Demütigung 3 von Tikila89 (Ich gehöre Dir) ================================================================================ Prolog: Weinen -------------- Prolog „Zwanzig Millionen?!“ Ich bekomme das nicht in meinen Kopf. Das ist mehr als für Nami. „Haben die sie nicht mehr alle?“, frage ich leise und nehme Ruffy den Steckbrief aus der Hand, den er mir entgegen hält. „Ich bin so stolz auf dich, Kurze! Das ist so cool! Ab jetzt bist du wirklich ein Pirat. So wirklich echt.“ Ruffy grinse albern, aber ich freue mich da gar nicht drüber. Die überschätzen mich weit. Und das kann für mich sehr gefährlich werden. Sehe gefährlich. Und dann auch noch die Worte Tot oder Lebendig. Klasse. Ich bin Vogelfrei. Und das ganz offiziell. Vogelfrei heißt, dass mich jeder, egal wer, auf öffentlicher Straße erschießen darf. Oder schlimmeres. Und dafür wird er nicht bestraft, er wird belohnt. Jetzt darf jeder alles mit mir machen. Menschenrechte Ade. „Das müssen wir den anderen zeigen! Endlich gibt’s wieder was zu feiern!“ Ruffy grinst mich albern an, ignoriert meinen fassungslosen Gesichtsausdruck gekonnt und lässt sich mir entgegen fallen, schlingt die Arme um mich und zieht mich zurück aufs Bett. Er reißt mir den Steckbrief dabei halb aus meinen Fingern und ich lande zurück auf den Laken in seinem Bett. „Nen Drink könnte ich echt gebrauchen.“ „Stell dich nicht so an, du vermiest mir noch die Laune. Das ist echt supercool! Die nehmen dich ernst, das ist doch klasse!“ „Das ist nicht klasse. Und schon gar nicht supercool.“, murmle ich leise und lasse den Kopf zurück in sein Kissen fallen, sehe dabei zu ihm in die glücklich strahlenden Augen auf und seufze innerlich tief. „Jetzt lach doch mal. Komm schon. Du weißt, ich kann dich dazu zwingen.“ Er kommt aus dem Grinsen nicht mehr raus, und seine Laune ist ansteckend. Und wenn ich jetzt daran denke, wie er mich geweckt hat, weil er mich durchkitzeln musste, muss ich lächeln. „Na also! Wir feiern heute! Und du bist der Grund!“ So wie er das sagt, werde ich noch ganz verlegen. Ich bin der Grund, weswegen wir heute feiern? Noch ist noch kaum jemand aufgewacht. Obwohl, so wie er hier rumschreit würde es mich nicht wundern, wenn gleich jemand an die Tür klopft. Da fällt mir was ein. „Ich muss mich anziehen.“, stelle ich leise Fest, woraufhin Ruffy sich über mir aufsetzt, die Knie neben meiner Hüfte und sofort wandert sein Blick über meine Haut. „Ich bin froh, dass die kein Foto aus deinen Büchern genommen haben.“, grinst er mich an und legt eine Hand auf meinen Rippenbogen. Bei der Vorstellung muss ich lächeln. So ein Foto auf einem Steckbrief? Das wäre doch mal was. „Ich glaube, die wissen nicht mal, dass es diese Bücher gibt.“, kichere ich und lege meine Hände auf seine Oberschenkel. „Nein? Sogar ich hab eins gelesen!“ „Du hast es dir nur wegen den Bildern gekauft.“ „Ich hab auch ein bisschen was gelesen.“ „Eine Seite.“ „Nein, immer ein bisschen was auf jeder Seite. Also kann man ja eigentlich sagen, ich hab es durch gelesen.“ „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob du wirklich lesen kannst, Käpten.“, kichere ich, woraufhin er einen Schmollmund verzieht. „Klar kann ich lesen. Für wie blöd hältst du mich?“ Bei der Frage lege ich gespielt nachdenkend den Finger auf meine Lippen und mustere ihn lange. Irgendwann macht es bei ihm Klick und er merkt, dass ich mich über ihn lustig mache. „Hey, was fällt dir ein?! Na warte!“, ich muss schon kichern, als er mir die Hände auf die Seiten legt. Doch als er anfängt mich zu kitzeln, muss ich schreien vor Lachen. Ich trete wild um mich, packe seine Handgelenke und versuche mich unter ihm weg zu drücken, was er aber nicht zulässt. Ich schnappe nach Luft, schreie und lache, kreische und kichere. Als er endlich seine Hände von mir wegdrücken lässt, bleibe ich kraftlos aber dümmlich grinsend unter ihm liegen. Gut, er hat gewonnen. Gefallen tut mir der Gedanke aber trotzdem nicht. Ruffy grinst mich albern an, freut sich darüber, dass er mich zum Lachen gebracht hat, sieht dann aber zur Tür, greift seine Bettdecke und zieht sie mit einem Mal ohne Vorwarnung über mich, so dass ich selbst nichts mehr sehen kann. Doch bevor ich mich fragen kann, was er sich jetzt wieder ausgedacht hat, klopft es auch schon an der Tür. Er löst sich von mir, zieht die Bettdecke noch über meine Beine und dreht sich von mir weg. „Was ist?“, ruft er der Tür entgegen. Jemand öffnet sie und ich weiß, dass derjenige, der davor steht, schon weiß, dass ich hier bin, auch wenn ich mich verstecke. Ich lege unter der Bettdecke beine Hände über meinen Mund, da ich breit grinsen muss und mir mein Kichern verkneife. Ganz ruhig. „Sag mal, hast du sie noch alle hier so rumzuschreien?“ Es ist Nami. „Ich schrei doch gar nicht. Und wenn ich dir gleich was zeige, dann weißt du, wieso.“, grinst Ruffy breit und ich spüre, wie er zwischen den Laken nach meinem Steckbrief sucht. „Warte kurz, ich hab das hier irgendwo.“ „Hast du die Zeitung an Deck so rumgeschmissen?“ „Ist doch egal, warte kurz.“ „Nein, das ist nicht egal. Schon mal darüber nachgedacht, dass die noch jemand lesen will?“ „Hier, ich habs! Sieh dir das an!“ Ruffy zieht den Streckbrief unter meinem Oberschenkel hervor und ich weiß, dass er ihn Nami entgegenhält. Es tritt eine kurze Pause ein und als Nami wieder etwas sagt, höre ich, dass sie neben dem Bett steht. „Das glaub ich ja nicht. Hast du es ihr schon gezeigt?“ „Klar hab ich das!“ „Und wie hat sie reagiert?“ „Sie konnte nicht aufhören zu lachen.“ So ein Schwachsinn. Ich hab nicht wegen dem Steckbrief gelacht. „Dann wird es heute bestimmt nicht mehr ruhig, oder?“ „Die nächsten Tage nicht mehr! Das müssen wir echt feiern! Also wirklich groß! Ich freu mich schon drauf!“ „Ich kann mir das vorstellen. Wir kommen heute aber noch an. Willst du hier oder auf der Insel feiern?“ „Heute schon? Ich weiß nicht, was macht das für ein Unterschied?“ „Wenn wir auswärts feiern müssen wir hinterher nicht aufräumen.“ „Klasse! Dann gehen wir raus! Am besten zwei Tage oder so!“ „Jetzt krieg dich mal wieder ein. Das ist nur ihr Steckbrief.“ „Ja, aber das ist jetzt seit langem das erste Mal, dass einer von uns seinen ersten Steckbrief bekommt. Brook hatte schon einen, Jimbei auch und ich glaube-„ „Ja, ist ja gut. Dich bekommt man ja eh nicht mehr ruhig gestellt. Aber dieses Mal gibst du dein eigenes Geld aus, okay?“ „Mal sehen. Vielleicht bezahlen wir auch einfach nicht.“ „Du stellst dir das ja einfach vor. Ich wollte eigentlich nochmal mit dir reden, aber das kann ich wohl die nächsten Tage vergessen, oder?“ „Worüber willst du mit mir reden?“, spricht Ruffy sofort meine gedachte Frage aus. Nami seufzt leise, dann höre ich Schritte und dass die Tür geschlossen wird. „Über Schieda.“ Über mich? „Was ist mit ihr?“ Wieso fragt er sie das, obwohl er weiß, dass ich neben ihm liege? Und hat sie nicht mitbekommen, dass ich hier bin? „Bist du noch mit ihr zusammen?“ Wieso will sie das wissen? Was geht ihr das überhaupt an?! „Wieso fragst du?“ Wieso sagst du nicht ja?! Ich muss unterdrücken mich zu bewegen, damit Nami checkt, dass ich hier bin. „Mir ist da nur so was aufgefallen.“ „Was ist dir aufgefallen?“ Eine kurze Pause tritt ein. „Du machst es schon wieder.“, stellt Nami leise fest und ich höre, dass sie wieder näher kommt. Was macht er schon wieder? „Tschuldige. Also, was ist dir aufgefallen?“ Unterhalten sie sich öfter? Meint sie, dass er sie schon wieder ins Kreuzverhör nimmt? Wieso wieder? Wie oft reden die beiden miteinander? „Nicht bei dir, eher bei ihr.“ Bei mir? „Was meinst du?“ Dann spüre ich sie neben Mir. Nami hat sich zu Ruffy aufs Bett gesetzt. Verdammt, ich bekomm hier gleich nen Anfall! Sag einfach, dass wir zusammen sind! „Sag mir erst, ob ihr noch zusammen seid. Ich weiß nicht, wie ich es sonst erklären soll.“ Wieso ist das so wichtig?! „Was ist dir aufgefallen?“ Sag einfach ja, verdammt! Wieder seufze Nami leise, ich spüre, dass sie unruhig ist und wieder sucht sie nach den richtigen Worten. „Ich glaub, sie hat was mit nem anderen.“, flüstert sie dann leise und lehnt sich dabei halb zu Ruffy. Ich bin nicht sicher, wie Ruffy darauf reagiert, aber er bewegt sich nicht. Das ist ja immerhin keine Überraschung für ihn. „Mit wem?“, fragt er dann so ruhig und fest, dass ich unterdrücken muss die Luft in meine Lunge zu ziehen. Ich behalte sie lieber einen Moment in meiner Lunge. „Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht ist das auch einfach ihre Art.“ „Was ist dir denn aufgefallen?“ „Ich kann das schwer beschreiben. Es sind manchmal nur Blicke, die sie austauscht.“ „Mit wem?“ „Ist dir das nicht selbst schon aufgefallen?“ „Nami, mit wem?“ Wieder seufzt sie resignierend und rutscht dann etwas näher an ihn heran um leiser sprechen zu können. Oder um näher bei ihm sein zu können. „Mit Sato. Aber ich bin mir wirklich nicht sicher.“ „Nur mit ihm?“ „Was meinst du damit?“ „Ach, nichts. Nur Blicke?“ Diesmal kann ich förmlich spüren, wie Nami ihn ansieht. „Hat sie das schon mal gemacht?“, fragt sie dann leise, ist aber noch vorsichtig in der Betonung. Ruffy antwortet nicht sofort, was ein Fehler ist. Ich könnte viel besser lügen als er. „Ist dir noch irgendwas aufgefallen?“, will er der Frage ausweichen und wieder rutscht Nami näher zu ihm. Gleich misch ich mich ein! „Ruffy, was ist los?“ „Nichts ist los.“ „Wenn du etwas weißt, dann kannst du mit mir darüber reden.“ „Was? Nein, alles okay.“ „Du kannst nicht lügen. Komm schon. Hat sie das schon mal gemacht?“ „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ „Hat sie dich schon mal betrogen?“ Keine Pause, antworte sofort! Sag sofort nein! Komm schon! Es dauert viel zu lange! Er sagt kein Wort. Wieso sagt er nichts? Es ist ja nicht so, dass er nicht dabei gewesen war. Dann ist es doch kein Betrügen, oder doch? Für ihn vielleicht? „Oh, Ruffy. Das tut mir so leid.“, unterbricht Nami irgendwann die Stille und ich beiße mir auf die Unterlippe, um keinen Ton von mir geben zu müssen. „Dir muss nichts leidtun.“ Allerdings! Misch dich am besten gar nicht ein! „Willst du mit mir drüber reden?“ „Es gibt nichts zu reden.“ „Bist du sicher?“ Wieder eine Pause und ich spüre mein Herz gegen meine Brust hämmern. Keiner von beiden Sagt ein Wort. Was gibt’s da noch nachzudenken? Wenn er mit jemandem reden will, dann mit mir. Oder mit Sato. Aber doch nicht mit ihr! Sie hat davon keine Ahnung! Sie weiß gar nichts! Sie hat nur mein Buch gelesen und das ist alles, was sie weiß. Sie kennt die Fakten aber nicht die dazugehörigen Gefühle. Sie ist höchstens Theoretikerin. Wieso sagt er nichts? Wieso sagt sie nichts? Die Pause ist schon viel zu lange. Ich muss gucken! Ich darf mich nicht bewegen! Ganz ruhig! Beruhige dich, verdammt! Dann ein leises Geräusch, Bewegungen und mein Herz setzt einen Schlag aus, als ich realisiere, dass sie sich geküsst haben. Sie haben sich geküsst! Und ich liege hier! „Das war schlimmer als alles, was sie hätte machen können.“, flüstert Ruffy leise, aber ich spüre nur noch wie meine Augen brennen. Ich bin froh, dass ich meine Hände schon über meinem Mund gepresst habe, denn jetzt fange ich an zu weinen. Das hat er nicht im Ernst gemacht. Das war nicht das, was ich glaube. Ich hab mich verhört. „Wie meinst du das?“, fragt Nami leise und ich spüre, dass sie sich nicht von Ruffy entfernt. Ich sollte sie vom Bett treten! Jetzt rechnet sie nicht damit. „Das verstehst du nicht.“ „Dann erklär es mir.“ Sie flirtet mit ihm! Sie flirtet mit ihm und ich liege hier, bewege mich nicht und weine! Wieso macht er das mit?! Er weiß doch, dass ich hier liege! „Das willst du gar nicht verstehen. Glaub mir.“ „Woher willst du das vorher wissen?“ Verpiss dich endlich! Dann bewegt sich wieder jemand. Es ist Ruffy. „Geh jetzt einfach.“ Genau! Und das schnell! Sie zögert noch etwas, erhebt sich dann aber vom Bett und ich muss unterdrücken unter der Decke erleichtert aufzuatmen. „Tut mir Leid.“, flüstert sie noch leise und ich höre, dass sie zur Tür geht, sie öffnet und hinter sich schließt. Ich kann noch ihre Schritte auf dem Gang hören und erst jetzt kann ich ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Ruffy lässt seine Bettdecke über mir liegen. Er bewegt sich nicht und ich schließe die Augen, spüre die Tränen auf meiner Haut, an meinen Schläfen und gebe meinen Kampf gegen meine Tränen auf. Ich weiß, wieso er das getan hat. Er hat es getan, weil ich es höre. Und jetzt hört er mich weinen. Aber er bewegt sich nicht. Er ist eiskalt. Kapitel 1: Ich hab nur nen kleinen Nervenzusammenbruch ------------------------------------------------------ Kapitel 1 Ich weiß nicht, was ich denken soll. Alles passiert irgendwie so schnell. Ich komme am Tisch dem Gespräch schon gar nicht mehr hinterher, obwohl ich selbst das Thema bin. „Die haben sogar einen ganzen Artikel über dich geschrieben.“, grinst Lysop, der die Zeitung vor der Nase hat und anfängt vorzulesen. Ich höre ihm gar nicht zu. Etwas anderes interessiert mich gerade viel mehr. Ruffys Worte an Nami. Ich esse zwar langsam mein Frühstück, aber ich schmecke gar nichts, so verwirrt bin ich. Wieso sollte der Kuss mit Nami schlimmer gewesen sein als das, was ich gemacht habe? Das ergibt keinen Sinn. Ich habe vor seinen Augen Sato geküsst. Oder die Blinde Sklavin in der Turnhalle. Ich habe schon viele geküsst, obwohl ich mit Ruffy zusammen bin. Schon da mit ihm zusammen war. Das ergibt einfach keinen Sinn. Ein Wort reißt mich dann aber doch aus meinen Gedanken. „…die verurteilte Sklavin Schieda Valentine erkannt. Nach dem Skandal mit der angeblich entführten Soldatin Jean-„ „Wa-Was steht d-da?“, unterbreche ich Lysop und sehe zum ersten mal wirklich zu ihm auf. „Hm? Was meinst du? Soll ich nochmal anfangen?“, fragt er natürlich und sieht fragend zu mir rüber. Ich bin sicher, ich habe Sklavin gehört. Und das dämlichste daran ist, es bringt mich so aus dem Konzept, dass ich mit Sicherheit keinen Satz mehr ohne Stottern auf die Reihe bekomme. Also sage ich weder ja, noch nein, sondern schiebe meinen Teller zur Seite, klettere halb auf den Tisch und nehme Lysop, der schräg vor mir sitzt, die Zeitung weg. Ich bleibe einfach auf dem Tisch sitzen, als ich den kleinen Text gezielt nach einem Wort durchkämme. Ja, das steht da. Schwarz auf weiß. Sklavin. Aber nicht nur einmal. Wie oft haben die das in den Text rein gepackt? Jetzt kann ich doch nicht unterdrücken den Text zu lesen, wenn auch leise für mich alleine. „Bei dem großen Gefangenenausbruch auf Fabry Irland vor ca. 2 Monaten gelang es, wie bekannt wurde, dem Flottillenadmiral Bokuso nicht, die Strohhüte dauerhaft in sicheren Gewahrsam zu nehmen. Nach einem hinterhältigen Anschlag auf die Nahrungsmittelversorgung gelang es den bereits bekannten Piraten und seiner verbrecherischen Crew aus dem Gefängnis der Insel zu fliehen. Drei Wochen nach dem Ausbruch griffen die Piraten die Soldaten im Hafen hinterrücks an und verletzten und töteten sich den Weg zu ihrem beschlagnahmten Schiff frei. Hierbei wurde die, wegen Verstoß der Guten Sitten verurteilte Sklavin, Schieda Valentine, erkannt. Nach dem Skandal mit der angeblich entführten Soldatin Jane Doe wurde nun bekannt, dass es sich bei der Soldatin selbst um jene Sklavin handelt. Sie versuchte angeblich so die Marine zu infiltrieren und sich geheime Daten, wie Gefängnispläne oder Abwehrmanöver der Flotte, anzueignen. Die Sklavin wird daher ab sofort als Vogelfrei erklärt. Demjenigen, der es schafft sie erfolgreich zu verhaften oder zu töten, werden daher Zwanzigmillionen Berry Kopfgeld ausgezahlt. Ebenso wird dieses Kopfgeld anteilig ausgezahlt, falls gegebene Hinweise zur Verhaftung oder Tötung der Sklavin führen. Steuerfrei und Abzugsgeschützt. Ein Steckbrief mit aktuellem Foto liegt bei. Das Foto entnahm die Marine der vorliegenden, gefälschten Akte der Jane Doe. So ist die Marineuniform auf eben jenem zu erklären. Falls sie Informationen zu dem Aufenthaltsort der Sklavin oder der Strohhutbande haben, teilen sie diese umgehend in der nächsten Marinebasis oder der nächsten Stadtverwaltung mit. Weiterhin ließen die Pressesprecher der Marine verlauten, dass es nach dem aufgedeckten Infiltrierversuch der Sklavin gegen die Marine die Kontrollgesetze der eingesetzten Soldaten verschärft würden. Neue Regelulngen werden daher momentan erarbeitet.“ Verdammt. Es ist viel schlimmer als ich gedacht habe. Ich schlucke leise, als ich in Gedanken das Wort Sklavin aus dem Text zähle. Sie haben nur ein einziges Mal meinen Namen geschrieben. Sechs mal haben sie mich Sklavin genannt. Für die ist klar, dass ich schuldig bin. Und dass ich es verdient habe, versklavt zu werden. Der erste, den ich ansehe, ist Sato. Aber nur, weil er von der Seite meinen Arm greift und mir so zeigt, dass ich erstmal vom Tisch krabbeln soll. Ich blinzle etwas, war viel zu sehr in Gedanken als das noch zu merken, folge ihm dann aber und rutsche von der Tischkannte auf die Beine, die Zeitung immer noch in der Hand. „Das ist so klasse! Die haben jeden von uns erwähnt!“, grinst Ruffy glücklich mit vollgestopften Mund, worauf sich jetzt Zorro zu Wort meldet. „Hast du nicht zugehört? Wo haben die denn Bitte jeden von uns erwähnt?“ „Na, die haben doch gesagt, die Strohhüte. Das sind doch wir, oder nicht?“ „Aber dann haben die nicht jeden von uns erwähnt, sondern nur uns als Gruppe.“ Ich höre schon gar nicht mehr zu wie Ruffy versucht seine Blickweise zu erklären, ignoriere den Lob von Lysop und sehe wieder zu Sato auf. Er lächelt nicht. Er weiß genau, wieso ich mich nicht freue. Im Gegensatz zu allen anderen. „Willst du reden?“, fragt er mich sofort leise, als er meinen Blick bemerkt, aber ich sehe erst wieder zurück auf den Artikel, ohne ihn zu lesen, bevor ich den Kopf schüttle. Halt, Moment. Und ob ich reden will! Aber bin ich sicher, dass ich mit meiner Reaktion nicht übertreibe? Die drehen alle total ab, deswegen. Die freuen sich richtig. Ich weiß nicht wieso, aber die Tatsache, dass sich alle so darüber freuen, bringt mich dazu zu denken, dass es schwachsinnig ist, darüber reden zu wollen. Das ist sogar richtig peinlich. Also zucke ich nur kurz mit den Achseln als letztes Zeichen an Sato, dass ich mit meinen Gedanken gerade total überfordert bin. Ich weiß nicht, ob er es gesehen hat. Er greift hinter mir, lehnt sich halb über den Tisch und zieht meine Tasse zu sich, damit er sie mir reichen kann. Ich stehe ja immerhin auf der anderen Seite des Tisches als ich gesessen habe. „Trink erstmal was.“, sagt er nur und hält mir meinen Cappuccino hin, den ich sofort mit einer Hand annehme. Ich kann die Zeitung nicht mehr loslassen. Das ist so heftig. Die suchen nach mir. Die Suchen wirklich nach mir. So wirklich echt. Nach mir. Nach meinem wirklichen Ich. Nicht nach einer erfundenen Version von mir. Nein, nach dem Namen, der auf meiner Geburtsurkunde steht. Nach mir. Ich dreh gleich noch total ab, trinke einen großen Schuck, obwohl er eigentlich noch viel zu heiß ist und denke wieder über das Wort Sklavin nach. Ich wurde schon verurteilt. Verkauft. Misshandelt und war eigentlich schon da, wo die mich wieder haben wollen. Ich bin da aber wieder raus gekommen. Habe sogar geschafft es aus meiner Akte gestrichen zu bekommen. Und jetzt das. Da komm ich nie wieder lebendig raus. Plötzlich greift Sato mich am Arm, wartet, bis ich zu ihm aufsehe und führt mich dann am Arm aus der Küche. Ich behalte die Tasse einfach in der Hand, kann die Zeitung ja eh nicht einfach bei den anderen liegen lassen. „Hey, wo wollt ihr hin? Sato? Kurze?“ Ruffy sieht uns noch nach, was mich dazu bringt einen Blick über die Schulter zu ihm zu werfen. Ich bleibe aber nicht stehen, da Sato auch nicht stehen bleibt. Erst in seinem Zimmer bleibt er mit mir stehen, schließt hinter mir die Tür ab, was ich aber nur höre. Ich muss einfach wieder auf den Artikel sehen. Sechs mal. Als Sato sieht, wie ich die Zeitung anstarre, reißt er sie mir aus der Hand, was mich sofort dazu bringt zusammenzuzucken. „Du solltest das nicht lesen.“, sagt er einfach, faltet die Zeitung zusammen, geht schon auf seinen Schreibtisch zu und lässt sie in seinem Papierkorb fallen, bevor er sich zu mir dreht. Jetzt halte ich die Tasse mit beiden Händen fest, trinke wieder einen großen Schluck und bin froh, dass ich irgendwas habe, was ich in den Fingern halten kann. Sato sieht vom Schreibtisch aus zu mir, mustert mich einen Moment, aber ich weiche seinem Blick nicht aus. Ich bin immer noch komplett durcheinander, was er mir mit Sicherheit ansehen kann. „Was denkst du?“, fragt er dann einfach und lehnt sich bei den Worten an die Kante seines Schreibtisches. Er weicht meinem Blick aus. Das hat er schon öfter gemacht. Immer dann, wenn er etwas Wichtiges von mir wissen will. Um mich nicht unter Druck zu setzen, glaube ich. Ich zucke auf die Frage kurz mit den Achseln, will etwas sagen, bekomme aber keinen Ton über die Lippen. Ich atme daher einmal tief durch, damit es ihm nicht sofort auffällt. Nächster Versuch. „I-i-ich-ich bin ni-ni-nicht sicher, wa-was-„ Ich breche den Satz ab, schließe einen Moment die Augen, atme tief durch, muss dann aber nur wieder an diesen bescheuerten Steckbrief denken. Wie oft wird die Zeitung verkauft? Kann ich die irgendwie einsammeln? Wie viele Steckbriefe gibt es jetzt von mir? Sieht die sich überhaupt jemand genau an? Naja, nur Marine und Kopfgeldjäger. Kopfgeldjäger! Oh, Verdammt, Kopfgeldjäger! Wieder trinke ich einen großen Schluck, merke dann aber, dass meine Tasse leer ist. Na klasse. Heute klappt gar nichts. Ich blicke einmal durch Satos Zimmer. Ich werde immer nervöser, atme einmal tief durch, lächle allerdings kurz auf, als ich realisiere wie Lächerlich das alles sein muss. Ich bin schon fast sechs Monate hier. Naja, eigentlich fünf. Aber trotzdem. Ich hätte doch genug Zeit mir zu überlegen, was passiert, wenn ich auf diesem Schiff bleibe, oder nicht? Oh, verflucht, Kopfgeldjäger. Ich atme bei dem Gedanken wieder tief durch, greife mir mit einer Hand durch die kurzen Haare und spüre, wie ich mich mit meinen Gedanken eigentlich nur im Kreis drehe. Ich kann da aber nichts gegen machen. Was hatte Sato mich nochmal gefragt? Wie aufs Stichwort kommt er auf mich zu, greift vorsichtig meinen Arm und führt mich zu seinem Bett. Ich spüre meine Beine gar nicht richtig, so nervös bin ich, setze mich also doch lieber, führe wieder die Tasse an meine Lippen um nur wieder zu merken, dass da gar nichts mehr drin ist. „Ganz ruhig. Alles ist okay. Beruhige dich und sag mir genau, was du denkst, okay?“ Bei seinen Worten fällt mein Blick wieder auf die Zeitung bei ihm im Papierkorb. Ich hab mich bestimmt verzählt. Die haben mich nicht so oft da drin Sklavin genannt, oder? Ich atme tief durch, nicke aber, um Sato etwas zufrieden zu stellen, bekomme meine Gedanken aber immer noch nicht unter Kontrolle. „D-D-Da-as ist so-so viel.“, flüstere ich dann einfach leise um ihm wenigstens ein paar Informationen zu geben. Allerdings kommt er nicht mehr dazu, mir zu antworten. Jemand klopft an die Tür, was mich so zusammenzucken lässt, dass ich beinahe die Tasse aus meiner Hand verliere, sie dann aber schnell wieder richtig festhalte. Ich muss mich einfach irgendwo dran festhalten. „Sato? Kleine Miss? Ist alles okay?“ Sanji steht vor der Tür, was mich nicht wundert. Sato und ich sehen beide zur Tür, als wir ihn hören. Aber nur er seufzt tief, sieht dann wieder zu mir und ich zu ihm. Wieder führe ich die Tasse an meine Lippen und merke schon zum dritten mal, dass sie ja leer ist. Wieso vergesse ich das die ganze Zeit? „Warte kurz.“, antwortet Sato jetzt Sanji vor der Tür, erhebt sich dann und schließt die Tür für ihn auf, bleibt aber so stehen, dass Sanji mich zwar sehen kann, ihm aber klar ist, dass Sato mit mir alleine bleiben will. „Ihr geht’s gerade nicht so gut. Ist ein bisschen viel.“, erklärt Sato. Sanji sieht an ihm vorbei zu mir und wieder führe ich die leere Tasse an die Lippen. Verflucht, merk dir endlich mal, dass die leer ist! Ich drehe meinen Blick dann aber so von Sanji weg, dass er nicht merkt, dass die Tasse leer ist. Wie peinlich ist das eigentlich? Ich glaube, jetzt wo ich Sanji selbst nicht mehr ansehe, sieht er wieder zu Sato. „Kommt ihr nicht wieder zurück? Soll ich ihr das Frühstück her bringen?“ Oh, Sanji. Ich kann hören, wie Sato sich kurz zu mir umdreht, auch wenn ich mich zwinge aus dem Fenster zu sehen. Dann dreht er sich wieder ihm gegenüber. „Vergiss es. Ich glaube nicht, dass sie jetzt noch was essen kann. Aber wir könnten es mit nem Cappuccino versuchen. Bekommst du das auch ohne Koffein hin?“ „Ohne Koffein?“, spricht Sanji jetzt meine gedachte Frage aus, woraufhin Sato wieder nickt. „Sie ist nur ein bisschen Nervös. Ist halt etwas viel gerade.“ „Achso, natürlich. Kommt sofort.“ „Danke.“ Sato schließt die Tür, lehnt sich mit dem Rücken gegen sie und beobachtet mich schweigend, als wir beide auf Sanji warten. Er kommt nur ein paar Minuten später wieder zurück, eine neue Tasse in der Hand und Sato lässt ihn sogar rein. „Pass kurz auf sie auf, ich bin sofort wieder da.“, sagt er dann aber plötzlich und verschwindet im Flur. Ich sehe Sato nach, sehe dann schweigend zu Sanji auf und sehe die Tasse in seiner Hand, die er mir reicht. Ich zögere, nehme sie dann aber an und überlasse ihm die leere Tasse. „Was ist denn los, Miss? Kann ich irgendwas machen?“ Ich atme einmal tief durch, beobachte den Milchschaum in meiner Tasse und schüttle auf Sanjis Frage nur vorsichtig den Kopf. „I-i-ich hab-hab nur gerad-de nen-n kleinen Nerven-n-nzusamm-menbruch.“, flüstere ich dann, bleibe bei den Worten aber selbst ganz ruhig. „Einen was?“, fragt Sanji sofort nach und sieht mich dabei an, aber ich sehe nicht zurück zu ihm auf. Ich nicke bestätigend, weil ich mir fast sicher bin. Sanji hat mich sehr gut verstanden. Er hat sich einen Nervenzusammenbruch wohl etwas anders vorgestellt. Sato weiß es auch, deswegen will er was dagegen machen. Ich führe die Tasse an meine Lippen, trinke zwei, drei Schlucke und spüre, dass es noch viel zu heiß ist zum trinken. Das schlimme daran ist aber, dass es mich beruhigt es überhaupt zu bemerken. Daher entferne ich die Tasse nicht weit von meinen Lippen. Solange ich merke, dass es heiß ist, ist es okay, oder? Dann kann es doch gar nicht so schlimm sein, oder? Und wieder trinke ich einen Schluck, diesmal großer als der vorherige. Jap, ich merke es noch. Ganz sicher. „Miss, dass ist doch noch viel zu heiß. Warte noch kurz.“ Daraufhin schüttle ich allerdings sachte den Kopf und trinke demonstrativ noch einen schluck. Die Tasse ist jetzt schon mehr als zur Hälfte leer. „Das kannst du nicht trinken, Miss.“, Sanji wird nervös, bewegt sich aber nicht von der Stelle. Er weiß nicht, was er machen soll. Okay, vielleicht war es doch etwas zu heiß. Meine Zunge kribbelt und mein Gaumen brennt. Ich muss ein leises Husten unterdrücken und spüre, wie mir die Hitze die Speiseröhre heruntergelaufen ist. Wieder lege ich die Lippen an den Rand der Tasse, komme diesmal aber nicht zum Trinken. Sanji zieht mir die Tasse sofort aus den Händen. Erst jetzt sehe ich zu ihm auf, lasse meine Hände erst in meinen Schoß fallen, fange aber sofort an, an meinen Fingernägeln zu knibbeln. Er sieht mich fassungslos an, weiß nicht, was er sagen oder denken soll und ob ich gerade wirklich das gemacht habe, was er glaubt, aber mein Blick findet nur wieder die Tasse in seiner Hand. Ich bleibe sitzen, zwinge mich dazu nicht nach ihr zu greifen und blicke dann zur Seite weg. Erst jetzt öffnet Sato wieder die Tür, hat anscheinend etwas in der Hand und sieht mich sofort an, als er durch die Tür kommt. Sanji allerdings dreht sich ihm sofort entgegen, die Tasse noch in der Hand. „Was ist los mit ihr? Was hat sie?“, will er sofort wissen, aber Sato spricht nur aus, was ich ihm schon gesagt habe. „Sie hat einen Nervenzusammenbruch. Das bekomm ich aber wieder hin. Sie braucht nur ne Pause und-„ „Ich glaub, sie hat sich gerade verletzt.“ So ein Schwachsinn. Doch bei Sanjis Worten hält Sato sofort inne, sieht zu ihm auf und bleibt stehen. „Was meinst du?“ „Hier.“, Sanji hält ihm die Tasse in seiner Hand entgegen, „Der ist noch viel zu heiß und sie hat die Tasse beinahe auf einen Zug geleert.“ Er übertreibt. Auch, wenn mir jetzt noch alles brennt. „Sato sieht erst die Tasse, dann mich an. Er geht vor mir in die Hocke, sucht von unten meinen Blick und ich weiß, dass er sich ganz genau meine Lippen ansieht. „Ist das wahr? Schieda. Hey.“ Ich antworte mit Absicht nicht, weiche seinem Blick weiter zur Seite aus und bewege meine Zunge etwas in meinem Mund, was ich aber sofort bereue als ich spüre wie sie an meinem Gaumen reibt. Autsch. „Mach den Mund auf. Komm schon.“ Ich will nicht. Das ist nicht schlimm. Sanji übertreibt. „Ich bin auch nicht sauer, versprochen. Mach den Mund auf.“ Daraufhin sehe ich dann doch wieder zu ihm. Erst, als ich sehe, wie er mich ansieht, wie viele Sorgen er sich um mich macht, seufze ich innerlich tief. Okay. Also öffne ich nach kurzem Zögern den Mund und lasse ihn meine rote Zunge, meinen roten Gaumen und Rachen sehen. Er zeigt keine Reaktion, sieht es sich an und sieht dann zur Seite weg, als ob er etwas sucht. „Ich hab dir was mitgebracht. Ich will, dass du die schluckst, okay?“, er erhebt sich für einen Moment, geht ein paar Schritte um sein Bett und ich sehe das er eine Wasserflasche holt. Mir was mitgebracht? Was denn bitte? Als wenn ich es nicht schon wissen würde. Wieder geht er vor mir in die Hocke, sieht zu mir auf und zeigt mir die kleine, rosa Pille zwischen seinen Fingern. Die gibt er mir nicht, erst nur die Flasche Wasser. „Machst du das? Nur dieses eine Mal?“ Er redet mit mir wie mit einem Kleinkind. Das ist alles so extrem peinlich. Und Kompliziert. Er hat doch gar keine Ahnung, wie ich mich jetzt fühle. Er hat noch keinen Steckbrief. Sanji schon. Als ich wieder an ihn denke, kann ich nicht anders und sehe zu ihm auf. Er beobachtet mich, hält meine Tasse noch immer in der Hand, zeigt mir aber nicht, was er denkt. Oh Gott, wie peinlich ist das hier eigentlich? Muss Sanji dabei sein? Aber wenn ich jetzt wieder anfange zu stottern, wird alles nur noch peinlicher. Ich atme einmal tief durch, nicke dann aber doch, greife die Wasserflasche, schraube den Deckel ab und öffne den Mund erneut. Sato legt mir die Pille hinter die Zähne. Er hätte sie mir nicht gegeben. Er will sicher sein, dass ich sie schlucke. Also setze ich das Wasser an meine Lippen und trinke einen schluck. Ich spüre sofort, dass sich das Wasser wie Eiswasser in meinem Mund anfühlt. Es brennt und ich kann spüren wie es meine Speiseröhre herunterfließt. Hat das gerade schon so wehgetan? Verdammt. Ich benötige aber noch einen Schuck um die Pille herunterspülen zu können und setze dann die Flasche Wasser ab, öffne erst den Mund, damit er sehen kann, dass die Pille weg ist, bevor ich mir mit dem Handrücken über die Lippen wische. Ich kann nicht unterdrücken die Augen dabei zu zu kneifen. Es tut wirklich weh. Aber wieso jetzt mehr als gerade? Was war denn an dem Cappuccino anders als am Wasser. Das dürfte doch eigentlich gar nicht wehtun. Oder doch? „Hey, was ist denn hier los? Gibt’s hier was umsonst?“ Jetzt steht auch noch Ruffy in der Tür und ich kann hören, dass jemand die Tür zur Küche öffnet und ihm anscheinend folgt um zu sehen, wohin denn jetzt alle verschwinden. Als Sato das realisiert, zieht er die Luft in seine Lunge, erhebt sich vor mir, greift Sanji an Arm, zieht ihn daran nach Draußen und schiebt Ruffy mit der anderen Hand aus seinem Zimmer. „Alles ist super. Geht Frühstücken.“, sagt er nur und ich sehe Ruffy hinterher, der mich die ganze Zeit angesehen hat, auch als er schon von Sato zurück aus dem Zimmer geschoben wurde. „Hey, was soll das? Was ist denn los?“ „Wo bleibt ihr denn die ganze Zeit?“ Jetzt ist auch noch Franky auf dem Flur und ich kann spüren, wie ich kurz aufzittere. Ich bin komplett mit meinen Nerven am Ende. Und jetzt weiß es fast jeder. „Alles ist super. Wir kommen gleich nach. Geht schon mal vor.“, wiederholt Sato nochmal bevor er die Tür schließt und sofort den Schlüssel im Schloss umdreht, als er es geschafft hat. Augenblicklich dreht er sich zurück zu mir, aber ich schweige. Ich kann ihm ansehen, dass er sich Sorgen macht. Aber jetzt hat er mir ja eine von seinen scheiß egal Pillen gegeben. Dann geht’s mir gleich eh wieder gut. Er bleibt bei mir, wir beide ignorieren die Stimmen auf dem Gang und ich bin mir ziemlich Sicher, dass Ruffy in meinem Zimmer auf mich wartet. Es dauert Minuten, bevor ich spüre, dass ich innerlich ruhiger werde. Ich atme schon die ganze Zeit ruhig, bin nicht aufgekratzt oder sonst was. Aber jetzt scheinen sich meine Gedanken irgendwie ordnen zu können. Also bin ich es, die die Stille unterbricht, damit Sato weiß, dass es mir jetzt etwas besser geht. Aber ich weiß, was er jetzt nicht hören will. Und das ist eine Entschuldigung. „Ich weiß nicht, was los war.“ Kein Stottern mehr. Wie nach zwei gläsern Bier. „Soll ich dir sagen, was los war?“, fragt er nach kurzer Zeit einfach und sieht von der Seite zu mir auf. Ich schweige als Antwort und warte auf das, was er zu sagen hat. „Das ist das schlimmste, was du dir immer vorgestellt hast. Öffentlichkeit.“ Das schlimmste, was ich mir immer vorgestellt habe? Okay? Und wieso wusste ich bis jetzt nichts davon? Wieso sollte es das Schlimmste – „Das mit dem Lötkolben habe ich dir schon ganz am Anfang erklärt. Das war mit das erste, was ich dir gesagt habe. Verrate es keinem. Wenn du es verrätst, wirst du mit dem Stottern keine Probleme mehr haben.“ Als ich die Worte von ihm höre, schon wieder nach so langer Zeit, fühle ich mich Plötzlich viel kleiner. Mein Magen kribbelt und mein Herz schlägt schneller. Es fühlt sich genauso an wie damals. „Jetzt schreien die es an deiner Stelle- Sogar in deinem Namen, in die ganze Welt. Jeder weiß, weswegen du verurteilt wurdest und dein Geheimnis, das wichtigste Geheimnis, was du hast, ist keins mehr. Wenn jemand nicht weiß, was diese Verbrechen gegen die Guten Sitten sind, dann muss er sich nur ein Gesetzesbuch schnappen und es nachlesen. Es wird auch nicht lange dauern bis es jeder hier auf dem Schiff weiß. Wenn sie es nicht schon ahnen. Wenn du Pech hast, werden sie es nicht verstehen. Und wenn du wirklich viel Pech hast, dann werden wir uns was neues einfallen lassen müssen. Von uns weiß jetzt jeder, wer du bist. Und wenn man dem glauben kann, was in der Zeitung steht, dann werden die Soldaten nicht mehr gut auf dich zu sprechen sein, wenn sie dich im nächsten Musikzimmer sehen. Ganz im Gegent-„ „W-Wieso sagst du mir das alles?“, muss ich ihn einfach unterbrechen, als er mir das alles sagt. Ich habe die Stelle mit der Marine und den neuen Gesetzen komplett überlesen. Das heißt, ich bekomme selbst unter denen, denen ich immer am meisten vertraut habe, Feinde. Ich kann mir das alles nicht anhören. Das wollte ich nie. Ich hätte nie gedacht, dass das alles solche Ausmaße annimmt. „Damit du drauf vorbereitet bist. Stell dich bitte auf das schlimmste ein, kannst du das?“ „Und was wäre das Schlimmste?“, muss ich ihn jetzt doch fragen und sehe von der Seite zu ihm auf. Er zögert einen Moment, sagt es dann aber so selbstverständlich, als dass er sich wundert, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin. „Dass Donna dich Opfert.“ Mein Blick weitet sich augenblicklich. Ich kann mich nicht bewegen. Die Worte treffen mich tiefer, als ich es erklären kann. Es ist wichtig, dass wir keine Aufmerksamkeit erregen. Es ist wichtig, dass wir im Schatten bleiben. Ich kann das jetzt nicht mehr. Ich errege Aufmerksamkeit. Und das so viel, dass die sich wegen mir neue Gesetze ausdenken werden. Aber das würde Donna doch nicht machen, oder? Oder? Okay, wenn ich bis jetzt noch keine Angst heute hatte, dann habe ich sie jetzt. Donna hat die Möglichkeit mir mein Leben wegzunehmen. Sie hat die Macht dazu. Und damit meine ich nicht unbedingt, dass sie mich umbringen lassen wird. Sie wird mich verbannen. Oh, Gott, bitte nicht. Alles, nur nehmt mir nicht das weg. Wenn ich nicht mehr ins Musikzimmer darf, was mach ich dann? Was macht Ruffy dann? „Ich-ich-ich-ich muss-„, stammle ich und hab plötzlich das Gefühl mich bewegen zu müssen. Ich muss hier weg. Also erhebe ich mich vom Bett, spüre aber sofort wie Nervös ich bin, was ein Kribbeln in meinen Beinen nach sich zieht. Ich stehe unsicher, man sieht es mir aber nicht an. Sato sieht mir nach, ich gehe zwei Schritte auf die Tür zu, will aber nicht aus dem Zimmer weil die anderen draußen sind und vielleicht sogar schon auf mich warten. Also drehe ich mich um und gehe auf das Fenster zu. Ich fange an nervös auf und ab zu gehen, sehe dabei auf den Boden und schlinge die Arme um meinen Bauch. „Ich-ich muss- Ich muss- muss irgendwas machen. Ich kann- Ich kann-„ „Beruhige dich. Du kannst jetzt nichts machen.“ Wieso hat er das gerade alles gesagt? Meine Gedanken Kreisen nur noch um das eine Thema. Was mache ich, wenn ich nicht mehr das habe, was ich brauche? Ich bekomme echt Angst. Schon fast Panik, gehe wieder auf die Tür zu, drehe mich aber dann doch wieder zur Seite weg. „A-a-ab-ab-ab-ab-aber i-i-i-ich- un-un-un-und-und-„ Ich bekomme bald keinen Ton mehr über die Lippen, atme tief durch und bleibe irgendwann einfach mitten im Raum stehen, weil ich anfange zu verzweifeln. Das kann Donna nichtmachen. Oh, Bitte nicht. Wenn sie das macht, dann stelle ich mich freiwillig. Das ist das Schlimmste, was ich mir ausdenken kann. Schlimmer als die Sklaverei. Schlimmer als alles. „Aber so schlimm ist es ja nicht.“, sagt Sato dann plötzlich, was mich dazu bringt zu ihm aufzusehen. Er steht immer noch am Schreibtisch, die Arme vor der Brust verschränkt und sieht mich an. Ich blinzle etwas, verstehe nicht, was er meint. Wieso, es ist nicht so schlimm? Das ist doch der momentane Stand, oder nicht? „Du wirst nur gesucht, Kurze. Genau wie Donna selbst. Genau wie jeder von uns. Die Tatsache, dass die ein Foto von dir und deinen Namen haben macht es nicht schlimmer. Im Gegenteil. Du bist jetzt echt bekannt bei uns allen. Natürlich ist das mit dem Gesetz nicht so toll, aber die haben doch, wenn man ganz ehrlich ist, nur auf eine Gelegenheit gewartet um sich wieder so einen Schwachsinn ausdenken zu können. Dass die Marine selbst der Schwachpunkt in dem Gesetz gegen die guten Sitten ist, das haben die mit Sicherheit schon lange geahnt. Du warst nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort. Das kann dir keiner Vorwerfen. Außerdem wird Ruffy ja auch mit Steckbrief gesucht. Nur, weil sie bei ihm nicht geschrieben haben, dass er dazu gehört heißt nicht, dass du eine größere Gefahr bist als er. Wenn die Marine ihm in ein Musikzimmer folgt ist das genauso schlimm als würden sie dir folgen. Das ist genau das gleiche. Mach dich nicht fertig, okay? Es könnte alles noch viel schlimmer sein. Hast du ja gerade selbst gemerkt.“ Als er sieht, dass sich bei seinen Worten Tränen in meinen Augen sammeln, ich aber gleichzeitig nicht aufhören kann zu lächeln, kann er auch sein Lächeln nicht verhindern. „D-d-du däm-mlicher Psychiater.“ „Hey, es geht doch nichts über ein Fernstudium.“, grinst er mich an und ich atme erleichtert auf. Oh Gott, ich war so verzweifelt. Ich lasse meine Arme fallen, werfe grinsend den Kopf in den Nacken und atme frei. Es könnte wirklich alles viel schlimmer sein. „Das macht es trotzdem nicht perfekt, vergiss das nicht.“, unterbricht er dann meinen Gedanken, kann mich aber gar nicht ausbremsen. Ich weiß schon. Aber ich darf weiter so leben, wie ich will. „Schon klar.“ „Wie geht es deiner Zunge?“ Oh. Jetzt zieht er mich doch wieder runter. Ich schließe die Lippen, bewege meine Zunge einmal ganz automatisch in meinem Mund gegen meinen Gaumen und zucke als Antwort kurz mit den Achseln. „Fühlt sich an, als hätte ich ne Schicht Mehl auf der Zunge. Aber das tut nicht mehr weh oder so.“ „Wieso hast du das gemacht?“ Ich antworte ihm nicht sofort, habe selbst ja immerhin noch nicht wirklich darüber nachgedacht. „Ich weiß nicht genau. E-es hat sich nur vorher alles so be-betäubt angefühlt.“ „Wegen deinem Nervenzusammenbruch?“ Daraufhin nicke ich sachte und kann nicht unterdrücken zu ihm auf zu sehen. Reicht ihm die Erklärung schon? „Ich will nicht, dass du wieder anfängst, das weißt du.“ „Da-das war was anderes.“ „Was ist daran so anders? Selbstverletzung ist nicht nur Ritzen, Schieda. Das weißt du.“ „Aber-aber ich wollte nicht, dass ich m-mich selbst verletze. Das hab ich schon Jahre n-nicht mehr gemacht.“ Und das ist sogar die Wahrheit. Daraufhin seufzt Sato leise, stößt sich vom Tisch ab und geht an mir vorbei zur Tür. „Stell die Uhr wieder auf null. Rückfälle sind wahrscheinlich. Ist nicht so, als dass ich nicht schon öffter befürchtet habe, dass du es wieder machst. Nach der Geschichte mit deiner Mutter besonders-„ „Das w-war was anderes. Und-und da hab ich es auch ni-nicht gemacht.“ „Aber du hast einen Skill benutzt. Und zwar einen echt starken.“ Auf das Wort lege ich die Stirn in Falten. Ein was? Als er meinen verwirrten Blick sieht, dreht er sich doch wieder von der Tür weg und sieht mich an. „Skills sind Dinge, die gefährdete Personen machen, damit sie sich nicht selbst verletzen müssen. Zum Beispiel scharfe Peperoni essen oder ein Gummiband gegen den Arm schnipsen lassen. Andere Duschen dann einfach mal ganz heiß oder gehen ganz einfach trainieren. Du hast dir die Haare abgeschnitten. Und das mit nem Messer. Das bedeutet so einiges, aber lass uns ein anderes Mal drüber reden, okay? Das wäre jetzt wirklich zu viel.“, stellt er leise fest, doch ich schweige darauf. Wow. Das hat er sich damals also gedacht. Oder eher gesagt in die Richtung hat er mich Analysiert. Schon komisch, wenn einem das so einfach gesagt, oder erklärt wird. Sato schließt die Tür wieder auf, öffnet sie Weit und bleibt neben ihr stehen während er mich ansieht. Ich soll gehen. Er zwingt mich nicht dazu, bleibt die ganze Zeit über höflich und spricht es nicht einmal aus. Aber die Zeit, mit ihm zu reden, ist wohl um. Also gehe ich an ihm vorbei, weiche jetzt schon wieder seinem Blick aus und spüre wirklich, wenn ich so darüber nachdenke, dass er mich wieder in die Spur bekommen hat. Kapitel 2: Das wusste ich nicht ------------------------------- Kapitel 2 Ich gehe sofort in mein Zimmer. Ich will jetzt niemanden sehen. Das alles, was gerade passiert ist, das kann ich nicht erklären. Das will ich nicht erklären müssen. Nur leider ist das nicht so einfach, wie ich es mir gedacht habe. Einfach den anderen ausweichen? Von wegen. Ruffy sitzt im Schneidersitz auf meinem Bett, als ich rein komme. Ich schließe die Tür hinter mir, ohne etwas zu ihm zu sagen. Denn erst jetzt habe ich das Gefühl, dass wir wirklich alleine sind. „Hi, Käpten.“, sage ich leise und lehne mich mit dem Rücken gegen die Tür, sehe aber nicht zu ihm auf. Ihn kann ich einfach nicht ansehen. „Was war gerade los?“ Okay. Das wird jetzt schwer. Ruffy hat keine Ahnung von dem, was mit mir los ist. Er hat keine Ahnung davon, dass ich mich damals selbst verletzt habe, er hat keine Ahnung von meiner Kindheit und schon gar nicht von meiner Mutter. Das einzige, was er weiß, ist das von Dominik. Und da war er nicht dabei. Er hat mich auch nicht gerettet. Er hat mich, nachdem ich mich selbst befreien konnte, lediglich abgeholt. Und danach hat ihn die Tatsache so fertig gemacht, dass er mir nicht helfen konnte, dass er sich von mir fern gehalten hat. Tagelang hat er mich nur angeschwiegen. Ich hab die ganze Zeit gedacht, er sei sauer auf mich. Aus irgendeinem Grund, der mir nicht einfällt. Dabei hat er einfach Zeit für sich selbst gebraucht. Damit er damit klar kam, dass er mir nicht helfen konnte. Er hat bis jetzt jedem geholfen. Jedem, der hier auf diesem Schiff mit uns mit fährt. Nur mir nicht. Bis vor zwei Monaten. Als Bokuso mich folterte, mich vergewaltigte, wurde Sato gezwungen es sich anzusehen. Er wollte ihn damit unter Druck setzen, die Schule, den BDSM-Club auf der Insel, zu verraten. Das mit Bokuso war anders als mit Dominik damals. Bei Dominik hatte ich keine Hoffnung, jemals wieder von ihm weg zu kommen. Bei Bokuso wusste ich es zwar, aber er hat etwas mit mir gemacht, was ich als schlimmer empfinde als das, was Dominik mit mir gemacht hat. Er hat mir dabei nicht wehgetan. Jedenfalls nicht am Anfang. Ich weiß noch, dass mein Körper auf alles reagierte, was er mit mir machte. Dass ich sogar feucht wurde und sich in einem Moment die Muskeln in meinem Unterleib so zusammenzogen, dass es mir gefiel. Als er das spürte, wusste er, was ich bin. Wie ich bin. Und ab da war nicht mehr Sato sein Ziel. Ich war es. Und ab da hat er darauf geachtet, dass es mir nicht mehr gefallen würde. Egal, wie masochistisch ich veranlagt bin. Ich kann nicht vergessen, was er mir angetan hat. Ich wache immer noch manchmal in der Nacht auf und träume davon mich von ihm nehmen zu lassen, was ich aber selbst nicht will. Ich bin glücklich mit Ruffy und schäme mich für diese Träume. Ich verzweifle an meinen Gedanken und konnte irgendwann nicht unterdrücken es Sato zu sagen. Auch, wenn er dabei war, das musste er doch verstehen. Irgendwie musste er das verstehen, er hat es doch Studiert. Wenn er es nicht wissen würde, dann wüsste ich nicht, was ich von mir selbst denken sollte. Was ich fühlen sollte. Aber ich kann mich auf ihn verlassen. Nachdem ich ihm einen Traum beschrieben habe, sagte er zu mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsse. Er hat mir irgendeine freudsche Theorie erklärt, in der wir im Traum mit unseren Instinkten und unserem gesellschaftlichen Ich auseinandersetzen. Manche Frauen träumen davon mit ihren Söhnen zu schlafen. Andere bringen im Traum all ihre Kinder um. Das hat nichts mit unseren wirklichen Wünschen zu tun. Das sind nur unsere Instinkte, die sich melden, wenn wir nichts dagegen machen können. Die verstecken sich in Träumen auch gerne in subtilen Botschaften. So kann es sein, dass wir träumen, dass jemand neben uns raucht und wir uns an der Zigarette verbrennen. Das kann der Wunsch danach sein, von dieser Person gefickt zu werden. Um es mal ganz klar zu sagen. Die Zigarette symbolisiert seinen Penis und das Gefühl, der Schock, als wir uns verbrennen, ist der Orgasmus, den wir gerne hätten. Das alles ist sehr theoretisch und kompliziert, aber als er mir das so erklärt hatte, war ich schon beruhigt. Wenigstens weiß ich, dass ich es nicht wirklich will, auch wenn mir meine Träume etwas anderes sagen. Ich rede wieder öfter mit Sato. Beinahe regelmäßig. Und damit meine ich nicht das miteinander Reden, wenn wir nebeneinander am Tisch sitzen und essen. Ich meine das Reden, wenn wir beide alleine in einem Zimmer sind und ich ihm sage, worüber ich in letzter Zeit viel nachdenken muss. Nach der Aktion, die er sich mit Sanji zusammen ausgedacht hatte, gibt es natürlich wieder ein Thema. Das eine, große Thema aus meinem Leben, auf das ich gerne verzichtet hätte. Meine Mama. Eine hinterhältige, psychisch labile, verletzende, eitle, selbstsüchtige Prostituierte mit langen, blonden Haaren und Minderwertigkeitskomplex, den sie gekonnt an mir ausgelassen hat. Ich kann sie einfach nicht aus meinen Gedanken verbannen, auch wenn ich das gerne machen würde. Sie ist immer noch meine Mama. Ich hatte Sato schon einmal gesagt, dass es mir leichter fallen würde, wenn ich mir einfach vorstelle, dass sie gestorben ist. Davon hat er aber abgeraten. Damit würde ich das Problem nur verdrängen und nicht verarbeiten. Aber wenn ich das Problem damit nicht mehr habe, dann wäre es doch gut, oder nicht? Naja, ich verstehe das alles eh kaum, er ist der Studierte und nicht ich. Das hilft mir aber alles nicht in dieser Situation. Wie kann ich das erklären, dass Ruffy das versteht? Oder will ich es ihm gar nicht erklären? Ach, menno. Was mach ich jetzt? Ich kann ihn unmöglich anlügen. Nicht schon wieder. Ich hatte ja bis jetzt Glück, dass er das mit Sanji nicht rausgefunden hat. Denn es gibt einen guten Grund, wieso er Miss zu mir sagt. Bis jetzt hat Ruffy mich noch nie etwas wichtiges wegen meiner Vergangenheit gefragt. Naja, eigentlich hat er das jetzt auch nicht. Ich kann ihm antworten, ohne es ihm zu erklären. „Das ist et-etwas kompliziert.“, will ich erst anfangen, aber selbst das scheint ihm schon zu reichen. Was mich überrascht. „Was hat Sato dir gegeben?“ Hat er gesehen, wie er mir die Pille gegeben hat? Wie lange stand er schon in der Tür? „Nur was f-für meine Nerven.“ Stimmt ja sogar. Ich kann hören, wie Ruffy langsam vom Bett rutscht um zu mir zu kommen, aber er redet einfach weiter. „Hast du das öfter?“ Klasse. Ich muss gar nicht lügen. Aber auf die Frage zucke ich nur kurz mit den Achseln. Ich muss mich aber daran erinnern, dass es Ruffy ist, mit dem ich rede. Eine Bewegung als Antwort reicht ihm zwar bei anderen, aber nicht bei mir. „In l-le-letzter Zeit nicht so.“ Ruffy kommt auf mich zu und als ich das sehe, drücke ich ganz automatisch meinen Rücken durch und löse mich so von der Tür. Ich stelle mich ganz gerade hin, sehe aber nicht zu ihm auf. Wie könnte ich? „Ich bin heute richtig stolz auf dich. Ich will, dass du heute auch stolz auf dich selbst bist. Sonst vermiest du mir den ganzen Spaß.“ Ich schweige, aber spüre schon, wie meine Wangen kribbeln, als ich rot werde. Ich muss mich wirklich darauf konzentrieren ein Grinsen zu verkneifen, als er das so zu mir sagt, senke meinen Blick also einmal kurz gegen den Boden unter mir, bevor ich den Kampf gegen mein Grinsen aufgebe und vorsichtig als Antwort nicke. „Wie lang ist das längste Seil, was wir haben?“, fragt er dann einfach, was mich dazu bringt mein Bett einen Moment anzusehen. Das längste Seil, was ich habe? „Zwanzig Meter, Käpten.“ „Das ist zu viel.“, stellt er leise fest und mustert mich einen Augenblick offensichtlich von ben bis unten. Diesmal schaltet er nicht so plötzlich vom Spielkind zum Dom, wie er es sonst gerne macht um mich aus dem Konzept zu bringen. Das hier ist jetzt eher ein fließender Übergang. Ich kann richtig hören, wie sich seine Stimme bei jedem Satz verändert. Faszinierend. „Ich brauche eins, was sieben Meter lang ist. Acht geht auch, hast du das?“ Ich muss über die Frage gar nicht nachdenken, frage mich allerdings ernsthaft, was er sich schon wieder ausgedacht hat. „Ich hab zehn und fünf Meter. Aber-„ „Das habe ich nicht gefragt. Hast du sieben Meter?“ Wie er es schafft mich einfach nur aus dem Konzept zu bringen, indem er mich unterbricht. Und das mit dieser kalten Stimme. Oh, Gott. „I-ich-ich hab keine s-s-„ Ichbreche ab, als ich höre wie Ruffy grinsend über mich en Kopf schüttelt. Jetzt ist mein Grinsen allerdings schon lange verschwunden. Ich werde viel mehr nervös. „Aber du hast ne Schere hier, oder?“ „J-ja, Käpten.“ „Gut, dann machen wir uns einfach sieben Meter.“, denkt er seinen Gedanken laut zu ende, dreht sich zu meinem Bett und zieht meine Spielzeugkiste mit einem kleinen Rück hervor, schiebt den Deckel zur Seite und grift an die Seite, an der die Seile liegen. Ich habe auf die breiten Gummibänder die Längen geschrieben, als ich sie zusammengefaltet habe. Er sucht nur kurz, nimmt dann ein zehn Meter Seil, geht an meinen Schreibtisch, öffnet eine Schublade, greift die Schere darin und kommt mit beiden Dingen auf mich zu, bleibt aber wieder weit vor mir stehen. Ich kann seinen Blick förmlich spüren. Er sieht mich an, als hätte ich etwas nicht getan, was ich eigentlich schon lange hätte machen müssen. „Zieh dich endlich aus.“, sagt er dann so, als ob er nicht verstehen könnte, wieso ich es nicht schon getan habe, als er das Seil gesucht hat. Ich greife den Saum meines Pullovers, ziehe ihn mir über den Kopf aus und in dem Moment, als ich meine Hände mit Pullover sinken lassen kann, greife ich meine Hose, öffne den Knopf nicht einmal sondern ziehe sie einfach herunter. Stretch ist praktisch, wenn man sich schnell ausziehen will. Ich steige aus meiner Hose, lasse den Pullover daneben liegen und greife in meinen Rücken, um meinen BH zu öffnen. Es dauert nicht lange, bis ich vollkommen Nackt vor ihm stehe. Meine Wangen kribbeln, so rot bin ich und atme einmal tief durch als ich spüre, dass ich jetzt bereits, nur weil ich in dieser Situation bin, erregt, wenn auch noch nicht wirklich feucht, werde. Er sieht mich erst nur an, schweigt aber lange. Ruffy hält die Schere nur noch dadurch in der Hand, dass er einen Finger durch den Griff führt und sie selbst dabei aufklappt. Er konzentriert sich auf das Seil in seiner Hand, obwohl ich das Gefühl habe, dass er mich trotzdem noch immer ansieht. Ich will aber nicht zu ihm aufsehen. Ich will seinen Blick gar nicht sehen. Das Seil fällt geöffnet zu Boden, er hält ein Ende aber noch immer in der Hand und zieht es sich so durch die Finger, dass er das Seil doppelt hält. Jetzt kommt er erst wirklich auf mich zu, legt mir die Schlaufe, die dadurch entstanden ist, um den Hals, nein, in den Nacken und beide Seiten des Seiles fallen nun gleich lang vor mir an meinen Brüsten vorbei zu Boden. Jetzt weiß ich schon, was er machen will. Oder eher gesagt, ich ahne es. Er führt die Schere kurz an seine Lippen, hält sie so jetzt mit dem Mund fest um sich besser auf seine Hände konzentrieren zu können, greift beide Enden des Seils und zieht einen Knoten, der nun vor meinem Brustbein, aber noch über meinen Brüsten hängt. Jetzt hängt mein Kopf wirklich in einer Schlaufe, die aber so locker ist, dass ich sie ohne Probleme über meinen Kopf ziehen könnte. Er setzt einen Knoten darunter. Und noch einen. Jetzt habe ich einen Knoten vor meinem Brustbein auf der Höhe meiner Nippel, einen am Ende meiner Rippen und einen auf meinem Bauch. „Dreh dich um.“, befiehlt er beinahe beiläufig doch das ist der Moment, in dem ich mich Innerlich überwinden muss, auf ihn zu hören. Die Narben auf meinem Rücken stören mich noch immer. Ich habe sie von der Folter, die Dominik mir damals angetan hat. Siebenundzwanzig Narben quer über meine Rückseite von meinem Nacken bis unter meine Füße. Wenn ich nicht wüsste, dass Ruffy sie schon kennt, könnte er mir das Zögern anmerken. Aber ich bewege mich zu schnell, als dass er es ahnen könnte, drehe mich um und bleibe mit dem Rücken zu ihm stehen. Er geht in die Knie, legt dabei eine Hand auf meine Hüfte, greift mit der anderen zwischen meine Beine, berührt mich aber kaum. Er greift nach dem Seil, zieht es so zwischen meine Beine nach hinten und ich spüre sofort, wie es sich auf meinen Venushügel ablegt. Erst jetzt werde ich richtig feucht. Ruffy achtet darauf, wo das Seil entlang führt, führt es mit zwei Fingern an meinen Schamlippen vorbei und will wohl sicher sein, dass es nicht zwischen sie rutscht, als er sich hinter mir wieder aufrichtet, das Seil aber dauerhaft so gespannt hält, dass es nicht mehr verrutscht. Ich schließe bei der Berührung die Augen, spüre ein sich ausbreitender Schauer auf meiner Haut und als er wieder meine Haut streift, bekomme ich eine Gänsehaut. Es fühlt sich so gut an, wenn er das macht. Er führt das Seil unter die Schlaufe in meinem Nacken, so dass das Seil sich selbst oben hält. Jetzt trennt er die beiden Enden wieder voneinander, hebt mit einer Hand meinen Arm, führt das Seil darunter nach vorne zu meiner Brust, von hinten durch die erste Schlaufe über meinen Brüsten und wieder zurück auf meinen Rücken. Das gleiche mit der anderen Seite. Es dauert nicht lange, bis er das Seil immer wieder von hinten nach vorn durch die Schlaufen zwischen den Knoten führt, dass mein gesamter Körper, bis eben auf meine Arme und Beine, verschnürt ist. Ich spüre den Drück des Seils, spüre das Reiben der glatten Fasern auf meiner Haut und atme leise tief durch, während Ruffy mich fesselt. Als er die beiden Enden zum Schluss wieder vorne durch die letzte Schlaufe zieht, legt er seine Hände auf meine Hüfte und dreht mich wieder zu sich. Schade, schon vorbei. Das war wirklich schön. Das ist unsere Art von Romantik. Als er wieder mein Gesicht sehen kann, öffne ich meine Augen, wenn ich auch noch etwas desorientiert bin und mich zwingen muss, das Gleichgewicht zu halten. Ich war komplett unter seinen Händen entspannt. Er knotet die beiden Enden vor meinem Bauch zusammen, aber es ist wirklich noch etwas zu lang. Erst jetzt nimmt er wieder die Schere aus seinen Lippen und ich kann und will in dem Moment nicht unterdrücken mir seine Lippen anzusehen. Er ist so perfekt. Oh, Gott, ich würde seine Lippen jetzt so gerne berühren. Einfach nur mit dem Finger drüber streichen, so dass es ihn kitzelt. Bei dem Gedanken schlingt mein inneres Ich schon die Arme um ihn, zieht ihn an sich und bleibt mit den Lippen ganz nah vor seinen, atmet leise auf seine Haut während sie mit der Spitze ihres Fingernagels über seine Lippen gleitet. Bei dem Gedanken kann ich nicht anders und muss mir leicht auf die Unterlippe beißen, damit er es mir bloß nicht ansieht. Wenn er es nicht schon lange weiß. Ob er, gerade weil ich mir auf die Unterlippe beiße, weiß was ich denke? Er sieht mich nicht an, nimmt die abgeschnittenen Seilstücke zusammen mit der Schere in eine Hand und greift dann plötzlich mit der freien Hand so sicher zwischen meine Beine, dass ich aufzucke. Sofort reiße ich meinen Blick von seinen Lippen los, sehe zur Seite weg auf den Boden, bewege mich aber nicht weiter. Er streicht mit dem Mittelfinger zwischen meinen Schamlippen, während sein Zeige und Ringfinger auf eben diesen aufliegt. Er gleitet so problemlos in mich, dass ich nicht unterdrücken kann die Luft aus meiner Lunge zu stoßen. Nur nicht stöhnen. Nur nicht keuchen. Ganz ruhig. „Du bist schon wieder viel zu feucht.“, stellt er leise fest und ich spüre seinen Blick. Er sieht mich direkt an und ich bin mir jetzt fast sicher, dass er gerade meinen Blick auf seinen Lippen gespürt hat. Ob mein Blick auf seiner Haut genauso kribbelt wie sein Blick auf meiner? „E-entschu-uldigung, Käp-Käpten.“, stottere ich denn genau, in dem Moment, als ich anfange zu sprechen, beginnt er seinen Finger in mir zu bewegen. Das macht er mit purer Absicht. Ihm gefällt, wie meine Stimmlage sich verändert, höher wird, wenn ich ihm antworten muss, wenn er in mir ist. Egal, ob es nur ein Finger ist oder mehr. Er reagiert gar nicht auf meine Entschuldigung, nimmt seinen Mittelfinger hinzu und ich spüre, wie er sich bewegt. Ich weiß, was er vorhat. Bei dem Gedanken stoße ich von innen mit meiner Zunge gegen meine Lippen, zeige es ihm aber nicht. Er nimmt meine Feuchtigkeit mit zwei Fingern auf, achtet darauf, dass er sie nicht verliert, als er sich aus mir löst und sieht sich selbst noch einmal ganz offensichtlich an, was er da an seinen Fingern hat. Ich folge seinem Blick auf seine Finger und spüre bei dem Anblick ein sofortiges Ziehen tief in meinem Unterleib. Es ist durchsichtig, sieht fast aus wie Wasser. Wasser mit viel karamellisiertem, weißen, flüssigen Zucker. Es zieht noch einen ganz dünnen, feuchten Faden bis zwischen meinen Beinen, den Ruffy mit einer kurzen Handbewegung durchtrennt. Dann trifft sein Blick wieder mich und ich blicke ganz automatisch zur Seite weg. „Mund auf.“, befiehlt er leise und ich gehorche sofort, öffne meinen Mund und lege sogar meine Zunge etwas auf meine unteren Schneidezähne ihm entgegen. „So ist gut.“, lobt er mich leise, legt seine Finger auf meine Zunge und sofort bei seinen Worten fängt alles in mir an zu kribbeln. Er lobt mich. Das macht er nie. Ich kann nicht anders, schließe meine Lippen um seine Finger, schmecke den salzigen Geschmack meines durchsichtigen Zuckerwassers und lecke es vorsichtig von seinen Fingern. Es fühlt sich so gut an, ihn in meinem Mund zu spüren. Ich wünschte, ich könnte immer etwas von ihm in mir haben. Egal wo in mir. Hauptsache ich kann ihn spüren. Er zieht seine Finger nur langsam aus meinem Mund, so dass ich alles von meiner Feuchtigkeit hinter meinen Lippen behalten kann und ich kann ihm Augenwinkel sehen, dass er seinen Mund nicht schließt. Er ist fasziniert. Ob von dem Anblick, dem Gefühl oder meinem Gehorsam auf diesen Befehl, kann ich nicht sagen. Egal, was es ist. Ich bin der Grund. Kaum hat er seine Finger aus meinem Mund gezogen, gleitet er mit den Fingern wieder zwischen meine Beine. „Gleich nochmal.“ Diesmal dringt er nicht mit den Fingern in mich ein, holt die Feuchtigkeit nur von meiner Haut, führt sie aber mit derselben Vorsicht an meine Lippen. Jetzt sauge ich allerdings sofort an seinen Fingern, gleite mit meiner Zunge über seine Haut, zwischen seine Finger und schließe meine Zähne so weit, dass ich ihn einen Sekundenbruchteil folgen kann, wenn er sie aus meinem Mund herausziehen will. Doch er bewegt sich noch nicht, lässt mich seine Finger in meinem Mund von meiner Feuchtigkeit befreien und ich spüre, dass ich ihn jetzt so sehr in mir will. Er soll seine Finger gar nicht aus meinem Mund heraus ziehen. Er soll die Seilenden fallen lassen, seine Hose mit der freien Hand öffnen und mich ficken. Hier und jetzt. Er soll es gar nicht anders können. Es soll ihm Leid tun, wenn er es nicht macht. Nein, er soll gar nicht auf die Idee kommen, es nicht zu tun. Dann spüre ich wie er seine Finger auf meiner Zunge bewegt. Er fängt an mit mir zu spielen, aber ich gebe nicht sofort nach. Es ist immerhin mein Mund und da kann ich doch bestimmen, was mit mir passiert. „Sei nicht so gierig.“, ermahnt er mich keuchend, was mir zeigt, dass ich genau das mit ihm schaffe, was ich vorhabe. Als er das Lächeln auf meinen Wangen sieht, zieht er seine Finger aber mit einem Ruck aus meinem Mund und schlägt beinahe Zeitgleich mit der gleichen in einer fließenden Bewegung auf meine Wange. Nicht fest, nur schnell. Es reicht, um mich aus dem Konzept zu bringen. „Pass auf, was du machst.“, faucht er mich an und ich schließe die Augen, presse sie wirklich zu, und nicke heftig. „Tu-tut mir Lei-Lei-„ „Hab ich dir gesagt, es soll dir gefallen?!“ Er wird immer lauter. Das kenne ich von ihm und genau das ist es, was mich nervös werden lässt. Wenn er so wird, weiß ich nie, was er als nächstes macht. „N-nei-nein, Käp-„ „Was glaubst du eigentlich, was du da machst?! Findest du das irgendwie witzig?“ „N-n-„, er unterbricht mich sofort wieder, lässt mich gar nicht ausreden. „Du bist so ein hinterhältiges Miststück. Ich weiß genau, was du vorhast. Aber du glaubst doch nicht im ernst, dass ich dich die Kontrolle übernehmen lasse, oder?“ Er weiß, was ich denke. Ich schüttle sofort den Kopf, spüre meine Wangen glühen, weil ich mir vorkomme, als könnte er in meinen Kopf rein gucken und will schon antworten, als er wieder etwas sagt. Mich anfaucht. „Du wirst nie oben liegen, Miststück. Du hast nie die Kontrolle, verstehst du das nicht? Bist du wirklich so dämlich, dass du das nicht in deinen Kopf bekommst?“ „Käp-„ Eine weitere Ohrfeige unterbricht mich, diesmal aber härter als die erste. Mein Kopf wird leicht zur Seite geworfen, aber meine Brille hat er voll erwischt. Ich kann hören, wie sie irgendwo neben mir auf den Boden fällt. „Ich war noch nicht fertig!“ Das ist der Moment, auf den ich gewartet habe. Ich bin nicht nur nervös, ich bekomme Angst. Er bringt mich immer wieder an meine Grenzen und ich weiß nie, ob er sie überschreiten wird oder nicht. Jeder Schlag, jede Bewegung könnte schon zu stark für mich sein. Er ist schon einmal zu weit gegangen. Damals habe ich Schluss gemacht, habe es aber nicht lange ohne ihn ausgehalten. Ich habe Angst und liebe diesen Drahtseilakt gleichermaßen. „Du wirst dich jetzt schön wieder anziehen, hast du kapiert? Und ich will nicht, dass du auch nur einen Knoten lockerst. Du wirst deine verfickten Finger von dem Seil lassen, hast du kapiert?