Mesh Of Lies von kleines-sama (DoflamingoxCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 4 (zensiert) ------------------------------- Crocodile saß gerade gemeinsam mit seinem Partner auf der Couch im Wohnzimmer der Villa. Doflamingo hatte vorgeschlagen einen Film anzusehen, und Crocodile hatte zugestimmt, auch wenn er im Moment eigentlich keine große Lust auf fernsehen hatte. Viel lieber hätte er sich mit seinem Laptop in irgendeine stille Ecke verzogen und seine Emails gecheckt oder neue Bewerbungen geschrieben. Da er in letzter Zeit sehr viele Überstunden machte und die Fahrtzeit von Doflamingos Villa bis zur Bank fast eine Stunde betrug, bot sich nur verhältnismäßig selten die Möglichkeit dazu, sich um seine Jobsuche zu kümmern. Gleichzeitig war Crocodile sich aber natürlich dessen bewusst, dass auch sein Freund ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit von ihm verlangte. Im Prinzip steckte er dauernd in einem Dilemma: Entweder er vernachlässigte seine Arbeit beziehungsweise seine Jobsuche oder aber er vernachlässigte die Beziehung zu seinem Partner. Crocodile bemühte sich so gut wie nur möglich darum, einen Mittelweg zu finden, der alle Parteien zufrieden stellte, doch musste leider sehr häufig feststellen, dass dies ziemlich schwierig war. Vor allen Dingen, weil sich Doflamingo in letzter Zeit zu einer sehr anhänglichen Person entwickelt hatte. Crocodiles Befürchtung, er würde seinem Freund langweilig werden, wenn er erst einmal einen so großen Raum in dessen Leben einnahm, hatte sich bisher kein Stück bestätigt. Eher war das Gegenteil eingetroffen: Doflamingo schien jede freie Minute mit ihm verbringen wollen. Und er schien nicht zu bemerken, dass er seinen Partner mit seinem Verhalten gelegentlich ganz schön einengte. Es fiel Crocodile immer schwerer, sein Geheimnis zu bewahren. Sie waren fast beim Ende des Films angekommen (Crocodile hatte den Streifen mit eher geringem Interesse verfolgt), als sein Handy klingelte. Hastig kramte er es aus seiner Hosentasche; der Display zeigte an, dass der Anruf von seiner Schwester Hancock stammte. Um Doflamingo nicht zu stören, verließ Crocodile auf leisen Sohlen das große Wohnzimmer, ehe er abnahm. "Hallo?" "Hi, Crocodile!", kam ihm sofort die hohe und fröhliche Stimme seiner jüngeren Schwester entgegen. "Wie geht's dir?" "Ganz gut, denke ich", antwortete Crocodile. Er sprach möglichst leise und bemühte sich darum, durch seine Worte keinen Verdacht zu erregen; schließlich trennte ihn nur eine einzige Wand von seinem Partner und wer wusste schon, wie viel der vielleicht mitbekam. "Und dir?" "Oh, mir geht's super", erwiderte Hancock. "Ich habe derzeit viel zu tun, weil ich mit den Vorbereitungen für Mihawks Geburtstagsparty beschäftigt bin. Aber ich will mich nicht beschweren. Du weißt ja, dass mir so etwas Spaß macht. Heute habe ich sogar schon alle nötigen Zutaten für die Torte, die ich ihm machen werde, eingekauft." "Schön, dass du schon so fleißig bist", lobte Crocodile sie und hoffte, dass man ihm seine Überraschung nicht anmerkte. Er hatte völlig vergessen, dass sein Bruder in knapp eineinhalb Woche, am neunten März, seinen vierzigsten Geburtstag feierte. Und dabei hatte er normalerweise ein recht gutes Gedächtnis, was Zahlen und Daten anging. "Die Party findet Freitagabend bei ihm Zuhause statt. Er hat ja ein so großes Haus und wohnt alleine, da bietet sich das natürlich an." "Weiß er denn überhaupt von der Party?", wollte Crocodile wissen und empfand die Frage als überaus berechtigt. Es wäre nämlich beileibe nicht die erste Überraschungsparty gewesen, die Hancock organisierte. Er selbst war an seinem letzten Geburtstag das Opfer der Partywut seiner Schwester geworden. Sie liebte es einfach, anderen Leuten eine (vermeintliche) Freude zu machen, Geschenke zu kaufen und Torten zu backen (bei letzterem war sie allerdings tatsächlich ein echtes Talent, wie Crocodile zugeben musste). "Klar weiß er davon", erwiderte Hancock. "Ich musste ihn zwar ein wenig überreden, bis er endlich einer Party zugestimmt hat, aber du weißt ja selbst, wie das ist: Meine beiden großen Brüder können mir einfach nichts abschlagen! Außerdem bin ich mir sicher, dass es ihm gefallen wird. An einem runden Geburtstag schmeißt doch schließlich jeder eine Party, nicht wahr?" "So gut wie jeder", gab Crocodile zu, obwohl er sich bei seinem Bruder nicht vorstellen konnte, dass dieser sonderlich begeistert gewesen war angesichts dieses Vorschlags. Wahrscheinlich hatte er bloß zugestimmt, um Hancock nicht zu enttäuschen. Eigentlich war Mihawk nämlich kein Fan von großen Parties. Er war ein stiller und eher zurückgezogen lebender Mensch, der wenig Wert auf Materielles legte und nur ungern im Rampenlicht stand. "Jedenfalls weißt du ja jetzt über die Party Bescheid. Offizieller Beginn ist gegen zwanzig Uhr. Doflamingo ist übrigens auch herzlich eingeladen!" "Ich werde es ihm ausrichten", meinte Crocodile, der nicht so recht wusste, was er von dieser Einladung halten sollte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein so extravaganter Mensch wie Doflamingo Spaß bei einer Geburtstagsparty in der Vorstadt haben würde. "Allerdings kann ich nicht garantieren, dass er die Zeit finden wird, um zu kommen. Er hat in letzter Zeit sehr viel zu tun. Wer ist denn sonst noch alles eingeladen?" "Lass mich kurz überlegen, es wird ja doch eine etwas größere Party", sagte Hancock, ehe sie rasch fortfuhr: "Es kommen ein paar von Mihawks Schülern: Zoro, Perona und Tashigi. Dann seine Freunde: Moria, Shanks, Yasopp, Kuma und..." "Kuma?" Crocodile stockte. Irgendwoher kam ihm dieser Name bekannt vor. Es dauerte einige Sekunden, ehe ihm schließlich einfiel, dass Kuma beim Besuch im Skypia mit dabei gewesen war. Er war ein recht enger Freund seines Partners. "So ein großer, breit gebauter Typ mit dunkelbraunen Haaren?", hakte Crocodile zur Sicherheit nach. "Aber sehr still?" "Ja, die Beschreibung trifft genau auf ihn zu", sagte Hancock mit Verwunderung in der Stimme. "Mihawk und er haben sich vor einigen Monaten auf einer Buchmesse kennengelernt. Ich wusste nicht, dass du ihn auch kennst." "Er ist ein guter Freund von Doflamingo", meinte Crocodile wahrheitsgemäß. "Aber ich hatte bisher noch nie sonderlich viel mit ihm zu tun. Das ist aber ein großer Zufall, dass ausgerechnet die beiden sich kennen." "Ich finde, dass sie echt gut zusammenpassen", erwiderte Hancock. "Sie sind beide ziemlich stille und schräge Typen." Sie kicherte kurz. "Ich meine: Allein schon, dass sie sich auf einer Buchmesse kennengelernt haben. Es war auch nur eine sehr kleine Messe. Irgendetwas zum Thema Mittelalter oder sowas. Da wundert es mich nicht, dass sie sich sofort angefreundet haben. Gleich und gleich gesellt sich eben gern." "Vielleicht hast du Recht", gestand Crocodile schließlich, obwohl es ihm noch immer ein wenig seltsam vorkam, dass ausgerechnet sein Bruder und einer der besten Freunde seines Partners sich vor einigen Monaten kennengelernt hatten. Aber was dachte er hier überhaupt? Um etwas anderes als einen sonderbaren Zufall konnte es sich ja gar nicht handeln. "Daz und Paula kommen auch. Außerdem noch ein paar Leute aus dem Baratie. Mihawk freundet sich wirklich mit den ungewöhnlichsten Menschen an." Sie nannte noch einige weitere Namen, die Crocodile zumindest auf Anhieb nichts sagten. Zum Abschluss meinte sie dann noch: "Mein Freund Luffy kommt übrigens auch." "Dein Freund?", hakte Crocodile skeptisch nach. "Du meinst deinen festen Freund? Oder nur einen ganz normalen Freund?" "Mein fester Freund Luffy", gab Hancock schließlich freudestrahlend zu. "Wir haben uns vor ein paar Wochen bei einem Konzert kennengelernt. Und ich dachte mir, dass Mihawks Geburtstagsparty eine gute Gelegenheit wäre, um ihn euch vorzustellen, ohne dass er sich wie auf dem Präsentierteller fühlt." "Warum hast du ihn vorher noch nie erwähnt?", fragte Crocodile und spürte sofort, dass eine Art brüderlicher Beschützerinstinkt in ihm wach wurde. Da Hancock wunderhübsch aussah, wurde sie ständig von sehr vielen Männern umworben und hatte sich bereits das eine oder andere Mal für den Falschen entschieden. Sie beschwerte sich häufig bei Crocodile darüber, dass man sie ständig bloß auf ihr Äußeres reduzierte und die Männer immer nur Sex wollten; kaum jemand legte auch Wert auf die inneren Werte. "Und wie ist er so drauf?" "Mach dir keine Sorgen um mich", meinte Hancock sofort. "Er ist ein wirklich netter Typ. Und der erste, den ich umwerben musste. Zuerst hat er nämlich kein allzu großes Interesse an mir gezeigt. Das Äußere scheint ihm gar nicht so wichtig zu sein. Ich habe wirklich ein gutes Gefühl bei ihm!" "Dann ist ja gut", erwiderte Crocodile, auch wenn er noch nicht ganz überzeugt war. Er nahm sich auf jeden Fall vor, bei der Party ein Auge auf den neuen Freund seiner jüngeren Schwester zu werfen. "Du klingst ganz schrecklich negativ", warf Hancock ihm vor und klang plötzlich gar nicht mehr so fröhlich wie noch vor einer halben Minute. "Wehe, du verschreckst ihn mir bei Mihawks Party! Er ist der erste Mann seit langem, mit dem ich mir etwas wirklich Ernstes vorstellen kann. Mach mir das bitte nicht kaputt!" "Ich will dir überhaupt nichts kaputt machen", lenkte Crocodile sofort ein. "Ich mache mir doch nur Sorgen um dich. So ist das eben mit großen Brüdern." "Weiß ich doch", meinte Hancock und schien sich wieder beruhigt zu haben. "Und ich kann auch verstehen, dass du sehr sensibel bist, was solche Dinge angeht. Schließlich hast du ja schon selber Erfahrungen mit gewalttätigen Beziehungen sammeln müssen und möchtest mir dieses Schicksal ersparen. Aber ich kann dir wirklich versichern, dass es sich bei Luffy nicht um eine solche Sorte Mann handelt! Ganz sicher!" "Können wir bitte das Thema wechseln?", sagte Crocodile sofort, damit Hancock gar nicht erst die Gelegenheit dazu bekam, näher auf ihn und seine Ex-Beziehung zu Enel zu sprechen zu kommen. Er erinnerte sich nur ungern an dieses dunkle Kapitel seines Lebens zurück; nicht einmal mit seinen Geschwistern redete er gern darüber. "Von mir aus", erwiderte Hancock, die auch nicht sonderlich erpicht darauf zu sein schien, diese Diskussion fortzuführen. "Also: Freitagabend bei Mihawk Zuhause. Und denk bitte dran, auch Doflamingo Bescheid zu sagen!" "Mach ich", sagte Crocodile. "Dann bis Freitag." "Bis Freitag!" Leise seufzend legte Crocodile auf. Er hatte überhaupt nicht daran gedacht, dass Mihawk nächste Woche Geburtstag feierte; und noch dazu einen runden. In seiner derzeitigen Lebenssituation hatte er, um ehrlich zu sein, für kaum noch irgendetwas den Kopf, abgesehen von seiner Jobsuche und seiner Beziehung zu Doflamingo. Und die Party würde bereits in ein wenigen Tagen stattfinden. Was sollte er seinem Bruder bloß schenken? Crocodile war niemals sonderlich kreativ gewesen, was Geschenkideen anging. Ein wenig niedergeschlagen kehrte Crocodile ins Wohnzimmer zurück. Doflamingo saß noch immer auf der Couch, doch der Film war bereits zu Ende; auf dem Bildschirm des Fernsehers war bloß noch der Abspann zu sehen. Hatte er doch so lange mit Hancock telefoniert? "Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte sein Freund ihn, kaum hatte er sich neben diesen gesetzt. "Klar, was sollte nicht in Ordnung sein?", erwiderte Crocodile mit relativ wenig Elan und steckte sein Handy zurück in seine Hosentasche. "Wer hat dich angerufen?" "Hancock. Sie hat mich daran erinnert, dass Mihawk nächsten Freitag Geburtstag feiert." Crocodile sah, dass Doflamingo eine Augenbraue nach oben zog und ihm durch seine Sonnenbrille hindurch einen skeptischen Blick zuwarf. "Du klingst nicht sonderlich begeistert. Magst du Geburtstagsparties etwa nicht?" "Darum geht es nicht", meinte Crocodile. "Es ist bloß so, dass ich die ganze Sache völlig vergessen habe. Und jetzt muss ich bis Freitag irgendein Geschenk auftreiben, dass Mihawk gefallen könnte. Darin bin ich nicht sonderlich gut." "Schenk ihm doch einfach Geld", schlug Doflamingo schulterzuckend vor. "Geld kommt bei jedem gut an. Oder Schmuck oder so etwas." Crocodile schüttelte den Kopf. "Bei Mihawk nicht. Er legt überhaupt keinen Wert auf materielle Wertgegenstände wie Schmuck. Er möchte, dass sich seine Gäste Gedanken darüber machen, was ihm gefallen könnte. Über zum Beispiel Geld würde er sich nicht freuen, sondern eher noch beleidigt fühlen. Ich bin mir sicher: Ich könnte ihm sogar eine Millionen Berry schenken und er würde sie bloß an mich zurückgeben mit dem Vorwurf, dass ich mir keine Mühe gegeben hätte, ihm etwas wirklich Schönes zu besorgen. Das Problem ist nur, dass ich alles andere als ein Talent dafür habe, irgendwelche gut durchdachten Geschenke aufzutreiben." "Das ist natürlich echt blöd", warf Doflamingo mitfühlend ein und legte einen Arm um seine Schulter. Crocodile lehnte sich in die angebotene Umarmung hinein. Sofort spürte er, wie ihn der Körperkontakt zu seinem Partner ein wenig beruhigte. "Aber du wirst schon noch etwas Passendes finden. Da bin ich mir ganz sicher. Und ein paar Tage hast du ja auch noch Zeit, um darüber nachzudenken", versuchte Doflamingo ihn ein wenig aufzumuntern. "Du bist übrigens auch eingeladen", erinnerte Crocodile sich. "Falls du Lust hast, zu kommen." Sofort verwandelte sich Doflamingo mitfühlendes Gesicht in ein hellauf strahlendes. "Wirklich? Natürlich habe ich Lust, zu kommen! Wieso sollte ich keine Lust darauf haben? Schließlich bekomme ich auf diese Weise die Möglichkeit, deine beiden Geschwister noch näher kennenzulernen. Bisher habe ich sie ja nur ein einziges Mal getroffen." "Überleg es dir lieber gut", warnte Crocodile seinen Partner vor. "Bei diesem Geburtstag wird es sich um eine ganz andere Art von Party handeln als du es gewohnt bist. Mihawk ist kein Mensch, der bei solchen Gelegenheiten dick aufträgt. Es wird bloß eine kleine Party bei ihm Zuhause sein. Und ich bin mir sicher, dass nicht mehr als zwanzig Leute eingeladen wurden. Bestimmt wirst du dich dort furchtbar langweilen." "Ach, Quatsch!", erwiderte Doflamingo sofort; die Worte seines Partners schienen seiner Begeisterung keinen Dämpfer verpasst zu haben. "Eine gute Party hängt doch nicht von der Frage ab, wie viele Leute eingeladen wurden. Ich jedenfalls finde es überhaupt nicht schlimm, dass Mihawk in einem eher kleinen Kreis seinen Geburtstag feiert. Ganz im Gegenteil: Wenn nur wenige Leute kommen, freue ich mich umso mehr, dass ich eingeladen wurde. Das bedeutet wohl, dass ich auf deine Geschwister einen ganz guten Eindruck gemacht habe." Doflamingo klang beinahe schon unangemessen stolz, als er letztere Aussage tätigte. "Sie finden dich nett", bestätigte Crocodile die Vermutung seines Partners. "Außerdem bringt Hancock auch ihren neuen Freund mit. Ich bin schon echt gespannt, was das für ein Typ sein wird." "Warum interessiert dich das so sehr?", fragte Doflamingo nach. "Sie ist eine erwachsene Frau; sie wird schon wissen, auf wen sie sich einlässt." "Genau