Gefangene von LarryIsMyTrueOTP (Kämpfst du für dein Leben oder für die Liebe?) ================================================================================ Kapitel 1: Die Regeln --------------------- Freitag. Atemu hasste Freitage. Denn gerade weil der Rest der Welt diesen Tag so herbeisehnte, hatte er gelernt, ihn zu hassen. Das Vergnügen der Allgemeinheit war sein Untergang und es begann jeden Freitag um genau dieselbe Zeit. Seit er vor vier Jahren von den Hyren auf diese triste, dunkle Station geschickt worden war, war er Teil ihres Spiels. Ein Spiel, das nie endete und ihn jeden Tag seines Lebens hassen ließ. Und warum? Weil sie ihn wegen eines Missverständnisses zum Straftäter erklärt hatten. Er seufzte resigniert. "Was ist los, Atemu? Angst?", fragte Marik. Seine Stimme klang besorgt. Wenn Atemu ihn nicht schon so lange gekannt hätte, hätte er es ihm vielleicht sogar geglaubt. So wusste er allerdings genau, dass Marik sich nicht im geringsten dafür interessierte, wie es ihm ging. Wobei es ihn vielleicht doch mittlerweile kümmerte ... Schließlich waren sie seit dem letzten Mal nur noch zu dritt und hier waren mehr Leute immer besser. Mako ... Er konnte nicht behaupten, dass Mako ihm persönlich viel bedeutet hatte, doch er war Teil des Teams "Yami" gewesen und somit sein Verbündeter, was einem Freund hier am nächsten kam. Dass er in der letzten Partie während eines Spiels getötet worden war, hatte sie fast den Sieg gekostet. Und hätte damit auch ihren Tod bedeutet, aber das hatten sie gerade noch so verhindern können. "Nein, Marik, nur genervt von ... " Ein lauter Schrei, dem eines Kindes gleich, hallte durch die Gänge. "Ein Neuzugang. Pech für ihn, dass er sich nicht drei Stunden später hat erwischen lassen." Mit einem wütenden Blick Richtung Marik wandte Atemu sich zu dem Gitter, das sie von der Außenwelt trennte. Er nahm Stimmen und Schritte wahr, welche immer lauter wurden, also war wer auch immer es war in ihre Richtung unterwegs. "Hoffentlich kommt dieses Gör nicht zu uns.” Atemus Wut kam bei diesen Worten wieder etwas höher. Natürlich hatte Marik Recht. Neuzugänge ohne Erfahrung waren eher Hindernis als Hilfe. Aber das hieß nicht, dass er dies so herablassend in Worte fassen musste. Doch der Protest gegen diese Worte kam aus anderer Ecke. "Ach Marik, manchmal ist es besser, so etwas nur zu denken, auch wenn es der Wahrheit entspricht. So etwas zu denken, macht dich klug, weil es heißt, dass du dieses Spiel verstehst. So etwas zu sagen, macht dich zum Idioten, weil es dich egoistisch, gefühlskalt und unsensibel erscheinen lässt", warf Bakura in den Raum. "Na und? Wir wissen alle, dass ich egoistisch, gefühlskalt und unsensibel bin." Das entlockte Bakura ein Lachen "Wohl wahr, wohl wahr. " Dann wandte auch Bakura den Kopf Richtung Gang. "Siehst du schon was, Atemu?" Er wollte dies gerade verneinen, als ein neuer Schrei ertönte. "JOEY! NICHT!" Darauf folgte ein Schmerzensschrei, beide definitiv von derselben Person, die vorhin schon geschrien hatte. "Dann sind es heute wohl zwei Neue", war Bakuras einzige Reaktion. Mayr, die Aufsicht in ihrem Bereich, begrüßte jemanden außerhalb seines Sichtfeldes. Die Schreie, Flüche und Schluchtzer ließen darauf schließen, dass es jene Wache war, die den neuen Sträfling brachte. "Wo soll er hin?" "Team Hikari." 