Die Keksflüsterin von Susuri ================================================================================ Kapitel 10: Immer nur eins -------------------------- Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich in meiner Musikschule die Vorfälle seltsamen Gebäcks sich häufen... (Ja, ich habe das in „seltsames“ und „unseltsames“ Gebäck unterteilt!) Letzten Montag, hatte ich vorm Gesangsunterricht noch eine viertelstunde Zeit, und da endlich mal die Sonne raus gekommen war setzte ich mich gemütlich auf die Treppe, zur Eingangstür und beobachtete die Leute. Neben Leuten in meinem Alter, Eltern, Großeltern und wahrscheinlich Lehrern, kamen zwei Kinder, deren Mutter ein Stück zurück lag, um die Ecke. Die beiden waren wirklich herzallerliebst; höchstens vier und in unglaublich süße Jäckchen gekleidet. Jedenfalls aber hielt eine von den beiden, ich schätze mal die etwas ältere, eine Packung P.-Rolle Kekse in der Hand und belehrte ihre Schwester: „Nimm dir ruhig noch einen, aber pack ja nicht alle an!“ Ich verzog schon das Gesicht in der Erwartung einer frechen Antwort des Gebäcks und es enttäuschte mich nicht: „Mir wäre es lieber wenn diese verdammten Kinder-Griffel gar nicht erst in meine Nähe kämen!“, fluchte ein Keks. Ein anderer erwiderte: „Als ob die mich antatschen würde, wobei ich doch ganz unten liege, diesen Kindern fehlt es definitiv an Gehirn!“ In mir regte sich der Hass gegen boshafte Kekse und ein tiefes Mitleid für die kleinen niedlichen Mädchen, so dass ich mich von meiner Treppe erhob und zielgerichtet auf die Kinder zuging. Ohne Nachzudenken riss ich dem einen Mädchen die Packung, das mich mit großen Augen anstarrte. „Unsere Rettung!“, schrien die Kekse erfreut, doch mein Plan sah anders aus. Mit großen Bewegungen riss ich die Packung auf und ließ den Inhalt auf den Bürgersteig fallen. „Was tut sie da?“, brüllte es nun panikerfüllt vom Boden aus, doch meine Rache für die kleinen Kinder war unstoppbar und so nahm ich ein wenig Anlauf und begann auf den Keksen herum zuspringen. Das war der Moment, in dem die Kinder anfingen zu schreien. Ihr Geweine holte mich aus meiner „Trance“ heraus und erst jetzt realisierte ich wirklich, was ich gerade tat. Augenblicklich stoppte ich in der Bewegung und sah in die Gesichter der Kinder, auch spürte ich, wie sich die Blicke aller umstehenden tief in meinen Rücken bohrten. Eine Großzahl von Flüchen schoss mir durch den Kopf und ich biss mir auf die Zunge, da ich vermutete, die Lage dadurch nicht wirklich zu bessern. Jetzt war auch die Mutter angekommen und fuhr mich mit hochrotem Kopf an: „Was haben Sie getan? Warum zertreten Sie meinen Kindern die Kekse?“ Sie sah so aus, als würde sie mir am liebsten an die Gurgel gehen. Leise stammelte ich eine Entschuldigung und flüchtete mit gesenktem Kopf in das Gebäude. Als ich in das Zimmer meines Lehrers trat, legte dieser bei meinem Anblick behutsam sein Brötchen, in das er eben gebissen hatte, beiseite. „Nicht dass du mir mein Mittagessen auch noch zertrittst!“ Höhnisches Gelächter des Brötchens. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)