Happy Family von nana8 ================================================================================ Kapitel 1: Einmal normales Leben zum Mitnehmen bitte! ----------------------------------------------------- „Nami! Jetzt komm endlich runter oder Grandma wird dir den Kopf abreißen! Du weißt wie wichtig ihr das gemeinsame Abendessen der Familie ist!“, rief meine Mutter wütend nach oben. „Komm ja schon!“, schnauzte ich zurück, ich hatte absolut keine Lust auf diesen Abend! Ich wollte mir nicht mehr anhören wie toll Marina war und wie „unehrenhaft“ ich dagegen. Unehrenhaft, da ich die Vampirgaben nicht so schätzte wie ich es sollte, was mir aber nur logisch erschien denn: Hallo?! Wir leben im 21. Jahrhundert und normale Mädchen tranken nun Mal kein Blut, sondern Orangensaft oder so! Sie gingen auch nicht bei Vollmond mit der Familie in den Wald und heiligten die Naturgötter die uns zu Vampiren machten, nein, sie schmissen vielleicht eine Übernachtungsparty wo sie einen Liebesfilm à la Twilight guckten! Nur ich musste so was durchhalten und alle anderen außer mir und meinen Geschwistern sahen das als „normal“ an. Ich ging schließlich die Treppe runter und begab mich in den Essensaal, der meiner Meinung nach überflüssig war, aber alles was ich von mir gab war Mist und das Haus eh viel zu groß. „Na Nami-san? Wieder einmal in den Wäschekorb gefallen?“, höhnte Marina als ich den Raum betrat, ihre Anspielung deutete auf meinen Kleidungsstil hin. Ich trug nicht immer die neuesten Designerklamotten, aber hässlich fand ich mich nun auch nicht. Na ja, auch nicht hübsch, doch den Reichtum ließ ich nicht raushängen, nicht so wie Marina. Die hielten sich doch eh alle für was Besseres ! „Haben die von der Parfümabteilung dich wieder als Testobjekt benutzt?“, warf ich bissig zurück, in diesem Moment kam jedoch Lady Ariadne rein, was mich veranlasste lieber meine Klappe zu halten, ansonsten könnte ich die nächsten Tage getrost auf Sachen, wie Kino oder sonstiges Normales, verzichten. Sie warf mir einen strengen Blick über den Rand ihrer Brille zu, sagte aber nichts. Als wir schließlich alle am Tisch saßen rief sie: „Mary bring uns bitte das Abendessen!“ Und sofort stürmte unser treues Mädchen für alles in den Raum. Vielleicht wäre es gut zu erwähnen, dass Mary Skeleton Mary hieß und dass sie ein Skelett war. Ein sprechendes und lebendiges Skelett. Sie war einer der Hauptgründe warum ich niemanden zu mir einladen konnte, wer würde denn ein Skelett was redete als normal aufnehmen? Hätte ich Freunde, wäre das ein großes Problem, da ich aber eh zu freakig war, hatte ich es nicht. Das Essen verlief wie immer, Grandma fragte nach unserem Tag, Marina erzählte wie toll doch alles war und der Rest blieb stumm, außer vielleicht noch Tante Renée, die sagte wie toll doch Marina war. Unser Haushalt bestand aus meiner Grandma, die lieber Ariadne genannt wurde, Tante Renée, ihr Mann Dracule, ihre wundervolle Tochter Marina und Onkel Timothy. Er war sozusagen das schwarze Schaf der Familie, unverheiratet, hatte nur Affären und lebte ein Künstlerleben. Zu seiner Verteidigung musste ich sagen, dass er ein wirklich guter Künstler war in Sachen Malerei und Musik. Die meiste Zeit verkroch er sich sowieso auf seinem Teil des Dachbodens, den er wieder aufpoliert hatte. Dort waren seine Wohnung und sein Atelier, zum Komponieren ging er ins Musikzimmer. Ich mochte Timothy, er war nett und nach ein paar Unterhaltungen konnte ich herausfinden, dass auch er nur versuchte normal zu sein und da stürzte er sich halt ins wilde Leben. Natürlich gab es ja auch noch meine Ma meine Geschwister und mich. Ich war mit meinen 17 Jahren die zweitälteste von vier Kindern, meine ältere Schwester Nojiko war fast 19, mein jüngerer Bruder Sam war 14 und meine kleine Schwester Maja war 11 Jahre alt. Einen Vater hatten wir nicht und ich legte auch keinen großen Wert darauf ihn je wiederzusehen, nachdem er Ma, nach der Geburt von Maja, mit uns sitzen ließ. Ich hatte einfach alle Erinnerungen an ihn verdrängt, besonders viele waren es nicht ich war ja erst sechs gewesen als er ging. Meine Mutter war Bellemere, die Mittlere, zwischen Timothy und Renée und auch sie war nicht ganz ein weißes Schaf, wegen der Sache mit meinem Dad. Unsere „gnädige“ Grandma gab uns jedoch den Turm des Hauses, der war eigentlich ganz okay. Er hatte 8 Stockwerke, er war also ziemlich hoch, der Rest des Hauses aber auch, deshalb fiel das nicht so auf. Na ja, das Haus lag am Stadtrand, im Villenviertel, von daher – guckte niemand danach. Der Turm begann mit einem Flur, dann folgte eine Art Wohn/Büroraum, Mums Schlafzimmer, Majas Zimmer, Sams Zimmer, ein Badezimmer, Nojikos Zimmer und ich hatte schließlich das Dachzimmer. Das Haus hatte 4 Stockwerke, war aber bestimmt dreimal so breit wie der Turm. Ich mochte den Turm, vor allem mein Zimmer, es war abgetrennt vom Rest und der Turm fühlte sich manchmal an als wäre er