Sommer unter dem Sternenhimmel von Alaiya (Wenn Welten aufeinander treffen) ================================================================================ Epilog: 別 --------- Der Himmel über Naha war noch dunkel, während Hoshie an Natsukis Seite auf dem Futon in ihrem Zimmer lag. Sie hatten einander eng umarmt, doch sprach keiner von ihnen. Es war ruhig im Haus. Immerhin waren es ja auch Ferien. Nun, zumindest noch, denn schon in wenigen Tagen würden die Vorlesungen wieder anfangen und die Kurse wieder weitergehen und das, obwohl es noch immer viel zu heiß war, als dass Hoshie sich hätte konzentrieren können. Doch daran dachte Hoshie im Moment nicht einmal. Alles, woran sie dachte, war Natsuki, die ihren Kopf nun etwas streckte, um sie zu küssen. Dabei wusste Hoshie, dass Natsuki bald gehen würde, zurück in die Welt, aus der sie kam und sie war sich nicht sicher, was dann sein würde. Was würde sie dann machen? Es war seltsam, dachte sie. Immerhin hatte der Sommer so normal begonnen. Ja, zu Beginn des Sommers waren Drachen, Shiisa und Geisterweisen etwas gewesen, dass in ein Märchenbuch oder einen Anime gehörte, nicht jedoch ins alltägliche Leben. Immerhin war es nichts, an dass sie geglaubt hatte. Zu Beginn des Sommers hatte sie sich Gedanken darüber gemacht, über welches Thema sie die Ausarbeitung über Meeresleben, die sie über die Ferien auf hatten, genau schreiben sollte. Den Aufsatz hatte sie letzten Endes nicht einmal begonnen. Sie hatte sich auch Gedanken darüber gemacht, was sie mit den Kommilitonen, die in der Stadt blieben, unternehmen und ob sie zu ihren Eltern nach Osaka fahren sollte, doch weder hatte sie es geschafft, irgendetwas mit ihren Freunden zu machen, noch hatte sie in den letzten Wochen bei ihren Eltern auch nur angerufen. „Hoshie“, flüsterte Natsuki nun. Hoshie öffnete die Augen und sah sie an, sich dessen bewusst, dass sie schon wieder weinte. Sie kam sich beinahe kindisch deswegen vor. Immerhin war sie normal keine Heulsuse, doch in den letzten Tagen, hatte sie so viel geweint. „Ist es schon soweit?“, fragte Hoshie leise. Natsuki strich über ihre Wange. „Noch nicht“, erwiderte sie und lächelte sie an, konnte dabei aber nicht verbergen, dass auch sie von Trauer erfüllt war. Nun war es Hoshie, die ihre Freundin küsste. Dabei dachte sie nicht einmal darüber nach, ob es seltsam war, wenn sie Natsukis ursprüngliche Gestalt bedachte. „Ich werde dich vermissen“, flüsterte sie dann und wunderte sich beinahe darüber. Immerhin war sie zu Beginn der Ferien beinahe genervt gewesen von dem Mädchen mit dem flammenden Haar, das eigentlich ein legendäres Ungeheuer war und nicht zu wissen schien, wie man sich richtig benahm. Sie wusste nicht einmal, wann es sich geändert hatte. Als sie sich damit abgefunden hatte, dass sie auf einmal magische Kräfte hatte – dass so etwas überhaupt existierte? Als sie merkte, dass die Situation Natsuki ebenso wenig gefiel, wie ihr selbst? Sie konnte es wirklich nicht sagen. Doch eine Sache wusste sie sicher: Sie wollte nicht mehr von ihr getrennt sein, von Natsuki, so verrückt es auch wahr. Sie merkte, dass der Himmel draußen langsam heller wurde. Erste violette Streifen erschienen an ihm und ließen die Sterne verblassen. „Ich werde dich so sehr vermissen“, flüsterte Hoshie nun mit brüchiger Stimme. „Ich dich auch.“ Wieder küsste Natsuki sie sanft. „Ich werde es vermissen bei dir zu sein.“ Sie sahen sich an, als wüssten sie nicht wirklich, was sie sagen sollten. Keiner von ihnen hatte jemals etwas wie „Ich mag dich“ oder „Ich liebe dich“ gesagt, doch sie wussten, dass solche Worte den Abschied nur noch schwerer gestalten würden, weshalb sie schwiegen. Sie wussten es letzten Endes auch, ohne es laut auszusprechen. Hoshie schien es, als hätte der Morgen es an diesem Tag besonders eilig anzubrechen, denn der Himmel wurde zusehends heller. „Werde ich dich jemals wiedersehen?“, fragte sie schließlich und fürchtete die Antwort gleichzeitig. Natsuki sah sie mit traurigem Blick an. „Ich weiß es nicht.“ Wieder küsste sie sie. „Vielleicht.“ Sie wandte sich zum Fenster um und seufzte. „Bleib“, begann Hoshie noch einmal, wusste jedoch, dass keiner von ihnen eine Wahl hatte. Noch einmal küsste Natsuki sie sehnsüchtig und sie erwiderte ihren Kuss und strich dabei vorsichtig durch das Haar der anderen. „Ich wäre so gern ein Mensch“, flüsterte Natsuki. „Dann könnte ich bei dir bleiben. Dann wäre ich all diesen dummen Traditionen nicht unterworfen.“ Wieder küsste sie sie, riss sich dann aber los und richtete sich auf. Sie machte sich nicht die Mühe sich anzuziehen, sondern öffnete einfach nur das Fenster. Dann sah sie sich noch einmal zu Hoshie um. „Vergiss mich nicht, Hoshie“, hauchte sie und sprang dann aus dem Fenster, wobei sie wieder die Gestalt einer Shiisa annahm, die dem Himmel und damit den verlöschenden Sternen entgegen lief. Hoshie richtete sich kraftlos auf und sah ihr hinterher, so gut es durch den Schleier der Tränen hindurch ging. „Niemals“, flüsterte sie dann. „Ich werde dich niemals vergessen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)