Heartbeat von MissyX ================================================================================ Kapitel 17: Encounters that touch the soul leave marks that never completely go away ------------------------------------------------------------------------------------ Gemeinschaftsprojekt von -Luna- und MissSenshi _____________________________-`ღ´-__________________________ "Encounters that touch the soul leave marks that never completely go away" (Begegnungen die die Seele berühren, hinterlassen Spuren, die nie ganz verwehen.) Zig Kilometer und mehrere Stunden von Tokio entfernt, riss das Klingeln des Handys Mamoru aus seinen Träumen. Abrupt fuhr er hoch und schlug das Handy dabei halb von seinem Nachtisch. 'Usagi', schoss es ihm in den Kopf und schnell öffnete er die eingegangene SMS. Zu seinem Bedauern handelte es sich jedoch um eine SMS seiner Mutter: Absender: Midori Empfänger: Mamoru Gesendet um: 12:35 Uhr Empfangen um: 05:35 Uhr (Deutscher Zeit) Hallo Mamoru, bitte ruf mich an, sobald du Zeit hast. Midori Ob etwas passiert war? Aber dann hätte sie es vermutlich erwähnt und ihn um sofortigen Rückruf gebeten. Seufzend schlug er die Bettdecke beiseite und legte, während er aufstand sein Handy zurück auf den Nachttisch. Als sein Blick dabei auf die bereits beachtlich vorangeschrittene Uhrzeit fiel, beschloss der Schwarzhaarige das Gespräch mit seiner Mutter auf später zu verschieben. Zunächst einmal musste er sich fertig machen, denn die Kongress-Eröffnung, bei der er anwesend sein musste, fand bereits um 10:00 Uhr statt. Also hatte gerade mal zwei Stunden Zeit, um noch schnell zu duschen und zu frühstücken. Gute zehn Minuten und ein Telefonat mit dem Room-Service später, stand Mamoru unter der Dusche und ging dabei innerlich den Ablauf des heutigen Tages durch. Zwischendurch drifteten seine Gedanken jedoch immer wieder zu der SMS, die seine Mutter ihm geschrieben hatte. Er konnte nicht abstreiten, dass er ein ungutes Gefühl hatte. Was wäre, wenn doch etwas passiert war? Wenn etwas bei den monatlichen Untersuchungen bei seiner obaa-san festgestellt worden war, was seine Mutter ihm nicht lapidar per SMS mitteilen wollte. Beunruhigt trat er aus der Dusche und griff nach einem der vielen schneeweißen, flauschigen Handtücher, um sich abzutrocknen. Sollte er vielleicht doch direkt anrufen? Doch ehe er nach seinem Handy greifen und einen Blick darauf werfen konnte, klopfte es lautstark an der Tür. »Zimmerservice!«, erklang es durch die geschlossene Tür und Mamoru knotete schnell das Handtuch fester um seine Hüfte, ehe er die Tür öffnete. »Guten Morgen, Herr Chiba. Ich bringe Ihnen das Frühstück!« Die junge Bedienstete hielt in ihrer Bewegung inne, als ihr Gegenüber in ihr Blickfeld fiel. Kurz räusperte sie sich, um dann mit leicht geröteten Wangen den Wagen mit dem Frühstück in das Hotelzimmer zu schieben. »Darf ich Ihnen sonst noch etwas bringen oder ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?« Kurz überlegte der Schwarzhaarige, griff dann jedoch direkt zu seinem Portemonnaie und zog einen 10,00 € Schein heraus. »Nein, es ist alles in Ordnung!« Sein Blick glitt zu ihrem Namensschild auf ihrer Uniform, ehe er ihr den Geldschein reichte. »Vielen Dank, Miss Julia Merryweather.« Dankbar nickte die junge blonde Frau dem in ihren Augen ausgesprochen attraktiven Hotelgast ein letztes Mal zu, bevor sie die Tür hinter sich schloss und sich den weiteren Bestellungen der anderen Gäste widmete. * Bereits um 9:30 Uhr stand Mamoru mit seinem Chef und zukünftigen Schwiegervater, Takero Ginga, im Foyer und wartete geduldig auf die Eröffnung des Kongresses. Während Takero seine eMails auf dem Blackberry checkte, verfolgte Mamoru aufmerksam, wie zwei Kellnerinnen Getränke und Häppchen in die Räumlichkeiten brachten und dann auf die dafür vorgesehenen Tische abstellten, wo wenig später der Ärztekongress stattfinden würde. Dabei fiel sein Blick zufällig auf die blonde junge Frau, die neben der Tür stand und ihn verstohlen musterte. Sofort erkannte er sie als die Bedienstete Julia Merryweather wieder, die ihm zuvor das Frühstück auf sein Zimmer gebracht hatte. Belustigt stellte er fest, dass sie sich sofort abwandte, als ihr bewusst wurde, dass er sie beim Anstarren erwischt hatte. Nur Sekunden später entschuldige er sich bei Takero, um ungestört mit seiner Mutter sprechen zu können. Er wollte das Telefonat nicht länger als nötig hinauszögern; eben auch, um endlich Gewissheit zu haben, dass es seiner obaa-san gut ging. Dreimal klingelte es am anderen Ende der Leitung, ehe er die Stimme seiner Mutter vernahm: »Mamoru, mein Lieber. Wie geht es dir? Wie war dein Flug?