Peach 43 von Nala (Yami x Yuugi) ================================================================================ Kapitel 16: Peach 43 Reverse: Kapitel 2 --------------------------------------- Jetzt sind es doch vier Kapitel geworden, weil ich mich nicht kurz halten kann xD Aber warum, werdet ihr später sehen. Viel Spaß ^^ ~ Peach 43 Reverse: Kapitel 2 Es war eine Woche später, Yami stand wieder an seinem Arbeitsplatz. Und knurrte unzufrieden. "Was soll das?" "Ich habe dir gesagt, ich will diesen Jungen kennenlernen, der dir den Kopf verdreht." "Er verdreht meinen Kopf überhaupt nicht!" "Natürlich. Ich werde dir nicht wiederholen, was du in deine Nachricht geschrieben hast." Yami knirschte mit den Zähnen und bereute es aus tiefstem Herzen, ihm das erzählt zu haben. "Und warum kommst du dazu am Freitag? Du störst!" "Mach dich nicht lächerlich, Yami. An den anderen Tagen ist er nicht hier, wie soll ich ihn da sehen?" Frustriert putzte Yami das Glas in seinen Händen so energisch, dass es einen Sprung am Rand bekam. Erschrocken stellte er es schnell ab und räumte es in eine Ecke, um dieses Glas später wegzuschmeißen. Dann bedachte er sein Gegenüber mit einem genervten Blick. Groß gewachsen, braunes Haar, ein weißer Mantel und sehr schlank. Das auffälligste waren aber diese kalten, blauen Augen, die wirken wie zwei Eissplitter aus der Arktis. Yami hatte kein Problem mit Seto Kaiba, sie waren gute Freunde geworden und der Barkeeper fand es eher amüsant, wenn Leute vor seinem Bekannten Angst hatten. Doch würde Yuugi es wagen an die Bar zu kommen, wenn er den großen Mann da sitzen sah? Es wurde halb neun und immer wieder sah sich Yami im Lokal um, doch er konnte den ungewöhnlichen Haarschopf nicht ausmachen. Schließlich kam seine Kollegin mit der nächsten Bestellung und als er die Notiz sah, lächelte er leicht. Ein Peach 43. Um die beiden Zahlen hatte seine Kollegin ein Herz gemalt. Er sah auf und ließ abermals den Blick schweifen und schließlich erblickte er ihn. Ihre Blicke trafen sich und er winkte. Yuugi erwiderte den Gruß, kam aber nicht rüber. Seinem Blick folgend, drehte Kaiba sich um und erblickte Yuugi. Sofort erstarrte der Kleine und wich dem Blick aus. "Kaiba!", zischte Yami. "Das ist also der Kleine? Das ist nicht übertrieben, der ist tatsächlich winzig. Pass auf, dass du kein Ärger mit der Polizei bekommst." "Er ist volljährig, sonst dürfte er hier gar nicht rein. Und so klein ist er nicht. Neben dir ist einfach alles kleiner, du Titan", erwiderte Yami brummelnd. Er war wütend auf Kaiba, wütend, dass Yuugi nicht rüber kam. Aber er konnte es ihm nicht verdenken. Sein Freund wirkte nicht gerade einladend. "Du kannst jetzt auch wieder gehen, du hast ihn ja nun gesehen." "Nein", meinte Kaiba nur und endgültig und trank von seinem extratrockenen Martini. Yami überlegte frustriert, wie er Kaiba am besten loswerden konnte. "Hör auf, diesen Platz zu besetzen, als hättest du ihn gekauft. Wenn du mich unbedingt sehen willst, bin ich ansonsten auch Zuhause. Ich gebe dir sogar private Cocktail-Vorführungen." Kaiba schnaubte nur belustigt. "Wenn ich dich jetzt zum Duell herausfordere und ich gewinne, gehst du dann?" "Ich würde darauf eingehen, aber da du nicht gewinnst, wäre es nur Zeitverschwendung". Yami grinste ihn bewusst spöttisch an. "Du hast doch nur Angst zu verlieren, wie damals in der Unizeit schon. Ich kann mich daran erinnern, dass du ein schlechter Verlierer warst, Kaiba." Kaiba lachte, als er gerade aus seinem Glas trinken wollte. "Du bist echt verzweifelt, oh man". Yami knirschte mit den Zähnen. Er hatte so sehr gehofft, dass das noch ein bisschen hin und her gegangen wäre und Kaiba sich provozieren ließ, aber der Typ war leider erwachsen geworden und sprang auf so etwas nicht mehr so einfach an. Plötzlich tauchte seine Kollegin neben ihm auf und flüsterte ihm ins Ohr: "P?". Erstaunt sah er sie an. Was war denn mit ihr los? Sie nickte nur zu Yuugi und grinste dann breit. "Das weißt du doch", erwiderte Yami. "Aber wenn ich dich nicht frage, kommt das sehr gemein. So als würde ich dich nicht fragen. Du alter Spieler", belehrte sie ihn und wandte sich dann zu Kaiba nickend wieder ab. Yami dachte kurz darüber nach und an die anderen Buchstaben, die Yuugi schon gefragt hatte. Ah, er ging nun rückwärts das Alphabet entlang. Vielleicht, weil er mit Buchstaben angefangen hatte, die weiter hinten lagen. Er hatte auch fast alle Vokale durch und schien das nicht als erfolgsversprechend anzusehen. Yami musste innerlich ein bisschen lachen. Schade. Nach einer Zeit kam seine Kollegin mit dem nächsten Buchstaben und er antwortete kurz. Kaiba schwenkte seinen Martini im Glas. "Also, jetzt mal Klartext. Du magst den Kleinen? Soll ich dir nicht lieber ein Kaninchen schenken? Das widerspricht nicht und mümmelt auch so wie der an seinem Drink." Yami musste trotz seiner Laune lachen. Er mochte Kaibas trockenen Humor, dem so viele nichts abgewinnen konnten. Gleich darauf sah er wieder zu Yuugi rüber. Er hätte so gern mit ihm gesprochen. Seine Kollegin kam abermals seufzend zu ihm. "Ich glaube, heute hat er kein Glück. Aber er will dasselbe noch mal." Yami sah auf den Zettel und stutzte nun. Ein doppelter Peach. War das vorhin auch schon so gewesen? Garantiert hatte er ihn richtig gemixt, aber wenn er den jetzt noch trank, hatte Yuugi quasi vier Peach 43 getrunken. Nun ja, mit weniger Saft. Beunruhigt sah er zu dem Jungen. Er konnte einen Kundenwunsch nicht abschlagen, aber er würde ihn im Auge behalten. Kaiba saß immer noch auf dem Stuhl, als würde er sich häuslich einrichten, beobachtete abwechselnd Yuugi und dann wieder Yami, sagte aber nichts. So verlief es meistens, wenn sein Freund ihm die seltene Ehre gab, ihn hier zu besuchen. Sie wechselten ab