'Das ist die Zelle neben uns!', dachte Atemu und bevor er sich darüber klar werden konnte, ob dies nun gut oder schlecht für ihn war, betrat auch die zweite Wache ihren Gefängnisbereich, einen kleinen Jungen hinter sich her ziehend, der sich mit allen Kräften wehrte. Bei dem Anblick des Jungen durchfuhr Atemu ein unbekanntes Gefühl und löste einen Schock in ihm aus: Der Junge sah aus wie er! Nun ja, nicht ganz. Er war deutlich kleiner als er selbst und wirkte viel, viel jünger. 'Der kann unmöglich 16 sein! Der ist doch ... höchstens zwölf oder so.' "Lass mich los! Ich habe nichts Unrechtes getan! Das ist nicht fair!" Der Junge fluchte und schimpfte vor sich hin, nur unterbrochen durch sein eigenes Weinen. Dabei versuchte er weiter, sich zu befreien. War seine Wache erst verärgert gewesen, so schien sie nun äußerst amüsiert und lachte laut auf, was Atemu eine Gänsehaut bescherte. "Fair? So ein naives Ding! Nichts auf dieser Welt ist fair. Und was deiner Meinung nach ungerecht ist und was nicht, interessiert hier niemanden. Oh ja, dich in der Arena zu sehen, wird Spaß machen." Atemu kannte nichts auf der Welt, das so grauenvoll klang, wie das Lachen und die Sprache der Hyren. Es waren kalte, schneidende Geräusche und jedes Mal, wenn er sich mit ihnen konfrontiert sah, wollte er sich aus Reflex die Ohren bedecken. Das würde ihm aber nur eine Strafe wegen Respektlosigkeit gegenüber der Obrigkeit einbringen und deswegen vermied er tunlichst, diesem Drang nachzukommen. Die Gegenwehr des Jungen nahm ob dieser Worte sogar noch zu, denn sie schienen ihn in Panik zu versetzen. Atemu wusste, dass der Junge keine Chance haben würde, auch wenn er sich noch so stark zur Wehr setzte. Niemand hatte jemals eine Chance gegen sie. Mittlerweile waren sie an der Zelle angekommen und während Mayr die Tür öffnete, schubste die andere Wache den Jungen hinein, was dieser wiederum mit einem weiteren Schrei quittierte. "Viel Spaß mit ihm", sagte die Wache, lachte erneut ihr unheimliches Lachen und verließ dann wieder den Gefangenenbereich während Mayr seinen Platz erneut einnahm. Dann war es still in der Station, mit Ausnahme von leisem Getuschel aus der Zelle neben ihnen. Atemu fühlte sich noch immer ganz starr. Er wusste nicht wieso, aber er spürte, dass dieser Junge etwas Besonderes war. Er wagte es nicht, sich umzudrehen, denn er wusste, dass man ihm seinen Schock gerade ansehen konnte und auf blöde Sprüche konnte er getrost verzichten. 'Bitte, bitte, liebes Schicksal ... Schick uns nicht in eine Partie.' Atemu glaube an sein Schicksal und daran, dass alles vorherbestimmt war, auch wenn sein Weg nicht immer so glücklich ausfiel. Doch er glaubte auch daran, dass sein Schicksal es irgendwann gut mit ihm meinen würde, obwohl es ihm in letzter Zeit nicht gerade viel Glück gebracht hatte. Doch die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt und so hoffte er eben weiter - und im Moment war sein größter Wunsch, nicht mit dem Neuzugang in einer Partie zu landen, denn sonst könnte dieses innere Chaos sein Todesurteil sein und damit vermutlich auch das von Marik und Bakura. Er vertraute ebenso auf sein Bauchgefühl, und das ließ ihn ahnen, dass ihr Team dieses Mal wieder dabei sein würde. Alle fünf Wochen kam der Moment, wo sie mehrere Teams abholten und in Gruppen für Partien einteilten. Diese Partien bestanden dann aus Spielen gegeneinander, um das Volk der Hyren zu unterhalten. Vier der fünf Teams würden das Ende ihrer Partie