Das Lied von Leben und Tod von SummerBreeze ================================================================================ Kapitel 3: Zwischen Herz und Verstand ------------------------------------- „Willst du nach Hause?“ fragte der schwarzhaarige junge Mann neben ihr. Sie schüttelte den Kopf. Wo war ihr zu Hause? Wann zuletzt hatte sie ein richtiges zu Hause gehabt? Es hatte den Anschein, dass ihr dieses Privileg nicht gewährt wurde. Die Menschen, die sie ihre Familie nannte, wollten sie offenbar nicht bei sich haben. Nach und nach verließen sie Sakura. Sie schoben sie von sich ohne jegliche Rücksicht auf ihre Gefühle zu nehmen. Sie reichten sie weiter, gleichwie ein lebloser Gegenstand, gleichwie ein wertloser Gegenstand. Sakura seufzte. Ihr kam es so vor, als ob ihr Kopf augenblicklich zu explodieren drohte. Dieser fortdauernde Schmerz tief in ihrer Seele raubte ihr regelrecht die Kraft. Sie wollte dass er aufhört! Sie wollte schreien! Sie wollte weinen! Doch nichts geschah. Kein Laut, keine Träne, kein Schmerz verließ sie. Anscheinend wollten ihre Wunden einfach nicht heilen. Sasuke war erstaunt über das Verhalten des Mädchens. Als er Sakura vorhin am Boden entdeckte, war er sich sicher, dass sie kurz vorm Zusammbruch stand. Er war sich so sehr sicher, dass es ihn nun umso mehr verblüffte, wie außergewöhnlich gefasst sie doch wirkte. So hatte es zu mindestens den Anschein. Seit sie im Auto saßen, schaute sie gedankenverloren aus dem Fenster. Doch das konnte er ihr kaum verdenken. Es gab wahrscheinlich kaum eine Person, die dermaßen beherrscht auf eine derartige Situation reagiert hätte. Er konnte es sich nicht erklären, doch von ihr ging eine Anziehungskraft aus, die ihn ganz und gar verschluckte. Hatte er sich womöglich in ihr getäuscht? War dieses Mädchen womöglich ganz anders, als er anfangs annahm? Das war sowas von lächerlich, dachte er sich sofort. Er kannte sie doch alle! Sie waren doch alle gleich! Nur verschiedene Namen, nur verschiedene Gesichter. Sasuke hatte genug von diesen falschen Menschen. Er würde jetzt sicherlich nicht damit anfangen für irgendeine von ihnen etwas zu empfinden. „Wo sind wir?“ fragte Sakura benommen, als er anhielt. Ihr Kopf dröhnte vor Schmerzen und noch während sie sprach, war es ihr plötzlich egal, wo sie sich befanden. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe. Sie wollte einfach nur, dass dieser verdammte Tag ein Ende fand. Sie wollte einfach nur, dass dieser fürchterliche Schmerz sie losließ. „Wir gehen zu mir.“ antwortete der Uchiha ohne sie eines Blickes zu würdigen. „Du solltest dich duschen gehen bevor du dich erkältest. Ich werde dir einige Sachen raus legen.“ sprach Sasuke in einem leicht unterkühltem Ton und zeigte ihr den Weg ins Bad. Sie hatte schon ganz vergessen, dass sie vom strömenden Regen total durchnässt war. Sie war derart in ihren Gedanken versunken, dass ihre physische Verfassung ihr gleichgültig erschien. Ihr ganzes Leben erschien ihr gleichgültig. Das was sie als „ihr Leben“ bezeichnete, war nur eine Aneinanderreihung von Elend und Unglück. Ihr ganzes Dasein kam ihr wie eine Tragödie vor. Was hatte sie für einen Zweck? Was war Gottesplan für sie? Konnte ihr Jemand bitte erklären, wozu sie überhaupt noch lebte? Dieses ganze