das ist eben nicht der Fall!", erwiderte Crocodile energisch. "Sie hat nämlich bereits schon mehrere Beziehungen geführt, die absolut nicht gut liefen. Du hast sie doch selbst schon kennengelernt und weißt, wie sie aussieht: Alle Männer sind bloß an ihrem Äußeren interessiert; niemand kümmert sich um ihren Charakter. Dabei ist sie ein so fröhliches und nettes Mädchen! Ich möchte einfach nicht, dass sie an den falschen Typen gerät!" "Natürlich möchtest du das nicht; das kann ich verstehen", meinte Doflamingo besänftigend, fügte dann jedoch hinzu: "Trotzdem sollte man sich in fremde Beziehungen nicht zu sehr einmischen. So etwas habe ich selbst nämlich auch schon einmal getan und es ist alles andere als gut für mich ausgegangen. Lass den Dingen am besten ihren Lauf." "Und wenn er ihr nun etwas antut?", hielt Crocodile dagegen, der die Ansicht seines Partners überhaupt nicht nachvollziehen konnte. "Vielleicht verarscht er sie und ist bloß an Sex mit ihr interessiert; es wäre nicht das erste Mal, dass Hancock auf eine solche Art Mann hereinfällt. Und meistens ist sie so blind vor Liebe, dass sie jede Ausrede glaubt und erst viel zu spät bemerkt, worauf sie sich eingelassen hat." Obwohl Doflamingo seine Sonnenbrille trug, wusste Crocodile ganz genau, dass sein Freund mit den Augen rollte. Anscheinend nahm er die Situation nicht annähernd so ernst wie sein Gesprächspartner. "Du kennst ihn doch noch gar nicht", meinte er schließlich. "Gib ihm zumindest eine faire Chance. Wenn du bemerkst, dass er sie tatsächlich nur ausnutzt oder er ihr sogar etwas antut, kannst du immer noch einschreiten. Aber du solltest Hancock nicht verärgern, indem du die Beziehung von Anfang an verteufelst." Crocodile murrte unwillig und verschränkte die Arme vor der Brust. Ob er es nun zugeben wollte oder nicht: Der Vorschlag, den Doflamingo eben gemacht hatte, klang nicht unklug. "Vielleicht hast du Recht", gab er schließlich zu. Crocodile wusste ja selbst, dass er gelegentlich dazu neigte, übertrieben fürsorglich zu werden; zumindest, was seine jüngere Schwester anging. Wahrscheinlich war diese Verhaltensweise von Daz auf ihn abgefärbt. "Trotzdem werde ich ihn bei Mihawks Party genau unter die Lupe nehmen." "Tu, was du nicht lassen kannst", war der einzige Kommentar, den Doflamingo abschließend zu dieser Diskussion übrig hatte; er klang beinahe schon ein wenig amüsiert angesichts der Starrköpfigkeit seines Partners. Dann wechselte er unvermittelt das Thema: "Sag mal, wieso verlässt du eigentlich immer den Raum, wenn du an dein Handy gehst?" Crocodile, der mit einer solchen Frage nicht gerechnet hatte und darum sehr überrascht war, wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte. Er schwieg für eine Weile, ehe er schließlich ein wenig unbeholfen, doch wahrheitsgemäß meinte: "Naja, du hast dir doch den Film angesehen. Ich wollte dich durch mein Telefonat nicht stören." "Aber du gehst immer aus dem Raum, bevor du abnimmst", hielt Doflamingo dagegen. "Nicht nur, wenn wir gerade fernsehen. Mich stört es nicht, wenn du in meinem Beisein telefonierst. Nicht im Mindesten. Auch nicht, wenn der Fernseher läuft. Du kannst gerne bei mir sitzen bleiben, wenn du an dein Handy gehst." "Ähm, okay", erwiderte Crocodile. Er wusste nicht so recht, was er von diesem Angebot seitens seines Partners halten sollte. Vor allen Dingen war er sich nicht sicher, ob Doflamingo ihm bloß keine Umstände bereiten wollte oder ob hier irgendwelche Eifersuchtsgründe im Spiel waren. Aus eigener Erfahrung wusste Crocodile nämlich bereits, dass sein Freund gelegentlich ganz schön eifersüchtig und sehr besitzergreifend werden konnte. Hoffentlich würde sich dieser Zustand nicht noch weiter steigern. Je misstrauischer Doflamingo wurde, desto schwieriger würde er es für ihn werden, sein Geheimnis, das er aus seiner Kündigung und seinen Schulden machte, zu bewahren. Außerdem gab es für Doflamingo überhaupt keinen Grund, um eifersüchtig zu sein: Trotz seiner schwierigen Lebenssituation war Crocodile nämlich sehr glücklich mit seinem Partner; eine Trennung kam für ihn überhaupt nicht infrage. Und an eine Affäre oder Ähnliches dachte er selbstverständlich auch nicht. Er hatte einer monogamen Lebensform zugestimmt und an dieses Abkommen würde er sich halten, solange ihre Beziehung Bestand hatte. "Du hast das Ende des Films gar nicht mitbekommen", sagte Doflamingo und wechselte damit erneut relativ abrupt das Thema. "Wenn du möchtest, dann spule ich zurück und wir schauen es uns noch einmal zusammen an." "Okay", war die einzige Erwiderung, die Crocodile über die Lippen brachte. Irgendwie fühlte er sich ein wenig überrannt von dem seltsamen Verhalten seines Partners und wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Stumm sah er dabei zu, wie Doflamingo den Film bis zu der Stelle zurückspulte, an der er wegen des Telefonats mit Hancock den Raum verlassen hatte. Er hatte den Film von Anfang an mit eher geringen Interesse verfolgt, doch Crocodile hielt es für klüger, diese Tatsache für sich zu behalten. * Am Wochenende kam die Auswahl der Möbel, die Crocodile unbedingt mit in sein neues Zuhause nehmen wollte. Darunter befanden sich unter Anderem sein liebstes Bücherregal, sein Lesesessel und der dazugehörige Beistelltisch. Insgesamt handelte es sich um weit weniger Möbelstücke als zuerst vermutet. Der Grund dafür bestand darin, dass sein Partner bereits alles besaß, was zum Wohnen notwendig war und dazu noch einiges mehr, was zwar nicht unbedingt notwendig, aber doch sehr schick anzusehen war. Also galt es für Crocodile, recht wenig mitzunehmen. Er hatte sich die Möbel ausgesucht, die ihm etwas bedeuteten; darauf, dass ein Stück besonders nützlich oder praktisch gewesen wäre, hatte er keinen Wert legen müssen. Allerdings waren die Möbel nicht das einzige, was die angeheuerten Umzugsleute in die Villa seines Partners transportieren. Dazu kamen nämlich noch einige Dutzend große Pappkartons, die Crocodiles Hab und Gut enthielten: Ordner mit wichtigen Dokumenten aller Arten, Bücher und Filme, seine restliche Kleidung, eingerahmte Fotos, sein Lieblingskopfkissen und noch einiger anderer Kram. Die fünf jungen Männer vom Umzugsunternehmen luden erst einmal alle Habseligkeiten vom Lastwagen hinunter und deponierten diese im Foyer der Villa, ehe sie sie in die entsprechenden Räume transportierten. Wenn er ehrlich war, dann wurde Crocodile doch ein wenig flau im Magen, als er seine Möbel und die Pappkartons auf dem teuren Fußboden liegen sah. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich alle Dinge, die ihm etwas bedeuteten, so einfach und schnell zusammenpacken ließen; und auch nicht damit, dass es sich dabei um nur so wenig handeln würde. Crocodile kam es fast so vor, als läge da sein Leben vor ihm auf dem Boden ausgebreitet. Oder zumindest der klägliche Rest, der davon übrig geblieben war. Die Loft-Wohnung, in der er bisher gewohnt hatte, hatte 250 Quadratmeter gezählt und war überaus stilvoll eingerichtet gewesen. Und nun hatte man alles aus dieser Wohnung, was ihm in irgendeiner Form wichtig war, auf nicht einmal ein Zwanzigstel der ursprünglichen Fläche zusammengescharrt. Er war geschrumpft, er war mickrig geworden und hatte an Wert verloren. Plötzlich kamen Crocodile Zweifel. Ob es wohl doch die richtige Entscheidung gewesen war, nach nicht einmal einem Jahr Beziehung mit seinem Freund zusammenzuziehen? Er wäre lieber in seiner Loft-Wohnung wohnen gewesen, musste er ehrlich zugeben, und diese Erkenntnis hinterließ einen bitteren Geschmack auf seine Lippen. Unsinn, schoss es ihm allerdings sogleich durch den Kopf. Sein Auszug aus seiner Loft-Wohnung hatte prinzipiell doch überhaupt nichts mit seinem Einzug in die Villa seines Partners zu tun. Nach seiner Entlassung hätte er sich die teure Loft-Wohnung im Stadtzentrum sowieso nicht mehr leisten können; so oder so hätte er in eine deutlich kleine Wohnung ziehen und sich einschränken müssen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass eine kleine Wohnung wohl deutlich günstiger gewesen wäre als der Zusammenzug mit seinem Freund. Um die 20.000.000 Millionen Berry hatte die Villa gekostet, wie Crocodile wusste. Und da er ab heute ganz offiziell ebenfalls hier wohnte, würde er für die Hälfte dieses Betrags aufkommen müssen. Unweigerlich schluckte Crocodile. Seine Schulden standen ihm inzwischen bis zum Hals. Wie sollte er da nur die gewaltige Summe von 10.000.000 Berry aufbringen? Nicht einmal annähernd so viel verdiente er in einem ganzen Jahr. Oder hatte er in einem Jahr verdient; selbst zu seinen besten Zeiten hätte er eine solch gewaltige Summe Geld nicht einfach aus dem Ärmel schütteln können! Und noch immer hatte Crocodile keine Vorstellung davon, wie er seinem Freund diese Tatsache schmackhaft machen sollte. Im schlimmsten Fall forderte dieser den vollen Betrag sofort ein. Und Crocodile würde nicht dazu in der Lage sein, ihn zu bezahlen. Wie sollte er ihm das nur erklären? Und vor allen Dingen: Würde es ihm gelingen, seine Kündigung und seine Schulden weiterhin geheim zu halten, wenn Doflamingo Geld von ihm forderte? Womöglich verlangte er sogar Einsicht in seine Dokumente, um festzustellen, ob er überhaupt dazu in der Lage war, zu zahlen. Dann würden seine vielen Lügen ans Licht kommen und alles wäre zunichte. Dieses fürchterliche Horrorszenario musste er um jeden Preis verhindern! Sollte ihm dies nicht gelingen, dann ginge seine Beziehung zu Doflamingo mit Sicherheit sofort in die Brüche! Die große Frage war nun: Wie stellte er es bloß an, sein Geheimnis zu bewahren? Die jungen Leute vom Umzugsunternehmen waren fertig damit, Crocodiles Hab und Gut in das Foyer der Villa zu laden. Einer von ihnen, ein Mann mit schwarzen Locken, der schwarze Stiefel und ein ärmellosen Hemd trug, wandte sich anschließend an Doflamingo und fragte höflich: "In welche Räume sollen die einzelnen Möbelstücke gebracht werden, Herr Donquixote?" Auch wenn es Crocodile ärgerte, dass der Mann vom Umzugsunternehmen nicht mit ihm, sondern seinem Partner sprach (schließlich war nicht Doflamingo, sondern er derjenige, der umzog und dem all die zu transportierenden Möbel gehörten!), ließ er sich seinen Unmut nicht anmerken; zumindest nicht, so lange sie Gesellschaft hatten. Crocodile war kein Mensch, der einen Streit vom Zaun brach, während andere Menschen anwesend waren. Ein solches Verhalten hielt er nämlich für überaus unhöflich und unfair. "Bringt die Möbel in den ersten Stock", erwiderte Doflamingo, der es wohl für völlig selbstverständlich hielt, dass er der Ansprechpartner der Umzugsleute war. "Die Dienstmädchen werden euch den Raum zeigen, in dem sie stehen sollen." Dann fügte er, diesmal an Crocodile gewandt, hinzu: "Ich habe ein wunderschönes Zimmer für dein Bücherregal und den Sessel ausgesucht. Es ist nicht weit von unserem Schlafzimmer entfernt und hat einen Balkon, der zum Garten hinausgeht. Dort kannst du deine eigene kleine Wohlfühl-Oase einrichten. Ist das nicht schön?" Ein unwilliger Brummlaut war die einzige Erwiderung, die er seitens seines Partners erhielt. Noch immer war Crocodile eingeschnappt, weil Doflamingo es sich erlaubte, ihm seine Arbeit abzunehmen. Da es sich hierbei um seinen Umzug handelte und nicht um den seines Freundes, hielt Crocodile es für absolut selbstverständlich und indiskutabel, dass auch er allein das Anweisen der Umzugsleute übernahm. Crocodile war ein Mensch, der es überhaupt nicht leiden konnte, wenn man ihn in seiner Verantwortung und Autorität einschränkte. Es war ihm bereits genug, dass er wegen seiner kurz bevorstehenden Entlassung auf der Arbeit kaum mehr irgendetwas zu sagen hatte - da wollte er wenigstens in seinem Privatleben selbstbestimmt bleiben und die Oberhand behalten. Doflamingo warf seinem Partner durch die getönten Gläser seiner Sonnenbrille hindurch einen verwunderten und misstrauischen Blick zu, als er bemerkte, dass seine Aussage nicht die gewünschte Begeisterung hervorrief. "Was hast du denn?", fragte er und klang überaus enttäuscht. "Ich dachte, dass du dich darüber freuen würdest! Du hattest mir doch mal gesagt gehabt, dass ich mehr Rücksicht auf deine Bedürfnisse und deine Privatsphäre legen soll. Deswegen habe ich mir diese Sache mit deinem eigenem Lesezimmer als Rückzugsort überlegt. Wieso bist du jetzt so furchtbar schlecht gelaunt?" "Ich bin nicht wegen dem Zimmer schlecht gelaunt", erwiderte Crocodile und löste seine vor der Brust verschränkten Arme auf. "Ganz im Gegenteil: Ich finde es wirklich schön, dass du dir Gedanken darüber gemacht hast, womit du mir eine Freude bereiten könntest." "Du klingst aber nicht gerade sonderlich glücklich", hielt Doflamingo mit einer vorwurfsvoll klingenden Stimme dagegen. Er schien tatsächlich sehr enttäuscht zu sein, weil die Überraschung bei seinem Freund nicht so gut wie erwartet angekommen war. Crocodile druckste für eine Weile herum, ehe er schließlich zugab: "Es ist wegen den Umzugsleuten." Verwundert hob Doflamingo eine Augenbraue hoch; mit einer solchen Antwort schien er nicht gerechnet zu haben. "Den Umzugsleuten?", wiederholte er skeptisch. "Was ist denn da nicht in Ordnung? Sie machen ihren Job doch ganz gut, finde ich." Er zögerte kurz, ehe er hinzufügte: "Oder haben sie vielleicht irgendetwas kaputt gemacht oder in deiner alten Wohnung vergessen?" "Nein, das ist es nicht", sagte Crocodile hastig, ehe sein Partner einen schlechten Eindruck von dem angeheuerten Umzugsunternehmen bekam, das bisher tatsächlich überaus pünktlich und zuverlässig seine Arbeit erledigt hatte. "Es ist bloß so, dass es mich total ärgert, dass die Umzugsleute die ganze Zeit nur mit dir sprechen. Dabei sind das doch meine Möbel. Und es ist mein Umzug. Ich verstehe einfach nicht, wieso ich komplett übergangen werde und stattdessen du die ganze Arbeit übernimmst!" "Das ist dein Problem?", hakte Doflamingo ungläubig nach. "Du bist wütend, weil du weniger tun musst? Also, die Logik verstehe ich nicht! Freu dich doch lieber darüber, dass man dir die Arbeit abnimmt und du dich stattdessen entspannt zurücklehnen kannst. Das ist doch nun wirklich kein Grund, um verärgert zu sein!" "Oh doch, das ist es!", hielt Crocodile dagegen; ihm erschien die Argumentation seines Partners völlig unsinnig. "Du weißt ganz genau, dass ich es hasse, wenn man mir irgendetwas aus der Hand nimmt. Ich bin ein erwachsener Mann und das bedeutet, dass ich Dinge wie zum Beispiel einen Umzug auch selbst geregelt bekomme. Ich brauche keine Hilfe!" Doflamingo seufzte halb amüsiert, halb genervt auf. "Jetzt sind wir wieder bei diesem Thema angelangt", meinte er und legte den Kopf in den Nacken. "Wie oft muss ich dir das denn noch erklären: Dass man Hilfe annimmt, bedeutet nicht, dass man unselbstständig oder schwach ist! Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, was du so schlimm daran findest, wenn man dich bei irgendeiner Sache unterstützt. Wir beide sind ein Paar und das bedeutet für mich, dass wir uns gegenseitig helfen und unterstützen, wo wir können. Das ist doch absolut selbstverständlich und überhaupt nicht verwerflich." "Natürlich sollte man sich gegenseitig unterstützen, wenn man in einer Beziehung ist", gab Crocodile zu. "Aber das bedeutete doch nicht, dass du alles regelst und ich überhaupt nichts zu sagen habe. Die Umzugsleute haben ja nicht einmal auch nur ein einziges Wort mit mir gewechselt!" "Aber das liegt doch nicht daran, dass du unselbstständig bist oder Hilfe brauchst!", erwiderte Doflamingo, der sehr überzeugt von seinen eigenen Worten klang. "Und woran liegt es dann, bitteschön?", wollte Crocodile wissen. "Na, es liegt natürlich daran, dass ich derjenige gewesen bin, der mit dem Umzugsunternehmen telefoniert hat, wenn du dich recht erinnerst", erklärte Doflamingo. "Der ganze Auftrag läuft über meinen Namen und über mein Konto. Da ist es doch völlig logisch, dass sich die Umzugsleute an mich wenden und nicht an dich." Er seufzte kurz und rieb sich die Schläfe. Trotzdem wirkte er (wie fast immer) nicht wirklich genervt; überhaupt schien Doflamingo die gesamte Sachlage nicht sonderlich ernst zu nehmen. Crocodile bekam beinahe sogar das Gefühl, er amüsierte sich eher noch darüber, dass sein Freund so verärgert und gekränkt war. "Dass du auch immer nach Gründen suchen musst, um dich in deinem Stolz verletzt zu fühlen", murmelte Doflamingo schließlich liebevoll grinsend. Er beugte sich zu seinem Partner hinunter, um diesen einen sanften Kuss auf die Lippen zu geben und die Arme um dessen Oberkörper zu schlingen. Crocodile ließ es zu, auch wenn er sich noch immer nicht ganz überzeugt fühlte. Erst als Doflamingo wieder von ihm abließ, fiel ihm plötzlich auf, mit welchem Teil dessen Aussage er sich nicht so einfach abfinden konnte: "Der Auftrag läuft über dein Bankkonto?", wiederholte Crocodile und stutzte. "Was meinst du denn damit? Ich dachte eigentlich, dass man mir eine Rechnung schicken würde. Bist du etwa in Vorkasse gegangen? Hat das Umzugsunternehmen das verlangt? Wie viel hast du bezahlt? Wenn du mir die Kontonummer gibst und den Betrag nennst, dann überweise ich dir..." "Vergiss es!", unterbrach Doflamingo ihn sogleich und klang plötzlich untypisch ernst. "Ich werde garantiert kein Geld von dir annehmen! Das Unternehmen ist bereits von mir bezahlt worden und ich möchte unter keinen Umständen die Kosten von dir erstattet bekommen!" "Aber es ist doch mein Umzug gewesen", hielt Crocodile dagegen. "Meine Möbel und meine Klamotten sind transportiert worden, nicht deine. Darum liegt es natürlich auch an mir, die Rechnung des Umzugsunternehmens zu tragen." "Prinzipiell hast du ja Recht", lenkte Doflamingo ein. "Und ich weiß auch, dass du es nicht leiden kannst, wenn man dir irgendetwas ausgibt. Trotzdem bestehe ich darauf, dass ich die Kosten übernehme. Schließlich bin ich derjenige gewesen, der gewollt hat, dass wir beide zusammenziehen. Darum ist es für mich auch ganz selbstverständlich, dass ich dir so wenig Umstände wie möglich bereite, was diesen Umzug angeht." "Du musst wirklich nicht für mich bezahlen, Doflamingo, das ist nicht nötig...!" "Ich weiß, dass es nicht nötig ist. Aber ich tue es gerne. Sieh die bezahlte Rechnung als eine Art Willkommensgeschenk an. Für mich sind das sowieso nur Peanuts. Du weißt doch, dass ich mehr als genug Geld habe." Er stockte kurz und fügte dann noch hinzu: "Außerdem verstehe ich sowieso nicht, wieso du so stark auf getrennte Kassen bestehst. Ich meine, wir beide sind doch ein Paar. Da ist es doch ganz normal, dass der eine mal dem anderen was ausgibt. Ich sehe das alles nicht so streng." "Na gut, von mir aus", gab Crocodile sich schließlich geschlagen. "Aber wenn du das nächste Mal auf die wahnwitzige Idee kommst, eine Rechnung von mir bezahlen zu wollen, dann informiere mich bitte vorher und warte nicht darauf, dass mir die Sache irgendwann von selbst auffällt." "Wenn ich dir vorher Bescheid geben würde, dann würdest du niemals zulassen, dass ich bezahle", entgegnete Doflamingo, doch er sagte es so leise, dass Crocodile es nicht für angemessen hielt, auf diese Aussage zu reagieren. Einige Minuten später waren die jungen Männer vom Umzugsunternehmen mit ihrer Arbeit fertig. Nachdem Doflamingo sie entlassen hatte (nicht ohne jedem ein saftiges Trinkgeld auszuhändigen, als er glaubte, dass sein Freund nicht hinsah), besichtigten Crocodile und er den neu geschaffenen Raum, den Doflamingo so stolz als kleine Wohlfühl-Oase bezeichnet hatte. Das Lesezimmer, mit dem Doflamingo ihm eine Freude hatte machen wollen, war vollständig eingerichtet worden. Sowohl das Bücherregal als auch der Lesesessel mit dem Beistelltisch befanden sich an der richtigen Stelle; sogar die Bücher, die Crocodile aus seiner Loft-Wohnung mitgenommen hatte, waren bereits einsortiert worden. Alles in allem hatten die Umzugsleute wirklich sehr gute Arbeit geleistet, musste Crocodile zugeben. Durch die verglasten Balkontüren schien eine Menge Sonnenlicht in den Raum und die Wände des Zimmers waren in einem ruhigen Beigeton gestrichen worden, der an Strandurlaub erinnerte. Crocodile trat mit bedächtigen Schritten hinaus auf den Balkon. Er lag zum weitläufigen Garten der Villa hin. Vor dem Balkon wuchs ein hoher Baum (Crocodile wusste nicht, um welche Art Baum es sich handelte; er kannte sich mit Pflanzen nicht sonderlich gut aus), der wohl das Zuhause einiger Singvögel darstellte, die Crocodile zwar im Moment nicht sehen, dafür allerdings sehr deutlich hören konnte. "Gefällt es dir?", fragte Doflamingo interessiert und schlang von hinten die Arme um den Oberkörper seines Partners. "Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, was dir gefallen könnte. Und da du in letzter Zeit so oft gestresst bist, du weißt schon, wegen deinem Job, dachte ich mir, dass ein hübsches Lesezimmer genau der richtige Ort für dich wäre. Hierhin kannst du dich zurückziehen, wenn's dir mal wieder zu viel wird, um ganz entspannt ein paar Romane lesen oder dir auf dem Balkon die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Schließlich sind das ja genau die Dinge gewesen, die ich dir versprochen habe, als wir beide im Flying Lamb das erste Mal über's Zusammenziehen geredet haben." Crocodile erinnerte sich daran, dass Doflamingo tatsächlich etwas Ähnliches gesagt hatte, als dieser das erste Mal das Thema Zusammenziehen angeschnitten hatte. "Es gefällt mir sehr gut", meinte Crocodile, und weil ihm das so kurz angebunden vorkam, fügte er noch hinzu: "Ich freue mich vor allen Dingen über den Balkon. In meiner Loft-Wohnung hat es ja leider keinen gegeben. Du hast aus diesem Zimmer wirklich eine echte Wohlfühl-Oase gezaubert. Es ist sehr lieb von dir, dass du dir nur für mich so viel Mühe und so viele Umstände gemacht hast, Doffy. Damit hätte ich nie im Leben gerechnet." "Ich habe es sehr gerne gemacht", erwiderte Doflamingo mit glücklicher Stimme und verstärkte den Griff um den Körper seines Partners. "Schließlich möchte ich, dass du dich in deinem neuen Zuhause wohl fühlst. Dieses Zimmer gehört dir ganz allein. Ich habe mir sogar vorgenommen, anzuklopfen, bevor ich reinkomme!" "Oh, tatsächlich?" Crocodile konnte sich ein Grinsen gepaart mit rollenden Augen nicht ganz verkneifen. "Da fühle ich mich aber geehrt, dass der werte Herr Donquixote sich nur für mich ein manierliches und rücksichtsvolles Verhalten zulegen möchte. Das hätte ich ihm nämlich ebenfalls niemals zugetraut." "Du tust immer so, als wäre ich ein fürchterlicher Rüpel", entgegnete Doflamingo gespielt beleidigt und lachte leise. "Und als hätte ich keine Manieren!" "Die hast du auch nicht!", meinte Crocodile und lehnte sich nach hinten gegen die breite Brust seines Partners, genoss dessen Körperwärme. "Du kommst zum Beispiel ständig zu spät. Und klopfst nie an, bevor du einen Raum betrittst - nicht einmal, wenn ich im Bad bin. Außerdem genießt du es, mich vor anderen Leuten in Verlegenheit zu bringen!" "Das Letzte liegt aber bloß daran, dass du immer ganz rote Ohren kriegst, wenn du dich schämst, und das total niedlich aussieht", säuselte Doflamingo, der die Kritik seitens seines Partners (natürlich) nicht im geringsten ernst nahm. "Niedlich?" Crocodile glaubte, sich verhört zu haben. "Mir fällt kein Wort ein, mit dem man mich weniger passend beschreiben könnte als niedlich!" "Unsinn", entgegnete Doflamingo, noch immer säuselnd. "Du bist der niedlichste Mensch, den ich kenne. Und es ist ganz besonders niedlich, wenn du rot wirst. Warte, ich beweise es dir!" Crocodile hatte kaum Gelegenheit dazu, sich zu fragen, was für eine lächerliche Art von Beweis sein Partner wohl anführen wollte, als er plötzlich dessen Zunge an seinem rechten Ohr spürte. Seine Ohren gehörten neben dem Hals zu seinen empfindlichsten Körperstellen - worüber Doflamingo selbstverständlich ganz genau Bescheid wusste. Crocodile konnte nicht verhindern, dass er spürte, wie Hitze sich auf seinen Wangen ausbreitete. Währenddessen fuhr Doflamingo mit seiner Zunge Crocodiles Ohrmuschel entlang, ehe er unten beim Ohrläppchen ankam und genüsslich den goldenen Ohrring liebkoste. Sofort überkam Crocodile heiße Erregung und er konnte ganz genau spüren, dass sein Glied sich bereits aufzurichten begann. Und wenn er die große Beule, die von hinten gegen sein Steißbein drückte, nicht vollkommen missverstand, dann ging es seinem Partner nicht anders. "Siehst du, ich hatte doch Recht", flüsterte Doflamingo und sein heißer Atem schlug gegen Crocodiles hoch sensibles Ohr. "Jetzt sind dein Gesicht und deine Ohren knallrot. Sieht wirklich niedlich aus. Sogar mehr als niedlich. Eher ziemlich heiß. Es ist ein wirklich schöner Kontrast zu deiner sonst so blassen Haut. Schade, dass es hier keinen Spiegel gibt. Du solltest dich selbst sehen können." Doflamingo schwieg kurz, ehe er in einer bedenklich ernst klingenden Stimmlage hinzufügte: "Das ist eigentlich wirklich keine schlechte Idee: Sex vor dem Spiegel. Na, was hältst du davon, Wani? Wenn ich dich das nächste Mal nehme, dann darfst du dich dabei selbst in einem Spiegel betrachten...." "Doflamingo!", fluchte Crocodile, konnte gleichzeitig allerdings nicht verhindern, dass die perverse Fantasie seines Partners ihn noch weiter erregte. "Ist ja schon gut", meinte Doflamingo, der sehr amüsiert klang angesichts der Verlegenheit seines Partners. "Hier gibt es sowieso keinen Spiegel. Das heben wir uns wirklich erst für's nächste Mal auf." Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, veränderte Doflamingo den festen Griff um den Körper seines Partners, ohne diesen aufzulösen: Er nahm seine rechte Hand von Crocodiles Oberkörper fort und presste sie stattdessen gegen dessen Schritt. "Obwohl du von der Idee ja echt angetan zu sein scheinst, zumindest deinem harten Schwanz nach zu urteilen." Er lachte selbstgefällig, lüstern und voller Vorfreude. Dann begann er damit, mit der Fläche der rechten Hand rhythmisch über die noch durch zwei dünne Lagen Stoff getrennte Erektion seines Partners zu reiben. "Doflamingo", zischte Crocodile, der sich hin- und hergerissen fühlte zwischen einerseits dem Wunsch, jetzt sofort an Ort und Stelle mit seinem Freund intim zu werden und andererseits der hinderlichen Tatsache, dass sie sich noch immer auf dem Balkon des Lesezimmers befanden. Der Balkon ging zum Garten hinaus und das bedeutete, dass jeder, der vorbeikam und zufällig einen Blick nach oben warf, sie beide beim Sex sehen würde. Und Crocodile war sich nicht sicher, ob er das wollte. "Der Balkon!" "Was ist mit dem Balkon?", fragte Doflamingo und tat so, als wüsste er nicht, was Crocodile mit seinem Einwand meinen könnte. Er presste seine Hand besonders fest gegen die Beule in der Hose seines Freundes und fuhr damit fort, dessen Ohr mit seiner Zunge zu bearbeiten. "Nicht hier", sagte Crocodile und war selbst überrascht darüber, wie erbärmlich halbherzig seine Stimme doch klang. "Hier kann man uns sehen." "Aber gerade das macht doch den Spaß aus", gurrte Doflamingo, ehe er plötzlich stockte. Er schwieg für eine Weile und übte auch keinen weiteren Druck auf die Erektion seines Partner aus. Dann meinte er in einem unerwartet ruhigen und ernsten Tonfall: "Ich will nichts tun, was du nicht möchtest, Crocodile." Nachdem er diesen einen Satz gesagt hatte, schwieg Doflamingo erneut für einige Sekunden, ehe er fast schon unbeholfen hinzufügte: "Aber manchmal fällt es mir schwer, auseinanderzuhalten, ob du ein Nein wirklich ernst meinst oder ob es sozusagen mit zum Spiel gehört. Deswegen frage ich dich jetzt ganz unmissverständlich: Draußen auf dem Balkon oder drinnen im Zimmer?" Crocodile war völlig überrascht angesichts der unerwarteten Rücksichtnahme seines Partners. Er brauchte eine Weile, um sich zu sammeln, ehe er über eine Antwort nachdenken konnte. Um ehrlich zu sein, fiel sie Crocodile nicht sonderlich schwer: Er mochte es, wenn sein Partner gelegentlich mit der Angst spielte, ihnen könnte jemand beim Sex zusehen oder zuhören. Wie damals bei dem Blowjob im Jaguar auf dem Rückweg von Spider's Cafe nach Hause. Doch Crocodile mochte es nicht, wenn diese Angst zu weit führte. Einen Blowjob auf einem abgeschirmten Wagenrücksitz zu bekommen war etwas völlig anderes als Sex auf einem Balkon zu haben, der für jeden, der zufällig vorbeikam, einsichtig war. Ihn hatte die Befürchtung, ein Gärtner oder ein Dienstmädchen könnte sie beide zufällig entdecken, zwar zu Beginn sehr erregt, doch wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann wünschte er sich nicht, dass dieses Szenario tatsächlich eintrat. Vor allem wollte er nicht, dass ihn irgendjemand außer Doflamingo nackt sah. Crocodile war, was Nacktheit anging, ein extrem schamhafter Mensch. Dies lag unter anderem daran, dass er durchaus nicht immer nur positive Reaktionen bezüglich des Armstumpfes auf seiner linken Seite erhalten hatte. Er wollte nicht, dass man seinen Armstumpf sehen konnte. "Drinnen", war also die eindeutige Antwort, für die Crocodile sich entschied. Er spürte, dass sein Freund augenblicklich von ihm abließ. Verwundert und auch ein wenig eingeschüchtert angesichts dieses plötzlichen Entzugs des Körperkontakts wandte Crocodile sich um. Hatte er die falsche Entscheidung getroffen? Dass sein Partner ihm die Wahl ließ, weil er sich ihm nicht aufdrängen wollte, bedeutete schließlich nicht automatisch, dass dieser auch mit der Alternative einverstanden war. Würde Doflamingo nun das Vorspiel abbrechen, weil er keine Lust darauf hatte, den Sex drinnen auszuführen? Hatte dieser sich womöglich so sehr auf den Outdoor-Sex gefreut, dass ihm die Vorstellung, es im Lesezimmer zu tun, überhaupt nicht mehr zusagte? Doflamingo ging hastig zur Balkontüre hinüber und öffnete diese. Dann sah er zu Crocodile hinüber, der verunsichert an Ort und Stelle stehen geblieben war. Er wusste nicht, was sein Partner nun von ihm erwartete. "Wo bleibst du denn?", meinte Doflamingo und seine Stimme war ebenso ungeduldig wie die hektischen