Seconds Of Sorrow (Teil 2) von Lina_Kudo (Sekunden des Leids (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 11: Showdown -------------------- Kapitel 11: SHOWDOWN Der letzte Kampf Ein entsetzter Schrei Rans folgte. Nicht, weil sie getroffen wurde. Sie musste zusehen, wie sich die schöne blonde Frau vor sie gestellt hatte und an ihrer Stelle getroffen wurde. Dass ein Mensch … ihretwegen erschossen wurde. Ein Bild, das sich nun schmerzlich in ihr Herz eingebrannt hatte. Unwiderruflich. »Vermouth!«, stieß Anokata erschrocken hervor und sah starr zu ihr runter. Der Schuss hatte sauber ihre linke Brusthälfte getroffen – nicht weit vom Herzen weg. Ohne Zweifel ein tödlicher Schuss. »Also doch …«, flüsterte er kaum hörbar, sah fast schon mit einer Spur von Bedauern zu seinem ehemaligen Liebling hinab. Vollkommen unter Schock stehend kroch Ran zu ihrer Lebensretterin, die direkt neben ihr hart auf dem Boden gelandet war. »Oh nein! Bitte halten Sie durch, Sharon!«, schrie sie panisch und versuchte trotz Schmerzen verzweifelt, die Blutung mit ihren Händen zu stoppen. Natürlich hatte sie sie gleich erkannt. »E– Es hat keinen Sinn, Angel«, keuchte Vermouth leise und blickte ihren Schützling an. Stoßweise stieß sie die Luft aus ihren Lungen heraus; spürte, wie das Leben nach und nach in ihr erlosch. Vergib mir, Christian. Ich musste diesen Engel einfach retten. Sie war es wert. Ich bin mir sicher, dass du das verstehen kannst. Ich bin bald bei dir, Darling. Beinahe heiter sah wieder dem braunhaarigen Mädchen in die Augen. »V– Verzeih mir bitte. Alles. Bitte«, flehte sie sie mit erstickter Stimme an und sah tief in dieses unschuldige, warme Lavendelblau. Sog so viel Wärme wie möglich in sich ein, bevor sie diese Welt der Lebenden hinter sich lassen würde. Niemals hätte sie gedacht, dass es ihr so schwerfallen würde, diese verfluchte Welt zu verlassen. Jahrzehnte lang hatte sie nur das Schlechteste von dieser Welt gesehen, bis … bis sie kam. Und es war wahrlich ein Geschenk des Himmels, dass sie in den Armen dieses Engels sterben durfte. »Reden Sie nicht weiter; halten Sie still! Sie werden es schaffen! Sie müssen einfach, Sharon!«, versuchte Ran ihr Bestes, um die junge Frau in ihren Armen aufzumuntern. Sie darin zu bestärken, um ihr Leben zu kämpfen. Sie durfte nicht aufgeben! Keuchend schüttelte Vermouth langsam ihren Kopf. Ihre Hände hoben sich zitternd und krallten sich sanft an Rans Kragen. »B– Bitte verzeih mir.« Atemlos starrte die Oberschülerin in die grünen Augen der Frau, die so viel aussagten. Reue, Leid, Schmerz, Qual und Trauer. Und da war noch etwas. Ein Funken Hoffnung? Allmählich sah sie ein, dass Vermouth wirklich keine Chance mehr hatte, um zu überleben. Sie spürte bereits, wie ihre Haut kälter wurde. Es handelte sich nur noch um Sekunden. Langsam nickte sie und ein warmes Lächeln legte sich auf ihre farblosen Lippen. »Natürlich. Alles«, hauchte sie und strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem perfekten Gesicht. Eine Träne bildete sich in ihren Augen und fiel auf die Stirn der Älteren herab. All die Last Vermouths fiel mit einem Mal ab. Sie lächelte zufrieden. Fast schon friedlich. »D– Danke Angel. Leb wohl«, flüsterte sie ein letztes Mal und schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln. Ein lächelndes Gesicht, das in diesem Moment gefror. Für immer. »Verräterin.« Schockiert sah Ran zu ihrem Gegenüber, von dem diese abfällige Bemerkung gekommen war. Etwas regte sich in sie. Ein Gefühl, wovon sie bisher nie geglaubt hatte, selbst so empfinden zu können. Dass dieses Gefühl bei ihr so stark werden könnte, dass sie glaubte, davon blind zu werden. Ein Gefühl, dass sie noch nie so intensiv verspürt hatte wie in diesem Moment. Hass. Langsam legte sie die tote Frau sanft auf dem Boden ab, um wortlos aufzustehen und mit einem Ausdruck der puren Abscheu in die Augen des Bosses zu sehen. Sie war so aufgewühlt, dass es sie gar nicht wunderte, dass es ihr gelang, überhaupt aufzustehen. Denn es grenzte an ein Wunder, dass sie sich überhaupt auf den Beinen halten konnte nach dieser Folter. »Wie kann man nur so herzlos sein?