« »Hallo okâsan, was gibt es so Dringendes, dass ich dich anrufen sollte? Ist etwas mit Großmutter?« »Nein nein, ihr geht es gut. Die Untersuchungen waren ohne Befund und die Werte soweit stabil. Aber ich habe andere Neuigkeiten.« Midori machte eine kurze Pause, ehe sie weitersprach: »Ich habe heute zufällig Usagi und ihre Freundin im Café angetroffen und dabei einige beunruhigende Dinge erfahren.« »Beunruhigende Dinge? Über Usagi?« Ein ungutes Gefühl machte sich augenblicklich in ihm breit. »Nein nein, nicht über Usagi, aber über deine Verlobte.« Sekundenlang war es still und nur das Rauschen war in der Leitung zu hören, ehe Mamoru sich dazu äußerte. »Über Natsumi? Aber was hat Usagi damit zu tun?« »Nun, wie schon erwähnt, habe ich Usagi im Café angetroffen. Und dabei habe ich zufälligerweise mitbekommen, wie sie ihrer Freundin von einer äußerst merkwürdigen Beobachtung erzählt hat...« »Du hast sie belauscht!«, stellte er trocken fest. »Ich saß halt in der Nähe und ihr Gespräch war nicht zu überhören«, versuchte sie sich herauszureden. »Ist schon in Ordnung Mutter. Aber könntest du dich bitte kurz fassen? Ich habe nämlich nicht mehr all zu viel Zeit bis zum Kongressbeginn. Also, was hat Natsumi jetzt wieder angestellt?« »Hör zu Mamoru, alles was ich vorerst möchte, ist, dass du ein wenig auf dich aufpasst. Gerade in Bezug auf Natsumi und vielleicht auch auf die gesamte Familie Ginga. Zumindest solange, bis ich Näheres in Erfahrung bringen konnte. Denn allem Anschein nach läuft bei deiner Verlobten nicht alles mit rechten Dingen zu.« »In der Hinsicht müsstest du mich doch kennen, dass ich das sowieso tue. Abgesehen davon muss ich dich sicherlich nicht daran erinnern, warum ich die Verbindung mit Natsumi damals eingegangen bin, oder?« »Natürlich nicht. Aber da wäre noch etwas Anderes...« »Tut mir leid Mutter, aber ich muss jetzt leider auflegen«, erwiderte Mamoru, nachdem er jemanden mehrmals seinen Namen hatte rufen hören. »Aber es geht um Usagi!«, sagte Midori. Verwundert hielt Mamoru inne. »Hattest du nicht eben noch gesagt, dass es nicht um Usagi ginge? Was ist mit ihr?« »Kann es sein, dass du mehr für sie empfindest?« »Warum willst du das wissen?« »Weil ich aus sicherer Quelle weiß, dass es nicht nur dir so geht.« Noch ehe er nachfragen konnte, was genau sie mit ihrer Aussage jetzt wieder bezweckte, wurde das Gespräch abrupt unterbrochen: »Mamoru kommen Sie bitte? Sie sind bereits der Letzte«, rief Takero Ginga ihm zu und deutete dabei in Richtung Konferenzsaal, der bereits vollbesetzt war. »Entschuldige, aber ich rufe dich nachher noch einmal an, Mutter. Und dann möchte ich gerne wissen, wie diese Andeutung zu verstehen ist.« Schnell hatte sich Mamoru von seiner okâsan verabschiedet und aufgelegt. Das Gespräch hatte ihn sichtlich durcheinander und zum grübeln gebracht. Er verstand einfach nicht, was in Natsumi gefahren war. Dass sie sich verändert hatte, war ihm bereits in den letzten Wochen mehrfach aufgefallen. Schon der Umstand, dass sie ihn vor wenigen Tagen gedroht hatte, war in seinen Augen ungewöhnlich. Und auch ihre Kaltschnäuzigkeit, die sie dabei an den Tag gelegt hatte, hatte ihn doch irgendwie erschüttert. Leider blieb ihm gerade keine Zeit mehr, sich weiter darüber Gedanken zu machen. Schnellen Schrittes eilte er durch das Foyer, vorbei an der Rezeption mit den beiden jungen Frauen, die ihn freundlich anlächelten, als auch an dem Zimmermädchen und den beiden Kellnerinnen, die gerade beisammen standen und jeden seiner Schritte aufmerksam verfolgten. Ihm war bewusst, dass sie über ihn sprachen, doch es kümmerte ihn in diesem Moment nicht. ___________________-`♔´-___________________ Dr. Christian Bloom, Vorsitzender des internationalen Ärzteausschusses und Chefarzt der Uniklinik Bonn, begrüßte soeben alle Teilnehmer des jährlich stattfindenden Ärztekongresses, als Mamoru den Saal betrat. Mit einem kurzen Kopfnicken entschuldigte er sich kurz und huschte durch die vollen Reihen hinüber zu dem leeren Platz neben Takero Ginga. »Meine Damen und Herren, werte Kollegen und Kolleginnen, im Namen des internationalen Ärzteausschusses 'SMC' und im Namen des Organisationskomitees heiße ich sie auch dieses Jahr wieder herzlich Willkommen zum 5. Ärztekongress.