Yajuu 2 von Avyr (-beyond redemption-) ================================================================================ Kapitel 32: Die 13. Spritze --------------------------- Luca rannte so schnell wie er konnte, jedoch ahnte er, dass es bereits zu spät war. Als er dann sah, wie die große Fensterscheibe von Lucius Büro zerbrach und die Splitter tödlich zu Boden rieselten, wandelte sich seine Ahnung in eine bittere Erkenntnis um. Er beschleunigte abermals und rannte in das Hauptquartier hinein. Viele Menschen kamen ihm entgegen, die nun panisch das Gebäude verließen. Luca steuerte geradewegs auf die Rezeption zu. Die Dame saß noch da, schien aber auch ernsthaft zu überlegen, ob sie nicht lieber abhauen sollte. „Funktioniert der Lift noch?“, rief Luca ihr außer Atem zu. Sie blickte erschrocken zu ihm auf. „N… Nein, aber du willst da doch jetzt nicht ernsthaft rauf!“ Luca achtete nicht weiter auf sie und rannte schon an ihr vorbei zur Treppe. So schnell war er noch nie sechs Stockwerke hochgerannt. Er hechtete den Flur entlang und sah schon von weitem, dass der Kampf in vollem Gange war. Die Tür zum Büro war aus den Angeln gerissen und hatte mehre tiefe Furchen im Holz. Pik war in Höchstform. Obwohl die anderen Drei ihn unablässig attackierten, hielt er dennoch ganz gut mit. Jeder hatte so seine spezielle Waffe, die er nutzte. Pik bevorzugte seine Sensen, während Kreuz mehrere Schusswaffen bei sich trug. Herz hatte zwei Dolche, die extra für sie geschmiedet wurden waren und Karo benutzte ein ebenfalls speziell für ihn gemachtes Nunchaku, welches länger war, als die Üblichen und bei bestimmten Bewegungen kleine Klingen ausfahren konnte. Pik stand solange gut da, wie er die anderen im Radius seiner Sensen halten konnte, doch besonders Herz, versuchte oft durchzubrechen und ihn mit den Dolchen zu erwischen. Kreuz suchte eher die Distanz, während Karo relativ mittig blieb. Er konnte aber auch am besten die Sensen abwehren. Obwohl der Kampf unerbittlich lief, saß Lucius noch immer unbeeindruckt an seinem Schreibtisch, als könnte er nicht getroffen werden. Diese Selbstsicherheit war fast schon unheimlich. „Sieh einer an. Was machst du denn hier?“, bemerkte Lucius ihn, „Du willst dem Verräter hoffentlich nicht helfen.“ Lucius blickte ihn tief an und ein sadistischen Grinsen fuhr über seine Lippen. Luca biss die Zähne zusammen. Er war sich ja selbst nicht ganz sicher, ob er denn eine Chance hatte. Gegen Pik hatte er schon kaum bestehen können, auch wenn er gegen ihn nicht die Gestalt der Chimäre angewandt hatte. Allerdings wollte er darauf nur im äußersten Notfall zurückgreifen, würde er denn sonst Lucius verraten, dass er zu den 2% gehörte. Andererseits schuldete er ihm viel. Pik hatte Luca schon so oft aus der Patsche geholfen, er konnte ihn jetzt nicht einfach in sein Verderben rennen lassen. „Wie es scheint, kündige ich wohl heute.“, gab Luca zurück und zog dann zwei Messer hervor. Er warf sie und es gelang ihm damit Karos Nunchaku zu umwickeln. Dieser hob verwirrt den Blick, analysierte aber blitzschnell die Lage und schüttelte Lucas Messer wieder ab. „Was zum Teufel machst du hier?“, rief Pik, nachdem er gerade einem Hieb von Herz ausgewichen war. „Ich versuch dir deinen Arsch zu retten, du Idiot!“, gab Luca zurück und wich seinerseits einem Angriff von Karo aus. „Ich hab dich nicht darum gebeten.“ „Ist mir bewusst.“, erwiderte Luca. Dann schwieg Pik wieder. „Hm, du bist gut für einen einfachen Assassinen.“, stellte Karo plötzlich fest, „Hätte nicht gedacht, dass Lucius so fähige Leute hat.“ Luca lächelte grimmig: „Wunderbar, danke für das Kompliment.