Schicksal von ShikaCheater (Licht- und Schattenweg) ================================================================================ Kapitel 2: 16ter Geburtstag --------------------------- “Desmond…”, rief die ihm mittlerweile so vertraute Stimme. Als nächstes würde sie sagen “…komm zu mir und erfülle dein Schicksal…” Na, was sagte ich? “Ja, ich werde zu euch kommen. Wie oft habe ich Euch das schon gesagt? Ihr müsst mich nicht jede Nacht daran erinnern.” Es stimmt, seit der Nacht in seiner Kindheit hatte er diesen Traum jede Nacht gehabt. Am Anfang hatte er panische Angst vor diesem Lichtwesen gehabt, was auch verständlich war, wie er findet, wenn er daran zurück dachte. Desmond war zu diesem Zeitpunkt nur ein Kind gewesen. Die ersten Nächte waren kaum zu ertragen, denn er versuchte jedes Mal um nichts in der Welt einzuschlafen zu müssen. Er schaffte es, wenn überhaupt, meist nur eine Nacht nicht schlafen zu müssen. Dafür hielt er das folgende Training nie durch. Was darauf folgte waren nicht aufbauende Gespräche mit seinem Vater, pardon mit William. Irgendwann fand er sich damit ab, aber stumpfte auch ab. Es war nicht mehr gruselig oder verstörend. Ab einen gewissen Zeitpunkt war es nur noch nervend. Noch am Anfang versuchte er mit diesen Wesen zu reden: Wer bist du? Was bist du? Was willst du von mir? Warum ausgerechnet ich? Bin ich der Einzige oder suchst du noch andere auf? Doch egal wie viele Fragen er sich ausdachte und egal wie viele er davon stellte, nie wurde ihm auch nur eine einzige Frage beantwortet. Das Einzige was sie - ja mittlerweile war er sich sicher, dass das Wesen von weiblicher Natur war, so zickig wie sie manchmal seinen konnte - wollte war, dass er sagte, dass er zu ihr käme, nur um ihm dann unter die Nase zu reiben, dass er eh keine Wahl hatte, das Desmond ihr gehörte - was jedes Mal sehr ernüchternd war. Als er ihr am Anfang noch widersprach, hatte der damals noch junge Assassine so starke Schmerzen bekommen, dass er aufwachte und den ganzen Tag nicht zu gebrauchen war. Deswegen beugte er sich irgendwann ihrem Willen. Desmond war es schon gewohnt, dass man ihn nicht nach seiner Meinung fragte. Es machte keinen Unterschied mehr. “Desmond… ich weiß, dass du zu mir kommen wirst, du musst es mir nicht versichern…”. Das Wesen aus Licht schritt langsam auf ihn zu. “Du und dein Leben, alles von dir gehört mir.” Ich weiß…, dachte er schmerzlich zurück. “Mein Leben gehört euch…” Der Assassine öffnete seine Augen. Wieder war ein neuer Tag angebrochen, wieder ein Tag im alltäglichen Trott: Aufstehen, duschen, Training, Frühstück, Training, Abendbrot. Für die kleineren unter ihnen gab es dann Freizeit, doch war er mittlerweile ein alter Hase und musste so weiter trainieren bis zur Schlafenszeit, danach noch mal duschen und dann blieb ihm nichts anders übrig als schlafen zu gehen. Die Wochenenden waren auch sehr spaßig. Ausnahmsweise nicht vor Sonnenaufgang aufstehen, Frühstücken, lernen, lernen, lernen und hatte er schon lernen erwähnt? Dann gibt es Essen, duschen, schlafen. Was für wunderbare Tagesabläufe sie ja haben. Er fragte sich, was heute wieder für ein wundervoller Tag hereingebrochen war und was dieser für ihn auf dem Kerbholz hatte. Das einzige Positive daran war, wenn man schon zu den Älteren zählte, dass man nicht mehr in einen großen Schlafsaal nächtigen muss, sondern sich mit einem oder zwei Gleichaltrigen ein Zimmer teilen musste. So teilte sich Desmond das