Du weißt ... von Yeliz (Drogen.) ================================================================================ Kapitel 6: Hilferuf ------------------- Mein Verstand war immer noch vernebelt, aber ich fand den Weg nach Hause. Ich roch nach Rauch und sah durch aus. Meine Erwartungen wurden enttäuscht, seltsamerweise war Maxim bereits daheim, nicht so wie sonst. Meist blieb sie am Sonntag weg, aber heute saß sie im Wohnzimmer und malte. Ich wusste es, obwohl ich mich nicht traute die Tür zum Wohnzimmer zu öffnen, um mich zu überzeugen. Ich ging vorerst ins Bad und versuchte die Missgeschicke der Nacht wegzuwaschen. Letztendlich fühlte ich mich schlecht, weil ich sie betrogen hatte. Meine Gefühle waren in einem Kettenkarussel gefangen. Es war erst 8 Uhr morgens, aber mir kam es vor, als sei es Mittag. Die Sonne strahlte mir im Schlafzimmer entgegen. Meine ermüdeten Augen waren darauf nicht vorbereitet. Ich wollte schlafen und alles vergessen, was mit mir innerhalb der letzten Stunden passiert war. Mein Verstand klarte auf, so als hätte die Sonne mich durchleuchtet und erleuchtet. Die Gewissensbisse und die Ungewissheit machten sich in mir breit. Was sollte ich nun tun? Sollte ich warten bis die Sonne mir meine bevorstehenden Tränen wie ein Taschentuch wegwischen würde? Ich hatte mich auf etwas eingelassen, was mir nun den Schlaf raubte. Wie sollte ich Maxim gegenübertreten? Ich konnte mich nicht weiterhin im Schlafzimmer verschanzen, denn sie wartete nur darauf, dass ich mich verriet. Ich atmete ein paar Mal tief durch und erfasste die Türklinke. Irgendetwas in mir wollte die Türklinke so unbemerkt öffnen, dass die Person hinter der Tür mich nicht bemerkte. Ein seltsamer Irrglaube, der sich innerhalb weniger Sekunden auflöste und meine Verzweiflung allein versinken ließ. Sie sah nicht auf, als ich hinein kam. Das war ein eindeutiges Zeichen, denn sie hatte es noch niemals gewagt mich zu ignorieren. Mit einem Handtuch bedeckt ging ich zur Küche, dabei traute ich mich nicht die Stimme zu erheben. Ich bereitete mir und Maxim einen Kaffee zu, denn ich wusste, dass wir jetzt reden mussten. Ich fühlte mich dazu nicht in der Lage, aber sie erwartete von mir, dass ich den ersten Schritt machte. Ich ließ mir Zeit beim Kaffee machen, sodass ich darüber nachdenken konnte, was ich am besten sagen sollte. Sie nahm mir meine Aufgabe ab und fragte mit gereiztem Unterton: "Wer war diese kleine Nutte?" Ich blieb stumm und fragte mich, ob ich mich auf dieses Gespräch einlassen sollte. Sie provozierte und das zurecht, aber es reizte mich ebenso diese Anschuldigungen mitanhören zu müssen. War es die Droge, die sich noch in meinem Körper befand und mir einredete, dass ich mir das nicht gefallen lassen sollte? Oder weshalb entgegnete ich angepisst: "Das geht dich nichts an." "Mich geht es nichts an, wenn meine Freundin mit einer billigen Hure fickt?" Ihre Stimme wurde laut und die Wut in ihrem Gesicht bereitete mir Schmerzen in meinem Inneren. Ich schaute weg, fixierte einen unbedeutenden Punkt in unserer Wohnung. Mir fiel erst später auf, dass mein Blick auf dem Kaktus ruhte, den ich zu meinem Einzug kaufte. Die Zeit war so schnell verflogen. Nach einem Jahr zusammenwohnen, war er in die Höhe gewachsen. "War ja klar, dass sie dich rumgekriegt hatte. Denkst du, dass du jetzt was