Drama nahm einfach kein Ende. Sobald sie sich vom Boden aufrichtete, stolperte sie über ein weiteres Hindernis. Sobald sie sich etwas aufbaute, brach es in sich zusammen. Sobald sie versuchte zu vergessen, holte sie die Vergangenheit ein. Sie lebte in einem Teufelskreis von Kummer und Leid. Ohne Anfang, ohne Ende … Das warme Wasser auf ihrer nackten, kalten Haut ließ Sakura kurz zusammenzucken. Nur langsam holte es ihren unterkühlten Körper wieder ins Leben. Sie genoss den warmen Wasserstrahl und für einen Moment schien es so als ob er den ganzen Schmerz von ihr spülte. Sie atmete tief durch und versuchte ihre Gedanken zu sammeln. Ihre Mutter hatte vor ihrem Tod ihr eine Videobotschaft hinterlassen, in der sie Sakura bat Sasuke zum Mann zu nehmen. So wie sie es verstanden hatte, waren alle in diesen Plan eingeweiht. Sie hatten alle über ihren Kopf hinweg entschieden ohne es in Betracht zu nehmen sie mit einzubeziehen. Unweigerlich krampfte sie zusammen. Was dachten sie sich alle dabei? Seit wann nahmen sie sich das Recht über ihr Leben zu bestimmen? Sie atmete nochmals tief durch. Sie durfte nicht die Kontrolle verlieren. Nicht hier, nicht vor Sasuke. „Sasuke, was mache ich hier?“ sagte Sakura selbstvergessend. Sie sah so verloren aus, wie sie dort am Türrahmen in seinen Sachen stand. Sasuke konnte einfach nicht seinen Blick von ihr wenden. Er begegnete tagtäglich unzähligen von schönen Frauen, doch keine von ihnen konnte es annähernd mit Sakura aufnehmen. Sie war leibhaftig wunderschön. Sie hatte diese unschuldige, reine Ausstrahlung mit der sie ihn vollkommen in ihrem Bann zog. Engelsgleich stand sie in seiner Wohnung und es war ihm unmöglich sich von ihr abzuwenden. Sie wirkte dermaßen zart und zierlich, dass er jeden Moment fürchtete, sie könnte zu Staub zerfallen. „Du wohnst jetzt hier.“ antwortete der schwarzhaarige und strich ihr eine nasse Strähne aus dem Gesicht. Noch bevor Sakura ihm antworten konnte, verließ sämtliche Kraft ihren Körper. Sie fiel, wie ein Kartenhaus im Wind, in sich zusammen. Zum ersten Mal seit Jahren hielt Sakura den Schmerzen nicht mehr Stand. Zum ersten Mal seit Jahren ließ sie sich fallen. Zum ersten Mal seit Jahren konnte sie ihre Schwäche nicht mehr verbergen. Könnte Jemand bitte die Welt anhalten? Könnte sie bitte Jemand retten? Man musste doch wirklich kein Genie sein, um zu sehen, dass sie drohte zu zerbrechen. Es war ein Akt der Verzweiflung, ein stummer Schrei den ihr Körper aussendete und sie ohne Vorwarnung zusammenfallen ließ. Schweißgebadet und erschöpft öffnete Sakura ihre Augen. Wo war sie? Was war passiert? Und wie ein Nebelschleier sich langsam auflöste, kamen ihre Erinnerungen wieder. Fugaku‘s Einladung, die Videobotschaft ihrer Mutter, Sasuke. Zittrig versuchte sie sich aufzusetzen. Ihr Körper war schwerer als gewohnt. „Endlich wach?“ sagte eine kühle männliche Stimme, die vom anderen Ende des Zimmers kam. „Hmm …“ mehr brachte Sakura nicht zu Stande. Ihr Mund war völlig ausgetrocknet. Jeder Laut hinterließ ein unschönes brennen in ihrer Kehle. „Du hattest hohes Fieber und bist zusammengebrochen.“ sprach Sasuke erneut und drückte ihr ein Glas Wasser in die Hand. Sie nickte dankend und nahm einen Schluck. „Der Arzt hat dir Bettruhe verschrieben. Also ruh dich aus und versuche erst gar nicht das Bett zu verlassen. Deine Sachen habe ich schon hierher verordnet.