Majestulös von Phase (Beiträge zu den Quartalswettbewerben) ================================================================================ Kapitel 3: Erinnerst du dich an Las Vegas? ------------------------------------------ Wie genau es passiert war, konnte sich keiner der beiden so wirklich erklären. Aber es war passiert, das ließ sich nicht abstreiten. Sie konnte dafür jedoch noch nicht einmal den übermäßigen Alkoholkonsum verantwortlich machen – immerhin hatte sie keinen Tropfen Alkohol getrunken. Ob ihr irgendjemand etwas in ihr Getränk gemischt hatte? Anders konnte sich Jasmin absolut nicht vorstellen, wie sie ausgerechnet in Johnny McGregors Bett gelandet war. Vielleicht lag es aber auch einfach nur am Fluch dieser verdammten Stadt – schließlich hieß es nicht umsonst ‚what happens in Vegas, stays in Vegas‘. Sie verfluchte in Gedanken die Tatsache, dass sie überhaupt an diesem dämlichen Ausflug teilgenommen hatte, obwohl sie von Anfang an ein schlechtes Gefühl gehabt hatte. Aber es war zu reizvoll gewesen: Die BBA hatte junge Nachwuchs-Beyblader aus Europa zu einer Trainingswoche eingeladen – mit minimaler finanzieller Eigenbeteiligung, sofern gewisse Voraussetzungen gegeben waren, die die Teilnehmerzahl auf ein Minimum beschränkten. Versprochen war ein Mentoring-Programm mit erfolgreichen Beybladern gewesen. Bekommen hatten sie die Majestics. Die anfängliche Begeisterung ob der Betreuung hatte schnell nachgelassen, als sich zudem herausgestellt hatte, dass (der in ihren Augen durchaus gutaussehende) Johnny McGregor ein mehr als offensichtliches Problem mit ihr oder ihrem Beybladestil hatte – vielleicht auch mit beidem. Er nörgelte an allem Möglichen herum und als sie ihn deshalb anzickte, zeigte sich deutlich, dass sie so gar nicht miteinander klar kamen. Es endete damit, dass sie die Trainingsgruppe wechseln musste und zu Oliver kam, was ihr nur recht war. Das Training verlief reibungslos und die Woche verging fast wie im Flug. Mit dem Schotten hatte sie glücklicherweise nur noch bei den Mahlzeiten und während des Abendprogramms zu tun. Zumindest bis zur Abschlussfeier. Was genau passiert war, dass sie beide gemeinsam im Hotelzimmer endeten, wusste sie nicht mehr. Auch an die Nacht konnte sie sich nicht erinnern. Aber eindeutiger hätte die Situation wirklich nicht sein können. Was nun? Neben ihr begann sich Johnny, der bis eben noch ruhig geschlafen hatte, zu regen und er schlug die Augen auf. Als er Jasmin neben sich erkannte, keuchte er erschrocken auf und fiel beinahe rückwärts aus dem Bett. „What the fuck?!“ „Ja, ich denke das trifft es vermutlich recht gut“, kommentierte Jasmin trocken, während sie die Decke ein wenig höher zog und den Schotten aufmerksam musterte, der sie wie eine gefährliche Giftschlange anstarrte. „Soll das ein schlechter Scherz sein?“ Für einen kurzen Augenblick überlegte Jasmin mit einem bissigen Kommentar zu kontern, hielt sich dann jedoch zurück – immerhin waren ihr kurz nach dem Aufwachen exakt die gleichen Fragen durch den Kopf gegangen. „Ich will dich mit Sicherheit nicht enttäuschen, aber Tatsache ist“, meinte sie mit bemüht ruhiger Stimme, „dass das Sperma sicherlich nicht von mir hier platziert wurde.“ Sie deutete auf ein paar Flecken auf der Decke und Johnny erstarrte, blickte ihr mit entsetzter Miene ins Gesicht, fast so, als hoffe er zu erkennen, dass sie ihn doch nur hereinlegen wollte. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dich gevögelt zu haben!“, rechtfertigte er sich, wobei er recht aufgebracht wirkte. „Tja, und ich kann mich nicht daran erinnern gevögelt worden zu sein. Und trotzdem liegen wir nun beide hier“, Jasmin war selbst erstaunt, wie ruhig sie die Tatsache hinnahm. Vermutlich gerade weil sie sich nicht erinnerte. So blieben ihnen doch andere Peinlichkeiten erspart. „Es lässt sich nun sowieso nicht mehr ändern. Auch wenn ich mich wirklich frage, warum ich ausgerechnet mit dir im Bett gelandet bin.“ Johnnys Blick verdüsterte sich. „Versteh mich nicht falsch, Mädchen. Ich habe wirklich nichts gegen dich. Aber das ist wirklich inakzeptabel.“ Sein Gegenüber sah ihn skeptisch an und zog die Augenbrauen nach oben. „Was?!