Seconds Of Sorrow (Teil 2) von Lina_Kudo (Sekunden des Leids (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 9: Dead End ------------------- Kapitel 9: DEAD END Ohne Ausweg Völlig betäubt vom Schmerz ließ sie sich auf den Boden fallen. Ihr Körper zuckte unter den Schmerzen. Es war, als würde flüssige Glut in ihren Adern fließen; durch ihren gesamten Körper hindurch. Als würde sie von innen verbrennen. Als würden jegliche Adern durch die Hitze zerschmelzen. Immer wieder verließen laute Schreie ihre Kehle, doch sie linderten diesen unbeschreiblichen Schmerz nicht. Nichts konnte das. Rein gar nichts. Sie war nicht einmal mehr dazu imstande, zu denken. Sie konnte nicht einmal an etwas Schönes denken, um alles um sich herum auszublenden. Ihr Gehirn, ihr Herz, ihr ganzer Körper wurden von diesem Schmerz komplett eingenommen. Eine dumpfe Stimme drang in ihr Ohr. Sie konnte sich glücklich schätzen, überhaupt etwas zu hören. Denn der Schmerz schien ihr all ihre Sinne zu berauben. »Du musst das alles nicht ertragen. Sag mir einfach nur, wo sich Sherry aufhält und ich höre auf.« Keuchend kniff sie die Augen zusammen. Allmählich ließ der Schmerz ein wenig nach. Zumindest so sehr, dass sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte und seine gesprochenen Worte nun zu einem zusammenhängenden, logischen Satz zusammensetzen konnte. »I– Ich weiß nicht, wo– wovon Sie reden«, stieß sie mühsam hervor. Ein kaltblütiges Grinsen zierte sich auf den farblosen Lippen Gins. Als hätte er nur auf diese Aussage gewartet, um weitermachen zu dürfen mit seiner schrecklichen Folter. »Wie du möchtest.« Ohne Vorwarnung stach er ein zweites Mal mit der Spritze zu. Dieser Schmerz – er war noch viel intensiver und grausamer als beim ersten Mal. So laut es ihre Stimmbänder zuließen, schrie sie auf. Doch der Schmerz ließ nicht nach. Jegliche Farbe war aus dem Gesicht der bildschönen Blondine gewichen. Dieser Schrei von Angel … Er ging ihr durch Mark und Bein – oh mein Gott, was tat Gin ihr gerade an? Ohne weiter darüber nachzudenken erhob sie sich, rannte aus ihrem Arbeitszimmer und stürmte auf den Raum zu, in dem Ran sich mit Gin und Wodka befand. Kurz bevor ihre Hand die Türklinke berührte, hielt sie inne. Schweratmend versuchte sie, wieder runterzufahren und wieder zur Vernunft zu kommen. Sie durfte sich nicht auffällig verhalten. Sie musste ganz ruhig und gelassen bleiben. Sie hatte nicht umsonst einige Oscars abgestaubt in der Vergangenheit. Sie durfte sich jetzt keine Blöße geben, denn das würde ihr Ende bedeuten. Ein letztes Mal holte sie tief Luft, bevor sie die Tür aufmachte und geschmeidig wie eine Katze eintrat. Ihre Stimme klang ruhig, aber messerscharf: »Was tust du da, Gin?« Gelassen schritt sie auf ihn zu, verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah ihn von oben herab abschätzend an. Unbeeindruckt von ihrem Auftritt sah er nicht von ihr auf und starrte immer noch grummelnd das vor ihm kauernde Mädchen an. »Nach was sieht es denn aus?« Die grünen Augen Vermouths verengten sich leicht. »Du weißt schon, dass Anokata sie gerne lebend sehen würde? Wenn du so weitermachst, pustest du ihr noch vor seinem Eintreffen das Lebenslicht aus. Das wird unserem Boss bestimmt nicht gefallen, meinst du nicht auch?« Ein wenig flau im Magen beäugte sie die Spritze in seiner Hand. Er hatte ihr das Teufelszeug schon zweimal verabreicht – ihre Schreie ließen keine andere Vermutung zu. Spätestens beim dritten Mal würde man an einer Überdosis sterben. Plötzlich war sie sich ganz sicher: Das musste sie verhindern! Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Komme, was wolle! Mit einem giftigen Blick durch seine blonden Stirnfransen hindurch gab sich Gin letzten Endes doch geschlagen und erhob sich. »Er müsste sowieso jeden Moment auftauchen. Und unser kleiner Freund auch.« Ran bekam von alledem nichts mit. Viel zu sehr war sie mit ihren pochenden Adern beschäftigt. Selbst das Atmen fiel ihr schwer. Vor ihren Augen drehte sich alles. Ihre Sinne hatten mittlerweile fast gänzlich aufgegeben. Sie glaubte, zu halluzinieren, als plötzlich Shinichi vor ihren Augen auftauchte und ihr seine Hand reichte. Würde sie nun wirklich sterben müssen? Zumindest sah sie einfach keinen anderen Ausweg mehr. Ihr Tod würde nicht friedlich geschehen, sondern unter Höllenqualen. Im Gegensatz zu ihren Sinnen versagten ihr ihre Nerven den Dienst nicht und ließen sie all die Tortur spüren. Es tat so weh. So sehr, dass sie sich sogar schon wünschte, zu sterben. Alles, absolut alles würde sie in Kauf nehmen, solange endlich dieser Schmerz vergehen würde. Außer Ran drehten sich