Zimmer mit Dean, auch wenn dieser älter war und eigentlich schon lange weg sein sollte - zu einem anderen Versteck - dann hätte er das Zimmer für sich allein. Da allerdings das Versteck in welches er sollte, kurz vor seiner Abreise aufflog, müssen die Beiden jetzt mit einander auskommen, ob sie wollen oder nicht. So hatte Desmond keine andere Wahl, als sich des öfteren mit dem älteren Assassinen auseinander zu setzen. “Wie lange willst du noch liegen bleiben?” Wenn man vom Teufel denkt. Desmond schlug die Decke beiseite, ließ die Beine vom Bett hängen und warf seinem Mitbewohner nur einen missbilligen Blick zu. “Ist unser Dornröschen auch schon wach?” “Dean…”, entnervt rieb sich Desmond seine verschlafenden Augen. “…sei doch einfach froh, dass du mich nicht wach küssen musst, ja?” “Das würde dir Schwuchtel auch noch gefallen!”; zischte er. Wie er immer nur darauf kommt? “Du musst von dir nicht auf andere schließen!”, neckte er ihn weiter. Das war zwar keine kluge Idee, aber das würde er auch definitiv beim Zweikampf Training zu spüren bekommen, aber Deans doofes Gesicht war das alle mal wert. Das würde er auch bestimmt noch öfters tun und noch öfter bereuen. Der ältere Assassine wollte seinen Ohren nicht trauen. Er war zwar die spöttischen Bemerkungen und Antworten des anderen Assassinen gewöhnt, doch ließen ihn die meisten davon kalt, aber diese hier schlug dem Fass den Boden aus. Desmond verstand Dean dabei nicht so wirklich: schlimme Bemerkungen ließen ihn kalt und Kleinigkeiten regten ihn wie sonst was auf. “Hör mal genau zu… ich bin ja einiges von dir gewöhnt, aber so ein Spruch ein zweites Mal und du lernst mich richtig kennen und nicht nur im Training. Haben wir uns verstanden?!” “Tut mir leid, tut mir leid…wenn ich einen empfindlichen Punkt von dir getroffen habe, tut mir das wirklich, wirklich richtig, ernsthaft Leid.” “Jetzt reicht es!” Rot vor Wut packte er Desmond am Kragen und wollte ihn gerade mit seiner Faust bekannt machen, als es an der Tür klopfte und Sarah unaufgefordert rein kam. “Kannst du nicht wenigstens warten, bis man dir die Tür aufmacht?!” “Hallo Sarah!” Das Herz des Assassinen macht einen richtigen Sprung, Sarah hatte sich seit ihrer Kindheit richtig verändert, zum positiven natürlich. “Ich glaube ich komme gerade rechtzeitig zu eurem kleinen Hahnenkampf… doch bin ich dafür gar nicht hier…”, Sie stockte kurz als Dean an ihr vorbei das Zimmer verließ, aber vorher noch zu Desmond zischte, dass er das bitter bereuen würde. Dieser nickte das nur ab und grinste ihm hinter. “…dir auch noch einen schönen Tag Dean… so viel dazu… morgen Desmond.” Die junge Assassine setzte sich zu ihm auf das Bett und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, während sie weiter sprach. “Müsst ihr euch eigentlich jeden Tag so an die Köpfe gehen? Ist ja kaum auszuhalten… gib doch auch mal nach, nachher passiert noch irgendwas… ich mache mir doch nur Sorgen…” Die Besorgnis die in ihrer Stimme mit schwang, konnte man gut und deutlich in ihrem Gesicht ablesen. Sarah machte sich immer Sorgen um ihn. Das fand er auch so richtig süß an ihr. Sie war die Einzige, die er noch hier hatte. Ohne sie würde er definitiv durchdrehen. “Ach Sarah…” Behutsam legte er einen Arm um sie und zog sie an sich. “…du weiß ja, wir sind wie Hund und Katz, wir können am besten ohne einander… aber ohne dich könnte ich nicht mehr...und wie siehst bei dir aus?” “Desmond, nicht jetzt…” Sie wich seinem Kuss aus