbst auf einem der Stühle Platz nahm. Neugierig beobachtete er die Blondine, wie sie ihre Hose ein wenig hochkrempelte und dabei ihre schlanken Fesseln zum Vorschein kamen. Kurz ertappte er sich, wie er gedanklich ihre Wade umfasste und mit der Hand ihr Bein hinauf strich. Doch schon im nächsten Moment schüttelte er über sich selbst den Kopf. Was dachte er da schon wieder? Der weiße Kater war weiter um Usagi herum schlawenzelt und setzte nun zum Sprung an. Mamoru wollte ihn zurückhalten und hinunter scheuchen, doch Usagi schüttelte den Kopf und schmunzelte, als Artemis sich auf ihrem Schoß zusammenrollte. »Ist schon in Ordnung. Vermutlich spürt er, dass ich gerade meine Katze vermisse«, entgegnete sie und kraulte den Kater ausgiebig hinter den Ohren. Immer wieder hob er schnurrend den Kopf und blickte zu Usagi hinauf. Drückte seinen Kopf ein wenig mehr gegen ihre Handfläche, um ihr damit anzudeuten, dass er ihre Streicheleinheiten genoss. »Mamoru?«, sprach Yukiko ihren Enkel an und brachte ihn so dazu, den Blick von Usagi abzuwenden. Fragend blickte er zu ihr hinüber. »Ja?« »Wann beginnt nochmal der Ärzte Kongress in Deutschland?« »In zwei Tagen. Morgen um 15 Uhr geht bereits mein Flieger.« »Oh, und wird Natsumi dich dieses Mal begleiten?« Mamoru schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe sie, um ehrlich zu sein, erst gar nicht gefragt, ob sie mit möchte.« »Das ist vielleicht auch besser so«, entgegnete sie ihm direkt. »Obaa-san!« Schmunzelnd wiegelte Yukiko sofort ab, als sie den leicht empörten Ausdruck ihres Enkels bemerkte. »Ja, schon gut! Aber du kennst meine Meinung Natsumi gegenüber und die wird sich definitiv auch nicht mehr ändern. Selbst dann nicht, wenn du tatsächlich mal den Fehler begehen solltest, sie zu ehelichen.« Sich ein wenig fehl am Platze fühlend, blickte Usagi zwischen Mamoru und Yukiko Chiba hin und her. Sie erkannte sofort, dass es dem schwarzhaarigen Mann mehr als nur unangenehm war, dass seine Großmutter in ihrem Beisein ihre Meinung zu seiner Verlobten kundtat. Wirr schüttelte sie ihren Kopf. Sie sollte sich der Situation vielleicht besser entziehen, bevor sie noch in etwas hinein geriet, was sie absolut nichts anginge. Kurz räusperte sie sich. »Ähm, ich denke, ich werde wohl besser gehen«, sagte sie knapp, während sie sich langsam von ihrem Platz erhob. Perplex starrte Mamoru sie an und ergriff prompt ihr Handgelenk. »Bitte bleiben Sie, Usagi! Wenn einer besser gehen sollte, dann wohl eher ich«, sagte er, während er sie langsam wieder los ließ. »Ich werde in einer halben Stunde wieder zurück sein, obaa-san«, wandte Mamoru sich noch kurz an seine Großmutter und verließ dann fluchtartig die Terrasse. Im Zimmer seiner Großmutter blieb er jedoch stehen und setze sich dort stirnrunzelnd auf das Bett. Es waren gar nicht die Worte ihrerseits gewesen, die Mamoru wütend machten, sondern eher die Tatsache, dass sie damit den Nagel mehr oder weniger auf den Kopf getroffen hatte. Nämlich, dass die Verlobung mit Natsumi ein Fehler war. Schließlich, und das musste er sich wohl oder übel eingestehen, war er sich seiner Gefühle ihr gegenüber selbst nicht mehr so sicher. Und das schon seit Längerem. Oftmals ertappte Mamoru sich sogar dabei, wie er sich die Frage stellte, ob er sich seiner Gefühle ihr gegenüber überhaupt jemals sicher gewesen war. Seufzend stand er vom Bett auf und lehnte sich leicht an die Terrassentür. Lugte ein wenig um diese herum. Lauschte schmunzelnd den Worten Usagis und erschauerte, als ihr liebliches Lachen sein Ohr erreichte. Die junge Frau zog ihn abermals in den Bann, sodass er nicht einmal mehr mitbekam, wie sich ihm jemand näherte. »Mamoru, könntest du mir vielleicht das Tablett abnehmen?« Midori Chiba stutzte, als ihr Sohn in keinster Weise darauf reagierte. »Mamoru?« Kurzerhand stellte sie das Tablett samt Tee und Reiscracker auf der kleinen Kommode ab und tippte ihrem Sohn leicht auf die Schulter. »Hey, wo bist du nur schon wieder mit deinen Gedanken?« Erschrocken wirbelte Mamoru zu ihr herum. »Oh Gott, okâsan, musst du mich so erschrecken?«, fluchte er und hielt sich kurz die linke Brustseite. Entschuldigend hob Midori ihre Hand. »Das war nicht meine Absicht, aber ich habe dich vorher gefragt, ob du mir das Tablett abnehmen könntest. Du hast aber gar nicht reagiert.« »Entschuldige, ich war wohl in Gedanken.« »Das habe ich gemerkt. Und? Worüber hast du so intensiv nachgedacht?« Seufzend schüttelte Mamoru den Kopf, wandte sich um und verschränkte seine Arme vor der Brust, während er wieder zur Terrasse hinaus blickte. Irritiert zog Midori ihre Augenbraue in die Höhe, stellte sich neben ihm und folgte seinem Blick. »Verstehe!«, schmunzelte sie, als sie erkannte, wen ihr Sohn dort die ganze Zeit beobachtete. Verwirrt drehte Mamoru seinen Kopf leicht in ihre Richtung. »Hmm? Was verstehst du?« »Was läuft da zwischen dir und Miss Tsukino?«, fragte sie gerade heraus und deutete dabei leicht mit dem Kopf zu Usagi hinüber. Mamoru erstarrte augenblicklich. »Wie bitte?«, fragte er und blickte seine Mutter völlig entgeistert an. »Wie kommst du darauf?! Da läuft rein gar nichts!« »Ich bin deine Mutter, Mamoru. Denkst du, ich würde nicht merken, dass du in ihrer Gegenwart ganz anders bist? Seit langem habe ich endlich mal wieder das Gefühl, dass du ein wenig aus dir heraus kommst. Und du machst dir Sorgen um sie. Da drängt sich einem regelrecht der Eindruck auf, dass du......« »Okâsan, bitte... Ich bin mit Natsumi verlobt«, wiegelte er ab und wandte sich zur Seite, um nach dem Tablett zu greifen. »Außerdem bin ich Arzt und sehe mich daher in der Pflicht, mich um sie kümmern. Zumal ich nicht ganz unschuldig daran bin, dass sie jetzt ihren Fuß schonen muss«, fügte er an, während er das Tablett an sich nahm und zur Terrassentür hinausging. Sofort hob Midori erneut die Hände und seufzte. Auch wenn sie ihrem Sohn nicht wirklich glaubte, so wusste sie, dass es momentan nichts brachte, weiter darauf einzugehen. Das würde ihn vermutlich nur noch mehr in Rage bringen. Kopfschüttelnd folgte sie ihm Sekunden später. Verfolgte, wie er kommentarlos das Tablett auf den Beistelltisch abstellte und sich dann auf einen der Stühle niederließ. Kaum hatte Mamoru das Tablett abgestellt, griff Usagi nach einem Senbei und biss herzhaft in diesen hinein. »Mmmh, die sind wirklich köstlich.« »Vielen Dank. Freut mich, dass sie Ihnen schmecken«, erwiderte Midori Chiba, während sie sich gegenüber von Yukiko setzte. Überrascht blickte Usagi zu ihr hinüber. »Haben Sie die etwa selber gemacht?« Midori nickte lächelnd. »Aber ja! Es ist zwar ein altes Familienrezept und streng gehütet, aber wenn Sie möchten, können Sie mir beim nächsten Mal bei der Zubereitung helfen.« »Oh, ähm... sehr gern, aber ich kann nicht versprechen, dass ich Ihnen dabei eine sonderlich große Hilfe sein werde.« »Lassen Sie mich raten... Sie können weder richtig kochen noch backen, hab ich Recht?«, warf Mamoru ein und lehnte sich abwartend in seinen Stuhl zurück, während er an seinem Tee nippte. Peinlich berührt nickte Usagi. »Alle Achtung! Der arme Mann, der Sie einmal abbekommt, tut mir jetzt schon wahrlich leid«, spottete Mamoru und erntete dafür einen missbilligenden Blick seiner Großmutter. »Dafür hat Usagi sicherlich andere Stärken! Außerdem kann sie es immer noch lernen«, ergriff Yukiko Partei für die junge Frau und wies ihren Enkel mit einen weiteren bösen Blick zurecht. Der Rest des Abends wurde mehr oder minder schweigend verbracht. Einzig allein Yukiko ließ es sich nicht nehmen, Usagi einen Schlag aus ihrer Jugend zu erzählen. Sichtlich interessiert hörte diese ihr zu und lachte ab und an amüsiert auf. Am liebsten hätte Usagi Yukiko noch Stunden lang zugehört, doch nach einer gewissen Zeit übermannte sie die Müdigkeit. »Es tut mir leid...«, gähnte sie herzhaft vor vorgehaltener Hand, ».. aber ich denke für mich wird es Zeit fürs Bett.« Artemis maunzte, als sie ihn auf den Boden absetzte und sich von ihrem Platz erhob. Midori nickte ihr zu und erhob sich ebenfalls. »Sie haben Recht, für mich wird es auch langsam Zeit. Morgen früh nach dem Frühstück stehen gleich zwei wichtige Termine an, bei denen ich besser ausgeruht erscheinen sollte. Ihr entschuldigt mich, also!?« »Natürlich, geh nur! Ich denke, Mamoru wird Usagi sicher dabei helfen mich ins Bett zu bringen«, zwinkerte sie ihrer Tochter schelmisch zu und wandte dann den Kopf in Richtung ihres Enkels. »Mamoru, wärst du bitte so freundlich?« »Natürlich, Obaa-san!«, erwiderte dieser und schob Yukiko von der Terrasse, direkt ins angrenzende Bad ihres Zimmers hinein, wo Usagi sie anschließend Bett fertig machte. Gute zwanzig Minuten später half Mamoru seiner Großmutter aus dem Rollstuhl und manövrierte sie behutsam ins Bett. »Oyasumi Nasai, Obaa-san! Schlaf schön...«, entgegnete Mamoru anschließend und hauchte ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. »Danke, Ihr auch!«, antwortete sie lächelnd und scheuchte dann sowohl ihn, als auch Usagi aus ihrem Zimmer. Kaum einen Fuß aus dem Zimmer von Yukiko Chiba gesetzt, verabschiedete sich Mamoru ohne große Worte und lediglich mit einem kurzen Nicken von Usagi und ließ sie allein im Flur zurück. Einen Moment lang sah sie ihm noch hinterher, bevor sie sich in das Gästezimmer zurückzog und dort Bett fertig machte. Seufzend warf sie sich einen Augenblick später ins große Doppelbett. »Was für ein Tag«, murmelte sie, während sie sich auf die Seite drehte und die Augen schloss. Während Usagi langsam weg dämmerte, erstrahlte das Zimmer eine Sekunde lang in einem silbernen Licht. Wohlig seufzte sie auf, als eine sanfte Stimme an ihre Ohren drang und sie sachte ins Land der Träume wiegte. „Träume mein Kind und vergiss nicht: Diese Vergangenheit ist nicht nur ein Traum.  Sie ist die Wirklichkeit, die deine und seine Zukunft einmal ebnen wird.“ Kapitel 11: A dream is a wish your heart makes ---------------------------------------------- Gemeinschaftsprojekt von -Luna- und MissSenshi ___________________-`♔´-___________________ Während Usagi langsam weg dämmerte, erstrahlte das Zimmer eine Sekunde lang in einem silbernen Licht.   Wohlig   seufzte   sie auf, als eine sanfte Stimme an ihre Ohren drang und sie sachte ins Land der Träume wiegte .  "Träume mein Kind und vergiss nicht: Diese Vergangenheit ist nicht nur ein Traum. Sie ist die Wirklichkeit, die deine und seine Zukunft einmal ebnen wird." ___________________________♠_______________________ »Serenity ... Liebste, so warte doch!«, rief  Endymion  und lief ihr lächelnd hinterher. Vorbei an den riesigen Säulen des Tempels, hinter denen die Prinzessin immer wieder Halt machte und verschmitzt  hervorlugte. Doch kaum hatte er sie eingeholt, rannte sie  auch schon  kichernd  weiter. Entzog sich ihm. Spielte mit ihm. Und es machte ihn schier wahnsinnig... Wahnsinnig  vor Verlangen.  Nichts wollte er in diesem Augenblick mehr, als sie in seine Arme zu ziehen und seine Lippen auf ihre zu pressen. Ihre weiche Haut spüren und ihren lieblichen Duft einatmen zu können. »Endymion? Wo bleibst du?«  Sie war an einem der riesigen Bäume stehen geblieben, um den wilde  Rosenranken  wucherten  und sich am mächtigen Stamm ihren Weg hinauf bahnten. Ihr Blick blieb an den Blüten hängen und bedächtig strich sie mit den Fingerspitzen über die samtigen Blütenblätter der wilden Rose, die in einem intensiven Rot leuchteten.  »Wunderschön....«, flüsterte er neben ihr plötzlich. »Die Rosen?«, Serenity spürte Endymion dicht hinter sich stehen.  Erschauderte , als er sich weiter näherte und sie seinen heißen Atem an ihrem Hals spürte.  »Nein... Du, Prinzessin!«, entgegnete er, ehe seine Lippen zärtlich ihren Hals  liebkosten . Ein  genüssliches  Stöhnen entwich ihr, als sein Körper sich enger an ihren  schmiegte . Als seine Hände sich von hinten um ihren Körper legten und über ihren Bauch weiter hinauf wanderten, eher er kurz unter ihren Brüsten  innehielt . Sie spürte seinen heißen Atem auf ihrer Haut. Fühlte die Hitze, die von ihm ausging ... Und für einen Augenblick schloss sie einfach die Augen und gab sich seinen Berührungen hin, die ihr Innerstes so  durcheinanderbrachten . Die ein Feuer in ihr entfachten und Gefühle in ihr  auflodern  ließen, die sie bisher nicht kannte. Behutsam schob  Endymion  die langen gold-blonden Haare von ihren Schultern. Blickte auf die weiße, seidig-schimmernde Haut seiner Prinzessin hinab. Nie zuvor hatte er sich mehr nach ihr verzehrt. Hatte mehr nach ihrer Nähe verlangt als in diesem Moment.  Seine Hände ruhten noch immer direkt unter ihren Brüsten und er  fühlte ihr Herz in ihrer Brust schlagen. Leicht und schnell. Kontinuierlich. Und doch so stark, dass er wusste, dass es im Gleichklang mit seinem schlug. »Ich begehre dich so sehr...«, flüsterte er nah an ihrem Ohr und entlockte ihr damit ein  wohliges  Seufzen. Mit einer schnellen Drehung blickte sie ihm im nächsten Moment direkt in seine  funkelnden , tiefblauen Augen. Konnte die unendliche Liebe und die Leidenschaft in ihnen sehen. Spürte das brennende Verlangen und das Knistern zwischen ihnen.  Mit glühenden Wangen und einem Lächeln im Gesicht berührte sie in einer zärtlichen Geste sein Gesicht. Strich sanft über seine Wange und fuhr mit den Fingerspitzen die Konturen seiner Lippen nach.  »Zeig mir wie sehr... «,  wisperte  sie und  legte flüchtig ihre Lippen auf die seinen. Seine Augen glänzten im Schein der untergehenden Sonne.  Schimmerten  fast Schwarz, nachdem sie sich wieder von ihm gelöst hatte und unschuldig zu ihm  hinaufblickte , während sie sich über die Lippen leckte. Ihr war bewusst, was sie damit auslöste. Dass sie ihn damit nur noch mehr in den Wahnsinn trieb, solange sie ihn immer nur mit flüchtigen Küssen und zärtlichen Berührungen bedachte, bevor sie sich ihm wieder entzog.  Mit gesenktem Blick atmete sie kurz ein und wieder aus. Nahm seinen unvergleichlichen Duft tief in sich auf. Der intensive Duft nach Rosen, der ihr so sehr die Sinne  vernebelte  und sie nicht mehr klar denken ließ. Sie  erschauderte, als seine Hände behutsam  über ihren Rücken strichen und sich auf ihren Po legten.  Eine Geste die ihr zu verstehen gab, dass er sie in diesem Moment genauso sehr wollte wie sie ihn. Und doch ließ sie ihn nur kurz gewähren, denn schon im nächsten Moment hatte sie sich wieder von ihm gelöst. Hatte sich aus seiner Umarmung gewandt und war am Baum vorbei tiefer in das umliegende Wäldchen gelaufen. Irritiert blickte er ihr sekundenlang hinterher, sah, wie sie tiefer in den Wald hinein lief und aus seinem Blickwinkel zu verschwinden drohte. Mit schnellen Schritten folgte er ihr. Rief immer wieder ihren Namen. Bat sie anzuhalten, bevor ihr noch irgendetwas passierte. Doch sie antwortete nicht, lief einfach weiter und entschwand ihm nach wenigen Minuten gänzlich aus den Augen. Suchend blickte er immer wieder um sich, fragte sich, wo sie wohl hingelaufen sein könnte, ehe er sie an einem kleinen See unterhalb eines Wasserfalls entdeckte. Augenblicklich stockte ihm der Atem, als er sah, wie sie sich ihr weißes seidenes Kleid von ihrem zierlichen Körper streifte und es ganz langsam Richtung Boden gleiten ließ. Sie war sich seiner Anwesenheit vollkommen bewusst, spürte seinen intensiven, glühenden Blick im Rücken, als sie langsam in das kühle Nass schritt. Das kristallklare Wasser umspülte ihre Füße. Plätscherte gegen ihre Beine, je tiefer sie in den See lief. Kurz warf Sie einen Blick über die Schulter zurück zu Endymion, der noch immer an Ort und Stelle verweilte und drehte sich lächelnd ein wenig seitlich. Hob den Arm und hielt ihm ihre Hand entgegen, um ihm anzudeuten, ihr zu folgen. Ihr Anblick verzauberte ihn. Fesselte ihn. Ließ ihn nicht mehr klar denken. Sein ganzer Körper hatte jegliche Tätigkeit eingestellt. Er war kaum im Stande auch nur einen Schritt zu machen, ohne dass seine Knie nachgegeben hätten. Nur sein Herz schlug heftig in seiner Brust. Sein Mund war staubtrocken und er musste mehrfach schlucken, als sie sich zu ihm umdrehte und ihn anlächelte. Als sie die Hand nach ihm ausstreckte und sein Herz fast stehenblieb. Er sollte ihr folgen? In den See unterhalb des Wasserfalls? Nackt? Schon im nächsten Moment und ohne großartig weiter nachzudenken, streifte er sich den Umhang und die Rüstung vom Körper. Ließ alles auf die Erde gleiten, bis er selbst vollkommen entblößt dastand. Wie von selbst begab er sich zum See hinüber und lief auf Serenity zu, die ihn aufmerksam und mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtet hatte. Leidenschaft und Verlangen schwappte wie in Wellen durch ihre Körper, nachdem er sich ihr Stück für Stück genähert hätte, ohne sie auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen und sie sich schlussendlich gegenüberstanden. Ihre Körper berührten sich unterhalb der Wasseroberfläche leicht und sie griff nach seinen Händen. Schob sich noch ein wenig näher an ihn und legte seine Hände um ihre Hüften. Überrascht blickte er auf sie hinunter. In ihm tobte ein Sturm aus Empfindungen. Liebe. Leidenschaft. Verlangen. Dies alles löste Serenity in ihm aus und er konnte dem Drang, sie endlich zu küssen, nicht länger widerstehen. Langsam beugte er sich zu ihr hinunter und nur noch Millimeter trennten ihre Gesichter voneinander.  »Ich Liebe dich, Prinzessin! «, flüsterte er und legte seine Lippen sanft auf die ihren. Seine Hände erkundeten dabei ihren Körper. Fuhren über ihre glatte und seidige Haut. Leise stöhnte sie in den Kuss hinein, als er ihren Po umfasste und sie noch fester an sich presste. Mit ihr regelrecht verschmolz und sie spüren ließ, wie sehr er sie wollte. Wie sehr er sie begehrte. Schrittweise liefen sie ineinander verschlungen weiter. Immer tiefer und direkt auf die Felsen hinter dem Wasserfall zu.  Unzählige Wassertropfen prasselten auf sie hinunter, als sie am Wasserfall angelangt waren und Serenity plötzlich die kühlen Felsen an ihrem Rücken spürte, die direkt darunter aus dem Wasser ragten. Keine Sekunde später hatte Endymion sie gepackt und sie ein wenig angehoben. Instinktiv schlang sie ihre Beine um seine Hüfte. Spürte seine harte Errektion direkt an ihrem Eingang und keuchte auf.  Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken, als sein Kopf sich in ihre Halsbeuge senkte und er sie dort mit den Lippen und der Zunge liebkoste. Gemächlich hauchte er sanfte Küsse über ihr Dekolleté und ihre Brüste, knabberte an ihren Knospen und sie warf, schier verrückt vor Verlangen, den Kopf in den Nacken. Sie wollte ihn endlich spüren und presste ihr Becken gegen seines. Fuhr mit den Händen durch sein dichtes schwarzes Haar und zog behutsam daran. Sofort hob Endymion den Kopf und schaute ihr aus dunklen, glänzenden Augen entgegen. Sein Blick war so verheißungsvoll und glühend, dass sie dachte, sie würde innerlich verbrennen, wenn sie nicht bald Erlösung fand... _________________________♠_______________________ "In einem wunderschönen Traum,  liegt das Geheimnis überdeckt durch Zeit und Raum.  Vielleicht kann uns're Liebe stark sein - für immer da sein.  Das sich der Traum dann eines Tages doch erfüllt." Usagi schrak aus ihrem Traum hoch und saß mit hämmerndem Herzen aufrecht im Bett, als etwas auf ihre Beine sprang. Blickte erschrocken um sich, als sie erst nicht erkannte, wo sie sich befand. Erleichtert seufzte sie, als sie den weißen Kater Artemis erblickte, der es sich soeben auf ihrer Decke bequem machte und sich zusammenrollte. Sie erinnerte sich wieder, dass sie ja vorübergehend das Gästezimmer bei den Chibas bewohnte und von nun an für sie arbeiten würde. Langsam ließ sie sich wieder in die Kissen zurück gleiten und atmete tief ein. Was war das bloß gerade für ein seltsamer Traum gewesen? Nie zuvor hatte sie etwas Vergleichbares geträumt. Nie zuvor war ihr das im Traum Erlebte so real vorgekommen und hatte sie so erregt. Es war, als hätte sie es selbst miterlebt. Als wäre sie Serenity gewesen und hätte sich Endymion hingegeben. Noch immer raste ihr Herz wie verrückt und sie spürte den leichten Schweißfilm auf ihrer erhitzten Haut, so dass sie sich kurzerhand entschied, in die Küche zu gehen und ein Glas Wasser zu trinken. Mit nackten Füßen tapste Usagi leise und darauf bedacht ihren Fuß nicht zu sehr zu belasten, aus ihrem Zimmer und schlich durch den dunklen Flur in die Küche. Kein Laut war zu hören. Alles war still und schlief. Zum Glück fiel das helle Mondlicht durch die riesigen Fenster oberhalb der Arbeitsplatte mit der verchromten Spüle und dem Ceran-kochfeld, und erhellte die Küche gerade so weit, dass Usagi kein Licht anschalten musste, um mühelos den Kühlschrank zu finden. Erleichtert stellte sie fest, dass dort tatsächlich eine Flasche Mineralwasser in der Seitentür stand. Mit der rechten Hand griff sie nach der kühlen Glasflasche und schloss mit der anderen leise die Kühlschranktür. Ihr durstete bereits fürchterlich nach dem kühlen Mineralwasser, als sie sich auf die Suche nach Gläsern machte und mehrere Schranktüren öffnen musste, ehe sie diese endlich gefunden hatte.  Gierig griff sie nach dem gefüllten Glas und setzte an. Die Kohlensäure prickelte verführerisch auf der Wasseroberfläche und der erste Tropfen Wasser erreichte ihre Zunge. Es war die reinste Wohltat, als das kühle und sprudelnde Wasser endlich ihre Kehle hinunter ran. Als sie mit großen Schlucken das Glas leerte und ihr quälender Durst endlich gestillt wurde.  Mit dem Rücken lehnte sie gegen die mitten im Raum befindliche Theke, als sie hinter sich ein Geräusch vernahm und erschrocken herum fuhr. Beinahe wäre ihr dabei das Glas aus der Hand gefallen, dass sie nun schnell auf der Theke abstellte. An den Türrahmen gelehnt, stand Mamoru Chiba und blickte mit verschränkten Armen zu ihr hinüber. Hatte er etwa die ganze Zeit dort gestanden und sie beobachtet? Hatte er ihr dabei zugesehen, wie sie durstig das Glas geleert hatte? Plötzlich war ihr furchtbar unwohl in ihrer Haut, zumal sie lediglich in einem kurzen weißen Seidennachtkleid hier stand. Warum hatte sie sich auch nicht den Bademantel übergezogen? Nein, sie war von dem Traum noch dermaßen durch den Wind gewesen...  Wer hätte auch damit gerechnet, mitten in der Nacht in der Küche von jemanden überrascht zu werden? Usagi beim besten Willen nicht. Kurz blickte sie zu dem Schwarzhaarigen, der selbst nur eine lange Pyjamahose trug und zupfte verlegen an dem kurzen Ende ihres Nachtkleides.  »Ähm, tut mir leid. Ich wollte mir nur etwas zu trinken holen. «, versuchte sie sich für ihren nächtlichen Küchenbesuch zu rechtfertigen.  »Sie brauchen sich doch dafür nicht entschuldigen, Usagi. Sie waren halt durstig. Und ich finde, dass eher ich mich entschuldigen sollte, weil ich sie erschreckt habe. «  Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr: »Ja, das war ich tatsächlich. Meine Kehle war staubtrocken, als ich aufgewacht bin. « »Warum nehmen Sie sich die Flasche nicht mit auf Ihr Zimmer? Dann müssen Sie nicht mitten in der Nacht aufstehen und durch das dunkle Haus laufen. « Mamoru lief zu dem Schrank und nahm sich nun ebenfalls ein Glas heraus. Auch er war furchtbar durstig aus einem sehr aufwühlenden Traum erwacht und, einem inneren Drang nachgebend, in die Küche gegangen. Dass er dort auf Usagi treffen würde, damit hatte er natürlich nicht gerechnet. »Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich mir auch einen Schluck aus der Flasche eingieße!?«  Fragend blickte er zu ihr und war bereits im Stande, nach der Flasche zu greifen.  Usagi schüttelte kurz den Kopf. »Oh, äh, nein natürlich nicht.«, antwortete sie und blickte betreten und mit glühenden Wangen auf den Boden. Er stand so nah bei ihr, dass sie einen direkten Blick auf seinen nackten Oberkörper hatte. Auf seine muskulösen Arme und die wohldefinierten Bauchmuskeln. Sie schluckte, denn mit einem Mal war ihr Mund wieder staubtrocken und die Bilder aus ihrem Traum erschienen vor ihrem inneren Auge. Eine Gänsehaut erfasste sie. Schüttelte sie. Ihr war plötzlich heiß und kalt zugleich. »Wie geht es Ihrem Fuß?«, fragte Mamoru beiläufig, während er hinter Usagi trat, sein Glas mit Wasser befüllte und es dann an seine Lippen setzte, um einen großen Schluck zu trinken.   »Was?«  Überrascht fuhr Usagi zu ihm herum, stieß dabei gegen seinen Arm in dessen Hand er das Glas hielt und sah mit Entsetzen dabei zu, wie deren Inhalt sich in Sekundenschnelle über seinen Oberkörper verteilte. Wie kleine Rinnsale des Mineralwassers über seine gebräunte Haut liefen.  »Oh Gott, das tut mir Leid. Ich ähm.. «, setzte sie entschuldigend an und stockte augenblicklich. Nervös schluckte sie, blickte fasziniert auf seine muskulöse Brust, an der das Wasser nun leicht abperlte. Unbewusst leckte sie sich über ihre Lippen, als der Schwarzhaarige mit seiner rechten Hand kurz über seinen Oberkörper strich.  'Nicht!', schrie ihr Innerstes lautstark.  'Lass mich das machen!', hallte es in ihrem Kopf. Doch kein einziger Laut verließ ihren Mund. Stattdessen musterte Usagi ihn völlig ungeniert und bedauerte es ein wenig, dass nicht sie es war, die ihre Finger über seinen Oberkörper gleiten ließ und ihn von den vielen kleinen, im Mondlicht glitzernden Wassertropfen, die seine muskulöse Brust hinab perlten, befreite, nur um diese anschließend sinnlich mit ihrem Mund zu verwöhnen und mit der Zunge daran herunter zu gleiten. Tief in ihren höchst unanständigen Gedanken und Fantasien versunken, bekam sie nicht einmal mit, wie Mamoru Chiba etwas zu ihr sagte.  Irritiert runzelte dieser die Stirn, schritt ein wenig näher an sie heran und legte im nächsten Moment eine seiner Hände auf ihre Stirn.  Besorgt musterte er sie: »Werden Sie etwa krank? Sie glühen ja richtig.«  Aus ihren nicht jugendfreien Gedanken gerissen, wich Usagi erschrocken einen Schritt zurück und riss dabei die bei ihr stehende Flasche mit dem Ellenbogen um. Laut klirrend kippte diese zur Seite und rollte auf die Kante des Tresens zu. Doch Mamoru war sofort zur Stelle und griff nach der rollenden Flasche, ehe sie auf dem Boden landen und in 1000 Stücke zerbersten konnte. Unbewusst streifte er dabei Usagis Arm. Berührte ihre nackte Haut und fand sich daraufhin direkt vor ihr stehenden wieder.  Plötzlich waren sie sich gefährlich nahe. Erstarrten regelrecht und versanken in den Augen des Anderen. Usagi hatte automatisch den Atem angehalten, als sein Gesicht sich mit einem mal so nah vor ihrem befand. Es waren nur Zentimeter, die ihre Lippen von einander trennten und sie konnte seinen heißen Atem spüren.  Das Verlangen, ihn zu küssen, hätte in diesem Augenblick kaum intensiver sein können. Die aufsteigende Hitze in ihrem Inneren nicht brennender und ihr Herzschlag kaum hämmernder. Etwas in ihr sehnte sich nach ihm. Sehnte sich nach seinen Berührungen. Verlangte nach ihm... Und doch konnte sie sich nicht rühren, konnte kein Wort sagen und starrte einfach nur in seine unendlich tiefblauen Augen, die sie so sehr in ihrem Bann hielten. Sie war drauf und dran sich in ihnen zu verlieren, als ein höfliches Räuspern sie aus ihrer Starre riss. Noch ehe sie begriff, was gerade geschehen war, war Mamoru vor ihr zurückgewichen. Hatte wieder Abstand zwischen sie gebracht und blickte nun zur Tür hinüber. »Noguchi. Sollten Sie nicht schlafen?«, fragte der Schwarzhaarige stirnrunzelnd und sah im Augenwinkel, wie Usagi betroffen den Kopf senkte.  »Entschuldigen Sie, Sir. Aber ich habe ein lautes Poltern vernommen und wollte nachsehen, ob sich im Haus vielleicht ein Einbrecher herumtreibt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Sie und ...«, Noguchi verstummte abrupt. Seine Anstellung und auch seine Erziehung verboten es ihm, weitere Worte über den Anblick zu verlieren, der sich ihm gerade geboten hatte. Er wollte sich keine Meinung über etwas bilden, was ihn nichts anging. Und er würde so oder so stillschweigen darüber halten, was er gesehen hatte.  »Es ist nicht so, wie es vielleicht den Anschein gemacht hat, Noguchi.«, versuchte Mamoru zu erklären und stellte die Flasche, die er immer noch in den Händen hielt, wieder auf dem Tresen ab. Dabei war ihm nicht verborgen geblieben, dass Usagi bei seinen Worten leicht zusammengezuckt war.  Der ältere Mann nickte und wandte sich wieder ab: »Gute Nacht, Sir. Gute Nacht, Miss Tsukino.« »Gute Nacht, Noguchi!«, antwortete Mamoru und blickte ihm kurz hinterher. Als er sich vergewissert hatte, dass dieser in sein Zimmer zurückgekehrt war und die Tür geschlossen hatte, blickte er wieder zu Usagi und seufzte. Was hatte ihn bloß dazu getrieben, ihr so nahe zu kommen? Sie derart nahe an sich heranzulassen, obwohl er sie nicht einmal richtig kannte?  Noch immer stand die junge Frau mit gesenktem Kopf neben dem Tresen. Blickte betreten und scheinbar auch ein wenig verunsichert auf ihre nackten Füße. Eine Gänsehaut überzog ihre Arme und sie zitterte leicht, das konnte er deutlich sehen.  »Usagi, du solltest wieder in dein Bett gehen, bevor du dich noch erkältest.«, seine Stimme war leise und ruhig. In seinem Inneren jedoch tobte das reinste Gefühlschaos. Sie machte ihn schier wahnsinnig. Ihre Nähe brachte ihn fast um den Verstand. Und als sie ihn nun wieder aus ihren großen blauen Augen anblickt, hätte er sie am liebsten sofort an sich gerissen. 'Hatte er mich gerade wirklich geduzt, oder habe ich mir das eingebildet? Oh Gott, warum starrt er mich so an? Passiert das hier gerade wirklich?'  Usagi wandt sich unter seinem intensiven Blick. Ihre Gedanken sprangen hin und her und sie wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte. Wusste nicht einmal mehr, ob sie überhaupt in der Lage war, nach all dem wieder einschlafen zu können. Erst dieser äußerst erregende und erotische Traum und dann das Aufeinandertreffen mit Mamoru in der Küche.  »Ich kann aber nicht schlafen...«, flüsterte sie und blickte wieder auf ihre Füße. »Warum?«, Mamoru blickte fragend zu ihr und verschränkte die Arme vor seiner nackten Brust. Usagi schluckte: »Ich ... naja, ich hatte da so einen merkwürdigen Traum.« »Magst du mir davon erzählen? Scheinbar hat er dich ja sehr aufgewühlt und vielleicht hilft es dir, wenn du darüber redest.« »Tut... tut mir leid, aber ich glaube, das ist keine so gute Idee. Es geht einfach nicht. Und ich weiß nicht mal, ob ich ihn überhaupt noch zusammen kriege.«, versuchte Usagi sich rauszureden. Sie konnte ihm ja schlecht von ihrem Sex-Traum erzählen. Schon allein der bloße Gedanke daran, brachte sie wieder aus der Fassung. Ließ ihr das Blut in der Kopf schießen.  »Ich sollte vielleicht doch lieber wieder in mein Zimmer zurück.«, murmelte sie und drehte sich zur Tür. Lief ein paar Schritte und blickte dann noch einmal kurz zurück zu Mamoru, der noch immer an derselben Stelle stand und sie mit unverhohlener Neugierde musterte. »Gute Nacht ........ Mamoru.«, sagte sie leise und lief zurück in ihr Zimmer. Kapitel 12: You & me - and the Sweetness of Pancakes ---------------------------------------------------- "Glaub' an die Wärme die dein Herz erfüllt, glaub an die Stimme die dir sagt, das die Phantasie und die Wirklichkeit durch die Liebe dann verschmilzt. In einem wunderschönen Traum, liegt das Geheimnis überdeckt durch Zeit und Raum. Vielleicht kann uns're Liebe stark sein - für immer da sein. Das sich der Traum dann eines Tages doch erfüllt." ________________________________♠________________________________ Ausgeruht und voller Elan erwachte Usagi am nächsten Morgen in dem großen, super weichen Doppelbett. Heute begann ihr erster richtiger Arbeitstag auf dem Anwesen der Familie Chiba. Sie neigte den Kopf etwas und ließ sich die Sonne direkt ins Gesicht scheinen. Genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut.  'Was ein herrlicher Tag', dachte sie vergnügt und schlug die Bettdecke zurück. Mit ihrem Waschbeutel und frischer Unterwäsche unter den Arm geklemmt, führte ihr erster Weg geradewegs in das angrenzende, für ihre Verhältnisse riesige und luxuriöse Badezimmer, um dort eine heiße Dusche zu nehmen und sich für den Tag fertig zu machen. Eine halbe Stunde später saß Usagi frisch frisiert und dezent geschminkt am Frühstückstisch bei Yukiko und Midori Chiba. Bevor sie das Esszimmer jedoch betreten hatte, war sie für einen Moment noch einmal gedanklich zu ihrem nächtlichen Zusammentreffen mit Mamoru Chiba abgedriftet. Ihr Herzschlag hatte sich sofort beschleunigt, sodass sie mehrfach tief ein- und wieder ausatmen musste, um sich wieder zu beruhigen. Seufzend strich sie schnell ihre rote Bluse, die sie zu ihrer schwarzen Bügelfaltenhose trug, glatt und trat dann in das sonnendurchflutete Zimmer. Yukiko erblickte sie auf der Stelle und schenkte ihr ein warmherziges Lächeln. »Guten Morgen, Usagi. Komm, setz dich doch zu uns.« »Guten Morgen! Sehr gerne, vielen Dank.«, erwiderte Usagi und nickte den beiden älteren Frauen höflich zu, während sie wie den Abend zuvor direkt neben Yukiko Chiba Platz nahm. »Heute gibt es im Übrigen das traditionelle Chiba Frühstück, bestehend aus gebratenem Fisch, einem Schälchen Reis, einer Miso-Suppe und frischem Nato. Wenn du aber irgendwelche speziellen Wünsche zum Frühstück hast, kannst du Noguchi jederzeit Bescheid geben. Er bereitet dir zu, was dein Herz begehrt, mein Kind«, entgegnete Yukiko und griff mit leicht zittrigen Händen nach ihrer Tasse Tee. »Wirklich? Auch Pancakes?«, fragend blickte Usagi zu Noguchi hinüber, der gerade die Tasse von Midori Chiba mit Kaffee füllte. Noguchi nickte leicht: »Natürlich Miss, wenn sie es wünschen, bereite ich Ihnen gerne auch diese zu.« Usagis Miene erhellte sich schlagartig. Sie liebte Pancakes zum Frühstück, besonders die selbstgemachten ihrer Mutter. Mit einem Lächeln auf den Lippen, bedankte sie sich schon im Voraus bei Noguchi und biss bereits in Gedanken genüsslich in einen der Pancakes hinein. Bevor sich Noguchi jedoch auf den Weg zur Küche machen konnte, um den Wunsch Usagis in die Tat umzusetzen, hielt Midori Chiba ihn noch kurz zurück: »Einen Moment bitte, Noguchi. Sie haben nicht zufälligerweise meinen Sohn gesehen, oder?« Noguchi schüttelte leicht mit dem Kopf. »Nein, an diesen Morgen bisher noch gar nicht, Madame. Allerdings traf ich ihn in der Nacht in der Küche an, wobei ich zunächst an einen Einbrecher gedacht hatte, nachdem ich durch lautes Poltern aus dem Schlaf hochgeschreckt bin.«, antwortete er ihr wahrheitsgemäß und sah aus den Augenwinkel heraus, wie Usagi bei seinen letzten Worten unwillkürlich zusammengezuckt war. »So? Hat er Ihnen vielleicht auch gesagt, warum er dort war? Normalerweise ist es nämlich nicht seine Art, nachts im Haus herum zu geistern.« Erschrocken blickte Usagi zu ihm hinüber und lief abrupt ein wenig rot an, als sie erneut an die äußerst priekäre Situation in der Küche zurückdachte, in der Noguchi sie und Mamoru Chiba erwischt hatte. Bittend, ja fast schon flehend, blickte sie dem Bediensteten entgegen. Hoffte inständig, dass er das, was er in der Nacht in der Küche gesehen hatte, für sich behalten würde. Schmunzelnd erwiderte dieser kurz ihren Blick und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Soweit ich das sehen konnte, hat Mister Chiba sich nur etwas zu trinken geholt.« Erleichtert seufzte Usagi auf, als Noguchi sich kurz darauf, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, verbeugte und dann aus dem Esszimmer Richtung Küche verschwand, um ihr die gewünschten Pancakes zuzubereiten. Während sie auf ihr Frühstück wartete, dachte sie darüber nach, was wohl zwischen Mamoru Chiba und ihr passiert wäre, wenn Noguchi nicht so plötzlich in der Küche gestanden hätte. Sie selbst war sich nicht sicher, aber so nah wie sie beieinander gestanden waren, muss es für den Bediensteten so ausgesehen haben, als hätte Mamoru sie küssen wollen. Der bloße Gedanke daran trieb ihr erneut die Schamesröte ins Gesicht und ließ ihr Herz schneller schlagen. In der Küche war Noguchi unterdessen dabei die Pancakes auf einen Teller zu drapieren, als Mamoru Chiba die Küche betrat. »Guten Morgen Noguchi. Wären Sie so freundlich und würden mir Rührei zum Frühstück servieren?«, fragte er ihn und hielt abrupt neben ihm inne, als ihm der köstliche Duft der Pancakes in die Nase stieg. »Guten Morgen, Mister Chiba! Aber natürlich! Zuvor müsste ich allerdings die von Miss Tsukino gewünschten Pancakes servieren, bevor sie noch kalt werden und Sie wissen ja.......« »Warm schmecken sie immer noch am besten. Ich weiß...«, erwiderte Mamoru schmunzelnd und ging zur Kaffeemaschine hinüber. »Wissen Sie was Noguchi? Ich werde das Frühstück von Miss Tsukino einfach gleich mitnehmen. Dann können Sie in Ruhe mein Frühstück vorbereiten und müssen nicht ständig hin und her laufen«, schlug er ihm vor, während er eine große Tasse aus dem Schrank heraus holte und diese anschließend mit Kaffee befüllte. »Wenn es Ihnen keine Umstände macht?« »Warum sollte es? Ich sollte mich jetzt ohnehin auf den Weg ins Esszimmer machen. Für meine Verhältnisse bin ich nämlich eh schon viel zu spät dran. Meine Mutter wird sich gewiss schon fragen, wo ich bleibe.« »In der Tat, das tut sie« , bestätigte Noguchi und überreichte Mamoru widerstandslos den Teller mit den Pancakes. Still hatte Usagi dem Gespräch von Yukiko und Midori gelauscht und dabei ihre Gabel in der Hand hin und her gedreht, als die Tür zur Küche aufsprang. Nicht im Geringsten hätte sie mit dem Anblick gerechnet, der sich ihr nun bot. Ein Anblick der erneut ihren Herzschlag beschleunigte und ihr Blut dermaßen in Wallung brachte, dass sie dachte, sie würde auf der Stelle verglühen. »Guten Morgen, meine Damen«, entgegnete Mamoru mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Oh mein Gott! Nicht nur, dass die Pancakes schon Verlockung genug wären... nein, auch derjenige, der den Teller mit den Pancakes in der Hand hielt, sah aus wie ein aus einem griechischen Mythos entsprungener junger Gott. 'Tief durchatmen, Usagi. Er bringt nur deine Pancakes, die du bei Noguchi bestellt hast', versuchte sich Usagi in Gedanken zu beruhigen. Doch leichter gesagt, als getan. Mit seinen blauen Augen fixierte er sie. Hielt den Blick weiter auf sie gerichtet, als er zu ihr lief und den Teller mit den köstlich duftenden Pancakes direkt vor ihr abstellte. »Mit den besten Grüßen von Noguchi. Er hofft, dass sie Ihnen schmecken werden. Er hätte sie Ihnen natürlich gerne selbst serviert, aber er muss sich um die von mir gewünschten Rühreier kümmern«, merkte er kurz an, als er ihren leicht irritierten Blick registrierte und setzte sich dann ihr direkt gegenüber. Usagi schluckte, denn noch immer fixierte der Schwarzhaarige sie mit seinen tiefblauen Augen, die sie so intensiv anfunkelten. Unruhig rutschte sie unter seinem durchdringenden Blick auf dem Stuhl hin und her. Auch wenn er eigentlich gar keine Frage gestellt hatte, so erwartete er vermutlich eine Antwort ihrerseits. Doch alles was sie in dem Moment zustande brachte, war lediglich ein kurzes Nicken. Mit leicht zitternden Händen griff sie nach ihrem Besteck, bestrich einen der Pancakes mit Erdbeermarmelade und versuchte sich dann voll und ganz auf ihr Frühstück zu konzentrieren. Jedoch gelang es ihr mehr schlecht als recht, denn nach ihrem ersten Pancake sprach Mamoru sie bereits erneut an:  »Sie sollten den Nächsten mal mit etwas Honig oder Ahornsirup bestreichen, anstatt mit Marmelade. Sie werden sicherlich feststellen, dass er damit noch um einiges vorzüglicher schmecken wird«, schlug er vor und war im Begriff, nach dem Ahornsirup zu greifen. Usagi aber schüttelte nur leicht mit dem Kopf und griff lächelnd nach dem vor ihr stehendem Nougat-Aufstrich. »Vielen Dank für den Tipp Mister Chiba, aber Nougat mag ich auf meinen Pancakes um Einiges lieber«, erwiderte sie, während sie das Glas mit dem schokoladigen Inhalt öffnete und damit einige Sekunden später ihren nächsten Pancake bestrich. Schmunzelnd beobachtete Mamoru Usagi dabei, wie sie die Pancakes nach und nach genüsslich verputze. Erstarrte regelrecht, als sie sich hinterher verführerisch über ihre sinnlichen Lippen leckte.  'Welch süße Versuchung', dachte er und starrte gebannt auf ihre vollen Lippen, während er gedanklich selbst mit seiner Zunge zärtlich über diese fuhr, um ihren Mund so von der schokoladigen Sünde zu befreien. »Wann geht eigentlich dein Flug, Mamoru?«, fragte Midori und riss ihn damit aus seiner Tagträumerei. »Gegen 15:00 Uhr, okâsan. Warum fragst du?« »Ich habe nachher um 11:30 Uhr noch ein wichtiges Geschäftsessen mit der neuen Schulärztin aus der Jubaan Grundschule, an dem ich dich bitten würde, teilzunehmen.« Mamoru überlegte, sah dabei für einen kurzen Moment unauffällig zu Usagi hinüber. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass, wenn er an dem Geschäftsessen teilnehmen würde, er sich dadurch bereits vorher von ihr und seiner Großmutter verabschieden musste. Aber aus einem ihm nicht erklärbaren Grund, hatte Mamoru das Gefühl, dass ihm der vorzeitige Abschied von Usagi wohl um einiges schwerer fallen würde, als der von seiner Großmutter. Seufzend wandte er sich wieder seiner Mutter zu und nickte. »In Ordnung. Ich werde unserem Fahrer nach dem Essen einfach Bescheid geben, das er spätestens um 14:00 Uhr vor dem Restaurant stehen soll, damit er mich dann von dort aus direkt zum Flughafen fahren kann.« »Ich kann dich auch fahren, wenn du möchtest«, entgegnete Midori, während sie sich selbst Kaffee nachschenkte. Mamoru stutzte»Geht das überhaupt? Ich dachte, du hättest nach dem Geschäftsessen noch einen wichtigen Termin mit Yuzuhira Shimbun, zwecks der anstehenden Benefiz-Gala, die in gut einer Woche stattfindet?« »Ja in der Tat. Allerdings bekam ich vorhin eine Mail, in der stand, dass Miss Shimbun erst heute Nachmittag, beziehungsweise erst am frühen Abend von ihrer Geschäftsreise zurückkehren wird, da ihr Flug gestern wegen eines Unwetters kurzfristig gecancelt wurde. Ich habe den Termin dann einfach auf morgen Mittag verlegen lassen.«, erwiderte Midori und wandte sich dann Noguchi zu, der soeben das Esszimmer betrat und im Begriff war ihrem Sohn sein Frühstück zu servieren. »Apropos Gala. Sagen Sie Noguchi, sind sämtliche Einladungen mittlerweile raus?« Noguchi nickte leicht, während er ihr im Anschluss die Tageszeitung reichte: »Ja, bis auf die Einladung von Miss Aino, die ich nachher noch zur Post bringen werde, sind alle bereits verschickt.« »Sehr schön. Danke, Sie können dann auch erst mal gehen und in Ruhe Frühstücken Noguchi. Falls wir noch etwas brauchen sollten, werden wir Sie selbstverständlich rufen.«  Lächelnd wandte Midori sich daraufhin der Tageszeitung zu, erstarrte jedoch augenblicklich, als sie die Überschrift des Titelblattes las. Leicht verärgert und mit direktem Blickkontakt hielt sie ihrem Sohn die Zeitung vor das Gesicht, nachdem sie sich auch den darunter stehenden kleinen Artikel durchgelesen hatte. »Wann hattest du eigentlich vor, mir hiervon zu erzählen, Mamoru?« »Ich weiß nicht, was du meinst, okâsan!«, erwiderte dieser und nahm ihr die Tageszeitung aus der Hand. Sämtliche Gesichtszüge entglitten ihm, als er die Überschrift und den dazugehörigen Artikel las: Hochzeit im Hause Chiba?  Anfang Januar letzten Jahres bestätigte uns  Mamoru Chiba - Stellvertretender CEO der Chiba Corporation, sowie Oberarzt in der Akasaka International Clinic - schriftlich seine lang geheim gehaltene Verlobung mit  Natsumi Ginga  - Tochter von Takeru Ginga, Leiter der Akasaka International Clinic. Informationen zufolge steht wohl die bereits lang ersehnte Hochzeit kurz bevor. Ein enger Vertrauter und gemeinsamen Freundes des Paares verriet exklusiv, dass die Trauung noch im Sommer diesen Jahres stattfinden soll. Den genauen Termin wollte man uns aus privaten Gründen allerdings nicht nennen. 'Heimlich und in trauter Zweisamkeit', lautet wohl auch dieses Mal die Devise. K. T. Wortlos und mit angespanntem Kiefer schmiss er die Zeitung auf den Tisch und erhob sich ruckartig. Das war ja wohl ein ganz schlechter Scherz, den man sich hier mit ihm erlaubte. Wer um alles in der Welt hatte sich diesen Mist aus den Fingern gesaugt? Derjenige, der für diesen Artikel verantwortlich war, würde dafür gerade stehen müssen, das stand fest. »Das entspricht definitiv nicht den Tatsachen, dem kannst du dir sicher sein«, erwiderte Mamoru aufgebracht. Usagi hatte, wie auch Yukiko, still die Szene beobachtet und konnte sich anfangs keinen Reim auf die Reaktion der Beiden machen. Leicht zuckte sie zusammen, als Mamoru die Zeitung wütend auf den Tisch geworfen hatte und verkrampfte, als sie keine Sekunde später den Titel des Artikels gelesen hatte. Ohne weiter auf die anwesenden Personen zu achten, vernebelte sich ihr Blickfeld und sie musste mehrfach schlucken. Nein, nein, nein! Er würde dieses Biest tatsächlich heiraten. Würde sie ehelichen, das Gelübde ablegen und ihr ein ewiges Versprechen geben und sich ewig an sie binden. Ungewollt rutschte ihr erneut ein leises »Nein!« heraus und sie schlug sich die Hand vor den Mund. Konnte es noch schlimmer kommen? Sie wollte es einfach nicht wahrhaben, hatte sie doch in der Nacht zuvor die unglaubliche Anziehung zwischen sich und  Mamoru gespürt. Oder hatte sie sich das alles nur eingebildet? Yukiko blickte nun fragend zu ihr. Vermutlich hatte sie ihr leises 'Nein' vernommen. »Ist alles okay bei dir, Usagi? Du siehst plötzlich so blass aus.« »Bitte entschuldigen Sie mich kurz. Ich habe etwas auf meinem Zimmer vergessen.« Sie musste dringend hier raus, denn sie hatte das Gefühl, als würde ihr die Kehle zugeschnürt. Mit gesenktem Kopf erhob sie sich rasch von ihrem Platz und lief, ohne auf die anderen Anwesenden zu achten, aus dem Esszimmer. Überrascht blickten Midori und Mamoru der Blondine hinterher, während Yukiko sich ihren Teil bereits dachte und erneut einen Schluck Tee nahm. »Gehe ich recht in der Annahme, dass du weder etwas von diesem Artikel, noch etwas von einer Hochzeit weißt, Mamoru?« »Nein, ich weiß beim besten Willen nicht, woher diese Informationen stammen«, erwiderte Mamoru und presste wütend die Kiefer aufeinander, »Sei dir aber versichert, oba-saan, dass ich es herausfinden werde!« Usagi hatte, nachdem sie in ihrem Zimmer angelangt war, die Fenster aufgerissen und ihren Kopf nach draußen gehalten. Tief atmete sie ein und wieder aus, nachdem sie kurz davor stand, zu hyperventilieren. Allein die Artikelüberschrift hatte ihr den Atem geraubt und ihr beinahe den Boden unter den Füßen gerissen. Doch warum? Warum schockierte es sie so? Sie kannte Mamoru Chiba gerade einmal zwei Tage, sofern man den heutigen Tag mit hinzuzählte. Und doch hatte er etwas in ihr berührt, etwas zutage geholt, was tief in ihr verborgen war - eben bis zu dem Zeitpunkt, wo sie auf ihn traf. Und dann ihr nächtliches Treffen in der Küche ... vermutlich hatte es sie gerade deswegen völlig aus der Bahn geworfen. »Ruhig bleiben, Usagi. Vielleicht ist das nur eine Phase und geht wieder vorbei«, sprach sie zu sich selbst und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Noch einmal nahm sie einen tiefen Atemzug der frischen Morgenluft, bevor sie die Fenster schloss und zur Tür ging. Kaum war sie aus der Tür und hatte sie hinter sich geschlossen, lief sie geradewegs in die Arme von Mamoru Chiba. »Langsam, langsam! Willst du mich über den Haufen rennen? Oder dir wieder weh tun?«, fragend blickte er auf Usagi hinab und schmunzelte. »Ich... ähm, tut mir wirklich leid!«, stotterte sie und wollte sich aus seinen Armen winden. Seine Nähe war schon wieder zu viel für sie. Doch leichter gesagt, als getan, denn er hielt sie am Arm fest. »Usagi, warte! Kann ich dich etwas fragen?« Sie schluckte schwer. Was um alles in der Welt wollte er von ihr? »Natürlich...«, antwortete sie keine Sekunde später. »Dein Vater arbeitet doch bei der Omari Shimbun. Meinst du, du könntest ihn fragen, wer den Artikel über mich und Natsumi verfasst hat? Ich wäre dir wirklich sehr dankbar!« Überrascht blickte Usagi zu ihm auf. »Mein Vater? Artikel? Achso, ja... ich denke, das dürfte kein Problem sein.« »Danke, Usagi! Du hast was gut bei mir...« Mamoru wollte sich schon von ihr abwenden und weitergehen, als sie ihn zurückhielt. »Darf ich... ähm, darf ich im Gegenzug auch etwas fragen?«  Nervös knetete sie ihre Hände. »Na klar, schieß los!«, antwortete er und schmunzelte ein weiteres Mal, als er ihre Nervosität bemerkte. »Mir ist aufgefallen... hmmm, warum duzt du mich, wenn wir allein sind; und vor allen anderen siezt du mich?« Plötzlich waren seine Gesichtszüge wieder eingefroren. Seine ganze Körperhaltung veränderte sich und sie merkte, wie er sich regelrecht distanzierte. »Wenn es Ihnen nicht recht ist, Miss Tsukino, dann kann ich es natürlich lassen.« »Oh nein, bitte versteh mich...... bitte verstehen SIE mich nicht falsch, ich möchte es einfach nur verstehen. Was ist so anders, wenn wir allein sind?« Ohne Vorwarnung trat er einen Schritt auf Usagi zu und stand mit einem Mal wieder ganz nah vor ihr. »Tut mir leid! Ich...«, er stockte und überlegte einen Moment, ehe er leise erwiderte:  »Ich kann es dir nicht erklären, weil ich es selbst nicht verstehe..........« Sekundenlang hatte sie zu ihm aufgeblickt. War in seinen blauen Augen versunken. Hatte seiner tiefen Stimme gelauscht und war an seinen Lippen hängen geblieben. Und dann hatte er ihr plötzlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen und war wortlos an ihr vorbei getreten. Ehe sie überhaupt registrierte, was gerade geschehen war, war er auch schon in seinem Zimmer verschwunden. Sie hörte lediglich, wie die Tür sich schloss. »Usagi? Könnten Sie bitte Yukiko nach draußen bringen? Sie wünscht etwas frische Luft«, riss Midori sie aus ihren Gedanken. Erschrocken drehte sie sich zu ihr um. »Oh, natürlich, Miss Chiba!«, antwortete sie schnell und eilte an ihr vorbei. Midori selbst war noch einen Moment stehen geblieben und blickte ihr hinterher, ehe sie stirnrunzelnd einen kurzen Blick auf die geschlossene Tür zu Mamorus Zimmer warf. Sie wusste einfach nicht so recht, ob sie es gutheißen sollte, was da zwischen ihrem Sohn und Usagi passierte. Es war jedoch eindeutig, dass ihr Sohn sich scheinbar sehr zu der Blondine hingezogen fühlte. Verdenken konnte man es ihm eigentlich nicht, denn auch sie mochte Usagi auf Anhieb. Seufzend wandte sie sich ab und ging in ihr Büro, um die nötigen Unterlagen für den Geschäftstermin vorzubereiten. »Geht es wieder einigermaßen, mein Kind?«, fragte Yukiko, während Usagi sie mit dem Rollstuhl nach draußen auf die Terrasse schob. »Mmmh...«, murmelte Usagi, halb in Gedanken versunken. »Mach dir nicht so viele Gedanken, es bringt alles die Zeit«, erwiderte die Grauhaarige lächelnd. Irritiert blickte Usagi nun zu Yukiko. L»Was meint Ihr damit?« »Vertraue auf das Schicksal. Manche Begegnungen sind einfach vorherbestimmt.« »Ihr sprecht in Rätseln...« Usagi nahm auf einem Stuhl neben Yukiko Platz und blickte über den wunderschönen Garten. Ihr Blick blieb wieder einmal an der kleinen Brücke hängen, auf der sie gestern noch zusammen mit Mamoru gestanden hatte. Binnen diesen wenigen Stunden, die seither vergangen war und die sie bei den Chibas verbracht hatte, war so viel passiert, was sie bislang nicht so recht realisiert hatte. Ihre Welt stand plötzlich Kopf; ihre Gefühlswelt glich einem Chaos und schuld daran war nur ER. Mamoru Chiba. »Ich weiß einfach nicht, wie ich mich in seiner Gegenwart verhalten soll«, plapperte Usagi plötzlich drauf los. »Er ist mal so, mal so...« »Lass dich nicht verunsichern, Usagi. Er ist manchmal einfach ein wenig eigen.« Sie legte ihre Hand auf die der jungen Frau und lächelte sie aufmunternd an. »Mutter, ich wollte euch nur eben Bescheid geben, dass wir jetzt losfahren.«, rief Midori von der Terrassentür aus. »Ist gut, Midori. Kommt Mamoru sich noch verabschieden, bevor er nach eurem Geschäftsessen direkt weiter zum Flughafen fährt?« »Ich glaube, er kommt gerade mit seinem Koffer.« Sie trat einen Schritt zur Seite, um Mamoru Platz zu machen, damit er nach draußen treten konnte. Usagi blickte auf, als er gerade dabei war, das Jackett seines dunkelblauen Anzuges zu schließen, ehe er selbst den Blick hob und ihr direkt in die Augen sah. Doch schon im nächsten Moment hatte er den Blick wieder abgewandt und trat zu Yukiko, um ihr einen sanften Kuss auf die Wange zu geben. »Bis in 3 Tagen, oba-saan. Ich bin mir sicher, Miss Tsukino wird sich wunderbar um dich kümmern und dir eine gute Gesellschaft sein.« Kurz schielte er zu der Blondine, doch sie hatte den Kopf gesenkt. »Oh, dass Usagi und ich werden eine tolle Zeit haben werden, steht völlig außer Frage, nicht wahr, meine Liebe?« Kurz tätschelte Yukiko erneut Usagis Hand. »Aber nun wünsche ich dir einen guten Flug, Mamoru. Und pass auf dich auf!« Mamoru nickte und wandte sich kurz an Usagi, die noch immer seinen Blick mied. »Könnte ich Sie noch einmal einen Augenblick sprechen?« Überrascht hob diese den Kopf, als sie registrierte, dass er mit ihr sprach. »Natürlich...«, antwortete sie und erhob sich. Sie liefen ein paar Schritte auf die Brücke zu. »Ich werde jetzt ein paar Tage nicht da sein. Bitte kümmere dich gut um meine Großmutter.« »Das wolltest du mir sagen?« Irritiert blickte Usagi den Schwarzhaarigen neben sich an. »Nein, ich wollte dir meine Visitenkarte geben. Da steht meine Handynummer drauf. Ich möchte, dass du mir eine Nachricht schickst, wenn du mit deinem Vater gesprochen hast.« Er hielt ihr ein kleines weißes Kärtchen hin, das sie entgegennahm und genauer betrachtete. Er hatte ihr tatsächlich seine Nummer gegeben. »Ich werde aber erst heute Abend mit ihm sprechen können«, entgegnete Usagi und blickte nun ein wenig verhalten zu ihm auf. Mamoru lächelte. »Das ist schon in Ordnung. Ich werde mein Handy im Flugzeug eh aus haben.« Er wollte gerade mit ihr zurück zu Yukiko und Midori laufen, als Usagi ihn plötzlich zurückhielt. »Mamoru?« »Ja?« »Danke, dass ich hier sein darf! Ich weiß, dass Midori es von deiner Entscheidung abhängig gemacht hat.« »Usagi, ich...« Er wurde jäh unterbrochen, als seine Mutter nach ihm rief: »Mamoru? Kommst du? Es wird Zeit!« »Schreib mir!«, flüsterte er mit einem letzten Seitenblick auf Usagi, bevor er sich wegdrehte und schnellen Schrittes zurück zur Terrasse lief. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihr breit, als sie ihm hinterher blickte und ihr bewusst wurde, dass sie ihn aufgrund der Zeitverschiebung mindestens 3 Tage nicht sehen würde. Kapitel 13: A chance encounter ------------------------------ ________________________________♠________________________________ »Schreib mir!«, flüsterte er mit einem letzten Seitenblick auf Usagi, bevor er sich wegdrehte und schnellen Schrittes zurück zur Terrasse lief. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihr breit, als sie ihm hinterher blickte und ihr bewusst wurde, dass sie ihn aufgrund der Zeitverschiebung mindestens drei Tage nicht sehen würde. Seufzend besah sich Usagi die Visitenkarte in ihrer Hand. Noch immer konnte sie nicht wirklich glauben, dass Mamoru ihr gerade eben seine Handynummer gegeben hatte und sie im Anschluss darum bat, ihm zu schreiben. Flehend, ja beinahe sehnsüchtig kamen die letzten Worte über seine Lippen und ließen ihren Herzschlag in jenem Moment, als er sie aussprach, kurzzeitig aussetzen.  Was war in letzter Zeit nur los mit ihr? Warum brachte sie dieser Mann so derart durcheinander?  Kopfschüttelnd wandte sie ihren Blick von der Visitenkarte und sah direkt zur Terrasse hinüber. Zu ihrem Bedauern konnte sie Mamoru dort jedoch nirgends mehr entdecken; und auch seine Mutter schien längst fort zu sein. Tief atmete sie kurz ein und wieder aus, bevor sie sich selbst dazu durchrang, zur Terrasse zurückzukehren. »Sieh nur Usagi, Noguchi war so freundlich und hat uns ein paar Kekse bereit gestellt«, lächelte Yukiko ihr entgegen und deutete auf das besagte Gebäck.  Doch Usagi konnte es nur zaghaft erwidern, denn noch immer kreisten ihre Gedanken um jenen schwarzhaarigen jungen Mann und die in ihrer Hand befindlichen Visitenkarte. Sollte sie ihm wirklich schreiben? Innerlich schallte sie sich selbst. Natürlich!  Und selbst wenn sie es nicht wollen würde, so müsste sie es dennoch tun.     »Du machst dir schon wieder viel zu viele Gedanken, mein Kind!«, schmunzelte Yukiko und biss herzhaft in einen der Kekse hinein.  Usagis Kopf ruckte schlagartig zu ihr herum:  »Was? ... Oh, ähm, tut mir Leid.«  »Muss es doch nicht! Aber sag mal, ist das nicht die Visitenkarte meines Enkels?«  Leise lachte sie auf, als sie sah, wie Usagi mit einem Mal leicht errötete und anschließend verlegen auf die Visitenkarte blickte. »Äh.. ja, Mamo... ich meine... - Ihr Enkel...«    »Stopp, stopp, Usagi! Zunächst einmal, lass doch bitte dieses unsägliche Siezen mir gegenüber sein, ja?«, unterbrach Yukiko die junge blonde Frau und hob tadelnd ihren rechten Zeigefinger, als sie bemerkte, dass Usagi etwas entgegnen wollte. »Keine Widerrede! Also, wo waren wir stehen geblieben? Ah ja, die Visitenkarten meines Enkels...« Neugierig blickte sie ihr entgegen und lächelte.  Usagi konnte nicht anders, als es nun zu erwidern. Die Herzlichkeit, die Yukiko ihr nur mit ihrer bloßen Anwesenheit entgegenbrachte, faszinierte sie. Sie kam nicht umhin zu denken, dass sie sich in ihrer Gegenwart ungemein wohl und zudem auch noch fast wie zu Hause fühlte. Einfach geborgen und beschützt.  Lächelnd setzte sie sich der älteren Frau gegenüber und griff nach einem der Kekse, während sie erneut das Wort ergriff: »Dein Enkel...« »...Mamoru!«, warf Yukiko ein und erhob abermals ermahnend ihren Zeigefinger.  Usagi schmunzelte, fuhr aber ohne Widerworte fort:  »Also schön, dann eben Mamoru... Also, er hat mich gefragt, ob ich nicht meinen Vater fragen könnte, wer den Artikel über Natsumi und ihn verfasst hat.«  Überrascht zog Yukiko die Stirn kraus. »Deinen Vater?« Die junge Frau nickte. »Ja, mein Vater ist Chefredakteur bei der Yomiuri Shimbun. Vermutlich war er es wohl auch, der den Artikel verfasst hat. Zumindest waren es seine Initialen. Aber das konnte ich Mamoru ja unmöglich sagen. Sonst...«    »Sonst wäre er sofort zu ihm gefahren und hätte ihm vermutlich den Kopf abgerissen!?«, mutmaßte Yukiko und schüttelte belustigt den Kopf, als sie daraufhin Usagis leichtes Nicken vernahm. »Nein, nicht doch mein Kind. Ich denke, da hast du etwas missverstanden. Mamoru möchte lediglich wissen, wer den Artikel in Auftrag gegeben hat. Aber um das herauszufinden, hätte er nicht extra den Umweg zu dir machen müssen. Ein Anruf und ein kurzes Telefonat mit der Redaktion hätte gereicht.«  Usagi, die gerade dabei war in ihren Keks hinein zubeißen, hielt plötzlich in ihrer Bewegung inne.  »Was willst du mir damit sagen?«  Irritiert legte sie den Kopf schief. »Das Mamorus Beweggründe vermutlich gänzlich andere waren, als er dir seine Visitenkarte gegeben hat. Wie schon erwähnt, er hätte nur bei der Youmari Shimbun anrufen brauchen. Und bevor du mich jetzt fragst, was ihn dann dazu bewogen hat, den Umweg über dich zu wählen, so kann ich dir nur antworten, dass die Antwort darauf ziemlich nahe liegt. Du musst sie nur noch für dich selbst herausfinden.«        »Du weißt es also, willst es mir aber nicht sagen, richtig?«, fragte Usagi und seufzte. »Nein, denn das ist ganz alleine Mamorus Angelegenheit. Zumal ich mich auch ganz gewaltig irren könnte«, erwiderte Yukiko.  