April. Children can be cruel! von Dankness-is-all (Die April-Zwillinge) ================================================================================ Kapitel 3: Wettrennen und Schläge --------------------------------- Kapitel 2. Wettrennen und Schläge Es wurde bereits dunkel und noch immer saßen die fünf Kinder auf einer Decke am Strand und sahen hinaus auf das Meer, welches unter den Strahlen der untergehenden Sonne zu glitzern begann. Unmerklich war Peter etwas näher an Melodie herangerutscht und saß nun direkt neben ihr, was natürlich jedem aufgefallen war. Bob und Chris schielten immer wieder zu den beiden hinüber und auch Justus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Wunderschön.“, murmelte sie nach einiger Zeit und sah verträumt auf das Wasser hinaus. Die Jungs nickten. Sie waren mittlerweile die einzigen, die sich noch am Strand aufhielten und nach einiger Zeit sah Justus eher zufällig auf die Uhr. „Oh Mist. Wir haben schon elf. Tante Mathilda wird mich umbringen.“, rief er dann erschrocken und sprang auf. Auch Bob und Peter erhoben sich schnell, obwohl letzterer viel lieber noch geblieben wäre. „Wir müssen jetzt auch los.“, sagte Melodie und packte ihre Tasche zusammen, während ihr Bruder es ihr gleichtat. „Just, meine Eltern sind heute nicht da, kann ich bei dir übernachten?“, fragte Bob und Peter stellte Sekunden später die gleiche Frage. „Klar. Kommt ruhig mit.“ Sie nickten zufrieden und luden ihre Sachen auf die Fahrräder. „Wo müsst ihr lang?“, fragte Peter Melodie, die neben ihnen ihr eigenes Fahrrad bestieg, genau wie ihr Bruder. Sie erklärte ihm die ungefähre Richtung und die drei Fragezeichen grinsten zufrieden, dann konnten sie zumindest bis zum Schrottplatz zusammen fahren. Und so trudelten die Fünf wenig später durch die Straßen von Rocky Beach und quasselten so vor sich hin. Nach wenigen Minuten drehte Melodie, die mit Peter an der Spitze fuhr sich zu den anderen um und rief über den Fahrtwind hinweg: „Wer hat Lust auf ein Rennen? Bis zum Schottplatz?“ Peter und Bob stimmten sofort zu. „Ich nicht!“, reif Justus zurück er war nicht der Typ Mensch, der viel Ausdauer hatte. „Ich auch nicht. Bin Asthmatiker!“ Chris grinste etwas verschämt und so zuckten die anderen mit den Schultern. „Dann eben nur wir drei. Achtung, fertig, LOS!“ Sofort traten sie in die Pedale und schossen davon. Die beiden Zurückgebliebenen schwiegen noch einen Moment, dann erhob Justus die Stimme. „Wie kann es eigentlich sein, dass wir euch hier noch nie gesehen haben? Ich kenne fast jeden hier in Rocky Beach.“ Chris schien kurz zu überlegen, dann antwortete er. „Wir waren in letzter Zeit kaum draußen. Krankheitsbedingt. Unsere Eltern wollten nicht riskieren dass wir noch kränker werden und haben uns ein ganzes Jahr von zu Hause unterrichtet. Mom ist Lehrerin und hat sehr viele Freunde in diesem Gewerbe, daher stellte die Bildung kein Problem dar. Außerdem waren Mel und ich immer etwas schneller, wenn es um neuen Stoff ging, daher störte uns das alles nicht sonderlich. Meinen Dad kennst du bestimmt. Der ist Leider von April-Industries.“ Justus nickte. Ja, diese Firma kannte er. Sie verkauften seit etwa zwei Jahren Schreibwahren für Künstlerbedarf. Er selber war noch nie dort gewesen, da er nicht wirklich zeichnen konnte, aber das Geschäft schien von Anfang an zu boomen. „Was hattet ihr denn, ich meine, man muss doch ziemlich schwer erkrankt sein, wenn man so lange nicht das Haus verlassen darf.