Heartbeat von MissyX ================================================================================ Kapitel 22: Love is the answer, it's written on Angel's wings ------------------------------------------------------------- Leise vibrierte das Handy auf der Kommode, als Usagi noch immer ein wenig zögernd in ihrem Zimmer an der Tür stand und es war für sie perfekte Gelegenheit, das Zusammentreffen mit Saphir und womöglich auch mit Mamoru noch einen Augenblick hinauszuzögern. Neugierig griff sie nach ihrem Handy, das mit dem stetig blinkenden Licht den Eingang einer SMS signalisierte. Ein zaghaftes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie den Absender sah. Motoki... Absender: Motoki Empfänger: Usagi Zeit: 13:12 Uhr Hallo Usagi, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich gerade darüber freue, von dir zu lesen. Wie passt es dir denn zeitlich? Usagi seufzte. Wenn es nach ihr ginge, dann hätte sie dem jungen Mann sofort zugesagt und wäre bereits auf direktem Weg zu ihm ins Crown. Sicherlich auch irgendwo flüchtend, denn auf die Tanzstunde mit diesem ominösen Tanzlehrer; der ihr nach wie vor eine Heiden Angst machte; konnte sie noch immer gut und gerne verzichten. 'Wäre da nicht Yukiko', dachte sie und schüttelte resignierend den Kopf. Um keinen Preis der Welt wollte sie Yukiko heute Abend auf der Gala enttäuschen. Denn das würde sie ohne Zweifel, wenn sie die letzte Tanzstunde nicht wahrnehmen würde. Und obwohl sie bereits die Grundschritte des einfachen Walzers kannte und ihn auch schon einigermaßen tanzen konnte, so hatte sie selbst noch immer das Gefühl, als würde sie eher wie ein Elefant über das Parkett fliegen und stolpern, statt wie eine Elfe darüber zu schweben und sich gänzlich von ihrem Tanzpartner führen zu lassen. * Noch einmal tief durchatmend, betätigte sie die Türklinke und ging mit einem flauen Gefühl im Magen und schweißnassen Händen in die Eingangshalle. Noch bevor sie sie sah, konnte sie auch schon die Stimmen von Mamoru und Saphir hören. Am liebsten wäre sie auf der Stelle wieder umgekehrt und schnurstracks zurück zu ihrem Zimmer, aber wie hätte sie das erklären sollen? Als Usagi um die Ecke trat, unterhielten sich die beiden jungen Männer gerade über die bevorstehende Gala. Sofort fiel ihr Blick auf Mamoru, der sie ebenfalls direkt erblickt hatte. Kurz blieb sie stehen und starrte mit klopfendem Herzen zu ihm. Er sah einfach anbetungswürdig aus in seinem dunkelblauen Anzug und dem weißen Hemd, bei dem er den obersten Knopf geöffnet hatte, während er seine schwarze Krawatte zusammengerollt in der linken Hand hielt. Ihr entging nicht, wie sein Kiefer aufeinander malte. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er tatsächlich sauer war, weil sie sich nicht bei ihm gemeldet hatte. Oje, das hatte sie doch aber nicht gewollt. Nein, seinen Unmut hatte sie keineswegs auf sich ziehen wollen... Unterdessen hatte auch Saphir sie entdeckt. Ohne weiter auf Mamoru zu achten, grinste er sie selbstgefällig an. Selbst die Blicke, die Usagi sich in diesem Augenblick mit Mamoru zuwarf, schienen ihn nicht davon abzuhalten, direkt auf sie zuzugehen, um sie zu begrüßen. Und noch ehe Saphir etwas zu ihr sagte, unterbrach Mamoru den Blickkontakt und wandte sich wortlos ab. Den kleinen Stich, den es ihr im Herzen versetzte, konnte sie kaum ignorieren, doch Saphir forderte sofort ihre ganze Aufmerksamkeit, als er mehrfach direkt vor ihrem Gesicht mit den Fingern schnipste. »Usagi? Hallo?« Irritiert blickte sie zu ihm und biss sich kurz auf die Lippe, um sich wieder zu fangen. »Hm, hallo Saphir. Können wir? Ich habe nachher noch einige Termine...