Usagi nickte und lehnte sich seufzend in ihren Stuhl zurück. Nachdenklich zog sie wenig später ihr rechtes Bein zu sich heran und bettete ihren Kopf auf ihr Knie, während sie mit ihren kristallklaren blauen Augen den ebenso blauen Himmel nach Flugzeugen absuchte. Doch alles was sie dort oben fand, waren lediglich kleine Wölkchen, die nach und nach an ihr vorbeizogen. Yukiko die Usagi derweilen immer mal wieder von der Seite beobachtete, während sie in einer ihrer Groschenromane herumblätterte, fragte sich, warum die junge Frau eigentlich nicht längst in festen Händen war. Ihrer Meinung nach müsste die -in ihren Augen äußerst hübsche und attraktive- junge Frau mindestens ein Dutzend Verehrer haben, die ihr tagtäglich Avancen machten. Einschließlich ihrem Enkel.  Es war mehr als offensichtlich für sie, dass Mamoru ihrer Pflegekraft bereits vom ersten Augenblick an verfallen war. Mochte er es im Moment auch noch so sehr abstreiten, so war sie sich ziemlich sicher, dass er gerade dabei war, sein Herz endgültig an Usagi zu verlieren.  Und Usagi selbst? Still lächelte Yukiko in sich hinein, als sie abermals ihren Blick über die junge Frau schweifen lies. Wenn sie sich nicht irrte, und das tat sie so gut wie nie, schenkte sie ihrem Enkel im Gegenzug das ihre.  »Alles eine Frage der Zeit...«, murmelte sie leise und brachte Usagi dazu, fragend zu ihr hinüber zu sehen.  »Frage der Zeit?«, wiederholte sie die Worte Yukikos und legte erneut leicht den Kopf schief.   »Oh, habe ich das gerade etwa laut gesagt?«  Usagi nickte energisch, kam jedoch nicht mehr dazu, Yukiko zu fragen, was sie denn damit gemeint hätte, da Noguchi plötzlich in der Terrassentür stand und das Mittagessen ankündigte.        »Miss Chiba, Miss Tsukino...«  Höflich verbeugte sich Noguchi vor den beiden Frauen.  »...das Essen wäre dann jetzt soweit«, fuhr er fort und blickte dann abwartend zu Yukiko.  Diese lächelte und deutete ihm an, dass sie das Mittagessen gerne auf der Terrasse einnehmen würden. Noguchi nickte und machte sich dann daran, den kleinen runden Esstisch auf der Terrasse einzudecken, während Yukiko die blonde junge Frau darum bat, sie kurz ins Bad zu bringen. »Usagi, ich würde nach dem Essen gern ein wenig Mittagsschlaf halten. Wärst du so nett und würdest in der Zeit ein paar Besorgungen in der Stadt für mich tätigen?«, fragte Yukiko sie, als diese sie wenig später zurück zur Terrasse brachte und behutsam an den Esstisch dirigierte.  »Wenn du es wünscht, sehr gern!«, erwiderte Usagi lächelnd und setzte sich dann ebenfalls. »Ich danke dir, meine Liebe! Der Einkaufszettel befindet sich im Übrigen noch bei mir auf dem Nachtisch.« Dankbar lächelte Yukiko ihr entgegen, während sie ihr ein kleines Kuvert zuschob.  »Ich denke, das müsste reichen. Falls nicht, lass es mich später einfach wissen. Aber falls etwas übrig bleiben sollte, so möchte ich, dass du den Rest einfach als ein kleines Trinkgeld ansiehst«, fügte sie zwinkernd hinzu und griff dann mit leicht zittrigen Händen nach dem vor ihr liegenden Besteck.  Usagi nickte, schwieg jedoch. Sie hatte mittlerweile erkannt, dass jeglicher Widerspruch bei Yukiko zwecklos war. 'Genau wie bei Mamoru', kam es ihr kurz den Sinn und griff ebenfalls nach dem vor ihr liegendem Besteck. Seufzend stellte sie fest, dass er wohl auch ein wenig den Charakter von seiner Großmutter geerbt hatte. Noch während sie sich die befüllte Gabel mit gegrilltem Lachs zum Mund führte, stutze sie kurz und hielt in ihrem Mahl inne. Wieso in aller Welt musste sie dabei sofort an ihn denken? Obwohl ihr der Sake no teriyaki sehr gut schmeckte, schaffte Usagi nicht einmal die Hälfte davon. Dafür hatte sie den Morgen einfach viel zu gut gefrühstückt. Einige Augenblicke später sah sie, wie auch Yukiko ihr Besteck beiseite legte und fragend zu ihr hinüber sah. Entschuldigend erwiderte sie ihren Blick und deutete dabei leicht auf ihren Bauch. Usagi brauchte nichts weiter zu sagen, denn Yukiko verstand sie sofort. Leise lachte die ältere Dame auf und deutete ihr an, sie nun ins Bett zu bringen. Da Usagi ihren Fuß jedoch noch nicht allzu sehr belasten durfte, bat Yukiko Noguchi im nächsten Moment darum, ihr dabei zu helfen. Lächelnd bedankte Usagi sich einige Minuten später bei ihm für seine Hilfe und wünschte Yukiko - nachdem Noguchi das Zimmer verlassen hatte - einen erholsamen Schlaf, bevor sie sich selbst mit dem Bus auf den Weg in die Stadt machte. Vorher war sie allerdings noch kurz auf ihrem Zimmer gewesen, um ihre kleine Handtasche samt Geldbörse zu holen. * Während der Fahrt sah Usagi sich im Bus ein wenig um. Sie musste grinsen, als ihr Blick prompt an einem jungen Pärchen hängen blieb, das ihr direkt gegenüber saß. Beim genauen hinsehen fiel ihr nämlich auf, dass die beiden vielleicht gerade einmal 15 oder 16 Jahre alt sein mochten. Dies verriet ihr zumindest die äußerst auffällige Schuluniform des Mädchens; hatte sie diese doch selbst vor ein paar Jahren noch getragen. Schnell wandte sie jedoch den Blick von den beiden wieder ab, als der Busfahrer die nächste Haltestelle ankündigte und diese sich von ihren Plätzen erhoben. Usagi sah ihnen kurz hinterher und erstarrte regelrecht, als ihr Blick dabei wie zufällig auf eine junge schwarzhaarige Frau fiel. Sie kniff die Augen zusammen und blinzelte ein paar Mal. Sie kannte sie und sie war sich sicher, dass sie ihr schon einmal begegnet war. Doch nur wo? Nachdenklich sah sie sich die junge Frau, die ihr schräg gegenüber an einem Stehplatz stand und starr aus dem Fenster blickte, genauer an. Ihr stockte der Atem, als die Schwarzhaarige sich plötzlich zu ihr herumdrehte und ihr direkt in die Augen blickte. In jenem Moment wusste sie, wer sie war und wo sie die äußerst hübsche Frau schon einmal gesehen hatte. Am Hikawa-Tempel! Es war an dem Ort, an dem sie sich vor ein paar Tagen hin verirrt hatte, weil sie mal wieder geträumt und dabei nicht wirklich auf den Weg geachtet hatte. Usagi erinnerte sich wieder ganz genau, denn in ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie solch traurige Augen gesehen, wie an jenem Tag. Und auch jetzt spiegelte sich in den Augen der Miko eine gewisse Traurigkeit wieder. Ihr war es, als würde der traurige Blick der Schwarzhaarigen ganz alleine ihr gelten. Verwirrt schüttelte Usagi ihren Kopf, als vor ihren Augen merkwürdige Bilder aufflackerten, die für sie zwar überhaupt keinen Sinn ergaben, aber dennoch irgendwie vertraut vorkamen. Und obwohl sie die schwarzhaarige Miko gar nicht kannte und heute erst zum zweiten Mal sah, hatte sie das Gefühl, als würde sie diese schon weitaus länger kennen. Verlegen senkte Usagi ihren Blick und biss sich dabei leicht auf die Unterlippe. Als sie wenig später wieder aufsah, sah sie, wie die Miko ihr ein zaghaftes Lächeln schenkte und sich dann umdrehte, um an der nächsten Haltestelle, die sie so eben erreicht hatten, auszusteigen. Peinlich berührt rutschte sie ein wenig tiefer in ihren Sitz. Was mochte die schwarzhaarige Miko wohl eben von ihr gedacht haben, als sie sie so ungeniert angestarrt hatte? Ganz in Gedanken versunken, bemerkte Usagi zunächst nicht, wie der Fahrer die nächste Haltestelle ankündigte. Erst als ihr Sitznachbar sich erhob und sie darum bat, ihn doch bitte durch zu lassen, blickte sie überrascht auf.    »Oh, natürlich! Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, erwiderte sie hastig und erhob sich ebenfalls. Als sie erkannte, dass sie hier ebenfalls aussteigen musste, lief sie so schnell wie ihre Füße sie tragen konnten Richtung Ausgang. * Während Usagi sich auf den Weg in die Stadt machte, überlegte Yukiko in ihrem Zimmer, ob sie ihrem Enkel und Usagi nicht doch ein wenig auf die Sprünge helfen sollte. Doch wie sollte sie das bewerkstelligen, ohne dass die zwei davon Wind bekommen würden? Schließlich, und das wusste sie, war ihr Enkel nun wahrlich nicht auf den Kopf gefallen. Einzig allein wenn es um die Liebe ging, schien er irgendwie ein wenig blind und begriffsstutzig zu sein.  Frustriert klappte sie ihr Buch zu und legte es anschließend beiseite. Sie musste sich unbedingt etwas einfallen lassen. Eine Situation schaffen, bei der ihr Enkel und Usagi sich definitiv näher kommen würden. Sehr nahe! Yukiko überlegte. Wiegelte ihre bereits vorhandenen Ideen im Kopf ab. Verwarf die meisten, die sie zunächst für gut befunden hatte, aber gleich wieder. Es war zum Haare raufen. Ihr fiel absolut nichts Gescheites ein, das ihr garantierte, dass es auch funktionieren würde.  'Vielleicht sollte ich meine Tochter hinzuziehen und um Rat fragen', kam Yukiko die Idee; verwarf diese jedoch keine Sekunde später auch gleich wieder. Dafür musste sie erst einmal wissen, wie Midori zu Usagi stand. Seufzend blickte sie nach oben zur Decke. Das herauszufinden wäre für sie wohl das kleinere Übel und zumindest schon mal ein Anfang! * Gemächlich schlenderte Usagi durch die Einkaufspassage; vorbei an unzähligen Boutiquen, Apotheken, Souvenir und Second-Hand-Läden. Staunend blieb sie jedoch nach einigen Metern an einen Juwelierladen stehen, in dessen Auslage sich eine Vielzahl von Schmuckstücken, wie Ketten, Ringe und Uhren befanden. »Wie schön...«, flüsterte die junge blonde Frau, als ihr Blick auf eine, in ihren Augen besonders schöne, vergoldete Uhr fiel, die in der Mitte der Auslage auf ein rotes samtenes Kissen gebettet wurde. Bei näherem Hinsehen fiel ihr jedoch auf, dass es sich bei der so genannten Uhr eher um eine Taschenuhr handelte, die alle Mondphasen aufzuzeigen schien. Faszinierend legte sie leicht den Kopf schief und bestaunte die Uhr ausgiebig. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?« Überrascht fuhr Usagi zu der ihr unbekannten Frauenstimme herum. »Oh, ähm...Verzeihung, ich habe Sie gar nicht bemerkt.«, stammelte sie und strich sich verlegen eine ihrer Haarsträhnen hinters Ohr, »Sagen Sie, arbeiten Sie hier?« Die Frau mittleren Alters nickte. »Wenn Sie das Juweliergeschäft meinen, dann ja.« Usagi lächelte und lies noch einmal kurz ihren Blick über die Taschenuhr schweifen, bevor sie sich der Frau gänzlich zuwandte. »Prima! Denn ich habe gerade diese wundervolle Taschenuhr in der Auslage Ihres Schaufensters entdeckt und würde sie gerne kaufen wollen. Nur befürchte ich, dass ich gerade leider nicht genug Geld dabei habe, um sie mir leisten zu können. Würden Sie mir diese vielleicht für zwei Tage zurücklegen? Wäre das möglich?« Die Verkäuferin lächelte milde, als sie den schon fast flehenden Ausdruck in den Augen der jungen blonden Frau wahrnahm.  »Natürlich. Es ist bei uns zwar nicht üblich, dass wir etwas für jemanden reservieren, aber bei Ihnen würde ich eine Ausnahme machen, weil sie so nett gefragt haben. Am besten wäre es aber, wenn Sie erst am Samstag wiederkommen würden. Sie könnten an dem Tag die Taschenuhr womöglich um ein paar Yen preiswerter erstehen«, erwiderte sie und deutete dabei auf den kleinen Flyer an der Eingangstür.  Usagi nickte verstehend. Höflich bedankte sich sie bei der netten Verkäuferin und versprach ihr, am Samstag wieder zu kommen, nachdem sie ihr ihren Namen aufgeschrieben hatte. Einige Augenblicke später, als sie sich voneinander verabschiedet hatten, sah Usagi wie die Verkäuferin die Taschenuhr aus der Auslage herausholte. Still lächelte die blonde Frau in sich hinein und schritt dann langsam Richtung Kaufhaus. Wenn sie noch vor 15:30 Uhr wieder im Anwesen sein wollte, so musste sie so langsam aber sicher damit beginnen, Yukikos Einkaufzettel abzuarbeiten. Gemächlich schlenderte sie wenig später mit einem blauen Einkaufskorb durch die Gänge des Kaufhauses, dabei immer darauf bedacht, sich in diesem hiesigen Gebäudekomplex nicht zu verlaufen.  'Einfach der Menschentraube folgen, Usagi!', sprach sie zu sich selbst, während sie sich die Einkaufsliste besah. Systematisch arbeitete sie Punkt für Punkt der Liste ab und war am Ende heilfroh, alles bekommen zu haben und nun endlich an der Kasse zu stehen. Nachdem Usagi bezahlt und den letzten Artikel in ihrer Einkaufstasche verstaut hatte, wandte sie sich von der Kasse ab und lief Richtung Ausgang. In der Sekunde, in der ihr eine nur all zu bekannte Frauenstimme ans Ohr drang, blieb sie jedoch abrupt stehen. Überrascht blickte sie zu dem kleinen Café hinüber, welches sich direkt gegenüber vom Kaufhaus befand. Scharf sog sie die Luft ein, als sie die Frau erkannte, die dort ziemlich nah vor einem ihr unbekannten Mann stand.   »Natsumi?!«, keuchte sie leise auf und schlug sich ungläubig ihre rechte Hand vor ihren Mund, als sie sah, wie der fremde Mann sich zu Natsumi hinunter beugte und sie küsste. So leise wie möglich schlich Usagi sich näher an die Beiden heran. Versteckte sich unauffällig hinter einer nahe gelegenen Litfaßsäule, schielte leicht um diese herum und lauschte dabei den Worten des fremden Mannes. »Es ist immer wieder schön mit dir, Natsumi... und das in allerlei Hinsicht!«, flötete der unbekannte Mann, griff nach Natsumis Hand und blickte ihr tief in die Augen. »Und? Konntest du es auftreiben?« Kapitel 14: The confederative ----------------------------- ___________________-`♔´-___________________ »Es ist immer wieder schön mit dir Natsumi; und das in allerlei Hinsicht!«, flötete der unbekannte Mann, griff nach Natsumis Hand und blickte ihr tief in die Augen, »Und? Konntest du es auftreiben?« Aus dem Augenwinkel heraus sah Usagi, wie Natsumi etwas aus ihrer Tasche nahm und es dem Mann anschließend überreichte. »Ja. Es war mir ein Leichtes meinen Vater davon zu überzeugen, dass das Geld einem guten Zweck dient. Du hättest mal sein Gesicht sehen sollen, als ich ihm erzählte, dass ich das Geld für die bevorstehende Hochzeit von Mamoru und mir benötige. Er war wie ausgewechselt und ist ohne mit der Wimper zu zucken, sofort zu seinem Tresor gegangen.«   »Du willst die Hochzeit also noch immer durchziehen, ja?«   Natsumi nickte und lächelte verräterisch:  »Natürlich! Denkst du wirklich ich lass mir so viel Geld entgehen? Die Chibas sind eine der reichsten und vor allem eine der angesehensten Familien in der Stadt. Zudem ist Mamoru auch der einzige Erbe. Was glaubst du, was passiert, wenn wir erst einmal verheiratet sind? ... Genau! Wir bekommen all das, was uns zusteht!«     »Und was ist, wenn Mamoru dich nicht heiraten will? Was dann?«, warf der Mann skeptisch ein.  »Fiore, du zweifelst doch jetzt nicht etwa und willst kneifen?«    »Nein, ich frage mich nur, wie du ihn vor den Altar bringen willst. Ihr seit jetzt schon sehr lange verlobt. Länger als es eigentlich üblich ist. Ich glaube fast, er ahnt etwas. Warum sonst sollte er die Hochzeit mit dir auf die lange Bank schieben?«  »Papperlapapp, du machst dir eindeutig zu viele Gedanken. Mamoru ist ein Narr und frisst mir buchstäblich aus der Hand. Ich weiß schon, was ich tue und vor allem tun muss. Der erste Stein dafür wurde bereits gelegt. Sorge du für den zweiten und überlasse alles andere mir. Und jetzt lass uns bitte da weiter machen, wo wir vorhin aufgehört haben. Wir haben nicht mehr als zwei Tage und die sollten wir nutzen!«, erwiderte Natsumi, schmiegte sich verführerisch an ihn und ließ dabei ihre Hand kurz aber demonstrativ über seinen Schritt gleiten. Entsetzt und angewidert zugleich wandte Usagi ihren Blick von den Beiden ab. Immer wieder ließ sie Natsumis Worte in ihrem Kopf Revue passieren. Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf. Usagi wusste, dass sie handeln musste. Sie sollte Mamoru und seine Familie vor Natsumi und dem ihr unbekannten Mann warnen. Doch wie?  Usagi stutzte schon im nächsten Moment. Wer war er eigentlich und was meinte Natsumi mit: 'Wir bekommen all das was uns zu steht'? Es war die entscheidende Frage, auf die sie einfach keine Antwort wusste. Doch was sie wusste, war, dass Natsumi Mamoru ganz offensichtlich betrog; ihn hinterging und ihn nur benutzte. Unbändige Wut stieg in Usagi auf. Wut über Natsumi und den Umstand, dass sie überhaupt nicht wusste, was sie nun tun sollte. Würden Yukiko, Midori und vor allem Mamoru ihr überhaupt Glauben schenken, so ganz ohne Beweise? Sollte sie sich überhaupt einmischen?  Völlig aufgewühlt schritt die junge Frau langsam Richtung Bushaltestelle, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Natsumi und der ihr unbekannte Mann wirklich weg waren.  'Was würde wohl erst passieren, wenn Natsumi heraus findet, dass ich sie belauscht habe?', fragte sie sich, als sie kurze Zeit später in den Bus einstieg und sich auf einen der freien Plätze niederließ. Seufzend schloss sie die Augen, suchte fieberhaft nach einer Lösung. In ihrem Kopf herrschte mittlerweile das reinste Chaos. Und so beschloss sie für sich selbst, erst einmal das Gesehene und vor allem das Gehörte für sich zu behalten.  Auch wenn sie wusste, dass das eigentlich genau der verkehrte Weg war, so brauchte sie dennoch Beweise. Ohne diese wäre es für Natsumi ein Leichtes, alles abzustreiten. Die junge Frau befürchtete sogar, dass die ganze Geschichte sie am Ende vielleicht sogar den Job kosten könnte. Als Usagi 25 Minuten später das Anwesen von Familie Chiba erreichte, traf sie im Flur prompt auf Midori, die auch soeben zurückgekehrt war, nachdem sie sich am Flughafen von ihrem Sohn verabschiedet hatte.      »Oh, hallo Usagi. Waren Sie etwa einkaufen?« Fragend blickte Midori ihr entgegen und deutete dabei auf die kleine Einkaufstasche.  Usagi nickte wie in Trance, denn noch immer war sie in Gedanken bei Natsumi und dem ihr unbekannten Mann.  Stirnrunzelnd ging Midori einen Schritt auf sie zu, als sie die geistige Abwesenheit ihrer Angestellten bemerkte. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sehen irgendwie so aus, als hätten Sie einen Geist gesehen«, entgegnete sie, als ihr zusätzlich die leichte Blässe im Gesicht der jungen Frau auffiel.  Usagi zuckte leicht zusammen und riss überrascht die Augen auf.    »Was? Oh nein nein, die Busfahrt ist mir nur nicht ganz so gut bekommen, das ist alles«, log sie und schluckte nervös.   »Ich denke, ich werde dann jetzt mal besser nach Ihrer Mutter sehen. Wahrscheinlich wartet sie sogar bereits auf mich«, fügte sie zaghaft lächelnd hinzu und war im Begriff an Midori vorbei zu gehen.  Die Schwarzhaarige hielt sie jedoch zurück und schüttelte leicht mit dem Kopf.  »Usagi, Sie werden jetzt erst einmal in die Küche gehen, um dort etwas zu trinken, damit sich Ihr Kreislauf wieder normalisiert. Ich wollte ohnehin gerade selbst zu meiner Mutter, da ich etwas mit ihr zu besprechen habe. Sie verstehen?«   »Oh ähm, natürlich! Ich werde dann solange in meinem Gästezimmer sein, falls Sie mich in der Zwischenzeit suchen sollten«, erwiderte sie und lies Frau Chiba dann allein im Flur zurück. Überrascht sah Midori ihr hinterher und wunderte sich ein wenig. Sie hatte das Gefühl, dass Usagi ihr gerade eben nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Die Schwarzhaarige konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die Blässe einzig allein von der Busfahrt herrührte, zumal die junge Frau auf sie eindeutig auch noch den Eindruck machte, als wäre sie mit ihren Gedanken gänzlich woanders gewesen.  Seufzend schüttelte sie den Kopf, wandte sich ab und schritt langsam zum Zimmer ihrer Mutter.  Überrascht stellte sie, nachdem sie das Zimmer betreten hatte, fest, dass diese noch zu schlafen schien.  Vorsichtig und so leise wie möglich kniete Midori sich neben das Bett.  »Okâsan? Es wird langsam Zeit«, sprach sie ihre Mutter leise an und strich ihr dabei sanft über die Wange.  Blinzelnd öffnete Yukiko daraufhin langsam die Augen.  »Oh Midori, du bist schon zurück? Wie spät ist es denn?«, fragte sie mit leicht verschlafener Stimme, als sie ihre Tochter neben sich erkannte.  Midori schmunzelte. »Es ist kurz vor halb vier.«  »Oh, so spät schon?!«, fragte Yukiko überrascht.  »Ja, mich wundert es auch, dass du so lange geschlafen hast. Hast du die Nacht zuvor etwa nicht richtig schlafen können?«  Yukiko lächelte und schüttelte prompt den Kopf: »Nein, daran lag es nicht. Ich konnte nach dem Mittagessen nur nicht sofort einschlafen. Mir ging dafür einfach viel zu viel durch den Kopf. Zu meinem Bedauern musste ich aber nach einiger Zeit feststellen, dass ich ohne Hilfe wohl zu keiner effektiven Lösung kommen würde.«   Verwirrt legte Midori den Kopf schief. »Langsam langsam, Okâsan. Du konntest also nicht einschlafen, weil du dir über irgendetwas den Kopf zerbrochen hast!?«  Yukiko nickte nur.  »Wenn du dir Gedanken um die bevorstehenden Untersuchungen gemacht hast, so kann ich dich beruhigen. Frau Dr. Mizuno ist eine wirklich hervorragende Ärztin und.... «, versuchte die Schwarzhaarige ihre Mutter zu beruhigen, wurde im nächsten Moment jedoch von ihr jäh unterbrochen.  »Oh, danke, dass du mich daran erinnerst, das hätte ich doch beinahe vergessen. Die Untersuchungen finden morgen statt, oder?«  »Ja, Dr. Mizuno wird gegen 9:00 Uhr hier sein. Aber wenn du dir darüber keine Gedanken gemacht hast, worüber hast du sie dir dann gemacht?«  Midori war sichtlich irritiert.  »Ich habe mir Gedanken über Mamoru und Natsumi gemacht. Findest du nicht auch, dass sie so gar nicht zueinander passen?«  »Ah, darum geht es also...«, erwiderte Midori schmunzelnd, als sie erkannte, worauf ihre Mutter eigentlich hinaus wollte. Der überraschte Gesichtsausdruck ihrer Mutter lies sie leise auflachen und leicht mit dem Kopf schütteln.  »Ich bin nicht blind, Mutter!«, erwiderte sie trocken, während sie ihr ein Glas Wasser reichte.  »Und ich weiß, dass du auch auf Usagi anspielst...«  Überrascht blickte Yukiko zu ihrer Tochter. »Dir ist also auch sein seltsames Verhalten in Usagis Gegenwart aufgefallen? Dass er wie ausgewechselt ist, wenn es um sie geht?«  »Natürlich. Was das angeht, kann man in Mamoru lesen, wie in einem offenem Buch!«, antwortete Midori.  »Er ist so völlig anders in Usagis Nähe, einfach wie ausgewechselt. Und eben auch anders als bei Natsumi. Aber wenn du den selben Eindruck hast, wie ich, dann bestätigt es nur meine Meinung, dass Natsumi nicht die Richtige ist.«  »Du weißt aber auch, warum sie an seiner Seite ist! Du weißt, warum er die Beziehung zu ihr eingegangen ist.«  »Wie könnte ich das je vergessen!? Aber willst du nicht auch nur das Beste für Mamoru? Willst du ihn nicht auch glücklich sehen?«  »Worauf willst du hinaus, Mutter?«  »Ich habe von Anfang an gesehen, wie sehr Mamoru von Usagi angetan war. Seine Augen haben gestrahlt... Und dann hat er sich fast aufopferungsvoll um sie gekümmert, nachdem sie umgeknickt ist.«, Yukiko griff nach Midoris Hände. »Ich glaube einfach, dass das Schicksal Usagi zu uns........ -nein, zu Mamoru geführt hat. Dass sie diejenige welche ist.«  Midori hatte ihrer Mutter still gelauscht und war noch während sie sprach, ins Grübeln geraten. Alles, was sie soeben gesagt hatte, entsprach dem, was sie auch in den letzten 2 Tagen wahrgenommen hatte. »Ich sehe, wie es in dir arbeitet, Midori. Aber wusstest du eigentlich, dass Usagis Vater bei der Yomiuri Shimbun arbeitet?«, wechselte Yukiko abrupt das Thema und riss ihre Tochter somit aus deren Gedanken.  »Kenji Tsukino? Jetzt wo du es erwähnst... Ich selbst hatte in den vergangenen Jahren und Monaten des Öfteren das Vergnügen, von ihm interviewt zu werden. Aber was hat das Eine jetzt mit dem Anderem zu tun?«  Yukiko grinste: »Ganz einfach! Denk einfach mal an den Artikel, den du heute Morgen gelesen hast, und wessen Initialen sich direkt unter diesem befanden.«  »K.T...?! Usagis Vater hat ihn verfasst?«  Überrascht schaute Midori auf.  »Richtig! Aber das ist bei Weitem noch nicht alles. Bevor Mamoru und du heute Vormittag gefahren seid, bat dein Sohn Usagi, ihren Vater zu fragen, von wem die Informationen bezüglich der Hochzeit stammen und hat ihr im Anschluss seine Visitenkarte gegeben, damit sie ihm, sobald sie mit ihrem Vater gesprochen hat, schreiben kann, was bei dem Gespräch herausgekommen ist.«   Ungläubig starrte Midori ihre Mutter an. »Dafür hätte er eigentlich nur kurz in der Redaktion anrufen brauchen. Das heißt also, Mamoru hat Usagis Vater womöglich nur als Vorwand benutzt, um mit ihr während seiner Abwesenheit in Kontakt bleiben zu können!?«, schlussfolgerte sie.   Yukiko nickte und lächelte leicht. »Davon kannst du ausgehen, ja.« Midori blickte tief in Gedanken versunken aus dem Fenster und verfolgte, wie der Wind durch das Geäst und durch die Blätter der gegenüber liegenden Bäume fegte. Alles, was ihre Mutter soeben gesagt hatte, stimmte mit ihren Beobachtungen und durchaus auch mit ihren Empfindungen und ihrer Meinung, was die Beziehung zwischen Natsumi und ihrem Sohn anbelangte, überein. Sie hatte recht damit, dass Mamoru in Usagis Gegenwart anders war, und das im positiven Sinne. Ihre Anwesenheit war scheinbar nicht nur für Yukiko Gold wert; nein, sie tat auch Mamoru gut. »Was denkst du?«, fragte sie nach einigen Minuten der vollkommenen Stille.  »Du meinst, wie es weiter gehen soll!?«, fragte Yukiko und nahm einen Schluck ihres Wassers.  »Ja, denn wie du schon sagtest, will auch ich nur das Beste für Mamoru!«  »Nun ja, wenn es nach mir ginge, dann würde ich dafür sorgen, dass Mamoru und Usagi mehr Zeit miteinander verbringen. Dass sie sich nicht nur näher kennenlernen, sondern sich auch näher kommen. Zum Beispiel auf einer Veranstaltung.........«  Sofort ging Midori ein Licht auf. »Die Benefiz-Gala!«, entfuhr es ihr schon mit dem nächsten Atemzug.  Yukiko lächelte, denn die Reaktion ihrer Tochter war eindeutig. »Midori, bitte sei doch nachher so gut und schicke Usagi zu mir, sobald sie wieder vom Einkauf zurück ist. Ich hatte sie nämlich gebeten, einige Besorgungen für mich zu machen.«  »Sie ist schon wieder da und wollte gerade zu dir. Jedoch habe ich sie gebeten, einen Augenblick zu warten, weil ich erst einmal mit dir sprechen wollte.«  »Gut, dann kannst du sie jetzt bitte sogleich zu mir schicken.«  »Natürlich, okâsan!« Entgegen der Aussage von Usagi, fand Midori diese nicht in ihrem Gästezimmer, sondern in der Küche bei Noguchi. Noch bevor sie diese betreten hatte, schnappte sie einige Wortfetzen des Gesprächs zwischen Usagi und Noguchi auf. »Ich danke Ihnen wirklich, dass sie beim Frühstück kein Wort über heute Nacht verloren haben, Noguchi.«  »Sie brauchen sich doch nicht zu bedanken. Es entspricht einfach nicht meiner Art und auch nicht meiner Position, etwas derartiges Auszuplaudern. Zudem ist es Mister Chibas Privatangelegenheit, wann er sich wo und mit wem trifft.«  »Das ist mir schon klar, Noguchi. Aber dennoch habe ich das Gefühl, dass ich Ihnen gegenüber die Situation aufklären muss, denn es war wirklich nicht das, wonach es aussah...«  »Miss Tsukino, bitte machen Sie sich keine Gedanken.«, versuchte Noguchi zu beruhigen.  »...Mamoru hat lediglich nach der Flasche gegriffen, die ich mit dem Arm umgerissen habe!« Midori hatte genug gehört und schmunzelte, ehe sie an den Türrahmen klopfte und damit ihre Anwesenheit ankündigte.  »Miss Tsukino?«  Erschrocken fuhr Usagi herum. »Ja, bitte?«  »Meine Mutter erwartet Sie!« Usagi nickte ihr verstehend zu und machte sich sofort auf den Weg. Noch bevor sie die Küche verlassen hatte, um den Beutel mit den Besorgungen zu holen und damit zu Yukiko zu gehen, vernahm sie, dass Midori Noguchi bat, das Abendessen vorzubereiten. Wie auf Kommando fing ihr Magen lauthals an zu knurren und sie dachte an das Mittagessen zurück, dass sie kaum angerührt hatte, weil sie noch vom Frühstück zuvor gut gesättigt gewesen war. Doch nun war sie bereits wieder halb am Verhungern und konnte das Abendessen kaum erwarten. Als die junge Frau einige Augenblicke später das Zimmer von Yukiko betrat, sah ihr diese vom Bett aus bereits erwartungsvoll entgegen.  »Oh, da bist du ja, meine Liebe. Hast du alles besorgen können?«, fragte Yukiko und deutete Usagi an, sich zu ihr zu setzen.  Usagi nickte und kniete sich, wie Midori zuvor, direkt neben das Bett.  »Ja. Wobei ich sagen muss, dass ich nach der Zeitschrift erst ein wenig suchen musste und mich dann auch noch beinahe vertan hätte«, antwortete sie leicht grinsend und holte währenddessen die besagte Zeitschrift aus der Einkaufstasche heraus.  »Alles andere habe ich bereits in den Kühlschrank gelegt«, ergänzte sie.  Überrascht blickte Yukiko zu ihr auf.  »Die Schokolade etwa auch?«  »Ähm, Schokolade? Oh! Die muss ich wohl vergessen haben. Tut mir Leid!«  Entsetzt blickte die ältere Frau daraufhin zwischen Usagi und den inzwischen leeren Einkaufsbeutel hin und her. Lange konnte Usagi es jedoch nicht aushalten und hatte Mitleid mit der älteren Frau.  »Entschuldige!«, kicherte die Blondine. »...aber wie könnte ich die Schokolade vergessen, wo ich doch selbst so ein furchtbarer Schokoladensuchti bin und nicht ohne kann.«  »Dann solltest du wohl jetzt besser aufpassen, wo genau du deine Schokoladenvorräte hinlegst, denn genau wie ich, ist Mamoru ebenso ein absoluter Schokoladen-Fanatiker und kennt diesbezüglich kein Erbarmen«, erwiderte sie zwinkernd, als sie die Tafel Schokolade, die Usagi die Zeit über hinter ihrem Rücken versteckt gehalten hatte, entgegen nahm und neben sich auf den Nachttisch ablegte.  Die junge Frau lachte leise auf.  »Vielen Dank für die Warnung, Yukiko. Ich werde darauf achten. Aber da wir gerade bei Mamoru sind, fällt mir ein, dass ich nachher ja noch dringend mit jemanden telefonieren müsste.«  »Mit deinem Vater, richtig?«  »Ja. Aber bevor ich dem nachgehe, werde ich dich erst einmal fertig machen. Wir könnten ja, bevor es Abendbrot gibt, noch ein wenig in eurem Garten spazieren gehen. Was hältst du davon?«    »Das ist eine hervorragende Idee, mein Kind. Nach dem doch recht langem Schlaf wird mir die frische Luft gewiss ganz gut tun. Soll ich Noguchi Bescheid geben, damit er dir hilft?«  Usagi schüttelte lächelnd den Kopf: »Nein, ich denke, ich schaff das. Meinem Fuß geht es wirklich schon bedeutend besser. Mach dir bitte keine Sorgen, ja?«  Yukiko zuckte mit den Schultern. »Na schön. Aber wenn es doch nicht gehen sollte, sag Bescheid.«  Usagi nickte lediglich, während sie den Rollstuhl von Yukiko neben das Bett dirigierte und die Bremsen fest machte. Ohne besondere Vorkommnisse oder gar Schwierigkeiten hatte es Usagi bereits nach wenigen Minuten geschafft, Yukiko behutsam aus dem Bett zu heben und anschließend direkt in den Rollstuhl hinein zu setzen. Bevor es aber hinaus in Garten ging, brachte Usagi Yukiko vorher noch ins Bad, damit diese sich dort ein wenig frisch machen konnte. Als sie 20 Minuten später den Garten betraten, sahen sie, wie Noguchi gerade dabei war, ein paar Kräuter für das bevorstehende Abendessen zu sammeln.  »Für meine Mutter, wäre dieser Garten wahrlich ein Paradies«, sinnierte Usagi, während sie ihren Blick über die kleinen Bete, auf denen viele verschiedene Kräuterarten wuchsen, schweifen lies.  Yukiko folgte ihren Blick und lächelte.  »Deiner Aussage nach zu urteilen, scheint deine Mutter eine begnadete Köchin zu sein. Hast du denn noch Geschwister, Usagi?«                                              »Ja, einen 4 Jahre jüngeren Bruder namens Shingo, bei dem ich allerdings in den letzten Jahren öfters mal das dringende Bedürfnis verspürt habe, ihn irgendwo ertränken zu müssen«, antwortete Usagi mit einem schiefen Grinsen, während sie Yukiko langsam Richtung Teehaus schob.   »Klingt ganz nach der alt bekannten Geschwisterliebe«, schlussfolgerte Yukiko und lächelte leicht, als die junge Frau plötzlich anhielt und sich mit einem wohligen Seufzen auf eine der weißen Bänke am kleinem See niederließ.  'Anscheinend ist mit ihrem Fuß wohl doch nicht alles wieder in bester Ordnung', dachte sie sich, als sie die hübsche junge Frau von der Seite her musterte und ihr Blick dabei auf dessen noch leicht geschwollenen Fuß fiel. Schweigend genossen sie noch die letzten Sonnenstrahlen der nun bereits untergehenden Sonne, nachdem Usagi Yukiko noch ein wenig mehr von ihrer Familie erzählt hatte, und kehrten im Anschluss ins Haus zurück, wo Midori bereits im Esszimmer auf sie Beide zu warten schien.   »Da seid Ihr ja endlich. Ich war schon drauf und dran, ohne euch anzufangen!«  »Tut uns wahrlich Leid, Midori, aber wir haben wohl ein wenig die Zeit vergessen. So, wie ich dich jedoch kenne, wärst du uns wohl eher suchen gegangen, als dass du vorher mit dem Essen begonnen hättest«, zwinkerte Yukiko ihrer Tochter schelmisch zu, während Usagi sie behutsam an den Esstisch dirigierte.  Usagi stutzte augenblicklich. »Wie spät ist es denn?«        »Kurz nach 19:00 Uhr«, antwortete Midori und blickte sie fragend an, »Wollen Sie sich denn nicht setzen?«   Erschrocken über die bereits fortgeschrittene Uhrzeit, schaute Usagi zu ihr hinüber.  »Was? Oh, ähm... natürlich! Aber hätten Sie etwas dagegen, wenn Sie schon einmal ohne mich anfangen würden? Ich müsste nämlich vorher noch kurz mit jemanden telefonieren.«  »Geh nur mein Kind. Wir werden auf dich warten«, antwortet Yukiko anstelle von Midori liebevoll und nickte dabei leicht zur Tür hinüber.  Dankbar lächelte Usagi ihr entgegen und war im nächsten Moment auch schon zur Tür hinaus geeilt. Schmunzelnd sahen Midori und Yukiko ihr nach.  »Das "eigentlich unnötige" Telefonat mit ihrem Vater?«   »Ja, das Telefonat mit ihrem Vater«, erwiderte Yukiko schmunzelnd, während sie sich ihre Serviette auf dem Schoß zurecht legte.    * »Tsukino?«  »Mama? Hallo, ich bin es, Usagi!«  »Usagi... schön, dass du anrufst. Wie geht es dir? Und wie war denn dein erster Arbeitstag bei den Chibas? Ich hoffe doch, dass sie dich gut behandeln!?«  »Mama, es ist alles in Ordnung! Mir geht es gut hier und der erste Tag war auch wirklich toll! Bitte mach dir keine Gedanken, ja?«  »Ach Kind, du kannst dir nicht vorstellen, wie ungewohnt das ist. Du bist nicht da und Papa ist gerade auch auf Dienstreise. Das Haus kommt mir mit einem Mal so leer vor.«  »Papa ist auf Dienstreise?«  »Ja, kurz nachdem du gestern da warst, um deine Sachen zu holen, hat Kenji einen Anruf aus der Redaktion erhalten und hat hektisch ebenfalls Sachen gepackt. Er hat wohl einen kurzfristig angesetzten und sehr wichtigen Interview-Termin in Yokohama mit einem Musiker-Duo namens HichiMaru.«  »Oh HichiMaru? Wow, das ist ja fantastisch! Aber sag mal Mama, wann kommt Papa denn wieder? Ich müsste dringend mit ihm sprechen. Oder kann ich ihn über das Handy erreichen?«  »Tut mir leid Usagi, aber soweit ich weiß, ist er bis morgen telefonisch nicht erreichbar. Aber versuch es doch einfach morgen Abend noch einmal;  ich denke, bis dahin wird er wieder aus Yokohama zurück sein.«  »Das mach ich. Danke Mama! Ich hab dich lieb!«  »Ich dich auch, Liebes! Pass auf dich auf.« Kurz blickte Usagi auf das Handy in ihren Händen, nachdem sie aufgelegt hatte. Wie sollte sie Mamoru denn jetzt beibringen, dass sie nicht mit ihrem Vater sprechen und den Auftraggeber des Artikels in Erfahrung bringen konnte? Wie würde er reagieren? Sicherlich hatte er sich doch auf sie verlassen und würde jetzt enttäuscht sein. Seufzend legte sie das Handy wieder beiseite und entschied sich, dass sie die SMS an Mamoru erst später schreiben würde, zumal er vermutlich in diesem Augenblick eh noch im Flugzeug saß. Ein wenig betrübt machte sich Usagi wieder auf den Weg zurück zu Midori und Yukiko, um mit ihnen gemeinsam das Abendessen einzunehmen. Und obwohl die Beiden ihre bedrückte Stimmung sofort bemerkten, sprachen sie die Blondine nicht weiter darauf an. Während des Essens erklärte Midori Chiba in kurzen Sätzen den genauen Ablauf des nächstes Tages. Überrascht sah Usagi zu ihr hinüber, als diese ihr wenig später kurz und knapp mitteilte, dass sie nicht zwingend bei den Untersuchungen Yukikos dabei sein müsste und sie sich deshalb auch gerne den halben Tag frei nehmen könnte. Da die Ärztin bereits schon um 9:00 Uhr erscheinen würde, beschlossen die drei Frauen gegen 20:30 Uhr, das Abendessen vorzeitig zu beenden und früh schlafen zu gehen, damit insbesondere Yukiko am nächsten Morgen ausgeschlafen war. * Usagi lag bereits im Bett, als sie wieder zu ihrem Handy griff. Minutenlang starrte sie auf das leere Textfeld. Was sollte sie ihm nur schreiben? Ob sie einfach ohne Umschweife und Ausreden auf den Punkt kommen sollte? Vermutlich das Beste, sagte sich Usagi, tippte einfach drauf los und hatte schon wenige Minuten später die SMS versandt. Absender: Usagi Empfänger: Mamoru Gesendet um: 21:28 Uhr Empfangen um: 14:28/ Gelesen 22:11 Uhr (Deutscher Zeit) Hallo Mamoru, hier ist Usagi. Ich konnte leider nicht mit meinem Vater  sprechen, weil er ebenfalls für ein paar Tage auf Geschäftsreise ist.  Tut mir leid. Kapitel 15: Coffeebreak - a hot Dream and the declaration of Love ----------------------------------------------------------------- ___________________-`♔´-___________________ Das laute und vor allem penetrante Piepsen ihres Handys riss Usagi aus dem Schlaf. Schlaftrunken tastete sie -genervt vor sich hin brubbelnd- nach dem Nachtisch, auf dem es sich befand. Wer um alles in der Welt schrieb ihr denn bitte mitten den Nacht? Und warum zum Teufel hatte sie ihr Handy nicht auf lautlos gestellt? Innerlich verfluchte sie sich selbst, als sie daran dachte, dass sie am Abend zuvor ja noch Mamoru geschrieben hatte und sie der bloße Gedanke an ihn einmal mehr völlig durcheinander gebracht hatte. Ihre Gedanken kreisten seit Stunden fast nur noch um ihn und vermutlich hatte sie dabei vergessen den Klingelton auszustellen. Nachdem sie die Tastensperre ihres Handys deaktiviert hatte, fiel ihr die Uhrzeit ins Auge: 05:13 Uhr. Was für eine unchristliche Zeit. Jeder, der es wagte, ihr um diese Zeit eine SMS zu schreiben, dem würde sie die Hölle heiß machen ............ es sei denn, es war Mamoru. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als sie feststellte, dass es tatsächlich so war. Und doch hatte sie noch immer ein wenig Angst vor seiner Reaktion. Doch was sollte schon passieren? Immerhin hatte sie ja bislang nur noch nicht mit ihrem Vater sprechen können. Erleichtert atmete sie aus, als sie seine SMS überflogen hatte... Absender: Mamoru Empfänger: Usagi Gesendet um: 22:13 Uhr (Deutscher Zeit) Empfangen um: 05:13 Uhr Es braucht dir nicht leid tun. Wie geht es meiner Großmutter? Ich hoffe, sie scheucht dich mit deinem verletzten Fuß nicht allzu sehr durch die Gegend!? Ungläubig blickte sie kurz auf das Display. Machte er sich etwa Sorgen um sie? Um sie??? Absender: Usagi Empfänger: Mamoru Gesendet um: 05:15 Uhr Empfangen um: 22:15 Uhr (Deutscher Zeit) Oh, ihr geht es gut. Und nein, ist schon in Ordnung. Ich meine, dafür wurde ich ja eingestellt. Es waren fast fünf Minuten vergangen, ohne eine weitere Nachricht von Mamoru. Usagi gähnte und war gerade imstande, das Handy wieder auf den Nachttisch zu legen, als es sich erneut lautstark und durch Vibration bemerkbar machte. Aufgeregt tippte sie auf den kleinen Umschlag auf dem oberen Displayrand, welcher ihr signalisierte, dass eine weitere SMS eingegangen war: Absender: Mamoru Empfänger: Usagi Gesendet um: 22:20 Uhr (Deutscher Zeit) Empfangen um: 05:20 Uhr Ich hoffe, du schonst dich trotzdem noch etwas & legst den Fuß hoch. Ansonsten muss ich wohl zurückkommen & dir wieder persönlich eine Zwangspause verordnen ;-) Innerlich jubelte sie. Er machte sich tatsächlich Sorgen um sie. Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde breiter und sie kam nicht umhin, zu denken, dass sie sein offensichtliches Interesse doch ein wenig freute. Überrascht blickte sie auf ihr Handy, als dieses ein weiteres Mal eine eingegangene SMS ankündigte. Absender: Mamoru Empfänger: Usagi Gesendet um: 22:21 Uhr (Deutscher Zeit) Empfangen um: 05:21 Uhr Warum bist du eigentlich schon wach? In Tokio müsste es gerade erst kurz nach 5 sein... Habe ich dich etwa geweckt? Wenn ja, dann entschuldige, ich habe nicht mehr an die Zeitverschiebung gedacht. Absender: Usagi Empfänger: Mamoru Gesendet um: 05:22 Uhr Empfangen um: 22:22 Uhr (Deutscher Zeit) Nein, ist schon okay! Ich hatte nur vergessen, mein Handy über Nacht auf Lautlos zustellen. Außerdem habe ich heute Vormittag frei, weil Yukiko zu ihren Untersuchungen muss. Absender: Mamoru Empfänger: Usagi Gesendet um: 22:24 Uhr (Deutscher Zeit) Empfangen um: 05:24 Uhr Du solltest aber vielleicht trotzdem noch etwas schlafen. Der Tag ist lang & du musst fit sein! Absender: Usagi Empfänger: Mamoru Gesendet um: 05:27 Uhrp Empfangen um: 22:27 Uhr (Deutscher Zeit) Glaubst du, ich kann jetzt so einfach wieder einschlafen? Ich meine, wir schreiben jetzt schon seit fast 15min. & ich bin hellwach. Absender: Mamoru Empfänger: Usagi Gesendet um: 22:29 Uhr (Deutscher Zeit) Empfangen um: 05:29 Uhr Ich bekenne mich schuldig :-) Du solltest es aber dennoch wenigstens versuchen. Bei euch ist es gerade mal halb 6, wenn ich richtig rechne & keine Widerrede! Lächelnd legte Usagi das Handy beiseite, ließ sich zurück in ihr Kissen fallen und schloss die Augen. Während sie anfangs wieder nur Mamoru vor Augen hatte und sich eingestehen musste, dass seine Abwesenheit ein merkwürdiges Gefühl in ihr auslöste -ja, wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie fast meinen, sie vermisste ihn-, so kam im nächsten Moment die Erinnerung an ihr gestriges Erlebnis und ihre schlimme Entdeckung in der Stadt wieder hoch. Unruhig wälzte sie sich hin und her. Was würde sie darum geben, mit irgendjemanden über all das sprechen zu können!? Sich alles von der Seele reden zu können, was sich in den letzten zwei Tagen in ihre angesammelt hatte... Sofort fiel ihr Naru ein und erneut griff sie nach ihrem Handy, bevor sie dann doch noch einmal in einen tiefen Schlaf verfiel. * Es waren tatsächlich noch 1 1/2 Stunden gewesen, die sie geschlafen und sogar geträumt hatte, nachdem sie Naru per SMS gefragt hatte, ob sie am heutigen Tag Zeit für sie hatte. Zwar war sie doch ein wenig schwerer aus dem Bett gekommen, als gedacht, aber nach einer heißen Dusche fühlte sie sich besser und konnte sich in Ruhe auf dem Weg zum Esszimmer machen, wo Noguchi bereits dabei war den Frühstückstisch zu decken. »Guten Morgen, Noguchi. Sie sind ja schon fleißig...«, lächelnd trat Usagi neben den älteren Herrn. »Ah, guten Morgen, Miss Tsukino. Dürfen es für Sie wieder Pancakes zum Frühstück sein?« »Sehr gern, sofern es Ihnen keine Umstände macht!? ... Aber bitte entschuldigen Sie mich noch einmal kurz, ich werde eben nach Yukiko schauen und sie holen.« Zaghaft klopfte sie wenige Minuten später an die Tür von Yukikos Zimmer und trat ein, nachdem sie leise das »Herein!« vernommen hatte. Im ersten Moment war sie ein wenig von den hellen Sonnenstrahlen geblendet, die durch die riesige Fensterfront herein fielen, jedoch wandte sie sich sofort ab und trat mit dem Rücken zum Fenster an das Bett von Yukiko, die sie bereits liebevoll anlächelte. »Guten Morgen, Yukiko. Hast du gut geschlafen?« »Guten Morgen, mein Kind. Oh, ich habe sehr gut geschlafen. Ich hoffe, du auch!?« »Ich ... ähm, eigentlich schon. Ich wurde heute früh nur durch eine eingetroffene SMS geweckt, weil ich vergessen habe, mein Handy auf Stumm zu schalten.« »Eine SMS? Etwa von Mamoru?« Usagi nickte und half der älteren Frau beim Aufstehen und Anziehen. »Ja, ich hatte ihm geschrieben, dass ich meinen Vater noch nicht erreichen konnte. Ich hatte ein wenig Bammel, dass er vielleicht sauer sein könnte, aber das war zum Glück nicht der Fall. Er hat sich im Übrigen auch nach dir erkundigt.« Yukiko schmunzelte: »Das ist typisch mein Enkelsohn. Macht sich immer und über jeden Sorgen, den er mag.« Usagi stutzte, während sie Yukiko stützte und in den Rollstuhl setzte: »Im Ernst?« »Natürlich! Schau doch nur, wie er sich um dich gekümmert hat«, erwiderte Yukiko zwinkernd. »Er mag mich?« »Wie könnte man dich nicht mögen, Liebes!?« Lächelnd legte sie Usagi ihre Hand auf den Arm. »Nun lass uns Frühstücken. Es wird bis heute Abend meine letzte Mahlzeit werden...« Midori saß bereits am Frühstückstisch und ließ sich von Noguchi einen Kaffee einschenken, als Usagi und Yukiko dazu kamen. »Da seid ihr ja. Guten Morgen, ihr Zwei!«, entgegnete Midori und griff nach der vor ihr liegenden Tageszeitung. Usagi schob Yukiko an den Tisch und nahm dann direkt neben ihr Platz. »Entschuldigung, das lag wohl an mir, denn ich...« Usagi wollte sich gerade rechtfertigen, doch Yukiko unterbrach sie mittendrin: »Nein, nein! Ich habe Usagi in ein kleines Gespräch verwickelt und dadurch haben wir etwas getrödelt.« Gerade wollte Usagi noch etwas sagen, als Noguchi neben sie trat und die süßlich duftenden Pancakes vor ihr abstellte. Sofort machte sich ihr Magen bemerkbar und ließ sie alles weitere vergessen. Beherzt griff sie nach dem Besteck, wünschte den beiden Chiba-Frauen einen guten Appetit und stürzte sich auf die amerikanische Variante der Eierkuchen. Ein genüssliches "Mmmmmh" entwich ihr, als der erste Bissen in ihren Mund wanderte. Oh Gott, sie liebte dieses amerikanische Frühstück einfach. Das Brummen ihres Handy in ihrer Hosentasche ließ sie jedoch innehalten, als sie sich gerade auf den zweiten Pancake stürzen wollte. 'Bestimmt Naru, die auf die SMS von heute Morgen geantwortet hatte', dachte sich Usagi und zog das weiße Handy aus der Tasche. Sie stutzte kurz, doch schon im nächsten Moment zog sich ein Lächeln quer über ihr Gesicht, als sie den Absender erkannte und die SMS las: Absender: Mamoru Empfänger: Usagi Gesendet um: 01:33 Uhr (Deutscher Zeit) Empfangen um: 08:33 Uhr Jetzt bin ich schlaflos und wünschte, ich könnte mit dir und meiner Familie gemeinsam frühstücken. Aufmerksam hatte Yukiko die Blondine beobachtet und ließ mit ihrer nächsten Frage auch Midori aufblicken. »Eine SMS von Mamoru? Aber sollte er nicht um die Zeit eigentlich schlafen?« Usagi nickte. »Ja, er schreibt, dass er wohl nicht schlafen kann und lieber hier sein würde, als in Deutschland«, antwortete sie und tippte auch schon eine Antwort an den Schwarzhaarigen. Absender: Usagi Empfänger: Mamoru Gesendet um: 08:35 Uhr Empfangen um: 01:35 Uhr (Deutscher Zeit) Solltest du nicht schlafen!? ;-) Also Handy weg und Augen zu... & keine Widerrede! Ich schick dir auch angenehme Träume :-) Sie waren mit dem Frühstück beinahe fertig, als die SMS von Naru eintraf, die ihr bestätigte, dass sie Zeit hätte und sich mit ihr auf einen Kaffee treffen könnte. Schnell waren Zeit und Ort geklärt und Usagi legte das Handy in der Sekunde beiseite, als Midori sich erhob. »Es wird Zeit, ein wichtiger Termin wartet noch auf mich. Mutter, die Ärztin müsste jeden Moment eintreffen. Usagi, Ihnen wünsche ich einen angenehmen freien Nachmittag. Ich schätze, die Untersuchungen sind gegen 16:00 Uhr beendet und meine Mutter dann auch wieder zurück. Bis dahin sollten Sie dann auch wieder hier sein.« »Natürlich, Misses Chiba«, antwortete Usagi. »Midori bitte!« Die Schwarzhaarige nickte den Beiden noch einmal kurz zu, ehe sie das Esszimmer verließ. * Das Läuten an der Haustür unterbrach Usagi und Yukiko in ihren Gespräch. »Oh, das wird sicherlich Doktor Mizuno sein«, entgegnete Yukiko und blickte zu Usagi, die bereits aufgesprungen war und die Griffe des Rollstuhls packte. »Dann bringe ich dich mal in die Eingangshalle und hole dann fix deine Jacke und deine Tasche.« »Immer mit der Ruhe, Usagi. Wir haben keinen Zeitdruck.« »Aber wir sollten die Ärztin nicht länger als nötig warten lassen.« Noguchi hatte in der Zwischenzeit bereits die Tür geöffnet und die Ärztin, als auch zwei Krankenpfleger herein gebeten. Kaum hatte Usagi Yukiko in die Eingangshalle geschoben, kam Doktor Mizuno auch bereits freundlich lächelnd auf sie zu. Schon in dem Moment, in dem Usagi ihr ins Gesicht und direkt in die blauen Augen blickte, überkam sie wieder dieses seltsame Gefühl, welches sie auch bei der schwarzhaarigen Miko verspürt hatte. Und wieder konnte sie es nicht beschreiben. Wusste es nicht einzuordnen, als sie die junge Ärztin näher betrachtete. Kurz überlegte sie tatsächlich, ob sie sich nicht zuvor schon einmal begegnet waren, doch schnell tat sie den Gedanken ab. Woher sollten sie sich auch kennen? »Oh, hallo! Sie müssen die neue Pflegekraft sein. Misses Chiba hat mir bereits von Ihnen berichtet. Mein Name ist Doktor Ami Mizuno!« Ohne zu zögern, verbeugte sich die Ärztin vor Yukiko und Usagi, ehe sie vor dem Rollstuhl der Älteren niederkniete und sie näher betrachtete. Usagi nutzte den Moment und eilte in Yukikos Zimmer, um ihre Sachen zu holen. »Gut sehen Sie heute aus, Yukiko«, erwiderte die Ärztin zufrieden, als sie nach dem Puls tastete. »Oh, ich fühle mich auch gut, Frau Doktor. Manchmal spürt man sofort, wie gut einem die Anwesenheit eines einzelnen Menschen tun kann«, antwortete Yukiko und blickte dabei zu Usagi, die gerade zurückkam. Kurz drückte sie die Hand der Blondine, als sie ihr ihre Sachen reichte und schenkte ihr ein herzliches Lächeln. »Danke, meine Liebe. Und nun los mit dir und genieße den Tag!« »Bis heute Abend, Yukiko!« Usagi winkte ihr noch hinterher, als die Pfleger sie zum Krankentransporter brachten und hinein schoben. Ihr Blick fiel kurz darauf auf die junge Ärztin, die am Eingang wartete und sich ihr nun ebenfalls zuwandte. »Es hat mich gefreut,.... oh.....«, kurz stockte die junge Frau und es war ihr sichtlich unangenehm, dass sie den Namen ihres Gegenübers nicht wusste. Und dann fiel es auch Usagi wie Schuppen aus den Augen. »Oh Gott, bitte entschuldigen Sie vielmals, Doktor Mizuno. Ich habe mich vorhin gar nicht vorgestellt. Usagi Tsukino ist mein Name.« Schnell verbeugte sich die Blondine, als ihr ihr Missgeschick bewusst wurde. Mit hochrotem Kopf und zutiefst beschämt, blickte sie entschuldigend zu der Ärztin, doch diese lächelte ihr bereits wieder freundlich entgegen. Erleichtert atmete Usagi durch, als der Transporter von dannen fuhr und sie sich ebenfalls für das Treffen mit Naru in der Stadt fertig machen konnte. In Windeseile hatte sie ihre Arbeitskleidung gegen eine bequeme Boyfriend-Jeans und eine weiße Bluse getauscht, die sie nur mit roten Ballerinas aufpeppte. Im Normalfall trug sie sogar etwas höheres Schuhwerk dazu, aber nach dem gestauchten Knöchel wollte sie lieber auf Nummer sicher gehen. Zufrieden mit sich und ihrem Outfit, verabschiedete sich Usagi von Noguchi und machte sich auf den Weg in die Stadt. Zum Glück lag das Café, wo sie sich mit Naru verabredet hatte, relativ zentral und so kam sie, trotz einiger unvorhergesehener Busverspätungen und verpasster Anschlüsse, nur ein paar Minuten zu spät und völlig außer Atem dort an. Bereits von Weitem hatte sie Naru draußen an einem der vielen Tische sitzen und sie zu sich heran winken sehen. Noch immer ein wenig nach Luft japsend, trat die Blondine an den Tisch. »Usagi Tsukino?! Du bist mal wieder zu spät«, grinste Naru ihr schelmisch entgegen und stand auf. Lächelnd ging Usagi auf sie zu und umarmte sie herzlich, bevor sie sich ihr gegenüber setzte. »Ja, tut mir leid, aber ich hab den Busanschluss verpasst und musste bis hier her laufen. Danke, dass du gekommen bist.« »Keine Ursache. Wozu sind denn Freunde da, hmm? Außerdem bin ich das ja von dir schon gewöhnt«, lachte Naru und musterte Usagi neugierig, die gerade dabei war, ihre schwarze Strickjacke zu öffnen. »Also?«, fragte sie und beugte sich ein wenig über den Tisch zu ihr vor. Schmunzelnd schüttelte Usagi den Kopf. »Darf ich mir vorher noch etwas zu Trinken bestellen oder muss ich dir sofort Rede und Antwort stehen?« Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, kam auch schon die Bedienung des Cafés auf sie zu. Verblüfft blickte Usagi auf das Tablett, was diese auf ihrer Hand transportierte. Naru kicherte: »Wie du siehst, alles bereits erledigt. Also?« Usagi seufzte, bedankte sich bei der Bedienung für den Latte Macchiato und atmete dann ein mal kurz tief durch, als die Bedienung wieder außer Sichtweite war. »Gut, aber versprich mir, dass du nicht lachen wirst, ja?« Ein wenig perplex nickte Naru: »Ja, ich verspreche es dir. Auch wenn du eigentlich wissen müsstest, dass ich das so oder so niemals tun würde.« »Ich weiß! Tut mir leid, aber das was ich dir jetzt erzählen werde, fällt mir nicht ganz leicht und ist mir auch ein wenig unangenehm. Aber ich brauche dringend einen Rat von jemanden, dem ich vertrauen kann, ohne dass es am nächsten Tag gleich ganz Tokio weiß.« »Verständlich! Aber ich muss zugeben, dass du mich gerade ziemlich neugierig machst. Worum geht es?« »Um einen gewissen Traum, den ich vorgestern geträumt habe.«, gestand Usagi, während sie ein wenig Zucker auf die Schaumkrone des Latte Macchiatos träufelte und anschließend mit einem Löffel unterrührte. Fragend zog Naru ihre Stirn kraus: »Traum? Was denn für einen Traum?« Usagi schluckte. Sollte sie ihr wirklich davon erzählen? Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe und wiegelte gedanklich ab. Einerseits erhoffte sie sich, dass sie durch Naru endlich zu einer plausiblen Erklärung kommen würde, aber andererseits hatte sie auch ein wenig Angst davor, dass ihre Freundin sie danach womöglich für völlig verrückt erklären könnte. Naru, die die Unsicherheit ihrer Freundin sofort bemerkte, legte aufmunternd eine Hand auf Usagis leicht zitternde Hände. »Hey, du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst, oder?« »Ja natürlich, aber...«, erwiderte Usagi und schloss für einen Moment lang die Augen. »Aber was? Hör zu, du kannst mir vertrauen. Das konntest du eigentlich schon immer. Also ganz gleich, was es auch sein mag, entweder ich kann dir hinterher dazu einen Rat geben oder wir versuchen eben gemeinsam eine Lösung zu finden. Doch das funktioniert nur, wenn du mir erzählst, was dich bedrückt.« Usagi seufzte. »Du hast ja recht. Nur weiß ich nicht wirklich, wo genau ich anfangen soll.« »Am besten du fängst mit dem an, was dich am meisten beschäftigt. Also, was war das für ein Traum? Ein schöner oder eher ein unschöner?« »Eigentlich war er schön, aber eben auch ziemlich........«, Usagi stockte und lief augenblicklich rot an, als sie dabei an eine ganz bestimmte Szene aus ihrem Traum dachte. »Er war ziemlich was?«, hakte Naru nach, nachdem sie einen Schluck von ihrem Latte Macchiato getrunken hatte. Gerade als sie einen weiteren Schluck zu sich nehmen wollte, hielt sie in ihrer Bewegung inne und runzelte abermals die Stirn, als sie Usagis nun leicht gerötete Wangen wahrnahm. »Ähm ... nun ja, er war ziemlich heiß und naja ... intim?!«, murmelte Usagi und senkte verlegen den Kopf. Naru klappte der Mund auf und eine für Usagi sichtlich unangenehme Stille machte sich zwischen ihnen breit. Doch plötzlich und wie aus weiterem Himmel, quietschte Naru auf. Grinsend beugte sie sich wieder ein wenig über den Tisch und faltete ihre Hände. Auffordernd blickte sie Usagi entgegen. »Also, jetzt hast du mich aber erst recht neugierig gemacht. Erzähl!« Überrascht erwiderte Usagi ihren Blick. »Du willst es wirklich wissen? Alles?« Naru schüttelte den Kopf. »Nicht alles! Und bei Gott auch nicht jedes einzelne Detail, wenn du es nicht möchtest.« Usagi nickte, atmete noch ein mal tief durch, bevor sie damit begann, Naru ein wenig aus dem Traum zu erzählen. Als sie eine geraume Zeit später endete, seufzte Naru selig lächelnd auf: »Hach, in meinem ganzen Leben habe ich noch nie so etwas romantisches gehört. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Aber ich frag mich ehrlich gesagt gerade, was genau dich jetzt daran stört?! Der Traum ist doch eigentlich recht schön. Und mal ganz unter uns, wer träumt denn nicht ab und an mal von höchst unanständigen Dingen?« »Wenn es mal nur das wäre«, erwiderte Usagi schon fast verzweifelt, »Kennst du das Gefühl, aufzuwachen und zu glauben, dass das, was du gerade geträumt hast, auch wirklich passiert ist?« Leicht verwirrt schüttelte Naru den Kopf. »Nein... aber was genau willst du mir jetzt damit sagen?« Usagi seufzte und blickte gedankenverloren auf. »Dass sich der Traum so real angefühlt hat; fast so, als hätte ich ihn wirklich selbst miterlebt.« Naru überlegte: »Hmm, weißt du denn rein zufällig, wer die beiden Personen aus deinem Traum sind?« »Ja, und genau deswegen frage ich mich auch, was das zu bedeuten hat? Ich meine, wieso fühle ich jede noch so kleine Berührung eines Mannes, die eigentlich nicht real waren? Warum duftet es im Zimmer plötzlich überall nach Rosen, obwohl diese nur in meinem Traum existierten; und warum reagiert mein Körper so intensiv auf all das?« »Oh.. Wow, das klingt ziemlich abgefahren.« Nachdenklich lehnte Naru sich in den Stuhl zurück und verschränkte ihre Arme. Nach einer Weile beugte sie sich jedoch wieder ein wenig nach vorn und blickte Usagi interessiert in die Augen. »Hmm, du sagtest ja, dass du jetzt wissen würdest, wer die beiden Personen aus deinem Traum waren. Ich gehe mal davon aus, dass DU die Frau in deinen Träumen bist. Hab ich Recht?« Fragend und etwas irritiert hob Usagi eine Augenbraue in die Höhe, nickte jedoch. »Und der Mann? Kennst du ihn?« Usagi erstarrte. Da war sie, die Frage, die sie eigentlich partout vermeiden und ihr auch nicht wirklich beantworten wollte. »Äh, ja... aber wieso willst du das wissen?« »Weil ich denke, dass er die Lösung sein könnte. Also? Verrätst du es mir?« »Er sieht aus wie Mamoru Chiba«, antwortete sie ihr leicht errötend und so leise, dass Naru es im ersten Moment gar nicht für voll nahm. »Wie wer?«, hakte sie nach und sah wie ihre Freundin prompt mit den Augen rollte. »MAMORU CHIBA!«, wiederholte Usagi den Namen lauter, als eigentlich beabsichtigt. Abrupt schlug sie sich eine Hand vor ihren Mund. Verstohlen und mit hoch rotem Kopf, blickte sie von links nach rechts. Erleichtert atmete sie aus, als sie bemerkte, das ihr Ausruf keinem der Gäste aufgefallen oder gar zu interessieren schien. Zwei Tische hinter ihr blickte eine ältere Frau mit langen schwarzen Haaren jedoch verwundert von ihrer Zeitung auf, als der Name 'Mamoru Chiba' fiel. Die Zeitung beiseite legend, winkte diese sofort die Bedienung zu sich heran, als sie erkannte aus wessen Munde der Name gefallen war. »Sagen Sie, ist der Tisch da vorn vielleicht noch frei?«, fragte sie sie ohne Umschweife und deutete auf den Tisch direkt hinter Usagi. »Ja, die Gäste, die dort bis eben saßen, sind soeben gegangen«, antwortete die Bedienung ihr freundlich. »Gut! Wären Sie bitte so freundlich und bringen mir einen extra großen Kaffee dorthin? Schwarz, ohne Milch und Zucker!« »Natürlich, Misses Chiba. Darf es sonst noch irgendetwas sein?« »Nein, vielen Dank!«, Midori Chiba schüttelte leicht mit den Kopf, während sie aufstand und sich ihre schwarze Sonnenbrille auf die Nase setzte. Kaum am anderen Tisch sitzend, klappte sie sofort ihre Zeitung wieder auf und tat so, als würde sie darin lesen. »Also, fassen wir das ganze doch noch ein mal zusammen. Du hattest also einen ziemlich heißen Traum von Mamoru Chiba und dir, wo ihr... ähm... Sex miteinander hattet.« »Naru!«, empörte sich Usagi und rutschte peinlich berührt ein wenig tiefer in ihren Stuhl. Naru kicherte: »Seit wann bist du denn so schüchtern? Ich kann mich noch sehr gut an die Sache mit dem Kuchen erinnern. Wie war das doch gleich?! Ach ja: "Oh Gott, ist der Kuchen göttlich! Das ist ja fast besser als Sex. Ein Orgasmus für die Geschmacksnerven..."!?« Geschockt starrte Usagi ihre Freundin an und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sich der Boden unter ihr auftun würde, um sie schnellst möglich zu verschlucken. »Aber das war doch etwas vollkommen anderes!