« [...] Nur mit einem Ohr hörte Mamoru der Eröffnungsrede von Dr. Bloom zu. Immer wieder drifteten seine Gedanken zu dem Telefonat mit seiner Mutter ab. Mehrfach fragte er sich, worauf sie mit ihrer direkten Frage nach seinen Gefühlen für Usagi hinaus wollte. Er kannte sie einfach zu gut, als dass er nicht wüsste, dass sie so etwas nicht ohne Hintergedanken tat. »Als Initiator dieser Veranstaltung freue ich mich natürlich besonders, heute neue Gäste begrüßen zu dürfen. Dazu zählen insbesondere Frau Dr. Jennifer Matthews vom Campus Virchow-Klinikum Berlin-Wedding, Frau Dr. Lena Ishida von der Universitätsklinikum Essen, Frau Dr. Janine Fullingham vom Universitätsklinikum Düsseldorf, Frau Dr. Maria Evans von der Universitätsklinikum Dresden sowie Frau Dr. Susi Smith von der Universitätsklinikum Jena. Meine Damen, es ist mir eine große Ehre, sie heute hier begrüßen zu dürfen und ich möchte Ihnen im Namen des gesamten Ausschusses für Ihr großes Engagement und ihren unermüdlichen Einsatz in der Medizinforschung danken.« Das energische Klopfen auf den Tischen und der einsetzende Beifall rissen Mamoru erneut aus seinen Gedanken. Schnell tat er es seinen Kollegen und Kolleginnen gleich und stimmte in den Beifall mit ein. Kurz besah er sich die fünf angesprochenen Frauen näher und stellte fest, dass sie allesamt noch recht jung waren und dennoch eine gewisse Autorität ausstrahlten, was sie aber in seinem Augen nicht unsympathisch erscheinen ließ. Wieder ertönte die Stimme von Herr Dr. Bloom, der seine Eröffnungsrede nun jedoch mit den letzten Worten schloss: »In diesem Sinne eröffne ich diesen Ärztekongress im Geist der wissenschaftlichen Medizin. Meine Sekretärin Sandra Dornan wird Ihnen nun das Handout mit allen Präsentationen, Statistiken und dem genauen Ablauf inklusive Themenübersicht aushändigen.« Eine dunkelhaarige junge Frau stand plötzlich neben Mamoru und hielt ihm lächelnd eine Mappe sowie eine Teilnehmerliste hin: »Dr. Chiba? Würden Sie bitte kurz Ihre Teilnahme am Kongress sowie den Erhalt des Handouts bestätigen?« »Natürlich!« Es dauerte genau fünf Sekunden, zu unterschreiben und ihr die Teilnehmerliste zurückzugeben. Schnell nutzte er die Chance, sie noch etwas zu fragen: »Miss Dornan? Könnten sie mir eben noch sagen, um welche Zeit die Mittagspause geplant ist?« »Sie haben doch nicht etwa schon wieder hunger, Mamoru?«, mischte sich Takero Ginga ein und brachte die junge Frau zum Schmunzeln, während Mamoru ihn perplex anblickte. »Das Mittagessen wird um 12:00 Uhr sein, Dr. Chiba! Die Tische wurden bereits reserviert und es wird eine Auswahl an Speisen für alle Kongress-Teilnehmer geben«, antwortete sie freundlich und übergab währenddessen Dr. Ginga die Teilnehmerliste. »Vielen Dank! Ich werde beim Mittagsessen jedoch nicht anwesend sein, da ich noch einige Erledigungen zu tätigen habe.« »Ich werde es weitergeben, Dr. Chiba!«, antwortete die Sekretärin und wandte sich ab, um die weiteren Handouts auszuteilen. Der Vormittag zog sich und immer wieder ertappte sich Mamoru dabei, wie er mit seinen Gedanken woanders war. Ein Grund für ihn, sich über sich selbst zu ärgern, denn dies war eigentlich nicht seine Art. Zumal er zugeben musste, dass der Kongress, insbesondere jedoch die Vorträge der fünf zuvor genannten Ärztinnen unter den Titeln "Viren – Freund oder Feind?" sowie "Infektionsforschung aktuell: Antibiotikaresistenz", äußerst interessant gewesen waren. Seufzend schüttelte er den Kopf und machte dadurch Takero Ginga auf sich aufmerksam, der sich bis eben noch einige wichtige Details zu den jeweiligen Vorträgen in sein schwarzes Notizbuch notiert hatte. »Mamoru, was ist los?« »Entschuldigen Sie, Takero, aber was haben Sie gesagt?« »Sie sind schon die ganze Zeit nicht wirklich bei der Sache und ich wollte wissen, warum. Hat es vielleicht etwas mit der bevorstehenden Hochzeit mit meiner Tochter zu tun?« Der ältere Mann schmunzelte, als er daraufhin den überraschten Gesichtsausdruck des jungen Mannes vernahm. »Machen Sie sich keine Sorgen, es ist ganz normal, dass Sie, jetzt wo es so langsam ernst wird zwischen Ihnen und meiner Tochter, kalte Füße bekommen.« Irritiert blickte Mamoru zu dem Älteren. »Wieso sollte ich kalte Füße bekommen?« »Naja, man heiratet schließlich nicht alle Tage. Und ich weiß ja, dass meine kleine Natsumi sich eine außergewöhnliche Hochzeit wünscht. Ich hoffe jedenfalls, dass Sie sie glücklich machen und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen.« »Ich... ähm...« Fieberhaft überlegte der Schwarzhaarige, was er darauf erwidern sollte. »Oh entschuldige, Mamoru, wo sind bloß meine Manieren? Natürlich gratuliere ich zur bevorstehenden Hochzeit, mein Junge. Und es wäre mir eine Freude, wenn du Takero zu mir sagst«, zwinkerte er ihm freundlich zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Weißt du, ich glaube dein Vater wäre unendlich stolz auf dich, wenn er sehen könnte, was in den letzten Jahren aus dir geworden ist.« Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zwang sich Mamoru mehr oder weniger zu einem Lächeln und nickte Takero kurz zu. Einen Moment war er versucht gewesen, seinen "Schwiegervater in Spe" über die tatsächliche Situation aufzuklären, entschied sich aber sofort wieder dagegen. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt, um ihm zu sagen, dass er bisher gar keine Pläne geschmiedet hatte und von der Nachricht über die angeblich noch in diesem Sommer stattfindende Hochzeit noch immer völlig geschockt war. Doch wer auch immer dafür verantwortlich war, er würde es herausfinden. Sofort kam ihm Usagi wieder in den Sinn und er seufzte. Immer wieder schlich sie sich in seine Gedanken. Fortlaufend hatte er ihr liebliches Gesicht vor Augen. Und er fragte sich unweigerlich, ob sie genauso oft an ihn dachte. Ein kurzer Blick neben ihn ließ ihn jedoch sofort wieder in die Realität zurückkehren. Was dachte er hier eigentlich, während er neben Takero Ginga saß? Direkt neben seinem baldigen Schwiegervater, der ebenfalls sein direkter Vorgesetzter war und eben auch der beste Freund seines verstorbenen Vaters. Doch wollte er das alles? Wollte er diesen einen großen Schritt wirklich gehen und sich fest an eine Frau binden, die er gar nicht liebte? Wollte er Natsumi wirklich heiraten? Ehe er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, verkündete Dr. Christian Bloom, dass es Zeit für die Mittagspause wäre. Erleichtert seufzte Mamoru und erhob sich, wie all die anderen Teilnehmer, von seinem Platz. Doch während ihr Weg direkt in das Restaurant des Hotels führte, begab er sich geradewegs in die Eingangshalle, um dann kurz vor der Rezeption stehen zu bleiben. Erneut zog er sein Handy aus seiner Hosentasche und wählte im Adressbuch die Nummer seiner Mutter aus. Es klingelte. Und klingelte. Und klingelte. Nach dem vierten Klingeln legte Mamoru auf. Scheinbar hatte Midori aktuell keine Zeit oder befand sich selbst in einem Meeting. Andernfalls hätte er sie auf jeden Fall auf dem Handy erreicht. Leider bedeutete dies für ihn, dass er vorläufig - und sehr zu seinem Bedauern - nichts weiter über Usagi erfahren würde. Zu gern hätte er gewusst, was seine Mutter mit der Anspielung auf ihre Zuneigung zueinander gemeint hatte. Kurzentschlossen öffnete er den SMS Eingang und tippte eine Nachricht: Absender: Mamoru Empfänger: Usagi Gesendet um: 12:10 Uhr (Deutscher Zeit) Empfangen um: 19:10 Uhr Ich hoffe, du hattest einen erholsamen freien Nachmittag. Mamoru Nachdem er das Handy wieder in seine Hosentasche geschoben hatte, ging er direkt auf die Rezeption zu. Eine der beiden jungen Frauen, die hinter der Rezeption standen, war gerade in ein Gespräch mit zwei jungen Frauen verwickelt, die er als Dr.Lena Ishida und Dr. Jennifer Matthews erkannte. Freundlich nickte er den Beiden zu, die dies mit einem höflichen Lächeln quittierten und ihm ebenfalls kurz zunickten. Die zweite Rezeptionistin erkannte er sofort wieder. Sie hatte ihn schon bei seiner Ankunft begrüßt und die Schlüsselkarte für das Hotelzimmer ausgehändigt. Kurz schielte er nach ihrem Namensschild. Ah ja! Sabrina Sharma... Ihr indisch klingender Nachname war ihm bereits am gestrigen Tag aufgefallen. »Herr Dr. Chiba, was kann ich für Sie tun?«, lächelte sie ihm freundlich entgegen. »Ich bin auf der Suche nach kleinen Präsenten für meine Familie, habe aber ehrlich gesagt keine Ahnung, wo ich diese besorgen kann«, erklärte er der jungen Frau und zog eine fertige Liste aus der Innentasche seines Sakkos. »Einen Moment bitte. Meine Kollegin Chrissi Shilér kann Ihnen da sicher weiterhelfen!« Kurz wandte sich die junge Frau von Mamoru ab und erklärte ihrer Kollegin in kurzen Sätzen, worum es ging. Aus dem Augenwinkel sah er, wie diese kurz darauf zu dem seitlich neben ihr befindlichen PC ging und etwas eintippte, ehe sie sich an ihn wandte. »Guten Tag, Herr Dr. Chiba! Möchten Sie die Präsente selbst besorgen? Andernfalls kann ich Ihnen jemanden bestellen, der das für Sie übernimmt.« »Es wäre mir ganz lieb, wenn sie dafür jemanden engagieren könnten«, antwortete er höflich. »Natürlich! Ich werde mich sofort darum kümmern und unserer Einkäuferin Bescheid geben.« Dankbar nickte Mamoru der jungen Rezeptionistin zu und überreichte wenige Minuten später der Einkäuferin, die sich bei ihm zuvor mit dem Namen Bettina Frey vorgestellt hatte, die vorgefertigte Einkaufsliste. »Ich werde mich sofort auf den Weg machen und die von Ihnen ausgewählten Waren besorgen, Herr Dr. Chiba!«, entgegnete sie und schob die Liste in einen Terminplaner. »Vielen Dank, Miss Frey! Eine Frage noch - schaffen Sie es bis heute Abend?« Die Frau den kurzen blonden Haaren und der Brille nickte. »Ich denke, das dürfte kein Problem sein. Sobald ich zurück bin, werde ich an der Rezeption Bescheid geben, damit man Sie sofort darüber in Kenntnis setzt.« Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet Mamoru, dass er noch massig Zeit hatte, bis der Kongress weiterginge. Kurzentschlossen begab er sich daher zu den Räumlichkeiten, wo alle Kongressteilnehmer ihr Mittagsessen einnahmen. Bis auf einen Platz am Tisch von Takero Ginga, Dr.Lena Ishida, Dr.Jennifer Matthews sowie Sandra Dornan und Dr. Christian Bloom waren alle Tische belegt. Auf direktem Weg begab er sich dorthin und nahm zwischen Dr.Lena Ishida und Dr.Jennifer Matthews Platz. »Herr Dr. Chiba, schön, dass sie uns doch noch beehren«, entgegnete Sandra Dornan freundlich und hob den Arm, um den beiden am Rand stehenden Kellnerinnen ein Zeichen zu geben. »Während der beiden Kongresstage werden sich Tania Cortez und Melanie Murphy um das leibliche Wohl der Teilnehmer kümmern. Wenn sie also einen besonderen Wunsch haben, der nicht auf der Menükarte auftaucht, können Sie ihnen gern Bescheid geben.« »Das ist sehr freundlich«, antwortete Mamoru und griff nach der in der Mitte des Tisches liegenden Menükarte, die er daraufhin aufmerksam studierte. Gut gesättigt und gestärkt ging es pünktlich um 13:30 Uhr weiter. Erstaunlicherweise verging der Nachmittag schnell und als Mamoru das nächste Mal auf seine Uhr blickte war es bereits kurz nach 16:30 Uhr. Aufgrund von weiteren, ausgesprochen interessanten und informativen Vorträgen anderer Kollegen, darunter auch Dr. Lena Ishida und Dr. Jennifer Matthews, konnte er kurzzeitig das Telefonat mit seiner Mutter vergessen. Nur hin und wieder schlich sich Usagi in seine Gedanken und er stellte wiederholt fest, dass sie ihn einfach nicht mehr los ließ. Dass sie ihn mit ihrer Art schlichtweg verzaubert hatte. In einer kurzen Vortragspause nutzte er schnell die Gelegenheit und griff nach seinem Handy, als ihm wieder in den Sinn kam, dass er ihr ja Stunden zuvor eine SMS geschrieben hatte. Erfreut nahm er zur Kenntnis, dass sein Handy tatsächlich eine ungelesene Kurzmitteilung anzeigte. Absender: Usagi Empfänger: Mamoru Gesendet um: 20:05 Uhr Empfangen um: 13:05 Uhr (Deutscher Zeit) Gelesen um: 16:35 Uhr (Deutscher Zeit) War das Gedankenübertragung? Habe gerade an dich gedacht ;-) Mein Nachmittag war toll. Habe mich mit meiner besten Freundin in der Stadt getroffen. Wie war dein Tag? Mit einem Lächeln auf den Lippen tippte er eine Antwort, ohne daran zu denken, dass es in Tokio bereits weit nach 23 Uhr war. Absender: Mamoru Empfänger: Usagi Gesendet um: 16:38 Uhr (Deutscher Zeit) Empfangen um: 23:38 Uhr Mein Tag war durchaus interessant und in jeglicher Hinsicht informativ. Aber ich bin trotzdem froh, wenn ich bald wieder im Flugzeug sitze. Direkt nachdem er die SMS versandt hatte, versuchte er noch einmal seine Mutter zu erreichen. Doch auch dieses mal ging sie nach dem fünften Klingeln nicht an ihr Handy. Dabei hatte er ihr doch noch Stunden zuvor gesagt, dass er sich telefonisch noch einmal bei ihr melden würde. Kurz darauf kündigte sich der Eingang einer weiteren SMS an. Usagi! Er wusste sofort, dass die SMS nur von ihr sein konnte und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er ihre Nachricht las.   Absender: Usagi Empfänger: Mamoru Gesendet um: 23:41 Uhr Empfangen um: 16:41 Uhr (Deutscher Zeit) Das glaube ich dir. Yukiko hat den ganzen Abend nur von dir  gesprochen und freut sich sehr, wenn du wieder hier bist. Seufzend betrachtete er noch Sekundenlang die SMS. Noch nie war er länger als 3 Tage am Stück von seiner obaa-san und seiner okâsan getrennt gewesen und er vermisste sie bereits jetzt. Dass er Midori nicht erreichte, frustrierte ihn daher sehr.  Kurz kam ihm der Gedanke, dass er Usagi einfach anrufen sollte.  Sicherlich wüsste sie, wo seiner Mutter war....  Bereits nach dem ersten Klingeln ging die junge Frau ran und als er ihre liebliche Stimme vernahm, jagte ihm ein wohliger Schauer über den Rücken.  »Konbanwa Mamoru!« »Guten Abend Usagi. Bitte entschuldige, dass ich zu so später Stunde noch anrufe. Ich hoffe, ich halte dich nicht vom schlafen ab!?«   »Nein, mach dir keine Sorgen. Ich leiste Yukiko gerade noch ein wenig Gesellschaft, weil wir beide nicht wirklich schlafen können.« Hörbar erleichtert seufzte der Schwarzhaarige, stutzte im nächsten Moment jedoch, als er sich Usagis Worte noch einmal durch den Kopf gehen lies.  »Moment, habe ich das gerade richtig verstanden? Ihr könnt nicht schlafen? Gibt es einen Grund dafür?«  »Ja, aber keine Angst, uns geht es gut. Um ehrlich zu sein haben Yukiko und ich nur ein wenig die Zeit vergessen. Darüber hinaus haben wir heute auch noch Vollmond.«  »Oh, verstehe! Ich hoffe bloß, Großmutter erzählt dir nicht einer ihrer berühmt berüchtigten Horrorgeschichten. Die würden dich nämlich erst recht um den Schlaf bringen. Und glaub mir, ich weiß wovon ich rede.