Eine beschwerliche Reise von Kawaii_Fruit (Kratos & Anna) ================================================================================ Kapitel 12: Dank ---------------- Interessiert blätterte Anna in einem der vielen alten Bücher, die sie an einen Tisch getragen hatte. „Du hättest nicht mitkommen brauchen.“, hörte sie Kratos murmeln, während er einige Bücher zurück in eins der hohen Regale stellte. Sie hob den Kopf und schob das aufgeschlagene Buch beiseite. „Alles ist spannender, als alleine im Hotelzimmer zu versauern.“, erwiderte sie und beobachtete neugierig einige der Schüler der Palmacosta Akademie, die an den Tischen der Bibliothek eifrig an ihren Aufgaben arbeiteten. Es waren bereits einige Tage vergangen, seit Kratos seinen Aushilfsjob in der kleinen Bibliothek angetreten hatte. Er hatte nicht sonderlich begeistert gewirkt, als Anna ihm angeboten hatte ihn zu begleiten. Dennoch hatte er ihr die Erlaubnis erteilt. Nach ihrer Vermutung, war es ihm insgeheim nicht Unrecht, dass er ein Auge auf sie werfen konnte anstatt sie allein im Hotel zurück zu lassen. Ihr Blick wanderte zurück zu Kratos. Mit seiner ungewöhnlichen Kleidung wirkte er beinahe fehl am Platz zwischen den vielen hohen, mit Büchern beladenen Holzregalen. Mit einem Gähnen stützte sie sich auf die Tischplatte und widmete sich erneut dem in Leder gebundenen Buch. In geschwungenen Lettern prangte eine auffällige Überschrift auf der aufgeschlagenen Seite. Mithos der legendäre Held und seine drei Gefährten las Anna und betrachtete desinteressiert den folgenden Text in winzigen, eng aneinander gereihten Buchstaben. Geschichte war in der Schule nie ihre Stärke gewesen. Das Wesentliche hatte sie sich merken können, doch zu herausragenden Leistungen war sie nicht in der Lage gewesen. Ein Räuspern erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie wandte sich um und beobachtete, wie ein kleiner Mann mit wirren mausgrauen Haaren sich vor Kratos aufplusterte. Er reichte ihm gerade einmal bis zur Brust. Dennoch fixierten seine schmalen Augen den hochgewachsenen Mann mit einer Mischung von Arroganz und Interesse. „Kratos Aurion?“ Kratos erwiderte den Blick des Mannes so emotionslos, wie sie es von ihm gewohnt war. „Kann ich Ihnen helfen?“ Der Mann nickte und rückte die Halbmondbrille auf seiner spitzen Nase zurecht. „In der Tat. Mir wurde berichtet, dass Sie als Vertretungslehrer zugelassen wurden. Können Sie die kommende Geschichtsstunde an meiner Stelle übernehmen? Das aktuelle Thema ist der Kharlan Krieg.“ Kratos schob das letzte Buch ins Regal und nickte. „Gerne.“ Mit einem kurzen Blick auf Anna folgte er dem Mann aus der Bibliothek. Sie seufzte. Trotz seines warnenden Blickes kam es ihr gelegen einen Moment alleine zu sein. Sie hatte in den vergangenen Stunden interessiert die Gespräche der Schüler belauscht und erfahren, dass der Koch der Cafeteria tatsächlich nach einer Bedienung suchte. Sie hatte gar nicht erst versucht Kratos den Vorschlag zu unterbreiten. Er vertraute ihr nicht und würde es nicht zulassen, dass sie allein und ohne seine wachsamen Blicke in der Cafeteria arbeitete. Dennoch fühlte sie sich unwohl, wenn sie ihn allein für ihr Wohlergehen arbeiten sah. Schon seit Längerem beschäftigte sie der Gedanke, wie sie ihm seine Mühe zurückzahlen konnte. Sie fühlte sich undankbar und beinahe schuldig. Er gab nicht nur sein gesamtes Erspartes für ihre Unterkunft und Verpflegung aus. Er hatte ihr zusätzlich wundervolle Kleidung gekauft und beschützte sie vor jeder drohenden Gefahr. Er hatte dafür schmerzhafte Verletzungen in Kauf genommen und wirkte in letzter Zeit ungewöhnlich erschöpft. Er hatte