“ „Oh, versteh mich nicht falsch. Ihr habt trotzdem keine Chance. Stattdessen hast du in dem Moment in dem du deine Waffen gezogen hast, dein Leben verwirkt. Es wird mir eine Freude sein, es aus dir heraus zu quetschen.“ Ok, jetzt war es amtlich, alle Informanten waren anscheinend nicht ganz normal, dachte sich Luca, ließ sich aber nicht beirren. Gegen solche Gegner durfte er sich keine Unaufmerksamkeit erlauben. Durch den relativ engen Raum, war kämpfen nicht gut möglich. Besonders nicht, wenn so viele Personen beteiligt waren. Also beschlossen die Informanten das Kampffeld zu verlegen. Jetzt würden sie ernst machen. Während das eine Fenster des Büros einen schönen Ausblick über die Stadt ermöglichte, befand sich das andere auf der Seite, unter der sich das Ödland erstreckte. Auch die große Brücke konnte man von hier aus sehen. Plötzlich ließen Kreuz, Karo und Herz von ihren Angriffen ab und sprangen ein Stück zurück. Alle zückten zeitgleich eine Spritze und Luca wusste, was jetzt folgen würde. „Hab das Zeug schon lange nicht mehr benutzt.“, seufzte Herz. „Aber ihr habt es euch verdient so zerfetzt zu werden.“, ergänzte Karo und blickte ebenso finster wie sie. „Ach Luca, ich hab gehört, dass du bereits 12 hinter dir hast. Würde mir also überlegen die letzte zu nutzen.“, lachte Kreuz höhnisch. Die Drei zuckten zusammen, als das Serum zu wirken begann und binnen weniger Sekunden standen drei riesige Chimären im Büro, welches nun ausgeschöpft schien. Lucius betrachtete das ganze fasziniert, rührte sich aber kein Stück. Herz, eine rötliche Chimäre, die ähnlich einem Exile ausziehbare Klingen hatte, packte sich Pik am Mantel und sprang mit ihm aus dem Fenster ins Ödland. Kreuz, welcher dunkelbraun und grau gemustert war und in seiner Statur einem Bär ähnelte, sprang ebenfalls hinterher. Karo hingegen sah seiner Schwester relativ ähnlich in dem roten Fell mit weißer Musterung. Dort wo sein Schweif beginnen hätte müssen, war nur eine Zacke. Er packte sich Luca und folgte den anderen ins Ödland. Noch während des Fluges gelang es Pik sich von Herz zu befreien, wobei sein Mantel zerriss. Aus der Innentasche zog er blitzschnell ebenfalls eine Spritze. „Was ihr könnt, kann ich schon lange.“, rief er und rammte sich das Teil in den Arm. Luca riss vor Schreck die Augen auf. Das war die letzte Spritze für Pik, er durfte sie nicht nehmen. „Nicht!“, schrie er, doch es war bereits zu spät. Bevor sie landen konnten, verzerrte sich auch Piks Gestalt, welche die zwei Sensen packte und dann krachend auf dem Boden aufkam. Das hinterließ regelrecht einen Krater. Karo sorgte dafür, dass Luca nicht durch den Aufprall starb. Aber das war natürlich Absicht, denn sie wollten ja nicht zulassen, dass er so sanft das zeitliche segnete. Trotzdem war die Wucht schlimm genug, sodass Luca einen Schmerzensschrei unterdrücken musste. Da meldete sich die Chimäre in ihm das erste Mal zu Wort, aber er zwang sie, sich wieder zu beruhigen. Plötzlich kam er sich so klein und unbedeutend vor. Schließlich war er nun der einzige, der noch in menschlicher Gestalt war, während er von vier Chimären umzingelt war. Kreuz war ein ganzes Stück größer als die anderen, dafür aber nicht ganz so schnell und wendig. Schnell zeigte sich, wer eine Affinität für was hegte. Pik sprang mit gefletschten Zähnen auf Kreuz zu, während er mit den Sensen auf Herz zielte, durch die er eine Menge Strom jagte. Kreuz hatte offensichtlich eine Affinität zur Erde, denn als er seine Pranke erhob, um Pik eine zu verpassen, wurde diese plötzlich zu Stein und somit war die Wucht des Aufschlags um einiges heftiger. Benommen taumelte Pik ein Stück