“ Ich warte einen Moment um ganz sicher zu gehen, dass er nichts mehr sagen will, stoße meine Antwort dann schnell mit meiner Zunge über meine Lippen. „Ja, Käpten.“ Sein Blick brennt sich auf meine Haut, ich spüre richtig, wie er mich anfunkelt. Doch selbst, als er die beiden Seiten des Seils zwischen meinen Beinen greift und sie so zusammenschiebt, zwischen meine Schamlippen, so dass mein Kitzler formlich von ihnen eingeklemmt ist, bewege ich mich nicht mehr als ein Zucken vor Schreck. Ich darf mich nicht bewegen. Ich bin so feucht, so erregt, dass ich die Luft in meiner Lunge halte um bei dem Gefühl der Seile um meinen Kitzler nicht stöhnen zu müssen. „Du bleibst so lange gefesselt, wie ich es will. Nur ich gehe an dieses Seil, nicht du. Und wenn ich dich bis morgen warten lasse, dann musst du eben warten. Du duscht mit dem Seil und du gehst mit dem Seil pissen. Ich will, dass es dich die ganze Zeit festhält. Und ich will, dass du an mich denkst, wenn du es spürst. Denk daran, was ich mit dir mache, wenn ich es dir wieder abnehme. Ich werde dir deinen kranken Verstand rausficken. Oh, das wird nicht schön für dich.“ Bei dem letzten Satz höre ich, wie er sein Grinsen nicht unterdrücken kann. Ich kann mich allerdings kaum konzentrieren. Er lässt das Seil zwischen meinen Beinen nicht los, was meinen Kitzler weiter reizt. Oh, Gott, das fühlt sich so gut an. Ich muss aufpassen mein Becken nicht vorsichtig nach vorn zu kippen. So wenig, dass er es nicht sehen würde aber so viel, dass das Seil zwischen meinen Beinen an meinem Kitzler reibt. Ich zwinge mich dazu, es nicht zu tun. Dann lässt er es plötzlich los, der Druck wird weniger, doch das Seil bewegt sich nicht von meinem Kitzler weg. Von keiner Seite. Ich beiße mir auf meine Zungenspitze, um nicht doch stöhnen zu müssen. Ich atme unruhig, halte die Augen geschlossen und spüre eine Strähne an meiner Wange, die er durch den Schlag nach vorne geworfen hat. Meine Haut kribbelt noch von der Ohrfeige, was das Kitzeln der Strähne noch verschlimmert. Oh, Gott, bitte. Das ist alles so viel. „Mach schon!“, brüllt er mich jetzt plötzlich an und erst jetzt fällt mir ein, was er ja von mir verlangt hat. Ich fahre vor Schreck zusammen, ordne in Sekunden meine Gedanken, öffne meine Augen und suche neben mir meine Hose auf dem Boden, gehe in die Hocke und kann diesmal ein Stöhnen nicht unterdrücken, denn das Seil reibt sich bei der Bewegung stark an meinem Kitzler. Ich kann das nicht die ganze Zeit so lassen. Mir könnte es jeder ansehen. Dann ziehe ich mir erst meinen BH, dann meinen Pullover über, bevor ich mir beim Aufrichten die Hose nach oben ziehe. Diesmal habe ich mit dem Gefühl gerechnet, weshalb ich die Luft in der Lunge halte, als ich mich so bewege. Ruffy beobachtet mich die ganze Zeit, verschränkt seine Arme vor der Brust und hält noch immer die abgeschnittenen Seilenden in der Hand. Ich bleibe bewegungslos vor ihm stehen, blicke zur Seite weg und versuche meinen Atem unter Kontrolle zu halten, während ich versuche das Seil zu ignorieren. Jetzt kommt er mir doch näher, bleibt dicht vor mir stehen, so dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren kann und er greift mit der freien Hand in einer geübten Bewegung von meinem Bauch unter den Bund meiner Hose zwischen meine Beine. Ich trage diesmal keine Unterwäsche. Mit Absicht nicht. Er gleitet mit seinen Fingern am Seil entlang und bleibt erst vor meinem Eingang, der zusätzlich noch von dem Seil verschlossen wird, stehen. „Du bist immer noch zu feucht.“, bemerkt er leise, haucht die Worte diesmal nur auf meine Haut, was mich dazu bringt die Luft aus meiner Lunge in einem leisen Keuchen aus mir zu stoßen. Ich nicke sachte als Antwort, spüre, wie mein Mund vor Erregung immer feuchter Wird und muss leise schlucken, bevor ich antworte. „Entschuldigung, Käp-„ Ich breche in einem quietschenden Ton ab, als er seine Finger durch das Seil in mich presst. Er dringt aber nicht tief in mich ein, nur so weit, dass er das Seil mit zwei Fingern wieder auseinanderpressen kann. Es löst sich ohne Probleme von meinem Kitzler, reib über meine Haut bis es an beiden Seiten neben meinem Venushügel zum Stillstand kommt. Mit der Bewegung spreizt er meine Schamlippen einen Moment, legt mich frei, öffnet mich aber nicht. Das will er nicht. Dafür ist er nicht tief genug in mir. Es ist ein Reflex, dass ich bei der Berührung, bei dem Gefühl sein Handgelenk greife. Ich zwinge meine Arme sofort dazu, sich von seinem Arm wegzubewegen, als es mir auffällt. Er schweigt, beobachtet leicht lächelnd meine Reaktion auf ihn und löst sich dann vor mir. In der Bewegung, in der er seine Hand aus meiner Hose zieht, gleitet e mit purer Absicht scheinbar nebenbei über meinen Kitzler, was ein letztes, kurzes Zucken, kurzes Aufkeuchen, von mir nach sich zieht. „Ich will nicht, dass dich jemand vor mir fickt.“ „Ja, Käpten.“, bestätige ich leise und nicke vorsichtig. Ich kann spüren wie er auflächelt, als ich so auf ihn reagiere. Er hört in meiner Stimme, dass ich es am liebsten sofort hätte. Bitte. Lass mich nicht so durstig zurück. Lass mich wenigstens dich dazu bringen, auf mir zu kommen. In meinem Mund. Auf meinen Haaren. Auf meinen Brüsten. Überall. Ich würde es so gerne für dich machen. Du musst es nur sagen, ich mache alles. Bitte, sag es einfach. Du weißt doch, dass ich es will. Du kannst es bestimmt immer noch an deinen Fingerkuppen spüren. Aber er dreht sich zur Seite weg zur Tür und geht aus meinem Zimmer, als ob nichts wäre. Oh, Käpten. Ich bleibe erst einmal in meinem Zimmer und lese, halb liegend, halb sitzend, ein Buch. Klar, was sonst? Wir kommen erst heute Abend an. Außerdem bewegt sich so das Seil am wenigsten auf meiner Haut. Es fühlt sich gar nicht an, als ob ich keine Unterwäsche tragen würde. Das Seil fühlt sich immerhin an wie ein Tanga. Nur genau über meinem Geschlecht spüre ich den Stoff meiner Hose ab und zu, wenn ich mich etwas umlege. Wenn ich mich nicht bewege ist es ganz okay. Ruffy, und sein Fesselwahn. Bei den Gedanken daran, wie er mich fesselt noch bevor ich aufwache, muss ich grinsen. Ich musste gerade stottern, obwohl mir Sato diese komische Pille gegeben hat. Ich knicke eine Seite vom Buch ein und schlage es zu, als ich mich an heute Morgen erinnere. Einen echten Steckbrief. Damit kann ich wohl für immer vergessen, dass Mama stolz auf mich wird. Oh, man. Ich sollte mich echt langsam von diesem bescheuerten Gedanken verabschieden. Ich denke nur in diese bescheuerte, nervige Richtung, weil Sato mir nicht erlaubt mir vorzustellen, dass sie gestorben ist. Wäre dann alles viel einfacher. Jetzt muss ich ihm wieder sagen, dass ich das gedacht habe. Bescheuert. Sie hat bestimmt nicht mal den Artikel gesehen. Geschweige denn den Steckbrief. Und wenn, werde ich es nie erfahren. Jedenfalls nicht, wenn es nach Sato geht. Oder Sanji. Er hat sie damals dafür bezahlt, sich von mir fern zu halten. Wenn das aber so einfach wäre, ihr einfach ein paar Geldscheine in die Hand drücken, damit sie aus meinem Leben verschwindet, hätte ich es schon lange gemacht. Oder doch nicht. Ach, verdammt. Das ist so verdammt kompliziert. Sie ist meine erste Erinnerung. Ich wollte immer so sein wie sie. Immer. Seit ich denken kann wollte ich sein wie sie. Wollte sie sein. Genauso selbstsicher und wunderschön. Da ist es nicht so einfach sie einfach aus meinem Leben zu radieren. Ich schüttle den Kopf um meine Gedanken von ihr weg zu bewegen, atme tief durch und spüre wieder auf meiner Haut, wieso ich nicht so bin wie sie. Es nie sein werde. Und es geht mir sehr gut damit. Wäre nur schön, wenn ich das endlich wirklich begreifen würde. Es ist ein unterschied etwas nur zu wissen und etwas wirklich zu begreifen. Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass es kurz vor Mittag ist. Wir essen aber nicht um zwölf, wir essen um eins. Genug Zeit, um mich abzulenken. Ich lege mein Buch, in dem mir irgendwie viel zu wenig passiert, auf mein Bett, rutsche selbst von jenem und muss wieder lächeln, als ich das Seil auf meiner Haut spüre. Noch ein prüfender Blick in den Spiegel, man sieht wirklich nichts, und ab aus meinem Zimmer in die Küche. Ich muss aufpassen, wie ich mich bewege. Die beiden Seiten des Seils zwischen meinen Beinen können leicht verrutschen. Ich drücke daher meinen Rücken durch um das Seil so etwas auf Spann zu halten. So verrutscht es dann doch nicht so einfach. Doch als ich durch die Tür zur Küche gehe, würde ich mich am liebsten sofort wieder umdrehen und rausgehen. Nami sitzt am Tisch, hat ein paar Karten vor sich ausgebreitet und bereitet sich schon einmal darauf vor beim Mittagessen genau zu erklären, was sie geplant hat. Worauf wir uns einstellen können und was für eine Klimazone auf uns zukommt. Nach heute Morgen konnte ich sie zwar perfekt ignorieren, und auch sie hat weder Ruffy angesprochen, noch mich, aber jetzt ist das nicht mehr so einfach. Außerdem weiß sie ja gar nicht, dass ich weiß, dass sie Ruffy geküsst hat. Oder Ruffy sie. Oder beides. Stimmt. Das ganze versteh ich immer noch nicht so ganz. Ich will da aber auch gar nicht wirklich drüber nachdenken. Und das Seil auf meiner Haut gibt mir gerade die Bestätigung die ich brauche, um ihr zuzulächeln, als sie sich zu mir umdreht und mich an die Theke zu stellen. Sie lächelt auch kurz auf, wir schweigen aber beide, was ich begrüße. Sie vielleicht sogar auch. Okay, dann mal abgelenkt. Mehl auf die Arbeitsplatte gefolgt von Zucker, etwas Salz, Eier, Milch, Schokolade, Schokostreusel, Kakaopulver, Stärke, Vanillezucker, Butter und Sahne. Tarte au Chocolat. Sieht toll aus, geht schnell und schmeckt gut. Ich hätte ja echt Lust was Komplizierteres zu backen, aber gleich braucht Sanji wieder die Küche, also wird es jetzt nicht so ausgefallen. Für meine Verhältnisse. Kaum habe ich alles vorbereitet, fängt es beinahe an in meinem Kopf klick zu machen. Jetzt geht alles wie von allein. Butter und Schokolade in einem Topf unter ständigem Rühren schmelzen lassen. Von der Herdplatte nehmen und abkühlen lassen. Kakaopulver und Stärke sowie Backpulver mischen. Eier, Vanillezucker, Salz und Zucker hell-cremig schlagen. Nun vorsichtig die Schokoladen-Buttermasse hinzu geben und kurz weiter schlagen (am besten langsam dazu geben), oder mit einem Löffel unterheben. Fein gehackte Schokolade unterrühren. Nun als letztes das Kakaopulver - Stärkegemisch unter den Teig heben! Den Teig in eine gut gefettete Tarteform füllen. Die Form in den vorgeheizten Ofen geben und bei 175°C Ober-/Unterhitze ca. 20 - 25 Minuten backen. Sagen wir also 23 Minuten. Die Form gleich nach Ende der Backzeit aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen, da der Kuchen direkt nach dem Backen noch relativ weich, oder eher gesagt, flüssig ist. Mit den Schokostreuseln bestreuen und zusehen, wie sie langsam schmelzen. Man sollte die Schokolade verwenden, die man mag. Je bitterer die Schokolade, umso höher sollte man den Zuckeranteil ansetzen. Das heißt bei 85%iger Schokolade sollte man gut 130-150 g Zucker verwenden damit es nicht zu bitter ist. Ich kenne das Rezept nicht so auswendig, wie ich es gerne hätte. Ich habe mir früher immer alles abgeschrieben und muss daher ab und zu meine Augen schließen um mich daran zu erinnern, was ich aufgeschrieben habe. Für andere Leute ist das Auswendig wissen. Für mich ist es, hinter den Augen spicken. Ab dem Moment, in dem ich ihn in den Ofen schiebe, finden sich meine Gedanken wieder im Hier und jetzt. Ich sehe die Backform hinter der Glasscheibe noch etwas an, seufze dann leise, als mir wieder einfällt, dass Nami ja noch hinter mir ist, wische die letzten Teigreste an meinen Fingern an meiner Schürze ab und drehe mich um. Was ich allerdings nicht erwartet habe ist, dass sie nicht mehr am Tisch sitzt, sondern mir gegenübersteht. Sie steht allerdings auf der anderen Seite der Kücheninsel und lehnt sich mit den Ellenbogen so darauf, dass ich sicher bin, dass sie mich beobachtet hat. „Du gehst da voll drin auf, kann das sein?“, lächelt sie mich an und ich spüre, dass ich kurz davor bin ihrem Blick lächelnd nach unten auszuweichen. Etwas hindert mich aber daran. Und das ist das, was heute Morgen passiert ist. „Was willst du?“ Die Frage kann ich mir nicht verkneifen. Sie hat immerhin mich angesprochen. Sie weiß zwar nicht, dass ich es weiß, aber die Tatsache, dass wir uns in dieser Situation befinden sagt mir schon, dass sie mit mir reden will. Meine Frage verwirrt sie allerdings doch etwas. Jedenfalls deute ich das aus ihrem Blick. Sie deutet meine Frage so, als hätte ich sie durchschaut. Sie lächelt, lässt ihren Kopf kurz nach vorne fallen und sieht dann zur Seite, zur Tür um meinem Blick auszuweichen. „Wie machst du das nur?“, fragt sie leise, aber ich weiß, dass es keine ernstgemeinte Frage ist. Erst, als sie wieder zu mir aufsieht, scheint sie sich auf das Thema richtig eingestellt zu haben. „Ich hab mit Ruffy geredet.“ „Geredet?“ Mehr nicht? „Hat er dir davon erzählt?“ „Nein.“ Was die Wahrheit ist. Ich frage aber nichts. Wieso auch? Sie will immerhin etwas von mir, nicht umgekehrt. Sie zögert aber noch etwas, was mich nicht wundert. Ich bin allerdings auf alles eingestellt. „Seid ihr noch zusammen?“ Schon wieder diese behämmerte Frage. Was glaubt sie eigentlich? Es ist ein Reflex, dass ich meine Arme vor meiner Brust verschränke. Bei der Bewegung realisiere ich sofort wieder das Seil unter meinen Klamotten. „Hast du ihn das gefragt? Hast du deswegen mit ihm geredet?“ Nami reagiert sofort, schüttelt den Kopf und hebt entschuldigend die Hände. „Nein, so meinte ich das nicht. Ehrlich.“ Ach nein? Wieso hast du ihn dann geküsst? Lügt sie mich gerade an? „Was soll dann die Frage?“ „Ich will nur- Ich weiß nicht, wie ich das erklären kann. Ich will auch nichts Falsches denken. Und sag mir bitte, wenn ich das alles falsch verstehe, aber- Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll… Was ist das zwischen Sato und dir?“ „Sato ist mein-„ Psychiater, Exfreund, Freizeitmeister? In der Reihenfolge? Das kann ich ihr kaum sagen. „Wir sind Freunde. Das ist-ist nicht einfach zu-zu-„ „Freunde?“ Was soll diese Betonung? „Ja, Freu-Freunde. Wieso-„ „Ihr verbringt relativ viel Zeit miteinander, oder?“ „Das ist-ist nicht, was du-du denkst.“ „Was denke ich denn?“ Was soll der Mist? „Was zw-w-wischen Sato und-und mir i-i-ist, das-das-„ „Atme mal tief durch.“ Ich bin so sauer, was fällt ihr ein mir zu sagen, dass ich durchatmen soll? Was fällt ihr ein zu denken, dass sie das alles versteht? Ich verenge die Augen zu schlitzen und spüre, wie meine Wut mein Stottern nur wieder schlimmer werden lässt. „Du-du-du hast nicht die-die klein-klein-…Wie-wie-wieso glaubst du-du, dass du-du-…Das all-alles geht-geht dich gar n-n-ni-ni-„ „Wenn du meinst, Ruffy zu hintergehen, dann geht mich das ganz sicher was an. Ich kenne ihn schon viel länger als du. Was du mit ihm machst, ist ernst.“ „Na-na-natürlich ist d-da-das ernst-ernst! Ich-ich-“ „Hast du mit Sato geschlafen oder nicht?“ Geschlafen ist nicht ganz das Verb, was passen würde. Aber ich antworte schneller, als ich denken kann. „Das-das war nicht so-so-„ „Also stimmt es.“, stellt sie dann fest und verschränkt jetzt selbst die Arme vor der Brust. Das ist der Moment, in dem ich meine wieder runter nehme. Ich bin aber so sauer, dass ich die Hände immer noch zu Fäusten geballt habe. „Du weißt gar-gar nichts! Ruffy-„ „Ich kenne Ruffy! Und ich weiß, dass er etwas Besseres verdient hat als jemanden, der keine Rücksicht auf seine Gefühle nimmt! Wer bist du eigentlich, dass du glaubst, dass du ihn so behandeln kannst?! Du glaubst zwar, du kennst dich in solchen Sachen aus, aber sobald es etwas mit Gefühlen zu tun hat, bist du überfragt und absolut unfähig! Ich-„ Ich kenne diese Art der Unterhaltung. Ich habe mich auch einmal so mit Zorro gestritten. Und diesmal denke ich nicht daran einfach heulend wegzurennen. Oh, nein, ich werde sie dazu bringen, heulend wegzurennen. Die Wut kribbelt in mir und ich lege mich schon vorher die paar Worte zurecht, die sie tief treffen sollen. Tief verletzen sollen so dass sie nie wieder so mit mir redet. „Die, die hier unfähig ist, bist du!“ „Ladys?“, Sanji unterbricht mich zwar, er kommt gerade durch die Tür und wurde bestimmt von unserem Geschrei angelockt. Oder er will einfach mit dem Mittagessen anfangen. Egal, was es ist, ich lasse mich nicht von ihm raus bringen und sage, was ich sagen will. „Du rennst Ihm schon seit Jahren hinterher und kommst nicht mit dem Gedanken klar, dass er dich die ganze Zeit nicht wollte! Du bist ihm scheiß egal! Du bist nur hier, weil du navigieren kannst! Finde dich damit ab, dass du keine Changs neben mir hast! Er will dich nicht!“ „Miss, was zum-„, unterbricht Sanji mich, und kommt schon auf uns beide zu, um irgendetwas zwischen uns zu bekommen. Nami ignoriert ihn so gut wie ich. „Als ob ich-„ „Und ob, du!“, ich kann kaum glauben, wie ich sie anschreie. Aber ich will gar nicht darüber nachdenken. In diese Situation komme ich bestimmt nicht noch einmal und ich will das alles jetzt sicher geklärt haben. Sie soll sich gar nicht trauen mich noch einmal darauf anzusprechen. Oder Ruffy darauf anzusprechen. Alles kribbelt. Es fühlt sich genauso an wie beim Tanzen. Ich bin nervös, weiß, dass ich beobachtet werde und es kommt auf meine nächste Bewegung an. Aber wenn ich mich an meine Schritte halte, passiert mir nichts. Und an die halte ich mich. „Du denkst mit Sicherheit noch grinsend an die Nacht in der Zelle mit ihm zurück. Nur Pech für dich, dass er die schon lange wieder vergessen hat! Er entscheidet sich jeden Tag gegen dich, und das macht dich fertig! Sie dich doch mal an! Du bist einfach viel zu…einfach!“ Ich kann ihr ansehen, dass sie genau weiß, was ich meine. Sie schnappt nach Luft, will etwas sagen, lächelt leicht auf und schüttelt den Kopf. Wie jemand, der nur noch verzweifelt versucht ein Geheimnis zu verstecken. „Du hast sie nicht mehr alle. Das ist totaler Schwachsinn.“ Ich hab sie genau da, wo ich sie haben will. Sie wird immer leiser. Aber Sanji, der erst nur neben uns stand, kommt jetzt auf mich zu, damit er mich beruhigen kann. Ich gehe gezielt an ihm vorbei, dafür aber um die Kücheninsel auf Nami zu. Sie weicht schon einen Schritt zurück, als sie mich kommen sieht. Ich zeige mit dem Finger auf sie, balle die andere Hand immer noch zur Faust und muss unterdrücken ihr nicht sofort eine Ohrfeige zu verpassen, als ich nah genug bei ihr bin. „Halt dich aus seinem Leben raus. Oder ich werde dafür sorgen, dass du es bereust, hast du mich verstanden?“ Sie beißt die Zähne aufeinander und ich sehe, dass sie sich verteidigen wird, noch bevor sie den Mund aufmacht. „Hast du sie eigentlich noch alle?“ „Was Besseres fällt dir nicht ein?“ Ich weiß nicht, wieso. Aber die Tatsache, dass sie keine Argumente mehr hat, bringt mich fast zum Grinsen. Ich bin besser. Besser als Nami. „Wenn du nicht so eine freizügige Nutte wärst, hätte es vielleicht mit euch geklappt.“ „Wer die Nutte hier ist, ist doch klar.“ „Ladys, bitte.-„ Sie geht in den Angriff über. Aber ich bremse sie sofort wieder aus. „Versuch nicht, abzulenken was hier eigentlich los ist. Du suchst einen Weg ihn für dich ganz alleine zu haben. Einen, damit er mich fallen lässt.“ „Natürlich will ich das! Natürlich will ich, dass er die Finger von dir lässt! Das, was du mit Ruffy machst, das ist krank! Das ist berechnend und pervers und das hat er nicht verdient!“ „Nami!“ „Ach, und dich hat er verdient?“ „Ja!- Ich meine- Das meine ich nicht! Ich-„ Das ist der Moment, in dem ich nicht zurückhalten kann, sie zu schlagen. Ich will ihr echt wehtun. Ihr die Frechheit aus der Fresse schlagen. Sie reagiert sofort, hebt die Arme, greift meine Hände und versucht sich zu verteidigen. Ich werde jetzt aber noch lange nicht aufhören. Ich schreie sie an, beleidige sie mit allem, was mir einfällt und treffe sie ein zweites Mal im Gesicht, bevor sie meine Haare zu fassen bekommt und mich zur Seite nach unten reißt. Ich schreie auf, weiche unter den Schmerzen aber zur Seite raus, schlage blind noch einmal zu und spüre, wie ich sie nahe am Auge treffe. Ich bekomme Mit, wie Sanji immer wieder versucht uns zu trennen, sich aber einfach nicht traut wirklich zuzupacken, weil er einen von uns beiden irgendwie verletzen könnte. Wenn er nämlich mich zurück hält, geht Nami ohne Gegenwehr auf mich los. Und umgekehrt mit Sicherheit auf. Irgendwann rennt er zur Tür und ruft jemanden. Ich schlage weiter auf Nami ein, versuche jeden Schlag von ihr irgendwie abzufangen, kratze und ziehe ihr in den Haaren, dass sie schreit, bis jemand sie von mir wegzieht. Aber in dem Moment, in dem sie merken, dass ich ihr hinterher komme, greifen mich zwei Arme von Hinten. Er dreht mir die Arme auf den Rücken und ich weiß sofort, wer es ist. Als ich aufsehe, kann ich Nami vor mir sehen, Zorro hält sie fest, hat seine Arme unter ihre geführt und hält seine Hände in ihrem Nacken. Sie kommt da mit Sicherheit nicht mehr raus. Sato hingegen hält mich fest und drückt mir den Arm so in den Rücken, dass ich ihn durchstrecken muss. Nami und ich schweigen beide. Wir haben nichts mehr zu sagen. „Was zum Teufel ist mit euch los?! Kann mir das mal einer erklären? Sanji?“, will Sato natürlich hinter mir wissen, aber Sanji zuckt nur Hilflos mit den Achseln als er uns immer noch ansieht. „Frag mich nicht, die waren schon fast mittendrin, als ich dazu kam.“ Das Reicht Sato nicht als Erklärung. Daher wendet er sich, wie auch sonst, an mich. „Schieda? Was war los?“ „Ich-ich-ich-ich-„ „Oh, jetzt tust du wieder hilflos, oder was? Wie kann man nur so eine hinterfotzige-„ Eine Handbewegung von Zorro unterbricht Nami. Er drückt ihre Arme weiter nach hinten, was ihr mit Sicherheit wehtut. So hätte ich das bei ihr machen müssen. „Nami, jetzt halt endlich mal den Rand! Schieda, was war los?“, fragt er natürlich nochmal nach und ich beiße meine Zähne aufeinander, um mein Stottern irgendwie zu unterdrücken. Jetzt konnte ich meiner Wut weitestgehend Luft machen. Das kribbelnde Gefühl ist so gut wie weg. Der Tanz ist vorbei. Und wenn ich jetzt wieder anfange zu stottern, dann hat Nami doch am ende gewonnen. „Nam-Nam-Nami hat-hat gesagt, dass-„ Als ich Nami über mich kichernd den Kopf schütteln sehe, breche ich ganz ab. Wieso soll ich mich hier zum Affen machen? „Nami!“, ermahnt Sato sie sofort, als er es sieht und ich höre, dass sich die Küche langsam füllt. „Was ist? Sie hat damit angefangen. Unsere kleine Miss-ich-mag-es-ein-bisschen-geschlagen-zu-werden hat echt gedacht, sie-„ „Nami, halt den Rand!“ „Was? Als ob es nicht schon jeder geahnt hat! Außerdem steht es heute ja groß und fett in der-„ Es ist Zorro, der sie wieder unterbricht. Ich kann nicht unterdrücken zur Seite zu sehen. Ich will sehen, wer es gehört hat. Wer steht da? Ruffy sehe ich sofort. Dann Franky, Robin, Brook, Sanji, Lysop, selbst Chopper. Alle sind hier. Ich kann vor Tränen gar nichts mehr sehen. Sato redet auf Nami ein, schreit sie richtig an, aber ich fühle mich so extrem beobachtet. Ich will mich sofort verstecken. Einfach nur hier weg. Also fange ich mich wieder an gegen Satos Griff zu wehren. Er versteht aber nicht sofort. Er ist viel zu sehr darin vertieft Nami klar zu machen, dass sie kein Recht hat, so etwas über mich zu erzählen. Erst beim dritten Versuch lässt er mich los, bricht den Satz ab und ich laufe sofort los. Auf dem kürzesten Weg zwischen Brook und Robin zur Tür auf den Flur und in mein Zimmer. Ich schlage die Tür hinter mir zu, schließe sofort zwei Mal ab und werfe mich auf mein Bett, presse die Bettdecke an mich und presse mein Gesicht in die Laken. Ich schreie auf, schreie so laut ich kann und bin verzweifelt. Ich will niemanden mehr sehen. Niemanden. Nie wieder. Oh, Gott, sie hat es einfach gesagt. Sie hat es einfach ausgesprochen. Wie soll ich jetzt wieder aus meinem Zimmer kommen? Fuck, ich hätte mich nicht mit Nami anlegen dürfen. Auch, wenn ich ihr kurze Zeit überlegen war, das war es nicht wert. Überhaupt nicht. Was mach ich jetzt? Wieso hat sie das gesagt? Sie hat keine Ahnung, was es heißt. Was sie mit mir gemacht hat. Oh, Gott, Bitte. Das kann doch nicht wahr sein. Das ist nie passiert. Das kann unmöglich alles wahr sein. Ich kann doch nicht hier bleiben. Wie soll ich das machen? Verdammt, das ist genau das, was Sato gesagt hat. Bei dem Gedanken schaue ich über meine Bettdecke hinweg, lasse sie aber noch nicht los. Es könnte noch viel schlimmer sein. Aber wie komm ich jetzt mit dem klar, was passiert ist? Was mach ich als nächstes? Ich kann nicht einfach nicht mehr aus meinem Zimmer raus gehen. Um was muss ich mich als erstes kümmern? Nein, nicht um was. Um wen? Ruffy. Ich blicke hinter mich zur Tür, bleibe aber noch auf dem Bauch liegen und streiche mir erstmal die Tränen von den Wangen. Ich darf das alles jetzt nicht einfach so stehen lassen. Ich muss was machen. Ruffy wollte nie, dass es offiziell wird. Nami hat ihn auch nicht wirklich erwähnt, als die anderen dabei waren. Es ging nur um mich. Die anderen haben keine Ahnung von ihm. Oder von Sato. Oder Sanji. Und ich will auch nicht, dass die es raus bekommen. Keiner soll es wissen. Bei mir kann ich es nicht mehr verhindern. Genau, wie Sato gesagt hat. Ich muss jetzt damit klar kommen. Egal, was passiert, es kann immer auch noch schlimmer werden. Ist gut, dass es jetzt nur so ist, wie es ist. Also setze ich mich auf, atme ein letztes Mal tief durch und blicke eine weile die geschlossene Tür an, bevor ich mich dazu durchringen kann sie doch wieder aufzuschließen und zu öffnen. Doch kaum höre ich wieder etwas durch den Spalt, kann ich mich kaum mehr bewegen. Ich kann Ruffy schreien hören. Er ist sauer. Wirklich sauer. „..noch lange kein Grund, dass ihr euch die Augen auskratzt! Ich hab echt mehr von dir erwartet!“ „Es ist ja nicht so, als ob ich angefangen hätte!“ Nami schreit zurück, sie hört sich nicht weniger wütend an. „Wie stellst du dir das eigentlich vor?! Sollen wir euch jetzt die ganze Zeit getrennt halten? Geht ihr wieder aufeinander los, wenn keiner guckt?!“ „Ich werde mit Sicherheit nicht einfach alles mit mir machen lassen. Und das solltest du auch nicht!“ „Wechsel nicht das Thema, es geht hier um dich!“ „Aber-„ „Wieso hast du Sato nicht einfach gefragt?! Wieso hast du mich nicht einfach gefragt?! Es hätte keiner wissen müssen aber du meinst ja sofort aus zu ticken und Gerüchte in die Welt zu setzen!“ „Ich hab dir schon mal gesagt, ich hab das nicht gewusst!“ „Das ist doch das Problem!“ Was hat sie nicht gewusst? Hat Ruffy alles gestanden? Hat er gesagt, dass er mir verboten hat, dass ich nein zu Sato sagen soll? Hat er von dem Unterricht erzählt? Würde sie dann noch so schreien? Ich stehe kurz davor die Tür einfach wieder zu schließen. Ich habe das Gefühl, dass ich mir das nicht anhören sollte. Aber ich kann das jetzt nicht mehr ignorieren. Also atme ich noch einmal tief ein, lasse die Luft in einem leisen Pusten aus meiner Lunge entweichen und trete aus dem Zimmer. Sie schreien beide weiter, als ich die Tür leise hinter mir schließe und auf die offene Tür der Küche zugehe. „Wie hätte ich denn auch darauf kommen sollen?“ „Wie hättest du nicht drauf kommen sollen? Wenn sogar ich es gemerkt habe? Jetzt mal ehrlich, hast du eigentlich mal an die Möglichkeit gedacht, dass es in diese Richtung gehen könnte?“ Was ist ihm aufgefallen? Was hat er sich wieder ausgedacht? Jetzt muss ich es wissen. Sonst kann ich ja nicht vorspielen, dass es so ist. Oder soll ich das gar nicht? Ich bleibe neben der offenen Tür stehen, will noch ein paar Anhaltspunkte haben und kann schön allein an der Akustik hören, dass die anderen noch immer in der Küche sind. Egal, was es ist, was er sich ausgedacht hat. Das wird jetzt jeder von mir denken. „Ruffy hat Recht. Ich hab mir auch sowas gedacht. Nicht ernsthaft, aber ich hatte da so eine Ahnung. Besonders nachdem sie sich die Haare abgeschnitten hatte.“, mischt sich jetzt auch noch Lysop ein, was mich vollkommen zum Stutzen bringt. Hat er sich ausgedacht, dass ich Lesbisch bin oder so etwas? „Das war etwas komplizierter.“, mischt sich jetzt Sato ein, er spricht aber viel ruhiger als ich erwartet hatte. Viel analytischer. „Dass sie sich die Haare abgeschnitten hat, hatte wenig damit zu tun. Es war.. Wie soll ich das erklären?... Situationsabhängig. Es ist nicht so, dass sie morgens aufwacht und sich denkt, hey, heute geht es mir so und so. Oder heute mach ich das und das. Sie reagiert nur auf das, was passiert. So wie wahrscheinlich fast jeder reagieren würde, wenn er in Ihrer Situation wäre.“ Nami antwortet ihm. „Jetzt fang nicht an das zu verallgemeinern.“ „Und fang du nicht an zu glauben, dass jemand, der einen Psychiater braucht-„ „Leute.“ Zorro unterbricht Sato, sagt aber nichts mehr. Ich glaub‘s nicht. Sie haben sich nichts ausgedacht. Ruffy weiß, dass Sato mein Psychiater ist. Er wusste es schon die ganze Zeit. Er hat es mir angemerkt. Dann höre ich Schritte. Jemand kommt auf die Tür zu, und ich sehe schon auf, bevor ich ihm ins Gesicht sehen kann. Ich habe schon an den Schritten erkannt, dass er es ist. Sato bleibt halb in der Tür stehen, legt eine Hand an den Türrahmen und sieht zu mir um die Ecke. „Das hättest du nicht hören sollen.“, sagt er ganz ruhig. Ich habe weder Tränen in den Augen noch bin ich unsicher. Was mich ziemlich verwundert. Liegt wohl noch an der kleinen, pinken Pille, die er mir vor ein paar Stunden gegeben hat. Ich rege mich nicht einmal auf. Aber ich weiß, was ich sagen will. „Ich weiß. Ich will nicht, dass sich was verändert.“ Wie soll ich es sonst sagen? Ich will nicht, dass mich die anderen anders behandeln. Dass irgendetwas anders ist, als sonst. Sato versteht, nickt sachte, schüttelt kurz darauf dann aber den Kopf. „Es verändert sich immer irgendwas.“ „Ich meine, die anderen-„ „Willst du uns was sagen? Es kann dich jeder hören.“ Ich weiß. Aber hier können sie mich nicht sehen. Will ich was zu dem Thema sagen? Eine echt gute Frage. Ich nicke einfach kurz, bleibe aber stehen, wo ich jetzt bin. „Jeder Mensch ist anders. Und nur weil ihr keinen braucht, heißt es nicht, dass jeder gleich viel aushält.“ „Ja, aber- Tschuldigung, wenn ich mich jetzt einmische, aber ist das dann überhaupt der richtige Ort für dich? Ich meine, die Grandline und die neue Welt-„, höre ich Lysop irgendwo in der Küche sagen und ich weiß sofort, worauf er hinaus will. Ich unterbreche ihn, bevor er es wirklich in Worte fassen kann. „Es ist nicht das, was auf der Grandline passiert ist, wieso ich mit Sato rede. Ich komm gut mit allem klar, was passiert ist, seit wir uns kennen.“ Ist klar, dass er sich jetzt fragt, wieso ich mit Sato rede, aber er scheint zu ahnen, dass ich es ihm nicht sagen würde. Das ist mehr als nur privat. Es ist mein Geheimnis. Er sagt nichts mehr. Keiner Sagt mehr was. Sato seufzt irgendwann leise, sieht hinter sich in die Küche, dann wieder zu mir. „Willst du mit rein kommen?“ Ich zögere lange, bis ich mich entscheiden kann. Aber ich nicke dann doch, senke aber den Blick, als ich um die Ecke in die Küche komme. Ich weiß nicht, ob mich alle ansehen und will es auch gar nicht wissen. Sato geht voraus und wir setzen uns an den Tisch. Gefolgt von allen anderen. Schon ein komisches Gefühl. Doch kaum sitzen alle, berührt etwas mein Bein unter dem Tisch. Ruffy sitzt mir gegenüber. Ich sehe nur kurz zu ihm auf, erkenne es aber sofort in seinem Blick, weshalb ich ihm zur Seite ausweiche, einmal durch die Runde sehe, aber noch schweige. Er will mir irgendwie sagen, dass ich so wenig wie möglich verraten soll. Das mit Ihm weiß wohl noch kaum einer. Das mit Uns eher gesagt. Ich tu ihm den Gefallen. So hatte ich es ja von Anfang an vor. Wie fange ich jetzt aber am besten an? Ich habe nur leider kaum Zeit darüber nachzudenken, weil mir etwas anderes, wichtiges wieder einfällt. Der Ofen. „Oh, Mist.“, sage ich nur kurz, erhebe mich dann doch wieder und laufe rüber an die Küchenzeile, spüre beinahe, wie mir alle hinterhergucken und höre Sato leise seufzen. Er glaubt, ich will dem allen ausweichen. Manchmal analysiert er aber etwas zu viel. Also fange ich an zu erklären, als ich die Tarte aus dem Ofen hole. „Ihr müsst euch jetzt keine Sorgen um mich machen oder so. Es geht mir hier wirklich gut. Es ist nur manchmal ein echt gutes Gefühl zu wissen, dass man mit jemandem reden kann, egal worüber. Ich weiß, ich kann Sato mit fast keinem Thema überfordern weil er es ja gelernt hat. Er kennt mich schon Jahre und hat mir wirklich schon oft-oft geholfen.“, geht wohl doch nicht ganz ohne Stottern. Längere Texte, verdammt. „Es ist nicht so, dass ich-ich unbedingt Hilfe brauche oder so was. Ich will nur m-m-manchmal,-„ „Dass du reden kannst.“, stellt Sanji leise fest und ich kann hören, dass er sich erhebt. Erst jetzt drehe ich mich wieder um, sehe, dass er gerade aufsteht und nicke sachte als Bestätigung. Ich glaube, er müsste es verstehen. Er hat mir so oft angeboten mit ihm zu reden. Besonders als er noch dachte, ich habe einen Freund, der mich schlägt. Mein nächster Blick fällt auf Zorro. Er wollte mit mir reden, nachdem ich dachte, ich hätte Naoki, einen Marinesoldaten, bei einer Flucht getötet. Er weiß, wie es ist den ersten Menschen überhaupt zu töten. Naoki hatte ich damals zum Glück nicht tödlich getroffen, aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich habe bis heute noch keinen bei einem Kampf getötet. Bei ihm sieht das natürlich anders aus. Er sieht gerade gar nicht zu mir, scheint wohl eher Sato im Auge zu behalten. „Das wusste ich nicht.“, reißt mich jetzt Nami aus meinen Gedanken, die sich mit den Ellenbogen vom Tisch abstützt und zu mir sieht. Ich halte ihrem Blick nur kurz stand, konzentriere mich dann aber lieber darum die Tarte kalt zu stellen. Es geht mir nicht darum, dass sie nicht wusste, was zwischen Sato und mir ist. Es geht mir darum, was sie zwischen den Zeilen gesagt hat. Zugegeben hat, als sie reflexartig geantwortet hat. Sanji muss es genauso gehört haben, wie ich. Aber das ist jetzt nicht mehr das Thema. Wir lassen Ruffy ganz aus dem Spiel. Genau, wie er will. Sanji stellt sich zu mir an die Theke, aber im Gegensatz zu mir räumt er nichts auf, er sucht sich schon die Zutaten für das Mittagessen zusammen. „Naja, dass es mir perfekt geht, ist vielleicht etwas übertrieben.“, gebe ich dann doch leise zu, als ich mir meine Worte noch einmal durch den Kopf gehen lasse und an heute Morgen denken muss. Ich lasse diese Worte aber nicht einfach so im Raum stehen. „Ich meine, Zeig mir eine Person auf dem gesamten Planeten ohne ein Problem. Aber ich weiß wenigstens, wie ich damit umgehen muss. Dafür hab ich ja Sato.“ Bei den Worten muss ich lächeln. Ich glaube, das hab ich richtig gut erklärt. „Auu, unser Krümel passt super zu dem Spruch: Stille Wasser sind tief. Das hätte ich nie gedacht.“ Meldet sich jetzt auch noch Franky zu Wort, was mich halb zum Grinsen bringt. Naja, tief bin ich nicht wirklich. Eher eng, aber das hat er ja nicht damit gemeint. Oh, man, bekomme ich es eigentlich irgendwann hin nicht alles sofort zweideutig zu verstehen? Gut, dass ich mich zurückhalten kann, was schlagfertige Antworten angeht. Sonst wüsste ja jeder, was in meinem Kopf vor sich geht. „Aber dass Sato ein ausgebildeter Psychiater ist, hättest du gedacht?“, will jetzt Brook von ihm wissen, woraufhin Franky erst einmal Sato mustert und sich nachdenklich am Kopf kratzt. „Naja, ich hab mir schon gedacht, dass er eher der Theoretiker ist. Er sieht nicht aus wie jemand, der auf dem Bau arbeitet oder so, aber Psychiater?“ „Du hast das richtig studiert?“, will jetzt Chopper wissen und schaut von der Seite zu Sato auf, der wohl etwas verwirrt ist, dass sich das Gespräch plötzlich um ihn dreht. „Ja, schon. Zwar mit Pause dazwischen, aber ja. Ich hab vor vier Jahren das Studium kurz vor der Doktorarbeit abgebrochen. Hab die Doktorarbeit dann vor zwei Monaten beendet und abgeschickt und bekam vor drei Wochen die Ergebnisse. Um Schieda kümmere ich mich aber schon fast seit ich sie kenne. War also fast Learning by Doing. Aber das konnte ich ja nicht dauerhaft durchziehen. Ich hatte irgendwann ein schlechtes Gewissen ohne Lizenz zu arbeiten, auch wenn es nur inoffiziell war. Es hat ihr jetzt zwar nicht geschadet, aber jetzt hab ich durch die Ergebnisse selbst meine Bestätigung, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss. Das brauchte ich so ein bisschen für meine eigene Sicherheit.“ „Was war das Thema deiner Arbeit?“ „Oh, das war der Einfluss der Gesellschaft auf gängige Moralvorstellungen und ihre Auswirkung auf die Psyche einzelner Personen. Ich hab die Theorie ausgeführt, wie sich Moralvorstellungen in einer einzelnen Psyche ändern können, sobald das gesellschaftliche Bild nicht mehr im Vordergrund steht.“ Wohl am Beispiel von Ruffy beendet, oder? Oder an mir? Könnte aber genau so gut auf eigenen Erfahrungen basieren. Ich lege die Ofenhandschuhe zur Seite und lehne mich mit dem Rücken an die Arbeitsplatte als ich merke, dass eigentlich niemand mehr über mich redet. Jetzt ist Sato interessanter. Wann redet man denn bitte auch mal mit einem echten Psychiater? „Wie hast du das beschrieben? Hört sich sehr kompliziert an.“ Interessante Frage. „Ich habe mich die meiste Zeit an die Maya und die Azteken gehalten. An die öffentlichen Menschenopfer und der Reaktion der Spanier auf diese Verhaltensweisen. Aktuelle Beispiele habe ich fast gar nicht eingebaut…“ „Hat dich Nami irgendwie verletzt, Miss?“ Sanji steht neben mir an der Theke und zieht meine Aufmerksamkeit von dem Gespräch weg, zu sich. Ich blicke gar nicht zu ihm rüber, weil ich weiß, dass er mich auch nicht ansieht. Er flüstert nur, aber ich weiß, dass er nicht will, dass ihn jemand hört. Bei der Frage muss ich erstmal nachdenken. Verletzt? Eigentlich nicht. „Nur gekratzt und in den Haaren gezogen. Ich bei ihr aber auch.“ „Ging es um das, was ich glaube?“ Ich bin mir nicht sicher, was er glaubt. „Sie versteht das Konzept der Polygamie nicht.“ „Polyga-?“ „Polygamie. Mehrere Beziehungen zur gleichen Zeit. Sie weiß von Ruffy und glaubt, ich verletze ihn, wenn ich ihm fremdgehe.“ „Wegen mir?“ Oh, Verflucht. Sanji weiß weder von Sato, noch von Zorro. Und Zorro weiß nichts von Sato und Sanji. Und Sato weiß.. Naja, was weiß Sato eigentlich genau? Er weiß bescheid von Zorro, dessen bin ich mir sicher. Ich habs ihm ja selbst gesagt. Das mit Sanji, da weiß er nichts mit Sicherheit, da vermutet er nur. Okay, das mit Zorro ist auch nicht wirklich aktuell. Bei dem Gedanken muss ich ihn einfach ansehen. Er ist nicht der Typ der in dieser Hinsicht oft den ersten Schritt macht. Er macht es einfach nicht so oft. Dafür aber gut. Ich kann nicht unterdrücken bei der Erinnerung zu lächeln, lasse mir aber nicht anmerken, woran ich gerade denke. „Nein. Sie glaubte das wegen heute Morgen... Du weißt schon. Ich bin mit ihm verschwunden und sie hat natürlich gleich angefangen alles zu Tode zu interpretieren. Sie hat nur nicht gefragt, was los ist und ist sofort in die Offensive. Ich aber auch. Ach, das war schon ein bisschen dämlich.“, seufze ich schließlich als ich mir alles noch einmal durch den Kopf gehen lasse. Eins muss ich aber doch noch wissen. Immerhin hab ich das alles nicht von Anfang an mitbekommen. „Was war eigentlich gerade Thema? Also, was wissen die anderen jetzt alles?“ „Naja, Ruffy hat Nami zusammengefaltet, wieso sie auf dich los ist. Sie hat natürlich sofort gesagt, dass du angefangen hast und dass sie sich nur verteidigt hat. Sie hat es so gesagt, dass sie nicht toll findet wenn du, oder irgendwer sonst hier, ein Verhältnis mit jemand anderem hat. Von Ruffy hat sie nichts gesagt. Und Ruffy ist dann erst richtig ausgetickt und hat ihr an den Kopf geworfen, dass du kein Verhältnis mit Sato hast, er aber oft mit dir alleine sein muss. Er wollte erst nicht sagen, wieso, aber als Nami nachgefragt hat, konnte er nicht anders und hat sie angebrüllt, dass er dein Psychiater ist. Darauf konnte Nami erstmal gar nichts sagen und wir anderen waren auch erstmal etwas geschockt. Ich meine, dass du einen Psychiater brauchst und so.. Naja, egal. Jedenfalls-„ „Schon okay, ab da konnte ich mithören.“ Wir schweigen beide einen Moment und ich kann sehen, wie Lysop jetzt anfängt Sato auszufragen. Er will wissen, woran man einen Lügner erkennt. Er fragt nach unbewussten, kleinen Anzeichen einer Lüge. Er will wirklich immer besser werden. Bald wird man bei ihm nicht mehr unterscheiden können ob er die Wahrheit sagt, oder nicht. „Wir legen heute an, Miss. Ich würde dich ja wirklich gerne ausführen, aber das kann ich heute Abend wohl vergessen.“ „Ja, allerdings.“, muss ich leicht lächeln, als ich an die Reaktion von Ruffy heute Morgen zurückdenken muss. Er will feiern. Und das am besten zwei Tage. Am Stück. „Vielleicht morgen?“ „Ich sag dir schon bescheid. Kümmere dich um das Essen.“ „Ja, Miss.“ Damit ist unsere Unterhaltung beendet. Ich hab auf dieser Insel was Neues mit Sanji vor. Ich wollte es schon vor drei Wochen auf der letzten Insel mit ihm ausprobieren, aber da waren die Möglichkeiten.. begrenzt. Er genießt es das zu tun, was ich will. Er macht alles sofort dann, wenn ich es will. Das letzte mal, als er kam, kam er zehn Sekunden lang. Ununterbrochen. Hört sich erstmal nicht wirklich viel an, aber wenn man es sieht, dann weiß man, was zehn Sekunden sein können. Wer auf die Uhr guckt und sich zehn Sekunden lang vorstellt zu kommen, der weiß, dass es viel ist. Besonders für einen Mann. Ich bin immer noch stolz auf mich, dass ich ihn so weit gebracht habe. Ich freu mich schon auf das, was ich mit ihm vorhabe. Mal sehen, ob ich ihn diesmal dazu bringen kann, Prinzessin zu sagen. Erst, als Sanji mit dem Braten des Fleischs fertig ist und wir zusammen den Tisch denken, setze ich mich zurück neben Sato an meinen Platz. Doch bringt mich ein Gefühl zum zucken, bevor ich richtig sitze. Ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen, aber als ich mich runterbeugte um meinen Stuhl weiter nach vorne zu ziehen, meldete sich das Seil zwischen meinen Beinen. Er war in dem Moment nicht mehr so straff, löste sich kurz von meiner Haut und rutschte so zwischen meine Beine. Beide Seiten über meinem Kitzler. Ich setze mich nicht gerade hin, bleibe in der Position, in der ich gerade bin und blicke vor mir auf meinen Teller, damit mir niemand in die Augen sehen kann. Fuck. Obwohl ich mich nicht bewege reicht die Tatsache, dass ich weiß, dass das Seil zwischen meinen Beinen auf meinem Kitzler aufliegt um eben jenen zu wecken. Ich kann ganz leicht meinen Puls in ihm spüren. Dann ist er wieder weg. Ich atme tief durch, blicke halb auf und versuche mich auf den gedeckten Tisch zu konzentrieren. Ich bin schon lange nicht mehr das Thema, auch Sato ist es nicht mehr. Es ist ein ganz normales Mittagessen. Ganz ruhig, das packst du. Kapitel 3: Was ist gerade passiert? ----------------------------------- Kapitel 3 Ich schließe einen Moment die Augen, bevor ich mich dazu durchringe mich wieder zu bewegen. Ich lehne mich etwas nach vorn, ziehe den Teller mit dem gebratenen Fleisch in der Mitte vom Tisch etwas weiter zu mir, spüre aber bereits jetzt, wie sich durch meine Bewegung das Seil auf meinem Kitzler bewegt, wodurch ich wieder meinen Puls in ihm spüre. Diesmal stärker als beim ersten Mal. Ich höre nicht auf mich zu bewegen, will nicht, dass es irgendjemandem auffällt, weshalb ich etwas Fleisch zusammen mit angebratenem Gemüse auf meinen Teller ziehe. Erst jetzt kann ich mich wieder so zurücksetzen, dass der Druck etwas verschwindet, das Seil sich daher aber einige Millimeter über meine Haut bewegt. Es reibt sich an mir. Ich atme einmal leise aus, achte aber darauf, dass es niemand merkt und schaue zur Sicherheit noch einmal kurz durch die Runde. Fast alle unterhalten sich, wenn sie nicht gerade etwas essen. Ruffy, der vor mir sitzt, sieht gar nicht zu mir sondern versucht wohl gerade einen Moment abzupassen, in dem er Sanji seinen Teller klauen kann. Mir wird ganz warm. Jetzt, wo ich Ruffy kurz ansehe kommt es mir vor, als würde er mich festhalten. Ganz fest. Genau so wie das Seil auf meiner Haut. Oh, es fühlt sich echt gut an. Er hat gewusst, dass so etwas passieren würde. Ganz sicher. Oder vielleicht nicht? Er hat aber anscheinend gar keine Ahnung, was gerade los mit mir ist. Ich schaue zurück auf meinen Teller, greife meine Gabel und das Messer, kann aber dann doch nicht unterdrücken mich wieder aufrecht hinzusetzen. Ich mache es so beiläufig und natürlich, wie ich nur kann. Ich muss mich beim Essen ja eh immer etwas nach vorne lehnen, damit mir nichts von der Gabel fällt. Ich kann spüren, wie sich das Seil auf meinen Kitzler presst, wie ich es durch meine Bewegung dazu bringt, sich an mir zu reiben und wie ich langsam feucht werde. Ich lasse mir gar nichts anmerken, lehne mich nach vorn und öffne den Mund, um etwas zu essen. Auch, wenn ich mich etwas beobachtet fühle und spüre, wie ich leicht rot werde, weil mir so warm ist, kann ich nicht aufhören. Wenn Ruffy es wüsste, wie würde er wohl reagieren? Er muss mir nur einmal in die Augen sehen, um es zu bemerken. Ich weiß, dass er es in meinem Blick erkennen könnte. Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann würde es bei ihm klick machen. Bei dem Gedanken sehe ich wieder zu ihm auf, lehne mich in meinem Stuhl etwas zurück und spüre wie sich das Seil bei der Bewegung zwischen meine Schamlippen presst, von mir feucht wird und wie mein Kitzler sich zwischen es schiebt. Ganz langsam, da der Druck so hoch ist. Er sieht mich gar nicht an. Er hat überhaupt gar keine Ahnung. Dabei ist es doch er, der mich überhaupt in diese Situation gebracht hat. Er hat mich gefesselt. Ich kann das Seil von meinen Schultern auf meinem Brustbein, unter meinen Armen, an meinen Seiten, in meinem Rücken, an meiner Hüfte, an meinem Hintern, zwischen meinen Pobacken und Schampillen bis zu meinem Kitzler spüren und es fühlt sich an, als ob er mich überall da berührt. Und es trotzdem gar nicht mitbekommt. Oh, Ruffy. Ich schlucke, blinzle dann doch auf meinen Teller zurück, lehne mich leicht nach vorn und esse langsam weiter. Wieder reibt es über meinen Kitzler, an beiden Seiten an ihm vorbei und spaltet meine Schamlippen für ihn. Ich schließe einen Moment meine Augen, spüre das feuchte Seil auf meiner Haut und denke schon gar nicht mehr nach, als ich mein Becken nach vorn kippe. Ich reibe mich an dem Seil, ganz langsam, ganz unauffällig und trotzdem fühlt es sich so intensiv an. Auch, wenn ich mich dazu zwingen muss wenigstens für den Schein weiter zu essen, kommt es mir doch nur noch auf die Bewegung meines Beckens an. Ich fühle mich als ob ich in den Gesprächen versinke. Niemand achtet auf mich, bemerkt, was ich tu oder ahnt, wie ich mich gerade fühle. Ich würde mich jetzt so gerne anfassen. Eine Hand einfach unter dem Tisch verschwinden lassen, aber ich brauche sie noch zum essen. Verdammt, wieso konnte Sanji keine Suppe kochen? Die kann man mit einer Hand essen. Ich spüre, wie ich gedankenverloren und auf das Gefühl konzentriert seufzen will, reiße mich damit aber selbst aus meinen Gedanken und verschleiere es mir einem kurzen Räuspern, gefolgt von einem Schluck aus meinem Glas. Oh, ich kann nicht aufhören. Als ich das Glas wieder zurück stelle, sehe ich dann doch wieder zu Ruffy auf und unsere Blicke treffen sich. Ich glaube, er sieht mich schon eine ganze Weile an, dabei habe ich es gar nicht gemerkt. Er bewegt sich keinen Zentimeter, sieht mich nur an und schweigt, die Gabel noch in der Hand. Ich weiß, dass er es in meinem Blick sehen kann. Er kennt diesen Blick von mir. Er kennt mich, wenn ich versuche meinen Atem unter Kontrolle zu halten und wenn ich nicht verhindern kann rot zu werden. Er weiß es ganz sicher. Dann bewegt er sich doch etwas. Scheinbar beiläufig rutscht er mit seinem Stuhl nähere an den Tisch, näher zu mir. Ich weiche seinem Blick nach unten aus und meine Gedanken rasen. Er hat mir nicht erlaubt, dass es mir gefällt. Das hat er gesagt, kurz bevor er mein Zimmer verlassen hat. Es darf mir nicht gefallen. Also zwinge ich mich dazu, mich nicht mehr zu bewegen, was ein verlangendes Ziehen in meinem Unterleib auslöst. Ich hab mich selbst schon so weit getrieben, dass er keine Probleme damit hätte mich jetzt sofort zu nehmen. Ich könnte mich gar nicht wehren. Mein Körper würde es gar nicht zulassen, dass ich mich wehre. Ich könnte nur schreien, ihn darum bitten, aufzuhören und mich von ihm ficken lassen. Oh, bitte. In dem Moment, in dem ich etwas Fleisch und Gemüse auf meine Gabel schiebe, spüre ich plötzlich etwas zwischen meinen Beinen an meinen Oberschenkeln und zucke reflexartig zusammen. Ich rutsche mit dem Messer halb über den Teller und lasse fast meine Gabel fallen, was ihn aber nicht daran hindert seinen Fuß bis zwischen meine Beine auf meinen Kitzler zu pressen. Ich klammere mich an mein Besteck, halte den Blick gesenkt, bekomme aber im Augenwinkel mit, dass ich gerade die Aufmerksamkeit auf mich gezogen hab. „Tsch-tschuldigung, bin ab-abgerutscht.“, flüstere ich sofort, was hoffentlich alles erklärt. Jetzt fühle ich mich erst recht beobachtet. Jetzt sitze ich hier mit einem feuchten Seil zwischen meinen Beinen zusammn mit Ruffys Fuß, der den Druck des Seils noch verstärkt, bin Rot wie eine Tomate und versuche mir nichts anmerken zu lassen. Also mache ich da weiter, wo ich aufgehört habe, schiebe das Essen zurück auf meine Gabel und zwinge mich zum essen. Ich schaue mit Absicht nicht mehr auf und so langsam scheine ich auch nicht mehr wirklich Fokus der Aufmerksamkeit zu sein, denn die Gespräche gehen weiter. Bis auf Sato, der mich von der Seite ansieht. „Was ist los?“, flüstert er leise und ich schließe einen Moment die Augen, denn jetzt reibt nicht nur das Seil über meinen Kitzler weil ich mich zum Essen bewegen muss, sondern auch Ruffy. Weiß er nicht, wie weit ich schon bin? Oh, Gott, das fühlt sich echt gut an. „Nichts.“ Mehr sage ich nicht, habe aber angst, dass er es schon an meiner Stimmlage allein hört. Er tut es nicht. Wie auch? Das reicht ihm aber nicht. „Du bist ganz rot, was ist los? Nur wegen dem Ausrutscher?“ Oh, Gott, bitte zwing mich nicht zum reden. Doch in dem Moment, als ich versuche zu Antworten, bewegt Ruffy sich wider zeischen meinen Beinen, presst die Seile um meinen Kitzler und wieder klemmt er ihn so ein, was mich fast zum Stöhnen bringt. „Ich-„ Ich bleibe so leise, wie ich kann, aber Sato neben mir blinzelt auf meine Reaktion. Oh, Gott, bitte. Ich komme gleich, wenn er nicht aufhört. Ich atme leise tief durch, schließe die Augen und bewege mich einen Moment nicht. Ich muss mich unter Kontrolle bekommen. Bitte, Ruffy. Ich musste noch nie ein Stöhnen so sehr zurückhalten wie jetzt. Es war noch nie so riskant, dass mich jemand hört. Wir sitzen vor allen und er denkt nicht daran, aufzuhören. Ich schaue kurz zu ihm auf, aber er beachtet mich scheinbar gar nicht. Er isst einfach weiter, als wäre gar nichts. Klaut sich sogar immer noch was zum Essen. „Bist du okay?“, lässt Sato mich neben mir nicht in Ruhe und wieder bewegt er sich zwischen meinen Beinen. Oh, Gott, das ist es. Ich kann nicht anders, spreize meine Beine selbst noch ein wenig um ihm allen Spielraum zu lassen, kneife in dem Moment aber die Augen zu, da ich spüre, wie ich komme. Ich halte die Luft in meiner Lunge, spüre, wie mein Becken aufzuckt und wie durch die Bewegung das Seil einen Moment heftiger als zuvor an meinem Kitzler entlang reibt. Ich presse meine Handgelenke, das Besteck noch in der Hand, neben meinem Teller auf den Tisch und spüre das Seil überall auf meiner Haut. Ich komme vor versammelter Mannschaft, gebe keinen Ton von mir und lasse die Luft nicht aus meiner Lunge. Aber Ruffy lässt mir nicht die Möglichkeit mich zu beruhigen. Er kann es an meiner Reaktion spüren, was ihn dazu bringt den Druck zu erhöhen und von einer Seite zur anderen über meinen Kitzler zu reiben, was mich wieder zum Zucken bringt. Erst jetzt kann ich ein kurzes, leises, quitschendes Wimmern nicht unterdrücken und presse die Beine zusammen. Ich komme noch immer, lasse meine Gabel dann einfach fallen und greife unter den Tisch Ruffy Knöchel. Ich rutsche auf meinem Stuhl ausweichend nach hinten und löse mich so von ihm, auch wenn ich spüre, dass er der Bewegung folgen will. Aber wenn er jetzt weiter macht, kann ich es nicht mehr verstecken. Bitte, Käpten. Jetzt kann ich mich wieder entspannen, spüre meinen Kitzler zwischen den Seilen aufzucken und atme leise tief durch, ohne den Blick zu heben. An den Stimmen erkenne ich, dass es keiner gemerkt hat. Nur einer. „Bist du gerade..?“ Ich antworte nicht, atme ganz leise, tief durch und öffne vorsichtig die Augen, um zu Ruffy aufzusehen. Er grinst, sieht aber auf seinen Teller und schüttelt sachte den Kopf. Erst jetzt zieht er seinen knöchel aus meiner Hand, und setzt sich wieder richtig hin. Ich presse sofort meine Beine zusammen, spüre meinen Kitzler immernoch empfindlich zwischen den Seilen aufzucken, aber bekomme mich langsam wieder unter kontrolle. Sato folgt meinem Blick und sieht zu Ruffy, dann wieder zu mir und erst jetzt scheint er zu begreifen. Er lacht ganz kurz, ganz leise auf, ehe er auch sein Grinsen nicht verkneifen kann und ebenfalls den Kopf schüttelt. Ob über Ruffy oder mich, bin ich nicht sicher. Ich fühle meine Hand wieder auf den Tisch, greife meine Gabel und atme noch einmal leise durch, ehe ich wieder so tun kann, als sei nichts passiert. Oh, Gott, das war echt gut. Und keiner hat was mitbekommen. Ich überschlage meine Beine unter dem Tisch, damit Ruffy nicht doch noch einmal auf falsche Gedanken kommt und lehne mich mit dem Oberkörper gegen die Tischplatte, damit ich mich nicht mehr bewegen muss, um zu essen. Das Seil ruht zwischen meinen Beinen um meinen Kitzler und wird kühl von meiner Feuchtigkeit. Doch jetzt, wo ich durch Ruffys Hilfe Erlösung gefunden habe, ist es nicht mehr so schwer für mich es auszuhalten. Ich bleibe noch lange sitzen. Auf Sanjis Frage, ob ich die Tarte servieren will, habe ich nur abgewunken und meinte, sie sei eh noch nicht ausgehärtet. Habe sogar wahrscheinlich Recht damit gehabt. Ich erhebe mich erst, als ich das gewohnte Kopfnicken von Ruffy in meine Richtung sehe. Er erlaubt es mir, also darf ich es. So, wie das Seil liegt, halt ich es echt nicht aus. Also schnell ins Badezimmer, das Seil begradigt und so gut es geht wieder getrocknet und fertig. Es har wirklich keiner gemerkt. Ich komme aus dem Grinsen nicht mehr raus. Ich kann nicht aufhören alles in Gedanken noch einmal zu erleben. Das war so genial. Ehrlich, Ruffy. Das hättest du dir nicht besser überlegen können. Wenn du es dir überhaupt so überlegt hast. So, wie du mich angeguckt hast, als du realisiertest, was los war, sah es nicht so aus als ob du es wirklich geplant hattest. Ein paar Stunden nach dem Mittagessen können wir den schmalen Streifen Land am Horizont erkennen. So eine richtige Bikini-Palmen-Insel. So eine habe ich noch nie gesehen. Ob ich mich aber drauf freuen soll, weiß ich nicht genau. „Hast du kurz Zeit?“ Zorro reißt mich aus meinen Gedanken als ich mich noch über die Reling lehne um die Insel sehen zu können. Er steht schräg hinter mir und sieht mich nicht einmal an. So wie er das eben macht, wenn er mit jemandem Redet und es kein anderer mitbekommen soll. „Ich?“ „Klar, du. Ich muss kurz mit dir reden.“ Er muss mit mir reden? Was ist denn los? Hab ich was nicht mitbekommen? Oder halt! Hat er das beim Mittagessen mitbekommen? Wo saß er nochmal? „Okay.“, sage ich aber bevor ich weiter denken kann und sehe mir noch einmal kurz die Insel am Horizont an, bevor ich ihm unauffällig auffällig folge. Er geht nicht in sein Zimmer, sondern in den Ausguck. Der Trainingsraum. Sein eigentliches Zimmer. Ich glaube hier fühlt er sich weniger belauscht als unter Deck. Er könnte sich ja einfach ein Bett in eine Ecke stellen. Oder einfach auf dem Boden schlafen, so wie er es auch sonst am Tag macht. Ich schließe die Falltür hinter mir, sehe ihm kurz nach wie er zur Bank an der Wand geht und frage mich schon wieder, was er denn hat, als ich ihm nachgehe. Ich bin mir erst nicht einmal sicher, ob ich mich zu ihm setzen kann, mache es aber dann doch einfach. Es wäre schon etwas lächerlich, wenn ich darum bitten würde, mich setzen zu dürfen. Immerhin trainieren wir hier auch zusammen. Er sagt aber nicht sofort, was er denkt und lässt mich einen Moment warten. Was ist denn los? Ich schaue nicht zu ihm auf, lehne mich auf der Band etwas nach vorne, achte darauf den Rücken durchgedrückt zu lassen aber so, dass es nicht unnatürlich aussieht und halte mich mit den Händen an der Kante fest, halte so meine Beine zusammen und schaue vor uns auf den Boden. Er hingegen lehnt sich zurück, mit dem Rücken an die Wand, die Beine nach vorn und voneinander gemütlich gespreizt mit den Hacken auf dem Fußboden. Wir könnten nicht unterschiedlicher aussehen. „Du brauchst einen Psychiater?“, fragt er dann doch ganz einfach heraus aber ich blicke bei der Frage nicht auf. Ich bin eigentlich sogar fast beruhigt dass er mich nicht fragt, was das beim Mittagessen war. Das finde ich um einiges Schlimmer. Naja, eher gesagt peinlicher. Orgasmen in der Öffentlichkeit gehört selbst für mich zu etwas, was neu ist. Aber die Tatsache, dass Sato mein Psychiater ist, scheint ihn ja doch irgendwie zu belasten. Jedenfalls zu beschäftigen. Die Erklärung von mir heute Mittag war wohl doch etwas zu wenig für ihn. „Ist nicht so, dass-dass ich ihn wirklich brauche.“, fange ich an um das alles etwas zu entschärfen, „Ich kann aber besser Schlafen, wenn-wenn ich mit ihm-ihm geredet hab.“ Naja, das ist auch etwas untertrieben. Und das wird er irgendwann merken. Also verbessere ich mich dann doch noch einmal. „Sagen wir, ich kann schlafen, wenn-wenn ich mit ihm ge-geredet hab.“ Nicht nur besser. „Wieso hast du das nicht gesagt?“ Ist das eine ernstgemeinte Frage? Jetzt schaue ich doch kurz zu ihm rüber, er aber nicht zu mir. Er sieht aus, als würde er es ernst meinen. Auch, wenn er sich die Antwort wohl denken kann. „Weil-weil das keinem was-was-was angeht?“ Erst jetzt sieht er aus dem Augenwinkel zu mir rüber. Er atmet tief durch, weicht meinem Blick dann wieder aus, lehnt sich nach vorn und stützt die Ellenbogen auf den Knien ab. „Das sehe ich anders.“ Wie? Soll ich rumrennen und rumschreien, seht mich an! Ich bin ein Scherbenhaufen! Meint er das ernst? „Wenn du Hilfe bei irgendwas brauchst, dann ist das ja okay. Aber wenn wir nichts davon wissen, dann bringst du uns alle in Gefahr.“ „Was?“ Das ergibt doch gar keinen Sinn. Er sieht mich gar nicht an, als er weiter redet. „Versteh mich nicht falsch, aber so wie ich das sehe ist das eine ziemliche Schwachstelle bei dir.“ Schwachstelle? „Ich meine, okay. Jeder hat irgendwas, was ihn fertig macht, wenn er daran erinnert wird. Aber wenn du wirklich Hilfe brauchst, dann ist das bei dir wie…ich weiß nicht…wie eine offene Wunde. Deine Schwachstelle eben. Ich würde mich nur besser fühlen, wenn ich ungefähr weiß, worum es geht. Einfach, damit ich weiß, wann es für dich gefährlich wird. Damit wir reagieren können.“ Will der mich ausfragen? Ich schweige einen Moment, weil ich echt nicht sicher bin, ob er da wirklich eine Antwort für erwartet. Das, was ich Sato erzähle, das geht nur ihm und mich was an. So sind die Regeln. Er sagt nichts weiter und ich sage es nur ihm. Als er merkt, dass ich nicht antworte, sieht er dann doch zu mir rüber, sieht meinen Blick und seufzt tief, hebt dann kurz die Hände, als wolle er es irgendwie erklären, schafft es aber nicht wirklich. „Nur, für den Fall… Ich weiß ja auch nicht. Ich mag es einfach nicht wenn ich nicht weiß, wann es für jemanden von uns gefährlich wird und wann nicht. Ich meine, guck dir Nami an. Okay, nach heute Morgen ein schlechtes Beispiel, aber ich weiß, dass sie ziemlich Empfindlich auf Fischmenschen reagiert. Jetzt nicht gegen alle. Gegen Jimbei hat sie nichts oder so, aber wenn einer von denen was Falsches sagen würde, tickt sie aus. Hat auch was damit zu tun, dass sie sich den größten Teil der Gewinne unter die Nägel reißt. Bei Lysop ist es die Sunny. Eigentlich die Lamp von damals, aber da weiß ich wenigstens, was los ist. Bei Robin ist es die Vergangenheit an sich. Sie ist nicht umsonst Archäologin. Bei-„ „Was ist mit dir?“ Damit hab ich ihn aus dem Konzept gebracht. Er sieht über die Schulter zu mir rüber, blinzelt etwas, senkt den Blick dann ganz automatisch herunter zu seinen Schwertern. Wieder seufzt er leise, als hätte ich ihn an etwas erinnert, woran er vorher nicht gedacht hat und weicht meinem Blick wieder nach vorn aus. „Das ist etwas komplizierter.“ „Wieso kom-komplizierter? Was ist da bi-bitte der Unterschied?“ Ich gehe in den Angriff über. Was soll ich auch sonst machen? Wie soll er sonst merken, dass ich nicht darüber reden will? Er hört doch sonst nie auf zu fragen. „Du hast mich schon mal danach gefragt. Weißt du noch?“ Hab ich das? Nach dem Thema? Das einzige, was ich ihn wirklich mal gefragt habe, war nichts wegen seinen Schwertern. Das war was wegen… „Wegen dei-deinem Stirnband.“, stelle ich leise fest und er nicht sachte als Antwort. Oh, Mist. Ich wusste nicht, dass es das ist. Dass es der Teil in ihm ist, den er lieber nicht hätte. Sein Schwachpunkt so wie ich meinen habe. Sein Geheimnis. „Okay.“, sagt er dann aber plötzlich als ich schongedacht habe, dass er mir jetzt alles erklärt. Er lehnt sich wieder zurück mit dem Rücken an die Wand, sieht auf seine Hände und fängt an zu verhandeln. „Sagen wir es so. Du weißt ein bisschen was über mich und ich will dafür ein bisschen was über dich wissen. Nur genug, damit ich weiß, wann es ernst wird, okay?“ Der Gedanke, dass ich ihm was sagen soll, gefällt mir immer noch nicht. Aber wenn ich ihm überhaupt nichts sage, dann wird er ab jetzt übertrieben auf mich achten und das will ich auch nicht. Okay. Lenken wir seine Gedanken also in die richtige Richtung ohne was genaues zu sagen. „Okay.“ „Gut. Okay. Wie fang ich an?“, fragt er dann leise sich selbst und legt halb seinen Kopf in den Nacken, als er anfängt über seine Fragen nachzudenken. „Du weißt, dass ich aus dem Eastblue komme, oder?“ Ich blinzle etwas. Erzählt er mir jetzt doch mehr über sich? „Jetzt schon.“ „Oh, naja. Wo kommst du her? Von der Insel, wo wir dich-„ „Dress Rosa.“ Daraufhin sieht er dann doch wieder zu mir, zieht die Augenbrauen nach oben und scheint mich plötzlich mit ganz anderen Augen zu sehen als noch vor wenigen Sekunden. „Ehrlich?“ „Ja, schon-schon. Wieso ist das-das so komisch?“ „Ich weiß nicht. Das passt irgendwie nicht zu dir.“ Ich weiß nicht, wieso, aber das bringt mich irgendwie zum lächeln. Auch, wenn es kein wirkliches Kompliment war fasse ich es so auf. Ich weiß, was er meint. Ich kenne die Frauen auf Dress Rosa. Sie sind viel Selbstbewusster als ich. Sie haben eine kräftigere Ausstrahlung. Sie haben Temperament. Das hört sich alles sehr schön an. Aber nur, wenn man meine Mutter nicht kennt. Und solange ich anders bin als sie, finde ich es gut. Irgendwie. Irgendwie zwar auch nicht, aber da denke ich erst dran, als ich schon lächle. „Okay. Gut.“, sagt er leise, sieht zurück auf seine Hände und auch ich senke meinen Blick, als ich versuche aufzuhören zu lächeln. „Wegen dieser Therapie-Sache. Ist das wegen dem, was Ruffy mit dir macht?“ „Was? Nein. Nein, überhaupt-haupt nicht.