«  Die junge Frau am anderen Ende der Leitung lachte herzlich auf und Mamoru wurde schlagartig warm ums Herz. Er seufzte. Was würde er darum geben, sie gerade sehen zu können... »Usagi?« »Hmm?« »Der Grund, weshalb ich dich eigentlich anrufe, ist der, dass ich schon seit geraumer Zeit versuche meine Mutter über ihr Handy zu erreichen. Leider hatte ich bisher keinen Erfolg. Ist sie vielleicht gerade auch bei euch in der Nähe oder schläft sie schon?« »Sie ist vor ein paar Minuten erst von einem wichtigen Geschäftstermin zurückgekehrt und eben noch schnell zur Küche gegangen, um sich ein Glas Rotwein zu holen. Sie müsste eigentlich jeden Augenblick zurück sein. Soll ich ihr etwas ausrichten?«  »Ähm, ja, sag ihr bitte, dass ich mehrmals versucht habe, sie zu erreichen und nun dringlichst ihren Rückruf erwarte. Sie weiß warum.«   »Natürlich! Kein Problem, Mamoru«, erwiderte Usagi höflich. »Ich danke dir! Bitte richte meiner Großmutter noch liebe Grüße aus und versprich mir, dass Ihr bald schlafen geht.« »Machen wir und ich soll dich von Yukiko zurück grüßen. Und ja, ich verspreche es dir.« Er konnte sie beinahe vor sich sehen, wie sie bei ihren Worten schmunzelte. »Gute Nacht, Usagi!« »Gute Nacht, Mamoru! Wir freuen uns, dass du bald wieder hier sein wirst!« »Ich mich auch. Schlaft gut und träumt was schönes«  Schweren Herzens legte Mamoru danach auf. Am liebsten hätte er noch Stundenlang mit Usagi telefoniert, nur um ihre liebliche Stimme, die ihn immer wieder aufs Neue in den Bann zog, weiter lauschen zu können. Doch das für ihn äußerst wichtige Gespräch mit seiner Mutter hinderte ihn daran. Er musste einfach wissen, was sie mit ihrer Frage, ob er mehr für Usagi empfand, bezweckte. Ging es ihr da eventuell genauso? Empfand Usagi etwa mehr für ihn? Der alleinige Gedanke daran lies ihn lächeln, im nächsten Moment jedoch mit dem Kopf schütteln. Das war undenkbar. Wobei ... was wäre wenn doch?  Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedankengängen.  »Okâsan, gut dass du dich endlich meldest. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, weil ich dich nicht erreichen konnte.« »Bitte entschuldige! Ich habe nach dem Meeting mit Miss Meioh einfach mein Handy im Büro liegen lassen.« »Miss Meioh? Die neue Ärztin an der Juban-Schule?« »Ja, wir haben heute die letzten Formalitäten geklärt und der Vertrag ist bereits unterzeichnet.« »Das freut mich! Warum ich jedoch um deinen Rückruf gebeten habe, ist, weil ich gerne noch einmal mit dir über unser Telefonat von heute Mittag sprechen möchte. Du hast einige Andeutungen gemacht, die ich nicht recht nachvollziehen kann.« »Andeutungen? Was meinst du, Mamoru?« »Naja, allein deine Frage, wie ich zu Usagi stehe...« Midori lachte leise. »Ach daher weht der Wind. Das mit Usagi hat dir wohl keine Ruhe gelassen, was?« »Mutter bitte. Kannst du mir jetzt sagen, was du mit deiner Frage bezweckt hast?« »Eigentlich bist du mir ja noch eine Antwort schuldig.« »Ja, ich mag sie! Sie ist eben etwas Besonderes, das müsstest du auch schon bemerkt haben. Bist du jetzt zufrieden?« »Erinnerst du dich noch an das, was ich dir zu Natsumi gesagt habe?« »Ja, natürlich! Aber was hat das denn jetzt schon wieder mit Usagi zu tun?« »Bitte tu mir einfach den Gefallen und nimm dich bei Natsumi in Acht. Und solange ich noch nichts konkretes weiß, möchte ich, dass du dich mit allem, was Usagi betrifft, bedeckt hältst.« »Mein Gott, du tust ja so, als wäre Natsumi eine Schwerverbrecherin.« Midori seufzte hörbar. »Meine bisherigen Informationen deuten tatsächlich darauf hin, Mamoru.« * Nach dem aufwühlenden Telefonat mit seiner Mutter begab sich der Schwarzhaarige auf direktem Weg in die Hotelbar. Nach diesem Tag brauchte er dringend etwas Alkoholisches. Am Tresen angekommen, traf er auf Dr. Lena Ishida, Dr. Jennifer Matthews,  Sandra Dornan sowie eine ihm unbekannte Frau, die ihm im Laufe des Abends als Anna Chokuro vorgestellt wurde. »Oh Hallo, Herr Kollege! Auch auf einen Trink hergekommen?«, fragte Dr. Lena Ishida freundlich lächelnd und gab der Barkeeperin, ohne seine Antworte abzuwarten, direkt ein Zeichen. Die junge blonde Frau hinter dem Tresen, auf deren Namensschild Anja Dixon stand, schob Mamoru direkt eine Getränkekarte zu, nachdem dieser auf einem der Barhocker Platz genommen hatte.  »Können Sie mir vielleicht einen Single Malt empfehlen, Miss Dixon?