Seconds Of Sorrow (Teil 2) von Lina_Kudo (Sekunden des Leids (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 7: Horrible Nightmare ----------------------------- Kapitel 7: HORRIBLE NIGHTMARE Schrecklicher Albtraum Schweratmend rannte Conan zum Krankenhaus. Er hatte schon ein seltsames Gefühl in der Magengegend gehabt, als er vorhin das Krankenhaus verlassen hatte, doch durch ihr Zureden hatte er diese Vorahnung in den Hintergrund geschoben und sie verdrängt. Sich eingeredet, dass er einfach zu traumatisiert von den letzten Ereignissen war und deshalb nun so übervorsichtig war. Doch dieses Gefühl … hatte einfach nicht abgenommen. Im Gegenteil: Es war immer stärker und stärker geworden. So stark, dass er nun schon das Schlimmste befürchtete: Dass sich diese furchtbare Vermutung bewahrheiten würde. Oder vielleicht sogar schon bereits eingetroffen war. Mit einem Mal war in ihm plötzlich diese Angst eingeschlagen. Wie ein 100 Millionen Volt–Blitz. Und in diesem Moment war er sich plötzlich ganz sicher gewesen: Es war etwas passiert. Etwas Schreckliches. Mit Ran. »Nun warte doch mal!«, hechelnd rannte Ai ihm hinterher und hatte Mühe, ihm auf den Fersen zu bleiben. Er war schnell wie eine Rakete und auch seine Ausdauer war nicht von schlechten Eltern. Da konnte sie sich eine ganze Scheibe davon abschneiden. Aber sie war eben keine Sportlerin. Sie wunderte sich, dass er sich offensichtlich so sicher zu sein schien, dass etwas passiert war und fand, dass er damit ziemlich übertrieb. Aber vielleicht … vielleicht redete sie sich das auch nur ein, um sich selbst zu beruhigen. Sich selbst etwas vorzumachen und die Fassade, dass alles in bester Ordnung mit Ran war, aufrechtzuerhalten. Weil auch sie die bloße Vorstellung, dass ihr etwas zugestoßen war, nicht ertragen konnte. Doch sie konnte nicht ewig die Augen vor den Tatsachen verschließen. Das hatte sie von Ran gelernt. Je näher sie dem Krankenhaus kamen, desto mulmiger wurde ihr zu Mute. Allerspätestens, als sie das Krankenhaus betraten, verfiel sie plötzlich in Panik. Schweißperlen traten ihr auf die Stirn. Ihr Atem begann zu rasen. Ihr Herz schlug bis ins Unermessliche. Sie kannte diese Reaktion ihres Körpers. »Sie war hier«, brachte sie nur ein heiseres Keuchen heraus und sah ihr Gegenüber voller Panik an. Entgeistert weiteten sich seine Augen. Er war wie betäubt und glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Er verstand sofort, wen sie damit meinte. Nur bei einer Frau hatte Ai solche Todesangst. Vermouth. Wenn sie wirklich hier gewesen war, konnte das nichts Gutes heißen. Er rannte so schnell es ging auf ihr Zimmer zu. Doch als er reinstürmte und nur ein leeres Bett vorfand, waren seine schlimmsten Befürchtungen nun endgültig bestätigt. »Nein …«, flüsterte er verzweifelt und schnappte ächzend nach Luft. Das durfte nicht wahr sein. War jetzt wirklich sein allerschlimmster Albtraum wahr geworden? Hatte die Schwarze Organisation nun wirklich Ran in ihrer Gewalt? Aber … wie war das möglich? Warum gerade sie? Konnte es sein … War es denkbar, dass sie nun seine wahre Identität herausgefunden hatten? Natürlich – sonst würde das alles doch gar keinen Sinn ergeben! Aber wie …? In diesem Augenblick klingelte sein Handy. Wieder einigermaßen klar im Kopf kramte er es aus seiner Hosentasche. Ein kurzer Blick auf dem Display verriet ihm, dass der Anrufer seine Nummer unterdrückt hatte. Er ging ran und hielt das Mobiltelefon an sein Ohr. »Ja?« »Hallo Shinichi Kudo. Oder nein – jetzt hast du dir ja eine niedliche, neue Identität zurechtgelegt. Conan Edogawa, richtig?« Conan hatte das Gefühl, dass ihm das Herz stehen geblieben war, als er die raue Stimme am anderen Ende der Leitung vernommen hatte. Gin. Sie wussten es also. Und sie hatten Ran. So eine verfluchte Scheiße! »Wo ist sie?