sich sogar bereit erklärt mit auf das Volksfest zu kommen, obwohl er Menschenmassen zu meiden schien. Dabei war sie doch nichts weiter als eine Fremde. Nachdenklich schob sie das Buch zurück in eins der Regale und lugte aus der Eingangstür der kleinen Bibliothek in den Flur der Akademie. Kratos war nirgends zu entdecken. Still huschte sie durch den Flur und blickte sich suchend um. Ein schlichter Dank war nicht ausreichend für alles was er bereits für sie getan hatte. Es war nur angebracht ihm wenigstens was das Gald anging ein wenig unter die Arme zu greifen. Und er Beruf der Bedienung in einer Cafeteria war nun wirklich alles andere als riskant und gefährlich. Sie würde ihm beweisen, dass sie dazu in der Lage war, bevor er versuchte es ihr zu verbieten. Schnuppernd folgte sie dem Geruch von frischem Curry durch den Flur vor eine angelehnte Tür. Zweifelsohne handelte es sich bei diesem Raum um die Cafeteria. Mit einem tiefen Durchatmen stieß sie die Tür auf und trat ein. Nur wenige Schüler saßen an den hölzernen Tischen und verzehrten ihr Mittagsessen. Keiner schenkte ihr eine großartige Beachtung. Erleichtert schlängelte sie sich zwischen den Tischen hindurch zur Theke. Eine junge Frau spülte Geschirr. Erst als Anna sich räusperte, hob sie den Kopf. „Guten Tag. Möchten sie etwas bestellen?“, fragte sie und trocknete ihre Hände an einem Spültuch. Anna schüttelte zögerlich den Kopf. „Ich habe gehört, dass sie nach einer Aushilfe suchen. Stimmt das?“ Interessiert musterte die junge Frau Anna von oben bis unten und nickte schließlich. „Ich schätze du möchtest dich bewerben.“ Sie lächelte freundlich. „Wenn du möchtest kannst du heute hier Probearbeiten. Wenn du dich dabei nicht allzu ungeschickt anstellst, kannst du danach gerne hier anfangen.“   Vor Schreck wäre das Curry beinahe im Schoß des Schülers gelandet, doch geistesgegenwärtig hatte Anna den Teller gefangen. Noch immer bebend stellte sie den Teller vor dem überraschten Schüler ab und verbeugte sich knapp. „Entschuldigen Sie bitte meine Ungeschicklichkeit.“ Der Schüler nickte wortlos und schien seine Augen nicht von ihrem unsicheren Lächeln lösen zu können. Seufzend wandte sie sich um und feuerte einen strafenden Blick auf Kratos. Noch immer stand er in der Tür, die Hand auf der Türklinke. „Anna, ich habe hier zwei Mal den gegrillten Fisch für Tisch drei.“ Ohne ihn weiter zu beachten eilte sie zurück zur Theke und nahm die beiden Teller in Empfang. Die Cafeteria hatte sich in der letzten Stunde beachtlich gefüllt und es gestaltete sich schwierig die verschiedenen Bestellungen nicht durcheinander zu bringen. Dennoch hatte sie keine Fehler gemacht, bis Kratos in den Raum geplatzt war. Sie brachte die Bestellung zu Tisch drei und bemerkte, dass er noch immer in der Tür stand. Er schien abzuwarten. Mit einem Murren rollte sie die Augen und schob sich zwischen den Tischen und Stühlen zu ihm hindurch. Kurz hielt sie inne, dann setzte sie ein freundliches Lächeln auf. „Kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie einen Tisch?“ Sein Blick verfinsterte sich. „Anna, wie oft habe ich dir jetzt schon erklärt, dass du nicht einfach verschwinden sollst?“ Mit einem Schlucken zwang sie sich erneut zu einem Lächeln. „Tisch sieben ist noch frei.“ Er schüttelte den Kopf und knirschte mit den Zähnen. „Komm zurück in die Bibliothek bevor es dunkel wird.“ Ohne ein weiteres Wort schloss er die Tür. Sie presste die Lippen aufeinander. Ein andere Reaktion hatte sie nicht erwartet. Es musste ihn berunruhigt haben, dass sie plötzlich verschwunden war. Aber er hatte nicht das Recht ihr zu verbieten hier zu arbeiten. Sie holte tief Luft und widmete sich erneut den Bestellungen. Er würde sich bis zum Abend sicherlich ein wenig beruhigen.   