Bewegungen, die er ausführte. Er streckte eine Hand einladend nach seinem Freund aus, während er mit der anderen die Balkontüre festhielt, die ansonsten von selbst wieder zufallen würde. "Komm schon! Ich dachte, wir beiden wollen drinnen weitermachen? Oder möchtest du jetzt gar nicht mehr?" "Doch, ich... ich..." Crocodile brachte den Satz nicht zu Ende, sondern huschte eilig zu seinem Partner hinüber und griff nach der angebotenen Hand. Doflamingo zog ihn sanft zu sich in das Innere des Zimmers hinein und ließ dann die gläserne Balkontüre hinter ihnen beiden zufallen. Kaum war die Türe ins Schloss gefallen, fiel Doflamingo erneut über seinen Partner her. Während er mit seinen Händen eifrig über dessen Hinterkopf, Rücken, Hüften und Hintern fuhr, presste er seine Lippen fest auf die seines Gegenübers. Crocodile wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah, so überrascht fühlte er sich von der heftigen Leidenschaft seitens seines Freundes. In der ersten halben Minute stand er einfach bloß wie versteinert dar und ließ die Berührungen relativ passiv geschehen; erst nachdem er sich wieder einigermaßen gesammelt hatte, erwiderte er die Liebkosungen. Irgendwann lösten sie sich voneinander. Crocodile nutzte die Gelegenheit, um sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, während Doflamingo sich daran machte, ungeduldig das Hemd seines Partners zu aufzuknöpfen. Nachdem ihm dies gelungen war, streifte er es ihm von den Schultern. Dann zog er sich sein eigenes Hemd (heute trug er helles Rosa) kurzerhand über den Kopf aus. Beide Kleidungsstücke landeten achtlos auf dem Teppichboden. Als er den nackten Oberkörper seines Partners sah, richtete sich Crocodiles Glied in seiner Hose erneut auf. Doflamingo war nämlich unglaublich gut gebaut. Soweit Crocodile wusste, trieb er sehr viel Sport, um sich fit zu halten. (Er selbst war zwar ebenfalls alles andere als außer Form, doch ihm war trotzdem klar, dass er mit dem Adonis-Körper seines Freundes nicht mithalten konnte. Vor allen Dingen seit der Doppelbelastung durch seine Kündigung und die vielen Schulden hatte er kaum Zeit gefunden, um Sport zu treiben.) Crocodile fuhr mit seiner rechten Hand ungeniert über die definierten Bauchmuskeln seines Partners, während seine Lippen dessen linken Nippel umschlossen und sanft daran zu saugen begannen. Das leise Stöhnen, das daraufhin über Doflamingos Lippen kam, verschaffte Crocodile ein wenig Genugtuung. Für seinen Geschmack hatte er heute viel zu wenig zu sagen gehabt - da wollte er nun wenigstens nicht auch noch beim Sex völlig passiv und unterwürfig sein. Außerdem, fand Crocodile, hatte sich sein Freund auf jeden Fall eine Belohnung verdient für die Überraschung, die dieser ihm mit dem Lesezimmer bereitet hatte. Nachdem er auch dem rechten Nippel ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt hatte, wandte Crocodile sich dem Hosenbund seines Partners zu. Mit einer gekonnten Bewegung öffnete er dessen Gürtel, dann den Hosenknopf und den Reißverschluss. Anschließend ließ Crocodile sich auf die Knie sinken und zog dabei gleichzeitig auch Doflamingos Hose mit nach unten, bis diese ihm nur noch lose um die Knöchel hing. Noch immer trugen sie beide Schuhe. [zensiert] Entkräftet und völlig erschöpft sank Crocodile auf dem Lesesessel zusammen. Doflamingo kniete noch immer vor ihm und warf ihm mit seinen grünen Augen einen selbstgefälligen und neugierigen Blick zu. Seine Lippen zierte ein breites Grinsen. Insgesamt wirkte er überaus zufrieden mit sich selbst. Da er dies allerdings zurecht tat, störte Crocodile sich nicht weiter daran. Im Augenblick war er sowieso zu müde und fühlte sich viel zu wohl, um sich über seinen Freund zu ärgern. „Na? Wie hat es dir gefallen? Bin ich gut gewesen?“ „Der Beste“, hauchte Crocodile schwer atmend und beobachtete, wie Doflamingos Grinsen noch ein wenig breiter wurde, falls dies überhaupt möglich war. „Freut mich, dass es dir gefallen hat. Brauchst du eine Pause, bevor wir weitermachen? Oder hast du genug?“ „Gib mir fünf Minuten“, antwortete Crocodile und streckte seine Beine, damit die Muskeln sich an- und anschließend entspannen konnte. Während er von seinem Partner verwöhnt worden war, hatte er daran keinen Gedanken verschwendet, doch nun im Nachhinein spürte er, wie anstrengend es gewesen war, die Beine so lange gespreizt zu halten. Die Muskeln fühlten sich stark strapaziert an. „Tut es weh?“, fragte Doflamingo und leichte Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. „Hast du vielleicht einen Krampf oder so etwas bekommen?“ Crocodile schüttelte den Kopf. „Nein, es ist alles Ordnung“, meinte er. „Es ist nur sehr anstrengend gewesen, die Beine so lange in einer Position zu halten. Die Muskeln in den Oberschenkeln sind noch immer angespannt. Aber mach dir keine Sorgen, das legt sich sicher gleich wieder. Ich will mich jedenfalls nicht beschweren. Das ist es nämlich auf jeden Fall wert gewesen!“ „Wir können ja gleich eine Stellung aussuchen, die die Muskeln in deinen Beinen nicht allzu sehr beansprucht“, schlug Doflamingo entgegenkommend vor. „Löffelchen oder so.“ Crocodile nickte zustimmend und massierte mit der rechten Hand die entsprechenden Muskeln in seinen Oberschenkeln. Mit diesem Deal konnte er gut leben. Er spürte bereits wieder, wie die Anspannung langsam nachließ und stattdessen die Erregung erneut wuchs. Nach dem Sex (in der Löffelchen-Stellung auf dem kuschelig weichen Teppichboden des Lesezimmers) standen sie nicht sofort gleich wieder auf und zogen sich an, sondern blieben noch für einige Minuten fest aneinandergepresst liegen. Crocodile atmete schwer und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Sex, den er mit Doflamingo gehabt hatte, war mindestens ebenso gut und befriedigend wie das Vorspiel gewesen. Außerdem genoss er den Körperkontakt zu seinem Partner; Doflamingo war nämlich angenehm warm und in seinen Armen zu liegen, gab Crocodile ein Gefühl von Geborgenheit, das so unglaublich schön war, dass er es kaum fassen konnte. Während er so beschützt und geborgen da lag, kamen ihm seine Kündigung und seine Schulden auf einmal sehr weit weg und völlig unwichtig vor. In den Armen seines Freundes fühlte er sich absolut sicher. Crocodile wünschte sich, sie beide könnten ewig auf diesem flauschigen Teppichboden liegen bleiben. Leider konnten sie das nicht. Doflamingo schien zwar das Kuscheln nach dem Sex ebenfalls sehr genossen zu haben, doch nach einer Weile löste er den Griff um seinen Partner und erhob sich. Crocodile blieb nichts anderes übrig, als es ihm gleichzutun. Kaum hatte Doflamingo ihn losgelassen, wurde Crocodile plötzlich eiskalt; er spürte, wie sich Gänsehaut auf seinem gesamten Körper ausbreitete. Dazu gesellte sich ein flaues Gefühl im Magen. Eilig huschte Crocodile zu der Packung Taschentücher hinüber, die er auf den Beistelltisch abgelegt hatte, und nahm sich eines heraus; hastig wischte er das Sperma seines Partners weg, das aus seinem Eingang heraus und über seine Oberschenkel lief, und schlüpfte dann sofort wieder in seine Kleidung. Sie wärmte ihn nicht annähernd so gut wie es der eng an ihn gepresste Körper seines Freundes getan hatte. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, hörte er Doflamingo mit skeptischer und besorgter Stimme fragen. Anscheinend hatte er es nicht so eilig wie sein Partner, denn er stand noch immer nackt da und musterte diesen aus seinen stechend grünen Augen. Anscheinend fror er auch nicht. „Klar“, erwiderte Crocodile rasch. Wie immer, wenn sein Freund keine Sonnenbrille trug und ihn beobachtete, bekam er das überaus unangenehme Gefühl, geröntgt zu werden. Seine Gänsehaut verstärkte sich noch weiter. „Du verhältst dich plötzlich so komisch“, fuhr Doflamingo in einem nicht sonderlich überzeugt klingenden Tonfall fort. „Ich merke doch, das irgendetwas los ist. Hast du wieder Magenschmerzen bekommen?“ Crocodile schüttelte den Kopf, obwohl sich sein Magen tatsächlich ein wenig flau anfühlte. Er verwendete diese Ausrede in letzter Zeit sehr oft; darum kam sie ihm inzwischen irgendwie ganz flach und unglaubwürdig vor, sogar wenn es sich um die Wahrheit handelte. Da er allerdings nicht so recht in Worte fassen konnte, wieso er sich auf einmal so seltsam fühlte und verhielt, meinte er bloß: „Mir ist ein bisschen kalt geworden. Du weißt schon, weil du mich losgelassen hast. Dein Körper wird beim Kuscheln nämlich immer sehr warm.“ „Oh, achso.“ Dieser (nur halb gelogene) Ausrede schien sein Freund glücklicherweise Glauben zu schenken. „Was hältst du dann von einer heißen Dusche? Zu zweit natürlich. Und danach gibt es Mittagessen.“ „Duschen hört sich gut an“, erwiderte Crocodile, der sich nach dem Sex immer ganz schmutzig fühlte und deswegen gegen eine kurze Dusche nichts einzuwenden hatte. „Aber Hunger habe ich noch keinen.“ „Immer noch nicht?“ Doflamingo klang stutzig. „Dabei hast du doch kaum gefrühstückt. Und wir hatten eben super geilen Sex! Wie kann man denn da nicht hungrig geworden sein?“ Crocodile zuckte mit den Schultern. „Ist halt eben so“, meinte er und klang recht abgegriffen. Wenn er ehrlich war, dann hatte er gerade überhaupt keine Lust dazu, irgendwelche Diskussionen zu führen. Er fühlte sich ganz lethargisch und erschöpft. Am liebsten würde er jetzt duschen, sich danach mit seinem Partner ins Bett legen und bis morgen Nachmittag schlafen. Und zwar ohne auch nur ein einziges Wort mit Doflamingo zu wechseln. Denn jäh wurde ihm klar, dass er nicht bloß keine Lust auf Diskussionen hatte, sondern auf Gespräche jedweder Art. Er wollte einfach bloß seine Ruhe haben. Schwermütig beobachtete Crocodile seinen Freund dabei, wie dieser in seine Kleidung hineinschlüpfte. Währenddessen fielen ihm auch zwei mittelgroße Flecken auf dem neuen Teppichboden auf; sie befanden sich genau dort, wo Doflamingo und er eben noch gelegen hatten. Man brauchte also wirklich kein Genie zu sein, um sich auszumalen, woher die dunklen Flecken wohl stammen mochten. Auch wenn Crocodile sich gerade müde fühlte und ganz zerstreut war, konnte er nicht verhindern, dass Schamesröte seinen Hals hinaufkroch. Beschämt bedeckte er seinen Blick mit seiner rechten Hand. Das herzhafte Kichern seines Partners entging ihm trotzdem nicht. „Mach dir nichts draus“, hörte er Doflamingo mit amüsierter Stimme sagen. „Das ist kein Problem, auch wenn der Teppich neu ist. Ich werde einfach eine Putzfrau bestellen, die sich darum kümmert. Hinterher wird man es nicht mehr sehen.“ Crocodile erwiderte auf diese Aussage nichts, nahm allerdings seine Hand wieder herunter. Sein Blick wanderte zu dem Beistelltisch hinüber, der neben dem (zum Glück unversehrten) Lesesessel stand. Unweigerlich fragte Crocodile sich, welcher Gegenstand wohl in der Schublade lag. Doflamingo war schließlich nicht dazu gekommen, ihn einzusetzen, und er selbst hatte ihn nur so kurz gesehen, dass er nicht sicher sagen konnte, worum es sich handelte. Vielleicht um einen Vibrator? Aber der Vibrator, den sie damals benutzt hatten, war nicht schwarz gewesen, erinnerte Crocodile sich gedankenverloren. Außerdem hatte er eine etwas andere Form gehabt als der ominöse Gegenstand, über den er sich gerade den Kopf zerbrach. Doflamingo schien sich zuerst ein wenig verunsichert zu fühlen angesichts seines plötzlich so weggetretenen Partners; kaum allerdings folgte er dessen gedankenverlorenen Blick und gelangt beim Beistelltisch an, legte sich erneut ein breites Grinsen auf seine Lippen. Er ging zu dem kleinen Tisch hinüber und griff nach seiner Sonnenbrille, die auf der Tischplatte lag. Nachdem er sie sich auf die Nase gesetzt hatte, drehte er sich (noch immer breit grinsend) zu Crocodile um und meinte: „Na, neugierig?“ Auch wenn die Frage sehr unspezifisch war, wusste Crocodile sofort, wovon sein Partner sprach. Augenblicklich kehrte die gerade erst verschwundene Schamesröte in sein Gesicht zurück und er wandte sofort den Blick von dem kleinen Beistelltisch ab. „Ph!“, machte Crocodile, der sich seine Verlegenheit nicht anmerken wollte, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Kein bisschen. Und jetzt lass uns endlich gehen! Wollten wir nicht duschen?“ Doflamingo lachte. „Komm schon“, meinte er und schien sich herrlich über seinen peinlich berührten Freund zu amüsieren. „Möchtest du nicht wissen, was in der Schublade ist?“ Um ehrlich zu sein, wollte Crocodile sehr gerne wissen, worum es sich bei dem rätselhaften Gegenstand handelte: einen neuen Vibrator? Einen Dildo? Oder vielleicht einen Plug? Denn auch wenn das Sextoy heute noch nicht zum Einsatz gekommen war, hätte er zumindest etwas, worauf er sich für das nächste Mal freuen könnte. Crocodile musste nämlich wohl oder übel zugeben, dass er alle Erfahrungen, die er in dieser Beziehung bisher mit Sexspielzeug gemacht hatte, sehr genossen hatte. Doflamingo schien echtes Talent dafür zu haben, seinen Geschmack zu treffen. Auf der anderen Seite allerdings war Crocodile ein schrecklich schamhafter Mensch. Er würde sich niemals vor seinem Partner eine Blöße geben und offen zugeben, dass er nur zu gerne wüsste, welches Sextoy dieser für ihn (oder für sie beide) besorgt hatte. Also schluckte Crocodile seine Neugierde notgedrungen herunter und meinte in einem möglichst gleichgültig klingenden Tonfall: „Nein, ich möchte es nicht wissen. Und jetzt hör endlich auf mit diesem Blödsinn, ja? Ich will duschen!“ Leider klangen diese Worte nicht halb so überzeugend wie er es gehofft hatte. Zu seinem Pech schien auch Doflamingo diesen Umstand mitbekommen zu haben, denn er brach in ungehaltenes Gelächter aus. Als er sich schließlich wieder gefangen hatte, meinte er: „Es ist wirklich unfassbar niedlich, wie sehr du dich sträubst, Crocobaby. Wie kommt es nur, dass du so stolz bist? Wie auch immer... Ich weiß genau, dass du unheimlich gerne wissen möchtest, was sich in dieser Schublade befindet. Und weil ich heute besonders gut drauf bin, lass ich dich nicht länger zappeln und löse das Rätsel auf!“ Doflamingo log nicht; tatsächlich griff er mit der rechten Hand nach der Schublade des kleinen Beistelltisches und öffnete diese mit einen kurzen Ruck. Der Gegenstand, der zum Vorschein kam, verschlug Crocodile den Atem. Es vergingen zwei Sekunden, in denen er sich absolut sicher war, dass sein Herz ausgesetzt hatte, nur um gleich danach mit doppelter Geschwindigkeit weiter zu schlagen. Die Schamesröte in seinem Gesicht färbte sich noch um einiges dunkler. Doflamingo brach nicht noch einmal in lautes Gelächter aus; er blieb ganz still. Stattdessen allerdings legte sich das breiteste Grinsen, das Crocodile jemals bei ihm gesehen hatte, auf seine Lippen, während er den entsprechenden Gegenstand aus der Schublade herausholte und vor dem Gesicht seines Partners neckisch hin- und herschwenkte. „Du bist ein verdammter Idiot, Donquixote Doflamingo!