«, erfüllte ihre ausdrucksstarke Stimme den Raum. Angeekelt stierte sie ihn an. »Sie wollten doch mich umbringen, oder? Nur zu; vollenden Sie doch Ihr Werk!«, spie sie ihm provozierend entgegen. Sie war wütend. So wütend wie noch nie zuvor in ihrem jungen Leben. Conan fiel die Kinnlade herunter. W– Was tat sie da?! War sie von allen guten Geistern verlassen worden? Der Typ war bewaffnet! So wie auch Gin und Wodka. Sie hatte zwar schon einmal einer Pistolenkugel ausweichen können, aber verdammt – musste sie ihr Glück immer so herausfordern? Musste sie es immer darauf ankommen lassen? Vor allem in ihrer momentanen Verfassung? Herrgott – es müsste ihr doch schon schwerfallen, sich überhaupt zu bewegen! Natürlich war er kein herzloser Mensch. Auch ihm ging der Tod Vermouths ziemlich nahe. Vor allem, weil sie mit ihrer Handlung Ran das Leben gerettet hatte. Doch Zeit zum Trauern blieb ihnen gerade nicht. Sie befanden sich nach wie vor in einer ausweglosen Situation. Und für ihn hatte es oberste Priorität, Ran lebend aus diesem Verlies zu befreien. Plötzlich wurde Ran wieder leicht schwummrig vor Augen, doch das ignorierte sie. Von diesem Teufelsgift war sie noch ziemlich geschwächt, doch diese negativen Emotionen, die sie nun gegen diesen Mann hegte, gaben ihr ungeahnte Kräfte, die sie nicht für möglich gehalten hatte. Anokata grinste süffisant. »Du bist mutig – das muss man dir lassen. Aber dein Mut wird dir auch nichts nützen, höchstens deinen Tod früher eintreten lassen.« Mit einer abfälligen Haltung zielte er abermals auf sie und drückte ab. Der Schuss verfehlte jedoch sein Ziel, denn er spürte eine Umklammerung von hinten im letzten Moment. Dieser hatte es unbemerkt schließlich doch geschafft, sich aus seinen Fesseln zu befreien und war auf seinen Feind losgestürmt. Der Schuss traf die Decke, und mit einem lauten Schrei rannte Ran auf den blonden Mann zu, trat ihm präzise die Waffe aus der Hand und schlug mit einem harten Schlag direkt in seine Magengrube, nachdem Conan von ihm abgelassen hatte und damit beschäftigt war, einem Schuss Gins auszuweichen. »Du hast es so gewollt!«, giftete Anokata, zog sich seinen schwarzen Blazer aus und machte sich bereit, das Mädchen vor ihm anzugreifen. Sie war viel zu geschwächt von dem Nervengift. Es müsste ein Kinderspiel sein, sie um die Ecke zu bringen. Auch ohne Waffe. Sonst wäre es ja doch fast ein wenig zu langweilig. Ernst begab sich Ran in Verteidigungsstellung. Sie war noch lange nicht bei Kräften, doch die Wut und der Hass in ihr gaben ihr den nötigen Schub, diesen Kampf durchzustehen. Da war sie sich ganz sicher. Und sie musste ihm eine Lektion erteilen – für die Frau, die wegen ihr ihr Leben gelassen hatte. Das war das Mindeste. Das war sie Sharon einfach schuldig. Mit einem weiteren Schrei griff sie wieder an, traf auch, wurde jedoch auch selbst einige Male schwer getroffen. Ein unerbittlicher Kampf entfachte zwischen ihnen. Sie schenkten sich absolut nichts. Hämisch grinste Gin seinen kleinen Rivalen an, der abwechselnd feindselig zu ihm sah und besorgt zu seiner Freundin. »Nun wird es ja doch ganz spannend. Fast schon schade, dass sich dieser Kampf relativ schnell entscheiden wird.« Er hob seine linke Hand, die eine Pistole hielt. »Zwar ist das unfair, aber kein Mensch spielt noch mit fairen Mitteln, nicht wahr? Selbst du hast doch deinen Feind von hinten angegriffen – das gehört sich doch auch nicht, oder?