Life sounds like Booyakasha! von RaoulVegas (Einer für alle und alle auf einen!) ================================================================================ Kapitel 1: Daring Rescue ------------------------ Langsam spaziert der junge Mann durch die Straßen New Yorks. Es ist ein schöner Tag, warm und angenehm. Der Duft von tausenden Blumen liegt in der Luft und die Vögel versuchen sich gegenseitig mit ihren zauberhaften Melodien zu übertreffen. Eine laue Brise weht ihm ein paar schwarze Strähnen aus der Stirn und lässt ihn all die Hektik und den Lärm der Großstadt vergessen. Er fühlt sich wohl hier, auch wenn er seine Heimat Japan auch noch nach all der langen Zeit vermisst, genauso wie die geliebten Menschen, die ihm genommen wurden. Dennoch ist er froh hier zu sein, in einem neuen Leben, ohne den Schmerz und den Kummer, der ihm einst von seinem engsten Freund angetan wurde. Allerdings weiß er, dass genau dieser Freund jetzt am anderen Ende New Yorks lebt und nur auf seine Chance wartet, ihm auch dieses Leben zu zerstören. Aber Yoshi genießt wie auch sein Rivale ein großes Ansehen in der Stadt, doch es ist kein Geheimnis, dass die beiden Dojos nicht gut auf einander zu sprechen sind, weswegen sie sich normalerweise aus dem Weg gehen und ihre Feindseligkeit nur in alljährlichen Turnieren zur Schau stellen. Ein Seufzen entkommt dem Mann, der von seinen Schülern nur liebevoll Meister Splinter genannt wird. Doch plötzlich wird er durch einen schrecklichen Krach aus seinen Gedanken gerissen. Ungläubig blickt er sich um und weiß im ersten Moment gar nicht, wo er sich befindet. Er war so in den alten Zeiten versunken, dass er gar nicht gemerkt hat, wie er sich immer mehr von seinem ursprünglichen Weg entfernt hat und nun mitten vor einer riesigen Baustelle gelandet ist. Beinahe wäre er mit dem Absperrzaun zusammengestoßen. Neugierig legt er die Finger um die dünnen Metallgitter und blickt hindurch. Schwere Maschinen dominieren sein Blickfeld, darunter etliche Bagger und Tieflader. Doch am größten erhebt sich eine Abrissbirne vor ihm in die Luft. Die riesige Metallkugel an ihrem Ende pendelt leicht vor sich hin, während der Fahrer scheinbar eine geeignete Position für den ersten Schlag sucht. Der Lärm ist schier unerträglich und so entfernt sich Yoshi lieber wieder. Als er ein Stück weiter den Zaun entlang geht, entdeckt er eine Tafel, auf der verkündet wird, dass das alte Bürogebäude heute abgerissen wird, um dort ein Einkaufszentrum zu bauen. Angewidert von diesem Gedanken, noch so einen hässlichen Würfel in diese ohnehin schon überfüllte Stadt zu stellen, in den die Leute wie verrückt hineinstürmen, um sinnlosen Mist zu kaufen, entfernt sich der jungen Mann lieber schnell. Dieser grenzenlose Materialismus ist eines der wenigen Dinge, die ihn an dieser Stadt stören. Der ständige Lärm ist da ein weiterer Punkt. Man kann sich ja selbst kaum noch denken hören. Gut, dass sein Dojo in einer sehr ruhigen und friedlichen Gegend liegt und genau dahin möchte er jetzt auch auf dem schnellsten Weg wieder hin. Also läuft er an dem Zaun entlang, um zurück zur Straße zu kommen, die ihn hoffentlich schnell wieder nach Hause bringen wird. Dabei versucht er den Lärm um sich herum auszublenden, um die wenigen schönen Klänge wieder einzufangen, bevor ihm der Kopf platzt. Es gelingt ihm auch ganz gut. Doch dann wird die angenehme Melodie der Stille in seinem Kopf von dem kläglichen Schreien eines Babies zerrissen. Irritiert sieht er sich um. Außer ihm und den Arbeitern ist sonst keine Menschenseele zu sehen. Wo nur kommt dann das Schreien her, das ihm fast das Herz zerreißt, weil es sich wie die Todesschreie seiner eigenen Tochter anhören? Bei dem Gedanken daran fangen seine Augen an zu brennen und die Bilder jener schrecklichen Nacht erscheinen vor ihm. ‚MIWA!