und zu ein paar Worte, oft ließ er ihn aber einfach arbeiten und schaute ihm zu. Kaiba hatte mal gemeint, dass es entspannend wirkte. Na ja, wem es gefiel... Als Yuugi den dritten Peach 43 bestellte, zögerte Yami und sah zu dem anderen rüber. Doch seine Kollegin sah ihn warnend an, während Kaiba nur grinste. "Passt doch, am besten setzt du dich dann auf seine Fersen und fängst ihn ab." "Kaiba!", fauchte Yami erneut und mixte widerwillig den gewünschten Drink. Er machte sich wirklich Sorgen um Yuugi. Der Peach 43 war nicht ohne. 31% und der Kleine wirkte nicht, als wäre er das gewohnt. "Ich bezahle ihm den ersten Cocktail, das habe ich ihm das letzte Mal versprochen, also zieh ihm das bitte von der Rechnung ab. Ich leg es dir hierhin", sagte er, als seine Kollegin Yuugis Cocktail mitnahm. "Alles klar", sagte sie einfach und ging. Schließlich zahlte Yuugi und machte sich wankend zur Tür auf. Kaiba sah ihm nach und verfolgte ihn mit dem Blick, bis er draußen war. Yami saß wie auf glühenden Kohlen. Hoffentlich kam der Kleine sicher an. Er sah auf seine Armbanduhr. Er hatte gleich Dienstschluss. Vielleicht erwischte er ihn tatsächlich noch. Er sah zu seiner Kollegin, die nur lächelnd die Augen verdrehte und ihm zu nickte. Dankbar warf er den Lappen hin, zog sich in Windeseile um und sprintete zum Ausgang, Kaiba auf den Fersen. Sie holten Yuugi ein, als er noch nicht die nächste Straßenkreuzung erreicht hatte und gefährlich schwankte. "Hey, Yuugi!", rief Yami. Yuugi sah langsam auf und sah ihn mit glasigen Augen an. "Yami..?", doch dann kippte der Kleine zur Seite weg. Yami hielt ihn fest. "Ich fahr euch heim", meinte Kaiba knapp und holte den Wagen. "Danke, Mann", murmelte Yami erleichtert. Es dauerte nicht lange und er hievte Yuugi auf die Rückbank. "Wehe, der kotzt mir auf das teure Leder", sagte Kaiba nur. Was zu Fuß normalerweise zwanzig Minuten dauerte, hätte jetzt wohl das Doppelte gebraucht, aber mit dem Auto waren sie in fünf Minuten angekommen. Yami verabschiedete Kaiba und bedankte sich noch einmal, dann legte er Yuugis Arm über sich und ging mit ihm zu seinem Wohngebäude. Er half Yuugi die Treppen hinauf zu seiner Wohnung, zog behände seinen Schlüssel aus der Jacke und schloss seine Tür auf. Schließlich legte er ihn vorsichtig aufs Bett ab. Von all dem hatte Yuugi vermutlich nichts mitbekommen. Yami zog Yuugis Straßenschuhe aus und stellte sie in den Eingangsbereich. Er ging wieder zurück und betrachtete Yuugi. Vielleicht sollte er ihn ausziehen? Das schlief sich wahrscheinlich angenehmer. Aber wenn Yuugi am nächsten Tag nur in Unterwäsche aufwachte, würde er sonst was denken. Also schob er ihn einfach nur richtig ins Bett und deckte ihn zu. Eine weitere kleine Weile betrachtete er ihn. Yuugi war wirklich niedlich. Zwar etwas unverantwortlich, wie er sich so zulaufen ließ, aber er hatte es gemacht, weil er nicht mit Yami hatte reden können. Und das war so unfassbar süß, dass der Ältere leicht ausatmen musste. Er starrte ihn an. Das feine Gesicht, die geschlossenen Augen mit den dichten Wimpern, die schmalen Lippen. Und die schmalen Lippen. Und die... irgendwie waren seine Gedanken und auch sein Blick hängen geblieben. Unbewusst beugte er sich vor und erst, als er nur noch Zentimeter über den anderen schwebte, merkte er auf. Schnell entfernte er sich wieder von ihm. Nein... das war nicht richtig. Er fuhr sich durch die Haare. Das gab mehr über seine eigenen Gefühle Preis, als er sich eingestehen wollte. Er schüttelte den Kopf und stand von seinem Bett auf. Er sammelte wieder seine Selbstbeherrschung zusammen und richtete sich in seinem Wohnzimmer einen Schlafplatz ein. ~ Am nächsten Morgen wachte er früh auf, erledigte noch etwas Arbeit und als er sich gerade mit einer Dose Kaffee an seinem kleinen Wohnzimmertisch nieder gelassen hatte, hörte er die Geister erwachen. Yuugi tapste völlig verschlafen und zerknautscht ins Wohnzimmer. Ein Grinsen stahl sich auf Yamis Lippen. Er verwies auf das Bad und die dort liegende Kopfschmerztablette, legte ihm während Yuugi duschte ein frisches Hemd von sich hin und ging dann das Frühstück vorbereiten. Yuugi setzte sich schließlich frisch geduscht in den Schneidersitz auf ein Sitzkissen und betrachtete das Essen vor ihm. "Ich glaube nicht, dass ich in der Lage bin, das alles zu essen.." "Frühstück hilft aber gegen den Kater", erwiderte Yami grinsend. Er stellte seine Dose Kaffee, an der er immer noch trank, weg und füllte Yuugis Tasse mit Tee. "Früchtetee. Hab mir sagen lassen, dass das auch helfen soll. Ich weiß zwar nicht, warum ausgerechnet Früchtetee, aber Trinken ist generell nie falsch." "Du musst das nicht..", setzte Yuugi an, doch Yami bedachte ihn mit einem ernsten Blick. Yuugi schien aufnahmebereit genug, dass er ihm klar machen konnte, was gestern Abend schief gelaufen war. "Hör mal, Yuugi, du wirst dir diese Gedanken sicherlich schon selbst gemacht haben, da bin ich mir sicher, deswegen werde ich mich kurz halten, aber ich will, dass du es noch mal laut hörst", fing Yami nach einer Weile in einem ernsten Ton an, lehnte sich etwas weiter hinter an seine Zimmerwand und griff nach seiner Kaffeedose. "Was du letzte Nacht gemacht hast, war falsch und unvorsichtig. Was hätte dir alles passieren können! Du konntest ja nicht mal mehr einen Schritt tun! Ich glaube nicht, dass du es noch nach Hause geschafft hättest, so wie du getorkelt bist. Am Ende hättest du dich mitten in der Nacht und in der Kälte in eine Ecke gesetzt und wärst dort eingeschlafen. Mach das bitte nicht noch mal." Yuugi sah ihn zerknirscht an. Er schluckte. "Tut mir Leid." "Wieso entschuldigst du dich bei mir? Du bist doch der Leidtragende", sagte Yami seufzend und stellte seine Dose wieder ab. "Und jetzt trink bitte." Stille