und drehte sich weg. Niedergeschlagen ließ er seinen Kopf bei ihr auf die Schulter sinken. Sie waren erst seit ein paar Monaten ein Paar, doch so wie sie sich die letzten Tage verhält kann da irgendwas nicht stimmen. Das ahnte sogar er. Doch Desmond wusste wie Sarah tickt: sie rückt nur mit der Sprache raus, wenn sie will - also muss er warten, bis sie anfängt. Vielleicht wurde ihr die Heimlichtuerei zu viel? Um eine Antwort zu bekommen müsste er warten. “Später…? Aber dann zu einem anderen Thema… wenn ich nicht der Grund bin warum du hier bist, was ist dann der Anlass? Normalerweise trainierst du doch schon… also?” Die blonde Assassine war nun mal die Fleißigste von allen die hier waren, was auch der Grund war, warum sie jetzt schon mit auf Missionen durfte. “Vielleicht… ich war ja auch schon beim Training, doch dann… ähm… William bat mich dir zu sagen, dass du dich heute beim ihm melden sollst, er will was von dir, aber bevor du fragst… ich habe keine Ahnung, was er möchte.” Oh wie sehr er sich freut, was von William zu hören...seine Begeisterung kannte keine Grenzen. Sarah drehte sich zu dem noch immer schmollenden Assassinen um und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. “Wir sehen uns.” Bevor er irgendwas noch sagen konnte, war sie wieder weg. Mhmmm… Als er seinen Blick schweifen ließ blieb er auf dem Kalender hängen. Mittwoch der 12te März, war schon wieder ein Jahr um? Also ein Tag vor seinem 16ten Geburtstag. Was der Alte wohl wollte? Aufkommende Vatergefühle werden es wohl eher nicht sein, genauso wenig wie ein Geschenk. Hatte er wieder etwas angestellt und wusste nicht das er dran Schuld sein soll? Doch momentan war es Desmond egal, da Sarah ihm nicht gesagt hatte, wann genau der Alte ihn sehen möchte, würde er den ganzen Tag auf Desmond warten müssen. Denn nach dem Abendessen und beim Zweikampftraining würde er ihm so oder so über den Weg laufen müssen. Also warum seinen eh schon bescheidenen Tag zweimal ruinieren? Der Assassine schnappte sich seine Sachen und ging duschen. Das Duschen verlief ohne großartige Probleme - auf Dean ist er zum Glück nicht mehr gestoßen. Beim Laufen konnte man sich auch wunderbar aus dem Weg gehen und den alten Mann hatte er schon total verdrängt. Sarah machte ihm da mehr Sorgen: sie war nicht hier beim Training. 9Wo sie wohl steckt? Aber sie ist ein großes Mädchen, sie kommt schon zurecht. Als er dann beim Bahnen ziehen zum wiederholten Mal an den Kleineren vorbei lief, schnappte er immer wieder Gesprächsfetzen auf. Einer von ihnen war gerade erst sechs Jahre alt geworden und machte daher das Training auch noch nicht so lange mit. Das kam ihm komischerweise bekannt vor. Als der kleine Junge dann auch noch anfing, dass er am liebsten aufhören wollen würde, war ihm das noch bekannter - nur das der kleine Junge wahrscheinlich nach einigen Monaten all das akzeptieren würde. So wie die meisten anderen. Desmond möchte immer noch aufhören, doch gegen sein Schicksal ist man machtlos. David hatte unrecht gehabt. David… unbewusst erhöhte er sein Tempo und wurde immer schneller, den Gedanken verdrängend, was mit David passierte. Den Tag würde er niemals vergessen. Das Frühstück ist der Rede nicht wert, Dean hat ihn böse angestarrt, Desmond stocherte in seinem Essen herum und von Sarah war weiterhin keine Spur zu sehen. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er glauben, dass sie ihm aus dem Weg gehen würde. Aber wahrscheinlich war er einfach nur paranoid. Das wird es wohl sein. Bis zu Abend sind es dennoch einige Stunden die Desmond irgendwie herumkriegen musste. Die Zeit würde auch von alleine vergehen, doch sah man es nicht gerne, wenn er nur untätig herumsaß und nichts tat. Also, wie sieht der Tagesplan aus? Nach dem Abendessen stand das Zweikampftraining an. Wie Dean schon angekündigt hatte, würde er dann das bekommen was ihm zustand - also ganz klassisch ausgedrückt, wird er ihm die Leviten lesen. Da fiel dem Assassinen ein, dass er sich doch noch mit William treffen muss. Vielleicht würde er dadurch das Training umgehen können, wenn es nur lange genug dauern würde. Davor allerdings kamen noch die anderen Übungen und Trainingseinheiten. Als erstes stand das Waffentraining auf dem Programm, danach folgten Übungen für den Taschendiebstahl und das letzte was er vor dem Abendessen machen musste, war dann einige Runden Parkour laufen. Also war der Tag an sich doch nicht so schlimm. Parkour laufen war seine heimliche Leidenschaft, das Einzige was er gut konnte. Er kam mittlerweile überall hin wo er hin wollte. Dies hatte Vorteile, jedoch auch Nachteile. Am Anfang, wo noch niemand davon wusste, konnte er sich gut vor dem Training drücken. Da das leider mittlerweile bekannt ist, wird das Versteckspiel mit seinen Lehrern auch immer schwerer. Der Taschendiebstahl an sich war auch nicht schlimm, da er wenigstens nicht dazu diente, jemanden das Leben zu “stehlen”. Ist schon eine merkwürdige Sache, dass ein Assassine, der Leben nimmt, Skrupel hat, Menschen umzubringen. Er verstand den Konflikt jetzt einigermaßen - aber warum durfte er trotzdem nicht selbst bestimmten, was er wollte? Schmunzelnd dachte er an seine Kindheit und dann erklang seine schlecht imitierte Stimme Williams im Kopf, die sagte: “Es ist dein Geburtsrecht! Blablabla…. Sei stolz drauf… Blablabla” Und so weiter… Zum Training mit Waffen gibt es nicht viel zu sagen. Man lernt den Umgang mit allen möglichen Waffen, wie der Namen schon eigentlich sagte. Einfach unglaublich… Die versteckte Klinge, womit die Assassinen bevorzugt arbeiten, wird erst vergeben, wenn man seine Ausbildung abgeschlossen hat. Das ist meistens um den 18ten Geburtstag herum. Also dauerte es bei ihm noch. Jeder Assassine macht auch noch, bevor er die Farm verlässt, seinen Führerschein. Es ist halt sehr praktisch schon einen zu haben in unser Zeit. Desmond hatte auch schon seinen, es war eine willkommene Abwechslung. Schade, dass es schon vorbei ist. Jetzt hatte er seine Gedanken so weit schweifen lassen, dass er schon zu spät zum Training kam. Das Training an sich lässt sich mit einem Wort beschreiben: grauenvoll. Zum Waffentraining kam er zu spät - was an sich schon einem Todesurteil gleich kommt - und bei den Übungen zum Taschendiebstahl waren seine Gedanken nirgends er sie hätte gebrauchen können. Der einzige Lichtblick war jetzt das Parkourlaufen. Dieses Training war die reinste Erholung. Es lenkte ihn ab und es gab ihm die Möglichkeit, für sich selbst zu sein. Der Assassine konnte seinen Gedanken nachgehen und musste nicht mit anderen interagieren. Außer Sarah konnte ihn niemand leiden. Ob es daran lag, dass er sich in seine Träumen zurückzog oder dass sie ihn aus irgendeinem anderen Grund nicht mochten? Eigentlich war ihm das egal, solange sie später gut zusammenarbeiten würden. Doch trotzdem störte ihn das innerlich. Während er die Anderen überholen ließ, befand sich Desmond außerhalb