Die Sünden der Väter von Salamibrot (Alles was bleibt wird Asche sein) ================================================================================ Kapitel 9: Der Auftrag des sechsten Hokage ------------------------------------------ „Bitte lass meine Tür ganz, Sakura. Ich benötige sie noch“, sagte Madara Uchiha. Der sechste Hokage musterte seine beiden treusten Gefolgsleute. Sein Blick blieb kurz an Danzos verbundenem rechten Auge hängen, ehe er über Sakura schweifte, ohne dass sich sein Gesichtsausdruck auch nur einmal verändert hätte. Die Augen blieben kalt, das Kinn hochmütig nach oben gereckt. Der Hokage setzte die Katze, die immer noch auf seinem Arm saß auf den Schreibtisch, wo sie sich schnurrend zusammenrollte. „Ich mag Katzen“, sagte der Hokage. „Ihr Geist ist tiefgründig und für uns Menschen nur schwer zu begreifen.“ Madara hielt inne, schien eine Reaktion zu erwarten. Danzo rührte keinen Muskel, doch Sakura verdrehte die Augen. Das war eine Eigenschaft, die sie am Hokage hasste: Er hörte sich unheimlich gerne selber reden. Er würde mit Sicherheit noch lange weiterlabern, bis er endlich zum Punkt kommen würde und ihnen sagte, weshalb er sie mitten in der Nacht hierher gerufen hatte. Madara warf ihr einen finsteren Blick zu, redete aber weiter. „Niemand kennt die wahren Absichten und Stimmungen einer Katze.“ Er kraulte sie hinter den Ohren, was der Katze wieder ein wohliges Schnurren entlockte. „Sie scheinen friedlich und du glaubst sie zu kennen, aber dann…“ Die Katze fauchte unwillkürlich, sprang vom Schreibtisch und lief zur Tür hinaus, die ein ANBU für sie aufhielt. Mit einer Handbewegung scheuchte Madara auch diesen hinaus. „Sie sind ein wenig wie wir, nicht wahr?“, fragte der Hokage lächelnd. Wieder zeigte Danzo keine Regung. Er war schon immer ein Mann gewesen, der sich dem Thron mehr verpflichtet fühlte als dem, der auf ihm saß, sodass er gelernt hatte die Launen der Hokage zu ignorieren. Der dritte war unheimlich kinderlieb gewesen und hatte fast mehr Zeit in der Akademie und in Süßigkeitenläden verbracht als diese. Allerdings hatte er die Süßigkeiten alle selber gegessen, da Hiruzen Sarutobi das Zuckerzeug liebte. Der vierte Hokage war ein absoluter Pantoffelheld gewesen. Offiziell der oberste Ninja seines Dorfes, aber heimlich fürchtete er niemanden so sehr wie seine Frau. Und Tsunade war die schlimmste von allen. Sie war stets betrunken gewesen und noch dazu spielsüchtig. Das wäre ja halb so schlimm gewesen, wenn sie mal etwas gewonnen hätte, aber die paar Male, die Tsunade in ihrem langen Leben eine Wette gewonnen hatte ließen sich an einer Hand abzählen. Danzo schielte hinüber zu seiner Kollegin, deren Augenbrauen gefährlich zuckten. Sie hatte eindeutig zu viele Eigenschaften von ihrer Meisterin übernommen, darunter ihre Trinksucht und ihr aufbrausendes Gemüt. Sie sah aus, als wäre sie kurz vorm Platzen, was Danzo durchaus verstehen konnte, da der Hokage sie schließlich mitten in der Nacht aus dem Bett geworfen hatte und nun über Katzen schwadronierte. Madara selbst schien das eher zu amüsieren. „Auch ein Ninja muss stets undurchsichtig sein, versteckt aber gefährlich.“ Danzo könnte schwören, dass der Hokage das insgeheim zum Brüllen komisch fand, doch sein Gesicht blieb ernst. Was er an Madara nicht mochte war vor allem sein seltsamer Sinn für Humor, sein Hang zum Schwafeln und vor allen Dingen, dass seine Macht selbst die des neunschwänzigen Fuchsdämons übertraf. Sakura hielt es nicht mehr aus. „Kommt zur Sache, Lord Hokage. Sie haben uns sicher nicht mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt, nur damit wir ihren Vorträgen über Katzen lauschen können.