«, fragte er, ohne einen Blick auf die Karte zu werfen. »Natürlich, Herr Dr. Chiba! Aktuell haben wir einen 18jährigen Talisker im Sortiment. Relativ mild, leicht rauchig, aber dennoch kraftvoll im Abgang. Alternativ kann ich Ihnen auch einen 18jährigen Auchentoshan anbieten. Wenn ich kurz erwähnen darf: Mein Favorit; mit einem Aroma aus frischem Tabak, einem Hauch Karamell, grünem Tee und gerösteten Mandeln.« Mamoru schmunzelte. »Gut, dann nehme ich ein Glas vom Auchentoshan. Vielen Dank, Miss Dixon!« Ehe die Barkeeperin sich abwandte, hielt Sandra Dornan sie kurz zurück: »Anja? Machst du mir bitte auch ein Glas fertig? Dankeschön!« Während er den Auchentoshan leicht im Glas schwenkte, verfolgte er das Gespräch der neben ihm sitzenden Damen. Je länger er ihnen zu hörte, um so mehr gewann er den Eindruck, dass sie sich schon länger kannten und sich eine herzliche Freundschaft entwickelt hatte. Auch die Barkeeperin Anja Dixon schien dazu zugehören, sodass er in einer kurzen Pause einfach nachfragte. »Kennen Sie sich denn schon länger?« »Ja, zum Teil sogar schon seit mehreren Jahren«, antwortete Dr. Jennifer Matthews und lächelte herzlich in die Frauenrunde. »Irgendwie hat sich das über die Jahre hier ergeben. Wir wohnen zwar jeder an einem anderen Ende von Deutschland, aber trotzdem pflegen wir unsere gemeinsamen Treffen in diesem Hotel. Dass nun ausgerechnet der Ärztekongress hier stattfindet, war gerade für Jennifer, Sandra und mich ein sehr glücklicher Zufall. Wobei ich ja glaube, dass Sandra ihre Hände im Spiel hatte, als der internationale Ärzteausschusses 'SMC' ausgerechnet das Hotel für den Kongress ausgewählt hat, in dem Anja, Tania, Sabrina und auch die anderen Mädchen arbeiten«, entgegnete Dr. Lena Ishida nun und schmunzelte. »Manchmal denke ich, das Schicksal hat uns alle zusammengeführt...« Sandra Dornan seufzte zufrieden, prostete in die Runde und nahm einen Schluck ihres Whiskys.  Mamoru nickte und tat es ihr gleich. Auch er hatte seit seinem ersten Zusammentreffen mit Usagi oft darüber nachgedacht, ob das Schicksal es so vorgesehen hatte, dass sich ihre Wege kreuzten. Dass es von vornherein vorher bestimmt war, dass sie in sein Leben trat, damit ihm bewusst wurde, dass seine geplante Verbindung mit Natsumi nicht das richtige war und er so nie glücklich werden würde. Die Barkeeperin Anja Dixon riss ihn aus seinen Gedanken: »Dr. Chiba? Darf es noch ein Drink sein?« »Wo waren Sie denn gerade mit ihren Gedanken, werter Kollege?«, fragte Dr. Jennifer Matthews. »Ach, mir ist nur gerade durch den Kopf gegangen, dass ich vor kurzen auch erst eine schicksalshafte Begegnung hatte«, antwortete der Schwarzhaarige und stellte sein leeres Glas auf dem Tresen ab. »Etwa mit einer Frau, Herr Dr. Chiba?«, fragte Dr. Lena Ishida und beugte sich neugierig ein wenig vor. »Lena! Sei doch nicht immer so neugierig...«, gluckste Sandra Dornan. »Ist schon in Ordnung. Ihre Freundin hat gar nicht mal so Unrecht. Es handelt sich tatsächlich um eine Frau. Aber bitte, sagen Sie doch Mamoru!« Dr. Lena Ishida, Sandra Dornan und Dr. Jennifer Matthews nickten zustimmend und boten ihm, nachdem die Barkeeperin Anja Dixon ihnen ihre Getränke nachgefüllt hatte, nacheinander ebenfalls das 'Du' an. Gerade als Mamoru dabei war, vom ersten Aufeinandertreffen zwischen Usagi und ihm und ihrer erneuten Begegnung beim Vorstellungsgespräch zu erzählen, wurde er von der jungen Rezeptionistin Sabrina Sharma, bei der er am frühen Nachmittag eine Einkäuferin engagiert hatte, unterbrochen: »Herr Dr. Chiba? Bitte entschuldigen Sie die Störung, aber Bettina Frey ist soeben vom Einkauf zurückgekehrt und erwartet Sie nun an der Rezeption. Wenn Sie mir bitte folgen würden?«  »Natürlich!« Kurz nickte er den Frauen an der Bar zu und folgte dann der Rezeptionistin. Erfreut stellte er fest, dass die Einkäuferin tatsächlich alle seine Vorstellungen und Wünsche für die Präsente seiner Lieben berücksichtigt hatte. Jedes einzelne Omiyage* entsprach einem persönlichen Geschmack, wie die Kiste eines erlesenen deutschen Rotweins für seiner Mutter; des Körbchens mit den Vivani-Schokoladentafeln des besten Chocolatiers in Deutschland für seine Großmutter oder den angereicherten Salzen für Noguchi. Oder sie hatten eine persönliche Note, wie die silberne Kette mit dem Engelsflügelanhänger für Usagi und der goldene Luxus Füllfederhalter für Natsumi. Für seine Großmutter hatte er zusätzlich noch einen schneeweißen Bademantel aus Baumwolle der Firma Villeroy & Boch und für Noguchi einen Premium-Bildband von Berlin ausgewählt. Mehrfach bedankte er sich bei Bettina Frey, als auch bei den beiden Rezeptionistinnen Chrissi Shilér und Sabrina Sharma für Ihre Bemühungen. Schon jetzt konnte er es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen und je mehr er darüber nachdachte, desto entschlossener wurde er, den Kongress früher zu beenden und schon am nächsten Nachmittag den Rückflug anzutreten. Der Gedanke war ihm bereits gekommen, als er zuvor an der Bar von seinem Zusammentreffen mit Usagi berichtet hatte. * Die Nacht verbrachte er mehr oder weniger schlaflos. Nachdem er wieder an die Bar zurückgekehrt war, berichtete er weiter von Usagi und welchen Eindruck er in den ersten 2 Tagen von ihr erhalten hatte. Wie gebannt hatten die Frauen ihm gelauscht und als er von seinem Vorhaben, eher zurückzufliegen, berichtet hatte, hatten sie ihn mehr oder weniger ebenfalls dazu ermutigt und seinen Entschluss damit bestärkt.  