«, rechtfertigte sie sich stotternd. »Stimmt, das war bei Weitem nicht so romantisch und heiß, wie dein vorgestriger Traum« zwinkerte sie ihr schelmisch zu, wurde im nächsten Moment jedoch wieder ernst. »Darf ich dir eine Frage stellen?« Skeptisch sah Usagi sie an. Wollte Naru jetzt auch noch wissen, wie sich der Orgasmus in ihrem Traum anfühlte? Wirr schüttelte sie ihrem Kopf. Ja, zutrauen würde sie es ihr. Aber für solch eine Frage war der Blick, den sie ihr schenkte, ein wenig zu ernst. »Die da wäre?«, fragte sie misstrauisch. Nachdenklich musterte Naru Usagi und ein kleines spitzbübisches Lächeln legte sich auf ihre Lippen, während sie sich wieder ein wenig nach vorne beugte. »Was ist Liebe für dich? Wie definierst du sie?« »Hä? Wie kommst du denn jetzt darauf?«, erwiderte Usagi sichtlich irritiert. »Sag's mir einfach okay? Ich sage dir dann hinterher auch, warum ich das wissen wollte.« Usagi überlegte kurz. Wunderte und fragte sich, warum ihre Freundin gerade das von ihr wissen wollte. Doch innerlich wusste sie, dass sie darauf keine Antwort bekommen würde, solange sie nicht auch auf ihre geantwortet hatte. Seufzend schloss sie einen Augenblick lang ihre Augen. Suchte in ihrem Inneren nach den passenden Worten. Fühlte tief in sich hinein... »Liebe kann man nicht definieren, denn es ist mehr ein Gefühl. Man kann sie weder hören, noch sehen. Doch man fühlt und spürt sie, selbst wenn der Partner gerade nicht da ist. Da sie stets in deinem Herzen existiert und so tief darin verankert ist, dass kein anderer Mann jemals dort hinein passen würde. Wenn du wahrhaftig liebst, würde deine Liebe auf Ewig nur dem Einen gehören, bis zum Tode und sogar darüber hinaus. Denn man liebt und erlebt die wahre Liebe nur einmal...« »... nur ein einziges mal!«, vollendete Naru ebenfalls ihren Satz und seufzte auf, »Glaubst du an die Liebe auf den ersten Blick?« »Ja... absolut!«, antwortete Usagi ihr prompt und lächelte dabei; stutzte jedoch, als sie Narus leichtes Grinsen auf ihre Antwort bemerkte. »Und du bist dir auch sicher, dass Mamoru Chiba derjenige war, der dir in deinen Träumen erschienen ist?« Perplex sah Usagi sie an und legte leicht den Kopf schief. »Ich weiß zwar nicht, was das Eine jetzt mit dem Anderen zu tun hat, aber auch hier lautet die Antwort: 'JA, ich bin mir ziemlich sicher!'« Naru nickte lächelnd, denn das war genau die Antwort, die sie erwartet hatte. »Ich glaube, du bist verliebt, Usagi Tsukino«, gluckste sie vergnügt und griff nach ihrer Tasse. »Bitte was? Wie kommst du denn auf den Blödsinn?«, fragte Usagi überrascht. » Nun vielleicht die Tatsache, dass während deinen Erzählungen deine Augen regelrecht gestrahlt haben... Und ich davon überzeugt bin, dass es schon in dem Bekleidungsgeschäft zwischen euch gefunkt hat«, antwortete Naru schmunzelnd. Still hatte Midori den beiden Mädchen gelauscht. Anfangs glaubte sie, sich verhört zu haben, als Usagi ihrer Freundin berichtete, dass sie von heißem Sex mit ihrem Sohn geträumt hatte. Aber ihre Definition über die wahre Liebe hatte sie berührt. Yukiko schien mit ihrer Vermutung, dass es zwischen Usagi und Mamoru eine besondere Verbindung gab, tatsächlich recht zu haben. Sollte sie ihrem Sohn davon berichten? Aber was würde dann aus ihm und Natsumi werden? Unschlüssig blickte sie minutenlang auf ihr Handy. Sollte sie? Sollte sie nicht? Aber war es nicht so, wie ihre Mutter sagte? Sie wollte doch nur, dass er glücklich war... Absender: Midori Empfänger: Mamoru Gesendet um: 12:35 Uhr Empfangen um: 05:35 Uhr (Deutscher Zeit) Hallo Mamoru, bitte ruf mich an, sobald du Zeit hast. Midori Kapitel 16: Confidential Talks ------------------------------ Gemeinschaftsprojekt von -Luna- und MissSenshi _____________________________-`ღ´-__________________________ Absender: Midori Empfänger: Mamoru Gesendet um: 12:35 Uhr Empfangen um: 05:35 Uhr (Deutscher Zeit) Hallo Mamoru, bitte ruf mich an, sobald du Zeit hast. Midori Kaum, dass sie ihr Handy beiseite gelegt hatte, glitt der Blick der Schwarzhaarigen sofort wieder zu den beiden jungen Frauen hinüber, deren Konversation mittlerweile in eine kleine Diskussion auszuarten schien. »Das ist Unsinn, Naru! Und das weißt du auch.« Usagi schüttelte den Kopf. Wie zum Kuckuck kam ihre beste Freundin nur darauf, dass es zwischen Mamoru Chiba und ihr gefunkt haben könnte? Das war in ihren Augen vollkommen absurd, undenkbar und völlig aus der Luft gegriffen. Oder etwa nicht? Sie seufzte hörbar und schloss für einen Moment die Augen.  »Wirklich? Das sah im Bekleidungsgeschäft aber ganz anders aus! Wer hat ihn denn die ganze Zeit, ohne auch nur ein Wort zu sagen, angestarrt? Das warst eindeutig Du!« »Wie bitte? Du hast ihn doch genauso angestarrt!«  »Ja, aber aus einem völlig anderen Grund!«, warf Naru ein und seufzte. »Ach ja? Und welcher wäre das?« »Ja! Im Gegensatz zu dir habe ich nämlich niemanden wie verzaubert angeschmachtet. Ich war lediglich ziemlich überrascht und auch verblüfft gewesen, Mamoru Chiba, kurz nachdem wir deine Bewerbung an ihn abgeschickt hatten, dort anzutreffen. Findest du denn nicht, dass das ein merkwürdiger Zufall war?« »Ich habe ihn keineswegs angeschmachtet«, erwiderte Usagi nun etwas kleinlauter. »Stimmt! Ihr habt euch mit euren Blicken nur gegenseitig halb verschlungen. Überhaupt nicht auffällig, total normal und überhaupt - völlig nichtssagend!«  Still grinste Naru in sich hinein, als sie daraufhin den überraschten und zugleich empörten Gesichtsausdruck von Usagi bemerkte. Selten hatte sie die Blondine so dermaßen sprachlos erlebt, wie in diesem Moment. Und doch gab ihr gerade diese Sprachlosigkeit die Gewissheit, dass sie mit ihrer Vermutung absolut recht hatte. Die Anzeichen waren mehr als eindeutig und nicht von der Hand zu weisen. Ihre beste Freundin hatte sich tatsächlich verliebt. Lächelnd beugte sie sich wieder ein wenig nach vorn, stützte ihren Kopf dabei auf ihre Hände ab und musterte Usagi eingehend.  »Ja! Eindeutig verliebt!«, stellte sie mit einer Zufriedenheit fest, die ihr Gegenüber augenblicklich mit den Augen rollen ließ. »Naru, sei doch bitte so lieb und werde einfach wie früher, ja? Ansonsten sehe ich mich gezwungen, mal ein ernstes Wörtchen mit Umino zu sprechen. Da fällt mir ein, wie geht es ihm eigentlich?« Naru lachte. »Umino? Oh, ihm geht es gut. Aber sag mal, versuchst du gerade ernsthaft, vom Thema abzulenken, Usagi Tsukino?« »Ich würde wohl lügen, wenn ich das jetzt mit einem 'Nein, wie kommst du denn darauf?' beantworten würde. Aber es hätte ja durchaus klappen können«, erwiderte Usagi sarkastisch und kramte währenddessen in ihrer Handtasche. »Wie? Willst du etwa schon bezahlen?«  Irritiert blickte Naru zu ihr, in der Annahme, Usagi würde nach ihrem Portemonnaie suchen. »Nein, ich habe nur nach meinem Handy gesucht, weil...« »Weil du schauen wolltest, ob du eine SMS von Mamoru bekommen hast«, beendete Naru grinsend den Satz ihrer Freundin. Diese funkelte sie gespielt böse an. »So ein Quatsch! Darf ich nicht mal auf mein Handy gucken, ohne dass du mir hier gleich etwas unterstellst?« »Ach Usa, du bist einfach so durchschaubar«, kicherte Naru. »Und außerdem kenne ich dich einfach schon viel zu lange, um nicht zu merken, dass du anders bist, sobald nur der Name 'Mamoru' fällt.« Die Blondine seufzte hörbar. »Mein Gott Naru...« »Sag es!« »Was?« »Na, was du fühlst.« »Reicht es nicht, wenn ich dir sage, dass du vielleicht recht haben könntest?« »Nein, tut es nicht. Also?« »Gibst du dann endlich Ruhe?« »Ja!« »Versprochen?« Naru lachte. »Ja, ich verspreche es!« »Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht genau, Naru. Sicherlich ist da etwas zwischen uns, aber ich kann es noch nicht genau benennen. Es ist einfach merkwürdig... auf der einen Seite fühle ich mich in seiner Gegenwart unglaublich wohl und auch beschützt, aber auf der anderen Seite hat er einfach diese Art an sich, die mich regelrecht in den Wahnsinn treibt. Man könnte auch sagen, er bringt mich völlig um den Verstand. Und sobald sich unsere Blicke begegnen ... ich kann mich ihm dann kaum entziehen und versinke beinahe in seinen Augen. Ich glaube, ich habe noch nie solche tiefgründigen, dunkelblauen Augen gesehen. Trotzdem bin ich mir durchaus darüber im Klaren, dass ich wohl nie eine Chance bei ihm haben werde. Er ist einfach unerreichbar! Außerdem gibt es da noch ein ganz anderes, viel größeres Problem.« Usagi verzog betroffen das Gesicht, sobald sie nur an ihre Beobachtung vom Tag zuvor dachte. »Ein anderes, viel größeres Problem? Was meinst du genau?« »Erinnerst du dich noch an diese Natsumi? An die Verlobte von Mamoru?« Naru verzog augenblicklich das Gesicht, als ihr das Aufeinandertreffen im Bekleidungsgeschäft in den Sinn kam. »Wie könnte ich diese schreckliche Person, die scheinbar sonst was von sich denkt, vergessen!? Aber sag schon, was ist mit ihr?« »Ich glaube, sie führt irgendwas im Schilde. Außerdem hab ich gesehen, wie sie einen fremden Mann geküsst hat.« »Nicht dein Ernst!?« »Doch! Ich glaube, sie betrügt und hintergeht Mamoru...«, ließ Usagi die Bombe nun endgültig platzen und blickte in das entsetzte Gesicht ihrer besten Freundin. Fast hätte sich Midori an ihrem Kaffee verschluckt, als sie die letzten Worte von Usagi vernommen hatte. Natsumi betrog ihren Sohn? Sollte sich ihr schlechtes Gefühl, welches sie schon seit einiger Zeit in ihrer Gegenwart hatte, bewahrheiten? Führte sie nicht nur gegen ihren Sohn, sondern gegen ihre ganze Familie etwas im Schilde? Diese Neuigkeiten bestärkten sie erst recht in ihrem Vorhaben, dringend mit Mamoru sprechen zu müssen. Nicht nur wegen Usagi. Nein, sie musste ihn warnen. Vor Natsumi. Doch vorerst würde sie ihren langjährigen Vertrauten und guten Freund Tadashi Katō beauftragen, mehr über Natsumis Absichten und über ihre heimliche Affäre herauszufinden. Er sollte sie auf Schritt und Tritt verfolgen und beschatten, bis sie Gewissheit hatte, dass Natsumi keine Gefahr für ihre Familie darstellte.  Sie verzog das Gesicht, als sie einen Schluck ihres inzwischen erkalteten Kaffees nahm. Da es eh an der Zeit war zu gehen, legte sie das Geld auf den Tisch, gab dem Kellner ein kurzes Zeichen und erhob sich von ihrem Tisch. Kurz nachdem Midori das Cafe verlassen hatte, griff sie erneut zu ihrem Handy und wählte die Nummer von Tadashi Katō. Dieser ging bereits nach dem zweiten Klingeln ran: »Moshi moshi! Welch große Freude, mal wieder etwas von dir zu hören.« »Moshi moshi, Tadashi-kun! o hisashiburi desu ne!«, antwortete Midori freundlich. »Was kann ich für dich tun, meine Liebe?« »Ich brauche deine Hilfe und das Dringend!« »Worum geht es? Steckst du in Schwierigkeiten?«, erkundigte sich Tadashi besorgt. »Es geht nicht um mich, sondern um die Verlobtes meines Sohnes.« »Du meinst doch nicht etwa die Tochter des höchst angesehenen Dr. Takero Ginga?« »Genau die meine ich! Hör zu, Tadashi ... ich habe leider Grund zur Annahme, dass Miss Ginga, anders als bisher angenommen, keine ehrwürdigen Absichten hat, was meinen Sohn angeht.« »Wie kommst du zu dieser Annahme? Hast du schon irgendwelche Beweise?« »Nein, nicht direkt. Aber eine meiner Angestellten hat Miss Ginga unterwegs angetroffen und dabei beobachtet, wie sie sich mit einem fremden Mann getroffen hat. Gerade bei der geplanten Eheschließung zwischen ihr und Mamoru erschien mir das reichlich seltsam. Außerdem müsstest du mich lange genug kennen, um zu wissen, dass ich solchen Dingen gern auf den Grund und auch auf Nummer sicher gehe!« »Verstehe! Ich werde mich ein bisschen umhören und mich dann spätestens morgen Abend wieder bei dir melden«, erwiderte Tadashi knapp und beendete das Gespräch. ___________________-`♔´-___________________ Zig Kilometer und mehrere Stunden von Tokio entfernt, riss das Klingeln des Handys Mamoru aus seinen Träumen. Abrupt fuhr er hoch und schlug das Handy dabei halb von seinem Nachtisch. 'Usagi', schoss es ihm in den Kopf und schnell öffnete er die eingegangene SMS. ...to be continued! Kapitel 17: Encounters that touch the soul leave marks that never completely go away ------------------------------------------------------------------------------------ Gemeinschaftsprojekt von -Luna- und MissSenshi _____________________________-`ღ´-__________________________ "Encounters that touch the soul leave marks that never completely go away" (Begegnungen die die Seele berühren, hinterlassen Spuren, die nie ganz verwehen.) Zig Kilometer und mehrere Stunden von Tokio entfernt, riss das Klingeln des Handys Mamoru aus seinen Träumen. Abrupt fuhr er hoch und schlug das Handy dabei halb von seinem Nachtisch. 'Usagi', schoss es ihm in den Kopf und schnell öffnete er die eingegangene SMS. Zu seinem Bedauern handelte es sich jedoch um eine SMS seiner Mutter: Absender: Midori Empfänger: Mamoru Gesendet um: 12:35 Uhr Empfangen um: 05:35 Uhr (Deutscher Zeit) Hallo Mamoru, bitte ruf mich an, sobald du Zeit hast. Midori Ob etwas passiert war? Aber dann hätte sie es vermutlich erwähnt und ihn um sofortigen Rückruf gebeten. Seufzend schlug er die Bettdecke beiseite und legte, während er aufstand sein Handy zurück auf den Nachttisch. Als sein Blick dabei auf die bereits beachtlich vorangeschrittene Uhrzeit fiel, beschloss der Schwarzhaarige das Gespräch mit seiner Mutter auf später zu verschieben. Zunächst einmal musste er sich fertig machen, denn die Kongress-Eröffnung, bei der er anwesend sein musste, fand bereits um 10:00 Uhr statt. Also hatte gerade mal zwei Stunden Zeit, um noch schnell zu duschen und zu frühstücken. Gute zehn Minuten und ein Telefonat mit dem Room-Service später, stand Mamoru unter der Dusche und ging dabei innerlich den Ablauf des heutigen Tages durch. Zwischendurch drifteten seine Gedanken jedoch immer wieder zu der SMS, die seine Mutter ihm geschrieben hatte. Er konnte nicht abstreiten, dass er ein ungutes Gefühl hatte. Was wäre, wenn doch etwas passiert war? Wenn etwas bei den monatlichen Untersuchungen bei seiner obaa-san festgestellt worden war, was seine Mutter ihm nicht lapidar per SMS mitteilen wollte. Beunruhigt trat er aus der Dusche und griff nach einem der vielen schneeweißen, flauschigen Handtücher, um sich abzutrocknen. Sollte er vielleicht doch direkt anrufen? Doch ehe er nach seinem Handy greifen und einen Blick darauf werfen konnte, klopfte es lautstark an der Tür. »Zimmerservice!«, erklang es durch die geschlossene Tür und Mamoru knotete schnell das Handtuch fester um seine Hüfte, ehe er die Tür öffnete. »Guten Morgen, Herr Chiba. Ich bringe Ihnen das Frühstück!« Die junge Bedienstete hielt in ihrer Bewegung inne, als ihr Gegenüber in ihr Blickfeld fiel. Kurz räusperte sie sich, um dann mit leicht geröteten Wangen den Wagen mit dem Frühstück in das Hotelzimmer zu schieben. »Darf ich Ihnen sonst noch etwas bringen oder ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?« Kurz überlegte der Schwarzhaarige, griff dann jedoch direkt zu seinem Portemonnaie und zog einen 10,00 € Schein heraus. »Nein, es ist alles in Ordnung!« Sein Blick glitt zu ihrem Namensschild auf ihrer Uniform, ehe er ihr den Geldschein reichte. »Vielen Dank, Miss Julia Merryweather.« Dankbar nickte die junge blonde Frau dem in ihren Augen ausgesprochen attraktiven Hotelgast ein letztes Mal zu, bevor sie die Tür hinter sich schloss und sich den weiteren Bestellungen der anderen Gäste widmete. * Bereits um 9:30 Uhr stand Mamoru mit seinem Chef und zukünftigen Schwiegervater, Takero Ginga, im Foyer und wartete geduldig auf die Eröffnung des Kongresses. Während Takero seine eMails auf dem Blackberry checkte, verfolgte Mamoru aufmerksam, wie zwei Kellnerinnen Getränke und Häppchen in die Räumlichkeiten brachten und dann auf die dafür vorgesehenen Tische abstellten, wo wenig später der Ärztekongress stattfinden würde. Dabei fiel sein Blick zufällig auf die blonde junge Frau, die neben der Tür stand und ihn verstohlen musterte. Sofort erkannte er sie als die Bedienstete Julia Merryweather wieder, die ihm zuvor das Frühstück auf sein Zimmer gebracht hatte. Belustigt stellte er fest, dass sie sich sofort abwandte, als ihr bewusst wurde, dass er sie beim Anstarren erwischt hatte. Nur Sekunden später entschuldige er sich bei Takero, um ungestört mit seiner Mutter sprechen zu können. Er wollte das Telefonat nicht länger als nötig hinauszögern; eben auch, um endlich Gewissheit zu haben, dass es seiner obaa-san gut ging. Dreimal klingelte es am anderen Ende der Leitung, ehe er die Stimme seiner Mutter vernahm: »Mamoru, mein Lieber. Wie geht es dir? Wie war dein Flug?« »Hallo okâsan, was gibt es so Dringendes, dass ich dich anrufen sollte? Ist etwas mit Großmutter?« »Nein nein, ihr geht es gut. Die Untersuchungen waren ohne Befund und die Werte soweit stabil. Aber ich habe andere Neuigkeiten.« Midori machte eine kurze Pause, ehe sie weitersprach: »Ich habe heute zufällig Usagi und ihre Freundin im Café angetroffen und dabei einige beunruhigende Dinge erfahren.« »Beunruhigende Dinge? Über Usagi?« Ein ungutes Gefühl machte sich augenblicklich in ihm breit. »Nein nein, nicht über Usagi, aber über deine Verlobte.« Sekundenlang war es still und nur das Rauschen war in der Leitung zu hören, ehe Mamoru sich dazu äußerte. »Über Natsumi? Aber was hat Usagi damit zu tun?« »Nun, wie schon erwähnt, habe ich Usagi im Café angetroffen. Und dabei habe ich zufälligerweise mitbekommen, wie sie ihrer Freundin von einer äußerst merkwürdigen Beobachtung erzählt hat...« »Du hast sie belauscht!«, stellte er trocken fest. »Ich saß halt in der Nähe und ihr Gespräch war nicht zu überhören«, versuchte sie sich herauszureden. »Ist schon in Ordnung Mutter. Aber könntest du dich bitte kurz fassen? Ich habe nämlich nicht mehr all zu viel Zeit bis zum Kongressbeginn. Also, was hat Natsumi jetzt wieder angestellt?« »Hör zu Mamoru, alles was ich vorerst möchte, ist, dass du ein wenig auf dich aufpasst. Gerade in Bezug auf Natsumi und vielleicht auch auf die gesamte Familie Ginga. Zumindest solange, bis ich Näheres in Erfahrung bringen konnte. Denn allem Anschein nach läuft bei deiner Verlobten nicht alles mit rechten Dingen zu.« »In der Hinsicht müsstest du mich doch kennen, dass ich das sowieso tue. Abgesehen davon muss ich dich sicherlich nicht daran erinnern, warum ich die Verbindung mit Natsumi damals eingegangen bin, oder?« »Natürlich nicht. Aber da wäre noch etwas Anderes...« »Tut mir leid Mutter, aber ich muss jetzt leider auflegen«, erwiderte Mamoru, nachdem er jemanden mehrmals seinen Namen hatte rufen hören. »Aber es geht um Usagi!«, sagte Midori. Verwundert hielt Mamoru inne. »Hattest du nicht eben noch gesagt, dass es nicht um Usagi ginge? Was ist mit ihr?« »Kann es sein, dass du mehr für sie empfindest?« »Warum willst du das wissen?« »Weil ich aus sicherer Quelle weiß, dass es nicht nur dir so geht.« Noch ehe er nachfragen konnte, was genau sie mit ihrer Aussage jetzt wieder bezweckte, wurde das Gespräch abrupt unterbrochen: »Mamoru kommen Sie bitte? Sie sind bereits der Letzte«, rief Takero Ginga ihm zu und deutete dabei in Richtung Konferenzsaal, der bereits vollbesetzt war. »Entschuldige, aber ich rufe dich nachher noch einmal an, Mutter. Und dann möchte ich gerne wissen, wie diese Andeutung zu verstehen ist.« Schnell hatte sich Mamoru von seiner okâsan verabschiedet und aufgelegt. Das Gespräch hatte ihn sichtlich durcheinander und zum grübeln gebracht. Er verstand einfach nicht, was in Natsumi gefahren war. Dass sie sich verändert hatte, war ihm bereits in den letzten Wochen mehrfach aufgefallen. Schon der Umstand, dass sie ihn vor wenigen Tagen gedroht hatte, war in seinen Augen ungewöhnlich. Und auch ihre Kaltschnäuzigkeit, die sie dabei an den Tag gelegt hatte, hatte ihn doch irgendwie erschüttert. Leider blieb ihm gerade keine Zeit mehr, sich weiter darüber Gedanken zu machen. Schnellen Schrittes eilte er durch das Foyer, vorbei an der Rezeption mit den beiden jungen Frauen, die ihn freundlich anlächelten, als auch an dem Zimmermädchen und den beiden Kellnerinnen, die gerade beisammen standen und jeden seiner Schritte aufmerksam verfolgten. Ihm war bewusst, dass sie über ihn sprachen, doch es kümmerte ihn in diesem Moment nicht. ___________________-`♔´-___________________ Dr. Christian Bloom, Vorsitzender des internationalen Ärzteausschusses und Chefarzt der Uniklinik Bonn, begrüßte soeben alle Teilnehmer des jährlich stattfindenden Ärztekongresses, als Mamoru den Saal betrat. Mit einem kurzen Kopfnicken entschuldigte er sich kurz und huschte durch die vollen Reihen hinüber zu dem leeren Platz neben Takero Ginga. »Meine Damen und Herren, werte Kollegen und Kolleginnen, im Namen des internationalen Ärzteausschusses 'SMC' und im Namen des Organisationskomitees heiße ich sie auch dieses Jahr wieder herzlich Willkommen zum 5. Ärztekongress.« [...] Nur mit einem Ohr hörte Mamoru der Eröffnungsrede von Dr. Bloom zu. Immer wieder drifteten seine Gedanken zu dem Telefonat mit seiner Mutter ab. Mehrfach fragte er sich, worauf sie mit ihrer direkten Frage nach seinen Gefühlen für Usagi hinaus wollte. Er kannte sie einfach zu gut, als dass er nicht wüsste, dass sie so etwas nicht ohne Hintergedanken tat. »Als Initiator dieser Veranstaltung freue ich mich natürlich besonders, heute neue Gäste begrüßen zu dürfen. Dazu zählen insbesondere Frau Dr. Jennifer Matthews vom Campus Virchow-Klinikum Berlin-Wedding, Frau Dr. Lena Ishida von der Universitätsklinikum Essen, Frau Dr. Janine Fullingham vom Universitätsklinikum Düsseldorf, Frau Dr. Maria Evans von der Universitätsklinikum Dresden sowie Frau Dr. Susi Smith von der Universitätsklinikum Jena. Meine Damen, es ist mir eine große Ehre, sie heute hier begrüßen zu dürfen und ich möchte Ihnen im Namen des gesamten Ausschusses für Ihr großes Engagement und ihren unermüdlichen Einsatz in der Medizinforschung danken.« Das energische Klopfen auf den Tischen und der einsetzende Beifall rissen Mamoru erneut aus seinen Gedanken. Schnell tat er es seinen Kollegen und Kolleginnen gleich und stimmte in den Beifall mit ein. Kurz besah er sich die fünf angesprochenen Frauen näher und stellte fest, dass sie allesamt noch recht jung waren und dennoch eine gewisse Autorität ausstrahlten, was sie aber in seinem Augen nicht unsympathisch erscheinen ließ. Wieder ertönte die Stimme von Herr Dr. Bloom, der seine Eröffnungsrede nun jedoch mit den letzten Worten schloss: »In diesem Sinne eröffne ich diesen Ärztekongress im Geist der wissenschaftlichen Medizin. Meine Sekretärin Sandra Dornan wird Ihnen nun das Handout mit allen Präsentationen, Statistiken und dem genauen Ablauf inklusive Themenübersicht aushändigen.« Eine dunkelhaarige junge Frau stand plötzlich neben Mamoru und hielt ihm lächelnd eine Mappe sowie eine Teilnehmerliste hin: »Dr. Chiba? Würden Sie bitte kurz Ihre Teilnahme am Kongress sowie den Erhalt des Handouts bestätigen?« »Natürlich!« Es dauerte genau fünf Sekunden, zu unterschreiben und ihr die Teilnehmerliste zurückzugeben. Schnell nutzte er die Chance, sie noch etwas zu fragen: »Miss Dornan? Könnten sie mir eben noch sagen, um welche Zeit die Mittagspause geplant ist?« »Sie haben doch nicht etwa schon wieder hunger, Mamoru?«, mischte sich Takero Ginga ein und brachte die junge Frau zum Schmunzeln, während Mamoru ihn perplex anblickte. »Das Mittagessen wird um 12:00 Uhr sein, Dr. Chiba! Die Tische wurden bereits reserviert und es wird eine Auswahl an Speisen für alle Kongress-Teilnehmer geben«, antwortete sie freundlich und übergab währenddessen Dr. Ginga die Teilnehmerliste. »Vielen Dank! Ich werde beim Mittagsessen jedoch nicht anwesend sein, da ich noch einige Erledigungen zu tätigen habe.« »Ich werde es weitergeben, Dr. Chiba!«, antwortete die Sekretärin und wandte sich ab, um die weiteren Handouts auszuteilen. Der Vormittag zog sich und immer wieder ertappte sich Mamoru dabei, wie er mit seinen Gedanken woanders war. Ein Grund für ihn, sich über sich selbst zu ärgern, denn dies war eigentlich nicht seine Art. Zumal er zugeben musste, dass der Kongress, insbesondere jedoch die Vorträge der fünf zuvor genannten Ärztinnen unter den Titeln "Viren – Freund oder Feind?" sowie "Infektionsforschung aktuell: Antibiotikaresistenz", äußerst interessant gewesen waren. Seufzend schüttelte er den Kopf und machte dadurch Takero Ginga auf sich aufmerksam, der sich bis eben noch einige wichtige Details zu den jeweiligen Vorträgen in sein schwarzes Notizbuch notiert hatte. »Mamoru, was ist los?« »Entschuldigen Sie, Takero, aber was haben Sie gesagt?« »Sie sind schon die ganze Zeit nicht wirklich bei der Sache und ich wollte wissen, warum. Hat es vielleicht etwas mit der bevorstehenden Hochzeit mit meiner Tochter zu tun?« Der ältere Mann schmunzelte, als er daraufhin den überraschten Gesichtsausdruck des jungen Mannes vernahm. »Machen Sie sich keine Sorgen, es ist ganz normal, dass Sie, jetzt wo es so langsam ernst wird zwischen Ihnen und meiner Tochter, kalte Füße bekommen.« Irritiert blickte Mamoru zu dem Älteren. »Wieso sollte ich kalte Füße bekommen?« »Naja, man heiratet schließlich nicht alle Tage. Und ich weiß ja, dass meine kleine Natsumi sich eine außergewöhnliche Hochzeit wünscht. Ich hoffe jedenfalls, dass Sie sie glücklich machen und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen.« »Ich... ähm...« Fieberhaft überlegte der Schwarzhaarige, was er darauf erwidern sollte. »Oh entschuldige, Mamoru, wo sind bloß meine Manieren? Natürlich gratuliere ich zur bevorstehenden Hochzeit, mein Junge. Und es wäre mir eine Freude, wenn du Takero zu mir sagst«, zwinkerte er ihm freundlich zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Weißt du, ich glaube dein Vater wäre unendlich stolz auf dich, wenn er sehen könnte, was in den letzten Jahren aus dir geworden ist.« Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zwang sich Mamoru mehr oder weniger zu einem Lächeln und nickte Takero kurz zu. Einen Moment war er versucht gewesen, seinen "Schwiegervater in Spe" über die tatsächliche Situation aufzuklären, entschied sich aber sofort wieder dagegen. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt, um ihm zu sagen, dass er bisher gar keine Pläne geschmiedet hatte und von der Nachricht über die angeblich noch in diesem Sommer stattfindende Hochzeit noch immer völlig geschockt war. Doch wer auch immer dafür verantwortlich war, er würde es herausfinden. Sofort kam ihm Usagi wieder in den Sinn und er seufzte. Immer wieder schlich sie sich in seine Gedanken. Fortlaufend hatte er ihr liebliches Gesicht vor Augen. Und er fragte sich unweigerlich, ob sie genauso oft an ihn dachte. Ein kurzer Blick neben ihn ließ ihn jedoch sofort wieder in die Realität zurückkehren. Was dachte er hier eigentlich, während er neben Takero Ginga saß? Direkt neben seinem baldigen Schwiegervater, der ebenfalls sein direkter Vorgesetzter war und eben auch der beste Freund seines verstorbenen Vaters. Doch wollte er das alles? Wollte er diesen einen großen Schritt wirklich gehen und sich fest an eine Frau binden, die er gar nicht liebte? Wollte er Natsumi wirklich heiraten? Ehe er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, verkündete Dr. Christian Bloom, dass es Zeit für die Mittagspause wäre. Erleichtert seufzte Mamoru und erhob sich, wie all die anderen Teilnehmer, von seinem Platz. Doch während ihr Weg direkt in das Restaurant des Hotels führte, begab er sich geradewegs in die Eingangshalle, um dann kurz vor der Rezeption stehen zu bleiben. Erneut zog er sein Handy aus seiner Hosentasche und wählte im Adressbuch die Nummer seiner Mutter aus. Es klingelte. Und klingelte. Und klingelte. Nach dem vierten Klingeln legte Mamoru auf. Scheinbar hatte Midori aktuell keine Zeit oder befand sich selbst in einem Meeting. Andernfalls hätte er sie auf jeden Fall auf dem Handy erreicht. Leider bedeutete dies für ihn, dass er vorläufig - und sehr zu seinem Bedauern - nichts weiter über Usagi erfahren würde. Zu gern hätte er gewusst, was seine Mutter mit der Anspielung auf ihre Zuneigung zueinander gemeint hatte. Kurzentschlossen öffnete er den SMS Eingang und tippte eine Nachricht: Absender: Mamoru Empfänger: Usagi Gesendet um: 12:10 Uhr (Deutscher Zeit) Empfangen um: 19:10 Uhr Ich hoffe, du hattest einen erholsamen freien Nachmittag. Mamoru Nachdem er das Handy wieder in seine Hosentasche geschoben hatte, ging er direkt auf die Rezeption zu. Eine der beiden jungen Frauen, die hinter der Rezeption standen, war gerade in ein Gespräch mit zwei jungen Frauen verwickelt, die er als Dr.Lena Ishida und Dr. Jennifer Matthews erkannte. Freundlich nickte er den Beiden zu, die dies mit einem höflichen Lächeln quittierten und ihm ebenfalls kurz zunickten. Die zweite Rezeptionistin erkannte er sofort wieder. Sie hatte ihn schon bei seiner Ankunft begrüßt und die Schlüsselkarte für das Hotelzimmer ausgehändigt. Kurz schielte er nach ihrem Namensschild. Ah ja! Sabrina Sharma... Ihr indisch klingender Nachname war ihm bereits am gestrigen Tag aufgefallen. »Herr Dr. Chiba, was kann ich für Sie tun?«, lächelte sie ihm freundlich entgegen. »Ich bin auf der Suche nach kleinen Präsenten für meine Familie, habe aber ehrlich gesagt keine Ahnung, wo ich diese besorgen kann«, erklärte er der jungen Frau und zog eine fertige Liste aus der Innentasche seines Sakkos. »Einen Moment bitte. Meine Kollegin Chrissi Shilér kann Ihnen da sicher weiterhelfen!« Kurz wandte sich die junge Frau von Mamoru ab und erklärte ihrer Kollegin in kurzen Sätzen, worum es ging. Aus dem Augenwinkel sah er, wie diese kurz darauf zu dem seitlich neben ihr befindlichen PC ging und etwas eintippte, ehe sie sich an ihn wandte. »Guten Tag, Herr Dr. Chiba! Möchten Sie die Präsente selbst besorgen? Andernfalls kann ich Ihnen jemanden bestellen, der das für Sie übernimmt.« »Es wäre mir ganz lieb, wenn sie dafür jemanden engagieren könnten«, antwortete er höflich. »Natürlich! Ich werde mich sofort darum kümmern und unserer Einkäuferin Bescheid geben.« Dankbar nickte Mamoru der jungen Rezeptionistin zu und überreichte wenige Minuten später der Einkäuferin, die sich bei ihm zuvor mit dem Namen Bettina Frey vorgestellt hatte, die vorgefertigte Einkaufsliste. »Ich werde mich sofort auf den Weg machen und die von Ihnen ausgewählten Waren besorgen, Herr Dr. Chiba!«, entgegnete sie und schob die Liste in einen Terminplaner. »Vielen Dank, Miss Frey! Eine Frage noch - schaffen Sie es bis heute Abend?« Die Frau den kurzen blonden Haaren und der Brille nickte. »Ich denke, das dürfte kein Problem sein. Sobald ich zurück bin, werde ich an der Rezeption Bescheid geben, damit man Sie sofort darüber in Kenntnis setzt.« Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet Mamoru, dass er noch massig Zeit hatte, bis der Kongress weiterginge. Kurzentschlossen begab er sich daher zu den Räumlichkeiten, wo alle Kongressteilnehmer ihr Mittagsessen einnahmen. Bis auf einen Platz am Tisch von Takero Ginga, Dr.Lena Ishida, Dr.Jennifer Matthews sowie Sandra Dornan und Dr. Christian Bloom waren alle Tische belegt. Auf direktem Weg begab er sich dorthin und nahm zwischen Dr.Lena Ishida und Dr.Jennifer Matthews Platz. »Herr Dr. Chiba, schön, dass sie uns doch noch beehren«, entgegnete Sandra Dornan freundlich und hob den Arm, um den beiden am Rand stehenden Kellnerinnen ein Zeichen zu geben. »Während der beiden Kongresstage werden sich Tania Cortez und Melanie Murphy um das leibliche Wohl der Teilnehmer kümmern. Wenn sie also einen besonderen Wunsch haben, der nicht auf der Menükarte auftaucht, können Sie ihnen gern Bescheid geben.« »Das ist sehr freundlich«, antwortete Mamoru und griff nach der in der Mitte des Tisches liegenden Menükarte, die er daraufhin aufmerksam studierte. Gut gesättigt und gestärkt ging es pünktlich um 13:30 Uhr weiter. Erstaunlicherweise verging der Nachmittag schnell und als Mamoru das nächste Mal auf seine Uhr blickte war es bereits kurz nach 16:30 Uhr. Aufgrund von weiteren, ausgesprochen interessanten und informativen Vorträgen anderer Kollegen, darunter auch Dr. Lena Ishida und Dr. Jennifer Matthews, konnte er kurzzeitig das Telefonat mit seiner Mutter vergessen. Nur hin und wieder schlich sich Usagi in seine Gedanken und er stellte wiederholt fest, dass sie ihn einfach nicht mehr los ließ. Dass sie ihn mit ihrer Art schlichtweg verzaubert hatte. In einer kurzen Vortragspause nutzte er schnell die Gelegenheit und griff nach seinem Handy, als ihm wieder in den Sinn kam, dass er ihr ja Stunden zuvor eine SMS geschrieben hatte. Erfreut nahm er zur Kenntnis, dass sein Handy tatsächlich eine ungelesene Kurzmitteilung anzeigte. Absender: Usagi Empfänger: Mamoru Gesendet um: 20:05 Uhr Empfangen um: 13:05 Uhr (Deutscher Zeit) Gelesen um: 16:35 Uhr (Deutscher Zeit) War das Gedankenübertragung? Habe gerade an dich gedacht ;-) Mein Nachmittag war toll. Habe mich mit meiner besten Freundin in der Stadt getroffen. Wie war dein Tag? Mit einem Lächeln auf den Lippen tippte er eine Antwort, ohne daran zu denken, dass es in Tokio bereits weit nach 23 Uhr war. Absender: Mamoru Empfänger: Usagi Gesendet um: 16:38 Uhr (Deutscher Zeit) Empfangen um: 23:38 Uhr Mein Tag war durchaus interessant und in jeglicher Hinsicht informativ. Aber ich bin trotzdem froh, wenn ich bald wieder im Flugzeug sitze. Direkt nachdem er die SMS versandt hatte, versuchte er noch einmal seine Mutter zu erreichen. Doch auch dieses mal ging sie nach dem fünften Klingeln nicht an ihr Handy. Dabei hatte er ihr doch noch Stunden zuvor gesagt, dass er sich telefonisch noch einmal bei ihr melden würde. Kurz darauf kündigte sich der Eingang einer weiteren SMS an. Usagi! Er wusste sofort, dass die SMS nur von ihr sein konnte und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er ihre Nachricht las.   Absender: Usagi Empfänger: Mamoru Gesendet um: 23:41 Uhr Empfangen um: 16:41 Uhr (Deutscher Zeit) Das glaube ich dir. Yukiko hat den ganzen Abend nur von dir  gesprochen und freut sich sehr, wenn du wieder hier bist. Seufzend betrachtete er noch Sekundenlang die SMS. Noch nie war er länger als 3 Tage am Stück von seiner obaa-san und seiner okâsan getrennt gewesen und er vermisste sie bereits jetzt. Dass er Midori nicht erreichte, frustrierte ihn daher sehr.  Kurz kam ihm der Gedanke, dass er Usagi einfach anrufen sollte.  Sicherlich wüsste sie, wo seiner Mutter war....  Bereits nach dem ersten Klingeln ging die junge Frau ran und als er ihre liebliche Stimme vernahm, jagte ihm ein wohliger Schauer über den Rücken.  »Konbanwa Mamoru!« »Guten Abend Usagi. Bitte entschuldige, dass ich zu so später Stunde noch anrufe. Ich hoffe, ich halte dich nicht vom schlafen ab!?«   »Nein, mach dir keine Sorgen. Ich leiste Yukiko gerade noch ein wenig Gesellschaft, weil wir beide nicht wirklich schlafen können.« Hörbar erleichtert seufzte der Schwarzhaarige, stutzte im nächsten Moment jedoch, als er sich Usagis Worte noch einmal durch den Kopf gehen lies.  »Moment, habe ich das gerade richtig verstanden? Ihr könnt nicht schlafen? Gibt es einen Grund dafür?«  »Ja, aber keine Angst, uns geht es gut. Um ehrlich zu sein haben Yukiko und ich nur ein wenig die Zeit vergessen. Darüber hinaus haben wir heute auch noch Vollmond.«  »Oh, verstehe! Ich hoffe bloß, Großmutter erzählt dir nicht einer ihrer berühmt berüchtigten Horrorgeschichten. Die würden dich nämlich erst recht um den Schlaf bringen. Und glaub mir, ich weiß wovon ich rede.«  Die junge Frau am anderen Ende der Leitung lachte herzlich auf und Mamoru wurde schlagartig warm ums Herz. Er seufzte. Was würde er darum geben, sie gerade sehen zu können... »Usagi?« »Hmm?« »Der Grund, weshalb ich dich eigentlich anrufe, ist der, dass ich schon seit geraumer Zeit versuche meine Mutter über ihr Handy zu erreichen. Leider hatte ich bisher keinen Erfolg. Ist sie vielleicht gerade auch bei euch in der Nähe oder schläft sie schon?« »Sie ist vor ein paar Minuten erst von einem wichtigen Geschäftstermin zurückgekehrt und eben noch schnell zur Küche gegangen, um sich ein Glas Rotwein zu holen. Sie müsste eigentlich jeden Augenblick zurück sein. Soll ich ihr etwas ausrichten?«  »Ähm, ja, sag ihr bitte, dass ich mehrmals versucht habe, sie zu erreichen und nun dringlichst ihren Rückruf erwarte. Sie weiß warum.«   »Natürlich! Kein Problem, Mamoru«, erwiderte Usagi höflich. »Ich danke dir! Bitte richte meiner Großmutter noch liebe Grüße aus und versprich mir, dass Ihr bald schlafen geht.« »Machen wir und ich soll dich von Yukiko zurück grüßen. Und ja, ich verspreche es dir.« Er konnte sie beinahe vor sich sehen, wie sie bei ihren Worten schmunzelte. »Gute Nacht, Usagi!« »Gute Nacht, Mamoru! Wir freuen uns, dass du bald wieder hier sein wirst!« »Ich mich auch. Schlaft gut und träumt was schönes«  Schweren Herzens legte Mamoru danach auf. Am liebsten hätte er noch Stundenlang mit Usagi telefoniert, nur um ihre liebliche Stimme, die ihn immer wieder aufs Neue in den Bann zog, weiter lauschen zu können. Doch das für ihn äußerst wichtige Gespräch mit seiner Mutter hinderte ihn daran. Er musste einfach wissen, was sie mit ihrer Frage, ob er mehr für Usagi empfand, bezweckte. Ging es ihr da eventuell genauso? Empfand Usagi etwa mehr für ihn? Der alleinige Gedanke daran lies ihn lächeln, im nächsten Moment jedoch mit dem Kopf schütteln. Das war undenkbar. Wobei ... was wäre wenn doch?  Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedankengängen.  »Okâsan, gut dass du dich endlich meldest. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, weil ich dich nicht erreichen konnte.« »Bitte entschuldige! Ich habe nach dem Meeting mit Miss Meioh einfach mein Handy im Büro liegen lassen.« »Miss Meioh? Die neue Ärztin an der Juban-Schule?« »Ja, wir haben heute die letzten Formalitäten geklärt und der Vertrag ist bereits unterzeichnet.« »Das freut mich! Warum ich jedoch um deinen Rückruf gebeten habe, ist, weil ich gerne noch einmal mit dir über unser Telefonat von heute Mittag sprechen möchte. Du hast einige Andeutungen gemacht, die ich nicht recht nachvollziehen kann.« »Andeutungen? Was meinst du, Mamoru?« »Naja, allein deine Frage, wie ich zu Usagi stehe...« Midori lachte leise. »Ach daher weht der Wind. Das mit Usagi hat dir wohl keine Ruhe gelassen, was?« »Mutter bitte. Kannst du mir jetzt sagen, was du mit deiner Frage bezweckt hast?« »Eigentlich bist du mir ja noch eine Antwort schuldig.« »Ja, ich mag sie! Sie ist eben etwas Besonderes, das müsstest du auch schon bemerkt haben. Bist du jetzt zufrieden?« »Erinnerst du dich noch an das, was ich dir zu Natsumi gesagt habe?« »Ja, natürlich! Aber was hat das denn jetzt schon wieder mit Usagi zu tun?« »Bitte tu mir einfach den Gefallen und nimm dich bei Natsumi in Acht. Und solange ich noch nichts konkretes weiß, möchte ich, dass du dich mit allem, was Usagi betrifft, bedeckt hältst.« »Mein Gott, du tust ja so, als wäre Natsumi eine Schwerverbrecherin.« Midori seufzte hörbar. »Meine bisherigen Informationen deuten tatsächlich darauf hin, Mamoru.« * Nach dem aufwühlenden Telefonat mit seiner Mutter begab sich der Schwarzhaarige auf direktem Weg in die Hotelbar. Nach diesem Tag brauchte er dringend etwas Alkoholisches. Am Tresen angekommen, traf er auf Dr. Lena Ishida, Dr. Jennifer Matthews,  Sandra Dornan sowie eine ihm unbekannte Frau, die ihm im Laufe des Abends als Anna Chokuro vorgestellt wurde. »Oh Hallo, Herr Kollege! Auch auf einen Trink hergekommen?«, fragte Dr. Lena Ishida freundlich lächelnd und gab der Barkeeperin, ohne seine Antworte abzuwarten, direkt ein Zeichen. Die junge blonde Frau hinter dem Tresen, auf deren Namensschild Anja Dixon stand, schob Mamoru direkt eine Getränkekarte zu, nachdem dieser auf einem der Barhocker Platz genommen hatte.  »Können Sie mir vielleicht einen Single Malt empfehlen, Miss Dixon?«, fragte er, ohne einen Blick auf die Karte zu werfen. »Natürlich, Herr Dr. Chiba! Aktuell haben wir einen 18jährigen Talisker im Sortiment. Relativ mild, leicht rauchig, aber dennoch kraftvoll im Abgang. Alternativ kann ich Ihnen auch einen 18jährigen Auchentoshan anbieten. Wenn ich kurz erwähnen darf: Mein Favorit; mit einem Aroma aus frischem Tabak, einem Hauch Karamell, grünem Tee und gerösteten Mandeln.« Mamoru schmunzelte. »Gut, dann nehme ich ein Glas vom Auchentoshan. Vielen Dank, Miss Dixon!« Ehe die Barkeeperin sich abwandte, hielt Sandra Dornan sie kurz zurück: »Anja? Machst du mir bitte auch ein Glas fertig? Dankeschön!« Während er den Auchentoshan leicht im Glas schwenkte, verfolgte er das Gespräch der neben ihm sitzenden Damen. Je länger er ihnen zu hörte, um so mehr gewann er den Eindruck, dass sie sich schon länger kannten und sich eine herzliche Freundschaft entwickelt hatte. Auch die Barkeeperin Anja Dixon schien dazu zugehören, sodass er in einer kurzen Pause einfach nachfragte. »Kennen Sie sich denn schon länger?« »Ja, zum Teil sogar schon seit mehreren Jahren«, antwortete Dr. Jennifer Matthews und lächelte herzlich in die Frauenrunde. »Irgendwie hat sich das über die Jahre hier ergeben. Wir wohnen zwar jeder an einem anderen Ende von Deutschland, aber trotzdem pflegen wir unsere gemeinsamen Treffen in diesem Hotel. Dass nun ausgerechnet der Ärztekongress hier stattfindet, war gerade für Jennifer, Sandra und mich ein sehr glücklicher Zufall. Wobei ich ja glaube, dass Sandra ihre Hände im Spiel hatte, als der internationale Ärzteausschusses 'SMC' ausgerechnet das Hotel für den Kongress ausgewählt hat, in dem Anja, Tania, Sabrina und auch die anderen Mädchen arbeiten«, entgegnete Dr. Lena Ishida nun und schmunzelte. »Manchmal denke ich, das Schicksal hat uns alle zusammengeführt...« Sandra Dornan seufzte zufrieden, prostete in die Runde und nahm einen Schluck ihres Whiskys.  Mamoru nickte und tat es ihr gleich. Auch er hatte seit seinem ersten Zusammentreffen mit Usagi oft darüber nachgedacht, ob das Schicksal es so vorgesehen hatte, dass sich ihre Wege kreuzten. Dass es von vornherein vorher bestimmt war, dass sie in sein Leben trat, damit ihm bewusst wurde, dass seine geplante Verbindung mit Natsumi nicht das richtige war und er so nie glücklich werden würde. Die Barkeeperin Anja Dixon riss ihn aus seinen Gedanken: »Dr. Chiba? Darf es noch ein Drink sein?« »Wo waren Sie denn gerade mit ihren Gedanken, werter Kollege?«, fragte Dr. Jennifer Matthews. »Ach, mir ist nur gerade durch den Kopf gegangen, dass ich vor kurzen auch erst eine schicksalshafte Begegnung hatte«, antwortete der Schwarzhaarige und stellte sein leeres Glas auf dem Tresen ab. »Etwa mit einer Frau, Herr Dr. Chiba?«, fragte Dr. Lena Ishida und beugte sich neugierig ein wenig vor. »Lena! Sei doch nicht immer so neugierig...«, gluckste Sandra Dornan. »Ist schon in Ordnung. Ihre Freundin hat gar nicht mal so Unrecht. Es handelt sich tatsächlich um eine Frau. Aber bitte, sagen Sie doch Mamoru!« Dr. Lena Ishida, Sandra Dornan und Dr. Jennifer Matthews nickten zustimmend und boten ihm, nachdem die Barkeeperin Anja Dixon ihnen ihre Getränke nachgefüllt hatte, nacheinander ebenfalls das 'Du' an. Gerade als Mamoru dabei war, vom ersten Aufeinandertreffen zwischen Usagi und ihm und ihrer erneuten Begegnung beim Vorstellungsgespräch zu erzählen, wurde er von der jungen Rezeptionistin Sabrina Sharma, bei der er am frühen Nachmittag eine Einkäuferin engagiert hatte, unterbrochen: »Herr Dr. Chiba? Bitte entschuldigen Sie die Störung, aber Bettina Frey ist soeben vom Einkauf zurückgekehrt und erwartet Sie nun an der Rezeption. Wenn Sie mir bitte folgen würden?«  »Natürlich!« Kurz nickte er den Frauen an der Bar zu und folgte dann der Rezeptionistin. Erfreut stellte er fest, dass die Einkäuferin tatsächlich alle seine Vorstellungen und Wünsche für die Präsente seiner Lieben berücksichtigt hatte. Jedes einzelne Omiyage* entsprach einem persönlichen Geschmack, wie die Kiste eines erlesenen deutschen Rotweins für seiner Mutter; des Körbchens mit den Vivani-Schokoladentafeln des besten Chocolatiers in Deutschland für seine Großmutter oder den angereicherten Salzen für Noguchi. Oder sie hatten eine persönliche Note, wie die silberne Kette mit dem Engelsflügelanhänger für Usagi und der goldene Luxus Füllfederhalter für Natsumi. Für seine Großmutter hatte er zusätzlich noch einen schneeweißen Bademantel aus Baumwolle der Firma Villeroy & Boch und für Noguchi einen Premium-Bildband von Berlin ausgewählt. Mehrfach bedankte er sich bei Bettina Frey, als auch bei den beiden Rezeptionistinnen Chrissi Shilér und Sabrina Sharma für Ihre Bemühungen. Schon jetzt konnte er es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen und je mehr er darüber nachdachte, desto entschlossener wurde er, den Kongress früher zu beenden und schon am nächsten Nachmittag den Rückflug anzutreten. Der Gedanke war ihm bereits gekommen, als er zuvor an der Bar von seinem Zusammentreffen mit Usagi berichtet hatte. * Die Nacht verbrachte er mehr oder weniger schlaflos. Nachdem er wieder an die Bar zurückgekehrt war, berichtete er weiter von Usagi und welchen Eindruck er in den ersten 2 Tagen von ihr erhalten hatte. Wie gebannt hatten die Frauen ihm gelauscht und als er von seinem Vorhaben, eher zurückzufliegen, berichtet hatte, hatten sie ihn mehr oder weniger ebenfalls dazu ermutigt und seinen Entschluss damit bestärkt.  Tja, und nun lag er hier und dachte mal wieder unentwegt an Usagi. Wann er dann schlussendlich doch eingeschlafen war, konnte er nicht mehr sagen. Es muss jedoch spät gewesen sein. Dementsprechend gerädert hatte er sich am nächsten Morgen auch aus seinem Bett gequält, als der Zimmerservice in Gestalt von Julia Merryweather mit dem Frühstück kam.  Nur mit einer leichten Boxershorts und einem T-Shirt bekleidet, öffnete er ihr die Tür. »Guten Morgen, Herr Chiba. Ihr Früh...« Die junge Frau hielt abrupt inne und errötete leicht, als sie ihr gegenüber genauer betrachtete.  »Oh entschuldigen Sie, haben ich Sie gerade etwa geweckt?«  Mamoru lächelte gequält und fuhr sich müde durchs Haar. »Um ehrlich zu sein... Ja! Aber das macht nichts. Sie kommen eigentlich genau richtig. Ohne Sie hätte ich sonst womöglich noch verschlafen. Sagen Sie, wäre es für Sie möglich, mir eine Asperin zu besorgen, Miss Merryweather? Ich glaube, ich habe einen kleinen Kater.« »Natürlich! Da wir auch über eine kleine Hauseigene Apotheke verfügen, dürfte das kein Problem sein«, antwortete sie, nachdem sie den Wagen mit dem Frühstück im Zimmer abgestellt und ihm eine Tasse Kaffee eingegossen hatte.   * Vor dem Konferenzsaal stieß er fast mit den beiden Kellnerinnen Tania Cortez und Melanie Murphy zusammen, die gerade mit einem leeren Tablett in der Hand hinauskamen. »Entschuldigen Sie bitte, aber wären Sie so freundlich, mir einen grünen Tee zu bringen?« »Selbstverständlich, Herr Dr. Chiba!«, antworteteTania Cortez  freundlich. Nur wenige Minuten, nachdem er neben Takero Platz genommen hatte, stand ein herrlich dampfender grüner Tee vor ihm. Dieser musterte ihn kurz, bevor er das Wort ergriff: »Du siehst ein wenig zermürbt aus. Hast du nicht gut geschlafen?« Kurz überlegte der Schwarzhaarige, wie er Takero erklären sollte, dass in wenigen Stunden schon sein Rückflug nach Tokio gehen sollte. Ob er es einfach auf die Untersuchung seiner Großmutter schieben sollte? Womöglich das einzig Logische, denn er konnte ihm ja schlecht sagen, dass er sich nach Zu Hause sehnte und dass er Usagi wiedersehen wollte!? »Sieht man mir das wirklich so sehr an? Ich habe gestern Abend noch mit meiner Mutter gesprochen. Die regelmäßigen Untersuchungen meiner Großmutter standen an...« »Keine guten Nachrichten also? Das tut mir leid, Mamoru!« »Ich werde daher heute schon zurückfliegen. Der Flug ist bereits gebucht.« Erleichtert atmete er durch, als Takero nicht weiter nachhakte und sich seinem Blackberry widmete.  Die Zeit verging schnell, denn auch heute waren wieder interessante Vorträge zu hören. Vor allem jedoch der Vortrag "Parkinson kann jeden treffen – Hilfe zum Umgang mit der Krankheit" von Dr. Janine Fullingham, Dr. Maria Evans sowie  Dr. Susi Smith hatte ihn sehr gefesselt. Ehe sich Mamoru versah, war bereits Mittagszeit. Die meisten Teilnehmer hatten sich bereits erhoben und machten sich, zum Teil angeregt diskutierend, auf den Weg zum Restaurant. Nur er war stehen geblieben, um sich von Takero und auch von den jungen Frauen zu verabschieden, die ihm am gestrigen Abend Gesellschaft geleistet hatten. Sie versprachen, in Kontakt zu bleiben und tauschten hierfür ihre Visitenkarten aus. Am Flughafen Berlin Tegel angekommen, versandte er noch eine letzte SMS mit seiner Ankunftszeit, ehe er das Handy für die Dauer des Fluges ausschaltete. * Mit seinem Koffer in der Hand stand Mamoru gegen kurz nach 9:00 Uhr am Flughafen von Tokio und hielt seiner Mitfahrgelegenheit Ausschau. Unruhig blickte er mehrfach um sich. Wo war er nur? Er war doch sonst immer Pünktlich auf die Minute und er hatte ihm auch bestätigt, dass er ihn abholen kommen würde.  Gerade wollte er sein Handy nehmen und ihn anrufen, als er die ihm gut bekannte Stimme vernahm und auch sofort den dazu passenden Blondschopf entdeckte. »Ohayō gozaimasu, Mamoru! Entschuldige meine Verspätung, aber die Suche nach einem Parkplatz hat sich mal wieder schwieriger gestaltet, als gedacht.« »Hisashiburi, mein Freund! Danke, dass du es einrichten konntest!« Kapitel 18: Perceptions!? ------------------------- »Ohayō gozaimasu, Mamoru! Entschuldige meine Verspätung, aber die Suche nach einem Parkplatz hat sich mal wieder schwieriger gestaltet, als gedacht.« »Hisashiburi, mein Freund! Danke, dass du es einrichten konntest!« Motoki winkte ab. »Keine Ursache, Kumpel. Unazuki war tatsächlich so freundlich und hat meine Schicht im Crown übernommen. Aber sage mal, wie kommt es, dass du nun doch schon eher zurück bist? Ich dachte, der Kongress wäre äußerst wichtig für dich?!« Mamoru seufzte. »Das stimmt. Eigentlich war es nicht sonderlich klug von mir, den Kongress vorzeitig zu verlassen, aber du kennst mich... - Ganze drei Tage ohne meine Familie waren mir dann doch ein wenig zu viel. Zumal meine Großmutter vorgestern auch noch ihre Untersuchungen hatte.« »Verstehe. Dann lass uns mal aufbrechen. Je eher wir uns nämlich auf den Weg machen, desto schneller kannst du dich selbst davon überzeugen, dass es Yukiko gut geht.« Ohne weiter auf Mamoru zu achten, schnappte Motoki sich dessen Koffer und bugsierte ihn in Richtung Ausgang des Flughafens. Gute zehn Minuten später hatten sie endlich den Parkplatz erreicht, auf dem Motoki seinen weißen Nissan GT-R geparkt hatte. Während der blonde junge Mann Mamorus Koffer in den Kofferraum verstaute, begutachtete der Schwarzhaarige dessen Auto. Irritiert runzelte er die Stirn. »Irre ich mich, oder ist der Wagen neu?« »Jepp, ist er! Seit gestern. Musste mich notgedrungen von meiner alten Karre trennen. »Wieso?« Motoki zuckte mit den Schultern. »Motorschaden. Da war leider nichts mehr zu machen.« »Verstehe. Und ehe du dir einen neuen Motor einbauen lässt, erfüllst du dir lieber einfach gleich deinen langersehnten Traum nach einem Nissan GT-3.« Belustigt schüttelte Mamoru den Kopf und klopfte seinem langjährigen Freund auf die Schulter. »Aber ich muss zugeben, da hast du ausnahmsweise mal die richtige Entscheidung getroffen.« »Ja, die Frauenwelt wird mir mit diesem heißen Gefährt von nun an gewiss zu Füßen liegen«, erwiderte er lachend und warf Mamoru kurzerhand seine Autoschlüssel zu. Reflexartig fing dieser die Schlüssel auf und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. »Nu schau nicht so. Da ich in deinen Augen ausnahmsweise mal die richtige Entscheidung getroffen habe, darfst du auch ausnahmsweise mal Probe fahren.« Mamoru grinste. »Wie großzügig von dir, mein Freund!« »Ja, so bin ich. Und nun los, bevor ich es mir doch noch anders überlege.«                                                                               ✲ Während der Fahrt erzählte Mamoru Motoki ein wenig von dem Kongress. Auch seine neuen Bekanntschaften ließ er nicht unerwähnt, sodass er prompt einen äußert neidvollen Blick von seinem besten Freund zugeworfen bekam. »Du und die Frauen. Vielleicht hätte ich ja auch Arzt werden sollen, oder was meinst du?« Der Schwarzhaarige lachte. »Ja, vielleicht. Aber so wie sich das gerade anhört, scheinst du endlich über Reika hinweg zu sein. Hat sie sich eigentlich mal wieder bei dir gemeldet?« Motoki verdrehte leicht die Augen. »Wie man es nimmt. Außer einer Nachricht, dass es ihr in Amerika äußerst gut gefällt und sie bereits viele neue Leute dort kennengelernt hat, kam bisher nichts weiter.« »Glaubst du, sie bleibt für immer dort? Ich meine, bisher sprach sie ja immer nur von zwei Jahren. Und 1 ½ sind davon bereits um...« »Willst du wirklich meine ehrliche Meinung dazu hören?«, fragte der Blonde. Mamoru überlegte, nickte schließlich jedoch. »Okay! Also, ich denke, dass Reika mir mit ihrer letzten Nachricht schonend beibringen wollte, dass sie dort bereits einen neuen Lebenspartner gefunden hat und zumindest auf der Suche ist.« »Du denkst also, dass sie nicht wieder zurück kommen wird, nicht wahr?« »Ja, aber das ist vielleicht auch besser so. Ich meine, wir haben uns damals, bevor sie flog, einvernehmlich getrennt. Innerlich wussten wir wohl schon, dass zumindest einer von uns beiden mit der Entfernung nicht zurecht kommen würde.« »Ganz ehrlich, ich denke, dass es für beide Parteien nie wirklich einfach ist... Aber glaubst du nicht, dass eine Beziehung, wenn man sich wirklich liebt, auch solche Distanzen übersteht?« Motoki runzelte die Stirn. »Das sagt ausgerechnet der, der noch nie wirklich verliebt war.« »Ich war schon mal verliebt«, protestierte Mamoru, während er an einer roten Ampel anhielt. »Ach wirklich? In wen? Natsumi? Mamoru, mal ganz im Ernst, wem willst du eigentlich noch alles vormachen, dass das mit dir und diesem falschem Miststück die ganz große Liebe ist?« Für einen kurzen Augenblick schwieg der Schwarzhaarige beharrlich, ehe er tief Luft holte und seinen Standpunkt klar machte: »Ich weiß gar nicht, wie ihr gerade jetzt alle auf dieses Thema kommt. Ein ähnliches Gespräch hatte ich gestern schon mit meiner Mutter. Und ich muss eigentlich keinen von euch daran erinnern, warum ich diese Beziehung eingegangen bin.« »Nein, das musst du wirklich nicht. Aber bist du wirklich der Meinung, dass dich diese, ich nenne es jetzt einfach ,arrangierte Zweckehe‘ jemals wirklich glücklich machen wird? Und bist du dir darüber im Klaren, dass du mit der Eheschließung einen Pakt auf Lebenszeit eingehst?« »Das hört sich fast so an, als würde ich einen Pakt mit dem Teufel eingehen.« Mamoru lachte höhnisch. »Ehrlich gesagt, denke ich das, ja! Denn ich bin mir sicher, dass Natsumi dir irgendwann das Leben zur Hölle machen wird.« »So wie du sie gerade hinstellst, ist sie nicht. Und ich muss es ja wohl am besten wissen!« Der blonde junge Mann rollte mit den Augen. »Wie du meinst! Aber hast du vielleicht auch nur eine einzige Sekunde darüber nachgedacht, was wäre, wenn dir plötzlich und völlig unerwartet die Liebe deines Lebens über den Weg läuft?« »Darüber brauche ich nicht nachzudenken, da es eh nie passieren wird...«, fuhr Mamoru ihm trotzig dazwischen. Keine Sekunde später jedoch schallte er sich innerlich selbst einen riesigen Dummkopf, als ihm abrupt eine blonde junge Frau in den Sinn kam. ,Usagi‘, dachte er und seufzte hörbar. Ohne es zu ahnen, hatte Motoki mit seiner Frage genau ins Schwarze getroffen und etwas in Mamoru hervorgerufen, worüber sich der junge Mann bisher noch nie wirklich Gedanken gemacht hatte. Doch jetzt, wo Motoki ihn so offen darauf ansprach und ihm dann dabei auch noch abrupt Usagi in den Sinn kam, kam er kaum dagegen an, sich Gedanken zu machen. Und je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er vermutlich weitaus mehr für Usagi empfand, als ihm bisher bewusst war. Dennoch wollte er es sich zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich eingestehen. Erst recht nicht vor anderen. Weder vor Motoki, noch vor seiner Familie oder sonst jemanden. Dafür stand einfach zu viel auf dem Spiel. »Mamoru, mein Junge, du bist etwa schon zurück?« Irritiert und besorgt zugleich sah Yukiko zu ihrem Enkelsohn auf, der plötzlich vor ihr stand, und musterte ihn eingehend. »Ist etwas passiert?« Mamoru schmunzelte und schüttelte sofort mit dem Kopf. »Alles gut, obaa-san. Mach dir keine Sorgen!« »Aber warum bist du dann schon zurück? Sollte der Kongress nicht erst heute enden?« »Naja, wenn ich ehrlich sein soll, habe ich euch ziemlich vermisst. Zudem wollte ich mich so schnell wie möglich selbst davon überzeugen, dass es dir auch wirklich gut geht. Und wie ich sehe, geht es dir blendend. Gut schaust du aus.« Motoki, der soeben vom Gäste-WC zurückkehrte, nickte zustimmend. »Auch wenn Mamoru und ich sonst selten einer Meinung sind, so muss ich ihm da absolut recht geben. Du siehst blendend aus, Yukiko«, zwinkerte er und küsste sie, wie Mamoru zuvor, zur Begrüßung kurz auf die Wange. »Mein lieber Motoki, schön dich auch mal wiederzusehen«, erwiderte sie herzlich und bat sowohl ihn als auch ihren Enkelsohn, sich zu ihr zu setzen. Doch beide lehnten dankend ab. »Sag mal obaa-san, was machst du eigentlich ganz allein hier draußen?«, fragte er verwundert, als er sich umblickte und sonst niemanden weiter ausmachen konnte. Die ältere Frau lächelte wissend. »Ich bin doch nicht alleine, Mamoru!« »Nicht?« »Nein, Usagi ist vor wenigen Minuten hinunter zum Kräutergarten gegangen, um mir frische Minze für meinen Tee zu holen. Sie müsste eigentlich jeden Augenblick zurück...« Yukiko brach ab, als sie kurz zum Garten hinüber schaute und die junge Frau im Schein der Sonne ausmachte. »Ach sieh mal einer an, da kommt sie auch schon«, wies sie sofort Mamoru, als auch Motoki auf die Rückkehr von Usagi hin, die soeben den kleinen Kiesweg passierte. Von der Sonne in ein sanftes Licht getaucht, musste Usagi mehrfach blinzeln, da diese sie doch ein wenig blendete. Ein leichter Windhauch und leise Stimmen ließen sie jedoch abrupt innehalten und direkt zur Terrasse hinüber blicken. Nur schemenhaft konnte sie die drei darauf befindlichen Personen erkennen. Eine Person war definitiv Yukiko, da war sich die junge Frau sicher. Noch einmal blinzelte sie und plötzlich und völlig unerwartet schlug ihr Herz ein paar Takte höher, je näher sie ihrem Ziel kam. ,Mamoru#, dachte sie und errötete leicht. Nervös machte sie langsam einen Schritt nach den anderen und strich sich dabei immer mal wieder einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich durch die leichte Brise dort hin verirrten. Zaghaft lächelte sie dem jungen schwarzhaarigen Mann entgegen, als sie näher kam. »Hallo, Mamoru. Du bist schon zurück?«, fragte sie und legte den kleinen Bund Minze neben Yukiko auf dem Tisch ab, ehe sie sich wieder umdrehte. Der Schwarzhaarige hatte jeden ihrer Schritte verfolgt und wurde mehr oder weniger unsanft aus seiner kurzzeitigen Starre gerissen, als Motoki ihm seinen Ellbogen leicht in die Seite rammte. »Aua, Mensch Motoki, was sollte das denn jetzt?«, zischte er ihm leise und äußerst verärgert entgegen. »Nichts! Aber die reizende junge Frau vor dir hat dich soeben etwas gefragt.« »Wie bitte?