“, sage ich sofort, als ich realisiere, was er die ganze Zeit gedacht hat. Zorro weiß, was Ruffy mit mir macht. Jedenfalls im Ansatz. Er hat sich mein Buch durchgelesen und reißt seit dem ab und zu mal zweideutige Witze über mich. Gefällt mir besser, als wenn er mir die ganze Zeit hinterher rennen würde wie Sanji es macht. Er versteht, im Gegensatz zu Sanji, dass es mir dabei gut geht. Jedenfalls habe ich das bis gerade gedacht. „Wenn überhaupt, dann ge-gehört das mit Ruffy zu-zu der Therapie dazu.“, flüstere ich dann doch dazu, als ich kurz über das Nachdenke, wie es zusammenpassen könnte. Wenn es denn zusammen gehört. Das erregt Zorros Aufmerksamkeit. Er sieht wieder zu mir, dreht sich mir sogar halb entgegen und fragt weiter. „Wie meinst du das?“ „Das-das ist schwer zu erklären.“, fange ich dann leise an, erwidere den Blick von Zorro aber nicht. Wie kann ich ihm das erklären, ohne ihm alles zu erklären? „Du weißt, was-was er mit mir macht. Und du-du weißt, dass es si-sich gut anfühlt. Also f-für mich jetzt. Ich-„ „Stimmt. Du hast doch gesagt, du hast das Gefühl, dass du es verdient hast. Deswegen willst du das alles auch so sehr.“ Stimmt, das habe ich ihm schon mal gesagt. Bei seinen Worten kann ich aber nicht anders als mit dem Blick weit zur Seite auszuweichen. Ich mag es nicht, wenn man mich so ganz offensichtlich analysiert. Wer mag das bitteschön? „Aber wieso denkst du das?“, fragt er dann die Frage, auf die ich schon nicht mehr antworten will. Jetzt fühlt sich das Gespräch gar nicht mehr so entspannt an wie noch vor ein paar Sekunden. Ich würde jetzt schon am liebsten einfach gehen. Aber ich muss ihm wenigstens erklären, worum es geht. Irgendwas, was ihn beruhigt. „Da-das ist-ist kompliziert.“ Ich werde nervös, was er mit Sicherheit hören kann. Ich mag es nicht darüber zu reden, atme aber einmal tief durch und reibe meine Handflächen gegeneinander. „Hat was-was mit m-m-meiner Mu-Mutter zu tun.“, gestehe ich dann aber einfach und hoffe, dass das reicht. „Mit deiner Mutter?“ Jetzt ist er vollends verwirrt. Na klasse. Anstelle ihn beruhigt zu haben hab ich ihn neugierig gemacht. Ich nicke aber nur kurz als Bestätigung und schweige. Ich will da echt nicht drüber reden. Er sieht es mir an, kann seine nächste Frage aber trotzdem nicht unterdrücken. „Wieso?“ Weil sie die schlechteste Mutter ist, die es auf dieser Welt gibt? Weil ich ihr nie gut genug war? Weil ich immer irgendwas falsch gemacht habe? Weil ich ihr nicht das Wasser reichen kann? Weil ich stottere? Weil ich nicht schlagfertig bin? Weil ich wünschte, dass sie wenigstens nur ein bisschen froh darüber ist, dass es mich gibt? Dass sie nicht bereut, mich geboren zu haben? Weil ich der Grund bin, wieso sie das alles machen musste? Weil ich sie vermisst habe, als sie nachts nicht zu Hause war? Weil ich sie im Dunkeln gesucht habe? Weil ich sie liebe? Egal, was sie gemacht hat? „Weil-weil-..“ Weil es meine Schuld ist, dass sie so leben musste. Weil ich ihr Leben kaputt gemacht habe. Weil ist sie enttäuscht habe. Weil ich keine gute Tochter war. Weil ich keine gute Tochter bin. „Weil-… Ich will-will nur, dass sie end-endlich stirbt.“ Endlich verreckt, damit ich kein schlechtes Gewissen mehr wegen ihr haben muss. Damit sie nicht mehr von mir enttäuscht werden kann, egal, was ich mache. Einfach, damit ich nicht mehr an sie denken muss. Ich kann spüren, wie Zorro mich bei meinen Worten anstarrt. Das hat er nicht erwartet. Nicht von mir. Ausgerechnet ich. Ich konnte nicht einmal Naoki umbringen. Ich bin so entschieden gegen das töten wie sonst keiner auf diesem Schiff. Und er weiß es, weil ich ihn dazu gebracht habe, anders über das Töten zu denken als er es vorher gemacht hat. Wahrscheinlich hat er eine Erklärung erwartet. Irgendwas, was ihm sagt, wieso ich so bin, wie ich bin. Die Erklärung kann ich ihm nicht geben. Die hat nur Sato in seinem Kopf. Wen überhaupt jemand, dann er. Zorro sagt nichts mehr. Er findet keine Worte mehr, keine Fragen oder Kommentar, die er jetzt sagen könnte. Er ist geschockt. Er sah mich eben bis jetzt ganz anders. Für ihn ist es wahrscheinlich so, als ob ich mich in einen ganz anderen Menschen verwandelt hätte. Er dreht sich von mir weg, als er realisiert, dass er mich angestarrt hat, schweigt und sucht nach irgendwelchen Worten. Ich kann es beinahe spüren. Ich bin es dann, die die Stille wieder unterbricht. „Willst du n-no-noch irgendw-was wissen?“, frage ich dann doch, weil ich das endlich vom Tisch haben will. Ich will morgen nicht wieder hier mit ihm sitzen und über alles reden, was er sich über mich fragt. Er zögert aber, bevor er antwortet. Natürlich. Ich will mir gar nicht vorstellen, was er sich vorstellt, wieso ich meine eigene Mutter so sehr hasse. „Was ist mit deinem Vater?“ Gute Frage. An die Frage habe ich gar nicht gedacht. Er weiß es ja auch noch nicht. Ich zucke kurz mit den Achseln, sehe dann doch wieder vor mir auf den Boden und atme einmal tief durch, weil das Seil auf meiner Haut sich nicht mehr so anfühlt, als würde es mich umarmen sondern als würde es mich erdrücken. „Keine Ahnung, wer-wer das ist. K-könnte jeder se-sein.“ „Oh.“, sagt er dann wieder leise und wahrscheinlich denkt er sich jetzt noch mehr aus, was er aber natürlich nicht ausspricht. Ich würde ja gerne wissen, was er sich ausdenkt, aber das kann ich ihn nicht fragen. „Verstehe.“, sagt er dann doch noch leise, was mich aber zum Lächeln bringt. So paradox es auch ist, es bringt mich zum lächeln. „Nein. Gan-ganz sicher nicht.“, sage ich leise, spüre, wie mir trotz des Lächelns tränen den Hals zuschnüren und ich atme einmal tief durch um es unterdrücken zu können. Er versteht überhaupt gar nichts. Er weiß noch gar nichts. Die ganzen Jahre kann man nicht mit ein paar Sätzen, ein paar Worten, erklären. Das passt da nicht rein. Das geht einfach nicht. Ich kann es ja nicht einmal Sato wirklich erklären. „Willst du.. es mir erklären?“ Auf die Worte stoße ich die Luft in einem kurzen Lachen aus meiner Lunge, schüttle aber kurz danach nur den Kopf. Das könnte er gar nicht verstehen. „Danke, aber-aber das-… Nein. Das geht nicht. Ich kann das ni-nicht. Das-das war einfach-„ Ich breche ab als ich merke, dass ich keine Worte finde. Ich will es ihm gar nicht erklären. Was sollte er auch mit dem Wissen anfangen? Mich bemitleidend angucken? Nein, danke. Ich mag es, wenn er mich so ansieht, wie er mich bis jetzt angesehen hat. Wenn ich das nicht schon kaputt gemacht habe. „Ich kann nicht.“, flüstere ich als letzte Erklärung, atme noch einmal durch und erhebe mich bevor er mich noch etwas fragen kann. Er sieht mir nach, aber ich sehe ihm nicht in die Augen. Das kann ich jetzt nicht. Er würde sehen, dass ich den Tränen nahe bin. Und das nur, weil ich an alles gedacht habe, was war. Ich gehe zur Falltür, öffne sie und steige die ersten Stufen der Leiter herunter. Doch als ich die Tür hinter mir schließen will, sagt er wieder etwas. „Morgen wieder Training?“ Oh, Gott, ja. Als er mich das fragt sehe ich doch wieder zu ihm auf, bleibe kurz stehen und muss unterdrücken erleichtert aufzuatmen. Danke, dass du mich das fragst. Wirklich, danke. Ich nicke nur als Antwort, lächle jetzt wieder richtig und schließe die Falltür über mir um ihn alleine zu lassen. Diese Frage zeigt mir, dass er mich noch so sieht, wie gestern. Aber erst beim Training werde ich merken, ob er sich zurückhält oder nicht. Ob er mich für schwächer hält oder nicht. Und wenn es nur unbewusst ist. Ich glaube zwar, dass es ihn nicht beeinflusst hat, befürchte es aber trotzdem. Erst morgen kann ich mir sicher sein. Ich würde jetzt wirklich gerne einen Moment alleine sein. Nachdem ich heute so oft und viel an meine Mutter denken musste, brauche ich einfach etwas Zeit. Die ich aber nicht bekomme. Ruffy wartet, wie schon einmal heute, in meinem Zimmer auf mich. Diesmal aber nicht auf meinem Bett, sondern auf dem Stuhl vor meinem Schreibtisch. Er sitzt mit dem Rücken zum Kleiderschrank, also mit der Seite zur Tür. Zu mir. Ich schließe die Tür hinter mir, lehne mich wieder mit dem Rücken an sie und sehe zur Seite weg auf mein Bett, damit ich ihm nicht in die Augen sehen muss. „Tut mir leid, was war.“, sagt er dann plötzlich, was mich absolut verwirrt. Er entschuldigt sich bei mir? Er bei mir? Wieso? Hab ich irgendwas nicht mitbekommen? Ich kann nicht unterdrücken ihn bei den Worten anzusehen. Aber ich bewege mich noch nicht von der Tür weg. Was tut ihm leid? Was war denn? Hat er irgendwas gemacht? Ist mir irgendwas passiert? Hat er das Gespräch mit Zorro mitgehört? Und wenn, würde es ihm so viel sagen, dass ihm leid tun kann, was damals war? Er erkennt in meinem Blick, dass ich nicht verstehe, was er mir sagen will. Er weicht meinem Blick zur Seite aus, seufzt einmal tief und sieht einen Moment aus dem Fenster. Okay, jetzt rasen meine Gedanken. Was tut ihm leid? Was denn? „Das wegen heute Morgen. Wegen Nami.“ Mir fällt sofort wieder der Kuss ein, bin aber trotzdem nicht sicher ob er ihn meint oder der Streit zwischen ihr und mir. Ich meine, er hat das Recht andere zu küssen. Ich tu es ja auch. Und er weiß davon. Er ist sogar manchmal dabei. Er sieht dabei zu. „Wie-wieso-„, stolpert es mir dann doch über die Lippen. Ich breche aber sofort ab, als ich realisiere dass ich nicht weiß, ob ich etwas sagen darf oder nicht. Er reagiert aber nicht sofort, was mir zeigt, dass ich es darf. Also spreche ich nach kurzer Pause, nur eine Atempause, weiter. „Wieso war der s-so anders?“ Ich weiß es. Er sieht nach meiner Frage zu mir, aber ich wusste es schon in dem Moment, als ich die Frage auf meiner Zunge spürte. Ich weiß, wieso es ihm Leid tut. Wieso dieser Kuss so anders war als alle anderen Küsse, die wir mit anderen hatten. Mein Blick weitet sich, als es mir klar wird und Ruffy kann mir meine Gedanken mit Sicherheit ansehen. „Nein.“, stoße ich leise hervor, als ich sehe, dass er es nicht verneint. Er sagt nicht, dass es nicht so war. Er sagt nicht, dass es nicht so ist. So, wie ich denke. So, wie ich befürchte. Sag einfach nur nein. Sag, dass ich mich irre. Sag, dass das nicht wahr ist. Bitte. Mein Herz hämmert gegen meine Brust. Meine Beine kribbeln und mein Magen zieht sich zusammen. Bitte, sag einfach, dass es nicht so ist. Dass du nichts fühlst, wenn du sie ansiehst. Sag, dass du nichts für sie fühlst. Bitte. Das kannst du mir nicht antun. Nicht jetzt. Tränen rollen jetzt doch wieder über meine Wangen, als er die Stille wieder unterbricht. „Ich kann das nicht erklären. Das war-„ „Das ist nicht dein ernst.“, unterbreche ich ihn flüsternd, was ihn wieder dazu bringt zu mir aufzusehen. Er seufzt leise als er mich so sieht, schüttelt kurz den Kopf, nickt dann aber kurz darauf doch wieder. Ich versteh das alles nicht. „Ich hab mir das nicht so ausgesucht.“, gesteht er dann leise, was mehr wehtut als jeder Schlag, den er mir je verpasst hat. Das ist doch nicht sein ernst, oder? „Das sagst du mir jetzt? Wieso dann das alles? Wieso das hier?“ Ich schlinge die Arme um mich bei der Frage, fühle das Seil auf meiner Haut und weiß, dass er versteht. Auf meine Frage schüttelt er sachte den Kopf, weicht wieder meinem Blick aus und atmet einmal tief durch, um die richtigen Worte zu finden. Jetzt macht er Schluss mit mir. Wegen Nami. Oh, Gott, sie hat es geschafft. Genau das, was sie wollte. „Das ist nicht so, wie du denkst. Ich liebe dich noch. Wirklich.“ „Aber sie auch?“, platzt es mir dann wieder raus und ich ziehe schluchzend die Luft zurück in meine Lunge, weshalb ich mich verfluchen könnte. Ich muss so erbärmlich aussehen in diesem Moment. Ich will nicht schwach aussehen. Ich will nicht, dass ich jetzt weinen muss. Ich will nicht, dass mir das alles weh tut, was er sagt. Aber das ist so. „Anders.“, gibt er dann zu und nickt sachte, sieht mich aber immer noch nicht an. Ich erstarre. Was soll das jetzt? Ich versteh das nicht. Wie meint er das? Wieso anders? Mehr oder weniger als mich? Er spricht aber weiter, bevor ich meine Gedanken unter Kontrolle habe. „Ich wollte dir das heute gar nicht sagen. Wegen dem Steckbrief und all das. Aber jetzt seid ihr beide sogar aufeinander los und ich… Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich will nicht, dass-„ „Raus.“, fauche ich ihn jetzt so kalt an, dass er gar nicht anders kann, als zu mir auf zu sehen. So hat er mich noch nie gehört. Sanji schon. Er bewegt sich aber noch nicht, was mich dazu bringt die Augen zu verengen. Hat er mich nicht verstanden? „Verpiss dich endlich!“, schreie ich ihn an und erkenne meine Stimme dabei selbst kaum wieder. Er ist komplett überfordert, was eine bestimmte Reaktion in ihm auslöst. Die einzige, die er bis jetzt kennt, wenn ich mich so gegenüber ihm benehme. Ohne jeden Respekt. Er streckt seinen Rücken durch, sieht mich an und erhebt sich langsam. Er fühlt sich herausgefordert, was er richtig versteht. Und ob ich ihn herausfordere. Er kommt auf mich zu, will sich vor mir aufbauen, aber ich reagiere, bevor er etwas machen kann, hebe die Arme und stoße ihn an den Schultern wieder zurück nach hinten. „Was-„, stößt er hervor und hat offensichtlich nicht damit gerechnet. „Was bin ich eigentlich für dich?! Was glaubst du, was ich jetzt mache?!“, schreie ich ihn an, was ihn noch mehr verunsichert. So kennt er mich nicht und das, was er macht ist nichts als eine Kurzschlussreaktion. Eine gewohnte, einstudierte Bewegung mit seiner Hand über meine Wange, die mich immer zum schweigen bringt. Wie auch jetzt. Er hat mich geschlagen. Ich erstarre, spüre meinen Herzschlag, das Kribbeln auf meiner Wange und die Wut, die Enttäuschung in meinem Innern. Das war anders als sonst. Das war eine andere Ohrfeige. Das war eine, die ich nicht wollte. Die ich nie von ihm erwartet hätte. Er spürt es sofort. „Oh, Gott, nein.“, flüstert er leise und kommt mir sofort näher. Ich lege meine Hand auf meine Wange, weiche zurück und schüttle schnell den Kopf. Ich kann ihn nicht mehr ansehen. Jetzt nicht mehr. „Schieda, bitte. Das wollte ich nicht. Ehrlich. Bitte. Oh, Gott, bitte. Das tut mir leid. Wirklich.“, versucht er sich irgendwie zu erklären und ich höre, wie verzweifelt er ist. Aber jedes mal, wenn er mich berühren will, weiche ich zurück. Mir stehen die Tränen in den Augen, aber ich weine nicht. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Das hat er wirklich getan. „Bitte, sieh mich an, okay? Krümel, bitte. Tut mir leid. Ich wollte nicht- Oh, Gott, Krümel.“, stammelt er immer leiser und ich höre, wie er mit den Tränen kämpft. Ich spüre die Wand in meinem Rücken, meinen Schrank neben mir und atme tief durch. Ich kann den Schlag immer noch spüren. Aber, dass er weint, ist das nicht irgendwie übertrieben? Er hat mich schon oft härter geschlagen. Aber darum geht es nicht. Und das weiß ich. Ich begreife es einfach nicht. Das geht alles so verdammt schnell. Ich kann spüren wie Ruffy meine Haare zur Seite streicht, wie er meinen Blick sucht und höre, wie er sich immer wieder entschuldigt. Ich kann immer noch nicht reagieren. Ich bin komplett verwirrt. „Tut‘s noch weh? Bist du okay? Das wollte ich wirklich nicht. Oh, fuck, Krümel. Wie konnte- Ich wollte nicht-„ Ich nicke kurz, damit er sich beruhigt, nehme die Hand von meiner Wange und streiche mir mit ihr noch einmal selbst die Haare hinters Ohr. Es tut ihm so leid. Er ist so verzweifelt, dass es mir schon selbst leid tut, dass er mich überhaupt getroffen hat. Nicht, weil es mir noch weh tut, sondern weil er so darauf reagiert. „Sieh mich bitte an, okay?“, fleht er dann doch leise, aber ich zögere noch. Ich will und kann ihm gerade nicht in die Augen sehen. Es fühlt sich nicht richtig an ihm jetzt in die Augen zu sehen. Ich habe Angst vor ihm. Aber gerade, weil ich weiß, dass ich das nicht muss, zwinge ich mich dazu zu ihm aufzusehen. Er weint, Tränen stehen ihm in den Augen und auf den Wangen und er mustert meinen Blick intensiv. Er will es am liebsten ungeschehen machen und ich weiß, dass er sich für das, was er getan hat, verflucht. Aber es ist passiert. „Alles okay? Bist du okay?“, fragt er leise und ich nicke als Antwort, weiche seinem Blick ganz automatisch wieder nach unten aus, zwinge mich dann aber sofort wieder zu ihm auf zu sehen. Mach ihm nicht noch ein schlimmeres Gewissen. „Ganz sicher?“ Wieder nicke ich, lächle sogar kurz auf, damit er sich sicher sein kann und atme tief durch. Er hat mich geschlagen. Nein, das war nicht so. Das wollte er nicht. Es tut ihm ja mehr leid als mir. „Oh, Gott, Krümel. Das wollte ich nicht.“, wiederholt er leise, legt die Arme um mich und zieht mich vorsichtig an sich ran, als er mir einen Kus auf die Stirn presst. Ich kann spüren, wie er zittert. Er steht komplett unter Schock. Ich wahrscheinlich auch. Er entschuldigt sich immer wieder, drückt mich an sich und denkt nicht daran mich wieder los zu lassen. Was ist gerade passiert? Kapitel 4: Maii --------------- Kapitel 4 Wir sitzen beide vor meinem Schrank in der Ecke von meinem Zimmer. Wir lehnen mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt und sein Arm liegt über meiner Schulter. Ich lehne mich leicht gegen ihn, zeige ihm irgendwie, dass es okay ist. Was es aber irgendwie nicht ist. Ich habe bis jetzt nichts gesagt, was ihn fertig machen muss. Ich weiß aber nicht, was ich sagen könnte, damit nicht alles noch schlimmer wird. Bis mir ein Gedanke kommt. „Wir m-m-mü-müssen mit S-Sa-Sato reden-reden.“, stottere ich leise und bin mir selbst nicht sicher, ob er mich überhaupt gehört hat. Er reagiert nicht sofort, nickt dann aber doch leicht als er wohl über meine Worte nachgedacht hat. Trotzdem bewegen wir uns nicht. Ich will mich noch nicht bewegen und er anscheinend genauso wenig. „Soll ich ihn holen?“, fragt er nach Minuten genauso leise wie ich. Ich reagiere genauso langsam wie er gerade auf mich. Alles fühlt sich so komisch an. Auf seine Frage schüttle ich allerdings kurz den Kopf, atme zitternd die Luft ein und streiche mir noch einmal die Haare hinters Ohr. „Nei-nein. Nicht jetzt. N-n-nur nicht-nicht bewegen.“, sage ich leise und weiß nicht, wie ich es sonst erklären sollte. Ich habe das Gefühl, dass wir gerade jetzt nicht voneinander weg gehen dürfen. Das, was wir gerade machen, das ist genau das richtige. „Wir müssen aber. Das ist wichtig.“, antwortet er leise und ich spüre, dass er sich von mir lösen will. Ich greife sofort seinen Arm, der um mich liegt und halte ihn bei mir. Erst jetzt hält er inne, sieht zu mir und ich kann beinahe spüren, wie er denkt. Er will jetzt überhaupt nichts falsch machen. Das ist ihm wichtig. Und auch, wenn ich ihn festhalte, kann es genauso gut sein, dass es jetzt das falsche ist. Wir haben gar keine Ahnung. Daher löst er sich nach kurzem Zögern doch von mir drückt sich von der Wand weg, bleibt aber noch bei mir. Die Hand, mit der ich ihn noch bei mir halten will, führt er an seine Lippen, haucht einen Kuss, sieht aber nicht zu mir auf. „Ich bin sofort wieder da.“, versichert er mir, löst sich dann doch von mir und ich vermisse sofort seine Wärme neben mir, als ich ihn nicht mehr spüre. Er sieht mich noch einmal an, als er die Tür öffnet und ich kann ihm ansehen, dass er Angst um uns hat. Das habe ich auch. Er schließt die Tür leise hinter sich und ich bleibe alleine. Es fühlt sich ganz komisch an. Aber wieso? Was war denn bitte gerade so anders? Er hat mich schon so oft geschlagen. Sogar heute schon ein Mal. Sogar zwei Mal. Und das jetzt gerade eben? Ich sollte gar nicht darüber nachdenken. Es dauert nicht lange bis sich meine Tür wieder öffnet. Ich sitze noch immer auf dem Boden, auch wenn ich darüber nachgedacht habe mich aufs Bett zu setzen um nicht ganz so fertig auszusehen. Aber das muss ich für Sato nicht. Er kommt nach Ruffy ins Zimmer und beide sehen mich einen Moment an, bevor Sato sich aufs Bett sitzt, schweigt und zu uns rüber sieht. Ruffy bleibt noch neben mir stehen, sieht zu Sato, dann zu mir und hält mir die Hand hin, damit ich mich an ihm nach oben ziehen kann. Ich schüttle aber nur kurz den Kopf. Er könnte sich genauso gut auch neben mich setzen. Wir saßen ja auch gerade eben hier. Aber ich kann in seinem Blick sehen, dass er es als Ablehnung versteht. Sato sagt aber etwas, bevor Ruffy etwas fragen könnte. „Was ist passiert?“ Ich weiche Ruffys Blick zu Sato aus, als er das fragt und auch erst jetzt dreht sich Ruffy wieder ihm entgegen. Er schweigt einen Moment und ich bin nicht sicher, ob er antworten wird oder ob ich es lieber machen sollte. Auch, wenn Ruffy sein Schüler ist und der Unterricht wohl sehr einer Therapie geglichen hat bin ich doch diejenige, die schon Jahrelang bei ihm in Therapie ist. Also unterbreche ich die Stille. Wohl in dem Moment, als Ruffy den Mund öffnet um etwas zu sagen. „Er-er hat mi-mich geschlagen.“ Ich bringe es auf den Punkt, was Ruffy dazu bringt sich sofort wieder zu mir umzudrehen. Er wollte es wahrscheinlich erst erklären. Die Situation beschreiben. Alles drum rum. Ich nicht. Sato antwortet nicht sofort. Auch, wenn er sich wahrscheinlich fragt, was daran so schlimm ist. Das macht Ruffy doch am laufenden Band. Aber er spürt, dass das jetzt anders ist. Er sieht es uns an. „Wie ist das passiert?“ Jetzt sieht Ruffy zwischen Sato und mir kurz umher, aber ich schweige. Ich will ihn auch etwas an diesem Gespräch teilhaben lassen. Er zögert allerdings, bevor er etwas sagt. „Das war alles so schnell. Ich meine, sie hat mich angeschrien und sonst macht sie das nie. Wenn sie mich sonst nur ansieht, dann- Ich wollte das nicht, ehrlich. Das war wie ein Reflex. Ich hab noch abgebremst, hab sie aber getroffen und-„ „Ganz ruhig. Sag mir alles von Anfang an. Ward ihr hier?“ „Ja, schon. Ich saß erst da vorne und hatte auf sie gewartet. Ich musste ihr was sagen und-„ „Was hast du ihr gesagt?“ Er antwortet nicht sofort, sieht Sato erst nur an und will ihm irgendwie zeigen, dass er es ihm nicht sagen möchte. Sato weicht seinem Blick aber nicht aus. Er braucht eine Antwort, sonst kann er nicht helfen. Ruffy bekommt es aber nicht nochmal über die Lippen und er sieht bei dem Gedanken, dass ich es ja wieder hören werde, zu mir nach unten. Also übernehme ich die Antwort für ihn. Es fällt mir leichter Sato alles zu sagen, was ich denke. Das mache ich öffter. „Er li-liebt Nami. M-Mich aber a-auch. Uns-Uns beide aber irgendwie an-anders. Ich hab das nicht-nicht verstanden. Ich hab-hab gedacht, er m-macht Schluss mit mir oder-„ „Das würde ich nie machen.“, unterbricht mich Ruffy sofort als er das hört, was Sato dazu bringt sich wieder zu erheben. Er seufzt leise, führt Ruffy etwas weiter von mir weg und setzt ihn zurück auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch. „Hört zu. Das geht hier nur, wenn wir uns gegenseitig ausreden lassen. Jeder kann sagen, was er denkt oder fühlt und sonst wird das keiner erfahren. Alles, was ihr sagt, behalte ich für mich. Und ihr genau das gleiche. Keiner verrät heimlich irgendein Geheimnis des anderen, verstanden? Wir werden auf die anderen achten und niemanden unterbrechen. Wir stellen auch keine Zwischenfragen. Ihr sagt mir, was war und ich sage euch, was ich dazu sagen kann. Bekommen wir das hin?“ Ich kenne die Regeln schon. Ruffy aber noch nicht, weshalb er nur auf sein Kopfnicken als Antwort wartet und nicht auf meins. Jedenfalls auf meins, nur Symbolisch. Er spricht Ruffy bei den Regeln auch nicht direkt an. Alles schön allgemein, weil es ja auch für jeden gleich gilt. „Gut. Also, nochmal. Was hast du gedacht, als er dir das gesagt hat?“ Sato setzt sich zurück auf mein Bett, lehnt sich halb nach vorne, stützt die Ellenbogen von den Knien ab und sieht zu mir, als ich noch einmal genau über die Antwort nachdenke. „Ich-ich hab gedacht, d-dass er Schluss machen will. Und dass-dass es nicht m-mit dem zu-zusammen passt, was er heu-heute gemacht hat.“ „Das beim Mittagessen?“ „Auch.“, sage ich kurz, sehe dann doch einen Moment zu Ruffy und ziehe meinen Pullover an der Seite etwas nach oben, damit Sato das Seil sehen kann. Ruffy beobachtet mich die ganze Zeit. Er hört mir zu, wenn ich ihm auch ansehen kann, dass er am liebsten alles erklären würde. Er versucht sich so gut es geht an die Regeln zu halten. „Ah, verstehe. Gut, wir sind jetzt aber nicht hier um zu klären, wieso Ruffy das heute so gemacht hat sondern um die Situation zu klären. Ruffy, jetzt erzähl du mir mal wie sie reagiert hat.“ Bei der Frage dreht Sato sich ihm entgegen. Ich folge seinem Blick zu Ruffy, der mich noch einen Moment ansieht, bevor er Sato in die Augen sieht und antwortet. „Sie hat erst gar nicht reagiert. Also, nicht so, wie ich gedacht hab.“ „Was meinst du damit?“ „Naja, sie hat mich nur angesehen. Als ob sie noch irgendwas erwartet, aber ich wusste nicht genau, was. Ich hab also versucht zu erklären, wie das ist. Dass-, ach fuck..-wegen Nami und so. Ich will nicht, dass die aufeinander losgehen. Ich will nicht, dass sie eifersüchtig wird. Ich meine, ich kann da doch auch nichts für, oder?“ „Wovon sprichst du jetzt?“ „Von dem, was ich ihr gesagt habe.“ „Erklär es doch noch einmal ganz genau. Vielleicht lösen wir ja zwei Fragen auf einmal.“ „Okay, aber..“ Bei dem Vorschlag sieht Ruffy wieder zu mir. Ich sitze noch an der Wand, lasse meine Beine aber zur Seite kippen, so dass ich mich nicht mehr hinter ihnen verstecke. Ich will natürlich hören, was er dazu sagt. Ich will es verstehen ohne sauer zu sein. Sato unterbricht ihn aber als er merkt, dass es ihm schwer fällt es mir zu sagen. „Sag es nicht ihr, sag es mir. Was ist mit dir und Nami?“, fragt er, als wäre es ganz natürlich so etwas zu fragen und bringt Ruffy wieder dazu ihn anzusehen und nicht mich. „Das ist kompliziert. Ich meine, wir kennen uns schon so extrem lange. Ich hab ihr schon so oft geholfen und jedes Mal, wenn irgendwas los ist, sind irgendwie alle hinter ihr her. Sie war immer die, auf die wir alle aufgepasst haben. Bis ich Schieda getroffen habe war sie der Mittelpunkt von allem, was ich mir vorgestellt habe. Deswegen wollte ich auch nie.. näher an sie ran. Du weißt, was ich meine. Ich wollte ihr nicht wehtun.“ Ich halte die Luft in der Lunge, als er spricht. Das wusste ich alles nicht. Das will ich nicht einmal wissen. Er wollte all die Jahre was von ihr, hat sich aber nicht getraut. Aus dem gleichen Grund, wieso er sich am Anfang bei mir zurückgehalten hat. Ich glaub, mir wird schlecht. „Und jetzt ist das anders?“ „Nein. Also nicht wirklich. Ich will ihr immer noch nicht wehtun. Jedenfalls nicht so, wie ich mir das immer vorgestellt habe. Ich meine, wir hatten ja schon was miteinander.“ „Damals in der Zelle, das weiß ich.“ „Ja.. Und nein. Nicht nur da.“ Was? Das ist nicht sein ernst, oder? Das kann nicht sein ernst sein. Als er das sagt sieht Sato ganz automatisch kurz zu mir, aber ich erwidere seinen Blick nicht. Ich hänge an Ruffys Lippen der sich dazu zwingt sich nicht zu mir zu drehen. Er glaubt wohl dass er nichts mehr sagen kann, wenn er mich jetzt ansieht. Sato sieht wieder zu Ruffy, als er ihm die nächste Frage stellt. „Wann hast du gemerkt, dass du etwas für Nami empfindest?“ „Eigentlich schon die ganze Zeit. Es hat sich eigentlich gar nichts daran geändert, was ich fühle. Ich habs nur die ganze Zeit nicht verstanden.“ „Aber jetzt verstehst du es?“ „Schon so ein bisschen. Ich kann‘s nur nicht erklären. Jedenfalls nicht gut. Deswegen wollte ich Krümel auch nichts sagen. Heute jedenfalls noch nicht.“ „Wieso hast du es trotzdem gesagt?“ „Weil sie aufeinander los sind. Ich meine, was hätte ich machen sollen? Ich weiß, wieso Nami das gemacht hat und ich weiß wieso Krümel-„ „Schieda.“, unterbreche ich ihn dann doch, weil mir auffällt, dass er zwar ihren Namen sagt, aber nicht meinen. Ruffy hält die Luft in der Lunge, sieht zur Seite weg, so dass er mich nicht einmal im Augenwinkel sehen kann und Sato hebt kurz die Hand in meine Richtung, sieht aber nicht zu mir. Ich soll mich da raus halten. Wie könnte ich? Weiß er eigentlich, wie schwer das ist? Einfach hier sitzen und mir anhören, dass Ruffy Nami schon viel länger liebt als mich. Und dann bekommt er nicht einmal meinen Namen über die Lippen. Ruffy reagiert, als hätte ich ihm irgendetwas Schmerzhaftes an den Kopf geworfen. Er schweigt, sieht einen Moment aus meinem Fenster aufs Meer und zögert lange, bis er weiter spricht. Diesmal leiser als vorher. „Ich will nicht, dass die sich wegen mir an die Gurgel gehen. Ich meine, was soll das denn? Wir sind schon so oft mehr als nur zu zweit gewesen und jetzt auf einmal so eine Reaktion? Ich hab gesagt, sie soll mit anderen schlafen. Ich war sogar dabei. Und jetzt das?“ „Du weißt, dass es etwas anderes ist. Es ist einfach sich für Sex auszuziehen aber dem anderen so weit zu vertrauen, dass man ihn wirklich an sich ran lässt, das ist etwas ganz anderes. In der Schule ging es nie um Gefühle. Auch in keinem Musikzimmer in dem wir jemals waren. Die werden da zwar nicht ausgestellt, aber wir verlieben uns nicht in jeden, mit dem wir ficken. Du kennst den Unterschied.“ „Ja, aber- Ach, man. Das ist schwer zu erklären. Ich weiß, dass es was anderes ist. Ich hätte wissen müssen, dass sie so reagiert. Ich find es ja auch nicht toll, dass Sanji sie liebt und trotzdem mach ich nichts dagegen.“ „Aber-aber-„, will ich mich wieder einmischen, doch Sato unterbricht mich, bevor ich wirklich etwas sagen kann. „Schieda, bitte.“, ermahnt er mich leise und sieht mich einen Moment an. Ich kann in seinem Blick sehen, dass es wichtig für Ruffy ist und dass er eben so denkt. Ich soll ihn aussprechen lassen, was er denkt. Wenn das nur nicht so extrem schwer wäre. Erst, als ich nicke, sieht er wieder zu Ruffy, sucht von der Seite seinen Blick und fragt weiter. „Ignorier sie einfach. Du weißt also, dass Sanji in Schieda verliebt ist?“ „Er ist nicht nur in sie verliebt, er betet sie an.“ Bei den Worten sieht er wieder zu mir. Seinen Blick habe ich nicht erwartet. Er sieht aus, als kämpfe er in diesem Moment mit sich selbst. Das alles ist schwerer für ihn zu ertragen als für mich hier zu sitzen und zuzuhören. Das wusste ich nicht. Wieso hat er nie mit mir darüber geredet? Erst als Ruffy wieder seinen Blick von mir reißt, redet er weiter. Wieder etwas leiser als zuvor. „Und ich kann ihn verstehen.“ Oh, Ruffy. „Es wundert mich wirklich, wieso nicht alle so denken. Sie ist das Beste, was mir je passiert ist. Ich hab nicht gewusst, dass ich die ganze Zeit nur sie gesucht habe, bis ich sie gefunden hatte. Ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn sie nicht mehr da wäre. Ich meine-„, er bricht den Satz ab, sucht verzweifelt nach Worten und zieht zitternd die Luft in seine Lunge bevor er weiterspricht, „Ich hab echt Angst, dass ich sie irgendwann nicht mehr habe. Wenn ihr irgendwas passiert, weiß ich nicht, was ich-.. Ich könnte einfach nicht mehr. Ich will dann einfach nicht mehr. Je länger ich darüber nachdenke desto mehr Angst bekomme ich, dass es bald vorbei ist. Ich meine, guck sie dir an. Wieso soll ich sie verdient haben? Sie ist perfekt. Wirklich. Und ich bin so bescheuert und passe nicht auf meine Hände auf. Ich will doch nur, dass sie nicht weg geht.“ Sein Blick sucht wieder die Ferne hinter meinem Fenster und ich kann hören, dass er seine Tränen nicht zurückhalten kann. Er hat gerade wirklich das ausgesprochen, was er fühlt. Was er denkt. Alles ist wahr und so stark für ihn, dass er nicht auf diese Gefühle klar kommt. Er ist mit ihnen komplett Überfordert. Ich kann ihn nicht mehr ansehen. Das ist so viel. Meine Kehle schnürt sich zu und ich spüre weder meine Wut auf ihn, noch die Enttäuschung von gerade. Es tut mir so leid, dass ich ihn enttäuscht habe. Natürlich habe ich das. Ich bin nicht perfekt, auch wenn er das noch nicht weiß. Ich bin eifersüchtig auf ihn obwohl er so fühlt. Ich schlafe hinter seinem Rücken mit Sanji und manipuliere ihn sogar ab und zu, zu meinen Gunsten. Auch, wenn er es nicht weiß, habe ich schon oft seine Gefühle ausgenutzt. Ich habe nicht darüber nachgedacht, aber das habe ich getan. Und wenn es nur darum ging, dass ich ihm eine Lüge habe glauben lassen. Egal, wie banal es war, seine Gefühle sind viel zu wertvoll, als dass ich sie ausnutzen dürfte. Ich verdiene sie gar nicht. Nicht von ihm. „Und Nami?“, fragt Sato dann doch irgendwann, aber ich schaue gar nicht mehr zu den beiden auf. Wie konnte ich damals nur sauer auf ihn sein, weil ihm mein Kuchen nicht geschmeckt hat? Wie konnte ich nur so oberflächlich sein? „Das ist anders. Komplett anders. Ich will natürlich nicht, dass ihr etwas passiert. Ich würde ihr helfen, egal wobei. Aber wenn ihr etwas passiert, ich aber noch Krüm-…Schieda habe, dann ist das nicht so schlimm. Nicht für immer.“ Oh, Gott, ich kann mir das nicht anhören. Ich schließe die Augen und bewege mich nicht. Es tut so gut und gleichzeitig so weh, dass er es sagt. Auch, wenn er glaubt, dass er mich nicht verdient hat, wie verdiene ich denn bitte ihn? Was habe ich gemacht, dass ich das verdiene? Ausgerechnet ihn. Ruffy. Der zukünftige König der Piraten. Wieso sollte jemand wie ich sowas schönes wie ihn verdienen? Wer bin ich denn? Es tut mir jetzt schon leid, dass er irgendwann merken wird, dass ich nicht das bin, für das er mich jetzt noch hält. „Gibt es noch andere Unterschiede?“ „Ja, schon. Eigentlich ist alles anders. Aber trotzdem würde ich nicht wollen, dass es mit Nami aufhört. Wenn ich mit ihr rede ist es anders als wenn ich mit Schieda rede. Es ist immer irgendwie anders. Wir… gehören uns nicht. Das ist schwer zu erklären. Es ist nicht ernst und gleichzeitig doch. Es ist wie ein Zwischending.“ „Freunde mit gewissen Vorzügen?“ „Nein, auch nicht so wirklich. Mehr als das und trotzdem anders.“ Ich weiß, was es ist. Es ist die Erfüllung seiner Träume. Wie er schon gesagt hat. Er hat es sich vor mir immer mit Nami vorgestellt. Er wollte schon die ganze Zeit etwas von ihr. Nur hat er sich nicht getraut weil er damals noch dachte, dass das, was er will nicht normal ist. Jetzt weiß er es besser. Jetzt traut er sich mehr. „Kommen wir wieder zurück auf das Thema, was gerade passiert ist.“, sagt dann Sato leise, weil er wohl merkt, dass er mit der Frage zu Ruffys Gefühlen für Nami nicht so wirklich weiter kommt. „Du sagst, sie hat erst gar nicht reagiert?“ „Nein, erst gar nicht. Ich glaub, das war irgendwie zu schnell für sie. Ich wollte ihr das also irgendwie erklären, da faucht sie mich auf einmal an, ich soll aus ihrem Zimmer.“ „Sie faucht?“ „Ja, sie war richtig sauer. So hab ich sie noch nie gehört.“ „Wundert es dich?“ „Jetzt nicht mehr. Im ersten Moment aber schon. Ich hab damit gerechnet, dass sie das irgendwie versteht. Ich weiß auch nicht. Sonst kannte sie ja immer alles, und ich war derjenige, für den es neu war. Jetzt war es auf einmal andersrum. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich meine, sie hat mich wirklich angeschrien.“ „Was hast du dann gemacht?“ „Ich weiß nicht genau. Das, was ich immer mache, wenn sie sich über mich stellen will. Ich wollte sie erst anschreien. Ihr irgendwie klar machen, dass sie mich nicht anschreien darf. Das durfte sie doch noch nie. Das hast du selbst gesagt. Weißt du noch?“ „Ja, das weiß ich noch. Was ist dann passiert?“ „Sie hat mich geschubst, bevor ich was sagen konnte. Sie ist einfach auf mich los. Das war alles so extrem schnell. Das wollte ich wirklich nicht.“ „Sag mir, was passiert ist.“ „Sie hat irgendwas geschrien, ich weiß nicht mehr was, da hab ich einfach ausgeholt und- Ich wollte das echt nicht. Wirklich nicht. Sie war sofort wieder still. Alles war still. Sie hat sich nicht bewegt und ich wusste sofort, dass es zu viel war. Dass es irgendwie nicht richtig war. Ich wollte das wirklich nicht.“ „Was hast du dann gemacht?“ „Ich wollte mich sofort entschuldigen. Ich meine, das wollte ich doch nicht. Ehrlich nicht. Das war alles so schnell. Aber als ich sie anfassen wollte, ist sie sofort ausgewichen. Ich hab richtig Panik bekommen. Das hat sie vorher noch nie gemacht. Sie hatte wirklich Angst vor mir.“ Ich kann spüren, wie Sato mich bei den Worten ansieht. Er richtet sich wieder an mich. Dabei bin ich noch gar nicht soweit wieder in die Unterhaltung mit einzusteigen. „Schieda, wie war das für dich?“ Gute Frage. Wie war das eigentlich für mich? Ich zögere etwas, bevor ich antworten will, hole dann Luft um etwas zu sagen und spüre sofort, wie meine Zunge mich nicht lässt. Meine Lunge streikt, mir bleibt der erste Buchstabe einfach im Hals stecken und mehr als ein kurzes Geräusch, einen Ansatz von einem Buchstaben, bekomme ich nicht raus. Aber ich breche nicht ab, will es wirklich aussprechen, was alles nur noch schlimmer macht. Jetzt sieht auch wieder Ruffy zu mir. Beide sehen mich an und ich bekomme keinen Ton über die Lippen. „Hey..“, fängt dann Sato meinen Versuch ab, erhebt sich vom Bett und geht vor mir in die Knie. Ruffy sieht ihm sofort nach, scheint gerade etwas überfordert zu sein und nicht sicher, ob er Sato folgen soll oder nicht. „Was ist los?“, fragt Ruffy hinter Sato, der vor mir meinen Blick sucht. Er nimmt meine Hände in seine, woraufhin ich dann doch wieder zu ihm aufsehe. Er ignoriert Ruffy gekonnt, sieht nur mich an und atmet mit mir einmal zusammen tief durch. „Alles ist okay. Du bist jetzt nicht alleine. Sag mir nur, wie das für dich war. Okay? So kurz wie du willst.“ Ich nicke sachte, kann aber sehen, wie Ruffy weiter versucht mich anzusehen. Bevor ich wieder etwas sagen will, erhebt er sich dann doch und geht Sato hinterher, damit er mich besser sehen kann. Ich fühle mich so extrem beobachtet. Alle beide warten auf das, was ich zu sagen habe. Nur nicht stottern. Du musst nur sagen, was du denkst. Nur einen Satz. Ich muss es nur sagen. Ich muss nur. Muss. Wieder öffne ich den Mund, schaffe es aber nicht. Die Luft in meiner Lunge bewegt sich einfach nicht über meine Lippen. Sato reagiert sofort, erhebt sich, greift Ruffy am Arm und öffnet ohne ein Wort die Tür. Erst als er ihn schon aus meinem Zimmer geschoben hat, sagt er etwas zu ihm. „Warte hier.“ Dann schließt er die Tür, bevor Ruffy etwas fragen kann und geht erneut vor mir in die Hocke. „Gut, Süße. Entspann dich. Tief durchatmen. Alles ist gut. Wir haben alle Zeit der Welt. Denk über den Satz nach, den du sagen willst. Stell ihn um. Setz das Wort, das du stotterst, irgendwo anders hin. Denk dir ein anderes Wort dafür aus. Lass dir viel Zeit. Noch einmal durchatmen und…“ Ich mache, was er sagt, spüre, wie er wieder meine Hände in seine nimmt und schließe einen Moment die Augen, damit ich mir die Wörter als Buchstaben vorstellen kann. Jetzt noch einmal tief durchatmen und dann lese ich sie einfach aus meinen Gedanken vor. Nur Vorlesen. Das kann ich. „Ich habe nicht erwartet, dass er zu schlägt. Er schlägt sonst nur als Vorspiel zu. Diesmal nicht.“ „Du warst geschockt?“ Ich nicke als Antwort, öffne meine Augen aber noch nicht. Vielleicht muss ich gleich wieder was vorlesen. „Hattest du Angst vor ihm?“ Ich nicke wieder. „Schlimm?“ Jetzt zögere ich. Ein Nicken würde es nicht erklären. Ein Kopfschütteln auch nicht. Also wieder vorlesen. „Nur als Reflex. Nicht mehr, als ich wieder denken konnte.“ „Das hast du gut gemacht. Ich hol Ruffy wieder rein, okay?“ Wieder nicke ich, atme ein letztes Mal tief durch und spüre, wie sich seine Hände von meinen lösen als er die Zimmertür wieder öffnet. Ruffy kommt ohne ein Wort wieder rein, sieht aber sofort zu mir, als er die Möglichkeit hat. Ich weiche seinem Blick nicht aus, sehe dann aber im Augenwinkel, dass mit Sato die Hand hinhält, damit ich mich an ihr nach oben ziehen kann. „Wir setzen uns jetzt alle zusammen aufs Bett. Alle auf eine Augenhöhe, verstanden?“ „Okay.“, sagt Ruffy, ich nicke nur als Antwort, streiche mir mit einer Hand die Haare hinters Ohr und folge beiden. Wir setzen uns alle in den Schneidersitz in einen kleinen Kreis. Alle auf Augenhöhe. Ruffy zu meiner Rechten, Sato zu meiner Linken. „Gut. Ich hab mir jetzt alles angehört. Ihr müsst euch beide überhaupt keine Sorgen machen. Ruffy, das was du getan hast war nicht okay. Das weißt du aber auch und es wird nicht nochmal vorkommen dürfen. Es war allerdings auch ein eingeübter Reflex, den du lernen musst zu unterdrücken. Du kannst ihr keine Ohrfeige verpassen, wenn ihr euch streitet. Nicht auf die Art. Du kannst dich auch auf eine andere Art und Weise über sie stellen. Nach dem Streit kannst du mit ihr machen, was du willst. Bestraf sie von mir aus bis zum geht nicht mehr. Aber nicht in dem Moment, in dem ihr euch streitet. Das ist dir jetzt klar.“ „Ja, schon. Ich wollte-„ „Ist schon okay. Sie weiß, dass du es nicht wolltest und du weißt es auch. Mach es nicht wieder und alles ist okay. Schieda, du weißt aber genauso gut, dass du ihn nicht anschreien darfst. Ruffy versucht dein Dom zu sein und dazu gehört auch, dass du ihn immer mit Respekt behandelst. Egal, wie sauer du auf ihn bist. Du schreist ihn nicht an, hast du gehört? Wenn du ein Problem damit hast, dann sagst du es ihm leise oder du kommst zu mir. Verstehst du das?“ Damit habe ich nicht gerechnet. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Aber er hat Recht. Das durfte ich nicht. Ruffy ist zwar mein Freund, aber an aller erster Stelle mein Dom. Er bestimmt über jeden Teil in meinem Tagesablauf. Da kann ich ihn nicht anschreien oder ich mache noch alles kaputt. Das hier ist eine Hierarchie und keine Diplomatie. Und daran muss ich mich genauso halten wie er. Wenn er plötzlich aufhören würde mich zu schlagen wäre ich genauso verwirrt und durcheinander wie er vorhin. Ich muss mich an die festgelegten Regeln halten. Genau wie er. „Ja.“, hauche ich kurz und nicke noch einmal vorsichtig, damit er es auch bloß versteht. „Ruffy, deine Reaktion nach der Ohrfeige war auch nicht die Beste. Du weißt bestimmt, was ich damit meine. Wir hatten das Thema schon einmal. Du bist der Dom und hast dich nicht zu entschuldigen. Egal, ob du weißt, dass du etwas Falsches gemacht hast oder nicht. Stell dich >Nie<- Niemals mit ihr auf eine Stufe.“ „Ja, aber-„ „Du hast was Falsches gemacht, ist schon klar. Aber wenn du willst, dass es hinterher wieder gut wird, dann hilft es nicht, dass du zwischendurch irreführende Signale sendest. Ein Fehler hebt nicht sofort alle Regeln auf.“ „Ja, aber ich-„ „Du weißt, was du bist. Und du weißt, was du willst. Wenn du nicht willst, dass sich alles zwischen euch beiden verändert, dann musst du dafür sorgen. Auch, wenn es manchmal nicht einfach ist. Wenn du merkst, dass du etwas falsch gemacht hast, dann verlier nicht die Nerven sondern komm zu mir. So wie du es hinterher gemacht hast. Ich bin dafür da alles wieder einzurenken. Fehler passieren. Das ist normal. Besonders am Anfang. Es wird noch mehr passieren, aber dann machst du das, was ich gerade gesagt habe, verstanden?“ „Aber-„ „Hast du verstanden? Ich mach das nicht zum Spaß. Und ihr genauso wenig. Es ist euch ernst und so soll es auch bleiben.“ Ruffy zögert, bevor er wieder antwortet. Erst jetzt sieht er zu mir, mustert mich von oben bis unten mit nur zwei Blicken und ich sehe, wie er nachdenkt. Ihm gefällt nicht, was Sato sagt, aber von ihm kennt er alles. Genau wie ich. Wir beide haben von ihm gelernt. Er weiß, was er tut. „Okay.“, gibt er schließlich doch nach und nickt kurz auf Satos Anweisungen. „Gut, gehen wir noch einmal alles durch. Jeder bleibt jetzt an seinem Platz. Schieda, du verlierst nicht nochmal die Kontrolle und provozierst Ruffy kein weiteres Mal. Ruffy, du verlierst nicht nochmal die Kontrolle und schlägst im Streit zu. Außerdem entschuldigst du dich nicht nochmal. Was dich und Nami angeht, das ist etwas anderes. Wir können da gerne noch einmal drüber reden wenn ihr euch beruhigt habt. Das war heute echt viel. Für euch beide. Sagt mir nur, wenn ihr so weit seit um darüber zu sprechen. Habt ihr sonst noch Fragen?“ Ich schüttle auf die Frage ganz automatisch den Kopf, Ruffy macht es mir gleich. Das war heute für uns beide zu viel? Ich weiß, dass er besonders mich meint, auch wenn er es nicht ausspricht. „Gut. Dann sehen wir uns gleich an Deck.“ Mit den Worten rutscht Sato zur Bettkante, erhebt sich und sieht uns beide noch einmal an, bevor er das Zimmer verlässt. Wir beide sehen ihm nach. Es fühlt sich irgendwie komisch an jetzt wieder mit Ruffy alleine zu sein. Wir beide schweigen und ich sehe zu mir auf den Schoß herunter. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Das gerade, das war wirklich viel. Ruffy scheint aber nicht die Absicht zu haben lange zu schweigen. „Ich will nicht, dass sich was zwischen uns ändert.“, sagt er leise, woraufhin ich kurz nickend zustimme. Natürlich will ich das auch nicht. „Mir gefällt das alles nicht.“, fügt er noch schnell hinzu, bevor er auch langsam von der Bettkante rutscht. Ich sehe, dass er das Zimmer verlassen will, was mich dazu bringt ihm nachzugehen. „Käp-Käpten.“ Als er mich hört hält er sofort inne, dreht sich aber nicht zu mir um. Ich glaube, er ahnt, was ich will. Aber wenn er es jetzt nicht macht, wird es später nur umso schwerer für ihn. „Schlag mich. Bitte.“ Er dreht sich nicht um aber ich höre, dass er tief einatmet. Er hält die Luft einen Moment in seiner Lunge, blickt dann nach unten weg und lässt sie langsam wieder entweichen. Er sieht auf seine Hände, reibt die Handflächen aneinander und dreht sich so langsam zu mir um. Ich bleibe vor ihm stehen, stelle die Füße gerade nebeneinander und balle vor Erwartung die Hände zu Fäusten, hebe sie aber nicht. Er sagt nichts, sieht dann zu mir auf, aber ich weiche seinem Blick nicht aus. Er sieht mich nur an. Mit dem Blick, den ich liebe. Beinahe zeitgleich sehe ich wie er die Zähne auseinander beißt und ausholt. Er schlägt zu, trifft mich hart auf meiner Wange. Härter als jedes Mal heute zuvor. Mein Kopf wird zur Seite geworfen, meine Wange wird taub, ich verliere die Orientierung, mein Oberkörper dreht sich etwas mit, um den Schwung abzufangen doch kann ich das Gleichgewicht nicht halten. Meine Knie geben nach, ich fange mich mit den Händen vom Boden ab, stoße die Luft aus meiner Lunge und spüre, wie mir meine Brille vor mir auf den Boden fällt. Mir ist so schwindlig. Ich schnappe nach Luft, bewege mich nicht und warte, bis ich wieder weiß, dass sich der Raum um mich nicht bewegt. Erst jetzt lege ich eine Hand an meine Wange, da ich nicht zur Seite kippen werde, aber ich spüre meine Hand auf meiner Haut gar nicht. Ich setze mich vorsichtig auf meine Oberschenkel, taste auf dem Boden mit meiner freien Hand nach der Brille und schließe einen Moment die Augen. Erst jetzt bewegt sich Ruffy wieder hinter mir. Wieder reibt er seine Handflächen aneinander und ich weiß, dass er mich beobachtet. Er sagt kein Wort, kommt aber von hinten auf mich zu, was meinen Herzschlag beschleunigt. Ich setze mich schnell meine Brille mit beiden Händen auf bevor ich spüre, dass er meinen Oberarm mit einer Hand greift und mich so wieder zurück auf die Beine zieht. Ich blicke nach unten weg, schwanke noch etwas, bleibe dann aber vor ihm stehen. Er ist mir so nah, dass ich aufpassen muss ihn nicht zu berühren. Ich weiche also ganz automatisch einen halben Schritt zurück. Ruffy sagt immer noch nichts, greift mein Kinn mit einer Hand, hebt meinen Blick so an und hält mich gezwungenermaßen bei sich. Ich schließe die Augen, damit ich ihm nicht in die Augen sehen muss, ziehe die Luft scharf ein und spüre, wie er seinen Daumen an meinem Kinn bewegt, mit ihm über meinen Mundwinkel fährt und erst jetzt spüre ich, dass meine Lippe genau an der Stelle innen etwas geschwollen ist. Als ich das spüre, kann ich nicht unterdrücken vor Schreck zusammenzuzucken. Er hat mir die Lippe aufgeschlagen. Es blutet nicht, aber die oberste Hautschicht ist gerissen. So fühlt es sich jedenfalls an. Er zieht mich sofort wieder zurück in meine Ausgangsposition, was mich kurz zum Wimmern bringt. Ich öffne meine Augen nicht, spüre aber, wie sie brennen. „Wem gehörst du?“, fragt er mich dann leise und ich kann seinen Atem bei den Worten auf meinen Lippen spüren. Er ist mir so nah. „Dir, Käp-Käpten Ruffy.“, stoße ich sofort hervor, auch wenn ich mich dazu zwingen muss, da er mir so nah ist. „Hm-hm.“, summt er anerkennend als er meine Worte hört. Jetzt spüre ich seine andere Hand an meiner Seite. Er gleitet mit ihr über meinen Rücken und greift in meinem Kreutz das Seil auf meiner Haut samt Pullover. Er zieht mich an sich, presst mir einen kurzen Augenblick die Luft aus der Lunge, was mich wieder zum Wimmern bringt. Er lässt mein Kinn noch nicht los. Ich traue mich nicht meine Augen zu öffnen, spüre seinen Atem auf meinen Lippen und das Kribbeln auf ihnen, da er sie nicht küsst. Bitte, berühr mich endlich. „Es ist zu warm für das, was du anhast. Spätestens, wenn wir anlegen. Wir müssen dir was anderes anziehen.“, stellt er leise fest und seine Stimme vibriert in meinem Innern. Er spricht so ruhig. So kontrolliert, dass ich mich zurückhalten muss mir nicht einen verzweifelten Kuss von ihm zu stehlen. Bitte, berühr mich endlich. „Ja, Käp-Käpten.“, hauche ich nur noch leise, weil ich mich nicht traue, lauter zu sprechen. Es hat sich rein gar nichts zwischen uns geändert. Er ist noch genau der gleiche. So wie ich genau gleich auf ihn reagiere. Ich spüre wie sich das Seil durch seinen Griff auf meiner Haut, zwischen meinen Beinen bewegt und wie er meinen Kitzler weckt. Mein Herz rast immer noch zeitgleich vor Angst, vor Respekt, vor Ungewissheit. Was kommt als nächstes? Oder wer? Oh, Bitte, berühr mich endlich. „Aber das hier bleibt.“ Bei den Worten ballt er seine Hand um das Seil auf meinem Rücken zur Faust, was es strafft. Ich strecke den Rücken durch, als ich es fühle. Es ist als ob er mich überall berührt. Und trotzdem spüre ich seine Haut nicht auf meiner. Oh, Bitte. „Ja, Käpten.“ Er antwortet nicht, bewegt sich nicht und atmet sachte auf meine Lippen. Ich kann ihn so nah vor mir spüren. Wenn nur diese störenden Klamotten nicht wären, dann könnte ich seine Haut spüren. Alles von ihm. Oh, Gott, er ist perfekt. Er könnte alles mit mir machen. Ich würde nicht einmal versuchen mich zu wehren. Bitte, mach alles mit mir. Ich will für dich schreien. Ich will für dich meine Grenzen erkennen. Sie überschreiten. Sie einfach für dich auflösen. Du darfst alles mit mir machen. Alles. Ich schenk dir mich, Käpten. Er löst sich langsam von mir, löst den Griff um das Seil auf meinem Rücken und meine Haut vermisst seine Wärme, sobald er sie verlässt. Ich atme leise aus, halte meine Augen jedoch noch geschlossen. Ich will mir noch vorstellen, dass er bei mir ist. Dabei spüre ich ihn schon nicht mehr. Ich höre seine Schritte. Dann die Tür und wie er sie hinter sich schließt. Er lässt mich allein. Er jetzt öffne ich wieder meine Augen, sehe ihm nach, bewege mich aber noch nicht. Auch, wenn er sich so gut auf meiner Haut anfühlt, kann ich nicht lächeln. Diesmal nicht. Auch, wenn er mir seine Liebe gestanden hat auf eine Weise, die ich nicht geahnt habe kann ich nicht vergessen, wen er noch liebt. Ich reiße meinen Blick von der Tür, sehe in den Spiegel und halte einen Moment die Luft in der Lunge, als ich mich darin sehe. Meine Haare sind wild durcheinander, meine Augen sind verweint, meine Wangen rot, meine Oberlippe an einem Winkel etwas blau und geschwollen. Das kann ich unmöglich verstecken. Was mache ich jetzt? Ich taste mit der Zunge noch einmal an die Stelle, an die er mich getroffen hat, spüre die Schwellung hinter der Lippe und bin froh, dass wohl das meiste hinter meiner Haut in meinem Mund ist. Ich muss mir was einfallen lassen. Also gehe ich doch auf den Spiegel zu, ziehe meine Oberlippe etwas zur Seite und sehe sofort, wie die Haut gerissen ist. Aber es blutet nicht. Komisch. Ist es bei der Lippe so auffällig? Ich schließe meinen Mund, sehe mir meine Lippen an, sehe aber nur ein kleines Bisschen blau auf der Linie zwischen meinen Lippen. Mit Glück sieht es keiner. Mit Glück und etwas Nude-Lippenstift. Ich darf nur niemanden Ansehen, wenn ich etwas sage. Das Anlegen geht fast von alleine. Jedenfalls für mich. Ich kann mich genauso wie Robin zurücklehnen und darauf warten, dass die anderen alles machen. Den Anker versänken, die Segel einholen oder wie auch immer man das nennt und natürlich die Taue an dem Steg befestigen. Noch ist es keinem aufgefallen. Oder es hat noch keiner was gesagt. Könnte auch sein, dass die glauben, dass es noch vom Streit mit Nami kommt. Wer weiß? Ich sage nichts, wenn die anderen nichts sagen. Das Umziehen habe ich mir aber etwas anders vorgestellt. Ich hatte gehofft dass Ruffy mich endlich richtig fickt. Ich warte schon den ganzen Tag darauf. Da kann so ein kleiner Orgasmus beim Mittagessen auch nicht wirklich helfen. Leider. Wenn ich so drüber nachdenke hat der eigentlich alles nur noch schlimmer gemacht. Ich denke schon an fast nichts anderes mehr. Oder ob es daran liegt, dass ich nicht will, dass er auf die Idee kommt mit Nami zu verschwinden? Ich bin mir nicht sicher, woran es liegt, aber ich kann meine Augen nicht von Ruffy lassen. Er hat mir nur meine Sachen herausgesucht und mich dann alleine gelassen, bevor ich mich überhaupt ausziehen konnte. Schade. Vielleicht ist es ja auch selbst schwer für ihn sich zurückzuhalten. Ich hoffe ja, dass er sich irgendwas besonderes für das nächste Mal ausgedacht hat. Wäre schön. Wäre aber auch nicht schlimm, wenn es nicht so wäre. Jedes mal mit ihm ist etwas Besonderes. Es ist immer anders. Auch, wenn er manchmal das gleiche macht wie vorher. Es ist einfach nie dasselbe. Jetzt gehe ich langsam mit schwarzem Shirt, was relativ viele Falten hat, so dass man das Seil auch nicht hierrunter auf den ersten Blick erkennen kann, zusammen mit Sanji, Zorro, Lysop und Robin den Steg entlang und bekomme die Augen nicht mehr zu. Der Strand ist schneeweiß, die Sonne brennt heiß, das Meer ist so klar wie Trinkwasser und ich kann schon von hieraus eine Longdrink-Bar erkennen. Wow. Das sieht hier so extrem nach Urlaub aus, dass ich Lysop fast überhöre. „Nami hat zwar gesagt, diese Insel hat es in sich, aber so sieht das hier gar nicht aus. Ehrlich. Es lädt ja geradezu dazu ein, dass wir hier etwas länger bleiben.“ „Wenn du dich da mal nicht irrst, Lysop.“, unterbricht Sanji ihn dann geht aber weiter mit den Händen in den Hosentaschen weiter, als ob er selbst ganz entspannt wäre. „Die gefährligsten Dinge sehen auf den ersten Blick ganz harmlos aus.“ Meint er mich? „Hier könnten sich hinter jeder Ecke Monster, Drachen oder sonst was verstecken.“ „Was? Meinst du im Ernst?“ Es ist Zorro, der ihm antwortet. „Wir sollten auf jeden Fall die Augen offen halten. Nach Monster sieht es hier zwar nicht aus, aber es ist mit Sicherheit nicht alles so Harmlos wie es auf den ersten Blick aussieht.“ „Genau das hab ich gerade gesagt.“, sieht jetzt Sanji zu Zorro rüber und scheint etwas genervt, da Zorro so tut, als ob es ihm alleine aufgefallen wäre. „Unmöglich.“, gibt dafür Zorro ganz verwundert zurück, aber man hört heraus, dass es ironisch gemeint ist. Ich muss mir ein Grinsen verkneifen weil ich Angst habe, dass man die blaue Stelle an meinen Lippen sieht, wenn ich nicht aufpasse. Robin lächelt entweder über die beiden Streithähne oder über die darauffolgende Reaktion von Lysop. „Oha, das gefällt mir gar nicht. Dabei sieht es hier so gemütlich aus. Richtig harmonisch. Aber keine Sorge, ihr seid bei mir ja in sicheren Händen. Käpten Lysop passt schon auf, Haha.“ Sagt er und geht zwei Schritte entfernt hinter uns her. Er ist auch so ein richtiger Held. Jetzt kann ich nicht anders als grinsend den Kopf über ihn zu schütteln, sehe dabei aber nach unten weg, damit es niemand sehen kann. Es ist wirklich total warm. Daher verschwinde ich als erstes mit Robin und Sanji in einer Drogerie um mir ein paar Haarbänder zu kaufen während Zorro und Lysop in andere Richtungen verschwinden. Es wundert mich nicht, als ich Nami und Sato an der Kasse sehe, ich gehe aber nicht zu den beiden sondern hebe nur kurz die Hand, als sie uns sehen. Die Stadt, oder eher das Dorf hier, ist nicht sehr groß. Man läuft sich automatisch über den Weg, wenn man einkaufen geht oder sich in der Stadt umsieht. Mir gefallen meine neuen Haarbänder im Teleschneckenkabel-Look und ich bin wirklich froh, dass ich mir wenigstens zwei kleine Zöpfe binden kann. Wenn die Haare aus dem Nacken raus sind, ist es gleich viel frischer. Außerdem sehe ich damit noch gleich fünf Jahre jünger aus. Gefällt mir. Der Tag vergeht schnell bei neuen Klamotten kaufen, die Sanji für uns bezahlt und Eis essen. Ein perfekter Ausklang des Tages. Ruffy wartet schon auf uns als wir in der Dämmerung den Fackeln entlang zum Strand zurück auf eine Longdrink-Bar zugehen, die er anscheinend für uns gemietet hat. Es sieht aus wie eine Bambushütte mit Strohdach, was auf vier Bambusstämmen aufsteht. Wir setzen uns also alle um den Mittelteil herum, in dem unsere Drinks zubereitet werden. Schön. Nami sitzt zum Glück nicht neben ihm, worauf ich sofort achte. Ich sollte mir das gar nicht erst angewöhnen. „Hey, da seid ihr ja endlich!“, grinst er breit und winkt uns albern zu, als könnten wir ihn übersehen. Das ist doch total unmöglich. „Was war los? Habt ihr euch verlaufen?“ „Als ob man das hier könnte. Sogar der Spinatschädel hat hier her gefunden.“, gibt Sanji dann ganz trocken zurück, aber Zorro tut so, als ob er es nicht gehört hätte und trinkt einen großen Schluck aus seinem Becher. Die haben hier wohl keine Gläser. Sieht aber interessant aus. Ich setze mich natürlich neben Ruffy, der mir auch schon einen Platz für mich freigehalten hat. Genau neben Zorro. So hält er Sanji von mir fern. Ob es ihn vielleicht auch stört, wenn ich mit ihm alleine bin? Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. „So, Leute. Ich freue mich schon den ganzen Tag darauf. Unser Krümel ist offiziell Pirat. Und zur Feier des Tages, nachdem sie sich heute auch schon mal gekloppt hat, wie ein richtiger Pirat, kann sie jetzt auch trinken wie ein richtiger Pirat!“ Auch, wenn ich es heute Mittag noch nicht witzig gefunden hätte, kann ich jetzt nicht aufhören zu grinsen. Alle erheben ihre Becher, stimmen Ruffy zu und ich habe das Gefühl, als ob ich bald Muskelkater vom vielen Grinsen bekomme. Oh, Ruffy. Das hast du schön gesagt. Irgendwie verstehe ich jetzt auch, wieso er sich so freut. Auch ich hebe den Becher, der schon an meinem Platz stand, hebe ihn kurz an und trinke, wie alle anderen auch, einen Schluck daraus. Swimming Pool. Er weiß eben, was mir schmeckt. Ich glaube, er hat das gleiche. Doch als ich den Becher wieder absetze, sehen mich erst alle an, dann brechen alle in schallendes Gelächter aus. Hab ich was verpasst? Selbst Ruffy kann nicht aufhören zu lachen. Jetzt bin ich etwas verwirrt und schaue erstmal zur Sicherheit in meinen Becher um zu gucken, ob die mir nicht irgendwas Ekeliges in mein Getränk geworfen haben. Ne, sieht gut aus. Zorro löst meinen fragenden Blick in meinen Becher mit einer kurzen Erklärung von der Seite auf. „Du solltest den austrinken. Du weißt schon. Trinken wie ein Pirat.“ „Auf einen Zu-Zug?“, starre ich ihn jetzt doch von der Seite an, doch sein grinsendes Nicken auf meine Reaktion verrät mir alles. Klasse. „Ihr seid nicht ganz dicht.“, flüstere ich dann doch und schaue noch einmal meinen Becher an. Wie viel ist da drin? Naja, ist schon ne ganze Menge Eis. Aber das sieht schon nach nem halben Liter aus. „Komm schon, das packst du.“, kichert Ruffy in meine Richtung und selbst Zorro kann sich ein leises „Schlucken.“, nicht verkneifen und grinst dabei. Er sagt es aber so leise, dass nur ich es höre, da die meisten immer noch über mich kichern. Ich zögere noch etwas, atme ein letztes Mal tief durch und setze dann doch wieder den Becher an meine Lippen. Kaum trinke ich den ersten Schluck sehe ich wie Ruffy den Becher mit einer Hand oben hält, dass ich auch ja nicht absetzen kann. Er hat seinen Spaß dabei, kann nicht aufhören zu Kichern und ich reiße mich zusammen um wirklich alles herunter zu schlucken was da in dem Becher so kalt darauf gewartet hat. Ruffy nimmt mir den Becher in dem Moment aus der Hand, als ich ihn wieder absetzen will. Ich kneife die Augen zusammen, wische mir mit der Hand über die Lippen und atme tief durch als ich spüre, dass es ein Fehler war den eiskalten Drink so schnell herunter zu kippen. Kopfweh. Dafür ernte ich jetzt mit dem Lachten zusammen auch etwas Applaus. „Nochmal das gleiche!“, bestellt Ruffy schon wieder für mich und hält dem Barkeeper meinen Becher hin, aber ich denke nicht daran jetzt sofort wieder etwas zu trinken. „Glückwunsch. Das hat noch nicht jeder gepackt.“, höre ich jetzt von Sanji, der gerade seine Zigarette ausdrückt. Ich schaue verwundert zu ihm auf, blinzle etwas und sehe dann noch einmal durch die Runde. „Wer denn nicht?“ Oh, schon kein Stottern mehr? Naja, mir wird auch schon echt warm. Die Drinks hier sind nicht ohne. „Naja, Lysop, Chopper und selbst Ruffy hat bei seinem Versuch zwei-„ „Hey, jetzt übertreib mal nicht! Das ist ewig lang her. Jetzt könnte ich das ohne Probleme!“, unterbricht Ruffy ihn sofort, als er seinen Namen gehört hat und schiebt mir meinen Becher vor meine Nase. „Ach, wirklich?“, grinse ich ihn dann von der Seite an und auch Zorro lehnt sich etwas weiter nach vorne, weil er das wohl auf keinen Fall verpassen will. „Ja, wirklich. Aber ich muss das ja nicht mehr machen. Ich bin schon Jahre Käpten.“ „Ach, wirklich?“, fragt diesmal Zorro die gleiche Frage wie ich, wir bewegen uns aber beide nicht, sehen nur zu Ruffy, der wohl schon ahnt, wo das hin führt. „Ja, wirklich. Ich muss überhaupt gar nichts mehr beweisen und kann so langsam trinken, wie ich will.“ „Ach, wirklich?“, stimmt jetzt auch Sanji mit ein der neben Zorro sitzt. Wohl um so nah bei mir sein zu können, wie es ihm möglich ist. Oder weil kein anderer Platz frei war. Wir drei sitzen nebeneinander, stützen die Ellenbogen von der Theke ab und lassen Ruffy nicht aus den Augen, der diesmal als Antwort schweigt. Leben wie ein Pirat, aber nicht wie einer trinken? Und mir noch den Becher festhalten, damit ich nicht absetzen kann? Er sieht zwischen uns umher, hat seinen Becher noch in der Hand und scheint noch zu zögern. In dem Moment, als wir aber scheinbar gleichzeitig anfangen über ihn den Kopf zu schütteln, schürzt er kurz die Lippen als würde er schmollen. Niedlich. Er will das auf keinen Fall auf sich sitzen lassen, atmet einmal tief durch, streckt den Rücken durch und setzt dann auch seinen Becher an. Ich beobachte, wie er trinkt. Einmal schluckt, zwei, drei, vier, fünf, sechs mal bis er das Glas wieder absetzt und nach Luft schnappt. „So, jetzt zufrieden?!“ Ich kann schon nicht aufhören zu grinsen, hebe ausweichend die Hände und weiche seinem Blick nach unten aus. Er scheint seine Aktion aber genauso zu bereuen wie ich meine gerade. „Ah, Gehirnfrost!“, ruft er plötzlich und hält sich mit beiden Händen den Kopf, was uns alle über ihn zum Lachen bringt. „Wundert mich, dass bei dir überhaupt was einfrieren kann.“, macht sich Nami über ihn lustig und zum ersten Mal seit heute Mittag sehe ich wieder richtig zu ihr. Ich kann verstehen, wieso er bei ihr schwach geworden ist. Ich kann froh sein, dass er mich überhaupt noch ansieht. Bei dem Gedanken muss ich wieder zu Ruffy sehen. Er bewirft Chopper, Lysop und Nami mit Eiswürfeln aus seinem Glas, grinst aber selbst weiter glücklich dabei. Wann ist ihm wohl aufgefallen, dass ich einen Psychiater brauche? Ich hatte es ihm nicht gesagt. Dass Sato Psychiater ist muss ihm aber im Unterricht bei ihm aufgefallen sein. Oder er hat es ihm einfach gesagt. Hätte Sato ihm auch gesagt, dass ich bei ihm in Therapie bin? Bei dem Gedanken muss ich einfach zu Sato sehen, der hinter Robin sitzt. Von meinem Platz aus kann man ihn fast gar nicht sehen. Er hält sich gerne im Hintergrund. So wie ich normalerweise auch. Ich war immer die, die man leicht übersieht. Die, von der man nie sicher sagen konnte, ob ich dabei war oder nicht. Ich muss ihn morgen mal Fragen, wie Ruffy wohl drauf gekommen ist. Oder ich frage einfach Ruffy. Wieso der Umweg? Aber nicht heute. Heute habe ich nur noch Spaß. Es dauert nicht lange, da holt Brook seine Violine heraus, fängt an zu spielen und nachdem wir alle zusammen zu Käpten Brings gesungen und geschaukelt haben, bekomme ich schon gar nichts mehr richtig mit. Ich hab so viel getrunken, dass es ein wunder ist, dass ich bis jetzt nicht auf Toilette musste. Daher versuche ich Robin irgendein Zeichen zu geben, weil ich ungerne alleine gehen will, aber sie sieht einfach nicht zu mir. Zorro ist der erste, der mein Gehampel bemerkt. „Was hast du denn?