Erklär mir deine Liebe von Monyong (Ranmaru x Ai) ================================================================================ Kapitel 12: Dein oder mein Fehler? ---------------------------------- Ranmaru kam es so vor, als hätte er die gesamte Nacht über nicht geschlafen. Immer wieder hatte er sich über Ais Belehrung ärgern müssen. Es war zum kotzen. Wie kam der kleine Computer nur darauf, ihm erzählen zu müssen, wie er sich gegenüber Reiji verhalten sollte? Der Android kannte weder die Hintergründe, noch dürfte er in der Lage sein die Situation richtig einschätzen zu können. Dabei hatte er sich extra für ihn entschieden, weil er ihn so pflegeleicht eingeschätzt hatte. Aber in Wirklichkeit… Und abgesehen davon… was hieß hier ‚so verliebt’? So tief gingen seine Gefühle eigentlich nicht, nur weil er dem Kurzen ein bisschen Vertrauen entgegen brachte? Hauptsächlich wollte er einfach auch einmal etwas Spaß haben. Waren das nicht Dinge, die man mit Objekten tat? Sie benutzen? Ai hatte zweierlei Schuld: Erstens weil er mit dieser verrückten Idee des ‚Mensch sein’ ausgerechnet zu ihm gekommen war und Zweitens weil er mit diesem süßen Aussehen einfach so war, wie er eben war. Zum Anbeißen. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, dass er seine Chance sofort genutzt hatte. Er hätte nicht so unehrlich sein sollen, aber für Reue war es eh schon zu spät und abgesehen davon, hatte er überhaupt keine bösen Absichten. Ai war in seinem Besitz übergewechselt und als Gegenleistung bekam der andere das, was er wollte. Bloß so schön es auch war… Wieso war dieser Android so kompliziert? Nur widerwillig stand Ranmaru auf, zwängte sich in eine Hose und griff sich sein Shirt. Er zog es sich über den Kopf, während er sein Zimmer verließ, stieß deshalb aber direkt auf dumme Kommentare. „Hmmm? Bist du gerade mit deiner neuen Nebenbeschäftigung fertig geworden?“ Rens Stimme klang arrogant wie immer und hätte sich Masato nicht zwischen die beiden gestellt, wäre die Situation noch eskaliert. So starrten sie sich einfach nur an, wobei sich der Große fragte, wie er nur mit seinen Kōhai Jinguji überhaupt mal ausgekommen war. „Liegt Ai noch in deinem Bett? Na, wenn das Shining wüsste…“, provozierte Ren weiter. „Jinguji, wenn wir uns hier weiter aufhalten, verpassen wir unseren Termin.“, ermahnte ihn Masato ernst, worauf sich der Blonde mit einem belustigten Lachen an Ranmaru vorbei ins Innere ihres gemeinsamen Zimmers schob. Hijirikawa wollte ihm folgen, aber der Grauhaarige packte sich den Arm des Schnösels. „…woher weiß Ren davon?“, knurrte er. „Er war derjenige, der den zerknüllten Notenzettel gefunden hat und hat ein bisschen Rumgeschnüffelt. Kurosaki-san…Ich hab es nur gut gemeint, als ich dich neulich darauf hingewiesen habe. Selber Schuld, wenn Jinguji Dinge mitbekommen hat, die er nicht hätte erfahren sollen. Mir ist egal, was ihr treibt. Ich werde nichts sagen, aber ich werde euch nicht auch nicht bei den anderen in Schutz nehmen.“ Nach dem Gespräch mit seinen Kōhais war Ranmaru umso angespannter und schon die alleinige Vorstellung, wie Reiji ihm gleich beim Frühstück gegenüber sitzen würde, gab ihm den Rest. Er hatte kein Bock auf seine Kollegen, da würde auch Ais süßes Gesicht diesmal nichts dran ändern können. Aber ausgerechnet an diesem Morgen saß der Android nicht mit den anderen am Frühstückstisch. „…morgen…“ Schlecht gelaunt ging er am Tisch vorbei, um sich einfach nur eine Tasse mit Kaffee zu füllen und damit schweigend auf die Veranda zu verschwinden. Aus dem Augenwinkel sah er, wie ihm sowohl Reiji als auch Camus skeptische Blicke zuwarfen, aber er ließ sich nichts anmerken, sondern steckte sich einfach nur eine Zigarette an. Auch wenn er seinen Kleinen nicht wirklich hatte sehen wollen, jetzt, wo Ai nicht da war… war es ihm auch nicht Recht. Langsam nahm er einen tiefen Zug von seiner Zigarette und schielte dabei immer wieder durchs Küchenfenster nach Innen. Eigentlich rechnete er damit, dass Reiji jeden Moment aufstand, um zu ihm zu gehen, um ihn entweder mit gespielt guter Laune zu nerven, oder um ihn eine Moralpredigt