« * Die Tanzstunde verlief zu Usagis Erstaunen relativ gut und ohne Zwischenfälle. Jedoch hatte auch keiner von ihnen auch nur ein Wort über den gestrigen Zwischenfall verloren. Und sie musste sich tatsächlich eingestehen, dass Saphir ein wahrlich guter und geduldiger Tanzlehrer war. Mehrfach beruhigte er sie, wenn sie sich mal wieder maßlos über sich selbst ärgerte, weil ihr eine Drehung oder ein Tanzschritt nicht gelang. Immer wieder beschwichtigte er sie, sobald sie sich mehrfach entschuldigte, weil sie ihm mal wieder auf den Fuß getreten war. Er war schlichtweg die Ruhe selbst und motivierte sie immer wieder, nicht aufzugeben und weiterzumachen. Am Ende ihrer zweiten und letzten Tanzstunde blickte er auf Usagi hinab und nickte zufrieden: »Ich wusste, dass du es hinbekommst.« »Vielen Dank, Saphir. Für die Tanzstunden, als auch für deine Geduld mit mir. Du hast es tatsächlich geschafft, dass ich mich nicht mehr ganz so sehr wie ein ungeschicktes Trampeltier beim Tanzen vorkomme«, erwiderte Usagi und ging hinüber zum Klavier, neben dem sie sich auf das Fensterbrett eine Flasche Mineralwasser gestellt hatte. Ihr Blick fiel dabei erneut auf das eingerahmte Foto, das Mamoru und seinen Vater zeigte. Das Gefühl, dass sie dabei überkam, war kaum zu beschreiben, jetzt wo sie wusste, dass Mamoru sauer war. Könnte sie es über sich bringen, ihrerseits auf ihn zuzugehen? Ungern wollte sie diese Situation so belassen. Als sie wieder aufblickte, stand Saphir plötzlich vor ihr und schaute sie mit schiefgelegtem Kopf an. »Weißt du Usagi, ich habe nach gestern noch einmal über dich nachgedacht...« Sofort stutzte sie. So wie er sie anblickte, verhieß das nichts Gutes. Nein, das tat es ganz und gar nicht. »Was willst du mir damit sagen?«, fragte sie unsicher und rückte einen winzigen Schritt vor ihm zurück. »Das ich mir ziemlich sicher bin, dass wir uns irgendwoher kennen. Nur fällt mir leider noch immer nicht ein woher, aber vielleicht magst du mir da ein wenig auf die Sprünge helfen, hm?«, fragte er kühl, während er sich ihr immer weiter näherte. »Ich weiß nicht, was du meinst. Wir kennen uns doch erst seit gestern!«, erwiderte Usagi voller Unbehagen und wich automatisch wieder ein paar Schritte vor ihm zurück. Panik erfasste sie, als sie den jungen Tanzlehrer immer weiter auf sich zu kommen sah und er schlussendlich unmittelbar vor ihr stehen blieb. Ihr ganzer Körper zitterte, als er nach einer ihrer Haarsträhnen griff und sie um seinen Zeigefinger wickelte. »Ach Usagi, hast du noch nie etwas von Wiedergeburt gehört? Glaubst du nicht daran, dass man sich auf einem früheren Leben kennen könnte?« Der Kloß in ihrem Hals wurde immer größer. Er machte ihr Angst. Furchtbare Angst und sie ahnte, dass er es wusste. Dass er ihr bewusst so Nahe kam, um sie einzuschüchtern und um sich an ihrer Angst zu nähren. »Saphir, bitte! Was soll das hier? Glaubst du allen Ernstes, du kannst mir Angst machen mit irgendwelchen Weissagungen, die noch nicht einmal Hand und Fuß haben?« »Ich weiß, dass du Angst hast. Ich kann es riechen«, antwortete er ruhig und roch demonstrativ an ihren Haaren. »Ich glaube, du solltest jetzt gehen, oder...« »Oder was? Soweit ich es vorhin mitbekommen habe, ist Mamoru nicht gut auf dich zu sprechen. Wenn du also auf seine Hilfe gehofft hast, dann hast du dich wohl getäuscht.« »Und du scheinst dich in mir zu täuschen. Glaubst du, ich könnte mich nicht verteidigen?« Die Blondine blickte ihm fest in die Augen und obwohl sie innerlich vor Angst bebte, holte sie aus. Ihr Knie landete ohne Umschweife und mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, zwischen seinen Beinen. Voll auf die Zwölf. Und es war in diesem Augenblick die pure Genugtuung, als sie sein schmerzverzerrtes Gesicht sah. Keuchend ging er in die Knie und Usagi wollte den Moment nutzen und an ihm vorbeikommen. Doch sie hatte sich verschätzt. Sofort schnellte seine Hand hervor und packte sie. Fluchend zerrte er sie zurück und ließ sie taumeln. Ächzend stieß sie gegen ihn, als er sich gerade wiederaufrichtete und dadurch gegen das Klavier kippte. Alles ruckelte und im Augenwinkel sah Usagi, wie er das darauf befindliche gerahmte Bild mit dem Ellenbogen herunterriss. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als es herabfiel. Nein, nicht das Bild. Nicht das Foto von Mamoru und seinem Vater. Wut stieg in ihr empor, als sie erneut ausholte und ihm diesmal eine schallende Ohrfeige verpasste. »Verschwinde, du widerlicher Kerl! Verschwinde, oder ich schreie das ganze Haus zusammen«, brüllte sie ihn an, während ihr die Tränen in die Augen traten. Eiskalt und voller Abscheu blickte Saphir sie an. Sekundenlang und starr, bevor er sich umdrehte und ohne ein weiteres Wort den Raum verließ. Er musste dringend mit seinem Bruder sprechen. Immerhin würde er heute Abend ebenfalls auf der Gala zugegen sein und sich einen Eindruck von Usagi verschaffen können. Und vielleicht wüsste er, warum er so felsenfest der Meinung war, dass er die junge Frau irgendwoher kannte. Vor allem aber, warum er so ein düsteres Gefühl in ihrer Nähe verspürte. Auf dem Weg nach draußen lief er ausgerechnet Mamoru über den Weg. Kurz knirschte er mit den Zähnen, um dann den Kiefer aufeinander zu pressen, als er ihm gegenüberstand. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. »Du gehst schon?« »Ja!«, antwortete er kurz und knapp und spürte Mamorus fragenden Blick. »Ist alles in Ordnung? Gab es Streit zwischen euch?« Saphir dachte an den Moment, wo ihm dieses kleine Biest zwischen die Beine getreten und anschließend eine Ohrfeige verpasst hatte. Er war unglaublich wütend und aufgebracht, aber sicherlich würde er das nicht laut aussprechen. »Nein, nein, alles gut«, log er daher und lief an Mamoru vorbei, weiter in Richtung Ausgang. »Bitte entschuldige mich. Ich muss dringend zu Diamond.« Irgendetwas an Saphirs Art hatte Mamoru jedoch stutzig gemacht. Seine kurze Angebundenheit und das in seinen Augen überstürzte Aufbrechen machten es nicht besser. Usagi hätte Saphir doch mit Sicherheit zur Tür gebracht und ihn höflich verabschiedet. Hatten sie sich vielleicht doch gestritten? Sorge wallte in ihm auf. Er sollte dringend nach Usagi sehen... Kniend hockte die Blondine neben dem Klavier, als er den Raum betrat. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und doch sah er, dass ihre Schultern bebten. Ihr leises Schluchzen erfüllte den ansonsten stillen Raum und ohne zu zögern eilte er zu ihr. Er würde ihn umbringen, wenn er ihr weh getan hätte........... Usagi fuhr erschrocken herum, als Mamoru sie leicht an der Schulter berührte. Sofort sah er ihr Tränennasses Gesicht und ihre blutigen Finger. Sah den kleinen Scherbenhaufen vor ihr, auf dem bereits einige Bluttropfen gelandet waren. Auch den zerstörten Bilderrahmen nahm er kurz war, aber dennoch galt seine Sorge der jungen Frau, die völlig aufgelöst und schluchzend auf dem Boden kniete. »Mein Gott, Usagi, was ist passiert? Hat er dir weh getan?«, fragte er und griff nach ihren geschundenen Händen. Vermutlich hatte sie die Scherben aufsammeln wollen und sich daran geschnitten. Aber wie war es dazu gekommen? Was war zwischen ihr und Saphir vorgefallen? Stumm schüttelte Usagi auf seine Frage hin den Kopf, während sie auf seine Hände blickte, die ihre hielten und behutsam streichelten. So sehr sie ihm auch antworten wollte, es ging einfach nicht und ihr entwich nur erneut ein tiefer Schluchzer. Noch immer war sie erschüttert von den beiden Vorfällen mit Saphir. Nicht nur, dass er ihr Angst gemacht und sie bedrängt hatte, nein, er hatte ihr gedroht und sie zweifelte nicht daran, dass er zu weiteren, scheußlicheren Taten fähig war. Schon bei ihrem ersten Blick in seine eiskalten Augen war ihr dies klar gewesen. Leicht zuckte sie zusammen, als sie seine Arme unter ihren Beinen und am Rücken spürte und dann registrierte sie, wie er sie behutsam hochhob. Erschöpfung bahnte sich ihren Weg und so ließ sie ihren Kopf kraftlos auf Mamorus Schulter sinken. »Was tust du da?