der Strecke und kletterte später die Rückseite der Scheune hoch. Vom Dach aus konnte man das gesamte Farmgelände überblicken. Das Haupthaus mit den Schlafsälen, der Küche und dem Esszimmer - genauso wie die Räume an denen sie am Wochenende lernten. Zwischen den beiden Gebäuden war genug Platz für fünf Autos mit entsprechender Wendemöglichkeit. Ansonsten war die Farm rundum mit Feldern eingekesselt, allein die Schotterstraße, welche zu ihr führte, war kaum zu erkennen. In den Feldern waren die einzelnen Sachen für ihr Training versteckt, so wie die Laufstrecke am Morgen und auch der Parkour. Im Sommer war alles zugewachsen und kaum noch zu erkennen und im Winter war es einfach soweit von der Straße weg, das man immer noch nichts sah. Alles sehr gut versteckt – so sollte und musste es auch sein. Der Assassine fand, dass er sich eine Pause redlich verdient hatte und so legte er sich mit verschränkten Armen hinter dem Kopf hin. Als am Himmel einige Vögel vorbei zogen, überlegte er wieder, wo sich Sarah den ganzen Tag über wohl versteckt hatte. Sie musste zwar nicht zum Training kommen, weil sie ihre Ausbildung eigentlich schon abgeschlossen hatte, doch tat sie das gerne immer wieder. Es war einfach untypisch für sie. Er könnte jetzt hier die Zeit sinnlos totschlagen oder Sarah suchen gehen. Er entschied sich dann für letzteres. Als Desmond schon auf dem halben Weg wieder nach unten war, hörte er zwei Stimmen und drehte vorsichtshalber wieder um. Flink wie eine Katze versteckte er sich wieder auf dem Dach. “Sarah… was hast du? Der Tag war doch gar nicht so schlecht und jetzt sag mir bitte nicht, dass du ein schlechtes Gewissen wegen den ausgefallen Stunden vom Training hast!”, lachend hallte die Stimme vom Boden zu ihm hoch wieder. War das… war das nicht Dean? Die blauen Augen der Assassine fixierten den Älteren, bevor sie anfing zu sprechen. “Wegen den ausgefallenen Stunden? Ist das dein Ernst?! Deswegen doch nicht….” Sarah drehte sich weg von ihm. “Ich sollte wirklich mit ihm reden…” “Ach was! Der Bubi hat nichts anders verdient! Er behandelt dich so schlecht! Das hast du nicht verdient!” Moment mal, sprachen die beiden wirklich über das, was er glaubte? Das ist doch nicht möglich! Er hat sie nie schlecht behandelt! Was meint er? Und warum sollte sie ein schlechtes Gewissen haben? Er hoffe dies nie zu erfahren. Auch wenn er eigentlich schon wusste. Dean legte einen Arm um Sarah, um sie an sich ziehen und sie leidenschaftlich küssen zu können. Desmond blieb die Luft weg. Das Einzige was ihm hier noch Halt gab, wurde binnen weniger Sekunden zerstört. “Sei doch ehrlich zu dir selbst! Das was dich trieb war Mitleid!” Mitleid?! Wahrscheinlich war dir das noch nicht mal bewusst. Du hast was besseres verdient!” Und das bist du? Dem Assassinen platzte der Kragen und so war er nur Sekunden später bei den beiden. “Entschuldigung, wenn ich eure kleine Party störe, aber ich wollte mal fragen was hier vor eigentlich vor sich geht?!”, mit übertreiben gespielter Gelassenheit versuchte er die Ruhe zu bewahren. Dafür, dass beide ausgebildete Assassinen sind, waren sie ziemlich überrascht. “Desmond… ich wollte schon lange mit dir gesprochen habe, aber…”, hektisch versuchte sie sich irgendeine Entschuldigung parat zulegen. “Du bist selbst Schuld! Du behandelst sie richtig mies, dann brauchst du dich auch nicht wundern! Es geht immer nur um dich! Hast du den Spruch schon mal gehört: 'Eine Beziehung ist ein ständiges geben und nehmen.'