Heartbeat von MissyX ================================================================================ Kapitel 26: The Rose - Accept your fate! ---------------------------------------- Perplex blickte ihm Usagi hinterher. Sie verstand plötzlich die Welt nicht mehr. Was war nur in ihn gefahren, dass er sie so von sich stieß und regelrecht vor ihr flüchtete, wo sie sich doch in den letzten Tagen so viel nähergekommen waren? Hatte sie sich so getäuscht, dass er ihre Nähe gesucht und sie auch genossen hatte?   Gedankenverloren lief sie zu Yukikos Zimmer, wo diese bereits auf der Terrasse von Noguchi mit Tee versorgt wurde. Und obwohl der Tag nicht schöner sein konnte und die Sonne auf sie hinab schien, griff sie nach einer leichten Decke, die sie Yukiko auf den Schoß legte, nachdem sie sich zu ihr gesellt hatte. Dankend nickte sie daraufhin Noguchi zu, der ihr ebenfalls eine Tasse Tee eingeschenkt hatte.   »Usagi, Liebes, was ist los? Vorhin warst du noch so fröhlich und deine Augen strahlten, jetzt aber sehe ich, dass dich etwas bedrückt. Möchtest du darüber reden?«   Überrascht blickte die junge Frau von ihrer Tasse auf, die sie in ihren Händen hielt und hin und her drehte. War sie wirklich so ein offenes Buch für Yukiko? Dabei wollte sie sich nichts anmerken lassen und den Tag genießen. Und doch legte sich das Telefonat mit Naru und das kurze Aufeinandertreffen mit Mamoru wie ein Schatten über diesen gerade begonnenen Tag.   »Ich habe gerade erfahren, dass meine beste Freundin und ihr Freund nach Sapparo ziehen werden. Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich mich nicht freuen würde, dass es bei Naru und Umino endlich bergauf geht, nachdem ihm dort eine bessere Position in seiner Firma versprochen wurde, aber....... klingt es vielleicht irrational, wenn ich Angst davor habe, dass sich unsere Leben in unterschiedliche Richtungen entwickeln und die Freundschaft, die wir über die vielen Jahre aufgebaut hatten, darunter leiden könnte? Ich weiß ja, dass es nur ein paar Flugstunden sind, die uns trennen, aber ich mache mir trotzdem Gedanken...« »Es ist in Ordnung und völlig legitim, dass du dir darüber Gedanken machst. Es zeigt deutlich, dass dir eure innige Freundschaft sehr am Herzen liegt und auch deine Angst ist nicht irrational, sondern ganz normal. Leider kann ich dir hier nur sagen, dass die Zeit es zeigen wird, wie eurer beider Leben sich weiterentwickeln.« Yukiko nahm einen Schluck Tee und blickte weiterhin forschend zu Usagi, die soeben Artemis auf ihren Schoß gehoben hatte und ihn nun ausgiebig kraulte. »Das war aber noch nicht alles, habe ich recht?" »Hm, nein... Aber sag, ist es wirklich so offensichtlich, dass mir etwas auf dem Herzen liegt?« Lächelnd beugte sich die Ältere ein wenig vor, um Artemis ebenfalls kurz am Köpfchen zu kraulen. »Ich hatte schon immer ein feines Gespür für so etwas und da du ein sehr emotionaler und herzlicher Mensch bist, trägst du deine Gefühle für einige sichtbar nach außen. Spätestens, wenn man dir in die Augen schaut, erkennt man es .... aber das ist nichts Schlimmes und wofür man sich schämen muss, Usagi.«   Kurz schwieg die Blondine und nahm einen Schluck Tee, ehe sie fortfuhr. »Es ist wegen Mamoru... Ich weiß einfach nicht, was ich denken und wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.« »Inwiefern?«, hakte Yukiko sichtlich interessiert nach. »Naja, es ist merkwürdig und es gibt so Situationen, da werde ich nicht schlau aus ihm. Eigentlich hatte ich bisher das Gefühl, er mag mich und sucht gern meine Nähe und meine Gesellschaft, aber zu einem anderen Zeitpunkt ist er plötzlich distanziert und weist mich zurück.