“ Die schwarzen Augen des Hokage musterten sie beleidigt. „Natürlich nicht, obwohl das sicher lustig gewesen wäre“, sagte er. Nun verdrehte auch Danzo die Augen. Er mochte einer der mächtigsten Männer der Welt sein, aber um halb drei Morgens waren die bescheuerten Witze des Hokage einfach nur anstrengend. Mürrisch wandte Madara sich ihm zu. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir nicht gefallen würde, was du gerade denkst, Danzo.“ Danzo verneigte sich. „Ich bin ganz der eure, Lord Hokage.“ Sakura stieß ihm einen Ellbogen in die Rippen. „Widerwärtiger Schleimer“, murmelte sie. „Genug“, sagte nun der Hokage und seine Stimme wurde wieder ernst. „Ich habe euch beide hergerufen, weil ich euch vertrauen kann. Ich weiß, dass Danzo in absoluter Treue zum Dorf steht und durch Berechnung und Distanz Sakuras jugendlichen Übermut zu bremsen vermag. Ich weiß, dass Sakuras Sinn für Gerechtigkeit und ihre brutale Kraft sich mit Danzos eiskalter, strategischer Schläue ergänzen werden. Deshalb seid ihr ein Team, weil ihr so verschieden seid wie Sonne und Mond.“ Er sah in ihre Gesichter. „Aber das wisst ihr ja.“ Der Hokage drehte sich zum Fenster um und sah hinauf zum Mon, dessen silbriger Schimmer sich nun, da die Wolken verschwunden waren über das Dorf gelegt hatte und es erstrahlen ließ. „Wie euch sicherlich bekannt ist, ist Einsatzteam vier vor einiger Zeit zurückgekehrt.“ Sakura nickte. Das war das Team aus Neji, Sasuke und Konohamaru, eines der stärksten Teams die im Augenblick im Einsatz waren. Da sie Konohamaru behandelt hatte, war ihr klar, dass irgendetwas schief gelaufen sein musste, aber niemand hatte ihr sagen können, was genau. Madara redete weiter: „Neji Hyuuga kam mit zwei scher verletzten Kameraden hier an, mit einer Botschaft von seinem Feind.“ „Was für eine Botschaft?“, fragte Danzo. Madara deutete auf den Mond. „Der rote Mond hat ein neues Ziel und Konoha steht ihm im Weg.“ Er drehte sich wieder um und musterte sie eindringlich. „Der rote Mond“, murmelte Sakura „Akatsuki“, sagte Danzo. Madara nickte. „Es scheint als würde jemand Pains Werk fortführen wollen. Sie werden neue Mitglieder rekrutieren. Der Botschaft nach wollen sie irgendetwas von uns und ich will, dass ihr beide herausfindet was.“ Danzo meldete sich zu Wort: „Seid ihr sicher, dass wir das tun sollten? Wären die Sannin nicht geeigneter?“ Madara schnaubte. „Erstens habe ich die Sannin bereits auf eine andere Mission geschickt, die ihren Fähigkeiten eher entspricht und zweitens kennt die Sannin jeder. Im Verborgenen Informationen zu sammeln ist für sie so gut wie unmöglich, vor allem an Insiderinformationen werden sie nicht gelangen können.“ Sakura nickte. Die Sannin waren tatsächlich überall berühmt und berüchtigt. Auf einer geheimen Infiltrationsmission würden andere bessere Arbeit leisten. „Danzo, dich kennt man zwar an den meisten Orten, doch nie bist du selber in den Vordergrund getreten, was dir einen Vorteil verschaffen sollte und du, Sakura bist unseren Feinden ebenfalls weitestgehend unbekannt, da niemand, der von deinem Kampf mit Sasori erfahren hat noch lebt. Außerdem seid ihr beide seit Jahren nicht mehr auf Missionen gewesen.“ „Was genau ist unser Auftrag?“, fragte der alte Mann. Er war seit Jahrzehnten nicht mehr auf einer Mission gewesen. Madara wandte sich wieder dem Fenster zu. „Neji und sein Team sind in Shitaigakure überfallen worden, das ist das wohl abgewrackteste und am meisten verrottete Dorf im gesamten Feuerreich. Die Kriminalitätsrate ist dort höher als die Einwohnerzahl und längst haben Verbrecherbanden den Statthalter dort verdrängt. Ich will, dass ihr da hin geht und ebenso schlimm werdet.“ Sakura hob eine Augenbraue. „Wie meinen sie das?