“ „Was? Oh, ich will Robin fragen ob sie mit mir auf Toilette geht aber irgendwie ist Sato wohl gerade witziger. Kommst du mit?“ Auf die Frage zieht Zorro sofort die Augenbraue hoch und erst jetzt realisiere ich, was ich da gefragt habe, kann ein Kichern also nicht mehr unterdrücken und schüttle sofort entschuldigend den Kopf. „Vergiss es. Warte.“ Ich halte mich bei ihm fest, rutsche halb von dem Barhocker und habe Mühe das Gleichgewicht zu halten, als ich ihn endlich wieder los lasse. „Bekommst du das hin?“ „Klar. `Türlich. Ich pack`s schon.“, grinse ich glücklich als ich in kleinen, fließenden Schritten meinen Weg, weg von der Bar finde. Ich laufe immer sehr komisch, wenn ich was getrunken habe. Alles müssen fließende Bewegungen sein, sonst komme ich ins Stolpern. Ich sehe dabei bestimmt immer aus als stände ich unter irgendwelchen Drogen, aber das grinse ich gekonnt weg. So geht mir wenigstens jeder aus dem Weg, der mich so ankommen sieht. Die Toiletten sind an dem Hotel, das wohl auch die Strandbars vermietet. Die Barkeeper tun mir jetzt schon leid. Hoffentlich haben die ne Arbeitsteilung oder so. Wir haben ja vor etwas länger hier zu feiern. Ich glaube aber kaum, dass ich das aushalte. Ich ziehe mir gerade mein Shirt wieder richtig und sehe an mir herunter, als ich aus der Tür zu den Toiletten komme. „Das ist doch… Hey. Bist du nicht die Sklavin Schieda?“ Bei der Frage zucke ich sofort zusammen, blicke auf, sehe aber nicht die erwarteten Soldaten. Nein, es ist der Hotelportier, der mich anspricht. Er trägt die Uniform vom Hotel und schiebt gerade einen Gepäckwagen an den Toiletten vorbei als er mich sieht. Ich bin ziemlich Betrunken und reagiere nicht sofort, was ihn dazu bringt auf mich zu zu kommen. „Du bist es wirklich. Hey, Wow, das glaube ich ja nicht. Wie lange bist du schon auf Maii? Wohnst du hier?“ „Ich, ähm-„ „Warst du schon im Musikzimmer? Hat dich schon jemand anderes gesehen?“ „Was?“ „Oh, man, Tschuldige. Ich dreh noch total ab. Das ist total unhöflich von mir. Ich hab nur nicht damit gerechnet jemanden wie dich-.. Ich meine, das ist der Hammer. Ich weiß nicht, kann ich vielleicht,- nur wenn du sagst, dass es okay ist natürlich. Bekomme ich vielleicht ein Autogramm?“ Was zum Teufel? Habe ich irgendwas verpasst? „Ein Was?“ „Ich hab deinen Steckbrief auch dabei, warte kurz, okay? Ich hier, auch ein Stift. Kannst du schreiben, für Kanji oder so? Irgendwas, damit man weiß, dass ich dich wirklich getroffen habe?“ Kanji? Autogramm? Oh, man, was ist das hier? Will der mich verarschen? „Okay. Klar.“ Ich nehme den Steckbrief entgegen, den Stift auch und fange an der unteren, rechten Ecke ein paar Worte an zu schreiben. Was schreibt man denn sonst so? Ich habe noch nie ein Autogramm gesehen. Gegeben schon gar nicht. Improvisieren. Für Kanji von der Sklavin Schieda. Lass dir den Spaß nicht verbieten. „Wow, klasse. Danke, ehrlich. Das hänge ich mir übers Bett. Sag mal, bleibst du noch lange hier?“ „Ich bin heute erst angekommen.“ „Wirklich? Oh, wow, klasse! Sag mal, ich hab in ein paar Stunden frei. Du wohnst nicht zufällig hier im Hotel, oder?“ Macht der mich gerade an? „Oh, nein. Aber danke.“ Ist nicht so, dass du mir nicht gefällst. Aber.. „Ich bin jetzt schon total betrunken und meine Freunde warten auf mich. Wir sind am Strand und feiern meinen Steckbrief.“ „Oh. Und das heißt, du wohnst nicht hier?“ Der gibt echt nicht auf. Hat aber was. „Nein, wirklich. Heute nicht. Wenn du Glück hast im Musikzimmer. Aber auch nicht-„ „Wirklich? Ohne Witz? Heftig, ich freu mich schon drauf. Ich glaubs immer noch nicht. Wie ist das eigentlich, hast du einen festen Dom oder..?“ Der gibt echt nicht auf, er bringt mich aber zum Grinsen. Was wohl auch am Alkohol liegt. Aber solange es Spaß macht ist doch alles okay. „Ja, hab ich. Tut mir leid, aber-„ „Wenn es dir leid tut, wieso machst du es nicht einfach? Ich hab die Schlüssel für alle Zimmer.“ Okay, langsam wird’s echt irgendwie komisch. „Nein, ehrlich. Ich muss wieder zurück. Man sieht sich, Sanji.“, winke ich noch kurz beim gehen und lasse ihn jetzt einfach, kurz und Schmerzlos, hinter mir stehen. „Ich bin Kanji! Und hat mich gefreut, Sklavin! Man sieht sich bestimmt noch öfter!“ Ich hebe nur die Hand als Antwort, drücke die Tür auf und verschwinde aus dieser komischen Situation. Wow. So hat mich noch nie einer angesprochen. Jedenfalls nicht außerhalb des Musikzimmers. Sieht auch so aus, als ob ich nen neuen Spitznamen hätte. Liegt an diesem bescheuerten Artikel. Aber solange einer von uns mich so nennt kommt es mir nicht so schlimm vor. Sogar fast normal. Im Musikzimmer bin ich ja auch ne Sklavin. Jetzt als Fulltimejob? Mal sehen. Ruffy kommt mir auf halben Weg zum Strand entgegen und sieht aus, als ob er erleichtert aufatmet, als er mich sieht. „Was ist?“, frage ich also einfach, weil ich mir seine Reaktion nicht erklären kann. Er bleibt stehen und wartet auf mich, grinst aber schon wieder halb als er meinen gang beobachtet. „Ich hatte nur so ein Gefühl. Du läufst wie ne Ente.“, grinst er mich an, weshalb ich nicht unterdrücken kann seine Schulter zu knuffen. „Ich war nur pinkeln.“ „Und da nimmst du mich nicht mit?“ „Käpten, bitte. Nicht heute Abend. Das würde sowas von auffallen.“ „Ja, ich weiß schon. Echt bescheuert das alles Nachteile haben muss. Geh aber nächstes Mal nicht alleine, okay?“ Was ist denn los? „Ist doch nicht weit.“ „Mach es einfach nicht.“ „Okay, Käpten.“ Ich salutiere einmal kurz gespielt, was uns beide wieder zum Kichern bringt bevor wir zurück an unseren Plätzen ankommen. Es ist jetzt wohl die Zeit, wo immer ein paar aus der Gruppe fehlen, weil sie sich auf die Toiletten verziehen oder man eben um die Ecke frische Luft schnappen müssen. Das macht es aber nicht weniger schön. Ab jetzt gehe ich nicht mehr alleine auf die Toilette, muss dafür aber auch ab und zu auf jemanden warten, der auch muss. Kanji sehe ich zwar ab und zu im Hotel, aber mehr als ein Lächeln bekommt er nicht mehr von mir. Es sieht auch nicht so aus, als ob er mich noch einmal ansprechen würde, jetzt wo ich nicht mehr alleine bin. Als es Dämmert kann ich nicht unterdrücken meine leeren Becher zur Seite zu schieben und meinen Kopf gestützt von meinen Armen, auf die Theke zu legen und einmal lange Pause zu machen. Ruffy will mich zwar erst wieder wecken, scheint dann aber wohl von Zorro zurück gehalten zu werden und er lässt mich einen Moment schlafen. Ein Glück. Es ist hell, als ich wieder aufwache und als ich mich vorsichtig bewege bricht irgendwas über mir zusammen, gefolgt von einem kollektiven, enttäuschen aber amüsierten Stöhnen. Ich blinzle etwas, richte mich langsam auf und sehe die vielen Trinkbecher, die Ruffy wohl auf meinem Kopf gestapelt hat, als ich geschlafen habe. Oh, man, dieses Spielkind. Aber ich muss so wenigstens Lächeln und bekomme auch gleich einen irischen Kaffee von Sanji quer über die Theke zu mir geschoben. „Der Trick daran, keinen Kater zu bekommen ist nicht aufzuhören zu trinken.“, grinst er mich albern an und ich höre, dass er selbst total voll ist. Okay, dann auf die nächste Runde. Kapitel 5: Du hättest auch was sagen können. -------------------------------------------- Kapitel 5 Ich knie vor ihm auf dem Boden, die Knie weit auseinander und sehe vor mir auf den Boden. Ich bin Nackt, trage nur noch das Seil mit dem er mich vor zwei Tagen gefesselt hat und habe meine Arme im Rücken. Er hat sie mir auf den Rücken gedreht bevor er mir die Unterarme zusammengebunden hat. Ich habe einen metallischen Geschmack auf der Zunge, der von dem Ring kommt, den er mir zwischen die Zähne geschoben hat. Er zwingt mich meinen Mund geöffnet zu lassen. Lederriemen hindern mich daran den Ring aus meinem Mund zu drücken. Wie den schwarzen Knebel, der jetzt aber in meiner Spielzeugkiste liegt. Ich spüre, wie ich feucht werde und wie ich nicht mehr lange verhindern kann, dass mir kein Speichel über meine Lippen fließt. Er sieht mich gar nicht an, zieht sich langsam sein Shirt über den Kopf aus und wirft es ausgebreitet auf mein Bett neben mir. Ich will ihn so sehr ansehen. Die Narbe auf seiner Brust nur einmal kurz sehen. Seinen Bauch, seinen Körper, jeden Muskel beobachten. Aber ich bewege mich nicht. Ich darf nicht. Jetzt öffnet er seinen Gürtel, dreht sich bei der Bewegung zu mir und in dem Moment, als ich mir vorstelle mich nicht wehren zu können wenn er seinen Schwanz durch den Ring in meine Mund schiebt, spüre ich einen tropfen Speichel über meine Unterlippe an meinem Kinn herunter fließen und wie er schließlich erst auf meinen Brüsten landet und zum stehen kommt. Mir fließt das Wasser im Mund zusammen. Nicht nur da. Bitte. Mach es mit mir. Doch er öffnet nicht seine Hose, nur seinen Gürtel und zieht ihn mit einer fließenden Handbewegung aus seinen Schlaufen während er mich beobachtet. Oh, Gott. Bei der Bewegung ziehen sich all meine Muskeln in meinem Unterleib zusammen und ich kann nicht unterdrücken meine Knie etwas zu bewegen. Ich bin so nervös. Er kann es mir mit Sicherheit ansehen, denn ich kann nicht unterdrücken mich zu bewegen. Er ignoriert es gekonnt. Sein Blick haftet auf meiner Haut während er ganz langsam mit dem Gürtel in einer Hand an mir vorbei hinter mich tritt. Mein Herz rast, ich schließe die Augen als er aus meinem Blickfeld verschwindet und versuche wenigstens an seinen Schritten, an seinen Bewegungen zu erkennen, wo er ist und was er macht. Ich hasse es, wenn ich ihn nicht sehen kann. Und ich liebe es. Oh, Gott, sag endlich was. Er bleibt hinter mir stehen, legt den Gürtel auf meinem Bett ab und ich höre, dass er meine Spielzeugkiste weiter zu sich zieht um darin etwas zu suchen. Oh, Gott, bitte. Er lässt mich warten und ich kann nicht aufhören mir vorzustellen, was er sich heraus sucht. Will er nicht den Gürtel benutzen? Was dann? Die Reitgerte? Den Rohrstock? Er liebt den Rohrstock ja so sehr. Sein erstes Schlagwerkzeug überhaupt. Sonst hat er immer mit der Hand zugeschlagen. „Hat dich irgendwer gefickt?“ „Hn-Hn.“, verneine ich sofort und schüttle außerdem auf die Frage noch den Kopf, damit er sicher versteht. Nein, leider nicht. Ich hab diesmal wirklich auf dich gehört, Käpten. Auch wenn es nicht leicht war. Oh, Gott, bitte nimm mich endlich. Es ist schon zwei Tage her, seit du das letzte Mal in mir warst. Bitte. Ich vermiss dich so sehr. Ich brauch dich. Bitte, Käpten. „Hast du dich angefasst?“ Wieder schüttle ich den Kopf, was Ruffy anscheinend zum stutzen bringt. Er bewegt sich einen Moment nicht, zieht dann aber wohl etwas aus der Kiste und schiebt diese zurück unters Bett. „Und was war das Vorgestern beim Mittagessen?“ Oh. Naja. Eigentlich hab ich mich ja nicht angefasst. Sondern er. Also versuche ich doch zu antworten, auch wenn ich meine Zähne nicht zusammen bekomme. Wenn er sich etwas anstrengt, wird er es verstehen. „Gach rar ich nich. Gach rart gu, Käkten. Ung gach Cheil.“ (Das war ich nicht. Das warst du, Käpten. Und das Seil.) Ich kann hören, wie er versucht ein Kichern über mich zu unterdrücken, was mich dazu bringt den Blick weiter zu senken. Ich kann eben nicht so gut reden, wenn ich den Ring hinter den Schneidezähnen habe. Das weiß er aber. „Du bist aber gekommen, ohne meine Erlaubnis, habe ich Recht?“ Bei den Worten kommt er mir näher, das kann ich hören. Und beinahe auch schon spüren. Er geht hinter mir in die Hocke, berührt mich aber nicht. Ich nicke als Antwort, weil ich nicht will, dass er sich nochmal über mich lustig machen kann. „Und das beim Mittagessen. Vor allen anderen. Was hättest du gemacht, wenn es jemand gemerkt hätte?“ Bei der Frage muss ich blinzeln. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich habe zwar schon selbst über die Frage nachgedacht, ahnte aber nicht, dass er sie mir stellt. Ich weiß nicht, was ich dann gemacht hätte. Kann ich das so sagen? Er lässt mich gar nicht antworten. „Ich glaube, das nächste Mal werde ich dafür sorgen, dass es die anderen mitbekommen.“ Bei den Worten spüre ich seine Hand zwischen meinen Beinen. Ich zucke ganz automatisch bei der Berührung zusammen, da ich sie nicht habe kommen sehen. Er drückt das Seil in der gewohnten Bewegung zusammen, tastet kurz darauf allerdings mit einem Finger zwischen den Seilen nach meinem Kitzler und achtet darauf, dass er wirklich eingeklemmt ist, was mich dazu bringt mich aufzurichten. Nur einen Augenblick, den mein Körper mich dazu zwingt. Doch als ich wieder in meine Ausgangssituation herunter sinke, realisiere ich plötzlich einen Wiederstand, der gegen das Seil, gegen meinen Eingang presst. Es kann Ruffy nicht sein, er berührt mich gar nicht. Es ist unter mir und er hält es so, dass es sich in mir versenken wird, wenn ich mich weiter herunter lasse. Oh, Gott. Ich kann ein Wimmern bei dem Gefühl nicht unterdrücken und halte in der Position inne, in der ich mich befinde. „Knie dich wieder richtig hin.“, befielt Ruffy hinter mir leise, als er realisiert, dass ich halb aufrecht knien bleibe und mich nicht sinken lassen will. Beinahe zeitgleich spüre ich seine Hand auf meiner Schulter, die mich mühelos zurückzieht. Ich kann hören, wie sich das, was er gegen mich hält, sich etwas über den Boden bewegt was mir sagt, dass er es unter mich gestellt hat. Oh, Gott, welcher ist es? Wird er anfangen sich zu bewegen? Zu vibrieren? Die Seile halten meine Schamlippen lange geschlossen, was das Gefühl intensiviert, als es mich langsam spaltet. Ich bin so feucht, dass es ohne Reibung in mir versinkt, doch arbeitet es etwas gegen die Seile auf meiner Haut. Es fühlt sich so breit an, kalt und hart. Es ist mit Sicherheit ein Vibrator. Ich kenne mein Spielzeug. Ich weiß, was der kann. Oh, Gott, aber es fühlt sich so viel größer an weil die Seile mich noch enger machen. Ich stoße die Luft aus meiner Lunge als ich spüre, wie Ruffy mich immer weiter herunter zieht und ziehe sie hinterher schnell wieder zurück in meine Lunge. Käpten. Er dringt so tief in mich ein, immer tiefer bis ich mich ganz vorsichtig und vor Spannung zitternd auf meine Füße setze. Mein Körper zittert vor Erregung, ich halte die Augen geschlossen und spüre wie sehr mein Körper sich nach so einer Berührung gesehnt hat. Er füllt mich aus, dehnt mich und ruht tief in mir. Nur ganz langsam nimmt Ruffy seine Hand von meiner Schulter. Er achtet darauf, dass ich nicht wieder nach oben ausweiche bevor er mich ganz los lässt. „Heute darfst du kommen.“, sagt er leise und ich spüre, an der Bewegung in mir, dass er den Vibrator etwas dreht. Er schaltet ihn ganz langsam ein, was mich sofort zum Stöhnen bringt. Oh, Gott, Käpten. Er wartet nicht, dreht die Stufe höher und ich muss darauf achten, dass mein Oberkörper nicht vornüber kippt, denn ich könnte mich nicht abfangen. Er bringt mich zum Schreien, da ich mich nicht auf die Bewegung in mir einstellen konnte. Ich kann nicht mehr denken. Der Vibrator macht nicht nur seinem Namen alle Ehre, er bewegt sich auch kreisend in mir. Er reizt alles in mir, kämpft gegen mich und schnell fühlt es sich so an als wäre nicht länger er das Spielzeug, sondern als spiele er mit mir. Ich verliere den Verstand, atme stöhnend und kann keinen klaren Gedanken mehr fasen. Danke, dass ich kommen darf, das werde ich nicht lange aushalten. Oh, Gott, Käpten. „Ist gut, oder?“ Ich stöhne als Antwort, nicke dann aber doch schnell, damit ich wenigstens irgendwie brav auf seine Frage eingehe. Ja, und wie gut das ist. Oh, Gott. Ich halte das nicht lange aus. Der Vibrator summt leise in mir, presst sich gegen meine Muskeln und ich spüre wie mir der Speichel vor Lust über die Lippen, mein Kinn, auf meine Brüste tropft und meine Nippel vor Erregung immer empfindlicher werden. Mein Becken kippt sich von allein nach vorn, presst sich etwas gegen den Vibrator, ihn so gegen den Boden unter mir und er rutscht etwas über ihn, als ich meine Position verändere. Ich kann mein Stöhnen nicht unterdrücken, da mit der Ring die Zähne auseinander drückt. Ich lege meine Zunge auf den Ring, auf meine Zähne und meine Unterlippe, spüre mein Verlangen nicht nur in mir, an meinem Kitzler und meinem gefesselten Körper, sondern auch auf meinen Lippen. Bitte, fick mich endlich, Käpten. Lass nicht zu dass ich die einzige bin, die stöhnen muss. Befriedige dich an mir. Ich will dich jetzt so sehr. Ich höre, wie er sich hinter mir erhebt, wie er quälend langsam um mich herum geht und mich beobachtet. Ich zucke immer wieder unter den vibrierenden Bewegungen in mir auf, stöhne und halte verzweifelt die Luft in meiner Lunge, als ich glaube schreien zu müssen. Mein Becken schiebt den Vibrator immer wieder ein paar Zentimeter über den Boden, presst sich gegen ihn und reibt mit den Bewegungen gleichzeitig meinen Kitzler gegen die Seile, die ihn fest umfassen. Bitte! Du fehlst mir, Käpten. Er lässt sich Zeit, bleibt dann dicht vor mir stehen und ich halte weiter die Augen geschlossen weil ich nicht aushalten würde ihn bei den Bewegungen zu beobachten wie er seinen Schwanz aus seiner Hose befreit. Als ich keine Bewegung mehr von ihm höre, er ruhig vor mir steht und ich von dem Vibrator unter mir befriedigt werde kann ich nicht anders und öffne die Augen. Sein Schwanz reckt sich mir entgegen, seine Haut spannt und ich schiebe meine Zunge etwas weiter über meine Lippen ihm entgegen. Bitte. Der Anblick nimmt mich gefangen. Wieso fickt er mich nicht endlich? Er bewegt sich nicht, ich stoße in einem kurzen Stöhnen die Luft aus meiner Lunge als ich mich nicht mehr zurück halten kann. Ich beuge mich etwas vor, kippe mein Becken dabei dem Vibrator entgegen und spüre seine Eichel kurz darauf auf meiner Zunge. Sein Schwanz zuckt unter der Berührung auf, stößt kurz gegen meine oberen Schneidezähne, doch ich lasse ihn nicht mehr gehen. Ich schließe die Augen als ich ihn in mir aufnehme. Die glatte Haut seiner Eichel gleitet über meinen Gaumen, meiner Zunge und ich lecke über seinen Schaft. „Nicht. Mach das noch nicht.“, höre ich Ruffy leise sagen, mich ermahnen, aber ich kann nicht mehr. Ich will ihn in mir. Ich will, dass er mich fickt. Mich benutzt. Und wenn er meinen Mund fickt, dann bitte tief. Bitte. Ich will wegen dir würgen müssen, Käpten. Ich beuge mich weiter nach vorne bis ich seinen Schwanz tief in meinem Mund spüre, wie er sich gegen meinen Rachen drängt. Ich will, dass er nicht anders kann, als mich zu ficken. Bitte. Käpten. „Du bist so ein gieriges Miststück.“, faucht er mich an, bewegt sich aber noch immer nicht. Ja, das bin ich. Ich will dich. Ich will, dass du kommst. Komm in meinem Mund, bitte. Ich bewege meine Zunge unter seinem Schwanz, presse ihn weiter in meinen Rachen und wünschte, ich könnte ihn noch etwas tiefer in mich aufnehmen. Tiefer. Ich will alles von ihm in meinem Mund haben. In dem Moment bringt mich der Vibrator wieder zum Zucken, presst sich so einen Moment noch tiefer in mich und ich stöhne hinter Ruffys Schwanz in meinem Mund auf. Erst jetzt greift er in meine Haare, hält meinen Kopf mit einer Hand und beginnt mich gegen sich zu führen. Er ist zu groß für meinen Mund, weshalb ich ihn immer wieder in meinem Rachen spüre. Trotzdem muss ich nicht sofort wegen ihm würden, was meinen Mund noch feuchter werden lässt. „Ach, verdammt.“, stößt er dann plötzlich hervor und tastet nach dem Riemen an meinem Hinterkopf, der den Ring hinter meinen Zähnen hält. Er zieht sich nicht aus mir heraus, was ich dazu nutze meine Zunge wieder gegen seinen Schaft gleiten zu lassen. Fuck mich richtig, Käpten. Beweg dich in mir. Als er den Riemen zur Seite schiebt, zieht er etwas in meinen Haaren, löst sich dann aus meinem Mund und zieht mit einer Handbewegung den Ring aus ihm. Meine Wangenmuskeln sind noch so betäubt, dass ich den Mund nicht schnell schließen kann, auch wenn es eigentlich der erste Reflex wäre. Er lässt mir auch gar keine Zeit, schiebt den Riemen wie eine Halskette nach unten und schiebt seinen Schwanz zurück in meinen Mund. Erst jetzt kann ich meine Lippen um ihn schließen, an ihm saugen und ihn verwöhnen, wie er es verdient hat. Jetzt greift er meinen Kopf mit beiden Händen, stößt zu, fickt endlich meinen Mund und bringt mich wieder zum Würgen. Doch fühlt es sich nicht schlecht an. Er füllt mich aus. Ich befriedige ihn und der Vibrator mich. Es ist wie eine Rangfolge. Er steht über mir. Und er zeigt es mir. Oh, Gott ja. Erst jetzt, wo ich spüre, dass er es genießt, wo er die Kontrolle über seine Stöße verliert, verliere ich die Kontrolle über meinen Körper. Ich gebe mich ihm hin, halte die Augen geschlossen und stöhne immer wieder erstickt auf, als ich anfange meinen eigenen Rhythmus zu finden und mich gegen den Vibrator bewege. Ja, tiefer. Nimm mich hart, Käpten. Benutz mich. Endlich. Ich komme, stöhne auf, zucke unkontrolliert mit meinem Becken immer wieder gegen den Vibrator der nicht aufhört sich in mir zu bewegen und öffne meinen Mund etwas weiter. Ruffy spüre, dass ich komme, zieht mich enger zu sich, presst seinen Schwanz stöhnend in meinen Rachen und beucht sich halb über mich, so dass er beinahe von oben zustößt, nicht von Vorne. In dem Moment rutscht sein Schwanz über meine Zunge hinweg, in meinen Rachen, in meinen Hals und schneidet mir die Luft ab. Er ist in meinem Hals, ich schlucke reflexartig, spüre ihn tief in mir zucken und wie Ruffy fasziniert aufstöhnt. Er stößt selbst jetzt noch einmal zu, kann diese Bewegung nicht kontrollieren und ich spüre seinen Bauch vor meiner Stirn. Sein Schwanz ist bis zum Anschlag in meinem Rachen verschwunden, bringt mich einen Moment zum Würgen und ich kann an Ruffys Bewegungen erkennen, dass er kommt. Er bleibt noch tief in mir, stöhnt lustvoll auf und ich spüre wie etwas meine Speiseröhre herunterfließt noch bevor er sich mit einem Ruck aus mir herauszieht. Ich schnappe nach Luft, halte die Augen geschlossen und versuche die Nachbeben meines Orgasmus unter Kontrolle zu bekommen, da der Vibrator nicht aufhört sich in mir zu bewegen. Es ist so intensiv. Es ist so viel. Ruffy ergießt sich keuchend auf meinem Gesicht, doch ich schließe meinen Mund nicht, recke ihm meine Zunge entgegen, spüre seinen Samen quer über meinen Haaren, meiner Wange, gegen meine Brille spritzen und meine Stirn. Er ist überall. Wieder zucke mein Becken unter dem Wissen zusammen, dass mein Käpten mich benutzt hat. Ich spüre die Spitze seiner Eichel an meinen Lippen, sauge vorsichtig an ihr und befreie sie von den letzten Samentropfen auf ihr, als ich einen zweiten Orgasmus in mir spüre. Ich komme wieder, senke den Blick weit, öffne meine Augen aber gar nicht, beiße die Zähne zusammen und pumpe die Luft immer wieder aus meiner Lunge und spüre den lustvollen Schmerz als der Vibrator auch nicht nach meinem zweiten Orgasmus daran denkt, auszuhören sich zu bewegen. Ruffy greift mir von hinten in die Haare, zieht meinen Kopf zurück und bringt mich dazu zu ihm aufzusehen. Ich kann ihn vor lauter Samen auf meiner Brille aber kaum erkennen. „Du dreckiges Miststück. Ich hab dir gesagt, jetzt noch nicht. Wieso hast du nicht auf mich gehört?“, faucht er mich an, doch der Vibrator lässt mich gar nicht zur Ruhe kommen. Mein Mund fühlt sich noch so taub an und mein Rachen gereizt von dem, was er gerade mit ihm angestellt hat. Ich wusste gar nicht, dass ich dazu fähig bin. Schwänze schlucken. „Ich wollte dich, Käpten.“, stöhne ich abgehackt, da mein Becken sich wieder selbstständig gegen den Vibrator presst. Ich weiß genau, wieso ich mir den damals im Shop ausgesucht habe. Er bewegt sich so, dass er die richtigen, die wichtigen Stellen massiert und mich so nicht zur Ruhe kommen lässt. Ruffy ignoriert die Tatsache, dass ich der mechanischen Bewegung weiterhin ausgeliefert bin. „Du hast nicht auf mich gehört. Du weißt, was das heißt?“ Ich nicke sofort, als ich seine Worte höre. „Ja, Käpten.“, meine Stimme steigt bei meiner Antwort, da ich versuche ein Stöhnen zu unterdrücken. Oh, Gott, ich komme gleich schon wieder. „Wie oft soll ich dich dafür schlagen, hm? Wie viele hättest du gerne?“ Ich weiß, es ist nur eine platonische Frage um mich nervös zu machen. Doch über den Punkt bin ich schon lange hinaus. Er kann jetzt alles mit mir machen. Es wird mir gefallen. „Alle.“ Es ergibt überhaupt gar keinen Sinn, aber es zeigt ihm, was ich denke. Was ich fühle. Schlag mich, Käpten. Bestraf mich und fick mich. Ich gehöre dir. Für immer. Er antwortet nicht mehr, lässt meine Haare los und schlägt beinahe Zeitgleich mit der anderen, freien Hand zu. Er trifft meine Wange, reißt mich halb zur Seite, doch kann ich den Schwung gut abfangen, da meine Knie so weit gespreizt sind. Ja. Bei den Schmerzen ziehen sich all meine Muskeln in meinem Inneren zusammen. Ich werde enger, wenn ich schmerzen habe, was alles intensiviert. Mein Vibrator kommt einen Moment nicht gegen mich an, bewegt sich daher nicht in mit sondern dreht sich, um die Bewegung irgendwie übersetzen zu können. Ruffy greift in dem Moment meinen Hals. Ich habe meine Orientierung noch gar nicht wiedergefunden, da reißt er mich zurück, drückt mich darauf aber sofort weiter nach hinten. Ich verliere den Boden unter meinen Knien, kippe hinten über und kann mich nicht mit den Armen abfangen, da er sie mir auf den Rücken gefesselt hat. Ruffy stützt sich mit der Hand an meinem Hals von Boden ab, hält mit der anderen den Vibrator in mir, damit er nicht aus mir herausgleitet, da er jetzt nicht mehr vom Boden aufgehalten wird und beginnt ihn zusätzlich in mir zu bewegen. Oh, Gott, das ist so viel. Ich will stöhnen, die Luft aus meiner Lunge pressen, doch Ruffy schnürt ihren Weg durch meinen Hals ab. „Kommst du schon wieder?“, faucht er mich an und baut sich geradezu beiläufig über mir auf, während er den Vibrator weiter gegen mich bewegt als würde er zustoßen. Ja, ich komme. Ich drücke meinen Rücken durch, lege den Kopf so weit es geht in den Nacken, biete ihm so meinen Hals, an dem er mich gepackt hat und unterwerfe mich ihm ganz. Ich halte die Augen fest geschlossen als ich spüre wie sich meine Muskeln rhythmisch in mir zusammenziehen, von Vibrator weiter gereizt werden und wie sich darauf meine Muskeln kraftlos entspannen. Wie oft war das jetzt? Ich habe keine Zeit zum Denken, spüre Ruffy zwischen meinen Beinen und den steigenden Druck in meinen Schläfen, das Ziehen in meiner Lunge. „Du wirst sowas von schreien, kleines Miststück.“ Er lässt den Vibrator los, hält ihn mit seinem Körper jedoch in mir. Als er mit der jetzt freien Hand mein Bein greift, es anhebt und sich über die Schulter legt, reiße ich die Augen auf. Sein Samen brennt mir in den Augen, ich kann kaum etwas sehen, spüre aber, was er vorhat. Oh, Käpten, das halte ich nicht aus. Er kippt mein Becken durch das Anwinkeln meines Beines nach vorne, so dass er sich auch ohne eine Hand in Position unter meinem Vibrator in Position bringen kann. Die Muskeln in meinen Beinen beginnen vor schwäche zu zittern, meine Lunge schreit nach Luft und ich spüre die Panik in mir aufsteigen, die ich zu gut kenne. Bitte, lass los. Er geht an meinem Anus in Position, presst sich langsam gegen mich und mit seinem Körper so auch den Vibrator etwas tiefer in mich als er langsam hinten in mich eindringt. Oh, Käpten, das ist zu viel. Ich kicke reflexartig mit meinem freien Bein, will nach hinten ausweichen, kämpfe in meinem Rücken mit meinen Fesseln und beginne mich zu wehren. Ich muss atmen. Bitte. Er lässt nicht los, legt seine Stirn auf meine Schulter als er in mich eindringt und hält einen Moment in mir Inne, als er selbst den Vibrator in mir spüren kann. Sein Vibrieren, seine Bewegung und das zucken seines Schwanzes, der auf den Vibrator reagiert, bringen mich um den Verstand. Ich bin so feucht, so nass, spüre ein Kribbeln in meinen Armen und Beinen und wehre mich in Panik gegen meine Fesseln. Oh, bitte. Jetzt beginnt er sich in mir zu bewegen, stöhnt auf meine Haut und löst den Griff um meinen Hals ein klein wenig. Nur so sehr, dass ich röchelnd nach Luft schnappen kann, doch noch drückt er auf meine Schlagadern, was einen Schwindel in mir auslöst. Ich verliere die Orientierung, ringe um Luft und spüre, wie er beginnt härter gegen mich zu stoßen. Er ist überall. Ich verliere die Kontrolle über meinen Körper. Mir wird schlecht vor Lust und ich kann mich nicht mehr bewegen. Oh, Gott, Käpten. Er fickt mich überall gleichzeitig, stößt nicht nur mit seinem Schwanz, sondern zeitgleich auch mit dem Vibrator zu. Oh, ja. Hör jetzt nicht auf. Er lässt meinen Hals einen Moment los, lässt die Hand aber noch auf meiner Haut liegen. Ich spüre, wie der Druck aus meinen Schläfen verschwindet, wie ich mich nicht mehr bewegen kann und auch nicht mehr will, denn er nimmt mich. Ich stöhne schwach, denn wieder baut sich in mir ein Orgasmus auf, der größer wird als die vorherigen. Das kann ich jetzt schon spüren. Er hört nicht auf, passt die Zeit aber genau ab, als er mir wieder den Hals zudrückt. Er macht es kurz nach meinem letzten Stöhnen und kann so sicher sein, dass ich keine Luft mehr in der Lunge habe. Ich zucke zusammen, da ich nicht damit gerechnet habe, trete wieder kurz mit dem freien Bein um mich und spüre seine Lippen, seine Zunge auf meiner Brust, an meinem Nippel und seine Hand, die mich an dem Seil gepackt hält. Er fickt mich langsam über den Boden, rutscht mir immer wieder langsam hinterher oder zieht mich an dem Seil zurück, was meinen Kitzler schmerzhaft reizt, da er immer noch eingeklemmt ist. Ich spüre alles. Die vibrierende, kreisende Bewegung des Vibrators, seine Stöße in mir, das Zucken meines Anus, der den Kampf gegen seinen Schwanz schon lange verloren hat, das Seil auf meiner Haut, Ruffys Hand an meinem Hals, das anfängliche Ziehen in meiner Lunge, der Druck in meinen Schläfen, den Griff an meinem Hals und Ruffys Zähne an meinem Nippel, als er zubeißt. Ich bäume mich ein letztes Mal kraftlos unter ihm auf, als sich all meine Muskeln bei dem Gefühl in mir zusammenziehen. Um den Vibrator, um seinen Schwanz, pulsieren und ich will stöhnen, schreien, betteln, flehen, doch er hindert mich daran. Er kommt selbst mit einem gedehnten Stöhnen in dem Augenblick in mir zum Orgasmus, pumpt erneut seinen Samen in mich und ich kann spüren, wie er scheinbar dadurch noch tiefer in mich eindringt, was meinen Orgasmus noch verstärkt. Mir schießen die Tränen in die Augen, mir dreht sich alles und ich spüre nichts mehr, nur Glück. Ich bewege mich nicht mehr, kämpfe nicht mehr und spüre, wie er sich aus meinem von ihm feuchten Hintern herauszieht und wie sein Samen aus mir herausläuft. Er löst den Griff um meinen Hals, doch ich atme nur vorsichtig, leise auf, als ich es spüre und bleibe entspannt liegen. Als er nicht die erwartete, nach Luft schnappende, Reaktion von mir bekommt, die er erwartet hat, zuckt er an meiner Stelle zusammen, sieht sofort zu mir auf und ich spüre, wie ihn ein kalter Schauer erfasst, als er einen Moment glaubt, er hätte zu lange zugedrückt. „Krümel?“, stößt er sofort die Luft aus seiner Lunge, aber ich bleibe noch einen Moment liegen, was ihm mit Sicherheit Angst macht. Das ist meine kleine Rache für die Sache von vor zwei Tagen. Doch bevor er sich bewegt und reagieren kann, nicke ich doch sachte um ihm zu zeigen, dass ich wach bin. Das reicht ihm aber noch nicht. „Bist du okay? Geht’s dir gut?“ Ich kann noch nichts sagen, nicke diesmal aber etwas eher als Antwort. Er löst sich ganz vorsichtig von mir, nimmt mein Bein von seiner Schulter, was er die ganze Zeit so gestreckt hat und legt es vorsichtig auf den Boden ab nachdem er endlich den Vibrator ausgestellt und aus mir herausgezogen hat. Ich bin wirklich glücklich, auch wenn ich mich nicht bewegen kann. „Warte, ich mach das schon.“, flüstert er dann leise, obwohl ich erst gar nicht weiß, was er meint. Ich höre, wie er sich von mir entfernt und spüre, wie schwach ich bin. Er hat sich alles von mir genommen. Und es hat ihm hoffentlich so sehr gefallen wie mir. Auch wenn ich mir das nicht wirklich vorstellen kann. Ich habe immer das Gefühl, dass es mir mehr gefällt als denen, die mich ficken. Komisch. Dabei bin ich auch diejenige mit den Schmerzen. Plötzlich spüre ich etwas in meinem Gesicht, was mich doch zum Zusammenzucken bringt. Ein Tuch. Ruffy wischt mir vorsichtig seinen Samen von der Haut, nimmt mir die Brille ab und wischt jetzt auch vorsichtig über meine Augen. Dann meine Haare, mein Dekoltee, er bewegt sich immer tiefer bis zwischen meine Beine und streicht ganz langsam mit dem Tuch über meine überempfindliche Haut. Erst jetzt löst er den Knoten des Seils vor meinem Bauch und ich atme leise seufzend aus, als der andauernde Druck sich löst. Er zieht die Schlaufen ganz langsam auf, zieht das Seil von meiner Haut und greift schließlich in meinen Rücken meine Arme. Den Knoten, den er hier gemacht hat, kann er mit einer Hand lösen. Er zieht an einem Ende und der Knoten löst sich in nichts auf, gibt meine Arme frei, doch ich bewege mich immer noch nicht. Es fühlt sich so gut an, wenn er sich so um mich kümmert. Ich bekomme eine Gänsehaut und fühle, dass ich ihm wirklich vertrauen kann. Er würde mir nie etwas antun wollen. Jedenfalls nichts, was ich nicht will. Er muss bestimmt immer noch an die Ohrfeige denken, auch wenn er nicht mehr darüber spricht. Deswegen hat auch so reagiert, als ich gerade nicht nach Luft geschnappt habe. Oh, Bitte werde nicht wieder vorsichtiger, Käpten. Das war gerade so schön. Erst als ich wieder halbwegs trocken und sauber bin, hebt er mich auf seine Arme und trägt mich zum Bett. Er legt mich auf den Rücken, was meinen Anus kurz empfindlich zum Zucken bringt, doch ich reagiere gar nicht darauf. Das kenne ich schon. Das werde ich auch noch in ein paar Stunden spüren. Er wirft die Bettdecke über mich, schiebt sie an den Seiten unter meine Schultern, meine Arme, meine Beine und sorgt so dafür, dass mir gar nicht kalt werden kann. „Ich hoffe, das war nicht zu viel.-„ Ich kann hören, dass er den Satz noch abbrechen will als ihm auffällt, was er da sagt, seufzt dann aber leise und schweigt einen Moment. Ich glaube, er beobachtet mich, ich bin aber nicht sicher, da ich meine Augen schon gar nicht mehr öffne. Ich bin so kurz davor einzuschlafen, dabei ist es gerade mal kurz nach dem Mittagessen. Ich muss schon so aussehen, als würde ich schlafen. Ich bin vollkommen entspannt. Nur noch schlafen. „Schlaf gut, Krümel.“ Ich sitze am Esstisch auf meinem Platz und male. Ich soll ruhig sein. Mama jetzt nicht stören. Sie hat Besuch. Ich mag den Besuch nicht. Die machen immer ganz komische Sachen mit Mama. Ich hab mal zugeguckt, aber das hab ich keinem gesagt. Ich bin immer ganz still. Ich kann sie reden hören. Diesmal hat der Besuch die ganze Zeit mit Mama geredet. Das ist sonst nie so. Ich glaube, gleich geht er wieder. Er öffnet die Tür zum Schlafzimmer, sie kommen aber noch nicht sofort raus. Ich bleibe sitzen. „Das ist für sie. Nicht für dich, vergiss das nicht.“, sagt er leise, und sieht dabei noch ins Zimmer. Mama antwortet natürlich sofort. Wie sie es immer macht. „Wie könnte ich das vergessen? Du erinnerst mich jedes Mal daran.“ Hört sich an, als wäre sie irgendwie genervt. Lieber weiter malen. Jetzt kommen beide aus dem Zimmer. Der Mann kommt aber schon auf mich zu, ich sehe nicht auf. Ich mag es nicht, wenn die mit mir reden. „Hey, mein Stern. Was malst du denn da?“ Das sind meine Bilder. „B-B-Bi-Bilder für-für Mama.“ „Für deine Mama? Darf ich mir die mal ansehen?“ Ansehen schon, aber nicht wegnehmen. Also nicke ich ganz kurz als Antwort und sehe schon, wie er trotzdem nach ihnen greift. Ich mag das nicht, wenn die was anderes machen, als sie sagen. Das machen die immer. Der wollte sie nur angucken. Nicht anfassen. Aber er zieht sie nur auf dem Tisch etwas zur Seite, damit er sie sich angucken kann. Das eine Bild ist Mama. Sie sitzt vor dem Spiegel in ihrem Schlafzimmer und hat ganz viele Malsachen fürs Gesicht auf dem Tisch. Sie lacht und malt sich gerade den Mund ganz rot. Das findet sie immer ganz toll, darum lacht sie auch. „Das ist gut, wer ist das?“ Als er mich das fragt, seufzt meine Mama hinter ihm. Sie will, dass er geht, sagt es aber noch nicht. „Mama.“ „Und wo bist du?“ „Auf-auf das Bild ni-nicht.“ „Auf das Bild nicht? Auf einem anderen Bild?“ Daraufhin nicke ich, greife halb über den Tisch und ziehe die Blätter weiter auseinander. Das hab ich gerade gemalt als die zusammen waren. Hier hab ich eins. Ich auf dem Sofa. „Ach, das sehe ich schon. Das bist du, oder?“ Ich nicke, weil er auf mich zeigt. „Und wer ist das?“ „Besuch.“ „Und das da, hinter der Tür?“ „Mama.“ „Da hast du dem Besuch aber ein paar Finger zu viel gemalt. Eins, zwei, drei,… Das sind siebzehn Finger. Aber dabei hat man doch nur zehn.“ Ja, eigentlich schon. Ich nicke kurz. Er hat ja Recht. „Und du hast gar keine Finger.“ Daraufhin schüttle ich den Kopf. Nein, hab ich nicht. „Wieso nicht?“ „Ich hab-hab da auch keine Hände. Und-und wenn man keine Hände hat-hat, hat-hat-hat man auch keine Fi-Finger.“ „Wieso hast du denn keine Hände?“ „Das Reicht jetzt.“, unterbricht Mama mich, bevor ich den Mund aufmachen kann. Sie kommt von hinten auf uns zu, stellt sich neben ihn, schiebt ihn so halb von mir weg und redet weiter. „Ich hab dir gesagt, ich will nicht, dass du mit ihr redest.“ „Du kannst sie nicht einfach vor mir verstecken.“ „Und ob ich das kann. Wenn du so weiter machst, ziehen wir einfach weg. Das ist keine große Sache für mich. Schnecke, geh in dein Zimmer.“ Was ist los? Hab ich was falsch gemacht? Ich höre natürlich auf meine Mama, rutsche vom Stuhl und passe auf, dass ich nicht stolpere, bevor ich wieder richtig stehe. „Warte, mein Stern. Du musst nicht gehen. Ich gehe.“ Jetzt sehe ich doch zu ihm auf, verliere aber sofort die Orientierung bevor ich sein Gesicht sehe. Ich liege auf der Seite, sehe mein Fenster, meinen Nachttisch und die Lampe darauf neben meinem Wecker. Was? Ich habe geträumt. Ich atme ruhig, liege still und spüre, dass ich nur ein paar Stunden geschlafen habe. Gleich gibt’s Abendessen. Was war da gerade nochmal? Ich hatte gemalt und da war irgendjemand im Schlafzimmer. Oh, man, ich bin froh, dass ich den Traum jetzt schon halb vergesse. Ich schließe die Augen, atme tief durch und spüre wie meine Muskeln von Ruffys Tortur noch immer geschwächt sind. In dem Moment, in dem ich mich bewege, ganz sachte strecke, spüre ich auch schon wieder wie mein Hintern sich meldet. Stimmt, da war ja was. Ich muss bei der Erinnerung lächeln. Ach, wie genial. Das darf er bestimmt nicht mit Nami machen. Oh, Verdammt. Ich bekomme das einfach nicht aus meinem Kopf. Ich seufze resignierend über meine eigenen Gedanken, presse mein Gesicht einen Moment in das Kissen und atme noch einmal ganz langsam tief durch den Stoff ein. Okay. Auf zum Abendessen. Ich bin froh, dass ich mich auf den Beinen halten kann, setze mir meine Brille auf die Ruffy mir auf den Schreibtisch gelegt hat und werfe nach dem Anziehen noch einen letzten, kontrollierenden Blick in den Spiegel. Sieht okay aus. Auch wenn man mir ansieht, dass ich geschlafen habe. Naja, lieber sehe ich noch müde aus als dass man mir den Sex und die Orgasmen ansieht. Dabei hätte ich mir gar keine Sorgen machen müssen, denn als ich in die Küche komme achtet gar keiner auf mich. Der Tisch ist schon gedeckt und es sieht so aus, als ob Sanji gerade ein Tablett für mich vorbereitet, was er aber wieder wegräumt, als er sieht, dass ich doch da bin. Das dumme ist nur, dass der einzige Platz, der noch frei ist, neben Nami ist. Ich bleibe sogar einen Moment stehen, als ich das realisiere, zwinge mich aber dann doch mich neben sie zu setzen weil ich es ziemlich Kindisch finde, dass ich mich selbst so anstelle. Allerdings sehe ich sie nicht an als ich mich setze. Ich drehe mich demonstrativ von ihr weg. Sieht aus, als hätte sie wirklich vorgehabt mich anzusprechen, denn das höre ich an ihrer Reaktion auf mein Verhalten. Chopper sitzt auf meiner anderen Seite, was auch mal nicht so oft vorkommt und vor mir Zorro, der sich anscheinend genauso von Sanji weg lehnt wie ich von Nami. Nur macht es Sanji ihm nach, im Gegensatz zu Nami mir. Jetzt, wo ich mir die beiden Streithähne so angucke, komme ich mir noch kindischer vor. Oh, man. Ich will mich ja auch nicht mit Nami dauerstreiten. Sie kann da bestimmt auch nicht besonders viel für. Immerhin hätte sie Jahre zeit gehabt sich an Ruffy ran zu machen. Und jetzt, wo Ruffy sich getraut hat als er mich zum ersten Mal genommen hat, soll sie ihn auf einmal anders sehen? Nein, es muss Ruffy gewesen sein, der auf sie zugegangen ist. Oder sie versucht es schon seit Jahren und er hat sie immer abblitzen lassen, weil er eben Angst hatte, ihr weh zu tun. Ach, verdammt. So kann ich das nicht rausfinden. Ich muss einen von beiden fragen. Aber wen? Würde Ruffy es mir sagen? Bei dem Gedanken muss ich einfach wieder zu ihm sehen. Er verschluckt sich gerade, aber Franky klopft ihm schon auf den Rücken. Er wollte mir nicht einmal das mit Nami sagen. Er hat es mir eigentlich auch gar nicht gesagt. Er hat es Sato gesagt und ich habe es mitgehört. Er würde nie ins Detail gehen, wenn ich ihn danach fragen würde. Er hätte viel zu viel Angst davor wieder etwas falsch zu machen. Aus ihm bekomme ich nichts raus. Dann bleibt mir ja nur noch… „Nami?“ Ich drehe mich doch wieder zu ihr, bin aber leise und hoffe, dass mich sonst keiner hört. Sie sieht mich sofort an, kann aber gerade nicht antworten weil ich sie mitten beim Essen angesprochen habe. „Hör mal, wegen vor zwei Tagen, das war nicht so geplant. Ich-Ich wollte nicht, dass das so ausartet. Ich hab-„ Sie winkt nur kurz mit einer Hand ab, schluckt dann den Bissen herunter und lächelt mich an, als ob ich übertreiben würde. „Vergiss es. Ich war auch nicht ganz faire. Ich meine, ich hatte ja gar keine Ahnung was los ist. Und wegen dir und Sato, ich meine, wow. Ich hätte wirklich ein bisschen nachdenken müssen.“ Dafür weiß ich jetzt das mit dir und Ruffy. „Du hättest trotzdem Glü-Glück gebraucht, um drauf zu kommen. Ich wollte ja eigentlich gar nicht-nicht, dass es überhaupt jemand weiß. Dass es jetzt-jetzt-„ „Ja, tut mir leid. Ist auch meine Schuld. Wie geht’s dir damit?“ „Womit?“ „Du weißt schon, wegen der Therapie-Sache und so. Glaubst du, du musst das noch lange mit Sato machen?“ Oh, man. Jetzt fang du nicht auch noch an. Bei der Frage seufze ich leise, weiche ihrem Blick zur Seite aus und sehe einen Augenblick zu Zorro, da er mich auch schon auf das Thema angesprochen hat. Außerdem sitzt er mir ja gegenüber. Muss ich da eigentlich drauf antworten? „Ich-ich glaube nicht, dass er in den-den nächsten Jahren mit-mit mir fertig wird.“ Mein Stottern wird schlimmer. Nicht nur jetzt, auch schon die letzten Tage immer wieder. Es gefällt mir nicht, dass es jeder weiß. Ich muss mich erst daran gewöhnen. „Das ist schlimm. Aber was ist denn so schlimmes mit dir passiert, dass du so oft mit ihm reden musst? Ist das so viel?“ Sind das ernstgemeinte Fragen? Merkt sie nicht, dass ich da nicht drüber reden will? Naja, okay. Wie oft hat man die Möglichkeit mit jemandem zu reden, der eine Therapie benötigt? Da trifft man ja öfter einen Psychiater. Die haben immerhin Praxen und Sprechstunden. Die Patienten sind anonym. Meistens. Ich jetzt nicht mehr. Klar ist sie neugierig. Das sind wahrscheinlich die Fragen, die sich seit ein paar Tagen jeder hier stellt. Mich traut nur keiner, mich zu fragen. Oder die anderen haben genug Anstand, um es nicht zu tun. Ich atme einmal tief durch, bevor ich wieder meinen Mund aufmache. „Ich-ich-ich-„ Ich breche ganz ab und seufze über mich selbst. Es wird wirklich immer schlimmer. Verdammt. „Es war n-n-nicht so viel. Ich-ich kann mich nur nicht-nicht wirklich an alles erinnern. Ab und zu aber doch. Das-das ist kompliziert.“ „Bist du sicher, dass du wirklich eine Therapie brauchst? Ich meine, ich hab mir die Leute, die eine brauchen, immer anders vorgestellt.“ „Psychopaten?“ „Ja, so in der Art.“ Auf die Antwort muss ich grinsen, weiche ihrem Blick dann nach vorne aus und schüttle kurz den Kopf über meine eigenen Gedanken, kann mein Kommentar dann aber doch nicht unterdrücken. „Du kennst mich nicht.“, grinse ich amüsiert, weil ich mir einfach einen Spaß daraus machen muss. Wie könnte ich nicht? Ich meine es zwar nicht so, aber das bringt sie dann doch zum Schweigen, auch wenn sie sich nicht sicher ist, ob es ein Scherz war oder nicht. „Das ist ein Witz, oder?“ „Na-naja. Du hast mein-mein Buch gelesen. Alleine das zeigt doch schon w-wie durchgeknallt ich bin.“ „Ja, schon. Und nein. Deswegen alleine eine Therapie? Ist das nicht übertrieben?“ „Du kennst mich eben nicht.“ Ich kann nicht aufhören zu grinsen, verrate ihr aber mit Absicht nichts. Das geht ihr nichts an und ich glaube, sie fängt an zu verstehen, denn sie geht nicht mehr darauf ein. Ich kann sie jetzt noch nicht fragen, was mich interessiert. Das geht erstens nicht einfach so beim Abendessen und zweitens wäre es zu auffällig es jetzt schon zu fragen. Nach dem Abendessen gehe ich auf geradem Weg aus der Küche Richtung Badezimmer. Ich muss unbedingt noch duschen. Nur fängt mich mein Sensei vorher noch ab. Zorro kommt mir auf halben Weg entgegen und sieht so aus, als hätte er schon vor dem Abendessen nach mir gesucht. „Wo warst du gerade?“ „Hm? Schlafen. Hier ist es die-die ganze Zeit so heiß.“ „Dann bist du ja jetzt wieder fit. Kommst du mit trainieren?“ „Jetzt noch?“ „Wie du schon sagtest, hier ist es extrem heiß. Wenn man es nicht gewohnt ist, muss man darauf achten, wann man trainiert. Und wegen dem Kater ging es bis jetzt ja schlecht.“ „Aber-Aber ich wollte gerade duschen und-„ „Das passt doch perfekt.“ Ach, verdammt. Ja, es passt perfekt. Und weil mir keine wirkliche Ausrede einfällt werfe ich einen letzten Blick Richtung Badezimmer bevor ich ihm doch an Deck und in den Ausguck folge. Und das nachdem Ruffy mich so fertig gemacht hat. Klasse. Ich werde das nicht lange durchhalten. Das nächste Mal frage ich meinen Käpten ob er mich lieber in der Nacht flachlegen will. Dann kann ich wenigstens wirklich durchschlafen. Wir fangen an wie immer. Jedenfalls seit er mir einen wirklichen Trainingsplan zusammengestellt hat. Erst nur laufen zum Aufwärmen. Danach ein paar Übungen für Bein und Bauchmuskeln bevor er mir diese schweren Armbänder zuwirft, mit denen ich das Training mit dem Dolch am Baumstamm machen soll. Am Anfang hatte ich von den Dingern Muskelkater bekommen, obwohl ich es beim Training selbst gar nicht so ansträngend empfunden habe. Die Teile sehen so ein bisschen aus wie die Lederfesseln in meiner Spielzeugkiste. Nur eben mit eingenähten Gewichten. Ich glaube ja irgendwie, ihm macht das Training mit mir Spaß. Sonst ist er die ganze Zeit alleine hier. Ich bin die einzige, die mit ihm trainiert. Oder eher, von ihm trainiert wird. Auch, wenn wir dabei nicht reden ist es doch etwas anderes als wenn man die ganze Zeit alleine wäre. Ich halte wirklich nicht lange durch, was er nicht ignorieren kann. „Was ist los?“ „Ich hab-hab nur.. Naja.“ „Noch der Kater von gestern?“ „Vielleicht.“…auch. „Wollen wir den Kampf dann vorziehen?“ „Können wir den nicht ausfallen lassen?“, frage ich dann einfach und schaue von der Seite zu ihm auf. Vor ein paar Monaten hätte ich das mich nicht fragen trauen. Jetzt schon. Dreistigkeit hilft manchmal. Diesmal nicht, das sehe ich schon an seinem Blick. „Ich will, dass du immer kämpfen kannst. Die Marine meldet sich nicht bei uns an, bevor die hier antanzen.“ „Gerade dann müssten wir das-das ja ausfallen lassen. Wenn wir beide gleich nicht-nicht mehr können und die uns dann angreifen, was dann?“ Ich kann mein Grinsen bei meinen Worten nicht verkneifen, aber Zorro geht gar nicht darauf ein, auch wenn ich sehe, dass er grinsen muss als er sich umdreht um seine Schwerter zu holen. Na also. Wenigstens etwas lockerer als vorher. Ich mag es nicht, wenn er den Schwertmeister heraushängen lässt, wenn wir trainieren. Jedenfalls nicht dann, wenn ich schon meine Orgasmen für den Tag hatte. Wenn er jetzt wirklich ernst macht, dann kann ich gar nicht gewinnen. Nicht im Ansatz. Nur mit sehr viel Glück und wenn, dann mit dem Glückstreffer am Anfang. Das ist unmöglich bei ihm. Ich lege meine Gewichte ab, ziehe meinen Dolch und gehe in die Mitte des Raumes, wo ich immer stehe, wenn wir anfangen während Zorro sein Schwert holt. Gegen mich kämpft er immer nur mit einem. Wenn er wirklich drei nimmt, dann habe ich gar keine Changs gegen ihn. Er stellt sich mir gegenüber, zieht das schwarze Schwert aus der Scheide, legt diese ganz ruhig hinter sich auf den Boden und dreht sich zu mir. In der Zeit ziehe ich mir mit einer kurzen Bewegung die Schuhe aus. Ich will wenigstens eine kleine Changs haben. Ich sollte nicht mit dem Gedanken anfangen, dass ich verliere. Dann kann ich ja nur verlieren. Er stellt sich gerade hin, hält mir das Schwert horizontal entgegen so dass es aussieht, als würde er eine imaginäre Mauer mit ihm errichten, die ich nicht durchbrechen kann. So fühlt es sich jedenfalls an. Hinter das Schwert komme ich nie. Fast nie. Meistens nicht. Er kommt auf mich zu, bevor ich es erwartet habe. Sonst wartet er immer noch ein bisschen. Diesmal nicht. Er greift mich an, holt mit dem Schwert aus und ich blocke den Schlag von der Seite mit dem Dolch ab. Das war nicht so schwer. Ich hab den Schlag kommen sehen, weshalb ich den Dolch noch so drehen konnte, dass ich ihn mit meinem Unterarm abstützen kann. So habe ich mehr Kraft als nur mit dem Handgelenk. Allerdings denkt er nicht daran es mir weiterhin leicht zu machen. Er lässt mir keine Zeit zum Denken, holt wieder aus, schlägt von der anderen Seite zu, so dass ich schnell reagieren muss um den Schlag abzuwehren nur um dann wieder, in einer fließenden Bewegung für die andere Seite auszuholen. Unsere Klingen treffen sich hart, was meinen Dolch jedes Mal in meinen Fingern vibrieren lässt. Ich muss aufpassen, dass er mir so nicht aus den Fingern rutscht. Als ich spüre, wie er den Druck, die Kraft der Schläge erhöht, weiche ich nach hinten aus. Er ist stärker als ich und wenn ich anders reagiert hätte, hätte ich nicht lange mehr abwehren können. Ich springe kurz, laufe dann zwei Schritte Rückwärts und beginne jetzt schon damit den Boden unter mir mit meinen Füßen zu beschichten. Das dumme ist nur, er kennt diesen Trick von mir. Er kommt mir zwar hinterher, aber nicht auf direktem Weg, holt wieder aus und umgeht diesmal meine Verteidigung, da ich den Schlag von weiter oben abwehren will. Wie die vorherigen gerade auch. Er trifft mich an der Seite, schlägt mit der flachen Klinge gegen mich und ich stoße vor Schmerz die Luft aus der Lunge, auch wenn ich nicht schreie. Hier kann ich nicht schreien, egal wie weh es tut. Das habe ich mir sehr früh abgewöhnt. Schreien kostet Kraft und die brauche ich noch. Besonders gegen ihn. In dem Moment, in dem ich die Luft in meiner Lunge halten will um mich schnell wieder auf ihn konzentrieren zu können, schlägt er mit der freien Hand zu, genau gegen meinen Brustkorb und presst damit die Luft aus meiner Lunge. Ich stolpere nach hinten, fange so den Schwung ab und spüre, wie ich einen Moment nicht einatmen kann. Fuck, er hat mich echt hart getroffen. Ich lege ganz automatisch die Hand auf die Stelle, sehe zu ihm auf und umklammere meinen Dolch noch fester. Er sieht mir nach und ich weiß, dass er mir die Zeit gar nicht geben müsste. Der Kampf könnte schon lange vorbei sein. Verdammt, was ist los mit mir? Reiß dich endlich zusammen, das ist ja schon fast peinlich! Nur, weil du ein paar mehr Orgasmen hattest als du erwartet hast, heißt es nicht, dass du jetzt so tun kannst als hättest du gerade eben erst mit dem Training angefangen! Er weiß, dass ich mehr kann und er merkt, dass ich bin jetzt nicht ganz da war. Dann zeig ich ihm mal womit ich meine zwanzig Millionen Kopfgeld verdient habe. Allerdings lauf ich nicht los sondern lege zwei Finger an meine Lippen um einem kräftig zu pusten. Ganz viele, kleine Seifenblasen. Wenn er sie berührt, dann hat er ein Problem. Er ahnt es wahrscheinlich auch, weshalb er mir nicht den überraschten Blick zuwirft, den ich nach dieser Aktion erwartet hätte. Er stellt sich mir wieder richtig entgegen, umfasst sein Schwert fester, so dass der Stoff am Griff kurz knurrt und ich muss auf meinen Herzschlag achten, denn dieses Geräusch zeigt mir, dass er auch mehr geben wird, als gerade noch. Ich laufe auf ihn zu, hole aus, zeige ihm, wo ich hinschlagen will und er hebt das Schwert in die Richtung, was mir in die Karten spielt. Ich ziehe meinen Arm nach hinten weg, löse den Angriff in nichts auf nur um an seiner Verteidigung vorbei zu kommen. Ich will an den Arm vorbei, an dem Schwert vorbei an ihn ran. Er sieht es kommen, bewegt sich schnell und blockt meinen wirklichen Angriff ab, was ich nicht erwartet habe. Verdammt, wie kann er so schnell sein? Ich höre nicht auf, ziehe die Luft in meine Lunge und konzentriere mich voll auf meinen Angriff. Diesmal offensiv von vorne. Seine Klinge trifft meine, blockt mich wieder ab, schlägt als Konter meinen Arm mit dem Dolch zurück und ich fange den Schlag mit einer halben Drehung meines Oberkörpers ab. In dem Moment will er zuschlagen, was mich dazu bringt meine kleinen Fallen auf ihn zu hetzen. Er merkt es noch früh genug, bricht den Angriff ab, springt nach hinten weg und zerteilt ein paar meiner Luftblasen mit einem Schlag, was sie Geräuschlos platzen lässt. Verdammt. Die sollten sich eigentlich, mit viel Glück, über seinen Mund und Nase legen, damit er keine Luft mehr bekommt. So wie damals bei den Soldaten. Er hat es sich gemerkt und deshalb ist es kein Wunder, dass er sie nicht an sich ran lässt. So ein Mist. Was mach ich jetzt? Doch als ich sehe wie die hauchdünnen Tropfen meiner Seifenblasen auf den Boden fallen, kommt mir eine andere Idee. Also wieder die Finger auf die Lippen und gepustet. Wieder viele. Nochmal einatmen, wieder pusten. Die Seifenblasen sind anders als die von gerade. Hoffentlich klappt’s. „Gib‘s auf, ich weiß, was du vorhast.“, höre ich Zorro dann sagen und sehe schon, dass er auf mich zukommen wird. Da bin ich mir nicht so sicher. Ich puste selbst noch einmal, als er schon auf mich zukommt, kann seinen Schlag daher nur im letzten Moment und Halbherzig abfangen, was mir wieder die Luft aus der Lunge presst. Er hat mich am Arm getroffen. Ausgerechnet am Rechten. Ich muss aufpassen, dass ich den Dolch nicht fallen lasse. „Komm schon.“, stachelt er mich an, aber ich gehe gar nicht darauf ein, weiche wieder ein paar Schritte zurück und schicke mit einem kurzen Fingerzeig meine Luftblasen zu ihm. Er reagiert, wie ich gehofft habe, holt aus, lässt die Blasen platzen und den Nebel so langsam auf den Boden fallen. Idiot. Beschichtet. Er realisiert es gar nicht, schüttelt nur halb grinsend halb enttäuscht den Kopf über mich, ehe ich den Dolch in meiner Hand hebe. Ich werde abwehren. Komm schon. Lauf los. Nur ein paar Schritte. „Kein Wunder, dass deine Mutter nicht stolz auf dich ist.“ Was? Er kommt auf mich zu und mein Herz hämmert mit einem Mal gegen meine Brust. Die Beschichtung auf dem Boden hält, was ich mir ausgedacht habe. Er kommt ins Rutschen, kann sich aber noch auf den Beinen halten. Aber ich laufe nicht auf ihn los. Ich bringe ihn nicht zu fall. Ich bleibe stehen. Nicht stolz auf mich? Woher weiß er..? Er holt aus, bevor er bei mir ist. Ich bewege mich nicht, sehe den Schlag kommen. Er merkt es, bricht den Angriff ab und seine Klinge bleibt nahe vor meinem Hals stehen. Auch, wenn es die stumpfe Seite ist, das war gefährlich. Es ist mir total egal. Er sieht mich an, sagt aber nichts. Das war zu viel. „Wehr dich.“, sagt er dann um die Stille irgendwie zu unterbrechen. Um mich irgendwie aus meiner Starre zu holen. Was er schafft. Ich beiße die Zähne aufeinander, denke immer wieder über seine Worte nach und blinzle etwas, um ihn wirklich ansehen zu können. „Ich gebe auf.“ „Was?“ Mehr sage ich nicht, weiche seinem Blick nach unten aus und gehe in die Knie um meinen Dolch zurück an meinem Knöchel in seine Scheide zu stecken. „Vergiss es. Wehr dich!“ Damit hat er überhaupt nicht gerechnet, was ich hören kann. Er lässt sein Schwert nicht sinken und kaum stehe ich wieder auf beiden Beinen stößt er mich mit der freien Hand an der Schulter zurück. Er provoziert mich, was er aber nicht mehr kann. Ich fange den Schwung ab, bleibe aber noch stehen, da er mich nicht gehen lassen würde, das kann ich sehen. „Du kannst nicht einfach aufgeben. Zieh.“ Und ob ich das kann. Doch diesmal tritt Zorro einen Schritt zurück, doch nur um offensichtlich ausholen zu können. Er hält noch einen Moment inne, und ich halte seinem Blick stand. „Wehr dich. Ich werde nicht abbrechen.“ Das ist mir sowas von egal. Er zögert noch einen kurzen Moment bevor er macht, was er gedroht hat. Er schlägt zu, nicht mit dem Schwert, mit der freien Hand, trifft mich ohne Gegenwehr und ich kann dem Schwung nicht standhalten. Ich drehe mich halb, kippe dann vorn über und will mich noch mit den Armen aus Reflex vom Boden abfangen. Ich bleibe liegen, auf dem Bauch, die Arme vor meiner Brust und spüre noch immer den Schmerz in meinem Brustkorb. Wieder dieser dämliche Reflex, dass ich nicht sofort einatmen kann. Nur ausatmen geht, weshalb ich lieber die Luft in meiner Lunge behalte als gleich in Atemnot zu verfallen. „Ehrlich? Das war‘s? Ein Satz und du bist besiegt?“ „Du hast keine Ahnung.“ „Nein, aber die brauch ich auch nicht. Ich hab stumpf ins Blaue rein geraten und du bist sofort drauf angesprungen.“ „Du weißt gar nichts.“ „Du sagst mir ja auch gar nichts. Aber das spielt auch keine Rolle. Nächstes Mal hörst du nicht sofort auf und-„ „Es gibt kein nächstes Mal.“ Mit den Worten drücke ich mich vom Boden ab, setze mich kurz und atme einmal tief durch, um meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Er zögert zwar, reagiert aber wie es abzusehen war. „Oh, bitte. Jetzt tu nicht so, als ob ich maßlos übertrieben hätte. Was willst du machen, wenn-„ „Doch, hast du.“ Ich erhebe mich bei seinen Worten und gehe schon zur meinen Schuhen auf dem Boden, als ich antworte. Wieder zögert er, bevor er antwortet. Ich ziehe mir in der Zeit meine Schuhe wieder an. „Weißt du eigentlich, was passiert, wenn durch irgendeinen Zufall die Marine von deiner Therapie erfährt? Keine Ahnung, wenn die Satos Notizen finden nachdem die uns wiedermal geentert haben? Was machst du, wenn die damit anfangen? Willst du dann auch einfach aufgeben? Du kannst viel mehr als das. Das weißt du. Du hättest gerade locker gewinnen können und dann gibst du einfach auf?“ „Du hast keine Ahnung!“, schreie ich ihn jetzt an, schaue zu ihm auf, bleibe aber noch auf dem Boden sitzen da ich meine Schuhe noch zubinden muss. „Du hast nicht das Recht mich auf meine Mutter anzusprechen! Du bist nicht Sato! Du weißt gar nichts! Überhaupt nichts über mich! Und schon gar nicht über meine Mutter! Wenn du was wüsstest, dann hättest du das nicht gemacht!“ Er beißt die Zähne zusammen, sieht mich stumm an und lässt mich aussprechen, kann sich eine Antwort aber nicht verkneifen. „Gerade dann hätte ich es getan.“ Jetzt erhebe ich mich doch wieder. Ich koche vor Wut, was er mir ansehen und hören kann. Was bildet er sich eigentlich ein? „Hast du mit Sato geredet?“ „Nein, aber-„ „Dann tu nicht so als wärst du mein verdammter Psychiater! Du kommst doch selbst nicht mit deinen verfickten Problemen klar! Und bei mir musst du plötzlich anfangen so einen Scheiß zu labern?! Wie würde es dir gefallen, wenn ich dir sage, dass dein kleiner Freund, von dem du das Schwert hast, das alles mit Sicherheit nicht wert war?!“ Ich kann in seinem Blick sehen, dass er damit nicht gerechnet hat. Jetzt habe ich ihn getroffen, was er aber nicht zeigen will. Er spannt ganz automatisch seine Muskeln an, drückt den Rücken durch und verschränkt die Arme vor der Brust. Dabei weicht er einen kurzen Moment meinem Blick nach unten aus. „Wusste ich es doch! Darüber hast du gar nicht nachgedacht!“, zeig ihm, wie es sich anfühlt. „Egal, was es mit dem verfickten Schwert auf sich hat, das, was du hier jeden Tag machst, ist Zeitverschwendung!“ „Sprich nicht von ihr.“ Ihr?! „Auch noch ein Weib? Kein Wunder dass du wegen so einer kleinen Fotze-„ Bei dem Wort rennt er sofort auf mich zu, greift mich am Hals und zieht mich zeitgleich von meinen Füßen. Ich verliere die Orientierung, spüre einen Schlag in meinem Rücken, an meinem Hinterkopf und greife aus Reflex seinen Arm vor mir. Er presst mich auf den Boden, hat die andere Hand am Schwert, kniet über mir und kaum öffne ich die Augen, sehe ich in seine. Er fühlt sich genau wie ich vor wenigen Sekunden. „Du sprichst nicht von ihr. Hast du das verstanden? Ich meine das ernst.“ Ich sollte wohl nicken, denke aber nicht daran. Ich bin immer noch sauer auf ihn, auch wenn er jetzt die Kontrolle verloren hat. „Sprich du nicht von meiner Mutter.“, gebe ich genauso leise zurück und spüre, dass ihn die Antwort noch wütender macht. Ich weiche seinem Blick nicht aus. Er meinem genauso wenig. Er zieht die Luft ein, um etwas zu sagen, was ihm dann aber wohl doch nicht mehr so schlau erscheint, denn er bricht ab, bevor er etwas gesagt hat. Er zögert kurz, bevor er doch die Stille unterbricht. „Wir machen das nochmal. Wir beide. Jetzt.“ Was? Bei den Worten sieht er mich an, löst dann den Griff um meinen Hals und erhebt sich langsam. Ich bleibe auf dem Boden liegen, sehe ihm kurz nach und sehe dann wie er mir die Hand hinhält, damit ich mich an ihr nach oben ziehen kann. Ist der jetzt komplett gestört? Gerade eben fällt er mich noch an und jetzt-. Aber ich greife seine Hand, ziehe mich mit einem Ruck auf meine Beine und funkle ihn ein letztes Mal böse an, bevor ich ihm nachsehe, wie er sich mit seinem Schwert an seinen Platz stellt. Ich zögere allerdings noch bevor ich meinen Dolch ziehe. Gerade eben wollte ich das Training schmeißen. Ganz abbrechen. Für immer. Und jetzt solle ich einfach weiter machen? Doch als er mir sein Schwert entgegenhält, seufze ich leise und ziehe meinen Dolch dann doch. Vielleicht geht es ihm wie mir. Nicht genau eins zu eins, aber er hat ja anscheinend genau die gleichen Probleme im Kampf mit den Gedanken klar zu kommen, wie ich. Das ist nicht nur Training für mich. Auch für ihn. Diesmal stehen wir uns länger gegenüber. Mein Herz schlägt kräftig, wenn auch nicht schnell. Ich versuche meinen Atem ruhiger zu bekommen, weiß aber, dass der Kampf jetzt heftig sein wird. Ich will nicht verlieren. Nicht wie gerade. Wie gerade! Ich lege meine Finger auf meine Lippen und als Zorro das sieht, kommt er sofort auf mich zu. Ich puste schnell, hebe meinen Dolch dann zur Abwehr und spüre, wie seine Klinge an meiner nach unten hin abrutscht. Meine Verteidigung bringt nichts, wenn er trotzdem durch kommt! Aber ich weiche schnell mit einem Ruck nach hinten aus, so dass er ins Leere schlägt. Wieder lege ich meine Finger an meine Lippen und atme durch meine Finger aus, puste aber nicht übertrieben viel Luft aus meiner Lunge. Die brauche ich noch. Die Seifenblasen, die ich dadurch mache, schieben sich so zwischen uns, was ihn dazu bringt den nächsten Angriff abzubrechen und nach hinten auszuweichen. Ich kann nichts anders als auf diese Reaktion zu lächeln. „Hat dir das Blasen deine Mutter beigebracht?