« »Nimm es dir nicht zu Herzen. Im Grunde genommen hege ich überhaupt keine Zweifel daran, dass er dich sehr gern mag und genau wie Midori und ich ins Herz geschlossen hat.« »Glaubst du das wirklich? Ich meine, warum benimmt er sich dann manchmal so merkwürdig?« »Natsumi«, antwortete die Ältere knapp. Verwundert blickte Usagi zu ihr hinüber. »Natsumi?« Yukiko nickte: »Ja, Natsumi war und ist schon immer einer der Gründe gewesen, weshalb Mamoru sich anderen Frauen gegenüber immer wie der letzte Idiot benahm oder sich ihnen gänzlich entzog. Nur bei dir scheint es ihm nicht immer ganz zu gelingen und das behagt ihr gar nicht.« Kurz holte sie Luft, ehe sie fortfuhr. »Weißt du Usagi, bisher hatte Natsumi Mamoru eigentlich immer unter Kontrolle, was auch mitunter daran gelegen haben mag, dass sich mein Enkel, aufgrund eines Versprechens gegenüber seinem verstorbenen Vater, nie wirklich für andere Frauen interessierte. Doch das hat sich schlagartig geändert, als du in sein Leben getreten bist.« »Heißt das etwa, dass Mamoru nur wegen eines Versprechens mit Natsumi zusammen ist?«, hakte Usagi geschockt nach, als ihr die Worte Yukikos bewusst wurden. Abermals nickte die Ältere, ehe sie einen Schluck Tee zu sich nahm und Usagis Vermutung vorerst unkommentiert ließ. »Aber das würde ja bedeuten, dass er.......« »Dass er Natsumi nicht liebt!?« Yukiko schmunzelte, als sie daraufhin Usagis zaghaftes Nicken vernahm. »Weißt du, Liebes, für Mamoru hängt sehr viel von der Beziehung ab, auch wenn es für dich noch seltsam erscheint. Aber er hat schon immer sehr viel Wert auf feste Werte, wie Loyalität und Ehre gelegt. Für ihn würde es nicht in Frage kommen, ein Versprechen, dass er zudem seinem Vater an seinem Sterbebett gegeben hat, zu brechen. In diesem Fall stellt er seine eigenen Gefühle zurück, wobei ich glaube, dass er nie zuvor so empfunden hat, wie es nun der Fall ist.« Usagi runzelte die Stirn, während sie ihre Teetasse umklammert hielt. »Wie meinst du das?« »Für Mamoru gab es nie eine andere Frau, als Natsumi und da dies aufgrund eines Versprechens nur eine Art Arrangement ist, hat er nie eine andere Art der Beziehung kennengelernt.« »Willst du mir damit sagen, dass er noch nie aufrichtige Liebe empfunden hat?« »Jetzt schon...« Usagi fuhr erschrocken herum, als sie Midoris Stimme vernahm, die plötzlich hinter ihnen an der Terrassentür auftauchte. »Ich selbst wollte es anfangs nicht wahrhaben, habe stets an dem Arrangement zwischen Natsumi und meinem Sohn festgehalten, aber nun habe ich erkannt, dass er unter diesem Umstand niemals glücklich werden würde. Nicht seitdem ich gesehen habe, wie er dich ansieht.« Midori blickte wissend zu Yukiko, ehe sie sich wieder der jungen Frau zu wandte. »Usagi, ich würde gern mit dir unter vier Augen sprechen, ehe wir zur Ausstellung aufbrechen.« Verwirrt und fragend zugleich blickte Usagi zu Yukiko. »Geh nur Liebes. Ich werde mich während eurer Abwesenheit von Noguchi aufs Zimmer bringen lassen, um mich in Ruhe fertig machen zu können.« Zögerlich nickte Usagi der Älteren zu, ehe sie sich erhob und Midori langsamen Schrittes hinein ins Anwesen begleitete.   Während sie den langen Flur durchquerten, an dessen Wänden Yumeni Yuminos Gemälde hingen, lies Usagi die Worte Midoris und Yukikos noch einmal Revue passieren. Tief in Gedanken versunken bemerkte sie dabei jedoch nicht, wie Midori plötzlich vor ihrem Zimmer stehen blieb und sie ansprach. »Oh Gott, bitte entschuldige... ich...«, stammelte Usagi entschuldigend und biss sich verlegen auf die Unterlippe.  »Ist schon in Ordnung, Usagi. Ich kann verstehen, dass dich das alles ziemlich verwirren muss. Aber genau aus diesem Grund wollte ich kurz mit dir allein sprechen«, erwiderte Midori, ehe sie der jungen Frau die Tür aufhielt. Kaum einen Fuß in die Tür gesetzt, blieb diese jedoch abrupt stehen und blickte fasziniert ans andere Ende des Raumes, wo eine kleine Vitrine stand. Midori erkannte sofort, dass sich in Usagis Inneren etwas zu regen schien, als diese vorsichtig näher trat und dessen Inhalt erblickte. Leise schloss die Ältere die Tür hinter sich und trat, ohne Usagi aus den Augen zu lassen, zur Vitrine vor.   »Vor fast 18 Jahren hatte mein verstorbener Mann -anlässlich des 6. Geburtstages von Mamoru- einen Ausflug geplant...«, begann sie und schloss einen Moment lang die Augen, ehe sie fortfuhr. »Der Tag hätte für uns eigentlich nicht besser beginnen können. Strahlend blauer Himmel, Mamoru der glücklicher denn je schien und mein Mann der es tatsächlich irgendwie geschafft hatte, einen Tag frei zu bekommen. Der Tag schien perfekt... zu perfekt...! Denn wie es der Zufall so wollte, bekam ich kurz nachdem wir gefrühstückt hatten, einen Anruf aus dem Büro, der mich dazu veranlasste doch noch einmal in die Firma zu fahren. Mit dem Versprechen, dass es nicht lange dauern würde und der Bitte mich dort in einer Stunde abzuholen, lies ich sie allein zurück.« Sie schluckte und Usagi erkannte sofort das es ihr sichtlich schwer fiel darüber zu sprechen. »Du musst nicht weitererzählen... «, wandte sie sofort ein, doch Midori schüttelte prompt mit dem Kopf: »Doch muss ich, denn ich will, dass du uns... Nein... dass du Mamoru verstehst.« Usagi nickte verhalten und lies sie gewähren, wenn auch mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend. »Ich war gerade dabei meine Sachen im Büro zusammen zu packen und wartete auf den Anruf meines Mannes, dass sie nun da wären und ich runterkommen könnte. Doch der ersehnte Anruf kam nicht. Allerdings machte ich mir zunächst keine Gedanken darüber, denn schließlich kannte ich doch meinen Sohn und meinen Mann. Sicherlich hatten sie auf den Hinweg wieder irgendwo angehalten, um sich schnell ein Eis zu gönnen.« Sie lächelte an den Gedanken daran, hatten die Beiden dies in der Vergangenheit doch schon des Öfteren mit der Ausrede 'der Eisverkäufer hätte sie regelrecht dazu gezwungen' abgetan. »Als sie sich jedoch nach anderthalb Stunden immer noch nicht gemeldet hatten, begann ich mir Sorgen zu machen und rief als allererstes bei meinem Mann und danach zu Hause an. Von Noguchi erfuhr ich allerdings nur, dass sie pünktlich los gefahren waren. Meinen Mann konnte ich jedoch nicht erreichen und so fasste ich den Entschluss, runter zu gehen, um zu schauen, ob sie nicht doch schon irgendwo an einer Ecke mit dem Auto stehen und auf mich warten. Doch weit kam ich nicht...«  Midori entfuhr bei der Erinnerung ein tiefer Seufzer, was Usagi dazu veranlasste, neben sie zu treten und ihr tröstend eine Hand auf den Arm zu legen. »Im Endeffekt lief ich den Polizisten geradewegs in die Arme, als ich in die Lobby trat und ich wusste schon beim Blick in ihre Gesichter, dass etwas nicht in Ordnung war. Leider bestätigten sie meine schlimme Vorahnung. Im Krankenhaus angekommen, konnte man mir anfangs nicht einmal sagen, was passiert war und wie es um meinen Ehemann und um Mamoru stand. Ich weiß auch gar nicht mehr so recht, wie viel Zeit vergangen war, ehe ich endlich den zuständigen Arzt gefunden hatte, der mich direkt zu Mamoru brachte. Er schlief ganz friedlich, jedoch gab mir der Arzt gleich zu verstehen, dass man ihm ein Beruhigungsmittel spritzen musste, nachdem er völlig aufgelöst im Zimmer meines Mannes aufgefunden wurde, bevor dieser kollabierte und man eine Not-OP durchführen musste.« Midori stockte erneut, zu schmerzhaft waren die Erinnerungen. »Ich hoffte und betete, dass er es schaffen würde und dass alles wieder gut werden würde. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit uns und mir blieben nur wenige Stunden, um mich zu verabschieden. Mit letzter Kraft erzählte er mir von seinem Gespräch mit Mamoru, ehe sein Herzschlag plötzlich aussetzte. Ich wurde rausgeschickt, während die Ärzte erneut um das Leben meines Mannes kämpften, doch sie konnten nichts mehr für ihn tun, sodass man ihn kurz nach Mitternacht für tot erklärt hat. Als der Arzt mir die Nachricht überbrachte, blieb Mamoru von uns unbemerkt hinter der Tür stehen und hörte alles mit an. Es zerriss mir fast das Herz, als ich ihn schlussendlich entdeckte und er schluchzend davon lief.«   Usagi schlug sich die Hand vor den Mund und kämpfte sichtlich mit den Tränen. Der Gedanke daran, was Mamoru und Midori bereits hatten durchmachen müssen, war für sie unerträglich und ließ ihr Herz schwer werden. »Midori, ich... es tut mir so furchtbar leid!«, entgegnete sie und ließ Midori -trotz der wiederkehrenden Trauer- ein wenig lächeln. »Dein Mitgefühl für Andere hat mich schon damals gerührt.« »Damals? Wie meinst du das?« »Weißt du Usagi, du und Mamoru, Ihr kennt euch schon länger, als es euch gerade bewusst ist. Du hast ihn schon einmal getroffen und ihm mit einer kleinen Geste sein Lächeln zurückgegeben, als ich dachte, dass er an seinem Kummer und der Trauer zerbricht«, antwortete Midori und wandte sich der Vitrine mit der Rose darin zu. »Als wir letztens bei deinen Eltern waren, habe ich im Gespräch mit deiner Mutter erfahren, dass der Todestag meines Mannes und die Geburt deines Bruders auf ein und dasselbe Datum fällt. Als sie mir dann ein Foto von dir zeigte, auf dem du einen Strauß roter Rosen in den Händen hältst, erinnerte ich mich. Du warst damals bei Mamoru im Krankenzimmer, nachdem er vom Tod seines Vaters erfahren hatte und davon gelaufen war. Ich war ihm gefolgt und entdeckte euch, als du ihm gerade diese einzelne rote Rose überreicht hast. Auch wenn du dich vermutlich nicht mehr daran erinnerst, so denke ich, dass die Begegnung zwischen dir und Mamoru vorherbestimmt war... damals wie auch heute.« »Willst du damit sagen, dass ich Mamoru diese Rose damals geschenkt habe? Aber wie ist das möglich? Wie kann sie nach all der langen Zeit noch immer so leuchtend rot erblühen?« »Wenn ich das erklären könnte, Usagi... aber ich kann es nicht. Es fasziniert mich auch immer wieder aufs Neue und obwohl ich nicht an Zauberei und Übernatürliches glaube, so empfinde ich es bei dieser Rose doch als magisch, weil es in meinen Augen keine logische Erklärung dafür gibt, dass sie schon so lange blüht ohne zu Welken. Es ist, als wäre sie für die Ewigkeit geschaffen; als würde sie etwas Besonderes symbolisieren.« »Eigentlich steht die Rose ja für die Liebe...«, murmelte Usagi, während sie völlig gebannt von ihrem Anblick, immer näher an die Vitrine trat. Überrascht hielt sie inne und sowohl ihre, als auch Midoris Augen weiteten sich, als sie zu leuchten begann. Erst nur leicht pulsierend, dann immer stärker, intensiver, rot leuchtend. »Was geschieht hier?« »Ich ... ich habe wirklich keine Ahnung. Das ist das erste Mal, dass ich sie so sehe.« Ehrfürchtig und nachdenklich zugleich blickte Midori zur Rose, die nun heller als je zuvor strahlte. War das ein Zeichen? Spürte diese magische Rose etwa Usagis Präsens? Wie sonst könnte man erklären, was hier gerade geschah? Dass die Rose nach all den Jahren noch immer im satten Rot erblühte und nun derart hell erstrahlte, geschah einfach fernab vom logischen Menschenverstand. »Usagi, ich möchte, dass unser Gespräch und das, was gerade mit der Rose geschehen ist, unter uns bleibt. Ich bitte dich darum...