“ sprach er kühler als gewollt. Sie wollte sich ihm wiedersetzen, doch sie tat es nicht. Sie war sich nicht sicher, warum sie ihm nicht wiedersprach. Doch etwas in ihrem inneren weigerte sich Sasuke anzufahren. „Danke …“ nahm sie ihre eigene Stimme viel zu leise wahr. Sasuke nickte nur und verließ das Zimmer. Er schien sie gehört zu haben. Was war mit Sasuke bloß los? Warum machte er sich Sorgen um dieses Mädchen? Er kannte sie doch kaum. Noch nie zuvor hatte er derartiges gefühlt. Es war nicht so, dass er sich verliebt hätte. Doch Sakura übte eine Art Reiz auf ihn aus, dass die Versuchung ihr zu wiederstehen unmöglich war. Er war gefangen von ihrem Wesen. Sie war nicht nur mit wahrhaftiger Schönheit gesegnet sondern hatte auch eine unnahbare Ausstrahlung, die wahrscheinlich jeden Mann lebendig aufsog. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund für ihn, konnte er das rosahaarige Mädchen nicht alleine lassen. Er konnte sie nicht wegschicken und sich ihr selbst überlassen. Nur der Gedanke daran, wie sie in seinen Armen zusammengebrochen war, machte ihn leicht nervös. Für einen kurzen Moment war alles Lebendige aus ihrem Körper entflohen. Wie ein lebloser Engel ohne Flügel hatte sie in seinen Armen gelegen. Er seufzte. Er würde sich vorerst wohl oder übel dem Plan seines Vaters fügen. Die nächste Woche verließ Sakura nicht die Wohnung. Sie hatte sich durch den Regen eine unangenehme Erkältung eingefangen und musste deswegen das Bett hüten. Doch das passte Sakura ganz gut. So musste sie sich keine Entschuldigung ausdenken, um im Bett zu bleiben. Sie wollte einfach ihre Ruhe haben, ihre Gedanken sortieren und die Geschehnisse verdauen. Sie wollte einfach alleine sein, so wie sie es immer war und immer sein würde. Kein Fugaku, keine Mutter. Doch wie das Schicksal so spielt, hat es immer eine Überraschung parat. Es war schon spät am Sonnabend, als jemand an ihre Tür klopfte. Sie war kurz verwundert, da Sasuke eigentlich die letzten Tage das Zimmer nicht betreten hatte. Umso geschockter war sie, als Fugaku Uchiha plötzlich im Zimmer stand. Konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Hatte er ihr nicht schon genug Leid zugefügt? Sie wollte niemanden sehen und drehte sich einfach zur Seite, um zu demonstrieren, dass er gehen sollte. „Hey Kleines, wie geht es dir?“ fragte Fugaku sanft und setzte sich an das Bettende. Doch Sakura gab sich keine Mühe zu antworten. Was fällt ihm ein hier aufzutauchen? Hatte er nicht schon genug angerichtet? „Hmm … du willst mich wahrscheinlich gar nicht sehen, doch ich wollte noch einmal mit dir reden. Sakura, das zwischen dir und Sasuke ist eine beschlossene Sache. Darüber möchten deine Großeltern und ich nicht mit dir oder Sasuke diskutieren. Bitte verstehe das! Sasuke hat es verstanden.“ sprach der Uchiha streng jedoch trotzdem einfühlsam. Er gab sich alle Mühe sein Anliegen dem Mädchen beizubringen. „Ich möchte dir etwas erzählen. Ich hoffe danach bist du mir oder auch meinem Sohn nicht mehr so abgeneigt. Sakura, ich weiß, du hörst mich.