«, murmelte sie und vergrub ihr Gesicht dabei in seiner Halsbeuge. »Ich bring dich auf dein Zimmer«, antwortete er und drückte die Tür mit der Fußspitze weiter auf, um mit Usagi auf dem Arm hindurch zu schlüpfen. * Minutenlang hatte sie seine Wärme gespürt und seinen unverkennbaren Duft nach Rosen gerochen. Minutenlang hatte es sie beruhigt, hatte sie schläfrig gemacht, bis zu dem Moment, als er sie vorsichtig auf das Bett legte und damit die Kälte zurückkam. Kalt. Eisig. Saphirs Augen. Sofort war sie in der Realität zurück und so griff sie panisch nach Mamorus Hand. »Bitte bleib bei mir«, krächzte sie mit tonloser Stimme und sie war erleichtert, dass er direkt innehielt. »Keine Angst, Usagi, ich bin doch da...« Er nahm auf der Kante des Bettes neben ihr Platz, blickte auf sie hinunter und strich beruhigend über ihren Handrücken. Ihre Gesichtszüge entspannten sich zusehends und auch wenn er sie zu gern gefragt hätte, was geschehen war, so gab er ihr die Zeit und die Ruhe, um von allein zu entscheiden, wann sie darüber sprechen wollte. Die Tagesdecke raschelte leise, als sie sich ein wenig aufsetzte. »Tut mir leid, dass ich mich nicht bei dir gemeldet habe.« »Ich hatte zwar gehofft, dass du es tust, aber meinst du nicht, dass das gerade nebensächlich ist?« »Ich wollte es zumindest gesagt haben, weil ich vorhin das Gefühl hatte, du wärst sauer auf mich.« »Hm, ganz falsch lagst du damit nicht, aber ich würde wegen so etwas sicher kein Fass aufmachen.« »Also bist du noch sauer?« Ihr war mit einem Mal unbehaglich und sie verwünschte sich selbst, dass sie Mamoru darauf angesprochen hatte. Warum konnte sie auch nicht einfach mal den Mund halten? »Nein!«, antwortete er entschieden und sicher auch etwas zu ruppig, denn Usagi zuckte unter seinem scharfen Tonfall leicht zusammen und senkte betroffen den Kopf. »Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anfahren«, sagte er und berührte leicht ihre Schulter, nachdem er bemerkt hatte, wie Usagi sich plötzlich in sich zurückzog. Doch sie blickte ihn nicht an und saß wieder mit hängenden Schultern da. Wie gerne hätte er sie in diesem Moment an sich gezogen und an sich gedrückt. Ihre Wärme gespürt, ihren lieblichen Duft eingeatmet... Wie gerne hätte er sie jetzt geküsst. Fahrig fuhr Mamoru sich durch das pechschwarze Haar. Was war das nur wieder für eine verzwickte Situation, in die er sich hineinmanövriert hatte? Er sollte gehen. Dringend! Doch irgendetwas hielt ihn hier. Hier bei Usagi. Hier in ihrem Zimmer, neben ihr auf ihrem Bett. Wie ein Magnet zog sie ihn magisch an, zog ihn in ihren Bann und hielt ihn seither gefangen. Wenn er es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass er ihr vollends verfallen war. Doch er war ein viel zu rational denkender und handelnder Mensch, als dass er sich auf sie einlassen könnte. Und das obwohl sein Herz so sehr nach ihr sehnte. »Usagi, bitte schau mich an...«, bat er und berührte sachte ihre Hand, mit der sie sich auf dem Bett abstützte. Zögerlich blickte sie auf und es versetzte ihm einen Stich. »Ich bin nicht böse auf dich, aber trotzdem müssen wir dringend miteinander reden. Nur denke ich, dass gerade nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist. Außerdem bist du noch viel zu aufgewühlt. Im Übrigen hoffe ich, dass du mir auch von dem Vorfall mit Saphir erzählst. Würdest du mir das versprechen?« Usagi nickte kurz und genoss für einen Moment seine Berührung, als er ihr sanft über die Wange strich. Das Klopfen an der Tür ließ beide aufschrecken und Mamoru erhob sich von Usagis Bett, ehe sie "Herein" rief. »Miss Tsukino? Die Visagistin ist soeben eingetroffen und wartet in der Eingangshalle.« »Danke Noguchi. Ich komme sofort!« Usagi hatte Mamoru zuvor noch einmal versprechen müssen, dass sie diesmal auch wirklich miteinander reden würden, sobald die Gala vorbei war. Sie hatte genickt und er hatte sie sanft auf die Wange geküsst, bevor er schlussendlich das Zimmer verließ, damit sie sich auf den Weg zur Visagistin machen konnte. * Nehelenia war eine wunderschöne junge Frau, die mit ihrer imposanten Erscheinung den Raum für sich einzunehmen vermochte. Schnell stellte Usagi fest, dass sie ihr Handwerk perfekt beherrschte und mit geübten Griffen ein zauberhaftes, extra auf sie abgestimmtes, leichtes Make-Up und eine wunderbare Hochsteckfrisur gezaubert hatte. »Wow«, entfuhr es ihr beim Blick in den Spiegel. »Bin ich das wirklich?