nicht überleben. Als die Tür zu ihrem Bereich ein weiteres Mal aufging, war Atemu nicht darauf vorbereitet und es riss ihn gewaltsam aus seiner Starre. Er war zu perplex um bewusst zu registrieren, dass zehn Wachen den Bereich betraten. Normalerweise waren es nur fünf. "Sie kommen …", war alles, was er herausbrachte, als er merkte, dass die Wachen sich auf ihre Zelle zubewegten. "Aber es sind zu viele für ein Team", bemerkte Bakura und das weckte Atemus Aufmerksamkeit. Noch bevor ein Teil der Soldaten die Richtung änderte war ihm klar, dass der Junge von gerade und sein Team ebenfalls Teil der Partie sein würden. Erneut hatte ihn sein Schicksal im Stich gelassen ... Oder es hatte einen extrem schwarzen Humor. Vielleicht sollte er doch ein Mal in seinem Leben auf Marik hören und seinem Glauben den Rücken kehren. Als die Tür aufgeschlossen wurde, verließen die drei zusammen und anstandslos ihre Zelle. Wehren brachte ja doch nichts. Auch die Versuche des Jungen von vorhin waren jetzt beim zweiten Mal erloschen; vermutlich hatte sein Team ihn darum gebeten, denn sich zu wehren machte die Situation meist nur noch schlimmer. Sein Blick war gen Boden gerichtet und sein Körper machte einen schwachen Eindruck. Er war sehr dünn, was bei Neuzugängen üblich war. Er wirkte irgendwie gebrochen und dieser Anblick löste Wut in Atemu aus. Der Junge war doch noch ein Kind! Wie konnten sie ihm so etwas antun! Atemu wusste, dass diese Reaktion nicht ratsam war, denn sie konnte ihn sein Leben kosten, doch jetzt gerade war das Gefühl so stark, dass er weder etwas dagegen tun konnte noch wollte. Ein Räuspern neben ihm löste ihn aus seiner Starre. Atemu wandte den Kopf und traf Bakuras Blick, welcher ihn genau musterte. Er musste etwas von Atemus innerem Chaos bemerkt haben und wusste ebenso, dass sie das alle das Leben kosten könnte. Schweren Herzens versuchte Atemu nun also, den Jungen hinter sich zu ignorieren. Die Wachen führten sie eine lange Zeit durch die alle gleich aussehenden Tunnel der Station, vorbei an den anderen Bereichen. Der Weg durch die Tunnel endete auf einem riesigen Platz, auf dem mehrere Gruppen standen. Die Spieler der anderen Partien warteten hier auf ihr Quartier, ebenso wie sie selbst es jetzt machen würden. Zu Atemus Überraschung allerdings stellten sie sich nicht zu einer bereits bestehenden Gruppe, sondern bildeten ihre eigene ... Und damit wurde auch Atemus letztes bisschen Hoffnung, dass das Schicksal es gut mit ihm meinen könnte, zerschlagen, denn auch die Gruppe mit dem fremden Jungen blieb bei ihnen stehen. Er zwang sich, nicht in seine Richtung zu sehen, sondern versuchte lieber, mit Bakura und Marik Kontakt aufzunehmen. Reden war zwar erlaubt, machte einen aber nicht unbedingt beliebt bei den Wachen. In Mariks Augen konnte man sehen, dass er prächtige Laune hatte ... In Anbetracht der Situation, in der sie steckten, vielleicht schwer vorstellbar, aber Marik war einer der wenigen, dem dieses "Spiel" ansatzweise Spaß machte. Das war durchaus positiv für Bakura und ihn, denn Marik war gut, sehr gut sogar, und gut zu sein war hier wichtiger als alles andere. Wenn du gut bist, ist auch eine Niederlage halb so schlimm. Natürlich waren er und Bakura auch nicht unfähig und das machte sie zusätzlich zu gefährlichen Gegnern. Sie waren alle drei schon lange hier und hatten schon oft dieses Spiel erleben und überleben müssen. Diese