“, fragte sie. „Ihr zwei werdet Verbrecher sein und als Auftragskiller arbeiten. Arbeitet euch ganz hoch, verdient euch das Vertrauen der Verbrecherlords und am Ende, wenn ihr ganz oben seid, will ich euch innerhalb der Reihen von Akatsuki sehen. Sie suchen immer nach vielversprechenden Talenten. Ich will, dass ihr zu den besten der Besten werdet und mir Insiderinformationen über das sogenannte neue Akatsuki beschafft.“ Danzo sah Madara in die schwarzen Augen „Das wird nicht funktionieren.“ Madara ignorierte ihn. „Danzo, dir traue ich zu, dass du jeden noch so widerlichen Auftrag annehmen kannst und ihn mit eiskalter Präzision durchziehst, Sakura, du wirst den alten Mann kontrollieren, dafür sorgen, dass er unter seiner ganzen Gefühllosigkeit nicht vergisst, dass er eigentlich ein Mensch ist.“ Sakura war nicht wirklich begeistert von diesem Auftrag. „Also wollen sie, dass wir dieses Dorf verlassen und in Shitaigakure eine Verbrecherlaufbahn beginnen, damit wir vielleicht irgendwann einmal von Akatsuki bemerkt werden?“ Danzo stimmte ihr zu. „Das ist absurd. Selbst wenn wir zwei als Auftragskillerduo durchgehen würden, was ich mir schwer vorstellen kann…“ Dabei warf er einen Blick auf Sakura, die ihn finster anfunkelte. „Ich kann dich auch nicht leiden, Danzo“, flötete sie liebenswürdig. Danzo ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und sprach weiter: „… selbst dann würde man nicht annehmen, dass die Berater des Hokage auf einmal zu Verbrechern geworden sind. Akatsuki hat so seine Methoden um Geheimnisse herauszufinden. Irgendjemand wird plaudern.“ Ein breites Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Hokage. „Ihr seid Ninjas. Der einzige Unterschied zwischen euch und gewöhnlichen Auftragkillern liegt in der Bezahlung und euren Fähigkeiten. Und glaubt mir, ihr werdet von den ganz großen angeheuert werden. Nukenins sind äußerst begehrt, besonders welche mit euren speziellen Fähigkeiten. Und was das andere angeht…“ Das Grinsen des Hokage wurde noch breiter. „Ihr müsst wirklich zu Verbrechern werden. Ihr werdet gejagt und gehasst werden, Mütter werden ihren Kindern Gruselgeschichten über eure Gräueltaten erzählen. Ihr werdet in einem Atemzug mit den schrecklichsten Verbrechern der Weltgeschichte, wie Orochimaru und Itachi genannt werden…“ Danzo knurrte. „Ihren Hang zur Melodramatik in allen Ehren, Lord Hokage, aber wie genau stellen sie sich das vor?“ Madara sah ihn böse an, verstimmt darüber, dass er ihn unterbrochen hatte. Dann jedoch stahl sich wieder das teuflische Grinsen in sein Gesicht. „Durch ein Attentat auf den Hokage natürlich. Seine beiden treuesten Berater wenden sich gegen den Mächtigen um selbst an die Macht zu kommen, doch der gütige und weise Herrscher erkennt die Absichten seiner gemeinen und grausamen Untergebenen, die nichts weiter vorhaben als das Volk zu unterdrücken und…“ Sakura hob die Hand. „Das reicht Lord Hokage.“ Madara starrte sie finster an. „Wenn du mich noch einmal unterbrichst, dann töte ich dich“, sagte er. Sakura winkte ab. „Ich lehne den Auftrag ab, er ist total bescheuert und ich habe absolut keine Lust jahrelang irgendwelchen Gangsterscheiß abzuziehen, nur um in diesen Abklatsch einer längst toten Organisation hereinzukommen. Die geschwänzten Dämonen sind weg, was also will dieses Akatsuki noch erreichen?“ Sie drehte sich um und wollte zur Tür hinausgehen, doch urplötzlich stand Madara vor ihr und versperrte ihr den Weg. Sie hatte überhaupt nicht gesehen, dass er sich bewegt hatte, so schnell war er. „Genau das sollt ihr herausfinden. Glaubt ihr ich würde so etwas von euch verlangen, wenn ich eine andere Möglichkeit hätte? Meine alten Quellen wurden alle vernichtet, bevor ich erfahren habe, was genau sie vorhaben, aber ich weiß, dass es ein Plan von noch größerer Tragweite ist, als der mit den geschwänzten Dämonen.. Akatsuki weiß, dass ich einer ihrer schrecklichsten Gegner bin und deshalb brauche ich euch. Ein Versuch von euch mich zu töten wird sie auf euch aufmerksam machen.