« Überrascht sah er zu Usagi hinüber und kratzte sich dann leicht verlegen am Hinterkopf. »Ach! Bitte entschuldige, Usagi .. ich war mit meinen Gedanken wohl gerade woanders. - Ja, ich bin schon früher zurückgekehrt. Normalerweise begleite ich nämlich meine Großmutter zu ihren regelmäßigen Untersuchungen.« »Ich bin übrigens Motoki«, drängelte sich der Blonde nun dazwischen und bedachte Usagi mit einem mehr als charmanten Lächeln, das sie leicht erröten ließ. »Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Motoki! Mein Name ist Usagi«, antwortete sie und senkte leicht den Kopf, als sie Mamorus durchdringenden Blick von der Seite spürte. »Du bist jetzt die neue Betreuerin für Yukiko, deute ich das richtig?« Neugierig musterte er die junge Frau vor sich, die sich unter den Blicken der beiden jungen Männer mit einem Mal äußerst unwohl fühlte. »Ähm ja, das bin ich tatsächlich.« »Dann sehen wir uns jetzt wohl öfters, Usagi«, grinste er und wandte sich gespielt empört an Mamoru. »Du hättest mir ja ruhig mal von eurer hinreißenden neuen Angestellten erzählen können!« »Entschuldige«, knurrte der Schwarzhaarige missmutig. Ihm passte das offensichtliche Interesse Motokis an Usagi überhaupt nicht und am liebsten hätte er seinen besten Freund am Arm gepackt, um ihn auf der Stelle von hier wegzuzerren. Ehe er sich darüber jedoch weiter Gedanken machen konnte, kam Midori schimpfend aus dem Haus. »Kann mir mal jemand verraten, wem das weiße Auto gehört, was direkt vor dem Eingang parkt und allen anderen den Weg ver...« Überrascht blickte sie in die Runde, als sie erst Motoki und dann ihren Sohn entdeckte. »Mamoru? Du bist schon zurück? Ist etwas passiert?« Das Klingeln von Motokis Handy unterbrach die Unterhaltung und er entschuldigte sich kurz, um ungestört telefonieren zu können. Jedoch dauerte es keine Minute, bis er eilig zurückkam und sich von allen verabschiedete: »Bitte entschuldigt mein plötzliches Aufbrechen, aber meine Schwester hatte einen kleinen Arbeitsunfall und ich muss sie im Crown ablösen.« »Ich hoffe, Unazuki ist nichts schlimmes passiert?«, fragte Yukiko besorgt. »Nein nein, sie hat sich unglücklich geschnitten und die Wunde musste getackert werden.« »Dann richte ihr trotzdem gute Besserung und liebe Grüße aus! Und Motoki!? Lass dich ruhig mal wieder öfters sehen!« »Das mache ich, Yukiko!«, antwortete der Blonde und küsste die Ältere auch zum Abschied wieder auf die Wange, ehe er sich an Usagi wandte und ihr seine Visitenkarte hinhielt: »Ich würde mich freuen, von dir zu hören, Usagi! Und vielleicht magst du mich auch mal auf einen Kaffee im Crown besuchen kommen!«                                                                                 ✲ Nachdem Motoki weg war, herrschte Schweigen, bis Midori die Stille brach und sich an ihren Sohn wandte: »Dein Anzug für die Gala kam heute übrigens von der Schneiderin. Noguchi hat ihn dir bereits aufs Zimmer gebracht.« »Gut, dann werde ich ihn gleich einmal anprobieren. Bitte entschuldigt mich!« Mamoru wandte sich zum Gehen, als ihn seine Mutter noch kurz zurückhielt. »Sicher...«, erwiderte Midori, »Aber sei doch bitte so nett und komm hinterher zu mir ins Büro. Wir müssen nämlich noch ein paar Dinge, die die Gala betreffen, besprechen; wie zum Beispiel die Gästeliste.« »Apropos Gästeliste! Ich habe mir erlaubt, an dieser eine klitzekleine Änderung vornehmen zu lassen«, fiel Yukiko ihr ins Wort und blickte dann lächelnd zu Usagi hinüber. »Und die wäre?«, fragte Midori sichtlich überrascht. »Ich denke, dass es auch in eurem Interesse ist, wenn Usagi während der Gala an meiner Seite sein wird«, antwortete Yukiko nun und wartete insbesondere auf die Reaktion von Mamoru und Usagi selbst. Midori schmunzelte leicht, als sie begriff: »Natürlich ist es in unserem Interesse, oder was meinst du, Mamoru?« »Was? Oh natürlich, aber hatten wir nicht ausgemacht, dass Frau Dr. Mizuno an diesem Abend ein Auge auf dich haben wird?« »Ja, sicher! Aber zu diesem Zeitpunkt war Usagi auch noch nicht bei uns. Außerdem würde ich mich um einiges wohler fühlen, wenn ich sie an meiner Seite weiß. Zumal ich Ami bereits darüber in Kenntnis gesetzt habe, das Usagi mich womöglich begleiten wird.« »Du hast ihr also abgesagt?«, schlussfolgerte Mamoru und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Das war ja mal wieder so typisch für seine Großmutter. Auch wenn er die kurzfristigen Entscheidungen seiner obaa-san bisher immer ohne wenn und aber akzeptierte, so bereitete ihm diese gerade doch ein wenig Unbehagen. Sollte Natsumi nämlich davon erfahren, dass Usagi ebenfalls anwesend sein würde, so würde sie ihn dort gewiss keine einzige Minute mehr aus den Augen lassen. ,Welch wunderbare Aussichten‘, dachte er sarkastisch und seufzte hörbar. »Hast du was gesagt, Mamoru?«, riss ihn Midori abrupt aus seinen Gedanken, als sie sein Seufzen vernahm. Überrascht sah er zu ihr hinüber und schüttelte prompt mit dem Kopf: »Nein, ich habe gerade nur über etwas nachgedacht.« »Aha! Und über was?« »Nichts Wichtiges! Also über nichts, worum man sich ernsthafte Gedanken machen müsste.« »Das heißt, du hast nichts dagegen, dass mich nun Usagi anstelle von Ami zur Gala begleitet?« »Nein, warum auch? Wenn du dich in ihrer Gegenwart wohler fühlst, wäre es eigentlich nur von Vorteil, wenn sie dich begleitet. Schlussendlich liegt die Entscheidung aber weder bei dir noch bei mir, sondern bei Usagi selbst. Wenn ihr mich dann jetzt entschuldigt?! Ich werde jetzt meinen Anzug anprobieren«, zwinkerte er und zog sich dann ohne eine Antwort abzuwarten ins Innere des Hauses zurück; nicht jedoch, ohne vorher noch einmal zu Usagi zu schauen, die ihn gerade direkt anblickte. Innerlich seufzend wandte er sich ab.                                                                                      ✲ Sein Reisegepäck stand bereits in seinem Zimmer, als er eintrat. Kurzerhand beschloss er, dass Noguchi als erstes seine Souvenirs aus Deutschland erhalten sollte. Er war einfach die gute und treue Seele im Hause Chiba und versuchte, es allen Bewohnern so gemütlich und behaglich wie möglich zu machen. Außerdem wollte er ihm für seine ausgezeichneten Kochkünste danken, die ihn seit seiner Kindheit begleiteten. Im Anschluss würde er dann bei seiner Mutter vorbei schauen, ihr die Kiste des vorzüglichen deutschen Weines überreichen und mit ihr die weiteren geschäftlichen Dinge besprechen, so wie die neue Geschäftsbeziehung zu Miss Meioh. Doch Midori kam ihm zuvor, als sie leise an seine Zimmertür klopfte und eintrat: »Brauchst du noch lange, Mamoru? Ich habe in einer halben Stunde noch eine wichtige Telefonkonferenz«, entgegnete sie und blickte ihm kurz über die Schulter. »Eigentlich wollte ich gerade noch kurz zu Noguchi und dann direkt zu dir. Aber wo du nun schon mal hier bist...« Schmunzelnd deutete er auf den Weinkarton, der direkt neben ihm auf dem Tisch stand. »Aus Deutschland?« »Ja, dieser Wein wurde mir ausdrücklich empfohlen und da du ja so gerne Rotwein trinkst, dachte ich, bringe ich dir eine Kiste mit.« »Ich danke dir, mein lieber Sohn! Und es wäre mir eine Freude, wenn du mir heute Abend bei einem Glas Rotwein Gesellschaft leisten würdest.« »Das Angebot nehme ich natürlich gerne an!« »Aber sag mal, für wen ist denn diese wunderschöne Kette dort drüben? Etwa für Natsumi?« »Oh, ähm... Nein! Für Natsumi habe ich einen goldenen Füllfederhalter. Die Kette ist für jemand anderes.« »Und der jemand wäre?«, fragte Midori mit hochgezogener Augenbraue. »Warum müsst ihr Frauen eigentlich immer so neugierig sein?« »Das liegt in unserer Natur! Aber ich denke, ich weiß eh für wen diese Kette mit dem Engelsflügel gedacht ist...« Lächelnd beugte sie sich vor und drückte ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange. »Und nun verrate mir doch bitte noch, was der wirkliche Grund für deine vorzeitige Rückkehr ist!« Überrascht blickte Mamoru zu seiner Mutter und runzelte die Stirn. »Hat Großmutter dir nichts erzählt?« »Doch hat sie. Sie meinte, du hättest uns vermisst und wolltest einfach auf Nummer sicher gehen, dass es ihr auch wirklich gut geht. Aber waren das wirklich deine Hauptbeweggründe gewesen oder steckt da noch was, beziehungsweise ,wer‘ anderes dahinter?« »Ich kann wohl kaum leugnen, dass mich unser Telefonat bezüglich Natsumi und auch Usagi völlig kalt gelassen hat. Zumal du mir noch immer nicht gesagt hast, was genau Usagi eigentlich beobachtet hat.« »Das hab ich mir gedacht. Aber ich kann dir nur erneut nahelegen: pass auf, was du sagst und tust. Noch habe ich nämlich keine weiteren Informationen von Tadashi Katō über Natsumi und ihre Familie erhalten. Er hat jedoch den Auftrag, sie über mehrere Tage zu observieren.« »Irgendwie hoffe ich, dass sich deine Vermutung nicht bewahrheitet und das alles nur ein großes Missverständnis ist«, seufzte der junge Mann schwer. »Das hoffe ich natürlich auch. Aber solange wir nichts Konkretes wissen, sollten wir vorerst auf der Hut sein und uns weitestgehend so normal wie möglich Natsumi gegenüber verhalten.« »Verstehe! Ich werde versuchen, mir ihr gegenüber nichts anmerken zu lassen.« »Gut.. Ich werde mich dann jetzt der Telefonkonferenz widmen. Sei doch bitte so nett und komm in einer Stunde nach. Dann können wir in Ruhe alles Weitere besprechen«, erwiderte Midori, nachdem sie einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr geworfen hatte. Mamoru nickte und seufzte auf, als seine Mutter kurz darauf die Tür hinter sich schloss. Ratlos fuhr er sich durch das pechschwarze Haar. Sein Leben nahm plötzlich eine derart unerwartete Richtung, dass er sich mit all dem, was an Eindrücken, Informationen, Offenbarungen und Gefühlen auf ihn einprasselte, ein wenig überfordert fühlte. Vor allen seine Gefühlswelt stand mit einem Mal Kopf, was er eigentlich nur darauf zurückführen konnte, dass Usagi in sein Leben getreten war. Nicht nur Yukikos Herz hatte sie im Sturm erobert... ...nein, auch sein Herz ebenso und dies wurde ihm mehr und mehr bewusst. Doch wie sollte es weitergehen? Hatte Motoki wirklich recht und er wäre so oder so niemals mit Natsumi glücklich geworden? Nein, nicht seit Usagi da war und ihn Stück für Stück in seinen Bann gezogen hatte! Still lehnte er an dem großen Fenster und blickte nach draußen, direkt hinunter in den Garten, wo seine Großmutter und Usagi noch immer beisammen saßen und sich angeregt unterhielten. Jede von Usagis Bewegungen, ihre gesamte Mimik und Gestik verfolgte er mit Argusaugen. Und als er sie lächeln sah, wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass sie ihn eines Tages so anlächeln würde.                                                                                      ✲ Zum Abendessen hatte Noguchi wieder seine erstklassigen Gyōza* zubereitet, aber dennoch wollte sich bei Mamoru kein wirklicher Appetit einstellen. Stattdessen stocherte er mehr oder weniger auf seinem Teller und verfolgte dabei das Gespräch zwischen Midori, Yukiko und Usagi, die sich über den nächsten Tag unterhielten. Es stand viel für Usagi an, nachdem seine Großmutter eröffnet hatte, dass sie die junge Frau gern an ihrer Seite haben wollte. So sehr sie sich auch aufgeregt zeigte, umso mehr merkte Mamoru auch ihre Unsicherheit. Allein der Umstand, dass sie nicht tanzen konnte, machte ihr scheinbar sehr zu schaffen und sie fürchtete sich vor dem Moment, sobald sie jemand zum Tanzen auffordern würde.  Hierbei wurde ihm schmerzhaft bewusst, dass er es nicht sein würde, solange Natsumi an seiner Seite war. Und da diese wohl den ganzen Abend an seiner Seite verbringen würde, sah er keine Möglichkeit, Usagi auffordern zu können.  Dabei behagte ihm der Gedanke, dass andere Männer ihre direkte Nähe genießen konnten, so gar nicht. Nein, es missfiel ihm gänzlich und er überlegte fieberhaft, was er tun konnte, um diese Tanzaufforderungen von anderen Männern zu unterbinden. Doch so richtig fiel ihm keine gescheite Maßnahme ein und er konnte Usagi ja schließlich auch nicht neben seine Großmutter festbinden.  Und ihr zu sagen, dass er damit nicht klar käme, kam erst recht nicht in Frage. »Mamoru?«, holte seine Mutter ihn aus seinen Gedanken. »Du bist so schweigsam und gegessen hast du auch kaum etwas. Ist alles in Ordnung?« Alle Blicke waren erwartungsvoll auf ihn gerichtet, auch der von Usagi. »Äh, ja, natürlich«, murmelte er und erhob sich. »Bitte entschuldigt mich! - Obaa-san, ich würde in ein paar Minuten gern noch einmal zu dir kommen wollen, wenn es für dich okay ist!?« »Natürlich, mein Junge!«, nickte diese ihm lächelnd zu. »Danach komme ich dann noch, wie besprochen, auf ein Gläschen Wein zu dir, okâsan.« -Der nächste Morgen...- »Die Schokolade schmeckt fantastisch. Ich konnte gestern Abend gar nicht widerstehen und habe mir direkt ein kleines Stück dieser Köstlichkeit genehmigt. Und der Bademantel war himmlisch weich und warm. Ich danke dir von Herzen für diese wunderbaren Omiyage* aus Deutschland, mein Junge«, schwärmte Yukiko beim Frühstück und ließ Mamoru zufrieden lächeln. »Das freut mich sehr, dass es dir gefällt«, antwortete er und nahm einen Schluck seines Kaffees, wobei sich sein Blick mit dem von Usagi kreuzte, die ihm wie immer gegenüber saß. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass er es wahrlich kaum erwarten konnte, ihr endlich das kleine Präsent aus Deutschland überreichen zu können. Und die passende Gelegenheit bot sich direkt am Samstag. Selig lächelte er bei dem Gedanken daran vor sich hin. Erschrocken blickten alle auf, als plötzlich Natsumi wie eine Furie in das Esszimmer gelaufen kam; gefolgt von einem völlig überforderten Noguchi. »Mamoru Chiba, wieso musste ich erst von meinem Vater erfahren, dass du den Kongress vorzeitig abgebrochen und anschließend nach Hause gereist bist?« Ihr Ton war mehr als bissig, was ihn sofort darauf schließen ließ, dass sie mehr als nur verärgert war. »Zuerst einmal: Guten Morgen, Natsumi!«, entgegnete er, verzog dabei jedoch keine Miene, als er zu ihr aufblickte und dabei seelenruhig seine Kaffeetasse abstellte. »Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt?«, fragte sie und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. »Ich weiß gar nicht, was du hier für einen Aufstand machst. Ich hätte mich heute schon noch bei dir gemeldet. Außerdem hatte ich gestern einen sehr anstrengenden Flug hinter mir!« Midoris Räuspern ließ ihn kurz inne halten. Abrupt fiel ihm ein, dass er sich ihr gegenüber etwas zurückhalten und sie nicht gegen sich aufbringen sollte.  Kurz überlegte er, ob er einfach das Omiyage aus Deutschland für sie holen sollte und entschied sich prompt dafür. Es wäre sicherlich das Richtige, um Natsumi wieder ein wenig zu besänftigen. Leider hatte das Räuspern auch Natsumis Aufmerksamkeit auf die anderen Anwesenden am Tisch auf sich gezogen. Ihr Blick blieb dabei an Usagi hingen, die sie nun abfällig musterte: »Seit wann sitzt eigentlich das Personal mit am Frühstückstisch?«, empörte sie sich. »Usagi ist nicht irgendwelches Personal, Miss Ginga!«, antwortete Yukiko im scharfen Ton und blickte sie kühl an. »Natsumi!«, knurrte Mamoru und erhob sich. »Kommst du bitte mit? Ich habe noch etwas für dich!« »Natürlich, Darling«, schnurrte sie mit einem Mal und umschlang augenblicklich seinen Arm, bevor der Schwarzhaarige sie genervt nach draußen zog. Abrupt wurde es still und zurück blieben drei völlig perplexe Frauen, die nur mit den Kopf schütteln konnten. Vor allem Usagi konnte das eben Erlebte kaum fassen. »Oh mein Gott, was war das denn?«, flüsterte sie mehr zu sich selbst. »Mach dir nichts draus, meine Liebe!« Aufmunternd tätschelte Yukiko ihren Arm. Keine zehn Minuten später standen Mamoru und Natsumi wieder in der Tür. Während man ihm das Unbehagen und auch die Verärgerung noch immer deutlich ansehen konnte, so war Natsumi ganz offensichtlich mehr als besänftigt und schmiegte sich eng an ihn. »Oh Darling, der Füllfederhalter ist einfach wundervoll. Und du kennst ja meine Vorliebe für Gold. Apropos Gold - ich habe da letztens eine hinreißende goldene Kette gesehen, die ich dir unbedingt zeigen muss. Ich denke, sie würde perfekt zu meinem Kleid für die Gala passen.« Mamoru selbst überging ihre Bemerkung mit der goldenen Kette. »Wir wollten uns nur kurz von euch verabschieden. Meine Schicht im Krankenhaus beginnt nämlich gleich. Zuvor müsste ich jedoch noch meine Unterlagen aus meinem Zimmer holen.« »Soll ich solange auf dich warten?«, fragte Natsumi und warf einen Blick auf ihre goldene Armbanduhr. »Nein, geh nur, ich melde mich später noch einmal bei dir!«, antwortete er und wollte seine Verlobte nur flüchtig küssen. Doch sie nutzte den Augenblick und zog ihn näher an sich. Der Kuss dauerte länger, als Mamoru lieb gewesen wäre. Doch er konnte sich dem unmöglich entziehen, ohne Natsumi damit misstrauisch zu machen. Und so ließ er es über sich ergehen, auch wenn er sich der Anwesenheit von Usagi bewusst war. Erleichtert seufzte er auf, als sie sich endlich von ihm gelöst und verabschiedet hatte. Ohne sich dann noch einmal zu den anderen umzudrehen, flüchtete er mehr oder weniger in sein Zimmer, um dort kurz durchzuatmen. Das alles war in seinen Augen nur noch eine Farce. Wie sollte er das mit Natsumi weiterhin aufrecht erhalten können, wenn sein ganzer Körper und sein Herz sich nach einer anderen Person sehnten? Als er gerade nach seinen Unterlagen greifen wollte, surrte sein Handy und kündigte den Eingang einer SMS an. Sofort fiel ihm der Absender ins Auge: Motoki!? Warum schrieb er ihm um diese Zeit eine Nachricht? Neugierig öffnete er die SMS, las den Text und legte das Handy abrupt wieder beiseite. Das konnte nicht sein Ernst sein, dass er ihm ausgerechnet deswegen schrieb............ Kapitel 19: Das Verlangen dich zu küssen ---------------------------------------- Gemeinschaftsprojekt von & MissyX ___________________-`♔´-___________________ Gerade als Mamoru nach seinen Unterlagen greifen wollte, surrte sein Handy und kündigte den Eingang einer SMS an. Sofort fiel ihm der Absender ins Auge: Motoki!? Warum schrieb er ihm um diese Zeit eine Nachricht? Neugierig geworden, öffnete er die SMS, las den Text und legte das Handy abrupt wieder beiseite. Das konnte nicht sein Ernst sein, dass er ihm ausgerechnet deswegen schrieb... Absender: Motoki Empfänger: Mamoru Gesendet um: 8:22 Uhr Empfangen um: 8:23 Uhr »Ohayō gozaimasu, Mamoru. Bitte entschuldige für die frühe morgendliche Störung, aber ich bräuchte dringend deine Hilfe! Könntest du mir vielleicht die Handynummer von Usagi geben? Ich weiß, das klingt jetzt für dich wahrscheinlich komplett absurd, aber ich bekomme sie seit gestern einfach nicht mehr aus dem Kopf. Leider hat sie sich bisher auch noch nicht bei mir gemeldet - trotz meiner Visitenkarte - dabei würde ich sie wahnsinnig gerne näher kennenlernen. Ich hoffe, du kannst mir da weiterhelfen. Konnte Motoki das wirklich von ihm verlangen? - Ja, konnte er, denn, obwohl er sein bester Freund war, wusste er ja nichts von seinen Gefühlen für Usagi. Wie auch? Immerhin hatte er vehement geschwiegen, als er ihn indirekt im Auto darauf angesprochen hatte. Ratlos fuhr er sich durch sein pechschwarzes Haar, bevor er erneut nach seinem Handy griff.                                                                                 ✲ Während Mamoru fieberhaft überlegte, was er seinem besten Freund antworten sollte, ohne dass dieser sofort Verdacht schöpfte, starrte Usagi im Esszimmer seit mehreren Minuten wie paralysiert auf ihre verbliebenen Pancakes und versuchte krampfhaft ihre eigenen Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Und doch es gelang ihr einfach nicht, denn immer wieder sah sie Mamoru vor sich, wie er Natsumi zum Abschied küsste. Der Anblick schmerzte noch immer wahnsinnig und sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde augenblicklich zerspringen. Mehrmals atmete sie tief ein und wieder aus und schluckte den immer größer werdenden Kloß, der ihr die Kehle zuzuschnüren drohte, hinunter. Sie wollte unter allen Umständen vermeiden, dass Yukiko oder gar Midori etwas von ihrer momentanen Gefühlslage mitbekamen. Doch die unangenehme Stille, die sich nach Natsumis plötzlichem Auftauchen und anschließendem Abgang im Esszimmer unaufhörlich ausbreitete, schien sie zusätzlich zu erdrücken. Verzweifelt versuchte sie die immer wieder neu aufkommenden Tränen zu unterdrücken und bemerkte dabei nicht, wie Midori sich von ihrem Platz erhob und hinter sie trat. Leicht zuckte die blonde junge Frau zusammen und sah erschrocken auf, als sie eine zierliche Hand auf ihrer Schulter spürte. »Um 11:00 Uhr kommt die Schneiderin mit einer Auswahl an Ballkleidern für dich vorbei, Usagi. Und gegen 14:00 Uhr wird dann der Tanzlehrer vor Ort sein.« Fast schon mitleidig blickte Midori ihr entgegen. Ein Blick, den Usagi gerade nur schwerlich ertrug und sie von ihrem Platz aufspringen ließ. »Bitte entschuldigt, aber ich brauche dringend frische Luft...« Ohne weiter auf Midori und Yukiko zu achten, lief sie aus dem Esszimmer geradewegs in den angrenzenden Garten hinein. Wenige Augenblicke später kam sie auf der Terrasse zum Stehen, stützte sich dort an dem Geländer der Veranda ab und ließ ihren Gefühlen einen Moment lang freien Lauf. Heiße Tränen bahnten sich einen Weg über ihre Wangen und sie schluchzte laut auf. Das alles war einfach zu viel für sie gewesen und die bloße Erinnerung an den Kuss zwischen Mamoru und Natsumi bohrte sich wie ein Dorn schmerzhaft und tief in ihr Herz. Wie sollte sie das überhaupt in Zukunft ertragen, wenn es ihr jetzt schon so zusetzte? Schließlich würde sie Mamoru und damit auch Natsumi hier fortlaufend begegnen und es würde ihr immer wieder aufs Neue einen Stich ins Herz versetzen, die beiden zusammen zu sehen. Leise und wie durch eine Dunstglocke hörte sie ein Handy klingeln. Immer lauter werdend, stellte sie erschrocken fest, dass es ihr eigenes Handy war, das in ihrer Hosentasche steckte. Überrascht stellte sie fest, dass es sich bei dem Anrufer um ihre Mutter handelte, nachdem sie einen kurzen Blick aufs Display geworfen hatte. Kurz wischte sich die junge Frau mit dem Handrücken über ihre Augen und befreite sich von den Tränen, die noch immer im Augenwinkel blitzten, bevor sie das Gespräch entgegennahm: »Ohayô gozaimasu, Mama!« »Guten Morgen, Liebes. Ich hoffe, ich störe nicht?« »Nein, du störst doch nicht. Was gibt es denn?« »Ich wollte dir nur sagen, dass Papa von seiner Dienstreise zurück ist. Allerdings wird er wohl erst heute Abend wieder ansprechbar sein, da er sich eben hingelegt hat. Der Flug war wohl ziemlich anstrengend.« »Verstehe! Könntest du ihm, wenn er wieder wach ist, vielleicht ausrichten, dass ich dringend mit ihm sprechen müsste und er mich doch bitte zurückrufen soll?« »Natürlich, aber wäre es nicht vielleicht möglich, wenn du zum Abendessen vorbei kommst? Versteh mich nicht falsch, ich weiß, dass du nur noch sehr wenig Zeit für private Dinge hast... - das bringt dein Beruf nun einmal so mit sich. Aber es wäre schön, dich auch mal wieder zu Gesicht zu bekommen.« »Ach, Mama, ich bin doch gerade mal ein paar Tage weg...« Ikuko seufzte hörbar. »Ich weiß, Kleines, aber es ist für mich einfach noch so schrecklich ungewohnt, zu wissen, dass du von nun an deine eigene Wege gehst und nur noch selten zu Hause sein wirst. Vielleicht brauche ich einfach noch ein wenig Zeit, um mich an den Gedanken und die Situation zu gewöhnen, dass du so langsam aber sicher erwachsen wirst.« »Ich verstehe dich ja und vermisse euch auch schrecklich, Mama. Aber ich kann dir hier und jetzt am Telefon leider noch nicht Hundertprozentig sagen, ob das mit heute Abend klappen wird. Dafür müsste ich erst einmal mit Mrs Chiba sprechen und mir ihr Okay holen.« »Du versuchst es also zumindest?« »Ja!« »Genau das wollte ich hören. Dann bis heute Abend.« »Mama!«, rief Usagi empört, musste aber schon im nächsten Moment schmunzeln. Ikuko lachte. »Ja, ja, schon gut, Liebes. Ich habe es verstanden. Melde dich einfach, versprochen?« »Mach ich, versprochen! Hab dich lieb!«, erwiderte Usagi lächelnd und setzte direkt im Anschluss Mamoru per SMS in Kenntnis, dass sich für sie heute Abend eventuell die Gelegenheit bot, mit ihrem Vater über den Artikel zu sprechen: Absender: Usagi Empfänger: Mamoru Gesendet um: 9:01 Uhr Hallo, Mamoru, ich habe gerade mit meiner Mutter telefoniert. Mein Vater ist von seiner Dienstreise zurück. Allerdings schläft er jetzt und ist deshalb erst heute Abend zu sprechen. Meine Mutter hat mich zwar direkt zum Abendessen eingeladen, damit ich in Ruhe mit ihm reden kann, aber ich weiß noch nicht, ob ich hingehen werde, da ich das erst noch mit deiner Mutter absprechen muss. Nachdem sie die SMS an Mamoru abgeschickt hatte, steckte sie ihr Handy zurück in ihre Hosentasche und ging langsamen Schrittes zurück ins Esszimmer. Blieb auf dem Weg dorthin jedoch abrupt stehen, als sie Mamoru im Flur erblickte, der anscheinend gerade dabei war, ihre SMS zu lesen. 'Wollte er nicht längst zur Arbeit?', schoss es Usagi augenblicklich durch den Kopf, während sie ihn eingehend musterte. Lässig, in einem grauen Jogginganzug und strahlend weißen Sportschuhen gekleidet, stand er da und tippte etwas in seinem Handy ein. Vermutlich, so glaubte sie, beantwortete er gerade ihre Nachricht. Abwartend blickte sie auf ihr Handy, in der Hoffnung, dass eine neue SMS sich ankündigen würde. Doch nichts geschah. Kein Piepen. Kein Vibrieren. Überrascht riss sie die Augen auf und sog scharf die Luft ein, als Mamoru wie aus weiterem Himmel und keine Sekunde später plötzlich vor ihr stand. Wie hatte er das gemacht? Wieso hatte sie ihn nicht kommen hören? Sie schluckte und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, als sie geradewegs in sein Gesicht starrte. Seine blauen Augen blitzen belustigt auf und ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mundwinkel. Schnell senkte sie den Blick, starrte geradewegs auf seine Brust. Uff... wie in Gottes Namen schaffte es dieser Mann, selbst in einem normalen Jogginganzug so verdammt gut auszusehen? Ihre Knie wurden augenblicklich weich und sie musste mehrfach schlucken, um ihre Fassung wieder zu erlangen. Fragend hob Mamoru eine Augenbraue. »Ist alles in Ordnung?« »Bitte, was? Oh, ähm ja, natürlich! Ich war gerade nur ein wenig überrascht, dich hier anzutreffen. Ich dachte nämlich, du wärst längst auf Arbeit.« »Achso, ja, wäre ich eigentlich auch, aber ich habe beschlossen, heute von zu Hause aus zu arbeiten. Vorher wollte ich aber noch eine Runde joggen gehen, um den Kopf ein bisschen frei zu kriegen.« »Meine SMS hast du aber noch gelesen, oder?« Nervös nestelte Usagi am Saum ihrer roten Bluse, die sie zu ihrer schwarzen Hose trug. »Ja, habe ich«, antwortete er knapp und brachte etwas Abstand zwischen sich und Usagi, als er Schritten kommen hörte. »Usagi? Die Schneiderin ist da«, rief Midori und zog damit kurzzeitig alle Aufmerksamkeit auf sich. Doch schon im nächsten Moment war sie wieder hinter der Schiebetür verschwunden und Usagi blickte erneut zu Mamoru. »Bitte entschuldige mich. Ich will dich auch nicht noch länger vom Joggen gehen abhalten.« Gerade als Usagi im Begriff war zu gehen, ergriff Mamoru reflexartig ihr Handgelenk: »Warte! Würde es dir oder deinen Eltern etwas ausmachen, wenn ich dich heute Abend begleite? Ich würde nämlich gern selbst mit deinem Vater über den Artikel sprechen.« Überrascht blinzelte Usagi, nickte jedoch direkt zur Bestätigung. Das Angebot kam zwar überraschend, aber ihr insgeheim sogar ganz gelegen, denn wenn sie ehrlich war, wollte sie nicht zwingend noch mehr Details über Mamorus und Natsumis angeblich baldige Hochzeit erfahren. »Nein, ich denke, das dürfte kein Problem sein. Ich werde, sofern ich das Einverständnis von Midori habe, meine Mutter darüber in Kenntnis setzen, dass du mich heute Abend begleiten wirst.« »Ich denke, da brauchst du dir keine Gedanken machen. Meiner Mutter sind das Gespräch und die Aufklärung über das Entstehen dieses Artikels nämlich ebenso wichtig wie mir. Und je eher ich das Gespräch mit deinem Vater führen kann, umso besser. Zudem kann sich während deiner Abwesenheit auch Dr. Mizuno um meine Großmutter kümmern. Ein Anruf genügt.« Wie zur Bestätigung griff Mamoru kurz darauf nach seinem Smartphone: »Das haben wir gleich...«, zwinkerte er Usagi optimistisch zu, während er eine bestimmte Nummer aus seinem Telefonbuch wählte. Irritiert runzelte Usagi die Stirn und fragte sich, was genau er vorhatte und wen er dort anzurufen versuchte. Im nächsten Moment jedoch schüttelte sie über sich selbst den Kopf, als sie Mamoru den Namen Ami Mizuno sagen hörte. Logisch, dass er die Ärztin direkt kontaktierte. Das Gespräch zwischen den Beiden dauerte keine zwei Minuten und doch kam es der jungen Frau wie eine halbe Ewigkeit vor, bis Mamoru endlich auflegte. Lächelnd nickte er ihr zu: »Also, das wäre geklärt. Ami wird so gegen 17:00 Uhr hier sein.« Gerade als Usagi sich bei ihm bedanken wollte, hörte sie erneut ihren Namen. »Usagi, wo bleibst du denn?« »Ich komme sofort!«, rief sie Midori zu, die erneut an der Schiebetür erschienen war und neugierig zu ihnen hinüber blickte. »Los, geh schon! Meine Mutter mag es nicht gern, wenn man sie warten lässt...« Ein wenig unschlüssig stand Usagi kurz vor ihm. Mal wieder widerstrebte es ihr, sich von ihm abzuwenden, denn mittlerweile genoss sie jede Sekunde, die sie in Mamorus Nähe verbringen konnte. »Ja, also ... dann bis später!«, sagte sie leise und wollte sich gerade abwenden und hineingehen, als er sie noch einmal kurz zurückhielt: »Usagi? Eins wollte ich dir noch sagen: Danke für deine Mühe. Es ist wirklich schön, dass du da bist!« Zu ihrer Überraschung war er ihrem Gesicht mit einem Mal unglaublich nahe und sie hielt automatisch die Luft an, als sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spürte. Noch ehe seine Lippen sanft ihre Wange berührten, schloss sie die Augen und wünschte sich gedanklich, dass die Zeit stehen bleiben sollte. Doch schon im nächsten Moment war es vorbei und sie stellte zu ihrem Bedauern fest, dass er sich bereits von ihr entfernte und losjoggte. Völlig verzaubert lief sie nach drinnen, wo Midori und Yukiko bereits mit einer jungen Frau mit ungewöhnlich langen rot-blonden Haaren wartete. 'Das muss wohl die Schneiderin sein', schoss es Usagi durch den Kopf und trat auf die drei Frauen zu. »Ah, da bist du ja! Usagi, darf ich dir Sērā Gyarakushia vorstellen? Sie wird dir heute bei der Anprobe der Ballkleider mit Rat und Tat zur Seite stehen und im Anschluss entsprechende Anpassungen am ausgewählten Kleid vornehmen, sofern dies notwendig sein sollte.« Freundlich lächelte die junge Frau Usagi entgegen. »Es ist mir eine Freude, dir bei der Auswahl eines Ballkleides helfen zu dürfen.« »Ich lasse euch dann jetzt allein, da ich noch einen wichtigen Termin habe«, entgegnete Midori und nickte noch einmal kurz in die Runde, ehe sie den Raum verließ. Nachdem die Schwarzhaarige den Raum verlassen hatte, wandte sich Sērā Gyarakushia direkt an Usagi: »Dann wollen wir mal keine Zeit verlieren, denn wenn ich Mrs Chiba richtig verstanden habe, beginnt um 14:00 Uhr bereits deine erste Tanzstunde.« Zwinkernd deutete sie nun direkt zu der rollenden, voll behangenen Kleiderstange, die sich hinter ihnen befand. Usagi blinzelte und trauten ihren Augen kaum, als sie sich herum drehte und die teilweise traumhaft schönen Ballkleider erblickte. »Also Usagi... glücklicherweise hat mir Mrs Chiba schon im Vorfeld ein wenig von dir erzählt, sodass ich mir ein ungefähres Bild darüber machen konnte, welche Kleidergröße du vermutlich trägst und welche Farben hervorragend zu dir passen könnten.« Die Schneiderin hielt einen Moment inne und schüttelte schmunzelnd den Kopf, nachdem sie Usagi genauer in Augenschein genommen hatte. »Unglücklicherweise muss ich, jetzt, wo ich dich direkt vor mir stehen sehe, aber leider zugeben, dass ich mich bei deiner Kleidergröße wohl ein wenig verschätzt haben könnte. Du bist nämlich weitaus zierlicher, als ich dachte. Aber wie heißt es so schön: ,Was nicht passt, wird eben passend gemacht‘«, fuhr sie unbeirrt fort und griff in weiser Voraussicht schon mal nach einem Maßband und einem Nadelkissen, während Usagi sich bis auf die Unterwäsche auszog und das erste Ballkleid anprobierte, das ihr auf Anhieb zusagte. Zu ihrem Bedauern musste sie jedoch, als sie vor dem Spiegel trat, feststellen, dass das weiße ,Houte Couture‘ Kleid ein wenig zu gewagt für eine Gala wäre, da es für ihren Geschmack eindeutig zu viel Haut preisgab. »Ähm... «, räusperte sie sich und blickte fragend zu Yukiko hinüber, die ihr mit einem leichten Kopfschütteln und einem, »Nein, das ist definitiv nicht dein Kleid«, zu verstehen gab, dass sie recht hatte. Dankbar lächelte sie ihr zu und probierte sogleich das nächste Ballkleid an. Dieses war schon eher nach ihrem Geschmack. Schlicht, aber dennoch sexy. Leicht verspielt und in einem wunderschönen leuchtendem Rot gehalten. Wieder warf sie einen Blick zu Yukiko hinüber, die mit der Auswahl dieses Kleides ebenfalls mehr als nur zufrieden zu sein schien: »Also wenn du mich fragst, mein Kind, ist es genau dein Kleid. Es steht dir wirklich ausgezeichnet!« Usagi nickte. »Ich denke auch, ja! Aber ich würde liebend gerne trotzdem noch das schwarze Ballkleid anprobieren, nur um auf Nummer sicher zu gehen.« »Nur zu...«, erwiderte die Ältere lächelnd und besah sich die junge Frau vor sich. Gerade, als Usagi mit Hilfe der Schneiderin in das Kleid steigen wollte, wurde die Tür aufgerissen und Mamoru erschien im Türrahmen. »Usa.....?« Er hielt augenblicklich inne und stockte, als er die Blondine halbnackt, und nur mit weißer Spitzenunterwäsche bekleidet, erblickte. Schluckte hart. Wich einen Schritt zurück, nachdem sich ihre Blicke getroffen hatten. Sein Herz raste. Ebenso erschrocken und mit weit aufgerissenen Augen blickte Usagi ihm entgegen ... war scheinbar völlig erstarrt, wie er. Sekunden vergingen, ehe ein Ruck durch seinen Körper ging und er mit hochrotem Kopf eine Entschuldigung stammelte, bevor er fluchtartig aus dem Zimmer verschwand. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, brachen die drei Frauen in schallendes Gelächter aus. Yukiko musste sich zwischendurch Lachtränen aus den Augen streichen. Und trotz der peinlichen Situation konnte auch Usagi nicht an sich halten, denn Mamorus kurzzeitige Verblüffung und wie er mit hochrotem Kopf geflüchtet war, waren einfach ein zu köstlicher Anblick gewesen. Nachdem sich die Drei wieder beruhigt hatten, half Sērā Usagi in das schwarze Kleid mit der Schnürung am Rücken. Völlig verzückt stand sie neuerlich vor dem Spiegel und fühlte sich wie eine Prinzessin. »Oh, Gott, ich kann mich kaum entscheiden. Yukiko, was meinst du? Das rote oder das schwarze Kleid?«, fragte Usagi nun, während sie sich noch immer vor dem großen Spiegel hin und her drehte. »Was hältst du davon, wenn du einfach Beide nimmst, Liebes? Das Rote für den Ball und das Schwarze... - nun ja, ich denke, da wird sich noch eine passende Gelegenheit bieten, wo du es ganz sicher tragen wirst«, antwortete Yukiko lächelnd. »Aber ich kann mir nicht beide Kleider leisten...«, erwiderte Usagi zweifelnd. Schmunzelnd tat die Ältere den Einwand von Usagi mit einer Handbewegung ab: »Papperlapapp! Das ist doch alles schon geklärt.« Schon im nächsten Augenblick wandte sie sich an die Schneiderin: »Machen Sie doch bitte beide Kleider für Usagi fertig, Sērā.« »Natürlich, Mrs Chiba«, erwiderte diese höflich und hing die Kleider wieder sorgfältig auf die Stange, nachdem sie sie an Usagi Maß genommen und im Anschluss mit Nadeln auf ihre Größe zurecht gesteckt hatte.                                                                                 ✲ Sie saßen gerade noch bei einer Tasse Tee und Artemis scharwenzelte schnurrend um die Beine von Usagi herum, als Noguchi seine Anwesenheit durch ein höfliches Räuspern ankündigte: »Entschuldigen Sie die Störung, meine Damen, aber das Mittagessen ist fertig. Zudem soll ich Mrs Chiba entschuldigen und Ihnen ausrichten, dass der Tanzlehrer um 14:00 Uhr zugegen sein wird.« »Dann sollte ich mich jetzt verabschieden und mich direkt an die Arbeit machen, damit die Kleider rechtzeitig zur Gala fertig sind. Vielen Dank für den Tee!« Sērā erhob sich und verbeugte sich zum Abschied vor Yukiko und Usagi, um dann mit der rollbaren Kleiderstange aus dem Zimmer zu laufen. Nachdem sie wieder allein waren, wandte sich Yukiko an Usagi: »Liebes, bringst du mich nach dem Mittagessen bitte direkt auf mein Zimmer? Ich würde mich gern etwas eher hinlegen.« »Geht es dir nicht gut? Soll ich Dr. Mizuno verständigen?«, fragte Usagi sichtlich besorgt. »Es ist geht schon. Ich bin nur ein wenig müde heute«, antwortete die Ältere lächelnd. »Bist du sicher, dass ich nicht lieber doch.......?« »Nein, Usagi. Mach dir keine Sorgen und konzentriere dich bitte nachher einfach auf deinen Tanzunterricht.« Das Mittagessen verlief ruhig, denn nur Yukiko und Usagi waren anwesend, nachdem sich Midori hatte entschuldigen lassen, weil sie zum Mittagessen mit der neuen Geschäftspartnerin Setsuna Meioh verabredet war. Auch Mamoru hatte sich, sehr zu Usagis Bedauern, entschuldigen lassen und sein Essen auf seinem Zimmer eingenommen. Mehr als einmal hatte sich die Blondine daraufhin gefragt, ob er einfach nur beschäftigt oder ihm der vorherige Vorfall bei der Anprobe ihres Ballkleides peinlich war. Darauf ansprechen würde sie ihn natürlich nicht, auch wenn ihr die Frage auf der Zunge brannte. Yukiko hatte natürlich wieder einmal wieder gemerkt, dass sie mit den Gedanken woanders war und wie immer fragte sie direkt heraus: »Machst du dir Gedanken, weil uns Mamoru gerade keine Gesellschaft beim Mittag leistet?« Stumm nickte Usagi und stocherte dabei lustlos in ihrem Essen herum. Seufzend ließ sie die Gabel sinken und schloss für einen Moment die Augen, während sie sich nach hinten lehnte. »Was soll ich nur machen, Yukiko? Kaum eine Sekunde vergeht, in der ich nicht an ihn denken muss. Dabei sollte mir doch klar sein, dass ich nie eine Chance haben werde...« Tröstend tätschelte die Ältere ihr die Hand. »Keine Begegnung im Leben ist Zufall, Usagi. Ein weiser Mann hat einmal gesagt, dass das Schicksal die Wege von zwei Menschen, die zusammengehören, so oft kreuzen lässt, bis beide erkennen, dass sie füreinander bestimmt sind.« »Du hast letztens schon mal von Schicksal gesprochen - was genau meinst du damit?« »Dass du die Hoffnung vielleicht nicht allzu schnell aufgeben und mehr auf dein Herz hören solltest... « Noch während Usagi Yukiko in ihr Zimmer brachte und ihr dort in das Bett half, dachte sie über ihre Worte nach. Bisher hatte sie nie an Schicksal und allen voran an schicksalshafte Begegnungen geglaubt, und doch hatten Yukikos Worte sie zum Grübeln gebracht. Gab es so etwas wie Vorsehung? Waren alle Begegnungen vorherbestimmt? Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr wurde sie sich sicher, dass es womöglich so war, dass sich Mamorus und ihr Weg gekreuzt hatten, noch ehe sie bei den Chibas überhaupt angefangen hatte zu arbeiten. Noguchi riss sie schließlich aus ihren Gedanken. »Miss Tsukino? Der Tanzlehrer ist soeben eingetroffen.« »Oh, Gott, Noguchi, müssen Sie mich so erschrecken?« »Verzeihung! Mrs Chiba hat mich zudem gebeten, Ihnen auszurichten, dass Sie für die Tanzstunde bitte in das Musikzimmer gehen sollen.« »Es gibt ein Musikzimmer?«, fragte sie sichtlich überrascht. »Mr Chiba hat dort seinen Flügel stehen, auf dem er regelmäßig spielt und aufgrund der Größe eignet sich die Räumlichkeit ideal zum Tanzen.« »Ich wusste gar nicht, dass Mamoru Klavier spielt«, murmelte sie und folgte Noguchi in die Eingangshalle. Abrupt blieb sie stehen, als sie zwei Männer in der Eingangshalle stehen sah. Zwei Männer, die sich ähnlicher nicht hätte sehen können ... Mamoru und ein ihr noch unbekannter Mann, die sich angeregt unterhielten. Sie schienen sich näher zu kennen und vermutlich handelte es sich um den für sie extra bestellten Tanzlehrer. Je näher sie den Beiden kam, umso mehr breitete sich ein mulmiges Gefühl in ihr aus. Umso wackliger wurden ihre Beine und umso schneller wurde ihr Herzschlag. Würde Mamoru etwa zusehen, wenn sie wie ein Trampeltier ohne Takt- und Rhythmusgefühl über das Parkett fegte? Wenn sie ihrem Tanzlehrer fortlaufend auf die Füße trat? Bei diesem Gedanken wäre sie am liebsten auf der Stelle umgedreht und hätte die Tanzstunden abgesagt. Doch noch bevor sie etwas sagen oder unternehmen konnte, kündigte Noguchi bereits ihr Erscheinen bei den wartenden Herren an: »Meine Herren? -Miss Tsukino...!« Mit einer leichten Verbeugung trat er neben Usagi in den Hintergrund, ehe er gänzlich verschwand. Nur kurz warf Usagi einen Blick auf Mamoru, dessen Blick ebenfalls auf sie gerichtet war. Seine Gesichtszüge waren wie eingefroren und doch nahmen seine blauen Augen sie sofort wieder gefangen. Sie musste sich sogar regelrecht zwingen, den Blickkontakt zu unterbrechen und den noch unbekannten Mann zu begrüßen. »Hallo, mein Name ist Usagi Tsukino.« »Hallo, Usagi, es ist mir eine Freude! Mein Name ist Saphir und ich werde dir in den nächsten zwei Tagen das Tanzen beibringen«, antworte er und lächelte sie höflich an. Doch sein Lächeln erreichte nicht seine Augen. Es wirkte beinahe wie aufgesetzt und Usagi verspürte beim Blick in seine Augen eine seltsame Kühle. Sofort wandte sie sich wieder an Mamoru: »Midori hat über Noguchi ausrichten lassen, dass wir in das Musikzimmer gehen sollen, da wir dort genug Platz hätten zum Tanzen.« »Da hat sie recht. Kommt, ich zeig es euch!« Zu Dritt liefen sie die Treppe nach oben, wo sich ebenfalls die Bibliothek und Midoris Schlafraum befanden. Hinter einer kleinen Nische befand sich eine Tür, die Usagi bisher nicht aufgefallen war. Als Mamoru diese schlussendlich öffnete und den Blick in den Raum freigab, staunte sie nicht schlecht. Die Fensterfront nahm fast die gesamte Seite ein und am Ende des Raumes stand ein großer schwarz-glänzender Flügel, der sofort alle Blicke auf sich zog. »Wow! Der Raum ist ja wirklich riesig und das Klavier...« »Es hat meinem Vater gehört«, erwiderte Mamoru und Usagi sah, wie sein Blick ein gerahmtes Foto auf dem Flügel streifte. Kurz nahm sie sich vor, ihn bei Gelegenheit zu fragen, ob er ihr etwas vorspielen würde.  »Deine CD kannst du dort hinten abspielen«, sagte Mamoru nun an Saphir gewandt und deutete auf eine große schwarze Anlage, die auf einem kleinen Schränkchen in der anderen Seite des Raumes stand. Dieser nickte kurz und wandte sich ab, sodass Usagi mit Mamoru alleine da stand. »Kommst du alleine klar?«, fragte er leise und verfolgte, wie Saphir die CD einlegte, ehe er wieder zu Usagi blickte. »Äh... ja, ich denke schon!« Sie lächelte zaghaft und Mamoru quittierte dies mit einem kurzen Kopfnicken. Die Musik setzte ein und Saphir gesellte sich wieder zu ihnen: »Hast du schon einmal Walzer oder einen anderen Standardtanz getanzt, Usagi?« Auffordernd hielt der junge Mann ihr dabei die linke Hand entgegen, die sie nun zögerlich ergriff. »Bisher nicht, nein, das hier ist mein erstes Mal....« Er lächelte bei ihrer Aussage und wieder stellte Usagi fest, dass sein Lächeln nicht seine Augen erreichte. Was war das nur, dass seine kalten Augen sie so verunsicherten? Saphir wirkte nicht unbedingt hart und herzlos, aber in seinem Blick lag etwas, dass in ihr ein Unbehagen auslöste. Noch einmal blickte sie zurück zur Tür, wo sich Mamoru gerade ein letztes Mal umdrehte, sie und Saphir kurz musterte und dann die Tür hinter sich schloss. Hatte sie sich gerade getäuscht, oder hatte etwas Gequältes in seinem Blick gelegen? Ihr blieb keine Zeit, sich darüber weiter Gedanken zu machen, denn Saphir forderte nun ihre ganze Aufmerksamkeit: »Also gut, dann fangen wir am besten mit dem Grundschritt an. Er nennt sich Wiegeschritt, denn vom Bewegungsgefühl geht er seitlich nach rechts und links oder vor und zurück und dabei von unten nach oben. Dabei kannst du anfangs zur Hilfe den Takt mitzählen: Eins, zwei, drei...« Es dauerte nicht lange und Usagi hatte den Dreh mit dem Wiegeschritt nach links und rechts sowie vor und zurück raus. Zufrieden nickte Saphir: »Das klappt doch schon super. Und das, wo du anfangs noch von dir behauptet hast, du hättest zwei linke Füße.« Schmunzelnd schnappte er sich ihre Hände, sodass sie sich nun gegenüber standen. Mittlerweile fühlte sie sich in seiner Gegenwart deutlich entspannter und wohler und es schien, als würde sie beide endlich auftauen und beim Tanzen sogar ganz gut miteinander harmonieren. »So, Usagi. Jetzt probieren wir es direkt einmal zusammen.« »Sollte ich mich jetzt schon mal dafür entschuldigen, dass ich dir vermutlich dutzende Male auf die Füße treten werden?«, fragte sie schief grinsend und blickte nach unten. »Usagi - Kopf oben halten! Schau mich an und lass dich bitte nicht verunsichern. Jeder hat einmal angefangen, auch ich!« Tief holte Usagi Luft und blickte Saphir direkt ins Gesicht. Der direkte Körperkontakt mit ihm machte sie etwas nervös und eben auch die Tatsache, dass sie sich gleich ganz sicher vor ihm blamieren würde. »So, nun legst du deine rechte Hand in meine linke Hand und deine andere Hand auf meinen rechten Oberarm. Die Ellenbogen bleiben während des Tanzens übrigens angehoben.« Sie tat wie geheißen und spannte automatisch alle Muskeln im Körper an, als sie seine Hand unterhalb ihres Schulterblattes spürte. »Ich zeig dir nun grob die Schritte beim langsamen Walzer, okay?« »Okay, ich hoffe, ich kann mir das alles merken...«, erwiderte Usagi und war erneut versucht hinunter auf ihre Füße zu gucken. »Am besten wir laufen das ganze einmal langsam ab und du verfolgst die Schrittfolge auf dem Boden, bevor wir richtig starten. Stell dir dabei einfach ein imaginäres Viereck unten deinen Füßen vor. Dieses Viereck gehen wir ab oder auch ganz einfach gesagt: wir tanzen jede Ecke dieses Vierecks einmal ab.« Das nächste Lied auf der CD startete und Saphir zog sie näher an sich. »Du startest erst mit den Schritten „Vier, Fünf, Sechs“ und tanzt dann „Eins, Zwei, Drei“, damit es paarweise zusammenpasst. Der Grundschritt kann übrigens nach rechts gedreht werden, wenn dir das angenehmer ist.« Für ihre ersten Tanzversuche klappte es sogar recht gut - zwar nicht auf Anhieb und auch nicht ohne Saphir mindestens 10 Mal auf die Füße getreten und sich fortlaufend dafür entschuldigt zu haben. Aber dennoch hatte sie nach circa zwei Stunden die Schrittfolge halbwegs inne, sodass sie nicht ständig aus dem Takt kamen und von neuem anfangen mussten. Völlig außer Atem forderte Usagi nach einiger Zeit vom ihrem Tanzlehrer eine Pause und nahm auf einem der am Fenster stehende Stühle Platz. Ihr Füße und auch ihre Arme schmerzten fürchterlich. »Oh, mein Gott, wenn ich jetzt schon völlig fertig bin, wie soll ich dann einen ganzen Abend durchhalten?«, fragte sie seufzend und griff nach einer der beiden Wasserflasche, die Noguchi zwischendurch gebracht hatte. »Mach dir keine Sorgen, du packst das schon, Usagi! Und glaube mir, wenn ich sage, dass du dich bisher wirklich gut geschlagen hast.« »Das ist nett von dir. Nur denke ich gerade auch daran, dass ich bei der Gala ja nicht mit flachen Schuhen tanzen werde.« »Du hast wohl noch nie an solch einer Veranstaltung teilgenommen, hm?« Usagi schüttelte den Kopf. »Nein, auch das wird das erste Mal sein...« Sie stockte, als sie hoch in sein Gesicht blickte und bemerkte, wie nah er gerade vor ihr stand. »Warum nur kommen mir deine Augen so vertraut vor? So, als würde ich sie aus einem anderen Leben kennen? Als würde ich dich bereits ewig kennen?«, fragte er mit leiser Stimme. »Ich... ich... ich weiß es nicht«, antwortete Usagi und rutschte auf ihrem Stuhl ein wenig tiefer. Warum blickte er sie so an? Warum machte er ihr auf einmal sogar ein wenig Angst und bereitete ihr Unbehagen? Und warum fühlte sie sich in seiner Nähe so verunsichert? Sie wünschte sich in diesem Augenblick Mamoru herbei. Wieso hatte sie ihm nur vorhin gesagt, dass sie alleine klar käme? Erleichtert atmete sie aus, als die Tür aufging und Mamoru tatsächlich wie aufs Stichwort im Türrahmen erschien. ,Perfektes Timing‘, dachte sie und erhob sich von ihrem Stuhl, um Abstand zwischen sich und Saphir zu bringen. »Mamoru, was gibt es?«, fragte Saphir, als wäre nichts gewesen. Als hätte er nicht gerade vor Usagi gestanden und auf sie hinab geblickt, als würde er sie gleich auffressen wollen. »Hm, ich wollte eigentlich nur sehen, was Usagi für Fortschritte macht.« Mit hochgezogener Augenbraue blickte er zu der Blondine hinüber, die wie erstarrt am Fenster stand. »Wir haben gerade eine kleine Pause gemacht. Aber ich muss sagen, Usagi macht ihre Sache gut und ich bin zuversichtlich, dass es mit dem langsamen Walzer bis zur Gala klappen wird.« Ein Schmerzensschrei ließ die beiden Männer zu Usagi blicken, die sich mit verzerrtem Gesicht nach vorn über beugte und an ihre Wade fasste. Sofort war Mamoru bei ihr: »Usagi, was ist los?« »Ich hab einen Krampf.... ah!« »Streck das Bein durch und versuch den Krampf rauszudrücken.« Sie ächzte unter dem Schmerz, der ihr Bein durchzog und ihr die Tränen in die Augen trieb: »Oh, Gott, lass das bitte schnell vorbei sein!« Ohne Vorwarnung packte Mamoru ihr Bein, griff unter ihren Fuß und drückte ihn gegen das durchgestreckte Bein nach oben. Nebenbei wandte er sich an Saphir: »Ich denke, Ihr solltet für heute Schluss machen, Saphir. Morgen ist auch noch ein Tag...« »Natürlich! ... Usagi, wir sehen uns dann morgen.« Mamoru wollte sich erheben, doch Saphir winkte ab: »Bleib ruhig bei Usagi. Ich finde den Weg allein...« Nach und nach entspannte Usagi ein wenig, als der Schmerz abebbte. »Geht es wieder?«, fragte Mamoru nach wenigen Minuten und Usagi lächelte ihm dankbar entgegen. »Ja, es zieht nur noch ein wenig.« »Warte kurz hier, ich hole etwas zum Einreiben und Kühlen.« »Mamoru? Kannst du kurz nach Yukiko schauen? Sie wollte sich vorhin direkt hinlegen, weil sie so müde war.« »Natürlich.. Bin gleich zurück«, erwiderte er und lief geradewegs und ohne Umwege in die Küche zum Arzneimittelschrank. Erleichtert atmete Mamoru auf, als er dort noch eine kleine Flasche Franzbranntwein vorfand, mit der er Usagis schmerzendes Bein versorgen konnte. Zuvor allerdings sah er wie versprochen erst einmal nach seiner Großmutter, die bereits hellwach in ihrem Bett lag und ein Buch las, während ihr Noguchi nebenbei ein Fenster öffnete.     »Hallo, obaa-san, ich wollte kurz mal schauen, ob bei dir alles in Ordnung ist. Usagi meinte, dass du heute Mittag so müde warst, dass du dich direkt hinlegen wolltest.« »Ja, aber nach einem ausgiebigen Schläfchen geht es mir wieder besser. Macht euch bloß nicht immer so viele Sorgen um mich! Aber sag mal, wo ist Usagi denn eigentlich? Der Tanzkurs läuft doch nicht etwa noch?« »Nein, ich habe Saphir bereits nach Hause geschickt, nachdem Usagi einen Wadenkrampf hatte.« »Und dann bist du noch hier? Los, geh schon! Umsonst scheinst du die Flasche mit dem Franzbranntwein ja nicht so fest zu umklammern. Bitte sei aber so lieb und bringe Usagi nachher noch einmal vorbei. Ich würde gerne von ihr hören, wie ihr ihre erste Tanzstunde gefallen hat.« »Natürlich! Ich beeile mich...«, antwortete Mamoru und wandte sich zum Gehen. »Es eilt nicht, Mamoru. Bitte kümmere dich erst einmal in Ruhe um Usagi und später kommt Ihr dann, sobald Ihr so weit seid, einfach zu mir, okay?«                                                                                 ✲ Geduldig wartete Usagi unterdessen auf Mamoru. Der Schmerz im Bein war mittlerweile einem leichten Ziehen gewichen, doch sobald sie ihr Gewicht verlagerte, kam der Schmerz zurück. Um ihre Beine ein wenig zu entlasten, lehnte sie auf dem Fensterbrett, denn der Stuhl stand leider ein wenig entfernt. Doch nach und nach ließ auch die Kraft in ihren Armen nach. ,Wo blieb nur Mamoru? Wollte er nicht nur schnell etwas zum Einreiben holen und kurz bei Yukiko vorbei schauen? Yukiko! War vielleicht etwas mit ihr nicht in Ordnung?‘ Der Gedanke an Yukiko ließ sie aufschrecken und sofort drängte sich die Sorge in ihr Innerstes. Gerade, als sie sich in Bewegung setzen wollte, ging die Tür auf und Mamoru erschien. »Geht es Yukiko gut?«, fragte sie sichtlich besorgt. »Ja, mach dir keine Sorgen. Sie war putzmunter und hat ein Buch gelesen, als ich reingekommen bin. Du sollst nachher aber trotzdem noch zu ihr. Was macht dein Bein?« »Naja, so richtig auftreten kann ich noch nicht, ohne, dass es weh tut.« Mamoru nickte und ging vor ihr in die Hocke. Scharf sog sie die Luft zwischen den Zähnen ein, als er erneut ihr Bein packte und behutsam ihr Hosenbein hochkrempelte. Es war jedoch nicht so, dass es ihr Schmerzen bereitete. Nein, es war vielmehr seine Berührung, die etwas in ihr auslöste. Es war dieses intensive Kribbeln, die sie verspürte, als seine Hände ihre nackte Haut berührten. »Was ist das da eigentlich, mit was du mein Bein einreiben willst?« »Franzbranntwein«, antwortete er kurz und knapp und blickte von unten zu ihr hinauf. Der Blick in seine dunklen blauen Augen ließ sie automatisch die Luft anhalten und ihr Herz schneller schlagen. Alles um sie herum verschwamm und sie versank für einem Moment in einer anderen Welt. In einer anderen Zeit, wo es nur sie und Mamoru gab. MAMORU... ENDYMION... MAMORU... ENDYMI......... Ein kurzzeitiges Ziehen holte sie abrupt ins Hier und Jetzt zurück. Mamoru hatte angefangen, ihre Wade mit der stark riechenden Tinktur einzureiben und sanft zu massieren. Kurz verzog Usagi das Gesicht, als ihr der beißende Geruch des Franzbranntweines in die Nase stieg. Schloss dann im nächsten Moment jedoch die Augen und gab sich voll und ganz Mamorus sanfter Massage hin. »Tut das guuuuut...«, seufzte sie und entspannte zusehends. Der Schwarzhaarige lächelte. »Der Franzbranntwein oder die Massage?« Nach kurzer Überlegung grinste Usagi leicht. »Hm, was wäre, wenn ich sage: Der Franzbranntwein!?« »Ist dem denn auch wirklich so?«, fragte Mamoru leise nach und strich in einer zärtlichen Geste sanft über ihr Bein, während sein Blick den ihren suchte. Gespannt blickte er Usagi entgegen. Bemerkte, wie sie unter seiner sanften Berührung leicht zusammenzuckte und errötete.  »Nein«, antwortete sie zögerlich und das Kribbeln in ihrem Inneren nahm stetig zu. Von der Situation ein wenig überfordert, blickte sie zum Klavier und dem darauf stehenden gerahmten Foto hinüber. Schon Stunden zuvor hatte sie den Drang verspürt, Mamoru dazu zu befragen. »Was ist das eigentlich für ein Foto auf dem Klavier?« »Darauf sind mein Vater und ich. Meine Mutter hat es gemacht, kurz bevor er starb«, antwortete Mamoru und ließ von ihr ab. Langsam lief er zum Klavier hinüber und strich mit der Hand über den Tastendeckel, ehe er vor dem Hocker stehen blieb und auf das Foto starrte. Usagi folgte ihm zögerlich und blieb vor dem Flügel stehen. Hatte sie mit ihrer Frage womöglich gerade eine Grenze überschritten? »Bitte verzeih mir meine Neugierde...«, entgegnete sie verunsichert. Stirnrunzelnd blickte Mamoru auf. »Du brauchst dich nicht entschuldigen, Usagi! Es ist in Ordnung.« »Nein...« Die junge Frau schüttelte den Kopf und blickte beschämt zu Boden »Ist es nicht... Ich..« Abrupt unterbrach Mamoru sie, indem er schnellen Schrittes um das Klavier zu ihr herum eilte und dann sachte mit Daumen und Zeigefinger ihr Kinn anhob. »Doch ist es...«, erwiderte er flüsternd und ließ dabei seinen Daumen sanft über ihre Unterlippe gleiten. Das Verlangen, sie zu küssen, war intensiver denn je und er musste sich unheimlich zusammenreißen, diesem Drang nicht nachzugeben. Und so ließ er die Hand wieder sinken und schloss für einen Moment die Augen. Ihr so nahe zu sein, brachte ihn völlig aus der Fassung. Ließ ihn kurzzeitig alles um sich herum vergessen. Und doch konnte er nicht einfach loslassen und seinem Verlangen nachgeben. Schlussendlich war er auch einfach viel zu sehr Realist und zu gradlinig, um seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Usagi musste seinen inneren Kampf bemerkt haben, denn sie Griff einer Eingebung folgend, nach seiner Hand, als die ersten Klänge von Frank Sinatras "Moon River" zu hören waren. »Tanz mit mir«, bat sie ihn mit leiser Stimme. »Was?« Ein wenig überrascht blickte Mamoru auf ihre zierliche Hand, die seine hielt. »Bist du dir sicher?«, fragte er und deutete dabei mit einem leicht misstrauischen Blick auf ihr Bein. Usagi folgte seinem Blick und lächelte, als sie verstand, worauf er mit seiner Frage hinaus wollte. »Ja, ich bin mir sicher...«, erwiderte sie, während sie ihn zur Mitte des Raumes führte. Wie in Trance folgte er ihr. Ließ sich ohne jegliche Gegenwehr mit sich ziehen. Ein wenig verunsichert sah er auf Usagi hinab, als diese abrupt stehen blieb und ihm dann auffordernd entgegen blickte. »Also?«, fragte sie leise. »Also...«, wiederholte er und schluckte. Wollte sie wirklich hier und jetzt mit ihm tanzen? Ein Blick in ihre wunderschönen blauen Augen verriet ihm sofort, dass sie das eben Gesagte absolut ernst gemeint hatte. Sie wollte wirklich tanzen. Und das nicht mit irgendjemanden, sondern mit ihm... Mamoru Chiba. Derjenige, der sich die halbe Nacht den Kopf darüber zerbrochen hatte, wie er es trotz Natsumis Anwesenheit schaffen könnte, die junge Frau vor sich bei der Gala zum Tanzen aufzufordern. Doch war dies nun völlig nebensächlich geworden, denn sie standen sich hier und jetzt gegenüber, während Usagi noch immer seine Hand hielt. Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu, schob seine Hand über ihr Schulterblatt und blickte auf sie hinunter, als sie ihre andere freie Hand auf seinem Oberarm ablegte. Wie von selbst setzten sie sich nun in Bewegung und von Sekunde zu Sekunde, die sie den langsamen Walzer miteinander tanzten, kamen sich ihre Körper näher. Ihr warmer Körper schmiegte sich regelrecht an seinen und ihr Anblick nahm ihn derart gefangen, dass er selbst während des Tanzens nicht den Blick von ihr nehmen konnte. Sie strahlte, ließ sein Herz höher schlagen und ihr sanftes Lächeln beflügelte ihn. Noch immer verbreitete Frank Sinatras Stimme eine besondere Atmosphäre im Raum, als er in der Drehung abrupt stoppte. Wie sollte er nur weiter von ihr ablassen können? Wie sollte er ihr länger widerstehen können? Dieser strahlend schönen und bezaubernden jungen Frau... Und so löste er sich von ihr, ohne jedoch den Körper- und Blickkontakt zu unterbrechen. Ihre Augen blickten fragend und ihre Lippen öffneten sich leicht, als würde sie jeden Augenblick etwas sagen wollen. »Ich kann nicht anders«, murmelte er und beugte sich leicht zu ihr hinab. Ihre Nasenspitzen berührten sich bereits und doch hielt er kurz vor ihren Lippen noch einmal inne. Seit er Usagi das erste Mal gesehen hatte, wollte er nichts anderes als ihr nahe zu sein... sie zu spüren, zu fühlen und zu beschützen. Im Sturm hatte sie sein Herz erobert, obwohl er einer Anderen versprochen war. Es barg Risiken, was er hier tat und doch konnte er sich ihrer Anziehungskraft und dem Verlangen, sie zu küssen, nicht länger verwehren. Sachte berührten seine Lippen die ihren und er verfolgte, wie sie langsam ihre Augen schloss. Endlich! Nichts hatte er sich die letzten Tage sehnlicher gewünscht, als dies.... Seine Hände schoben sich dabei um ihren zierlichen Körper; hielten sie fest, als könnte er sie so immer an sich binden. Denn eins war er sich sicher: er würde Usagi nie wieder gehen lassen. Ihre Lippen waren weich und warm und ein elektrisierendes und erregendes Kribbeln fuhr durch seinen Körper, als sie bereitwillig den Mund öffnete und sich ihre Zungenspitzen berührten.                                                   "Einen Kuss kann man abwischen,                                              aber das Feuer im Herzen nicht löschen."                                                             (Deutsches Sprichwort) Das Zuschlagen der Eingangstür ließ ihn aufschrecken. Sofort machte er einen Schritt von Usagi weg, denn schneller als gedacht, hatte ihn die Realität wieder eingeholt. »Es tut mir leid! DAS hätte nicht passieren dürfen«, sagte er leise, doch das Bedauern über das Ende dieses Kusses war deutlich herauszuhören. Schnellen Schrittes lief er zur Musikanlage, um sie auszuschalten und griff schon im nächsten Moment nach der Hand einer noch immer völlig perplexen Usagi. »Wir sollten zu Yukiko. Komm!«, sagte er, ohne sie dabei eines weiteren Blickes zu würdigen. Kapitel 20: A trip down memory lane ----------------------------------- Bereitwillig ließ sich Usagi von Mamoru mitziehen; quer durch die Eingangshalle bis hin zu Yukikos Zimmer. Ein paar Mal wäre sie fast gestolpert und doch hatte sie nichts gesagt. Leise drangen Stimmen nach draußen, als der Schwarzhaarige die Tür öffnete und sie nebeneinander eintraten, während er noch immer ihre Hand in seiner hielt. Abrupt verstummten Yukiko und Midori und blickten zu ihnen hinüber. Stutzten, als sie die ineinander verschlungenen Hände der Beiden sahen. Während Midori sofort mahnend zu Mamoru blickte, lächelte Yukiko wissend. »Da seid Ihr ja! ... Usagi, Liebes, komm und erzähl - wie waren deine ersten Tanzstunden? Konnte Saphir dir ein paar Schritte beibringen?« Kurz erzählte die Blondine von ihren ersten Versuchen, den Fortschritten und auch von ihrem Wadenkrampf. Bewusst ließ sie dabei jedoch ihr beunruhigendes Gefühl in Saphirs Gegenwart sowie ihren Tanz und den darauf folgenden Kuss mit Mamoru aus. Allein der bloße Gedanke daran löste wieder ein intensives Kribbeln in ihr aus. Waren das etwa die allseits bekannten Schmetterlinge im Bauch? Verstohlen blickte Usagi kurz zu Mamoru und seufzte leise. Diese Lippen... was würde sie gerade darum geben, ihn noch einmal küssen zu dürfen? Von seinen weichen Lippen kosten zu dürfen und dabei die Wärme seines Körpers zu spüren? »Bevor ich es vergesse - okâsan, ich werde Usagi heute zum Abendessen bei ihren Eltern begleiten und Mr. Tsukino zu dem Artikel befragen. Ich habe auch schon mit Ami gesprochen, sie wird solange auf obaa-san aufpassen.« Midori stutze augenblicklich. »Heute Abend hast du gesagt? Hast du da nicht etwas vergessen, Mamoru? Du bist heute Abend bereits mit Natsumi verabredet und ich denke, die Verabredung solltest du nicht absagen!« Usagi erstarrte. Mamoru war bereits mit Natsumi verabredet? ... Allein ihren Namen zu hören, löste die unterschiedlichsten Gefühle in ihr aus. Angefangen von tiefer Abneigung bis hin zu brodelnder Eifersucht, die sogar die Enttäuschung darüber, dass Mamoru sie nun doch nicht begleitete, in den Hintergrund stellten. »Das habe ich völlig vergessen! Entschuldige, Usagi, dann kann ich dich leider doch nicht begleiten. Aber wir holen das nach, denn ich würde deine Eltern auch später noch sehr gern kennenlernen!« »Sofern Ihr nichts dagegen habt, werde ich Usagi nachher zum Abendessen begleiten und mit Kenji Tsukino über den Artikel sprechen«, schlug Midori den beiden jungen Leuten vor, während sie Yukiko ein Glas Wasser reichte. »Macht es dir denn etwas aus, Usagi?«, fragte Mamoru nun an die Blondine gewandt, die sich zuvor neben das Bett von Yukiko gekniet hatte. »Nein, natürlich nicht. Es wäre mir eine Freude, wenn du mich begleitest, Midori«, lächelte Usagi und erhob sich wieder. »Ich werde meiner Mutter dann gleich Bescheid geben, dass sie uns zum Abendessen einplanen soll. Ähm, um welche Zeit ist es dir denn recht?« * Es war kurz vor halb 7 Uhr Abends, als Mamoru seine Mutter und Usagi zum vorgefahrenen Wagen brachte, sich verabschiedete und dem Fahrer ein Zeichen gab, dass dieser losfahren konnte. Schnell drehte sich Usagi auf ihrem Platz, um einen letzten Blick auf den Schwarzhaarigen erhaschen zu können. Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, stand er da und blickte ihnen hinterher. Wieder machte sich die Enttäuschung in ihr breit und ein leiser Seufzer entwich ihren Lippen. Dies blieb Midori natürlich nicht verborgen und so legte sie der jungen Frau eine Hand auf den Arm: »Usagi...«, begann sie und die Angesprochene fuhr erschrocken herum. »Ich kann dich nur vor Natsumi warnen. Sollte sie mitbekommen, wie du Mamoru hinterher schaust und ihn anhimmelst, wird sie nicht davor zurückschrecken, dir das Leben zur Hölle zu machen. Daher bitte ich dich nochmals, dich von Mamoru fernzuhalten ...nicht, weil ich es nicht will, sondern weil ich mir einfach Sorgen um dich mache.« Mit großen und erschrockenen Augen blickte Usagi zu Midori. Mehrfach musste sie blinzeln, bis sie sich wieder gefangen hatte, denn diese Aussage beunruhigte sie doch sehr. Und doch blieben die Neugier und die Frage nach dem ,Warum‘. »Darf ich fragen... ähm, also - warum ist Mamoru mit ihr zusammen? Ich meine, ich habe nicht den Eindruck, dass er sie wirklich liebt.« »Es ist eine Familienangelegenheit!«, antwortete Midori knapp und wiegelte damit weitere Fragen ab, während sie den Blick starr nach vorn zum Fahrer richtete und die Finger ineinander verschränkte. Usagi verstand sofort und wandte sich mit einem unguten Gefühl ab. Hatte sie etwa schon wieder eine Grenze übertreten, dass Midori so abblockte? Scheinbar wurde ihr ihre ständige Neugierde irgendwann doch noch zum Verhängnis. Die restliche Fahrt verlief schweigend und Midori war insgeheim dankbar, dass Usagi keine weiteren Fragen gestellt hatte. Vielmehr hatte die junge Frau die ganze Zeit tief in Gedanken versunken, aus dem Fenster des fahrenden Wagens geblickt. Erst als sie sie darauf hinwies, dass sie bei ihrem Elternhaus angekommen wären, blickte Usagi wieder auf. Noch ehe sie sich erheben und aussteigen konnte, hielt Midori sie für einen Moment zurück: »Usagi, ich hoffe wirklich, dass du trotz alledem, was hier gerade geschieht und was dir sicherlich seltsam erscheinen mag, weiterhin für uns arbeiten wirst.« »Ich kann dir versichern, dass ich euch nicht im Stich lassen werde. Yukiko liegt mir dafür einfach schon zu sehr am Herzen und ich fühle mich sehr wohl bei euch«, antwortete sie und lächelte besonnen. »Das freut mich wirklich. Und auch du bist uns in der kurzen Zeit schon sehr ans Herz gewachsen. So, nun lass uns aber reingehen. Deine Eltern warten sicher schon auf uns.« Am Gartentor wurden die beiden Frauen bereits erwartet. Luna saß auf einem der Steinpfosten und maunzte lautstark, was Usagi umgehend ein Kichern entlockte. Schnurrend schmiegte sie sich in ihre Hand, die sie ihr hinhielt, bevor sie sie von dem Steinpfosten hochhob und auf den Arm nahm. »Oh, meine Luna... ich hab dich so vermisst!« »Ist das deine Katze, Usagi?«, fragte Midori erstaunt, als sie dichter kam und das kleine schwarze Fellknäuel näher betrachtete. »Ja, das ist sie. Sie lief mir damals über den Weg und da ich keinen Besitzer ausfindig machen konnte, nahm ich sie mit zu mir«, antworte diese und lief mit Luna auf dem Arm weiter bis zur Haustür. »Ein seltsamer Zufall. Bei Artemis war es fast genauso und wenn ich mir dazu noch die weiße Blesse auf der Stirn genau anschaue, dann könnte man fast meinen, sie wären verwandt.« »Du meinst die Stelle, die fast aussieht wie ein Sichelmond? Ja, das ist mir auch schon aufgefallen...«, erwiderte Usagi und setzte die schwarze Katze auf der Schwelle ab, um ihren Schlüssel aus ihrer Handtasche zu holen. Fast wäre sie jedoch vor Schreck nach hinten gekippt, als die Tür mit einem Mal aufgerissen wurde und Ikuko auf sie zu stürmte. »Usagi, mein liebes Kind, da bist du ja endlich!«, rief sie freudig und zog ihre Tochter in eine herzliche Umarmung. Midori selbst stand schmunzelnd daneben und betrachtete die Begrüßungszeremonie von Mutter und Tochter, die die tiefe Liebe innerhalb der Familie mehr als deutlich machte. »Hallo, Sie müssen Mrs. Chiba sein.« Freundlich lächelnd hielt Ikuko ihr die Hand hin, die Midori sofort ergriff: »Es ist mir eine Freude, Mrs. Tsukino!« »Die Freude ist ganz meinerseits. Aber bitte sagen Sie doch Ikuko zu mir«, erwiderte diese sofort und bat die beiden Ankömmlinge herein. Ein köstlicher Duft nach Nikujaga (jap. 肉じゃが, dt. „Fleisch-Kartoffeln“) lag in der Luft, als sie an der Küche vorbei ins Wohnzimmer liefen. Und während Kenji noch am Fenster stand und telefonierte, bat Ikuko ihre Tochter und Midori am großen Esstisch Platz zu nehmen: »Das Essen ist gleich soweit«, erwiderte sie freundlich und blickte kurz zu Kenji hinüber. »Und ich hoffe, dass mein Mann auch so langsam mit seinem Telefonat fertig wird.« »Mama, brauchst du noch Hilfe in der Küche?«, fragte Usagi und wollte sich gerade erheben, als Kenji endlich sein Telefonat beendet hatte und zu ihnen hinüber kam. Höflich verbeugte er sich, als Midori sich kurz erhob: »Mrs. Chiba, es ist mir eine Ehre, Sie in unserem bescheidenen Heim begrüßen zu dürfen.« »Konbanwa Mr. Tsukino. Es freut mich, Sie wiederzusehen.« »Ich hoffe, meine Tochter hat nichts angestellt?«, fragte er nun mit hochgezogener Augenbraue, was ihm einen empörten Blick von Usagi einbrachte. »Nein. nein, Ihre Tochter ist eine Bereicherung für unsere Familie«, erwiderte Midori schmunzelnd und nickte der Blondine, die ihr gegenüber saß, kurz aufmunternd zu. »Wir könnten uns nicht glücklicher schätzen, dass sie den Weg zu uns gefunden hat.« »Das freut mich wirklich sehr, dass unsere Usagi so einen guten Eindruck hinterlassen hat«, schaltete sich nun Ikuko ein, die gerade mit einem großen Topf aus der Küche gelaufen kam und ihn inmitten des Esstisches platzierte. Während des Essens schweiften Usagis Gedanken immer wieder ab. Ein ums andere mal fragte sie sich, was Mamoru wohl gerade tat und ob er vielleicht auch ab und zu an sie dachte. Natürlich wurmte es sie, dass er nicht dabei war, denn so gern sie Midori auch hatte, aber mit Mamoru wäre dieser Abend dennoch anders gewesen. Einfach besonderer mit ihm an ihrer Seite. Seine Nähe und Wärme spürend. Kurz dachte sie an den Kuss zurück und allein der Gedanke daran ließ ihr Herz höher schlagen. Ob sie ihm eine Nachricht schreiben sollte? Überlegend kaute sie auf ihre Unterlippe herum, während sie ihren Blick kurz durch die Runde schweifen ließ. Sollte sie es wagen? Ohne weiter groß darüber nachzudenken, ließ die junge Frau ihre rechte Hand so unauffällig wie möglich unter dem Tisch wandern und angelte dann in ihrer Hosentasche nach ihrem Smartphone. Nur eine SMS von Naru, dachte sie ein wenig enttäuscht, öffnete diese aber doch sofort. Von: Naru An: Usagi Zeit: 13:25 Uhr Hallo, Usagi, du wirst es kaum glauben, aber ich habe heute zwei Tickets für das Konzert von HichiMaru am Montag gewonnen. Hast du Zeit und Lust mich zu begleiten? Liebe Grüße, Naru. »Usagi Tsukino, das Handy hat sofort wieder in der Tasche zu verschwinden. Du weißt, dass ich so etwas bei Tisch nicht dulde. Deine Nachrichten kannst du lesen, wenn wir fertig mit Essen sind«, tadelte Kenji seine Tochter, die unter seinem strengen Ton augenblicklich zusammengezuckt war und vor Schreck beinahe das Handy hatte fallen lassen. »Entschuldigung«, murmelte sie und schob es zurück in ihre Hosentasche. Zum Nachtisch servierte Ikuko eine Keramikflasche Sake, wobei sie lediglich Midori und Kenji einen Masu hinstellte, bevor sie Usagi bat, ihr beim Abwasch zu helfen. »Also, was kann ich wirklich für Sie tun, Mrs. Chiba?«, fragte Kenji, nachdem seine Frau und seine Tochter das Zimmer verlassen hatten und goss den Sake in die beiden Masu. »Es geht um den kürzlich veröffentlichten Artikel bezüglich der Hochzeit meines Sohnes und Miss Ginga.« »Das habe ich mir bereits gedacht. Bitte fahren Sie fort«, erwiderte Kenji und nahm einen Schluck Sake. »Er entspricht nicht den Tatsachen, Mr. Tsukino. Und ich bin hier, um ihre Quelle zu erfahren.« Überrascht blickte Kenji von seinem Masu auf. Kurz räusperte er sich, ehe er das Wort ergriff: »In diesem Fall muss ich Sie leider auf den Pressekodex hinweisen, Mrs. Chiba. Es obliegt einem Berufsgeheimnis und ich muss von meinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen. Ohne ausdrückliche Zustimmung kann ich Ihnen keine genaueren Informanten preisgeben, denn die vereinbarte Vertraulichkeit ist grundsätzlich zu wahren.« »Dann muss ich Sie wohl im Gegenzug auf die Persönlichkeitsrechte hinweisen, welche besagen, dass das Privatleben des Menschen und seine informationelle Selbstbestimmung von der Presse geachtet werden muss. Allein durch die Tatsache, dass keine Hochzeit stattfindet und mein Sohn nichts von diesem Artikel wusste, wird das Persönlichkeitsrecht verletzt und ich muss auf einen dringenden Widerruf oder auf Richtigstellung drängen.« »Mrs. Chiba, ich...« »Ich muss sie nicht darauf hinweisen, was eine falsche Tatsachenbehauptung für Folgen für Sie hätte, oder? ... Es tut mir leid, dass ich das anführen muss, aber der Schutz meiner Familie ist mir wichtig; ich hoffe, Sie verstehen das.« Kenji ließ resignierend die Schultern sinken und erhob sich schwerfällig. »Natürlich. Bitte geben Sie mir einen Augenblick, ich hole meine Unterlagen.« Midori seufzte erleichtert. Ihr war klar gewesen, dass Kenji Tsukino nicht sofort einlenken würde. Doch sie kannte genug Journalisten, um zu wissen, wie man mit ihnen umgehen musste, um seinen Standpunkt und seine Forderungen durchzusetzen. * Während Usagi und Ikuko gerade beim Abwasch waren, hielt die Ältere plötzlich inne und wandte sich ihrer Tochter zu, die völlig in Gedanken versunken neben ihr stand und das nasse Geschirr abtrocknete. »Geht es dir auch wirklich gut bei den Chibas, mein Schatz? Fehlt es dir dort auch an nichts?« Usagi blickte überrascht auf und lächelte besonnen. »Ja. Mama, ich fühle mich dort sehr wohl und bin wirklich happy, dass ich so viel Glück hatte, so eine tolle Arbeitsstelle zu finden. Ich hoffe, du kannst Yukiko auch mal kennenlernen. Sie ist so ein herzensguter Mensch.« »Das freut mich wirklich und ich bin erleichtert, dass du dich dort so schnell eingelebt hast. Aber nun verrate mir doch, warum Midori Chiba dich anstelle ihres Sohnes begleitet hat.« Neugierig beäugte Ikuko ihre Tochter und bemerkte sofort die Veränderung an ihrer Haltung, registrierte, wie sie plötzlich die Schultern hängen ließ und sich eine gewisse Traurigkeit in ihren Blick legte. »Mamoru war bereits... Naja, er hatte die Verabredung mit seiner Verlobten vergessen«, antwortete Usagi stockend und griff nach einer Schüssel, die sie jedoch nur halbherzig abtrocknete. Sofort nahm Ikuko ihr die Schüssel wieder aus der Hand und lächelte aufmunternd. »Du magst ihn, diesen Mamoru, hm?« Stumm und mit zusammengepressten Lippen nickte Usagi lediglich und ließ sich von ihrer Mutter in eine liebevolle Umarmung ziehen. Sie genoss die mütterliche Nähe, die Liebe und die Geborgenheit, die ihr die letzten Tage so gefehlt hatten. * »Ich habe vor ein paar Tagen eine E-Mail von Miss Ginga erhalten. Darin teilte sie mir mit, dass die Hochzeit zwischen ihr und ihrem Sohn Mamoru im Sommer stattfinden würde. Ich sollte auf ihren Wunsch hin einen kurzen Artikel verfassen, ohne sie dabei jedoch als Quelle anzugeben.« »Würden Sie mir die E-Mail bitten weiterleiten, Mr. Tsukino?« »Natürlich! Das war aber noch nicht alles. Nach einem kurzen Telefonat mit Miss Ginga erhielt ich eine weitere E-Mail von ihr. Sie versprach mir eine exklusive Berichterstattung über die Hochzeit, dies jedoch unter der Maßgabe, dass ihr Bruder die Fotos für den Exklusivbericht machen würde.« »Na, das ist ja interessant«, erwiderte Midori, als Kenji ihr zwei Ausdrucke der angesprochenen E-Mails rüberschob. »Ich werde mich nachher natürlich sofort an den Widerruf und eine Richtigstellung der Angelegenheit setzen. Bitte richten Sie Ihrem Sohn aus, dass ich diesen Irrtum zutiefst bedauere und hoffe, dass dieser Artikel für niemanden Schwierigkeiten nach sich zieht.« »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie nichts zu befürchten haben. An dieser Stelle danke ich Ihnen für das angenehme Gespräch, ihre schnelle Einsicht und die problemlose Behebung dieser Unannehmlichkeit.« * Zu späterer Stunde bat Kenji Usagi in sein Arbeitszimmer, während Midori und Ikuko im Wohnzimmer beisammen saßen und sich über ihre Kinder austauschten. Abwartend blickte die Blondine zu ihrem Vater, der hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte. Es herrschte hier das blanke Chaos, denn es türmten sich stapelweise Unterlagen, Aktenordner und Bücher darauf und auch auf dem Sideboard daneben. Hier wurde ganz klar deutlich, vom wem Usagi ihre chaotische Veranlagung geerbt hatte und sie musste grinsen, als ihr Vater fluchend mehrere Stapel durchwühlt hatte, ehe er das Gesuchte endlich fand. »Usagi...« Kurz räusperte Kenji sich und schob seine Brille zurecht. »Ich weiß, dass ich in letzter Zeit ein wenig streng zu dir war, du musst aber wissen, dass ich nur das Beste für dich wollte und daher darauf gedrängt habe, dass du dir endlich einen Job suchst.« »Ich weiß doch, Papa«, schmunzelte Usagi. »Ich bin sehr stolz auf dich!«, platzte es nun aus Kenji heraus, während er Usagi eine kleine Mappe hinhielt. »Daher haben deine Mutter und ich beschlossen, dass wir dir das Sparbuch, was wir zu deiner Geburt für dich eingerichtet haben, heute schon aushändigen.« Usagi warf einen Blick hinein und wäre fast vom Stuhl gefallen, als sie die Summe las. »Oh, mein Gott, ist das euer Ernst? Aber... Aber... Oh, Papa!« Völlig überwältigt lief sie um den Schreibtisch herum und warf sich ihrem Vater in die Arme. »Falls du vorhast, deinen Führerschein zu machen oder doch noch in eine eigene Wohnung ziehen willst, kannst du jederzeit über das Geld verfügen.« * »Darf ich Ihnen vielleicht noch einen Sake anbieten, meine Liebe?«, fragte Ikuko an Midori gewandt, während die beiden Frauen das Album mit Kinderfotos von Usagi durchblätterten. »Sehr gern. Vielen Dank!«, erwiderte diese und blieb im nächsten Augenblick bei einem der Fotos hängen. Darauf lächelte ein kleines Mädchen mit goldenen, zu zwei Zöpfen gebundenen Locken direkt in die Kamera und hielt dabei einen Strauß roter Rosen in der Hand. Das konnte nicht sein... War sie das wirklich? War es Usagi gewesen, die ihrem sechsjährigen Sohn damals zum Trost eine rote Rose geschenkt hatte, als er völlig aufgelöst und weinend im Krankenhaus gesessen hatte, nachdem sein Vater gestorben war? War es tatsächlich möglich, dass sich ihre Wege nach all der Zeit erneut kreuzten? Midori erinnerte sich, dass auch Yukiko schon von Schicksal gesprochen hatte... »Sagen Sie, Ikuko, an welchem Datum wurde dieses Foto aufgenommen?« »Am 4. August. An diesem Tag kam mein Sohn Shingo zur Welt und Usagi war ganz aufgeregt, weil sie ihren Bruder endlich willkommen heißen konnte. Sie hatte den Strauß roter Rosen sogar selbst ausgesucht, bevor sie uns mit Kenji im Krankenhaus besuchen kam.« Ikuko lächelte bei der Erinnerung daran. »Das kleine Mädchen mit den Rosen«, murmelte Midori gedankenverloren und blickte starr auf das Foto. »Stimmt etwas nicht, Midori?«, fragte Ikuko irritiert. »Mein Mann ist am 3. August bei einem Autounfall ums Leben gekommen.« »Oh, das tut mir so unsagbar leid!« »Mamoru hatte wohl einen Schutzengel an diesem Tag. Er hatte lediglich ein paar Schnitt- und Schürfwunden sowie eine leichte Gehirnerschütterung.« »Er saß mit im Auto? Oh, Gott, das ist ja schrecklich...« »Ja, die beiden wollten mich von der Arbeit abholen und einen Familienausflug machen.« Midori atmete tief durch, um sich wieder zu sammeln. »Die Ärzte haben noch alles versucht, meinen Mann zu retten, aber leider waren seine Verletzungen zu schwerwiegend. Als man mir die Nachricht überbrachte, muss Mamoru, unbemerkt von mir, alles mit angehört haben. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass für einen Sechsjährigen eine Welt zusammenbricht.« »Der arme Junge«, murmelte Ikuko betroffen, überlegte dabei aber noch immer, was Usagi damit zu tun hatte. Die Antwort darauf erhielt sie prompt: »Er hatte sich in Tränen aufgelöst auf sein Krankenhauszimmer zurückgezogen. Als ich kurz darauf zu ihm wollte, sah ich ein kleines Mädchen mit einem Strauß Rosen zu ihm ins Zimmer gehen und ich vermute, dass es damals Usagi war. Von der Tür aus konnte ich alles beobachten und es zerriss mir fast das Herz, meinen kleinen Mamoru wie ein Häufchen Elend auf dem Bett sitzen zu sehen. Irgendwie hat es Usagi aber geschafft, ihn ein wenig aufzumuntern...« * Years ago * »Du darfst nicht mehr weinen«, sagte das kleine blonde Mädchen, als sie näher an das Bett des weinenden Jungen getreten war und ihm tröstend eine Hand auf den Arm gelegt hatte. »Aber mein Papa hat mich heute für immer verlassen«, antwortete er schluchzend. »Für mich ist heute so ein schöner Tag...« Das kleine Mädchen legte ihren Kopf auf das Knie des Jungen und blickte mit ihren großen blauen Kulleraugen zu dem Jungen auf. »Ich hab nämlich einen kleinen Bruder bekommen, weißt du? Meine Mama ist deswegen hier im Krankenhaus. Die Blumen habe ich ihr als Geschenk mitgebracht...« Vorsichtig zog sie eine rote Rose aus dem Strauß und hielt sie dem Jungen hin. »Hier! Die ist für dich.« »Vielen Dank!«, antwortet der kleine Junge überrascht und nahm die Rose zaghaft lächelnd an sich. "Trost ist eine Gabe des Herzens." (Unbekannt) »Ja, Usagi war schon als kleines Kind sehr aufgeschlossen und zog mit ihrer fröhlichen und herzlichen Art jeden in ihren Bann. Und sie konnte niemanden traurig sehen und wollte immer gleich trösten. Ich denke daher, dass es zu ihrer Erzählung passt«, entgegnete Ikuko und blätterte einer Seite des Fotoalbums weiter, wo Usagi ihren kleinen Bruder gerade auf dem Arm hielt und stolz wie Bolle in die Kamera lächelte. »Sie hat es damals geschafft, dass Mamoru besser mit seiner Trauer um den Verlust seines Vaters umgehen konnte. Und jetzt, wo ich weiß, dass sie es war, bin ich ihr nur noch mehr dankbar und es erfüllt mich mit Glück, dass sie erneut in unser Leben getreten ist.« * Es war bereits weit nach 23:00 Uhr, als Usagi von Schlaflosigkeit geplagt, durch das dunkle Haus zur Küche lief. Den ganzen Abend hatte nur ein Gedanke vorgeherrscht. Der Gedanke an Mamoru. Stundenlang hatte sie auf ihrem Bett gelegen und zur Decke gestarrt, während sie die Erlebnisse der letzten Tage noch einmal Revue passieren ließ. Soviel war in den wenigen Tagen passiert. Soviel, was ihr ganzes, bisher ruhiges Leben auf den Kopf gestellt hatte. Überrascht blickte sie von dem dunklen Fußboden auf, als sich die Eingangstür öffnete und das Licht im Eingangsbereich eingeschaltet wurde. Völlig erschöpft und zerzaust erschien Mamoru und es versetzte Usagi augenblicklich einen Stich im Herzen. Er kam jetzt erst von Natsumi wieder? Sie erstarrte, als er sie schlussendlich bemerkte und genauso überrascht zu sein schien, wie sie selbst. »Usagi? Du bist noch auf?«, fragte er stirnrunzelnd und versuchte dabei, seine zerzausten Haare zu bändigen sowie sein völlig zerknittertes Hemd glatt zustreichen. Unfähig etwas zu sagen, starrte Usagi ihn sekundenlang an. Er war bei Natsumi gewesen. Bei seiner Verlobten. Natürlich hatte auch er seine Bedürfnisse, das war ihr klar. Aber musste er ausgerechnet jetzt nach Hause kommen? Mussten sie sich ausgerechnet jetzt über den Weg laufen, während er aussah, als hätte er eine wilde und leidenschaftliche Nacht hinter sich? Als hätten sie sich hemmungslos geliebt... Die ersten Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln. Midori hatte recht. Sie musste sich von ihm fernhalten. Nicht nur, weil Natsumi ihr sonst das Leben zur Hölle machen würde, sondern auch, um selbst wieder zur Ruhe kommen. Denn jede Begegnung mit ihm wühlte sie nur noch ein Stück mehr auf. Und wie lange würde ihr Herz das ertragen können? Wie viel Sehnsucht und Schmerz würde es ertragen können? Einen Entschluss fassend, machte sie auf dem Absatz kehrt und blickte auch nicht zurück, als sie Mamoru mehrfach ihren Namen rufen hörte. Kapitel 21: Liebe hält die Zeit an und lässt die Ewigkeit beginnen ------------------------------------------------------------------ »Usagiiii...« »Bitte, warte doch...«   Mehrfach rief Mamoru ihren Namen. Bat sie, stehen zu bleiben. Hoffte, sie würde doch noch einmal stehen bleiben, nachdem sie sich plötzlich umgedreht hatte und losgelaufen war. Doch sie hatte nicht mehr zurückgeblickt; hatte ihm keine Gelegenheit gegeben, etwas sagen zu können. Sie war vor ihm davon gelaufen und er war sich sicher gewesen, Tränen in ihren Augen glänzen gesehen zu haben, als sie sich so abrupt umgedreht hatte.   Doch was hatte das zu bedeuten? Warum lief sie völlig aufgelöst vor ihm weg? Hatte es sie etwa doch gekränkt, dass er das Abendessen mit ihr und ihren Eltern absagen musste? Wenn dies wirklich so wäre...........   Kurz wägte er ab, ob er ihr folgen und sich entschuldigen sollte, entschied sich aber nach einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr dagegen. Es war bereits spät und er konnte auch noch am nächsten Tag das Gespräch mit Usagi suchen.   Vielleicht hatte sie auch ganz andere Beweggründe...   *   Am nächsten Morgen saß Usagi bereits mit Yukiko und Midori am Frühstückstisch, als Mamoru in der Tür erschien und freundlich in die Runde lächelte. »Guten Morgen«, sagte er und nahm neben Midori und gegenüber von Usagi Platz. »Guten Morgen, mein Sohn, hast du gut geschlafen?« »Durchaus. Jedenfalls soweit, wie es die Umstände erlaubt haben«, antwortete Mamoru seiner Mutter und ließ sich von Noguchi die Tasse mit heiß dampfenden Kaffee vollmachen. Frisch gemahlene Kaffeebohnen. Kraftvoll und aromatisch. Kurz sog er den köstlichen Duft ein, ehe er die Tasse an seine Lippen führte. Über den Rand der Tasse blickte er dabei zu Usagi hinüber, die, seitdem er den Raum betreten hatte, starr auf den vor sich stehenden Teller mit Pancakes blickte und mit der Gabel lustlos darauf herumstocherte. Wieder vermied sie jeden Blickkontakt. Ignorierte ihn regelrecht, was ihn so sehr wurmte, dass er die Stirn in Falten legte. »Du bist erst recht spät nach Hause gekommen, hab ich recht? Hatten du und Natsumi denn einen schönen Abend?«, fragte Midori und blickte ebenfalls zu Usagi, die auf ihrem Stuhl immer kleiner zu werden schien. Die nächtliche Szene zwischen der jungen Frau und ihrem Sohn war ihr nicht entgangen, nachdem sie zu dieser späten Stunde gerade aus dem Badezimmer gekommen war und Stimmen gehört hatte. Natürlich tat es ihr leid, dass Usagi anscheinend doch sehr unter ihrer Zuneigung zu Mamoru litt, aber die Verhältnisse waren im Moment nun einmal klar bestimmt und das wusste sie. Der Schwarzhaarige räusperte sich kurz. »Der Abend war ... nun ja, er verlief anders als geplant. Wir sind nicht lange im Restaurant geblieben.« Usagi erstarrte. Das war nicht sein Ernst? Er würde jetzt nicht erzählen, dass sie sofort zu Natsumi nach Hause wären, um......................... - ,Nein! Bitte den Gedanken nicht zu Ende denken, Usagi.‘, schallte sie sich gedanklich selbst. Es war doch so oder so schon Qual genug, Gefühle für jemanden zu haben, der unerreichbar war und diese womöglich auch nie mit der Intensität erwidern würde, wie sie sie hegte. »Ich hoffe, dir ist etwas anderes dazwischen gekommen!?«, schaltete sich nun Yukiko ein, die wiederum Usagi beruhigend die Hand tätschelte. »Das ist es wirklich!«, antwortete er sofort und stieß unter dem Tisch mit der Schuhspitze gegen Usagis Schuh. Er wollte, dass sie aufblickte und ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte. Er wollte, dass sie begriff, dass es letzte Nacht alles ein Missverständnis war. Dass sie sich in ihm getäuscht hatte. »Der Kellner nahm gerade unsere Bestellungen entgegen, als mein Handy klingelte und ich zu einem dringenden Notfall ins Krankenhaus gerufen wurde, nachdem am Abend mehrere Fahrzeuge in einen schweren Auffahrunfall verwickelt waren«, fuhr er fort und nahm dabei zur Kenntnis, dass Usagi tatsächlich von ihrem Teller aufgeblickt hatte. Na, also!   Ihre Augen weiteten sich, als sie die Erkenntnis traf, sich letzte Nacht geirrt zu haben. Er sah es ihr an, als er ihr geradewegs ins Gesicht blickte. Der erste Eindruck war halt nicht immer der Richtige.... Zu seinem Bedauern unterbrach sie schon im nächsten Moment den Blickkontakt und senkte beschämt den Kopf. Und so nahm er sich vor, sie in einem günstigen und ruhigen Moment abzupassen und mir ihr zu reden. »Bitte entschuldigt mich, ich habe noch dringende Termine«, erwiderte er, trank den letzten Schluck seines Kaffees und erhob sich. Als er im Begriff war, sich umzudrehen, trafen sich noch einmal Usagis und sein Blick. Stirnrunzelnd blickte sie zu ihm auf, sodass er sich entschloss, noch etwas anzumerken. Ob Usagi es verstand? Er würde es beizeiten erfahren... »Wenn etwas ist, ich bin jederzeit auf dem Handy erreichbar!«   10 Minuten später erhob sich Midori ebenfalls. »So, ich werde mich dann jetzt ebenfalls auf den Weg in mein Büro machen. Ich wünsche euch einen schönen Vormittag. Ach, und Usagi? Vergiss nicht, dass Saphir um 13:00 Uhr zum Tanzunterricht erscheint.«   Usagi nickte zur Bestätigung und machte innerlich schon drei Kreuze, dass sie danach zum Glück keine weiteren Tanzstunden mit Saphir nehmen musste.   »Usagi, hast du Lust, mit mir einen Ausflug in die Stadt zu machen? Ich würde gerne ein wenig das schöne Wetter im Hibiya-kōen (der Hibiya-Park (jap. 日比谷公園 , Hibiya-kōen) ist ein öffentlicher Park und Stadtteil im Bezirk Chiyoda, Tokyo) genießen.« »Ja, sehr gerne. Das trifft sich sogar ganz gut, weil ich eh wegen einer Besorgung kurz in die Stadt wollte.« »Gut, dann lass uns doch direkt aufbrechen und den freien Vormittag nutzen, ehe Saphir kommt, um dich auf heute Abend vorzubereiten.« Seufzend schob Usagi Yukiko aus dem Esszimmer durch den Flur, hinüber in ihr Zimmer. »Oh, erinnere mich bitte nicht an heute Abend...« »Nanu, warum nicht, Liebes? Bist du etwa nervös? Dabei bin ich mir wirklich sicher, dass du den Abend genießen wirst. Außerdem lernt man dort so viele interessante Menschen kennen«, schwärmte Yukiko von der bevorstehenden Veranstaltung, während Usagi ihr beim Ankleiden der Jacke half. »Hm... Ganz ehrlich? Ja, ich bin wirklich furchtbar nervös...« »Das musst du nicht, mein Kind. Du wirst sehen, es ist keinesfalls so spießig und steif, wie du denkst und wie es bei solchen Anlässen oft den Anschein hat.«   Verhalten nickte Usagi. Yukiko hatte gut reden, immerhin war sie in diesen Verhältnissen aufgewachsen. Für sie war es jedoch eine völlig neue Erfahrung. Sie, als Normal-Bürgerliche inmitten von einflussreichen, wohlhabenden und prominenten Leuten... Allein der Gedanke daran schüchterte sie ein. Würde sie den Abend ohne Zwischenfälle und Peinlichkeiten überstehen können? Ohne in irgendein Fettnäpfchen zu treten? Bekanntermaßen legte man gerade in solchen Kreisen sehr viel Wert auf die korrekten Umgangsformen und Manieren.   *   Sie saßen bereits 5 Minuten im Auto, als Yukiko sich erneut an Usagi wandte: »Entschuldige meine Neugier, aber du hast vorhin von einer Besorgung gesprochen, die du in der Stadt machen möchtest...« »Oh, äh, ja! Ich habe Anfang der Woche in einem kleinen Juweliergeschäft eine Taschenuhr gesehen, in die ich mich auf Anhieb verliebt habe. Die Inhaberin war so nett und hat sie mir bis heute zurückgelegt.« »Das ist ja sehr aufmerksam von ihr. Und die Taschenuhr muss es dir ja sehr angetan haben«, schmunzelte Yukiko und blickte zur Seite, als der Fahrer die Tür öffnete, nachdem sie auf dem großen Parkplatz in der Nähe der Einkaufsstraße und des Hibiya-kōen gehalten hatten. »Ja, das hat sie tatsächlich. Kurz war ich sogar der Meinung, ich würde sie mit irgendetwas oder irgendwem aus der Vergangenheit verbinden...«, erwiderte Usagi, während sie ausstieg und zu Yukiko herum eilte, um ihr in den Rollstuhl zu helfen, den der Fahrer bereits aufgestellt hatte. »Du machst mich neugierig, Kind...« »Ich wüsste aber beim besten Willen nicht, womit oder mit wem. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich in meiner Kindheit solch eine Taschenuhr besessen habe.«   Die beiden Frauen standen bereits einige Minuten vor dem Juweliergeschäft und bestaunten die in der Auslage befindlichen Schmuckstücke, als die Inhaberin sie erblickte und freundlich lächelnd nach draußen trat: »Konnichiwa! Da sind Sie ja. Ich habe Sie bereits erwartet.« »Ah, konnichiwa!« Usagi trat hinter dem Rollstuhl von Yukiko vor und verbeugte sich höflich vor der Frau. »Kommen Sie, ich habe die Taschenuhr bereits für Sie beiseite gelegt, nachdem ich letztens einen weiteren Interessenten dafür hatte.« »Ein anderer Interessent? Oh, Gott, ich hoffe, ich habe die Taschenuhr niemanden weggeschnappt.« »Nein, nein, Miss, seien Sie unbesorgt! Es ist schon eine Weile her, dass ein junger Mann sein Interesse bekundet hatte. Da er sich aber über einen längeren Zeitraum nicht mehr gemeldet hat, war das Thema schnell für mich erledigt.« Die junge Frau nickte verstehend und atmete erleichtert auf. »Ein Glück, denn ich will wirklich niemanden etwas vor der Nase wegkaufen.« »Kommen Sie, ich habe das gute Stück schon auf dem Tresen liegen. Und wenn Sie möchten, packe ich es Ihnen auch direkt ein.« »Das ist sehr freundlich, vielen Dank!«, antwortete Usagi und schob den Rollstuhl von Yukiko hinter der Inhaberin des Juwelierladens hinein.   Die Taschenuhr lag leicht in Usagis Hand, als sie diese Yukiko stolz präsentierte: »Schau doch, Yukiko, ist sie nicht wundervoll?« »Das ist sie wirklich, meine Liebe. Aber schau doch mal, was ist das für eine Gravur auf der Rückseite?« Erstaunt drehte die Blondine die Uhr in ihrer Hand. »Oh, die ist mir noch gar nicht aufgefallen...«     "Liebe hält die Zeit an und lässt die Ewigkeit beginnen." (Chuck Spezzano)     Sofort wandte Usagi sich an die Inhaberin: »Wissen sie vielleicht, was dieser Spruch bedeutet und was es damit auf sich hat?« »Natürlich!«, antwortete diese lächelnd und begann mit der Erzählung:   ~ Es war einmal... ~   Viele Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung gab es auf dem irdischen Mond ein großes und mächtiges Königreich. Es wurde das Silberkönigreich genannt und von Königin Serenity und ihrer gleichnamigen Tochter Prinzessin Serenity in Frieden und Harmonie regiert. Unter ihrer Herrschaft gab es weder Neid noch Missgunst, von Gewaltverbrechen und Hass ganz zu schweigen.   Da das Mondvolk friedlich war, konnte Prinzessin Serenity als Thronerbin des Silberkönigreichs sorglos ihr Leben bei Hofe genießen - bis sie den Erdprinzen Endymion kennenlernte und sich in ihn verliebte.   Obwohl sie zwei unterschiedliche Positionen einnahmen und nicht zusammen sein durften, fanden sie dennoch zueinander, denn schon damals hegten sie dieselben Wünsche, hatten dieselben Kräfte und Pflichten bei Hofe. Vor allem aber empfanden sie das Gleiche. Fühlten etwas Tiefes und Inniges; wussten, dass ihre Liebe etwas Besonderes war.   Leider sahen nicht alle diese Verbindung mit wohlwollenden Augen. Viele waren der Meinung, dass die Königreiche der beiden Verliebten zu verschieden wären. Und so trafen sich Prinzessin Serenity und Prinz Endymion heimlich.   Es war eines der letzten Treffen vor dem Ausbruch des Krieges, der den Untergang des Mondkönigreichs bedeutete, als Prinz Endymion seiner Geliebten diese Taschenuhr schenkte und sie sich ewige Liebe schworen.   (Quellen: http://www.sailormoonpage.de/Sailormoon/staffel.htm & http://www.sailor-senshi.de/se.html)   _____________________ ☜♥ ☞ _____________________   Wie gebannt hatte Usagi der Frau gelauscht und seufzte, als diese geendet hatte. »Wow, was für eine tragische Liebesgeschichte.« Die Inhaberin nickte zustimmend, während sie die Taschenuhr in eine kleine Schatulle legte. »Ja, aber wenn man der Legende Glauben schenkt, so wurden der Prinz und die Prinzessin hier auf Erden wiedergeboren. Und wer weiß, vielleicht haben sie bereits wieder zueinander gefunden.« Usagi lächelte. »Ich hoffe, Sie haben recht und die Beiden haben sich in dieser Zeit noch einmal gefunden.« »In solchen Legenden und Mythen steckt ganz oft ein Funken Wahrheit, mein Kind«, erwiderte Yukiko wissend und ebenfalls lächelnd.   Nachdem Usagi die Taschenuhr bezahlt und sie sich tausendfach bei der Inhaberin des Juweliergeschäfts bedankt hatte, weil sie so freundlich war, ihr diese zurückzulegen, machte sie sich mit Yukiko auf den Weg durch die Stadt, hinüber zum Park. Kurz vor dem Eingang rief jemand Usagis Namen. Neugierig dreht sie sich nach allen Richtungen, bevor sie ihre Mutter mit vollen Einkaufstüten in der Bushaltestelle vor dem Park stehen sah. Mit einem Lächeln im Gesicht schob sie Yukiko im Rollstuhl hinüber, ehe sie von ihrer Mutter in eine herzliche Umarmung gezogen wurde.   »Das ist ja eine Überraschung«, erwiderte Ikuko und verbeugte sich vor Yukiko. »Hallo, ich bin Usagis Mutter. Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, nachdem ich gestern schon das Vergnügen hatte, Ihre Tochter bei uns zum Abendessen begrüßen zu dürfen.« »Es ist mir ebenfalls eine Freude, Mrs Tsukino.« Während die beiden Frauen kurz plauschten und erneut über Usagi und ihren Job bei den Chibas sprachen, kramte die Blondine nach ihrem Handy. Seit Stunden rang sie mit sich, Mamoru einfach eine SMS zu schreiben und sich für ihre überstürzte Flucht zu entschuldigen. Immerhin hatte sie ihm bisher keine Chance gegeben, das Missverständnis der letzten Nacht aus der Welt zu schaffen. Doch sie schämte sich für ihr Verhalten und sie war bereits heute Morgen am Frühstückstisch am liebsten im Erdboden versunken. Und doch juckte es ihr nach wie vor in den Fingern, ihm zu schreiben, nachdem er beim Gehen angemerkt hatte, dass er jederzeit auf dem Handy erreichbar wäre und sie dabei direkt angeschaut hatte. Daraus schloss sie, dass der Wink mit dem Zahnpfahl ihr gegolten hatte. Der bremsende Bus und Ikukos Verabschiedung von Yukiko rissen Usagi aus ihren Gedanken. Lächelnd breitete sie die Arme aus und umarmte ihre Mutter fest, die beinahe wehmütig seufzte, so als würde ein längerfristiger Abschied anstehen.   »Ach, Mama, wir sehen uns doch regelmäßig und telefonieren fast täglich.« »Ja, aber es ist dennoch nicht dasselbe, als würde ich dich zu Hause um mich herum haben.« »Ich verspreche hiermit hoch und heilig, mich regelmäßig zu melden und Zuhause vorbei zu schauen. Ich hab dich lieb, Mama!«, rief Usagi, als Ikuko gerade in den Bus stieg und noch einmal hinüber winkte.   »Deine Mutter ist ei ne sehr nette Frau. Und jetzt weiß ich auch, wo du deine liebe und herzliche Art her hast«, plauderte Yukiko drauf los, als sie durch das große Tor des Hibiya-kōen (https://www.youtube.com/watch?v=U3Gn_uQyFwk) liefen. »Ja, aber manchmal kann sie auch ganz schön anstrengend sein«, erwiderte Usagi schmunzelnd, während sie Yukiko unter den mit Ranken überwucherten Holzbögen durchschob. »Weißt du, dass es Zeiten gab, wo auch Mamoru so von seiner Mutter gesprochen hat?« Verblüfft blickte Usagi auf Yukiko hinunter. »Wirklich?« »Ja, es war nicht immer leicht. Ich denke, das hat auch viel damit zu tun, dass Mamoru ohne seinen Vater aufwachsen musste. Und da Midori mitunter im Familienbetrieb sehr eingespannt war und den kleinen Kerl dann auch noch allein großziehen musste, kam es, gerade als Mamoru zu einem jungen Mann heranwuchs, immer wieder zu Differenzen zwischen den Beiden.« »Hmm, bisher hatte ich eigentlich den Eindruck, dass es sehr harmonisch zwischen den Beiden ist.« »Oh, mittlerweile ist es das auch wieder, mein Kind«, antwortete Yukiko lächelnd.   Nach einem ausgiebigen Spaziergang quer durch den Park, schob Usagi Yukiko langsam Richtung Ausgang. Es war Zeit den Heimweg anzutreten, um nicht zu spät zur Tanzstunde mit Saphir zu kommen, denn nichts hasste sie unterdessen mehr, als zu Terminen und Verabredungen zu spät zu kommen. Diese Unart, die ihr schon in ihrer Schulzeit den ein oder anderen Ärger und regelmäßiges Nachsitzen eingebracht hatte, hatte sie in ihrer Ausbildungszeit so gut es ging abgelegt. Und so schob sie Yukiko schnellen Schrittes hinüber zum Parkplatz, wo der Chauffeur bereits an der hinteren geöffneten Tür der schwarzen Limousine auf sie wartete.   Als sie gute zwanzig Minuten später ins Anwesen zurückkehrten, wurden sie direkt am Eingang von Noguchi empfangen.   »Oh, ich glaube, wir werden schon dringend erwartet«, mutmaßte Usagi und schob Yukikos Rollstuhl die Rampe empor, während Noguchi ihnen bereits entgegen lief, um ihr zu helfen. »Miss Tsukino, Mister Black hat sich soeben telefonisch entschuldigen lassen. Ihm ist leider etwas dazwischen gekommen, sodass er es nicht pünktlich zu Ihrem Tanztraining schafft.« Usagi stutzte kurz. »Oh! Das heißt, das Tanztraining fällt aus?« »Nein, keineswegs, Miss. Er wird sich nur um eine viertel Stunde verspäten«, antwortete der ältere Mann und hielt den Beiden die große Eingangstür auf. »Hm, gut, dann habe ich wenigstens noch etwas Zeit meine Wäsche zu waschen.« »Aber Usagi, dafür haben wir doch unseren verehrten Noguchi«, erwiderte Yukiko, und Noguchi nickte ihr ebenfalls kurz zu: »Selbstverständlich! Sie können mir ihre Wäsche gern hinstellen, ich kümmere mich dann darum, Miss Tsukino.« »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Noguchi, aber wenn es niemanden etwas ausmacht, würde ich meine Wäsche gern weiterhin selbst waschen.«   Nachdem Noguchi ihr die Hauswirtschaftsräume gezeigt und die Bedienung der Waschmaschinen erklärt hatte, machte sich Usagi an das Sortieren ihrer Schmutzwäsche. Schnell hatte sich zwei kleine Berge mit dunkler Wäsche sowie Unterwäsche und Socken gebildet. Und noch während sie die Taschen ihrer Hosen durchsuchte, fiel ihr ein kleines Kärtchen direkt vor die Füße. Motokis Visitenkarte. Schon längst hatte sie diese vergessen und wunderte sich über sich selbst. Das war gar nicht ihre Art. Sie mochte es eigentlich, neue Bekanntschaften zu machen und mehr über diese zu erfahren. Mitunter entwickelten sich auch Freundschaften, bei denen sich Usagi sicher war, dass sie nie vergehen würden. Freundschaften mit besonderen Menschen, die sie liebevoll als ihre Herzensmenschen bezeichnete.   Nachdem sie Motokis Visitenkarte aufgehoben und mehrfach in ihrer Hand hin und her gedreht hatte, während sie sich den sympathischen jungen Mann noch einmal ins Gedächtnis rief, entschied sie sich, ihm, sobald sie wieder in ihrem Zimmer war, zu schreiben.   Leise vor sich hin summend manövrierte sie den ersten kleinen Haufen mit ihrer Schmutzwäsche in die geöffnete Luke, griff wahllos nach einer der vielen verschiedenen Weichspüler und atmete mit geschlossenen Augen den unvergleichlichen Duft ein, nachdem sie die Flasche geöffnet hatte. Mamoru. Es war ganz unverkennbar Mamorus Weichspüler, der so herrlich nach Rosen duftete. Schmerzlich wurde ihr erneut ihre Situation bewusst. Ja, sie hegte Gefühle für ihn, doch sie würden wohl auf ewig unerwidert sein und so verbot sie sich nunmehr strikt, weiter seine Nähe und Aufmerksamkeit zu suchen. Es war einfach besser für alle Beteiligten, vor allem aber für ihren eigenen Seelenfrieden. Schon viel zu sehr hatte sie ihn in ihr Herz gelassen und das, obwohl sie von Anfang an wusste, dass sie mit dem Feuer spielte. Aber das würde nun ein Ende haben. Jawohl, so wahr sie Usagi Tsukino hieß! Sollte Mamoru doch mit seiner Natsumi glücklich werden.   *   Ihr Handy blinkte wie wild, als sie zurück auf ihr Zimmer kam. Eine ungelesene SMS. Neugierig öffnete sie den Eingang und lächelte, als sie den Absender der SMS sah.   Absender: Naru Empfänger: Usagi Zeit: 12:33 Uhr Hallo, Usa, meld dich doch bitte bei mir, sobald du Zeit findest. Ich habe wichtige Neuigkeiten, die ich dir dringend erzählen muss. Naru   Ungewöhnlich ... was es wohl so dringendes bei Naru gab?   Leider blieb ihr keine Zeit, ihre beste Freundin anzurufen, da diese Telefonate meist nicht unter einer Stunde endeten. Der Anruf musste also bis morgen warten, denn nach der Tanzstunde mit Saphir wartete bereits Tokios angesagte Visagistin Nehelenia und im Anschluss die Schneiderin Sērā Gyarakushia mit dem Ballkleid auf sie.   Schnell tippte sie zwei SMS in ihr Handy:   Absender: Usagi Empfänger: Naru Zeit: 12:53 Uhr Hallo, Naru, ich schaffe es heute leider nicht. Lass uns morgen in Ruhe telefonieren, ok? :* Deine Usagi   Absender: Usagi Empfänger: Motoki Zeit: 12:55 Uhr Hallo Motoki, hier ist Usagi. Ich würde deine Einladung zum Kaffee im Crown gern annehmen. LG   Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie an Motokis offensichtliches Interesse dachte. Und schlecht sah er ja auch nicht aus. Blond, sanfte braune Augen, ein sympathisches Lächeln, groß gewachsen und gut gebaut. Ihr Interesse war jedenfalls geweckt und sie war gespannt auf seine Antwort. Vielleicht würde sie ihn ja schneller wiedersehen, als sie dachte.   Das Klopfen an der Tür ließ sie aufblicken. Von draußen erklang Noguchis tiefe Stimme, nachdem sie ihre Anwesenheit mit einem 'Ja' bestätigt und die Tür geöffnet hatte.   »Miss Tsukino? Mister Black ist soeben zusammen mit Mister Chiba eingetroffen.« »Ähm, sagen Sie Mister Black bitte, dass ich sofort bei ihm bin.« »Natürlich, Miss.« »Ach, und Noguchi? Sagen Sie, ist Mister Chiba noch bei ihm?« »Das ist gut möglich, aber mit Gewissheit kann ich Ihnen das nicht sagen.« »Alles klar. Danke!«, murmelte Usagi und schloss die Tür wieder, nachdem der Bedienstete sich höflich verneigt und wieder den Flur zurück gegangen war.   Was sollte sie nur machen? Immerhin hatte sie sich nicht mehr bei Mamoru gemeldet, obwohl seine letzten Worte beim Frühstück ganz bestimmt ihr gegolten hatten. Sicher war er jetzt erst recht wütend auf sie, nachdem sie in dieser missverständlichen Situation letzte Nacht einfach geflüchtet war und ihm partout keine Gelegenheit gab, mit ihr zu reden und die Sache aus der Welt zu schaffen.   Das immer stärker werdende mulmige Gefühl ließ sie an der Tür innehalten und die Türklinke krampfhaft umklammern. Sie wusste, dass sie Mamoru gleich gegenüber stehen würde. Dass sie ihm in die Augen blicken und seinen vorwurfsvollen Blick ertragen musste. Aber sie war ja selbst schuld daran. Warum hatte sie sich auch nicht bei ihm gemeldet?   Die bevorstehende Tanzstunde mit Saphir machte die Situation gerade nicht besser. Mit seinen kalten und emotionslosen Augen und seiner düsteren Aura machte er ihr schlichtweg Angst. Und auch die letzten Minuten der gestrigen Tanzstunde waren noch so präsent, dass sie am liebsten alles gecancelt hätte. Doch dann würde sie Yukiko enttäuschen und das widerstrebte ihr. Nein, sie wollte, dass Yukiko auf der Gala einen schönen und unterhaltsamen Abend genoss und dazu sollte sie an ihrer Seite sein. Immerhin war es ihr ausdrücklicher Wunsch gewesen, dass sie dran teilnahm.   Das Handy vibrierte leise auf der Kommode, als sie noch immer unschlüssig in ihrem Zimmer an der Tür stand. Hastig griff sie nach ihrem Handy, das mit dem stetig blinkenden Licht den Eingang einer SMS signalisierte. Ein zaghaftes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie den Absender sah. Motoki... Kapitel 22: Love is the answer, it's written on Angel's wings ------------------------------------------------------------- Leise vibrierte das Handy auf der Kommode, als Usagi noch immer ein wenig zögernd in ihrem Zimmer an der Tür stand und es war für sie perfekte Gelegenheit, das Zusammentreffen mit Saphir und womöglich auch mit Mamoru noch einen Augenblick hinauszuzögern. Neugierig griff sie nach ihrem Handy, das mit dem stetig blinkenden Licht den Eingang einer SMS signalisierte. Ein zaghaftes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie den Absender sah. Motoki... Absender: Motoki Empfänger: Usagi Zeit: 13:12 Uhr Hallo Usagi, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich gerade darüber freue, von dir zu lesen. Wie passt es dir denn zeitlich? Usagi seufzte. Wenn es nach ihr ginge, dann hätte sie dem jungen Mann sofort zugesagt und wäre bereits auf direktem Weg zu ihm ins Crown. Sicherlich auch irgendwo flüchtend, denn auf die Tanzstunde mit diesem ominösen Tanzlehrer; der ihr nach wie vor eine Heiden Angst machte; konnte sie noch immer gut und gerne verzichten. 'Wäre da nicht Yukiko', dachte sie und schüttelte resignierend den Kopf. Um keinen Preis der Welt wollte sie Yukiko heute Abend auf der Gala enttäuschen. Denn das würde sie ohne Zweifel, wenn sie die letzte Tanzstunde nicht wahrnehmen würde. Und obwohl sie bereits die Grundschritte des einfachen Walzers kannte und ihn auch schon einigermaßen tanzen konnte, so hatte sie selbst noch immer das Gefühl, als würde sie eher wie ein Elefant über das Parkett fliegen und stolpern, statt wie eine Elfe darüber zu schweben und sich gänzlich von ihrem Tanzpartner führen zu lassen. * Noch einmal tief durchatmend, betätigte sie die Türklinke und ging mit einem flauen Gefühl im Magen und schweißnassen Händen in die Eingangshalle. Noch bevor sie sie sah, konnte sie auch schon die Stimmen von Mamoru und Saphir hören. Am liebsten wäre sie auf der Stelle wieder umgekehrt und schnurstracks zurück zu ihrem Zimmer, aber wie hätte sie das erklären sollen? Als Usagi um die Ecke trat, unterhielten sich die beiden jungen Männer gerade über die bevorstehende Gala. Sofort fiel ihr Blick auf Mamoru, der sie ebenfalls direkt erblickt hatte. Kurz blieb sie stehen und starrte mit klopfendem Herzen zu ihm. Er sah einfach anbetungswürdig aus in seinem dunkelblauen Anzug und dem weißen Hemd, bei dem er den obersten Knopf geöffnet hatte, während er seine schwarze Krawatte zusammengerollt in der linken Hand hielt. Ihr entging nicht, wie sein Kiefer aufeinander malte. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er tatsächlich sauer war, weil sie sich nicht bei ihm gemeldet hatte. Oje, das hatte sie doch aber nicht gewollt. Nein, seinen Unmut hatte sie keineswegs auf sich ziehen wollen... Unterdessen hatte auch Saphir sie entdeckt. Ohne weiter auf Mamoru zu achten, grinste er sie selbstgefällig an. Selbst die Blicke, die Usagi sich in diesem Augenblick mit Mamoru zuwarf, schienen ihn nicht davon abzuhalten, direkt auf sie zuzugehen, um sie zu begrüßen. Und noch ehe Saphir etwas zu ihr sagte, unterbrach Mamoru den Blickkontakt und wandte sich wortlos ab. Den kleinen Stich, den es ihr im Herzen versetzte, konnte sie kaum ignorieren, doch Saphir forderte sofort ihre ganze Aufmerksamkeit, als er mehrfach direkt vor ihrem Gesicht mit den Fingern schnipste. »Usagi? Hallo?« Irritiert blickte sie zu ihm und biss sich kurz auf die Lippe, um sich wieder zu fangen. »Hm, hallo Saphir. Können wir? Ich habe nachher noch einige Termine...« * Die Tanzstunde verlief zu Usagis Erstaunen relativ gut und ohne Zwischenfälle. Jedoch hatte auch keiner von ihnen auch nur ein Wort über den gestrigen Zwischenfall verloren. Und sie musste sich tatsächlich eingestehen, dass Saphir ein wahrlich guter und geduldiger Tanzlehrer war. Mehrfach beruhigte er sie, wenn sie sich mal wieder maßlos über sich selbst ärgerte, weil ihr eine Drehung oder ein Tanzschritt nicht gelang. Immer wieder beschwichtigte er sie, sobald sie sich mehrfach entschuldigte, weil sie ihm mal wieder auf den Fuß getreten war. Er war schlichtweg die Ruhe selbst und motivierte sie immer wieder, nicht aufzugeben und weiterzumachen. Am Ende ihrer zweiten und letzten Tanzstunde blickte er auf Usagi hinab und nickte zufrieden: »Ich wusste, dass du es hinbekommst.« »Vielen Dank, Saphir. Für die Tanzstunden, als auch für deine Geduld mit mir. Du hast es tatsächlich geschafft, dass ich mich nicht mehr ganz so sehr wie ein ungeschicktes Trampeltier beim Tanzen vorkomme«, erwiderte Usagi und ging hinüber zum Klavier, neben dem sie sich auf das Fensterbrett eine Flasche Mineralwasser gestellt hatte. Ihr Blick fiel dabei erneut auf das eingerahmte Foto, das Mamoru und seinen Vater zeigte. Das Gefühl, dass sie dabei überkam, war kaum zu beschreiben, jetzt wo sie wusste, dass Mamoru sauer war. Könnte sie es über sich bringen, ihrerseits auf ihn zuzugehen? Ungern wollte sie diese Situation so belassen. Als sie wieder aufblickte, stand Saphir plötzlich vor ihr und schaute sie mit schiefgelegtem Kopf an. »Weißt du Usagi, ich habe nach gestern noch einmal über dich nachgedacht...« Sofort stutzte sie. So wie er sie anblickte, verhieß das nichts Gutes. Nein, das tat es ganz und gar nicht. »Was willst du mir damit sagen?«, fragte sie unsicher und rückte einen winzigen Schritt vor ihm zurück. »Das ich mir ziemlich sicher bin, dass wir uns irgendwoher kennen. Nur fällt mir leider noch immer nicht ein woher, aber vielleicht magst du mir da ein wenig auf die Sprünge helfen, hm?«, fragte er kühl, während er sich ihr immer weiter näherte. »Ich weiß nicht, was du meinst. Wir kennen uns doch erst seit gestern!«, erwiderte Usagi voller Unbehagen und wich automatisch wieder ein paar Schritte vor ihm zurück. Panik erfasste sie, als sie den jungen Tanzlehrer immer weiter auf sich zu kommen sah und er schlussendlich unmittelbar vor ihr stehen blieb. Ihr ganzer Körper zitterte, als er nach einer ihrer Haarsträhnen griff und sie um seinen Zeigefinger wickelte. »Ach Usagi, hast du noch nie etwas von Wiedergeburt gehört? Glaubst du nicht daran, dass man sich auf einem früheren Leben kennen könnte?« Der Kloß in ihrem Hals wurde immer größer. Er machte ihr Angst. Furchtbare Angst und sie ahnte, dass er es wusste. Dass er ihr bewusst so Nahe kam, um sie einzuschüchtern und um sich an ihrer Angst zu nähren. »Saphir, bitte! Was soll das hier? Glaubst du allen Ernstes, du kannst mir Angst machen mit irgendwelchen Weissagungen, die noch nicht einmal Hand und Fuß haben?« »Ich weiß, dass du Angst hast. Ich kann es riechen«, antwortete er ruhig und roch demonstrativ an ihren Haaren. »Ich glaube, du solltest jetzt gehen, oder...« »Oder was? Soweit ich es vorhin mitbekommen habe, ist Mamoru nicht gut auf dich zu sprechen. Wenn du also auf seine Hilfe gehofft hast, dann hast du dich wohl getäuscht.« »Und du scheinst dich in mir zu täuschen. Glaubst du, ich könnte mich nicht verteidigen?« Die Blondine blickte ihm fest in die Augen und obwohl sie innerlich vor Angst bebte, holte sie aus. Ihr Knie landete ohne Umschweife und mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, zwischen seinen Beinen. Voll auf die Zwölf. Und es war in diesem Augenblick die pure Genugtuung, als sie sein schmerzverzerrtes Gesicht sah. Keuchend ging er in die Knie und Usagi wollte den Moment nutzen und an ihm vorbeikommen. Doch sie hatte sich verschätzt. Sofort schnellte seine Hand hervor und packte sie. Fluchend zerrte er sie zurück und ließ sie taumeln. Ächzend stieß sie gegen ihn, als er sich gerade wiederaufrichtete und dadurch gegen das Klavier kippte. Alles ruckelte und im Augenwinkel sah Usagi, wie er das darauf befindliche gerahmte Bild mit dem Ellenbogen herunterriss. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als es herabfiel. Nein, nicht das Bild. Nicht das Foto von Mamoru und seinem Vater. Wut stieg in ihr empor, als sie erneut ausholte und ihm diesmal eine schallende Ohrfeige verpasste. »Verschwinde, du widerlicher Kerl! Verschwinde, oder ich schreie das ganze Haus zusammen«, brüllte sie ihn an, während ihr die Tränen in die Augen traten. Eiskalt und voller Abscheu blickte Saphir sie an. Sekundenlang und starr, bevor er sich umdrehte und ohne ein weiteres Wort den Raum verließ. Er musste dringend mit seinem Bruder sprechen. Immerhin würde er heute Abend ebenfalls auf der Gala zugegen sein und sich einen Eindruck von Usagi verschaffen können. Und vielleicht wüsste er, warum er so felsenfest der Meinung war, dass er die junge Frau irgendwoher kannte. Vor allem aber, warum er so ein düsteres Gefühl in ihrer Nähe verspürte. Auf dem Weg nach draußen lief er ausgerechnet Mamoru über den Weg. Kurz knirschte er mit den Zähnen, um dann den Kiefer aufeinander zu pressen, als er ihm gegenüberstand. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. »Du gehst schon?« »Ja!«, antwortete er kurz und knapp und spürte Mamorus fragenden Blick. »Ist alles in Ordnung? Gab es Streit zwischen euch?« Saphir dachte an den Moment, wo ihm dieses kleine Biest zwischen die Beine getreten und anschließend eine Ohrfeige verpasst hatte. Er war unglaublich wütend und aufgebracht, aber sicherlich würde er das nicht laut aussprechen. »Nein, nein, alles gut«, log er daher und lief an Mamoru vorbei, weiter in Richtung Ausgang. »Bitte entschuldige mich. Ich muss dringend zu Diamond.« Irgendetwas an Saphirs Art hatte Mamoru jedoch stutzig gemacht. Seine kurze Angebundenheit und das in seinen Augen überstürzte Aufbrechen machten es nicht besser. Usagi hätte Saphir doch mit Sicherheit zur Tür gebracht und ihn höflich verabschiedet. Hatten sie sich vielleicht doch gestritten? Sorge wallte in ihm auf. Er sollte dringend nach Usagi sehen... Kniend hockte die Blondine neben dem Klavier, als er den Raum betrat. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und doch sah er, dass ihre Schultern bebten. Ihr leises Schluchzen erfüllte den ansonsten stillen Raum und ohne zu zögern eilte er zu ihr. Er würde ihn umbringen, wenn er ihr weh getan hätte........... Usagi fuhr erschrocken herum, als Mamoru sie leicht an der Schulter berührte. Sofort sah er ihr Tränennasses Gesicht und ihre blutigen Finger. Sah den kleinen Scherbenhaufen vor ihr, auf dem bereits einige Bluttropfen gelandet waren. Auch den zerstörten Bilderrahmen nahm er kurz war, aber dennoch galt seine Sorge der jungen Frau, die völlig aufgelöst und schluchzend auf dem Boden kniete. »Mein Gott, Usagi, was ist passiert? Hat er dir weh getan?«, fragte er und griff nach ihren geschundenen Händen. Vermutlich hatte sie die Scherben aufsammeln wollen und sich daran geschnitten. Aber wie war es dazu gekommen? Was war zwischen ihr und Saphir vorgefallen? Stumm schüttelte Usagi auf seine Frage hin den Kopf, während sie auf seine Hände blickte, die ihre hielten und behutsam streichelten. So sehr sie ihm auch antworten wollte, es ging einfach nicht und ihr entwich nur erneut ein tiefer Schluchzer. Noch immer war sie erschüttert von den beiden Vorfällen mit Saphir. Nicht nur, dass er ihr Angst gemacht und sie bedrängt hatte, nein, er hatte ihr gedroht und sie zweifelte nicht daran, dass er zu weiteren, scheußlicheren Taten fähig war. Schon bei ihrem ersten Blick in seine eiskalten Augen war ihr dies klar gewesen. Leicht zuckte sie zusammen, als sie seine Arme unter ihren Beinen und am Rücken spürte und dann registrierte sie, wie er sie behutsam hochhob. Erschöpfung bahnte sich ihren Weg und so ließ sie ihren Kopf kraftlos auf Mamorus Schulter sinken. »Was tust du da?