Erfahrungen waren grauenvoll, aber viel wert. Doch heute war Atemu sich sicher, dass die Freude in Mariks Blick nicht nur pure Vorfreude war. Im Gegensatz zu ihm selbst freute Marik sich über ihre Konkurrenten, denn wie sie bereits vorhin festgestellt hatten, war ein Neuzugang so kurz vor Beginn ein Minuspunkt. Außerdem war das gegnerische Team selbst auch nicht so erfahren, denn sie hatten das Glück, deutlich seltener an einer Partie teilzunehmen. Da sie Nachbarn waren, bekamen sie mit, wann das Team an einer Partie teilnahm. Wegen dieser zwei Punkte war Marik sich sicher, dass das Team keine Konkurrenz für sie darstellen würde ... Doch Atemu wollte sich da nicht festlegen. Irgendetwas tief in ihm riet ihm davon ab, die vier Jungen zu unterschätzen. Bei diesem Gedanken kam auch die Erkenntnis, dass er bis auf den Jungen noch niemanden aus dem Team begutachtet hatte, also ließ er seinen Blick doch zu ihnen wandern, mied aber den kleinen Jungen. Der Junge neben ihm sah Bakura leicht ähnlich, wirkte aber ebenfalls viel unschuldiger und braver. Atemu glaubte, sich daran zu erinnern, dass er Ryou hieß. Der dritte Junge hätte mit Marik verwandt sein können und schien tief in seiner eigenen Welt versunken. Sein Name war Malik, was bei dem Volk der Hyren schon öfter für Verwirrung gesorgt hatte, ob es um ihn oder Atemus Teamkollegen ging. Direkt neben ihm stand das letzte Mitglied des Teams, Odion oder so, doch wäre die Bezeichnung Junge für ihn nicht ansatzweise passend gewesen. Er sah älter aus als die meisten anderen hier, sein Blick war starr und nichtssagend und er machte durchaus den Eindruck eines starken Gegners, doch Atemu wusste, dass der erste Eindruck sehr oft täuschte. Im positiven wie auch im negativen Sinne, denn nur weil der Rest des Teams nicht so aussah, hieß das nicht, dass sie nicht auch gefährlich sein konnten. Und den wichtigsten Faktor für die Bestimmung ihrer Chancen kannte Atemus Team noch gar nicht ... die innere Kraft nämlich. Jeder Mensch hatte sie und bei jedem Menschen sah sie anders aus und das konnte ein entscheidender Faktor sein. Dann ließ er seinen Blick schweifen und bemerkte, dass zwei neue Teams auf dem Weg in ihre Richtung waren. Eines von ihnen hatte er bis jetzt noch nicht gesehen, doch er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Mariks Grinsen breiter geworden war beim Anblick dieses Teams, denn es war ein reines Frauenteam und mit einer Ausnahme sahen sie alle relativ verängstigt aus, hatten diesen Prozess also vermutlich auch noch nicht so oft mitgemacht. Der aufgenähte Name auf ihren Sträflingsanzügen verriet, dass ihr Teamname "Lady" lautete. 'Wie passend', dachte Atemu. Das andere Team, Team Oricalcos, schien eher ihr Kaliber zu sein. Sie wirkten alle stark und kein bisschen unsicher. Ihre Namen waren, soweit er sich erinnern konnte, Raphael, Valon, Allistor und Bandit Keith. Beide Teams blieben bei ihnen stehen und als Atemu seinen Blick zu Marik wandern ließ, fühlte er sich bestätigt: Sein Gesicht zierte mittlerweile ein breites Grinsen. Atemu fand, dass seine Art zu Grinsen sehr seltsam war. Sie ließ Marik irgendwie wahnsinnig wirken. Er hielt nicht viel von Frauen und dachte, sie seien innerlich nicht stark genug für dieses Spiel. Die Statistik gab ihm Recht. "Yugi!" Wieder einmal wurde er heute von einem Schrei aus seinen Gedanken gerissen. Zu seiner Überraschung hatte aber auch