zu seinen Fehlern zu halten. Keins von beidem geschah. Stattdessen standen die beiden anderen nach einiger Zeit einfach auf und verließen die Küche, sodass er zumindest die letzten Zigarettenzüge in Ruhe aufrauchen konnte. Eine halbe Stunde später stand Ranmaru vor Ais Zimmertür. Natürlich konnte er die Abwesenheit seines Süßen nicht unkommentiert lassen. Er fühlte sich irgendwie dazu verpflichtet nach dem Rechten zu schauen, weshalb er ohne zu Klopfen eintrat. Wie fast immer saß Ai an seinem Schreibtisch und beschäftigte sich mit seinem PC, doch er schien ihn nicht bemerkt zu haben; zumindest gab er keine Reaktion von sich, sodass sich der Große leise von hinten anschleichen konnte. Vorsichtig schob Ranmaru die unnatürlichen, aber weichen Haare aus den Nacken seines Freundes, um ihm stattdessen einen Kuss in den Nacken zu hauchen. Woraufhin das Tastaturgeklapper stoppte. „Guten Morgen. Wieso bist du nicht beim Frühstück gewesen?“, raunte er gegen die weiche Haut und spürte, wie die Hand des Kleinen nach hinten griff und seine Wange berührte. „Weil du Recht hattest.“ Irritiert begann Ranmaru zu blinzeln. Sofort musste er an Reiji und dessen Rumgemecker denken, doch diesmal löste es ein gutes Gefühl aus, da Ai auf seiner Seite war. Es war also weder falsch noch verwerflich, was er tat? Das war eine angenehme Bestätigung, die er bekam. „…dann hast du mit Reiji gesprochen und ihm gesagt, er soll uns in Ruhe lassen?“, wollte er trotzdem wissen und zu seiner Überraschung zog sich Ais Hand wieder zurück. „Was? Nein, das nicht. Ich meine, du hattest Recht, dass ich einen Fehler im System habe.“, antwortete der andere ruhig, während er mit mehreren Programmen beschäftigt war, „Ich versuche es schon seit gestern Abend zu beseitigen, aber es funktioniert nicht.“ Erst jetzt beobachtete Ranmaru die verschiedenen Arbeitsflächen, die auf dem Desktop geöffnet waren. Ein Virenscanner lief und neben der Tastatur lag das Tablet des Professors. Unbeholfen fuhr sich der Große durchs Haar. Dinge, die er nicht richtig verstand waren umso beunruhigender, besonders wenn er daran dachte, dass es um Ai ging und… Schwer schluckend richtete er sich wieder auf. Dieses beklemmende Gefühl. Wie sehr er sowas hasste. „…es ist doch nichts schlimmes? Wann kommt denn dein Professor wieder? Er kann dir doch sicherlich helfen!?“ „Ich weiß nicht, was das ist. Der Professor kommt erst morgen wieder. Ich muss sowieso zu ihm und wenn ich es nicht schaffe, wird er es sich angucken.“ Die Antwort seines Freundes beruhigte Ramaru nicht wirklich. Wenn der Android nicht selber damit fertig wurde, musste es doch etwas Größeres sein, oder? Sein Herz begann schneller zu schlagen und dieses scheiß beklemmende Gefühl wollte nicht gehen. Entgegen zu dem, worüber er in seinem Bett gegrübelt hatte, nahm ihn die Vorstellung wirklich mit, dass etwas mit dem anderen nicht stimmte… geschweige denn, dass etwas passieren könnte, wobei ihm die Hände gebunden waren. „Ai? Du erinnerst dich daran, dass du mich nicht enttäuschen willst?“, entkam es Ranmaru mit ungewohnt leiser Stimme, sodass sich der Kleine sogar zu ihm herumdrehte. War es also doch so weit? War er dem Android also doch so stark verfallen, obwohl es ‚nur‘ ein Computer war? Natürlich war die Geschichte mit seiner Bassgitarre nicht viel mehr als ein Scherz gewesen. Ein Objekt konnte nichts fühlen und er hätte in seinem Trotz sehr gerne daran geglaubt, dass es bei Ai vielleicht auch so war. Es hätte ihn noch nicht einmal verletzt, denn wie er es zu dem anderen bereits gesagt hatte: Er hätte es verkraften können, wenn sie einfach nur Bandkollegen geblieben wären. „Natürlich. Wieso sollte ich sowas auch vergessen?“ Er sah, wie sein Freund schwach lächelte. Das zwischen ihnen war kein einseitiges Spiel und er hoffte wirklich, dass es kein Fehler seinerseits war, was sie den anderen damit antaten, oder was er Ai überhaupt zumutete. Ohne noch etwas zu sagen, beugte er sich nach vorne und schloss den Android in seine Arme. „Ranmaru? Was hast du?“ „Nichts. Ich liebe dich einfach.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)