‘, hört er sich selbst in seinem Kopf schreien. Dann sieht er nur noch das Feuer, das sie aus seinem Leben gerissen hat. Er presst die Augen fest zusammen und ballt die Hände zu Fäusten, in der Hoffnung diese schrecklichen Bilder nicht mehr sehen zu müssen. Schließlich lösen sie sich langsam auf. Angestrengt geht sein Atem, als hätte er einen langen Kampf hinter sich gebracht. Ja, es ist ein Kampf, den er wohl niemals gewinnen wird. Als er glaubt, sich wieder unter Kontrolle zu haben, will er weitergehen. Yoshi kommt allerdings nur zwei Schritte weit, dann hört er erneut das Schreien. Diesmal hört er es viel deutlicher und sein Instinkt hindert ihn am Weitergehen. Er konzentriert sich auf das Geräusch und blendet alles andere aus. Schließlich kommt er zu dem Schluss, dass die Schreie aus dem Bürogebäude kommen, das in diesem Augenblick den ersten Schlag der Abrissbirne einstecken muss. „Nein…“, flüstert er. Es ist wie ein Déjà-vu. Doch diesmal hat er noch Zeit, etwas zu unternehmen. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, springt Yoshi mit einem Satz über den meterhohen Absperrzaun und sprintet auf das Gebäude zu. Die Arbeiter sind so vertieft, die Abrissbirne zu beobachten, während sie ihr Bier trinken, dass sie nicht bemerken, wie der Schwarzhaarige ein Fenster einschlägt und dann in dem dunklen Schlot verschwindet. Das Gebäude ist von Innen total runtergekommen und weckt den Anschein, als wenn hier schon seit Jahren niemand mehr gewesen ist. Es riecht nach Schimmel und Unrat und er könnte schwören, gerade eine Ratte gesehen zu haben, die auf der Flucht vor dem plötzlichen Lärm davonhuscht. Alles andere als eine gute Umgebung für ein Baby! Hier drinnen sind die Schrei viel deutlicher zu hören und so braucht er nicht lange, bis er den richtigen Raum gefunden hat. Und tatsächlich ist dort ein Baby. Aber es ist nicht allein. Drei weitere Kinder unterschiedlichen Alters kauern sich mit dem Baby in die hinterste Ecke des Raumes. Sie zittern und scheinen nicht zu verstehen, was um sie herum passiert. Wieder spürt Splinter diesen Stich im Herzen und vergeudet daher keine weitere Sekunde. Als er nur wenige Schritte von ihnen entfernt ist, staunt er allerdings nicht schlecht. Als die Kinder ihn bemerken, nehmen sie augenblicklich eine Abwehrhaltung ein. Der sehr schmale, vielleicht 5-jährige, Junge, der das Baby im Arm hält, wendet Yoshi den Rücken zu und schließt die Arme noch enger um den Säugling. Der zweite Junge ist deutlich kräftiger gebaut, scheint aber im selben Alter zu sein. Er legt die Arme um den Brünetten und das Baby und blickt erschrocken zu Splinter auf. Doch am eindrucksvollsten ist wohl der dritte Junge. Er hat feuerrote Haare und ist vielleicht gerade mal 3 Jahre alt. Dennoch blickt er dem Ninjameister furchtlos entgegen und hält sogar ein kurzes Stück Stahl an den Händchen, um damit wohl seine Freunde zu beschützen. Seine gelbgrünen Augen sehen Yoshi so kalt entgegen, dass