besonderes bist, nur weil sie dir was von ihrem Stoff gegeben und dich zu sich eingeladen hat? Dummes Kind, geh morgen zum Gynäkologen." "Was willst du mir hier eigentlich vorwerfen? Du bist doch diejenige, die sich jedes Wochenende zu stofft und von irgendwelchen zwielichtigen Typen ficken lässt.", schrie ich ihr entrüstet entgegen. Die Stille kehrte ein und wir schauten beide betrübt zu Boden. Das Gefühl von Beklemmung umschlang mich. Ich musste mir die Tränen verkneifen, aber es war bereits zu spät. Meine Augen brannten, mein Kopf schmerzte und der Kloß in mir wollte mich ersticken. Plötzlich fragte sie ernst: "Habe ich dich dazu gebracht? Ich dachte immer, dass du dich nicht von mir zerstören ließest und jetzt sitzt du vor mir, versuchst dir nicht anmerken zu lassen, dass du Drogen genommen hast." "Nein, du trägst nicht die Schuld. Ich war übermütig." "Dummes Kind, mit deinen 19 Jahren bist du immer noch so naiv wie ich mit sechzehn. Halt dich von dieser Frau fern oder willst du irgendwann so enden wie ich? Willst du alle Menschen in deiner Nähe verletzen? Möchtest du dein Spiegelbild verabscheuen und dich bei jeder Line verachten? Willst du das?", fragte sie eindringlich und mir wurde bewusst, was ich mir da eingebrockt hatte, "Ich knalle mir nicht umsonst irgendwelche Substanzen bis morgens um zehn. Das ist Sucht und Selbstzerstörung, kein Vergnügen!" "Warum hast du mich dann in dein Leben hinein gezogen?", fragte ich weinend und verwirrt. "Ich war selbstsüchtig. Ich wollte dich um jeden Preis besitzen." Sie strich sich durch die Haare. In diesem Moment erkannte ich ihre Ermüdung, die sich unter ihren Augen zu dunklen Schatten sammelte. Sie war kaputt und wollte, dass ich sie rette, anstatt mich selbst in dieses Elend hineinzuziehen. Ich sollte sie aus ihrem Elend herausziehen. Dazu hatte sie mich bestimmt, jetzt wurde es mir schlagartig bewusst. "Warum hast du es nicht gleich gesagt?" "Was meinst du?", fragte sie scheinheilig. "Du weißt wovon ich rede. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Hilfe brauchst? Warum hast du mich im Glauben gelassen, dass ich dir nicht genüge und du deshalb Tage und Nächte wegbleibst?" Sie antwortete mir auf diese Fragen nicht. Sie biss sich bloß stumm auf die Lippe und wünschte sich weit weg. Ich begann meinen Kaffee zu trinken. Die ersten Schlücke waren bitter. Sie drehte sich eine Zigarette. Das tat sie immer, wenn sie nervös oder gestresst war. "Kannst du mir eine mitdrehen?" Sie nickte, dann rauchten wir zusammen. Ich spürte das Nikotin und das Koffein. Die gemeinsame Wirkung der beiden Alltagsdrogen weckten meinen Verstand auf, sodass ich mich dazu entschloss mich zu entschuldigen: "Es tut mir leid. Ich weiß, dass du es nicht einfach hast. Ich hätte schon viel früher anfangen müssen zu reden und nicht erst wenn es bereits zu spät scheint. Ich wusste nicht wie ich es angehen sollte, denn ich war mir sicher, dass du mich nicht in dein Leben involvieren wolltest." "Dummerchen, du bist mein Lebensinhalt. Was bringen mir die Drogen und die seltsamen Bekanntschaften, die mir meinen Lebensunterhalt zahlen? Ich will seit unserer Begegnung nichts sehnlicher als ein neues Leben. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als ein normales Leben mit dir." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)