“, war das einzige, was schließlich ungestüm aus Crocodile herausbrach. Die Haut in seinem Gesicht brannte heiß, während er erfolglos versuchte, den Blick von dem Toy abzuwenden. Es handelte sich um eine Analkette. Ein Sexspielzeug, das Crocodile zwar vom Hörensagen kannte, bei ihm selbst jedoch noch niemals Anwendung gefunden hatte. Was sein Partner anscheinend vorhatte, demnächst zu ändern. „Eigentlich wollte ich die Kette heute ausprobieren“, meinte Doflamingo in einem so selbstverständlichen Tonfall, dass man meinen könnte, er spräche über irgendein neues Haushaltsgerät. „Aber da du schon so früh zum Orgasmus gekommen bist, werden wir das wohl aufs nächste Mal verschieben müssen.“ Nachdem er dies gesagt hatte, legte sich ein neckisches Grinsen auf seine schmalen Lippen. „Naja, wenigstens hast du jetzt etwas Schönes, worauf du dich freuen kannst, Wani. Ich bin mir sicher, dass du es kaum abwarten kannst, nicht wahr?“ „Du spinnst wohl!“, erwiderte Crocodile und verschränkte die Arme vor die Brust. Wenn er ehrlich war, dann hatte er zwar tatsächlich nichts dagegen, die Analkette beim nächsten Mal auszuprobieren, doch er war ein viel zu schamhafter Mensch, als dass er diese Tatsache sich selbst hätte eingestehen können. Crocodile fühlte sich völlig überfordert von dem so offenem Verhalten seines Freundes. Wie gelang es Doflamingo bloß immer, so ungeniert und schamlos über Sex zu sprechen? Er selbst könnte so etwas nie. „Ach, sei doch nicht so verklemmt“, redete Doflamingo auf ihn ein; insgesamt schien er den Widerstand seitens seines Partners nicht sonderlich ernst zu nehmen. Vermutlich kannte er ihn gut genug, um ihn zu durchschauen und zu wissen, dass er seinen Starrsinn nicht ganz ernst meinte. „Ich meine, überleg doch mal, was für einen tollen Orgasmus du heute -nur durch einen Blowjob und ein bisschen fingern- gehabt hast“, fuhr er also ungerührt fort. „Wie unglaublich wird dein Höhepunkt dann erst werden, wenn anstatt meiner Finger die Analkette zum Einsatz kommt? Du weißt doch sicher, dass man sagte, Analketten intensivieren den Orgasmus um ein vielfaches! Ich glaube dir nicht, wenn du mir sagst, dass du keine Lust auf diese Erfahrung hast! Schließlich bekommt doch jeder gerne schöne Orgasmen, nicht wahr?“ „Doflamingo“, sagte Crocodile und er schämte sich dafür, wie schwach und befangen seine Stimme klang, während er den Namen seines Partners aussprach. Am liebsten würde Crocodile im Erdboden versinken. Dass Doflamingo so hemmungslos über Orgasmen sprach, die er ihm gerne bereiten würde, war einfach zu viel für ihn. Crocodile war es nicht gewohnt, so zwanglos über solche empfindlichen und persönlichen Details zu sprechen; jedenfalls hatte keiner seiner Exfreunde jemals dieses Thema angeschnitten. Er fühlte sich komplett verunsichert. „Können wir bitte endlich duschen gehen?“, brachte er schließlich verzweifelt über seine Lippen, während er mit der rechten Hand über den Ellenbogen des linken Arms rieb. „I-ich kann einfach nicht über Sex sprechen. Ich bin da nicht so ungezwungen wie du. Akzeptiere das bitte, okay?“ „Ist schon gut“, erwiderte Doflamingo und klang plötzlich überraschend sanft und verständnisvoll. Anscheinend hatte er begriffen, dass er ihn mit seinen Worten nicht mehr bloß neckte, sondern ernsthaft in die Enge trieb. „Ich erlöse dich: Komm, wir machen uns jetzt auf den Weg zum Bad.“ Er griff nach der Hand seines Partners und zog diesen sacht hinter sich her. Crocodile, der sehr erleichtert war angesichts der unerwarteten Rücksichtnahme seitens seines Freundes, ließ es sich gefallen. Er war bloß froh darüber, dass dieses peinliche Gespräch endlich ein Ende gefunden hatte. Auch wenn er zugeben musste, dass er es durchaus nicht bereute, nun über die Analkette Bescheid zu wissen; tatsächlich war Crocodile sehr neugierig geworden, was dieses neue Sexspielzeug anging. Er konnte dies gegenüber Doflamingo bloß einfach nicht zeigen. „Wie kommt es eigentlich, dass du so unfassbar prüde bist?“, fuhr sein Partner fort, während er die Türe zum Badezimmer öffnete. „Hast du etwa eine streng katholische Erziehung genossen? Nicht, dass es mich stören würde; schließlich ist es wirklich niedlich, dass du jedes Mal knallrot wirst, wenn wir über Sex reden. Ich wüsste nur gerne, woran es liegt...“ Hatte er sich nicht eben noch darüber gefreut, dass Doflamingo sich rücksichtsvoll und diskret verhielt? Crocodile kam nicht umhin, leise zu seufzen und die Augen zu rollen. Sein Partner war und blieb einfach unverbesserlich, schoss es ihm durch den Kopf. „Müssen wir gleich das nächste unangenehme Gespräch beginnen?“, erwiderte er also in einem sarkastisch klingenden Tonfall. „Mir hat unsere Unterhaltung eben schon mehr als gereicht. Können wir beide nicht einfach duschen und uns anschweigen? Das wäre mir am allerliebsten.“ Doflamingo lachte lauthals angesichts dieser bissigen Erwiderung, sagte allerdings zu Crocodiles Erstaunen kein Wort mehr, ehe sie die gemeinsame Dusche beendet hatten. * „Das führt doch zu nichts“, meinte Crocodile mit mauliger Stimme, während er sich mit zwei Fingern die Schläfe massierte. „Wir laufen nun schon seit mehr als zwei Stunden durch die Gegend und haben immer noch nichts Passendes gefunden. Vielleicht sollten wir lieber nach Hause fahren und ein andern Mal wiederkommen!“ „Nur nicht die Geduld verlieren“, war die gelassen klingende Erwiderung, die er seitens seines Partners erhielt.. „Wir finden schon noch das Richtige; da bin ich mir ganz sicher. Außerdem ist die Party doch schon am Freitag. Das bedeutet, wir werden angesichts der wenigen Zeit, die uns noch bleibt, wohl kaum eine andere Gelegenheit finden.“ Crocodile seufzte genervt auf, doch musste sich wohl oder übel eingestehen, dass Doflamingo mit dieser Aussage durchaus nicht Unrecht hatte. Also schluckte er notgedrungen seinen Unwillen hinunter und folgte seinem Partner in das nächste Geschäft. Sie waren gemeinsam in die Einkaufsmeile der Stadt gefahren, um nach einem passenden Geschenk für Mihawks Geburtstag an diesem Wochenende Ausschau zu halten. Leider verlief ihre Suche bisher äußerst erfolglos. Doflamingo kam zwar ständig auf neue Geschenkideen, doch Crocodile musste ihm jedes Mal aufs Neue einen Strich durch die Rechnung machen, weil der Vorschlag einfach nicht zu seinem äußerst eigensinnigen Bruder passte. Tatsächlich war Mihawk eine sehr spezielle Person und genau darum war es auch so schwierig, ein Geschenk zu finden, dass diesem gefallen könnte. Kinogutscheine, Konzertkarten oder Ähnliches waren eine schlechte Idee, weil Mihawk Menschenaufläufe nicht leiden konnte; aus Geld und Schmuck machte er sich nichts; und abgesehen vom Fechten und Forschen über das Mittelalter hatte er nicht allzu viele Hobbies. „Wie wäre es mit einem schicken Parfuem?“, schlug Doflamingo vor, der ihn prompt in eine naheliegende Parfuemerie lotze. „Gut duften tut doch schließlich jeder gerne, oder nicht?“ „Ich glaube nicht, dass Mihawk viel Wert auf das richtige Parfuem legt“, hielt Crocodile dagegen, während er seinen Freund dabei beobachtete, wie dieser den Gang mit den Herrendüften ansteuerte. Doflamingo schien sich nicht viel aus seiner Kritik zu machen; jedenfalls griff er ungerührt nach einem Pafuemflakon, das als Tester zur Verfügung stand, und hielt ihn sich an die Nase. Der Duft schien ihm nicht zu gefallen, denn schnell stellte er das Fläschchen zurück und griff nach einem anderen. „Wie wäre es hiermit?“, fragte er schließlich und hielt seinem Partner einen ausgewählten Flakon hin. Relativ lustlos nahm Crocodile ihn entgegen und schnüffelte daran; es war ein fruchtiger Geruch, der ihm überhaupt nicht zusagte. Angewidert verzog er das Gesicht, schüttelte den Kopf und gab das Parfuem an seinen Freund zurück. Das schien diesem Antwort genug zu sein, denn er stellte das Fläschchen zurück und suchte sogleich nach einem passenderen Duft. Wenn er ehrlich war, dann hatte Crocodile eigentlich keine große Lust darauf, mit Doflamingo verschiedene Düfte auszuprobieren. Er war sich sehr sicher, dass Mihawk sich über ein Parfuem nicht sonderlich freuen würde, und darum hielt er den Aufenthalt in diesem Geschäft für relativ unnötig. Auf der anderen Seite allerdings wollte er seinen Partner nicht verärgern: Doflamingo schien nämlich sehr gerne einkaufen zu gehen und Crocodile wollte ihm nicht den Tag verderben, indem er ihn mit seiner schlechten Laune nervte. „Was hältst du von diesem?“, riss Doflamingos fröhliche Stimme ihn aus seinen Gedanken. Crocodile schreckte auf, nahm allerdings geistesgegenwärtigen den Flakon entgegen, den sein Freund ihm hinhielt, und roch auch an diesem. „Besser“, gab Crocodile zu, fügte dann allerdings an: „Trotzdem glaube ich nicht, dass ein Parfuem das richtige Geschenk für Mihawk ist. Wir sollten uns lieber woanders umschauen.“ „Wir können ja gleich noch in ein paar andere Geschäfte gehen“, erwiderte Doflamingo, der gar nicht zu bemerken schien, dass sein Partner sich genervt fühlte. „Aber erst möchte ich noch ein paar weitere Düfte ausprobieren. Oder hast du es eilig? Ich dachte, du hättest heute keine weiteren Termine mehr.“ „Ich habe es nicht eilig“, gab Crocodile zu, während Doflamingo ihm einen anderen Flakon in die Hand drückte. „Aber ich finde es ganz schön frustrierend, dass wir beide nun schon so lange nach einem schönen Geschenk suchen, und noch immer nichts gefunden haben. Eine kleine Pause würde mir guttun.“ „Wir sind doch erst seit zwei Stunden unterwegs“, hielt Doflamingo dagegen. Noch während er sprach, tauschte er den Parfuemflakon in der Hand seines Freundes gegen einen anderen ein, den dieser bewerten sollte. „Das ist noch nicht sonderlich lange, finde ich. Wenn ich mit Bellamy oder Dellinger shoppen gehe, sind wir manchmal von morgens bis abends auf den Beinen. Gehst du denn nicht gerne shoppen?“ „Doch, eigentlich schon“, erwiderte Crocodile und roch an dem Flakon; zu seiner Überraschung hatte Doflamingo endlich einmal einen Duft ausgewählt, der sehr angenehm roch. „Aber nicht stundenlang. Außerdem sind wir doch gar nicht shoppen: Wir suchen nach einem Geschenk. Es ist ein großer Unterschied, ob man etwas für sich oder für jemand anderen sucht, finde ich jedenfalls.“ „Vielleicht hast du Recht“, gab Doflamingo schließlich zu und schien sich darüber zu freuen, einen Duft gefunden zu haben, der seinem Partner gefiel. „Wie wäre es mit einem Kompromiss: Wenn wir hier in der Parfuemerie fertig sind, dann suchen wir beide uns ein nettes Cafe und machen ein wenig Pause, bevor es weitergeht. In Ordnung?“ „In Ordnung“, sagte Crocodile und fühlte sich erleichtert angesichts dieser Aussicht. Eine Pause hatte er dringend nötig. Die Suche nach einem passenden Geschenk für seinen Bruder stresste ihn deutlich mehr als er es zu Beginn vermutet hatte. Wahrscheinlich lag dies daran, dass er sowieso schon dauernd unter viel zu viel Stress stand. Da war eine solche zusätzliche Belastung nicht sonderlich hilfreich. „Stört es dich, wenn ich draußen warte?“, fragte er darum seinen Partner. „Ich würde gerne eine Zigarre rauchen. Außerdem steigen mir die vielen verschiedenen Düfte langsam zu Kopf.“ „Das ist kein Problem“, antwortete Doflamingo. „Ich möchte ja nicht, dass dir schlecht wird. Warte du draußen vor dem Geschäft, ich komme dann gleich nach.“ Crocodile nickte, gab seinem Freund einen kurzen Kuss auf die Lippen und verließ dann froh die Parfuemerie. Dass er die vielen verschiedenen Düfte, die in der Luft lagen, nicht gut vertrug, war nicht einmal eine Lüge gewesen. Kaum hatte er das Geschäft verlassen und atmete draußen die frische Luft ein, ging es ihm schon ein wenig besser. Gedankenverloren zündete Crocodile sich eine Zigarre an und beobachtete die belebte Einkaufstraße, während er den ersten Zug nahm. Er hoffte von ganzem Herzen, dass sie bald irgendetwas fanden, das Mihawk gefallen würde. Diese Shoppingtour mit seinem Freund raubte ihm den letzten Nerv. Er war bloß froh, dass sie gleich eine Pause einlegen würden und er sich ein wenig hinsetzen konnte. Inzwischen fühlte Crocodile sich nämlich nicht nur bloß genervt, sondern auch sehr erschöpft und entkräftet. Wenn er wieder in der Villa seines Partners war, würde er auf jeden Fall noch vor dem Abendessen ein entspannendes Bad nehmen. Crocodile hatte kaum aufgeraucht, als Doflamingo endlich die Parfuemerie verließ. „Ich bin fertig“, trällerte dieser fröhlich; er wirkte nicht im geringsten müde oder ausgelaugt. „Von mir aus können wir jetzt nach einem Cafe Ausschau halten. Gegen einen Kaffee hätte ich nämlich nichts einzuwenden.“ Crocodile erwiderte nichts, sondern nickte bloß zustimmend und folgte seinem Freund die Straße hinunter. „Wollen wir mal da drüben rein?“, fragte Crocodile und deutete auf einen kleines Antiquitäten-Geschäft, das zwischen den vielen Ladenketten irgendwie ein wenig fehl am Platz wirkte. „Mihawk steht auf antiken Kram und solche Dinge. Vielleicht finden wir dort irgendetwas, das ihm gefallen könnte.“ „Klar, wieso nicht“, war die leichthin gesprochene Erwiderung seitens Doflamingo. Gemeinsam steuerten sie also das kleine Geschäft an; es wirkte sehr altmodisch und war von oben bis unten vollgestopft mit Krempel jeder Art. Neugierig blickte Crocodile sich um und versuchte Gegenstände auszumachen, die für Mihawk interessant sein könnten. Doflamingo hingegen schien sich ausnahmsweise einmal recht verloren zu fühlen und musterte eher verschüchtert den schmuddeligen Laden; vermutlich war er es nicht gewohnt, Geschäfte dieser Art zu betreten, schoss es Crocodile durch den Kopf. Sie sahen sich einige Minuten lang stillschweigend um, ehe aus dem hinteren Bereich des Geschäfts jemand zum Vorschein kam und sie ansprach. „Guten Tag, meine Name ist Hocha“, stellte sich die überraschend junge und geschmackvoll gekleidete Frau vor. Ihr blondes Haar trug sie modisch kurz geschnitten. Sie hätte eher als Kellnerin in ein kultiviertes Lokal gepasst als in ein solch altmodisches Geschäft, fand Crocodile. „Ich bin die Besitzerin dieses Antiquitäten-Ladens. Kann ich Ihnen helfen?“ „Das können Sie vielleicht wirklich“, meinte Crocodile, während er sich überlegte, wie er sein Anliegen am besten erklärte. „Ich bin auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für meinen Bruder. Er mag Antiquitäten und vor allem Dinge, die aus dem Mittelalter stammen. Haben sie vielleicht etwas Entsprechendes da?“ „Hm“, machte Hocha und legte den Kopf schief. „Da sind Sie richtig in meinem Laden; wir führen nämlich eine ganze Menge Gegenstände, die aus diesem Zeitraum stammen. Es würde sehr lange dauern, Ihnen alles vorzustellen. Können Sie womöglich eingrenzen, wonach Sie suchen? Wo liegen denn zum Beispiel die Interessen Ihres Bruders?“ „Er interessiert sich sehr stark fürs Fechten. Und für den Schwertkampf allgemein“, fiel Crocodile sofort ein. Schließlich hatte Mihawk sein Hobby zum Beruf gemacht und arbeitete bereits seit vielen Jahren als selbstständiger Fechtlehrer. „Führen Sie vielleicht antike Waffen? Degen, Säbel, alte Schwerter, vielleicht auch Messer... irgendetwas in dieser Art?