der junge Mann kaum glauben kann, dass er hier ein kleines Kind vor sich hat. Dann ist ein gewaltiges Krachen zu hören, als die Abrissbirne erneut das Gebäude trifft. Der Boden bebt, Staub und Steine rieseln von der Decke hinab, Fensterscheiben zerspringen und irgendwo fällt Metall klappernd zu Boden. Die beiden Jungen mit dem Baby zucken erschrocken zusammen, pressen sich noch enger aneinander und schreien auf. Doch der Rothaarige steht unbeeindruckt noch immer vor Splinter und funkelt ihn böse an. „Verschwinde, oder ich schlag dir den Schädel ein!“, brüllt er dem Ninjameister entgegen und hebt warnend die Metallstange noch etwas höher. Splinter ist mehr als nur beeindruckt, von so viel Mut, allerdings macht ihn dieser Anblick auch furchtbar traurig. Was haben diese Kinder durchgemacht, dass ein 3-jähriger zu solchen Worten fähig ist? Yoshi schiebt seine Gedanken beiseite und konzentriert sich darauf, die Kinder hier so schnell wie möglich rauszubringen. „Wir müssen hier sofort raus! Hier bricht gleich alles zusammen!“, versucht er den Kindern zu erläutern. Er macht einen Schritt vorwärts, doch der Rothaarige stellt sich ihm sofort in den Weg und holt mit der Metallstange aus. Es ist keine große Kunst, diesen Schlägen auszuweichen, dennoch springt der scheinbar Älteste der vier augenblicklich auf und stellt sich schützend vor den Fremden. „Raph, hör auf, er hat recht!“, versucht der schwarzhaarige Jungen seinen Freund zur Vernunft zu bringen. Der kleine Junge namens Raph, scheint aber wenig von den Worten des Älteren zu halten. „Nein Leo, er ist böse, so wie sie alle böse sind und jetzt geh mir aus dem Weg!“ Der Rothaarige holt mit dem Metallstab aus, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Doch er hat nicht damit gerechnet, dass Leo einfach stehen bleiben würde und so trifft in das Eisen an der Schulter. Leo zuckt zusammen, dennoch gibt er keinen Mucks von sich, sondern steht weiterhin schützend vor dem Ninjameister. Erschrocken darüber Leo und nicht den fremden Mann getroffen zu haben, lässt Raph die Stange klirrend zu Boden fallen. Mit tellergroßen Augen sieht er zu dem Älteren auf. „Leo – ich – ich…“, setzt er scheinbar zu einer Entschuldigung an, doch dann setzt er einen wütenden Blick auf. „Bist du bekloppt? Warum stellst du dich mir in den Weg? Soll ich dir auch den Schädel einschlagen?“, plustert sich der Kleine vor ihm auf. „Versuchs doch!“, fordert ihn Leo heraus. Wutentbrannt versucht der Rothaarige auf den Älteren loszugehen. „AUFHÖRN!“, ertönt plötzlich die Stimme des Braunhaarigen hinter ihnen. Mit dem schreienden Baby auf dem Arm kommt er auf die anderen zu. „Da draußen befindet sich eine 10 Tonnen schwere Abrissbirne und wenn wir nicht sofort verschwinden, sind wir platt wie Pfandkuchen!“, ermahnt er die beiden Streithähne und sieht dann zu Splinter empor, als würde er Bestätigung suchen. „Er hat recht! Das Haus wird jeden Moment in sich zusammenstürzen!