?” “Was soll das denn bitte heißen? Sarah?”, er wand sich an seine Freundin oder besser gesagte ehemalige Freundin. Doch sie schien zu aufgelöst zu sein und ging einfach. Es war zu viel für sie. Während Sarah ging genoss Dean seinen Triumph, ein dreckiges Grinsen umspielte sein Gesicht. Es ging ihm nie um Sarah. Es ging ihm nur um sich, er wollte Desmond nur eins auswischen. Diesmal war es an dem jüngeren Assassinen, die Beherrschung zu verlieren. Er packte Dean am Kragen und wollte ihm alles zurück geben, was er ihm gerade zerstört hatte. Doch Dean war ihm im Zweikampf schon immer überlegen und so war es kein Wunder, dass nach wenigen Augenblicken der Jüngere auf dem Bauch im Dreck lag. “Ganz ruhig… wir wollen doch nicht, dass du dir ernsthaft weh tust…”, spottete der Ältere über ihn bevor er sich zurückzog. Zu viele Gedanken schwirrten Desmond im Kopf. Warum musste ausgerechnet ihm das passieren? Was hatte er nur falsch gemacht? Konnte er noch was tun? Doch ist das hier sein Schicksal. Wie er dieses Wort mittlerweile hasste. Der Assassine bemühte sich erst Minuten später aufzustehen und William aufzusuchen. Warum das unvermeidliche noch länger aufschieben wenn der Tag eh nicht mehr schlimmer werden konnte? “William… du wolltest mit mir reden?”, sich zu einer normalen Haltung zwingend versuchte er ruhig zu bleiben. “Desmond, warum bist du nicht beim Training? Aber ich kenne dich ja, mein Sohn. Du lässt keine Gelegenheit aus, dich vor dem Training zu drücken. Aber wenn du schon mal hier bist: Es geht um deine Entwicklung. Du bist fast sechzehn Jahre alt. Das heißt, dass du schon seit zehn Jahren trainierst…” Mittlerweile hatte sich William auch zu ihm umgedreht. “Deine Fortschritte sind alles anders als gut. Ich erwarte von meinem Sohn mehr Leistung. Deswegen habe ich einen befreundeten Assassinenmeister darum gebeten, sich deiner Ausbildung auch anzunehmen. Er wird in den nächsten Tagen eintreffen und dich zuerst bei deinem Training beobachten, um dann später selbst mit dir ein zweites Training auszuarbeiten.” “Was…? Ich soll noch mehr trainieren? Wann soll ich das denn bitteschön tun?” Desmond viel aus allen Wolken. War das wirklich sein Ernst? Wollte William das er sich tot trainiert? “Am Wochenende, wo die anderen mit ihrer Theorie beschäftigt sind. Du wirst es dann Abend nacharbeiten müssen!” Das war wirklich sein voller Ernst. “Werde ich gar nicht nach meiner Meinung gefragt?” “Du solltest dich geehrt fühlen, dass ein so hochrangiger Meister mit dir trainieren wird.”, sagte sein Lehrer voller Überzeugung. “Wie oft habe ich dir gesagt, dass du stolz darauf sein solltest, was du bist?” William drehte sich wieder um. Das ganze Gespräch war wirklich die Krönung seines Tages. “Geh wieder zu deinem Training zurück.” “Ja… Dad!” Der Assassine war müde. Sarah hatte er nicht mehr gesehen, worüber er auch mehr als froh war. Er kannte sie gut und daher wusste er auch, dass sie jetzt vorest Zeit für sich brauchte. Sie war nicht so ein typisches Mädchen, aber in Sachen Gefühlen schon. Sonst hatte er von Dean und jedem anderen, der beim Zweikampftraining war, eins auf den Deckel bekommen. Jetzt wollte er einfach nur noch schlafen und der Schlaf kam schneller als erwartet. “Desmond…” Der Assassine öffnete die Augen in seiner tiefen, schwarzen Traumwelt. Warum konnte er eigentlich von nichts normalen Träumen? “Willst du die ganze Leier wiederholen? Wird das nicht langsam