alle Anwesenden zur Tür um, als sie geräuschvoll aufgeschlagen wurde. Jedoch stand nicht der Boss am Türrahmen, sondern ein kleiner Junge mit einer Brille, völlig außer Atem und mit hasserfülltem Blick. Conan sah sich, immer noch außer Atem nach seinem kilometerlangen Sprint, verstohlen um, auf der Suche nach Ran. Als er die liegende Gestalt gefunden hatte, blieb sein Blick entgeistert an ihr haften. Sie lag völlig leblos auf der anderen Seite des Raumes. Sie rührte sich nicht. Kein Stück. Die Suche nach einem Lebenszeichen von ihr – sei es irgendein Regen, das Heben und Senken ihres Brustkorbs oder auch nur eine leise Atmung – sie blieb erfolglos. Kam er etwa zu spät? Ihm lief es eiskalt den Rücken runter; die Angst ergriff ihn, legte sich wie zwei unbarmherzige Hände um seine Kehle und schnürten sie ihm zu. Sie war doch nicht etwa …? Fassungslos sah er zu seinen Erzfeinden. »Ihr verdammten Mistkerle; was habt ihr mit ihr gemacht?«, spie er ihnen zornentbrannt entgegen. Kopflos rannte er auf seine Freundin zu, kam bei ihr an und fühlte nach ihrem Puls an der Halsschlagader. Ja, sie war da. Sie lebte noch. Dem Himmel sei Dank. Aufgebracht sah er sie genauer an. Sie sah übel zugerichtet aus. Ihr Körper war übersät von Kratzern und diversen Wunden. Und an ihrem Kopf war eine schwarze, verkohlte runde Stelle – die Haare an dieser Stelle völlig verbrannt. Es bildete sich ein Kloß in seinem Hals, als er den Boden nach dem Beweis für seinen schrecklichen Verdacht absuchte: Ein Zigarettenstummel. In ihm kamen Hassgefühle auf, die er nie für möglich gehalten hatte. Gefühle, von denen er geglaubt hatte, nie dazu fähig zu sein, solche zu empfinden. Ob … Ob solche Gefühle Menschen dazu brachten, andere umzubringen? War er … War er nun tatsächlich dabei, wirklich zu verstehen, wie sich … ein Mörder fühlte? Er spürte, wie er am Kragen gepackt wurde. Im nächsten Moment sah er direkt in die stechenden Augen des blutrünstigen Killers. »Begrüßt man so etwa einen Erwachsenen?« Seine Stimme triefte vor Sarkasmus, doch das war Conan in diesem Moment sowas von egal. Er war nahezu blind vor Hass. »Na wartet; das werdet ihr mir büßen!«, drohte er und schlug wild um sich und wollte nach dem Mann in Schwarz treten, doch es gelang ihm nicht. Vermouth beobachtete dieses Schauspiel, welches sich ihr bot, fast schon melancholisch. Silver Bullet und Angel. Welch eine Tragödie. Wie … wie konnte sie ihnen nur helfen? Konnte sie das überhaupt, ohne selbst auf der Schusslinie dieser vermaledeiten Organisation zu landen? Mit voller Wucht warf der großgewachsene Auftragskiller den kleinen Jungen gegen die gegenüberliegende Wand. Schmerzhaft prallte er dagegen und fiel keuchend zu Boden. Das hatte er nun davon, dass er ihnen ohne irgendwelchen genaueren Plan in die Falle getappt war. Aber er hatte keine andere Wahl gehabt. Nur ein einziges Ziel hatte er klar vor Augen: Rans Leben zu retten. Mehr nicht. Ein Versuch war es wert: »Jetzt habt ihr mich doch. Also nehmt mich und lasst sie gefälligst gehen!«, rief er ihnen ächzend entgegen und rappelte sich mühsam wieder auf die Beine. Diesmal war es Wodka, der sich amüsiert zu Wort meldete: »Bist du nicht ein brillanter Detektiv? Dann müsstest du doch wissen, dass ihr niemals hier lebend rauskommen werdet. Die Kleine weiß schon viel zu viel über uns, und du ebenso. Euer Ticket für’s Nirwana ist schon längst gebucht. Die Reise seid ihr auch schon angetreten. Wir sind nur so nett, euch noch dorthin zu befördern.« »Das hast du aber schön gesagt.« Erschrocken sahen die Beteiligten abermals zur geöffneten Tür. Ein großgewachsener, gut gebauter Mann, gänzlich in Schwarz gekleidet, stand neben dem Türrahmen. Seine Hände lässig in den Hosentaschen vergraben schritt er elegant ein. Seine Haltung war autoritär, hatte etwas Mächtiges, aber auch etwas äußerst Angsteinflößendes an sich. Sein aschblondes Haar trug er kurz zu einer lässigen, verstrubbelten Frisur. Sein Blick war klar und messerscharf. Seine Augen strahlten ein sattes Blaugrün aus. Ziemlich jung war er – vielleicht so um die Ende 20. Höchstens Anfang 30. Eine ziemlich ansprechende, äußere Erscheinung. Doch der Schein trügte. Der äußere Schein perfekt, doch seine Aura … Es war, als ob er die Aura des eiskalten Todes höchstpersönlich ausstrahlen würde. Mit jedem Schritt, den er ging, schien in einem Umkreis von einem Meter alles um ihn herum zu vereisen. So dauerte es nicht lange, bis der ganze Raum von einer beißenden Kälte erfüllt war. Conans Augen weiteten sich, als ihm sofort klar wurde, wer da vor ihnen stand. Anokata. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)