Pirates of the Caribbean: Black Tides von Sharyne ================================================================================ Prolog: Im Auge des Sturms -------------------------- Prolog - Im Auge des Sturms Unaufhörlich donnerte es in den dunklen Wolken über der erbarmungslosen, tosenden See. Regen schien das Deck des schaukelnden Piratenschiffes fast zu überfluten, während die Gischt der Wellen, angetrieben durch den windigen Sturm, gegen das alte Holz schlug und die Planken zum knarzen und ächzen brachte. Das Schiff wirkte größer und mächtiger durch die enorm gespannten, zerfledderten Segel, so dunkel wie die schwarze Flagge mit dem Totenkopf und den gekreuzten Säbeln selbst. Die Finsternis hüllte das Geschehen in tiefe Dunkelheit, so dunkel, dass man Schwierigkeiten gehabt hätte, die eigene Hand vor Augen zu sehen. Ungewöhnlich war diese Schwärze, trotz Sturm und Regen, selbst die Nacht wurde übertrumpft. Hätten keine grellen Blitze den stürmischen Himmel erhellt, wäre ein Schiff dort auf den tödlichen Tiefen des Ozeans nicht einmal vermutet worden. Kein seetüchtiges, gut gerüstetes Gefährt der Royal Navy hätte diesen Zorn des Himmels heil überstanden, gehüllt in eisige Kälte, Dunkelheit, Nebel und diesen unaufhörlich tosenden Wind. "HOLT SOFORT DIE SEGEL EIN, IHR LAHMEN HUNDE!" "AYE, CAPTAIN!" _.;:+*’`'*+:;..;:+*’`'*+:;.;:+*’`'*+:;..;:+*’`'*+:;._ "Meiner Männer kämpfen dort oben um ihr Leben und um das Schiff. Seit Jahren habe ich einen solchen Sturm auf See nicht mehr erlebt - und was tut Ihr? Ihr verkriecht euch wie eine feige Ratte unter Deck! Denkt Ihr, ich würde bei einer Frau aus meiner Crew Ausnahmen machen?!" Die zornige Stimme des Captains ließ ihr Herz für einen Moment still stehen. Langsam spürte sie, wie die Angst in ihr hoch kroch und sich in jede Faser ihres Körpers ausbreitete. Wie angefroren schien der Pirat hinter ihr in der Tür ihrer Kajüte zu stehen. Sie kannte seine Unbarmherzigkeit nur zu gut - und ihr Verhalten würde Folgen mit sich bringen ... Über die Planke zu gehen, das wäre nicht einmal das schlimmste. Sie entschied sich im nächsten Moment für Worte, die sie entweder aus dieser verzwickten Situation herausholten - oder sie töten würden. "Captain Flynt ..." Es schien fast so, als würden ihr der Satz im Halse stecken bleiben. Sie bekam eine leichte Gänsehaut beim Gedanken an die verschiedenen Arten von Strafen, die dieser Mensch sich vielleicht gerade für sie ausdachte. Oder er entschied sich für den einfachen Ausweg, sie loszuwerden ... "Sagt der Crew, sie sollen das Schiff aufgeben. Es hat keinen Zweck mehr. Ich lasse niemanden im Stich, doch ich bin nicht so lebensmüde, dort draußen auf Deck sinnlos mein Leben zu riskieren." Sie konnte den stechenden Blick des Mannes im Türrahmen förmlich spüren, wie er sich in ihre Eingeweide bohrte. "Ich hoffe doch, mich verhört zu haben, Miss Blackwood ..." Der drohende Unterton jagte der jungen Frau einen kalten Schauer über den Rücken. Sie vernahm die schweren Schritte des Captains hinter ihr, bis dieser unmittelbar in ihrem Schatten stand. Ein leises 'Klick' durchbrach die Stille. Sie riss die Augen weit auf - kaltes Eisen an ihrer Schläfe zwang sie, ein Stoßgebet gen Himmel zu schicken. "Wirklich jammerschade, ein solch hübsches Mädchen wie euch loswerden zu müssen. Doch ich brauche in meiner Crew keine feigen -" "CAPTAIN!" Ein junger Pirat, vielleicht gerade mal im Alter von 17 Jahren, stürmte ungehalten und völlig außer Atem in den dunklen Raum - hielt sofort inne, als ihm die Pistole am Kopf der Frau auffiel. Er schluckte, sprach jedoch mutig weiter. "Captain, wir steuern direkt auf eine riesige Klippe zu!" Die Todgeweihte spürte, wie der Angesprochene langsam die Pistole entfernte. "Ich