“ Fuck, Zorro! Das ist viel zu zweideutig und bei den Worten kann ich nicht anders als an das Bild zurückzudenken, als ich sie im Schlafzimmer beobachtet habe. Ich ziehe die Luft in meine Lunge und spüre, wie mir Tränen den Hals zuschnüren. Er hat keine Ahnung. Er will mich provozieren. Er hat nur geraten. Er hat gar keine Ahnung! „Deine Freundin konnte es ja nicht!“ Ich kann nicht darauf achten, wie er reagiert. Denn ich muss mich darauf konzentrieren nicht anzufangen zu weinen. Tränen kann ich jetzt nicht gebrauchen. Ich kann sehen wie er die Luftblasen mit dem Schwert zum Platzen bringt weil er nicht weiß welche es sind, aber das spielt mir in die Karten. Sag noch was! „Sie konnte überhaupt gar nichts!“ Treffe ich ihn damit? War das die richtige Richtung? Ich habe genauso viel Ahnung wie er, rate einfach ins Blaue hinein, kann mich aber nicht auf seine Reaktion konzentrieren, da ich wieder angreifen muss. Setz ihn unter Drück! Ich hole aus, kann auf meiner Beschichtung ohne Probleme stehen, im Gegensatz zu ihm. Er steht wie auf Eis, benötigt die freie Hand um das Gleichgewicht halten zu können und fängt meinen Schlag mit dem Schwert ab. Aber er kann es nicht gut. Ich hole wieder aus, schlage zu, treffe seine Klinge und wieder gehe ich näher auf ihn zu. Er kann sich kaum auf den Beinen halten und je näher ich komme, desto weniger Spielraum hat er. Gut so. Ich brauche mit meinem Dolch nicht viel Spielraum. Er mit dem Schwert schon. „Deine Mutter kann dafür allerdings ne Menge, habe ich Recht?!“ Wieder so verdammt zweideutig! Weiß er eigentlich, was er da sagt? Ich ziehe die Luft in meine Lunge, spüre dann aber doch wie meine Tränen anfangen mich zu blenden. Ich kann fast nichts mehr sehen. Verdammt, Zorro! Ich will gar nicht über seine Worte nachdenken, blinzle einen Moment die Tränen aus meinen Augen und schlage Zeitgleich zu. Ein Fehler. Ich schlage ins Leere, muss den Schwung so mit einem Schritt nach vorne abfangen, reiße die Augen auf und spüre schon Zorros Hand an meinem rechten Handgelenk. Er reißt mich wieder zu Boden, da er selbst keinen festen Stand hat, hält mir das Schwert an den Hals und ich greife mit der freien Hand sein Handgelenk mit dem Schwert in der Hand. Ich lasse meinen Dolch nicht los, sehe wieder zu ihm auf und sehe meine Tränen auf dem Glas meiner Brille als ich zu ihm aufsehe. Als ich aber spüre, wie er die Hand, mit der er mein Handgelenk gepackt hat, fester zudrückt und ich meinen Dolch so nicht mehr halten kann, muss ich zur Seite weg sehen. Er entwaffnet mich und fasst meinen Dolch gar nicht an. Er fällt neben meiner Hand zu Boden und ich habe verloren. Wie schafft er das? Ich kann meine Hand nicht schließen, egal wie sehr ich es versuche. „Du hast verloren. Diesmal ohne aufgeben.“ Bei den Worten sehe ich doch wieder zu ihm auf. Er nimmt sein Schwert noch nicht weg. „Besser.“, sagt er leise und ich ziehe die Luft in meine Lunge, denn bei dem Wort spüre ich seinen Atem auf meiner Haut. Ich bin immer noch sauer auf ihn. Oder auf sie. Ich bin mir nicht sicher. Wenn sie das nicht alles mit mir gemacht hätte, dann hätte er nicht die Möglichkeit gehabt mich so mit den Worten fertig zu machen. Er löst sich noch nicht von mir, zieht das Schwert aber zur Seite weg von meinem Hals und legt es auf dem Boden ab. Wir sehen uns an und wieder spüre ich wie mein Herz anfängt gegen meine Brust zu hämmern. „Jetzt?“, fragt er leise und ich weiß, was er meint. Er wartet schon seid Monaten auf diese Gelegenheit. Er will mich schon so lange und jedes Mal musste ich nein sagen weil es Ruffy mir verboten hat oder wir wurden gestört. Beim ersten Mal wurde er sogar angeschossen. Diesmal werden wir bestimmt nicht gestört. Wir liegen in einem Hafen an und es ist so spät, dass es schon dunkel wird. Wir haben den Kampf vorgezogen, weshalb selbst Ruffy noch glauben würde, dass wir nur trainieren. Er wartet schon so lange und mein Körper reagiert jetzt schon auf seinen über mir. Es wird gut werden. Er kann es so hart, dass es mir gefällt. Sehr gefällt. Oh, und wie es mir gefallen wird. Bei dem Gedanken an unser letztes und zugleich erstes Mal, zuckt mein Kitzler unter dem Stoff auf, wacht auf und kaum realisiere ich seine Bewegung spüre ich meinen Puls in ihm. Als er sieht, dass ich nicht sofort antworte, kommt er mir näher. In dem Moment, in dem er seine Lippen auf meine legen will, weiche ich allerdings zur Seite aus. „Nein.“, hauche ich und spüre, wie er inne hält. Er kennt mich und er weiß genau, dass ein Nein bei mir nicht immer auch ein Nein bedeutet. Daher löst er sich nicht von mir, gleitet mit der freien Hand, mit dem er gerade noch die Klinge auf meinen Hals gedrückt hat, zu meiner Seite in meinen Rücken. Er schiebt sie mir langsam ins Kreuz, kippt mein Becken bei der Bewegung nach hinten und weckt damit ein Kribbeln in mir, was ich versuche zu unterdrücken. Ich will ihn wirklich. Genauso lange wie er auf mich wartet. Nur ist er nicht der einzige, der an mich ran darf. Was mich auch daran hindert jetzt ja zu ihm zu sagen. Ich lege meine freie Hand, die er nicht gepackt hält, auf seinen Arm und hindere ihn so daran mich noch enger zu sich zu ziehen. Was mir selbst nicht leicht fällt. „Nicht. Ich kann jetzt nicht.“ „Ist mir egal.“ Bei seinen Worten spüre ich seine Zähne an meinem Ohr, was mich zum keuchen bringt. Oh, Gott, Sensei. Das geht jetzt nicht. Es ist keine vier Stunden her, da habe ich mich von deinem Käpten nehmen lassen. Er kam auf mir und in mir und ich konnte bis jetzt nicht wirklich duschen. Ich kann dich nicht an mich ran lassen. Es tut mir so leid. Das geht jetzt einfach nicht. „Hör auf.“ Ich spüre, wie er meinen Arm, den er noch gepackt hält, etwas weiter zusammendrückt. Wie er sich auf mich ablegt und beginnt ein Bein zwischen meine zu schieben. Er hört nicht auf. Ich schüttele den Kopf, als ich realisiere, dass er mir nicht glaubt. Er kann es in meiner Stimme hören, dass ich ihn will. Und wie ich ihn will. Und trotzdem. Jetzt drücke ich wirklich gegen seinen Arm, schiebe ihn sogar einen Moment weiter nach hinten. Ich glaube einen Moment wirklich, dass er mich los lässt, doch er kennt mich zu gut, gleitet mit der Zunge über den Rand meiner Ohrmuschel, haucht auf meine Haut und beißt einen Moment in mein Ohrläppchen als er gegen mich arbeitet, als ob ich gar nicht versuche ihn von mir zu drücken. Das fühlt sich viel zu gut an. Meine Haut kribbelt unter jeder seiner Berührungen, er schiebt ein Bein zwischen meine, zieht meinen Körper mit der Hand in meinem Rücken enger an sich während er mich noch immer mit der anderen auf den Boden drückt. Ich habe nur eine Hand frei, lege sie ihm auf die Schulter und drücke diesmal fester. Ich kann nicht. Wirklich nicht. Er versteht mich nicht, hört viel zu sehr auf meinen Körper und nicht auf mein Verhalten. Seine Finger gleiten von meinem Rücken tiefer unter den Bund meiner Hose und ziehen sie so über meine Haut nach unten. Das ist der Moment, in dem sich mein Brustkorb zusammenzieht vor Nervosität. Er wird nicht aufhören. „Zorro, nicht. Hör auf, wirklich.“ Ich presse meine Beine zusammen, spüre seines zwischen ihnen und wie er sein Becken gegen mich drückt. Er will mich, zieht meine Hose samt Slip weiter nach unten bis sie von meiner Hüfte aufgehalten wird. Er reagiert sofort auf das Problem, greift etwas weiter zur Seite und zieht sie erst rechts, dann links weiter nach unten. Bei der Bewegung schüttele ich sofort den Kopf, drehe mein Gesicht wieder zu ihm und versuche irgendwie seinen Blick zu suchen. Hör auf. „Lass-„ Er presst seine Lippen auf meine, bringt mich zum Schweigen und ich starre seine geschlossenen Augen an. Er keucht schon in den Kuss, zerrt mit einer Hand weiter an meiner Hose während er jetzt sein Bein zwischen meinen weg zieht und es, so wie das andere auch, neben meine Knie legt. Ich kann so meine Beine zwar zusammen pressen, doch kenne ich diese Position von letztem Mal mit ihm. Es fühlt sich zwar im ersten Moment so an, als wollte er mich nicht mehr nehmen, da ich meine Beine eng verschließen kann, doch die Tatsache, dass er so meine Hose viel leichter und nur mit einer Handbewegung bis zu meinen Oberschenkeln herunterziehen kann, lässt mich nach Luft schnappen. Ich zucke unter ihm zusammen, greife reflexartig mit der Hand nach unten meiner Hose hinterher, erreiche sie so, wie ich jetzt liege aber nicht mehr. Jetzt werde ich wirklich nervös. Ich will aus dem Kuss zur Seite ausweichen, ihm klar machen, was ich denke und spüre in dem Moment seine Hand an meiner Wange. Er hält mich in dem Kuss, presst seine Zunge zwischen meine Lippen, lässt dafür aber meine andere Hand frei. Ich schalte schnell, überschlage meine Gedanken, meine Möglichkeiten und seine wahrscheinlichen Reaktionen im Kopf und komme zu einem Schluss. Ich muss es tun. Wenn ich versuche ihn von mir zu drücken, wird er weiter gegen mich arbeiten. Meine Hose ist unten, er kann sich mit einer aus seiner befreien und in mich eindringen ohne dass ich noch die Möglichkeit habe etwas zu ihm zu sagen. Wenn ich versuche seine Nase und Mund mit einer Handbewegung zu beschichten, wird er meine Hand mit seiner abfangen und wieder festhalten, bevor ich überhaupt dazu komme. Wenn ich ihm auf die Zunge beiße, wird er entweder aufhören oder reagieren wie Sato damals. Ich glaube es zwar nicht, aber dafür kenne ich ihn nicht gut genug. Es bleibt mir nichts anderes übrig als das zu tun. Tut mir leid, Sensei. Also trete ich zu, mit dem Knie genau zwischen seine Beine, was ihn sofort zusammenzucken lässt. Er reißt sich aus dem Kuss, keucht vor Schmerzen auf und presse seine Stirn neben mir auf den Boden, als er nach Luft schnappt. Oh, ich hoffe, das war nicht zu fest. „Fuck. Schieda.“, presst er leise hervor und er greift sich reflexartig zwischen die Beine, da es mit Sicherheit immer noch schmerzt. Jetzt tut es mir auf einmal mehr leid, als ich gedacht habe. Oh, das wollte ich nicht so. „Ich, ähm. Tut mir Leid, ich-ich-ich wollte nicht-„ „Was sollte das?“ Er rollt sich von mir runter und ich sehe ihm zwar nach, greife aber schon meine Hose, um sie mir wieder nach oben zu ziehen. „Ich-ich-ich wusste nicht-nicht- Du hast nicht-nicht aufgehört und- Tut mir Leid, ich-ich wollte nicht-„ Er atmet tief durch und ich knie mich neben ihm, denn er tut mir wirklich leid. Ich wusste ja nicht dass er so empfindlich ist. Ich hab das noch nie bei einem Kerl gemacht und wollte lieber etwas zu fest als zu leicht. War das ein Fehler? Jetzt, wo ich ihn so sehe, bin ich sicher. Es tut ihm weh, und das sichtlich. Verdammt. Er hat nicht mal so geguckt, als er angeschossen wurde. „Du hättest auch was sagen können, wenn du nicht wolltest.“, sagt er irgendwann und scheint sich langsam wieder zu entspannen. „Hab ich ja. Aber-Aber du hast- Und ich wusste nicht- Oh, Tut mir leid, ehrlich.“ Er bleibt noch auf dem Rücken liegen, atmet tief durch und sieht dann zu mir auf mit einem Blick, den ich nicht deuten kann. „Fang jetzt nicht wieder an zu heulen.“, sagt er leise, was mir dann doch wieder ein Lächeln auf die Lippen wirft. Es tut mir trotzdem noch sehr leid. Was ich auch gleich wieder sagen will, aber er schüttelt nur kurz den Kopf bevor er sich neben mir aufsetzt. „Schon okay. Puh. Das nächste Mal müssen wir uns was anderes überlegen.“ „Ein Saveword?“ Jetzt sieht er doch wieder zu mir. „Ehrlich? Glaubst du echt, wir brauchen das?“ „Hätte mir-mir gerade geholfen.“ „Ja, schon, aber… Ach, Mist. Ist das nicht irgendwie übertrieben?“ Er will keins. Was ich verstehe. Immerhin sind wir nicht zusammen. Wir haben keine Beziehung und ein Saveword ist ein Symbol von regelmäßigem Sex. Hartem Sex. Sex, der härter ist, als der Durchschnitt. Er steht nicht auf SM. Nicht so wie ich. Auch, wenn er nicht so vorsichtig ist wie Sanji. Aber er weiß, dass ich darauf stehe und man hat ja gerade gesehen, dass wir eins brauchen. Jedenfalls dann, wenn wir die Möglichkeit für Sex aufrechterhalten wollen. Kapitel 6: Ausgerechnet du. --------------------------- Kapitel 6 Oh, man, was ein Tag. Ich bin froh, dass der vorbei ist. Ich hätte ja große Lust nach dem Training mit Zorro mit Sato zu sprechen, aber jetzt, wo jeder weiß, was los ist, habe ich das Gefühl beobachtet zu werden, wenn ich durch seine Tür gehe. Auch, wenn ich niemanden sehe, der mich dabei beobachten könnte. Ich werde morgen mit ihm reden. Wir haben morgen ja eh noch was vor. Mit Ruffy zusammen. Ich bin wirklich neugierig auf dieses Musikzimmer. Es wird nicht so groß sein wie die Schule aber es kommt ja nicht immer auf die Größe an. Ich gehe nach dem Duschen sofort in mein Zimmer, bin froh, dass es leer ist, lasse das Licht einfach ausgeschaltet und werfe mich auf mein Bett. Ich bin so fertig für heute. Die ganzen letzten Tage haben mich geschafft. Ich bin nicht zum Feiern geschaffen. Ich war schon immer eine Stubenhockerin und bis jetzt hat mir das auch ganz gut gefallen. Lesen, schreiben, ein bisschen erzogen werden. Was ist daran so verkehrt? Ja, okay. Die Party hat schon spaß gemacht, aber nach einer Nacht hätten wir ruhig aufhören können. Ich werde lange schlafen, das weiß ich jetzt schon. Ob mich Ruffy dann vor dem Frühstück weckt? Oder danach, wenn er merkt, dass ich nicht da war? Ob er auch so lange schläft? Ob er gerade bei sich im Bett liegt? Oder bei Nami? Oh, verdammt. Egal, wie müde ich war, jetzt kann ich nicht mehr schlafen. Ich drehe mich auf meine Seite, sehe meinen Schreibtisch im Dunkeln und streiche mir kurz die nassen Haare aus der Stirn. Er hat gesagt, ich soll nicht eifersüchtig werden. Er hat gesagt, er will nicht, dass sie und ich uns an die Gurgel gehen. Wird nicht leicht, wenn ich in der Hinsicht auch auf ihn hören soll. Nur Sex, okay. Wenn ich mir vorstelle wie er gerade auf ihr kommt tut es mir komischerweise nicht so weh wie die Vorstellung, dass sie zusammen kuschelnd in einem Bett liegen. Und ich liege hier und bin alleine, oder wie? Ich hätte gar nicht nein zu Zorro sagen sollen. Oder ich hätte vor dem Training schnell duschen müssen um kein schlechtes Gewissen zu haben, ihn an mich ran zu lassen. Ich weiß nicht, im Musikzimmer klappt es ja auch. Da interessiert es aber auch keinen, wer vorher auf oder in mir gekommen ist. Er würde es anders sehen. Darum habe ich nein gesagt. Weil Zorro nicht so ist. Es wäre unfaire von mir es ihm zu verschweigen oder es absichtlich zu vergessen, nur damit ich mit ihm schlafen kann. Er mich nehmen darf. Nein, ich hätte hinterher ein schlechtes Gewissen und müsste Sato alles erklären. Oder noch schlimmer, Zorro. Ist okay, dass ich nein gesagt habe. Für ihn. Für mich nicht unbedingt. Ich schließe die Augen, atme einmal tief durch und versuche mich zu entspannen. Ich bin müde. Sehr sogar. Aber dieses kribbelnde Gefühl in meinem Magen, die Frage, was Ruffy gerade macht, wo er ist, lässt mich nicht schlafen. Wieso hast du mir gesagt, was du fühlst? Hättest du es nicht für dich behalten können? Dann könnte ich jetzt wenigstens schlafen. Ich würde am liebsten einfach aufstehen, bei ihm ins Zimmer platzen und sie stören. Nami an den Haaren aus seinem Zimmer zerren und ihn ans Bett fesseln, damit ich mit ihm kuscheln kann und nicht sie. Oh, man, ich sollte mir das gar nicht vorstellen. Zu spät. Der Gedanke, wie er mich dann ansehen würde, total fassungslos und verwirrt, bringt mich allerdings zum Grinsen. Ja, das hättest du nicht von mir erwartet. Oder, Käpten? Aber mein Grinsen verschwindet schnell wieder, als mir klar wird, was ich da eigentlich denke. Worum es geht. Oh, Käpten. Du liebst mich mehr als ich gedacht hatte. Wenn das alles wahr ist, was du gesagt hast, dann liebst du mich mehr als ich dich liebe. Ich könnte weiter machen, wenn dir etwas passiert. Nur schwer, aber ich achte immer von Anfang an darauf, mich nicht zu verlieren. Ich denke immer wieder daran, was passiert, wenn ich plötzlich alleine bin. Ich war schon mal alleine. Und das sehr lange. Ich könnte es wieder sein. Ich liebe dich nicht so stark wie du mich, aber dafür nur dich. Es bringt mich noch um den Verstand hier zu liegen und nicht zu wissen, was du tust. Bist du bei Nami oder ist Nami bei dir? Oder keins von beidem? Ich setze mich doch wieder auf, starre meine geschlossene Tür an und seufze tief, als ich mich nicht dazu durchringen kann einfach nachzusehen. Wieso ist das nur so extrem schwer für mich? Als ich auf die Uhr sehe ist es schon kurz nach eins. Klasse. Ich muss mich irgendwie ablenken. Zu Ruffy kann ich nicht. Wenn er wirklich mit ihr zusammen im Bett liegt, will ich es nicht sehen. Aber ich steige aus dem Bett, gehe zur Tür, schließe sie auf und gehe langsam aus meinem Zimmer während ich den Gang herunter zu seiner Tür sehe. Du schläfst bestimmt super. Und ich laufe hier rum. Oh, man, was mache ich jetzt? Ich lege einen Moment den Kopf in den Nacken und atme tief durch. Ich kann nicht einfach nicht schlafen. Ich bin müde. Sehr sogar. Aber ich kann nicht alleine in meinem Zimmer bleiben und so tun als ob es mich nicht fertig macht, dass Ruffy sie liebt. Auf eine andere Weiße als mich, aber schon viel länger. Bei dem Gedanken fällt mein Blick auf die Tür vor mir. Nein, alleine bleiben bringt nichts. Hat bis jetzt nichts gebracht. Also werde ich nicht alleine bleiben. Ich muss nur einen Schritt gehen, greife die Klinke vor mir, öffne die Tür leise und schließe sie genauso leise hinter mir bevor ich vor ihr im Zimmer stehen bleibe. Hier ist es genauso leise wie sonst überall auf dem Schiff. Nein, leiser. So leise wie in meinem Zimmer. Weil es schalldicht ist wie meins. Sanji schläft auf dem Bauch, hat einen Arm unter seinem Kissen und den anderen auf der Bettdecke. Er sieht so ruhig aus. Komplett entspannt und wirklich zufrieden. Dabei kann er es gar nicht sein. Ich greife mein Handgelenk bei dem Gedanken. Ich trage sein Armband. Das, was er mir geschenkt hat. Er macht so viel für mich. Jeden Tag. Wenn er wüsste, was Ruffy vorgestern, oder um diese Uhrzeit, vor drei Tagen gemacht hat, würde er austicken. Dabei war es gar nicht feste. Meine Hand findet bei der Erinnerung wieder meine Wange. Ja, ich denke noch darüber nach. Natürlich. Sato hat gesagt, es ist normal, dass so etwas passiert. Besonders am Anfang. Kann ich mich also auf mehr Fehler von Ruffy einstellen? Wird er es wieder machen? Hör auf über sowas nachzudenken. Dafür bist du jetzt nicht hier. Wieder sehe ich Sanji einen Moment beim Schlafen zu, ehe ich mich dazu durchringe mich auf ihn zu zu bewegen. Kaum steige ich auf sein Bett, höre ich, wie er leise seufzt, sich bewegt und ich ihn so anscheinend geweckt habe. Aber ich halte nicht inne, hebe die Bettdecke an und lege mich zu ihm. Meine Hand auf seinem Rücken über seine Seite, die andere halb vor meiner Brust. Ich lege mich ganz nah zu ihm, damit er sich nicht erschreckt, wenn er mich neben sich spürt. Was nicht lange dauert. „Miss? Was ist denn los? Wie viel Uhr ist es?“ „Ich kann nicht schlafen.“, flüstere ich nur als Antwort, was ihn nach kurzem zögern dann doch dazu bringt sich so zu mir zu drehen, dass ich den Arm nicht auf seinem Rücken halten kann sondern er vor seine Brust wandert. Es wundert mich nicht, dass er kein Shirt trägt um zu schlafen. Es ist viel zu heiß. Er legt einen Arm um mich und sucht in der Dunkelheit meinen Blick, den ich ihm aber nicht zugestehe. Nicht um ihn unter mir zu halten. Nicht heute. Sondern einfach um jetzt nicht reden zu müssen. Es passiert gerade so extrem viel und es fühlt sich an als würde mein Kopf vor Gedanken beinahe überlaufen, aber ich will nicht mit ihm reden. Nicht jetzt. Das weiß er aber nicht. „Stimmt irgendwas nicht?“ Ich werde ihn nicht anlügen. Ihn nicht. So merkwürdig es auch ist, ihn habe ich, soweit ich weiß, noch nie belogen. Ruffy schon. Ich will jetzt nicht damit anfangen. Aber ich will wirklich nicht über Ruffy und mich reden. Schon gar nicht mit ihm. Das ist als würde Nami mit mir über Ruffy reden. Naja, so ähnlich. Daher rede ich lieber nicht über meinen Käpten, sondern über ihn. Wenn ich meine Gefühle mit anderen vergleichen kann, dann mit seinen. „Tut mir leid, dass…“, ja, was eigentlich? „..ich dich nicht liebe.“ Er bewegt sich bei meinen Worten nicht, was mich wundert. Ich habe eigentlich gedacht, dass er irgendwie zusammenzuckt oder anders reagiert. Keine Reaktion ist nicht das, was ich erwartet habe. Doch als er nach langem Zögern doch die Stille durchbricht, höre ich, dass er fassungslos über meine Worte ist. „Es tut dir leid?“ Auf die Frage nicke ich sachte. Ja, schon. Irgendwie. „Ich glaube, es wäre einiges viel einfacher, wenn ich dich lieben würde.“, und nicht Ruffy. „Miss?“ Wieder nicke ich. Ich kann verstehen, wieso er meinen Gedanken nicht hinterher kommt. Aber so verwirrt kann ich ihn jetzt auch nicht lassen. Sonst kann er ja nicht mehr schlafen. „Du weißt alles über mich und trotzdem… Du hörst nicht auf. Schon die ganze Zeit, seid ich hier bin, bist du bei mir. Auch, wenn du mich nie schlagen würdest, klappt es doch irgendwie. Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe. Wirklich.“ Ich schließe die Augen bei meinen Worten und spüre, wie ich mich langsam in seinen Armen entspannen kann. Endlich. Er hingegen ist jetzt wahrscheinlich erst recht wach. Oh, Sanji. Ich schlinge die Arme um ihn, ziehe mich enger an ihn heran und spüre seine Arme auf meinem Rücken. „Du hast mehr verdient als mich. Du würdest deiner Freundin nie etwas antun. Egal, ob sie dich fragt oder nicht. Dir würde nie die Hand ausrutschen und-“ „Was!?“ Oh, fuck. Leugnen, und zwar gut! „Hm?“ „Mir würde nie die Hand ausrutschen?“ Jetzt schaue ich doch zu ihm auf, spüre aber wie das Adrenalin durch meine Adern strömt. Ich tu so, als sei ich kurz vorm einschlafen und als ob ich nicht wisse, wovon er spricht. „Was?“ „Hat Ruffy dich geschlagen?“ „Was-Was ist los? Klar hat er das. Scho-Schon öfter. Aber das weißt du-du.“ „Du weißt, was ich meine. Hat er dich geschlagen? Ist ihm, wie du sagst, die Hand ausgerutscht?“ „Was hab-hab ich-ich-ich gesagt?“ „Miss, bitte. Tu nicht so. Hat er dich geschlagen oder nicht?“ Er schaut zu mir runter, ich zu ihm hoch. Wäre ich doch nie hier her gekommen. Ich wollte ihn nie anlügen und jetzt so eine Scheiße. Aber ich schüttle ganz automatisch den Kopf ohne wirklich darüber nachzudenken. Auch, wenn ich es nicht ausspreche, lüge ich ihn an. Ich hoffe nur, dass er es nicht merkt. Er weicht meinem Blick nicht aus, sieht mir lange in die Augen und ich zu ihm auf. Oh, bitte glaub mir einfach. Ich weiß noch, was das letzte Mal passiert ist. Ich will das nicht nochmal erleben. Irgendwann nickt er leicht, sieht mir aber noch in die Augen und ich muss mich zwingen nicht erleichtert aufzuatmen. „Erschreck mich nicht nochmal so, Miss. Bitte nicht.“ Er zieht mich wieder enger zu sich, sieht über mich hinweg und legt seine Lippen einen Moment an meine Stirn. Ich kann meine Augen nicht schließen. Wow, das war sowas von knapp. „Ich w-war fast am Schlafen.“, murmle ich nur leise und frage mich gleichzeitig, wieso er es nicht am Stottern gemerkt hat. „Schon okay. Aber sag mir bitte, wenn was passiert. Wenn er was macht, was du nicht willst. Wenn irgendjemand was macht, was du nicht willst. Sag mir einfach nur bescheid. Ich kümmere mich darum.“ Ich nicke sofort sachte, weil ich weiß, was er damit sagen will. Und ob er das würde. Naja, Zorro hat gerade eigentlich auch was gemacht, was ich nicht wollte. Aber das habe ich ja gut unter Kontrolle bekommen. Ich glaube nicht, dass er das meint. Und selbst wenn, würde ich es ihm nicht sagen. Ich bewege mich nicht mehr, bleibe so bei ihm liegen und spüre irgendwann, dass auch er sich entspannt. Wir schlafen beide nur langsam ein. Er wegen dem Schock, ich wegen meinen Gedanken. Aber wenigstens kann ich schlafen. Dank Sanji. Irgendwas schickt mir einen entspannten Schauder über meine Haut, obwohl ich gerade erst aufwache. Sanji streicht mit mir den Fingerspitzen über meine Seite. Ich liege auf dem Rücken, die Bettdecke irgendwo zwischen meinen Beinen verheddert und mein Shirt ist weit nach oben gerutscht, weil es wirklich heute Nacht so heiß war. Er weckt mich ganz vorsichtig noch in der Dämmerung, was mich zum lächeln bringt, noch bevor ich meine Augen geöffnet habe. Er hört nicht auf, auch wenn ich höre, dass er auf meine Reaktion ebenfalls lächelt. Es ist noch so hell, weshalb ich mir meinen Arm über die Augen lege und genieße etwas die Gänsehaut, die er mir mit seiner Berührung schenkt. Er liegt neben mir, wohl auf der Seite und beobachtet mich während seine Finger über meine Haut gleiten. Irgendwann seufzt er zufrieden, schiebt seine Hand vorsichtig an meiner Seite unter mein Shirt und zieht mich so etwas enger zu sich, als er zum ersten Mal flüsternd die Stille unterbricht. „Guten Morgen, Miss Valentine. Haben sie auch gut geschlafen?“ Ich mag es, wenn er mich so nennt. Der Tag fängt ja schon richtig schön an. Also nicke ich sachte als Antwort, möchte meine Zunge aber noch nicht bewegen. „Möchten sie mir erklären, wie ich zu dieser zweifellosen Ehre komme, dass das erste, was meine Augen heute sehen, sie sind?“ Wie bekommt er es hin in so kurzer Zeit einen so komplizierten Satz auf die Beine zu stellen? Hat der die Worte dauerhaft in seinem Wortschatz? Denkt er auch so? „Wieso fragst du mich das jetzt erst?“ hauche ich dann meine Gegenfrage ohne ihn anzusehen. Ich lasse meinen Arm einfach über meinen Augen ruhen. Er versteht, was ich damit meine. Wir haben gestern Nacht schon ein bisschen miteinander geredet. Naja, geredet ist was anderes. Ach, Mist. Ich hab dich angelogen, Sanji. „Nun ja. Ich wollte das Risiko nicht eingehen meinen Augen dieser Ehre zu berauben. Also, Miss Valentine. Möchten sie mir irgendwas sagen? Stimmt irgendwas nicht?“ Er macht es schon wieder. Als ob er gar nicht drüber nachdenken müsste um die Worte über seine Lippen zu bringen. Und ich? Ich merke es jetzt schon wieder. Weiter flüstern, das klappt meistens. Dann muss ich nicht wirklich stottern. „Sei mir nicht böse wenn ich nicht mit dir rede. Sato weiß da schon etwas mehr drüber. Ich muss mit ihm reden.“ Ich spüre, dass er sich nicht mehr bewegt, mich wahrscheinlich ansieht, aber ich sehe nicht zu ihm auf. Wieso auch? Er sagt mir ja jetzt auch, was er denkt. „Hat sich deine Mutter wieder bei dir gemeldet?“ „Was?“ Bei der Frage nehme ich doch meinen Arm zur Seite und schaue über ihn hinweg zu ihm auf. Er sieht mich direkt an, meint es absolut ernst. „Hat sie sich bei dir gemeldet? Sato hatte schon einmal zu mir gesagt, dass sie das ab und zu bei dir macht. Hat sie-„ „Um das Thema geht es nicht.“, unterbreche ich ihn sofort und schüttle zeitgleich dazu den Kopf, um ihn erstmal wieder etwas zu beruhigen. „Achso. Okay. Und was-„ „Ich wollte nur mal kuscheln. Denk nicht weiter drüber nach.“ „Nur mal kuscheln?“ „Ja, vergiss es.“, bei den Worten setze ich mich dann doch auf, atme einmal tief durch um ein Gähnen zu unterdrücken und spüre wie mir sein Arm durch meine Bewegung in den Schoß rutscht. Er sieht mir nach, sagt aber nichts mehr. Ja, stell dir vor, ich will auch einfach mal kuscheln. Als ob das so extrem besonders wäre. Ich bleibe noch einen Moment sitzen, rutsche dann aber doch von ihm weg und an die Bettkante. Jetzt sagt er doch wieder etwas. „Bist du wütend?“ Wütend? „Wieso sollte ich wütend auf dich sein?“ Abgesehen von den alltäglichen, kleinen Dingen, wieso du auch ab und zu mal ne Ohrfeige von mir bekommst? „Nicht auf mich. Auf Ruffy.“ Ich wollte gerade von der Kante rutschen, halte bei den Worten aber doch kurz inne und sehe vor mir auf den Boden. „Wieso glaubst du das?“ Bin ich eigentlich sauer auf Ruffy? Er kann nichts dafür, auch wenn er der Grund ist, wieso ich nicht schlafen konnte. Wieso sollte ich sauer auf ihn sein? „Du bist doch mit ihm zusammen. Oder nicht? Wieso kuschelst du mit mir anstelle von ihm?“ Hofft er, dass ich ihm sage, dass ich ihn mehr liebe als Ruffy? Oder glaubt er, dass ich mich mit ihm gestritten habe? Bis jetzt habe ich Sanji von allen Streitigkeiten zwischen Ruffy und mir erzählt. Soll ich es diesmal anders machen? Naja, sollte ich vielleicht. Das letzte Mal ist er auf Ruffy los. Aber das war auch komplett anders. Ich atme noch einmal durch, bevor ich ihm antworte. „Das-das mit ihm und mir ist gerade etwas kom-kompliziert. I-ich-ich muss mit ihm reden.“ „Es war doch schon immer etwas kompliziert mir dir und ihm. Was ist jetzt so anders?“ Ich weiß, er will mir nur helfen. Er will, dass ich mit ihm reden kann. Und trotzdem. Ich will nichts sagen. Gar nichts. Das soll alles gar nicht wahr sein. Ich will nicht, dass Ruffy Nami liebt. Am liebsten wäre es mir, wenn sie einfach weg wäre. Nicht, dass ich sie nicht mag. Ich finde sie toll. Wir sind Freundinnen. Aber wenn sie einfach hier bleiben würde, dann wüsste ich sicher, dass Ruffy nicht bei ihr im Bett liegen würde. Weil er es gar nicht könnte. Aber sie wird nicht hier bleiben. Und ich weiß nie, wo Ruffy ist, wenn er nicht bei mir ist. Ja, es tut mir leid, dass ich dich nicht liebe, Sanji. Wenn ich dich lieben würde, so wie Ruffy Nami liebt, dann würde er wissen, was er mir damit antut. „Nicht kompliziert im Bezug auf die Art von Beziehung, die wir führen. Eher auf die Art, was darin passiert.“ „Hat er dich betrogen?“ Komisch, das trifft es genau. Und doch nicht, daher muss ich lächeln und gleichzeitig nicken, was Sanji dazu bringt mich verwirrt anzusehen. Das spüre ich, auch wenn ich ihn nicht ansehe. „Ja, aber das-das mach ich ja auch. Ist also okay. Nur dass-dass er es mir erst hinterher gesagt hat, stört mich.“ Und dass er dabei etwas mehr fühlt, als ich gehofft habe. „Und du sagst es ihm vorher?“ Ich kann an seinem Tonfall hören, dass er sich das nicht vorstellen kann. Aber wieder nicke ich lächelnd, schaue diesmal aber in seine Richtung. Seinen Blick möchte ich auf keinen Fall verpassen. „Er weiß von dir und mir?“ Auf den Gedanken kommt er nicht klar. Was mich halb zum Grinsen bringt. Ja, klar, das ist für Sanji total neu und sowas hat er bestimmt vorher nie erlebt. Davon gehört vielleicht, aber nur in makabren Scherzen oder Geschichten. „Naja, nicht alles. Er weiß, wann wir miteinander ficken. Aber wie das wirklich zwischen uns aussieht, das sag ich ihm nicht.“ „Moment mal. Ganz von vorne, jetzt bitte. Du sagst, Ruffy weiß, dass du ihn mit mir betrügst?“ Er starrt mich fassungslos an und setzt sich bei der Frage halb auf, lehnt sich dabei gegen das Kopfende seines Bettes und ich sehe, dass er mit dem Gedanken etwas überfordert ist. Ich mag es, wenn ich ihn so aus dem Konzept bringen kann. „Es ist kein Betrügen, wenn ich ihn vorher frage, ob ich es darf.“ „Du fragst um Erlaubnis?“ „Ja, schon. Das ist gar nicht so schwer zu verstehen. Ich gehöre Ruffy. So wie du mir. Ich ihm vielleicht noch ein bisschen mehr. Er hat gesagt, ich soll mit anderen rummachen und vorher-„ „Anderen? Warte, mal ganz kurz. Das geht mir alles irgendwie zu schnell. Bitte, nochmal ganz von vorne. Ganz langsam, okay?“ Ich drehe mich bei seinen Worten weder ihm entgegen, ziehe die Beine an und setze mich so im Schneidersitz vor ihn. Außerdem rutsche noch etwas weiter zu ihm, da ich ihn sonst nur verschwommen erkennen würde. Meine Brille liegt irgendwo auf seiner Seite vom Bett. „Was willst du denn wissen?“ „Du bist mit Ruffy zusammen, oder?“ „M-Hm.“, ich nicke sachte als Antwort. Das weiß er ja schon. „Und du schläfst-„ „Ficke.“, verbessere ich ihn, was ihn wieder aus dem Konzept bringt. Er zögert etwas, weicht meinem Blick kurz zur Seite aus und seufzt leise, ehe er weiterspricht. „Okay. Du fickst mit anderen?“ Hört sich irgendwie komisch an, wenn er es ausspricht. Als würde er es zum ersten mal überhaupt sagen. Aber wieder nicke ich als Antwort. „Und Ruffy macht das nichts?“ Gute Frage. „Ich frage ihn vorher.“ „Das wollte ich nicht wissen.“ Gut, in Ordnung. Wenn ich Sanji irgendwann mit ins Musikzimmer nehmen will, ohne dass er die Doms sofort kurz und klein Schlägt oder die Subs aus ihren Käfigen holt, muss ich ihn gezwungener Maßen vorher aufklären. Machen wir es einfach jetzt. Ich bekomme das schon hin. Irgendwie. „Er ist meistens sogar dabei.“ Auf die Antwort schnappt Sanji erstmal nach Luft. Er sieht wieder zu mir, starrt mich an und wartet anscheinend darauf, dass ich sage: April, April. Tchja, Pech gehabt. So ist das, Sanji. „Dabei?“ Wieder nicke ich, kann aber schon lange nicht mehr aufhören über seine Reaktion zu grinsen. „Du meinst, wenn du mit anderen- Und dann ist er- Ich meine, guckt er zu, oder wie?-„ Jetzt sieht sein Satzbau nicht mehr so strukturiert aus. Niedlich. Okay, nur nicht lachen, sonst glaubt er mir kein Wort. Erklär es ihm. „Er guckt manchmal zu, schon. Manchmal macht er auch mit oder er macht ein paar Fotos oder so.“ „Fotos?!“ „Ja, schon. Er hat alle für mein erstes Buch gemacht und das Cover vom zweiten. Das macht er wirklich gerne. Fast so gerne wie fesseln.“ „Du.. Du meinst… er macht mit bei-„ „Oh, Basti. Du hast wirklich keine Ahnung, oder? Das gehört eigentlich zu den Dingen, die ich noch mit dir vorhabe. Jetzt sag mir nicht, du würdet nicht mitmachen.“ Daraufhin bekommt er keinen Ton mehr über die Lippen. Er sieht mich nur an und ich sehe, wie sich seine Gedanken hinter seinen Augen überschlagen. Er ist so niedlich, wenn er so guckt. Wenn es ihm zu schnell geht und wenn er nur erahnen kann, wie gut es sich anfühlen wird. „W-wie würde-„ Jetzt fängt er auch noch an zu stottern. Das ist unbezahlbar. „Naja, ich bin mir noch nicht sicher, wie das alles ablaufen würde. Aber für den Anfang dürftest du dir eine Stelle bei mir aussuchen, in die du kommen willst. Klingt das gut für dich?“ „Ich-ähm… Du meinst…vorne oder-„ „Oder hinten. Oder hier.“, bei dem Wort lege ich mir zwei Finger auf die Lippen und sehe richtig, wie er rot wird. Ich muss aufpassen, dass er gleich kein Nasenbluten bekommt. Seine ganze Bettwäsche ist weiß, das wäre nicht so schön. „Oder ich drücke die Brüste zusammen und du schiebst deinen kleinen Freund einfach dazwischen.“, denke ich leise weiter und weiche bei den Gedanken mit dem Blick zur Seite aus um nochmal über die möglichen Stellungen nachzudenken. „Oder ich könnte es mit meinen Füßen probieren. Oder ganz klassisch mit den Händen. Oder du suchst dir nicht die Stelle an mir aus, in die du rein darfst, sondern den Kerl, der mich mit dir befriedigen darf.“ „Das ist nicht dein ernst, oder?“ Wieder nicke ich sachte, bin aber noch etwas in Gedanken versunken als ich so darüber nachdenke. „Vielleicht werfen wir einfach eine Münze, damit wir wissen, was du dir aussuchen darfst. Ich will ja immerhin, dass du kommst. Wenn du die anderen Kerle nicht magst, dann bringt das ja nicht viel.“ „Andere Kerle? Mehr als-„ „Oder Frauen. Ich bin mir da noch nicht-„ Plötzlich zuckt er zusammen, hält die Hand vor Nase und Mund bevor er zur Seite aus dem Bett rollt und zur Tür rennt. Nasenbluten. Oh, Basti. Du hast wirklich gar keine Ahnung. Okay, damit wäre meine kleine Aufklärungsstunde für heute erstmal beendet. Also strecke ich mich noch ein letztes mal, schwinge meine Beine aus dem Bett und gehe aus seinem in mein Zimmer. Ich ziehe mir heute eine Netzstrumpfhose mit Schmetterlingsmuster und ein Minikleid an. Es hat keine Ärmel. Man sieht zwar die ersten Ansätze der Narben in meinem Nacken, aber die kennt eh schon jeder. Durch die Strumpfhose sieht man nur etwas, wenn man ganz genau hinsieht. Schon doof. Wieso muss es hier nur so heiß sein? Ich würde mich ja am liebsten einfach den ganzen Tag unter die kalte Dusche stellen. Aber das geht ja leider nicht. Schade. Es ist noch so gut wie keiner wach und Sanji muss sich um die kleine Blutspur kümmern, die er bis ins Badezimmer hinterlassen hat, weshalb ich mich um das Frühstück kümmere. Nutellakuchen. Einen großen Blätterteig aus dem Kühlschrank holen, ausrollen, Nutella drauf und dann einfach einrollen. Die rolle in der Mitte teilen, mit den aufgeschnittenen Seiten beide Teile nebeneinander legen und dann vorsichtig verzwirbeln. Umeinander drehen. Die aufgeschnittene Seite dabei immer nach oben. Das ist wichtig. Jetzt nur noch in den Ofen und fertig. Das wird so lecker. Nur Zorro wird es nicht mögen. Ich hab mittlerweile raus bekommen, dass er keine Schokolade mag. Damit bindet er mir die Hände. Ach, wäre schön, wenn er das mal machen würde. Naja, als Konditorin arbeite ich viel mit Schokolade, muss mir bei ihm aber was anderes einfallen lassen. Daher teile ich noch etwas Blätterteig von dem aus dem Kühlschrank für ihn ab, verteile auf ihm aber Kiwimarmelade und bereite ihn so zu, wie den Nutellakuchen. Der kommt einfach dazu in den Ofen. Perfekt. Jetzt bekommt jeder was besonderes Kleines zum Frühstück. Das wird etwas dauern, daher gehe ich aus der Küche und sehe schon, wie mir Sanji entgegen kommt. „Kannst du auf die Kuchen aufpassen?“ „Kuchen?“ „Frühstückskuchen. Ich muss zu Zorro. Der wartet mit Sicherheit schon.“ Doch als ich gerade an ihm vorbei will, hält er mich am Arm auf, woraufhin ich doch wieder zu ihm aufsehe. „Der Spinatschädel auch?“ Ich weiß sofort, was er mich fragen will, kenne allerdings das Verhältnis der beiden. Ich habe noch nie gehört, dass Sanji Zorro beim Namen nennt. Andersrum genauso wenig. Daher schüttelt ich nur grinsend den Kopf über seine Frage, ziehe meinen Arm aus seiner Hand und gehe weiter, bevor ich Antworte. „Denk mal über deine Worte nach, Basti.“ Mehr sage ich ihm nicht, verschwinde an Deck und klettere, wie gewohnt, den Hauptmast nach oben. Doch als mir auf halbem Weg etwas ins Auge fällt, bleibe ich stehen. Ich sehe jemanden am Steg. Er winkt übertrieben in meine Richtung und ich blinzle etwas, denn ich glaube nicht, dass ich den kenne. Aber er muss mich meinen. Also wieder runter. Auf halben Weg über das Deck frage ich mich natürlich, ob ich Zorro nicht doch besser gesagt hätte, dass da so ein Kerl rum winkt, aber das ist ja jetzt zu spät. Würde ziemlich lächerlich aussehen, wenn ich jetzt wieder hoch zu m Ausguck klettern würde um Zorro zu sagen, dass da jemand ist. Ich schaff das schon. Ist ja nur einer. Ich lehne mich nur über die Reling um ihn sehen zu können, komme aber nicht vom Schiff. Jetzt kann ich ihn mir genauer ansehen. Rote Haare, mit Sicherheit größer als ich, lange Beine, doch, der sieht gut aus. Er sieht mich an, als würde er von mir erwarten, dass ich ihn kenne. Tu ich das? „Was ist? So viel anders sehe ich ohne die Uniform doch nicht aus, oder?“ Uniform?! Marine?! „W-was?“ „Weißt du nicht mehr? Vor drei Tagen im Hotel. Sag nicht, du erinnerst dich nicht mehr an mich.“ „Hotel? Aber… Ich-ich war gar nicht in nem Ho-Hotel-„ „Das gibt’s nicht, du stotterst? Wie geil ist das denn?“ Was ist das bitte für ein Typ? „Ich, ähm.. Wer-Wer bist du eig-eig-eigent-„ „Du warst wirklich voll, kann das sein? Ich hab dich da hinten im Hotel getroffen als du gerade vom Pissen gekommen bist. Du hast mir ein Autogramm gegeben. Weißt du das wirklich nicht mehr?“ Vom Pissen? Wie redet der bitte? Autogramm? Der verarscht mich doch. Er kann wohl an meinem Blick erkennen, dass ich nichts von dem weiß, was er mir da erzählt, seufzt dann tief und grinst wieder zu mir nach oben. „Kein Wunder, dass du nicht im Musikzimmer aufgetaucht bist. Ich hab seit Tagen gewartet. Keine Sklavin.“ „Was zum-? Kannst-kannst du das ein b-b-bisschen leiser sagen?“, fauche ich ihn sofort an und werfe zur Sicherheit einen Blick quer über den Steg, dann hinter mich. Keiner da. „Reg dich ab. Ist ja schon gut. Wie soll ich dich sonst nennen? Schieda? Frau Valentine?“ Kennt der mich nur aus dem Artikel? Was will der hier eigentlich?“ „Schieda ist okay.“, nicke ich schnell und versuche mich immer noch an das zu erinnern, was er sagt. Könnte stimmen. Ich kann mich an kaum was von dem Abend erinnern. Irgendwann sind Becher über mir zusammengebrochen und Ruffy ist mit mir zu den Toiletten. Davor könnte ich ihn wirklich getroffen haben. „Okay, hör mal, Schieda. Wir waren schon vor ein paar Tagen verabredet. Ich war da, du kein einziges Mal. Ist nicht wirklich faire, oder?“ „Was-was willst du eig-eig-„ „Hast du schon gefrühstückt?“ „Was?“ „Komm schon, ich lad dich ein. Dein Dom hat da bestimmt nichts gegen. Ist nur ein Frühstück.“ „Aber-Aber- Was? Wie-?“ „Tu nicht so geschockt. Ist nur in Frühstück. Komm schon. Ich beiß dich nicht. Nur, wenn du willst.“ Der macht Witze. Ich blinzle, sehe wieder nach hinten über Deck, sehe aber keinen. Ich kann nicht einfach mit dem Kerl mit. Der sagt zwar, der kennt mich, aber das könnte er sich genauso gut ausgedacht haben. Wo kommt der eigentlich her? Doch als ich mich wieder zu ihm drehen will, ist er plötzlich ganz nah vor mir, was mich sofort zum Zusammenzucken bringt. Ich quieke auf, stolpere nach hinten und spüre schon, wie ich hinten rüber kippe, als er mein Handgelenk greift. Er fängt mich ab, bleibt auf der Reling hocken und grinst mich an. Was ist das eigentlich für einer? Ich hab gar nicht gehört, dass der plötzlich vor mir sitzt. „Kommst du jetzt oder nicht?“ Ich spüre wie mein Herz noch immer vor Schreck rast und stelle mich erstmal richtig hin, damit er mein Handgelenk loslassen kann. Fester Griff. Verdammt, wer ist das? „Ich-ich kann nicht einfach weg. Ich-ich-ich kenn dich ja gar-gar nicht und-„ „Deswegen lade ich dich ja ein. Komm schon. Nur kurz. In einer Stunde bist du wieder hier.“ Was geht eigentlich mit dem ab? „Keiner w-weiß, dass-„ „Keiner muss es wissen.“ Darauf bin ich sprachlos. Er setzt meine Argumente außer Kraft, bevor ich sie ausgesprochen habe. „Eine Stunde?“ „Spätestens.“ Das ist echt keine gute Idee. Ich zögere lange. Soll ich oder soll ich nicht? Nur ein Frühstück? Die anderen werden glauben, ich trainiere. Und Zorro wird nichts sagen, wenn ich nicht beim Training war. Es wird wirklich keiner wissen. Und ich würde zu gerne wissen, wer das ist. „Okay.“ Wir sitzen draußen an einem kleinen, runden Tisch. Es gibt ein Frühstücksbuffet und ich versuche gerade den viel zu vollen Kaffee meinen Platz zu verfrachten. Er sieht mir dabei zu, bewegt sich aber keinen Zentimeter. Er hat ein Bein quer über das andere geschlagen, hat so die Beine gespreizt und strahlt schon die ganze Zeit diese unbekümmerte Lässigkeit aus, die ich nicht begreifen kann. Er weiß vom Musikzimmer, was ihn wohl zu einem von uns macht. Und trotzdem hat er gerade einfach so geredet, als wäre es das normalste auf der Welt und als ob es ruhig jeder hören könnte. Als ich endlich sitze, meinen Stuhl etwas näher an den Tisch ziehe und anfange die kleinen, portionierten Marmeladenbecher über meinem Brötchen zu verteilen, unterbricht er die Stille. „Also, Schieda, ich bin übrigens Kanji. Falls du dich auch nicht an meinen Namen erinnern kannst. Ich hab seit ein paar Tagen den Job im Hotel und muss eigentlich nur die ganze Zeit Koffer spazieren fahren. Was mit dir ist, da weiß ich schon ne ganze Menge. Du hast gesagt, du bist erst vor kurzem hier angekommen. Also vor drei Tagen. Dann meintest du, du hast nen Dom und-„ „Kann-kannst du bitte ein-ein bisschen leiser reden? N-Nur ein bisschen?“ Wieder sehe ich mich über meine Schulter um und halte gleichzeitig mein Brötchen mit beiden Händen fest. Ich fühle mich immer beobachtet, wenn ich über dieses Thema rede. Nach dem Artikel noch mehr als vorher. „Keine Panik. Das interessiert eh keinen, glaub mal. Ich könnte hier mit dir darüber reden, wie ich deinen Mund ficke und kein Schwein würde-„ Ich schnappe nach Luft, was ihn unterbricht und verschlucke mich zeitgleich erstmal am ersten Bissen meines Brötchens. Was redet der da?! Ich huste, klopfe mir mit der Faust auf den Brustkorb und greife mit der anderen Hand meinen Kaffee, damit ich die Krümel aus meinem Hals spülen kann. Der ist doch nicht normal. „Du bist echt süß, das gibt’s nicht.“ Ich trinke noch einen Schluck, damit ich ihn nach den Worten nicht sofort ansehen muss und spüre sofort, wie ich rot werde. Was ist das für einer? Der bringt mich die ganze Zeit aus dem Konzept. Bei jedem neuen Satz. „Ich freu mich schon drauf, dich zu ficken.“ Jetzt verschlucke ich mich auch noch an meinem Kaffee, stelle ihn reflexartig weg und versuche die Tropfen an meiner Wange und meinem Kinn daran zu hindern auf meinem Kleid zu landen. Ich kann hören, wie er über mich kichert, sich richtig über meine Reaktion freut, doch er greift jetzt selbst sein Brötchen, was mir die Möglichkeit gibt, auch mal was zu sagen. „W-Wie-Wie kommst du drauf, das du-du mich ficken darfst?“ Er antwortet einfach mit vollem Mund. „Naja, weil du mich geil findest.“ „W-Was?“ „Ja, klar. Wieso wärst du sonst mitgekommen? Du hättest vielleicht oberflächlich was dagegen, wenn ich dich jetzt schon ficken würde, aber wirklich wehren würdest du dich nicht. Das sehe ich dir an.“ Was ist das eigentlich für ein Arsch? „Aber es gibt einen Grund, wieso wir noch nicht dabei sind. Und das ist dein Dom. Das macht alles nur komplizierter. Aber hey, ich respektiere das Eigentum von anderen.“ Bei den Worten zuckt er nur kurz mi den Achseln als wäre das ein Problem, mit dem er klar komme. Ich finde keine Worte für das, was er gesagt hat, was ich hinter einem weiteren Bissen in mein Brötchen verstecke. Was bildet er sich eigentlich ein? Der findet sich wohl ganz toll. Klar tut er das, das sieht man ihm schon von weitem an. Er sieht zwar gut aus, aber das muss er ja nicht so raushängen lassen, oder? Ich meine, ich könnte auch einfach nein zu ihm sagen. Rote Haare. Sind die echt? Oder hat er sie sich gefärbt? Und was ist das eigentlich für ein Tattoo an seinem Hals? Wenn er irgendwann geschnappt wird, dann wird der Halsring, den man ihm anlegt, es einfach verdecken. Eine Frage kann ich mir aber nicht verkneifen. „Wie kommst du-du gerade auf mich?“ „Soll das ein Witz sein?“ Ich sehe nur zu ihm auf, blinzle etwas, weil ich nicht weiß, worauf er hinaus will und warte auf eine Erklärung. Er antwortet nicht sofort, seufzt, als er meinen Fragenden Blick sieht und schiebt dann seinen Teller so, dass er knapp neben meinem Steht und rutscht dann mit seinem Stuhl so, dass er rechts neben mir sitzt, nicht mehr mir gegenüber. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll, rutsche etwas enger an den Tisch und weiche seinem Blick irgendwann nach unten aus. Er sieht mich die ganze Zeit an. Ich bin es nicht gewohnt jemanden so lange anzusehen. Als er weiter spricht, beugt er sich etwas weiter zu mir. Diesmal redet er nicht so laut. „Du hast deinen Steckbrief doch gesehen. Und auch den Artikel, oder nicht?“ Daraufhin nicke ich sachte, was mir aber immer noch keine wirkliche Antwort auf meine Frage ist. Was er merkt, denn er spricht kurz darauf weiter. „Du bist das unterwürfige Gegenstück zu Prinzessin Donna. Das kleine Miststück am ende der Nahrungskette, was dringend mal gefickt werden muss. Und wird. Jeder wird dich ficken wollen, wenn du im Musikzimmer bist. Ich meine, Prinzessin Donna ist gut und schön. Niemand würde ihren Rang anzweifeln. Aber bis jetzt konnten nur Sklaven davon träumen von ihr geschlagen und genommen zu werden. Jetzt haben die Meister auch endlich was zum Träumen. Und zwar dich.“ Ich bin sprachlos. Das kann doch nicht sein ernst sein. Wieso sollte es das? Als er meinen sprachlosen Gesichtsausdruck sieht, kann er nicht anders und grinst wieder auf, lehnt sich dabei aber etwas weiter zurück. „Naja, jedenfalls sehe ich das so. Und ein paar andere aus dem Musikzimmer. Muss ja nicht heißen, dass es alle so sehen. Aber wenn du in unser Musikzimmer kommst, kannst du dich schon mal auf was einstellen.“ Okay, jetzt werde ich nervös. Ich lege mein Brötchen zurück auf meinen Teller, greife dafür aber meinen Kaffee und trinke einen Schluck. Oh, man, wenn der jetzt bloß etwas heißer wäre. Das Gegenstück von Donna Ich sollte nicht einmal in einem Satz mit ihr genannt werden. Die erwarten zu viel von mir. An mir ist nichts anders, als an allen anderen Sklaven. Das wird die so enttäuschen. Ich muss Ruffy sagen, dass ich nicht ins Musikzimmer will. Und er freut sich schon darauf. Oh, Ruffy. Wen soll ich enttäuschen? Dich oder alle anderen? Alle Meister aus dem Musikzimmer? Kanji eingeschlossen? „Worauf stehst du eigentlich so?“, unterbricht er wieder die Stille und reißt den Gedanken so von mir. Ich blinzle etwas, sehe wieder zu ihm rüber und erkenne sofort, wie er mich mustert. Er fängt an zu raten, bevor ich den Kaffee absetze. „Schlagen? Kratzen? Beißen?“ Soll ich es ihm wirklich sagen? Okay, er gehört ja dazu. Trotzdem verwirrt er mich immer noch mit seiner extremen Offenheit. Daher zögere ich noch, bevor ich nicke und meinen Kaffee abstelle. „Ja, auch.“ „Also klassisches BDSM?“ „Nicht nur.“ „Oh, jetzt wird’s Interessant. Was noch?“ Bei der Frage lehnt er sich wieder weiter zu mir, was mich dazu bringt wieder seinem Blick nach unten auszuweichen. Soll ich es ihm wirklich sagen? Naja, wen er die Möglichkeit bekommt mich zu nehmen, dann wird es von Vorteil sein, wenn er vorher meine Grenzen kennt. Er muss Ruffy eigentlich nur nett fragen, damit er an mich ran darf. Würde ich ihn an mich ran lassen? Bei der Frage muss ich einfach noch einmal zu ihm rüber sehen. Oh, Verdammt. Wieso macht er mich so nervös? Er kann mich lesen wie ein Buch. Das gefällt mir nicht. Glaube ich. Ich kann ihn nicht ansehen, als ich antworte. „Hard Metal Bondage, Orgien, Rapesex, eigentlich alles, was mit erniedrigen, bestrafen oder Gewalt zu tun hat.“ Ich werde immer leiser. Es fühlt sich so komisch an, es in der Öffentlichkeit auszusprechen. „Was ist mit Waterbondage?“ Ich schüttle nur den Kopf als Antwort, sehe dabei aber weiter auf meinen Teller. „Babysex?“ „N-nein.“ „Publik?“ Bei der Frage zögere ich doch etwas mit meiner Antwort. Das war ja vor drei tagen fast so etwas. „Hab-hab ich noch nie w-w-irklich gemacht.“ „Nein?“ Er klingt so als könnte er sich nicht bei mir vorstellen, dass ich etwas noch nicht selbst ausprobiert habe und legt bei der Frage fast Beiläufig seine Hand auf mein Knie. Die Berührung alleine bringt mich aber schon dazu meinen Kopf weiter von ihm weg zu drehen. Er macht mich sowas von nervös. Aber als Antwort schüttle ich wieder den Kopf, sage aber nichts. „Was ist mit Natursekt? Kaviar?“ Oh, da hat sich dank Ruffy einiges geändert. „Na-na-naturs-s-sekt schon. Aber-aber-„ „Aber kein Kaviar? Okay, verstehe. Ist wohl etwas zu hart für dich. Was ist mit Lesben? Stehst du nur auf Kerle oder auch auf Frauen?“ Ich atme einmal tief durch, spüre, wie er mit der Hand weiter nach oben rutscht und lege zur Abwehr meine beiden Hände in meinen Schoß. Was mache ich hier eigentlich? „Ist-ist Situ-Situa-Situa-„ „Was?“ Unterbrich mich nicht, bitte. Das macht alles nur noch schlimmer. Als er spürt, wie ich ihn mit meinen Händen aufhalten will, lächelt er kurz auf. Ich kann es im Augenwinkel sehen, schaue aber nicht zu ihm auf. Aber er bewegt sich noch nicht sofort. Okay, also nochmal versuchen zu erklären. „Situationsabhängig.“, hauche ich nur noch um mein Stottern irgendwie in den Griff zu bekommen. „Ah, das ist auch interessant. Was ist mit Shemales?“ „Hab-hab ich auch n-n-noch-noch-„ Ich breche den Satz ab, als ich spüre wie er mit der Hand unter mein Kleid und so einfach an meinen Händen vorbei zwischen meine beine gleitet. Mein ganzer Körper zuckt bei der Berührung zusammen und selbst der Tisch vor mir ruckt einen kleinen Moment weiter nach vorne, weil ich mich an ihn angelehnt habe. Oh, Gott, was macht er da? „Was meinst du?“ Er spricht ganz ruhig weiter, man hört ihm gar nichts an. Ich bekomme aber keinen Ton mehr raus. Das alles passiert doch nicht wirklich, oder? Er hört nicht auf, tastet selbst bei seinen Worten an meinem Oberschenkel vorbei bis zu meinem Kitzler und legt zwei Finger darauf ab. Ich kann meinen Puls in ihm spüre und bin mir fast sicher, dass auch er es fühlen kann. Oh, Gott, was macht er mit mir? Wir sitzen fast auf der Straße, beim Frühstück, überall sind Leute und könnten es sofort sehen. Sie müssten nur gucken. Als er seine Finger auf meinem Kitzler bewegt, halte ich die Luft in der Lunge, sehe aber nicht zu ihm. Was hat er mich nochmal gefragt? Wie viel Uhr ist es? Bin ich schon lange weg? Oh, das fühlt sich echt gut an. Hör auf, bitte. Bevor ich es bereue. Wenn ich es nicht schon bereue. Ich kann spüren wie ich feucht werde und versuche meinen Atem ganz langsam über meine Lippen entweichen zu lassen, denn wenn ich nicht auf meinen Atem achte, werde ich keuchen. Ich sollte einfach gehen. Ich kenne ihn doch gar nicht. Es ist jetzt auch nicht wirklich was anderes, als wenn er es im Musikzimmer machen würde. Ich habe mich schon von Männern ficken lassen, von denen ich weniger weiß als über ihn. Und trotzdem ist es so anders. „Was wolltest du sagen?“ Mit den Worten reißt er mich aus meiner Paralyse, ich zucke zusammen, greife seinen Unterarm, da ich an sein Handgelenk nicht ran komme und drücke ihn von mir weg, stehe beinahe zeitgleich auf und spüre gleichzeitig, dass ich ihn nicht hätte wegdrücken können, wenn ich nicht aufgestanden wäre. Er hat mit der Reaktion von mir gerechnet. Wollte sofort dagegen arbeiten. Ich blinzle auf den Tisch, ziehe mit der freien Hand mein Kleid zu Recht und lasse seinen Arm los, da er jetzt nicht mehr gegen mich arbeitet. „Ich-ich muss zurück.“, stoße ich hervor und sehe gar nicht mehr zu ihm auf. Ich kann ihm nicht mehr in die Augen sehen. „Was? Aber wir sind erst gerade hergekommen. Du bist noch gar nicht fertig.“ Mit essen oder mit was anderem? Aber ich schüttle sofort den Kopf, schiebe meinen Stuhl weiter nach hinten und versuche meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Ich bin ganz feucht, erregt und wünschte, ich könnte einfach über meinen Schatten springen. Sag einfach ja. Geh mit ihm in sein Hotel und genieß ein bisschen mehr als sonst. Ruffy hat dich vorher auch nicht gefragt. „Ehrlich. Ich-ich m-muss.“ Er sieht mir erst nur nach, flucht dann leise und läuft mir nach als er merkt, dass ich es ernst meine. „Warte, tut mir leid. Ich bin zu weit gegangen. Warte doch kurz.“ Ich tu ihm den gefallen nicht, gehe einfach weiter, werde aber auch nicht schneller. Daher dauert es nicht lange, bis er neben mir her geht. „Tut mir wirklich leid. Ehrlich. Sei nicht sauer auf mich, okay?“ Ach, Mensch. „Ich bin nicht-nicht sauer.“ „Das hört sich aber anders an.“ „Ehrlich.“ „Jetzt bleib doch mal kurz stehen. Bitte. Ich wusste doch, dass du einen Dom hast. Und da musst du vorher natürlich um Erlaubnis fragen. Tut mir leid, wenn du jetzt wegen mir Ärger bekommst.“ „Das ist es nicht.“ „Bleib doch bitte kurz stehen.“ Ich höre jetzt doch auf ihn, atme einmal tief durch und bleibe stehen. Er dreht mich an der Schulter vorsichtig zu sich und sucht von unten meinen Blick. „Sei nicht sauer, okay? Ich wollte nur was ausprobieren. Du bist viel zu süß als dass ich es nicht hätte machen müssen. Ich konnte nicht anders. Ehrlich. Tut mir leid, okay?“ Auf seine Worte muss ich dann doch wieder lächeln, obwohl ich es gar nicht will. Ja, er schafft es irgendwie die genau richtigen Worte zu finden. Wie macht er das? Bin ich wirklich so anfällig für Komplimente? Naja, so oft habe ich ja nicht wirklich welche bekommen. Von anderen Meistern, anderen Doms schon gar nicht. Von Sanji, okay, aber doch nicht von anderen Doms. Wenn ich Glück habe, dann kuschelt Ruffy mal mit mir. Aber auch nur, wenn ich glück habe. Seit er von Sato unterrichtet wurde, noch weniger. Bei den Gedanken muss ich seufzen, blicke kurz zur Seite weg und versuche meine Gedanken unter Kontrolle zu bekommen als ich spüre, wie er mir die Haare aus dem Gesicht streicht um mich besser sehen zu können. „Wieder gut?“ Er nimmt seine Hand nicht von meiner Wange, was mich doch dazu bringt zu ihm auf zu sehen. Ich nicke sachte als Antwort und atme selbst noch einmal tief durch da ich spüre, wie mein Herzschlag sich wieder beschleunigt. „Ja.“ „Du bist nicht sauer?“ „Nein.“ „Kann ich mir da sicher sein?“ Bei der Frage kann ich nicht anders, als zu lächeln, denn er lächelt auch. Er lockert die Situation irgendwie auf. Ich weiß nicht, wie er es macht, aber er schafft es. „Ja, kannst du.“ Auf meine Antwort fängt er richtig an zu grinsen, was mich dazu bringt es ihm gleich zu tun. Der hat irgendwas an sich. Alles, was er macht, ist irgendwie ansteckend. Allerdings schweigt er etwas länger als ich erwartet habe, was mich wieder dazu bringt den Blick zu senken. Bei der Bewegung kommt er mir wieder etwas näher und ich spüre, wie ich wieder nervös werde. „Ich will nicht schon am Anfang was falsch machen. Wir kennen uns noch fast gar nicht.“ Will er mich noch besser kennen lernen? Was meint er mit, am Anfang? Aber ich schüttle auf seine Worte nur sachte den Kopf, denn irgendwie will ich ihn beruhigen. Es hat mir ja gefallen. Schon irgendwie. Das war was ganz Neues. Was Verrücktes. Ich war wahrscheinlich nur zu feige als dass ich es hätte durchziehen können. „Ich will dich nochmal treffen. Aber ich meine nicht im Musikzimmer.“ „Was?“ „Warte kurz, ich gebe dir was.“, bei den Worten fängt er schon an in seiner Tasche zu kramen, zieht irgendwann ein stück Papier heraus und reißt mir ein kleines Stück davon ab. Das große Stück, wo wohl schon vorher ein bisschen was abgerissen wurde, wandert zurück in seine Tasche. „Hier. Das ist sowas ähnliches wie ne Vivre Card. Nur dass es nicht mich anzeigt, sondern die Teile wieder zusammen wollen. Ich weiß also, wo du bist und du weißt, wo ich bin. Also keine dämlichen Teleschneckennummern oder so. Alles ganz einfach.“ Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist irgendwie total romantisch. „Wo kann man die kaufen?“ „Eigentlich an jedem gut sortierten Hafen. Die sind nicht so kompliziert herzustellen wie die echten, sind also billiger. Aber kosten trotzdem was. Pass auf den Schnipsel auf, okay? Ich will nicht noch mehr abreißen.“ Sowas brauche ich für Ruffy und mich. Obwohl. Er kontrolliert ja eh schon meinen Tagesablauf. Er weiß immer, wo ich bin. Nur nicht jetzt. „Danke. Ehrlich.“ „Kein Problem. Soll ich dich noch zurück bringen?“ „Nein, ist-ist schon okay. Danke für das Frühstück.“ „Oh, fuck, da war ja noch was!“, grinst er jetzt albern und dreht sich sofort nach hinten um als wolle er gucken, ob schon nach ihm gesucht wird. Wir haben noch nicht bezahlt. „Wir sehen uns! Bis dann, Schönheit!“ Er läuft los, winkt bei den Worten zwar noch einmal über die Schulter, aber dann ist er auch schon weg. Was für ein komischer Typ. Der macht mich die ganze Zeit verlegen. Egal ob durch irgendwelche Komplimente oder diese extreme Wechsel der Themen. Im ersten Moment redet er davon mich zu ficken und im anderen macht er mir ein Kompliment. Das ist doch kein Dom. Das ist irgendwas anderes. Ich denke die ganze Zeit über ihn nach, als ich zurück gehe und schiebe das stück Papier hinter meine Dolchscheide an meinem Bein. Da ist es ganz gut aufgehoben. Ich hab heute ja leider keine Taschen. An Deck ist es ruhig, hört sich nicht so an, als würde mich jemand vermissen. Gut so. Noch früh genug wieder da. Ich gehe einfach in die Küche, setze mich an einen freien Platz und sehe kurz zu Lysop, der noch müde den Kopf schräg auf die Tischplatte ablegt. Vielleicht hätte es in einer Stunde jemand gemerkt, dass ich nicht da bin. Es sind noch gar nicht alle wach. Wie viel Uhr ist es eigentlich? „Schieda? Kann ich kurz mit dir reden?“ Zorro reißt mich aus meinen Gedanken. Er steht an der Tür, ein Handtuch noch im Nacken. Sato geht gerade an ihm vorbei in die Küche und bei dem Anblick denke ich ganz automatisch daran, dass er vielleicht mit ihm geredet hat. Das trifft sich gut. Ich muss eh noch mit Sato reden. Irgendwas stimmt in letzter Zeit nicht mit mir. Aber jetzt ist erstmal Zorro an der Reihe. Ich antworte nicht, gehe nur zu ihm und ihm hinterher, als er auf den Flur geht. Erst hier dreht er sich mir wieder entgegen, flüstert aber nur, damit uns sonst keiner hören kann. „Bist du noch sauer auf mich?“ „Was?“ „Du warst gerade nicht oben. Stört dich noch irgendwas?“ „Wegen gestern? N-nein. Eigentlich nicht-nicht.“ „Nicht nicht? War das gestottert oder doppelt verneint?“ „Gest-t-t-„, ich seufze leise, werfe den Kopf in den Nacken und drehe mich halb zur Seite, weil ich meine Zunge nicht mehr unter Kontrolle bekomme. „Was ist los?“ Ich atme noch einmal tief durch, sehe ihn aber mit Absicht nicht mehr an. Ich kann nichts dagegen machen. Nicht einmal durchatmen hilft, das spüre ich jetzt schon. Denk nicht drüber nach, mach es einfach. Sag einfach was. „I-I-I-Ich-Ich hab nur e-ein-ein-„, kleines Problem. „Was? Ich versteh kein Wort, was ist los?“ Bei seiner Frage drehe ich mich jetzt genervt stöhnend, natürlich über mich selbst, ganz von ihm weg und schließe die Augen. Ganz ruhig. Einfach ablesen. Nochmal durchatmen, dir Zeit lassen und lesen. Komm schon. Nur ein paar Worte. „Ich bin n-nicht sauer.“ Oh, Gott. Sogar so bekomm ich den Satz nicht fließend über die Lippen. Was ist denn los? „Bist du irgendwie nervös? Stimmt was nicht?“ Und ob was nicht stimmt. Mit mir stimmt was nicht. Ich sollte einfach schreien. Einmal ganz laut um meine Stimme wieder zu finden. Einmal laut schreien um meine Lunge frei zu machen. Zu entspannen. Genau wie meine Zunge und meine Stimmbänder. Würde ich gerne machen. Aber ich mache es natürlich nicht. Und auch, wenn es sich anfühlt, als müsste ich schreien, weiß ich nicht, ob das helfen würde. „Ich-Ich muss mit S-S-S-Sato reden.“ Gott, was ist los mit mir? Aber das scheint die Antwort zu sein, die ihm sagt, was los mit mir ist. Auch, wenn ich ihm gar nichts gesagt habe. „War das gestern zu viel? Sagst du Sato, was ich versucht habe?“ Wie viele Fragen denn noch? Aber wenn er mich das fragt, dann kann er Sato ja schlecht von gestern erzählt haben. Also weiß es Sato noch nicht. Ich will nicht nochmal stottern müssen, zucke daher nur mit den Achseln als Antwort. „Erzähl dem aber nichts von Kuina, okay? Mir gefällt der Gedanke nicht, dass es noch jemand weiß. Selbst, wenn er es nicht weiter erzählt.“ Kuina. Du erzählst mir immer mehr, merkst du das gar nicht? Aber weil ich ihn ja nicht darauf aufmerksam machen kann, ohne dass ich wieder stottern würde, nicke ich nur um ihm zu zeigen, dass ich ihn verstanden habe. Er sagt nichts mehr, geht aber an mit vorbei bis er mir wieder von der Seite ins Gesicht sehen kann und auch ich schaue wieder zu ihm auf. Jetzt muss ich ja nichts mehr sagen. Glaube ich. Er sieht mich einen Moment an, weiche meinem Blick dann aber nach Vorne aus und atmet einmal tief durch, bevor er doch etwas sagt, was ich so nicht erwartet habe. „Wir trainieren erst wieder so, wenn du das mit ihm abgeklärt hast.“ Er sieht nicht mehr zu mir, geht einfach weiter und verschwindet in der Küche. Das ist nicht dein ernst. Ehrlich? Ich hab doch gesagt, ich bin nicht sauer. Und trotzdem will er das nicht nochmal machen? Ich sehe ihm noch nach, obwohl ich ihn gar nicht mehr sehen kann. Ich kann nicht einordnen, warum, aber jetzt würde ich wirklich gerne schreien. Nicht nur schreien, heulen. Zorro sieht mich nicht mehr so wie vorher. Er glaubt, ich bin schwach. Ausgerechnet du. Kapitel 7: Hast nen miesen Tag? ------------------------------- Kapitel 7 Ein kurzer Klaps auf den Rücken reißt mich aus meiner Paralyse. Nami klopft mir auf den Rücken, als sie an mir vorbei geht und hält mit der anderen etwas nach oben. Ein kleines Bündel Papier. Briefe. Die Post war da. „Guten Morgen, Krümel. Ich hab hier was für dich.