der neue Junge seinen Kopf gehoben und blickte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Dort stand ein Junge, der sich gegen die Wachen wehrte und nur hinter seinem Team hergezogen wurde. Sein Blick ging genau in die Richtung des kleinen Jungen. War er etwa Yugi? Dann war das vielleicht dieser Joey, nach dem der Junge vorhin geschrien hatte? Das Team bewegte sich zu allem Unglück auch noch auf sie zu. Atemu war es eigentlich egal, doch irgendwie hoffte er für den Neuzugang in Team Hikari, dass das Team noch abdrehen würde. Die beiden waren anscheinend gute Freunde und zusammen in einer Partie in unterschiedlichen Teams zu landen, war da keine gute Sache. Doch das Team drehte nicht ab, sie blieben bei ihnen stehen. Der Junge, der geschrien hatte war groß und blond und wirkte nicht so, als hätte er vor, sich kommentarlos hier herumschubsen zu lassen, obwohl das das Gesündeste für ihn wäre. Er wurde von einer der Wachen festgehalten und versuchte, sich zu befreien, um zu Yugi zu gelangen. Man sah an der Körpersprache des Kleinen, dass er sehr gerne einfach zu seinem Freund gegangen wäre, aber offenbar hatte er zu viel Angst davor, was dann mit ihnen beiden passieren würde, denn seine Blicke wanderten immer wieder zwischen den Wachen und seinem Freund hin und her, doch bewegen tat er sich nicht. Bevor Yugi sich endgültig entscheiden konnte, was er tun wollte, bewegten sich ihre Wachen aber schon vorwärts und schoben sie mit. Atemu sah daraufhin auch, dass es vielen anderen Gruppen ebenso erging und sie schon auf dem Weg zu ihrem neuen Quartier waren. Gemeinsam bewegten sie sich auf eine Tür zu, welche von einer Wache geöffnet wurde. Der Raum dahinter sah aus wie alle anderen Partiequartiere auch: Ein sechseckiger, kahler Raum von dem fünf Wände aus Gitterstäben bestanden. Hinter den Gitterstäben war jeweils eine Zelle für vier Personen, die ebenfalls nur mit Gitterstäben von den anderen Zellen getrennt waren. Über der Tür hing eine Art Fernseher, in dem die Spiele übertragen werden würden, damit der Rest von ihnen immer über alles informiert war. Die Wachen sperrten jedes Team in eine der Zellen. Zu Atemus Unglück war das Team von Yugi schon wieder in der Zelle neben ihm ... Und diesmal gab es nicht mal eine Betonwand dazwischen. Sie selbst waren ganz außen. Auf der anderen Seite des Jungen war das Team Oricalcos, daneben Team Lady. In der letzten Zelle, die ebenfalls außen lag, war das Team des blonden Jungen, Team Dragon. Bei der Betrachtung der Gruppen fiel ihm nun als erstes eines auf: Sie waren die einzige unvollständige Gruppe. Da es in diesen Spielen besser war, mehr Mitglieder zu haben, konnte dies ein Nachteil für sie sein. Allerdings waren sie gute Strategen und konnten das vielleicht ausgleichen. Aber vor allen Dingen konnte sich das noch ändern. Zudem war bei zwei der Teams das vierte Mitglied erst vor einer Stunde hier angekommen und hatte gar keine Ahnung von dem Spiel, das sie spielten. Die Wachen hatten die Sicherheitsvorkehrungen kontrolliert und verließen nun den Raum. Nachdem die Tür geschlossen worden war, hörten sie das Signalpiep, welches verkündete, dass die Alarmanlage angeschaltet wurde. Damit waren sie nun allein, doch irgendwie glaubte Atemu nicht, dass es lange leise bleiben würde, womit er auch vollkommen Recht behielt. In der Zelle des Freundes des Jungen brach ein Streit aus, dessen Worte zwar