eine eigene Wohnung. Das Haus war einfach aufgeteilt: Keller, Erdgeschoss (eine Art Stockwerk für alle mit Küche, Wohnzimmer etc.), der 1. Stock gehörte Grandma, der zweite meiner Tante, meinem Onkel und Marina, der dritte war eine Art Gäste- und Räume-die-wir-nicht-mehr-brauchen-aber-als-Lagerräume- verwenden-Stockwerk, der Dachboden war teilweise zugemüllt und teilweise von Timothy bewohnt. Manchmal dachte ich mir, dass unser Haus wie ein kleines Schloss aussah. Aber nur manchmal. Es gab noch einen Garten (inklusive Gemüsegarten, Brunnen, (Obst)Bäumen, Terasse, Schuppen und einem winzigen Häuslein für unseren Gärtner Ernie (er war ein Mensch soweit ich das beurteilen konnte, aber schon steinalt. Jedoch nett. Seine Schokokekse waren ziemlich lecker.)) Meine besten Freunde waren jedenfalls Mary und na ja - Nojiko. Ich hatte es ja wie gesagt nicht so mit Freunde finden und ich war halt eine Einzelgängerin. Jedoch war mein Leben bis auf die Vampirsache ziemlich okay, ich las Bücher, konnte immer ins Kino, hatte ein schönes Zimmer, nette Geschwister und eine coole Mum. Doch jedem würden Freunde fehlen, oder? Ich seufzte griesgrämig und stocherte in meinem Salat herum (ja Vampire können auch anderes essen und trinken als Blut, solange sie genug Blut zu sich nehmen und nicht verrückt werden! Und wir vertragen auch Sonne und gehen in die Kirche…nur Knoblauch ist wirklich nicht so unser Ding). Grandma schaute auf und sah mich vorwurfsvoll an und meinte dann mit strenger Miene: „Nami, wir seufzen nicht am Tisch, das gehört sich nicht. Und wenn dir etwas nicht passt, dann kannst du es uns ja mitteilen!“ Fast hätte ich wieder geseufzt, diesmal, weil ich genervt war, aber ich verkniff es mir, denn heute Abend gab es Erdbeermousse und das wollte ich nicht verpassen, indem ich hochgeschickt wurde. „Entschuldigung Lady Ariadne“, murmelte ich deshalb schnell und starrte wieder auf die mittlerweile stark zerhackten Salatblätter. „Lady Ariadne“, fing Marina an zu flöten, „Wo steckt eigentlich Timothy heute Abend?“ Ihr Gesicht zierte ein unschuldiges Lächeln, mir war aber bewusst, dass sie ihn wahrscheinlich nur wieder schlecht dastehen lassen wollte. Das war eines ihrer Hobbys, Leute die Marina nicht leiden konnte, ließ sie schlecht dastehen. Nicht erwähnenswert, dass ich dazu zählte. Timothy konnte Marina nicht leiden und so konnte sie ihn automatisch nicht leiden, was jedoch niemand außer mir und Timothy selbst mitbekam. Wahrscheinlich steckte er wieder mit irgendwelchen Bekanntschaften im Club und amüsierte sich. Dafür das er ein Vampir war, hatte Timothy es ziemlich drauf mit Freunde gewinnen und so, er schaffte es innerhalb von Minuten neue gute Bekannte zu machen. Aber wie gesagt, ich hatte was für ihn übrig und nach einer Weile hatten wir sozusagen eine stille Abmachung, die nach dem Motto lief „Immer einander verteidigen“, so half er auch mir manchmal. Da war es nun mal meine Pflicht ihn jetzt aus der Schusslinie zu ziehen. Bevor Lady Ariadne ihren Mund öffnen konnte um Marina zu fragen was sie denn denke, sagte ich schnell und mit einem kleinen fiesen Lächeln zu Marina: „Er ist auf einer für ihn äußerst wichtigen Ausstellung, mit Freunden. Vielleicht muss er über Nacht bleiben, wenn es zu lange dauert oder er kommt heute noch irgendwann zurück. Hat er mir heute noch erzählt – euch etwa nicht?“ Marina verzog für den Bruchteil einer Sekunde ärgerlich ihr Gesicht, fing sich dann jedoch schnell wieder und antwortete mit einem aufgesetzten Lächeln und zuckersüßer Stimme: „Nein, aber was für ein Glück, dass du immer Bescheid weißt!“ Ich lächelte triumphierend zurück. Lady Ariadne hob eine Augenbraue, schwieg aber. Manchmal fragte ich mich echt, was sie wusste und was nicht, manchmal sah sie aus, als wüsste sie, was man gerade denkt. Der Rest des Abendessens verlief angespannt und wurde nur von einer gezwungenen Unterhaltung zwischen Renée und Lady Ariadne zusammengehalten, nach dem Erdbeermousse ergriff ich auch schon mit dem Vorwand noch Vokabeln lernen zu müssen schnell die Flucht. Spät abends saß ich noch im Bett und las einen Krimi, doch gerade bei der spannendsten Stelle (der Mörder war ins Haus des Protagonisten eingedrungen und sie suchten sich gegenseitig im dunklen Haus und sie waren jetzt fast im selben Raum) summte mein Handy. Verwundert schlug ich das Buch zu und guckte was für eine Nachricht gekommen war. Die einzigen mit denen ich schrieb waren meine Familie und ein Mädchen namens Lydia, die ich mal vor Ewigkeiten auf einer Freizeit kennengelernt hatte, doch wir schrieben nicht oft und dann nur belangloses Zeug. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass sie ausgerechnet jetzt schrieb. Die Nachricht war von einer unbekannten Nummer und lautete: „Wir treffen uns morgen nach Schulschluss an der großen Eiche.“ Punkt. Mehr nicht. Wer zur Hölle hatte mir da geschrieben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)