komme darauf zurück", raunte er ihr ins Ohr, steckte die Waffe in seinen Gürtel und verließ zusammen mit dem Jungen schneller den Raum, als sie es für möglich gehalten hätte. Die Tür knarzte einmal laut - dann war sie wieder völlig allein. Danke. Danke, danke, danke ... Das Schiff neigte sich plötzlich schief nach links. Ein lauter, erschrockener Seufzer - das Geräusch einer durch den Raum rollenden Flasche Rum - Stille. Urplötzlich ... Einfach so. Kein gutes Gefühl hatte die junge Frau dabei - oh nein. Diese Stille schien alles andere als freundlich zu wirken. Ihr Herz fing an zu rasen, die Hände wurden kalt und sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Sie schloss die Augen - für einen winzigen Moment, in dem ihre Vermutung durch ein lautes Krachen bestätigt wurde. Getrieben von der Angst, die ihr in den Knochen saß, ging die schnellen Schrittes und mit zitternden Knien auf die Tür ihrer Kajüte zu, riss an der Klinke, eilte den dunklen Gang entlang und stieg die Treppe zum Deck hinauf. _.;:+*’`'*+:;..;:+*’`'*+:;.;:+*’`'*+:;..;:+*’`'*+:;._ Die Cruel Wave, wie der Captain einst sein Schiff getauft hatte, war im Sturm auf schaukelnden Wellen direkt in eine spitze Klippe gekracht. Der arme Mann dort oben im Krähennest verlor das Gleichgewicht, schwankte und stürzte in die Tiefen des Ozeans. Die Männer an Deck hasteten in heller Panik umher. "GEBT DAS SCHIFF AUF!" Mit diesen Worten stürzten sich zwei Piraten über die ächzende Reling und wurden von den Wellen verschluckt. Fassungslos stand der Captain wie angewurzelt am Steuerrad und brüllte irgendwelche Befehle - als hätte das noch einen Sinn gehabt. Jeder Seemann an Bord tat alles Mögliche, um am Leben zu bleiben. Spielten Anordnungen dabei noch eine Rolle? - Nein. Taubheit machte sich in ihrem Körper breit, nur noch ein dumpfes Kribbeln blieb zurück. Bewegungslos verharrte sie auf der Treppe und erblickte die schwarz-weiße Piratenflagge, die der Wind von der Spitze des Mittelmastes riss und davontrug. Moment - Nein! - Das war unmöglich! Fing sie etwa an, vor Furcht schon Trugbilder zu sehen? Auf der Spitze der Klippe meinte sie eindeutig etwas - oder besser gesagt, jemanden - bemerkt zu haben. Schwer war es, einen genauen Blick bei diesem Chaos von Regen, Sturm, Dunkelheit und panischen Angeheuerten auf dieses Etwas zu werfen - aber ja, sie hatte sich nicht getäuscht. Ein Blitz erhellte im selben Moment den Himmel, wie sie von dort oben eine Bewegung vernahm. Keineswegs lag dies noch im Bereich des Möglichen ... Ein Wesen, eine Frau, auf der Spitze dieser Klippe - von dichtem Nebel umhüllt, herabblickend, eine aufrechte Haltung. Und - Nein. Zwei seltsame Umrisse, die sich am Rücken der Gestalt befanden. Flügel - nein, Schwingen. Selbst im Licht des Blitzes hatte sie eindeutig zwei schwarze - nicht weiße - Flügel gesehen, die Federn gespreizt und dem Sturm trotzend. Langes, dunkles Haar umhüllte das Gesicht des Engels mit den dunklen Schwingen - anders konnte es nicht sein, sie war sich sicher bei dem, was sie eben gesehen hatte - und gaben in den Millisekunden, für die der Himmel sich mit Donnergrollen erleuchtete, keine weiteren Details preis. Das Wesen war nun wieder in tiefste Finsternis gehüllt. Das Letzte, was sie erkennen konnte, war der Captain. Er ging in die Knie, fast gezwungen sah es aus, und blieb mit dem Blick gen Sturmwolken gerichtet auf dem Deck liegen wie ein friedlich Schlafender. Rot färbte sich das Regenwasser und kroch durch die Ritzen der Planken. Das Wasser schlug über ihren Kopf zusammen, riss sie über die Reling des Schiffes. Sie hustete, spuckte, bevor eine erneute Woge sie mit sich in die Tiefen des scheinbar endlosen Ozeans zerrte ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)