unverständlich, aber dennoch vernehmbar waren. "Joey? Geht es dir gut?" Die Worte des Jungen unterbrachen den Streit. "Yugi! Naja, es ging schon definitiv besser, aber ich denke, ich werde es überleben." Das schallende Lachen als Reaktion auf diese Worte kam aus Atemus eigener Zelle und erschreckte nicht nur ihn. "Denkst du das, ja? Das ist aber ziemlich siegessicher für einen Neuankömmling und zumindest ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um das zu verhindern." Geschockt wanderte Atemus Blick zu seinem Teammitglied. "Marik! Halt die Klappe!" "Aber Atemu, er hat doch Recht", war Bakuras einziger Einwurf. Bei Joey jedoch lösten die Worte Wut und Verwirrung aus: "Was soll das heißen? Siegessicher? Und warum willst du verhindern, dass ich überlebe?" "Das habe ich dir gerade bereits gesagt, du Hohlkopf! Jeder hier außerhalb unserer Gitterstäbe ist ab jetzt dein Feind! Alles, was schlecht für dich ist, ist automatisch gut für sie!" Diese ebenso wütende Antwort kam von Seto Kaiba, einem Mitglied aus Joeys Team "Das ist doch gar nicht wahr! Warum sollte jemand wollen, dass ihm etwas Schlechtes passiert? Ich würde mich nicht darüber freuen!" Auch diese Aussage erntete ein Lachen seitens Mariks. "Oh Mann, Junge, bist du naiv! Weißt du überhaupt, wo du hier bist und was auf dich zukommt?" Die Neugierde Atemus siegte über die Wut auf Marik und er wandte seinen Blick zu dem Jungen. Die Verwirrtheit und die Unsicherheit in dessen Blick ließ ihn zusammenfahren. Marik hatte Recht! Der Junge hatte keine Ahnung! Atemu fühlte sich wie in seinem schlimmsten Albtraum und dachte dabei, dass es den beiden Neuzugängen wohl noch schrecklicher gehen musste. "Ihr seid hier in einem Spiel. Einem so genannten "Spiel der Schatten" von den Hyren. Schon mal etwas davon gehört?" Atemus Stimme hörte sich für ihn selbst vollkommen fremd und falsch an, aber er wollte nicht, dass die beiden morgen ohne auch nur die geringste Vorstellung davon zu haben, was passiert, aufs Spielfeld mussten. Er wusste, dass das eigentlich die Aufgabe des eigenen Teams wäre, dies zu erklären, aber er hatte das Gefühl, er müsse Mariks Unhöflichkeit wiedergutmachen. Der Junge schüttelte den Kopf und von seinem Freund war nur ein "Keine Ahnung, von was du da redest" zu hören, was mit einem "Oh mein Gott, wir sind verloren!" des Braunhaarigen kommentiert wurde. "Atemu, lass das! Was machst du da?" zischte Bakura ihm zu, doch das ignorierte Atemu. Er war ein Mensch der Fairness. Jeder Spieler sollte die Regeln kennen, ansonsten war es ein unfaires Spiel und damit kein gerechter Sieg. Seinen Mitstreitern war so was egal, das wusste er, aber ihm war es wichtig. "Dieses Spiel geht über fünf Wochen und wird in Teams gespielt" Atemu deutete an dieser Stelle auf seine beiden Teammitglieder. "Gewinnen tut am Ende das Team, welches die meisten Siege hat und nur das Siegerteam verlässt diesen Raum wieder lebend." "Bitte was soll das denn heißen? Heißt das, wir bringen uns gegenseitig um, oder was?" In Joeys Stimme schwang Fassungslosigkeit mit. "Nein, nicht ganz. Zumindest ist das nicht vorgesehen. Die Hyren krönen am Ende der Partie, also wenn alle Spiele abgeschlossen sind, den Sieger und lassen die Verliererteams hinrichten." Ein erstickter Schreckensschrei drang aus der Zelle neben ihm. "Das ist doch Wahnsinn! Warum sollen wir dieses Spiel überhaupt spielen?" Wieder ein Lachen