«, entgegnete Midori eindringlich und legte der Blondine eine Hand auf die Schulter. »Mir liegt viel an Mamoru und der Rose, aber ebenso auch an dir. Dass du erneut in unser Leben getreten bist, kann einfach kein Zufall sein. Und unerheblich, dass ich anfangs Zweifel hegte, so bin ich nun gänzlich frei davon und es macht mich glücklich zu sehen, wie gut du unserer Familie tust. Yukiko erblüht richtig unter deiner Fürsorge und was Mamoru betrifft, so muss ich dir nun gestehen, dass ich nicht ganz unschuldig daran bin, dass er sich dir nicht weiter annähert.« Überrascht sah Usagi zu der Älteren auf, schüttelte im nächsten Moment jedoch den Kopf, als ihr klar wurde, was Midori ihr damit zu verstehen geben wollte. »Verstehe«, murmelte sie geknickt und wandte ihren Blick wieder der Rose zu, dessen Leuchtintensität nun stetig abzunehmen schien. »Es ist wegen Natsumi, habe ich Recht? Ich meine, ich weiß ja warum und weshalb er mit ihr zusammen ist. Es ist nur...« Sie stockte, ehe sie sich wieder zu der Älteren herumdrehte, die ihrerseits Usagis Satz vervollständigte: »Immer noch schwer für dich nachzuvollziehen?« Usagi nickte. »Ja.« »Weil?«, hakte Midori nach und schmunzelte. Sie konnte die plötzliche Unsicherheit der jungen Frau deutlich spüren. Usagi seufzte. »Wäre es egoistisch und falsch von mir zu sagen, dass ich mir niemals vorstellen könnte -auch wenn ich es versprochen habe- mit jemanden zusammen zu sein, den ich nicht liebe?« »Keineswegs. Jedoch glaube ich, dass du da gerade in eine völlig falsche Richtung denkst, Usagi. Ich sehe es dir an. Du glaubst, das Mamoru womöglich doch mehr für Natsumi empfindet. Aber dem ist ganz gewiss nicht so.« »Was macht dich da so sicher?« »Du!«, antwortete Midori knapp und lächelte, als sie in das verwirrte Gesicht ihres Gegenübers sah. »Ich kenne meinen Sohn, und in all den Jahren in denen er nun mit Natsumi zusammen ist, hat er sie nie so angesehen, wie er dich ansieht. Ich bin mir deshalb ziemlich sicher, dass er genauso viel für dich empfindet wie du für ihn.«  Usagis Augen weiteten sich. »Woher?« »Nun, wie meine Mutter bereits erwähnte, bist du ein sehr herzlicher und emotionaler Mensch und trägst deine Gefühle für manche sichtbar nach außen. Nur muss ich dir hier und jetzt wohl auch gestehen, dass ich es anders erfahren habe, als es dir womöglich lieb sein könnte und dafür möchte ich mich vorab schon einmal bei dir entschuldigen« »Entschuldigen?! Ich verstehe nicht...« »Erinnerst du dich an deinen freien Tag, als meine Mutter ihre Untersuchungen im Krankenhaus hatte?« Die junge Frau nickte. »Ja, ich habe mich an dem Tag mit meiner besten Freundin in der Stadt getroffen.« »Nicht nur das. Ihr ward an diesem Tag auch im Café 'Detour a Bleuet' und habt euch sehr angeregt über einen gewissen Traum, den du die Nacht zuvor hattest, unterhalten.« Noch während Midori sprach konnte diese sehen, wie plötzlich sämtliche Farbe aus Usagis Gesicht wich und sich ihr Körper mehr und mehr versteifte. »Usagi, es tut mir wirklich leid, aber...«, kurz hielt sie inne und ergriff die zierliche Hand der Blondine. »...ich wurde erst auf euch aufmerksam, als du den Namen meines Sohnes ein wenig zu laut ausgesprochen hattest. Das machte mich irgendwie neugierig und so entschloss ich mich dazu, mir von der Kellnerin den leeren freien Platz direkt hinter euch geben zu lassen.« »Du hast uns belauscht?«, stellte Usagi peinlich berührt fest und wusste nicht, ob sie nun lachen, heulen oder lieber doch gleich im Erdboden versinken sollte. »Ja, das habe ich...