“ Als würde es seinen Worten noch mehr Nachdruck verleihen, schlägt die Abrissbirne erneut zu. Erschrocken zucken sie alle zusammen. Yoshi fängt sich aber schnell wieder und schnappt sich die Jungs, ehe sie wieder zu streiten anfangen. Die Gegenwehr, die ihm Raph entgegenbringt ignoriert er gekonnt und springt mit den vier Kindern auf dem Arm durch das nächste Fenster. Wie sich herausstellt, gerade noch rechtzeitig. Als Yoshi den Absperrzaun erreicht, schlägt die Abrissbirne gerade durch das Zimmer, indem sie bis eben noch gestanden haben. Den Schreck noch tief im Nacken springt Splinter über den Zaun und landet mit den Kindern sicher auf dem Gehweg. Als er sie jedoch absetzen will, stellt er fest, dass die drei Jungs ohnmächtig geworden sind, nur das Baby schreit immer noch aus vollem Hals. Leicht hilflos betrachtet er die Kinder und überlegt, was er jetzt tun soll. Schließlich kommt er zu dem Schluss, dass es wohl das Beste ist, sie erst einmal mitzunehmen und dann die Behörden zu informieren. Als er endlich von dem Lärm der Baustelle weg und die lästigen und verstörten Blicke der Fußgänger los ist, warum in Gottes Namen er vier reglose Kinder auf dem Arm hat, wird es still um ihn. Als er auf die Kinder hinabblickt, stellt er fest, dass das Baby aufgehört hat zu schreien und ihn stattdessen neugierig mit seinen großen blauen Augen mustert. Wieder spürt er einen schmerzhaften Stich in seinem Herzen und muss an seine tote Tochter denken. Er schiebt den Gedanken gequält beiseite und lächelt dem Baby sanft entgegen. Zu seiner Freude erwidert der Säugling sein Lächeln vergnügt und sieht sich dann glucksend in der Gegend um. In diesem Augenblick wird Splinter klar, dass dies nicht das einzige Abenteuer sein wird, dass er mit diesen Kindern bestreiten muss, allerdings kann er sich noch nicht erklären, woher dieses Gefühl kommt. Nicht lange später erreicht er sein Dojo. Er bringt die Kinder in den Raum, den er als Schlafzimmer benutzt und legt sie dort auf seinen Futon. Die drei sind noch immer völlig weggetreten, nur das Baby schaut sich mit großen Augen in dem Raum um. Yoshi eilt zum Telefon und ruft in dem Alternsheim an, das direkt neben seinem Dojo steht. Dort arbeitet und wohnt ein guter Freund von ihm, der als Arzt beschäftigt ist. Wenn sich einer seiner Schüler beim Training verletzt, kommt Thomas immer vorbei und kümmert sich darum. Nun hofft Splinter, dass Thomas ihm auch hierbei helfen kann. Erleichtert legt der Ninjameister den Hörer auf und kehrt zu den Kindern zurück. Amüsiert beobachtet er, wie das Baby durch das Zimmer krabbelt und alles versucht anzufassen. Keine fünf Minuten später kommt der Arzt durch die Tür und staunt nicht schlecht, über Splinters plötzlichen Kindersegen. Knapp erzählt Yoshi ihm, was vorgefallen ist, während Thomas die Kinder untersucht. Zum Glück scheint es den Vieren gut zu gehen. Tiefe Erleichterung macht sich in dem Meister breit. Noch einmal hätte er es nicht verkraftet, ein Kind sterben zu sehen. Bald darauf werden die Jungs auch wieder munter und erzählen den beiden Männern, wie sie in diese Lage gekommen sind. Oder versuchen es zumindest. Viel mehr als ihre Namen wissen sie nicht. Vielleicht haben sie durch all das einen Schock erlitten? Allerdings erfährt Splinter noch, dass die vier Brüder sind und die Namen berühmter Künstler tragen. So heißt Leo eigentlich Leonardo und Raph Raphael. Der Brünette heiß Donatello, wird aber Donnie genannt und das kleine Baby heißt Michelangelo bzw. Mikey. Diese Namen findet Splinter ziemlich interessant. Wer immer die Eltern dieser Kinder sind, sie scheinen Ahnung von Kunst zu haben. Und bei so ungewöhnlichen Namen wird es wohl auch nicht schwer sein, ihre Eltern zu finden. Doch dieser Gedanke stellt sich als Irrtum heraus… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)