“ Erneut legte Hocha den Kopf schief, ehe sie sagte: „Ja, das tun wir in der Tat. Würden Sie mir bitte in die hinteren Räume des Ladens folgen? Waffen stellen wir nur ungern vorne aus, wo leicht Unfälle passieren können.“ „Natürlich“, erwiderte Crocodile und folgte der jungen Frau tiefer in den Antiquitäten-Laden hinein. Doflamingo, der sich inzwischen wohl an die kuriose Atmosphäre, die herrschte, gewöhnt hatte, ging ebenfalls mit. Zu dritt blieben sie vor einem Regal stehen, in dem viele verschiedene Schwerter ausgestellt wurden; Crocodile konnte sich kaum satt sehen. Er selbst war zwar nicht so unglaublich wie Mihawk in den Schwertkampf vernarrt, doch er konnte nicht verleugnen, dass ein wenig des Interesses seines Bruders auch auf ihn abgefärbt war; von den Hobbies seiner Geschwister bekam man eben doch immer das eine oder andere mit. „Dieses hier“, Hocha deutete auf ein sehr alt wirkendes Schwert auf Augenhöhe, „stammt aus dem Italien des 16. Jahrhunderts. Anhand der Verzierungen am Griff lässt sich erkennen, dass...“ Sie fuhr fort und verlor sich in einer Fülle an Details, die Crocodile, der bei weitem nicht so geschichtskundig wie sein Bruder war, nicht allzu viel sagten. Dennoch hörte er höflich zu und warf zwischendurch unauffällige Blicke auf die anderen Schwerter und Waffen, die zu sehen waren. Vor allen Dingen ein bestimmtes Schwert erregte seine Aufmerksamkeit: Es wirkte noch ein wenig älter als jenes, über das Hocha gerade sprach, und besaß einen überaus kunstvoll verzierten Griff. Die Klinge war mit Sicherheit länger als einen Meter und sehr breit. Europäisches Breitschwert, schoss es Crocodile daraufhin sogleich durch den Kopf. „Um was für ein Schwert handelt es sich bei diesem hier?“, fragte er darum interessiert nach, nachdem Hocha ihren Monolog schließlich beendet hatte. Sie schien einen kurzen Moment lang ihr Wissen zu ordnen, ehe sie erklärte: „Ein Ritterschwert aus Mitteleuropa. Aufgrund der typischen Kreuzform, der breiten Klinge und der Ornamente am Griff lässt es sich leicht dem zehnten bis vierzehnten Jahrhundert zuordnen. Dieses Exemplar ist fast siebenhundert Jahre alt und darum sehr wertvoll. Selbstverständlich bin ich in Besitz der entsprechenden Nachweise.“ Sie wurde durch das Läuten der Türklingel unterbrochen. „Entschuldigen Sie mich bitte für einen Moment“, sagte Hocha, ehe sie zurück in den vorderen Bereich des Antiquitäten-Ladens huschte. „Ich bin sofort wieder bei Ihnen.“ Dann ließ sie sie für einige Minuten allein. „Und?“, wollte Doflamingo, der sich bisher noch überhaupt gar nicht geäußert hatte, wissen. „Glaubst du, dass es sich bei einem solchen Schwert um ein gutes Geschenk für Mihawk handelt?“ „Auf jeden Fall“, erwiderte Crocodile und warf einen erneuten Blick auf das europäische Ritterschwert. „Darüber wird er sich mit Sicherheit freuen. Er liebt das Mittelalter und er liebt Schwerter. Und bei diesem Geschenk wären beide Bereiche abgedeckt. Es ist absolut ideal; etwas Besseres werden wir kaum finden.“ „Dann lass es uns nehmen“, meinte Doflamingo und deutete auf das Schwert, über das Hocha und er eben noch gesprochen hatten. Crocodile zögerte. Er erinnerte sich daran, dass Hocha gesagt hatte, dieses Schwert wäre unglaublich wertvoll. Und eigentlich befand er sich derzeit überhaupt nicht dazu in der Lage, um Geld für teure Geburtstagsgeschenke aus dem Fenster zu werfen. Seine Schulden standen ihm sowieso schon bis zum Hals; wie sollte er in dieser Situation ein antikes Schwert bezahlen, dass sicherlich mehrere hundert Berry kostete? Wenn nicht sogar einen vierstelligen Betrag! Crocodile wollte schlucken, doch spürte auf einmal einen dicken Kloß im Hals, der dieses Vorhaben unmöglich machte. Ihm kam plötzlich in den Sinn, dass er noch immer nicht mit seinem Partner über das Geld gesprochen hatte, das er diesem wegen seines Einzugs in dessen Villa schuldete. Dabei handelte es sich bereits um eine gigantische Summe von 10.000.000 Berry. Er konnte es sich einfach nicht leisten, dass sich seine Schulden noch weiter vergrößerten. Er kam doch bereits in seiner derzeitigen Lage kaum hinterher, was die Tilgung seiner vielen Kredite anging. Auf der anderen Seite allerdings handelte es sich um das Geburtstagsgeschenk für seinen Bruder. Crocodile wollte vor seiner Familie nicht geizig erscheinen; schon gar nicht vor Mihawk. Sein älterer Bruder hatte ihn bei sich aufgenommen, nachdem ihre Eltern ihn wegen seiner Homosexualität rausgeschmissen hatten. Ganze drei Jahre lang hatte er bei diesem gewohnt, ohne dass Mihawk auch nur einen einzigen Berry von ihm angenommen hatte. Nicht einmal an den Nebenkosten oder den Wocheneinkäufen hatte er sich beteiligen dürfen. Und als er gegen Ende seines Studiums seine rechte Hand verloren hatte und auf Unterstützung angewiesen war, hatte sein Bruder ihn erneut für mehrere Monate aufgenommen und sich aufopfernd um ihn gekümmert und ihn unterstützt. Crocodile biss sich auf die Unterlippe, als er sich daran zurückerinnerte, wie viele Stunden Zeit Mihawk geduldig geopfert hatte, allein um ihm dabei zu helfen, das Hemdknöpfen mit nur einer Hand zu lernen. Ganz zu schweigen von den vielen anderen Dingen, die er ganz neu hatte lernen müssen: Autofahren. Geschirr abwaschen. Sich die Schuhe binden. Und bei allem hatte Mihawk ihm absolut selbstlos geholfen. „Du hast Recht, wir sollten es nehmen“, meinte Crocodile schließlich. „Es ist genau das richtige Geschenk für Mihawk. Er wird sich riesig freuen, ganz sicher!“ Kaum hatten sie beide sich für den Kauf des Schwertes entschieden, betrat Hocha erneut den hinteren Bereich des Antiquitäten-Ladens. „Entschuldigen Sie bitte die Unterbrechung“, sagte sie freundlich, ehe sie sich wieder ihren beiden Kunden und dem Ritterschwert, für das diese sich interessierten, zuwandte. „Haben Sie sich inzwischen entschieden? Oder soll ich ihnen lieber noch eine weitere Auswahl vorführen?“ „Wir haben uns entschieden“, meinte Doflamingo, ehe Crocodile die Gelegenheit dazu bekam, Hocha zu antworten. „Wir möchten das europäische Ritterschwert kaufen. Zusammen mit sämtlichen Nachweisen über die Herkunft natürlich.“ „Sehr gerne“, erwiderte Hocha. „Bitte entschuldigen Sie mich kurz; ich werde eben die entsprechenden Dokumente holen.“ Sie verschwand erneut für wenige Minuten, ehe sie mit ein paar sehr formell wirkenden und sauber abgehefteten Papieren in der Hand zurückkehrte. Anschließend nahm sie vorsichtig das antike Schwert vom Regal hinunter. Mit beidem machte sie sich dann auf den Weg zur Kasse im vorderen Bereich des Antiquitäten-Ladens. Doflamingo und Crocodile folgten ihr auf dem Fuße. Hocha erklärte ihnen, was die Dokumente zu bedeuten hatten, welches Siegel wofür stand und wie seriös welcher Nachweis war, ehe sie das Schwert behutsam in eine gefütterte Schachtel legte und diese verschloss. Wenn er ehrlich war, dann wurde Crocodile plötzlich doch sehr unwohl, als er einen Blick auf die verschlossene Schachtel warf. Außerdem wurde ihm klar, dass er einen essentiellen Fehler begangen hatte: Er hatte nicht nach dem Preis des Schwertes gefragt, ehe er (oder besser gesagt: Doflamingo) dem Kauf zugestimmt hatte. Nun gab es kein Zurück mehr, ganz gleich wie teuer diese Antiquität auch sein würde. Wenn er sich nicht vor seinem Partner blamieren wollte, musste er dieses Schwert zu jedem Preis kaufen. „Das macht dreitausendvierhundert Berry“, sagte Hocha gelassen, während sie den Preis von Hand in die kleine Kasse eingab. Crocodile verschlug diese Summe wortwörtlich den Atem. Das Geburtstagsgeschenk für seinen Bruder sollte mehr als 3.000 Berry kosten? Eine solche Rechnung war ein herber Schlag für seine sowieso schon überaus empfindliche Finanzsituation. Wie sollte er eine Summe in dieser Höhe nur wieder ausgleichen? „Bitte geben Sie ihren Pin über diese Tastatur ein.“ Hochas unbekümmerte Stimme riss Crocodile aus seinen Gedanken. Erschreckt beobachtete er, wie Doflamingo einen vierstelligen Pin über die Tastatur des Kartenlesegerätes eingab; in entsprechendem Gerät steckte bereits eine der vielen Kreditkarten seines Partners. „Was tust du denn da?“, fragte Crocodile bestürzt. „Na, ich bezahle das Schwert“, gab Doflamingo zurück und klang dabei so gelassen, dass man meinen könnte, es handelte sich dabei um eine absolute Selbstverständlichkeit. „Aber wieso das denn?“, wollte Crocodile wissen. „Mihawk ist doch mein Bruder, nicht deiner!“ Er fühlte sich völlig überfordert mit der derzeit herrschenden Situation. Was sollte er denn jetzt nur tun? Die Kreditkarte seines Freundes aus dem Lesegerät reißen und stattdessen seine eigene hineinstecken? Peinlich berührt musste Crocodile sich eingestehen, dass er nicht einmal wusste, ob er überhaupt noch eine Karte besaß, mit der er eine Summe von 3.400 Berry bezahlen könnte. „Na, einer von uns muss doch die Rechnung bezahlen, oder nicht?“, erwiderte Doflamingo, während er die Kreditkarte aus dem Lesegerät wieder entnahm. Anscheinend war die Zahlung bereits problemlos erfolgt. „Oder hast du zufällig genau eintausendsiebenhundert Berry in bar im Portemonnaie dabei? Ich jedenfalls nicht. Deswegen habe ich jetzt erstmal bezahlt.“ „Na gut“, erwiderte Crocodile verdattert. Noch immer wusste er nicht so recht, was er von dem Verhalten seines Partners halten sollte. Es dauerte einige Sekunden, bis er sich wieder einigermaßen gefangen hatte. „Dann zahle ich dir die Hälfte demnächst zurück“, meinte er schließlich. Doflamingo seufzte bloß halbherzig und winkte ab angesichts dieses Versprechens. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht so stark auf getrennte Kassen bestehe“, sagte er schließlich. „Es ist doch nicht schlimm, wenn ich mal für dich mitbezahle. Die paar Tausender sind sowieso nur Peanuts für mich. Ob du mir das Geld zurückzahlst oder nicht, würde mir nicht einmal auffallen. Da kannst du es genauso gut gleich behalten.“ „Trotzdem“, hielt Crocodile dagegen, dem es sehr komisch vorkam, dass eine Summe, die in seinen Augen sehr hoch war, von seinem Partner bloß als Peanuts bezeichnet wurde. „Ich möchte nicht in deiner Schuld stehen. Du weißt, dass ich es nicht leiden kann, wenn man mir etwas ausgibt. Und außerdem hast du doch letztens erst die Rechnung des Umzugsunternehmens übernommen!“ Auch wenn Doflamingo wie üblich seine Sonnenbrille mit den bunt getönten Gläsern trug, wusste Crocodile genau, dass sein Freund mit den Augen rollte. „Lass uns jetzt nicht deswegen streiten, in Ordnung?“, meinte dieser schließlich und griff nach der Schachtel, die das mehrere tausend Berry teure Schwert enthielt. „In letzter Zeit reden wir ständig nur über Geld. Darauf habe ich jetzt aber gar keine Lust. Lass uns nach Hause fahren und zusammen zu Abend essen, bevor wir uns ins Bett legen, ja? Und über das Geld reden wir ein andern Mal. Ich fand den Nachmittag mit dir in der Einkaufsmeile sehr schön und ich möchte nicht, dass diese Shoppingtour in einem Streit endet.“ „Von mir aus“, gab Crocodile sich schließlich geschlagen und folgte seinem Partner durch den Ausgang des kleinen Antiquitäten-Geschäfts. „Aber zurück bekommst du das Geld trotzdem.Wann auch immer.“ Um ehrlich zu sein, dann erleichterte ihn der zeitliche Aufschub, den sein Freund ihm gewährte, doch deutlich mehr als er zu Beginn vermutet hätte. Dass Doflamingo nicht sofort das Geld verlangte, das Crocodile ihm schuldete, bedeutete für ihn, dass er bessere Gelegenheit dazu bekam, seine Finanzen zu ordnen und auf diesen Schlag vorzubereiten. Insgesamt handelte es sich um einen riesigen Vorteil für Crocodile. * Es war Donnerstagnachmittag; morgen würde Mihawks Geburtstagsparty stattfinden. Crocodile und Doflamingo aßen gemeinsam zu Abend. Obwohl es sich nicht um die erste Mahlzeit handelte, die Crocodile zusammen mit seinem Partner in dessen Villa einnahm, kam es ihm noch immer ein wenig seltsam vor. Die Sache war nämlich die, dass Doflamingo nicht selbst kochte, sondern Leute eingestellt hatte, die diese Aufgabe für ihn erledigten. Er brauchte sich also bloß noch an den angerichteten Tisch zu setzen und bedienen zu lassen. Überhaupt schien er in seinem Haushalt keinen Finger zu rühren: Geputzt und aufgeräumt wurde von Reinigungskräften, eingekauft und gekocht von Haushältern, weitere Aufgaben wurden von Angestellten und Dienstmädchen erledigt. Crocodile musste zugeben, dass er seinen eigenen Haushalt auch nicht komplett allein bewältigt hatte; zumindest für lästige Aufgaben wie zum Beispiel das Fensterputzen oder Teppichreinigen hatte er sich ebenfalls professionelle Reinigungskräfte bestellt. Doch wenigstens die Aufgaben, die alltäglich anfielen, hatte er selbst erledigt. Niemals wäre er auf den Gedanken gekommen, sich Zuhause von einer Person, die er eigens zu diesem Zweck eingestellt hätte, bekochen zu lassen. Wenn er ehrlich war, dann fühlte sich Crocodile in der Villa seines Partners wie in einem luxuriösen Hotel, aber eben nicht wie Zuhause. Er begann seine Loft-Wohnung zu vermissen, die ihm in diesem Vergleich plötzlich wie ein kleiner, schlichter und sehr behaglicher Ort vorkam. (Dabei war diese bereits so groß und hochwertig ausgestattet gewesen, dass die Finanzierung für einen Normalverdiener nicht möglich gewesen wäre.) Wieder überkam Crocodile das äußerst unangenehme Gefühl, dass er, was die Lebensqualität anging, einfach nicht mit Doflamingo mithalten konnte; selbst, wenn er seine Arbeit nicht verloren hätte, hätte er es nicht gekonnt. Natürlich hatte Crocodile von vorneherein gewusst, wie viel Geld sein Freund besaß (oder zumindest wie viel er bei der Bank, die Crocodile managte, angelegt hatte) und er war sich ebenfalls im Klaren darüber gewesen, dass zwischen den Einkommen von ihnen beiden eine große Lücke klaffte. Dennoch hätte er niemals geahnt, dass sich diese Lücke in der Praxis so deutlich zeigte. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass sie sich eher relativierte; dass sich der Unterschied zwischen einem reichen Mann und einem super-reichen Mann nicht allzu gravierend äußern würde. Leider lag er komplett falsch, was diese Vermutung anging. Eher war das Gegenteil eingetreten: Je länger ihre Liebesbeziehung andauerte, desto unpassender und unzulänglicher kam Crocodile sich vor. Im Augenblick fühlte er sich wie ein Bauer, der von einem Adligen zum Abendessen eingeladen worden war. (Ein Bauer, der sich absolut dessen bewusst war, dass es sich bei ihm um nichts weiter als einen armen, erbärmlichen und wertlosen Mann handelte.) „Ist etwas nicht in Ordnung, Croco?“ Crocodile schreckte auf, als er die misstrauische und besorgte Stimme seines Partners hörte, die ihn aus seinen Gedanken riss. Gedankenverloren blickte er zu Doflamingo hinüber, der ihn durch die getönten Gläser seiner Sonnenbrille hindurch musterte. „Was hast du gesagt?“, fragte Crocodile nach; er hatte die Worte seines Freundes zwar gehört, doch er war eben so abwesend gewesen, dass sie gar nicht bis zu seinem Gehirn durchgedrungen waren. „Ob alles in Ordnung mit dir ist“, wiederholte Doflamingo und klang noch einen Deut misstrauischer als beim ersten Mal. „Du hast dein Essen kaum angerührt und wirkst irgendwie ganz fahrig und geistesabwesend.