“ Chris wiegte den Kopf hin und her, dann schien es, als würde er Ausschau halten, ob sie jemand belauschte. Dann kratzte er sich verlegen am Hinterkopf und begann zu grinsen. „Äh, naja. Melodie hatte einfach Pech. Sie ist allen Ernstes aus dem Fenster gefallen, als sie versucht hat dieses zu Putzen und hat sich beide Beine gebrochen. Unsere Eltern wollten sie nicht mehr unter Menschen lassen, da sie Angst hatten sie würde sich verletzen und ich hatte etwas mit der Lunge. Daher jetzt auch mein Asthma.“ Er erzählte es, als würde er von einem guten Buch oder Film sprechen, doch jetzt musste auch Justus grinsen. „Ich habe mir mal ein Band gerissen, als ich mir ein Eis holen wollte.“ Jetzt mussten sie beide Lachen und so ging das noch den ganzen Weg bis zum Gebrauchtwahren-Center Titus Jonas, wo ihre Freunde bereits warteten. „Mensch seid ihr aber lahm!“, rief Peter ihnen schon von weitem zu und Melodie nickte zustimmend. „Wir müssen jetzt auch weiter. War nett euch kennen zu lernen.“, sagte sie und radelte bereits mit ihrem Bruder weiter die Straße hinunter. „Ihr wisst ja, wo ihr uns findet!“, rief ihnen Peter nach und dann verschwanden auch die drei Fragezeichen durch das Tor hindurch zum Haus. Mathilda und Titus hatten nichts dagegen, plötzlich nicht mehr einen Jungen, sondern gleich drei im Haus zu haben, daher lagen sie etwa um halb eins im Zimmer von Justus, auf herbeigeschafften Matratzen und ließen die Ereignisse des Tages Revue passieren. Peter hatte nichts anderes mehr im Kopf als diese nussbraunen Augen und das Funkeln von Schalk, welches immer wieder in ihnen aufblitzte. Melodie hatte sich tief in sein Gedächtnis gegraben und wollte so schnell von dort auch nicht mehr verschwinden. Er stieß einen wohligen Seufzer aus, als er an sie dachte und seine Kollegen grinsten sich wissend an. „Na, hat sich unser Zweiter etwa verliebt?“, neckte Bob und drehte sich zu seinem Freund um, der links von ihm lag. „Ihr seid ja nur neidisch.“ Peter versuchte beleidigt zu klingen, doch seine verträumten Augen ließen dies nicht wirklich durchsickern. „Ich meine, seht euch ihre Augen an. So wunderschön, wie zwei Sterne in der Nacht und dann erst dieses Lächeln. Hach ich könnte dahin schmelzen.“-„Tust du doch jetzt schon.“, murmelte Justus missmutig. Ihm ging dieses Geschwärme langsam auf die Nerven. „Du bist doch bloß eifersüchtig, da dich so wie so keine haben will.“, fauchte der zweite Detektiv zurück und nun setzte Justus sich wütend im Bett auf. „Was soll das denn bitte heißen?“ Er hasste es, wenn ihn jemand seines Aussehens wegen beleidigte und in eine Schublade packte, genau wie Peter es gerade tat. „Leute hört auf zu streiten!“, fuhr Bob genervt dazwischen und setzte sich auf, um eine Art Mauer zwischen den beiden Jungen zu errichten, ohne Erfolg. „Halt dich daraus Bob, das soll Peter mir jetzt erklären.“ Der erste Detektiv kochte vor Wut und sein Gesicht wurde allmählich ungesund rot, während seine Fingerknöchel weiß hervortraten, als er die Hände zu Fäusten ballte. „Ach, das ist leicht. Hast du dich mal gefragt warum kein Mädchen mit dir ausgehen möchte?“ Auch Peter war rot angelaufen und saß wütend auf seiner Matratze. Jetzt stöhnte Bob laut auf, warf seine Decke vom Bett und stand auf. „ES REICHT!“, rief er laut und starrte seine Freunde nacheinander an, welche den Mund hielten und ihn aus großen Augen ansahen. Bob war nie jemand der laut wurde und wirklich nur dann, wenn ihn etwas ganz extrem störte und das war jetzt der Fall. „Wenn du Peter noch ein Wort über Justus Aussehen verlierst, kannst du was erleben und du Justus lässt Peter sein Geschwärme, was er aber bitte leise fortsetzt.