zurück. Herz hatte, wie auch Luca, eine Affinität für die Luft und wich den Sensen daher spielend aus. Ihr Bruder, der sich vornehmlich mit Luca beschäftigte, hatte hingegen eine Affinität für das Feuer. Luca wusste nun, warum er keinen normalen Schweif hatte, denn sobald Karo auf seine Fähigkeiten zurückgriff, erschien ein flammender Schweif, der an dem Zacken am Ende seiner Wirbelsäule begann. Auch seine Klauen konnten Feuer fangen und das war ein Problem für Luca, denn diese waren so heiß, dass sie seine Messer schmelzen konnten oder die Drähte, an denen sie befestigt waren. Gerade hatte Luca es geschafft mehrere dieser Drähte um den Hals von Karo zu wickeln, da schmolzen sie ihm einfach weg. Karo verpasste Luca einen Hieb, dem er nicht komplett ausweichen konnte und so streiften ihn die Klauen, die höllisch heiß waren und brannten sich tief in ihn hinein. Zumindest blutete die Wunde so nicht. Luca knickte unmerklich ein, aber das nutzte sein Widersacher um ihn mit den Hörnern auf dem Kopf aufzuspießen und gegen den nächsten Stein zu schleudern. Die Chimäre in Luca schrie ein weiteres Mal auf, lauter als zuvor, aber abermals unterdrückte er sie. Dadurch konnte er aber auch seine Wunden nicht heilen. Karo stand nun vor ihm und fletschte belustigt die Zähne. „Wie langweilig du doch bist. Ich glaube ich kümmere mich erst einmal wieder mit um Pik. Du haust in diesem Zustand sowieso nicht mehr ab.“ Dann brüllte ihn Karo einschüchternd an und schloss sich den anderen an. Luca blieb im Moment nichts weiter übrig, als zuzusehen, was ihn sehr ärgerte. Pik gab sein bestes, doch er musste wohl einsehen, dass er keine Chance gegen die Drei hatte. Sie waren gut abgestimmt, mussten sich wohl telepathisch miteinander unterhalten. So war es nicht verwunderlich, dass er schon einige tiefe Wunden davongetragen hatte. Aber ans Aufgeben war nicht zu denken. Zumal er auch Herz bereits einmal erwischt und ihr eine gehörige Furche verpasst hatte und auch Kreuz hatte zumindest eine kleine Schramme davongetragen. Nun schloss sich aber Karo wieder an und das machte alles noch schwieriger. Gerade spürte Pik wie sich unter sich die Erde zu rühren begann. Dann stieß wie aus dem Nichts ein spitzer Felsen hervor. Pik gelang es daran abzuspringen, um sich vor weiteren Schaden zu bewahren, aber in der Luft wartete bereits Herz. Als sie ihre Klauen in ihn grub, ließ er einen großen Schwall Elektrizität frei, welche sich sofort auf Herz übertrug und sie mit schmerzverzerrter Miene von ihm abließ. An der Stelle, wo er landen wollte, wartete aber bereits ihr Bruder mit grimmiger Miene. Eine Stichflamme schoss Pik entgegen und auch wenn er sich noch von ihr wegdrehen konnte, so landete er so dicht bei Karo, dass dieser ihm mit einem Prankenhieb die Seite zerfetzte. Pik knurrte, um den Schmerz zu überspielen, aber das gelang ihm nur so halb. Er musste in Bewegung bleiben, sonst hätten sie ihn, also versuchte er sofort den nächsten Angriff zu starten, als ihn eine Woge des Schmerzes durchzog. „Nein! Noch nicht!“, rief er innerlich verzweifelt aus. Das Serum würde bald abklingen und dann war es aus mit ihm. Eine Tatsache, die sich nicht leugnen ließ. Dieser Moment hatte ihn jedoch zögern lassen. Da stand Kreuz über ihm und packte ihn am Genick, wirbelte ihn erst nach oben und schlug ihn dann so kräftig wie möglich auf die raue, harte Erde. Dann hob er Pik wieder an und schleuderte ihn seitwärts gegen einen Felsen. Pik sackte zusammen und Blut tropfte aus seinem Maul. Angestrengt versuchte er wieder zu Atem zu kommen, aber sein Körper wollte nicht so recht wie er. Alles drehte sich um ihn. Irgendwie gelang es ihm wieder aufzustehen und schemenhaft nahm er einen seiner Gegner wahr. Er schleuderte ihm einen Stromstoß entgegen, der aber absolut am Ziel vorbeiging. Karo hatte nicht einmal ausweichen müssen. „Tja Pik, das ist nun mal der Preis für Verrat und Selbstüberschätzung. Welch ein Narr du doch bist.