“ Er holte einmal Luft. „Von Danzo erwartet man Verrat, wenn er glaubt, der Hokage sei nicht würdig und Sakura könnte von ihm beeinflusst worden sein. Sie werden euch nicht trauen, aber ihr werdet dafür sorgen, dass sie es irgendwann tun und wenn ihr dafür töten müsst. Das ist wichtiger, als alles andere.“ Danzo blieb ruhig, während Sakura vor Wut kochte. „Und wie wollt ihr es hinkriegen, dass alles wirklich glaubwürdig aussieht? Wer wäre denn lebensmüde genug euch anzugreifen?“ Das Grinsen auf Madaras Gesicht war nur dämonisch zu nennen. „Was glaubt ihr denn?“, fragte er, während er begann Fingerzeichen zu formen. Ein Strom aus Feuer schoss aus dem Mund des Hokage, verbrannte seinen Schreibtisch unverzüglich zu Asche und schmolz das Fenster dahinter, wobei die Flammen noch weit in den Nachthimmel schlugen. Sakura konnte sich mit einer schnellen Rolle rückwärts retten, dennoch spürte sie die Hitze der Flammen, die ihr die Nackenhaare versengten. Sie wollte gerade losfluchen, als sie am Arm gepackt wurde. Danzo zog sie hoch und deutete zum Fenster, das zischend geschmolzene Glastropfen auf den Boden regnen ließ. „Wir müssen hier weg“, sagte er. „Unsere Mission hat soeben begonnen.“ _____________________________________________________________________ Madara spie beiden einen weiteren Feuerstrahl hinterher, als sie über die Dächer in Richtung Palisade verschwanden. Die ANBU- Einheit, die das Büro des Hokage bewachen sollte stürzte in das Zimmer, sah voller Entsetzen die verkohlte Einrichtung, den Haufen Asche, der einmal ein Schreibtisch gewesen war und das geschmolzene Fenster. Inmitten all der Zerstörung stand Madara Uchiha, der sechste Hokage. Sein weißer Umhang umwehte majestätisch seine Schultern, angestrahlt vom glühenden Metall. Sein Kinn war herrschaftlich gereckt, dir Augen funkelten von den roten Wirbeln des aktivierten Sharingan. Den ANBU war in diesem Moment eines klar, niemand war würdiger den Titel des Hokage zu tragen als dieser Mann. Seine tiefe Stimme erfüllte den Raum und jagte ihnen allen einen Schauer über den Rücken, denn in ihr klang der Widerhall wahrer Macht mit. „Sakura Haruno und Danzo Shimura sind von jetzt an Ausgestoßene, denn sie wagten es ein Attentat auf ihren Hokage zu verüben.“ Der ANBU Führer verneigte sich. „Soll ich sie verfolgen lassen?“ Madara schüttelte den Kopf. „Nein. Im Moment haben wir wichtigeres zu tun, als uns um ein Paar erbärmliche Möchtegernattentäter zu kümmern. Teile allen verfügbaren Männern mit, dass ich am morgigen Tag eine Rede zu halten gedenke. Wir müssen uns für den Kampf rüsten.“ Der ANBU nickte und verschwand in einer Rauchwolke. ________________________________________________________________ Madara verließ ebenfalls sein zerstörtes Büro und ließ sich auf dem Dach des Hokageturms nieder. Sein Blick wanderte zum nächtlichen Sternenhimmel, wo Tausende und Abertausende weit entfernter Sonnen strahlten und ihre Bahn zogen, unabhängig von seiner eigenen unbedeutenden Existenz. So hatte Madara einst gedacht, doch inzwischen war ihm klar, dass seine Existenz etwas zu bedeuten hatte. Als er wiedererwacht war und ihm klar war, dass sein Plan gescheitert war, dass er die Macht der geschwänzten Dämonen niemals wieder einsetzen konnte, da war er in tiefe Verzweiflung gefallen. Sollte das Opfer seines Bruders etwa umsonst gewesen sein? Würde diese Welt niemals den Frieden kennen? Er war hinausgezogen, in die weite Wüste um zu meditieren und vielleicht