«, schrie er in den Hörer. Es kümmerte ihn nicht, wenn er damit die Aufmerksamkeit sämtlicher Krankenpatienten, Krankenschwestern oder Ärzte in seiner Umgebung auf sich lenkte. Daran verschwendete er nicht einen einzigen Gedanken. All seine Gedanken und Sorgen kreisten einzig und allein um Ran. »Ungeduldig wie eh und je. Na ja, immerhin rennst du ja schon seit geraumer Zeit der Zeit nur hinterher, nicht wahr?« Ein kurzes, höhnisches Lachen drang in sein Ohr. Es widerte ihn so an, dass die Nackenhaare sich ihm aufstellten. Oh Gott, hoffentlich ging es ihr gut. Hoffentlich hatten sie ihr noch nichts getan. Hoffentlich … lebte sie noch. »Wehe, ihr krümmt ihr auch nur ein Haar, dann …«, fauchte Conan blind vor Wut in den Hörer, wurde aber von Gin unterbrochen. »Was dann? Du bist dir wohl nicht ganz bewusst, in welcher Situation du dich gerade befindest, oder? Du kannst es dir eigentlich nicht leisten, den Mund so voll zu nehmen und hier auch noch mit Drohungen um dich zu werfen. Dir ist schon klar, dass ich sie jetzt sofort kaltmachen könnte, oder? Also pass auf, was du sagst.« Gin klang amüsiert, und in dem Moment wäre es Conan beinahe hochgekommen. Das Schlimme daran war ja: Gin hatte Recht. Das war sicherlich nicht eine seiner genialsten Aktionen gewesen. Wie konnte er nur so unfassbar dumm sein? Ai hatte sich, seitdem sie im Zimmer waren, ohnehin nicht mehr rühren können. Sie war wie versteinert, als hätte sie in die Augen der Medusa höchstpersönlich hineingesehen. Diese Aura von Vermouth … Sie ging ihr durch Mark und Bein und ließ sie vor Angst fast wahnsinnig werden. Der Anruf Gins hatte ihren Zustand nur noch weiter verschlimmert. Ihre Knie hatten endgültig nachgegeben und sie sackte in sich zusammen. Verzweifelt hielt sie sich den Kopf und starrte ausdruckslos den Boden vor ihren Füßen an. »Auch wenn es nett ist, mit dir zu plaudern, möchte ich langsam zum Punkt kommen. Wie du dir ja denken kannst, ist deine kleine Freundin nun bei uns. Bis zum Sonnenaufgang geben wir dir Zeit, herzukommen. Kommst du später, wirst du hier nur ihre Leiche antreffen. Ach, und ohne Polizei, FBI oder sonstigen Leuten. Du kommst alleine und weihst niemanden ein. Finden wir da etwas heraus, ist sie sofort tot; aber das versteht sich ja von selbst. Du bist doch ein kluges Köpfchen.« Conan nahm all seine stählernen Nerven zusammen und holte tief Luft. Die alte Souveränität kehrte zu ihm zurück. Er musste sich einfach zusammenreißen, wenn er Ran befreien wollte. In Panik zu verfallen würde ihm überhaupt nichts bringen. »Wohin?«, fragte er mit ernster, gefasster Stimme. »Na in unserem Versteck, wo denn sonst? Beweise uns deine detektivischen Fähigkeiten und finde selbst heraus, wo es sich befindet. Aber heute will ich mal nicht so sein …« Blitzschnell holte er sein kleines Notizbuch heraus und notierte sich alle Hinweise – dabei das Zittern seiner Hand ignorierend, die seine Schrift fast bis zur Unleserlichkeit verunstaltete. »Und woher soll ich wissen, ob ihr sie nicht schon längst umgebracht habt?«, fragte er in den Hörer und biss sich auf die Zähne. Abermals mahnte er sich, ruhig zu bleiben und die Nerven zu behalten. Das gestaltete sich jedoch als beinahe unmöglich, denn allein die Vorstellung, dass sie ihr etwas antaten, trieb ihn in den Wahnsinn und brachte ihn um den Verstand. »Shinichi! Shinichi, bitte komm nicht! Das darfst du nicht tun!« Sein Herz machte einen Satz. »Ran!«, brüllte er laut in den Hörer, doch als Antwort bekam er nur einen dumpfen Schlag zu hören. Geschockt wich jegliche Farbe aus seinem Gesicht. Sie hatten ihr etwas getan! Sie hatten ihr verdammt noch mal etwas getan! »Das Spiel kann beginnen!