Mit gesenktem Kopf betrat Anna die Bibliothek. Die Sonne ging bereits unter und ein rötliches Licht fiel durch die kleinen Fenster auf die säuberlich geordneten Regale. Anna entdeckte Kratos an einem der Tische. Er war tief über einige Bücher gebeugt und schien sie ausführlich zu studieren. Ein Stapel ungeordneter Zettel lag zu seiner Linken. Alle waren dicht beschrieben mit Notizen. Erneut kratzte die Schreibfeder in schwungvollen Bewegungen über das Papier. Er schlug das Buch zu und erhob sich, als er ihre Schritte vernahm. Wortlos ordnete er die Blätter und faltete sie in der Mitte, bevor sie einen Blick darauf erhaschen konnte. „Was machst du da?“, fragte sie interessiert, doch sie erhielt einen strafenden Blick als Antwort. Beschämt senkte sie den Kopf und wartete schweigend, bis er die Bücher zurück ins Regal geräumt hatte. Ohne ihr weitere Beachtung zu schenken griff er seine Notizzettel und verließ er die Bibliothek. Hastig folgte sie ihm durch die Tür nach draußen auf den großen, gepflasterten Platz. Staunend bemerkte Anna, wie die untergehende Sonne den Hafen und das Meer in schimmernde Rottöne tauchte, doch Kratos schien sich für das Farbenspiel der Natur nicht zu interessieren. Ohne einen Blick daran zu verschwenden, passierte er den Platz in großen Schritten. Anna folgte ihm ein wenig enttäuscht.   Erst als sie das Hotelzimmer betraten wandte sich Kratos seiner Begleiterin zu. „Anna, was hast du dir dabei nur gedacht?“ Ohne seine forschenden Blicke zu erwidern zog sie ihre Schuhe aus und stellte sie in die Ecke. „Ich wollte auch arbeiten…“ Mit einem Seufzen packte er ihr Handgelenk und zwang sie dazu sich ihm zuzuwenden. Widerwillig hob sie den Kopf und blickte ihm in die Augen. Noch immer schien er alles zu durchschauen, was sie dachte. „Ich…“, stammelte sie. „Ich will nicht immer nur das unnütze Anhängsel sein! Ich meine, du hast mich gerettet und beschützt. Und jetzt arbeitest du auch noch, weil ich dir zusätzlich zur Last falle. Ich wollte wenigstens in der Hinsicht eine Hilfe sein. Aber ich dachte du verbietest es, wenn ich den Vorschlag mache. Du wolltest ja eigentlich nicht einmal, dass ich mit zur Akademie komme.“ Betreten biss sie sich auf die Unterlippe. Kopfschüttelnd ließ er sie los. „Anna, du weißt, dass nicht allzu selten Desians in Palmacosta auftauchen. Ich will nicht, dass sie dich entdecken. Vor allen Dingen nicht, wenn ich nicht in deiner Nähe bin.“ Sie nickte hastig. „Ich weiß, ich weiß. Aber in der Akademie bin ich ja ganz in deiner Nähe. Und du hast gesehen, dass ich mich recht gut gemacht habe. Der Koch hat gesagt, wenn ich weiter so gut arbeite bin ich fest als Bedienung eingestellt. Ich bitte dich, ich will auch irgendwie von Nutzen sein.“ Mit einem flehenden Blick fixierte sie ihr Gegenüber und stellte mit Genugtuung fest, wie seine kalten Augen einen wärmeren, weicheren Blick annahmen. „Gut, in Ordnung. Aber du musst versprechen, dass du die Akademie ohne mich nicht verlässt.“, murmelte er schließlich. Ein freudiges Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Versprochen!“, rief sie und stellte sich auf die Zehenspitzen. Kichernd wuschelte sie mit ihrer sanften Hand durch seine rostroten, abstehenden Haare. „Mach dir nicht ständig so viele Sorgen. Sonst wird dein hübsches Gesicht noch ganz faltig!“, feixte sie und ließ den verdutzten Mann mit einem Zwinkern zurück. Mit einem Gähnen kroch sie unter die wollene Bettdecke und rollte sich mit einem glücklichen Lächeln zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)