“ „Ich bin okay“, erwiderte Crocodile hastig und es überraschte ihn, wie selbstverständlich diese gelogenen Worte über seine Lippen kam. Er hatte in den letzten Wochen so oft gelogen, dass er sich inzwischen bereits zu einem recht guten Schauspieler entwickelt hatte. „Die Arbeit war nur sehr anstrengend und jetzt fühle ich mich ein wenig ausgelaugt.“ Wie zur Untermauerung seiner Worte rieb er sich mit ein paar Fingern über die rechte Schläfe. „Du scheinst mir in letzter Zeit wirklich viele anstrengende Arbeitstage zu haben“, hielt Doflamingo ihm vor und zeigte anklagend mit seiner Gabel auf die Brust seines Partners. „Und außerdem machst du immer noch ständig Überstunden, obwohl du mir versprochen hattest, dass du dich darum bemühst, pünktlich Arbeitsschluss zu machen.“ „Tut mir leid“, meinte Crocodile sofort, der sich ertappt fühlte. Sehr gut erinnerte er sich daran, dass er seinem Freund tatsächlich gesagt hatte, er würde zusehen, dass er weniger Überstunden machte. Bei diesem Versprechen hatte es sich allerdings bloß wieder um eine weitere Lüge seinerseits gehandelt. Ehrlich gesagt bemühte er sich sogar noch darum, möglichst viele Stunden zusätzlich zu arbeiten, damit sein letzter Gehaltscheck ein wenig üppiger ausfiel und er einen größeren Teil seiner Schulden tilgen könnte. Bei der nächsten Woche handelte es sich nämlich um die allerletzte Arbeitswoche vor seiner endgültigen Entlassung und damit auch um die letzte Gelegenheit, durch Überstunden noch ein wenig mehr Geld zu verdienen. „Aber du stellst dir das auch viel zu einfach vor“, fuhr Crocodile fort, um sich zu verteidigen. „Wenn es noch Arbeit gibt, die erledigt werden muss, dann kann ich eben nicht einfach pünktlich um siebzehn Uhr den Kugelschreiber fallen lassen. Und in letzter Zeit häuft sich sehr viel zusätzliche Arbeit an. Da kann ich mich nicht gegen wehren, ich muss es machen, wenn ich keinen Ärger mit meinem Chef bekommen will. Aber du kannst das nicht verstehen, fürchte ich: Du bist ja seit jeher dein eigener Chef.“ „Aber wenn es doch so viel Zusätzliches zu tun gibt, warum stellt dieser Idiot Sengoku dann nicht mehr Leute ein? Warum muss denn die ganze Arbeit allein an dir hängen bleiben?“ „Keine Ahnung, wieso er nicht mehr Leute einstellt“, log Crocodile. „Aber was soll ich denn auch tun? Ich kann ihn schließlich nicht dazu zwingen, zusätzliche Hilfen einzustellen. Das ist nicht meine Befugnis; es ist und bleibt Sengokus Entscheidung, ob ich es nun gutheiße oder nicht.“ „Aber du bist doch derjenige, der unter dieser Entscheidung leidet!“, hielt Doflamingo dagegen. „So ist das nun einmal in der Arbeitswelt!“, erwiderte Crocodile; es kam ihm sehr komisch vor, solche grundlegenden Prinzipien einem erfahrenen Geschäftsmann wie Donquixote Doflamingo zu erklären. Sollte sein Freund sich mit solchen Dingen nicht auskennen? „Sengoku ist der oberste Chef in der Bank. Was er sagt, gilt. Ob es mir oder dir nun passt oder nicht. Damit müssen wir beide uns eben abfinden.“ Angesichts dieser düsteren Prognose murrte Doflamingo unwillig und verschränkte die Arme vor der Brust. Crocodile wusste genau, dass sein Partner es hasste, wenn er seinen Willen nicht bekam und er sich jemand anderem unterordnen musste. Vermutlich war er es einfach nicht gewöhnt. „Außerdem bleibt die zusätzliche Arbeit nicht bloß an mir hängen“, fügte Crocodile an. „Alle Mitarbeiter stehen unter Spannung und müssen Überstunden machen; nicht nur ich allein.“ „Ich halte es für ziemlich dumm und sehr gewagt von Sengoku, dir so viele Überstunden aufzuhalsen“, meinte Doflamingo plötzlich mit überraschend berechnender Stimme. Crocodile zog eine Augenbraue hoch. „Dumm? Gewagt? Inwiefern?“, fragte er irritiert, ehe er nach seinem Glas griff und einen Schluck Wasser trank. „Naja“, meinte Doflamingo, „Sengoku weiß doch sicherlich darüber Bescheid, dass wir beide ein Paar sind, oder nicht? Schließlich habe ich dich bei diesem Geschäftsessen kennengelernt, wo er ebenfalls anwesend war. Erinnerst du dich?“ „Nur zu gut“, gab Crocodile gedankenverloren zurück. Wie könnte er ihr kurioses erstes Treffen nur je vergessen? Crocodile erinnerte sich vor allem sehr gut daran, wie wütend Sengoku auf ihn gewesen war. Doflamingo hatte diesen nämlich kaum beachtet und sich allein auf seinen (inzwischen) Partner konzentriert. Es hatte sich gar nicht erst die Möglichkeit ergeben, über den eigentlichen Grund für das Essen zu sprechen zu kommen. Stattdessen hatte Doflamingo ihn gegen Ende um ein Date gebeten (das Crocodile allerdings verschüchtert ausgeschlagen hatte. Erst ein wenig später ließ er sich auf eine private Verabredung ein). „Wir gehen also davon aus, dass er darüber informiert ist, dass wir nun schon seit fast einem Jahr in einer festen Liebesbeziehung sind.“ Crocodile hielt es für sehr draufgängerisch, nicht einmal neun Monate auf ein ganzes Jahr aufzurunden, doch er unterbrach seinen Partner nicht. „Außerdem weiß er, dass ich der beste Kunde seiner Bank bin. Hast du eine ungefähre Vorstellung davon, wie viel meines Geldes auf den Konten seiner Bank liegen, Wani?“ Crocodile nickte rasch, ehe Doflamingo fortfuhr: „Anbetracht dieser beiden Punkte halte ich es für sehr dumm, dir so viele Überstunden aufzuhalsen. Oder wie siehst du das? Hältst du es etwa für klug, den festen Partner deines allerbesten und wichtigsten Kunden mit verlängerten Arbeitszeiten zu nerven? Ich jedenfalls würde als taktisch denkender Geschäftsmann ein solche Situation vermeiden.“ „So habe ich die Sache noch nie gesehen“, erwiderte Crocodile nachdenklich, „aber Unrecht hast du nicht. Dabei habe ich Sengoku eigentlich niemals für einen dummen oder waghalsigen Mann gehalten, ganz im Gegenteil: Meistens denkt er sehr rational und taktisch klug. Keine Ahnung, was er sich bei dieser Angelegenheit gedacht hat.“ Tatsächlich hielt Crocodile diesen Einwand seitens seines Partner für nicht unberechtigt. Vor allen Dingen anbetracht der Tatsache, dass Sengoku ihm keine Überstunden aufhalste (schließlich log er Doflamingo in dieser Hinsicht an; die Überstunden nahm er freiwillig), sondern ihm sogar gekündigt hatte. Müsste er denn nicht davon ausgehen, dass er diesem Umstand seinem festen Partner mitteilte? Und sich dies negativ auf sein Geschäft auswirken würde? Oder verließ er sich auf Crocodiles Stolz und darauf, dass er seine Kündigung für sich behalten würde? Doch auch wenn er mit letzterer Vermutung auf den richtigen Zug aufgesprungen war, passte ein solch untypisch riskantes Verhalten überhaupt nicht zu dem ansonsten so nüchternen Sengoku. Crocodile konnte sich einfach nicht vorstellen, was hinter dieser rätselhaften Entscheidung steckte. Stattdessen griff er unwirsch nach seiner Gabel und schob das Gemüse, das sich auf seinem Teller befand, von der einen Seite zur anderen. Das Gespräch mit seinem Partner bezüglich seiner Arbeit hatte Crocodile erneut daran erinnert, dass sie noch immer nicht über das Geld gesprochen hatten, dass er diesem aufgrund seines Einzugs schuldete. Eigentlich sollte Crocodile sich darüber freuen, dass Doflamingo diese Sache nicht allzu ungeduldig anging und die ausstehende Summe nicht sofort einforderte, doch dem entgegengesetzt stand, dass dieser ungeklärte Sachverhalt beständig an ihm nagte. Immer wieder fragte Crocodile sich, wann sein Partner wohl darauf zu sprechen käme. Und wie viel Geld er genau von ihm fordern würde. Die Summe von 20.000.000 Berry, die Crocodile im Kopf hatte, war schließlich bloß ein gerundeter Wert; es bestand also durchaus die Möglichkeit, dass er sogar mehr als die kalkulierten 10.000.000 Berry zahlen müsste. Vielleicht kostete die Villa 20.000.000 Berry, vielleicht aber auch 21.000.000 oder 22.000.000 Berry; in Doflamingos Augen handelte es sich hierbei sicherlich bloß um Abweichungen, die so geringfügig waren, das er sich nicht einmal die Mühe machte, sie zu erwähnen. Peanuts würde er sagen, schoss es Crocodile durch den Kopf. Er schluckte. Inzwischen beliefen sich seine Schulden auf circa 420.000 Berry. Der Zusammenzug mit seinem Partner würde diesen Schuldenberg auf deutlich mehr als das zehnfache ansteigen lassen. 10.420.000 Berry Schulden. Crocodile musste einen großen Schluck Wasser trinken, weil sich seine Kehle plötzlich furchtbar trocken anfühlte. Wie sollte er eine solch riesige Summe jemals bezahlen? Trotz der realistischen Befürchtung, den von ihm geforderten Anteil nicht bezahlen zu können, wollte Crocodile endlich Gewissheit über die Höhe des Betrags haben. Er war ein Mensch, der es nicht leiden konnte, im Dunkeln umher zu tappen. Nur wenn er wusste, was auf ihn zukommen würde, bekam er die Möglichkeit dazu, sich auf diese Situation einzustellen. Zumindest sagte ihm dies sein Manager-Verstand. Außerdem ließ es sein Stolz nicht zu, kostenlos bei seinem Freund zu wohnen. Trotz der schrecklichen finanziellen Lage, in der er sich derzeit befand, brachte Crocodile es einfach nicht über sich, sich von einer anderen Person versorgen zu lassen. Er hasste nichts mehr, als von jemand anderem abhängig zu sein; und sei es sein fester Partner. Eine solche Lebensweise konnte er einfach nicht mit sich selbst vereinbaren, ganz gleich in welcher Situation er sich auch befinden mochte. Crocodile kaute gerade unwillig auf einem weichen Stück Möhre herum, als er den mutigen Beschluss fasste, seinen Partner endlich auf dieses empfindliche Thema anzusprechen. Er hielt die Ungewissheit einfach nicht mehr länger aus. Er hatte keine Lust mehr darauf, sich ständig Gedanken und Sorgen zu machen, immer wieder neue Vermutungen anzustellen - er wollte endlich genau wissen, woran er war. Crocodile nahm einen weiteren Schluck Wasser, während er sich überlegte, wie er sein Anliegen am besten formulieren sollte. Er probierte gedanklich einige Varianten aus, ehe er sich schließlich räusperte und doch ein wenig verhalten meinte: „Ich weiß, dass du nicht gerne über Geld redest, Doffy... Da ich inzwischen allerdings vollständig bei dir eingezogen bin und du für mich sogar das Lesezimmer hergerichtet hast, denke ich, dass sich dieses Thema nicht länger hinausschieben lässt.“ Doflamingo nahm rasch einen Schluck seines eigenen Getränks, ehe er erwiderte: „Ich habe dir bereits gesagt, dass ich kein Geld von dir annehmen möchte, Crocodile, und daran halte ich fest. Ich finde es schön, dass du bei mir wohnst, und von mir aus musst du keinen einzigen Berry an mich bezahlen. Schließlich hat dein Einzug mir bisher nur Vorteile gebracht. Also lassen wir dieses Thema am besten einfach unter den Tisch fallen, ja?“ Crocodile seufzte und kniff einen kurzen Moment lang seine Augen zusammen. „Du weiß genau, dass es für mich nicht infrage kommt, unentgeltlich bei dir zu wohnen“, meinte er schließlich. „Ich will niemand sein, der auf Kosten eines anderen lebt.“ „Aber du verursachst doch überhaupt gar keine Kosten“, hielt Doflamingo dagegen. „Die Villa ist längst bezahlt. Das einzige, was anfällt, sind minimal erhöhte Wasser- und Stromkosten, die sich auf vielleicht ein paar hundert Berry im Monat summieren. Ich käme mir lächerlich dabei vor, dir jeden Monat einen Betrag von, was weiß ich, dreihundert Berry abzuknöpfen, weil du bei mir duschst und den Föhn benutzt.“ „Und was ist mit Lebensmitteln?“, wandte Crocodile ein und deutete auf das Gericht, das vor ihm auf dem Esstisch stand. „Da fallen doch auch Kosten an! Ganz zu schweigen von der Bezahlung des Hauspersonals. Schließlich kochst du nicht selber.“ „Wegen deines Einzugs musste ich nicht einen einzigen weiteren Angestellten einsetzen. Ob nun für eine oder zwei Personen gekocht, gewaschen und so weiter wird, macht nämlich kaum einen Unterschied. Über die Bezahlung des Personals musst du dir also keine Gedanken machen.“ Crocodile seufzte unwillig. Ob er es zugeben wollte oder nicht: Die Argumente, die sein Partner anbrachte, klangen definitiv nicht unsinnig. Aus dieser Perspektive hatte er den Sachverhalt niemals gesehen. Dennoch wollte er sich nicht mit der derzeitigen Lage abfinden. Eine so stolze Person wie Crocodile brachte es einfach nicht über sich, völlig kostenfrei bei seinem Freund zu wohnen. „Trotzdem!“, meinte er also und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich möchte, dass du durch unseren Zusammenzug Vorteile genießt. Wenn ich keinen einzigen Berry für unseren Lebensunterhalt dazu gebe, dann bringt es dir doch überhaupt nichts, dass ich zu dir gezogen bin. Es soll sich doch auf für dich lohnen!“ „Das tut es!“, meinte Doflamingo im Brustton der Überzeugung. „Überleg dir doch nur einmal: Bevor wir beide zusammengezogen sind, konnten wir uns vielleicht zwei- oder dreimal in der Woche treffen. Seit wir beide allerdings zusammenwohnen, sehen wir uns jeden Tag. Für mich ist das bereits ein riesiger Vorteil! Ich finde es nämlich sehr angenehm, dich immer in meiner Nähe zu haben und nicht erst eine einstündige Autofahrt auf mich nehmen zu müssen, um dich zu Gesicht zu bekommen.“ „Dass wir beide zusammenwohnen, ist wirklich schön“, gab Crocodile ehrlich zu. „Außerdem sprichst du hier nur von meinen Vorteilen“, fuhr Doflamingo fort, „aber wie sieht es denn mit deinen Vorteilen aus? Ich weiß, dass du für unseren Zusammenzug eine Menge Opfer gebracht hast. Oder glaubst du etwa, ich hätte nicht bemerkt, wie schwer es dir gefallen ist, deine alte Wohnung hinter dir zu lassen? Überdies musst du inzwischen jeden Tag eine Stunde Auto fahren, um zu deiner Arbeit zu kommen. Plus eine weitere Stunde Rückweg natürlich. Um ehrlich zu sein, hatte ich zwischenzeitlich wirklich ein schlechtes Gewissen, weil dir durch unseren Zusammenzug so viele Nachteile entstanden sind. Darum würde ich mich schämen, auch noch Geld von dir zu verlangen!“ „Aber bei dir einzuziehen, war doch meine eigene freie Entscheidung!“, hielt Crocodile dagegen. „Ich hätte mich schließlich auch weigern können, mit dir zusammenzuziehen. Also macht es keinen Sinn, wenn du irgendwelche Vor- und Nachteile verrechnest!“ „Aber es ist doch unfair, wenn ich all die Vorteile genießen darf, während du bloß Nachteile hast“, meinte Doflamingo spitz. „Natürlich war unser Zusammenzug deine freie Entscheidung. Aber du vergisst, dass ich ja zum Beispiel auch bei dir hätte einziehen können, anstatt du bei mir. Dann hättest du einen Vorteil dadurch gehabt, dass du nur noch die Hälfte an Miete, Nebenkosten und so weiter bezahlen müsstest. Und dazu einen viel kürzeren Weg zur Arbeit gehabt hättest. Aber dieser Fall ist nicht eingetreten, stattdessen wohnen wir beide hier bei mir und dir sind durch unseren Zusammenzug eine Menge Nachteile entstanden. Ich möchte diese nachteilige Lage einfach nicht noch weiter verstärken, indem ich einen riesigen Geldbetrag von dir verlange. Sonst beschließt du hinterher womöglich noch, dass es dir in deiner alten Wohnung viel besser gefallen hat und das Leben dort viel kostengünstiger gewesenen ist. Und worin bestünde die Konsequenz dieses Beschlusses: Dass du wieder zurückziehst. Und genau dieses Szenarium möchte ich vermeiden!