«, murmelte sie und vergrub ihr Gesicht dabei in seiner Halsbeuge. »Ich bring dich auf dein Zimmer«, antwortete er und drückte die Tür mit der Fußspitze weiter auf, um mit Usagi auf dem Arm hindurch zu schlüpfen. * Minutenlang hatte sie seine Wärme gespürt und seinen unverkennbaren Duft nach Rosen gerochen. Minutenlang hatte es sie beruhigt, hatte sie schläfrig gemacht, bis zu dem Moment, als er sie vorsichtig auf das Bett legte und damit die Kälte zurückkam. Kalt. Eisig. Saphirs Augen. Sofort war sie in der Realität zurück und so griff sie panisch nach Mamorus Hand. »Bitte bleib bei mir«, krächzte sie mit tonloser Stimme und sie war erleichtert, dass er direkt innehielt. »Keine Angst, Usagi, ich bin doch da...« Er nahm auf der Kante des Bettes neben ihr Platz, blickte auf sie hinunter und strich beruhigend über ihren Handrücken. Ihre Gesichtszüge entspannten sich zusehends und auch wenn er sie zu gern gefragt hätte, was geschehen war, so gab er ihr die Zeit und die Ruhe, um von allein zu entscheiden, wann sie darüber sprechen wollte. Die Tagesdecke raschelte leise, als sie sich ein wenig aufsetzte. »Tut mir leid, dass ich mich nicht bei dir gemeldet habe.« »Ich hatte zwar gehofft, dass du es tust, aber meinst du nicht, dass das gerade nebensächlich ist?« »Ich wollte es zumindest gesagt haben, weil ich vorhin das Gefühl hatte, du wärst sauer auf mich.« »Hm, ganz falsch lagst du damit nicht, aber ich würde wegen so etwas sicher kein Fass aufmachen.« »Also bist du noch sauer?« Ihr war mit einem Mal unbehaglich und sie verwünschte sich selbst, dass sie Mamoru darauf angesprochen hatte. Warum konnte sie auch nicht einfach mal den Mund halten? »Nein!«, antwortete er entschieden und sicher auch etwas zu ruppig, denn Usagi zuckte unter seinem scharfen Tonfall leicht zusammen und senkte betroffen den Kopf. »Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anfahren«, sagte er und berührte leicht ihre Schulter, nachdem er bemerkt hatte, wie Usagi sich plötzlich in sich zurückzog. Doch sie blickte ihn nicht an und saß wieder mit hängenden Schultern da. Wie gerne hätte er sie in diesem Moment an sich gezogen und an sich gedrückt. Ihre Wärme gespürt, ihren lieblichen Duft eingeatmet... Wie gerne hätte er sie jetzt geküsst. Fahrig fuhr Mamoru sich durch das pechschwarze Haar. Was war das nur wieder für eine verzwickte Situation, in die er sich hineinmanövriert hatte? Er sollte gehen. Dringend! Doch irgendetwas hielt ihn hier. Hier bei Usagi. Hier in ihrem Zimmer, neben ihr auf ihrem Bett. Wie ein Magnet zog sie ihn magisch an, zog ihn in ihren Bann und hielt ihn seither gefangen. Wenn er es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass er ihr vollends verfallen war. Doch er war ein viel zu rational denkender und handelnder Mensch, als dass er sich auf sie einlassen könnte. Und das obwohl sein Herz so sehr nach ihr sehnte. »Usagi, bitte schau mich an...«, bat er und berührte sachte ihre Hand, mit der sie sich auf dem Bett abstützte. Zögerlich blickte sie auf und es versetzte ihm einen Stich. »Ich bin nicht böse auf dich, aber trotzdem müssen wir dringend miteinander reden. Nur denke ich, dass gerade nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist. Außerdem bist du noch viel zu aufgewühlt. Im Übrigen hoffe ich, dass du mir auch von dem Vorfall mit Saphir erzählst. Würdest du mir das versprechen?« Usagi nickte kurz und genoss für einen Moment seine Berührung, als er ihr sanft über die Wange strich. Das Klopfen an der Tür ließ beide aufschrecken und Mamoru erhob sich von Usagis Bett, ehe sie "Herein" rief. »Miss Tsukino? Die Visagistin ist soeben eingetroffen und wartet in der Eingangshalle.« »Danke Noguchi. Ich komme sofort!« Usagi hatte Mamoru zuvor noch einmal versprechen müssen, dass sie diesmal auch wirklich miteinander reden würden, sobald die Gala vorbei war. Sie hatte genickt und er hatte sie sanft auf die Wange geküsst, bevor er schlussendlich das Zimmer verließ, damit sie sich auf den Weg zur Visagistin machen konnte. * Nehelenia war eine wunderschöne junge Frau, die mit ihrer imposanten Erscheinung den Raum für sich einzunehmen vermochte. Schnell stellte Usagi fest, dass sie ihr Handwerk perfekt beherrschte und mit geübten Griffen ein zauberhaftes, extra auf sie abgestimmtes, leichtes Make-Up und eine wunderbare Hochsteckfrisur gezaubert hatte. »Wow«, entfuhr es ihr beim Blick in den Spiegel. »Bin ich das wirklich?« Ungläubig, aber verzückt betrachtete sie sich von allen Seiten und konnte kaum glauben, was sie sah. »Du siehst hinreißend aus, mein Kind«, erwiderte Yukiko lächelnd, während sich Nehelenia daran macht, auch sie für die Gala herzurichten. »Ich kann gar nicht glauben, dass ich das sein soll«, schmunzelte Usagi und nahm neben Yukiko Platz, deren Hand sie ergriff. »Ich bin mir sicher, dass alle Männer sich auf der Gala nach dir umdrehen werden und mit dir tanzen wollen.« »Ach Yukiko, jetzt übertreibst du aber. So toll bin ich nun auch wieder nicht. Und wenn die Männer nicht ernsthafte Fußverletzungen haben wollen, sollten sie mit dem Tanzen lieber einen Bogen um mich machen«, antwortete die Blondine grinsend. * Fertig zurechtgemacht und in einem Traum aus rotem Chiffon trat Usagi gegen Abend aus ihrem Zimmer. Langsam und bedacht schritt sie durch den Korridor hinüber zur Eingangshalle, wo Midori, Yukiko und Mamoru bereits auf sie warteten. »Ist sie nicht zauberhaft!?«, hörte sie Yukiko sagen. »Das ist sie wirklich«, antwortete Midori, doch Usagi nahm die beiden Frauen nur am Rande wahr, denn ihre Aufmerksamkeit galt in diesem Moment nur dem schwarzhaarigen, großgewachsenen jungen Mann, der neben ihnen stand und sie wie gebannt anblickte. Mamoru trug ganz klassisch einen schwarzen Smoking mit Fliege; und was sollte sie sagen? Er sah einfach abgöttisch aus und Tausende von Schmetterlingen erwachten bei seinem Anblick in Usagis Innerem. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als er auf sie zuging und ihr auffordernd die Hand hinhielt. »Du siehst hinreißend aus, Usagi«, sagte er und lächelte warmherzig. »Danke, der Anzug steht dir aber auch hervorragend«, erwiderte sie mit geröteten Wangen. »Usagi? Mamoru? Wir gehen schon einmal vor zum Auto«, rief Midori und schob Yukiko durch die Tür hinaus zu der schwarzen Limousine, wo der Chauffeur bereits wartete, um sie zur Gala zu bringen. Usagi wollte ihnen folgen, doch Mamoru hielt sie zurück: »Warte! Usagi, ich habe noch etwas für dich.« Überrascht blickte sie zu ihm auf und ein leises »Oh!« kam über ihre Lippen, als er hinter sie trat. Warum sollte er ihr etwas schenken wollen? Es kribbelte angenehm, als seine Finger ihre Haut berührten, während er ihr die filigrane silberne Kette mit dem Engelsflügelanhänger umlegte. »Ich habe sie in Berlin gesehen und musste sofort an dich denken«, sagte er leise neben ihr, während ihre Finger vorsichtig das zierliche Schmuckstück ertasteten, ehe sie hinunterblickte. »Die ist wunderschön, Mamoru. Aber warum? Warum schenkst du mir so etwas Schönes?« »Ich wollte dir damit danken, dass du dich so rührend um meine Großmutter kümmerst und ihr ihre Lebensfreude zurückgebracht hast. Sie und meine Mutter haben dich sehr ins Herz geschlossen. »Aber es ist doch mein Job, mich um Yukiko zu kümmern und Ihr bezahlt mich ja schließlich auch dafür.« Usagi schüttelte ungläubig den Kopf und griff nach der Kette. »Mamoru, ich kann das wirklich nicht annehmen...« Doch Mamoru griff nach ihren Händen und hinderte sie daran, die Kette wieder abzunehmen: »Doch du kannst! Es ist nicht nur, dass du dich um Yukiko kümmerst ... - du bist einfach etwas Besonderes und das wollte ich dir hiermit sagen!« »Mamoru... ich... ähm...«, stammelte Usagi verlegen, doch sofort legte Mamoru ihr einen Finger auf die Lippen: »Ssssht! Lass uns später reden, okay?«, erwiderte er und Usagi nickte. »Und nun komm, wir sollten meine Mutter und meine Großmutter nicht länger warten lassen. Die Gala beginnt bald.« Kapitel 23: Into the Spotlight - Gala Part I -------------------------------------------- Nervös rutschte Usagi auf den Ledersitzen der schwarzen Limousine hin und her. Das Unbehagen wuchs von Sekunde zu Sekunde, je näher sie dem Park Hyatt Tokyo kamen. Selbst Yukiko vermochte es nicht sie zu beruhigen, als sie ihre Hand auf ihre legte.   »Tut mir leid, ich bin einfach so furchtbar nervös«, erwiderte Usagi leise, ehe sie sich seufzend wieder zur Seite wandte. In Gedanken versunken spielte sie mit dem Anhänger ihrer neuen Kette, während sie aus dem Fenster des fahrenden Wagens blickte. Sie musste Ruhe bewahren, auch wenn sie eine derartige Erfahrung noch nie vorher gemacht hatte. Und immerhin gab es für jeden ein erstes Mal und egal welche Erfahrung es ihr einbrachte, sie würde diese mitnehmen und auch zu schätzen wissen.   Das Gefühl beobachtet zu werden, ließ sie kurz darauf wieder nach vorn blicken, direkt in Mamorus funkelnde, dunkelblaue Augen. Mit hämmernden Herzen umschlossen ihre Finger leicht den filigranen Anhänger, den er ihr kurz zuvor geschenkt hatte. Da war er wieder: Dieser Blick, der ihr Herz automatisch ein paar Takte höherschlagen und sie alles um sich herum vergessen ließ. Und als Mamoru ihr aufmunternd und mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen zunickte, entwich ihr ein kaum hörbares Seufzen. Was hatte dieser Mann nur an sich?   *   Nach einer zwanzigminütigen Fahrt hielt die Limousine vor dem Park Hyatt Tokyo, dem neuen Nationaltheater Tokyos. Tief ausatmend erhob Usagi sich von dem Sitz und griff nach Mamorus Hand, die er ihr auffordernd entgegenstreckte.   Kurz strich sie sich ihr Kleid glatt, ehe sie einen Blick nach vorne riskierte und erschrak. Keine zehn Meter von ihnen entfernt hatten sich zig Fotografen und Presseleute positioniert, um das ein oder andere Sensationsfoto machen zu können.   »Oh, ich habe nicht damit gerechnet, dass hier so viele Fotografen sein werden«, erwiderte Usagi beim Anblick der vielen Leute neben dem Eingang. »Das gehört dazu, meine Liebe, zumal HichiMaru heute auch als Special Guest auftreten werden und allein dies schon die Presse anlockt«, antwortete Yukiko ruhig und Midori nickte zustimmend. »Meine Mutter hat recht. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen. Die Fotografen machen gleich ein paar Fotos, aber das war es auch schon, da wir nur einen kurzen Augenblick auf dem roten Teppich verweilen werden.« »Das heißt, uns werden keine Fragen gestellt? Keine Interviews, nichts?«, vergewisserte sich die Blondine. Mamoru, der direkt hinter den drei Frauen stand, lachte leise. »Es ist anders wie zum Beispiel bei einer Preisverleihung, die du vermutlich aus dem Fernsehen kennst, Usagi. Dort sind weitaus mehr Prominente, die tagtäglich im Rampenlicht stehen und deren Leben für die Öffentlichkeit interessant ist.«   Zu viert schritten sie den roten Teppich entlang und verweilten einen Augenblick vor dem Eingang des Nationaltheaters. Sekundenlanges Blitzlichtgewitter erhellte die nächtliche Dunkelheit und Usagi drängte sich hinter Yukikos Rollstuhl. Aus der Menge ertönten Rufe, die sie zuerst nicht zuordnen konnte, doch schnell erkannte sie, dass sie an Midori gerichtet waren.   »Mrs Chiba? Ist das ihr Sohn?«, rief einer der Fotografen und deutete mit seiner Kamera auf Mamoru, der direkt neben ihr stand.   Midori blickte kurz fragend zu ihm, doch Mamoru war bereits einen Schritt vorgetreten und nahm ihr damit die Entscheidung ab, ihn der Öffentlichkeit preiszugeben und vorzustellen: »Ja, der bin ich«, antwortete er und ließ das erneute Blitzlichtgewitter über sich ergehen, während Usagi sich ein wenig zurückgezogen hatte, um der Aufmerksamkeit der Fotografen zu entgehen. Doch sie blieb nicht lange unbemerkt. Sofort riefen die Reporter und Fotografen wild durcheinander und stellten ihre Fragen:   »Sagen Sie, wer ist die hübsche junge Dame hinter Ihnen? Handelt es sich dabei um Ihre neue Freundin, Mr Chiba?« »Warum wurde die geplante Hochzeit mit Ms Ginga abgesagt? Ist sie der Grund?« »Können Sie und ihre Freundin sich für ein gemeinsames Foto kurz nebeneinanderstellen?«   Mamoru drehte sich kurz zu Usagi um und hielt ihr die Hand hin, doch sie zögerte kurz. Es widerstrebte ihr, sich vor die unzähligen Presseleute zustellen, die wie die Geier auf ihre Beute lauerten. War es nicht genau das, was sie vermeiden wollte? Genau diese Art der Öffentlichkeit ohne eine Chance auf Wahrung des Privatlebens... Warum konnte sie nicht im Hintergrund bleiben? Und hatte nicht auch Mamoru genau das bisher gewollt? Kurz dachte sie an den Artikel zurück, den sie am Abend vor ihrem Vorstellungsgespräch gelesen hatte. Bisher hatte er sich doch auch gänzlich im Verborgenen gehalten und die Medienpräsenz lag ausschließlich bei Midori und Yukiko. Warum war dies nun völlig belanglos für ihn geworden? Was bezweckte er damit?   Unsicher umklammerte sie die Griffe von Yukikos Rollstuhl, hinter dem sie Schutz suchte. »Muss ich wirklich?«, fragte sie leise, doch Mamoru kannte kein Erbarmen und griff nach ihrer Hand, um sie sanft nach vorn zu ziehen. »Hab keine Angst! Ein paar Fotos und dann geben sie hoffentlich Ruhe«, erwiderte er leise und legte ohne weiter darüber nachzudenken den Arm um ihre Taille, ehe er geduldig auf die Fragen der Presse antwortete: »Bei der jungen Dame handelt es sich nicht nur um die Betreuerin meiner Großmutter, sondern auch um eine gute Freundin der Familie. Weiterhin handelte es sich bei der geplanten Hochzeit lediglich um eine Falschmeldung und eine Richtigstellung befindet sich bereits in Druck. Die Verlobung hat somit weiterhin Bestand. Damit dürfte auch ihre Frage, ob die junge Dame neben mir der Grund für die Absage wäre, beantwortet sein. Und selbstverständlich stehen wir Ihnen gern für ein gemeinsames Foto zur Verfügung.«   Usagi fühlte sich unwohl bei dem ganzen Trubel um ihre Person und der Umstand, dass Mamorus Hand auf ihrer Taille ruhte, machte es nicht besser. Warum hatte sie bloß zugesagt? ,Wegen Yukiko‘, rief sie sich in Gedanken zu und lächelte zaghaft. Mamoru selbst blickte selbstbewusst in die unzähligen Kameras, fast so, als hätte er noch nie etwas anderes gemacht.   Erleichtert seufzte sie auf, als er sie endlich freigab und sie sich wieder zu Yukiko gesellen konnte, während Midori ihren Sohn ebenfalls sofort in Beschlag nahm und in ein Gespräch verwickelte.   »Und war es wirklich so schlimm?«, wollte Yukiko wissen, als sie den Rollstuhl in Richtung Eingang schob. »Jein! Es ist einfach eine neue Erfahrung und sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber ich denke, wenn man es nicht anders kennt und regelmäßig damit zu tun hat, kann man sich mit dem ganzen Trubel arrangieren.« »In der morgigen Tageszeitung wird es sicherlich ein hinreißendes Foto von Mamoru und dir geben«, schmunzelte die Ältere, während der Garderobier auf sie zukam, um ihnen die Mäntel abzunehmen.   Zu Usagis Überraschung stand jedoch Mamoru plötzlich hinter ihr und half ihr aus ihrem Mantel. Als seine warmen Hände ihre nackten Schultern berührten, stockte ihr der Atem und ein Kribbeln fuhr durch ihren Körper, ehe sie mit glühenden Wangen ein leises »Danke!« murmelte.   Kurz raffte sie noch einmal ihr rotes Chiffonkleid, bevor sie sich mit Yukiko in Bewegung setzte, während Midori und Mamoru neben ihnen herliefen. Mit halben Ohr lauschte sie den beiden, wie sie sich leise über die Gala und Mamorus Rede unterhielten. Dabei blickte sie kurz zu Mamoru und musterte ihn von der Seite. Er würde also eine Rede halten; diese Information war ihr bisher neu. Aber in keiner Sekunde hegte sie Zweifel daran, dass er die Gäste nicht fesseln könnte, egal was er für eine Rede hielt und egal worum es ging. Er würde bei den Anwesenden Gehör und Anklang finden.   Wie die Male zuvor fühlte sie sich ertappt, als Mamoru plötzlich lächelnd zur Seite blickte, fast als er hätte er gespürt, wie sie ihn musterte. Ihr wurde warm ums Herz und sie erwiderte sein Lächeln zaghaft, kurz bevor sie den großen Saal erreichten und dieser Usagis gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog. Ehrfürchtig blickte sie sich um und nahm jedes Detail des prächtig geschmückten Saals in sich auf. »Wow, wie wunderschön!«   *   »Da vorne ist unser Tisch«, entgegnete Midori und deutete auf den vordersten Tisch, unmittelbar vor der Bühne, auf der ein großer schwarzer Flügel und ein Rednerpult standen. »Gibt es eigentlich eine bestimmte Sitzordnung?«, fragte Usagi und schob Yukiko hinter Midori her, während Mamoru direkt hinter ihr folgte. Bisher waren sie, außer den Bediensteten, die Einzigen im großen Saal. »Nein, die Gäste sind lediglich den einzelnen durchnummerierten Tischen zugeordnet. Wie sie dort zusammensitzen, ist jedoch jedem selbst überlassen«, antworte Midori und nahm direkt seitlich zur Bühne mit Blick auf das Rednerpult Platz.   Usagi nickte und schob Yukikos Rollstuhl direkt neben Midori, dort, wo einer der unzähligen Kellner kurz zuvor zwei der insgesamt acht Stühle entfernt hatte, ehe sie selbst neben ihr Platz nahm. »Wer wird noch mit an diesem Tisch sitzen?« Neugierig deutete sie auf die drei leeren Stühle zwischen sich und Mamoru, der ihr gegenüber Platz genommen hatte. »Familie Ginga, also Natsumi, ihr Vater und ihr Bruder«, antwortete erneut Midori; und noch während diese Natsumis Namen aussprach, konnte Usagi Mamorus musternden Blick auf sich spüren.   Missmutig verzog sie beim bloßen Gedanken an diese Furie das Gesicht. Auch wenn es eigentlich logisch war, dass Natsumi anwesend sein würde, so beschlich sie dennoch ein ungutes Gefühl, was ihr Aufeinandertreffen anbelangte. Wahrscheinlich würde Natsumi sie den ganzen Abend ihre Verachtung spüren lassen. Immerhin war sie in ihren Augen nur Personal aus der unteren Schicht und ihrer nicht würdig.   Kurz dachte sie über die verschiedenen Möglichkeiten nach, den Abend zu überstehen, ohne in welcher Form auch immer Schaden zu nehmen. Jedoch blieb da kaum Spielraum und jede der Möglichkeiten brauchte einen faden Beigeschmack mit sich: Möglichkeit 1: Sie ignorierte Natsumi gänzlich, müsste dabei aber dennoch den ganzen Abend auf der Hut sein. Möglichkeit 2: Sie ging auf Konfrontationskurs mit Natsumi, wobei die Gefahr bestand, dass es in einem hässlichen Zickenkrieg endete, bei dem sie mit Sicherheit unterliegen würde. Möglichkeit 3: Sie würde Natsumi meiden, in dem sie auf der Stelle den Rückzug antrat und wieder zum Anwesen der Chibas zurückkehrte. Jedoch würde das bedeuten, dass sie Yukiko enttäuschen müsste und das konnte sie beim besten Willen nicht mit sich und ihrem Gewissen vereinbaren. Somit blieben nur Möglichkeit 1 und Möglichkeit 2, wobei sie letztere auch nicht in Erwägung ziehen würde, da sie Natsumi damit wohl den Krieg erklären würde.   Leise und gedämpft drang die Stimme von Mamoru an ihr Ohr, ehe sie realisierte, dass er tatsächlich mit ihr sprach: »Usagi? Möchtest du etwas trinken?« Irritiert blickte sie zwischen dem Schwarzhaarigen und dem Kellner hin und her, die sie beide abwartend ansahen. Doch ehe sie auf die Frage antworten konnte, übernahm dies Midori bereits: »Bitte bringen Sie uns eine Flasche Mineralwasser und eine Flasche Riesling.«   Nur wenige Minuten erschien der Kellner mit den gewünschten Getränken und füllte die Gläser mit Weißwein. Innerlich seufzte Usagi, wo sie doch keinen Alkohol vertrug. Doch was war schon ein Glas, dachte sie sich, als Midori, Yukiko und Mamoru ihre Gläser erhoben. Die Gläser klirrten leise und während sie als letztes mit Mamoru anstieß, vermochte sie kurz die Luft anzuhalten, als er ihr dabei tief in die Augen blickte und sie dabei kurzzeitig alles um sich herum vergessen ließ. Doch es war nur ein kurzer Moment, der sie gefangen hielt, ehe zwei für sie fremde Männer an den Tisch traten und Midori als auch Mamoru sich erhoben, um die Neuankömmlinge zu begrüßen: »Konbanwa Takero, es ist mir eine Freude, dass du und dein Sohn unsere Einladung angenommen haben, um den Abend mit uns gemeinsam zu verbringen.« »Guten Abend, Midori, die Freude ist ganz auf meiner Seite«, antwortete der großgewachsene, grauhaarige Mann, bevor er Midoris Hand ergriff und galant einen Handkuss darauf hauchte. Höflich erhob sich nun auch Usagi, als die beiden Männer auf sie und Yukiko zutraten und sich verbeugten. »Diese reizende junge Dame muss wohl Usagi sein«, entgegnete der ältere Herr und noch ehe sie antworten konnte, wandte sich Mamoru ihnen zu: »Usagi, das sind Dr. Takero Ginga, Chefarzt und Leiter des Krankenhauses, in dem ich arbeite, sowie sein Sohn Seijūrō.« Höflich verneigte sich nun auch Usagi, die sich jedoch unter dem starrenden Blick Seijūrōs ein wenig unbehaglich fühlte. »Konbanwa. Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen!«   »Wo ist eigentlich Natsumi?«, fragte Yukiko ganz beiläufig und um sich blickend. Usagi hätte sie in diesem Augenblick umarmen können, denn alle Aufmerksamkeit war damit von ihr gewichen. Ebenso ließ sie der Gedanke, Natsumi könnte den Abend mit Abwesenheit glänzen, gedanklich Freudensprünge machen. Doch ihre kurzzeitige Freude wurde schon im nächsten Moment getrübt. »Meine Tochter verspätet sich ein wenig. Sie war noch bei einem Geschäftstermin, der länger als erwartet gedauert hat. Sie bittet ihre Verspätung daher zu entschuldigen«, antwortete Takero und nahm mit seinem Sohn unmittelbar neben Usagi Platz, während der Platz zwischen ihm und Mamoru leer blieb. Natürlich würde Natsumi dort sitzen und es wurmte die Blondine. Wie gerne würde sie an Mamorus Seite Platz nehmen, seinen Duft wahrnehmen und seine Wärme spüren sowie gelegentlich sein Bein streifen. Bei dem Gedanken daran, ihn zu berühren, wurde es ihr augenblicklich warm und sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her.   Zu Usagis Unbehagen hatte sich Seijūrō ihr zugewandt und bemühte sich um ihre Aufmerksamkeit. Sein Lächeln war zwar durchaus freundlich, aber es lag nicht die Wärme darin wie bei Mamoru. Und dennoch ließ sie sich auf ein wenig Smalltalk mit ihm ein. Nur beiläufig bekam sie mit, wie sich der Saal nach und nach füllte, während einige der Gäste kurz an den Tisch der Chibas kamen, um diese zu begrüßen. Von Zeit zu Zeit blickte sie sich um und jedes Mal traf sie auf das strahlendblaue Augenpaar von Mamoru, der sie aufmerksam beobachtete. Lächelnd hatte er ihr gerade zugeprostet, als sie lautstarkes Gemurmel um sich herum vernahm. Alle Anwesenden drehten sich zur Treppe und Usagi tat es ihnen gleich.   Die Frau, die soeben den Saal betrat, war mit ihrem gold-glänzenden pompösen und ausladenden Kleid der Blickfang schlechthin. Eine Discokugel würde womöglich vor Neid erblassen, denn das Kleid und die Frau, die es trug, schrien förmlich „Hallo, hier bin ich - schaut mich an - ihr könnt gar nicht wegschauen!“   Überrascht hielt Usagi die Luft an, als sie erkannte, um wen es sich handelte. Es war Natsumi, die nun erhobenen Hauptes auf sie zukam und natürlich war sie sich den Blicken der Gäste vollkommen bewusst. Jemand wie sie genoss ganz offensichtlich den großen Auftritt und liebte es im Rampenlicht zu stehen.   Und als hätte Usagi es geahnt, verfinsterte sich Natsumis Blick, als sie sie in der Tischrunde sitzen sah, ehe sie die Anderen begrüßte und schlussendlich neben Mamoru Platz nahm, den sie zuvor hingebungsvoll geküsst hatte. Der Anblick hatte sich schmerzvoll in ihr Herz gebohrt und schnell hatte sie den Blick auf ihre Hände gerichtet.   Widererwartend sagte Natsumi jedoch nichts zu ihrer Anwesenheit und so ließ sich Usagi wieder ein wenig entspannter auf ein Gespräch mit Seijūrō und Yukiko ein, die sie sogar einige Male zum Lachen brachten. Doch sobald sie nur einmal in Richtung von Mamoru sah, konnte sie den eiskalten und verachtenden Blick von Natsumi auf sich spüren.   *   Der Saal war bis auf den letzten Platz belegt und alle unterhielten sich angeregt an ihren Tischen, als Mamoru sich erhob und die kleine Treppe neben der Bühne hinauflief. Alle Anwesenden verstummten, nachdem er hinter das Rednerpult getreten war und das Streicherquartett, welches sich neben der Bühne, seitlich zum schwarzen Flügel, platziert hatte, ihr Stück beendete.   „Kinder verdienen unsere Achtung, und deshalb tut für sie, was immer ihr könnt“, schrieb einst Hans Czermak (1913 - 1989), ein österreichischer Kinderarzt und Verfechter der gewaltlosen Kindererziehung.   Meine verehrten Damen und Herren, liebe Anwesenden,   es ist mir eine außerordentlich große Freude, Sie heute zu der 3. Benefiz-Gala unter dem Motto „Ein Herz für Kinder“ begrüßen zu dürfen und ich hoffe, dass wir alle in einer angenehmen Atmosphäre, mit einem tollen Programm und netten Gästen einen wunderbaren Abend verbringen werden.   Heute Abend steht die Einrichtung „Ashinaga“ im Scheinwerferlicht dieses Saales. Ashinaga ist eine der wohl ältesten und bekanntesten humanitären Einrichtungen in Japan. Die nach dem 1912 erschienen amerikanischen Roman Daddy-Langbein benannte gemeinnützige Organisation, bietet seit über 40 Jahren finanzielle und emotionale Unterstützung für Kinder, die ihre Eltern aufgrund einer Krankheit, eines Unfalls oder durch eine Katastrophe verloren haben. Wir alle müssen mithelfen, diesen Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.   An dieser Stelle möchte ich mich im Namen aller bei den vielen ehrenamtlichen Helfern sowie den Sponsoren bedanken, ohne die die Arbeit der Stiftung nicht möglich wäre.   Das alles ist für meine Familie und mich eine Herzensangelegenheit. Ich möchte Ihnen daher heute zeigen, was mit Herz, Engagement und dem nötigen Kleingeld alles möglich ist und Ihnen die neuesten baulichen Verbesserungen auf dem Stiftungsgelände vorstellen. Aufgrund der großen Nachfrage, ist eine Erweiterung der Infrastruktur auf dem Gelände dringend nötig geworden. Zukünftig wollen wir noch mehr Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit bieten, auf dem Gelände von Ashinaga positive Erfahrungen zu sammeln.   Mit dem Erlös der heutigen Benefiz-Gala legen wir einen weiteren Grundstein zur notwendigen Erweiterung der Kapazitäten, doch wir brauchen weitere Unterstützer, die ihren Beitrag leisten wollen.   *   Wie hypnotisiert hing Usagi an Mamorus Lippen und lauschte seinen Worten. Seine tiefe Stimme hallte in ihr nach und seine Worte verfehlten weder bei ihr, noch bei allen Anwesenden seine Wirkung. Kurz blickte sie sich um und es überraschte sie kaum, dass die ersten Gäste an den Nachbartischen zu Stiften und kleinen Scheckheften griffen, diese ausfüllten und noch bevor Mamoru mit seiner großartigen Rede geendet hatte, an die Angestellten weitergaben, die mit kleinen ledergebundenen Mäppchen in Reichweite der Tische standen.   *   Nachdem alle Spendenzettel und Schecks an den Tischen eingesammelt wurden, war es endlich an der Zeit mit dem Dinner zu beginnen. Schon seit geraumer Zeit verspürte Usagi mächtig Hunger, doch das servierte Essen ließ sie zweifeln, wirklich satt zu werden. Sie hatte sich ein üppiges Festmahl vorgestellt, aber das, was sie nun auf ihrem Teller hatte, glich eher einer Vorspeise, zumindest von der Portion her. Mamoru, der sie genau durchschaut hatte, konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen und kassierte dafür prompt einen Seitenhieb von Natsumi. Doch es war ihm in diesem Moment herzlich egal und so verfolgte er weiterhin, wie Usagi unsicher hin und her blickte. Inzwischen kannte er ihre Essgewohnheiten gut genug, um zu wissen, dass sie eine leidenschaftliche Esserin war.   Nur zögerlich tat es Usagi Midori und Yukiko gleich; nur eine winzige Menge auf die Gabel und diese nur ansatzweise an den Mund reichen. Zwischendurch nahm sie immer wieder einen Schluck Wasser, um das Hungergefühl in ihrem Bauch zu lindern. Doch es half nichts, der Hunger war auch nachdem ihr Teller bereits leer war, noch immer mächtig und brachte ihren Magen dazu, sich lautstark bemerkbar zu machen, was wiederum erneut dazu führte, dass Mamoru leise lachen musste. »Ich weiß nicht, was es da zu lachen gibt, Darling«, erwiderte Natsumi und schnaubte verächtlich. »Meiner Meinung nach zeugt das doch nur wieder davon, dass diese Frau weder Ehr- noch Schamgefühl besitzt. Zudem scheint sie auch absolut keinen Wert auf ihre Figur zu legen, sonst hätte ihr das servierte Essen nämlich vollends gereicht.«   Entsetzt über die Reaktion Natsumis über ihren knurrenden Magen, blickte Usagi auf und traf direkt auf Mamorus Blick. Dieser schüttelte jedoch nur leicht den Kopf, als würde er ihr damit sagen wollen, dass sie nichts auf Natsumis Worte geben solle. Und doch verspürte sie eine leichte Enttäuschung darüber, dass er seine Verlobte nicht in die Schranken wies. Zu ihrer Überraschung übernahm dies jedoch augenblicklich ihr Vater: »Natsumi, ich bitte dich. Halte dich mit deinen Äußerungen anderen Gästen gegenüber zurück.« Mit finsterem Blick nickte Natsumi kurz und wandte sich dann wieder Mamoru zu, um seine Rede und die Arbeit der Stiftung zu loben.   Usagi selbst saß noch immer wie versteinert auf ihrem Platz. Am liebsten hätte sie nun doch den Rückzug angetreten, um nicht noch weiter Natsumis Hasstiraden und Bloßstellungen ausgesetzt zu sein. Immerhin war sie sich darüber im Klaren, dass es nicht das letzte Mal gewesen war. Nur, wie könnte sie dem entgehen? Was hatte sie Natsumi schon entgegen zu setzen? -Richtig, rein gar nichts.   *   Die ersten Gäste hatten inzwischen den Weg auf die Tanzfläche gefunden und tanzten zu der Musik des Streicherquartetts den langsamen Walzer. Im 3/4 Takt wiegten sie hin und her und Usagi beobachtete fasziniert, mit welcher Leichtigkeit die Paare über das Parkett tanzten und wirbelten. Niemals würde sie so tanzen können, sofern sie überhaupt aufgefordert werden würde.   Und noch während Usagi ihren Blick auf die Tanzfläche gerichtet hielt, stahl sich ein junger, weißhaariger Mann in ihr Blickfeld, der sofort ihre Aufmerksamkeit erregte. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, während sein Blick direkt auf sie gerichtet war. Und dann stand er plötzlich vor ihr und seine kühlen, blass-lilafarbenen Augen blitzten freudig auf...   »Darf ich Sie um diesen Tanz bitten?« Kapitel 24: Dancing in the Moonlight - Gala Part II --------------------------------------------------- Die ersten Gäste hatte inzwischen den Weg auf die Tanzfläche gefunden und tanzten zu der Musik des Streicherquartetts den langsamen Walzer. Im 3/4 Takt wiegten sie hin und her und Usagi beobachtete fasziniert, mit welcher Leichtigkeit die Paare über das Parkett tanzten und wirbelten. Niemals würde sie so tanzen können, sofern sie überhaupt aufgefordert werden würde.   Und noch während Usagi ihren Blick auf die Tanzfläche gerichtet hielt, stahl sich ein junger, weißhaariger Mann in ihr Blickfeld, der sofort ihre Aufmerksamkeit erregte. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, während sein Blick direkt auf sie gerichtet war. Und dann stand er plötzlich vor ihr und seine kühlen blass-lilafarbenen Augen blitzten freudig auf...   »Darf ich Sie um diesen Tanz bitten?«   Usagi blinzelte überrascht. Träumte sie oder hatte dieser doch recht gutaussehende Mann sie gerade tatsächlich zum Tanzen aufgefordert?   Unsicher sah sie zu ihm auf. Überlegte, ob sie seiner Aufforderung nachgehen oder lieber höflich ablehnen sollte. Doch dann wären die letzten zwei durchaus anstrengenden Tage und die nervenaufreibenden Tanzstunden mit Saphir umsonst gewesen.   Tief atmete sie ein und wieder aus, ehe sie sich erhob und die Hand des unbekannten Mannes ergriff, die er ihr auffordernd entgegenhielt.   Und noch während sie hinüber zur Tanzfläche liefen, warf Usagi einen kurzen Blick über die Schulter, zurück zum Tisch. Alle Blicke waren auf sie und ihren Tanzpartner gerichtet, alle blickten neutral oder gar freundlich, bis auf Mamoru. Sie registrierte seinen durchaus grimmigen Gesichtsausdruck, nahm seinen mahlenden Kiefer war. Passte es ihm etwa nicht, dass sie mit einem anderen Mann tanzte? Dabei wäre es ihr sogar lieber gewesen, wenn er sie zum Tanz aufgefordert hätte. Doch, seien wir mal ehrlich - Natsumi saß direkt neben Mamoru und verachtete sie. Niemals im Leben hätte diese Furie es zugelassen, dass ihr Verlobter mit ihr, einer Angestellten aus der Mittelschicht, tanzen würde.   Unter der Führung von Diamond, der sich mit einem charmanten Lächeln direkt nach seiner Tanzaufforderung höflich als Familienoberhaupt der Familie Black vorgestellt hatte, fühlte sich Usagi, als würde sie beinahe leichtfüßig über die Tanzfläche schweben. Wie sich schnell herausstellte, war er nicht nur ein guter Tanzpartner, sondern auch ein charmanter Gesprächspartner. Minutenlang lauschte sie seinen Erzählungen und ließ sich in seinen Armen und unter dem Takt des langsamen Walzers treiben, bis ihr Blick auf ein in der Nähe befindliches Tanzpaar fiel. Mamoru und Natsumi. Erschrocken blickte sie über Diamonds Schulter, kam kurz aus dem Takt und wäre beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert, als sie nach einer Drehung direkt in die blauen Augen von Mamoru sah, der sie über Natsumis Schulter mit seinem undurchdringlichen Blick fixiert hielt.   »Usagi?« »Bitte? ... -Oh entschuldigen Sie, ich war kurz in Gedanken. Was haben Sie gerade gesagt?« »Ich fragte, ob Sie eine Pause brauchen?« Stirnrunzelnd blickte sie zu ihm auf. »Pause? Ich, also... ja.« »Es ist in Ordnung, Usagi. Saphir hat mir berichtet, dass Sie noch nie zuvor getanzt haben und Tanzunterricht hatten. Aber ich muss zugeben, dass Sie sich soeben gut geschlagen haben.« Es dauerte einige Sekunden, bis die Information Usagi erreichte und sie das soeben gesagte realisierte. »Sie kennen Saphir?« Kurz verzog sie das Gesicht, als Diamond nickte und ihr seinem Arm hinhielt, um sie von der Tanzfläche zu geleiten. »Saphir ist mein kleiner Bruder. Ihrer Reaktion entnehme ich jedoch, dass er mit seiner Art wohl keinen guten Eindruck bei Ihnen hinterlassen hat. In diesem Fall möchte ich mich bei Ihnen in seinem Namen entschuldigen, Usagi. Im Grunde genommen ist mein Bruder ein anständiger Kerl. Aufgrund einiger tragischer Erlebnisse in unserer Vergangenheit ist sein Auftreten Fremden gegenüber jedoch oft reserviert und ein wenig unterkühlt.« »Es ehrt Sie, dass Sie sich für ihren Bruder entschuldigen, jedoch würde ich dies lieber persönlich von Saphir hören. Ich hoffe, das verstehen Sie, Mr Black.« »Natürlich«, antwortete Diamond und reichte Usagi ein Glas Champagner, das er soeben von einem der Kellner geordert hatte.   Auf charmante Art und Weise verwickelte Diamond Usagi für einige Zeit in ein Gespräch und erkundigte sich sichtlich interessiert für ihren Job und wie sie zur Familie Chiba gefunden hatte. Währenddessen hatte er bereits ein zweites Glas Champagner bestellt und nahm ihr das leere Glas aus der Hand, um ihr ein Volles zu reichen.   Mamoru, der unterdessen den Tanz mit Natsumi beendet hatte und wieder bei Yukiko am Tisch Platz genommen hatte, beobachtete Usagi und Diamond mit leichtem Unmut von Weitem. Für seinen Geschmack war ihr gegenseitiges Interesse aneinander ein wenig zu intensiv und mit jeder weiteren unauffälligen Berührung von Diamond wallte die Eifersucht mehr in ihm auf.   »Mamoru? Ist alles in Ordnung? Du wirkst ein wenig angespannt«, riss Yukiko ihn aus seinen Gedanken. »Natürlich obaa-san«, antwortete er wieder ein weniger gefasster. Hätte Yukiko ihn jedoch nicht abgelenkt, so wäre er womöglich drauf und dran gewesen, Diamond von Usagi wegzureißen, wenn er sie noch ein weiteres Mal betatscht hätte. »Usagi scheint sich gut mit Diamond Black zu verstehen«, stellte die ältere Dame fest, während sie sich in die Richtung gewandt hatte, in die Mamoru fortlaufend blickte. Natürlich war ihr dabei nicht sein malmender Kiefer entgangen und ihr war sofort klar gewesen, dass ihm der Anblick der Beiden durchaus vertraut wirkenden nicht behagte. Ebenso wenig kam es für sie überraschend, als sich Mamoru kurz darauf erhob. »Ich habe mit Diamond noch etwas zu besprechen. Entschuldigst du mich bitte kurz?«   *   »Würden Sie mir noch einen Tanz schenken?« Auffordern hielt Diamond Usagi erneut seine Hand entgegen, doch sie schüttelte kurz den Kopf und übergab ihr leeres Glas einem der Kellner, der ihr sein Tablett hinhielt. »Bitte entschuldigen Sie, Mr Black, aber ich würde mich gern einmal kurz frisch machen gehen. Später würde ich Ihrer Tanzauffordern aber liebend gern nachkommen.« Mit einem kurzen Knicks verabschiedete sich Usagi, ehe sie sich umwand und beinahe leichtfüßig auf die Waschräume hinter einem der großen Säulen zusteuerte.   Ein Blick in die dort befindlichen großen Spiegel verriet deutlich, dass ihr der Champagner bereits zu Kopf gestiegen war. Ihre Wangen glühten und ihre blauen Augen wirkten leicht glasig glänzend, was aber nicht weiter verwunderlich war, da Diamond ihr während ihres Gesprächs bereits das dritte Glas Champagner in die Hand gedrückt hatte, sobald er sah, dass ein Glas leer war. Er war durchaus charmant und aufmerksam gewesen, aber dennoch blieb ein Gefühl von Achtsamkeit in seiner Nähe, vor allem nachdem sie nun wusste, dass er der Bruder von Saphir war.   Kurz erfrischte sie sich mit ein paar Spritzern kühlem Wasser, richtete ihre Frisur sowie ihr Kleid und trat fünf Minuten später wieder aus dem Waschraum, um dann postwendend wieder zurückzuweichen, als sie Natsumi und diesen seltsamen Fiore in einer der Nischen entdeckte.   Erschrocken über ihre Entdeckung blieb sie mit den Armen auf das Waschbecken gestützt stehen, um kurz Luft zu holen. Machte Natsumi etwa sogar auf dieser Benefizveranstaltung hinter Mamorus Rücken mit diesem Kerl rum?   Mit wachsender Verachtung und voller Empörung entschied Usagi sich wenige Minuten später bei passender Gelegenheit zu Midori zu gehen und mit ihr über Natsumi und ihren ominösen Bekannten zu sprechen und ihr von den zwei Treffen zwischen ihnen zu berichten. Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, blickte sie kurz zu allen Seiten, um Natsumi nicht direkt in die Arme zu laufen und eilte dann hinüber zu ihrem Tisch, wo sich gerade ein Traube um einen der Sitzplätze gebildet hatte. Was war da los?, fragte sich Usagi und trat hinter Yukiko, der sie eine Hand auf die Schulter legte, ehe sie sich hinunter beugte: »Ist alles in Ordnung?« Yukiko tätschelte sofort ihre Hand. »Natsumi hatte gerade einen kleinen Schwächeanfall.« »Oh Gott, hoffentlich nichts Ernstes?«, erwiderte Usagi sichtlich besorgt und versuchte durch Dr. Ginga, Seijūrō, Mamoru und noch drei weiteren Gästen, die herbei geeilt waren, einen Blick auf Natsumi zu erhaschen. »Sei unbesorgt, meine Liebe. Dr. Ginga und Mamoru kümmern sich bereits um sie.« »Takero hat sich gerade entschuldigen lassen. Er wird seine Tochter nach Hause bringen«, schaltete sich nun Midori in das Gespräch ein, die sich soeben zu ihnen gesellt hatte. »Dann ist es nicht nur ein kleiner Schwächeanfall!?«, fragte Usagi stirnrunzelnd. »Nein, sie klagt wohl über Übelkeit, Schwindel und Herzrasen«, antwortete Midori, während sie wieder neben Yukiko am Tisch Platz nahm und sich ein Glas Wasser einschenkte.   Noch immer hinter Yukiko stehend, beobachtete Usagi, wie Dr. Ginga und Seijūrō Natsumi unterhakten und die junge Frau hinausgeleiteten. Ihre wachsende Besorgnis erstarb jedoch in dem Moment, in dem sie Fiore hinter einer der Säulen entdeckte, der die gesamte Szene aus sicherer Entfernung beobachtet hatte und sobald Familie Ginga den Saal verlassen hatte, sich noch einmal umblickte und ebenfalls die Veranstaltung verließ.   Für Usagi hätte dies nicht verdächtiger wirken können und sie war sie sicher, dass hier irgendwas nicht mit rechten Dingen zulief. Was Midori wohl zu alledem sagen würde, wenn sie ihr davon erzählte? Eines war sie sich jedoch sicher, sie würde bei ihr ein offenes Gehör finden, immerhin ging es hier um ihre Familie und das Glück ihres einzigen Sohnes. Apropos Mamoru. Wo war er eigentlich geblieben? Sie hatte ihn in diesem ganzen Trouble völlig aus den Augen verloren. Schnell entdeckte sie ihn jedoch ein paar Tische weiter, direkt bei ... Diamond Black. Unsicher biss sich Usagi auf die Lippe. Sollte sie einfach zu den Beiden hinübergehen und sich dazu gesellen? Immerhin hatte Diamond Black sie bereits um einen zweiten Tanz gebeten. Wobei, viel lieber würde sie ja mit Mamoru tanzen... hinauf in den Himmel, bis zum Mond und wieder zurück. Sein Anblick rief erneut zigtausende Schmetterlinge in ihrem Bauch hervor und unweigerlich entwich ihr ein leiser Seufzer.   Allen Mut zusammennehmend entschuldigte sie sich bei Yukiko und Midori und schlenderte bedächtig langsam hinüber zu Mamoru und Diamond Black, der sie bereits auf halben Weg entdeckt hatte.   »Usagi, da sind Sie ja wieder. Möchten Sie noch ein Glas Champagner?«, fragte der Weißhaarige aufmerksam, doch Usagi verneinte dankend, während sie Mamorus brennenden Blick auf sich spürte. »Ich schulde Ihnen jedoch noch einen Tanz, Mr Black. Natürlich sofern es Ihnen gerade recht ist...« »Natürlich. Mamoru, entschuldigst du uns bitte? Ich möchte die reizende junge Dame natürlich nicht warten lassen, immerhin bat ich vorhin um einen weiteren Tanz.« »Keinesfalls. Und vielleicht schenkt mir Ms Tsukino später auch noch einen Tanz.« »Sehr gern, Mr Chiba«, antwortete Usagi lächelnd, bevor sie Diamonds Hand ergriff und sich von ihm zur Tanzfläche geleiten ließ.   Unter Diamonds Führung fand sich Usagi schnell wieder in den 3/4 Takt des Walzers und glitt in einer unglaublichen Leichtigkeit über die Tanzfläche, dass es ihr beinahe so vorkam, als würde sie schweben. Und obwohl es angenehm war, mit Diamond zu tanzen und sie seine Nähe bisher sehr angenehm fand, so konnte sie sich trotzdem nicht auf ihn fokussieren. Im Blick, im Sinn und im Herzen hatte sie immer nur einen...... Mamoru. Er stand noch immer am Rand der Tanzfläche mit den Händen in den Taschen seiner schwarzen Anzughose und folgte mit Argusaugen, wie Diamond und sie im Walzerschritt hin und her wiegten. Mit jeder Drehung trafen sich ihre Blicke und Usagi fieberte innerlich bereits dem Tanz mit Mamoru entgegen. Ob er ebenfalls so ein guter Tänzer war? Sie würde es sicher gleich erfahren.   Als ihr Blick nach der nächsten Drehung wieder auf Mamoru fiel, stutzte Usagi jedoch, denn neben ihm stand nun eine bildschöne junge Frau mit langen blonden Haaren.   Als das Tanzpaar Minuten später zurückkehrten, wurde ihr Minako als gute Freundin und Partnerin eines von Mamorus längsten Geschäftspartnern vorgestellt. Anfangs noch leicht distanziert, war das Eis zwischen den beiden Frauen jedoch schnell gebrochen und spätestens als die Sprache auf Natsumi fiel und sich herausstellte, dass Minako sie ebenfalls nicht ausstehen konnte, kam es Usagi vor, als würden sie sich schon Jahre kennen.   Plaudernd und mitunter kichernd hatten sie sich etwas von den Männern abgewandt, die nun in ein durchweg geschäftliches Gespräch vertieft waren, nachdem sich auch Kunzite, besagter Partner von Minako, zu Mamoru und Diamond gesellt hatte.   »Was meinst du, warum Mamoru tatsächlich mit Natsumi zusammen ist?«, fragte Minako und nippte an ihrem Cocktail, während sie die Männergruppe fest im Blick hielt. »Du meinst, dass es nicht der Liebe wegen ist?«, fragte Usagi zurück und erhielt postwendend die Antwort, als Minako energisch den Kopf schüttelte. »Nein, das ist es nicht. Es muss einen anderen schlüssigen Grund geben, denn wenn ich eins und eins zusammen zähle, dann hat Mamoru eigentlich nur Augen für eine andere Frau.« Überrascht blickte Usagi auf und schluckte, bevor sie Minakos Worte leise wiederholte. »Mamoru hat nur Augen für eine andere Frau? Aber... aber... mir ist bisher nie eine weitere Frau in Mamorus Leben aufgefallen...« »Ach nein, bitte versteh das jetzt nicht falsch«, entgegnete Minako schmunzelnd und drückte Usagis Hand. »Ich meinte dich! Als Kunzite und ich vorhin am Eingang standen, konnte ich ein Telefonat von einem der Reporter mitanhören, der von der neuen Frau an Mamorus Seite berichtete und auch, dass es sehr vertraut zwischen ihnen wirkte. Und nun kann er, obwohl diese Veranstaltung sehr wichtig für ihn ist und er fortlaufend angesprochen und in Gespräche verwickelt wird, nicht eine Sekunde die Augen von dir lassen. Offensichtlicher kann es einfach nicht sein und gerade ist es nicht anders.«   Durch Minakos Worte neugierig geworden, drehte Usagi leicht den Kopf und blickte über ihre Schulter zurück. Sie hatte recht, denn prompt taxierten sich ihr und Mamorus Blick und ihr Herz machte einen kleinen Satz. Wenn es sogar Minako auffiel, dann musste da was dran sein. Doch wie passte das alles zusammen? Immerhin hatte ihr Midori mehr als unmissverständlich klargemacht, dass sie nie eine Chance bei Mamoru haben würde.   Seufzend wandte sich Usagi wieder Minako zu. »Nur werde ich nie eine Chance haben.........« »Ach sag doch so etwas nicht. Manchmal brauchen Männer nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung, um zu begreifen, wo ihr wahres Glück wartet.« »Aber es geht trotzdem nicht, zumal mir selbst Mamorus okâsan mehr als deutlich zu verstehen gab, dass ich keine Chance hätte, immerhin hat die Beziehung und die Verlobung schon seit geraumer Zeit bestand.« »Midori hat das zu dir gesagt? Hm, dann steckt wohl tatsächlich mehr hinter alle dem«, mutmaßte Minako, lächelte dann aber, als sie Mamoru auf sie zukommen sah. »Entschuldigst du mich bitte, Usagi!? Ich glaube, mein Mann verlangt soeben nach meiner Anwesenheit.«   Verdutzt nickte Usagi und folgte Minako mit den Augen, ehe ihr Blick prompt an Mamoru hingen blieb, der langsam auf sie zukam. Ob Minako wegen ihm den Rückzug angetreten hatte?   Und dann stand er vor ihr. Diese umwerfende junge Mann, strahlend schön und mit Augen so tiefblau und unergründlich, wie der Ozean.   Nervös und mit hämmernden Herzen blickte sie zu ihm auf, vermochte kaum einen Atemzug zu tätigen, während sie auf ein Wort oder eine Reaktion seinerseits wartete.   Ein sanftes Lächeln umspielte kurz darauf seine Mundwinkel, während er ihr die Hand entgegenstreckte, um sie, wie angekündigt, zum Tanz aufzufordern. Und noch während sie seine warme Hand berührte, kribbelten ihre Fingerspitzen, ehe er ihre Hand leicht umschloss, um sie sodann zur Tanzfläche zu entführen und zusammen mit ihr tanzend gen Himmel zu schweben.   Wie auf Wolken, ja so fühlte sich Usagi, als sie in Mamorus Armen über die Tanzfläche glitt, beschwingt durch die körperliche Nähe und aufgrund seines charmanten Lächelns, das bis zu seinen glänzenden Augen reichte und ihr das Gefühl gab, alles um sich herum vergessen zu können, so als gäbe es nur sie zwei in diesem Saal.   Seine Hand auf ihren nackten Schulterblättern tat das Übrige und wäre es ihr nicht so sehr bewusst gewesen, wo sie tatsächlich waren und wie viele Gäste um sie herum mit ihnen den Abend verbrachten, so hätte sie sich beinahe dazu hinreißen lassen, sich noch enger an Mamoru zu schmiegen und ihn erneut zu küssen.   *   Es war bereits weit nach zwei Uhr nachts als Usagi auf die große Wanduhr blickte. Midori und Yukiko hatten sich bereits verabschiedet und viele der Gäste machten sich ebenfalls allmählich auf den Heimweg, während sie weiterhin den mit Abstand aufregendsten Abend ihres bisherigen Lebens genoss. Denn so kam es ihr vor und sie blickte glückselig seufzend in die Runde der Menschen, die sie zum größten Teil erst an diesem Abend kennengelernt hatte oder bisher nur flüchtig kannte, wie zum Beispiel die neue Schulärztin Setsuna Meioh und ihrem Lebensgefährten Dr. Soichi Tomoe, einem angesehenen Universitätsprofessor; Dr. Ami Mizuno und ihre Mutter Dr. Saeko Mizuno, die sich gerade angeregt mit den Adachi Brüdern Nephrite, Zoisite und Jadeite unterhielten oder einfach die liebenswerte Minako Aino und ihr Lebensgefährten Kunzite Adachi.    Ebenso hatte sie an diesem Abend die Möglichkeit erhalten, das Musiker-Duo MichiHaru kurz nach ihrem Auftritt kennenzulernen. Wie sich dabei herausstellte, hatte ihr Vater kurz vor der Benefiz-Gala ebenfalls ein Interview mit Haruka Tenoh und Michiru Kaioh führen können und Usagi musste schmunzeln, als sie die burschikose Haruka über ihren alten Herren schimpfen hörte, nachdem er eine wohl zu persönliche Frage gestellt hatte.   *   Wann Mamoru zu dieser späten Stunde plötzlich verschwunden war, hatte Usagi aufgrund der angeregten Unterhaltung in der harmonischen Runde gar nicht mitbekommen. Umso überraschter war sie, als er plötzlich direkt in ihrem Sichtfeld neben einer der großen Säulen auftauchte und ihr mit einem kurzen Handzeichen zu verstehen gab, zu ihm zu kommen.   »Entschuldigt Ihr mich bitte?«, fragte sie in die Runde und entfernte sich langsam, nachdem man ihr höflich lächelnd zunickte.   Mamoru lehnte nicht sichtbar für die Anderen an der riesigen Säule, als Usagi diese erreichte. »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie stirnrunzelnd und innerlich hoffend, dass er den Abend nicht schon beenden wollen würde. »Es ist alles ok, Usagi. Ich würde dir nur gern etwas zeigen«, erwiderte der Schwarzhaarige, ergriff ihre Hand und zog sie sanft mit sich.   Mit hämmernden Herzen folgte sie ihm durch einen langen Korridor bis zu einem Fahrstuhl. Es dauerte nur Sekunden, ehe sich dort die Türen öffneten, nachdem Mamoru eine Schlüsselkarte gezückt und vor das dortige Lesegerät gehalten hatte.   Sichtlich irritiert verfolgte sie, wie er den 12. Knopf betätigte. »Wir fahren in die oberste Etage? Aber wie hast du dazu Zugang erhalten?« »Der Inhaber ist ein guter Freund von mir und ich bat ihn um diesen kleinen Gefallen.«   Die Fahrstuhltüren öffneten sich mit einem leisen Pling und gaben direkt den Blick auf eine riesige und luxuriöse Suite mit traumhaften Ausblick auf die Skyline von Tokio frei.   Staunend ging Usagi hinüber zu der großen Fensterfront und blickte hinaus. »Das ist ja atemberaubend schön«, flüsterte sie beinahe ehrfurchtsvoll, was Mamoru, der ein wenig hinter ihr stand, lächeln ließ. »Ich hatte gehofft, dass es dir gefällt«, erwiderte er und trat ein wenig näher, um sodann eine der großen Balkontüren zu öffnen. »Komm, lass uns etwas frische Luft schnappen.«   Obwohl es in dieser sternklaren Nacht noch immer sehr mild war, wehte Usagi eine angenehm kühle Brise um die Nase, als sie neben Mamoru nach draußen trat.   »Wie hat dir der Abend eigentlich bisher gefallen?«, fragte er Sekunden später, nachdem er sich gegen die Brüstung gelehnt hatte und nun fragend zu der Blondine blickte. »Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich mich geirrt habe», erwiderte die junge Frau, was Mamoru prompt dazu veranlasste, stirnrunzelnd nachzufragen: »Inwiefern geirrt?« Usagi lächelte besonnen, während sie hinauf gen Himmel blickte und sich vom hellen Licht des Vollmondes anstrahlen lies. »Nun ja, ich hatte wohl eine völlig falsche Vorstellung von alledem, besonders von den Gästen. Du wirst den Kopf schütteln, wenn ich dir jetzt sage, dass ich davon ausgegangen bin, dass nur die gehobene, einflussreiche und vermögende Gesellschaft anwesend sein würde. Das Spießertum sozusagen...« Doch entgegen Usagis Annahme, dass der Schwarzhaarige verständnislos den Kopf schütteln würde, lachte dieser laut los. »Oh Usagi, wie bist du denn zu dieser Annahme gekommen?« »Ich weiß nicht. Aber wie gesagt, ich habe mich geirrt und muss hier wirklich sagen, dass ich den mit Abstand tollsten Abend heute hatte«, erwiderte sie und die Euphorie und Begeisterung waren ihrer Stimme deutlich zu entnehmen. »Das freut mich wirklich sehr! Und ich muss dir direkt zustimmen, denn auch ich hatte lange nicht so einen wunderbaren Abend!«   Eine Sternschnuppe am Firmament erregte im nächsten Moment Usagis Aufmerksamkeit und sofort deutete sie nach oben, denn es folgten weitere. »Schau nur Mamoru... wie schön!« »Wünsch dir was...«, sagte er leise, während er sich die unbeschwerte Glückseligkeit auf ihrem strahlend schönen Gesicht verinnerlichte. »Aber nur, wenn du dir auch etwas wünscht!«, antwortete sie direkt und er nickte schmunzelnd.   Wenige Minuten vergingen, in denen sie stillschweigend hinauf zum Sternenhimmel blickten und ihren Gedanken nachhingen, ehe Mamoru sich räusperte und das Wort ergriff: »Usako, würdest du mir noch einen Tanz schenken?« Überrascht wandte Usagi den Blick zur Seite. »Jetzt und hier? So ganz ohne Musik?« Der Schwarzhaarige nickte und griff nach ihren Händen. »Ja, denn dann würde direkt mein Wunsch in Erfüllung gehen.« »Dein Wunsch?«, hakte sie verdutzt nach. »Ja, ich habe mir gerade gewünscht, mit dir noch einmal im Mondlicht tanzen zu können«, antwortete Mamoru und es erwärmte Usagis Herz nur noch ein Stück mehr für diesen wundervollen Mann, dessen Hände nun ihren Rücken berührten, während sie sich leicht aneinander schmiegten, ehe sie gedanklich im Takt der Streichmusik hin und her wiegten.     ____________________________________________________________________   "Im Tanz nehmen nicht nur unsere Körper Kontakt zueinander auf, sondern es finden auch unsere Seelen zueinander."   (Unbekannt) Kapitel 25: Memories will last Forever -------------------------------------- "Träume sind wahr, solange wir sie träumen, und leben wir nicht immer im Traum?"   Alfred Lord Tennyson (1809 - 1892) Englischer Dichter     --`∞´--     Langsam setzte sich das Prinzenpaar zu den Takten von Yiruma’s „River Flows in You“ in Bewegung und erstmals an diesem Abend blickte die Prinzessin zu Endymion hinauf. Fast verlor sie sich in seinen dunklen tiefblauen Augen und in seinem Blick lag so viel Wärme und Liebe, dass sie sämtliche Zweifel und negativen Gefühle für den Moment vergaß.   Keine Sekunde konnten sie den Blick voneinander abwenden, waren wie gefangen. Ihre Körper pressten sich wie von selbst aneinander und beide konnten die Wärme des anderen spüren.   Für einen Moment dachte sie tatsächlich, sie würde mit Endymion durch den Saal schweben, als würden sie sich auf Wolke 7 befinden. Sie spürte ihn. So nah. So intensiv. Alles um sich herum hatte sie vollständig ausgeblendet. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Mann, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte. Der Mann, der sie gerade in seinen Armen hielt und mit ihr durch den Saal tanzte. Endymion.   Sanft lächelte sie ihn an und ihr Herz machte einen Satz, als er ihr Lächeln erwiderte. Ein unglaubliches Hochgefühl stieg in ihr empor. 'Oh wunderschöner Moment, bitte geh nie zu Ende', flehte sie insgeheim. Doch die Zeit war erbarmungslos und so neigten sich das Lied und damit auch ihr Eröffnungstanz ihrem Ende.   Stumm standen sie sich gegenüber und blickten einander an, als der letzte Ton verklungen war. Im ganzen Saal war es still geworden, bis tosender Applaus einsetzte.   Und noch während des anhaltenden Applauses hatte Endymion nach ihrer Hand gegriffen und war mit ihr nach draußen geeilt. Im Augenwinkel hatte sie den missgünstigen und vernichtenden Blick der rothaarigen Frau registriert, die sie vorhin mit Endymion zusammen gesehen hatte. Doch der Prinz hatte sie so schnell hinter sich hergezogen … hinaus in den blühenden und duftenden Rosengarten, sodass sie es im nächsten Augenblick schon wieder verdrängte, als sie sich in seinen Armen wiederfand. Behutsam lehnte sie mit dem Kopf gegen seine Brust und vernahm deutlich den Schlag seines Herzens. Noch nie war er ihr näher gewesen...   Sein intensiver Duft hüllte sie ein. Berauschte sie. Und mit jedem weiteren Herzschlag wollte sie es endlich loswerden. Wollte ihm gestehen, dass sie ihn liebte.   »Endymion?« Sie entfernte sich ein wenig aus seinen Armen, damit sie ihm in die Augen schauen konnte. Nervös fuhr sie kurz mit der Zunge über ihre Lippen, während sich sein Blick auf sie senkte.   »Ja?« Er blickte auf sie hinab und hielt abrupt inne. Ihr Anblick raubte ihm erneut den Atem. Wie sollte er ihr noch länger widerstehen können? Den blauen Augen, in denen er versinken konnte. Den sinnlichen Lippen, die regelrecht dazu einluden, sie zu küssen. Er wollte und konnte nicht länger auf sie verzichten. Langsam senkte er den Kopf, den Blick auf ihre glänzenden Lippen gerichtet…   (Auszug aus "First Love - Wenn Liebe doch so einfach wär" http://www.fanfiktion.de/s/5325ad620003b5301436eb09/1/First-Love-Wenn-Liebe-doch-so-einfach-waer )     --`∞´--     Mit laut pochendem Herzen war Usagi ihrem Traum entglitten und blickte nun in die Dunkelheit. Nur das vom Fenster hereinfallende Mondlichte erhellte etwas das Zimmer und legte sich wie ein silberner Nebel über die Umgebung.   Ein feines Prickeln lag auf ihrer Haut, als es die Blondine wie magisch zum Fenster zog, während ihr der Traum, der erneut so real erschien, noch so präsent war, dass sie Endymions Nähe fühlen konnte.     ♫ - ♪ - ♬   Nobody knows why Nobody knows how and This feeling begins just like a spark Tossing and turning inside of your heart Exploding in the dark   Calling your name in the midnight hour Reaching for you from the endless dream So many miles between us now But you are always here with me   Susie Suh - Here With Me   ♫ - ♪ - ♬     Sie seufzte kurz. Endymion... immer wieder dieser Name. Immer wieder war er es, der sie in ihren Träumen begleitete und ein Gefühl nach tiefer Sehnsucht in ihr hinterließ, sobald sie erwachte. Wer war er? Und was hatte es mit diesen stetig wiederkehrenden Träumen auf sich? Vielleicht sollte sie bei Gelegenheit mal im Internet recherchieren. Sicher konnte man dort zig Seiten zur Traumdeutung finden...   Seltsam war es dennoch, denn jedes Mal hatte sie das Gefühl gehabt, dass Endymion sie an Mamoru erinnern würde. Aber wie war das möglich? Immerhin hatte sie diese Träume bereits gehabt, noch bevor sie ihn das erste Mal gesehen und kennengelernt hatte.   In Gedanken und Überlegungen vertieft, drangen erst nur ganz leise die Klänge eines Klaviers an ihr Ohr, ehe diese immer weiter in ihr Innerstes dringend, ihre gesamte Aufmerksamkeit auf sich zogen. Mit gespitzten Ohren stand sie nun am Fenster, beugte sich sogar noch weiter vor um die Herkunft dieser traurigen Klänge herauszufinden. Es kam definitiv aus dem Haus der Chibas, dem war sie sich sicher. Aber wer spielte um diese Zeit Klavier?   Neugierig geworden, schlich sie auf Zehenspitzen aus ihrem Zimmer hinaus auf den Flur. Auch hier waren die leisen Klänge des Klaviers zu hören und je weiter sie den Korridor entlang lief, umso deutlicher konnte sie die Musik hören. Jemand saß in dem Raum am Flügel, in dem sie Tage zuvor ihre Tanzstunden gehabt hatte. Und eben auch dort, wo sie Mamoru das erste Mal geküsst hatte.   Ihr Herz klopfte wild, als sie ihre nackten Füße dorthin trugen und ihr, vor der angelehnten Tür stehend, der Gedanke kam, dass dort womöglich sogar Mamoru am Klavier sitzen könnte.   'Wer auch sonst?', flüsterte sie sich selbst zu, immerhin war Yukiko körperlich nicht in der Lage und Midori würde sicherlich nicht mitten in der Nacht aufstehen und sich an das Klavier setzen.   Ihre Vermutung bestätigte sich, als sie die angelehnte Tür weiter aufdrückte und Mamoru hinter dem Klavier erblickte. Trotz der Dunkelheit konnte sie erkennen, dass er die Augen geschlossen hielt, während seine Finger über die Tasten glitten und dem Klavier diese wundervollen Klänge entlockten. Ihr Herz wurde schwerer, je länger sie dem traurigen Stück lauschte, welches Mamoru spielte. Sie kannte das Lied. Es war Beethovens "Moonlight Sonata". Und während sie den Blick weiter auf ihn gerichtet hielt, wallte erneut die Sehnsucht in ihr auf, die sich unter seinem gefühlvollen Spiel nur noch weiter verstärkte.   »Willst du noch länger an der Tür stehen bleiben?«, riss Mamoru sie Minuten später aus ihrer Trance und blickte direkt zu ihr hinüber. Sofort endete auch sein Klavierspiel und Usagi stammelte erschrocken: »Oh Gott... ähm, entschuldige. Ich wollte nicht lauschen und dich schon gar nicht stören, aber es war so wundervoll und traurig, dass es mich hier her zog.......... aber bitte, hör nicht auf.« »Schon okay! Komm... setz dich zu mir.« Um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen, klopfte er auf den Platz neben sich. Zaghaft setzte sich Usagi in Bewegung, schritt langsam auf das Klavier zu, hinter dem Mamoru sie aufmerksam beobachtete, und blieb schlussendlich direkt davor stehen, sodass er fragend eine Augenbraue noch oben zog. »Ist es okay, wenn ich... äh... wenn ich hier stehen bleibe?« »Wenn du möchtest...-es ist dir überlassen«, antwortete er nun und begann erneut mit seinem Klavierspiel. Doch entgegen Usagis Hoffnung, er würde wieder hingebungsvoll die Augen schließen, während er spielte, blickte er unablässig zu ihr, ehe er beiläufig wieder das Wort ergriff: »Warum schläfst du nicht, Usagi?«, fragte er und sie zuckte automatisch mit den Schultern. Wie sollte sie ihm eine Erklärung liefern, wenn sie es selbst nicht verstand!? Sie kannte die Bedeutung ihrer Träume doch selbst nicht... »Ich... nun ja, ich weiß ja selbst nicht wirklich, warum ich so plötzlich aus meinem Traum erwacht bin.« »Ein Albtraum?« »Nein, eigentlich war er sogar sehr schön.« Allein der Gedanke an ihren vergangenen Traum rief ein leichtes Hochgefühl sowie die Sehnsucht nach Nähe in ihr hervor und ließ sie kurz seufzen. »Hmmm... Manchmal werden Träume durchaus wahr oder sie spiegeln Erlebnisse, Gefühle und Gedanken wieder, wusstest du das?« »Nein, das wusste ich bisher nicht, aber was hat es zu bedeuten, wenn man immer wiederkehrende Träume hat?«   »Inwiefern wiederkehrend?«, fragte er nun sichtlich interessiert nach.   »Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es ist, als würde ich die Geschichte von zwei Personen träumen. Wie ein Märchen. Es sind zwar immer andere Träume, aber die Frau und der Mann sind immer die Gleichen und teilweise habe ich das Gefühl, ich würde alles aus ihrer Perspektive erleben.« Usagi drehte beschämt den Kopf zur Seite und seufzte. »Tut mir leid, ich weiß nicht, was mich geritten hat, dir von meinen wirren Träumen zu erzählen. Du musst mich ja für verrückt halten.«   Mamoru blickte nun Stirnrunzelnd zu Usagi. Was hatte dieser plötzliche Stimmungsumschwung nun zu bedeuten? Immerhin hatte er sie doch erst mit seiner Fragerei dazu ermutigt, von ihren Träumen zu erzählen. Und es kam ja nicht von ungefähr, dass er sich so brennend dafür interessierte. Nein, denn Tatsache war, dass es ihm genauso ging wie ihr. Auch er träumte seit geraumer Zeit ähnlich und auch ihn hatte es jedes Mal aufs Neue verwirrt. Manchmal hatte er minutenlang nach dem Erwachen im Bett gelegen und die Wand angestarrt, während er gedanklich den Traum durchging und analysierte. Doch egal wie intensiv er darüber nachgedacht und sinniert hatte, was diese intensiven Träume zu bedeuten hatten, er konnte sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen.   Abrupt sprang er auf und lief hinter dem Klavier vor, als Usagi sich weiter abwandte und imstande war, zu gehen.   »Nun warte doch. Ich halte dich nicht für verrückt, Usagi. Im Gegenteil! Auch ich träume hin und wieder ähnlich«, gestand er ihr nun und sofort entspannte sie sich sichtlich, als er nach ihrer Hand griff und mit dem Daumen über ihren Handrücken strich.   »Mamoru?« »Hm?« »Ich wollte dir einfach noch einmal für den schönen Abend danken...« Lächelnd zog er sie näher an sich und genoss einen Augenblick die Wärme ihres Körpers. »Du solltest wieder schlafen gehen, Usako...«, sagte er mit leiser Stimme und küsste ihre Stirn. »Das Gleiche gilt für Sie, Mr Chiba«, antwortete sie lächelnd, ohne dabei die direkte Nähe zu ihm zu unterbrechen. Wie gern hätte sie noch länger hier mit ihm gestanden, die Wärme seines Körpers genossen und ihm zugehört, während sie in seinen Augen versank. »Ich werde auch gleich ins Bett gehen, versprochen!«   Er blickte ihr nach, als sie zur Tür lief, wo sie sich noch einmal umdrehte und ihm in die Augen sah. Wenn er ihr nur sagen könnte, was er wirklich dachte und bei ihrem Anblick fühlte. Niemals zuvor hätte er solch Gefühle verspürt; niemals solch ein Verlangen nach der Nähe eines Menschen, der sein Herz wortwörtlich im Sturm erobert hatte. Und wenn er es richtig deutete, ging es Usagi ähnlich. Aber was nützte es, dass es scheinbar auf Gegenseitigkeit beruhte, wenn es da noch eine Dritte Person gab, die fähig war, alles und jeden zu manipulieren? Die mit allen Mitteln versuchte, das Beste für sich rauszuholen und dabei sicher auch skrupellos genug war, das Leben anderer zu zerstören.   In den letzten Tagen hatte Natsumi immer deutlicher ihr wahres Gesicht gezeigt und er verabscheute es, wie sie mit Usagi umsprang. Doch was konnte er schon dagegen tun, als sie höflich in die Schranken zu weisen? Die Verlobung zu lösen kam es für ihn nicht in Frage. Wie könnte er es dann mit sich vereinbaren, das Versprechen zu brechen, was er seinem Vater am Sterbebett gegeben hatte? Er hatte sich so sehr gewünscht, dass die beiden Familien immer zusammenhielten und er und Natsumi einmal heiraten und Kinder kriegen würden... vor allem nachdem auch ihre Mutter so tragisch ums Leben gekommen war.   Unter Tränen hatte er es ihm versprochen, dass er alles dafür tun würde, dass ihre beiden Familien zusammen glücklich werden würden........ Aber war er gerade glücklich bzw. konnte er jemals mit Natsumi wirklich glücklich werden? Konnte er jemals solch Glücksgefühle verspüren, wie zum Beispiel in dem Moment, wo er mit Usagi auf der Terrasse des Park Hyatt Tokyos stand und sie nach mehreren Sternschnuppen im Schein des Mondlichts tanzten?   Er wusste, dass ihn eine unruhige Nacht erwartete, je länger er über all das nachdachte.   *   Tatsächlich hatte er kaum ein Auge zu gemacht und fühlte sich entsprechend übermüdet und erschöpft, als er am nächsten Morgen das Esszimmer betrat und dort auf drei gut gelaunte Frauen traf, die sich sichtlich angeregt unterhielten. Mit einem kurzen Kopfnicken signalisierte er dem in der Nähe befindlichen Noguchi, ihm einen Kaffee zu bringen, ehe er wie auch die Tage zuvor gegenüber von Usagi Platz nahm.   »Guten Morgen mein Sohn, hast du gut geschlafen?« Fragend blickte Midori über den Rand ihrer Kaffeetasse, doch ehe Mamoru antwortete, nahm er selbst erst einen Schluck seines heiß dampfenden schwarzen Kaffees. Was eine Wohltat für seinen Geist und Körper... »Es war in Ordnung, okâsan«, antwortete er nun und griff nach der Tageszeitung, die Yukiko ihm soeben bedächtig lächelnd hingeschoben hatte. Sobald er die Titelseite erblickte, wusste er auch warum. Das Foto von Usagi und ihm zog umgehend seine Aufmerksamkeit auf sich. Ihr Lächeln war zwar etwas verhalten, aber dennoch bezaubernd schön...   Während er den darunter befindlichen Artikel zu der Gala las, spürte er unablässig Usagis Blick auf sich ruhen. Ob sie erwartete, dass er etwas zu dem Bild sagen würde? Bei seiner Familie war es durchaus denkbar, dass sie ihn sogar darauf ansprechen würden... Vermutlich würde seine obaa-san sogar einen Abzug des Fotos bei der Redaktion in Auftrag geben und vielleicht konnte er so ebenso an einen weiteren Abzug kommen.   »Gibt es für heute eigentlich irgendwelche Pläne?«, fragte er schließlich in die Runde, studierte dabei aber weiterhin die Artikel in der Tageszeitung, die er weiter aufmerksam durchblätterte.   »Wir haben einen Ausflug in das National Museum of Modern Art geplant. Ich habe von Yumeni Yumino eine Einladung erhalten, da sie Ihre Bilder aktuell dort ausstellt. Und da ich von Usagi weiß, dass sie von ihren Kunstwerken ganz begeistert ist, habe ich uns auf die Gästeliste setzen lassen.«   »Begleitest du uns?«, platzte es direkt aus Usagi heraus, nur Sekunden nachdem Midori geendet hatte. Sofort schlug sie sich die Hand vor den Mund, ehe sie entschuldigend zu ihr hinüber blickte. »Oje, entschuldige bitte vielmals, ich wollte dich nicht unterbrechen oder dir ins Wort fallen.«   »Schon in Ordnung, es wäre eh meine nächste Frage gewesen. Also mein Sohn, begleitest du uns?« »Um welche Zeit wäre es denn?«   »Ich habe dem Fahrer zu 14:00 Uhr bestellt, damit wir gegen 14:30Uhr dort sind.«   »Gut, ich hatte zwar Natsumi schon versprochen, dass ich zu ihr komme, aber ich denke, das kann ich auch auf den Abend verschieben.«   »Geht es ihr denn schon besser?«, hakte Yukiko direkt nach. »Ich hatte vorhin nur kurz eine Nachricht geschickt, wollte sie nach dem Frühstück aber kurz anrufen.« »Gut, dann richte ihr doch bitte Genesungsgrüße aus«, erwiderte sie und wandte sich wieder Usagi zu. »Liebes, was hältst du davon, wenn wir es uns gleich mit auf der Terrasse bequem machen und du mir ein wenig vorliest? Es ist wieder so herrliches Wetter draußen und wir werden uns nachher noch lang genug im Museum aufhalten.« »Das ist eine schöne Idee! Aber würdest du mich nach dem Frühstück noch einen Augenblick entschuldigen? Ich habe meiner Freundin Naru versprochen, dass ich sie heute noch anrufe, nachdem ich es gestern nicht geschafft habe.«   *   Usagi hatte sich nach dem Frühstück vom Tisch verabschiedet und war zurück auf Ihr Zimmer gegangen, wo sie ihr Handy genommen und es sich auf ihrem Bett bequem gemacht hatte.   Dreimal hatte es geklingelt, bis sie Narus Stimme vernahm: »Usa, schön, dass du anrufst.« »Hallo Naru, tut mir leid, dass ich es gestern nicht geschafft habe.« »Du brauchst dich doch dafür nicht entschuldigen. Außerdem rufst du doch jetzt an. Aber nun erzähl doch erstmal, wie es dir so geht und wie der gestrige Abend war... immerhin berichten sämtliche Tageszeitungen von dem neuen Traumpaar, dass den ersten gemeinsamen Auftritt bei der Benefiz-Gala der Familie Chiba hatte.« Usagi grinste in sich hinein. »Hast du auch das Foto von Mamoru und mir gesehen? Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie nervös ich war...« »Und wie ich mir das vorstellen kann... ihr habt aber auch so toll nebeneinander ausgesehen. Du solltest deinen Vater mal fragen, ob er dir einen Abzug des Fotos besorgen kann.« »Das ist eine super Idee... Yukiko freut sich bestimmt, wenn ich ihr ein gerahmtes Exemplar auf ihre Kommode stelle.« »Ach Usa, ich meinte eigentlich, dass du eins für dich besorgst...«, kicherte Naru und Usagi stimmte kurz mit ein, ehe ihr wieder einfiel, dass ihre beste Freundin sie um dieses Telefonat gebeten hatte, da sie wichtige Neuigkeiten hatte. »Sag mal, was wolltest du mir eigentlich dringendes sagen?« »Oh, also, eigentlich hätte ich es dir gern bei einem persönlichen Gespräch gesagt, aber ich weiß ja, dass du derzeit sehr eingespannt bist bei den Chibas und dann geht das bei Umino und mir jetzt auch so Knall auf Fall...« »Knall auf Fall?« Usagi runzelte die Stirn und stand nun von ihrem Bett auf, um an das geöffnete Fenster zu treten. Ein leichter Windzug erfasste ihre Haare, als sie nach draußen blickte und dabei beinahe über das gesamte Anwesen blicken konnte. Ein ungutes Gefühl erfasste sie, als sie ihre Freundin hörbar seufzen hörte. Verhieß das nun etwas Gutes oder Schlechtes? Jedenfalls schien es ihr schwer zu fallen, es auszusprechen, was ihr gerade auf dem Herzen lag.  »Mein Gott Naru, nun sag schon, was ist denn los bei euch?« »Umino wurde befördert«, antwortete diese leise und zögerlich. »Aber das ist doch großartig!« »Naja, an sich schon, aber die Beförderung bedeutet auch, dass er nach Sapporo versetzt wird, weil er dort eine der hiesigen Filialen übernehmen soll.« »Achso! Oh... und wann?«, hakte Usagi nun nach, als ihr die Bedeutung hinter Narus Worten bewusst wurde. »In zwei Wochen«, murmelte Naru und es schmerzte sie, dass sie ihrer besten Freundin diese Neuigkeiten am Telefon und nicht von Angesicht zu Angesicht überbringen musste.  »So kurzfristig? Aber das bedeutet ja......... Sapporo sagtest du?« »Ja. Verstehst du jetzt, warum es mir so schwerfällt? Und dann noch am Telefon......«, antworte sie und schniefte lautstark, was Usagi dazu veranlasste, sie sofort zu tadeln und das Gute in der Situation zu sehen: »Naru Osaka, nun hör auf zu flennen. Auch wenn es bedeutet, dass uns zigtausende Kilometer trennen, so ist ja keiner von uns aus der Welt. Wir können telefonieren, skypen, SMS oder eMails schreiben.. oder auch normale Briefe. Vielleicht legen wir uns Brieftauben zu!?« »Brieftauben? Ach Usa, du hast echt nen Knall! ...aber genau deshalb hab ich dich so lieb und du wirst mir einfach so schrecklich fehlen, weißt du.« »Du mir doch auch, Naru! Wer soll mich denn dann tadeln, wenn ich mal wieder zu spät zu einer Verabredung komme? Und wer soll mich aufziehen, wenn ich mal wieder Bauchschmerzen von zu vielen Schoko Milchshakes habe?«     "Schöne Momente zusammen erlebt zu haben, sind in der Erinnerung und im Herzen ewig eingeschlossen."   (Unbekannt)     Mit den Gedanken noch bei dem Gespräch mit Naru verließ Usagi mit gemischten Gefühlen ihr Zimmer. Einerseits gönnte sie Naru und Umino ihr Glück und dass es nun berufstechnisch auch endlich einmal voranging, andererseits musste sie ihre beste Freundin ziehen lassen, sie würden sich nur noch selten sehen können.............. Sie hielt inne, nachdem sie wenige Schritte über den Korridor gelaufen war. Dumpf vernahm sie Mamorus tiefe Stimme, da seine Tür nur angelehnt war. Er sprach leise, aber doch eindringlich und sie konnte aus den Bruchstücken, die an ihr Ohr drangen, deutlich seinen Ärger heraushören.   Eigentlich lag es Usagi fern, einem Gespräch zu lauschen und doch konnte sie ihre Neugier nicht zügeln und schlich sich ein wenig näher an Mamorus Zimmertür heraus. Zugern hatte sie gewusst, mit wem er sprach...   *   Unruhig lief Mamoru in seinem Zimmer auf und ab, während er mit seiner Verlobten telefonierte. Es kam für ihn durchaus überraschend, welche Richtung dieses kurze Telefonat mit ihr nahm und er musste sich schon nach wenigen Sätzen zusammenreißen, um nicht völlig aufgebracht ins Telefon zu brüllen.    Ihre kurz darauf folgende Warnung verfehlte jedenfalls nicht ihr Ziel und er konnte nur noch den Kopf schütteln: »Halte dich einfach von dieser kleinen Blonden fern, oder ich werde dafür sorgen, dass eure Verträge mit diversen Geschäftspartnern platzen.« »Warum tust du das, Natsumi?«  »Ach, weißt du mein Lieber, ich wollte dich nur noch einmal daran erinnern, was für dich und deine Familie auf dem Spiel steht«, säuselte sie zuckersüß. »Ich freue mich übrigens schon auf deinen Besuch heute Abend. Soll ich etwas für uns kochen?« »Bis heute Abend«, antworte Mamoru kühl und legte auf. Keine Sekunde länger hätte er ihr aufgesetztes und falsches Getue ertragen können. Erneut war er an dem Punkt, wo er diese ganze Beziehung in Frage stellte, sein Versprechen und sein Ehrgefühl seinem verstorbenen Vater und der Familie gegenüber ihn aber daran hinderten, alles zu beenden.   Völlig aufgebracht und aufgewühlt verließ er sein Zimmer und stieß prompt mit Usagi zusammen, die aufgrund des Zusammenpralls nach hinten stolperte. Schnell packte er ihre Arme und zog sie zurück, direkt an sich. Die Nähe zu ihr tat ihm gut, er spürte es, als ihre Körper sich berührten und er sofort dieses feine Kribbeln auf seiner Haut wahrnahm. Und doch durfte es nicht sein. Er wollte weder ihr, noch seiner Familie schaden.   »Du solltest dich von mir fernhalten, Usagi«, erwiderte er, schob sie sanft von sich und entfernte sich mit schnellen Schritten. Zurück ließ er dabei eine völlig perplexe Usagi... Kapitel 26: The Rose - Accept your fate! ---------------------------------------- Perplex blickte ihm Usagi hinterher. Sie verstand plötzlich die Welt nicht mehr. Was war nur in ihn gefahren, dass er sie so von sich stieß und regelrecht vor ihr flüchtete, wo sie sich doch in den letzten Tagen so viel nähergekommen waren? Hatte sie sich so getäuscht, dass er ihre Nähe gesucht und sie auch genossen hatte?   Gedankenverloren lief sie zu Yukikos Zimmer, wo diese bereits auf der Terrasse von Noguchi mit Tee versorgt wurde. Und obwohl der Tag nicht schöner sein konnte und die Sonne auf sie hinab schien, griff sie nach einer leichten Decke, die sie Yukiko auf den Schoß legte, nachdem sie sich zu ihr gesellt hatte. Dankend nickte sie daraufhin Noguchi zu, der ihr ebenfalls eine Tasse Tee eingeschenkt hatte.   »Usagi, Liebes, was ist los? Vorhin warst du noch so fröhlich und deine Augen strahlten, jetzt aber sehe ich, dass dich etwas bedrückt. Möchtest du darüber reden?«   Überrascht blickte die junge Frau von ihrer Tasse auf, die sie in ihren Händen hielt und hin und her drehte. War sie wirklich so ein offenes Buch für Yukiko? Dabei wollte sie sich nichts anmerken lassen und den Tag genießen. Und doch legte sich das Telefonat mit Naru und das kurze Aufeinandertreffen mit Mamoru wie ein Schatten über diesen gerade begonnenen Tag.   »Ich habe gerade erfahren, dass meine beste Freundin und ihr Freund nach Sapparo ziehen werden. Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich mich nicht freuen würde, dass es bei Naru und Umino endlich bergauf geht, nachdem ihm dort eine bessere Position in seiner Firma versprochen wurde, aber....... klingt es vielleicht irrational, wenn ich Angst davor habe, dass sich unsere Leben in unterschiedliche Richtungen entwickeln und die Freundschaft, die wir über die vielen Jahre aufgebaut hatten, darunter leiden könnte? Ich weiß ja, dass es nur ein paar Flugstunden sind, die uns trennen, aber ich mache mir trotzdem Gedanken...« »Es ist in Ordnung und völlig legitim, dass du dir darüber Gedanken machst. Es zeigt deutlich, dass dir eure innige Freundschaft sehr am Herzen liegt und auch deine Angst ist nicht irrational, sondern ganz normal. Leider kann ich dir hier nur sagen, dass die Zeit es zeigen wird, wie eurer beider Leben sich weiterentwickeln.« Yukiko nahm einen Schluck Tee und blickte weiterhin forschend zu Usagi, die soeben Artemis auf ihren Schoß gehoben hatte und ihn nun ausgiebig kraulte. »Das war aber noch nicht alles, habe ich recht?" »Hm, nein... Aber sag, ist es wirklich so offensichtlich, dass mir etwas auf dem Herzen liegt?« Lächelnd beugte sich die Ältere ein wenig vor, um Artemis ebenfalls kurz am Köpfchen zu kraulen. »Ich hatte schon immer ein feines Gespür für so etwas und da du ein sehr emotionaler und herzlicher Mensch bist, trägst du deine Gefühle für einige sichtbar nach außen. Spätestens, wenn man dir in die Augen schaut, erkennt man es .... aber das ist nichts Schlimmes und wofür man sich schämen muss, Usagi.«   Kurz schwieg die Blondine und nahm einen Schluck Tee, ehe sie fortfuhr. »Es ist wegen Mamoru... Ich weiß einfach nicht, was ich denken und wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.« »Inwiefern?«, hakte Yukiko sichtlich interessiert nach. »Naja, es ist merkwürdig und es gibt so Situationen, da werde ich nicht schlau aus ihm. Eigentlich hatte ich bisher das Gefühl, er mag mich und sucht gern meine Nähe und meine Gesellschaft, aber zu einem anderen Zeitpunkt ist er plötzlich distanziert und weist mich zurück.« »Nimm es dir nicht zu Herzen. Im Grunde genommen hege ich überhaupt keine Zweifel daran, dass er dich sehr gern mag und genau wie Midori und ich ins Herz geschlossen hat.« »Glaubst du das wirklich? Ich meine, warum benimmt er sich dann manchmal so merkwürdig?« »Natsumi«, antwortete die Ältere knapp. Verwundert blickte Usagi zu ihr hinüber. »Natsumi?« Yukiko nickte: »Ja, Natsumi war und ist schon immer einer der Gründe gewesen, weshalb Mamoru sich anderen Frauen gegenüber immer wie der letzte Idiot benahm oder sich ihnen gänzlich entzog. Nur bei dir scheint es ihm nicht immer ganz zu gelingen und das behagt ihr gar nicht.« Kurz holte sie Luft, ehe sie fortfuhr. »Weißt du Usagi, bisher hatte Natsumi Mamoru eigentlich immer unter Kontrolle, was auch mitunter daran gelegen haben mag, dass sich mein Enkel, aufgrund eines Versprechens gegenüber seinem verstorbenen Vater, nie wirklich für andere Frauen interessierte. Doch das hat sich schlagartig geändert, als du in sein Leben getreten bist.« »Heißt das etwa, dass Mamoru nur wegen eines Versprechens mit Natsumi zusammen ist?«, hakte Usagi geschockt nach, als ihr die Worte Yukikos bewusst wurden. Abermals nickte die Ältere, ehe sie einen Schluck Tee zu sich nahm und Usagis Vermutung vorerst unkommentiert ließ. »Aber das würde ja bedeuten, dass er.......« »Dass er Natsumi nicht liebt!?« Yukiko schmunzelte, als sie daraufhin Usagis zaghaftes Nicken vernahm. »Weißt du, Liebes, für Mamoru hängt sehr viel von der Beziehung ab, auch wenn es für dich noch seltsam erscheint. Aber er hat schon immer sehr viel Wert auf feste Werte, wie Loyalität und Ehre gelegt. Für ihn würde es nicht in Frage kommen, ein Versprechen, dass er zudem seinem Vater an seinem Sterbebett gegeben hat, zu brechen. In diesem Fall stellt er seine eigenen Gefühle zurück, wobei ich glaube, dass er nie zuvor so empfunden hat, wie es nun der Fall ist.« Usagi runzelte die Stirn, während sie ihre Teetasse umklammert hielt. »Wie meinst du das?« »Für Mamoru gab es nie eine andere Frau, als Natsumi und da dies aufgrund eines Versprechens nur eine Art Arrangement ist, hat er nie eine andere Art der Beziehung kennengelernt.« »Willst du mir damit sagen, dass er noch nie aufrichtige Liebe empfunden hat?« »Jetzt schon...« Usagi fuhr erschrocken herum, als sie Midoris Stimme vernahm, die plötzlich hinter ihnen an der Terrassentür auftauchte. »Ich selbst wollte es anfangs nicht wahrhaben, habe stets an dem Arrangement zwischen Natsumi und meinem Sohn festgehalten, aber nun habe ich erkannt, dass er unter diesem Umstand niemals glücklich werden würde. Nicht seitdem ich gesehen habe, wie er dich ansieht.« Midori blickte wissend zu Yukiko, ehe sie sich wieder der jungen Frau zu wandte. »Usagi, ich würde gern mit dir unter vier Augen sprechen, ehe wir zur Ausstellung aufbrechen.« Verwirrt und fragend zugleich blickte Usagi zu Yukiko. »Geh nur Liebes. Ich werde mich während eurer Abwesenheit von Noguchi aufs Zimmer bringen lassen, um mich in Ruhe fertig machen zu können.« Zögerlich nickte Usagi der Älteren zu, ehe sie sich erhob und Midori langsamen Schrittes hinein ins Anwesen begleitete.   Während sie den langen Flur durchquerten, an dessen Wänden Yumeni Yuminos Gemälde hingen, lies Usagi die Worte Midoris und Yukikos noch einmal Revue passieren. Tief in Gedanken versunken bemerkte sie dabei jedoch nicht, wie Midori plötzlich vor ihrem Zimmer stehen blieb und sie ansprach. »Oh Gott, bitte entschuldige... ich...«, stammelte Usagi entschuldigend und biss sich verlegen auf die Unterlippe.  »Ist schon in Ordnung, Usagi. Ich kann verstehen, dass dich das alles ziemlich verwirren muss. Aber genau aus diesem Grund wollte ich kurz mit dir allein sprechen«, erwiderte Midori, ehe sie der jungen Frau die Tür aufhielt. Kaum einen Fuß in die Tür gesetzt, blieb diese jedoch abrupt stehen und blickte fasziniert ans andere Ende des Raumes, wo eine kleine Vitrine stand. Midori erkannte sofort, dass sich in Usagis Inneren etwas zu regen schien, als diese vorsichtig näher trat und dessen Inhalt erblickte. Leise schloss die Ältere die Tür hinter sich und trat, ohne Usagi aus den Augen zu lassen, zur Vitrine vor.   »Vor fast 18 Jahren hatte mein verstorbener Mann -anlässlich des 6. Geburtstages von Mamoru- einen Ausflug geplant...«, begann sie und schloss einen Moment lang die Augen, ehe sie fortfuhr. »Der Tag hätte für uns eigentlich nicht besser beginnen können. Strahlend blauer Himmel, Mamoru der glücklicher denn je schien und mein Mann der es tatsächlich irgendwie geschafft hatte, einen Tag frei zu bekommen. Der Tag schien perfekt... zu perfekt...! Denn wie es der Zufall so wollte, bekam ich kurz nachdem wir gefrühstückt hatten, einen Anruf aus dem Büro, der mich dazu veranlasste doch noch einmal in die Firma zu fahren. Mit dem Versprechen, dass es nicht lange dauern würde und der Bitte mich dort in einer Stunde abzuholen, lies ich sie allein zurück.« Sie schluckte und Usagi erkannte sofort das es ihr sichtlich schwer fiel darüber zu sprechen. »Du musst nicht weitererzählen... «, wandte sie sofort ein, doch Midori schüttelte prompt mit dem Kopf: »Doch muss ich, denn ich will, dass du uns... Nein... dass du Mamoru verstehst.« Usagi nickte verhalten und lies sie gewähren, wenn auch mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend. »Ich war gerade dabei meine Sachen im Büro zusammen zu packen und wartete auf den Anruf meines Mannes, dass sie nun da wären und ich runterkommen könnte. Doch der ersehnte Anruf kam nicht. Allerdings machte ich mir zunächst keine Gedanken darüber, denn schließlich kannte ich doch meinen Sohn und meinen Mann. Sicherlich hatten sie auf den Hinweg wieder irgendwo angehalten, um sich schnell ein Eis zu gönnen.« Sie lächelte an den Gedanken daran, hatten die Beiden dies in der Vergangenheit doch schon des Öfteren mit der Ausrede 'der Eisverkäufer hätte sie regelrecht dazu gezwungen' abgetan. »Als sie sich jedoch nach anderthalb Stunden immer noch nicht gemeldet hatten, begann ich mir Sorgen zu machen und rief als allererstes bei meinem Mann und danach zu Hause an. Von Noguchi erfuhr ich allerdings nur, dass sie pünktlich los gefahren waren. Meinen Mann konnte ich jedoch nicht erreichen und so fasste ich den Entschluss, runter zu gehen, um zu schauen, ob sie nicht doch schon irgendwo an einer Ecke mit dem Auto stehen und auf mich warten. Doch weit kam ich nicht...«  Midori entfuhr bei der Erinnerung ein tiefer Seufzer, was Usagi dazu veranlasste, neben sie zu treten und ihr tröstend eine Hand auf den Arm zu legen. »Im Endeffekt lief ich den Polizisten geradewegs in die Arme, als ich in die Lobby trat und ich wusste schon beim Blick in ihre Gesichter, dass etwas nicht in Ordnung war. Leider bestätigten sie meine schlimme Vorahnung. Im Krankenhaus angekommen, konnte man mir anfangs nicht einmal sagen, was passiert war und wie es um meinen Ehemann und um Mamoru stand. Ich weiß auch gar nicht mehr so recht, wie viel Zeit vergangen war, ehe ich endlich den zuständigen Arzt gefunden hatte, der mich direkt zu Mamoru brachte. Er schlief ganz friedlich, jedoch gab mir der Arzt gleich zu verstehen, dass man ihm ein Beruhigungsmittel spritzen musste, nachdem er völlig aufgelöst im Zimmer meines Mannes aufgefunden wurde, bevor dieser kollabierte und man eine Not-OP durchführen musste.« Midori stockte erneut, zu schmerzhaft waren die Erinnerungen. »Ich hoffte und betete, dass er es schaffen würde und dass alles wieder gut werden würde. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit uns und mir blieben nur wenige Stunden, um mich zu verabschieden. Mit letzter Kraft erzählte er mir von seinem Gespräch mit Mamoru, ehe sein Herzschlag plötzlich aussetzte. Ich wurde rausgeschickt, während die Ärzte erneut um das Leben meines Mannes kämpften, doch sie konnten nichts mehr für ihn tun, sodass man ihn kurz nach Mitternacht für tot erklärt hat. Als der Arzt mir die Nachricht überbrachte, blieb Mamoru von uns unbemerkt hinter der Tür stehen und hörte alles mit an. Es zerriss mir fast das Herz, als ich ihn schlussendlich entdeckte und er schluchzend davon lief.«   Usagi schlug sich die Hand vor den Mund und kämpfte sichtlich mit den Tränen. Der Gedanke daran, was Mamoru und Midori bereits hatten durchmachen müssen, war für sie unerträglich und ließ ihr Herz schwer werden. »Midori, ich... es tut mir so furchtbar leid!«, entgegnete sie und ließ Midori -trotz der wiederkehrenden Trauer- ein wenig lächeln. »Dein Mitgefühl für Andere hat mich schon damals gerührt.« »Damals? Wie meinst du das?« »Weißt du Usagi, du und Mamoru, Ihr kennt euch schon länger, als es euch gerade bewusst ist. Du hast ihn schon einmal getroffen und ihm mit einer kleinen Geste sein Lächeln zurückgegeben, als ich dachte, dass er an seinem Kummer und der Trauer zerbricht«, antwortete Midori und wandte sich der Vitrine mit der Rose darin zu. »Als wir letztens bei deinen Eltern waren, habe ich im Gespräch mit deiner Mutter erfahren, dass der Todestag meines Mannes und die Geburt deines Bruders auf ein und dasselbe Datum fällt. Als sie mir dann ein Foto von dir zeigte, auf dem du einen Strauß roter Rosen in den Händen hältst, erinnerte ich mich. Du warst damals bei Mamoru im Krankenzimmer, nachdem er vom Tod seines Vaters erfahren hatte und davon gelaufen war. Ich war ihm gefolgt und entdeckte euch, als du ihm gerade diese einzelne rote Rose überreicht hast. Auch wenn du dich vermutlich nicht mehr daran erinnerst, so denke ich, dass die Begegnung zwischen dir und Mamoru vorherbestimmt war... damals wie auch heute.« »Willst du damit sagen, dass ich Mamoru diese Rose damals geschenkt habe? Aber wie ist das möglich? Wie kann sie nach all der langen Zeit noch immer so leuchtend rot erblühen?« »Wenn ich das erklären könnte, Usagi... aber ich kann es nicht. Es fasziniert mich auch immer wieder aufs Neue und obwohl ich nicht an Zauberei und Übernatürliches glaube, so empfinde ich es bei dieser Rose doch als magisch, weil es in meinen Augen keine logische Erklärung dafür gibt, dass sie schon so lange blüht ohne zu Welken. Es ist, als wäre sie für die Ewigkeit geschaffen; als würde sie etwas Besonderes symbolisieren.« »Eigentlich steht die Rose ja für die Liebe...«, murmelte Usagi, während sie völlig gebannt von ihrem Anblick, immer näher an die Vitrine trat. Überrascht hielt sie inne und sowohl ihre, als auch Midoris Augen weiteten sich, als sie zu leuchten begann. Erst nur leicht pulsierend, dann immer stärker, intensiver, rot leuchtend. »Was geschieht hier?« »Ich ... ich habe wirklich keine Ahnung. Das ist das erste Mal, dass ich sie so sehe.« Ehrfürchtig und nachdenklich zugleich blickte Midori zur Rose, die nun heller als je zuvor strahlte. War das ein Zeichen? Spürte diese magische Rose etwa Usagis Präsens? Wie sonst könnte man erklären, was hier gerade geschah? Dass die Rose nach all den Jahren noch immer im satten Rot erblühte und nun derart hell erstrahlte, geschah einfach fernab vom logischen Menschenverstand. »Usagi, ich möchte, dass unser Gespräch und das, was gerade mit der Rose geschehen ist, unter uns bleibt. Ich bitte dich darum...«, entgegnete Midori eindringlich und legte der Blondine eine Hand auf die Schulter. »Mir liegt viel an Mamoru und der Rose, aber ebenso auch an dir. Dass du erneut in unser Leben getreten bist, kann einfach kein Zufall sein. Und unerheblich, dass ich anfangs Zweifel hegte, so bin ich nun gänzlich frei davon und es macht mich glücklich zu sehen, wie gut du unserer Familie tust. Yukiko erblüht richtig unter deiner Fürsorge und was Mamoru betrifft, so muss ich dir nun gestehen, dass ich nicht ganz unschuldig daran bin, dass er sich dir nicht weiter annähert.« Überrascht sah Usagi zu der Älteren auf, schüttelte im nächsten Moment jedoch den Kopf, als ihr klar wurde, was Midori ihr damit zu verstehen geben wollte. »Verstehe«, murmelte sie geknickt und wandte ihren Blick wieder der Rose zu, dessen Leuchtintensität nun stetig abzunehmen schien. »Es ist wegen Natsumi, habe ich Recht? Ich meine, ich weiß ja warum und weshalb er mit ihr zusammen ist. Es ist nur...« Sie stockte, ehe sie sich wieder zu der Älteren herumdrehte, die ihrerseits Usagis Satz vervollständigte: »Immer noch schwer für dich nachzuvollziehen?« Usagi nickte. »Ja.« »Weil?«, hakte Midori nach und schmunzelte. Sie konnte die plötzliche Unsicherheit der jungen Frau deutlich spüren. Usagi seufzte. »Wäre es egoistisch und falsch von mir zu sagen, dass ich mir niemals vorstellen könnte -auch wenn ich es versprochen habe- mit jemanden zusammen zu sein, den ich nicht liebe?« »Keineswegs. Jedoch glaube ich, dass du da gerade in eine völlig falsche Richtung denkst, Usagi. Ich sehe es dir an. Du glaubst, das Mamoru womöglich doch mehr für Natsumi empfindet. Aber dem ist ganz gewiss nicht so.« »Was macht dich da so sicher?« »Du!«, antwortete Midori knapp und lächelte, als sie in das verwirrte Gesicht ihres Gegenübers sah. »Ich kenne meinen Sohn, und in all den Jahren in denen er nun mit Natsumi zusammen ist, hat er sie nie so angesehen, wie er dich ansieht. Ich bin mir deshalb ziemlich sicher, dass er genauso viel für dich empfindet wie du für ihn.«  Usagis Augen weiteten sich. »Woher?« »Nun, wie meine Mutter bereits erwähnte, bist du ein sehr herzlicher und emotionaler Mensch und trägst deine Gefühle für manche sichtbar nach außen. Nur muss ich dir hier und jetzt wohl auch gestehen, dass ich es anders erfahren habe, als es dir womöglich lieb sein könnte und dafür möchte ich mich vorab schon einmal bei dir entschuldigen« »Entschuldigen?! Ich verstehe nicht...« »Erinnerst du dich an deinen freien Tag, als meine Mutter ihre Untersuchungen im Krankenhaus hatte?« Die junge Frau nickte. »Ja, ich habe mich an dem Tag mit meiner besten Freundin in der Stadt getroffen.« »Nicht nur das. Ihr ward an diesem Tag auch im Café 'Detour a Bleuet' und habt euch sehr angeregt über einen gewissen Traum, den du die Nacht zuvor hattest, unterhalten.« Noch während Midori sprach konnte diese sehen, wie plötzlich sämtliche Farbe aus Usagis Gesicht wich und sich ihr Körper mehr und mehr versteifte. »Usagi, es tut mir wirklich leid, aber...«, kurz hielt sie inne und ergriff die zierliche Hand der Blondine. »...ich wurde erst auf euch aufmerksam, als du den Namen meines Sohnes ein wenig zu laut ausgesprochen hattest. Das machte mich irgendwie neugierig und so entschloss ich mich dazu, mir von der Kellnerin den leeren freien Platz direkt hinter euch geben zu lassen.« »Du hast uns belauscht?«, stellte Usagi peinlich berührt fest und wusste nicht, ob sie nun lachen, heulen oder lieber doch gleich im Erdboden versinken sollte. »Ja, das habe ich...«, gab Midori offen zu. »...und wenn ich ehrlich bin, war das auch gut so, denn sonst hätte ich womöglich nie herausgefunden, dass Natsumi meinen Sohn betrügt und durch ihn vermutlich versucht, an das Vermögen unserer Familie zu kommen. Ich habe nach eurem Gespräch sofort meinen Detektiv damit beauftragt, Natsumi zu observieren, um herauszufinden, was genau sie zu tun gedenkt und wer dieser Mann sein könnte, den du an ihrer Seite gesehen hast.« »Midori, ich möchte hier sicherlich keinen Streit zwischen den Familien herauf beschwören oder Natsumi etwas unterstellen, das ich nicht beweisen kann. Es hatte für mich nur den Eindruck, als würde sie zumindest mit den Gefühlen von Mamoru spielen und ihn hintergehen. Inwieweit sie es jedoch auf das Vermögen der Chibas abgesehen hat, vermag ich nicht zu sagen und es steht mir auch nicht zu, hier irgendwelche Mutmaßungen zu äußern. « »Ach Usagi, mach dir doch bitte keine Sorgen. Es war richtig, dass du es mir hier noch einmal bestätigt hast. Immerhin geht es in erster Linie darum, dass sie mit Mamoru ein falsches Spielt treibt. Aber wie dem auch sei, du solltest keinen Zweifel daran hegen, dass Mamoru dich ins Herz geschlossen hat und womöglich mehr empfindet, als es für dich den Anschein hat. Gib ihm Zeit zu erkennen, was und vor allem wer die Richtige für ihn ist.« Doch Usagi schüttelte nur zaghaft den Kopf. »Bitte entschuldige, aber ich würde mich niemals in eine Beziehung einmischen.« »Ich verstehe. Dennoch war es mir wirklich wichtig, dass du das alles erfährst.«   Ein leises Klopfen ließ die beiden zur Tür hinüber blicken. »Ja, bitte?«, fragte Midori und schmunzelte, als Mamoru langsam in das Zimmer trat und sofort innehielt, als er sie und Usagi erblickte. Kurz runzelte er die Stirn, ehe er sprach: »Ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass der Fahrer wartet, okâsan.« »Sag ihm, dass wir in fünf Minuten da sein werden.« Mamoru nickte, machte jedoch anfänglich keine Anstalten zu gehen. Viel zu verwundert war er darüber das Usagi sich bei seiner Mutter befand. Vielleicht sollte er sie bei Gelegenheit darauf ansprechen, denn sein Instinkt sagte ihm, dass die beiden Frauen ihm etwas verheimlichten.   *   Usagi trat gerade mit ihrer Jacke in der Hand aus ihrem Zimmer, als der Schwarzhaarige sie abfing. »Usagi? Hast du einen Moment Zeit, bevor wir in die Ausstellung fahren?« »Natürlich. Worum geht es denn?« »Um vorhin! Bitte nimm es mir nicht übel, wenn ich so direkt nachfrage, aber was gab es vorhin Wichtiges mit meiner Mutter zu bereden? Ich hatte den Eindruck, dass ich euch bei etwas gestört habe...«, entgegnete er und lehnte sich mit den Händen in den Hosentaschen an der gegenüberliegenden Wand. »Ich denke, dass solltest du Midori lieber selber fragen, denn ich habe ihr mein Wort gegeben, dass ich über unser Gespräch kein Wort verliere. Ach und bitte nimm mir das im Gegenzug auch nicht übel, ja?«, erwiderte Usagi leicht gereizt, nachdem ihr seine abweisende Haltung nach ihrem Zusammenprall im Flur noch immer schwer zu schaffen machte. Noch im selben Moment wandte sie sich von ihm ab und verließ schnellen Schrittes den Flur in Richtung Eingangshalle. Kurz vor der Treppe hatte er sie jedoch wieder eingeholt und ergriff ihr Handgelenk, um sie am Weitergehen zu hindern. »Usagi, bitte, was ist denn los? Du bist plötzlich so gereizt.« »Ernsthaft? Wundert dich das?« Sie drehte den Kopf ein wenig weg und schloss die Augen. Obwohl sie nun wusste, warum sein Verhalten ihr gegenüber so wechselhaft und teilweise nicht nachvollziehbar war, so regte es sie auf, dass er in diesem Augenblick so tat, als wäre zuvor nichts gewesen. Als hätte er sie nicht noch vor wenigen Stunden eiskalt im Flur abgewiesen und stehen gelassen. Und so entfuhr ihr ein Satz, den sie so gar nicht sagen wollte: »Wenn du Probleme mit Natsumi hast und vielleicht auch nicht weißt, was du wirklich willst, dann lass es gefälligst nicht an mir aus!«   *   Die Fahrt zum National Museum of Modern Art verlief schweigend und jeder hing seinen Gedanken nach. Auch beim Aussteigen mied Usagi den Blickkontakt zu Mamoru, der ihr die Tür aufhielt und beim Aussteigen half, während der Fahrer den Rollstuhl von Yukiko brachte. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen ging sie an ihm vorbei, direkt zu Yukiko und Midori hinüber.   Kopfschüttelnd ging er ihr nach und nahm sich vor, die junge Frau in einem günstigen Augenblick fernab von seiner Mutter und Großmutter ab zu passen.   Kaum am Eingang des National Museum of Modern Art angekommen, kam auch schon eine freudestrahlende Yumeni Yumino auf sie zu und begrüßte sie herzlich: »Es ist mir eine wahnsinnig große Freude, die ganze Familie Chiba bei meiner Ausstellung begrüßen zu dürfen!«, erwiderte die junge Frau und wandte sich im nächsten Augenblick an Usagi: »Hallo, du musst Usagi sein; Midori hat mir schon einiges von dir erzählt und mir berichtet, dass du ganz angetan von meinen Werken bist. Ich freue mich daher sehr über deinen Besuch und hoffe, dass dir meine Ausstellung heute gefällt. Wenn du magst, zeige ich dir ein paar meiner neusten Werke...« Usagi nickte zaghaft und sichtlich erfreut. »Es wäre mir eine Ehre!« »Bevor wir reingehen... -Yumeni, schenkst du mir nachher noch einen Augenblick deiner Zeit?«, fragte Midori kurzerhand, als Yumeni Yumino sich gerade Richtung Eingang wandte: »Natürlich, meine Liebe.«   Es war erstaunlich, dass Yumeni zu jedem ihrer Bilder eine eigene Geschichte zu erzählen hatte und Usagi lauschte ihren Worten völlig gebannt. »So Ihr Lieben, wir kommen nun zu meinem vorerst letzten Werk, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Ich habe mich vor ein paar Monaten ein wenig mit der griechischen Mythologie beschäftigt und bin dabei auf eine alte Legende gestoßen, die ich unbedingt Bildlich festhalten wollte.« »Wow, das Gemälde ist einfach traumhaft schön, Yumeni. Ich will nicht neugierig erscheinen, aber erlaubst du mir die Frage, um welche alte Legende es sich hierbei genau handelt?« »Natürlich, Usagi. Es handelt sich hier um die tragische Liebesgeschichte von der Mondprinzessin Serenity und dem Erdenprinzen Endymion. Ich wollte die innige Liebe der Beiden einfach in diesem Bild festhalten.« »Das ist dir wunderbar gelungen«, schaltete sich Midori nun ein und auch Yukiko nickte zustimmend. »Vielen lieben Dank, es freut mich sehr, dass es euch gefällt. Zur Feier des Tages möchte ich euch gern noch auf ein Glas Sekt an der Bar einladen.« »Wäre es in Ordnung, wenn ich noch einen kurzen Augenblick hierbleibe? Das Bild ist einfach so unglaublich schön und ich würde es gern noch etwas auf mich wirken lassen«, bat Usagi höflich, wobei sie selbst hier den Blick kaum abwenden konnte.   Nachdem die anderen einverstanden waren und hinüber zur Bar gegangen waren, blickte Usagi wieder wie paralysiert auf das große Gemälde. Ihr Herz pochte lauter und schneller, je mehr Details sie von dem Bild in sich aufnahm und dabei zu erkennen schien, um welches Liebespaar es sich handelte. Alles um sie herum verschwamm und wich anderen Bildern aus einer anderen Zeit, einer anderen Epoche, einem anderen -früheren- Leben...   __________________♠__________________     Behutsam lehnte Serenity mit dem Kopf gegen Endymions Brust und vernahm deutlich den Schlag seines Herzens. Noch nie war er ihr näher gewesen. Sein intensiver Duft hüllte sie ein. Berauschte sie. Und mit jedem weiteren Herzschlag wollte sie es endlich loswerden. Wollte ihm gestehen, dass sie ihn liebte.   »Endymion?« Sie entfernte sich ein wenig aus seinen Armen, damit sie ihm in die Augen schauen konnte. Nervös fuhr sie kurz mit der Zunge über ihre Lippen.   »Ja?« Er blickte auf sie hinab und hielt abrupt inne. Ihr Anblick raubte ihm erneut den Atem. Wie sollte er ihr noch länger widerstehen können? Den blauen Augen, in denen er versinken konnte. Den sinnlichen Lippen, die regelrecht dazu einluden, sie zu küssen. Er wollte und konnte nicht länger auf sie verzichten. Langsam senkte er den Kopf, den Blick auf ihre glänzenden Lippen gerichtet….....   Wollte sie ihm gerade noch ihre Liebe gestehen, so wurde Serenitys Vorhaben nun durch Endymion unterbrochen, als dieser sich langsam ihrem Gesicht näherte. Sie ahnte, was hier nun passieren würde. Er würde sie küssen. Ein Kribbeln erfasste ihren gesamten Körper, als sie seinen Atem auf ihren Lippen spürte.  Und da ahnte sie, dass es das Zeichen war, wovon Naru gesprochen hatte … dass Endymion vielleicht auch nur auf ein Zeichen von ihr gewartet hatte.   Leicht streckte sie sich ihm entgegen und schloss die Augen. Sie spürte seine Hand auf ihrer Wange und dann legten sich seine warmen Lippen sanft auf ihre.   __________________♠__________________     Es war eine gefühlte Ewigkeit vergangen, als Usagi aus ihrer Trance erwachte und das Stimmengemurmel um sie herum wieder allmählich zunahm. Ihr Herz raste noch immer und ihre Atmung wurde nur allmählich ruhiger, aber so langsam war sie wieder bei Sinnen und realisierte, dass sie mal wieder in einen ihrer regelmäßigen Tagträume verfallen war. Mamoru hätte sie wohl wieder damit aufgezogen oder sich womöglich Sorgen gemacht, so wie damals bei ihrem ersten Aufeinandertreffen...   Kaum, dass sie an ihn gedacht hatte, stieg ihr auch schon sein wahnsinnig sinnlicher Duft in die Nase und ihr Kopf ruckte erschrocken zur Seite, als sie seine Präsens hinter sich wahrnahm. Es dauerte keine Sekunde, in der Mamorus Nähe ihren Herzschlag wieder hochschnellen ließ. Warum reagierte ihr Körper nur so intensiv auf ihn? Jedes Mal waren ihre Sinne derart geschärft, dass sie nur noch ihn wahrnahm, sobald er sich in ihrer Nähe befand. Seinen einzigartigen Duft. Seine Wärme und seine Aura, alles an ihm nahm sie immer wieder gefangen und steigerte ihre Sehnsucht und ihr Verlangen ins Unermessliche. »Hat dieses Gemälde ebenso eine Wirkung auf dich, wie auf mich?«, fragte er mit leiser und sanfter Stimme, die ihr umgehend eine Gänsehaut über den Körper jagte. »Ja, es kommt mir seltsam bekannt vor, das Paar darauf irgendwie vertraut«, antworte Usagi dem noch immer dicht hinter ihr stehenden Schwarzhaarigen. Erneut neigte sie den Kopf in seine Richtung, streifte dabei seinen Blick, welcher noch immer nach vorn auf das Gemälde gerichtet war. Doch sobald Mamoru den Blick auf sie gerichtet hatte, verschlug es ihr erneut die Sprache und ihr wurde wieder einmal bewusst, wie sehr ihr Herz sich nach ihm sehnte. Seine Augen glänzten wie zwei Sterne am tiefblauen Nachthimmel und beinahe verlor sie sich darin, würde eine ihnen durchaus bekannte Stimme nicht ihre Namen rufen: »Mamoru! Usagi! Hallo!«, rief die junge blonde Frau, die inmitten von mehreren jungen Männern umringt, nun gezielt auf sie zugelaufen kam und Usagi mit ihrer herzlichen und überschwänglichen Begrüßung ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Dieses erstarb jedoch augenblicklich und sie erschauerte, als sie in zwei kalte blaue Augen hinter ihr blickte, die sie intensiv musterten. War er etwa mit Minako hier? Ob sein Bruder ebenfalls zugegen war? Zaghaft blickte sie sich um und es dauerte tatsächlich nicht lange, bis sie ihn entdeckte... Kapitel 27: Kopf über Herz -------------------------- Seine Augen blitzten erfreut auf, als er Usagi entdeckte und direkt auf sie zuschritt. Gentlemanlike ergriff er ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. »Usagi, es ist mir eine Freude, Sie hier anzutreffen!«, erwiderte er mit einem Lächeln auf den Lippen, dass es der Blonden für einen Moment die Knie weich werden ließ. Mit geröteten Wange blickte sie zu ihm auf und lächelte zurück: »Mr. Black, die Freude ist ganz meinerseits.« »Oh, nennen Sie mich doch bitte Diamond.« Noch ehe Usagi ihm darauf antworten konnte, fuhr ihr jedoch Mamoru dazwischen: »Diamond! Warum wundert es mich nicht, dass du auch zugegen bist? Wo hast du denn deine reizende Esmeraude gelassen?«, fragte er und brachte Usagi aufgrund des bissigen Untertons in seiner Stimme dazu, die Stirn runzeln. Irritiert blickte sie zwischen den beiden hin und her. Kam es ihr nur so vor oder herrschte zwischen den beiden eine gewisse Anspannung? »Oh, Hallo Mamoru! Entschuldige, ich habe dich gar nicht bemerkt, aber bei dieser bildhübschen jungen Frau neben dir ist es ja auch kein Wunder, dass man nur Augen für sie hat«, antwortete er süffisant, ehe er sich, ohne Mamoru weiter zu beachten, wieder der jungen Frau zu wandte. »Würden Sie mir die Ehre erweisen und mich auf einem Rundgang durch die Ausstellung begleiten, Usagi? Wissen Sie, aufgrund meiner Verspätung kann mein Bruder mich nun nicht mehr begleiten, da er dringende Geschäfte zu erledigen hat und ich würde die Ausstellung ungern allein besichtigen.« »Sehr gern; und da wir bereits mit Yumeni eine persönliche Führung genießen konnten, kann ich Ihnen sogar zu den einzelnen Gemälden von ihr etwas erzählen.« »Wenn Ihr zwei nichts dagegen habt, würde ich euch ebenfalls begleiten«, erwiderte Mamoru nun mit festen Blick auf Diamond, der ihm selbstherrlich entgegen lächelte. Am liebsten hätte er Usagi von ihm weggezerrt und ihr gesagt, dass sie sich von ihm fernhalten solle, da er ihm misstraute. Zulange kannte er Diamond bereits, als dass er ihm bei Frauen gute Absichten abnehmen würde. »Ich brauche keinen Aufpasser!«, erwiderte Usagi umgehend und funkelte ihn wütend an, als ihr bewusst wurde, was gerade vor sich ging. Was bildete Mamoru sich eigentlich ein? Er war doch derjenige, der sie immer wieder abwies und seine Launen an ihr ausließ. Was also sollte nun dieses Theater, sobald ein anderer Mann Interesse an ihr zeigte und sich um sie bemühte? Konnte er es etwa doch nicht ertragen? 'Na warte, Mamoru Chiba', dachte sie trotzig und hakte sich bei Diamond Black unter. »Können wir?«, flötete sie nun in dessen Richtung, ehe sie sich langsam in Bewegung setzten.   Zurück blieb ein perplexer, aber vor allem wütender Mamoru, der ihnen mit geballter Faust und mahlendem Kiefer hinterher blickte. Ohne wirklich Usagi und Diamond aus den Augen zu lassen, ging er in die Richtung des Tisches an dem sich seine Großmutter und Mutter befand. Durch seine Unachtsamkeit jedoch, lief er prompt in einem der Kellner hinein, der gerade dabei war, Sekt an die Besucher der Ausstellung zu verteilen. Kurz verzog er schmerzhaft das Gesicht ehe er feststellte, dass er nicht nur vom Kellner verständnislos angesehen wurde, sondern auch von den umher stehenden Gästen, die durch das Klirren der Gläser die teilweise zu Boden fielen auf ihn aufmerksam wurden. Peinlich berührt entschuldigte er sich bei dem jungen Kellner mehrfach, beteuerte ihm für den Schaden aufzukommen und lief kurz darauf schnurstracks zu seiner Mutter und Großmutter hinüber. »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Midori Stirnrunzelnd. Sowohl ihr, als auch Yukiko war die merkwürdige Szene, die sich zuvor zwischen ihrem Sohn, Usagi und Diamond abgespielt hatte, nicht entgangen. Mamoru nickte und schnappte sich beiläufig eine Serviette »Natürlich!«, erwiderte er mürrisch, während er einen kurzen Blick hinüber zu Usagi und Diamond riskierte. Zähneknirschend verfolgte er, wie Usagi Diamond vor das letzte Gemälde zog, dass sie selbst so fasziniert hatte. Ihr Lächeln, was sie ihm schenkte, während sie erzählte, ließ seine Eifersucht nur noch weiter ansteigen. Doch als wäre die Aufmerksamkeit, die sie Diamond schenkte, nicht schon schlimm genug, so brannten bei ihm beinahe die Sicherungen durch, als dieser einen Arm um Usagi legte und ihr gefährlich nahe kam. In seiner rasenden Eifersucht knüllte er kurz die Serviette zusammen und war bereits im Stande wieder zu ihnen hinüber zu gehen, als seine Mutter sachte seinen Arm ergriff und damit womöglich eine weitere peinliche Szene seinerseits verhinderte. »Mamoru, nicht!«, entgegnete sie und blickte eindringlich zu ihm. »Ich vermute, ich weiß, was gerade in dir vorgeht, aber lass ihr den Freiraum. Bedenke, dass auch sie ein Recht auf ein Privatleben außerhalb ihrer Arbeit...außerhalb von uns haben darf.« »Aber...« Sofort verstummte er und nickte. Seine Mutter hatte recht. Er war nicht in der Position, darüber bestimmen zu können, mit wem sich Usagi traf, anfreundete und mit wem sie womöglich eine Beziehung aufbaute. »Lasst uns doch einen Augenblick nach draußen auf die Terrasse gehen«, schlug Yukiko nun vor und sowohl Mamoru als auch Midori nickten zustimmend.   *   »Findest du nicht auch, dass das Gemälde einfach einzigartig ist? Ich habe mich gleich beim ersten Blick verliebt. Ich meine, die Darstellung dieses Liebespaares ist einfach wundervoll und ich fühle mich vollkommen in ihren Bann gezogen«, sagte Usagi an Diamond gewandt und war, wie bereits zuvor, völlig verzaubert. Schon kurz nachdem sie mit dem Rundgang begonnen hatten, bot der junge Mann ihr ganz charmant das Du an. Was die junge Frau zwar zunächst ein wenig aus dem Konzept brachte, wurde jedoch schon nach drei weiteren Bildern, die sie ihm zeigte, schnell zur Gewohnheit für sie. »In der Tat. Es ist wahrlich einzigartig, zumal die Frau auf dem Bild dir sehr ähnelt«, erwiderte Diamond und blickte zwischen Usagi und dem Bild hin und her. »Hm, würdest du mich einen Augenblick entschuldigen können? Ich bin sofort wieder bei dir.«   Usagi nickte und blickte ihm kurz hinterher, ehe sie sich entschied, zur Bar hinüber zu gehen, wo Yukiko, Midori und Mamoru zuvor noch gestanden hatten. Irritiert blickte sie sich um. Wo waren die drei denn bloß geblieben? »Usagi? Ist alles in Ordnung? Suchst du jemanden?«, fragte Minako, die plötzlich direkt neben ihr an der Bar auftauchte und dem Kellner ein Zeichen gab, zwei Gläser Champagner zu bringen. »Ja, vor ein paar Minuten haben Mamoru, Midori und Yukiko hier noch gestanden und eigentlich war ich nur einen Augenblick bei Diamond, nachdem er mich so charmant darum bat, ihn bei einem Rundgang zu begleiten.« »Diamond und charmant? Hm... Versprich mir bitte, dass du ein wenig auf dich aufpasst und dich nicht zu sehr von ihm einlullen lässt, ja?«, entgegnete sie und legte kurz eine Hand auf Usagis Arm. »Aber wie dem auch sei, ich habe deine Familie Chiba eben nach draußen gehen sehen.« »Oh, danke Minako, aber wie meinst du das in Bezug auf Diamond?«, hakte Usagi stirnrunzelnd nach. »Ach, es ist eigentlich nichts weiter, nur ein gut gemeinter Ratschlag meinerseits. Ach und Usagi... vergiss niemals, dass vieles nicht so ist, wie es scheint.« »Du sprichst gerade genauso in Rätseln, wie es Yukiko immer tut«, erwiderte sie und ließ Minako schmunzeln. »Ja, Yukiko konnte mit ihren Ratschlägen schon immer andere ins Grübeln bringen. Aber glaub mir, wenn ich sage, dass alles, was sie sagt, Hand und Fuß hat und man ihr nie etwas vormachen kann.« »Da hast du absolut recht, ich habe selbst bereits die Erfahrung gemacht, dass sie aus mir gelesen hat, wie aus einem offenen Buch.«   »Sag mal, hast du nicht Lust, mich die Tage zu einem Brunch zu begleiten?«, platzte es kurz darauf aus Minako heraus. Je länger sie Usagi betrachtete, umso mehr fühlte sie sich mit ihr verbunden und plötzlich hegte sie den Wunsch, diese junge Frau noch besser kennenlernen zu wollen. Vielleicht entstand hier endlich eine Freundschaft, die tiefer ging; eine innige Freundschaft, die Minako schon so lange herbeisehnte; etwas, dass in dieser gehobenen und oberflächlichen Gesellschaft, in der sie sich bewegte, kaum zu finden war. Vielleicht war Usagi eben jene Seelenpartnerin, die sie sich schon so lange gewünscht hatte. »Ja, sehr gerne. Es wäre mir eine Freude. Wann findet der Brunch denn statt?« »Freitag Vormittag. Meinst du, du könntest da frei kriegen?« »Ich werde es auf jeden Fall versuchen«, erwiderte Usagi freudestrahlend.   *   Während die beiden Frauen sich vergnügt unterhielten und zu prosteten, lief Mamoru auf der angrenzenden Terrasse sichtlich angespannt vor seiner Großmutter und Mutter auf und ab. »Jetzt beruhige dich doch bitte, Mamoru!«, bat Yukiko ihren Enkel eindringlich, während sie sich mit Midori wissende Blicke zu warf. »Das sagst du so einfach, obaa-san. Aber solange sie mit Diamond allein dort drinnen ist, kann ich nicht ruhig sein.« »Verrat mir doch bitte, was dich daran so sehr stört, dass du gerade derart aufgebracht bist?«, hakte Midori nun nach, obwohl ihr mehr als bewusst war, woran ihr Sohn sich gerade störte und dazu brachte, beinahe aus der Haut zu fahren. Seitdem Usagi bei ihnen war, war er einfach anders, einfach viel emotionaler. Die junge Frau hatte dafür gesorgt, dass seine sonst so beherrschte Art und Weise und seine mitunter gefühllos wirkende Fassade bröckelte. Es war lange her, dass er so viel Gefühl an den Tag gelegt hatte, wie es derzeit war; eigentlich war es seit dem Tod seines Vaters so gewesen, dass er sich emotional von allen distanzierte. Doch nun war Usagi da, die mit ihrer fröhlichen und herzlichen Art jeden verzauberte und für sich einnahm und damit auch Mamorus Gefühlswelt völlig durcheinander brachte. »Diamond hat nicht gerade den besten Ruf, wenn es um seine Eroberungen und Frauengeschichten geht«, antwortete der Schwarzhaarige nun und fuhr sich durch die Haare, während sein Blick immer wieder suchend nach drinnen glitt. Yukiko, als auch Midori konnten sich das Schmunzeln nicht verkneifen, denn es lag auf der Hand, dass Mamoru gerade versuchte, sich heraus zu reden. »Ach Mamoru, wir wissen, dass Diamond und sein Ruf nicht der wirkliche Auslöser für deinen derzeitigen Gemütszustand sind. Es ist vielmehr so, dass es dich stört, dass Usagi bei ihm und nicht bei dir ist« entgegnete Yukiko nun und griff nach seiner Hand, was dazu führte, dass er vor ihrem Rollstuhl in die Hocke ging. »Wir haben doch Augen im Kopf, mein Junge. Usagi liegt dir am Herzen und es verwundert keinen von uns, dass dem so ist.« Sein Herz wurde schwer und er konnte nur den Kopf schütteln. Die Situation war einfach zu verzwickt, um der Wahrheit ins Auge zu sehen. »Aber es darf nicht sein, ich habe ein Versprechen gegeben; ich habe Pflichten... gegenüber meiner Verlobten.« »Nun lass doch einmal Natsumi außer Acht«, mischte sich nun auch Midori wieder in das Gespräch ein. »Erinnerst du dich denn nicht an unser Telefonat, als du zum Kongress in Deutschland warst?« »Du meinst, dass ich in Bezug auf Natsumi aufpassen soll!? Zumindest solange, bis du Näheres in Erfahrung bringen konntest, da allem Anschein nach nicht alles mit rechten Dingen zugeht... Seitdem hast du mir aber nichts Näheres dazu berichtet. Worauf möchtest du also jetzt hinaus?«, fragte er und erhob sich wieder, ohne dabei jedoch die Hand seiner obaa-san loszulassen. »Usagi hat Natsumi zufällig in der Stadt beobachtet und dabei einige Dinge erfahren, die ich, wie ich bereits am Telefon erwähnte, an Tadashi Katō weitergegeben habe.« »Mein Gott okâsan, seit wann hältst du Natsumi eigentlich für solch eine hinterlistige Schlange?« »Seitdem ich mir so gut wie sicher bin, dass sie ein falsches Spiel spielt und dich hintergeht!« »Ist das nicht alles ein bisschen an den Haaren herbeigezogen? Ich meine, du sagst doch gerade selber "seitdem ich mir so gut wie sicher bin" - das heißt für mich, dass du von Tadashi nach wie vor keine endgültigen Beweise für deine Theorie hast.« »Dann sprich bitte mit Usagi, ich denke, sie wird es dir zweifelsfrei bestätigen, immerhin hat sie Natsumi bereits das zweite Mal mit einem anderen Mann beobachten können.« »Was hast du eigentlich gerade mit Usagi? Seit eurem Gespräch von vorhin ist sie auch wie ausgewechselt. Ich bin mir gerade nicht mal mehr wirklich sicher, ob ich wissen will, worüber ihr gesprochen habt.« Sofort drückte Yukiko seine Hand, um ihn ein wenig zu zügeln. »Mamoru, ich glaube nicht, dass deine Mutter dir gerade etwas Böses will. Was wir jedoch wollen, ist dass du endlich dein Glück findest und ich stimme Midori zu, dass du dich vor Natsumi in Acht nehmen solltest. Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber immer, wenn sie in deiner Nähe ist, bist du angespannt und wirkst nicht sehr glücklich. Anders ist es bei Usagi...« Sekundenlang blieb es still, bis Mamoru sich an seine Mutter wandte. »Entschuldige meinen Ausbruch gerade, okâsan, aber ich weiß gerade einfach nicht, wo mir der Kopf steht. Natürlich habt Ihr recht... mit allem! Aber da ist immer noch das Versprechen meinem Vater gegenüber; und auf der anderen Seite ist da Usagi. Ja, ich empfinde mehr für sie; aber es darf einfach nicht sein. Schon wegen Natsumi nicht. Ich kann das einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Und selbst wenn Natsumi ein falsches Spiel spielt, so könnte ich trotzdem nicht so Rücksichtslos geschweige denn Gefühlslos ihr gegenüber sein und sie hintergehen. Versteht Ihr das?« »Natürlich verstehen wir das, aber wenn du noch immer der Meinung bist, dass es falsch ist, Gefühle für Usagi zu haben, dann solltest du es ihr nicht übelnehmen, wenn sie ihre Zeit auch mit anderen Männern verbringt. In dieser Hinsicht ist sie dir auch keine Rechenschaft schuldig.« »Ich fühle mich gerade, als würdet Ihr mir den Kopf waschen wollen«, murmelte Mamoru, während er seine Hände in seine Hosentaschen steckte und erneut einen kurzen Blick nach drinnen warf. »Wir wollen nur, dass es dir gut geht und du glücklich bist, Mamoru«, schloss Yukiko das Gespräch ab und blickte ebenfalls nach drinnen. »Nun lasst uns aber erst einmal wieder hineingehen. Es wird allmählich kühl.