« In der nächsten Sekunde wurde aufgelegt. Vollkommen außer sich ließ er die Hand, die sein Handy hielt, fallen, während er an der anderen das Notizbuch hatte und fieberhaft versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte schon vor Monaten herausgefunden, wo sich ihr Versteck befand. Schon damals war er kurz davor gewesen, um zuzuschlagen. Doch da hatten ihm ja der Amoklauf und Rans Koma völlig aus der Bahn geworfen. Und doch wollte er nun kontrollieren, ob die Hinweise mit seinem starken Verdacht übereinstimmten, um jeden Funken Zweifel auszuschließen. Jedoch kam ihm immer wieder die Tatsache in den Sinn, dass sie sie höchstwahrscheinlich geschlagen hatten, sodass sich die Hinweise plötzlich wie kryptische Schriftzeichen vor ihm verschlüsselten. Sie hatten ihr etwas angetan. Sie hatten ihr etwas angetan. Sie hatten ihr etwas angetan. »Das darf doch alles nicht wahr sein!«, brüllte er am Rande der Verzweiflung und sackte in sich zusammen. Erst, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und er in die blauen Augen seiner Leidensgenossin blickte, kam er wieder zur Besinnung. Ihre Anwesenheit hatte er ja vollkommen ausgeblendet; hatte ganz vergessen, dass sie auch noch da war. »W– Was willst du jetzt tun? Du wirst ihnen nicht direkt in die Falle rennen, oder? Genau das ist es, was sie wollen!«, fand Ai ihre Sprache wieder und sah ihn besorgt an. Ein spöttisches Lachen verließ seine Kehle. Er war wohl wirklich verrückt geworden. »Dass es sich hier um eine Falle handelt – darauf wäre ich fast selbst gekommen. Danke für die Info, Haibara! Ich soll also nicht hingehen? Ist das dein Vorschlag? Sie einfach sterben lassen? Sie wissen jetzt, wer ich bin und wo ich mich aufhalte. Sie werden mich so oder so kriegen. Dieses Spiel mit Ran treiben sie nur, um mich wirklich von innen zu brechen, damit ich am Ende auf dem Boden vor ihnen hinknie und sie darum bettle, mich umzubringen statt sie. Aber das ist mir alles vollkommen egal. Ich will nur eins: Ran retten. Und du wirst mir dabei nicht im Weg stehen, haben wir uns verstanden? Niemand wird das!« Er fand während dieser Worten nach und nach zu seiner alten Entschlossenheit zurück und erhob sich. »Ich werde sie finden und retten, und wenn es das Letzte ist, was ich tun werde!« Ungläubig blinzelte Ai ihn an, sah aber ein, dass er Recht hatte. Ran war doch auch ihr wichtig geworden – nur ihre Angst hatte sie egoistisch denken lassen. Nun wurde es aber an der Zeit, sich dieser Angst zu stellen. Denn nur so würden sie es schaffen, am Ende vielleicht sogar rauszukommen und die schreckliche Vergangenheit hinter sich zu lassen. Und endlich ein neues Leben zu beginnen. »Dann komme ich mit!« Heftig schüttelte der Braunhaarige den Kopf. »Nein, sie wollen, dass ich ganz alleine komme. Breche ich irgendeine Bedingung, werden sie ihre Drohung sofort wahr machen. Im Grunde genommen durftest du eigentlich auch gar nichts davon mitbekommen. Du bleibst hier und tust gefälligst so, als ob nie etwas passiert ist und hältst mir den Rücken frei, alles klar?« Als Ai ihn bloß unverwandt anstarrte und keine Anstalten machte, etwas darauf zu erwidern, wurde er sauer. Er hatte nicht ewig Zeit. Genau genommen nur ungefähr fünf Stunden. Bis zum gefürchteten Sonnenaufgang. Mit zusammengebissenen Zähnen funkelte er sie drohend an. »Ich warne dich: Wehe, du informierst irgendwen darüber und Ran wird deswegen umgebracht. Das werde ich dir niemals verzeihen. Niemals! Ich werde sie da alleine rausbringen!« Er machte kehrt und rannte los. Rannte, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Als würde er um sein Leben rennen. Mit ausdruckslosem Blick sah sie ihm hinterher, ballte ihre Hände zu Fäusten und sah betrübt aus dem Fenster heraus. »Nicht nur du. Ich würde mir das selbst niemals verzeihen können.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)