“ sprach er geduldig weiter und setzte neu an. „Also was ich dir erzählen wollte … es geht um deine Mutter und mich. Wie ich schon erwähnt hatte, kannten Sakura und ich uns seit unserer Kindheit. Wir besuchten nicht nur dieselbe Schule, sondern waren auch privat gern zusammen. Gern ist ein wenig untertrieben. Deine Mutter war meine erste, große Liebe und soweit ich weiß, fühlte sie genauso. Wir waren noch Kinder, aber unsere Liebe war mehr als echt. Wir haben und aufrichtig geliebt und bis heute gibt es keine Frau für die ich vergleichsweise ähnliches empfunden habe, wie für Sakura.“ erzählte er leise und Sakura konnte den Schmerz in seinen Worten spüren. Es fiel ihm anscheinend alles andere als leicht darüber zu sprechen. „Doch damals schon litt deine Mutter an schweren Depressionen. Sie fühlte sich gefangen und erdrückt von dieser Gesellschaft. Sie wollte ausbrechen. Sie war schon damals ein richtiger Wirbelwind. Sie wusste genau, was sie wollte.“ lächelte Fugaku leicht und versuchte dabei den Kloß in seinem Hals zu ignorieren. „Als wir grade einmal 16 Jahre jung waren, beschlossen wir zusammen von hier fortzugehen. Sakura war fest entschlossen dieser Welt zu entfliehen. Sie war hier geboren, aber ihr Leben sollte sich in einer anderen Welt abspielen. Sie war so ein intelligentes Mädchen und wusste schon damals worauf es wirklich im Leben ankommt. Doch ich war alles andere als mutig. Ich war blind, was das Leben betraf. So entschlossener Sakura war, so unsicherer war ich. Als der besagte Tag kam, habe ich mich versteckt. Ich hatte Angst, ich war nicht bereit alles aufzugeben, ich wollte nicht weg. Ich hatte sie allein gelassen. Ich hatte sie in Stich gelassen.“ sprach er mit trauriger Stimme weiter. Auch wenn Sakura das alles nicht hören wollte, konnte sie nicht anders als ihm gebannt zu zuhören. „Doch Sakura hielt trotzdem an ihrem Plan fest und verließ uns alle. Sie ließ alles hinter sich. Sie ging fort. Die Jahre vergingen und ich heiratete. Ich hörte nichts mehr von Sakura und niemand wusste genau, wo sie war oder was sie tat. Ab und zu fragte ich bei ihren Eltern nach ihr, aber wie es in unserer Gesellschaft Gang und Gäbe ist, kehrt man unangenehme Themen untern Tisch.“ seufzte der Uchiha bevor er weiter erzählte. „Doch irgendwann im November, ich glaube, du warst damals grade einmal vier Jahre alt, stand deine Mutter vor meiner Haustür. Sie war so wunderschön, schöner als jemals zuvor, schöner als in all meinen Erinnerungen.“ erzählte Fugaku und machte eine Pause. Man konnte fast schon greifbar spüren, wie viel Liebe in seinen Worten lag. „Einfach aus dem Nichts aufgetaucht, stand sie nach all den Jahren da. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Sie erzählte mir von dir, ihrem Leben und den Mann, den sie kennengelernt hatte. Sie war so glücklich und sie strahlte dies auch nach außen aus. Die Sonne schien vor ihr zu verblassen.“ sprach er und verlor sich für einige Sekunden in seiner Erinnerung. Er würde nie dieses Bild von seiner einst großen Liebe vergessen. Auch noch nach all den Jahren raste sein Herz bei dem Gedanken, wie sie damals in ihrem roten Mantel vor seiner Tür stand. Er seufzte leicht. „Aber der Grund, warum ich dir diese Geschichte erzähle … Wir hatten uns damals stundenlang unterhalten und von unseren bisherigen Leben erzählt. Sie war nicht sauer auf mich dass ich sie vor Jahren bei ihrer Flucht allein gelassen hatte. Sie hatte keinen Groll mir gegenüber, im Gegensatz deine Mutter bat mich an diesem Abend, dass wenn sie einmal nicht für dich da sein sollte, ich dich beschützen möge. Sie sagte mir, dass sie mir nach all den Jahren noch blind vertraut und ich dir immer wie ein Vater sein soll. So beschlossen wir, dich und Sasuke sobald ihr alt genug seid zu vermählen.