breitete sich aus, in der Yuugi nur in seine Tasse Tee schaute wie ein kleiner Hund, der etwas falsch gemacht hatte. Yami biss seine Zähne aufeinander. Er mochte es nicht, wenn sie sich anschwiegen. Vielleicht hatte er doch überreagiert. Yami winkelte ein Bein an und legte seinen Arm darauf ab, deren Hand wieder die Dose hielt. Er seufzte wieder. "Also, Yuugi, jetzt sag doch mal. Warum bist du nicht vor an die Bar gekommen?", fragte Yami dann viel sanfter. "Warum hast du dich an einen Tisch gesetzt?" Yuugi schluckte. "Ich.. da war dieser Mann.." "Ja und?" "Ich wollte euch nicht stören.." Yami seufzte erneut. "Das dachte ich mir schon. Dabei wäre es gar nicht schlimm gewesen, wenn du dich neben ihn gesetzt hättest", sagte er und ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund. "Immerhin waren wir verabredet, oder?" Er sagte es extra so. Im Grunde hatten sie ja inzwischen Freitags-Dates. Es war so offensichtlich, dass sie Interesse aneinander hatten. Er wollte es gern auf die nächste Stufe bringen. Aber Yuugi schien zu abgelenkt, um dieser Formulierung Beachtung zu schenken. "Tut mir Leid..." "Schon gut. Ich bin dir doch nicht böse, Yuugi. Na klar, du hast mehr getrunken, als dir gut tat. Und ich möchte noch einmal sagen, dass ich das nicht gut fand. Aber deswegen bin ich sicher nicht sauer auf dich", er schenkte dem Kleinen ein warmes Lächeln. "Wer.. wer war er?", fragte Yuugi dann. "Er heißt Kaiba. Wir waren auf derselben Uni. Er hat mich besucht und wir haben ein bisschen über alte Zeiten geredet", antwortete Yami. "Alte Zeiten?", fragte Yuugi zurück. "Ja. Bevor wir Freunde wurden, haben wir uns nicht sonderlich gemocht", sagte Yami und grinste nun wieder leicht, "Ich habe ihn immer in allen möglichen Spielen geschlagen, das hat an seiner Ehre gekratzt." "Wie.. sind wir gestern hierher gekommen?", fragte Yuugi dann nach einer Weile. "Ich hab dich auf der Straße gesehen, als ich gerade Dienstschluss hatte und nach Hause laufen wollte. Wir sind gar nicht weit vom Pinta entfernt, vielleicht zwanzig Minuten Laufweg. Da ich nicht wusste, wie ich dich nach Hause bringen sollte und es sehr spät war, hab ich dich lieber mit zu mir gebracht. Du warst erstaunlich einfach mitzunehmen, zumindest musste ich dich nicht tragen", sagte er dann und grinste wieder leicht. Die Wahrheit, dass Kaiba sie hierher gefahren hatte, wollte er dem Kleinen lieber nicht sagen, sonst würde er sich noch unwohl fühlen. Er würde es Yuugi bestimmt irgendwann erzählen können. Bis dahin entschuldigte er sich in Gedanken für diese kleine Notlüge. "Also... habe ich dir keine Umstände gemacht...?" "Nein", antwortete er ruhig, "Du hast mich erkannt und dich einfach mitziehen lassen, bist mir gefolgt und du bist auch nicht über eine Treppenstufe gestolpert", fügte er lächelnd hinzu. "Wie spät war es?" "Als wir hier ankamen? Ich weiß nicht, wahrscheinlich gegen zwei Uhr. Ich habe halb zwei Feierabend, meistens komme ich aber etwas später raus." "Vielen Dank", sagte er dann und ließ seine Hände mit der Teetasse in seinen Schoß sinken, "Vielen Dank für deine Hilfe. Ich.. weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann.." Yami lächelte. "Schon gut. Du musst es nicht wieder gut machen." Yuugi zog eine Schnute, was Yami wieder leise lachen ließ. "Ich merke es mir für später. Vielleicht fällt mir ja etwas ein", sagte er dann doch. Dann hätten sie beide einen Wunsch offen, das war doch auch nicht schlecht. Eine Weile betrachtete er Yuugi still und wie so oft wanderten seine Gedanken zu dem intensiven Gespräch, das sie vor einer Woche hatten. Er dachte oft über ihre Gespräche nach. Er wollte ihn ja kennen lernen. Also fing er an. "Sag mal, Yuugi, du hast mir letztens nicht erzählt, in was du gut bist", sagte Yami dann und sah Yuugi von der Seite an. Yuugi starrte zurück. "Was?", fragte er. "Du hast erzählt, dass du etwas gefunden hast, in dem du gut bist und deswegen deine Selbstwertschätzung stieg. Was ist es?", fragte Yami und nahm wieder einen Bissen Reis. Yuugi sah ihn überrascht an. "Ach so. Na ja, ähm..", druckste er nun wieder herum. "Ich habe eine ganze Zeit lang Videos gemacht." Yami blinzelte. "Was für Videos?" Yuugi erzählte darüber, wie er seine Freizeit gestaltet hatte. Das hörte sich sehr kreativ an und so, als hatte er schon ein gewisses Level an Professionalität erreicht. Yami lächelte. "Du kannst mir bei Gelegenheit ja mal ein paar Videos zeigen." Das war wirklich interessant. Während der Uni-Zeit hatte er viel auf Youtube-Kanälen gesurft, er stellte sich das wie dort vor. "Machst du es jetzt noch?", fragte Yami dann. "Nein.. ich glaube, ich habe einfach keine Ideen und keine Zeit mehr gehabt und dann ist die Sache liegen geblieben", sagte Yuugi dann auch und nahm einen weiteren Bissen, "Es kamen dann die Aufnahmeprüfungen für die Uni. Die Leute, die mich abonnierten, wissen inzwischen auch, dass ich eingeschlafen bin." "Warum machst du das nicht zum Beruf?", fragte Yami nach einer kurzen Pause weiter, "Es wäre doch schade, wenn du das nicht nutzen würdest." "Nein, Yami...", sagte Yuugi und sah ihn seltsam ruhig an, "Das geht nicht. Ich habe darüber nachgedacht. Aber der kreative Bereich, egal welcher, ist immer umkämpft und du musst immer der beste sein, damit die Leute dich bemerken. Das ist mir zu viel Druck. Ich... war dieser Herausforderung nicht gewachsen." Kurz sah Yami ihn einfach nur an. Egal war der Kleine behauptete, noch traute er sich selbst nichts zu. Das war echt schade. Man musste an seine Träume glauben. "So etwas solltest du nicht sagen. Solange du den Willen dazu hast, kannst du alles erreichen." Yuugi sah ihn leicht verwundert an. "Wie meinst du das?" "So, wie ich es sage. Man könnte sagen, dass ich in solch einem Beruf arbeite." Yuugi