seinem Leben ein Ende zu setzen. Und dort war er auf einen alten Mann getroffen, dessen Namen er niemals erfahren hatte. Madara lächelte und erinnerte sich: Flashback ------------------------------------------------------------------------------------------------- Die Wüste war gnadenlos, sie nahm einem alles. Am Tage herrschte brütende Hitze und in der Nacht eisige Kälte und doch war zu beiden Tageszeiten der Wind allgegenwärtig. Und der Wind trug Sand mit sich, Sand der über die Haut scheuerte, die wund rieb und den ganzen Körper schmerzen ließ. Madara stolperte mehr, als dass er ging über die Dünen, unter sich das endlose Sandmeer, über sich den Sternenhimmel, so weit und leer, dass er ihn verhöhnte. Wie hatte er jemals glauben können, seine Existenz war etwas wert? Das Opfer seines Bruders, der Verrat an Hashirama und die Vernichtung seines eigenen Clans. All das hatte keine Bedeutung, war weniger als nicht, im Vergleich zum endlosen Kreislauf der Welt. Er erkannte nun, dass sein Plan ein Witz war. Den Menschen die Illusionen geben, die sie begehrten? Selbst dann würde die Menschheit nichts lernen, nicht einmal im ewigen Tsukiyomi konnte Frieden herrschen, einfach aus dem Grund, dass selbst er, Madara Uchiha, der sich einst voller Hochmut einen Gott genannt hatte, machtlos war. Madara war kurz davor einsam und elend in der Wüste zu sterben. Da bemerkte er ein Licht, in der unendlichen Dunkelheit der Wüstennacht und wie ein Tier von seinen Instinkten gesteuert, wie eine Motte vom Licht angezogen ging er darauf zu, denn Licht hatte schon zu Urzeiten Wärme und Hilfe für den Verzweifelten gespendet. Als er näherkam erkannte er, dass es sich um ein Feuer handelte, an dem ein einzelner alter Mann saß. Lange, weiße Haare fielen ihm über die Schultern und reichten ihm bis zur Hüfte, doch sie waren verfilzt und schmutzig. Dasselbe galt für seinen Bart, ebenso weiß und ebenso lang. Eine Augenbinde verbarg beide Augen vor Madara und er war sicher, dass der Mann blind war, für einen Uchiha ein allzu schreckliches Schicksal, nichtsdestoweniger, da er, Madara, es selber schon erlebt hatte. Bis er seinem Bruder die Augen genommen hatte und dadurch ewige Sicht erlangt hatte. Ohne ein Wort zu sagen setzte sich Madara neben den alten Mann ans Feuer, das mit alten Holzplanken gespeist wurde, die offenbar von einem Planwagen stammten, der in einiger Entfernung halb im Sand begraben lag. Beide schwiegen sie und starrten ins Feuer. Eine Stunde lang, zwei Stunden lang. Madara hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Dann sprach der alte Mann zum ersten Mal: „Du hast aufgegeben.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung und Madara grunzte nur zur Antwort. „Was machst du hier draußen, alter Mann?“, fragte er um das Thema zu wechseln. Der Mann warf noch ein Stück Holz ins Feuer, das melancholisch knisterte. „Ich bin ein Suchender. Ich suche und ich finde.“ „Was suchst und findest du?“ Madara war zu erschöpft, geistig und körperlich um sich über die Antworten des Alten zu wundern. „Dich“, sagte der alte und zeigte ein zahnloses Lächeln. „Du hast aufgegeben, hältst deine Existenz für bedeutungslos und dennoch erkenne ich großes Potential in dir, Madara Uchiha.“ „Ist sie das nicht?“, fragte Madara. „All die Opfer, die wir für den Frieden gebracht haben verursachen nur Leid und mehr Krieg.“ „Es ist richtig, dass dein Versuch Frieden zu schaffen ein Fehler war. Frieden kann nicht durch die Manipulation des menschlichen Geistes erschaffen werden. Dein ewiges Tsukiyomi war nicht nur eine dämliche Idee, es hätte auch nicht richtig funktioniert. Zu viele Hintertüren.“ „Und was soll ich tun?