“ erzählte Fugaku und räusperte sich kurz. Sakura merkte, dass ihm diese Geschichte sichtlich mehr zu schaffen machte, als er annahm. „Sakura, vor vielen Jahren habe ich deine Mutter im Stich gelassen und mein Versprechen gebrochen. Heute werde ich das sicher nicht erneut wiederholen. Sakura, ich weiß, es ist das Richtige für euch beide.“ beendete der Uchiha entschlossen seine Erzählung und wartete kurz einige Sekunden bevor er das Zimmer wieder verließ. Nachdem der ältere Uchiha das Zimmer verlassen hatte, musste Sakura leicht schlucken. Auf irgendeine Art und Weise hatte Fugaku‘s Geschichte sie berührt. Auch er war, wie sie, eine verlorene Seele, die ihre Mutter zurückließ. Mit gebrochenem Herzen lebte sein Leben weiter und ließ sich nichts von seiner Trauer anmerken. Was unterschied ihren Schmerz von seinem? Warum schaffte er es weiter zu leben, wogegen sie gefangen in ihrem Leid schien? Tagtäglich spielte sie die Rolle der starken, unnahbaren Frau und vergaß ganz dabei aktiv am Leben teilzunehmen. Sie vergaß ganz dabei sie selbst zu sein. Langsam erhob sie sich vom Bett und stellte sich vor den Spiegel. Sie fuhr mit ihren schlanken Fingern über die Konturen ihres Gesichtes. Ihr Spiegelbild zeigte ihr schon seit langem nicht mehr, was sie sehen wollte. Das Mädchen hinter dem Spiegel kannte sie nicht. Sie war ihr Fremd. Sakura seufzte. Ihre Haut sah blasser aus als sonst und ließ sie viel zu zerbrechlich wirken. Auch ihre gefärbten rosa Haare verblassten langsam und man konnte leicht die Aschblonde Farbe darunter erkennen, die sie mit aller Mühe versuchte zu verstecken. Sogar das leuchtende Grün ihrer Augen sah glanzloser aus als sonst. Seit welchem Zeitpunkt hatte sie sich verloren? „Sasuke, können wir reden?“ sprach das rosahaarige Mädchen, die nun im Wohnzimmer stand. Sasuke schaute erschrocken auf. Sie hatte die letzte Woche kaum das Bett verlassen. Sobald er in der Wohnung war, verließ sie nie das Zimmer. Er hatte sich einige Mal ernsthafte Sorgen gemacht, doch beschloss Sakura ihren Freiraum zulassen. Er legte nun sein Buch zu Seite und machte ihr Platz auf dem Sofa. „Worum geht es?“ sprach er monoton. Sakura blickte zu Boden, als sie sich zu ihm setzte. Warum klang seine Stimme stets so kühl, wenn er mit ihr sprach? Doch bevor sie sich wieder in ihren Gedanken hineinsteigerte, versuchte sie sich zu sammeln. Es war nur ein Gespräch. Sie lächelte ihn höflich an. „Ich habe über die Worte deines Vaters nachgedacht. Wenn du damit einverstanden bist, werde ich mich ebenfalls bemühen und der ganzen Sache eine Chance geben.