“ „Du glaubst also, dass, wenn du Geld wegen meines Einzugs von mir verlangst, ich lieber wieder zurück in meine Loft-Wohnung ziehen würde?“, fasste Crocodile verwirrt zusammen. Ihm schwirrte der Kopf angesichts des komplexen Gedankengangs seines Partners. „So in etwa“, bestätige Doflamingo. „Die Villa hat schließlich mehr als zwanzig Millionen Berry gekostet. Bist du etwa davon ausgegangen, ich würde von heute auf morgen einen Betrag von zehn Millionen Berry von dir verlangen? Ich bitte dich, Crocodile! Das ist doch völlig abwegig! Mir ist klar, dass du als Manager nicht schlecht verdienst, aber eine Summe von zehn Millionen Berry innerhalb weniger Wochen zu verlangen, ist absolut überzogen. Wo solltest du einen solch riesigen Geldbetrag denn hernehmen?“ „Naja“, war der einzige Laut, den Crocodile angesichts dieser Aussage über seine Lippen brachte. Wenn er ehrlich war, dann fühlte er sich im Augenblick sehr überfordert mit diesem Gespräch. Doflamingo verlangte also gar nicht, dass er die Hälfte der Villa bezahlte? Er bestand sogar darauf, dass er kostenlos bei ihm wohnte? Mit dieser Sachlage hatte er überhaupt nicht gerechnet. Was sollte er denn jetzt sagen oder tun? Überfordert rieb Crocodile mit zwei Fingern über seine Schläfe. „Ich fasse es nicht“, sagte Doflamingo und seine Stimme spiegelte die exakte Entsprechung seiner Äußerung wieder. „Du hast wirklich geglaubt, dass ich in nächster Zeit zehn Millionen Berry von dir einfordern würde? Was hast du dir bei diesem Unfug denn nur gedacht? Die Villa ist doch längst bezahlt! Hast du etwa gemeint, ich würde mich an dir bereichern wollen? An unserem Zusammenzug? Das finde ich nicht nur lachhaft, Crocodile, sondern auch sehr verletzend. Habe ich dir jemals einen Anlass gegeben, um zu glauben, ich würde dich finanziell ausnutzen wollen?“ „Natürlich nicht“, erwiderte Crocodile, der sich langsam wieder sammelte und zur Besinnung kam. „Aber genau das ist doch der Punkt: Ich möchte dir nicht das Gefühl geben, ich würde dich ausnutzen und mich auf deinem Reichtum ausruhen. Verstehst du das denn nicht?“ Um seine Aussage zu untermauern, fügte Crocodile ein Beispiel an: „Du hast mir doch des Öfteren schon erzählt, dass du früher eine Menge Freundinnen und Freunde gehabt hast, die nur an deinem Geld interessiert waren und überhaupt nicht an dir als Person. Frauen und Männer, die dich mit Sex und Zuneigung bezahlt haben, damit du ihnen teure Geschenke machst. Und zu dieser Gruppe möchte ich auf keinen Fall dazu zählen! Ich bin mit dir in einer Beziehung, Doffy, weil ich dich liebe. Aus keinem anderen Grund sonst. Und ich möchte auch keinen anderen Eindruck erwecken. Deswegen hasse ich es, wenn du mich einlädst oder meine Rechnungen übernimmst. Da du deutlich mehr verdienst als ich, wirkt es gleich so, als würde ich dich ausnehmen.“ „Aber das ist doch Quatsch“, gab Doflamingo zurück, auch wenn er deutlich besänftigt wirkte. „Du hast mich doch niemals darum gebeten, dir irgendetwas zu kaufen oder auszugeben. Ich biete diese Gefälligkeiten doch selbst an. Niemand würde vermuten, dass du mich ausnimmst!“ „Wie auch immer“, meinte Crocodile und zuckte mit den Schultern. „Ich denke, wir haben einen toten Punkt erreicht. Du möchtest nicht, dass ich die Hälfte der Villa bezahle, weil es den Eindruck erweckt, du würdest dich an meinem Einzug bereichern; und weil du fürchtest, ich würde lieber wieder zurück in meine kostengünstigere Loft-Wohnung ziehen. Und ich möchte nicht kostenfrei bei dir wohnen, weil es dann wirkt, als würde ich mich wie ein Schmarotzer von dir versorgen lassen. Irgendwelche Vorschläge für einen Kompromiss?“ Für eine Weile erfüllte nachdenkliches Schweigen das Esszimmer, ehe sich schließlich Doflamingo zu Wort meldete. „Wie wäre es mit einer Art symbolischen Summe?“, schlug er vor. Skeptisch zog Crocodile eine Augenbraue hoch. „Symbolische Summe?“, hakte er irritiert nach. Unter diesem Begriff konnte er es nichts vorstellen. „Was meinst du damit?“ „Naja, einen Geldbetrag, den du mir zahlst, der aber eben nur symbolisch gemeint ist. Um deutlich zu machen, dass wir uns gegenseitig nicht ausnehmen, sondern zusammenwohnen, weil wir diesen Schritt als Paar gemeinsam gegangen sind. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Viertel der Miete, die du für deine alte Wohnung gezahlt hast? Du musst also nicht für die Hälfte der Villa aufkommen, wohnst hier allerdings auch nicht völlig kostenfrei. Und du hast durch deinen Einzug sogar noch einen finanziellen Vorteil gewonnen. Wäre ich zu dir gezogen, anstatt du zu mir, hättest du schließlich auch bloß noch einen verminderten Mietpreis zahlen müssen, weil ich mich natürlich an der Miete beteiligt hätte. Wäre diese symbolische Summe in Ordnung für dich?“ „Du hättest dich also an dem Unterhalt meiner Loft-Wohnung beteiligt, möchtest aber nicht, dass ich für die Hälfte der Villa aufkomme?“, hakte Crocodile nach. Doflamingo gab ein liebevoll-genervtes Seufzen von sich. „Der Unterschied besteht darin, dass meine Villa bereits bezahlt ist, du in deiner Loft-Wohnung allerdings zur Miete gewohnt hast, Wani“, erklärte er. „Du hättest also laufende Kosten gehabt, die ich hier nicht habe. Die wir hier nicht haben. Es gibt einfach nichts, woran du dich beteiligen könntest. Darum habe ich ja auch den Vorschlag mit dem symbolischen Betrag gemacht. Stimmst du nun zu oder nicht?“ „In Ordnung“, sagte Crocodile schließlich und er meinte sein Wort tatsächlich ernst. Mit dem Kompromiss, den sein Partner vorgeschlagen hatte, konnte er sich guten Gewissens abfinden: Er bekam nicht das unangenehme Gefühl, diesem auf der Tasche zu liegen, erhöhte allerdings auch nicht seinen Schuldenberg ins Unermessliche. Ganz im Gegenteil: Er sparte sogar einiges an Geld, weil er deutlich weniger Miete bezahlen musste als er es für seine Loft-Wohnung getan hatte. Insgesamt, musste Crocodile zugeben, hatten sie eine wirklich gute Lösung für sie beide gefunden. „Was hältst du von einem leckeren Eisbecher als Nachtisch?“, sagte Doflamingo wahrscheinlich, weil er das Thema wechseln wollte. „Um deinen Einzug zu feiern? Du bekommst ihn aber erst, wenn du deinen Teller leer gegessen hast!“ Crocodile, der sich inzwischen sehr erleichtert fühlte, konnte ein Schmunzeln nicht ganz unterdrücken. „Ich bin nicht bestechlich, Doflamingo“, erwidere er leicht grinsend. „Außerdem vertrage ich Eiscreme nicht.“ Doflamingo seufzte gespielt entnervt auf. „Wie schade! Dann habe ich ja gar kein Druckmittel, um dich zu zwingen, aufzuessen. Dabei hast du dein Abendessen kaum angerührt! Nur zur Information: Ich finde es überhaupt nicht attraktiv, wenn man völlig abgemagert ist; weder bei Frauen noch bei Männern.“ „Weiß ich doch“, erwiderte Crocodile sanft. „Und du brauchst dir keine Sorgen zu machen: Ich habe nicht vor, mich auf Diät zu setzen.“ „Vernünftig“, kommentierte Doflamingo diese Aussage seitens seines Partners. „Du musst doch sowieso schon auf so viele Lebensmittel verzichten; wenn du zusätzlich auch noch Diät machen würdest, dürftest du ja überhaupt nichts mehr essen! Da fällt mir ein: Ich habe deine Lieblings-Cracker besorgt. Wie wäre es mit denen als Bestechungsmittel?“ „Den ganzen Teller leerzuessen, schaffe ich aber nicht“, meinte Crocodile wahrheitsgemäß. „Außerdem ist das Essen längst schon kalt!“ „Tja, dann gibt es wohl keine Cracker für dich“, hielt Doflamingo grinsend und schulterzuckend dagegen. „Du bist ein gemeiner Idiot!“, erwiderte Crocodile und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie wäre es mit einem weiteren Kompromiss?“, lenkte sein Freund schließlich ein. „Du bekommst die Cracker, wenn du zumindest die Möhrchen aufisst. Die kann man nämlich auch gut kalt essen.“ „In Ordnung“, stimmte Crocodile halbherzig seufzend zu. „Aber das funktioniert wirklich nur dieses eine Mal: Normalerweise bin ich unbestechlich!“ „Weiß ich doch“, hörte er seinen Partner liebevoll sagen. Doflamingo sah dabei zu, wie er brav die restlichen Möhren auf seine Gabel schob; anschließend rief er ein Dienstmädchen herbei und beauftragte es dazu, einen großen Eisbecher sowie eine Packung Cracker herzubringen. * Es war Freitagabend um neunzehn Uhr dreißig. Crocodile war erst vor kurzem von der Arbeit nach Hause gekommen; er hatte kaum genug Zeit gehabt, um zu duschen und in frische Kleidung zu schlüpfen, ehe sein Freund ihn dazu drängte, sich endlich auf den Weg zu der Geburtstagsparty seines Bruders zu machen. „Wir sind sowieso schon spät dran“, meinte Doflamingo mit ungeduldiger Stimme. „Die Party beginnt in einer halben Stunde!“ „Na und?“, erwiderte Crocodile abgehetzt. „Du legst doch sonst nie Wert auf Pünktlichkeit. Außerdem handelt es sich hierbei nicht um ein Geschäftsessen, sondern um eine Party. Es macht doch nichts, wenn wir ein bisschen später kommen. Ich hatte noch nicht einmal die Gelegenheit dazu, etwas zu essen.“ „Es wird dort sicher etwas zu essen geben“, hielt Doflamingo dagegen. „Je früher wir da sind, desto eher bekommst du etwas in den Magen. Also los, komm schon: Mein Fahrer wartet schon ungeduldig!“ „Ich habe eher das Gefühl, dass du derjenige bist, der ungeduldig ist“, meinte Crocodile. „Was ist denn nur plötzlich in dich gefahren, Doflamingo?“ „Na, ich möchte eben keinen schlechten Eindruck auf deine Geschwister und die anderen Gäste machen, indem ich als Allerletzter komme“, erklärte sein Partner sich. „Aber du kennst meine Geschwister doch schon“, erwiderte Crocodile verwundert. „Es gibt also keinen Grund, um nervös zu sein. Beruhige dich ein wenig, ja?“ „Ich bin nicht nervös“, meinte Doflamingo sofort und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich nehme den Anlass nur ernst! Du solltest dich lieber darüber freuen, dass es mir wichtig ist, einen guten Eindruck auf deine Familie zu machen. Oder fändest du es besser, wenn mir Mihawks Geburtstagsparty ganz egal wäre?“ „So habe ich es doch gar nicht gemeint!“, sagte Crocodile und es ärgerte ihn, dass sein Freund ihm die Worte im Mund herum drehte. „Natürlich finde es ich gut, dass du die Party als Gelegenheit nutzen möchtest, um ein weiteres Mal einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ich wollte dich nur darauf hinweisen, dass es keinen Grund gibt, um so furchtbar ungeduldig zu werden. Du hetzt mich total! Ich bin gerade einmal vor einer halben Stunde von der Arbeit nach Hause gekommen!“ „Ich will dich nicht hetzen“, lenkte Doflamingo rasch ein und löste die vor der Brust verschränkten Arme auf. „Wahrscheinlich hast du Recht: Ich sollte mich nicht verrückt machen. Schließlich habe ich mich ja schon beim ersten Kennenlernen ganz gut gemacht, denke ich. Aber ich möchte eben, dass dies auch so bleibt. Mir ist es sehr wichtig, was deine Familie von mir hält!“ „Aber warum denn nur?“, fragte Crocodile. „Mir ist es, um ehrlich zu sein, nicht sonderlich wichtig, was meine Geschwister von dir denken. Also, versteh mich nicht falsch: Natürlich ist es besser, wenn ihr euch gut versteht. Aber für mich würde es nichts an der Situation ändern, wenn ihr euch nicht leiden könntet. Deswegen würde ich die Beziehung zu dir nicht beenden. Also mach dir nicht so einen Kopf, Doffy, alles ist halb so schlimm.“ „Trotzdem!“, meinte Doflamingo unbeirrt. „Aber wie auch immer. Bist du jetzt endlich fertig? Wir haben schon neunzehn Uhr vierzig!“ „Jaja, ist schon gut, wir können jetzt los“, gab Crocodile augenrollend klein bei und machte sich gemeinsam mit seinem Partner auf den Weg zur Auffahrt, wo tatsächlich bereits der Fahrer auf sie beide wartete. Er stand neben einem dunkelblau lackierten Aston Martin DBS V12, wenn Crocodile sich nicht irrte. Seufzend blieb er stehen und hielt sich mit der rechten Hand den Kopf. Doflamingo warf ihm einen irritierten Blick zu. „Was ist denn los?“, fragte er skeptisch und sein Blick schweifte zwischen seinem Partner und dem bereit stehenden Aston Martin hin und her. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ „Wir können nicht mit diesem Wagen fahren!“, meinte Crocodile und fragte sich, was sein Freund sich bei der Wahl dieses Wagens nur gedacht hatte. „Aber wieso denn nicht?“, wollte Doflamingo wissen und klang ehrlich verwundert. „Was stimmt denn mit dem Wagen nicht?“ „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel dieser Aston Martin wert ist?“ „Klar, schließlich habe ich ihn gekauft. So etwa zweihundertfünfzigtausend Berry. Aber wieso ist das denn wichtig?“ „Na, weil wir auf keinen Fall mit einem Wagen vorfahren können, der gut eine Viertelmillionen Berry gekostet hat!“ Als bei Doflamingo der Groschen noch immer nicht gefallen war, fuhr Crocodile fort: „Mein Bruder arbeitet als selbstständiger Fechtlehrer in der Vorstadt. Nicht einmal sein ganzes Haus ist so viel wert wie dieses Auto. Kannst du dir denn nicht vorstellen, was für einen arroganten und überheblichen Eindruck es machen würde, mit diesem Aston Martin bei seiner Geburtstagsparty aufzutauchen? Es wäre absolut rücksichtslos! Lass uns lieber einen anderen Wagen nehmen!“ „Ähm, okay“, meinte Doflamingo, der sich wohl ein wenig überfordert fühlte, was nur sehr selten vorkam. Es dauerte einige Sekunden, ehe er sich wieder gefangen hatte: „Welchen Wagen würdest du denn alternativ vorschlagen?“ „Irgendeinen, der weniger als hunderttausend Berry wert ist“, antwortete Crocodile sofort. Doflamingo schwieg für eine Weile, ehe er fast schon peinlich berührt zugab: „Ich denke nicht, dass ich einen Wagen besitze, der weniger als hunderttausend Berry gekostet hat.“ Crocodile musste sich ernsthaft zusammenreißen, um angesichts dieser Beichte nicht zu schlucken oder laut zu husten. Er war sich zwar durchaus dessen bewusst gewesen, dass sein Partner mehr als ein Dutzend verschiedener Wagen besaß, doch dass in dieser Sammlung nicht einmal ein einziger vorhanden war, der weniger als 100.000 Berry wert war, überraschte ihn nun doch. Plötzlich wurde ihm ganz schlecht bei dem Gedanken, demnächst seinen Mercedes C 216 Coupe aufgeben zu müssen; es handelte sich um das einzige Auto, das er besaß, und es hatte einen Neuwert von knapp 100.000 Berry. Im direkten Vergleich zu Doflamingo kam Crocodile sich auf einmal wie ein furchtbar armer Schlucker vor. „Dann lass uns einfach meinen Mercedes nehmen“, meinte Crocodile, um zu verhindern, dass sich zwischen ihnen beiden ein unangenehmes Schweigen ausbreitete. Gleichzeitig bemühte er sich mit aller Kraft darum, nicht in Schamesröte auszubrechen oder zu stottern. „Und ich fahre selbst. Mit einem Fahrer aufzuschlagen wirkt genauso aufschneiderisch wie mit einem Aston Martin vorzufahren. Und vor meinen Geschwistern möchte ich unter keinen Umständen wie ein eingebildeter Angeber wirken. Komm schon, wir sind spät dran. Und hast du überhaupt daran gedacht, das Geschenk einzupacken?“ bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)