“, fragte Madara. „Das musst du selber herausfinden, aber ich gebe dir einen Hinweis. Wenn deine alten Ziele zu hoch gesteckt waren, dann setz dir ein Ziel, das du früher einmal hattest, aber nie erreicht hast. Ein Perspektivenwechsel wirkt Wunder.“ „Du meinst ich soll Hokage werden? In dem Dorf, das mich verraten hat?“ „Deine Rache war von Anfang an sinnlos, das hast du doch schon längst erkannt. Du willst es nur nicht wahrhaben.“ Madara sah keinen Sinn darin zu protestieren und schwieg. „Vielleicht hast du Recht“, murmelte er. „Vielleicht wäre Konoha eine Option. Aber nun erkläre mir, woher du so viel weißt. Wer bist du?“ Der Mann lachte und begann seine Augenbinde abzuwickeln. Er nahm sie ab und Madara starrte auf seine Augen, die er immer noch geschlossen hatte. Dann öffnete er sie und starrte direkt in die violetten, unendlichen Wirbel des Rinnegan. „Die Augen Gottes“, murmelte er. Der Mann lächelte. „Komm wieder, wenn du dieselben Augen hast wie Ich.“ Flashback Ende -------------------------------------------------------------------------------------- Er hatte den Rat befolgt, er war nach Konoha zurückgekehrt und mit unvergleichlicher Redekunst war es ihm tatsächlich gelungen hierbleiben zu dürfen. Bald hatte er wie jeder andere auch seinen Dienst abgeleistet und da ihn der Hokage persönlich im Auge behalten wollte, hatte sie nicht umhin gekonnt seine Fähigkeiten anzuerkennen und hatte sich am Ende sogar mit ihm angefreundet. Auch im Tode hatte Madara sein unvergleichliches Charisma nicht verloren. Außerdem hatte Danzo ihm ein wenig geholfen, dessen rechtes Auge eine faszinierende Macht besaß. Am misstrauischsten waren die Sannin gewesen, doch seit er Hokage war, war es ihm gelungen diesen ein wenig Vertrauen in ihn zu geben. Denn Madara hatte nicht vor, das Dorf erneut zu verraten. Er blickte zum Hokagefelsen auf, in das Gesicht seines alten Freundes und Feindes Hashirama Senju. Sein Gesicht hätte an dieser Stelle stehen sollen, doch nun stand es an sechster Stelle. Etwas verspätet, aber nun gut. Dunkle Zeiten brachen an und der Söldner namens „Neun“ beunruhigte ihn. Er hatte die Sannin unter einem Vorwand ins Wellenreich geschickt um etwas über diesen unfassbaren Söldner herauszufinden. Irgendwie hatte er ein unbehagliches Gefühl dabei. ________________________________________________ Sakura lehnte sich keuchend an einen Baumstamm und blickte nach hinten. „Ich glaube, wir haben sie abgehängt“, ächzte sie. Der alte Danzo nickte. Er schien trotz seines Alters oder seiner offensichtlichen Behinderungen kein bisschen erschöpft zu sein und er war auch nicht langsamer als Sakura, was bei ihr für gewöhnlich einen unentwegten Strom von Flüchen und Beschwerden auslöste. Diesmal war sie jedoch zu sauer auf jemand anderen. „Ich bringe den alten wirklich um, ich mache ihn kalt, egal ob Hokage oder nicht und wenn ich ihn gehäutet und gebraten habe, dann hänge ich ihn an einen Laternenmast und wenn er zehnmal Madara Uchiha wäre…“ Sie fluchte weiter und war tatsächlich drauf und dran zurück ins Dorf zu marschieren, doch Danzo hielt sie an einem Zipfel ihrer roten Kleidung zurück. „Lass mich los alter Mann oder du bist als nächstes dran, gleich nach dem bescheuerten Möchtegernwitzbold von Hokage.“ Sie sah Danzo ins Gesicht und war überrascht, ein äußerst seltenes Lächeln auf seinem Gesicht zu erkennen. „Vergiss nicht, wir sind jetzt Verbrecher“, sagte er. „Es ist ewig her, dass ich Konoha das letzte Mal im Feld gedient habe, das war zu Zeiten des zweiten Ninjaweltkriegs. Ich glaube, ich könnte mich sogar darüber freuen.“ Mit diesen Worten begann er voranzugehen, eine fluchende Sakura im Schlepptau. Das Klappern seines Gehstocks auf dem Boden begleitete ihn. 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