Die Keksflüsterin von Susuri ================================================================================ Kapitel 8: Liebesbeweis ----------------------- Es ist ja bald Weihnachten, nicht? Da muss man natürlich auch mal anfangen Kekse zu backen! Da Mama und Papa ja eine Bäckerei haben ist das prinzipiell auch kein Problem. Ja, aber eben auch nur prinzipiell... Letztes Wochenende wollten meine Mutter und ich Plätzchen backen, bei uns oben in der Wohnung und nicht in der Backstube, schlicht und ergreifend deshalb, weil es in unserer kleinen Küche viel gemütlicher und heimeliger ist als im großen Backraum der Bäckerei... Das Problem an unserer Back-Aktion war allerdings, dass wir oben nicht mehr genug Mehl, Margarine und Zucker hatten und die Vorratskammer, zu der nur mein Vater einen Schlüssel hat und der gerade auf Reisen war, abgeschlossen war. Also sagte meine Mutter mit bittender Stimme und riesigen Augen: „Meike, würdest du bitte einkaufen gehen?“ Auch das war prinzipiell kein Problem, nur hatten wir leider Sonntag und prinzipiell haben Sonntags alle Läden zu. Langsam nervt das mit dem „prinzipiell“, denn immer läuft es auf etwas Schlechtes hinaus. Das blöde nämlich ist, dass in der ganzen Stadt nur ein Laden vorhanden ist, der alles was wir brauchten verkauft und der auch an Sonn- und Feiertagen auf hat. Der Lidl am Neustädter Bahnhof. Wenn man mal davon absieht, dass es in dem gesamten Laden wie in einer Schwimmbadtoilette riecht und dass die Menschen, die da rum laufen... dem Laden entsprechend sind, darf man eines nicht übersehen: An den Kassen muss man mindestens zwanzig Minuten an den Kassen anstehen. Also fuhr ich mit der S-Bahn zum Bahnhof, kaufte mir im hiesigen Zeitungs-/Buchladen noch was zu lesen (Band eins von „Die Schokohexe“) und ging mit angehaltenen Atem in den ekligen Laden. Die abscheulichen Gerüche stiegen mir sofort in die Nase und ich musste mich echt zurückhalten nicht aus dem Laden zu rennen. Bei aller Liebe zum Plätzchen (auch wenn ich sie nicht esse, alleine das Herstellen macht Spaß!) ALLES tat man dann doch nicht... Aber ich stellte mich tapfer der Herausforderung und lief weiter. Nach einiger Suche entdeckte ich als erstes Margarine und dann den Zucker. Und dann musste ich natürlich noch das Mehl holen. Ach du grüne Güte. Freudige Schreie kamen mir entgegen, als ich den Beuteln Mehl näher kam. „Meike, Meike! Rette uns!“ „Hier, nimm mich!“ „Ich bin das beste Mehl!“ „Ich will hier weg!“ Blindlings griff ich nach einem und lief schnellen Schrittes zur Kasse. Weg von dem Lärm! „Danke, dass du mich erwählt hast, Meike!“, sagte das pfundschwere Mehl in meinem Arm. Leicht nickte ich ihm zu. „Jaja, ist schon gut!“, sagte ich und versuchte dabei kaum den Mund zu verziehen. Obwohl, in diesem Laden der komischen Leute würde ich wahrscheinlich gar nicht auffallen... Ich reihte mich hinter einem dicken Mann und seiner genauso gebauten Frau ein. Sie redeten scheinbar gerade über diesen Laden. „Es ist abscheulich hier!“, klagte die Frau und verzog das Gesicht. „Voll eklig!“ Ihr Mann nickte, wobei seine Kinne unnormal wackelten. „Wir sind hier auch nur aus einem Notfall heraus...“ „Die sehen so aus, als könnten sie hier einziehen!“, meinte das Mehl gehässig. „He! Beurteile andere Leute nicht nach ihrem Aussehen, dass ist nicht nett!“, tadelte ich. „Ich bin nicht nett und die sind fett!“, johlte es freudig. Verdammt, was hatte ich mir da für ein dummes Mehl geholt... „Die sind nicht fett, sondern einfach nur etwas gut bei Leibe“ Auf einmal drehte sich das Paar vor mir um. „Fett? Meinst du damit uns?“, fragten sie und blinzten mich aus ihren kleinen Augen boshaft an. Erschrocken wich ich ein Stückchen zurück. „Ich, nein... Ich meine...“, stammelte ich unsicher. In was für eine Situation mich das Mehl immer bringt! Ich hasse es! Der Mann trat einen Schritt näher an mich heran und ballte die Faust. „Na Kleine, willste Ärger?“, lallte er wütend. Jetzt roch ich deutlich, dass er auch noch angetrunken war. „Nein... ich...“ Ich wich noch ein Stück zurück und prallte gegen einen Einkaufswagen. „Verdammt! Kannst du nicht aufpassen!“, schimpfte der Wagenbesitzer. Entschuldigend ging ich wieder nach vorne, wo immer noch der böse Dicke auf mich wartete. „Mehl!“, zischte ich leise. „Was soll ich zur Hölle tun?“ Ich glaube, hätte es Schultern gehabt, hätte es mit ihnen gezuckt. „Meike, weißt du, da bin sogar ich überfordert!“ Super! Da kam der Mann an der Kasse dran. Erleichtert atmete ich aus, doch als er fertig war und ich sah, dass er stehen blieb lief mir ein Schauder des Entsetzens über den Rücken. Langsam bezahlte ich meine Einkäufe: zwei Packungen Margarine, das Mehl, einmal Zucker und ein kleines Päckchen Schoko-Kringel, ohne dabei den Mann aus den Augen zu lassen. Als ich fertig war blickte er mich feindselig an und trat auf mich zu. Plötzlich hatte ich die Erkenntnis! Ich öffnete unauffällig die Schoko- Kringel und als der Mann einen Schritt auf mich zumachte schmiss ich ihm sie ins Gesicht. Der Mann schrie wütend auf und ich machte, dass ich davon kam. „Go Meike! Go Meike!“, johlte das Mehl. Wenn das nicht ein Liebesbeweis für Plätzchen ist, dann weiß ich auch nicht!  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)