« Er lachte kehlig und wollte schon schießen, als plötzlich eine panische Stimme ihn rief: »Bruder!« Alarmiert sah der Angesprochene in die Richtung, aus der die Stimme Wodkas kam. Erschrocken weiteten sich seine Pupillen, als er sah, wie sich direkt an der Schläfe Wodkas eine weitere Waffe befand – gehalten von Shuichi Akai, der ihn unverwandt anstarrte. Akai … Er lebte also doch noch. Wodka hatte seine Waffe bereits ängstlich fallen gelassen und sich geschlagen gegeben. Hinter ihm befanden sich zwei Beamte des FBI, Shuichi Akai und Jodie Starling sowie einige Polizisten: Kommissar Megure, Inspektorin Sato, Inspektor Takagi und auch Kogoro Mori. Hinter seinen Beinen hatte sich ein kleines Mädchen schutzsuchend versteckt. Ai. Conan riss seine Augen entsetzt auf. Sie hatte sie also doch benachrichtigt. Die Polizei und auch das FBI. Im Nachhinein zugegeben: Das Beste, was sie hätte machen können. Sämtliche Polizisten stürmten den Raum und zielten mit ihren Waffen auf Anokata und Gin. »Sie haben keine Chance mehr! Geben Sie auf!«, bellte Kommissar Megure ihnen entgegen. Gin rührte sich jedoch nicht vom Fleck. Ein selbstgefälliges Grinsen benetzte seine Lippen, während er weiterhin seine Waffe auf Conan gerichtet hielt. »Waffen runter oder ich knall‘ den kleinen Jungen ab!« Anokata allerdings hatte keine Waffe mehr. Er hatte sich ja auf einen waffenlosen Kampf mit Ran gestürzt. Der Revolver war nicht in seiner Reichweite. Dann eben mit bloßen Händen. Blitzschnell packte er Ran, legte ihr seinen Arm wie eine Schlinge um den Hals und sah drohend zu ihren Widersachern vor. »Habt ihr nicht gehört? Sofort Waffen runter, sonst wird auch das Mädchen daran glauben müssen!« Vor allem Kogoro, der hinter den Polizisten stand, wurde nun kreidebleich. Seine kleine Tochter in den Fängen dieses Ungeheuers … Verdammt! Er verlor alle Nerven; alle Sicherungen brannten bei ihm durch und er war nicht mehr dazu fähig, seinen Verstand einzusetzen, als er Kommissar Megure die Waffe aus seiner Hosentasche riss und ohne Vorwarnung durch die Polizisten hindurch das Bein des blutrünstigen Killers anschoss. Da ihm die Sicht zu dem ehemaligen Polizisten durch Jodie, Kommissar Megure, Inspektorin Sato und Inspektor Takagi versperrt worden war, hatte er den Schützen gar nicht gesehen. Keuchend sackte er zusammen, weil er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, und riss Ran mit sich zu Boden. »Es ist aus, Gin!«, ertönte die Stimme Shuichis. Seine Mundwinkel hoben sich kaum merklich nach oben, doch für Gin war es ausreichend, fast außer sich vor Zorn zu werden. Er ließ blind vor Wut von Conan ab und richtete seine Waffe nun auf Shuichi, der auch blitzschnell seine Waffe in seine Richtung hielt. »Mit dir habe ich noch eine Rechnung offen. Diese Kugel ist für Akemi!«, dachte sich Shuichi, als er seine Augen zu zwei kleinen Schlitzen zukniff. Mit dem Bild der glücklichen Akemi vor Augen drückte er ab, bevor sein Erzfeind es tun konnte. Mitten ins Herz. Sofort fiel Gin leblos zu Boden. Ohne noch länger zu zögern stürzte Takagi auf Anokata zu und nahm ihn fest, als die schlimmste Gefahr vorüber war. Sato legte entschlossen die Handschellen an Wodkas Händen an. Das war das Ende der Schwarzen Organisation. In diesem Moment ereilte Ran wieder ein stechender Schmerz – eine Nachwirkung dieses Giftes? Kreischend bäumte sie sich auf. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich schlagartig. »Ran!«, hörte sie Conans Stimme direkt neben sich rufen. Angestrengt sah sie zu ihm, versuchte, ihn aufmunternd anzulächeln. Ihm weiszumachen, dass alles in Ordnung war und er sich keine Sorgen zu machen brauchte. »K– Keine Sorge, e– es geht mir … gut«, hauchte sie kraftlos, bevor um sie herum endgültig alles in ein finsteres Schwarz getaucht wurde. 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