«, gab Midori offen zu. »...und wenn ich ehrlich bin, war das auch gut so, denn sonst hätte ich womöglich nie herausgefunden, dass Natsumi meinen Sohn betrügt und durch ihn vermutlich versucht, an das Vermögen unserer Familie zu kommen. Ich habe nach eurem Gespräch sofort meinen Detektiv damit beauftragt, Natsumi zu observieren, um herauszufinden, was genau sie zu tun gedenkt und wer dieser Mann sein könnte, den du an ihrer Seite gesehen hast.« »Midori, ich möchte hier sicherlich keinen Streit zwischen den Familien herauf beschwören oder Natsumi etwas unterstellen, das ich nicht beweisen kann. Es hatte für mich nur den Eindruck, als würde sie zumindest mit den Gefühlen von Mamoru spielen und ihn hintergehen. Inwieweit sie es jedoch auf das Vermögen der Chibas abgesehen hat, vermag ich nicht zu sagen und es steht mir auch nicht zu, hier irgendwelche Mutmaßungen zu äußern. « »Ach Usagi, mach dir doch bitte keine Sorgen. Es war richtig, dass du es mir hier noch einmal bestätigt hast. Immerhin geht es in erster Linie darum, dass sie mit Mamoru ein falsches Spielt treibt. Aber wie dem auch sei, du solltest keinen Zweifel daran hegen, dass Mamoru dich ins Herz geschlossen hat und womöglich mehr empfindet, als es für dich den Anschein hat. Gib ihm Zeit zu erkennen, was und vor allem wer die Richtige für ihn ist.« Doch Usagi schüttelte nur zaghaft den Kopf. »Bitte entschuldige, aber ich würde mich niemals in eine Beziehung einmischen.« »Ich verstehe. Dennoch war es mir wirklich wichtig, dass du das alles erfährst.«   Ein leises Klopfen ließ die beiden zur Tür hinüber blicken. »Ja, bitte?«, fragte Midori und schmunzelte, als Mamoru langsam in das Zimmer trat und sofort innehielt, als er sie und Usagi erblickte. Kurz runzelte er die Stirn, ehe er sprach: »Ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass der Fahrer wartet, okâsan.« »Sag ihm, dass wir in fünf Minuten da sein werden.« Mamoru nickte, machte jedoch anfänglich keine Anstalten zu gehen. Viel zu verwundert war er darüber das Usagi sich bei seiner Mutter befand. Vielleicht sollte er sie bei Gelegenheit darauf ansprechen, denn sein Instinkt sagte ihm, dass die beiden Frauen ihm etwas verheimlichten.   *   Usagi trat gerade mit ihrer Jacke in der Hand aus ihrem Zimmer, als der Schwarzhaarige sie abfing. »Usagi? Hast du einen Moment Zeit, bevor wir in die Ausstellung fahren?« »Natürlich. Worum geht es denn?« »Um vorhin! Bitte nimm es mir nicht übel, wenn ich so direkt nachfrage, aber was gab es vorhin Wichtiges mit meiner Mutter zu bereden? Ich hatte den Eindruck, dass ich euch bei etwas gestört habe...«, entgegnete er und lehnte sich mit den Händen in den Hosentaschen an der gegenüberliegenden Wand. »Ich denke, dass solltest du Midori lieber selber fragen, denn ich habe ihr mein Wort gegeben, dass ich über unser Gespräch kein Wort verliere. Ach und bitte nimm mir das im Gegenzug auch nicht übel, ja?«, erwiderte Usagi leicht gereizt, nachdem ihr seine abweisende Haltung nach ihrem Zusammenprall im Flur noch immer schwer zu schaffen machte. Noch im selben Moment wandte sie sich von ihm ab und verließ schnellen Schrittes den Flur in Richtung Eingangshalle. Kurz vor der Treppe hatte er sie jedoch wieder eingeholt und ergriff ihr Handgelenk, um sie am Weitergehen zu hindern. »Usagi, bitte, was ist denn los? Du bist plötzlich so gereizt.« »Ernsthaft? Wundert dich das?« Sie drehte den Kopf ein wenig weg und schloss die Augen. Obwohl sie nun wusste, warum sein Verhalten ihr gegenüber so wechselhaft und teilweise nicht nachvollziehbar war, so regte es sie auf, dass er in diesem Augenblick so tat, als wäre zuvor nichts gewesen. Als hätte er sie nicht noch vor wenigen Stunden eiskalt im Flur abgewiesen und stehen gelassen. Und so entfuhr ihr ein Satz, den sie so gar nicht sagen wollte: »Wenn du Probleme mit Natsumi hast und vielleicht auch nicht weißt, was du wirklich willst, dann lass es gefälligst nicht an mir aus!