“, tönte es in seinem Kopf und er erkannte, dass Kreuz es war, der zu ihm sprach. „Du bist hier doch der Verräter.“, gab er zornig zurück. „Mag sein, aber ich muss dafür nicht sterben!“, lachte Kreuz sadistisch auf. Die Drei umkreisten Pik langsam wie hungrige Haie. Gleich würden sie sich auf ihn stürzen und ihn dann langsam zerreißen, dass wusste Luca und das konnte er nicht zulassen. Wenn er nach Lua jetzt auch noch seinen besten Freund verlor… nein, daran durfte er gar nicht erst denken. Immerhin war Pik die zweite große Stütze in seinem Leben gewesen. Luca bezweifelte ein wenig, ob er das verkraften würde. Da er seine Wunden noch immer nicht heilen ließ, war es für ihn echt ein Krampfakt aufzustehen, aber schließlich gelang es ihm. Er warf sie zwischen Pik und die anderen und hob das letzte Messer an, was ihm noch geblieben war. „Du kannst aufstehen?“, hallte es verwundert und zugleich amüsiert in seinem Kopf wieder. „Bemerkenswert für einen Menschen.“, lachte Karo, „Aber das wird dir nichts nützen. Wir werden euch jetzt beide zerreißen. Seht euch doch an. Ihr seid am Ende. Jämmerlich schwache Menschen. Hättest du mal das Serum nicht so verschwendet, dann hättest du vielleicht heute noch eine nehmen können. Es sei denn, du willst sie nehmen und stirbt sowieso.“ Luca ging dieser Großkotz nun tierisch auf die Nerven. Die Instinkte der Chimäre fingen langsam an in ihm die Oberhand zu gewinnen und dieses Mal ließ er sie gewähren. Für seinen besten Freund würde er in Kauf nehmen, dass Lucius von seinem Geheimnis erfuhr. Luca ließ das Messer zu Boden fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr wollt uns zerreißen? Ihr könnt es ja gern versuchen, aber ich warne euch. Das werde ich sicher nicht einfach zulassen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich einen von euch mitnehmen werde.“, meinte er laut und deutlich, sodass sie es nicht überhören konnten. Wie erwartete provozierte das die Drei gehörig. „Du wagst es?!“, schrie Karo und knurrte ihn lauthals an, „Dann zeig mir doch mal, wie du das fertig bringen willst!“ Dann sprang er nach vorn und schleuderte Luca hinter eine Felsformation, die daraufhin nachgab und Luca unter sich begrub. „Tse, was für ein Idiot.“, brummte Karo noch immer gereizt und umkreiste Pik wieder mit den anderen beiden. Da kicherte Pik erschöpft. „Was ist denn so komisch? Ich hab grad deinen besten Freund getötet und du lachst?“, fragte Karo gereizt. „Vielleicht hat er ja den Verstand verloren.“, meinte Herz mit biestiger Zunge. „Hey, kann es sein, dass das deine letzte Spritze war, mein Lieber?“, schaltete sich nun Kreuz ein. Pik schwieg, doch sie kannten die Antwort bereits. „Was für ein Narr du doch bist. Hätte ich nicht für möglich gehalten.“, knurrte Kreuz genervt. Mit so jemand war er also mal befreundet gewesen. Das war inakzeptabel. „Mag sein, dass ich ein Narr bin, aber ihr seid es auch. Karo, ich hab gerade gelacht, weil du gerade einen ziemlichen dummen Fehler begangen hast. Aber seht zu, wie ihr damit fertig werdet.“ Pik trugen seine Beine nicht mehr und er knickte ein. Um ihn war es geschehen, aber er spürte, wie Luca brodelte. Er kannte Luca gut und es war ihm nicht entgangen, wie sehr die Chimäre in ihm schrie. Nun hatten die Drei ein Problem. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)