starrte ihn an, als wäre ihm zum ersten Mal der Gedanke gekommen, ihn zu fragen, was er eigentlich neben seiner Tätigkeit als Barkeeper noch machte. Er hatte ihm ja schon ganz am Anfang erzählt, dass er nur in Teilzeit in der Bar arbeitete. "Was ist das für ein Beruf…?" Yami lachte. "Ich bin Architekt." Wieder starrte Yuugi ihn kurz an. "Architekt?" "Ja.", er war tatsächlich etwas stolz auf die Reaktion. "Das... ist tatsächlich umkämpft, schätze ich", gab er dann zu, sah ihn aber nun fasziniert an. "Das heißt also, ich könnte dich mit dem Bau meines Hauses mit Garten betrauen?" Yami lachte. "Der Bau weniger, die Planung schon. Landschaftsarchitektur war aber nie so mein Ding und ich hab das im Studium versucht schnell hinter mich zu bringen", antwortete er grinsend. Sie unterhielten sich ein wenig darüber. Bisher waren sie nie darauf zu sprechen gekommen, aber Yami redete sehr gern davon. Es war wirklich seine Leidenschaft, Häuser zu planen. Yami nahm wieder seine Dose in die Hand. "Zurzeit bin ich bei einem Architekturbüro für Innenarchitektur. Tatsächlich wollte ich da auch immer gerne hin. Es gibt ja viele Aspekte der Architektur, aber das hat mich immer am meisten interessiert." "Und das schaffst du neben der Arbeit im Pinta?", fragte Yuugi. "Na ja, manche Tage sind anstrengender als die anderen. Im Büro bin ich jeden Tag, Cocktails mixe ich nur an drei Tagen die Woche, da werden es dann schon mal bis zu zehn Stunden insgesamt. An anderen Tagen sind es nur vier Stunden." "Wahnsinn. Seit wann wusstest du denn, dass du Architekt werden möchtest?" "Das muss gegen Ende der Mittelschule gewesen sein", sagte Yami. Yuugi sah ihn erstaunt an. Diesen Blick kannte er ebenfalls. Andere Kinder in dem Alter hatten da noch keine genaue Vorstellung von ihrer Zukunft. Er erzählte von seinem Besuch mit seinen Eltern in Italien, als sie das Kolosseum besichtigt hatten und seine Augen strahlten mit jedem Satz mehr. Das war wirklich ein Schlüsselerlebnis gewesen und er erinnerte sich immer gerne daran. "Danach hab ich mich früh informiert, was es für Universitäten mit welchen Aufnahmeprüfungen gibt und habe mich neben der Schule dafür vorbereitet." Yuugi verschluckte sich plötzlich und fing an zu husten. "Was?", prustete er los und klopfte sich auf seine Brust, "Du hast neben der Oberstufe.. hast du kein Zwischenjahr eingelegt?" "Nein, ich bin direkt von der Schule zur Uni weiter", sagte Yami lächelnd. Ja, das war anstrengend gewesen, aber sein Elan war schon immer ein guter Motor gewesen. Manchmal dachte Yami, dass er ohne den Stress nicht glücklich sein konnte. Wenn er mal krank wurde, dann machte ihn das auch ganz wahnsinnig. Allerdings war er da bei weitem nicht der schlimmste, den er kannte. Yuugi starrte ihn an. "Sieh mich nicht so an", sagte Yami lachend, "Es ist nicht so, dass ich Jahrgangsbester war und ich Langeweile hatte. Das war durchaus eine anstrengende Zeit und hat mir viel abverlangt. Aber das war es mir wert. Das Leben fängt sowieso erst im Studium an." Hoffentlich dachte Yuugi jetzt nicht, dass er ein Angeber war. Ja, er hatte einiges gemacht, dass andere in seinem Alter nicht geschafft hatten, aber er ging ja auch nicht damit hausieren, sondern erzählte es eben, wenn er gefragt wurde. "Möchtest du mir noch irgendetwas Verrücktes erzählen? Zum Beispiel wie du den Mond besucht hast?", fragte Yuugi zweifelnd. Yami lachte daraufhin nur und nahm wieder einen Bissen von seinem Fisch, der inzwischen fast aufgegessen war. Yuugi lachte irgendwann leise und Yami sah auf. "Warum lachst du?" "Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich dir nicht als Architekt vorgestellt habe", antwortete er dann auch, "Ich dachte eher an so etwas wie Sänger einer Band oder so, nicht an so etwas Bodenständiges." "Was hat dich das denken lassen?", fragte Yami grinsend. Yuugi ließ seinen Blick kurz über Yamis Körper schweifen, richtete seinen Blick dann jedoch schnell wieder auf Yamis Augen. "Dein... Aussehen vielleicht?" Yami fing an zu lachen. "Du meinst, mir steht der draufgängerische Rockstar besser als der Büroangestellte?" Yuugi wurde rot. "Zumindest glaube ich, dass du dich auf einer Bühne gut bewegen könntest..." "Gut bewegen, aha", erwiderte Yami und sein Grinsen wurde ein Stück breiter. Langsam formte sich der Gedanke, in welche Richtung sich Yuugis Wunsch entwickeln könnte. Und Yami hätte nichts dagegen gehabt. "Yami! So meinte ich das nicht!", rief er. "Wie meintest du es denn?", fragte Yami zurück, seine Augen blitzten gefährlich auf. Yuugi zog einen Schmollmund. "Könntest du es denn?", fragte er stattdessen, "Dich auf einer Bühne bewegen?" Yami zwinkerte ihn an. "Vielleicht findest du es irgendwann heraus." Innerlich würde er dafür sorgen, dass Yuugi ihn nie in eine Karaokebar schleppte, denn wenn er etwas nicht konnte, dann singen, aber er würde den Teufel tun und das zugeben. Er beschloss, lieber schnell das Thema zu wechseln. Er sah auf die Uhr. Schon bald zwölf. "Also, ich dachte daran, nach dem Frühstück noch etwas raus zu gehen, damit du ein bisschen frische Luft schnappen kannst. Halb acht muss ich dann auf Arbeit, aber bis dahin ist es ja noch ein bisschen." "Ich, oh, äh.. wo möchtest du denn gern hin?", fragte Yuugi dann etwas überrumpelt. "Hm, ich dachte an nichts anstrengendes, da du sicher noch nicht auf der Höhe bist, aber eine genaue Vorstellung habe ich auch nicht", antwortete Yami dann und stockte innerlich kurz. Seine Wangen wurden ein wenig warm und er versuchte die Situation zu überspielen, indem er lächelte und das Frühstück abzuräumen begann. Er hatte keinen Fahrplan! Unangenehm. "Aber du hast doch sicherlich noch etwas zu tun..? Ich möchte dir nicht zur Last fallen", sagte Yuugi, doch der angesprochene schüttelte