«   *   Die Fahrt zum National Museum of Modern Art verlief schweigend und jeder hing seinen Gedanken nach. Auch beim Aussteigen mied Usagi den Blickkontakt zu Mamoru, der ihr die Tür aufhielt und beim Aussteigen half, während der Fahrer den Rollstuhl von Yukiko brachte. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen ging sie an ihm vorbei, direkt zu Yukiko und Midori hinüber.   Kopfschüttelnd ging er ihr nach und nahm sich vor, die junge Frau in einem günstigen Augenblick fernab von seiner Mutter und Großmutter ab zu passen.   Kaum am Eingang des National Museum of Modern Art angekommen, kam auch schon eine freudestrahlende Yumeni Yumino auf sie zu und begrüßte sie herzlich: »Es ist mir eine wahnsinnig große Freude, die ganze Familie Chiba bei meiner Ausstellung begrüßen zu dürfen!«, erwiderte die junge Frau und wandte sich im nächsten Augenblick an Usagi: »Hallo, du musst Usagi sein; Midori hat mir schon einiges von dir erzählt und mir berichtet, dass du ganz angetan von meinen Werken bist. Ich freue mich daher sehr über deinen Besuch und hoffe, dass dir meine Ausstellung heute gefällt. Wenn du magst, zeige ich dir ein paar meiner neusten Werke...« Usagi nickte zaghaft und sichtlich erfreut. »Es wäre mir eine Ehre!« »Bevor wir reingehen... -Yumeni, schenkst du mir nachher noch einen Augenblick deiner Zeit?«, fragte Midori kurzerhand, als Yumeni Yumino sich gerade Richtung Eingang wandte: »Natürlich, meine Liebe.«   Es war erstaunlich, dass Yumeni zu jedem ihrer Bilder eine eigene Geschichte zu erzählen hatte und Usagi lauschte ihren Worten völlig gebannt. »So Ihr Lieben, wir kommen nun zu meinem vorerst letzten Werk, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Ich habe mich vor ein paar Monaten ein wenig mit der griechischen Mythologie beschäftigt und bin dabei auf eine alte Legende gestoßen, die ich unbedingt Bildlich festhalten wollte.« »Wow, das Gemälde ist einfach traumhaft schön, Yumeni. Ich will nicht neugierig erscheinen, aber erlaubst du mir die Frage, um welche alte Legende es sich hierbei genau handelt?« »Natürlich, Usagi. Es handelt sich hier um die tragische Liebesgeschichte von der Mondprinzessin Serenity und dem Erdenprinzen Endymion. Ich wollte die innige Liebe der Beiden einfach in diesem Bild festhalten.« »Das ist dir wunderbar gelungen«, schaltete sich Midori nun ein und auch Yukiko nickte zustimmend. »Vielen lieben Dank, es freut mich sehr, dass es euch gefällt. Zur Feier des Tages möchte ich euch gern noch auf ein Glas Sekt an der Bar einladen.« »Wäre es in Ordnung, wenn ich noch einen kurzen Augenblick hierbleibe? Das Bild ist einfach so unglaublich schön und ich würde es gern noch etwas auf mich wirken lassen«, bat Usagi höflich, wobei sie selbst hier den Blick kaum abwenden konnte.   Nachdem die anderen einverstanden waren und hinüber zur Bar gegangen waren, blickte Usagi wieder wie paralysiert auf das große Gemälde. Ihr Herz pochte lauter und schneller, je mehr Details sie von dem Bild in sich aufnahm und dabei zu erkennen schien, um welches Liebespaar es sich handelte. Alles um sie herum verschwamm und wich anderen Bildern aus einer anderen Zeit, einer anderen Epoche, einem anderen -früheren- Leben...   __________________♠__________________     Behutsam lehnte Serenity mit dem Kopf gegen Endymions Brust und vernahm deutlich den Schlag seines Herzens. Noch nie war er ihr näher gewesen. Sein intensiver Duft hüllte sie ein. Berauschte sie. Und mit jedem weiteren Herzschlag wollte sie es endlich loswerden. Wollte ihm gestehen, dass sie ihn liebte.   »Endymion?« Sie entfernte sich ein wenig aus seinen Armen, damit sie ihm in die Augen schauen konnte. Nervös fuhr sie kurz mit der Zunge über ihre Lippen.   »Ja?« Er blickte auf sie hinab und hielt abrupt inne. Ihr Anblick raubte ihm erneut den Atem. Wie sollte er ihr noch länger widerstehen können? Den blauen Augen, in denen er versinken konnte. Den sinnlichen Lippen, die regelrecht dazu einluden, sie zu küssen. Er wollte und konnte nicht länger auf sie verzichten. Langsam senkte er den Kopf, den Blick auf ihre glänzenden Lippen gerichtet….....   Wollte sie ihm gerade noch ihre Liebe gestehen, so wurde Serenitys Vorhaben nun durch Endymion unterbrochen, als dieser sich langsam ihrem Gesicht näherte. Sie ahnte, was hier nun passieren würde. Er würde sie küssen. Ein Kribbeln erfasste ihren gesamten Körper, als sie seinen Atem auf ihren Lippen spürte.  Und da ahnte sie, dass es das Zeichen war, wovon Naru gesprochen hatte … dass Endymion vielleicht auch nur auf ein Zeichen von ihr gewartet hatte.   Leicht streckte sie sich ihm entgegen und schloss die Augen. Sie spürte seine Hand auf ihrer Wange und dann legten sich seine warmen Lippen sanft auf ihre.   __________________♠__________________     Es war eine gefühlte Ewigkeit vergangen, als Usagi aus ihrer Trance erwachte und das Stimmengemurmel um sie herum wieder allmählich zunahm. Ihr Herz raste noch immer und ihre Atmung wurde nur allmählich ruhiger, aber so langsam war sie wieder bei Sinnen und realisierte, dass sie mal wieder in einen ihrer regelmäßigen Tagträume verfallen war. Mamoru hätte sie wohl wieder damit aufgezogen oder sich womöglich Sorgen gemacht, so wie damals bei ihrem ersten Aufeinandertreffen...   Kaum, dass sie an ihn gedacht hatte, stieg ihr auch schon sein wahnsinnig sinnlicher Duft in die Nase und ihr Kopf ruckte erschrocken zur Seite, als sie seine Präsens hinter sich wahrnahm. Es dauerte keine Sekunde, in der Mamorus Nähe ihren Herzschlag wieder hochschnellen ließ. Warum reagierte ihr Körper nur so intensiv auf ihn? Jedes Mal waren ihre Sinne derart geschärft, dass sie nur noch ihn wahrnahm, sobald er sich in ihrer Nähe befand. Seinen einzigartigen Duft. Seine Wärme und seine Aura, alles an ihm nahm sie immer wieder gefangen und steigerte ihre Sehnsucht und ihr Verlangen ins Unermessliche. »Hat dieses Gemälde ebenso eine Wirkung auf dich, wie auf mich?«, fragte er mit leiser und sanfter Stimme, die ihr umgehend eine Gänsehaut über den Körper jagte. »Ja, es kommt mir seltsam bekannt vor, das Paar darauf irgendwie vertraut«, antworte Usagi dem noch immer dicht hinter ihr stehenden Schwarzhaarigen. Erneut neigte sie den Kopf in seine Richtung, streifte dabei seinen Blick, welcher noch immer nach vorn auf das Gemälde gerichtet war. Doch sobald Mamoru den Blick auf sie gerichtet hatte, verschlug es ihr erneut die Sprache und ihr wurde wieder einmal bewusst, wie sehr ihr Herz sich nach ihm sehnte. Seine Augen glänzten wie zwei Sterne am tiefblauen Nachthimmel und beinahe verlor sie sich darin, würde eine ihnen durchaus bekannte Stimme nicht ihre Namen rufen: »Mamoru! Usagi! Hallo!«, rief die junge blonde Frau, die inmitten von mehreren jungen Männern umringt, nun gezielt auf sie zugelaufen kam und Usagi mit ihrer herzlichen und überschwänglichen Begrüßung ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Dieses erstarb jedoch augenblicklich und sie erschauerte, als sie in zwei kalte blaue Augen hinter ihr blickte, die sie intensiv musterten. War er etwa mit Minako hier? Ob sein Bruder ebenfalls zugegen war? Zaghaft blickte sie sich um und es dauerte tatsächlich nicht lange, bis sie ihn entdeckte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)