“ Für mich? Krümel?! Sonst nennt mich nur Ruffy so! Aber ich antworte nicht, sehe den Stapel Briefe an, den sie mir entgegen hält und ziehe die Augenbraue hoch. „W-Welcher?“ „Alle.“ Was zum Teufel? Ich sehe sofort zu ihr auf, aber sie lächelt nur und drückt mir die Briefe irgendwann einfach in die Hand als sie merkt, dass ich sie nicht nehme. Ich bin gerade noch etwas neben der Spur, halte die Briefe dann einfach fest und sehe mir den Stapel in meinen Händen an während Nami durch die Tür in die Küche verschwindet und alle mit einem gekonnten, lauten „Guten Morgen!“ aus ihrer Morgendämmerung reißt. Das ist alles so viel. Wir haben nicht mal gefrühstückt und schon ist so viel passiert. Es fühlt sich an als stände ich auf Autopilot als ich mit den Briefen einfach in die Küche gehe. Ich setze mich auf meinen Platz zurück und lege sie mir einfach auf den Schoß. Die Arme daneben auf meinem Schoß und ich lehne mich mit dem Brustkorb gegen die Tischplatte, leicht nach vorne gebeugt und atme einmal tief durch. Ich muss nicht nur mit Sato reden, auch mit Zorro. Er darf mich nicht so sehen. Nicht er. Es ist mir viel zu wichtig, dass er mich so sieht, wie vorher als dass ich es nicht machen müsste. Ich muss ihn davon überzeugen, dass er falsch liegt. Und danach muss ich mit Ruffy reden. Nein, nicht mit Ruffy. Mit Nami. Damit sie mir sagt, wie sich das mit Ruffy entwickelt hat. Damit ich weiß, wie es vielleicht weiter geht. Um seine Gefühle einschätzen zu können. Dann muss ich doch nochmal mit Ruffy reden. Um ihm entweder zu sagen, dass ich ihn jetzt verstehe und es okay ist oder… Was ist eigentlich, wenn ich es nicht verstehe? Wenn Nami es mir nicht erklären kann? Oder will? Dann muss ich Ruffy fragen. Und wenn er es mir nicht sagt? Okay, jetzt werde ich nervös. Ich schaue ganz automatisch zu Sato weil ich so langsam einen Drück in meinem Brustkorb realisiere, denn ich schon seit ein paar Tagen spüre. Der immer stärker geworden ist. Und ich habe Angst davor, dass ich ihm nachgebe. Aber er sieht nicht zu mir, hat die Augen geschlossen und den Kopf, fast wie Lysop, halb auf dem Tisch abgelegt. Wieso sehen alle so aus, als hätten sie ne lange Nacht gehabt? Hab ich was verpasst? Geht ja schlecht, ich bin mitten in der Nacht aufgestanden und da war alles ruhig. Oder sehen die immer so aus und mir fällt das jetzt erst auf, weil ich schon ein halbes Frühstück hatte? Ich bin viel eher aufgestanden als sonst. Kann sein, dass es daran liegt. Bestimmt sogar. Ich liege ja selbst meistens halb auf dem Tisch bis ich meinen ersten Kaffee bekomme. Ganz langsam fangen kleine Gespräche an und spätestens als Sanji meinen Frühstückskuchen an alle verteilt, den ich schon lange vergessen habe, sind alle wach. Mit der Zeit konnte ich meine Gedanken zwar nicht ordnen, dafür aber ablenken. Bei dem ersten Kompliment, was meinen Frühstückskuchen betrifft, muss ich schon wieder lächeln. Natürlich kommt es von Sanji. Genauso natürlich ist aber auch, dass der Kuchen nicht als gesamtes Frühstück reicht. Es ist eher ein Appetitanreger, macht aber nicht satt. Ruffy schon gar nicht. Er braucht bei jeder Mahlzeit Fleisch. So wie auch jetzt. Aber keine Leberwurst, wie es mir reicht. Ne, er nimmt gleich nen ganzen Teller voll Schinken. Nicht geschnitten, nein, am Stück. Ohne Brot. Auf einen Bissen. Klar, dass er sich dran verschluckt. Es ist Zorro, der ihm heute auf den Rücken klopft. Er wird es nie lernen. Ich sehe beim Essen ganz automatisch durch die Runde und den Blick von Sanji kann ich gar nicht ignorieren. Nicht nach dem, was ich ihm gesagt habe. Er beobachtet Ruffy. Aber nicht nur ihn. Jedes Mal, wenn sich jemand irgendwie bewegt, über den Tisch greift oder auf eine Äußerung des Gegenübers lacht, sieht er den nächsten an. Erst eine ganze Zeit Zorro, dann Sato, dann sogar Lysop und Franky. Irgendwann zwinge ich mich dazu seinen Blicken nicht mehr zu folgen. Ich kann ja verstehen, dass er jetzt sehr verunsichert ist, aber so sehr? Glaubt er, er ist nur einer von vielen? Bei dem Gedanken muss ich erst einmal tief durchatmen. Hab ich es ihm erklärt? Naja, ich habe ihm schon gesagt, dass ich froh bin, dass ich ihn habe. Ich habe ihm sogar gesagt, es tut mir leid, dass ich ihn nicht liebe. Aber nachdem er jetzt weiß, dass ich nicht nur mit Ruffy schlafe, und Ruffy auch nicht mit ihm betrüge sondern mein Sexualleben breiter gefächert ist, als man mir ansieht, könnte er das alles falsch verstehen. Ich muss auch nochmal mit ihm reden. Ihm versichern, dass er etwas Besonderes für mich ist. Nicht einfach nur einer von vielen. Er ist mehr als das. Ruffy lässt mich mit dem gewohnten Kopfnicken eher vom Tisch gehen, als ich erwartet habe. Ich wollte eigentlich sofort zu Sato, aber er ist noch gar nicht richtig fertig weil er sich die ganze Zeit mit Chopper unterhält. Naja, vielleicht war ich auch eher fertig als sonst, weil ich schon vorher ein bisschen was gegessen hatte. Also nehme ich die Briefe von meinem Schoß mit und gehe ich erstmal in mein Zimmer, lehne mich mit dem Rücken gegen die Tür und sehe blicklos vor mir auf den Boden. So viel. Das gefällt mir nicht. Das alles gefällt mir überhaupt nicht. Das ist viel zu viel. Und Sato hat kaum ne Ahnung was los ist. Was jetzt alles ab geht. Ich muss mit ihm reden. Ich brauche seine Hilfe. Besonders jetzt, wo alles ganz langsam ans Licht kommt. Apropos ans Licht kommt. Mir fallen die Briefe in meiner Hand wieder ein. Wie viele sind das? Auf den ersten Blick kann ich sie gar nicht zähen. Was wollen die alle von mir? Also erstmal an den Schreibtisch gesetzt, die Briefe in einem Stapel schräg vor mir gelegt und den obersten genau vor mir auf den Tisch. Kein Absender. Ich zögere noch ein klein wenig, finde mich aber in dem Moment selbst ziemlich paranoid, weswegen ich ihn dann doch mit der Schere öffne, die Blätter entfalte und anfange zu lesen. „Hallo Sklavin Schieda,…“ Ich höre sofort auf zu lesen, drehe den Blick zur Seite weg und atme noch einmal tief durch. Was soll der Mist das mich jetzt alle Sklavin nennen? Diesmal zögere ich etwas länger, bis ich weiterlese. „Hallo Sklavin Schieda, ich hoffe, es geht dir gut und die miese Marine hat dich noch nicht erwischt. Ich weiß, du kennst mich nicht und ich hoffe echt, dass der Brief dich irgendwie erreicht. Man weiß ja nie so genau ob die Postmöwen wirklich wissen, von wem man redet, wenn man denen einen Namen nennt. Ich bin mir nicht mal sicher, ob die überhaupt lesen können. Bitte sei nicht böse, dass ich keinen Absender geschrieben habe. Du weißt ja selbst, wie verfolgt man sich fühlt, wenn man so ist, wie wir. Ich wollte dir aber unbedingt sagen, dass du echt der Hammer bist. Wirklich. Sich bei der Marine einschleichen um die zu überwachen? Wieso ist vorher keiner auf diese Idee gekommen? Oder sind andere auf die Idee gekommen aber wurden erwischt und sind dann einfach verschwunden? Weißt du da vielleicht etwas drüber? Konntest du irgendwas rausfinden was die Gesetzesänderungspläne angeht? Oder war das erst nachdem du weg warst? Das muss alles so spannend gewesen sein, ich kann mir das bestimmt nicht einmal vorstellen. Auch, wenn ich am liebsten viel von mir erzählen würde und dir sagen würde, dass ich dich, glaube ich jedenfalls, schon mal gesehen habe, kann ich es nicht. Das Leben ist wie ein beschissenes Versteckspiel geworden, seit es das Gesetz der guten Sitten gibt. Schon über zehn Jahre. Vorher haben wir zwar auch nicht über diese Dinge geredet, aber wir mussten auch nicht fünfmal darüber nachdenken, ob wir einkaufen gehen oder nicht. Wen wir in unser Haus, in unser Schlafzimmer lassen und ob unsere Freunde uns nicht doch verraten würden um eine kleine Belohnung einkassieren zu können. Ich will dir nur sagen, pass auf dich auf! Du bist das, was uns gefehlt hat. Ein öffentliches Gesicht. Mach weiter so und lass dich nicht aufhalten!“ Kein Gruß, keine Unterschrift. Das wars. Ein öffentliches Gesicht? Ganz sicher nicht. Was für ein schwachsinniger Gedanke. Ich lege den Brief zur Seite, schüttle selbst noch einmal sachte über den Gedanken und greife mir den Nächsten Brief. Wieder ohne Absender, aber diesmal viel kürzer als der erste Brief. Mal sehen. „Hey, Sub. Was geht? Ich hab dir vor zwei Monaten aufs Gesicht gewichst. In der Schule, dein Dom war dabei, weißt du noch? War echt geil. Habe mir dein Foto jetzt auch ausgeschnitten und mir damit erstmal schön einen Poliert. Das müssen wir unbedingt wiederholen. Ruf mich an, wenn du in der Nähe bist. Meine Nummer ist 238-5141248. Bis dann!“ Ist der irgendwie dumm oder so? Ist ja nett, dass er mich so….ansprechend findet, aber ernsthaft, geht’s noch? Oh, man. Ich bin froh dass das nicht der erste Brief war, den ich gelesen habe. Der wird bei der nächsten Gelegenheit verbrannt. Ich werde Sanji gleich mal nach Feuer fragen. Bis dahin wandert er erstmal ohne Umwege in meinen Papierkorb. Die Zone, in die ich meine schlechten Ideen verbanne. Oder die Ideen, die zwar gut sind, mir aber selbst nicht gefallen. Er passt da rein. Du wirst dich jetzt nur noch mit meinem Steckbrief zufrieden geben müssen, Idiot. Oh, man. Über sowas könnte ich mich echt aufregen. Die machen unseren ganzen Ruf kaputt. Idiotische, schwanzgesteuerte Kerle die sich ohne Respekt austoben. Naja, die muss es wohl auch geben. Schnell der nächste Brief. Dieser ist mit Absender. Irgendwo auf der Redline. Riku Omura. Also ein Kerl. Okay. Bin mal gespannt, was der so zu sagen hat. Ich öffne den Brief mit der Schere, ziehe die Zettel heraus und entfalte es. „Hallo, mein Stern.“ Oh fuck. Ich kann nicht weiterlesen. Mein Blick hängt an dem keinen Punkt fest. Was ist los? Diese drei Worte bringen mich vollkommen aus dem Konzept. Ich falte den Brief einfach wieder zusammen, stecke ihn zurück in den Umschlag und atme tief durch, bevor ich hin zur Seite lege. Nein, ich kann ihn nicht einfach da liegen lassen. Ich muss ihn Sato zeigen. Der muss sich den ansehen. Und durchlesen. Und mir dann sagen, was drin steht. Und mir erklären, was das heißt. Mein Herz klopft immer noch stark gegen meine Brust und auch wenn ich weiß, was ich machen muss, bleibe ich noch sitzen. Ich stehe wie unter Schock. Aber wieso? Was ist los mit mir? Ich muss unbedingt zu Sato. Mit ihm reden. Irgendwas rausfinden. Komm schon, beweg dich endlich. Mach schon. Nach einer gefühlten Ewigkeit atme ich ein letztes Mal tief durch, ehe ich den Blick von dem Briefumschlag reißen kann. Ich sehe einen Moment aus dem Fenster. Meine Augen brennen. Aber nicht, weil ich weinen muss. Ich habe vergessen zu blinzeln. Was ich jetzt damit nachhole meine Augen einen langen Moment geschlossen zu lassen. Okay. Das waren nur drei Worte. Und die wurden schon tausend Mal gesagt. Wieso hauen die mich jetzt so um? Okay. Du weißt, was du tun musst. Nochmal tief durchatmen. Und nochmal. Und nochmal. Fang jetzt nicht an zu heulen. Ich befehle mir selbst in Gedanken aufzustehen, denn nur so kann ich wirklich auf mich hören. Ich kann nicht unterdrücken mich im Spiegel anzusehen. Man sieht mir gar nichts an. Ich sehe aus wie immer. Gut so. Anders würde ich jetzt nicht aus meinem Zimmer gehen. Ich öffne die Tür als wäre nichts Besonderes passiert, schließe sie hinter mir ab und gehe den Gang entlang. Ich kann hören, dass Sanji in der Küche das Geschirr abwäscht. Das sagt mir, dass Sato jetzt ganz bestimmt in seinem Zimmer ist. Bitte sei da. Bitte. Ich brauch dich jetzt. Ich gehe gerade auf seine Tür zu, die mir so weit weg vorkommt, lege die Hand auf die Klinge und drücke sie runter. Ich denke nicht daran anzuklopfen. Das raubt mir jetzt nur Zeit. Allerdings ist es nicht Sato, den ich als erstes sehe. Es ist Nami, die auf seinem Bett an der Kante sitzt und sich sofort zu mir dreht, als sie hört, dass sich die Tür öffnet. Sato sitzt ihr gegenüber auf seinem Stuhl, die Rückenlehne zwischen den Beinen und die Arme oben auf ihr verschränkt, so dass er das Kinn darauf ablegen kann. Sie haben geredet. Nami sieht mich nicht lange an, ihr Blick wandert schnell zu Sato. So wie meiner. Er sieht mich an. „Hey, Schieda. Kann ich gleich zu dir kommen? Ich kann hier jetzt gerade nicht weg.“ „Was? Gleich?“ „In ein oder zwei Stunden. Ich weiß noch nicht genau. Dauert ein bisschen. Hast du was Dringendes?“ „Ich? Oh, nein. Alles okay.“ „Sicher?“ Als ob ich dir das vor Nami sagen würde. „Ja, ich bin okay. Lass dir Zeit.“.. Vielleicht hat sie es ja nötig. „Danke. Ich komm gleich zu dir.“ Ich schließe die Tür wieder vor mir. Ich bin okay. Ohne zögern drehe ich mich um, gehe den Gang nach unten und ins Badezimmer. Ich bin okay. Alles ist okay. Ich schließe die Tür hinter mir ab, gehe an den Spiegelschrank und öffne ihn. Ich bin okay. Ich suche etwas ganz bestimmtes, finde es aber nicht sofort, was meine Hände zum Zittern bringt. „Ich bin okay.“, flüstere ich leise, schiebe die Deodosen und das Haarspray, das Haargel und die Zahnputzbecher zur Seite nur um ihn zu finden. „Ich bin okay.“ Denn ich weiß, was ich machen muss. Ich weiß, welchen Schalter ich bei mir drücken muss um alles auf Stumm zu stellen. Damit ich alles wieder aushalte. Damit ich weiter machen kann. Das war in den letzten drei Tagen mehr als in den letzten drei Jahren. Wie könnte ich nicht? Ich greife meinen Rasierer und sehe genau in den Klingenkopf hinein. Mist. Gitter vor den Klingen. Damit komm ich nicht in meine Haut. Ich beiße die Zähne aufeinander und überlege kurz. Ich muss den Draht irgendwie weg bekommen. Aber wie? Erst sehe ich zurück in den Spiegelschrank, dann an dem Waschbecken entlang, aber ich seh nichts. Was ist schmal und scharf genug, dass es den Draht durchschneidet? Klar! Ich gehe kurz in die Knie, stelle mich aber nicht wieder hin, sondern setze mich einfach als ich meinen Dolch ziehe. Ich fedele seine Spitze ganz vorsichtig zwischen die Klingen an dem Rasierkopf ein und versuche irgendwie mit wenig Druck die Drähte zu zerschneiden. Ich will nicht dass irgendwas kaputt geht. Man soll es hinterher nicht sehen können. Doch als ich mich dabei so konzentriere und mein Blick irgendwann auf der Klinge meines Dolches hängen bleibt, fühle ich mich schon etwas dämlich. Ich versuche gerade mit einer scharfen Klinge andere scharfe Klingen zu befreien, damit ich unter meine Haut komme. Wieso nehme ich nicht ihn? Ich seufze über meine lange Leitung, ziehe mich mit dem Rasierer in der Hand am Waschbecken nach oben und lege den Rasierer zurück in seine Halterung, bevor ich den Spiegelschrank schließe. Mein Spiegelbild sieht mich an und es weiß, was ich vorhabe. Was ich machen werde. Ich habe es so lange nicht mehr getan. Aber es wird klappen. Es ist nur eine kurze Notlösung. Damit ich meine Gedanken wieder in den Griff bekomme. „Ich bin okay.“, wiederhole ich leise und lasse mein Spiegelbild bei den Worten nicht aus den Augen. Aber wo? Bei der Frage sehe ich an mir runter. Nicht an den Beinen. Diesmal nicht. Sato kennt die Stellen und würde es sofort merken, wenn ich wieder angefangen habe. Das muss er gar nicht wissen. Wenn ich erstmal wieder mit ihm geredet habe, muss ich es auch nicht mehr machen. Nur jetzt. Wo kann ich einen einzelnen Schnitt gut verstecken? Es ist hier total heiß. Das hilft mir nicht. Wo kann ich dauerhaft etwas tragen, was keinem auffällt? Nicht einmal dann, wenn ich mich komplett nackt für Ruffy ausziehe? Klar. Da, wo ich schon die ganze Zeit etwas trage. Ich hebe bei dem Gedanken meinen Arm, schiebe mit dem Daumen den Haargummi von meinem rechten Handgelenk etwas weiter nach oben und sehe mir die Druckstelle an. Wenn ich den Schnitt da ansetze, wird es keiner merken. Niemand sehen. Genau da, wo mein Haargummi immer ist. Da, wo die Druckstelle ist. Ich stelle mich näher an das Waschbecken, ziehe den Haargummi jetzt ganz von meinem Handgelenk, damit er keinen Tropfen ab bekommt und lege ihn neben den Wasserhahn auf den Beckenrand. Okay. Gleich geht’s mir besser. Ich atme noch einmal tief durch und lege dann die Klinge auf die Druckstelle. Nicht auf die Unterseite des Handgelenks, sondern auf die Oberseite. Ich will ja nichts Wichtiges kaputt machen. Ich denke noch einmal genau nach. An alles, was passiert ist. Alle wissen, was los ist. Ich hab einen Steckbrief bekommen. Mit Foto. Jeder weiß, wo ich bin. Ich hab haufenweise Post bekommen von Leuten, die wissen, wer ich bin. Was ich mache, wenn die Tür abgeschlossen wird. Was ich mit mir machen lasse. Hier auf dem Schiff wissen jetzt alle, dass ich nicht normal bin. Dass ich Hilfe brauche. Dass ich schwach bin. Es ist sogar Zorro klar geworden. Ausgerechnet ihm. Bei der Erinnerung, dass er mir das Training verbietet, muss ich die Augen schließen. Ich soll es erst mit Sato abklären. Nicht so einfach, wenn ich nicht mit ihm reden kann. Wenn andere wichtiger sind als ich. Wenn Nami nicht nur diesmal wichtiger war als ich. Sondern auch für Ruffy. Er liebt sie. Bei dem Gedanken schneide ich. Nicht schnell, nicht vorsichtig, nicht ruckartig. Ich drücke fest auf, ziehe die Klinge langsam durch meine Haut und spüre, wie sie meine Haut spaltet. Es tut nicht so weh wie es aussieht. Es fühlt sich an wie ein Faden, denn ich über meine Haut spanne und dann an ihm ziehe. Es fühlt sich nicht gut an. Aber es fühlt sich richtig an. Ich schneide nicht viel. Drei Finger breit, nicht sehr tief. Nur so tief, dass es nicht zu sehr weh tut. Aber das reicht noch nicht. Ich ziehe die Klinge aus der Wunde und sofort muss ich mein Handgelenk etwas tiefer halten, damit das Blut in das Waschbecken tropft und nicht an meinem Arm zu meinem Ellenbogen fließt. Ich warte einen Moment, sehe mir das Blut an und spüre, wie sich mein Magen bei der Tatsache zusammenzieht, was ich gerade gemacht habe. Ich habs schon wieder getan. Ich muss mit Sato reden. Jetzt sofort. Ich kann spüren wie mir das Blut an meinem kleinen Finger entlang läuft und erst an seiner Spitze ins Waschbecken tropft. Noch einmal tief durchatmen. Ich kann jetzt nicht mit ihm reden. Das würde jetzt auch nichts mehr ändern. Ich hab es schon getan. Er kann es nicht mehr verhindern. Jetzt hab ich eh schon angefangen. Bei dem Gedanken lege ich meine Klinge wieder auf meine Haut. Nur ein paar Millimeter unter dem ersten Schnitt. Was schalte ich jetzt aus? Diese dumme Nutte von meiner Mutter oder den Brief von gerade? Oder die Tatsache, dass Ruffy sich gar nicht dafür interessiert? Er hat mich nie nach etwas gefragt was war, bevor ich hier war. Nur, wenn es um Sex ging, was anderes nie. Er interessiert sich gar nicht wirklich für mich. Das ist doch keine Beziehung, die wir haben. Das ist einfach nur Sex. Er kennt mich gar nicht. Sanji kennt mich viel besser als er. Selbst Zorro kennt mich besser. Verdammt, Zorro. Wieso willst du unbedingt, dass ich das mit Sato abspreche? Das Training geht ihm doch gar nichts an. Das war bis jetzt nur unser Training. Deins und meins. Du hast Angst, dass ich nicht damit klar komme, wenn du über meine Mutter redest? Dann sprich gleich nochmal von ihr. Wieder drücke ich die Klinge auf meine Haut, ziehe sie nur ganz langsam durch sie hindurch und presse so gleichzeitig mehr Blut aus der ersten Wunde. Jetzt fühlt es sich genug an. Jetzt bin ich fertig. Ich lege den Dolch in das Becken neben die Spuren von Blut, die meine Tropfen hinterlassen haben, stelle dann das kalte Wasser ein und halte mein Handgelenk darunter. Es brennt etwas, aber nicht viel. Es muss jetzt so kalt sein wie möglich, damit es schnell wieder aufhört zu bluten. Dass ich immer dabei bluten muss. Dämlich. Sato hat doch gesagt, das geht auch ohne dass ich mich schneide. Selbst verletzten. Aber wie? Wäre ganz schön praktisch. Dann müsste ich jetzt nicht darauf warten, dass es aufhört zu bluten und hinterher nicht darauf achten, dass die Schnitte keiner sieht. Sowas dämliches. Es geht mir viel besser. Jetzt. Es fühlt sich an als ob alles, worüber ich vorher nachdenken musste, absolut harmlos ist. Nicht der Rede wert. Absolut normal. Es kommt gar nichts mehr an mich ran. Der Stummschalter. Wieder atme ich tief durch und spüre diesmal wie sich dabei meine Schultern entspannen. Viel besser. Ich sollte lieber drei Haarbänder auf einmal nebeneinander tragen. Dann sieht es mit Sicherheit keiner. Es dauert etwas, bis ich aus dem Badezimmer komme. Es hat sich sowas von gelohnt. Ich habe nicht mehr das Gefühl mit Sato reden zu müssen. Wieso auch? Jetzt ist ja immerhin alles wieder gut. Das Wetter hier ist einmalig. Die ganze Insel ist ein Traum. Ich muss es einfach genießen. Wie könnte ich anders? Wie Lysop gesagt hat. Das hier ist der reinste Urlaub. Also mache ich auch einen Urlaub daraus. Ich gehe gerade über das Deck Richtung Steg, als mich doch jemand aufhält. Ruffy kommt sofort zu mir, als er mich sieht, geht aber neben mir her. Wir beide bleiben also nicht stehen. „Hey, Krümel. Wo warst du heute Nacht?“ Er redet nicht sehr laut, flüstert aber auch nicht. Es ist eh niemand in der Nähe, der uns verstehen würde. Seine Frage verwundert mich allerdings schon etwas. Ich lag bis halb eins Wach. Wie kann er wissen, dass ich nicht in meinem eigenen Bett geschlafen habe? „Woher weißt du, dass ich nicht da war?“ Wow, ganz ohne Stottern. Hat sich wirklich gelohnt. „Darum geht’s jetzt nicht. Wo warst du? Hast du dich von jemand ficken lassen?“ „Nein, Käpten.“ Wäre auch zu schön gewesen, wenn du mir mal ne Frage beantwortest. Hab ich eigentlich auch nicht erwartet. Wir gehen zusammen den Steg entlang Richtung Hafen. Ich will eigentlich zum Strand. Ob er einfach mitkommt? Könnte ich ja mal ausprobieren. „Also?“ „Ich war bei Sanji.“ Ich denke gar nicht daran ihn anzulügen. Diesmal nicht. Soll er ruhig eifersüchtig werden. Das spielt mir vielleicht sogar in die Karten. Vielleicht denkt er ja dann ein bisschen darüber nach, wie es mir mit dem ganzen geht. „Und was genau habt ihr gemacht? Wer lag diesmal oben?“ Und bei dir? „Keiner. Wir haben nicht gefickt.“ „Nicht? Aber wieso warst du dann bei ihm?“ Ach, da kommst du nicht drauf klar, oder? Mal sehen, wie du reagierst, wenn ich es dir erkläre. „Wir haben gekuschelt. Ich konnte nicht schlafen und wollte nicht alleine bleiben.“ Er bleibt bei meinen Worten stehen, sieht mir einen Moment nach, aber ich denke nicht daran stehen zu bleiben. Oder mich zu ihm um zu drehen um zu sehen, ob es ihn getroffen hat oder nicht. Ich gehe einfach weiter. Er kommt mir nach als er merkt, dass er vor Schock stehengeblieben ist und faucht mich sofort leise an, als er mich wieder erreicht. Dabei hört er sich nicht wütend an. Eher fassungslos. „Wieso kuschelst du mit Sanji?“ „Hab ich doch gerade gesagt.“ „Bist du immer noch sauer auf mich? Wegen der Ohrfeige?“ „Nein.“, nicht deswegen. „Wieso machst du das dann? Das ist nicht witzig. Überhaupt nicht. Wieso bist du nicht zu mir gekommen?“ Ist die Frage ernst gemeint? Ich habe da so viele Antworten drauf, dass ich nicht genau weiß, welche ich als erstes sagen will. „Erstens hat Sato dir das Kuscheln verboten. Du kuschelst schon lange nicht mehr mit mir. Das letzte Mal war vor zwei Wochen. Ich glaube schon fast, dass du das gar nicht mehr willst. Jedenfalls nicht mit mir. Ich weiß ja nicht, was du mit anderen machst, wenn ich nicht dabei bin. Du sagst es mir ja, wenn ich Glück habe, erst hinterher.“ „Was? Aber- Das ist nicht faire. Was ist los mit dir? Du bist ja wohl noch sauer auf mich. Wieso redest du nicht mit mir, wenn dir was nicht passt?“ Ich kann hören, wie er wütend wird. Aber es ist anders als sonst. Natürlich ist er sauer auf mich. Nachdem, was ich gerade gesagt habe ist das kein Wunder. Gut so. Soll er ruhig sauer auf mich sein. „Hab ich doch gerade.“ „Das ist was anderes. Wieso machst du das jetzt? Wir wollten doch eh noch zusammen mit Sato über das alles reden.“ „Es macht doch keinen Unterschied ob ich dir das jetzt sage oder später bei Sato. Konntest du dir nicht vorher schon denken, dass ich ein Problem damit habe? Ehrlich, bist du so begriffsstutzig dass du das nicht gemerkt hast?“ „Was-.. Hör auf damit.“ „Womit? Dir zu sagen, was ich denke?“ Bei der Frage packt er mich am Handgelenk. Am Linken, da er auf der Seite neben mir her gegangen ist und hält mich fest. Er bringt mich dazu ihn anzusehen. Er kocht vor Wut und ich kann richtig in seinen Augen ablesen, dass es ihm in den Fingerspitzen juckt. Er packt so fest zu, dass es mir wehtut, aber ich blinzle nicht einmal als ich zu ihm aufsehe. Ich bin genauso sauer wie er. Hat er echt geglaubt, er kann einfach alles machen, was er will, ohne dass sich etwas zwischen uns ändert? So läuft das nicht. Und ich habe kein Problem damit ihm das klar zu machen. „Geh deiner Nami irgendwas kaufen, Käpten. Aber lass mich in Ruhe.“ „Wieso sagst du das?“ Weil du mir wehtust. Schon seit ich es weiß. Und ich will, dass es dir noch mehr wehtut als mir. Deswegen. „Du kannst mich mal.“, fauche ich ihn aber nur noch an. Er genauso leise zurück, als er mich los lässt. „Worauf du dich verlassen kannst.“ Ich gehe nicht sofort, will ihm am liebsten noch irgendwas Schlagfertiges an den Kopf werfen, aber mir fällt natürlich nichts ein. Es fühlt sich an als ob wir uns zeitgleich voneinander wegdrehen und uns in entgegengesetzten Richtungen voneinander entfernen. Dämlicher Ruffy. Wieso kapiert er nicht, was los ist? Soll ich es mir auf die Stirn malen, damit er es ablesen kann? Es ist doch sowas von offensichtlich. Klasse. Jetzt habe ich sowas von keine Lust mehr auf den Strand. Aber wo soll ich sonst bitte hin? Bei dem Gedanken bleibe ich doch wieder auf der Straße vom Hafen an den Bocks stehen und drehe mich nach hinten. Der Hafen ist nicht sehr groß, weshalb ich die Sunny von hieraus ohne Probleme sehen kann. Ruffy aber nicht mehr. Wenn er überhaupt auf die Sunny zurückgegangen ist. Oh, man, das ist so ätzend. Ich hasse es dich zu lieben, Käpten. Es macht mich total fertig. Ich denke die ganze Zeit an dich. Immer. Und du? Sagen kannst du viel. Machen tust du was ganz anderes. Ich hätte jetzt wirklich Lust auf ein Training. Alles raus lassen. Aber so lange ich das mit Sato nicht abgeklärt habe, kann ich das mit Zorro vergessen. Mit Zorro schon. Alleine nicht. Und ich will schon die ganze Zeit etwas üben, wo ich sonst nicht zu komme. Was ich sonst gar nicht üben kann. Also doch zum Strand. Es klappt noch nicht. Meine Haut beschichten, damit ich schwimmen kann. Dann nochmal versuchen. Ich bleibe am Strand stehen, gleite mit meinen Händen kurz über meine Beine. Ich werde nicht weit ins Wasser gehen. Nur zum Üben. Die Schuhe lasse ich stehen. Ich bin mit Absicht da hin gegangen, wo kein Mensch zu sehen ist. Soll ja keiner wissen, dass ich das bald kann. Wenn es klappt, wie ich es mir vorstelle. Das dürfte aber eigentlich gar nicht so schwer sein. Meine Blasen bleiben ja auch noch heile, wenn sie auf die Wasseroberfläche treffen. Das hier wird nichts anderes sein. Okay. Also los. Ein Schritt über den warmen Sand, noch einen und ab ins Wasser. Aber kaum berührt es meine Beschichtung, spüre ich auch schon dass meine Fuße nass werden. Klasse. Einfach geplatzt. Verdammt, konzentrier dich. Nochmal. Wieder aus dem Wasser raus, kurz mit den Händen über meine Füße bis zu den Knöcheln und beschichtet, dann wieder ins Wasser. Genau das gleiche. Was soll der Scheiß? Sonst hält sie besser. Nochmal. Wieder raus, wieder beschichten, wieder rein, wieder das gleiche. Verdammt! Was ist denn los mit mir? Bin ich so aufgeregt was das Schwimmen angeht? Was soll das? Ich versuche es wieder. Und wieder. Und wieder. Es klappt nicht. Sobald meine Beschichtung das Wasser berührt, ist sie auch schon weg. Wie ätzend ist das eigentlich?! Nachmeinem letzten Versuch kann ich nicht unterdrücken das Wasser einfach wegzutreten, als ich es wieder spüren kann. Ich bin so frustriert. Ich hab mir das alles ganz anders vorgestellt! „Hey!“ Ich zucke sofort zusammen als ich seine Stimme höre. Nicht unbedingt, weil er es ist, sondern weil ich gedacht habe, dass ich alleine bin. Ich wollte ja immerhin alleine sein. Ich stehe noch im Wasser, drehe mich dann aber zu ihm um und sehe Kanji, wie er gerade meine Schuhe aufhebt. Woher- Ach ja. Dieses komische Papier. Daran hab ich schon gar nicht mehr gedacht. „Was machst du hier alleine?“-soll das ne Anmache sein?-,„Weißt du nicht, dass es gefährlich ist hier rum zu rennen?“ „Gefährlich?“ Stimmt. Nami hat ja vor dem Anlegen gesagt, dass die Logport Nadel ziemlich ausgeschlagen ist. „Ja, schon. Zwar nicht unbedingt um diese Tageszeit, aber alleine solltest du echt nicht rum rennen.“ „Wieso eigentlich? Was soll so gefährlich sein?“ Bei der Frage sieht er mich zum ersten Mal wieder so direkt an, dass ich aufpassen muss, seinem Blick nicht ausweichen zu müssen. Und wenn es nur ein Reflex ist. „Na, die Wilden.“ „Wilden?“ „Komm erstmal wieder aus dem Wasser raus, ich erklär es dir.“ Ja, ich glaube, das mit dem Schwimmen kann ich wieder vergessen. Schade. Aber okay, da kann ich nichts machen. Also höre ich auf ihn, komme aus den kleinen Wellen am Strand auf ihn zu und nehme meine Schuhe an, die er mir hinhält. Er erklärt es mir, als ich sie mir wieder anziehe. „Die Wilden leben eigentlich auf der anderen Seite der Insel. Ist circa fünf Stunden Fußmarsch von hier weg. Wie genau die leben weiß man nicht genau. Wenn die dich erwischen bringen die dich sofort um. Also wirklich sofort. Also, wenn du nen nackten Kerl oder ein Weib siehst, was mit Blut vollgemalt ist, dann lauf.“ „Als ob ich in der Situation was anderes machen würde.“ „Hey, was ist los? Kein stottern mehr?“ „Nein, nicht wirklich. Ist ab und zu so bei mir.“ „Oh, okay, verstehe. Situationsabhängig, was?“, wiederholt er dann einfach meine Worte vom Frühstück, aber ich nicke nur als Antwort. Ich muss ihm das ja nicht erklären. Geht ihm ja auch nichts an. Was er auch merkt. „Naja, egal. Was die Wilden angeht, die sind nie alleine. Die gehen oft in Gruppen von mindestens drei Leuten auf die Jagt. Oder die führen irgendwelche Rituale ab. Meistens sieht man die in der Dämmerung oder in der Nacht. Einer in der Gruppe hat immer so ein Gerüst auf dem Rücken. Aus alten Knochen gemacht wo sie Fackeln dran befestigen. Bis jetzt weiß man nicht genau, wie die leben. Man findet ab und zu komisches Voodoo-Zeug von denen, aufgespießte Körperteile oder irgendwelche Knochen an Pfählen die irgendwas darstellen sollen, aber ein Lager hat man leider noch nicht gefunden. Wird schon lange danach gesucht. Die Siedler wollen sie schon lange ausrotten. Klappt nur nicht so einfach.“ Ich klopfe mir in der Zeit den Sand von den Fußsohlen und ziehe mir meine Schuhe an. Hört sich ja alles sehr gruselig an, aber so wirklich kann ich mir das kaum vorstellen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er die Wahrheit sagt oder ob das nur eine kleine Gruselgeschichte ist um mich zu verunsichern. Gut, dass Lysop jetzt nicht hier ist. Der würde total abdrehen. „Also ist es hier nur dann gefährlich, wenn man zulässt, dass es gefährlich ist?“ „Wenn man alleine rum rennt oder aus der Stadt abhaut. Schon. Hat euch das noch keiner gesagt?“ „Nicht wirklich, nein.“ „Liegt bestimmt daran, dass ihr Piraten seid. Was hast du hier eigentlich gemacht?“ „Mich abreagiert.“, stimmt sogar. Erst jetzt stehe ich wieder auf, sehe noch einmal nach hinten zum Wasser uns muss mir ein Seufzen verkneifen, weil es wirklich nicht so geklappt hat, wie ich es wollte. Vielleicht nächstes Mal. „Hast nen miesen Tag?“ „So in etwa. Bis jetzt jedenfalls schon.“ „Soll ich das ändern?“ Bei den Worten muss ich einfach lächeln, auch wenn mir noch gar nicht danach ist. Aber ich sehe ihn nicht an. Er will das ändern? Wie denn bitte? Naja, was zu verlieren hab ich auch nicht wirklich. „Klar.“ Kapitel 8: „Ich hab mit irgendwas Recht, oder?“ ----------------------------------------------- Kapitel 8 „Also, willst du mir verraten, was deinen Tag so scheiße gemacht hat?“ Drüber reden? Ehrlich? Reden will ich schon, klar. Aber nicht mit ihm. „Bis jetzt. Der Tag ist ja noch nicht vorbei. Das würdest du nicht verstehen.“ Kanji und ich gehen den Strand entlang und ich kann schon ein kleines Café erkennen. Wohl das Ende, beziehungsweise der Anfang der Stadt. Es sieht richtig gemütlich aus. Kleine, weiße, runde Tische auf einer weiß gefliesten Terrasse mit Sonnenschirmen an jedem Tisch die um diese Uhrzeit schon geöffnet sind. „Willst du nicht drüber reden?“ „Das habe ich nicht gesagt. Es ist nur alles zu kompliziert. Es ist viel zu viel, als dass ich es dir erklären könnte. Außerdem kennst du keinen einzigen, von denen ich reden würde. Würde also nicht wirklich was bringen.“ „Was ist mit einer kleinen Zusammenfassung?“ „Gib‘s auf.“ Wir gehen an dem Café vorbei Richtung Innenstadt. Ich habe kein bestimmtes Ziel. Er vielleicht. Immerhin kennt er sich hier viel besser aus als ich. Er wohnt ja auch schon länger hier. Obwohl. Wenn er den Job in dem Hotel erst seit ein paar Tagen hat, dann ist er ja vielleicht auch neu hier auf der Insel. „Würde Ficken deinen Kopf wieder frei machen?“ Diesmal bin ich über seine Äußerung nicht so schockiert wie noch am Anfang. Irgendwie habe ich damit gerechnet, dass er so etwas sagt. Daher schüttle ich nur Sachte den Kopf auf die Frage. „Nein, hab ich schon versucht. Bringt nichts.“ „Jetzt wird’s doch interessant. Wann hast du es versucht?“ Na klasse. Wo hab ich das Thema jetzt wieder hingelenkt? „Und mit wem? Deinem Dom?“ Einfach kurze Antworten geben. Dann fehlt ihm der Spielraum für weitere Fragen. Auch, wenn mich das Thema zum Lächeln bringt. Ist ja immerhin ein besseres Thema als der Stress der letzten Tage. „Ja, mit ihm. Gestern Nachmittag.“ Das hatte nicht geholfen. Ich bin immer noch eifersüchtig. Auch wenn ich es selber für bescheuert halte. Außerdem ist noch mehr dazu gekommen. „Vielleicht war es ja das falsche Loch.“ Wie plump der das einfach ausspricht. Damit zwingt er mich aber dazu mich an gestern zu erinnern, was mich zum Grinsen bringt. Es kann nicht das falsche Loch gewesen sein. Waren ja immerhin alle. Aber das muss ich ihm nicht sagen. Er sieht aber sofort zu mir, als er merkt, dass ich grinse. Was auch ihn zum Grinsen bringt als könnte er sich denken, woran ich mich erinnere. „Und? Wo war er?“ Ich sage kein Wort, kann aber nicht aufhören zu grinsen. Auch, wenn ich merke, dass ich bei dem Thema rot werde. Über so etwas redet man doch nicht einfach mitten in der Fußgängerzone. Das macht man einfach nicht. „Jetzt spiel nicht die Schüchterne. Wir beide wissen, was du-„ „Schieda?“ Zorro unterbricht Kanji, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Wir beide bleiben sofort stehen und schauen zeitgleich auf. Zorro steht uns seitlich gegenüber und es sieht aus, als ob er gerade aus der Gasse hinter ihm gekommen wäre. Zorro und sein Orientierungssinn. Wundert mich jedes Mal, dass er abends wieder auf dem Schiff ist. Er sieht mich einen Moment an, doch bevor ich antworten kann unterbricht Kanji die Stille. „Zorro?“ Jetzt sehe ich doch wieder zu Kanji. Kennen die sich? Oder hat er nur mal was über ihn gelesen. So wie über mich? Zorro antwortet ihm, als wäre es das natürlichste auf der Welt. „Was machst du hier?“ Meint er jetzt mich? Ich sehe wieder zu Zorro, aber jetzt sieht er mich nicht mehr an, sondern zu Kanji. Okay, langsam bin ich echt verwirrt. Die kennen sich. „Ist der vielleicht für deinen miesen Tag verantwortlich?“ Jetzt zieht er mich auch noch da mit rein. Meine Antwort ist aber ein reiner Reflex. „Nein, nicht wirklich. Er hat nichts damit zu tun.“ Zorro zieht nur kurz die Augenbraue über uns beide hoch, weil er natürlich nicht weiß, was los ist. Ich bin aber, glaube ich, etwas mehr verwirrt, als er. „Schieda, komm mit. Wir sollten zurück zum Schiff gehen.“ „Was?“ Sieht nicht so aus als ob Zorro Kanji gut leiden kann. Ganz im Gegenteil. Kanji allerdings sieht nicht aus, als ob er ein Problem mit Zorro hätte. Er steht genauso entspannt da wie zu dem Zeitpunkt, als er mich am Strand gefunden hat. „Komm einfach.“ „Jetzt übertreib mal nicht. Ich hab ihr nichts getan.“ „Fragt sich nur, wie lange das so bleibt.“ „Was ist los?“, werfe ich wieder eine Frage dazwischen, die aber gekonnt übergangen wird. Jedenfalls von Zorro. Nicht von Kanji. „Er hat ein bisschen Angst um dich weil er nicht auf dem neusten Stand ist.“ „Neusten Stand?“ „Zorro und ich waren mal Kollegen.“, sagt erst Kanji, was mir aber nicht wirklich Klarheit verschafft. „Wir gehen.“, unterbricht Zorro ihn dann, bevor er noch einen Ton über die Lippen bringt. Er geht einfach an uns vorbei. Ich kann gar nichts sagen, gar nicht so schnell reagieren. Ich sehe Zorro hinterher, dann zu Kanji auf und blinzle. Soll ich einfach bei Kanji bleiben? Was ist sein Problem? Aber ich gehört mehr zu Zorro, als zu Kanji. Also gehe ich ihm doch hinterher, seufze dabei allerdings so, dass Kanji es mitbekommt und versteht, dass ich hin und her gerissen bin. Allerdings hole ich Zorro bald ein und gehe diesmal voraus. Jetzt hat er mich sauer gemacht. Wieso behandeln mich alle so, als müsste ich auf sie hören? Ernsthaft, das nervt. Ich kann auch alleine sein. Oder neue Leute kennen lernen. Ich bin ein freier Mensch, verdammt. Sogar Vogelfrei. Ich kann machen, was ich will. Ich gehe einfach. Und auch, wenn ich weiß, dass Zorro noch zögert, kommt er mir nach. Irgendwann, als wir schon wieder Richtung Strand gegangen sind und wir uns eigentlich nicht mehr in der Stadt befinden, greift mich Zorro am Arm, hält mich damit auf und reißt mich aus meinen kreisenden Gedanken. Er ist nicht sauer oder grob. Er will mit mir reden und muss gesehen haben, dass ich zu viel dachte, als dass ich zugehört hätte. Also bleibe ich stehen, schließe aber einen Augenblick die Augen und atme einmal tief durch, bevor ich mich zu ihm drehe. Zorro fängt schon an zu reden, bevor ich die Augen überhaupt geöffnet habe. Aber er spricht leise. „Woher kennst du den Kerl?“ „Das könnte ich dich auch fragen.“ Darauf schweigt er. Komisch. Ich hätte mit einer ausweichenden Wiederholung seiner Frage gerechnet. Irgendwas, was meine Gegenfrage außer Gefecht setzt und mich dazu zwingt ihm alles zu verraten. Nein, gar nichts. Komisch. Er sieht einen Moment zur Seite weg, atmet dann selbst einmal tief durch, ehe er mir wieder eine Frage stellt. Diesmal ein ganz anderes Thema. „Ich hab gesehen, dass du aus Satos Zimmer gekommen bist. Hast du das jetzt abgeklärt?“ „Was? Achso. Ja, naja, wir müssen noch mal miteinander reden.“ „Wir beide?“ Was? Achso, er hat mich falsch verstanden. Er glaubt, ich meine ihn und mich und nicht Sato und ich. Er sieht meinen verwirrten Blick, fängt also sofort an zu erklären. „Weil ich mehr weiß als du?“ „Du weißt mehr als ich?“, jetzt bin ich neugierig. „Ich denke schon. Was weißt du schon von mir?“ Achso. Damit unsere Changsen im Kampf ausgeglichen sind, oder? Damit ich ihn genauso fertig machen kann, oder könnte, wie er mich. Jetzt verstehe ich. Aber das ist eine gute Frage. Ich antworte nicht sofort, weiche zum Nachdenken seinen Blick dann aber zur Seite aus und denke einfach laut über alles nach. Hier kann uns ja kaum einer hören. „Naja. Ich weiß sicher, dass du trauerst. Das hast du mir mal gesagt. Auch, wenn du es nicht mehr so nennen würdest. Ich weiß auch, dass du die ganze Zeit trainierst, um irgendwas zu erreichen. Das hast du mir zwar nicht gesagt, anders würde es aber keinen Sinn ergeben. Dann weiß ich noch, dass es mal ein Mädchen, oder eine Frau in deinem Leben gab, die Kuina heißt oder hieß. Das weiß ich alles sicher. Ich vermute allerdings, und das denke ich nur und kann es nicht sicher wissen, dass Kuina dir das Schwert gegeben hat. Das weiße. Deswegen passt du am Meisten auf dieses Schwert auf. Das hast du beim Kämpfen immer zwischen den Zähnen. Wenn dem Schwert etwas passiert, dann dir auch. Bei den anderen Schwertern könnte man dir den Arm abschlagen. Bei dem Weißen nicht. Ich glaube auch, dass du sie geliebt hast. Irgendwann mal. Und dass sie vielleicht irgendwie krank geworden ist und sie dir deswegen das Schwert gegeben hat. Vielleicht wollte sie was machen, was du jetzt machen sollst. Oder willst. Oder vielleicht liege ich ganz falsch und sie wurde mit diesem Schwert umgebracht und darum behältst du es so nah bei dir. Vielleicht ist sie auch gar nicht tot, sondern jemand anderes ist gestorben. Oder gar keiner. Aber dann frage ich mich, wieso du trauerst. Naja, ich weiß zwar nicht viel, aber du weißt auch nicht gerade mehr von mir.“ Vielleicht hab ich ein bisschen viel rumgesponnen, aber viel Basis zum Raten hatte ich ja nicht wirklich. Er antwortet aber nicht sofort, was mich dazu bringt wieder zu ihm auf zu sehen. Allerdings treffen sich unsere Blicke nicht. Er sieht zur Seite weg und schweigt noch einen Moment. Ich hatte mit irgendwas Recht. Aber mit was? Es könnte alles Mögliche sein. „Das Reden mit Sato hilft dir wirklich.“ Seine Stimme ist ganz ruhig. Aber das ist doch jetzt ein ganz anderes Thema. „Was?“ „Du stotterst kein Bisschen.“, stellt er leise fest, was mich sofort wieder dazu bringt an die Schnitte unter dem breiten Haargummi zu denken. Ich wäre schön blöd, wenn ich es ihm verraten würde. „Dauert bestimmt nicht mehr lange, bis ich wieder anfange.“ Jetzt spreche auch ich leiser, sehe aber zur Seite weg. So kann er mir die Lüge gar nicht ansehen. Diese dämlichen Schnitte. Wenn die nicht so lange bleiben würden. „Lass uns ein bisschen gehen.“ Erst jetzt sehe ich wieder zu ihm auf. Ich weiß, was er meint. Das Thema ist viel zu ernst als dass man das einfach so zwischendurch besprechen könnte. Also nicke ich als Antwort und wir gehen langsam weiter. Wieder zum Strand. Gedanken um diese Eingeborenen, von denen Kanji erzählt hat, mache ich mir weniger. Erstens war ich schon alleine am Strand, zweitens sagte Kanji, es ist nicht die Tageszeit für diese Kerle und drittens, naja, ich bin ja jetzt mit Zorro unterwegs. Das schlimmste, was mir mit ihm passieren könnte, ist mich zu verlaufen. Und so lange ich das Meer sehe, muss ich nur am Strand zurück laufen. Also wird das nicht passieren. „Kuina war nicht krank.“, unterbricht er irgendwann die Stille und sofort, als er anfängt zu sprechen, spüre ich ein Kribbeln in meinem Bauch. Das hier ist wichtig. Es ist nicht einfach nur eine Unterhaltung. Das hier ist viel mehr. Mehr als ein Spaziergang am Strand mit einem Freund. Besonders für ihn ist es viel mehr. Aber ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, während er weiter spricht. „Ganz im Gegenteil. Kuina war der stärkste unter ihren Kollegen und Auszubildenden in dem Dojo ihres Vaters. Wo ich trainieren wollte. Ihr Vater, Koshiro, sollte mein Sensei werden. Das hatte ich mir fest vorgenommen. Wenn ich heute daran zurück denke würde ich mir am liebsten selber eine runter hauen.“, er grinst bei der Erinnerung. Das kann ich hören, auch wenn ich nicht zu ihm aufsehe. Ich will ihn jetzt nicht raus bringen. Ich weiß nicht einmal, ob das jemals jemand von ihm gehört hat. „Ich hatte ne große Fresse. Bestimmt noch mehr als Ruffy heute.“ Das glaub ich nicht. Das kann ich mir bei ihm nicht vorstellen. Naja, außer… „Wie heute, wenn du dich mit Sanji zoffst?“ „Schlimmer. Aber darum geht es nicht. Koshiro hatte nichts dagegen mich aufzunehmen. Allerdings sollte ich erst seinen besten Schüler besiegen. Und das war Kuina. Sie war kaum älter als ich, außerdem ein Mädchen. Ich hab sie nicht nur unterschätzt, ich war komplett unkonzentriert, hab alles übertrieben und habe natürlich verloren. Aber erst, als ich es wieder und wieder versucht habe, gegen sie zu gewinnen, habe ich gemerkt, dass es nicht daran lag, wie konzentriert ich war. Sie war einfach zu gut. Ich blieb beim Dijo, trainierte und sah ihr bei jedem Kampf zu. Ich forderte sie ein paar Mal am Tag heraus. Jeden Tag. Jede Woche. Immer. Ich hab es nicht geschafft. Nicht ein Mal.“ Er hört auf zu sprechen und ich weiß, dass er sich an etwas erinnert. Etwas, was er mir nicht sagt. Aber das muss er auch nicht. Er sagt schon jetzt viel mehr als ich je gedacht hätte. „Wir wollten beide die besten werden. Und am Ende wir beide gegeneinander. Damit wir mindestens immer einen haben, gegen den wir antreten müssen. Wahrscheinlich wäre es dann abwechselnd. Mal ein Jahr der eine, mal ein Jahr der andere der beste Schwertkämpfer der Welt.“ Der beste Schwertkämpfer der Welt. Deswegen das ganze Training. „Nur für sie wäre es schwerer gewesen, als für mich. Das hat sie jedenfalls geglaubt. Ich merke jeden Tag, dass sie unrecht hatte.“ Jetzt kann ich ihm nicht mehr folgen. Soll ich was sagen? Irgendwas fragen? Einen Fragenden Blick zu ihm auf kann ich dann doch nicht unterdrücken und erst als er wieder zu mir sieht, merkt er, dass ich ihn nicht mehr verstehen kann. Ich sehe keinen Zusammenhang mehr. Schade. Die Geschichte ist bestimmt schön. Und höchstwahrscheinlich auch sehr traurig. Als er meinen Blick versteht, atmet er selbst einmal tief durch, sieht dann wieder nach vorne weg und nickt sachte. Wir bleiben aber nicht stehen. „Sie hatte einen Unfall. Ich hab sie nach dem Versprechen nicht mehr lebend gesehen.“ „Oh.“ Das kann ich mir doch nicht verkneifen. Damit habe ich nicht gerechnet. So kurz nachdem sie beide sich etwas für die Zukunft überlegt haben? Natürlich trauert er. Wow, erst jetzt wird mir klar, dass er sein ganzes Leben nach diesem Versprechen ausgerichtet hat. Das ist so tiefgehend. Das kann ich gar nicht so schnell begreifen. Ich werde noch lange darüber nachdenken müssen. Aber eine Sache stört mich dann doch. Eine Frage, die er noch nicht beantwortet hat. Doch kaum habe ich sie über meine Lippen, bleibt er stehen. „Und das Schwert?“ Dass er stehen bleibt, habe ich nicht erwartet. Natürlich bleibe ich auch stehen, drehe mich zu ihm um und will in seinem Blick sehen, was er denkt. Ob ich was falsch gemacht habe. Aber er sieht mich gar nicht an. Er sieht aufs Meer. „Du kennst dich mit Schwertern wirklich nicht aus, oder?“ „Nicht wirklich.“ Erst jetzt sieht er mich wieder an. Und Lächelt. Jetzt bringt er mich wirklich aus dem Konzept, was er aber gar nicht mehr mitbekommt, denn er sieht nach unten zu seinen Schwertern. Zieht es aber nicht. „Das ist Wado-Ichi-Monji. Eines der einundzwanzig Königsschwerter. Über denen stehen nur noch die Drachenschwerter. Die besten Schwerter der Welt. Zwar ist ein Schwert nur so gut, wie der, der es führt. Aber der, der es führt, kann nie besser als sein Schwert werden. Das ist kompliziert. Das dauert auch viel zu lange, um es zu erklären. Darum geht es eigentlich auch gar nicht. Dieses Schwert ist anders, als meine anderen beiden. Genau, wie du gesagt hast. Wenn ihm etwas passiert, passiert mir auch etwas. Dieses Schwert und ich teilen dasselbe Schicksal. Weil es Kuina gehört. Sie hat es in unserem letzten Kampf benutzt. Sie hat darauf aufgepasst, wie auf nichts anderes. Ich würde mich schämen, wenn ich es anders mache als sie.“ Er sagte, es gehört ihr. Nicht, es gehörte ihr. Er leiht es sich nur. Es gehört ihm gar nicht. Nicht wirklich. Er will gar nicht, dass es ihm gehört. Es gehört Kuina. Und das wohl für immer. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist so viel offener von ihm, als ich es erwartet habe. Locker die Situation auf, bevor es ihm klar wird. Bevor es ihm peinlich wird. „Ich wusste gar nicht, dass Schwerter Namen haben.“, sage ich also einfach, woraufhin er mich natürlich wieder ansieht. Diesmal zieht er die Augenbraue über meinen Satz nach oben und kann anscheinend nicht glauben, was ich da sage. Aber ja, ich wusste das wirklich nicht. Jedenfalls nicht wirklich. Ich dachte, das sind nur Gerüchte. Ich meine, ein Schwert ist doch theoretisch auch nur ein Stück Metall. Wenn man zwei Schwerter macht, die genau gleich sind, heißen die dann auch gleich? Das ergibt für mich wenig Sinn. Genauso gut könnte man ja auch Messer in der Küche einen Namen geben. Aber das sage ich ihm lieber nicht. Dann glaubt er noch, ich denke so über ihn wie es Sanji macht. „Meinst du das ernst?“ Hat er meine Gedanken gelesen? Ablenken. „Wie heißt denn das da?“ Ich zeige an seinen Gürtel auf das Schwarze. Aber er kann natürlich nicht erkennen, welches ich meine und sieht wieder an sich herunter zu seinen Schwertern. „Welches?“ „Das, was du mir mal gegeben hast. Das Schwarze.“ „Das ist Shuusui.“ „Und woher hast du das?“ Jetzt fängt er wieder an zu lächeln, greift diesmal aber sein Schwert und zieht es ein paar Zentimeter aus seiner Scheide, um sich die Klinge ansehen zu können. „Es gefällt dir, oder?“ Ist das so offensichtlich? „Ich, ähm-. Es sieht schön aus.“, murmle ich nur als Antwort und hoffe, dass er es dabei belässt. Was er auch macht. Ein Glück. Wenn er wüsste, was ich mir mit dem Schwert schon alles vorgestellt habe, würde er noch breiter grinsen. „Das habe ich noch nicht so lange. Knapp über drei Jahre. Kurz bevor wir auf den Sabaody Archipel getrennt wurden. Das gehörte mal einem anderen Schwertmeister. Er hat verloren. Jetzt ist es bei mir.“ Wieder sagt er nicht, dass es ihm gehört. Nur, dass es bei ihm ist. Soll ich fragen, ob es ihm auffällt? Sagt er es mit Absicht nur so? Allerdings fragt er mich etwas, bevor ich noch etwas fragen kann. Er sieht mich bei der Frage aber nicht an, steckt das Shuusui wieder zurück, dreht sich zum Strand und setzt sich, noch bevor er den Satz beendet. „Jetzt bist du an der Reihe. Was war das mit deiner Mutter?“ Oh. Na klasse. Ich hätte ahnen müssen, dass er jetzt auf dem gleichen Wissenstand sein will, wie ich jetzt bin. Das zieht mich sofort wieder runter und ich realisiere erst, dass ich mein rechtes Handgelenk mit der linken Hand greife, als ich etwas an meinen beiden Schnitten spüre. Eine Abwehrreaktion. Klar will ich nicht darüber reden. Wie könnte ich es wollen? Ich will nicht drüber reden, weil es nicht wahr sein soll. Deswegen. Aber jetzt hat er gefragt. Und es ist nur faire, wenn ich ihm antworte. Er hat nicht gezögert mir alles zu erzählen. Und jetzt zögere ich so lange. Ich folge seinem Blick aufs Meer und seufze innerlich tief. Ich komm da nicht drum rum. Nicht, wenn ich weiter mit ihm trainieren will. Und das will ich. Es macht mir Spaß. Mehr als das. Es ist richtig gut für mich. Für uns beide. Also gut. Ich gehe ein paar Schritte zu ihm rüber, setze mich dann einfach neben ihn, sehe ihn dabei aber nicht an. Oh, man. Das wird echt nicht einfach. Wie fange ich an? Wie hat er gerade angefangen? „Sag mir erst, was du weißt. Und dann, was du glaubst. So wie ich gerade.“ So fällt es mir bestimmt leichter. Hoffentlich. Immerhin muss er jetzt alles über die Lippen bringen und ich sage hinterher nur, wo er Recht hat und wo er falsch liegt. Er atmet einmal tief durch, bevor er anfängt zu erzählen. „Gut. Also. Alles, was ich über dich weiß ist, dass du stotterst. Du hast, bevor du bei uns warst, eigentlich nie wirklich gekämpft. Du Stehst auf etwas, wo nicht jeder drauf steht und verstößt damit auch noch gegen ein Gesetz, von dem ich nicht weiß, was für ein Sinn es haben soll. Du bist sterilisiert und du glaubst, dass das, was Ruffy mit dir macht, dir auf irgendeine Art und Weise hilft. Du glaubst, das gehört irgendwie zur Therapie dazu. Also glaube ich, dass bevor du das gemacht hast, es dir schlechter ging. Außerdem willst du, dass deine Mutter stirbt. Das hast du gesagt. Ich weiß, dass du nicht gerne über sie redest oder über sonst was aus deiner Vergangenheit. Denn jedes Mal, wenn ich irgendwas frage, weichst du aus. So wie da, als ich dich gefragt hatte, wieso du dich hast sterilisieren lassen. Da hast du das Thema einfach zurück auf mich gelenkt. Oder als ich dich gefragt hatte, wieso du stotterst. Genau das gleiche. Einfach abgeblockt. Darum gibt es nicht viel, was ich wirklich weiß. Ich kann nur damit rumhantieren, was du sagst. Und reden tust du ja auch nicht so viel.“ Er atmet einmal tief durch und ich bin schon beruhigt, dass er nicht so viel weiß. Allerdings hört er jetzt gar nicht mehr auf zu reden. „Du hast das Gefühl, dass du die Schläge verdienst. Deswegen gehört das auch irgendwie zu deiner Therapie dazu. Das hat was mit deiner Mutter zu tun, hast du gesagt. Mit deinem Vater aber nicht, weil du nicht weißt, wer dein Vater ist. Das ist das, was ich weiß. Jetzt denke ich mir, dass du deine Mutter irgendwie schlecht behandelt hast. Deswegen würde es passen, dass du glaubst, dass du die Schläge verdienst. Aber das passt mit nichts anderem zusammen. Also wird es das nicht sein. Ich tu nicht so, als würde ich zum ersten Mal versuchen das alles irgendwie im Zusammenhang zu sehen. Also sag ich einfach, wie ich mir das bis jetzt gedacht habe.“ Er weiß schon so viel. Und trotzdem noch gar nichts. Nur ein paar kleine Bruchstücke. Das Thema macht mich jetzt schon nervös. „Ich glaube, dass deine Mutter mehr mit irgendwelchen Kerlen beschäftigt war, als mit dir. Deswegen weißt du nicht, wer dein Vater ist. Und deswegen hast du angefangen zu weinen, als ich dir gesagt habe, dass es kein Wunder ist, dass deine Mutter nicht stolz auf dich ist. Obwohl der Satz eigentlich alles hätte treffen können. So gut wie jeder will, dass seine Eltern stolz auf einen sind. Also dachte ich, das ist ganz wahrscheinlich etwas worauf du anspringst. Hast du auch. Außerdem glaubst du, dass du Schläge verdienst. Vielleicht steckt noch viel mehr dahinter, aber im Grunde hat es nur wieder etwas mit deiner Mutter zu tun. Das hast du ja immerhin gesagt. Ich hole vielleicht sehr weit aus, aber ich glaube, dass du deine Mutter gar nicht tot sehen willst. Ich glaube viel mehr, dass du einfach nur willst, dass sie stolz auf dich ist. Dass sie merkt, dass du auch da bist. Weil du sie liebst. Sie ist eben deine Mutter. Allerdings hat sie echt fiese Sachen mit dir gemacht. Davon geh ich mal aus. Deswegen redest du dir ein, dass du sie lieber tot sehen willst. Damit du erstens nicht darauf warten musst, dass sie dich bemerkt und zweitens willst du, dass sie für das bezahlt, was sie getan hat. Was immer das auch war. Ich glaube, dir tut es einfach nicht so weh wenn du so tust als ob du sie hasst. Auch, wenn du dich damit nur selbst belügst und deine Gedanken und Gefühle in die falsche Richtung lenkst.“ bei dem Gedanken kann er ein Seufzen nicht unterdrücken und fährt ich kurz mit der Hand durch die kurzen Haare. Ich habe schon gar kein Gefühl mehr in meinen Armen und Beinen. Wie lange denkt er da eigentlich schon drüber nach? Ich weiß, dass er Recht hat. Aber was mache ich jetzt? Ich kann doch nicht einfach sagen, dass er mich so schnell durchschaut hat. Gibt es keine andere Erklärung für alles, was er sicher weiß? Passt das nicht auch noch anders zusammen? Geht das nicht auch anders? Irgendeine kleine Lüge. Irgendwas, woran er nicht gedacht hat. Was passen würde. Irgendwas? „Ich hab mit irgendwas Recht, oder?“ Er sieht mich von der Seite an, bewegt sich aber kaum. Ich bewege mich gar nicht mehr. Mein ganzer Körper fühlt sich so taub an, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich überhaupt antworten kann. Meine Zunge verweigert jede Bewegung. Wie eine ängstliche, kleine Maus die hinter meinen Zähnen Schutz sucht und unter keinen Umständen wieder raus will. Also nicke ich nur kurz als Antwort. Denk dir schnell was aus. Irgendwas. Komm schon. Du bist Autorin, du denkst dir sonst auch immer irgendwas aus. Mach schon. Das kannst du. Jetzt schnell. „Womit?“ Zwei Wörter. Sag es einfach. Es sind nur zwei Wörter und dann ist es wieder gut. Fang jetzt bloß nicht an zu heulen. Denk nicht mehr drüber nach. Das stimmt alles eigentlich gar nicht. Hark das Thema ab. Mach schon. Nur zwei Wörter. Danach ist das Thema wieder weg. „Mit allem.“ Kapitel 9: Glaubst du, das wird hier gleich romantisch? ------------------------------------------------------- Kapitel 9 „Mit allem?“ Wenn ich jetzt nicht wirklich was durcheinander gebracht habe, ja. Schon. Nichts ist zu viel. Also nicke ich. „Allerdings fehlt da auch noch ein bisschen was.“, gebe ich noch dazu, was Zorro jetzt doch dazu bringt mich von der Seite anzusehen. Ich sehe ihn nicht an. Da fehlt sogar noch einiges. „Willst du den Rest wissen?“, frage ich irgendwann, weil das Thema ja doch nur wieder aufkommen wird, wenn ich ihm jetzt nicht alles sage. Wenn ich jetzt nicht einmal stottern muss, dann ist das jetzt doch der beste Zeitpunkt dafür, oder? „Ist es viel?“ „Mehr oder weniger. Ich kann dir entweder sagen, was ich sicher weiß oder was Sato mir immer sagt. Er glaubt, ich verdränge eine ganze Menge.“ „Davon hatte ich keine Ahnung. Was glaubt er denn, dass du verdrängst?“ Klar, dass er das wissen will. Das ist immerhin jetzt für ihn die große Frage. Und die Antwort darauf, wieso ich ne Therapie brauche. Aber… „Ich glaube Sato nicht wirklich dabei. Er spielt gerne Psychiater und versucht sehr viel zu analysieren. Ich glaube, mit einem Patienten ist er echt unterfordert. Deswegen glaubt er das alles. Er denkt viel zu viel über das alles nach.“ „Du glaubst nicht, dass du was verdrängst?“ „Ich hatte ein paar Alpträume. Ich meine, das ist doch normal wenn man als Kleinkind in der Nacht wach wird und seine Mutter nicht findet. Oder wenn man nicht mit den Leuten im Wohnzimmer reden will. Ich hatte halt Angst vor denen. Dass die meiner Mutter irgendwas antun. Die Alpträume hab ich ja auch erst seit.. Ach, keine Ahnung. Mein Geist hat sich einfach irgendwas zusammengesponnen um das alles damals zu verarbeiten. Sie hätte doch was gemerkt. Ich meine, wer hat die Kette an der Tür fest gemacht, wenn ich alleine zu Hause war und nicht dran kam? Das ergibt keinen-„ „Schieda?“ Er unterbricht mich, weil er schon lange nicht mehr mit kommt. Klar. Wie auch? Er hat von allem keine Ahnung und ich gehe sofort ins Detail. Ich muss Sato mal fragen, wie er sich das zusammen reimt. Hab ich bin jetzt noch gar nicht. Aber ich will es jetzt ja immerhin Zorro erklären und zwar so, dass er auf dem gleichen Wissensstand ist wie ich. Nicht wie Sato oder Sanji. Einfach nur Fakten. Keine Mutmaßungen oder Schlussfolgerungen. Fakten. Durchatmen. Nochmal von vorne. „Ich hab halt Alpträume. Ab und zu.“ „Heute immer noch?“ „Ab und zu.“ „Du musst nicht drüber reden, wenn du nicht willst.“ „Ich weiß. Ist okay. Sind ja nur Träume.“ Und nicht mehr als das. „Du kennst das ja, wenn man Angst vor irgendwas hat oder man so lange über irgendwas nachdenkt, dass man davon träumt.“ Bei den Worten sieht er wieder vor sich aufs Meer. Und nickt. „Ja, kenn ich.“ „Siehst du. Das heißt aber noch lange nichts. Das sind nur Träume.“ Wenn ich es noch einmal sage, dann glaube ich mir selbst schon fast nicht mehr. Wieder durchatmen. Sag es einfach. „Ich träum halt, dass die nicht zu meiner Mutter gehen. Sondern zu mir.“ Er bewegt sich kein Stück. Sanji hat ganz anders reagiert. Und Sato auch. Er bleibt einfach Stumm sitzen. Damit habe ich nicht gerechnet, weswegen ich dann doch zu ihm aufsehe. Was ich erst realisiere, als ich ihn schon ansehe. Nicht mal das bringt mir was. Ich sehe nichts in seinem Blick. Keinen Gedanken verrät er mir. Er sieht mich ja nicht einmal an. Mist. Jetzt weiß ich wieder, wieso ich es Ruffy nicht sagen werde. Ich weiß einfach nicht, wie er drauf reagieren würde. „Sind die Träume realistisch?“ Seine Stimme hört sich plötzlich so laut an, obwohl er genauso leise spricht wie vorher. Ich rede nicht gerne über das Thema und bei der Frage muss ich einfach wieder an die Träume denken. Sehe sie richtig vor mir, wieso ich mit meinem Blick wieder zur Seite ausweiche. Ich würde am liebsten auch so leicht von den Träumen wegsehen können. Aber so leicht verschwinden die Bilder nicht aus meinem Kopf. „Manchmal. Meistens. Aber es gibt fast immer irgendwas, was nicht klappt. Also, was mir sagt, dass es keine Erinnerung sein kann.“ „Erinnerung? Wie alt bist du in den Träumen?“ Klasse. „Nicht alt. Eher noch klein. Ich weiß nicht? Vielleicht vier? Sechs? Ist verschieden. Ich glaub zu der Zeit als ich so langsam mitbekommen habe, was meine Mutter da veranstaltet.“ „Hmm.“, summt er nur leise als Antwort, schweigt danach allerdings. Klasse. Denk nicht zu viel. Bitte. „Ich kann verstehen, wieso Sato glaubt, dass es was Verdrängtes sein könnte.“ „Ist es aber nicht.“ „Bist du dir sicher?“ Für die Antwort muss ich gar nicht nachdenken. „Es sind nur Träume. Weil ich meine Mutter ne Zeit beobachtet hatte. Deswegen.“ „Du hast sie beobachtet?“ Stimmt, das hatte ich nicht gesagt. Also nicke ich nochmal sachte, konzentriere mich aber aufs Meer, weil ich das jetzt nicht vor meinem inneren Auge wiedersehen will. „Das gehört zu meinen ersten Erinnerungen.“ „Gott, Schieda.“ „Ich weiß.“ „Aber dann passt das ja dazu, dass es nur Träume sind. Weiß Sato, dass du geguckt hattest?“ „Er weiß noch viel mehr als du.“ „Es gibt noch mehr?“ Komisch, aber darauf muss ich lächeln. Und ob. Du hast noch kaum eine Ahnung. „Ich hatte gedacht, dass-„ „Meine Mutter ist eine Nutte, Zorro. Und ich meine das nicht als Beleidigung. Sie verdient damit ihr Geld. Sie hat mit dem Geld mein Spielzeug gekauft. Und so lange ich mich daran zurückerinnern kann, bis heute, versucht sie mich darauf vorzubereiten auch eine gute Nutte zu werden. Wie ich mich benehmen soll, wie ich mich anziehen soll, was ich sagen oder was ich denken soll. Das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, hat sie mir vorgeschlagen mich operieren zu lassen, damit ich besser aussehe. Sie macht sich lustig über mich, wenn ich stottere und lacht über alles, wo ich stolz drauf bin. Und wenn sie merkt, dass sie mich getroffen hat, macht sie mir ein Kompliment. Irgendwas, was eigentlich total unwichtig ist. Und jedes Mal, wenn ich drauf einsteige, macht sie es hinterher wieder kaputt. Sie hat gesagt, sie mag meine Haare. Und dann fragt sie mich, wo ich sie gekauft habe. Sowas eben. Jedes Mal. Immer.“ „Man.“ „Ich weiß. Deswegen stottere ich. Deswegen bin ich so…naja. Kaputt.“ Er schweigt. Wie könnte er nicht? Ich hab ihm mit allem bombardiert, was ich hatte. Naja, was mir gerade so eingefallen ist. Würde mich wundern, wenn ihm jetzt noch eine Frage einfallen- „Aber das passt doch nicht zusammen.“ „Was?“ „Wenn du deiner Mutter dabei zugesehen hast, dann würde ich eher glauben, dass du ganz anders bist. Das passt doch nicht. Wie kannst du überhaupt Sex haben ohne daran zu denken?“ Gute Frage. Sato hat mich das noch nie gefragt. Ich hatte ihn gefragt. Er hatte die Antwort für mich. „Weil ich das nicht vorspiele. Ich mach das nicht für Geld. Das ist schwer zu erklären. Ich kann hinterher niemandem Vorwürfe machen. Ich könnte mich höchstens bedanken. Es ist einfach keine Arbeit für mich-„ Zorro unterbricht mich nicht direkt, dreht sich aber plötzlich mit dem Oberkörper zur Seite und sieht in den Walt. Er schweigt. Sieht richtig ernst aus. Was ist los? Hab ich was verpasst? Natürlich folge ich seinem Blick, schweige und lausche mit ihm, höre aber nichts. Und sehe auch nichts. Aber so lange er sich nicht bewegt, bewege ich mich auch nicht. Sind das diese Wilden, von denen Kanji geredet hat? Hat Zorro was gehört? Weiß er von denen? „Wir sollten hier weg.“, flüstert er irgendwann, sieht aber noch immer in den Walt. Ich sage nicht sofort etwas, versuche aber immer noch etwas im Walt zu erkennen. Oder zu hören. Aber nichts ist da. Alles still. Keine Bewegung. „Was hörst du?“, frage ich erst leise, als wir uns erheben und sehe zu ihm auf. Er lässt den Walt nicht aus den Augen, schüttelt dann aber einfach den Kopf auf meine Frage. „Gar nichts.“ Okay? „Siehst du was?“ „Nein, ich höre nichts. Gar nichts. Keinen einzigen Vogel. Verschwinden wir von hier.