langweilig? Kannst du dir nichts besseres einfallen lassen? Der Junge will doch bestimmt unterhalten werden oder meinst du nicht?” Diese Stimme...woher kam sie? Was war hier los? Seit zehn Jahren lief dieser Traum immer gleich ab und jetzt war er auf einmal anders? “Wer bist du?” Desmond versuchte den Ursprung der neuen Stimme, des neuen Wesens auszumachen, das in seinem Traum angekommen war. “Mein Name tut nichts zur Sache, aber im Gegensatz zu dem Weib da vorne, bin ich ein Freund!” Als er sich wieder zu der Lichtgestalt umdrehen wollte, war sie nicht zu sehen. Schatten lag vor ihm und verbargen sie und seinen Weg, den er gehen sollte. “Du kannst es zwar nicht mehr hören, aber sie ist ziemlich wütend. Sie mag es wohl nicht, dass ich dir die Sicht nehme. Gut, dass mich das nicht kümmert. Dir muss doch auch schon das ganze… du - gehörst - mir - und - komm - zu - mir - und - erfülle - dein - Schicksal. - Quatsch, nicht mehr hören, oder?” Desmond konnte es nicht fassen. Er hört sie nicht mehr? Würde das für immer so bleiben? Wie sehr er es hoffte! Aber warum tat der Schatten das? “Wieso?” “Weil du mir gehörst!” Für eine Sekunde blieb ihm der Atem weg. “Aber im Gegensatz zu ihr werde ich es dir es nur einmal sagen und dich dann nie wieder belästigen. Dein Schicksal ist es, zu mir zu kommen. Du wirst zu mir finden, aber auf deinen ganz eigenen Weg.” Konnte er das der Stimme glauben? Vor ihm wurde der Schatten zu einer Gestalt mit festen Konturen. Doch erkannte man weder das Gesicht noch andere Merkmale. Der Neuankömmling trat vor ihm und legte dem Assassinen eine Hand auf die Wange. “Du gehörst mir und ich will dich für eine andere Sache, als für jene, die die nette Dame mit dir anstellen möchte. Aber glaube mir… so schlimm ist das nicht. Aber bevor ich dich jetzt verlasse und wir uns eine ganze Zeit nicht wiedersehen…” Irgendwie schmerzte ihm der Gedanke an den Abschied und so blickte er aus seinen braunen Augen zu seinem Beschützer hoch. “Du musst doch nicht so traurig gucken. Wenn du Sehnsucht nach mir hast, ruf nach mir! Aber meinen Namen musst du selbst herausfinden. Ich gebe dir sogar noch ein Geschenk - ich hoffe es gefällt dir!” Der Assassine verstand nicht was er meinte. Wie soll er ihn rufen ohne seinen Namen zu kennen? Doch ehe er weitere Gedanken fassen konnte, zog ihn der Schatten in seine Arme. “Mach dir nicht zu viele Gedanken, lass es auf dich zukommen. Du hast dein Schicksal jetzt selbst in der Hand. Was willst du jetzt am liebsten tun?” Am liebsten würde er sein ganzes Leben hinter sich lassen. Es hält ihn schließlich nichts mehr hier. Sarah hatte was besser als ihn verdient, - da hatte Dean schon recht - aber er war trotzdem nicht die bessere Wahl. Ein Arschloch hatte sie aber auch nicht verdient. Der Assassine wollte am liebsten alles vergessen. “Willst du was vergessen? Denk immer dran: eigentlich ist das hier nur ein Traum.” “Ein Traum…”, murmelte Desmond leise. Warum sollte man es dann nicht ausnutzen? Der Assassine legte seine Lippen auf die Konturen des Schatten und vergaß für eine gewisse Zeit alles um sich herum. Er wusste zwar nicht, was er erwartet hatte bei einem Schatten, doch fühlte es normal und gut an - zu gut. Als Desmond kurz die Augen niederschlug und sie wieder öffnete… …wachte er auf und sah auf seinen Wecker. Die Anzeige zeigte 03:33 an. Alles gute zum Geburtstag, Desmond! Dein neues Leben bricht heute an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)