« Ungläubig, aber verzückt betrachtete sie sich von allen Seiten und konnte kaum glauben, was sie sah. »Du siehst hinreißend aus, mein Kind«, erwiderte Yukiko lächelnd, während sich Nehelenia daran macht, auch sie für die Gala herzurichten. »Ich kann gar nicht glauben, dass ich das sein soll«, schmunzelte Usagi und nahm neben Yukiko Platz, deren Hand sie ergriff. »Ich bin mir sicher, dass alle Männer sich auf der Gala nach dir umdrehen werden und mit dir tanzen wollen.« »Ach Yukiko, jetzt übertreibst du aber. So toll bin ich nun auch wieder nicht. Und wenn die Männer nicht ernsthafte Fußverletzungen haben wollen, sollten sie mit dem Tanzen lieber einen Bogen um mich machen«, antwortete die Blondine grinsend. * Fertig zurechtgemacht und in einem Traum aus rotem Chiffon trat Usagi gegen Abend aus ihrem Zimmer. Langsam und bedacht schritt sie durch den Korridor hinüber zur Eingangshalle, wo Midori, Yukiko und Mamoru bereits auf sie warteten. »Ist sie nicht zauberhaft!?«, hörte sie Yukiko sagen. »Das ist sie wirklich«, antwortete Midori, doch Usagi nahm die beiden Frauen nur am Rande wahr, denn ihre Aufmerksamkeit galt in diesem Moment nur dem schwarzhaarigen, großgewachsenen jungen Mann, der neben ihnen stand und sie wie gebannt anblickte. Mamoru trug ganz klassisch einen schwarzen Smoking mit Fliege; und was sollte sie sagen? Er sah einfach abgöttisch aus und Tausende von Schmetterlingen erwachten bei seinem Anblick in Usagis Innerem. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als er auf sie zuging und ihr auffordernd die Hand hinhielt. »Du siehst hinreißend aus, Usagi«, sagte er und lächelte warmherzig. »Danke, der Anzug steht dir aber auch hervorragend«, erwiderte sie mit geröteten Wangen. »Usagi? Mamoru? Wir gehen schon einmal vor zum Auto«, rief Midori und schob Yukiko durch die Tür hinaus zu der schwarzen Limousine, wo der Chauffeur bereits wartete, um sie zur Gala zu bringen. Usagi wollte ihnen folgen, doch Mamoru hielt sie zurück: »Warte! Usagi, ich habe noch etwas für dich.« Überrascht blickte sie zu ihm auf und ein leises »Oh!« kam über ihre Lippen, als er hinter sie trat. Warum sollte er ihr etwas schenken wollen? Es kribbelte angenehm, als seine Finger ihre Haut berührten, während er ihr die filigrane silberne Kette mit dem Engelsflügelanhänger umlegte. »Ich habe sie in Berlin gesehen und musste sofort an dich denken«, sagte er leise neben ihr, während ihre Finger vorsichtig das zierliche Schmuckstück ertasteten, ehe sie hinunterblickte. »Die ist wunderschön, Mamoru. Aber warum? Warum schenkst du mir so etwas Schönes?« »Ich wollte dir damit danken, dass du dich so rührend um meine Großmutter kümmerst und ihr ihre Lebensfreude zurückgebracht hast. Sie und meine Mutter haben dich sehr ins Herz geschlossen. »Aber es ist doch mein Job, mich um Yukiko zu kümmern und Ihr bezahlt mich ja schließlich auch dafür.« Usagi schüttelte ungläubig den Kopf und griff nach der Kette. »Mamoru, ich kann das wirklich nicht annehmen...« Doch Mamoru griff nach ihren Händen und hinderte sie daran, die Kette wieder abzunehmen: »Doch du kannst! Es ist nicht nur, dass du dich um Yukiko kümmerst ... - du bist einfach etwas Besonderes und das wollte ich dir hiermit sagen!« »Mamoru... ich... ähm...«, stammelte Usagi verlegen, doch sofort legte Mamoru ihr einen Finger auf die Lippen: »Ssssht! Lass uns später reden, okay?«, erwiderte er und Usagi nickte. »Und nun komm, wir sollten meine Mutter und meine Großmutter nicht länger warten lassen. Die Gala beginnt bald.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)