Tja, und nun lag er hier und dachte mal wieder unentwegt an Usagi. Wann er dann schlussendlich doch eingeschlafen war, konnte er nicht mehr sagen. Es muss jedoch spät gewesen sein. Dementsprechend gerädert hatte er sich am nächsten Morgen auch aus seinem Bett gequält, als der Zimmerservice in Gestalt von Julia Merryweather mit dem Frühstück kam.  Nur mit einer leichten Boxershorts und einem T-Shirt bekleidet, öffnete er ihr die Tür. »Guten Morgen, Herr Chiba. Ihr Früh...« Die junge Frau hielt abrupt inne und errötete leicht, als sie ihr gegenüber genauer betrachtete.  »Oh entschuldigen Sie, haben ich Sie gerade etwa geweckt?«  Mamoru lächelte gequält und fuhr sich müde durchs Haar. »Um ehrlich zu sein... Ja! Aber das macht nichts. Sie kommen eigentlich genau richtig. Ohne Sie hätte ich sonst womöglich noch verschlafen. Sagen Sie, wäre es für Sie möglich, mir eine Asperin zu besorgen, Miss Merryweather? Ich glaube, ich habe einen kleinen Kater.« »Natürlich! Da wir auch über eine kleine Hauseigene Apotheke verfügen, dürfte das kein Problem sein«, antwortete sie, nachdem sie den Wagen mit dem Frühstück im Zimmer abgestellt und ihm eine Tasse Kaffee eingegossen hatte.   * Vor dem Konferenzsaal stieß er fast mit den beiden Kellnerinnen Tania Cortez und Melanie Murphy zusammen, die gerade mit einem leeren Tablett in der Hand hinauskamen. »Entschuldigen Sie bitte, aber wären Sie so freundlich, mir einen grünen Tee zu bringen?« »Selbstverständlich, Herr Dr. Chiba!«, antworteteTania Cortez  freundlich. Nur wenige Minuten, nachdem er neben Takero Platz genommen hatte, stand ein herrlich dampfender grüner Tee vor ihm. Dieser musterte ihn kurz, bevor er das Wort ergriff: »Du siehst ein wenig zermürbt aus. Hast du nicht gut geschlafen?« Kurz überlegte der Schwarzhaarige, wie er Takero erklären sollte, dass in wenigen Stunden schon sein Rückflug nach Tokio gehen sollte. Ob er es einfach auf die Untersuchung seiner Großmutter schieben sollte? Womöglich das einzig Logische, denn er konnte ihm ja schlecht sagen, dass er sich nach Zu Hause sehnte und dass er Usagi wiedersehen wollte!? »Sieht man mir das wirklich so sehr an? Ich habe gestern Abend noch mit meiner Mutter gesprochen. Die regelmäßigen Untersuchungen meiner Großmutter standen an...« »Keine guten Nachrichten also? Das tut mir leid, Mamoru!« »Ich werde daher heute schon zurückfliegen. Der Flug ist bereits gebucht.« Erleichtert atmete er durch, als Takero nicht weiter nachhakte und sich seinem Blackberry widmete.  Die Zeit verging schnell, denn auch heute waren wieder interessante Vorträge zu hören. Vor allem jedoch der Vortrag "Parkinson kann jeden treffen – Hilfe zum Umgang mit der Krankheit" von Dr. Janine Fullingham, Dr. Maria Evans sowie  Dr. Susi Smith hatte ihn sehr gefesselt. Ehe sich Mamoru versah, war bereits Mittagszeit. Die meisten Teilnehmer hatten sich bereits erhoben und machten sich, zum Teil angeregt diskutierend, auf den Weg zum Restaurant. Nur er war stehen geblieben, um sich von Takero und auch von den jungen Frauen zu verabschieden, die ihm am gestrigen Abend Gesellschaft geleistet hatten. Sie versprachen, in Kontakt zu bleiben und tauschten hierfür ihre Visitenkarten aus. Am Flughafen Berlin Tegel angekommen, versandte er noch eine letzte SMS mit seiner Ankunftszeit, ehe er das Handy für die Dauer des Fluges ausschaltete. * Mit seinem Koffer in der Hand stand Mamoru gegen kurz nach 9:00 Uhr am Flughafen von Tokio und hielt seiner Mitfahrgelegenheit Ausschau. Unruhig blickte er mehrfach um sich. Wo war er nur? Er war doch sonst immer Pünktlich auf die Minute und er hatte ihm auch bestätigt, dass er ihn abholen kommen würde.  Gerade wollte er sein Handy nehmen und ihn anrufen, als er die ihm gut bekannte Stimme vernahm und auch sofort den dazu passenden Blondschopf entdeckte. »Ohayō gozaimasu, Mamoru! Entschuldige meine Verspätung, aber die Suche nach einem Parkplatz hat sich mal wieder schwieriger gestaltet, als gedacht.« »Hisashiburi, mein Freund! Danke, dass du es einrichten konntest!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)