“, ereiferte er sich weiter und ließ sich schließlich mit hochrotem Kopf zurück auf die Matratze fallen. Justus zog anerkennend eine Augenbraue in die Höhe und Peter klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Gut gebrüllt Löwe.“, lachte er dann und damit war der kleine Streit auch schon wieder vergessen. Sie redeten noch eine ganze Weile über alles Mögliche, was ihnen gerade so in den Kopf kam und nach etwa einer Stunde schliefen sie dann auch endlich ein. Niemand von ihnen bemerkte den in schwarz gekleideten Mann, welcher vor dem Fenster auf der Straße stand und immer wieder Fotos mit seinem Handy machte. Er stand die ganze Nacht dort und würde auch noch viele Tage an diesem Platz verbringen, denn er hatte einen Auftrag, den er zur Zufriedenheit des Hausherren erfüllen würde. ** Sie stellten ihre Fahrräder in den Schuppen und betraten, nachdem einer der Diener ihnen geöffnet hatte das große Haus. Ihre Eltern schliefen hoffentlich schon, doch die Gestalt am oberen Treppenabsatz sagte ihnen etwas anderes. „Guten Abend Vater.“, sagte das Mädchen freundlich und stieg neben ihrem Bruder, der kein Wort gesagt hatte die ersten Stufen hinauf. Ihr Vater stand still und wartete, bis sie auf seiner Höhe waren, dann sah er sie an und hielt sie mit diesem Blick zurück. Sie blieben stehen und sahne voller Unbehagen in das Gesicht ihres Vaters. „Ja?“, fragte nun der Junge und das Mädchen warf ihm einen warnenden Seitenblick zu. Er redete immer zu viel und war zu vorlaut. „Wo wart ihr?“, stellte der Mann die erste Frage und sie wussten, dass noch viele folgen würden. „Am Strand.“, erwiderte sie wahrheitsgemäß und straffte unbewusst ihre Schultern, als er erneut zum Sprechen ansetzte. „Wart ihr alleine?“ Der Junge schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben Freunde kennen gelernt.“ „Habt ihr mit ihnen gesprochen?“ Wieder nickte der Junge und gab ein bissiges „Natürlich“ zurück. „Aber wir haben nichts verraten.“, warf das Mädchen schnell ein, da sie merkte, wie ihr Vater zornig wurde und das war immer ein schlechtes Zeichen. „Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester Chris, sie ist höflich.“ Chris nickte nicht, er starrte seinen Adoptiv-Vater nur wütend entgegen. „Chris, einer meiner Angestellten hat dich zusammen mit einem Jungen gesehen, du scheinst da einiges Erzählt zu habe. Worüber habt ihr denn gesprochen?“-„Über den Weltfrieden.“, zischte er zurück und sofort bekam er die erste Backpfeife dieses Abends. Melodie stand nur daneben und tat nichts. Früher hatte sie geschrien oder versucht ihren Vater festzuhalten, doch sie hatte bereits vor Jahren erkannt, dass dies alles nur noch schlimmer machte. Sie hatte aufgehört Widerstand zu leisten, Chris nicht. Er war noch genauso trotzig wie am Anfang und er würde sich auch nie ändern und im Stillen bewunderte sie ihren Bruder dafür. Er hatte genügend Kraft um mit Worten gegen den Mann vorzugehen, der sich ihr Vater nannte und er hatte auch die Kraft die Schläge für diese Worte einzustecken. Sie nicht. Melodie zerbrach jedes Mal. Auch kullerte eine Träne ihre Wange hinunter, während sie mit ansah, wie ihr Bruder Widerworte gab ihr Vater immer wieder laut schreiend auf ihn einschlug. Sie wusste nicht, wie spät es war, doch sie wusste, dass es spät war, als sie endlich in ihrem großen Himmelbett lag und an die Decke starrte, welche kalt und trist zurück starrte. Neben ihr im Zimmer lag ihr Bruder, er schlief bereits, doch sie konnte nicht. Sie wollte nicht. Sie wollte nur eines. Hier weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)