den Kopf. "Schon gut. Tatsächlich steckt auch der egoistische Wunsch dahinter, dass du mit mir einkaufen gehst", erklärte er dann lächelnd, "Wenn du noch hier bleibst, brauchen wir nämlich etwas zu essen." Yuugi schien diese Vorstellung zu gefallen, denn ein strahlendes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Yami bemerkte, dass er fand, dass ihm das wirklich gut stand. "Ich gehe gern mit dir einkaufen", sagte Yuugi freudig. Yami lächelte ihn an. "Stellt sich nur die Frage, was wir kochen wollen." Yuugi sah ihn einen Moment an. "Ach so, ja, wenn wir etwas essen wollen, müssen wir es ja auch zubereiten...", nuschelte er vor sich hin. "Tja, also.. ich schätze, das würde ich dir überlassen...", sagte er vage. Yami fing plötzlich an zu lachen. Da war jemand scheinbar kein Selbstversorger. Also kochte wohl sein Mitbewohner. "Kochen ist wohl nicht so deins?", fragte er lächelnd, während er nun anfing, Schüsseln und Teller zusammen zu räumen. Yuugi wurde wieder rot. "Nicht wirklich", gestand er nuschelnd. Yami sah ihn wieder leicht amüsiert an. "Keine Sorge, das kriegen wir schon hin. Also, was fällt dir denn so ein?" "Ähm..", machte Yuugi nur, "Wie wäre es mit.. Anpan?" "Aha, Cocktails sind nicht das Einzige, was du süß magst?", fragte Yami nur amüsiert zurück, während er aufstand und das Geschirr wegbrachte. "E-es geht auch Pizza, oder.. Ramen", sagte er hastig. "Hm, Ramen hatte ich schon lange nicht mehr." "Wirklich? Ich esse viel Ramen", kam es aus dem Wohnzimmer und Yami lachte. Klar, wer ungern kochte, machte sich was zum Aufgießen oder kaufte schnell und billig. Yuugi schien auch langsam wieder etwas entspannter zu werden. Das freute ihn sehr. Sie überlegten noch ein wenig, bis Yuugi meinte, er müsse zu seinem Handy. Später erhielt er eine Nachricht und lächelte leicht in sich hinein, als sie sich gerade einfach nur angesehen hatten und es so eine angenehme, schöne Stimmung war. Yami versuchte an sich halten. Wer war das, der da die Situation störte? Yuugi sah zu ihm und bemerkte seinen Blick. "Neugierig?", fragte er amüsiert. Kurz sah Yami ihn einfach nur an. "Ja, schon", antwortete er dann. Und vielleicht wollte er ihn hier für sich haben, aber das gestand er sich nicht ein. "Wirklich? Also, es war nur mein Freund, mit dem ich zusammen wohne", antwortete Yuugi und schien erst beim Aussprechen zu merken, wie er das formuliert hatte. "Also, mein Mitbewohner", fügte er schnell hinzu. "Ja, ich erinnere mich", sagte Yami nur. Er bewahrte seine Selbstbeherrschung. "Ja, er.. er hat sich Sorgen gemacht, wo ich bin", sprach Yuugi weiter, obwohl er gar nicht dazu aufgefordert worden war. Es war ein psychologischer Trick, einfach nichts zu sagen, dann sprach der Gegenüber, wenn er die Stille nicht ertrug. Bei Yuugi schien das zu funktionieren. Yami lächelte ihn an. "Scheint ein wirklich guter Freund zu sein", schloss er das Thema ab. An ihm nagte leicht etwas, was er nie als Eifersucht hätte bezeichnen wollen. Oh, Yami. Was denkst du nur? Er schob diese Gedanken beiseite und wurde wieder locker. Sie gingen daraufhin einkaufen. Als sie wieder Zuhause ankamen, entschuldigte Yami sich, denn trotz aller Gastlichkeit musste er sich noch um ein, zwei Sachen kümmern. Yuugi würde sich schon kurz selbst beschäftigen können. Es war ungewöhnlich, aber seine Anwesenheit störte ihn überhaupt nicht, es war, als wäre er schon immer da gewesen. Auch das empfand er als gutes Zeichen. Yuugi entdeckte Yamis Stapel Papiere. "Darf ich mir das ansehen?", fragte Yuugi auch gleich. Yami schaute einmal zur Seite auf seinen Papierstapel. "Na klar", sagte er, "Aber lass es bitte in der Reihenfolge." Er sah wieder zurück auf seinen Bildschirm und ließ Yuugi schauen. Das war schon okay, es waren Kundenaufträge, aber es standen keine persönlichen Daten auf diesen Blättern. "Das hier ist schön", sagte Yuugi dann irgendwann und zeigte Yami eine Bleistiftzeichnung. Es war sehr offen gestaltet, der Wohnraum führte ohne Unterbrechung zum Flur und im Hintergrund konnte man eine geschwungene Treppe erkennen. Yami lächelte. "Für einen Kunden aus dem Ausland. Ich bearbeite manche Sachen Zuhause. Aber wenn du weiter unten schaust, sind ganz alte Sachen dabei, noch aus der Uni", antwortete er. "Echt, du arbeitest daran in deiner Freizeit?", fragte Yuugi verwundert zurück. "Ja. Ich mag diesen Job und engagiere mich gern dafür. Inzwischen überlege ich auch, Vollzeit im Architekturbüro zu arbeiten und beim Pinta aufzuhören." "Warum?", fragte Yuugi, ein bisschen entsetzt. "Weißt du, ich habe nur im Pinta angefangen, weil ich damals mein Studium finanzieren musste", antwortete Yami. Er saß ganz locker in seinem Schreibtischstuhl, ein Bein auf dem Stuhl, seine Arme hatte er entspannt hinter seinem Kopf verschränkt. "Meine Eltern hatten mir für das Studium zwar Geld hinterlegt, aber leider nicht genug. Damals war das wirklich meine Rettung. Aber ich mache es inzwischen eigentlich eher nur noch aus Spaß... oder Gewohnheit." Während Yami sich wieder in die Arbeit vertiefte, ging der Kleine weiter stöbern. Ob er hoffte, Hinweise auf den richtigen Namen zu finden? Yuugi lachte leise, was Yami nicht entging. Er sah wieder kurz zu Yuugi und entdeckte ihn mit einem seiner Bilder in der Hand. "Warum lachst du?", fragte er interessiert. Yuugi schmunzelte. "Dein Vater sieht neben deiner Mutter einfach so typisch japanisch aus." Yami lachte nun ebenfalls. "Ja, stimmt." "Und deine Mutter ist sehr hübsch", sagte er. "Danke. Viele sagen, ich bin ihr ähnlicher als meinem Vater." "Stimmt", murmelte Yuugi leise und betrachtete das Foto noch eine Weile, ehe er es weglegte. "Wer ist der blonde auf dem Foto?", fragte er dann nach kurzer Zeit und hielt ein zweites Bild hoch. "Auch ein Freund. Wie das so