“ Oh. Das ist mir gar nicht aufgefallen. Er hat Recht. Verdammt. Beobachten die uns? Haben die uns bemerkt? Will ich das wissen? Wir gehen sofort los, rennen aber nicht. Ganz dicht am Strand, beinahe im Wasser gehen wir zurück. Wenn uns bis jetzt niemand von denen bemerkt hat, dann müssen wir jetzt keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Und wenn doch, müssen die nicht wissen, dass wir wissen, dass sie da sind. Wir schweigen die ganze Zeit. Sagen kein Wort auf dem ganzen Weg zurück zur Stadt. Und auch, wenn ich mich zwingen muss mich nicht nach hinten umzusehen, damit ich sicher weiß, ob da jemand ist oder nicht, kann ich nicht unterdrücken zu Zorro aufzusehen. Er sieht nicht zu mir, aber an seinem Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass er überlegt, was es sein könnte. Oder er denkt über das nach, worüber wir geredet haben. Und weil mir jedes Thema besser gefällt als meine Vergangenheit, kläre ich ihn einfach vor dem Anfang der Stadt auf. Genau wie ich auch aufgeklärt wurde. „Das sind Wilde.“ Ich halte mich kurz. Noch sind wir nicht in der Stadt. Und die müssen mich ja nicht hören, wenn die wirklich hinter mir her sind. „Wilde was?“ „Wilde Menschen?“ Was sonst? Erst jetzt sieht er zu mir, ich aber dafür nicht mehr zu ihm. Sein Blick ruht allerdings auch nicht lange auf mir. Er sieht jetzt einfach zwischen und nach hinten zum Strand um zu sehen, ob er nicht doch jemanden entdeckt. Bevor ich ihm gesagt habe, was es ist, wollte er sich genauso wenig umdrehen wie ich. Jetzt guckt er einfach nach hinten. Als hätte es ihn beruhigt, was ich gesagt habe. Oh Man. Wenn es ihn beruhigt, dass es Menschen sind, dann will ich nicht wissen gegen was für Dinger er vorher gekämpft hat. Als ich noch nicht dabei war. „Hast du welche gesehen?“ „Was?“ „Na welche von diesen Wilden. Woher weißt du, dass es welche sind?“ Klar, das kann er ja gar nicht wissen. Okay, fangen wir wieder damit an. „Kanji hat es mir gesagt.“ Ich erwarte nicht einmal, dass ich den Satz aussprechen kann ohne dass er mich unterbricht. Aber nichts. Er dreht sich einfach wieder nach vorn und geht weiter. Ohne was zu sagen. Oder zu fragen. Das hätte ich wirklich nicht erwartet. Er war so sauer auf ihn. Oder er kann ihn einfach nicht leiden. Aber wieso? Ich warte bis wir wieder geteerten Boden unter den Füßen haben, bevor ich ihn dann doch frage. Was hab ich zu verlieren? „Woher kennst du ihn eigentlich?“ Was soll ich sonst fragen? Wieso bist du sauer auf ihn? Wieso magst du ihn nicht? Nein, ich will die ganze Geschichte wissen. Und darum will ich auch den Anfang erfahren. Er scheint mir die Geschichte aber nicht erzählen zu wollen. „Das ist schon ein paar Jahre her.“ Lass dich nicht abschütteln. Frag weiter. „Wie lange?“ „Ein paar Jahre. Hör mal, ich hab noch ein bisschen was zu erledigen. Wir sehen uns heute Abend beim Training, okay?“ Training? Ehrlich? Oh, Klasse! Halt, Mist! Wenn ich jetzt weiter frage, woher er Kanji kennt, überlegt er es sich vielleicht anders. Verdammt. Das hat er mit Absicht gemacht. "Klar. Danke. Bis später." "Bis dann." Und weg ist er. Wirklich toll. Er weiß, wie man einer Frage aus dem Weg gehen kann. Er nimmt das aus dem Weg gehen wörtlich und geht einfach weg. Oh man. Und was mache ich jetzt? Wenigstens bin ich nicht mehr alleine am Strand oder irgendwo im Wald. Sicher sein ist schon mal gut. Zurück auf die Sunny? Bloß nicht. Auch, wenn wir gleich zu Mittag essen würden. Hinterher laufe ich noch Ruffy in die Arme, und darauf habe ich sowas von keine Lust. Nicht nach meiner Aktion gerade. Ach ja! Das Stück Papier! Ich hab es schon wieder total vergessen. Okay, wenn ich die eine Seite der Geschichte von Zorro und Kanji nicht hören kann, dann höre ich mir eben die andere Seite an. Das Stück Papier führt mich vor den Eingang eines Mehrfamilienhauses. Nur leider ist die Eingangstür abgeschlossen und ich kenne seinen Nachnamen nicht. Weshalb ich mich dazu entschließe, oder eher dazu gezwungen bin, mich auf die Eingangstreppe zu setzen um auf ihn zu warten. Es ist so heiß und etwas Schatten kann ich gut gebrauchen. In dem Garten vom Nachbarhaus spielen ein paar Kinder. Sie müssen um die acht Jahre alt sein. Meister, Meister, kann ich Arbeit kriegen? Das ist eigentlich das gleich Spiel wie Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Manche sagen aber, dass das Spiel Rassistisch ist. Finde ich nicht. Ich stelle mir bei dem Spiel immer einen Mann vor, der in der Nacht hinter einer Tür in der Dunkelheit wartet. Das ist für mich der schwarze Mann. Weil er im Dunkeln steht. Ich weiß ja nicht, was sich andere vorstellen, aber so denke ich das eben. Die Hitze scheint denen aber nicht wirklich viel aus zu machen. Da fällt mir auf, Kinder bekommen sowieso viel mehr hin als Erwachsene. Die Laufen jeden Tag rum, rennen und spielen Stundenlang und haben nie Muskelkater. Unglaublich wenn ich daran denke, was ich damals als Kind immer gemacht habe. Wie lange ich gespielt habe ohne außer Atem gewesen zu sein. Mein Kindheits-Ich würde mich im Sport total abziehen. Naja, vielleicht nicht mehr, wenn ich viel mit Zorro trainiere. Dann muss ich aber echt noch einiges dazu tun. "Was zum-" Ich hab die Tür hinter mir gar nicht gehört, drehe mich aber sofort zu ihm um, als ich seine Stimme höre. Mein natürliches Lächeln verschwindet allerdings als ich merke, wie er mich ansieht. "Was zur Hölle machst du hier?", faucht Kanji mich an und zieht die Tür hinter sich zu. ich stehe ganz automatisch auf und gehe rückwärts die letzte Stufe herunter. Kanji sieht sich nach links und rechts um, als ich ihm antworte. "Ich wollte dich was fragen. Was ist denn los?" Ich hab ja immerhin nichts falsch gemacht. "Schon mal daran gedacht, dass es gefährlich ist, wenn man uns zusammen sieht? Wenn man dich hier sieht? Du kannst nicht einfach so tun, als ob du nicht gesucht wirst." Er kommt schon auf mich zu als er noch gar nicht ausgeredet hat. Ich bin verwirrt, lasse mich aber von ihm am Arm greifen und von seiner Haustür weg führen, damit er sich beruhigen kann. "Wir waren schon öfter zusammen in der Öffentlichkeit. Wieso-" "Weil da kaum einer Gelegenheit dazu gehabt hätte, die Marine zu rufen. Da waren wir fast immer in Bewegung und keiner konnte sich wirklich sicher sein, dass du wirklich du bist." "Aber am Hafen, als wir gefrühstückt haben-" "Genau, das war am Hafen und nicht bei mir vor der Haustür. Ach, fuck. Hoffentlich hat dich keiner gesehen. Hat dich einer Gesehen?" Oh, man. Der hat richtig Angst, dass man mich gesehen haben könnte. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Daran hatte ich nicht einmal gedacht. Wieso auch? Er hat mir vorher keinen Grund gegeben zu glauben, dass er Angst davor hat, dass wir zusammen gesehen werden. Ja, gut. So lange werde ich jetzt auch noch nicht per Steckbrief gesucht. Ich muss mich wahrscheinlich erst daran gewöhnen. "Ich glaube nicht. Ist ja keiner hier. Jetzt komm mal wieder runter. Ehrlich." "Ja, okay. Hoffen wirˋs mal. Komm erstmal mit, ich muss zu meiner Schicht. Was war denn so wichtig?" Achso. Spätschicht im Hotel. Diesmal anscheinend keine Nachtschicht. Ich warte noch einen Moment, bevor ich ihn frage. Ich will sicher sein, dass er jetzt etwas ruhiger ist als vorher. Dann falle ich aber einfach mit der Tür ins Haus. Wieso auch nicht? "Woher kennst du Zorro?" Er sieht sofort zu mir rüber, ich aber diesmal nicht zu ihm. Ich will nicht voreingenommen sein und darum will ich nicht einmal in seinen Blick etwas interpretieren können. "Er hats dir nicht gesagt?" Weich mir jetzt nicht auch noch aus. "Nein, wollte er nicht. Aber du bist ja auch noch da. Also sag schon. Ich bin neugierig." Er antwortet nicht sofort und das nächste, was ich von ihm höre ist ein tiefer Seufzer. Er denkt nach, wie er am besten anfangen könnte. Ich lasse ihm die Zeit. Wieso auch nicht? Solange er mir erzählt, was war, bin ich zufrieden. "Wir haben mal ne Zeit zusammen gearbeitet. Ist schon ein paar Jahre her." Die gleiche Formulierung wie Zorro. Ich denke aber nicht daran, ihm das zu sagen. "Hör mal, ich will dir das eigentlich gar nicht erzählen. Ich bin endlich aus dem Job raus und um ehrlich zu sein würde das alles zwischen uns nur viel komplizierter machen. Hat er dir gesagt, wieso er nicht darüber reden will?" Jetzt weiß ich jedenfalls schon etwas mehr. Ich wusste gar nicht dass Zorro mal in nem Hotel gearbeitet hat. Oder hat Kanji vor dem Hotel als was anderes gearbeitet? "Nein, kein Wort. Nur, dass es lange her ist." "Für ihn mehr, für mich weniger. Sag ihm, wenn du ihn das nächste Mal siehst, dass ich es nicht mehr bin. Okay? Er weiß schon, wovon ich rede." "Okay." Auch, wenn ich keine Ahnung habe, was er nicht mehr ist. Na gut. Wenn er sagt, dass er den Job hinter sich gelassen hat, dann wird es das wohl sein. Jetzt wurde ich von ihm genauso abgewürgt, wie von Zorro. Und das heißt, dass mich die Frage mit Sicherheit nicht mehr in Ruhe lassen wird. Echt toll. Mensch, was ist denn daran so interessant? Ehrlich. Mich könnte ruhig jemand aufklären. Ich wechsle das Thema nicht mehr, rate in Gedanken weiter, was dieses Geheimnis sein könnte und begleite Kanji bis zum Hotel. Erst hier sagt er wieder etwas. Erst hier sagt er wieder etwas. "Ich glaube, es ist sicherer für alle, wenn du nicht mehr zu mir kommst. Ich komme ab jetzt zu dir. Das ist viel sicherer.“ Ich muss ihn einfach ansehen. Was ist los? Ist das jetzt doch nicht etwas übertrieben? Er ist einer von uns. Reiß dich zusammen. Kein Wunder, dass er Angst hat. Das ist ganz normal. Du hättest auch Angst gehabt, wenn ein gesuchter Verbrächer auf einmal vor deiner Tür sitzt und auf dich wartet. Jemand mit Steckbrief. Jemand mit Foto. "Ist gut." "Versteh mich nicht falsch. Ist nicht böse gemeint. Wirklich nicht. Aber in meiner Gegend wohnen schon ein paar, naja.. Denen kann man einfach nicht trauen. Ich hol dich das nächste Mal von Schiff ab, ja? Morgen wieder zum Frühstück?" "Weiß ich noch nicht. Ich bin nicht immer so früh wach. Sagen wir nach dem Frühstück." Außerdem würde es Ruffy komisch vorkommen, wenn ich zum Frühstück abhaue. Dabei fällt mir ein, woher weiß er eigentlich, dass ich nicht da war? In der Nacht? "Klasse. Dann bis morgen." Ich bin total angespannt. Schon die ganze Zeit. Kommt mir vor, als würde ich auf eine wichtige Klausur in der Schule warten und darf nicht mehr lernen. Ich muss mich unbedingt abreagieren. Und ich weiß auch schon ganz genau wie. Trainieren kann ich vergessen. Das ist für heute Abend angesetzt. Zu Ruffy werde ich mit Sicherheit auch nicht gehen. In meinem jetzigen Zustand würde ich nur alles schlimmer machen und aus lauter Unruhe irgendwas Bescheuertes sagen. Dann hätte er erst recht einen Grund dazu sauer auf mich zu sein. Nein, nicht zu Ruffy. Auf Sato habe ich schon gar keinen Bock. Ich habe mich mit Ihm zwar zum Reden verabredet, aber nachdem ich die Notbremse gezogen habe und meine Gefühle auf Stumm gestellt habe, würde er mir anmerken, dass irgendwas nicht stimmt. Alleine schon wegen dem Stottern. Nein. Ich werde mit niemandem reden. Reden. Ich habe etwas viel besseres vor. Ich gehe zurück zur Sunny, passe aber auf, dass ich niemand sieht. Und auch, wenn ich schon etwas essen könnte, weil ich ja das Mittagessen verpasst habe, werde ich nichts essen. Nicht dafür gehe ich in die Küche. Sanji ist alleine, wäscht die Teller ab und steckt mitten im Aufräumen. Kein Wunder. Bei so vielen Leuten, die essen. Durch das Klappern des Geschirrs und des Wassers hört er mich nicht. Deswegen zuckt er auch zusammen, als ich hinter ihm sage, was ich von ihm erwarte. "Fünf Minuten." Er weiß, was das heißt. Das machen wir nicht zum ersten Mal. Er dreht sich sofort zu mir um, antwortet aber nicht und muss beinahe aufpassen, dass er seine Zigarette nicht verliert. Sein zweiter Blick trifft das Geschirr. Ich habe ihn mitten in der Arbeit gestört. Er würde es nicht schaffen, wenn er sie nicht unterbrechen würde. Und genau deswegen habe ich ihm kaum Zeit gegeben. Er muss sich beeilen. Ich bewege mich nicht, sehe weiter zu ihm auf und warte auf eine Antwort. Wieder dreht er sich zu mir, greift dabei auch schon sein Handtuch und trocknet sich die Hände ab. Diesmal sieht er mir nicht in die Augen. Sehr gut. "Ja, Miss." Er wartet nicht mehr, zögert nicht einmal sondern lässt die Arbeit liegen und verschwindet schnell aus dem Raum. Du freust dich mit Sicherheit. Auch, wenn es nicht in deine Planung passt. Damit hast du nicht gerechnet. Ich hab aber noch einiges auf Lager, womit du nicht rechnest. Ich gehe erst aus dem Raum, als ich die Tür zum Badezimmer höre, gehe aber nicht sehr schnell aus der Küche und in mein Zimmer. Puh, hier hätte ich zuerst nachsehen müssen. Wenn Ruffy hier auf mich gewartet hätte, wäre das nicht so gut geplant gewesen. Fünf Minuten also. Oder jetzt nur noch vier. Für das, was ich geplant habe, ist das nicht viel Zeit. Ich bin aber auch manchmal bescheuert. Ich ziehe mir als erstes die Strumpfhose aus. Auch, wenn er dann meine Narben sieht, die kennt er ja schon. Meinen Slip lasse ich allerding an. Ich werde ihn auch nicht ausziehen oder zur Seite schieben, wenn es so weit ist. Ich mache etwas ganz anderes. Dafür gehe ich zum Schreibtisch und greife mir die Schere, ziehe den Stoff meines Slips weit nach unten und schneide ein Loch in den Stoff. Schade um den Slip und ich sah bei der Bewegung auch alles andere als Elegant aus, aber als ich den Stoff wieder los lasse sehe ich, dass es die richtige Entscheidung war. Das Loch im Stoff fängt kurz über meiner Klit an und endet erst kurz vor meinem Hintern. Er kann alles sehen. Und ich kann alles benutzen. Naja, bis auf meinen Hintern. Aber der soll heute auch kaum zum Einsatz kommen. Ich werfe das Stück Stoff in den Müll, lege die Schere auf die geschlossenen Briefe und, ach ja. Die Briefe. Die muss ich mir auch nochmal gut durchlesen. Aber die passen jetzt nicht in mein Spiel. Noch zwei Minuten. Gut, also die Bettdecke gegriffen und das Kopfkissen auch. Alles zusammen schiebe ich unter mein Bett und drücke so gleichzeitig die Spielzeugkiste auf der anderen Seite ans Licht. Sehr gut. Die werde ich brauchen. Das, was ich vorhabe, wird lange dauern. Sanji ist gleich schon wieder hier. Mist. Okay. Vorhänge zusammen, damit uns keiner sieht Licht ein, damit es nicht zu dunkel wird. Es soll ja immerhin noch jeder alles sehen können. Oh, man. Bin ich froh, dass mein Zimmer schalldicht ist. Anders würde das hier nicht funktionieren. Ich öffne meine Spielzeugkiste, greife ein langes Seil und lege es unter mein Bett. So, dass beide Enden irgendwo am Fußende wieder zum Vorschein kommen. Das Seil habe ich aber hinter die Bettpfosten gelegt, damit er sich nicht aus Versehen befreien kann. Wenn ich das gleiche Seil noch einmal am Kopfende hätte, könnte man das Bett so hochheben. Ach ja, Kopfende! Ich greife mir gerade ein Seil und krabble aufs Bett, als sich meine Tür öffnet. Ich schaue sofort nach hinten und sehe, wie Sanji mit noch nassen Haaren ins Zimmer kommt. Er sieht auf den Boden und schließt die Tür sofort hinter sich ab. Sehr gut. Jetzt bin ich schon etwas beruhigter. Er ist pünktlich, hat auf mich gehört und ist bereit. Das alles fällt mir auf. Aber ich lobe ihn nicht. Nicht ein einziges Wort. Ich schiebe das Seil an meinem Kopfende unters Bett hinter die Pfosten, als ich anfange mit ihm zu reden. Hoffentlich sieht er mir jetzt noch nicht unter den Rock, sonst ist es keine Überraschung mehr. "Weißt du noch, wie dein Saveword lautet?" Die Frage stelle ich jedes Mal. Meistens als Versicherung dafür, dass ich machen kann, was ich will. Nur manchmal zu seiner Beruhigung. "Ja, Miss. Prinzessin." Diesmal ist es weder Beruhigung für mich, noch für ihn. Denn heute wird er es als Drohung empfinden. Und so ist es auch gemeint. "Sehr gut. Wehe du vergisst es. Ich werde dich heute dazu bringen, dass du es sagst." Ich sehe nicht zu ihm, als ich ihm das sage. Aber ich glaube trotzdem zu wissen, was er denkt. Das erste Gefühl, was er spürt, ist Angst. Gegründet auf das, was ich schon mit ihm gemacht habe und dem Wissen, dass ich heute weiter gehen werde. Das zweite Gefühl, was einen Sekundenbruchteil später in ihm aufwacht, ist das Gefühl herausgefordert zu sein. Ich glaube nicht, dass er es mir leicht machen wird. Das wird er aber nicht sagen. Er hat mit Sicherheit nicht vor heute das Saveword auszusprechen. Ich bin gespannt ob das, was ich mir überlegt habe, reichen wird. Ich krabble von einer Seite vom Bett zur Andere, halte dabei das Seil in der Hand, lege es aber nicht aufs, sondern hinters Bett. So, dass ich es auf dieser Seite auch von den Pfosten halten lassen kann. Erst jetzt, wo das Bett fertig ist, drehe ich mich zu Sanji. Er sieht mich nicht an, auch wenn ich nicht weiß, ob er mir gerade zugesehen hat. Er sieht auf den Boden, hat das Sakko noch aufgeknöpft und die vom Duschen nassen Haare hat er sich schnell mit einer Handbewegung aus den Augen gewischt. Er sieht gut aus. Er macht mich wirklich nervös. Aber das sage ich ihm nicht. Das versuche ich nicht einmal zu zeigen. Ich steige vom Bett, gehe auf ihn zu und bleibe nur kurz vor ihm stehen. Er zwingt sich, mich nicht an zu sehen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich ihn so weit habe. Und das in so wenig Zeit. Wie lange machen wir das jetzt hier? Drei Wochen? Vier Wochen? Wie war ich in der Zeit? Denk jetzt nicht darüber nach. Konzentrier dich auf das, was du mit ihm vorhast. Es ist wichtig, dass er es auch einmal ausspricht. Das mache ich hier nicht zum Spaß. Nicht nur. Er weiß, dass er mir vertrauen kann. Aber ob ich ihm vertrauen kann, das weiß ich nicht. Noch nicht. Erst, wenn er es ausspricht. Sonst hält er sich nicht an unsere Abmachung. Also hole ich aus und schlage ihm mit der flachen Hand fest auf die Wange. Meine Handfläche kribbelt und er sieht zur Seite weg. Keine Bewegung, keine Reaktion von ihm. Obwohl er das von mir noch nicht kennt. Sonst har jeder Schlag, jedes Zwinkern von mir einen Grund. Der Schlag jetzt war einfach nur so. Zum Aufwärmen. Seine Wange rötet sich. Das war aber noch nicht alles. Ich schlage wieder zu. Nochmal auf die gleiche Stelle. Meine Finger hören gar nicht auf zu kribbeln. Aber er bewegt sich immer noch nicht. Obwohl er das so nicht von mir kennt. Sonst haben meine Schläge immer einen Sinn. Er muss irgendwas falsch gemacht haben, damit ich ihn bestrafen kann. Diesmal hat er nichts falsch gemacht. Naja, gut. Er wird sich drauf eingestellt haben als ich gerade gesagt habe, was ich vorhabe. „Leg dich aufs Bett. Nackt.“ Ich gehe fast gleichzeitig an ihm vorbei, als ich das sage und auf die Spielzeugkiste zu. Ich sehe im Augenwinkel, wie sich Sanji auszieht. Er hört auf mich und zwingt sich mir nicht hinterher zu sehen. Ich weiß das, weil ich ja selbst oft genug in seiner Situation war. Aber das gleich wird ihm nicht gefallen. Davon gehe ich mal aus. Ich krame etwas in meiner Kiste, bin mir aber schon gar nicht mehr sicher, wonach ich suche. Bis mir die Reitpeitsche ins Auge springt. Klar. Wieso eigentlich nicht? Ich nehme sie aber noch nicht in die Hand, sehe Sanji hinterher, wie er sich jetzt auf den Rücken aufs Bett legt, Arme und Beine von sich gestreckt und sehe ihn mir einen Moment an. Die Situation ist unbezahlbar. Ich mach sie mir mal noch etwas besser. Ich gehe wieder auf ihn zu, mustere ihn einmal offensichtlich von oben bis unten und bin richtig stolz darüber, dass er meinen Blick nicht erwidern kann. Ich sehe ihm sogar länger ins Gesicht als zu seinem Schwanz, der natürlich hart auf seinem Unterbauch liegt. Perfekt. Erst jetzt fange ich an ihn zu fesseln. Erst das eine Bein um dann das Seil am anderen Bein noch einmal spannen zu können bevor ich ihn fessle. Ich kenne die Kraft in seinen Beinen und ich will nicht, dass er mit ihnen ausholen kann, um aus Reflex treten zu können. Das hat nichts damit zu tun, dass ich glaube, dass er mich treten würde. Das würde er nie wagen. Aber wenn er gleich an die Grenze seiner Schmerzen geht, dann wird er versuchen sich zu befreien. Das wird er jetzt nicht mehr können. Nachdem ich seine Handgelenke genauso fest gefesselt habe, wie seine Knöchel gehe ich noch einmal ein paar Schritte zurück. Jetzt sieht die ganze Situation gleich ganz anders aus. Er Atmet jetzt schon schneller als vor ein paar Sekunden und hat jetzt die Augen geschlossen, damit er sich selbst innerlich etwas mehr beruhigen kann. Er ist nervös. Sehr sogar. Nicht nur er. Ich auch. Und das ist gar nicht so gut für das, was ich vorhabe. Ich muss konzentriert bleiben. Auch ihn achten können. Und ich darf nicht davon abgelenkt werden, dass ich feucht werde. Deswegen greife ich zwar die Reitpeitsche, aber lege sie nur neben ihn auf das Bett. Ich weiß, was ich brauche, um mich wieder konzentrieren zu können. Und ich weiß auch, dass Sanji das kann. Ich krabble zu ihm aufs Bett, zu ihm nach oben an seinen Schultern vorbei und knie mich mit beiden Knien über seinen Schultern auf der Matratze. Ich knie so, dass ich seinen Körper sehen kann, spüre seinen Atem zwischen meinen Beinen und greife selbst meinen Slip, damit das reingeschnittene Loch meinen Kitzler ganz freigibt. Er macht noch nichts, obwohl er die Möglichkeit dazu hätte. Er wartet auf meinen Befehl. Und den gebe ich ihm auch. Queening. „Leck mich.“ „Ja, Miss.“, keucht er und hebt seinen Kopf ein wenig. So, dass er meine Schamlippen mit seinem Mund berühren. Ich spüre seine Zunge nicht sofort. Dafür die Küsse, mit denen er anfängt. Er küsst mich drei Mal, bevor ich seine Zunge spüre. Er spaltet meine Schamlippen, dringt aber nicht in mich ein. Er gleitet durch sie zu meinem Kitzler und bringt mich dazu meine Augen zu schließen. Das fühlt sich wirklich gut an. Er kann das so gut. Wenn er das macht, habe ich immer das Gefühl als wäre mein Kitzler das Beste, was seine Zunge berühren kann. Ausgerechnet bei ihm. Oh Gott, das ist wirklich gut. Ich komme ihm etwas näher, so dass er seinen Kopf wieder auf die Matratze ablegen kann und spüre, wie er atmet. Dabei zieht er nicht einmal seine Zunge von mir zurück. Er lässt mich nicht mehr ohne sie. Als ob es das ist, worauf er seit Tagen, seit Wochen gewartet hat. Sein Schwanz zuckt langsam auf, als er mit der Zunge jetzt in mir eindringt. Er bringt mich zum Keuchen und ich kann meinen Blick von ihm nicht lösen. Er liegt gefesselt unter mir, und es gefällt ihm. Sein Schwanz bewegt sich jedes Mal, wenn er seine Zunge tiefer in mich gleiten lässt. Ich beiße mir auf die Unterlippe um nicht stöhnen zu müssen als ich mir vorstelle, wie ich mich auf seinen Schwanz setze. Bei dem Gedanken gleitet meine Hand zwischen meine Beine, meine Finger ziehen meine Schamlippen etwas auseinander damit er sich besser bewegen kann und mein Mittelfinger ruht dabei auf meinem Kitzler. Ich kann meinen Puls in ihm spüren und wieder Sanjis Atem auf meiner Haut. Ich will nicht, dass er aufhört. Nicht einmal zum Luft holen. Es fühlt sich einfach zu gut an. Seine Lippen, seine Zunge, die Tatsache, dass er sich nicht bewegen kann. Ich bewege mich jetzt langsam gegen ihn. Gegen sein ganzes Gesicht. Er gehört mir und er wird sich gleich dafür bei mir bedanken. Ich könnte mich jetzt einfach nach vorne legen und ihn genauso verwöhnen. Sein Schwanz fleht mich richtig an, ihn zu berühren. Oh, Gott, hör jetzt nicht auf. “Sehr gut, Bastard.”, schnappe ich dann doch nach Luft, damit ich mein Stöhnen so unterdrücken kann. Er antwortet nicht und ich schließe die Augen um mich besser auf seine Zunge und seine Lippen konzentrieren zu können. Ich bin so feucht, bewege mich gegen seine Zunge und stütze mich jetzt mit einer Hand von seinem Brustkorb an, damit ich das Gleichgewicht besser halten kann. Es kommt schon gar nicht mehr auf seine Bewegungen an, ich habe die Kontrolle übernommen. Ich reibe mich an ihm, befriedige mich an ihm und halte die Luft so lange wie möglich in meiner Lunge nur um auf zu stöhnen als ich spüre wie er langsam verzweifelt nach Luft schnappt. Ich mache es ihm dabei aber nicht leicht. Und das mit Absicht. Darum geht es. Dass ich mich nicht darum kümmere, wie es ihm dabei geht. Es geht um mich. Jetzt, wo ich den Rhythmus vorgebe und mich gegen ihn bewege, geht es noch schneller. Ich kann spüren, wie ich die Kontrolle immer weiter an meinen Instinkt abgebe und versuche schon nicht mehr mein Stöhnen zu unterdrücken. Es geht schneller, ich nehme mich halb nach vorne, verändere den Winkel, erhöhe damit den Druck seiner Zunge, seiner Lippen auf meine Klit und komme so endlich zum Orgasmus. Ich stöhne diesmal nicht, will die Luft in meiner Lunge halten, presse sie dann aber halb keuchend zwischen meinen Zähnen aus mir. Kaum kommt mein Körper zur Ruhe, hebe ich mich etwas von seinem Gesicht. Er schnappt sofort nach Luft und auch ich bin völlig außer Atem. Das war gut. Das war wirklich gut. Ich senke mich nach hinten, setze mich auf meine Füße und schaue zu ihm herunter. Er hält die Augen geschlossen, atmet schnell und seine Haut glänzt ganz leicht. Ich muss lächeln, als ich ihn so sehe. Man könnte meinen, dass er genauso zufrieden ist, wie ich jetzt. Als er mich lächeln hört, macht er es mir gleich. Ich streiche ihm kurz über die Wange, dann seine Haare aus der Stirn nach oben, damit sie ihn nicht stören bevor ich mich ganz aufrichte und wortlos aus dem Bett verschwinde. Jetzt fängt es richtig an. Und da ich jetzt erst einmal befriedigt bin, werde ich mich voll und ganz auf ihn konzentrieren können. Ich spüre, wie er mir nach sieht, weiß, dass er etwas fragen will, aber er hält sich zurück. Ich glaube, er ahnt schon, dass jetzt das anfängt, worauf ich schon gewartet habe. Die Stille gefällt mir aber genauso wenig, wie ihm. Also mache ich etwas dagegen. “Worauf stehst du so?” Ich will ihn mit der Frage nur aus dem Konzept bringen. Was ich auch schaffe. In der Zeit, in der ich zur Spielzeugkiste gehe, antwortet er mir. “Wie meinen sie das, Miss?” Ich gehe in die Knie, greife als erstes die Reitpeitsche, lasse den Blick dann aber noch etwas schweifen, ehe ich mir ein paar Überraschungen für ihn heraussuche, die er von da aus nicht erkennen kann. Die Augenbinde. “Was ist so schwer daran, diese Frage zu verstehen? Worauf stehst du?” Ich kann mich jetzt nicht so genervt anhören, wie ich es gerne hätte. Mein Kitzler zuckt immer noch ein wenig. Aber das ist schon okay. Er ist eh schon so weit, dass er mich siezt. “Ich, ähm, stehe auf Sie, Miss.” Ich habe geahnt, dass er das sagt. “Idiot. Ich habe gefragt, auf was du stehst, und nicht auf wen. Weißt du nicht was der Unterschied zwischen Wem und Was ist?” Ich lege mir ein paar Spielzeuge neben die Kiste, gehe aber nur mit der Augenbinde zu ihm zurück. Er soll sich nicht vorher auf die kleinen Überraschungen vorbereiten können. Als ich zu ihm zurückkomme, sieht er mir fragend in die Augen, nickt dann aber sachte als Antwort den Kopf. “Doch-” Ich ziehe ihm sofort, als er in meiner Reichweite ist, meinen Handrücken über die Wange. Mit Schwung natürlich. Er sieht reflexartig schnell zur Seite und presst die Lippen aufeinander. Er weiß genau, wieso er die Ohrfeige bekommen hat. Weil er mir in die Augen gesehen hat. Ich höre gar nicht auf mich zu bewegen, entfalte die Augenbinde und schiebe sie ihm über die Augen, ohne zu zögern. “Also?” Er wird nervös. Knebeln werde ich ihn natürlich nicht. Ich warte auf ein ganz bestimmtes Wort. “Doch, ich kenne den Unterschied.”, flüstert er dann leise und räuspert sich einmal, bevor er weiter spricht. “Ich stehe auf Frauen, Miss. Darauf, wie sie reagieren, wenn man anfängt Andeutungen zu machen. Wenn sie sich bewegen. Wenn sie sich auf irgendetwas konzentrieren und unterbewusst irgendetwas machen. Wenn sie-” Ich gehe schweigend zurück zur Kiste, greife mir das Spielzeug und lege es dann zwischen seine gespreizten Beine auf die Matratze. Er zuckt sofort zusammen, als er es spürt. “Was stellst du dir vor, wenn du siehst, dass ich in Gedanken versunken bin?” Ich weiß genau, dass er über mich redet. Er beobachtet mich immer, wenn ich lese. Das ist mir schon ein paar Mal aufgefallen. Aber diese Frage, die interessiert mich jetzt mal wirklich. Er antwortet nicht sofort, weil er natürlich nicht darüber reden will. Ob er darüber nachdenkt, mich anzulügen? Natürlich würde ich es merken. Außerdem würde er mit einer Lüge nur sich selbst alles kaputt machen. Ich glaube, das weiß er. “Wie ich dich aus deinen Gedanken reiße. Dich einfach zu küssen, bevor du weißt, was los ist.” “Ich glaub, mir wird gleich schlecht. Musst du immer so übertrieben romantisch sein?” “Ich, ähm-” “Glaubst du, das wird hier gleich romantisch?” “Nein, Miss.” “Glaubst du, das wird gleich schön für dich? Glaubst du echt, dass du das genießen wirst?” “Nein, Miss.” Bei der Antwort muss ich mir die Spielsachen noch einmal ansehen. Naja, wollen wir das Ende mal nicht vorweg nehmen. Das kann ja immerhin vorher keiner wissen, oder? “Mal sehen.” Würde mich trotzdem sehr überraschen. Kapitel 10: Vielleicht Übermorgen --------------------------------- Kapitel 10 Sein Schwanz ist immer noch hart, aber er wird nervös. Das war abzusehen. Ich fange mit dem an, was ich von Anfang an machen wollte, greife die Reitpeitsche und gehe ein paar Schritte bis ich neben ihm und so auch neben dem Bett stehe. Ich lasse die Peitsche dabei so über das Laken kratzen, dass er es hören kann. Er hat sie bis jetzt nicht gesehen und muss in Gedanken bestimmt raten, was ich da habe. Das Raten kann er sich schenken. Er wird es gleich eh spüren. „Du weißt, was ich hören will.“ „Ja, Miss.“ Seine Stimme zittert beinahe. Er ist so nervös. „Sag es.“, befehle ich leise, aber er zögert, zieht einmal scharf die Luft in seine Lunge bevor er schnell den Kopf schüttelt und mir antwortet. „Nein, Miss.“ Ich antworte ihm sofort. Hebe die Reitpeitsche und lasse sie beim zuschlagen die Luft durchschneiden bevor sie seine Bauchmuskeln trifft. Er zuckt sofort zusammen, strafft seine Fesseln ganz automatisch und hält vor Schreck die Luft in der Lunge. Er konnte den Schlag nicht kommen sehen, kämpft einen Moment gegen den brennenden Schmerz an ehe er leise die Luft aus seiner Lunge entweichen lässt. Er will nicht schreien. Natürlich nicht. Also schlage ich noch einmal zu. Diesmal aber keinesfalls hart. Nur schnell, damit er sich erschreckt, als ich seinen Schwanz treffe. Diesmal schreit er auf, will reflexartig die Beine zusammen pressen und presst sich gegen sie Matratze, denn die Fesseln lassen nicht zu, dass er ausweichen kann. “Fuck, Miss.”, zischt er leise, um ein Keuchen zu unterdrücken und dreht seine Handgelenke in den Seilen. Er versucht sie zu greifen, damit er sich an ihm festhalten kann. Was er nicht schafft, da der Knoten an seinem Handrücken ist. Das hat einen Psychischen effekt. Wenn er sich nicht festhalten kann, dann hat er noch mehr das Gefühl nichts kontrollieren zu können. Das Festhalten würde ihm Sicherheit vermitteln. Das sehe ich gar nicht ein. Diesmal nicht. “Ich warte.”, sage ich ganz ruhig und zeige ihm so, dass im Gegensatz zu ihm ich noch nicht außer Atem bin. Ich kann noch sehr viel länger weiter machen. Er atmet schnell, dreht noch einmal seine Hände in den Fesseln, streift mit den Fingern das Seil, kann es aber nicht greifen. Erst, als er die Hände zu Fäusten ballt, schüttelt er schnell als Antwort den Kopf und beißt dabei die Zähne aufeinander. Er spannt beinahe Zeitgleich seine Bauchmuskeln an, da er mit einem weiteren Schlag rechnet. Ich tu ihm aber nicht den Gefallen, verschränke die Arme mit der Peitsche in der Hand vor der Brust und beobachte, wie er auf meinen Schlag wartet. Dass er nichts sehen kann, macht es für ihn noch schlimmer. Es dauert eine Zeit, bevor er seine Muskeln wieder entspannt, zucke aber selbst zusammen, als er es realisiert. Ich mache gar nichts. Die Spannung allein macht ihn schon fertig. Eigentlich wollte ich warten, bis er anfängt vor Erwartung leise zu fluchen, aber als er doch langsam ruhiger wird und mein Blick zurück auf das Spielzeug zwischen seinen Beinen fällt, entscheide ich mich doch anders. Das wird gleich noch viel besser. Wo hab ich denn das Gel? Ich sehe bei dem Gedanken automatisch zurück zur Kiste, gehe ein paar Schritte und muss gar nicht suchen um es zu finden. Es liegt immer am Rand, damit selbst Ruffy es schnell findet. Ich hoffe, das reicht noch. Ich muss hier dringend noch einmal einkaufen gehen. Okay. Zurück zum Bett. Ich werfe die Peitsche diesmal so, dass Sanji zwar zusammenzuckt als sie seinen Bauch trifft, aber spüren kann, dass sie locker neben ihn rutscht und ich sie nicht mehr in der Hand halte. So wartet er auf keinen weiteren Schlag. Ich knie mich aufs Bett zwischen seine Beine, kann mir ein Grinsen schon nicht mehr verkneifen und öffne die Tube mit dem Gel um etwas auf meine Hand fließen zu lassen. “Miss?” Ich rede ihm zu wenig. Das soll auch so bleiben. Wenn ich jetzt antworte, dann hört er, dass ich grinse und seine Spannung ist verschwunden. Lieber leise bleiben, auch wenn er eine kleine Rüge verdient hätte. Immerhin hat er gesprochen, ohne dass ich ihn etwas gefragt habe. Ich klappe die Tube wieder zu, lege sie zur Seite und verreibe das Gel in meinen Händen. Ich versuche es so leise und langsam zu machen, wie es nur geht, aber er hört es mit Sicherheit. Ich rutsche etwas weiter nach vorn, schaue zu ihm auf und warte noch einen kurzen Moment, ehe ich mit meinen feuchten Händen seinen Schwanz greife. Er wurde etwas vernachlässigt, doch kaum berühre ich ihn, zuckt sein ganzer Körper zusammen. Er schnappt nach Luft und hat anscheinend mit einem Schlag, oder etwas anderes, schmerzhaftes gerechnet. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich mit Schmerzen wirklich weiter bei ihm komme. Er ist Pirat, verdammt. Ich wette, er hat schon viel mehr durchgemacht als ein paar Peitschenhiebe. Ich kann hören wie er leise ausatmet. Er versucht ganz leise zu sein um vielleicht zu hören, was ich vorhabe. Um es ganz geräuschlos zu schaffen ist er viel zu aufgeregt. Ich fange an seinen Schwanz zu massieren, gleite mit den feuchten Fingern an ihm herunter und kann dabei zusehen, wie er wieder richtig hart wird. Okay, genug gegrinst. Reiß dich zusammen. Das wird jetzt nicht witzig. Das wird vielleicht nicht einmal schön. Kann sein, dass er anfängt zu weinen. Dann darfst du nicht anfangen zu kichern. Ich schließe einen Moment meine Augen und mache mir die Situation noch einmal genau bewusst. Ich will von ihm sein Saveword hören. Wie würde ich mich fühlen, wenn Ruffy das bei mir provozieren würde? Oder Sato? Komisch, dass ich bei so etwas immer automatisch an Sato denken muss. Ich muss gleich nochmal zu ihm. Jetzt nicht das Thema wechseln. Hätte ich das alles hier mit ihm absprechen sollen? Okay, jetzt nicht unsicher werden. Du weißt, wieso du das hier machst. Also mach jetzt weiter. Als ich meine Augen öffne, ist von meinem Grinsen nichts mehr zu sehen. Ich bin wieder voll konzentriert und werde mich von nichts ablenken lassen. “Bist du noch Jungfrau?”, frage ich dann doch leise, um ihn nervös zu machen. “Was?” Seiner Reaktion nach zu urteilen, habe ich das mit dem Nervös machen auch geschafft. Er spannt sofort seine Bauchmuskeln an. Wohl eher unterbewusst, als mit Absicht. Ganz ruhig. Ich gleite mit einer Hand von seinem Schwanz runter über seine Hoden bis zu seinem Hintern. Sein Ganzer Körper spannt sich an, als er das spürt. Ich lege zwei Finder auf seinen Anus und beobachte seine Reaktion genau. Er zieht instinktiv an seinen Fesseln, versucht selbst mit der Hüfte nach vorn auszuweichen und hält die Luft in seiner Lunge. Das grenzt ja schon fast an Vergewaltigung. Ach, so ein Schwachsinn. Er hat die Möglichkeit mit Aufzuhalten. Darum geht es doch. Sein Savewort liegt ihm mit Sicherheit schon auf der Zunge. Ich will es nur hören. “Also?” Bei der Frage drücke ich leicht gegen seinen Eingang, was ihn wieder zum Zusammenzucken bringt. Er pumpt die Luft aus seiner Lunge und wird mehr als rot. “Ja, Miss. Bitte. Das ist nicht witzig.” “Witzig soll das auch gar nicht sein.” Ich lasse den Druck gar nicht weniger werden, sehe weiter zu ihm auf und warte auf mein Zeichen. Er müsste nur den Anfangsbuchstaben sagen, und ich höre auf. Aber er sagt es nicht. Also gehe ich weiter, drücke jetzt nur noch mit dem Mittelfinger gegen seinen Eingang und spüre, dass er sich verkrampft. ”Nicht, bitte. Miss, ehrlich. Hör auf, bitte.”, fängt er an zu flehen als er realisiert, dass ich nicht aufhören werde. Ich antworte diesmal nicht, warte auf mein Zeichen und meine es diesmal ernst. Das kann er spüren, weshalb er kurz den Kopf schüttelt ehe er wieder anfängt verzweifelt zu flehen. “Fuck, bitte nicht. Ehrlich. Miss, bitte. Ehrlich.” “Entspann dich.”, den kleinen Rat kann ich dann doch nicht unterdrücken bevor ich mit dem Mittelfinger in ihn eindringe. Er hört natürlich nicht auf mich, zuckt bei dem Gefühl zusammen und presst in einem halben stöhnen die Luft aus seiner Lunge. Es hört sich an, als hätte er schmerzen. Dabei kann ich mir das kaum vorstellen. Ein Finger. Das tut noch nicht so sehr weh. Das weiß ich aus erfahrung. Es ist eher sein Stolz der verletzt ist. Und darauf hatte ich es auch abgesehen. Er fühlt sich genauso an wie ich selbst an der gleichen Stelle. Ganz weich und warm. Vorbei ist es aber noch nicht. Komm schon. Sag es einfach. Ein kleines Wort. Ich bin nur mit einem Fingerglied in ihm, bewege mich nicht und lasse ihm Zeit sich zu ordnen. Er muss es nur sagen. Er atmet schnell, beißt die Zähne aufeinander und spannt jeden Muskel an. Unglaublich, in was für eine Situation ich ihn bekommen habe. Ich glaube, da könnte so manch Andere neidisch werden. Oder anderer. Aber ich warte. Und warte. Irgendwann dauert es mir zu lange und ich bewege mich doch wieder etwas in ihm. Diesmal zuckt er zwar zusammen, doch er versucht es zu unterdrücken. Das kann ich sehen. Ich ziehe meinen Finger ganz langsam ein wenig aus ihm heraus bevor ich noch etwas tiefer in ihn eindringe. Ich mache es ganz langsam. Ich will ihm wirklich nicht wehtun. Nicht Körperlich. Ich will nur dieses eine Wort hören. Zweites Fingerglied. Wieder schnappt er nach Luft, keucht dabei auf und wirft den Kopf zur Seite. Er will nicht, dass ich ihn sehen kann. Er will sich verstecken. Was in seiner jetzigen Situation nur nicht klappt. Er tut mir schon fast Leid. “Weißt du noch, was ich gesagt habe, als du mich gefragt hast, ob ich dir beibringe, wie man fickt?” Ich spreche langsam, ganz ruhig, bewege meinen Finger allerdings in ihm, was ihn dazu bringt wieder an seinen Fesseln zu ziehen. Er hält erst die Luft in der Lunge, presst sie dann aber aus sich und Atmet schnell durch zusammengebissenen Zähnen. Er will schreien, das kann ich hören. Auf meine Frage nickt er allerdings schnell. Ich bin nicht sicher, ob er jetzt noch etwas sagen kann. Probieren wir es aus. “Und was habe ich gesagt?” Als ob ich jetzt aufhören würde, mich in ihm zu bewegen. Ich spüre, dass er nicht mehr so eng ist wie am Anfang. Das hat aber wenig damit zu tun, dass er sich entspannt oder sich gar daran gewöhnt. Das ist ganz normal. Ich kenne das auch. Sein Körper hört auf ihm zu gehorchen. Ich weiß nicht, wieso das so ist. Ich glaube, das sind irgendwelche Ermüdungserscheinungen der Muskeln oder so. Das wird aber noch schlimmer. Je länger es dauert, desto schlimmer wird es. Irgendwann fühlt es sich an als ob der andere die Kontrolle über deinen Körper übernommen hat. Also gleich ich über seinen Körper. Wenn er nicht sagt, dass ich aufhören soll. Ich glaube, ein anderes Wort als das, worauf ich warte, bekommt er schon nicht mehr über die Lippen. “Fuck, Miss.”, zischt er kurz, atmet wieder schnell tief durch und versucht sich unter Kontolle zu bringen. Was er natürlich nicht schafft. Ich lasse ihm die Zeit, auch wenn ich nicht aufhöre. “Du hast-..fuck.. Ich werde nicht ficken, Miss. Ich werde gefickt.” Er fängt an zu weinen. Ich höre es jetzt schon. Sag doch einfach, dass ich aufhören soll. Komm schon. Nur ein kleines Wort. “Und was mache ich gerade?” “Miss, bitte!” Jetzt weint er wirklich. Sag es endlich. Ich kann mir das nicht mehr lange mit ansehen. Kommt mir vor, als ob ich ihn über ne Klippe schupsen muss, damit er es endlich sagt. Also verenge ich einen Moment die Augen, beiße die Zähne aufeinander und nehme zu meinem Mittelfinger meinen Ringfinger dazu. Er zuckt augenblicklich zusammen, kämpft gegen seine Fesseln und die Tränen an und spürt genauso wie ich, dass sein Körper nicht auf ihn hört. “Bitte! Bitte hör auf. Bitte. Miss, bitte.” “Was mache ich jetzt?” wiederhole ich meine Frage und sehe dauerhaft zu ihm auf. Bis ich in dem Moment abgelenkt werde. Ich spüre etwas an meiner freien Hand. Die, die noch auf seinem Schwanz liegt. Er zuckt auf. Ein, zwei, drei, vier Mal. Ich sehe ganz automatisch an ihm herunter und halte inne. Bewege mich nicht mehr. Ich kenne dieses Zucken. Der kleine Bastart hat gerade nen Orgasmus unterdrückt. Er steht kurz davor zu kommen. Mein Blick weitet sich und ich muss einen Moment meine Gedanken ordnen während Sanji leise flucht als er spürt, wie ich es erkannt habe. Er steht drauf. Oh, Fuck, er steht tatsächlich drauf. Das hier macht ihm wirklich Spaß. Kein Spaß Spaß, aber er will es wirklich. “Ich glaubs nicht.”, flüstere ich leise, woraufhin Sanji ein Schluchzen nicht unterdrücken kann. Was mach ich jetzt? Einfach weiter? Das wirft alles aus der Bahn, was ich vor hatte. Nein, tut es nicht. Im Gegenteil. Ich wollte ihn an seine Grenzen bringen. Bis jetzt bin ich noch auf der Suche nach seinen Grenzen. Mach weiter. Hör jetzt bloß nicht auf. Ich sehe kurz zwischen meine Beine auf die Matraze auf das Spielzeug, was ich herausgesucht hatte. Die Reitpeitsche liegt noch neben ihm. Wir haben hier das Gel, einen Pflogger, ein Lineal und Ruffys Lieblingsspielzeug. Den Rohrstock. Das kann ich jetzt alles vergessen. Ich habe eine viel bessere Idee. Mein Lieblingsspielzeug. Ich sage nichts, löse mich langsam aus Sanji und krabble vom Bett. Er bleibt reglos liegen und versucht sich weiter hinter seinem Arm zu verstecken. Ich glaube, er kann den Moment Pause gut gebrauchen. Ich gehe zur Spielzeugkiste und muss gar nicht lange suchen. Obwohl ich noch zögere, bevor ich ihn greife. Vielleicht ist das doch etwas viel für den Anfang. Denk gar nicht dran. Er kann mich immerhin sofort dazu bringen aufzuhören, wenn er will. Aber er will nicht. Deswegen greife ich ihn doch. Den Vibrator. Nicht irgendeinen. Nein, der, den Ruffy vor ein paar Tagen noch bei mir benutzt hat. Ich muss einfach noch einmal zu Sanji sehen, bevor ich mich endgültig entscheide. Es liegt nicht an mir, wie weit ich gehe. Sondern an ihm. Vergiss das nicht. Ich gehe zurück zum Bett, greife die Tube Gel bevor ich mich wieder zwischen seine Beine Knie und verteile es langsam auf der Oberfläche des Vibrators. Ich bin echt neugierig. “Glaubst du, du kannst kommen, ohne dass ich deinen Schwanz berühre?” Bei der Frage zuckt er dann doch wieder zusammen, schüttelt aber sofort den Kopf, als er realisiert, was ich vorhabe. “Bitte, Miss.” “Ich wette mit dir, dass du es schaffst.” “Miss, ehrlich. Bitte. Nicht mehr. Bitte.” Ich mache es mir zwischen seinen Beinen bequem, will das jetzt um kein Geld der Welt verpassen und lege die Spitze des Vibratos auf seinen Eingang als er anfängt zu flehen. “Wir fangen gerade erst an.” “Was ist das? Miss, bitte. Ehrlich. Nicht. Hör auf. Bitte. Nicht. Bitte. Bitte. Bi-” Ich antworte nicht mehr, höre aber genau auf das, was er sagt. Ich erwarte mein Stichwort jeden Moment, fange aber dafür an gegen ihn zu drücken. Ganz langsam, doch das Gel und meine Vorarbeit zeigt Wirkung und er kann mir nicht mehr so großen Wiederstnad geben wie noch am Anfang. Er bricht mitten im Wort ab, als ich langsam anfange in ihn einzudringen. Er hält erst die Luft in der Lunge und alles ist plötzlich so extrem still, dass es mich selbst etwas nervös macht. Ich höre aber nicht auf, dringe weiter in ihn ein, weiter als meine Finger waren und dehne ihn so auch gleichzeitig mehr als ich es mit zwei Fingern konnte. Er scheint nicht damit gerechnet zu haben, stößt die Luft daher keuchend aus seiner Lunge und schnappt sofort darauf nach Luft nur um sie wieder aus seiner Lunge zu pressen. Ich höre auf mich zu bewegen, als ich ihn so sehe und lasse ihm erst einmal ein paar Sekunden um sich an das Gefühl zu gewöhnen. Ich warte immernoch auf mein Stichwort. Komm schon. Sag was. Kannst du noch reden? Kannst du noch denken? Wenigstens weint er nicht mehr. Dafür kommt es mir vor als ob er gleich hyperventiliert. Also ganz langsam jetzt. Wir müssen es ja nicht übertreiben. Auch, wenn ich das eigentlich vor habe. Es ist sein erstes Mal auf diese weiße. Das muss ihn ja nicht gleich verstören. “Miss.-” Ah, gut. Er kann noch reden. Also auch noch so halb denken. Min Stichwort war es nicht, also geht’s jetzt weiter. Ich fange nach dem ersten Wort an den Vibrator etwas aus ihm heraus zu ziehen. Nur ein ganz kleines bisschen, damit ich genauso wenig wieder in ihn eindringen kann. Ich fange langsam an, aber es reicht schon ihn zum keuchen zu bringen. Diesmal höre ich aber nicht auf, sondern beginne mich ganz langsam zu steigern. Diesmal beobachte ich seinen Schwanz bei meinen Bewegungen mehr als am Anfang. Und ich hatte recht. Er reagiert extrem auf meine Bewegung. Er wird hart, spannt sich an, schwebt einige Zentimeter über seinen Bauchmuskeln um sich dann nur wieder auf seinen Unterbauch abzulegen. Er bettelt regelrecht nach Aufmerksamkeit und ich bin wirklich kurz davor ihm diese mit der anderen Hand auch zu geben. Aber ich werde das nicht tun. Ich will, dass er kommt, ohne dass ich seinen Schwanz berühre. Nur dieses eine Mal. Und später irgendwann vielleicht auch nochmal. Aber jetzt ganz sicher. Er verliert unter meiner stärker werdenden Bewegung die Kontrolle. Immer mehr und ich kann es genau an dem sinkenden Widerstand spüren, den der Vibrator gegen ihn hat. Dabei ist das erst der Anfang. Er hat noch keine Ahnung, dass das teil auch vibrieren kann. Bei dem Gedanken kann ich gar nicht anders, als zu lächeln. Das wird eine kleine Überraschung die es ihm noch besser macht. Das werden wir bestimmt noch öfter machen. Ich fange an mich rhythmisch gegen ihn zu bewegen. So wie ich es kenne. Wie ich es selbst bei mir machen würde. Andere Vergleiche habe ich bis jetzt in der Hinsicht leider nicht. Schon komisch. Man sollte meinen, dass ich das schonmal gemacht habe. Aber ich hab eben auch noch nicht alles gemacht. Es dauert nicht lange, bis er stöhnt, sich dann aber sofort, als er es hört, auf die Zunge beißt. Er will es selbst nicht wahr haben. Ich glaube, das ist das größte Problem, was er gerade hat. Was ihn daran hindert es wirklich zu genießen. Okay. Machen wir mal was dagegen. Bringen wir ihn mal dazu, dass er sich nicht mehr dagegen wehren kann. Es ist nur eine kleine Handbewegung, ein kleines Drehen am Rad und der Vibrator fängt an zu summen, zu vibrieren und, jetzt noch ganz langsam, sich in ihm von alleine zu bewegen. “Oh, fuck. Fuck, Miss, bitte. Fuck, was-? Oh, Gott. Bitte.-” Jetzt kann er sein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Sein Schwanz pulsiert einsam auf seinem Unterbauch und scheint überempfindlich auf die Bewegung zu reagieren. Er Zieht wieder an den Fesseln, jedoch diesmal nur noch an denen am Kopfende. Seine Beine bewegen sich ganz anders. Mal dauerhaft angespannt, dann wieder entspannt liegen sie neben mir und beweisen mir genau wie sein stöhnen, dass es ihm gefällt. Ich drehe etwas weiter am Rad, lasse den Vibrator jetzt die gesamte Bewegung übernehmen und setze mich einen Moment aufrecht hin, als ich meine Hand ganz vom Vibrator weg nehme. Ich erkenne an seiner Bewegung, dass er Sanji von innen massiert und dass es jetzt ein Spielzeug ist, welches die Kontrolle über seinen Körper übernommen hat. Er atmet schnell, keuchend, halb stöhnend und fängt unweigerlich an sich weiter zu entspannen. Er lässt es mit sich machen. Es gefällt ihm. Natürlich tut es das. Ich habe schon oft gehört, dass es kaum einen Mann gibt, dem es nicht gefällt. Das einzige, was ihnen wirklich im Weg steht, ist diese dämliche Mauer aus Vorurteilen im eigenen Kopf. Ob ihm das genauso klar ist, wie mir? Plötzlich zuckt sein Becken, als würde er zustoßen wollen. Das hat er mit Sicherheit nicht kontrolliert gemacht, denn der Vibrator kam so einen kurzen Moment gegen die Matratze und stieß bei der Bewegung kurz zu, was seinen gesamten Körper zum Zucken und ihn zum stöhnen bringt. Seine Beine weiten sich etwas, er spreizt sie etwas weiter, stößt noch einmal unwillkürlich mit seinem Becken zu und stöhnt durch zusammengebissenen Zähnen. Er kommt gleich. Beschleunigen wir das ganze mal ein bisschen. Und intensivieren es gleichzeitig für ihn. Also greife ich doch wieder den Vibrator und bewege ihn gegen ihn ohne ihn abzustellen. Das volle Programm für Sanjis erstes Mal. Er schnappt sofort nach Luft, wirft den Kopf in den Nacken und stöhnt auf. Schreit und stöhnt. “Ich ficke dich, Bastard. Spürst du das? Kannst du spüren, wie ich dich ficke? Hm? So tief und hart?” Ich spreche ganz ruhig, sachlich und fest. Ich bin das gesamte Gegenteil von ihm. “Ja, Miss!”, schreit er halb stöhnend als Antwort und ich sehe keinen Körperteil mehr von ihm, der sich wehren will. Oder wehren kann. “Es gefällt dir, hab ich recht? Lässt du dich gerne von mir ficken? Sag die Wahrheit.” “Ja, Miss! Oh, Gott!” “Hast du es dir so vorgestellt? Hast du geahnt, dass ich das mache? Ich mit dir?” Noch bevor er antworten kann, kommt er zum Orgasmus. Sein Schwanz spannt sich an, pulsiert und spritzt sein Sperma erst nur über seinen Bauch, dann bis zu seinem Brustkorb, dann an seine Hals, dann wieder seinen Brustkorb bevor er nur noch leicht zuckend auf seinem Unterbauch liegen bleibt. Wow. Cool. Heftig. So, wie das ausgesehen hat, muss das echt gut gewesen sein. Ich bin zwar fasziniert von dem Anblick, muss aber jetzt schnell schalten. Erst schalte ich den Vibrator ab, damit er wenigstens nicht mehr von innen stimuliert wird. Aber noch ziehe ich ihn nicht aus Sanji heraus. Das war bestimmt besser, als er es sich vorgestellt hat. Guter Junge. Aber das sage ich ihm nicht. Nicht vergessen. Noch ist das hier nicht vorbei. Er wird es sagen. Komme was wolle. Deswegen habe ich jetzt auch nicht vor, ihm das Gefühl zu geben, geborgen zu sein. “Kleine Schwuchtel.” “Prinzessin.” Oh, fuck. Damit hab ich nicht gerechnet. Wegen dem kleinen Wort? Ich reagiere sofort, ziehe erst den Vibrator ganz langsam aus ihm heraus, damit es nicht zu plötzlich ist und krabble dann sofort zu ihm nach oben, um die Fesseln an seinen Armen zu lösen. Ich fange bei den Armen an, denn selbst wenn ich die Fesseln an seinen Beinen lösen würde, würde er sich erst wieder frei fühlen, wenn seine Hände frei sind. “Nenn mich nicht so, Miss.”, flüstert er leise noch als ich den ersten Knoten löse. Ich schüttle als Antwort sofort den Kopf. “Mach ich nicht mehr.”, versichere ich ihm ganz ruhig und öffne den Knoten. Als er spürt, dass er frei ist, greift er sofort nach mir. Auch, wenn er nichts sehen kann, legt er seine Hand auf meine Seite und zieht mich zu sich. Damit habe ich auch nicht gerechnet. Ich dachte eigentlich, wenn er das Saveword sagt, dass er mich dann erstmal gar nicht mehr sehen will. Ich hab erwartet, dass er so schnell wie möglich aus dem Zimmer verschwindet. Und jetzt liege ich halb auf ihm, obwohl er noch gefesselt ist. Ich sehe zu ihm herunter und fühle mich sofort schuldig. Und stolz gleichzeitig. Ein sehr komisches Gefühl. Er kann mich noch gar nicht sehen, weshalb ich ihm die Augenbinde nach oben weg schiebe. Er blinzelt erst, versucht mir aber nicht einmal in die Augen zu sehen. Er hält sich noch an die Regeln. Als ich das realisiere, lege ich meine Hand auf seine Wange und zwinge ihn so mir in die Augen zu sehen. “Regeln sind aufgehoben.” Er sieht so fertig aus. Als wäre er einen Marathon gelaufen. “Okay.”, antwortet er leise und sieht zu mir auf. “Wie fühlst du dich?”, frage ich dann doch, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass er trotzdem noch mit mir kuscheln will. Er ist noch nicht einmal ganz losgebunden und scheint es jetzt auch noch gar nicht zu wollen. “Gut. Ehrlich. Aber sag das nicht zu mir, Miss. Bitte.” “Mach ich nicht mehr. Versprochen. Du musst nicht mehr Miss sagen. Regeln sind doch aufgehoben.”, sage ich leise und spüre seinen Arm an meiner Seite. Er schüttelt aber nur sachte den Kopf. “Ich will aber. Wie lange sind die Regeln aufgehoben?” Gute Frage. “Ich weiß nicht genau. Ich bin immer sofort nach meinem Saveword abgehauen. Du bist jetzt noch hier. Ich glaube, wenn du wieder so weit bist.” “Okay.”, flüstert er dann leise und mustert mich einen Augenblick, bevor er dann doch wieder mit einem Arm an der Fessel weit neben ihm zieht. “Machst du mich los?” Ich nicke nur als Antwort, löse mich langsam von ihm und krabble über ihn hinweg um auch seinen zweiten Arm zu lösen. Seine Beine lösen wir beide gleichzeitig, da er seine Arme jetzt wieder frei bewegen kann. Doch als ich mich eigentlich von ihm wegdrehen will, greift er wieder meine Seite, zieht mich zurück zu sich und umarmt mich so, dass ich vor ihm knien muss um nicht auf ihn zu fallen oder dass wir beide zur Seite kippen. Er presst mich an sich, legt eine Hand auf meinen Hinterkopf, die andere in meinen Rücken und atmet einmal tief durch. Ich erwiedere die Umarmung so weit, wie es mir mein Gleichgewicht erlaubt. Er atmet tief durch, wartet einen Moment und lässt sich dann mit mir zusammen nach hinten aufs Bett zurück fallen. Ich will mich erst soweit von ihm lösen, dass ich ihn ansehen kann, doch er lässt mir gar nicht die Möglichkeit dazu. Er braucht mich jetzt. Und das sehr. Und jetzt muss ich mein Gleichgewicht auch nicht mehr halten. Daher presse ich ihn jetzt auch an mich. “Mach mit mir, was du willst. Egal was. Nur sag das nicht.” Ich nicke sofort auf seine Bitte. “Versprochen. Nie wieder." Kurz danach schleichen wir uns zusammen ins Badezimmer. Ich habe mein Zimmer einfach so gelassen, mir neue Klamotten rausgesucht und mit den Alten das Gel uns sein Sperma aufgewischt. Er hatte mich eh schon an sich gepresst, da waren also sowieso schon Flecken drauf. Macht nichts. Ich habe genug Kleider und lange Oberteile im Schrank. Diesmal ein enges, besches. Nicht mehr das graue. Der Unterschied ist nicht so groß und vielleicht fällt es ja keinem auf. Sonnst muss ich sagen, ich hätte mich bekleckert und musste mich deswegen umziehen. Oder so etwas. Ich lasse Sanji unter der Dusche alleine als ich aus dem Badezimmer gehe. Er braucht jetzt erstmal Zeit für sich. Nicht, weil er das gesagt hat, sondern weil er jetzt erst einmal etwas hat, worüber er nachdenken muss und worauf er auch noch klar kommen soll. Fast so wie ich. Ich muss einfach nochmal zu Sato. Gerade konnten wir nicht reden. Vielleicht hatte er schon nach mir gesucht. Ich bleibe vor seiner Tür stehen und lege meine Hand auf meinen Haargummi am Arm. Soll ich es ihm sagen? Ich weiß, dass ich das machen sollte. Und was er dann wieder macht. Und sagt. Er wird dann wieder öfter mit mir reden wollen. Wird mir irgendwelche Pillen verschreiben und in den Gesprächen am Anfang jedes Mal die gleiche Frage stellen: Wie geht’s dir heute? Was übersetzt so viel heißt wie: Hast du es wieder getan? „Was, glaubst du, hat er gedacht, als er es trotzdem gegessen hat?“ Was? Das kommt aus seinem Zimmer. Er ist nicht alleine? Immer noch Nami? Ich will auf keinen Fall lauschen, deswegen klopfe ich an, noch bevor ich mich entscheiden konnte was ich wegen den Schnitten am Arm mache. Nach einer kurzen Pause höre ich Schritte. Sato schließt die Tür auf, öffnet sie einen Spalt und sieht auf mich herab. „Oh, hey. Was geht?“, grinst er halb und stellt sich mit Absicht so hin, dass ich nicht an ihn vorbei sehen kann. Auch, wenn ich es im ersten Moment versuche. Dann sehe ich doch zu ihm auf. „Immer noch Nami?“, flüstere ich einfach, woraufhin er aber den Kopf schüttelt. Ich versteh schon. Ärztliche Schweigepflicht. So ein Dreck. Also nächste Frage. „Ich sollte mich nochmal bei dir melden.“ Er seufzt auf die Frage tief, nickt einmal kurz, sieht dann kurz hinter sich und greift sich Nachdenklich in den Nacken als er wohl über irgendeine Lösung nachdenkt. In dem Moment als er nach hinten sieht, versuche ich wieder etwas zu sehen. Und Tatsächlich. Choppers Kappe. Chopper? Nicht Nami? Naja, wenigstens etwas. Ist das sowas wie ein Gespräch unter Ärzten? „Ich glaub, das wird heute echt eng. Können wir das auf Morgen verschieben? Oder Übermorgen?“ „Übermorgen?“ Das ist das erste Mal, dass er ein Gespräch mit mir verschiebt. Und dann gleich um zwei Tage? Was ist los? Rennen die ihm jetzt die Tür ein, wo sie wissen, was er kann? Der einzige Psychiater auf einem Schiff voller Irrer? „Ja, naja. Ich weiß noch nicht. Höchstwahrscheinlich schon. Ich muss noch nen Plan aufstellen. Das hatte ich eigentlich gleich vor. Oder hast du irgendwas Wichtiges? Ich meine, wie geht’s dir?“ Ist das sein ernst? „Ne, nichts wichtiges. Nur wie immer eben. Schon okay. Sag mir Bescheid, wenn du nen Plan gemacht hast.“ „Okay, mach ich. Danke. Ich versuch das bis heute Abend hin zu bekommen. Ich sag‘s dir morgen beim Frühstück.“ „Überarbeite dich nicht.“ „Das sagst du so leicht.“, grinst er schief und ich habe so das Gefühl als ob er genau davon ausgeht. Was ist denn los? Wer war denn jetzt schon alles bei ihm? „Bis später, Krümel.“ „Bis dann.“ Er schließt die Tür wieder vor mir und ich atme einmal leise tief durch. Gut. Wenigstens musste ich ihm nichts von den Schnitten sagen. Und übermorgen sehen die vielleicht schon etwas besser aus. Harmloser. Vielleicht. Ich glaub‘s zwar nicht, weil das meistens zwei Wochen dauert, bis man die nicht mehr sehen kann, aber gut. Egal. Da denke ich Übermorgen drüber nach. Ich verschwinde zurück in mein Zimmer, räume aber noch nicht auf. Ich habe gar kein Bock drauf. Wieso sollte ich es also machen? Ist ja immerhin mein Zimmer. Ich gehe zum Schreibtisch und sehe sofort wieder die Briefe, die ich mir noch durchlesen wollte. Soll ich? Soll ich nicht? Hmmm….nö. Ich schnappe mir ein neues Buch, weil das, was ich gerade lese irgendwie sehr langweilig ist, und verschwinde aus dem Zimmer an Deck. Es ist später Nachmittag und viel zu heiß um etwas zu essen. Auch, wenn ich was vertragen könnte. Immerhin hab ich kein Mittag bekommen. Ich lege mich auf die Wiese, lehne mich an den Großmast und fange an zu lesen während ich das Geschirr in der Küche höre. Er ist also wieder am Aufräumen. Ob er sich wegen dem, was passiert ist, verändert? Und wenn ja, in welche Richtung? Und wenn nicht? Jetzt schalt endlich mal ab und fang an zu lesen. Irgendjemand bleibt nahe bei mir stehen, weshalb ich dann doch aus den Gedanken und der Geschichte des Buches gerissen werde um aus zu sehen. Es ist Ruffy. Er hat seinen Hut in der Hand und sieht mich an. Dabei sieht er gar nicht sauer aus. Was ich eigentlich erwartet hatte. Nachdem, was ich heute gemacht habe. „Essen ist fertig.“ Was? Ich blinzle etwas, da ich damit gerechnet hatte, dass er mit mir über heute Vormittag reden will, nicke dann aber sofort und bin auch etwas beruhigt, als er es nicht macht. Aber wieso nicht? Ich atme einmal tief durch um mich ganz von dem Buch zu lösen, knicke die Seite um und lasse es einfach liegen bevor ich aufstehe und merke, dass es schon dämmert. Das hatte ich gar nicht bemerkt. Ruffy wartet auf mich. Und auch, wenn es sich komisch anfühlt, gehen wir nebeneinander zur Tür unter Deck. Ich entscheide mich allerdings dagegen einfach zu ignorieren, was ich denke. Ich spreche es aus. „Tut mir leid was heute-„ „Wir klären das, wenn Sato dabei ist.“, unterbricht er mich sofort, als er hört, was ich angesprochen habe. Als hätte er darauf gewartet, dass ich es anspreche. Das mit Sato ist aber nicht so einfach. „Der hat im Augenblick viel Stress. Ich glaube nicht-„ „Wir klären das, wenn Sato dabei ist.“, wiederholt er sich im gleichen, ausdruckslosen Ton wie gerade. Okay. Dann nicht. Also schweige ich bis wir in die Küche gehen. Irgendwie kann ich ja verstehen, dass er nicht darüber reden will. Das letzte Mal konnte er sich nicht kontrollieren. Genauso wenig wie ich. Ich will auch nicht, dass es wieder eskaliert. Aber es einfach ignorieren? Ich will mich erst irgendwo zwischen setzen, aber Ruffy hat sich das anders überlegt, greift mich am Arm, als er merkt, was ich vor habe und zieht mich ganz unauffällig mit sich ans Ende des Tisches, damit ich neben ihm sitze. Nicht am Kopfende, nur isoliert von den anderen. Das hat er am Anfang immer gerne gemacht. Als das mit dem Unterricht von Sato angefangen hat. Jetzt fängt er wieder damit an. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll, aber ich habe ihm schon einen Grund gegeben sauer auf mich zu sein. Deswegen werde ich ihm nicht noch einen geben. Es gibt Pommes mit Grillfleisch und Bratwurst. Lecker. Jetzt, wo die Sonne nicht mehr scheint, ist es genau das richtige. Ich reiche Ruffy meinen Teller, den er weiter gibt und irgendwann, auf mysteriöse Art und Weise, voll mit Essen wieder zu mir zurück kommt. Ich glaube, das nennt man, die Intelligenz des Chaos. Man ruft einfach in den Raum, was man will, zeigt auf seinen Teller und es klappt. Bis auf die paar Pommes, die mir Ruffy auf den letzten Zentimetern klaut. Aber das stört mich gar nicht. Wir fangen an zu essen und überall leeren sich nach und nach die Teller. Dank Ruffy. Man merkt ihm gar nichts an. Er benimmt sich ganz natürlich. Und bekommt deswegen auch ganz natürlich wieder eine Tabasco-Bombe von Lysop ab. Oh, man, diese Spielkinder. Wenigstens bringen sie mich zum Grinsen. Etwas gute Laune kann ich heute gut gebrauchen. Dass Sato erst später dazu kommt, bemerke ich erst, als er durch die Tür kommt. Sieht aus, als denkt er über irgendwas nach, aber kaum sieht er das Essen, scheint es ihm besser zu gehen. Alles eine Frage der Atmosphäre. „Was hast du heute gemacht?“, fragt Ruffy dann plötzlich zwischen zwei Bissen und ich bin mir im ersten Moment nicht einmal sicher, ob er wirklich mich meint. Als er mich dann aber von der Seite kurz ansieht, bin ich sicher. Ist trotzdem komisch. Das fragt er mich sonst nie. „Ähm, naja.. Gelesen. Glaub ich.“ Was kann ich ihm eigentlich erzählen, ohne dass er merkt, dass ich was weglasse? „Und noch? Wo warst du?“ Wieso will er das wissen? „Am Strand. Und in der Stadt. Ich glaub, ich hab mich auch kurz verlaufen. Dann war ich aber plötzlich wieder am Hafen.“ „Du sollst mich nicht anlügen.“ Was? Ich kann nicht anders und sehe ihn bei dem Satz von der Seite an. Woher weiß er, dass ich lüge? Naja, genaugenommen lüge ich gar nicht. Ich war am Strand. Und in der Stadt. „Was hast du gemacht?“ Ich will eigentlich nur von mir ablenken, aber bei der Frage zuckt er richtig zusammen. Was ist los mit ihm? Er schüttelt sofort den Kopf und verdreht die Augen, als ob er sich erst einmal was ausdenken müsste. Am Lügen muss er noch arbeiten. „Weiß ich nicht mehr.“ „Du weißt es nicht mehr?“ Ehrlich? Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Hat mit Sicherheit was mit Nami zu tun, oder? „Ja, komisch oder? Willst du das noch essen?