seitens Mariks. "Jetzt sei doch mal still, Marik! Du hast keine Wahl. Sie zwingen dich. Die Spiele werden live im Fernsehen übertragen. Diese Spiele sind ihre Freizeitbeschäftigung und wir sind ihre “Akteure”, ihre Spielfiguren. Du kannst von hier nicht fliehen und dich weigern kannst du auch nicht." "Was ... Was sind denn das für "Spiele" ?", fragte nun Yugi. "Das ist unterschiedlich. Du trittst im direkten Vergleich gegen ein Team von uns an. Es gibt immer eine Aufgabe und welches dieser Teams die Aufgabe besser bewältigt, bekommt den Sieg. Aber man sollte sich beeilen, denn ein Spiel muss spannend sein. Wenn es nicht spannend und unterhaltsam ist, gibt es die Ketten für das Verliererteam. Du spielst mit deiner Inneren Kraft. Sie ist dein Werkzeug, um die Aufgaben zu erfüllen. Und natürlich Seite an Seite mit deinem Team. Ihr gewinnt und verliert zusammen, also ist jedes Mitglied wichtig. Deswegen sind alle anderen Teams - uns eingeschlossen - deine Feinde, denn am Ende überlebt nur ein Team." Atemu tat es weh, sich selbst, als Yugis Feind zu bezeichnen, aber wusste, dass er nicht drumherum kam, so war es nun mal. "Morgen früh wenn das Licht angeht, kommen die Wachen zurück und holen zwei Teams. Sie werden auf einen Arenaplaneten gebracht und bekommen da ihren Stützpunkt und ihre Aufgabe gestellt. Um Punkt zehn startet die Übertragung und somit das Spiel. Nach ihrem Spiel werden die Teams wieder hergebracht. Das ganze passiert ebenso übermorgen. Unter der Woche allerdings nicht." Yugi nickte als Zeichen, dass er verstanden hatte. Darauf trat Schweigen ein, doch diesmal wurde es nicht von Stimmen unterbrochen, sondern vom Licht, das kurz summte und dann ausging, um die Nacht anzukündigen. Atemu bewegte sich in Richtung der Pritschen und merkte dann, dass sich seine Teammitglieder bereits die beiden an der Wand geschnappt hatten. Also musste er wohl oder übel am Gitter zu Yugis Team schlafen. Er kletterte auf die obere, da er unten noch nie sonderlich gut schlafen konnte, und versuchte, seine Gedanken beiseite zu schieben, doch das geflüsterte, ihm viel zu nahe "Ryou?" machte das schwierig. Na toll, da lag seine momentan größte Sorge also direkt neben ihm, nur getrennt durch eine dünne Wand aus Gitterstäben. "Ja, Yugi?" "Ist es normal, wenn man Angst hat?" Darauf folge ein Seufzen. "Ja, aber es ist trotzdem nicht ratsam. Du solltest versuchen, sie abzustellen." Darauf war es eine Weile still. "Ich glaub nicht, dass ich das kann", schluchzte Yugi dann. Das konnte doch nicht wahr sein! Wie sollte er so je Schlaf finden! Aber Yugi bekam keine Antwort mehr, Ryou musste wohl bereits schlafen. Das Schluchzen wurde langsam zu leichtem Weinen und Atemu ertrug es nicht mehr: "Du solltest deine Angst nicht abstellen. Die Angst hält dich ab und zu davon ab, dumme Dinge zu tun, also kann sie auch ganz nützlich sein. Du musst nur versuchen, sie daran zu hindern, die Kontrolle zu übernehmen. Du wirst es lernen. Wenn das Spiel erst mal angefangen hat, gehen dir ganz andere Dinge durch den Kopf." Nach diesen Worten verstummte das Weinen kurz. "Danke." Atemu hielt es für besser, darauf nicht zu reagieren und wandte sich ab. Es dauerte lange, aber irgendwann schlief er dann doch unter dem Weinen Yugis ein und wurde in der Nacht von Albträumen gequält, die sich um den morgigen Tag und Yugi drehten ... 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