ist, hat man mit ägyptischer Herkunft oft Kontakt zu anderen derselben Herkunft. Unsere Familien kennen sich gut", erzählte Yami, nachdem er einen kurzen Blick zu Yuugi geworfen hatte und dann weitertippte. Er würde ihm später mehr von Marik erzählen, doch momentan wollte er das hier fertig bekommen. Yuugi hatte wohl genug gestöbert und machte es sich mit einem Buch bequem, was Yami die Möglichkeit gab, sich jetzt vollkommen auf seine Aufgaben zu konzentrieren. Er tippte so schnell wie möglich seine Emails runter, die er sich vorgenommen hatte fertig zu schreiben. "Wenn du willst, können wir uns noch einen Film anschauen, bis es soweit ist, das Essen zuzubereiten.", sagte er schließlich nach einiger Zeit. "Hm? Oh, wenn du willst. Aber wir müssen nicht, nur weil ich da bin", erwiderte Yuugi und sah ihn ein bisschen verblüfft an. Yami sah ihn nun seinerseits etwas verblüfft an. Wollte der Kleine jetzt etwa hier sitzen und lesen? Auch wenn er sich freute, dass es Yuugi hier bequem fand, war er doch sein Gast und er sollte ihn unterhalten. "Wir- wir können auch...", sagte er, schien zu überlegen, doch nichts entkam seinem Mund. Er hatte einfach keine Idee und das war so unangenehm. Sonst fand er immer eine Antwort oder Lösung. Yuugi kicherte. "Was ist?", fragte er verdutzt. "Hm, nichts", meinte Yuugi nur grinsend. Yami lächelte nun auch leicht. "Hey, ich will das wissen", sagte er und piekste Yuugi in die Seite. Er wollte es wirklich wissen. Yuugi zuckte lachend zurück. "Nein, sag ich nicht." "Waas? Sag mir sofort, was los ist! Lachst du etwa über mich?", fragte Yami, teils erbost und teils grinsend, doch Yuugi lachte nur noch weiter. "Ha! Soweit kommt's noch! Niemand lacht über mich", rief Yami und fing plötzlich an, Yuugi durchzukitzeln. Dieser lachte überrascht auf und wehrte sich sofort mit Händen und Füßen. Er hielt Yamis Hände fest, der sich immer wieder zu befreien versuchte und sie lieferten sich einen kleinen Kampf, der quer durchs Zimmer ging. Yuugi knallte mit seinem Bein gegen Yamis Bettrahmen und Yami wusste, er würde da morgen einen blauen Fleck finden, doch es schien Yuugi egal. Sie rangelten eine Weile miteinander, bis Yami, der gerade eine Attacke von Yuugi abzuwehren versuchte, die Kraft des anderen nutzte und sie beide aufs Bett und Yuugi neben sich schmiss. Sie lachten, atmeten schwer der Rauferei wegen und blieben einfach liegen. Und sahen sich an. Sie lagen hier auf seinem Bett und Yami sagte einfach nichts. Er sah über kleine Bettdeckenfalten Yuugis Gesicht gar nicht weit weg von seinem und konnte seinen Blick einfach nicht von ihm abwenden. Auch Yuugi war wie gefangen von Yamis Anblick, er merkte es ganz deutlich. Ihre Hände waren ganz nah, Yami hätte seine greifen können. Er bewegte sich und drehte sich auf die Seite, der untere Arm unter seinem Kopf und war dadurch noch näher gekommen. Yuugi wirkte aufgeregt. Es knisterte plötzlich in der Luft, eine Stille lag zwischen ihnen, abwartend, erwartend. Yuugi schien nicht in der Lage seinen Blick abzuwenden und Yami glaubte, dass er ihm tiefer in seine Seele schauen konnte als vorher noch. Wollte Yami das? Vielleicht ließ er es auf einen Versuch ankommen? "Was würdest du jetzt tun, wenn ich nicht da wäre?", fragte Yuugi dann und durchbrach damit die Stille. Ob er sie nicht mehr ausgehalten hatte? Yami fing an zu grinsen und sah ihn einfach nur an. Yuugi sah ihn verunsichert zurück. "Hm?" "Nichts.", antwortete er wie Yuugi vorher schon. "Hey, das ist meine Antwort!", sagte Yuugi sofort und piekste Yami nun seinerseits in die Seite. "Haha, schon gut." Der Moment war vergangen, aber das war in Ordnung. Es würde sicherlich weitere Momente geben. "Um ehrlich zu sein, würde ich jetzt am Rechner sitzen bleiben und vielleicht ein paar Spiele spielen", antwortete er dann auch und richtete sich nun im Bett auf, sodass er saß. Yuugi sah ihn verwundert an und setzte sich ebenfalls auf. "Ich spiele gern Spiele und habe einige. Bis die Arbeit anfängt habe ich manchmal kaum Zeit, mich mit Freunden zu treffen, zumal sie oft dann weg sind, wenn ich frei habe, aber es ist auch zu viel, um sie zu vertrödeln und einfach nichts zu tun. Deswegen vertreibe ich mir gern die Zeit damit", erklärte er dann auch weiter. "Hm, ich spiele auch gern Spiele. Mein Großvater hat einen Spieleladen", antwortete Yuugi dann. Auf Yamis Gesicht erschien ein erfreutes Lächeln. "Dann lass uns was spielen", erwiderte er, stand auf und Yuugi folgte ihm zurück in das Wohnzimmer. Yami ging zu dem Schrankteil, das sich unter dem Fernseher befand und machte dort die Klappe auf. Yuugi fand dort alle möglichen Konsolen wieder und war mit einem Mal vollauf begeistert. "Hast du Mario Kart?", fragte er sofort aufgeregt. "Für die Wii?", fragte Yami zurück. "Nein, das alte, 64", antwortete Yuugi. Der größere lachte. "Ja, hab ich." "Jaa, los!" Yami lachte und begann, die Konsole aufzubauen. Keine fünf Minuten später saßen sie beide nebeneinander und spielten auf der altmodischen Konsole ein Rennen nach dem anderen. Sie kannten das Spiel beide gut genug um zu wissen, wo die Abkürzungen und Schleichwege waren. Sie schenkten sich beide nichts und hatten so viel Spaß, dass die Zeit viel zu schnell verging. Es war halb sechs, als Yami auffiel, dass sie bald Hunger bekommen würden. Sie beschlossen, das Spiel zu pausieren und gingen beide in die Küche. "Du bist ganz schön gut, dafür, dass du das Spiel gar nicht Zuhause hast", sagte Yami, als er alle Utensilien, die sie brauchten, auf die Arbeitsplatte verteilte. Es passte kaum alles hin. Was würde er für eine größere Küche geben. "Also, Yuugi, wenn du möchtest, kannst du dich um den Reis kümmern. Wasch diesen hier lieber, bevor du den Reiskocher einschaltest", sagte er. Yuugi atmete