“ sprach sie entschlossen. Sie wusste nicht genau, wohin das führen würde, doch für den Anfang schien es das Richtige zu sein. Sie hatte sich schon viel zu lange vor dem Leben versteckt. Nun sollte das alles ein Ende finden. Irgendwann im Leben kommt man an einem Punkt an, wo man sich entscheiden muss. Man muss zwischen links oder rechts wählen, zwischen altbekanntes oder das Ungewisse. Irgendwann im Leben kommt man an diesem Punkt und dann liegt es ganz allein in deiner Hand, welchen Weg du einschlagen willst. Der Sonntag war für beide ein anstrengender Tag. Fugaku hatte ihnen einen Fotografen vorbei geschickt, der ein Foto für die morgige Verlobungsanzeige machen sollte. Schon seit Stunden bemühten sie sich ein akzeptables Foto zu schießen. Doch der Fotograf schien mit keinem Bild zufrieden zu sein. „Lassen Sie uns bitte eine Pause machen.“ sagte Sasuke leicht genervt. Was hatte sich sein Vater dabei gedacht, ihnen ohne Vorankündigung einen Fotografen vorbei zusenden? Sasuke seufzte und ging zu Sakura auf die Terrasse. Sie lehnte sich leicht über die Balustrade und beobachtete den Sonnenuntergang. Sie schlug sich tapferer als er Gedacht hatte. Ohne jegliche Allüren machte sie alles mit, was der Fotograf von ihr verlangte. Sie meinte es sichtlich ernst, als sie ihm gestern Abend sagte, dass sie ihnen eine Chance geben wollte. „Sakura, fühlst du dich noch gut?“ fragte der Uchiha leicht besorgt. Sie drehte sich nun seitlich zu ihm. Sakura hatte gar nicht bemerkt, dass er zu ihr gestoßen war. Dieses ganze Shooting war ihnen beiden sichtlich unangenehm. Egal, wie sehr sich bemühten, sie schafften es einfach nicht nach einem frisch verliebten Paar auszusehen. Die Sonne ging langsam unter und sie hatten es nicht geschafft ein anständiges Foto zustande zu bringen. Sakura seufzte. „Ja, es geht schon.“ antwortete sie ihm mit einem Lächeln und er erwiderte es. Sie spürte, wie seine warmen Finger sanft über ihre Wange streiften und eine Strähne aus ihrem Gesicht befreiten, die sich in ihren langen Wimpern verfangen hatte. Für einen Herzschlag verweilte seine Hand weiterhin auf ihrer Wange. Es war so angenehm seine Wärme zu spüren. Unweigerlich schloss sie kurz die Augen und genoss den Moment bevor sie wieder in seine schaute. Und zum ersten Mal fiel es ihr auf. Zum ersten Mal sah sie tief in seine Augen und bemerkte, dass sie nicht schwarz waren, wie sie immer vermutete, sondern tief blau. So wunderschön, dass sie drohte darin zu versinken. Nur unbewusst nahm sie wahr, wie sie ihre Hände an seine Brust legte und sich auf Zehenspitzen stellte um seinem Gesichte näher sein zu können. Ihr Herz raste und drohte womöglich aus ihrer Brust zu springen, als sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. Selten oder auch nie war sie einem Jungen so nah gewesen. Sasuke konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er konnte es sich nicht erklären, doch er schien von dem Mädchen vor ihm, wie ein Magnet, angezogen zu werden. Es war offensichtlich, dass er seinen Verstand verlor. Er nahm ihr zierliches Gesicht in die Hände. Und er konnte schwören, dass die Luft zwischen ihnen anfing zu knistern, als er sich ihrem Gesicht näherte. Eine leichte Röte setzte sich auf ihre Wangen ab und er musste bei diesem niedlichen Anblick zwangsweise lächeln. Er drückte seine Stirn sanft gegen ihre und sie erwiderte sein Lächeln. „Lass uns weiter machen.“ flüsterte er ihr zu. Der Philologe Friedrich Nietzsche hat einmal geschrieben: Manch einer findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)