«   *   Usagis Herz schlug augenblicklich wieder höher und sie brach mitten in der Unterhaltung mit Minako ab, als sie Mamoru entdeckte, der den Rollstuhl von Yukiko von draußen hineinschob und dabei von Midori begleitet wurde. Für einen Moment stand die Zeit still, als sich ihre Blicke trafen. »Usagi? Hallo?« Minako schnippte kurz mit dem Finger vor ihrem Gesicht, doch auch das konnte sie davon nicht abhalten, weiter wie gebannt zu Mamoru zu blicken und lediglich ein kurzes "Hmmm" zu murmeln. »Ah verstehe! Der gutaussehende junge Mann mit den schwarzen Haaren und den funkelnden blauen Augen ist wohl der Grund für deine geistige Abwesenheit«, stellte Minako schmunzelnd fest. »Was? Nein!«, erwiderte die Blondine abrupt und senkte beschämt den Kopf. Leise lachte Minako auf. »Wirklich nicht? Na wenn das so ist...«, zwinkerte sie und erhob sich mit zwei vollen Gläsern Champagner vom Barhocker. Und während Midori und Yukiko sich zu Usagi gesellten, lief Minako schnurstracks zu Mamoru hinüber. Irritiert sah Usagi ihr nach und riss überrascht die Augen auf, als diese direkt vor ihm stehen blieb und ihm eins der Gläser überreichte.   »Mamoru mein Lieber, schön dass ich dich hier noch einmal antreffe.« Fragend hob der Schwarzhaarige eine Augenbraue in die Höhe. »Minako? Was kann ich für dich tun?« »Ach weißt du, du warst nun schon länger nicht mehr bei mir zu Besuch. Und ich habe mich gefragt, ob du nicht mal wieder Lust hättest, vorbei zu schauen. Der guten alten Zeiten willen, du verstehst?« Noch während sie Mamoru verschwörerisch zuzwinkerte und am Arm tätschelte, deutete sie unmerklich mit dem Kopf in Usagis Richtung, die mit verkniffenen Blick zu ihnen hinüber sah. Wie geplant, hatte sie tatsächlich nur einige Gesprächsfetzen mitbekommen, die Minako bewusst etwas lauter gesagt hatte. Im ersten Moment verstand Mamoru nicht, was Minako eigentlich genau von ihm wollte und weshalb sie so offensichtlich mit ihm flirtete. Doch als sie leicht ihren Kopf in Richtung von Usagi neigte und er ihre Blicke, die sie den beiden zuwarf, bemerkte, wurde ihm sofort klar, was Minako mit all dem bezweckte. Leicht lächelte er, als er selbst einen Blick zu Usagi hinüber riskierte und bemerkte, dass diese von all dem, was sich gerade zwischen Minako und ihm abspielte, nicht wirklich begeistert zu sein schien. Ihre Eifersucht stand ihr sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben, während ihre Blicke ihn regelrecht zu durchbohren schienen und ihm eine Gänsehaut nach der anderen bescherten. Er konnte nicht anders, als abermals zu lächeln und sich auf das kleine Spiel mit Minako einzulassen, denn zu sehr genoss er gerade die momentane Aufmerksamkeit, die er dadurch von Usagi bekam. Leicht beugte er sich zu Minako hinunter. »Du hast recht. Das mit uns beiden ist schon wieder viel zu lange her. Wie wäre es mit morgen Abend, sagen wir gegen 20:00 Uhr?« Noch ehe die junge Frau darauf antworten konnte, wurden sie jedoch harsch von Midori unterbrochen, die sich das Schauspiel ihres Sohnes nicht weiter mit ansehen konnte. »Ich störe eure Unterhaltung ja nur ungern Mamoru, aber hättest du einen kleinen Moment für mich?« Während sie sprach, deutete sie unmissverständlich mit dem Kopf nach draußen. Der junge schwarzhaarige Mann seufzte, denn abrupt wurde ihm bewusst, dass er gerade einen riesigen Fehler begangen hatte. »Natürlich! Minako... obaa-san... Ihr entschuldigt uns kurz!?«, erwiderte er und verabschiedete sich höflich, ehe er seine Mutter hinaus zur Terrasse begleitete.   »Was ist denn heute bloß in dich gefahren? Erst das mit Diamond und jetzt flirtest du mit Minako? Ist dir gerade nicht aufgefallen, dass ihr Usagi damit vor den Kopf gestoßen habt?« »Beruhige dich, okâsan. Das gerade war von Minako nur Show und ich habe die Chance eben genutzt, um ... naja, um eben Usagis Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. Ich weiß, es hört sich komisch an, aber als ich Diamond von weiten kommen sah...« Er hielt inne und lugte zu seiner Mutter, die mit verschränkten Armen vor ihm stand. »Das ändert nichts an der Tatsache, dass Usagi jetzt wahrscheinlich gekränkt ist. Mamoru, ich weiß, dass die Situationen für euch beide mehr als schwierig ist, aber tu mir bitte einen Gefallen und spiel nicht mit Usagis Gefühlen, das hat sie nicht verdient.« »Wie kommst du darauf, dass ich mit ihren Gefühlen spielen könnte?« »Ganz ehrlich? Inzwischen habe ich den Eindruck, als würdest du gar nicht wahrnehmen, wie Usagi auf dich reagiert. Alles worum es dir gerade geht, ist sämtlichen Streit und Ärger mit Natsumi von dir fernzuhalten, wobei du dich mehr als verbissen an dein Versprechen gegenüber deinem Vater hältst, aber dennoch bist du so sehr auf Usagi fixiert und lässt dabei völlig außer Acht, wie sie sich fühlt, wenn sie mit Ihrer Zuneigung für dich zwischen dir und Natsumi steht und dann noch alles abbekommt.« »Genau deshalb wird zwischen mir und Usagi auch nie ernsthaft etwas passieren. Es würde so viel kaputt machen. Und es tut mir ehrlich leid, dass ich Usagi damit scheinbar unglücklich mache.« Midori seufzte und ließ resignierend die Schultern hängen. Es hatte einfach keinen Sinn, weiter mit ihrem Sohn zu diskutieren. »Es ist deine Entscheidung und ich möchte dir da nicht weiter reinreden. Komm, lass uns wieder reingehen.«   Zu Midoris und Mamorus Verwunderung empfingen sie an der Bar nur Minako und Yukiko. Von Usagi fehlte jede Spur, sodass der Schwarzhaarige direkt fragend und mit gerunzelter Stirn zu Minako blickte, die jedoch lediglich mit den Achseln zuckte. »Wo ist denn Usagi hin verschwunden?«, fragte nun auch Midori und bedachte ihren Sohn umgehend mit einem strafenden Blick. Das hatte gerade noch gefehlt, dass er dafür gesorgt hatte, dass sie Usagi womöglich verloren, immerhin war es ein Geschenk des Himmels gewesen, dass sich ein Goldstück wie sie auf die freie Stelle als Yukikos Pflegerin beworben hatte. »Ich werde sie suchen gehen«, erwiderte Mamoru prompt, als auch seine obaa-san nicht sagen konnte, wohin Usagi verschwunden war. Gerade als er Imstande war zu gehen, wurde er jedoch von seiner Mutter aufgehalten.  »Das wirst du nicht tun! Ich übernehme das. Du hast für heute schon genug angerichtet. Bitte sei so gut und bring deine Großmutter schon mal nach Hause. Ich werde mir und Usagi ein Taxi rufen«, fuhr sie dazwischen und stoppte Mamoru damit jäh in seiner Bewegung.   Auf ihrer Suche lief Midori ihrer Freundin Yumeni über den Weg. »Midori? Ist alles in Ordnung? Du siehst ein wenig verärgert aus.« »Ich bin auf der Suche nach Usagi, hast du sie zufällig gesehen?« »Ja, das habe ich tatsächlich. Sie ist Richtung Waschräume und Toiletten gelaufen und wirkte ein wenig aufgelöst; eigentlich ganz anders als vorhin noch. Ist denn etwas vorgefallen?«, fragte sie nun sichtlich besorgt. »Du kennst doch den Spruch "Wenn Gefühle im Spiel sind, wird es kompliziert", oder? Naja, das trifft es ganz gut und nachdem ich meinem Sohn gerade den Kopf gewaschen habe, muss ich jetzt unsere Usagi ein wenig beruhigen.« »Das hört sich ganz nach Herzschmerz an«, entgegnete Yumeni und drückte Midori sanft in Richtung der Waschräume. »Nun geh aber, ich denke, Usagi braucht in der Tat gerade eine starke Schulter.«   *   Währenddessen hatte sich Usagi gerade wieder aufgerafft, nachdem sie die letzten Minuten betrübt in einer der Kabinen gehockt hatte. Der Blick in den Spiegel ließ sie seufzen. Ihr Mascara war von den letzten Minuten vollkommen verschmiert und es würde jedem deutlich verraten, dass sie soeben geweint hatte. Aber wie hätte sie nicht? Es ging ihr nun einmal nahe und hatte sie verletzt, wie also sollte sie so etwas einfach so wegstecken? Seit jeher war sie nun mal ein sehr emotionaler Mensch.   Kurz schüttelte sie den Kopf, ehe sie sich ihre Schminkutensilien aus ihrer kleinen Handtasche suchte und versuchte, zu retten, was noch zu retten war. Während sie sich ihren Lidstrich nachzog, fiel ihr Blick auf die Halskette, die sie einen Tag zuvor von Mamoru geschenkt bekommen hatte. Warum nur tat er das alles? Warum sorgte er fortlaufend für dieses Gefühlschaos in ihr? »Usagi? Geht es dir gut?« Midori blickte vorsichtig durch die angeklappte Tür zu ihr hinüber, ehe sie gänzlich eintrat. Nur verhalten nickend rang sich Usagi ein Lächeln ab, als sie neben sie trat und sich ihre Blicke im Spiegel trafen. »Es tut mir leid, was gerade geschehen ist.« »Was stimmt mit mir nicht, dass er sich mir gegenüber so verhält? Du sagtest doch selber, dass er mehr für mich empfindet...«, erwiderte Usagi und sofort schossen ihr wieder die Tränen in die Augen. »Mit dir hat das nichts zu tun, glaube mir. Ich denke eher, dass Mamoru selbst nicht weiß, wie er mit seinen Gefühlen dir gegenüber umgehen soll. Bei ihm besteht deswegen ein innerer Konflikt, gerade auch aufgrund seines Versprechens gegenüber seinem Vater und der bereits bestehenden Verlobung mit Natsumi. Weißt du Usagi, mein Sohn versucht zwar stets die Gefühle, die er dir gegenüber empfindet, zu verdrängen, doch sobald er spürt und bemerkt, dass du dich von ihm abwendest oder gar Interesse an andere Männer zeigst, bröckelt seine Fassade. Das beste Beispiel war gerade Diamond.« »Diamond? Was hat er denn damit zu tun? Ich kenne ihn doch kaum«, erwiderte Usagi irritiert, was Midori schmunzeln ließ. »Das spielt keine Rolle. Im Moment sieht Mamoru in jedem Mann, der dir zu nahe kommt, und egal ob du ihn gut oder nicht gut kennst, einem potenziellen Konkurrenten. Deshalb versucht er auch stets, deine Aufmerksamkeit zu bekommen.« »Aber das ergibt doch überhaupt gar keinen Sinn.« »Für ihn vermutlich auch nicht. Denn obwohl er sein Versprechen seinem Vater gegenüber halten möchte und dich deshalb mehr oder minder immer wieder von sich stößt, so möchte er dich dennoch halten. Weil sein Herz eine ganz andere Sprache spricht als sein Verstand. Er liebt dich, Usagi und das mittlerweile so sehr, dass er den Anblick eines anderen Mannes an deiner Seite kaum erträgt.« »Hat er das etwa so gesagt?« »Nein, aber ich habe Augen im Kopf und so wie er vorhin auf Diamond reagiert hat, so kann ich nur hoffen, dass er baldmöglichst zur Vernunft kommt und die richtige Entscheidung trifft. Denn so wie es jetzt ist, kann es unmöglich zwischen euch weitergehen. Er macht nicht nur dich unglücklich, sondern auch sich selbst, wenn er weiterhin stur an seinem Versprechen festhält. Und ich bin mir sicher, dass mein verstorbener Mann das genauso sehen würde, wenn er noch leben würde.« Usagi schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid Midori, aber ich habe vorhin bereits meine eigene Entscheidung getroffen und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich mich nur selber unglücklich mache, wenn ich weiter darauf warte oder hoffe, dass mehr aus Mamoru und mir werden könnte. Mir ist gerade einfach mehr als bewusst geworden, dass dies womöglich nie geschehen wird, und genau aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, mich von der Illusion und dem Traum der einzig wahren Liebe und Mamoru zu lösen. Das gelingt mir jedoch nur, wenn ich ihm nicht ständig über den Weg laufen würde. Deshalb werde ich mir demnächst eine eigene kleine Wohnung oder vielleicht sogar eine WG suchen, wenn das für dich und vor allem Yukiko in Ordnung geht!?« Überrascht sog Midori scharf die Luft ein. »Du willst uns verlassen?« Usagi lächelte schwach. »Nein, nur woanders wohnen. Wie könnte ich Yukiko jetzt im Stich lassen, wo sie mir doch in so kurzer Zeit so ans Herz gewachsen ist. Die Entscheidung, nicht mehr bei euch zu wohnen, hat weder etwas mit Yukiko noch mit dir zu tun, sondern mit mir und den Gefühlen Mamoru gegenüber. Das hätte einfach nicht passieren dürfen.« Während die junge Frau sich erklärte, umklammerte sie fest ihre Halskette die sie von Mamoru bekommen hatte, ehe sie diese aus einem Impuls heraus abnahm und Midori überreichte. »Ich wünschte, ich könnte sie halten, doch würde sie mich stets an Mamoru und seine Worte erinnern, die er mir sagte, als er sie mir schenkte.«     To Be Continued... Kapitel 28: A Storm in my Mind ------------------------------ Nachdem Midori ein Taxi für sich und Usagi bestellt hatte, kehrten sie noch einen Moment zurück an die Bar, ehe sie sich von Yumeni und Minako, die sich zuvor ausgiebig bei Usagi für ihr Verhalten entschuldigt hatte, verabschiedeten. Die Fahrt zum Anwesen der Chibas verlief weitestgehend schweigend und jeder hing seinen Gedanken nach. Midori selbst überlegte, wie sie nun weiter vorgehen sollte, denn Usagis Entschluss auszuziehen und ihren Sohn aufzugeben, änderte nichts daran, dass sie alles in ihrer Macht stehende dafür tun würde, dass die beiden irgendwann doch noch zueinander fanden. Zuvor müsste sie Mamoru allerdings dazu bringen, endlich auf sein Herz zu hören, ganz gleich, ob Natsumi nun ein falsches Spiel mit ihrem Sohn trieb oder nicht. Sie wollte, dass er sein Glück fand, so wie sie es damals bei Kitai gefunden hatte. Er war ihre große Liebe und er würde es immer sein, denn Ihrer Meinung nach schenkte man nur einmal im Leben sein Herz einem anderen Menschen, bei dem das Schicksal dafür gesorgt hatte, dass sich ihre Lebenswege kreuzten. Und mittlerweile hegte sie keine Zweifel mehr daran, dass es bei Mamoru und Usagi eben jenes Schicksal war, das sie zueinander gebracht hatte. * Kaum am Anwesen angekommen und aus dem Taxi ausgestiegen, fiel Usagi's Blick prompt auf eine schwarze Katze, die ihr seltsam bekannt vorkam. »Luna?«, rief sie überrascht, ehe sie sich in Bewegung setzte und zu ihr hinüber lief. Verwundert folgte Midori ihr. »Na so was, du bist es tatsächlich. Was machst du denn hier? Bist du etwa von zu Hause ausgebüxt?«, fragte die junge Frau ein wenig irritiert und sofort gab Luna ein bestätigendes Maunzen von sich, während sie sich schnurrend um ihre Beine schlängelte. Midori schmunzelte. »Hmm, ich glaube, sie ist wegen Artemis hier... Da schau!«, wies sie Usagi auf den weißen Kater hin, der nur wenige Meter abseits von ihnen saß und das Geschehen aufmerksam verfolgte. Und kaum dass sie die junge Frau auf Artemis hingewiesen hatte, lief Luna auch schon zu ihm hinüber und schmiegte sich wie zur Bestätigung an ihn. »Du scheinst recht zu haben, aber wie ist das möglich? Ich meine, mein Elternhaus liegt nicht gerade um die Ecke.« »Ich denke, das kann ich Ihnen erklären«, erwiderte Noguchi, der soeben aus dem Anwesen trat. »Es ist nicht das erste Mal, dass ich die kleine schwarze Katze hier sehe. Sie war schon des Öfteren bei uns. Ich glaube, es war zwei Tage vor Ihrem Vorstellungsgespräch, als sie mir das erste Mal zusammen mit Artemis über den Weg lief. Sie schienen mir, wie soll ich sagen, sehr vertraut miteinander; so als würden sie sich schon viel länger kennen. Dazu kommt, dass sie an dem Tag sehr wachsam zu sein schienen. Ständig waren sie in Master Chibas Nähe. Es kam mir fast so vor, als würden sie auf ihn aufpassen oder ihn gar beschatten.« Der ältere Herr lachte, als er an den Tag zurück dachte. Nicht einmal mit Milch oder Leckereien konnte er die beiden davon abbringen, dem jungen Hausherrn weiterhin auf Schritt und Tritt zu folgen. Usagi zog die Stirn kraus. Auch wenn das für Außenstehende völlig Abstrus klang, so hatte sie jedoch das komische Gefühl, dass Noguchi damit irgendwie Recht haben könnte. Warum konnte sie beim besten Willen jedoch nicht sagen. Sie schüttelte den Kopf, um die wirren Gedanken die sich gerade in ihrem Kopf abspielten zu verdrängen. »Ich hoffe, meine Luna hat Ihnen nicht allzu viel Ärger bereitet, Noguchi«, entschuldigte sich Usagi prompt, ehe sie sich an Midori wandte. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn Luna die Nacht über bei mir bleibt? Da morgen mein freier Tag ist, könnte ich sie direkt zurück zu meinen Eltern bringen.« Die Schwarzhaarige nickte. »Natürlich, aber Usagi, ich vermute eher, dass deine Luna wegen dir hier ist. Ich denke, sie hat irgendwie gespürt, dass es dir nicht gut geht. Weißt du, Katzen haben für so etwas einen sechsten Sinn.« Leicht lächelte sie, als die kleine schwarze Katze samt Artemis auf sie zu kam und mehrfach maunzte. »Ich denke, wir sollten so langsam hineingehen. Mir scheint als hätten Luna und Artemis ziemlich Hunger.« Noch während sie im Begriff waren hineinzugehen, wies Midori Noguchi an, die beiden Katzen zu füttern und bat Usagi im Anschluss, sich ein wenig auf ihrem Zimmer auszuruhen. Sie selbst entschloss sich jedoch dazu, erst einmal Yukiko und Mamoru auf der Terrasse aufzusuchen. * Überrascht blickte Mamoru zu seiner Mutter. »Wo ist Usagi?«, hakte er sofort nach, als er sah, dass die junge Frau nicht bei ihr war. Sofort hob Midori beschwichtigend die Hände. »Keine Sorge, ich habe sie erst einmal auf ihr Zimmer geschickt, damit sie sich umziehen und ein wenig frisch machen kann. Der Tag hat sie ziemlich mitgenommen.« Mamoru seufzte schwer, als er den vorwurfsvollen Blick seiner Mutter bemerkte, den sie ihm bei ihren Worten zuwarf. »Es tut mir Leid, okay?! Es ist nur...« »Lass gut sein Mamoru, ich denke es wäre besser, wenn du Usagi erst einmal aus dem Weg gehst. Ich möchte nicht, dass ihre Arbeit unter ihrer Zuneigung zu dir leidet oder sie gar Ihre Anstellung bei uns kündigt. Des Weiteren wünsche ich mir von dir, dass du dir darüber im Klaren wirst, was du wirklich willst. Du kannst von Usagi nicht erwarten, dass sie ewig auf dich warten wird oder sie dir ihre Aufmerksamkeit immer dann schenkt, wenn es dir gerade passt.« »Das verlange ich von ihr doch gar nicht!« »Ach nein?!«, fuhr Midori ihm schroff dazwischen. »Dann erkläre mir bitte mal, warum du ständig versuchst Usagi von anderen Männern fern zu halten, wenn du so oder so vorhast bei Natsumi zu bleiben?« Stirnrunzelnd blickte er zu seiner Mutter und überlegte kurz, wie er es am besten erklären konnte. Doch es gestaltete sich einfach schwierig, das alles überhaupt in Worte zu fassen. »Ach verdammt, okâsan, ich weiß es doch selbst nicht. Sie weckt einfach in mir den Wunsch, sie bei mir haben zu wollen und zu beschützen. Und allein der Gedanke daran, sie bei einem Anderen zu wissen und dass sie ihm ihre Aufmerksamkeit und Zuneigung schenkt, bringt mich beinahe um den Verstand. Und das mit Natsumi... - eigentlich hindert mich nur mein Versprechen an otōsan daran, die Verlobung nicht gänzlich aufzulösen. Wolltest du das von mir hören?« Seufzend ließ Mamoru die Schultern hängen. »Glaub mir, ich wollte wirklich nie, dass es soweit kommt. Ebenso hätte ich nie gedacht, dass ich mal in einer Situation sein könnte, in der ich wirklich überlege, ein Versprechen zu brechen. Vor allem nicht eines, welches ich am Sterbebett gab.« »Dein Vater würde niemals deinem Glück im Weg stehen, Mamoru! Und wenn du weiter selbst so rigoros an deinem Versprechen festhältst, wirst du nie glücklich werden«, entgegnete Midori und schüttelte verständnislos den Kopf. Die Worte trafen Mamoru mit voller Wucht. War ihr sein Versprechen an seinen Vater tatsächlich so wenig wert? Sie wusste doch, wie wichtig diese Verbindung für ihn war. »Tut mir Leid, okâsan, aber so einfach, wie du es dir vorstellst, ist das nicht für mich! Ich kann nicht so tun, als hätte es dieses Versprechen nie gegeben. So gern ich es wollte, aber es geht einfach nicht.« »Dann halte dich bitte in Zukunft von Usagi fern!«, entgegnete Midori ein wenig ungehalten und seufzte anschließend, als ihr Sohn wutentbrannt die Terrasse verließ und ins Innere des Anwesens stürmte. Sie wusste, was in ihm vorging; sie ahnte, welches Gefühlschaos in ihm tobte und doch vermochte sie es nicht, noch weiter in die Geschehnisse einzugreifen. Mamoru war keine Marionette, er musste selbst seinen Weg finden. Das Einzige, was sie jetzt noch tun konnte, war, ihm die richtige Richtung zu weisen und das hatten Yukiko und sie bereits getan. Jetzt lag es allein an ihm... »Willst du ihn wirklich in sein Unglück rennen lassen?«, riss Yukiko ihre Tochter aus ihren Gedanken. Kopfschüttelnd wandte Midori sich zu ihr um. »Natürlich nicht! Jedoch bleibt uns momentan keine andere Wahl. Denn wie du selbst gerade bemerkt haben solltest, kommen wir so nicht weiter. Alles was wir tun können, ist herauszufinden, was Natsumi im Schilde führt. Vielleicht kommt er ja dann endlich zur Besinnung.« »Dir ist aber schon bewusst, dass es schwer für Mamoru sein wird, Usagi aus dem Weg zu gehen.« »Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, aber ich möchte auch Usagi schützen. Sie hat es genauso wenig verdient, unglücklich zu sein, nur weil sie ständig mit ihren Gefühlen für Mamoru konfrontiert wird.« Yukiko nickte. »Das verstehe ich und in dem Punkt stimme ich dir auch vollkommen zu. Aber wie willst du das bewerkstelligen? Ich meine, es lässt sich kaum vermeiden, dass sich die Beiden ständig über den Weg laufen werden. Usagi wohnt immerhin hier..« »Nicht mehr lange...« »Wie bitte?« Midori seufzte. »Usagi hat mir vorhin mitgeteilt, dass sie sich eine eigene Wohnung oder eine WG suchen wird. Zudem hat sie mich darum gebeten, Mamoru die Kette, die er ihr kurz vor dem Ball geschenkt hatte, zurückzugeben«, erwiderte sie, während sie besagtes Objekt aus ihrer Handtasche holte. Erstaunt blickte die Ältere zur Kette, die ihre Tochter ihr entgegenhielt. »Und wirst du es tun?« Fragend zog Midori eine Augenbraue in die Höhe. »Was meinst du?« »Na ihm die Kette zurückgeben?!« Sofort schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf. »Nein. Vorerst nicht...«, erwiderte sie und steckte die Kette mit dem Engelsanhänger schnell wieder ein, als sie Schritte auf sie beide zukommen hörte. Sie atmete erleichtert auf, dass sie Ihrer Vorahnung vertraut und die Kette wieder versteckt hatte, als Mamoru erneut im Türrahmen erschien. »Ich wollte euch nur kurz informieren, dass ich mir soeben ein paar Tage freigenommen habe und außer Haus sein werde. Das ist vermutlich gerade das Beste.« Kurz verbeugte er sich vor seinen Familienoberhäuptern und war auch schon in der nächsten Sekunde wieder verschwunden. Völlig perplex blickte Midori ihm hinterher; und noch ehe sie überhaupt eine Regung zeigen oder etwas sagen konnte, ergriff auch schon Yukiko das Wort. »Lass ihn gehen, Midori. Ich denke, es wird ihm gut tun, ein paar Tage woanders zu verbringen. Vielleicht hilft es ihm, den Kopf ein bisschen frei zu kriegen.« »Womöglich hast du recht, okâsan ...«, nickte sie nachdenklich und beschloss kurz darauf, sich noch einmal mit ihrem Detektiv in Verbindung zu setzen. Sie musste schleunigst dafür sorgen, dass Natsumi nicht noch mehr Unheil anrichtete. * Mit der Reisetasche in der Hand stand Mamoru noch einen kurzen Moment in der großen Eingangshalle und blickte in den Gang, wo sich Usagis Zimmer befand. Sein Herz wurde schwer bei dem Gedanken, dass er sich von nun an von ihr fernhalten müsste, um wieder Herr über seine Gefühle zu werden. Ebenso war es wichtig, dass sich die angespannte Situation wieder ein wenig gab und er auch die Beziehung zu Natsumi und ihrer Familie nicht weiter gefährdete. Nur allzu deutlich waren ihm ihre Worte noch präsent, als sie ihm an dem Tag, wo Usagi zum Bewerbungsgespräch Vorort war, deutlich zu verstehen gab, dass sie dafür sorgen würde, dass er seine Stelle als Oberarzt vergessen könne und sämtliche Geschäftsbeziehungen zu der Firma seiner Familie eingestellt werden würden. Nachdem er noch einmal tief durchgeatmet hatte, wollte er gerade die Tür hinter sich zu ziehen und wäre beinahe mit dem Kurier zusammengestoßen, der sich gerade mit einem großen Paket die letzten Stufen hinauf gemüht hatte. »Oh! Konbanwa, was kann ich für Sie tun?« Der Kurier verbeugte sich höflich. »Guten Tag, Chiba-Sensei. Ich bringe eine wichtige Lieferung und benötige hierfür eine Unterschrift.« »Natürlich, kein Problem!«, antwortete der Schwarzhaarige und griff nach dem Lieferschein, auf dem er mit seinem Namen den Empfang quittierte. Neugierig geworden, suchte er nach einem Umschlag oder Ähnlichem und wurde auf der Rückseite fündig. Kurzerhand lehnte er das große Paket neben der Tür ab und öffnete den Umschlag. Ein wunderschönes Gemälde für eine wunderschöne Frau. Liebe Usagi, hiermit würde ich dich gern kommenden Montag um 15:30 Uhr zum chadō* einladen. Es wäre mir eine große Ehre, dich dazu auf meinem Anwesen empfangen zu dürfen. In freudiger Erwartung auf deine Antwort, Diamond Black Wütend ballte Mamoru die Faust und war drauf und dran, die handgeschriebene Einladung von Diamond zu zerreißen und verschwinden zu lassen, als er im Augenwinkel eine Bewegung ausmachte. Ausgerechnet Usagi! Ausgerechnet sie war gerade im Eingangsbereich erschienen und hatte ihn und das große Paket sofort entdeckt. Schnell versteckte er den Umschlag und das Kärtchen mit der Einladung hinter seinem Rücken, als sie näher kam. Trotz den unschönen Ereignissen vom Nachmittag, rang sie sich ein höfliches Lächeln ab, doch er konnte deutlich sehen, wie viel Überwindung es sie kostete und was sich tatsächlich hinter ihrer aufgesetzten Fassade verbarg. Sie litt und das wegen ihm. »Brauchst du Hilfe beim reintragen?«, fragte sie gerade heraus und trat nun neben ihn, um das Paket näher in Augenschein zu nehmen. Noch bevor er antworten konnte, entdeckte sie den Paketaufkleber mit ihrem Namen, von wo er zuvor den Briefumschlag entfernt hatte. »Oh, das Paket ist ja an mich adressiert.« »Sieht wohl so aus. Ist eben angekommen« antwortete Mamoru, während er versuchte sich so hinzustellen, damit die junge Frau den geöffneten Brief in seinen Händen nicht zu sehen bekam. Skeptisch zog Usagi eine Augenbraue in die Höhe, als ihr auffiel das an der Rückseite des Paketes etwas abgerissen wurde und Mamoru sichtlich nervös etwas hinter seinem Rücken versteckte. Doch gerade als sie ihn darauf ansprechen wollte, hielt er ihr auch schon einen Briefumschlag entgegen. Prompt verfinsterte sich ihr Blick, als sie erkannte, dass dieser bereits von ihm geöffnet wurde. »Was zum Teufel soll das, Mamoru?! Warum liest du meine Post?« Wütend funkelte sie den Schwarzhaarigen vor sich an, nachdem sie den Brief von Diamond gelesen hatte und ihr bewusst wurde, dass er versucht hatte, ihr diesen vorzuenthalten. Im nächsten Moment stutzte sie jedoch, als sie hinter ihm eine Reisetasche stehen sah. »Du verreist?« Der Schwarzhaarige nickte. »Ja, ich brauche ein wenig Abstand von allem. Und nein, eigentlich wollte ich deine Post weder lesen, noch sie dir vorenthalten. Doch da es sich hierbei um eine Einladung von Diamond handelt, konnte ich nicht anders. Ich musste einfach wissen, was er von dir will. Nicht weil ich Eifersüchtig auf ihn bin, oder dir dein Glück nicht gönne, sondern weil ich mir Sorgen um dich mache.« Seufzend fuhr er sich durch sein Haar, während er sich innerlich selbst einen Dummkopf schellte. Dass er nicht eifersüchtig auf Diamond war, war glatt gelogen und wenn er könnte, wie er wollte, würde er alles daran setzen, um Usagi von ihm fernzuhalten. Er schüttelte den Kopf. »Wie dem auch sei, die Familie Black ist ein wenig speziell, also pass einfach ein wenig auf dich auf, falls du seine Einladung wirklich annehmen solltest.« Noch ehe Usagi darauf antworten konnte, schnappte er sich seine Reisetasche und verließ, ohne sich noch einmal umzudrehen oder zu verabschieden, das Anwesen. Sprachlos blickte die junge Frau ihm einem Moment hinterher. Hatte er sie jetzt wirklich einfach stehen lassen? »Himmel, ich bin doch kein kleines Mädchen mehr, das nicht auf sich selbst aufpassen kann.«, rief sie ihm noch erbost hinterher, wobei es ihr egal war, ob er sie noch gehört hatte oder nicht. Sie musste ihrem Frust in diesem Moment einfach Luft machen. »Was bildet er sich eigentlich ein? Ich bin doch kein Kleinkind mehr, das er bevormunden muss. Und er ist auch nicht mein Vater«, murmelte sie vor sich hin und erschrak, als sie sich umdrehte und Midori plötzlich vor ihr stand. »Nein, bist du nicht, aber die Frau, die er liebt!«, entgegnete sie und seufzte leise. »Nimm es ihm bitte nicht übel!« »Tue ich ja nicht........... naja fast! Ich verstehe nur einfach seine Abneigung gegenüber Diamond nicht. Auf der Gala haben sie doch auch noch ganz normal miteinander reden können. Und nun? Nun tut Mamoru so, als wäre Diamond der Teufel höchst persönlich.« »Liegt das nicht auf der Hand, was der Grund dafür ist? Ach Usagi...«, schmunzelte Midori nun und legte einen Arm um die Schultern der Blondine. »Was empfindest du denn gegenüber Natsumi, wenn sie an der Seite von Mamoru ist?« Von der Gegenfrage überrascht, blickte Usagi auf. »Wenn du darauf hinaus willst, dass ich eifersüchtig sein sollte!? Selbst wenn es so ist, steht es mir nicht zu!«, antwortete Usagi und ließ die Schultern sinken. Natürlich war sie eifersüchtig auf Natsumi, denn sie war die Frau an Mamorus Seite. Sie war mit ihm zusammen, konnte ihm Nahe sein und seine Wärme spüren. Ihr Herz wurde schwer, denn alleine der Gedanke an Mamoru und Natsumi, schmerzte sie zu tiefst. Sie musste damit abschließen, denn das pure Verdrängen half rein garnichts, wenn sie auf Schritt und Tritt an Mamoru erinnert wurde und sie sich ihrer tiefen Gefühle für ihn doch nur immer wieder bewusst wurde. Und der erste Schritt würde eine eigene Wohnung werden, ihre eigenen vier Wände, wo Mamorus Präsenz nicht stetig in der Luft hing. So wie gerade jetzt... im Eingangsbereich, wo er noch Minuten zuvor bei ihr gestanden hatte. Sein Duft hing noch immer schwer in der Luft und schnürrte ihr die Kehle zu, denn ihr Streit trug nur noch mehr zu ihrer Entscheidung bei, bei den Chibas auszuziehen, egal wie schwer es ihr fiel. »Usagi?« »Hmm?« »Meinem Sohn steht es genauso wenig zu, eifersüchtig zu sein, aber dennoch ist er es. Glaub mir, wenn ich sage, dass ich hier keineswegs etwas schön reden will, aber er tut das alles nur, -zum Teil auch unbewusst-, weil du ihm nicht egal bist.« * Ein stürmischer Wind wehte Mamoru durch die Haare, während er auf einem der großen Steine neben dem Hotel am Meer kauerte und die schäumende Gicht unter sich beobachtete, die bei jeder weiteren ankommenden Welle an den hohen Felsen hinaufstieg. So wie der Sturm über das Meer tobte, so tobte dieser ebenso in seinem Inneren. Auch wenn es gerade mal eine Stunde her war, als er Usagi ohne ein Wort des Abschieds in der Eingangshalle des Anwesens stehen ließ, kam ihm die Zeit die er nun ohne sie war, wie eine Ewigkeit vor. Eine Ewigkeit, die dem Schwarzhaarigen schmerzlichst bewusst machte, wie sehr er sie schon jetzt vermisste. Wie sollte er sich von ihr fern halten, wenn er Tag ein und Tag aus sowie Nacht für Nacht nur noch an sie denken konnte und sogar von ihr träumte? Wollte er das überhaupt? Mamoru seufzte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, konnte und wollte er es nicht, denn sein Herz und seine Seele sehnten sich nach ihr. Nach der Frau, die so plötzlich und unerwartet in sein Leben trat und ihm schier den Atem raubte. Nach ihr, die nur eine Angestellte für ihn sein sollte und doch zu etwas ganz Besonderem für ihn wurde. »Usako«, wisperte er dem Meer entgegen, während er krampfhaft versuchte, wieder seiner Gefühle Herr zu werden. Doch jeder Versuch scheiterte kläglich. Immer wieder sah er sie vor sich. Hörte sogar ihre Stimme, sah ihre wundervollen blauen Augen, ihr Lächeln und ihre sinnlichen Lippen. Lippen, die er schon einmal geküsst hatte... Und eben jener Kuss hatte alles verändert. Er hatte dabei endgültig sein Herz an Usagi verloren, war ihr vollends verfallen und seither war nichts mehr wie zuvor. Natsumi war für ihn belanglos geworden, sie spielte nur noch eine Nebenrolle in seinem Leben. Und dennoch hallte die leise Stimme der Vernunft weiter in ihm. Er fühlte sich hin und her gerissen, wie bei einem Kampf zwischen Herz und Vernunft. Doch jedes Mal siegte die Vernunft, auch wenn es sein Herz dabei zerriss. Plötzlich hatte er das Bedürfnis, sich bei Usagi entschuldigen zu müssen. Doch wie? Seiner Mutter hatte ihm klipp und klar gesagt, dass er sich besser vorerst von ihr fernhalten sollte. Somit blieb ihm nur eine SMS... eine lapidare SMS, um sich zu entschuldigen und vielleicht auch zu erklären, was in ihm vorging. "Es tut mir leid! Ich habe mich dir gegenüber wohl wie der letzte Baka benommen und ich weiß, dass es keine richtige Erklärung für mein Verhalten ist, aber ich komme einfach mit diesem plötzlichen Gefühlchaos nicht klar. Seitdem du da bist, hast du meine Welt auf den Kopf gestellt und ich will dir nahe sein, will dich bei mir haben, darf es aber nicht. Die Gefühle für dich bringen mich mehr und mehr in die Bredouile. Ich hoffe, du verstehst, was ich dir sagen will, auch wenn es mir so verdammt schwer fällt. Verzeih mir! M." Minutenlang blickte er auf den Text. Obwohl er seine Worte wohl bedacht gewählt hatte, war er sich unsicher, ob Usagi es wirklich richtig deuten würde. Sollte er die SMS wirklich senden? Oder lieber verwerfen und es einfach dabei belassen, wie es war? Er rang mit sich; überlegte hin und her... Löschen? Senden? Kapitel 29: Breakfast at Crown's -------------------------------- Senden! Er hatte es getan. Er hatte die SMS an Usagi abgeschickt und ihr damit mehr oder weniger gestanden, dass er soviel mehr für sie empfand, als es sein durfte. Jetzt konnte er nur hoffen, dass sie seine Nachricht auch so verstand und seine Entschuldigung annahm.   *   Währenddessen saß Usagi zusammen mit Yukiko und Midori auf der Terrasse. Allmählich begann Yukiko sich Sorgen zu machen, denn den restlichen Tag über war Usagi recht still gewesen und auch das darauffolgende Abendessen hatte sie kaum angerührt. Nur ab und an rang sie sich zu einem Lächeln ab, das aber ihre sonst so vor Lebensfreude strahlenden Augen nicht erreichte.  »Usagi, hättest du eventuell Lust mich am Dienstag zum Hikawa Tempel zu begleiten?«, fragte sie, als ihr eine Idee kam, wie sie die junge Frau eventuell ein wenig auf andere Gedanken bringen konnte. Überrascht sah Usagi auf. »Du möchtest zum Hikawa Tempel?«  Die Ältere nickte. »Ja, eigentlich lasse ich mich jeden Montag von Nugochi dorthin bringen, um mein all wöchentliches Gebet abzulegen, aber morgen kommt Noguchi's Enkelin Makoto zu Besuch. Sie ist Floristin und würde gerne unseren Garten mit ein paar neuen Blumen und Pflanzen bepflanzen.« »Oh, wenn das so ist, begleite ich dich natürlich sehr gern. Stimmen die Gerüchte rundum den Hikawa Tempel eigentlich?« »Du meinst, dass dort eine Hexe wohnen soll?« Zaghaft nickte Usagi, was Yukiko schmunzeln ließ. »Aber nein, Liebes. Zwar erzählt man sich zum Teil noch heute, dass dort Menschen auf mysteriöser Art und Weise verschwunden seien, und das Rei, die Enkelin vom Shintō-Priester, etwas damit zu tun haben soll, aber wenn du mich fragst, ist das alles völliger Humbug.«    Usagi nickte verstehend, bis sie das leise Vibrieren ihres Handys in der Hosentasche aufschrecken ließ. Wer schrieb ihr denn um die Zeit noch eine SMS? Ihre Mutter sicherlich nicht. Oder vielleicht Naru? Neugierig geworden, gab sie ihre Tastensperre frei und öffnete den SMS-Eingang. Ihr Herz schlug augenblicklich schneller als sie den Namen des Absenders las.     Absender: Mamoru Empfänger: Usagi Zeit: 20:35 Uhr Es tut mir leid! Ich habe mich dir gegenüber wohl wie der letzte Baka benommen und ich weiß, dass es keine richtige Erklärung für mein Verhalten ist, aber ich komme einfach mit diesem plötzlichen Gefühlchaos nicht klar. Seitdem du da bist, hast du meine Welt auf den Kopf gestellt und ich will dir nahe sein, will dich bei mir haben, darf es aber nicht. Die Gefühle für dich bringen mich mehr und mehr in die Bredouille. Ich hoffe, du verstehst, was ich dir sagen will, auch wenn es mir so verdammt schwer fällt. Verzeih mir! M.     Ihr wurde augenblicklich heiß und kalt. War das sein Ernst? Eine SMS für solch ein Geständnis? Eine SMS dafür ihr endlich zu gestehen, dass ihn seine Gefühle für sie völlig durcheinander brachten? Natürlich konnte sie ihn verstehen; konnte nachvollziehen, wie es ihn zerriss. Ihr ging es doch genauso. Sie konnte es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, sich in eine beständige Beziehung einzumischen, vor allem dann nicht, wenn es um mehr als nur die Verbindung von zwei Menschen ging. Immer wieder hatte sie sich in Erinnerung gerufen, dass es um ein Versprechen ging, dass Mamoru alles bedeutete und dass es aufgrund dessen keine gemeinsame Zukunft für sie gab. Usagi seufzte. Dass Mamoru ihr nun mehr oder minder gestand, dass er mehr für sie empfand, machte die Situation nicht gerade einfacher. Dabei war sie doch gerade dabei, sich von ihm zu lösen. Das Geständnis warf sie nun jedoch wieder völlig aus der Bahn und zeigte ihr nur wieder, wie Aussichtslos ihr Vorhaben von vornherein gewesen war.  Tief in Gedanken versunken, bemerkte sie die einzelnen Tränen nicht, die sich aus ihren Augenwinkel lösten und langsam ihrer Wange hinab kullerten. Sorgenvoll blickten Yukiko und Midori zu ihr.   »Was ist los Usagi?«, hakte Yukiko besorgt nach, während sie ihre Hand auf die der jungen Frau legte. Doch statt zu antworten, schüttelte Usagi nur mit dem Kopf und schob ihr Handy, nachdem sie es auf den Tisch abgelegt hatte, zu Midori hinüber. Fragend zog die Schwarzhaarige eine Augenbraue in Höhe, ehe sie begriff das Usagi wollte, dass sie das Handy an sich nahm. Zögerlich griff sie danach und zog überrascht die Luft ein, als sie auf das Display blickte und die SMS von Mamoru an Usagi entdeckte.  »Aber das ist doch gut«, entgegnete sie, nachdem sie die Nachricht zu Ende gelesen hatte. »Nichts ist gut. Damit macht er es mir doch nur noch viel schwerer, als es sowieso schon für mich und vermutlich auch für ihn ist«, antwortete sie und lehnte sich tief seufzend in ihrem Stuhl zurück. Es war einfach nur noch zum Haare raufen.   Midori senkte betrübt den Kopf. Dass Usagi so auf das Geständnis ihres Sohnes reagierte, zeigte ihr nur, dass die junge Frau nicht daran glaubte, dass Mamoru sich trotz der Gefühle, die er ganz offensichtlich für sie hegte, von Natsumi trennen würde.    Sie schüttelte den Kopf, ehe sie sich erhob. »Würdet Ihr mich einen Augenblick entschuldigen? Ich muss dringend mit jemanden telefonieren, denn so kann es unmöglich zwischen dir und meinem Sohn weitergehen.« Überrascht riss Usagi die Augen auf und auch Yukiko blickte verblüfft zu ihrer Tochter. »Um die Uhrzeit? Was hast du vor?«, hakte die Ältere neugierig nach. »Mich nochmals mit Tadashi Katō in Verbindung setzen und hoffen, dass er in der Zwischenzeit etwas über Natsumi in Erfahrung bringen konnte.« »Glaubst du nicht, dass, wenn er etwas herausgefunden hätte, sich nicht schon längst bei dir gemeldet hätte?«, fragte Yukiko skeptisch und sah aus dem Augenwinkel heraus, wie Usagi erleichtert ausatmete. Vermutlich hatte sie kurzzeitig angenommen, dass ihre Tochter Mamoru anrufen würde.   »Keine Angst, ich vertraue Tadashi, und wenn Natsumi meinen Sohn wirklich betrügen sollte und hinterrücks eine Affäre hat, dann wird er dies schon herausfinden... möge Natsumi auch noch so vorsichtig sein.«   Wie aufs Stichwort erschien Noguchi auf der Terrasse und kündigte das Eintreffen von Natsumi an, die einen Sekundenbruchteil später direkt hinter ihm in der Terrassentür auftauchte.   »Midori! Kannst du mir bitte umgehend sagen, warum ich deinen Sohn nicht erreiche? Für heute war unser monatlicher Tisch im Tokyo Shiba Tofuya Ukai reserviert und ich habe minutenlang vergeblich auf ihn gewartet. Und ich habe sicherlich nicht die Muße, ihm noch länger hinterher zu telefonieren.« »Konban wa, Natsumi! Wir wissen leider auch nicht wo Mamoru steckt; und als er vorhin los ist, hat er uns leider nicht gesagt, wohin er fährt«, antwortete Midori ruhig, doch die junge Frau war bereits so aufgebracht, dass sie sich wild gestikulierend weiter aufregte: »Ist das euer ernst, dass ihr mich hier so abfertigt? Das kann doch wohl nicht wahr sein! Und was bildet er sich ein, mich erst zu versetzen und dann ohne ein Wort und ohne eine Erklärung einfach zu verschwinden?« »Mamoru wird seine Gründe haben, Natsumi. Und jetzt beruhige dich bitte«, bat Yukiko nun etwas eindringlicher, doch es hielt sie nicht davon ab, weiter nachzuhaken. »Er hat seine Gründe? Was für Gründe könnte er bitte haben, mich zu versetzen? Das kann er nicht mit mir machen, ich bin immerhin seine Verlobte.« »Das kläre bitte mit ihm selbst, sobald er wieder da ist. Und nun möchte ich bitte meinen Abend noch in Ruhe genießen können!« Yukiko hatte den Blick fest auf Natsumi gerichtet, die augenblicklich verstummte, als sie realisierte, dass die Ältere keine Widerworte duldete und ihre Ruhe wünschte. Wortlos drehte sie sich um und verließ noch immer zu tiefst aufgebracht das Anwesen der Chiba's.   Kaum war Natsumi verschwunden, wandte sich Yukiko an ihre Tochter: »Midori, es ist an der Zeit, dass du Tadashi kontaktierst.«  »Natürlich, okâsan!«, antwortete diese und griff erneut nach ihrem Handy, um damit in ihr Büro zu gehen und das dringende Telefonat mit dem Detektiv zu führen.    Währenddessen sprachen Usagi und Yukiko über die Planung der nächsten Tage: »So so, du triffst dich morgen also zum Frühstück mit Motoki!? Ich bin mir sicher, dass ihr euch wunderbar verstehen werdet, Usagi. Ich kenne ihn schon sein ganzes Leben; er ist wirklich ein guter Junge und war Mamoru stets ein treuer Freund.« »Daran hege ich auch keinen Zweifel, er war mir schon bei unserem ersten Treffen recht sympathisch«, erwiderte die Blondine zaghaft lächelnd und doch konnte sie das nagende Gefühl, dass sie mit jedem Gedanken an Mamoru begleitete, nicht vollends abstellen, was Yukiko scheinbar spürte und nach ihrer Hand griff. »Du solltest den Tag morgen genießen und nicht so viel nachdenken. Lass es einfach auf dich zukommen, lebe in den Tag hinein und schau, was sich ergibt. Aber vergiss dabei dennoch niemals, dass nichts im Leben zufällig geschieht. Überstürze nichts, denn alles braucht seine Zeit ... auch die Liebe!«   *   Frisch geduscht und ein wenig mehr zurecht gemacht stieg Usagi am nächsten Morgen aus dem Bus und strich kurz den beigefarbenen Trenchcoat, den sie über dem schwarzen Rock und der schwarzen Bluse trug, glatt, ehe sie sich in Bewegung setzte. Es waren nur ein paar Minuten Fußweg von der Haltestelle bis zum Crown, weswegen sie auch Midoris Angebot, dass ihr Chauffeur sie doch fahren könnte, dankend abgelehnt hatte.    Gerade als sie an den Fußgängerüberweg getreten war, entdeckte sie auf der anderen Straßenseite genau die Person, der sie in ihren schlimmsten Albträumen nicht gern über den Weg laufen wollen würde. Natsumi...  Ausgerechnet an ihrem freien Tag; ausgerechnet heute, wo sie sich doch so auf die Verabredung mit Motoki freute, kreuzten sich schon wieder ihre Wege. War ihr gestriges Zusammentreffen auf dem Anwesen der Chibas nicht schon schlimm genug gewesen? Nein, nun stand sie mit ihrem Bruder Seijūrō auch noch genau dort, wo sie lang musste.   Kurz straffte sie die Schultern, ehe sie ihren Weg fortsetzte, wohl wissend, dass Natsumi sie gleich entdecken würde. Und tatsächlich dauerte es keine Minute, bis sich ihre Blicke trafen und die Rothaarige regelrecht angewidert das Gesicht verzog. »Na schau mal einer an, wen wir da schon wieder haben? Hat das niedrige Fußvolk etwa Ausgang?« »Ohayô gozaimasu!«, erwiderte Usagi höflich und ignorierte damit das böswillige Kommentar von Natsumi, während sie Seijūrō freundlich anlächelte. »Bitte entschuldigt, aber ich muss dringend weiter. Ich bin noch verabredet.« Ohne den Beiden Geschwistern auch nur die Chance einer Reaktion zu lassen, setzte Usagi ihren Weg fort und eilte von dannen. Erleichtert seufzte sie, als sie endlich das Schild des Cafés ausmachte.   Motoki wartete bereits vor dem Crown, als sie die Straße überquerte. Lässig an die Hauswand neben dem Eingang mit den Schiebetüren gelehnt, stand er da und hielt sein Gesicht gen Himmel, um ein paar Sonnenstrahlen zu erhaschen. Seine blonden Haare glänzten herrlich in der Sonne und Usagi fühlte sich seltsam beflügelt, als sie Schritt für Schritt näher auf ihn zulief und deutlicher seine markanten Gesichtszüge wahrnahm. Sie lächelte, als sie an ihren gestrigen Mailaustausch am Abend dachte. Es hatte sie ein wenig abgelenkt, nachdem Mamorus SMS sie völlig aus der Fassung gebracht hatte. Und nun freute sie sich auf einen witzigen, charmanten und gutaussehenden Motoki, wobei sie sich vorgenommen hatte, mit keinem Deut an Mamoru und eben auch nicht weiter über ihr vorheriges unangenehmes Aufeinandertreffen mit Natsumi denken zu wollen. »Guten Morgen!« Lächelnd blickte sie zu ihm empor, denn er war beinahe so groß wie Mamoru... -Verdammt! Jetzt hatte sie es doch getan. Warum konnte sie es nicht einmal dabei belassen und nicht an diesen Baka denken, der ihr so sehr den Kopf verdreht hatte?   »Usagi, hallo! Ich freu mich sehr, dass es bei dir so kurzfristig geklappt hat«, erwiderte Motoki und lächelte dabei so charmant, dass es ihre Knie weich werden ließ. Er sah aber eben auch verboten gut aus, das musste sie einfach zugeben. Und dennoch schwirrte immer noch ein anderer in ihren Gedanken... 'Usagi! Aus jetzt!', schalte sie sich selbst.   Zu ihrer Überraschung trat Motoki direkt vor sie und hauchte ihr einen Begrüßungskuss auf die Wange. Ihre Wange kribbelte angenehm, doch es wurde nebensächlich, als ihr sein Parfum in die Nase stieg und sich ihr Herz nun doch schmerzhaft zusammenzog. Er roch genauso wie Mamoru! Konnte es schlimmer kommen? Sie wollte doch weg von ihm, wollte vor ihren Gefühlen für ihn davonlaufen und sich ablenken. Motokis Interesse und seine Gesellschaft waren da doch genau richtig gewesen, so dachte sie zumindest.   »Komm, lass uns reingehen. Ich habe uns von meiner Schwester den Tisch am Fenster decken lassen.« Mit einer leichten Verbeugung und Geste deutete er ihr an, ins Inneres des Cafés zu gehen, dessen abgegrenzter linker Teil einer kleinen Spielhalle glich. Staunend blickte sich Usagi kurz um und fühlte sich umgehend in ihre eigene Jugend zurückversetzt. »Ich wusste gar nicht, dass du neben dem Café auch eine Spielhalle betreibst.« »Ja, mein alter Herr schafft es leider nicht mehr und so hat er alles an mich und meine Schwester abgetreten. Komm, ich stell sie dir vor«, erwiderte er und lief schnurstracks auf eine junge Frau mir roten Haaren vor, die gerade noch durch das Kaffee wirbelte und die Bestellungen servierte. »Unazuki! Komm doch mal bitte kurz«, rief Motoki und sofort kam die Angesprochene breit grinsend rüber gelaufen. »Ah, ohaiyou Gozaimasu! Du musst Usagi sein. Ich war schon ganz gespannt, nachdem Motoki mich bat, seine Schicht zu übernehmen, weil er ein Date hätte.« Überrascht blickte Usagi zu dem Blonden. »Du hast extra wegen mir deine Schicht getauscht? Oh, ich hoffe, ich habe euch damit keine Umstände bereitet.« »Nein, keineswegs! Wir tauschen häufiger mal, also mach dir keine Gedanken. Außerdem konnte ich meinem Bruderherz diese Bitte kaum abschlagen, so wie er von dir geschwärmt hat.« »Unazuki...«, rief Motoki augenblicklich empört und Usagi lächelte, als sie sah, wie er dabei leicht errötete.    *   Der Tisch war mit wunderbaren Köstlichkeiten gedeckt und Usagi wusste gar nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte. Über diverse Obst- und Gemüsesorten, dem sogenannten Tsukemono, Tamagoyaki (Omlett) mit Reis und gegrillten Lachs, je einem Schälchen Miso-Suppe, diverser Konfitüre sowie Toast, Brötchen, befand sich neben den Kännchen mit grünem Tee und Kaffee auch ein großer Schoko-Milchshake, den Unazuki kurz zuvor hingestellt hatte.   Nachdem Usagi die Serviette gefaltet über ihren Schoss gelegt hatte, blickte sie hinüber zu Motoki, der sie aufmerksam, aber lächelnd beobachtete.  »Oh man, ich bin im Himmel! Das Frühstück ist ja der Wahnsinn. Aber sag mal Motoki, wer soll das alles denn essen?«, fragte sie schmunzelnd und griff zu aller erst nach dem Schälchen Miso-Suppe, was ihr Motoki gleich tat. »Wir haben den ganzen Vormittag Zeit, alles lass es dir schmecken!« »Ihr hättet euch aber wirklich nicht so viel Mühe geben müssen, Motoki. Ein kleines Frühstück wäre vollkommen ausreichend gewesen. Aber so würde ich mich gern an anderer Stelle gern bei dir revanchieren.« »Es war mir die Mühe wert und ich muss zugeben, dass ich gar nicht anders konnte, nachdem du dich gestern Abend gemeldet hast. Außerdem wusste ich ja nicht, was du magst oder nicht magst und so habe ich von allem ein wenig auftischen lassen.« »Eigentlich gibt es kaum etwas, was ich nicht mag«, erwiderte Usagi grinsend und nahm es großen Schluck des eiskalten Schokomilchshakes, was Motoki ebenfalls grinsen ließ. »Also kaum, ja? Also wäre es nicht gänzlich ausgeschlossen gewesen, dass hier etwas hätte stehen können, was du nicht magst!? Ha, siehst du und genau deshalb geh ich lieber auf Nummer sicher!« »Tatsächlich entdecke ich hier nichts, was ich nicht mag, deine Sorge war also völlig umsonst. Aber ich finde es dennoch sehr aufmerksam von dir, dass du dir darüber Gedanken gemacht hast.« »Na bei so einer schönen Frau muss doch alles perfekt sein. Ich glaube, sonst wäre ich im Erdboden versunken, wenn hier irgendwas schiefgegangen wäre. Aber ja, okay, ich merke schon, ich hab wohl eher zu groß aufgetischt. Wobei ich dich ja eigentlich nur ein wenig beeindrucken wollte«, erwiderte Motoki zwinkernd, was Usagi prompt erröten ließ. »Warum willst du mich denn beeindrucken?« »Na immerhin habe ich doch mit Mamoru einen starken Konkurrenten, den ich ausstechen muss, wenn es darum geht, deine Gunst und deine Aufmerksamkeit zu erhalten.« »Du siehst in Mamoru einen Konkurrenten? Warum das denn? Ist das nicht ein wenig weit hergeholt? Immerhin ist er in einer festen Beziehung mit Natsumi und verlobt sind sie auch. Du kannst also völlig unbesorgt sein! Und außerdem hast du meine Aufmerksamkeit bereits«, zwinkerte die Blondine ihrem Gegenüber keck zu, was Motoki kurz auflachen ließ.  »Du bist wirklich hinreißend, Usagi. Ich mag es, wenn du so frei heraus redest. Aber bezüglich Mamoru und Natsumi hast du nur indirekt recht ... diese Beziehung bzw. Verlobung ist kurz gesagt arrangiert und hat nichts mit gegenseitigen Gefühlen zu tun. Aber wie dem auch sei, jetzt bist du hier, frühstückst mit mir und ich freue mich wirklich sehr darüber.« »Du hast recht, lass uns von etwas anderem reden, denn gerade über Natsumi will ich gerade nun wirklich nicht reden.« Usagi seufzte frustriert, was Motoki veranlasste, eine Augenbraue nach oben zu ziehen. »Oho, da ist aber jemand nicht gut auf Mamorus Holde zu sprechen. Wenn du möchtest, kannst du mir ja mal bei Gelegenheit erzählen, was zwischen dir und ihr vorgefallen ist. Aber soll ich dir erzählen, wie ich sie insgeheim nenne?« Breit grinsend blickte er zu Usagi hinüber, die ihm aufmerksam gelauscht hatte und nun neugierig geworden aber dennoch verhalten mit dem Kopf nickte. »Rothaariges Miststück!« »Weiß Mamoru denn von deiner Abneigung ihr gegenüber?« »Natürlich! Ich habe da nie einen Hehl draus gemacht und als mein bester Freund habe ich keine Geheimnisse vor ihm und wir schenken uns auch sonst in jeglicher Hinsicht reinen Wein ein.« »Tatsächlich? Weiß er dann auch, dass wir uns heute verabredet haben?« »Nein, ich hatte noch keine Gelegenheit, wieder mit ihm zu reden. Aber er wusste, dass ich dich fragen wollte, nachdem du mir nach unseren ersten Zusammentreffen nicht mehr aus dem Kopf gegangen bist. Aber genug davon, erzähl mir etwas von dir ... über dein Leben; deine Hobbys; deine Träume; wie du zu den Chibas gekommen bist...« »Oh, das ist aber eine ganze Menge, was du da wissen willst. Hast du denn so lange Zeit?« »Für dich nehme ich mir gerne Zeit«, zwinkerte Motoki und nahm dann einen Schluck grünen Tee, wobei er Usagi nicht aus den Augen ließ, die unter seinem Blick leicht errötete. »Hm, aber wo soll ich anfangen? Ich lebe mit meinen Eltern, meinem jüngeren Bruder und meiner Katze in einem Einfamilienhaus, bis es mich aufgrund meines Jobs als Gesundheits- und Krankenpflegerin zu den Chibas gebracht hat. Irgendwie denke ich jetzt immer noch, dass es ein Wink des Schicksals war, der mir diesen Glücksgriff beschert hat ... ich kann mir wahrlich keine bessere Arbeitsstelle vorstellen, denn Yukiko ist so ein herzensguter Mensch und ich verbringe unheimlich gern Zeit mit ihr. Ebenso Midori, auch wenn ich anfangs wohl ein falsches Bild von ihr hatte, weil sie immer wie die knallharte und unnahbare Geschäftsfrau wirkte.« »So wirkt sie wohl am Anfang auf jeden Außenstehenden, aber wenn man sie erst einmal besser kennengelernt hat, kann man relativ schnell hinter die Fassade schauen. Das ist auch etwas, was man im Leben lernen muss ... nichts ist auf den ersten Blick so, wie es scheint.« »Da hast du wohl recht, wobei manchmal reicht schon der erste Blick, um zu erkennen, wer es gut mit einem meint und wer nicht.« »Und wie war das bei mir?« »Hm, du bist ganz schön neugierig, Motoki ... das ist sonst eigentlich mein Part«, erwiderte Usagi schmunzelnd. »Aber wenn du es so gern wissen möchtest; ......... ich hatte bei dir von Anfang an ein gutes Gefühl und wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, war die Sympathie auf Anhieb von beiden Seiten da.« »Da hat dein Eindruck dich wohl nicht getäuscht.« Usagi nahm lächelnd einem Schluck ihres Milchshakes, der mittlerweile ein wenig geschmolzen war. Das wohlige Gefühl, welches sie in der Nähe von Motoki verspürte, wuchs immer weiter und sie genoss seine Aufmerksamkeit und wie er sich um sie bemühte. Womöglich war er derjenige, der sie von Mamoru ablenken konnte; auch wenn dies ein wenig egoistisch klang. Aber warum sollte sie sich auch nicht auf diesem gutaussehenden und sympathischen jungen Mann einlassen, der sie gerade mit derart leuchtenden Augen über den Rand seiner Tasse hinweg ansah, dass ihr ein Kribbeln durch den Körper fuhr.    Und so verbrachten Sie einen wundervoll entspannten, von interessanten Gesprächen und Diskussionen und herzlichen Lachen begleiteten gemeinsamen Vormittag und lernten sich Stück für Stück näher kennen und erfuhren vom Leben und den Träumen des anderen, bis es für Usagi hieß, aufzubrechen, denn sie wollte keineswegs zu spät zu der Verabredung mit Diamond kommen, nachdem er ihr am Vortag seine Einladung mit dem Bild von Yumeni Yumino als Geschenk übermittelt hatte.   Mit geröteten Wangen stand Usagi nun neben Motoki vor den Türen des Crown. Er hatte sie unbedingt noch nach draußen geleiten und verabschieden wollen, obwohl ihr dies ein wenig unangenehm war. Ihr war während ihrer Gespräche nicht entgangen, wie intensiv sein Blick auf sie gerichtet war und dass er jede ihrer Regungen verfolgte. Eigentlich verhielt sich Motoki ihr gegenüber genau so, wie sie es sich von Mamoru gewünscht hätte, doch damit sollte sie nun endlich abschließen. Mamoru war für sie unerreichbar, während eben sein bester Freund ihr gerade so nah war und ihr das Gefühl gab, faszinierend und begehrt zu sein.    Kurz seufzte Usagi zufrieden. Motoki tat ihr und ihrer Seele gut und somit würde sie einen Teufel tun, ihn abzuweisen. Und so ließ sie die Nähe zu ihm zu und schreckte auch nicht zurück, als ihre Arme und Hände sich berührten. »Ich sollte dann jetzt langsam, damit ich meinen Bus nicht verpasse«, erwiderte sie leise, während sie seinen Blick auf sich ruhen spürte. »Findest du es nicht auch unglaublich, wie schnell die Zeit verfliegt, wenn man sie mit dem richtigen Menschen verbringt? Usa, ich würde das hier gerne wiederholen beziehungsweise fortsetzen, denn ich kann kaum leugnen, wie sehr ich die Zeit und das gemeinsame Frühstück mit dir genossen habe.« »Mir geht es ähnlich und würde mich sehr darüber freuen, wenn wir das wirklich bald wiederholen könnten«, erwiderte sie zaghaft, ehe sie sich auf ihre Zehenspitzen stellte und ihm zum Abschied einen Kuss auf Wange hauchte.   Als die junge Frau zehn Minuten später die Haltestelle erreichte, nachdem sie sich von Motoki verabschiedet hatte, lies sie das Frühstück mit ihm noch einmal Revue passieren und musste feststellen, dass sie schon lange nicht mehr solch einen schönen Vormittag wie diesen gehabt hatte.      Still in sich hinein lächelnd griff sie nach ihrem Handy und tippte eine SMS:   Absender: Usagi Empfänger: Motoki Zeit: 20:35 Uhr Lieber Motoki, vielen lieben Dank für den wunderschönen Vormittag :) Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, wie unglaublich wohl ich mich während des Frühstücks in deiner Nähe gefühlt habe. Zu gerne würde ich das mit dir wiederholen wollen, um dich noch ein wenig besser kennenzulernen. Deshalb habe ich mir gedacht, dass ich meine Mittagspausen auch ins Crown verlegen könnte? Was hältst du davon? Usagi    Wie er wohl reagieren würde? Sicher hatte er nicht dagegen und würde freudig zustimmen. Mit kribbelnden Fingern schloss sie den Postausgang und rief den Posteingang auf. Sofort fiel ihr Blick auf die SMS von Mamoru, die er ihr am gestrigen Abend geschrieben hatte. Bisher hatte sie nicht geantwortet. Aber was sollte sie ihm auch darauf schreiben? Auf dieses Geständnis....? In Gedanken versunken blickte sie mit dem Handy in der Hand aus dem Fenster des fahrenden Busses. Sie wusste, dass sie ihm antworten musste. Sie war ihm eine Antwort schuldig, denn sonst würde auf ewig etwas zwischen ihnen stehen und sie konnte sich unter diesen Umständen nicht vorstellen, ihre Anstellung bei den Chibas weiter auszuführen. Und damit war sie auch wieder an dem Punkt angelangt, festzustellen, dass es das Beste war, sich eine eigene Wohnung oder ein eigenes Zimmer zu suchen, je nachdem was sich ergab.   *   Zwanzig Minuten später stieg sie in einer der nobleren, aber noch abgelegenen Gegenden Tokios aus dem Bus und blickte völlig erstaunt und fasziniert um sich. Himmel, wo war sie hier bloß gelandet? Das hier entsprach eindeutig ihrer Vorstellung von Prunk und Glamour und ließ ihre Nerven flattern. Diamond wohnte immerhin hier und hatte sie zu sich eingeladen. Aber was wollte er von ihr? Von einem stinknormalen Mädchen aus der Mittelschicht...   Das Anwesen der Blacks befand sich am Ende der Straße und hob sich deutlich von den drumherum liegenden Grundstücken und Villen ab. Je näher sie kam, desto intensiver wurde ihre Gänsehaut und ein merkwürdig mulmiges Gefühl machte sie in ihr breit. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie behaupten, dass das Anwesen eine dunkle Aura umgab und viel düsterer wirkte, als alles andere in dieser Straße. Aber vielleicht täuschte sie sich auch einfach und normalerweise ließ sie sich von so etwas nicht beeindrucken und verunsichern. Und so trat sie an das große schwarze schmiedeeiserne Tor, in dessen Mitte ein goldenes -B- prangerte.    Ehe sie die Klingel an der Gegensprechanlage betätigen konnte, öffnete sich auch schon wie von Geisterhand das Tor und offenbarte das weitreichende Anwesen. Der Kies knirschte unter ihren Füßen, als sie den Weg zur Villa hinauf schritt. Unsicher blickte sie immer wieder um sich, denn je näher sie der Villa kam, desto mehr fröstelte es ihr und das unsichere Gefühl verstärkte sich mit jedem weiteren Schritt.   Erleichtert atmete sie aus, als sie Diamond erblickte. Doch er war nicht allein... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)