erleichtert auf und Yami unterdrückte ein Lachen. "Ein altes Modell", sagte Yuugi dann, als er den Reis auspackte, den Yami ihm ebenfalls reichte. "Ja, aber er hat mir gute Dienste erwiesen", sagte er und lächelte. Während Yuugi den Reis wusch, schnitt Yami das Rindfleisch und das Gemüse in mundgerechte Scheiben und gab die Zutaten für die Soße in einen viel zu großen Topf, weil er gerade keinen kleinen hatte. Auch hier traten geübte Griffe zu Tage. Er kochte gerne und häufig. Nachdem die Soße kurz aufgekocht war und Rindfleisch und Gemüse ebenfalls im Topf waren, ließen sie es vor sich hin kochen und gingen in Yamis Schlafzimmer. Yami ließ sich auf sein Bett fallen und Yuugi setzte sich nach kurzem Zögern auf den Schreibtischstuhl, der sich sehr bequem anfühlte. Er seufzte. Yami lachte. "Kochen ist wirklich nicht dein Fall, was?" Yuugi sah ihn verlegen an. "Ich hab immer gehofft, das würde irgendwann jemand für mich tun. Mit Joey klappt das ja auch ganz gut." "Joey?" "Mein Mitbewohner." Yuugi klappte seinen Mund zu, als wollte er nicht ständig über ihn reden. Yami sah hoch zu seiner Zimmerdecke. Das schien auch gut zu passen. Yami hatte in der Küche gern seine Ruhe. In vielen Aspekten schienen sie sich gut zu ergänzen. Wurde das hier wirklich etwas Ernstes? Er hatte nicht damit gerechnet, jemanden zu finden, er hatte ja nicht wirklich gesucht. Er hatte gedacht, er würde einfach in seiner Arbeit aufgehen. Er verschenkte sein Herz nicht einfach so. Das sollte wohl überlegt sein. Er wollte mehr über Yuugi wissen. Wie stellte er sich seine Zukunft vor? "Yuugi?", hörte er es dann vom Bett. "Hm?", fragte er zurück. Kurz sagte Yami nichts und starrte einfach die Zimmerdecke an. Er wollte wissen, was Yuugi für Ziele und Wünsche hatte. Er wollte wissen, ob sie mit seinen eigenen kompatibel waren. "Hast du eigentlich einen Traum?" Yuugi sah ihn verwirrt an. "Einen Traum?", fragte er. "Ja, etwas, wofür du lebst, ein Ziel", antwortete Yami und richtete sich wieder auf, um Yuugi anzusehen. Sollte er beispielsweise den Gedanken hegen, irgendwann nach Amerika auszuwandern, war das eine ganz andere Grundlage, mit der Yami erneut abschätzen konnte, ob er es wirklich zulassen wollte, seinem Herzen die Zügel zu lockern. "Ich hatte früher Träume.. aber heute vielleicht nicht mehr so richtig", sagte er dann. "Warum?", fragte Yami sogleich. "Ich schätze, weil es von einer mir unbekannten Variable abhängt." Yami sah ihn einfach nur an und fragte damit still nach einer Erklärung. Yuugi lehnte sich zurück und dachte nach. "Ich habe keinen Traum für mich allein. Früher einmal hatte ich viele Träume, Kindheitsträume, wollte berühmt werden, Schauspieler, oder Held. Heute gebe ich nicht mehr viel aufs berühmt sein, ich stehe nicht gern im Rampenlicht und muss nicht der beste sein. Aber für meine Freunde oder denjenigen, mit dem ich meine Zukunft verbringen möchte..", sagte Yuugi und verlor sich kurz. Er schaute einen Moment einfach nur nachdenklich, bevor er weiter sprach, "für so jemanden würde ich alles tun, alles geben und Held werden und die Sterne erreichen." Yami sagte erst nichts. Das hörte sich gut an. Es hörte sich... kompatibel an. Dann lächelte Yami. "Klingt schön, obwohl ich es schade finde, dass du deine Träume von anderen abhängig machst", sagte er. Yuugi wirkte verdutzt. "Warum?" "Weil ein Traum etwas ist, was du dir selbst erfüllen kannst, wenn du mutig genug bist und nicht aufgibst. Wenn du ihn abhängig machst von anderen, ist nicht gewiss, dass er sich jemals erfüllen wird." Yuugi sah ihn eine Weile an. "Damit liegst du vielleicht richtig", stimmte Yuugi ihm dann zu, "Aber der Mensch ist ein soziales Wesen und auf andere angewiesen. Daher ist auch ein Traum auf andere angewiesen." Yami lächelte schief und er verstand. Auch für die Zukunft, die er sich wünschte, brauchte er andere. Vielleicht war Yuugi auch ein Mensch mit der Überzeugung, kein Ziel zu brauchen, mit Zufriedenheit erfüllt. Das sprach von einer inneren Ruhe und von einem langen Weg an Gedanken, der ihn nun dorthin geführt hatte und das faszinierte Yami sehr. Am Rand hatte er bemerkt, dass sich Yuugi bei seinem Partner, nun, grammatikalisch mindestens neutral ausgedrückt hatte. Yami war sich jedoch fast sicher, dass Yuugi einen männlichen Partner gemeint hatte. Sie sahen sich wieder einfach nur an und Yami mochte das. "Was ist dein Traum?", fragte Yuugi dann. Yami überlegte eine kleine Weile, wie er das, was er dachte, sagen sollte. "Tatsächlich wäre ich gern Hausbesitzer", antwortete Yami. Yuugi sah ihn ein bisschen überrascht an und fragte ihn so wortlos nach einer Ausführung. "Es gibt zwei Dinge, die Häuser für mich symbolisieren. Das eine ist finanzielle Unabhängigkeit. Ein oder mehrere Häuser - vielleicht mit mehreren Mietswohnungen wie in diesem Haus hier - zu besitzen und sie zu vermieten, gewährleistet mir eine regelmäßige Geldeinnahme und Geld braucht man im Leben, um zu überleben. Es geht um den rein profitablen Aspekt, aber auch um meine Versicherung im Alter. Das andere ist allerdings der heimatliche Aspekt. Menschen eine Heimat zu geben ist etwas sehr schönes. Vielleicht habe ich davon geschwärmt, dass ich das Kolosseum so faszinierend fand und es den Ausschlag dafür gab, dass ich Architekt werden wollte, doch es geht auch darum, den Menschen eine Heimat zu geben. Häuser zu planen, mit Menschen darüber zu reden, wie sie ihren persönlichen Schutzort in der Welt aussehen lassen wollen, gibt mir das Gefühl, etwas wichtiges zu tun. Ein Haus, eine Wohnung, oder nur ein eigenes Zimmer ist dein Privatbereich, in dem du dich zurückziehen und Kraft tanken kannst, wenn du es brauchst. Deswegen mag ich Häuser und deswegen bin ich auch gern Architekt." Yuugi blieb einen Augenblick lang