Eine beschwerliche Reise von Kawaii_Fruit (Kratos & Anna) ================================================================================ Kapitel 3: Der Plan ------------------- Das stetige Schwanken der Kreatur machte Anna schläfrig. „Wie heißen Sie?“, hatte sie nach ihrem Aufbruch gefragt. „Kratos Aurion.“, war seine schlichte Antwort gewesen. Sie presste ihr Gesicht in das weiche Nackenfell der Kreatur. Kratos… was für ein ungewöhnlicher Name. Ihre Augen brannten vor Müdigkeit. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie aus einiger Entfernung den schrillen Alarm der Menschenfarm vernahmen. Fast unmerklich hatte der Mann seinem Tier zu verstehen gegeben das Reisetempo zu beschleunigen. Dennoch hatte Anna keinerlei Angst. Die Erschöpfung lähmte ihren Körper und ihren Geist. Nur benommen nahm sie wahr, wie der Mann im Laufen eine Karte auspackte und sie konzentriert studierte. Es dauerte nicht lange, bis sie schließlich von einem unruhigen, traumlosen Schlaf überwältigt wurde. Verstohlen warf er einen Blick zu Noishe. Die junge Frau schien zu schlafen. Noch immer konnte er nicht fassen, was er gerade getan hatte. Er hatte das Angelus Projekt entführt. Für Mithos musste das wie ein Schlag ins Gesicht wirken. Um sein Leben musste Kratos nicht fürchten. Noch immer war sein Leben zu wichtig für Mithos, als dass er ihn hätte töten können. Den Tod fürchtete er ohnehin in keinster Weise. Dennoch zweifelte er an seiner Entscheidung. Noch einmal wanderte sein Blick zu Anna. Er hatte sich keine Gedanken über die Folgen seiner Entscheidung gemacht. Im Affekt hatte er sie mitgenommen. Doch was nun? Er konnte sie nicht zurücklassen. Die Desians würden sie binnen Stunden, maximal ein paar Tagen aufspüren. Ob sie dann überhaupt noch lebte, war eine andere Frage. Er schüttelte den Kopf. Es war unmöglich. Er hatte sich soeben die Verantwortung für das Leben einer jungen Frau aufgehalst. Wie lächerlich dieser Gedanke doch klang, wenn er an sein bisheriges Leben zurückdachte. Er packte seine Karte aus und musterte sie erneut. Sie konnten nicht nach Asgard gehen. Das war ohne Zweifel der erste Ort, an dem die Desians suchen würden. Wenig später sprang ihm der Hakonesia Gipfel ins Auge. Wenn er es schaffte in Asgard unbemerkt die Nahrungsvorräte aufzustocken, dann wäre es möglich den Hakonesia Gipfel zu passieren und Richtung Palmacosta zu fliehen. Wenn sie es dort schafften einen Platz auf einem Schiff zu ergattern, wären sie weitestgehend aus der Reichweite der Desians entkommen. Die vielen Wenns in seiner Planung verunsicherten ihn, doch welche Wahl hatten sie? Seufzend faltete er die Karte zusammen und ließ sie in der kleinen Tasche verschwinden, welche unter seiner Kleidung verborgen war. Sobald sie Asgard erreichten, würde er Anna außerhalb der Stadt verstecken und selbst die nötigsten Vorräte besorgen. Solange Noishe über die junge Frau wachte, versicherte er sich selbst, würde das Vorhaben schon gelingen. „Anna?“, hörte sie eine Stimme fragen. Schläfrig blinzelte sie in das herbstliche Tageslicht. Gähnend rieb sie sich den Schlaf aus den Augen und hob den Kopf aus dem weichen Fell des Riesenhundes. Verwundert sah sie sich um. Sie befanden sich auf einer kleinen Lichtung. Hohe Bäume säumten die kleine Wiesenfläche. Ihr Blick blieb an Kratos hängen. Sein rotbraunes Haar schimmerte im wärmenden Sonnenlicht mit dem herbstlichen Blattwerk des Waldes um die Wette. Zum ersten Mal fand sie einen Moment, um ihn in aller Ruhe in Augenschein zu nehmen. Seine Augenfarbe glich dem rostbraunen Ton seiner Haare. Seine Kleidung bestand aus einem indigofarbenen, ärmellosen Oberteil mit einigen gelben und roten Verzierungen und einer gleichfarbigen, hautengen Hose. Vier lange, ebenfalls indigofarbene, dreieckige Stoffteile bedeckten seine Schultern und hingen an seinem Rücken hinab. Zwei breite, helle Gürtel umspannten seine Taille. An ihnen hatte er ein großes Schwert befestigt. Seine Arme waren in Stulpen gehüllt und seine Hände wurden teilweise von zwei hellblauen, fingerlosen Handschuhen bedeckt. Interessiert musterte sie sein schmales, ernstes Gesicht. Er wirkte erstaunlich jung für seine Position. Anna schätzte ihn auf Mitte, vielleicht Ende zwanzig. Auch er schien sie ausführlich zu mustern. Beschämt für ihr Starren senkte sie den Blick. Seine kühlen Augen bereiteten ihr Unwohlsein. Viele Fragen drängten sich in ihr auf. Am liebsten wäre sie davon gelaufen. Der Fremde machte ihr Angst. Er war Mitglied der Desians gewesen, oder nicht? Und dennoch hatte er sie aus ihren Fängen befreit. Welche Ziele verfolgte er? Wollte er ihren verhassten Exsphere für seine eigenen Pläne nutzen? Wieso setzte er sein Leben für einen solchen Stein aufs Spiel? Ein einzelner Schwertkämpfer wäre unmöglich in der Lage diese monströse Organisation alleine zu zerschlagen. Vorsichtig glitt sie vom Rücken des hundeartigen Wesens und landete taumelnd auf ihren Füßen. „Warte hier.“ Sie blickte auf. „Noishe-“, er deutete auf die grün-weiße Kreatur. „-wird auf dich aufpassen solange ich weg bin.“ Anna warf ihm einen verwirrten Blick zu. „Wohin gehen Sie?“ Er schwieg und wandte sich zum Gehen. Anna folgte ihm wenige Schritte ehe er ihr über die Schulter einen eisigen Blick zuwarf. „Bring dich nicht in unnötige Gefahr.“ Schlagartig erstarrte sie. Ohne ein weiteres Wort verließ er die Lichtung. Anna blickte ihm entgeistert nach. Ein leises Wimmern erweckte sie aus ihrer Starre. Eine kalte, nasse Schnauze stupste auffordernd an ihren Unterarm. „Noishe heißt du also…“, murmelte sie und wandte sich um. Gedankenverloren begann sie den Nacken des Tieres zu streicheln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)