“ „Dafür, dass du angeblich nichts gegen mich hast, hast du mich die vergangene Woche ziemlich nieder gemacht“, Jasmin lehnte sich zurück und ließ sich in das weiche Kopfkissen plumpsen. „Sofern ich mich recht erinnere, beruhte das ja wohl auf Gegenseitigkeit“, Johnny zögerte einen Augenblick, biss sich auf die Unterlippe und wich ihrem Blick aus, „Ich habe kein Problem damit, wenn mir jemand Paroli bietet. Ich finde das... sexy.“ „Moment! Du warst doch derjenige, der mich aus deiner Gruppe gekickt hat!“ „Wie bitte? Wenn ich mich recht erinnere, hast du das beantragt!“ Sie starrten sich an und ihnen wurde klar, dass in der ganzen Angelegenheit noch eine dritte Person eine größere Rolle spielen musste. Sie konnten nicht ahnen, dass sie diesen Umstand Candy, Johnnys recht gut beybladender Exfreundin, zu verdanken hatten. Vermutlich war sie es auch gewesen, die ihnen irgendetwas in die Getränke gegeben hatte – um Johnny abzuschleppen und Jasmin, von der sie bemerkt hatte, dass Johnny ein gewisses Interesse an ihr hegte, mit einem anderen Kerl los zu werden. Pech nur, das dieser Plan daneben gegangen war und nun alle drei Parteien mit dem Ausgang nicht sonderlich glücklich waren. Johnny fuhr sich durch die Haare, dachte über seine Karriere und die Klatschpresse nach und wie schon so manches Mädchen ihn dazu ausgenutzt hatte, für ein paar Tage bekannt zu werden. Er musterte Jasmin kritisch. „Das Alles bleibt unter uns, verstanden? Zu niemandem ein Wort!“ „Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas, nicht wahr?“ Und so war es tatsächlich zunächst gewesen. Johnny hatte erwartet, dass dennoch ein großer Skandalartikel über ihn in den Zeitungen kam, doch er wartete vergebens. Das Mädchen hielt Wort und im Gegensatz zu manch anderen Beziehung, die er gehabt hatte, lag sie ihm auch nicht in den Ohren mit dem, was passiert war. Bei den deutschen Beyblademeisterschaften, die drei Wochen später stattgefunden hatten und bei denen sich Jasmin wie zu erwarten im Viertelfinale an Robert die Zähne ausgebissen hatte, trafen sie sich wieder. Ihr Wiedersehen endete, wie es enden musste: Sie hatten sich in den Haaren und es folgte ein Date, das im Desaster endete – aber sie beide waren darin übereingekommen, dass sie das unbedingt wiederholen müssten. Zwei weitere Wochen später, in denen sie sich relativ regelmäßig gesehen hatten, stand Jasmin vor der Tür zu Johnnys Arbeitszimmer. Sie holte tief Luft, klopfte an und als die Bestätigung kam, trat sie ein. Der Schotte schien gerade etwas an seinem Computer zu arbeiten, blickte jedoch auf, als sie herein kam und nickte ihr kurz zu. Für einen Augenblick wartete sie, bis Johnny fertig getippt hatte. Als er seine Arbeit beendet hatte, stand er auf und trat zu ihr, um ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund zu geben. Weiter waren sie in ihrer Beziehung noch nicht gekommen. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du heute vorbei kommst. Was ist los?“ „Wir müssen reden. Über das, was in Las Vegas passiert ist.“ Für einen kurzen Augenblick herrschte Stille zwischen ihnen, dann verschränkte Johnny die Arme vor der Brust und lehnte sich mit düsterem Gesichtsausdruck gegen seinen Schreibtisch. „Wir hatten gesagt wir vergessen die Sache und reden nicht wieder darüber.“ Seine ganze Haltung verriet, dass er einem Gespräch zu diesem Thema nicht sonderlich wohlwollend gegenüber stand und es wohl eher darin enden würde, dass er sie rauswarf, als dass sie sich tatsächlich wie normale Menschen unterhalten würden. „In Ordnung“, murmelte Jasmin genervt. Sie fuhr sich durch die kurzen Haare und musterte Johnny aufmerksam. „Ich war heute bei meinem Frauenarzt, um mir die Pille verschreiben zu lassen.“ Für einen kurzen Augenblick glaubte sie, eine Mischung aus Erstaunen und einer gewissen Befriedigung auf dem Gesicht ihres Fast-Freundes zu sehen, dann setzte er ein selbstgefälliges Grinsen auf, das jedoch zu ihrer Genugtuung verschwand, als sie weitersprach: „Er hat gemeint, dass ich mir das ein bisschen früher hätte überlegen sollen.“ „Was?“ „Ich bin schwanger.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)