stumm. "Das hört sich sehr schön an", sagte er dann. Yami lächelte einfach nur. Er hatte ein sanftes Lächeln, ganz friedlich. "Irgendwann entwerfe ich mir mein eigenes Haus. Vielleicht mit dem Menschen, mit dem ich darin leben möchte." Yuugi und er sahen sich an und niemand regte sich. Es war dieser magische Moment, in dem kein Wort fiel und es niemanden störte. Yami sah ihn wieder aufmerksam an, was Yuugi verlegen zu machen schien und ihn rot werden ließ und ihm gleichzeitig aber wohl auch gefiel. Es war so ein wunderschöner, warmer Moment, voller Blicke, voller Leben, obwohl keiner etwas sagte. Yami lächelte ihn leicht an und legte seinen Kopf schief, wodurch ihm seine blonden Strähnen ins Gesicht fielen. Der Gedanke, mehr zu wollen, überkam ihn. Yami setzte sich an den Rand seines Bettes, wodurch sie sich so nah waren, dass sich ihre Knie berührten. Er stützte seine Arme auf seine Oberschenkel ab und sah Yuugi an, mit diesem Blick, der tiefer wurde. Yami durchzuckte der Gedanke an letzte Nacht, als er ihn fast geküsst hätte. Nun, jetzt war Yuugi wach und bei klarem Bewusstsein. Er.. konnte es probieren. Yuugi starrte ihn mit nur leicht geöffnetem Mund an und schien nichts zu denken. Sie sahen sich an und Yami kam ihm ein kleines Stück näher. Bis plötzlich etwas die Situation störte. Yamis Augen weiteten sich, als er einen beißenden Gestank wahrnahm. Sie starrten sich an. "Das Essen!", sagte Yuugi erschrocken. "Mist!", rief Yami aus und so schnell, dass Yuugi gar nicht schauen konnte, war Yami auch schon aus dem Zimmer gestürmt. In der Küche riss Yami den Deckel vom Topf und dunkler Qualm stieg daraus hervor. Sofort fing Yuugi an zu husten. Yami riss den Topf vom Herd, stellte ihn ins Waschbecken und ließ Wasser hineinlaufen. Dann drückte er auf einen Knopf an der Wand, der die Abzugshaube aktivierte und rannte fluchend raus, um im Wohnzimmer alle Fenster zu öffnen. Er kam zurück und sah gerade, wie Yuugi durch den angebrannten Reis rührte. Sie beide starrten ihr verkohltes Essen an. "Yami?" "Ja?" "Wir haben Reis anbrennen lassen." "Ja." Kurze Stille. "Yami?" "Ja?" "Wir sind schreckliche Asiaten." Dann fingen beide an zu lachen. Nachdem Yami die Miso-Suppe, die er vorher kalt gestellt hatte, als eher ungewöhnliche Hauptspeise zubereitete und noch ein paar Nudeln dazugegeben hatte, reichte ihnen das auch aus, da sie glücklicherweise spät gefrühstückt hatten. Yamis Topf war am Boden völlig verkohlt und er entschloss sich auch, seinen Reiskocher nun doch wegzuwerfen. Yami würde wohl ein bisschen arbeiten müssen, bis der Topf wieder brauchbar sein würde. Aber er ärgerte sich deswegen nicht und gestand Yuugi, dass er schon zwei Mal Nudeln vergessen und ihm das die ganze Wohnung zugequalmt hatte. Sie hatten sich zum Essen in Yamis Schlafzimmer zurückgezogen, weil es in der Küche und im nebenan liegenden Wohnzimmer einfach zu sehr stank. Schließlich wurde es langsam Zeit für Yami, sich für die Arbeit vorzubereiten. Er packte eine kleine Tasche, während Yuugi sich langsam seine Jacke anzog und ein wenig in sich hinein lächelte. "Du siehst besser aus als heute früh", sagte Yami, der seinen Blick gesehen hatte. Verlegen sah er Yami an. "Jah, danke noch mal.. ich bringe das Hemd nächsten Freitag-" Yuugi stockte mitten im Satz. Erkenntnis traf ihn. "Nein, werde ich nicht", sagte er dann ernüchtert. Yami sah ihn verwundert an. "Hm?" "Ich kann dir das Hemd nächsten Freitag nicht mitbringen", antwortete er bedauernd. "Warum?" "Weil ich nächsten Freitag nicht da bin. Und den danach auch nicht." Yami sah ihn einfach nur an. Was denn jetzt? Er war doch bereits schon einmal über ein Missverständnis und schlechtes Timing hinweggekommen. Erklär dich bitte, Yuugi. "Weißt du, ich schreibe ab nächster Woche viele Prüfungen und.. da wollte ich mich nicht ablenken lassen..", druckste er dann herum. "Ah", erwiderte Yami und er lächelte. "Schon gut, Yuugi. Das ist wichtig, konzentrier dich darauf." Er meinte es wirklich so. Prüfungsphase war nur einmal im Semester, Yuugi sollte sich da wirklich nicht ablenken lassen. Dennoch fand er es außerordentlich schade und er spürte das kleine, seltsame Gefühl von Schwermut. Inzwischen stand die Sonne schon recht tief und tauchte alles in wunderschöne Farben. Sie kamen an die Stelle, die Yuugi kennen musste, damit er weiter nach Hause gehen konnte. Yami blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Er lächelte leicht. "Also dann, Yuugi, viel Glück für deine Prüfungen." "Ja, und dir.. viel Spaß auf Arbeit..", sagte Yuugi und konnte kaum den unglücklichen Ton aus seiner Stimme verbannen. Yami legte ihm die Hand auf die Schulter. "Wann ist denn deine erste Prüfung?" "Ähm, am Dienstag.." "Wie viel Uhr?" "Gegen.. gegen um elf..?" Yami lächelte. "Gut, dann drücke ich dir um die Zeit die Daumen." Yuugi sah zu ihm und er wurde leicht rot. Yami strich mit seiner Hand runter zu seinem Oberarm und drückte ihn da noch einmal kurz. Wenigstens das wollte er. "Bis in zwei Wochen." "Ja, bis.. bis später", antwortete Yuugi und lächelte nun ebenfalls wieder leicht. Yuugi wandte sich ab und auch Yami ging nun in die andere Richtung weiter. Er schaute noch einmal zurück und sah, wie Yuugi sich ebenfalls umgedreht hatte. Er lächelte ihm zu. Yuugi winkte noch einmal, dann lief er los. ~ Wie ich ja geschrieben habe, ist einiges hier von der im letzten Kapitel besagten Freundin, so auch der Fakt, dass Yami und Yuugi von Seto gefahren wurden. Als ich die FF damals schrieb, war meine Vorstellung, dass Yami ihn tatsächlich zu Fuß zu sich gebracht hat, aber dass Seto sie fährt, fande ich eine schöne Geste, also habe ich es so gelassen ^^ Sagt mir doch, wie ihr es fandet. ^^ Hosted by Animexx e.V. 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