“ Ich hebe meinen Teller an und schiebe ihm ein paar Pommes auf seinen Teller. Den Rest behalte ich für mich. Immerhin habe ich heute fast nichts gegessen. Und gleich ist Training. Ach ja. Training! Ich freu mich schon. Bei dem Gedanken sehe ich automatisch zu Zorro. Er sitzt auf der gegenüberliegenden Tischseite etwas weiter weg und sieht meinen Blick nicht. Ich frage mich immer noch, woher er Kanji kennt. Ich muss ihm ja noch was von ihm ausrichten. Vielleicht bekomme ich dabei was raus. Aber das mache ich lieber nach dem Training. Sonst überlegt er es sich doch noch anders. Ruffy sagt nichts weiter und auch ich schweige für den Rest des Abendessens. Was vielleicht auch besser so ist. Wer weiß? Ich sammle noch das Buch von der Wiese an Deck bevor ich mit ihm zusammen den Großmast nach oben klettere um auf ihn zu warten. Endlich wieder Training. Kapitel 11: Ich freue mich nur auf morgen. ------------------------------------------ Ich bin so froh, dass es endlich wieder so weit ist. Gut, so extrem lange ist es zwar nicht her, aber ich bin durch die Sache durch, ohne es mit Sato abgeklärt zu haben. Nach dem Aufwärmen, den Kniebeugen, dem Laufen und den neu dazugekommenen Liegestütze stehen wir uns wieder gegenüber. Und ich freue mich richtig, schlüpfe noch eben aus meinen Schuhen, kicke sie zur Seite, damit sie nicht im Weg sind und ziehe in der gleichen Bewegung meinen Dolch. Er hat heute zwei Schwerter. Er sieht aus, als würde er es ernst meinen. Genau wie ich. Ich habe mich lange nicht mehr so auf einen Kampf mit ihm gefreut. Fangen wir endlich an. „Du verlierst heute.“, sagen wir beide gleichzeitig, was uns auch gleichzeitig zum Grinsen bringt. Sieht aus, als ob er sich genauso drauf freut, wie ich. Sehr gut. Dann wird es interessant. Und auch, wenn ich sonst nie wirklich an meinen Sieg glaube, bevor er eintritt, habe ich heute ein besseres Gefühl. Denn ich weiß heute mehr als letztes Mal. Er aber auch, vergiss das nicht. Er wird dich genauso fertig machen wollen, wie du ihn. Also geh in die Offensive. Ich laufe aber nicht los, sondern fange an meine Fallen aufzustellen. Doch sobald ich meine Finger auf meine Lippen lege, rennt er los. Er weiß genau, was ich vor habe, holt schon aus, als er auf mich zu kommt und bringt mich dazu meinen Plan zu ändern. Ich halte die Luft in der Lunge, anstelle sie durch meine Finger hindurch zu pusten und weiche nach hinten aus. Was er wohl geahnt hat, denn er kommt mir sofort nach. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mit meinem Dolch seinen Schlag abzufangen. Er schlägt aber nicht nur einmal zu. Wieder ist meine Waffe eher mein Schutzschild. Nur nicht so stark wie sonst. Ich merke die Schnitte bei jedem Schlag. Wieso hab ich nicht in den linken Arm geschnitten? Ich muss mir was einfallen lassen. Ich muss aufpassen, dass er mich nicht wirklich trifft. Immer weiter drängt er mich zurück, bis mir auffällt, dass er mir ja so auch nachkommt. Ich habe keine Schuhe an! Klasse Idee. Ich verändere meine Abwehr nicht, damit es ihm nicht auffällt und beginne so bei jedem Schritt den Boden unter mir zu beschichten. Drei Schritte weiter und er merkt es beim Ausholen, rutscht mit dem Standbein etwas zur Seite aus und muss so den nächsten Schlag abbrechen. Diese Gelegenheit darf ich nicht übersehen. Auch, wenn ich ihn eigentlich mit Worten fertig machen wollte, brauche ich meine Luft in meinen Lungen. Ich kann jetzt nicht reden, gehe dafür in den Angriff, schlage mit dem Dolch so zu, dass er ihn abwehren muss und dränge ihn beim nächsten Schlag schon zurück. Er findet hier, wo wir gerade stehen, keinen sicheren Halt mehr. Und er hat nicht vor, das so zu lassen. Mein nächster Schlag trifft ins Leere, denn er springt zurück. Sucht sich wieder sicheren Halt und ich sehe ihm hinterher. Jetzt stehen wir uns wieder gegenüber, grinsen aber nicht mehr. „Es wird nicht schwer sein gegen das Kind einer Nutte zu gewinnen.“ Mieser Wichser, ich wollte anfangen! Du hast mir den Anfang geklaut! „Das sagt der, der gegen kleine Mädchen verliert.“ Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ihn das treffen könnte. Naja, er hat für mich nur das Schimpfwort Hurensohn umgestellt. Bin ja immerhin kein Sohn. Ist auch nicht gerade einfallsreich. Er zeigt auch keine große Reaktion auf meine Worte. Genau wie ich nicht auf seine. Ich glaube, ich muss mir was Besseres einfallen lassen. Er wird das selbe denken. Deswegen laufe ich los, bevor ich was sagen kann. Bevor ER was sagen kann und hole aus. Ich frage mich noch während des Ausholens, ob ich total bescheuert bin. Wie kann ich Zorro ohne Tricks angreifen? Ganz offensiv? Mit meinem Dolch gegen seine beiden Schwerter? Doch als er den ersten Schlag abwehrt, geht es fast von ganz alleine. Ich denke gar nicht mehr nach, reagiere auf seine Bewegungen und atme nicht einmal, als ich versuche immer wieder und wieder durch seine Abwehr zu kommen. Das wird mir allerdings zum Verhängnis, denn er sieht es, holt auf uns will zuschlagen. Ich fange den Schlag seiner Faust halb mit dem linken Unterarm ab, da ich ihn noch kommen sehe, doch er trifft mich trotzdem im Bauch und presst mir so die Luft aus dem Körper. Ich stolpere sofort zurück, halte mir den Bauch, kann aber im ersten Moment nicht wieder einatmen. Es geht einfach nicht. Wie macht er das immer wieder? „Du darfst die Luft nicht anhalten. Dein Zwerchfell verkrampft und du bekommst zu wenig Sauerstoff.“, erklärt er einfach, als er sieht, dass ich vollkommen ohne Abwehr weiter von ihm entfernt stehe und versuche einzuatmen. Es geht noch nicht. Ich kann nicht atmen. Wie lange wird das dauern? Als er mich so sieht, seufzt er tief, lässt seine Schwerter sinken und kommt auf mich zu. Als ich zu ihm aufsehe, kann ich schon erkennen, dass er mich nicht angreifen will. Er greift meine Arme, zieht sie von meinem Bauch weg und hebt sie an. Arme nach oben. Okay. Verstanden. „Keine Panik. Entspann dich.“ Ich nicke schnell, spüre, dass die Haltung alleine schon etwas bringt und fange langsam wieder an zu atmen. Erst geht es nur ganz wenig, dann immer wieder etwas mehr. Das Ausatmen klappt ohne Probleme, nur das Einatmen ist noch etwas unterdrückt. Nicht ganz frei. Als ob meine Lunge K.O. war. Jetzt geht’s aber wieder besser. Ich brauche einen Moment, bevor ich mich wieder sicher fühle und meine Arme aus seinen Hän-den heraus ziehe, um sie wieder sinken zu lassen. Noch einmal tief durchatmen. Und lieber noch einmal. “Kann’s weiter gehen?”, fragt Zorro irgendwann und geht schon wieder zurück an den Platz, an dem er gerade abgebrochen hat. Ich lasse mir aber noch etwas Zeit, lasse ihn also etwas warten, bevor ich dann doch als Antwort erst meinen Dolch hebe und nicke. Er ist faire und wartet noch einen Moment, bevor er reagiert. Ich gehe noch nicht in den Angriff, bleibe in der Verteidigung und zeige ihm so, dass er angreifen soll. Er hört nicht sofort auf mich, sondern passt seinen eigenen Moment ab um anzugreifen. Diesmal höre ich auf ihn, atme weiter. Was aber nicht so einfach ist. Wie soll ich mich auf meine Atmung und seinen Angriff gleichzeitig konzentrieren? Es ist eine kleine Begleiterscheinung des Atmens, dass ich keuche, als ich seinen Schlag abwehren muss. Wie bekommt er das hin? Dabei so ruhig zu bleiben? Das alles so kontrolliert zu steuern? Erst hierbei merke ich, wie weit wir mit dem Training noch auseinander sind. Es ist, als ob mir ein Sporttaucher das Schwimmen beibringt. Bis jetzt steh ich nur am Rand. Er schwimmt. Diesmal achtet er darauf, dass er mich nicht zurück drängt, damit ich den Boden unter uns nicht beschichten kann. Wenn ich weiter nach hinten gehe, und es versuchen würde, könnte er weiter ausholen und ich müsste einen härteren Schlag einstecken. Was mach ich jetzt? Ich versuch es umzudrehen, gehe kurz nach seinem Schlag in den Angriff und hole zeitgleich mit ihm aus. Wieder treffen sich unsere Klingen zwischen uns, doch diesmal vibriert der Griff meines Dolches mehr als sonst. Denn es steckt mehr Kraft dahinter. Wir beide holen aus. Beide sind im Angriff. Das ist ein richtiger Kampf. Als Zorro das realisiert, grinst er auf. Es gefällt ihm. Er sieht meine Fortschritte genauso, wie ich sie sehe. Er ist es wieder, der Anfängt zu reden. Und das, obwohl wir noch angreifen. Er hat seine Lunge komplett unter Kontrolle. „Wenn ich dein Vater wäre, hätte ich mich auch verpisst.“ Worte. Es sind nur Worte, vergiss das nicht! Er hat keine Ahnung. Er weiß nur so viel, wie du ihm gesagt hast! Jetzt Antworte ihm! Nicht lange warten, Antworte schnell! Wie du es geplant hast. Sofort zurückschießen! „Kuina kann froh sein, dass sie verreckt ist!“ Ein Schlag unterbricht mich. Ich wollte da eigentlich noch was dran hängen. Aber ich merke jetzt schon, dass er härter zuschlägt. Schnell, etwas mehr. „Wenn sie dich jetzt sehen könnte, würde sie es freiwillig machen.“ Wieder schlägt er zu. Genauso hart wie vorher, aber in einem besseren Winkel. Er bringt mich aus dem Gleichgewicht. Ich muss aufpassen den Dolch nicht aus meiner Hand zu verlieren, als ich zur Seite weg rutsche und ausweichend einen Schritt zurückweiche. War‘s das? Das war volle Offensive gegen ihn. Aber er bleibt ruhig stehen als ich weiter nach hinten ausweiche, sieht mir nach und ich finde wieder festen Stand weiter hinten. Mist, ich hätte den Boden auf dem Weg hier her beschichten sollen. Fällt mir erst jetzt ein. Er ist viel zu ruhig, als dass ich ihn getroffen haben könnte. Wieso beim ersten Satz, aber nicht mehr beim zweiten? Was war der Unterschied? Was hat er geglaubt, was ich sage? „Was glaubst du, wer schon mit mehr Männern gefickt hat? Du oder deine Mutter?“ „Du kennst meine Mutter nicht!“, schreie ich zurück, bevor ich mich zurück halten kann. Mist. Ich bin voll drauf eingestiegen. „Ist ja nicht so schwer sie kennen zu lernen. Ich wette, ich könnte sie mir leisten.“ Er macht mich echt sauer. Hör auf damit! Sprich nicht von ihr! „Du-Du-Du kannst gar nichts!“ Das ist es! Er kommt auf mich zu, als es mir auffällt. Ich darf nicht gegen ihn in die offensiv gehen! Sondern gehen Kuina! Ich hebe meinen Dolch zur Abwehr, setze aber alles auf den nächsten Satz. „Kuina war billiger.“ Ich sage es gar nicht wirklich laut, sehe aber sofort an der Reaktion seiner Muskeln, dass ich ihn getroffen habe. Er schlägt von der linken Seite zu, gegen meinen rechten Arm mit dem Dolch. Der Winkel passt, meine Klinge rutscht ab und er schlägt viel härter zu als sonst. Viel härter. Ich kann den Schlag nicht abwehren. Mein Arm schlägt von dem Schwung zur Seite, ich verliere den Dolch und mein Handgelenk wird taub an der Stelle, wo er mich getroffen hat. Die stumpfe Seite, und trotzdem so schmerzhaft. Ich drehe mich zur Seite weg, greife reflexartig mein Handgelenk und presse es an mich. Jetzt kann ich nicht mehr atmen. Auch, wenn ich es vielleicht sollte. Wenn ich jetzt ausatme, schreie ich. Ich stehe mit dem Rücken zu Zorro, bewege mich nicht, behalte den Schmerz stumm in meinem Inneren und spüre das pulsieren des Schmerzes bis in meine Schulter. „Fuck.“, zische ich dann doch ganz leise, und lasse die Luft ganz langsam aus meiner Lunge ent-weichen, während ich spüre, wie mir irgendwas auf den Fuß tropft. Oh, Fuck! Nein! Nicht jetzt! Nein-nein-nein! Bitte, nicht jetzt! Ich kann hören, wie Zorro seine zwei Schwerter in den Scheiden verschwinden lässt und auf mich zukommt. Er wird gleich sagen, dass er gewonnen hat. Ich soll meinen Dolch nicht los lassen. Daran kann ich aber gerade nicht denken. Mindestens ein Schnitt an meinem Arm ist wieder auf. Vielleicht auch beide. Ich presse meine linke Hand um den Haargummi, der sich immer weiter mit Blut vollsaugt und ich kann spüren, wie mir ein Tropfen an der rechten Hand bis zu meinem kleinen Finger herunterläuft. Was mach ich jetzt? „Tuts noch sehr weh?“ „Ich-ich-hab- Ähm..“ Was soll ich machen?! „Kann-kannst du mir ein-ein-ein Handtuch geben?“ „Ein Handtuch?“ Ich nicke sofort. Damit könnte es klappen. Bitte, klapp. Guck nicht, Zorro. Bitte. „Was ist los?“ „Ich-ich brauch nur kur-kurz ein Handtuch. B-b-bit-„ Der zweite Tropfen fällt auf meinen Fuß. Bitte, hör auf zu bluten. Es war doch zu tief. „Oh, Gott.“, flüstert Zorro hinter mir leise, was mir sagt, dass er das Blut gesehen hat. Bestimmt das auf meinem Fuß. Ich spüre sofort, wie ich blass werde. Er kommt augenblicklich zu mir, will mich an der Schulter zu sich drehen, was mich dazu bringt mich genau in die andere Richtung wegzudrehen, damit er es noch nicht sieht. „Nicht.“ Mist, mein Kleid! Ich presse schon die ganze Zeit mein Handgelenk an meinen Bauch, was jetzt schon einen faustgroßen, nassen Blutfleck verursacht hat. Jetzt halte ich mein Handgelenk doch etwas weiter weg von mir nach unten, damit ich mich nicht noch mehr einsaue, als es schon der Fall ist. Er hat es eh schon gesehen. Reiß dich zusammen. „Ich hab- Oh Gott, Schieda. Ich wollte nicht-.. Lass mich sehen, okay?“ Jetzt ist er derjenige, der stottert. Er kommt mir sofort nach, berührt mich nicht mehr, umkreist mich aber halb und vorsichtig bis er vor mir steht. Jetzt sieht er es sicher. Oh, Gott, mach irgendwas. Das kann doch alles nicht wahr sein. „Nein, ich-ich brauch nur-nur-„ „Bitte, Schieda! Oh Gott, ich habs nicht gemerkt. Ehrlich nicht. Zeig‘s mir, bitte.“ Jetzt weiß ich nicht, wer mir mehr Leid tun soll. Er oder ich. „Ist n-nur ein Kratzer. Ein Handtuch.“ „Ich muss das sehen. Gib her.“ Er kommt mir bei jeder Bewegung nach, ist aber trotzdem ruhiger als ich. Oh, Gott, bitte. Was mach ich jetzt? Ich schüttele erst noch den Kopf, weiche seiner Hand aber schon gar nicht mehr aus, als sie nach meinem Arm greift. Dafür weiche ich mit dem Blick zur Seite aus. Ich kann das jetzt nicht mit ansehen. Er wird mich nie wieder trainieren lassen. Zorro hält mein Handgelenk mit einer Hand und greift dann mit der anderen meine linke Hand, mit der ich immer noch den Haargummi an mich presse. Doch als er sie zur Seite schiebt, kann ich fast nicht anders als los zu lassen. Wie könnte ich ihn jetzt noch daran hintern es sich anzusehen? Er zieht die Luft scharf ein, als er es sieht, schweigt dann aber weiter. Ich will seinen Blick gar nicht sehen. Wieso sagt er nichts? Sag was, bitte. Gott, es ist so still. Er wird nie wieder mit mir reden. Er wird es Ruffy sagen. Bitte sag irgendwas. Rede mit mir. Ich halte das nicht lange aus und unterbreche selbst die Stille. „Ein Kratzer.“ „Zwei.“, verbessert er mich sofort und ich kann im Augenwinkel sehen, dass er mich bei dem Wort direkt ansieht. Sein Tonfall ist viel ernster als ich es ertragen könnte. Auch, wenn ich es befürchtet hatte. Was kann ich noch sagen? Er schweigt weiter, lässt aber meinen Arm nicht los. Ich glaub, mir wird gleich schwindlig. Nicht wegen den Schnitten oder dem Blutverlust. Ich blute nicht viel, man sieht es auf meinen hellen Klamotten nur sehr gut. Ich bin einfach so nervös. Schon fast panisch. Ich wollte nie, dass er es sieht. Nicht nachdem er es mir eh schon einmal verboten hatte. Es sind doch nur Kratzer. Die gehen nicht mal bis unter die Haut. Nur durch die Haut. Bitte, sag irgendwas! „Du hast dich geschnitten.“, stellt er dann noch einmal leise fest, und ich nicke erst nur als Antwort, doch dass es nicht reichen könnte ist ein Gefühl der Gewohnheit. Es fühlt sich an als stände ich vor Ruffy. Und ich hab was wirklich Schlimmes getan. Nur deswegen sage ich auch etwas. „Ja.“ Sensei. Er sieht mich an, wartet vielleicht sogar darauf, dass ich ihn ansehe. Aber ich kann nicht. Ich schäme mich viel zu sehr, als dass ich ihn ansehen könnte. Weder heute, noch bestimmt in den nächsten Tagen. „Weiß Sato davon?“ Ich Antworte, bevor ich denken kann. „Ich-ich wollte es ihm sag-sagen. Aber-„ „Aber?“ Unterbrich mich nicht, bitte. Das ist alles schon schwer genug für mich. Ich kann ja verstehen, dass er sauer ist. Natürlich ist er das. Wäre ich in seiner Situation ja auch. Aber wie soll ich es ihm erklären, wenn ich gleich meine Zunge nicht mehr bewegen kann? „Er hatte kein-keine Zeit für mich. Heute.“ Bei den Worten blinzelt er etwas, verlagert sein Gewicht etwas, lässt meinen Arm aber noch immer nicht los. Mein Blut tropft in der Zwischenzeit zwar zwischen uns, aber die Blutung hört bald schon wieder auf. Es wird schwächer. „Keine Zeit? Wann wolltest du mit ihm reden? Vorher oder hinterher?“ „Beides.“ Damit hat er wohl nicht gerechnet. Er sieht noch einmal auf meinen Arm, dann zur Seite und seufzt einmal tief. Dass er so reagiert, beruhigt mich komischerweise. Gibt er gar nicht mir die Schule? Gibt er sie Sato? „Wann will er mit dir reden?“ Er hört sich jetzt schon wieder ganz anders an. Nicht mehr wütend. Trotzdem ernst. Wie es nur er kann. „Morgen.“ Oder Übermorgen. Vielleicht. Noch nicht ganz sicher. Das sage ich ihm aber nicht. Er soll sich erstens keine Sorgen machen und zweitens nicht Sauer auf Sato sein. Der hat im Moment genug Stress. Er kann ja nicht hellsehen und wissen, dass ich das gemacht habe. Sato hat da keine Schuld. Ich hatte den Dolch in der Hand. „Du sagst es ihm?“ „Ja.“, Sensei. Wieder schweigt er einen Moment, sieht wieder auf mein Handgelenk und seufzt erneut tief. Erst jetzt lässt er mich los, geht an mir vorbei und ich bin erst etwas verwirrt und bleibe stehen. Erst, als ich sehe, dass er zu den Handtüchern geht, um mir eins zu holen, sehe ich selbst wieder auf mein Handgelenk. Es sieht gar nicht so schlimm aus. Nur zwei blutverschmierte, schmale Kratzer. Etwas Wasser, und gut ist. „Als du dir damals die Fußsohle aufgeschnitten hast, war das auch wie jetzt?“ Ich muss gar nicht lange über die Frage nachdenken. Ich weiß, welche Situation er meint. Abgesehen von dem Schnitt im Fuß war das ein echt schöner Abend. Aber ich schüttle sofort den Kopf und halte ihm mein Handgelenk hin, welches er großzügig in ein Handtuch wickelt. „Nei-Nein. Das war ein-ein Versehen.“ Ob er mir überhaupt glauben kann? Ob er sich das auch fragt? Oh, man. Ich hab wirklich Mist gebaut. Ich könnt heulen. „Du redest mit Sato darüber, verstanden? Nicht mit mir. Ich hab davon keine Ahnung.“, erklärt er irgendwann und streicht das Blut mit dem Handtuch von meinem Arm. Ich nicke sofort, doch er spricht weiter, bevor ich es ihm versichern kann. „Aber du sagst es mir, wenn du verletzt bist. Immer. Egal wieso du verletzt bist. Sag mir einfach, ob. Und wo. Und zeig es mir, bevor wir anfangen. Verstanden?“ „Ja.“, Sensei. „Weißt du auch, wieso?“ „Ja.“, Sensei. „Und wieso?“ Fang jetzt nicht an zu heulen. „Weil-Weil das gefährlich wer-werden kann.“ „Genau. Sag es mir. Immer. Und fang jetzt nicht an zu heulen. Dafür gibt’s keinen Grund.“ Er sieht es mir schon an, weshalb ich kurz den Kopf schüttle und mir dann doch mit dem linken Handgelenk kurz die Brille nach oben schiebe um mir über die Augen zu reiben. Die Finger kann ich nicht nehmen, sonst hab ich gleich Blut im Gesicht. Peinlich. Okay. Nicht heulen. „Du willst damit bestimmt nicht zu Chopper, oder?“ „Hm-hm.“, schüttle ich wieder den Kopf und sehe zu, wie er mir den Haargummi vom Arm nimmt, damit er ihn noch einmal richtig vom Blut säubern kann, bevor er das Handtuch auf den Boden und auf die Bluttropfen dort fallen lässt. Zusammen mit dem Haargummi. Er mustert mich einmal von oben bis unten, sieht sich dabei den Blutfleck an meinem Bauch etwas länger an als den Rest und seufzt dann wieder leise. „Ich gehe vor. Um das Handtuch kümmere ich mich schon. Jetzt müssen wir dich in dein Zimmer bekommen.“ Ich kann ihm einfach nicht mehr in die Augen sehen. Auch, wenn er dafür sorgt, dass ich ungesehen in meinem Zimmer verschwinden kann um mich umzuziehen. Es ist schon lange dunkel und so langsam wird es auch schon still auf dem Schiff. Was ein großer Vorteil war. Ich glaube, ich kann mir gleich schon Schlafsachen anziehen. Ich suche mir ein neues Haargummi aus meiner Schublade, lege es um mein Handgelenk und seufze tief, als ich versuche mein Kleid so zusammen zu knüllen, dass man das Blut nicht sieht. Ich habe mir etwas viel schlimmeres von Zorro vorgestellt, wenn er es jemals mitbekommen würde. Aber kaum hatte er gesehen, dass er es nicht war, wurde er ganz ruhig. Er hätte es nicht sehen dürfen. Ich laufe in Schlafsachen noch einmal ins Badezimmer um meinen Arm einmal mit Wasser und Seife richtig sauber zu bekommen, bevor ich mich wirklich in meinem Zimmer einschließe und nur wieder die Unordnung sehe, die ich ja noch aufräumen muss. Was ein Scheiß. Okay. Je schneller ich damit fertig bin, desto eher kann ich schlafen. Also nehme ich erst einmal das Spielzeug und die Peitschen vom Bett, lege die Dinge zurück in die Kiste, die ich nicht benutzt habe und lege den Vibrator und die Reitgerte auf mein zusammengeknülltes Kleid. Mach ich morgen. Ich muss erst die Seile hervorziehen, bevor ich meine Bettdecke auch unter dem Bett hervorkramen kann. Also knote ich die Seile wieder fest zusammen, lege sie in die Kiste und greife die Decke. Ich ziehe sie hervor, schüttle sie grob vor meinem Bett aus, damit ein paar Staubflocken herunterfallen und werfe sie dann einfach auf mein Bett. Ich muss morgen mal wirklich alles sauber machen. Heute hab ich keine Lust mehr. Wo ist mein Kissen? Noch unterm Bett. Ich gehe also in die Knie, lege mein Kopf auf den Boden und halte nach meinem Kissen Ausschau. Es liegt unterm Kopfende in der Mitte. Klasse. Ich komme fast nicht ran, muss dafür halb unter Bett kriechen und ziehe es zu mir. Was mir dann aber in die Augen sieht, lässt mein Herz einen Moment aussetzen. Eine Schnecke. Da ist ne Schnecke unter meinem Bett. Ich bewege mich einen Moment nicht, schiebe dann aber das Kissen zur Seite weg, damit ich weiter unters Bett komme und greife die Schnecke. Die Überträgt nur Bilder. Kein Ton. Schon mal etwas. Sie saß so, dass sie den gesamten Fußboden in meinem Zimmer im Blick hatte. Sie konnte immer sehen, wenn ich hier bin oder gehe. Wann ich komme und ob ich alleine war. Oder nicht alleine war. Wer macht das? Ich komme mit der Schnecke in der Hand unter meinem Bett hervor und fühle mich, als ob ich zitte-re. Ich werde überwacht. Irgendeiner überwacht mich mit einer Überwachungsschnecke! In meinem Zimmer! Unter meinem Bett! Ich glaub, mir wird gleich schlecht. Wer zur Hölle-?! … Ruffy. Ich beiße bei dem Gedanken die Zähne aufeinander, sehe zur Tür und überlege jetzt genau. Was mach ich jetzt? Die Schnecke wieder zurück setzen und so tun, als ob ich sie finde, wenn er es sieht? Oder ihn unter einen Vorwand unter mein Bett schauen lassen, so dass er die Schnecke sicher sieht um zu sehen, ob er sie wegnimmt oder da lässt? Ich kann ja schlecht sagen, dass er es war, wenn ich keinen klaren Beweis habe. Auch, wenn alles passt. Deswegen wusste er auch, dass ich bei Sanji war. Dass ich mitten in der Nacht weggegangen bin. Wegen der Schnecke. Wie lange macht er das schon? Mir wird gleich wirklich schlecht. Oh, Gott, das kommt mir alles so bekannt vor. Ich kann mir jetzt nicht einfach was ausdenken. Das muss heute noch vom Tisch. Also gehe ich doch zur Tür, schließe sie wieder auf und verschwinde mit der Schnecke in der Hand aus meinem Zimmer. Ich will sofort zu seinem Zimmer, doch als ich sein Kichern aus der Küche höre, ändere ich die Rich-tung. Er sitzt mit Lysop, Sanji und Sato am Tisch und sie spielen Karten. Dieses Spiel mach ich jetzt kaputt. Ich gehe sofort auf ihn zu, als ich ihn sehe, bleibe vor dem Tisch stehen, da er dahinter sitzt und sehe ihn an. Die ganze Zeit, dabei bemerkt er erst, dass ich es auf ihn abgesehen habe, als ich stehen bleibe. Jetzt kichert keiner mehr. Alles ist still und jeder von den vieren sieht mich an. Aber keiner sagt etwas. Ich glaube, sie sehen es mir schon an. Aber ich sage nichts, beiße die Zähne aufeinander und lasse die Schnecke einfach auf die Karten fallen. Ich lasse Ruffy nicht aus den Augen. Und ich hatte Recht. Als er die Schnecke sieht, zieht er die Luft tief in seine Lunge, bewegt sich aber nicht. Er kennt sie. Es ist seine. „Was hat es mit der Schnecke auf sich?“, fragt Lysop dann, was mich noch wütender macht. Ich koche vor Wut. Aber er kann nichts dafür. Lysop nicht. Daher ignoriere ich ihn gekonnt, sehe weiter zu Ruffy und beobachte, wie er erst einmal die Spielkarten auf den Tisch legt. Erst jetzt sieht er wieder zu mir auf. Dabei sieht er aber nicht so aus, als würde es ihm leidtun. Ganz im Gegenteil. Als würde er mir vorwerfen, dass ich ihn ausgerechnet jetzt darauf anspreche. Ich glaub, es hackt! Aber die Frage von Lysop ist gar nicht so blöd. Das würde ich auch zu gerne wis-sen. Ich denke aber nicht daran, jetzt zu schreien. Ich bin viel zu sauer, als dass ich schreien könnte. Ich beiße dauerhaft meine Backenzähne aufeinander, als ich meine Frage stelle. „Wie kommt diese Schnecke, unter mein Bett?“ „Was?!“ Sanji ist der erste, der reagiert. Dann Lysop. „Wie meinst du das?“ Sato schweigt. Genau wie Ruffy, den ich nicht aus den Augen lasse. Das regt mich nur noch mehr auf. Kapiert er nicht, dass ich ihn frage? Dass ich weiß, dass es seine ist? „Ruffy?“ Er starrt genauso zurück, wie ich ihn ansehe. Und schweigt. Noch. Es dauert nicht lange, da sehen ihn alle an. Wir alle warten auf eine Antwort. „Ich hab sie da hin getan.“ Er hört sich nicht so ernst an, wie ich es gerne hätte. Will der die Situation mit dem Tonfall irgendwie auflockern? „Hast du sie noch-?!“ „Halt dein Maul, Sanji! Das geht dich nichts an!“, unterbreche ich ihn sofort, als er sich einmischt. Natürlich macht er das, es liegt in seiner Natur. Aber ich kann ihn jetzt wirklich nicht gebrauchen. Das ist etwas zwischen ihm und mir. Deswegen sagt Sato auch nichts. Er würde erst was machen, wenn es eskaliert. Der pure Psychiater eben. Er ist nur stummer Beobachter. Erst will ich fragen, wieso er die Schnecke dahin getan hat, aber das verkneife ich mir schnell. Ich will es gar nicht wissen. Nichts würde das erklären. Und wenn er noch so einen guten Grund hätte. „Sind noch mehr in meinem Zimmer?“ Dass ich nicht nach dem Grund frage, scheint ihm aufzufallen. Deswegen antwortet er schneller als beim ersten mal. Er will zu dieser einen Frage kommen. Er will, dass ich die Frage so schnell wie möglich stellen kann. „Nein.“ Und das kann ich dir glauben? Ich knirsche vor Wut mit den Zähnen, muss mir wieder verkneifen danach zu fragen, was er sich dabei gedacht hat und schüttle sachte den Kopf über die Tatsache, dass er es wirklich getan hat. Das wars. Weiter wirst du nicht gehen. Ich gebe dir nicht die Möglichkeit dazu. „Nie wieder.“, fauche ich leise und sehe in seinem Blick, dass er ahnt, was ich damit meine. Jetzt ist er nicht mehr so cool wie gerade. Er versucht nicht mehr die Situation durch einen belustigten Tonfall aufzulockern. Jetzt weitet sich sein Blick. Erst jetzt macht es bei ihm klick. Ich drehe mich einfach wieder zur Tür und gehe los, bevor er etwas sagen kann. Ich habe kein Bock darauf mit ihm zu diskutieren. Er ist viel zu weit gegangen. Und er weiß das auch. „Krümel, warte!“ Ich kann hören, wie er einfach über den Tisch läuft um schneller bei mir sein zu können. Ich unter-drücke den Reflex bei diesem Geräusch anzufangen zu rennen. Ich werde nicht weglaufen. Er sollte weglaufen. Er kommt mir nach, greift mich am Handgelenk und will mich zurückziehen. Am rechten. Ich ziehe mein Handgelenk sofort aus seiner Hand, als ich es spüre, drehe mich aber zu ihm um. Wieder könnte ich ihm wirklich eine scheuern. Mit voller Wucht ins Gesicht schlagen. Wie kann man nur so beschränkt sein?! „Du machst alles falsch! Alles!“ Ich schlage ihn nicht, auch wenn er so aussieht, als hätte ich ihn getroffen. Ich muss ihn jetzt einfach anschreien. Ich bin faire, im Gegensatz zu ihm. Von mir erfährt er, was ich denke. „Denkst du eigentlich irgendwann?! Irgendwas?! Ab und zu?! Wozu hast du eigentlich einen Kopf?! Was denkst du eigentlich?!“ „Ich wollte nur-.. Wegen Naoki-„ „Du wolltest?! Und was wollte ich?! Hast du eine Ahnung von dem, was ich will?!“ Darauf weiß er keine Antwort. Er starrt mich einfach nur sprachlos an als wäre es das erste Mal, dass ihm einfällt, dass er auch mal darüber nachdenken müsste. Wieder kann ich nur den Kopf über ihn schütteln. „Weißt du, was du bist?!“ „Schieda.“, Sato will mich unterbrechen. Ich kann Türen im Flur hören und weiß, dass so ziemlich jeder auf dem Schiff mich hört. Das ist mir sowas von egal. Das kommt mir sogar gerade recht. Sollen alle wissen, was los ist. Lange könnten wir es eh nicht verstecken. Es ist eh ein offenes Geheimnis. Ich hebe die Hand, aber nicht um ihn zu schlagen. Sondern nur auf ihn zu zeigen. Ich meine es genauso, wie ich es sage. Diesmal leiser als vorher. Ich kann nicht mehr schreien. „Die größte Enttäuschung, die ich je hatte. Gerade du. Ausgerechnet du. Ich meine-„ Sato kommt schon auf uns zu. Will alles entschärfen. Aber das muss ich ihm sagen. Wie soll er mich sonst verstehen? „Du fängst genauso an wie-„ Ich kann vor Tränen schon nichts mehr sehen. Und jetzt, wo ich es aussprechen will, tut es noch mehr weh. „Ich kann das nicht nochmal.“, wiederhole ich leise, sehe aber, dass Ruffy nicht versteht, was ich ihm sagen will. Im Gegensatz zu Sato, der eine Hand über meine legt, mit der ich auf Ruffy zeige. Ich senke sie sofort, sehe aber weiter zu Ruffy bevor ich mich schließlich doch wegdrehe, bevor Sato mich aufhalten und zu einem Gespräch überreden kann. Ich verschwinde aus der Küche, gehe an den lauschenden Türen vorbei bis in mein Zimmer und knalle die Tür hinter mir zu. Genau wie Dominik. Er fängt genauso an. Ich will das nicht nochmal. Ich kann das nicht nochmal. Ich werde das mit Sicherheit nicht nochmal erleben. Das weiß ich zu verhindern. Ich liege verheult in meinem Bett, als sich die Tür öffnet. Ich habe sie mit Absicht nicht abgeschlos-sen. Für Sato. Ich wette, er ist es. Wer sollte es sonst sein? Ich bewege mich gar nicht, halte meine Augen, die mir vom Weinen wehtun, geschlossen und Lausche, wie er die Tür genauso leise hinter sich schließt wie er sie geöffnet hat. „Schläfst du schon?“, fragt dann allerdings die Stimme, die ich als letztes erwartet hatte und bringt mich dazu mich doch zu bewegen um ihn in der Dunkelheit sehen zu können. Zorro steht vor meiner Tür. So sehr ich mich jetzt auch über ihn wundere, genauso schnell erklärt sich die Situation wieder für mich. Sato weiß nicht, wie es mir gerade geht. Er glaubt, das war ein normaler Streit zwischen Ruffy und mir. Vielleicht glaubt er, ich brauche Ruhe und erklärt Ruffy sogar gerade in der Zwischenzeit, was er falsch gemacht hat. Wieso es falsch war und wie ich mich wohl jetzt fühle. Sanji habe ich gerade klar gemacht, dass ich nicht will, dass er sich einmischt. Deswegen ist er nicht hier. Zorro ist hier, weil er mein Handgelenk beim Training gesehen hat. Deswegen. Ich blinzle etwas, streiche mir mit einer Hand über die Augen und so die letzten Tränen zur Seite bevor ich mich langsam aufsetze. Zorro bleibt stehen, wo er ist. Sieht nicht aus, als ob er sich setzen will. Wir schweigen beide einen langen Moment, ehe er sagt, wieso er wirklich hier ist. „Ich will morgen nicht bereuen müssen dich alleine gelassen zu haben.“ Der Satz ist gut überlegt und lässt viel Spielraum für Interpretationen. Er muss sich aber wirklich schon ernsthafte Sorgen gemacht haben, wenn er jetzt hier ist. Es überrascht mich nicht, dass er das denkt. Wie er schon sagte, er kennt sich damit nicht aus. Ich schüttle daher beruhigend den Kopf ohne ihn anzusehen. „Wirst du nicht.“ Wieder stille. Es ist schon so spät. Ich sollte eigentlich schon lange schlafen. Jeder von uns. Bis auf Brook, der hält Wache. Aber ich kann hier einfach nicht schlafen. Nicht nachdem was ich unter dem Bett gefunden habe. Ich hab versucht zu schlafen, das schon. Aber es geht einfach nicht. „Da hast du Recht. Komm mit.“ „Was?“ „Komm mit.“ Ist nicht so, dass ich ihn nicht schon beim ersten Mal verstanden hätte. Ich verstehe nur nicht, wieso. Oder wohin. Aber okay. Gut. Höre ich eben auf ihn. Hier bleiben bringt ja eh nichts. Also krabble ich nach kurzem Zögern aus dem Bett und gehe auf ihn zu. Er dreht sich schon wieder zur Tür, öffnet sie und geht voraus. Auf den Gang. Ich schließe meine Tür hinter mir. Es ist wirklich ganz still. Alles ist dunkel. Fast schwarz, aber ich kann Zorro noch sehen. Ich gehe ihm einfach hinterher, bis wir durch eine zweite Tür gehen, die ich wieder hinter mir schließe. Jetzt sind wir in seinem Zimmer. Zum zweiten Mal überhaupt für mich, dass ich hier bin. Nur diesmal sieht es ganz anders aus. Viel gemütlicher. Kommt bestimmt davon, dass es so dunkel ist und er das Licht nicht einschaltet. Er bleibt vor seinem Bett stehen, stemmt die Hände in die Hüften und seufzt leise, bevor er wieder zu mir sieht. „Versteh das nicht falsch. Ich behalte meine Hose an. Ich kann nur nicht schlafen, wenn du nicht hier bist.“ „Was?“ „Ich meine-, ach, Mist. Nicht so. Wegen deiner blutigen Angewohnheit und dem Theater von gera-de.“ Blutige Angewohnheit. Man kann das auch netter verpacken. Aber ich weiß schon, was er meint. Er ist der einzige, der gerade davon weiß. Wenn ich mir heute Nacht wirklich etwas antun sollte, was ich nicht machen werde, und er es morgen erfährt, wird ihn das sein ganzes Leben verfolgen. Dann ist das fast sowas wie seine Schuld. „Okay.“ Wir flüstern nur leise. Immerhin hat sein Zimmer nicht den selben Vorteil wie mein Zimmer. Ich kann hier sogar die Wellen hören. Ich gehe aber erst zum Bett, als Zorro sich schon gesetzt hat. Ich will ihm nicht seine Seite wegnehmen. Sein Bett ist genauso weich wie meins. Selbst das Kissen ist gleich. Genau wie auch bei Ruffy. Ich glaube, wir haben hier auf dem Schiff eh nur eine Art von Matratzen und Kissen. Nur die Bettwäsche ist anders. Ich bleibe erst auf dem Rücken liegen. Ganz gerade und sehe in der Dunkelheit an die Zimmerdecke. Es fühlt sich komisch an jetzt in einem Bett zu liegen in dem ich vorher nie gelegen habe. Wegen diesen Umständen. Und auch, wenn ich jetzt vielleicht nur noch gute Nacht sagen sollte, habe ich das Gefühl noch etwas mehr sagen zu müssen. Immerhin scheint er sich nicht mit dem Gedanken wohl zu fühlen, dass ich mich geschnitten habe. Nicht, dass er jetzt überängstlich wird. Doch bevor ich meinen Satz anfangen kann, unterbricht er die Stille. Ganz leise nur. Es soll ja auch nur ich hören. „Willst du über das reden, was Ruffy gemacht hat?“ Wie? Reden? Ich mit ihm? Wieder wie damals, als ich mich Tagelang in mein Zimmer verkrochen habe, oder? Ich glaube, Zorro schätzt die Situation viel dramatischer ein, als sie eigentlich ist. Ich sollte ihn beruhigen, sonst kann er nicht mal schlafen, obwohl ich neben ihm liege. „Ich hab Schluss gemacht. Glaube ich. Das wollte ich jedenfalls. Was jetzt passiert, liegt an ihm. Wir müssen nicht drüber reden.“ „Willst du nicht drüber reden?“ „Willst du drüber reden?“ „Das meine ich nicht.“ „Das ist keine Antwort.“ Er schweigt, womit er die Frage immer noch nicht beantwortet. Jetzt sehe ich doch zu ihm rüber. Er liegt wie ich auf dem Rücken, sieht aber nicht zu mir. „Spiel jetzt nicht Psychiater.“, sagt er dann leise mit einem etwas amüsierten Unterton. Ich schüttle darauf aber nur lächelnd den Kopf. „Es muss nicht immer ein Psychiater sein, wenn man mit Freunden reden will.“ Das scheint genau das gewesen zu sein, was ich hätte sagen müssen, denn er sieht einmal kurz zu mir, dann wieder an die Zimmerdecke bevor er einmal tief durchatmet und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Ich folge seinem Blick an die Decke. Ich will ihn ja nicht anstarren. „Ruffy hat sich verändert. Extrem. Das hätte er vorher nie gemacht.“ Ich nicke auf seine Worte, weil ich mir fast sicher bin, dass es so ist. Aber er redet weiter, bevor ich etwas sagen könnte. „Er hat das nicht böse gemeint. Das kann ich mir nicht vorstellen. Er wollte dich nicht kontrollieren. Er wollte auf dich aufpassen.“ Wieder nicke ich. „Ich weiß.“ Was anderes habe ich nicht gedacht. Nie. Bei meinen Worten dreht sich Zorro aber wieder so, dass er mich sehen kann. „Du weißt das?“ „Hm-hm.“, nicke ich sachte, sehe aber nicht zu ihm, auch wenn er mich weiter ansieht. „Und du hast trotzdem so reagiert?“ „Natürlich. Wie denn sonst? Ich weiß, dass Ruffy mir helfen will. Mit allem, was er tut will er mir helfen. Immer. Das sagt er fast jede Woche zu mir. Aber wenn er mir nichts zutraut. Wirklich gar nichts, wie soll ich mir selbst dann etwas zutrauen? Wie soll er sich irgendwann auf einen Kampf konzentrieren können, wenn er sich sorgen um mich macht? Klar, er ist eifersüchtig. Das bin ich auch. Das ist normal, wenn man sich liebt. Aber es ist nicht normal den anderen anzulügen. Und das hat er getan. Er fängt an zu viel auf mich aufzupassen. Und dagegen reagier ich allergisch. Ich kann das nicht ab. Schon gar nicht nach Dominik.“ „Dominik? Das war doch der Kerl, der-„ „Genau. Ich glaube zwar nicht, dass Ruffy sich entwickelt wie er. Aber er erinnert mich an ihn und das ist schon zu viel.“ Wieder Stille. Das habe ich wirklich gut erklärt. Passiert mir nicht oft, dass ich etwas so gut in Worte verpacken kann. Erst jetzt sieht Zorro zurück an die Zimmerdecke. Er denkt über meine Worte nach, das kann ich schon fast spüren. Sogar ich muss über sie nachdenken. Aber es passt. Alles. „Du hast wirklich Schluss gemacht?“ Bei der Frage schließe ich ganz automatisch die Augen. Das hört sich so unwirklich an. „Ich glaube schon. Ja. Würde ich sagen. Das hat aber eigentlich nichts mit meinen Gefühlen für Ruffy zu tun. Ich glaube einfach, dass er noch zu viel falsch macht als dass es auf lange Sicht geklappt hätte. Ich sage nicht, dass es nie klappen wird. Aber jetzt und so, geht es nicht.“ Ich bin froh, dass ich mich in meinem Bett schon ausgeheult habe, denn der Gedanke alleine treibt mir schon wieder die Tränen in die Augen. Ein Glück, dass es dunkel ist. Da fällt mir ein, wenn sogar Zorro nochmal nachfragt, dann kann es Ruffy ja gar nicht verstanden haben. Oh man. Das wird morgen ein sehr langer Tag. Und dann auch noch mit Sato reden. Bei dem Gedanken kann ich ein Seufzen nicht unterdrücken. „Was ist?“ Klar, dass er fragt. „Ich freue mich nur auf morgen.“, erkläre ich etwas sarkastisch, drehe mich dann aber auf die Seite zu ihm und rolle mich halb ein, um es bequem zu haben. „Gute Nacht, Zorro.“ Er antwortet nicht sofort, schweigt noch einen Moment ehe er ein „Gute Nacht, Schieda.“ erwidert. Ich bin so fertig. Das war ein so extrem langer Tag und meine Augen sind eh noch vom Weinen müde. Also schlafe ich schnell ein. Etwas streicht mir über die Wange. Es ist fast nicht da, aber es kitzelt. „Verdammt.“ Zorro flüstert leise, was mich halb aus dem Schlaf weckt. Doch dass er sich dann neben mir dreht, weckt mich ganz. So oft schlafe ich nicht mit jemand anderem im Bett, also ist es klar, dass ich schon davon aufwache. Es ist noch dunkel, ich höre leise Wellen und kann noch sehen, wie Zorro sich von mir wegdreht. „Was?“, murmle ich leise, bin noch ganz verschlafen, aber wenn er in der Nacht leise flucht, vielleicht hat er etwas gehört. Vielleicht muss ich aufstehen. Gleich kämpfen. „Alles gut. Schlaf weiter.“ „Hm-hm“, nicke ich sachte und ziehe meine Decke etwas weiter nach oben, bevor ich ruhig liegen bleibe. Er hat bestimmt nur schlecht geträumt. Ich komme gerade nach Hause. Mama hat mir eine Halskette für den Schlüssel gemacht. Dann muss sie mir nicht die Tür aufmachen, wenn ich aus der Schule komme. Der erste Tag. Das war richtig cool. Schade, dass Mama nicht dabei war. Wenn sie gewusst hätte, dass sie dabei sein darf, dann wäre sie bestimmt gekommen. Werde ich ihr gleich mal sagen. Ich schließe die Tür auf, drücke gegen sie, aber sie geht nicht auf. Mach ich was falsch? Dreh ich in die falsche Richtung? Okay, dann andere Richtung. Nein, jetzt hab ich abgeschlossen. Irgendwas stimmt nicht. Wieder aufgeschlossen, nochmal gedrückt, Tür bleibt zu. Komisch. „Hey, Kleine. Was ist los?“ Jemand auf der Straße ruft nach mir und kommt schon auf mich zu als ich mich zu ihm umdrehe. Ich will erst gar nichts sagen, aber ich glaube, das ist besser als zu klingeln. Außerdem trägt der ne Uniform. Marine. Der ist bestimmt okay. „Ich-ich bekomm die Tür-Tür nicht-„ „Ah, ich seh schon.“, unterbricht er mich einfach, stellt sich neben mich und sieht einmal durch die Scheibe in der Tür ins Innere des Hauses. „Ist denn keiner zu Hause? Soll ich dir beim Aufschließen helfen?“ Diesmal sage ich nichts, nicke aber nur, weil ich ja wohl irgendwas falsch mache. Den Schlüssel lasse ich schon los, damit er ihn greifen kann. Was er auch sofort macht. „Wann seid ihr hier eingezogen? Ich habe gar nicht gemerkt, dass hier wieder jemand wohnt.“ „Vor zwei-zwei Wochen.“ Das Haus ist nicht sehr groß, aber es kostet wohl nicht viel, weil hier lange keiner mehr gewohnt hat. Man sieht es noch überall an den Wänden. Außer im Zimmer von Mama und im Wohnzimmer. Da haben wir schon was geputzt. Und gestrichen. Bei mir im Zimmer kann ich aber die Tapete von den Wänden ziehen. Die fällt schon fast von alleine ab. „Hier, siehst du? Du musst erst etwas ziehen. Dann rumdrehen und drücken. Wenn du nicht ziehst, macht‘s nicht klick und es geht nicht auf. Willst du mal probieren?“ Na klasse. Jetzt war die Tür schon auf und da macht der die einfach wieder zu. Aber okay. Sonst stehe ich morgen wieder vor der Tür und komm nicht rein. Ich greife den Schlüssel, die Klinke mit der anderen Hand und mache es genau, wie er gesagt hat. Aber entweder ziehe ich nicht zur richtigen Zeit oder ich drücke zu früh. Bei mir klappt‘s nicht. Wie bescheuert. Wieso kann man nicht einfach die Tür auf lassen? Oder so ne Klinke dran machen, wie in jeder anderen Tür im Haus auch ist? Dann muss man nicht aufschließen. Dann geht man einfach rein. „Das musst du aber noch üben, kleine. Wieso ist denn keiner zu Hause? Ist dein Papa arbeiten?“ „Nein. Mama aber schon. Oder-oder einkaufen.“ „Und dein Papa?“ „Hab-hab kein Papa.“ Er reagiert wie jeder, dem ich das sage. Mit Schweigen. Vor einem kurzen: „Oh.“ Aber wenigstens schließt er mir jetzt die Tür auf, damit ich sie öffnen kann. Ich gehe einfach rein, nehme meinen Rucksack ab und lege ihn neben die Schuhe, bevor ich zurück zur Tür gehe, weil ich ja noch den Schlüssel brauche. Der Typ hat ihn aber aus dem Schloss gezogen, hält ihn noch in der Hand und sieht zu mir nach unten. „Irgendwie kommst du mir bekannt vor. Wo kommt ihr eigentlich her?“ „Dress-Dress Rosa. Und Foodvalten. Und-und Ka No Kuni.“ „Ihr kommt wohl viel rum, oder?“ „Hm-hm. Wegen Ma-Mama ihrer Arbeit.“ „Als was arbeitet sie denn?“ „Weiß ich-ich nicht.“ Darf ich nicht sagen. Schon gar nicht dir. Weil du zur Marine gehörst. „Achso.“, sagt er leise, sieht über mich hinweg in den Flur und zögert noch einen Moment, bevor er mir den Schlüssel zurück gibt. Worüber denkt er denn nach? Was ist los? „Wann kommt sie denn wieder zurück?“ „Ist verschieden.“ Stimmt sogar. „Nicht, dass du jetzt alleine bleibst? Wer passt denn auf dich auf?“ Das ist das erste Mal, dass mich das jemand fragt. Woher wusste Mama, dass ich das mal gefragt werde? Sie hat schon vor Wochen mal gesagt, wenn mich das mal jemand fragt, dann soll ich sagen… „Mein Onkel.“ „Ist der schon hier?“ „Der kommt-kommt gleich. Mit Essen u-u-und so.“ „Ah, okay. Dann bist du ja in guten Händen, oder?“ Bei der Frage sehe ich auf den Boden. Es fühlt sich plötzlich an, als verliere ich den Kontakt zur Erdanziehungskraft. Alles Kribbelt. Er merkt es gar nicht. Nein, bin ich nicht. Nicht bei ihr. Ich will es ihm sagen, doch als ich den Mund öffne, kann ich nicht sprechen. Ich bekomme keinen Ton raus. Ich kann nicht sprechen. Nur noch atmen. Was ist denn los? Wieso kann ich das nicht sagen? Er war-tet immer noch auf eine Antwort. Sag was. Los. Sag, dass er hier bleiben soll. Sag es ihm. Er ist Soldat. Er wird was machen. Wieder bekomme ich keinen Ton raus, sehe dann zu ihm auf, dass er es mir vielleicht in den Augen ansieht, doch als ich ihn wieder ansehe, schlägt mein Herz plötzlich schneller. Er trägt keine Uniform mehr. Er trägt gar nichts mehr. Meine Wangen kribbeln und ich blinzle etwas. Er kommt auf mich zu, schließt die Tür hinter sich und er bleibt vor mir stehen. Wir sind nicht mehr im Flur. Wir sind im Schlafzimmer meiner Mama. „Du verrätst nichts, Schnecke.“ Mama? Ich drehe mich sofort zu ihr um, als ich sie höre. Sie steht hinter mir, legt mir die Hand auf die Schul-ter und lächelt sogar. Sie sieht genauso gut aus, wie sie es immer tut. „Der tut dir nichts. Er will nur ein bisschen mit dir kuscheln.“ Bei dem Satz sehe ich ganz automatisch wieder zu dem Soldaten. Er geht vor mir in die Knie, damit er auf Augenhöre mit mir sein kann. Er legt seine Hand auf meine Wange und ich spüre, wie mir schlecht wird vor Nervosität. „Wach auf.“, flüstert er, aber ich realisiere es gar nicht. Spüre nur, wie meine Mama sich hinter mir von mir löst und wie sie mich alleine lässt. Mit ihm. „Mama?“ Du kannst mich jetzt nicht alleine lassen. Ich will nicht kuscheln. Du kannst doch auch hier bleiben. Aufpassen. Wenn ich nicht will, dann kann ich dir das doch sagen. Ich kenn den doch gar nicht. Ich weiß nicht, wer das ist. Ich kann im Augenwinkel sehen, wie sie aus dem Zimmer geht, noch einmal zu mir zurück sieht und dabei das Licht ausschaltet. Jetzt ist alles dunkel. „Schieda, hey.“ Er ist immer noch ganz nah vor mir, ich spüre seine Hand auf meiner Wange und kann ihn in der Dunkelheit sehen. Meine Arme und Beine kribbeln und mein Herz rast. Doch jetzt fühlt es sich an, als hätte ich wieder Kontrolle über meinen Körper. Ich weiche sofort nach hinten aus, spüre erst dann die Decke über mir und verliere augenblicklich die Orientierung. Gerade hab ich noch gestanden, was ist los? Ich will mich mit der Hand nach hinten abstützen, will mich aufsetzen, spüre dann aber die Kante des Bettes an meinem Arm entlang schrappen und wie ich so nach hinten das Gleichgewicht verliere. „Nicht. Mama.“ Ich falle beinahe gleichzeitig aus dem Bett, lande auf Schultern und Hinterkopf und schnappe nach Luft, da ich schon vorher außer Atem war. „Verdammt, Schieda. Bist du okay?“ Das ist Zorro. Ich öffne die Augen, sehe mich um, weiß aber noch immer nicht genau, wo ich bin. Das ist nicht mein Zimmer. „Was? Wo ist-..“ Ich breche den Satz ab, als ich mich so langsam wiederfinde. Klar. Benimm dich nicht wie ne Irre. Ich rutsche etwas weiter nach hinten, setze mich vor dem Bett auf und sehe, dass Zorro mir aus dem Bett heraus nachgesehen hat. Ich schweige einen Moment, bleibe auf dem Boden sitzen und sehe mich in der Dunkelheit im Zim-mer um. Zorro schweigt genau wie ich. Wieder höre ich die Wellen. Das Meer. Spüre aber noch nicht, wie das Schiff sich bewegt. Dafür habe ich noch viel zu viel Adrenalin in den Adern. Nur ein Traum. Alles okay. Ich bin zu Hause. Ich atme einmal leise, aber tief durch und schlucke. Was ein verkackter Traum. Ich weiß jetzt schon nicht mehr genau, worum es ging, aber es hatte irgendwas mit meiner Mama zu tun. Und der Mari-ne. Oh, man, hab ich Durst. Ich sehe mich um mich herum nach einer Flasche um, weil ich fast sicher war eine gesehen zu haben, als ich mich hingelegt habe und greife sie, ohne Zorro danach zu fragen. Doch als Zorro sieht, dass ich sie öffnen will, bewegt er sich doch wieder. „Halt, warte. Gib die her.“, sagt er leise und rutscht bis zur Kante des Betts, neben dem ich ja jetzt sitze. Ich öffne die Flasche trotzdem, habe immerhin echt Durst, und führe sie mir an die Lippen. Doch bevor ich einen Schluck trinken kann, zieht er sie mir weg. Den Deckel habe ich aber noch in der Hand. Ich will erst fragen, was das soll, rieche und schmecke es aber schon an meinen Lippen. Ich blicke Zorro nach, der in der Dunkelheit jetzt erst merkt, dass ich den Deckel schon abgeschraubt habe. Ich gleite mit dem Finger kurz über die Innenseite des Deckels, um ganz sicher zu gehen, reiche ihm den Deckel dann aber mit der gleichen Hand, damit er die Flasche wieder zuschrauben kann. „Wenn du was trinken willst, dann hol dir was Eigenes. Du kannst nicht einfach an meine Sachen dran gehen.“, flüstert er leise während er zurück auf seine Seite rutscht um die Flasche auf diese Seite des Bettes zu stellen. In der Zwischenzeit lecke ich an dem Finger, mit dem ich die Innenseite des Deckels abgewischt habe. Ich wusste es. Ich habs sofort erkannt, als ich es gerochen habe. Doch kein Irrtum. „Was hast du geträumt?“, will er dem Thema sofort ausweichen, aber ich ignoriere die Frage einfach, klettere zurück aufs Bett und schiebe meine Beine unter die Decke. Jetzt mache ich mir auch sorgen. Um ihn. „Nur ein Traum.“, flüstere ich leise, lege mich auf die Seite neben ihn mit dem Gesicht zu ihm und ziehe die Beine so weit an, dass ich meine Arme um sie schlingen kann. Wieso habe ich das nicht schon vorher gemerkt? Soll ich ihn drauf ansprechen? Ihn fragen? Doch er legt sich genauso von mir weg wie in dem Moment, als ich ihn kurz habe fluchen hören. Er blockt alleine schon durch seine Körperhaltung ab. Nein, jetzt geht’s nicht. Morgen ist es besser. Viel besser. Außerdem bin ich selbst zu müde, als dass ich mich auf das Thema konzentrieren könnte. Ich will nichts Falsches sagen. Also schließe ich wieder die Augen, spüre zwar noch immer den Durst, versuche ihn aber zu ignorieren, bis ich wieder eingeschlafen bin. Kapitel 12: Ihr zwei redet. Jetzt. ---------------------------------- Kapitel 12 Ich wache auf, weil Zorro die Decke zurück schlägt. Er schwingt die Beine aus dem Bett und bleibt noch einen Moment auf der Bettkannte sitzen bevor er sich einmal weit streckt. Er macht das alles ganz leise, aber ich bin trotzdem aufgewacht. Ich halte die Augen im ersten Moment noch geschlossen, kann dann aber doch nicht wiederstehen die Augen zu öffnen. Ich liege auf dem Rücken, halb auf der Seite, eine Hand neben meinem Gesicht, die andere auf meinem Bauch. Ein Bein gestreckt, das andere angewinkelt. Ich denke nicht daran mich zu bewegen, im Gegensatz zu ihm. Ich kann ihn sehen. Er hat ohne Shirt geschlafen. Ist mir gar nicht aufgefallen. An den Anblick könnte ich mich aber gewöhnen, wenn ich morgens aufwache. Ich sollte da ein Foto von machen. Ich kenne wirklich niemanden der so einen beeindruckenden Rücken, ein solches Kreuz hat, wie er. Und den beinahe Narbenfrei. Oder? Bei dem Gedanken mustere ich ihn etwas mehr als sonst. Doch, wirklich. Die letzte Narbe ist mehr auf seiner Seite, als auf seinem Rücken. Sieht aus, als ob er noch nicht so oft aus dem Hinterhalt angegriffen wurde. Faszinierend. Er bleibt aber nicht lange so sitzen. Leider. Er stellt sich vor das Bett, hebt die Arme, streckt sich noch einmal und wieder würde ich wünschen jetzt eine Kamera griffbereit zu haben. Er sieht genial aus. Wieso trägt er eigentlich Shirts? Er kann von mir aus den ganzen Tag oben ohne rumrennen. Naja, das denken bestimmt auch so einige von mir. Erst jetzt dreht er sich zur Seite, sieht einen Moment zu mir und hält inne, als er meinen Blick bemerkt. „Morgen.“, sagt er nur knapp, wartet aber nicht darauf, dass ich ihm antworten kann und lässt sich nach vorne fallen. Was-? Meine Frage löst sich so schnell, wie sie gekommen ist. Er fängt sich mit den Händen vom Boden ab und macht Liegestütze. Jetzt schon. So früh. Er ist gerade erst aufgewacht. Das ist doch kein Mensch. „Morgen, Sensei.“, murmle ich leise und drehe mich jetzt einfach auf den Bauch, damit ich mich so an die Bettkante ziehen kann. Den Blick bereue ich nicht. Ich kann ihn jetzt beim Trainieren beobachten, bleibe aber selbst einfach quer über dem Bett liegen und knabbere bei dem Anblick schon auf meiner Unterlippe. Schade, dass er ne Hose trägt. Zorro lächelt sofort auf, als er hört, wie ich ihn nenne. Das kann ich hören, obwohl er nichts sagt. Er mag es, wenn ich ihn so nenne. Ob er überhaupt vorher mal ein Lehrer werden wollte? Oder wollte er einfach nur stumpf trainieren bis er irgendwann der Beste ist? Ich bin so froh, dass er sich dazu entschieden hat, mich zu trainieren. Ohne ihn, wäre ich aufgeschmissen. Da fällt mir ein, sollte ich vielleicht auch irgendwas machen? Ich kann ihn ja schlecht einfach beobachten. Oder? Jetzt bekomme ich doch langsam ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht genauso schnell nach dem Aufwachen trainiere, wie er. Immerhin will ich besser werden. Soll ich fragen, was ich machen soll? Ich kann ja immerhin nicht einfach im Bett liegen bleiben, oder? „Gut geschlafen?“, fragt er dann einfach und reißt mich damit aus meinem Gedankengang. Ich blinzle etwas, zwinge mich dann dazu mich von seinem Anblick zu lösen und mich langsam aufzusetzen. „Schon. Ja.“ Abgesehen von den ersten Stunden. „Und du?“ Man, ich bin noch total müde. Ich liege sonst gerne ne halbe Stunde wach im Bett, bevor ich mich überhaupt aufsetze. Und er? Oh, man. Unglaublich. „Naja. Ich bin es gewohnt sonst alleine zu schlafen.“ Oh, hab ich ihn gestört? Hab ich ihn wach gehalten? Hab ich geschnarcht?! Oder gepupst?! Oh, Gott, wie peinlich! Hoffentlich nicht! Ich spüre, wie ich alleine wegen der Vorstellung rot werde, dafür aber auch etwas schneller wach. Weshalb ich mich jetzt auch erstmal an die Bettkante setze. Sehr schnell kann ich mich aber noch nicht bewegen. Ich brauch nen Kaffee. Er trainiert immer noch. Zählt er eigentlich, wie viele er macht? Oder macht er das nach Gefühl? Ich will ganz automatisch meine Brille auf dem Nachttisch greifen, merke dann aber erst, dass ich die ja gar nicht mitgebracht habe. Die liegt noch in meinem Zimmer. Mist. Na dann erstmal ohne Brille. So langsam wird mir auch wieder bewusst, was heute noch alles ansteht. Mit Sato über die Kratzer reden. Und die Briefe. Oh man, das wäre für heute schon genug. Aber dann muss ich auch noch mit Ruffy reden. Ihm klar machen, was ich gestern meinte. Dass ich Schluss gemacht habe. Oder jetzt Schluss mache. Und nein, diesmal lasse ich mir nicht was anderes einreden. Es bleibt aus zwischen uns. Mindestens eine Woche. Es ist zu viel für den Moment. Da muss Ruhe rein. Für ihn und für mich. Hauptsache Nami ergreift nicht die Gunst der Stunde und schnappt ihn mir vor der Nase weg. Oh, Gott, ich könnte schon wieder heulen. Was mach ich jetzt? Bei dem Gedanken lege ich meine Stirn einfach auf meine Knie ab, atme einmal tief durch und schließe noch einen Moment die Augen. Ich hab da sowas von kein Bock drauf. Kann den Tag nicht jemand anderes für mich übernehmen? Es bringt jetzt nicht an alles zu denken. Alles nach einander. Schritt für Schritt. Dann ist es gar nicht mehr so viel. Ich atme noch einmal tief durch, setze mich dann doch wieder aufrecht hin und erhebe mich kurz darauf dann doch ganz und bleibe vor dem Bett stehen. Kanji wollte sich auch nochmal mit mir treffen. Ob ich da überhaupt Zeit für habe? Nach dem Frühstück- Ach ja! Ich wollte Zorro ja noch was von ihm ausrichten. Daran habe ich gestern gar nicht mehr gedacht. Was ein Mist. Ich schaue bei dem Gedanken ganz automatisch wieder zu Zorro, der immer noch trainiert. Ich würde umkippen, wenn ich das jetzt versuche. Soll ich es ihm jetzt einfach sagen? Naja, ist ja nur ne Nachricht. Wieso nicht? Auch, wenn er nicht begeistert sein wird, dass ich das Thema nochmal anschneide. Ich öffne schon den Mund, als ich den Satz doch lieber verschlucke, denn mir fällt wieder etwas anderes ein. Die Flasche neben seinem Bett. Ich bin froh, dass er nicht gesehen hat, dass ich etwas sagen wollte, denn das Thema anzusprechen wird noch schwieriger als das mit Kanji. Davon geh ich mal aus. Glaube ich. Naja, ich habe auch was Schlimmeres von ihm erwartet, als er gemerkt hatte, dass ich mich geschnitten habe. Vielleicht habe ich jetzt auch einfach viel zu viel Angst vor den Möglichkeiten seiner Reaktion, als es wirklich wird. „Du trinkst?“ Zorro hält sofort inne, bewegt sich einen Moment nicht, ehe er sich doch wieder hinstellt und dabei die Arme vor der Brust verschränkt, während er mich ansieht. Oh, fuck. Das hast du echt super hinbekommen, Schieda. Fall mit der Tür ins Haus. Nein, reiß gleich die ganze Wand mit ein. Jetzt brauche ich auch keinen Kaffee mehr. Ich kann richtig spüren, wie ich blass werde, als er mich so ansieht. Und das nach gestern. Jetzt scheint er wirklich sauer auf mich zu sein. „Was glaubst du eigentlich, was du weißt?“, fragt er mich dann, ohne sich zu bewegen. Jetzt werde ich wirklich nervös. Nach dem Tonfall bin ich mir aber sicher, dass er sauer auf mich ist. Das hätte ich aber auch wirklich etwas subtiler ansprechen können. „Ich-ich-ich wollte nicht-„ „Glaubst du echt, das ist so einfach?“ Er schreit nicht und trotzdem muss ich schlucken. Ich weiche ganz automatisch einen Schritt zurück, sehe ihn aber weiter an. Ich kann einfach nicht wegsehen. „Ich wusste nicht-nicht-,.. Ich meine-,..“ Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Ich kann mich ja schlecht dafür entschuldigen, dass ich gefragt habe. Oder? Er sagt aber auch nichts mehr, scheint auf irgendetwas von mir zu warten, und wir stehen uns einen Moment schweigend gegenüber. Ich habe alles verbockt. Ich hätte das anders anfangen müssen. Mir fällt daher nichts Besseres ein als mich einfach umzudrehen und aus seinem Zimmer zu verschwinden. Ohne ein weiteres Wort. Der Tag fängt ja schon gut an. Ich hole meine Brille aus meinem Zimmer, verschwinde dann für ein warmes Bad ins Badezimmer und lasse mir Zeit. Ich werde heute sehr viel Stress haben. Je mehr Entspannung ich jetzt tanken kann, desto besser. Die beiden Kratzer an meinem Arm sehen immer noch frisch aus. Aber auch nur, weil sie gestern Abend wieder aufgesprungen sind. Dazu liegen die beiden jetzt auf einem dunkelblauen Bluterguss, weil Zorro genau dort getroffen hat. Das ist aber nicht alles, was mit an mir auffällt. Ich habe einen großen Bluterguss knapp über meinem Bauch an meinem Rippenbogen. Da, wo Zorro mich gestern getroffen hat als er mir die Luft aus der Lunge gepresst hat. Außerdem habe ich noch ein paar kleinere, blaue Flecken an den Armen, wo er mich wohl getroffen oder gestreift hat. Das hatte ich aber nicht ganz mitbekommen. Dafür hab ich gestern wieder was gelernt. Atmen. So einfach es sich anhört, es wirklich durchzuziehen ist gar nicht so leicht. Werde ich üben. Als ich aus dem Badezimmer komme, sehe ich Ruffy sofort. Er sitzt vor meiner Tür und wartete anscheinend darauf, dass ich aufstehe. Dabei bin ich schon lange wach. Als er sieht, dass ich aus dem Badezimmer komme und nicht hinter ihm aus der Tür, steht er sofort auf und kommt auf mich zu. Na klasse. Das hatte ich für heute Nachmittag geplant. „Hey, Krümel. Ich hab das nicht so gemeint.“ „Ich finde es besser, wenn wir drüber reden, wenn wir nicht alleine sind.“ Und das meine ich wirklich so. Ich bleibe auch gar nicht stehen, sondern gehe schon zur Küche. Er neben mir her. „Sagst du das, weil ich das gestern zu dir gesagt habe? Weil ich Sato dabei haben wollte?“ Stimmt, da war ja auch noch was. Aber das ist mittlerweile schon unwichtig geworden. Trotzdem tut er mir leid und ich bleibe mit ihm vor der Küche stehen, in der ich schon Sanji hören kann. Ich will es ihm jetzt gar nicht sagen. Nicht jetzt schon. Obwohl er es eigentlich seit gestern wissen müsste. Oh, Gott, das wird nicht leicht. Ich atme tief durch, drehe mich dann zu ihm um und sehe ihm in die Augen. Er sieht nicht aus, als ob er heute Nacht geschlafen hat. Was es mir nicht leichter macht. Oh, Ruffy. „Ich mach das nie wieder, versprochen.“, flüstert er dann leise und ich muss seinem Blick bei den Worten nach unten ausweichen, sonst mache ich gleich wirklich einen Rückzieher. Aber ich weiß, er ist noch nicht so weit. Und auch, wenn es jetzt weh tut, uns beiden, muss ich das durchziehen. Er merkt, was ich vorhabe. Und es gefällt ihm gar nicht. „Bitte, Krümel. Ehrlich. Ich verspreche es dir. Nie wieder. Wirklich. Sag mir, was du willst, bitte.-„ „Käpten,-„ „Ich geh nie wieder zu Nami, versprochen. Das wolltest du doch, oder? Was willst du noch?“ Oh, Gott, ich fang gleich wieder an zu heulen. Mach es mir nicht so schwer, Käpten. Bitte. „Ich gebe dir alles, was du willst. Sag mir nur was. Bitte. Krümel.“ Ich muss es ihm erklären. Ich muss es ihm sagen. Je länger ich warte, desto schlimmer wird es. Mach es schnell. Je schneller, desto besser. Aber er muss es verstehen. Also sehe ich wieder zu ihm auf, auch wenn ich ihn wieder durch die Tränen kaum erkennen kann. Es tut mir so leid. „Du bist noch nicht so weit.“, flüstere ich so leise, dass ich es selbst kaum verstehe. Doch so muss ich wenigstens nicht stottern. Er schüttelt sofort den Kopf, als er mich hört. Er weiß, was das heißt. „Bitte nicht.“, sagt er leise und greift, wie durch einen Reflex, meine Hand. Ich lasse sie ihm. Die kann ich ihm jetzt nicht wegnehmen. Dafür kann ich jetzt nicht mehr in die Augen sehen. Er macht es mir so schwer. Es tut wirklich weh. Ich will es gar nicht sagen. Ich will es gar nicht. Ich will nicht, dass es aus ist. Ich würde ihm jetzt am liebsten um den Hals fallen. Ihn an mich drücken und sagen, dass es okay ist. Dass wir das schaffen. Er will sich bessern. Er weiß doch, dass er etwas falsch gemacht hat. Aber wenn ich das jetzt mache und sage, dann hat er mich nur dazu überredet. Und so sollte es nicht sein. Es muss aus Überzeugung entstehen. Nicht aus Schwäche. „Wir brauchen eine Pause.“ Ich sage nicht, dass es aus ist, auch wenn es das bedeutet. Ich sage genau das, was ich meine. Mit diesen Worten hat er nicht gerechnet. Er hatte wirklich erwartet, dass ich sage, dass es für immer aus ist. So sehe ich es nicht. „Wie meinst du das?“ Gut. Er sagt nicht nein. Er lässt mit sich reden. Auch, wenn es ihm nicht gefällt. Hör mir weiter zu. „Das alles ist gerade viel zu viel. Für un-uns beide. Du musst lernen wie das funktioniert. Du hast als Dom eine große Verantwortung. Das ist anders als ein Käpten zu sein. Und ich-ich bin gerade überfordert. Mit a-allem. Ich kann mich jetzt nicht um unsere Beziehung kümmern. Ich kann jetzt nicht eifersüchtig sein. Der Steckbrief, die Briefe, die Träume,-.. Ich brauch ne Pause. Und du brauchst ne Pause. Wir brauchen eine Pause. O-okay?“ „Du meinst,… Du machst jetzt Schluss, aber nicht für immer?“ „Ich weiß nicht, was passiert. Aber so ist der Plan.“ „Aber wenn du wieder mit mir zusammen sein willst, wieso machen wir dann Schluss?“ Versteh es doch, bitte. Ich atme noch einmal tief durch, spüre aber, wie meine Lunge sich schon verkrampft. Ich kann gleich echt nicht zurückhalten zu heulen. Ruffy. Käpten. Bitte. „Weil wir uns jetzt um andere Dinge kümmern müssen. Wenn man eine Beziehung hat, muss man sich auch darum kümmern. Weil wir das jetzt nicht können, machen wir ne Pause.“ Das hört sich gar nicht so schlimm an. Obwohl es das eigentlich ist. Aber so scheint er es jedenfalls zu begreifen. Und ruhig zu bleiben. Genau wie ich. Reiß dich endlich zusammen. Du musst jetzt stark sein. Nur jetzt. Gleich kannst du dich wieder verziehen. „Wie lange machen wir Pause?“, will er dann wissen, aber ich zucke nur mit den Achseln, weil ich es ehrlich nicht weiß. Und weil ich jetzt nichts mehr sagen kann. Wir brauchen eine Pause. Mindestens eine Pause, wenn schon nicht für immer Schluss sein soll. Ich bin mir sicher. Das ist jetzt wirklich das, was wir brauchen. „Du willst das wirklich?“, harkt er noch einmal nach und ich muss mich dazu zwingen, nicht zu zögern, bevor ich nicke. Das hat nichts mit wollen zu tun. Wir brauchen es. „Okay.“ Ich bin nochmal zurück in mein Zimmer um mich zu schminken, bevor ich zum Frühstück in die Küche gegangen bin. Ruffy hat sich dafür den Hut einfach so weit nach vorne geschoben, dass man seine Augen nicht sehen kann. Ich setze mich neben Sato und Franky. Franky kommt mir gerade Recht, denn neben ihm bin ich fast verschwunden. Und Sato wollte ja eh noch mit mir reden. Er sieht noch total müde aus. Wie in den letzten Tagen jeden Morgen. Wie lange war er noch wach? Ich hab ihn wahrscheinlich auch gestern mitten in seiner Pause gestört, als er hier Karten gespielt hat. Tut mir schon irgendwie leid. Deswegen warte ich auch darauf, dass er mich anspricht. Was er nicht macht. Okay, lass ihm Zeit. Aber er konzentriert sich die ganze Zeit auf seinen Notizblock neben seinen Teller, hat ein paar Tabellen und Worte aufgeschrieben, die eigentlich keinen Sinn ergeben. Aber für ihn schon. Das hat er mir schon mal gesagt. So geht er auf Nummer sicher, dass niemand seine Akten durchstöbern kann. Naja, durchstöbern können die es schon, nur Finden können die nichts. Denn er ersetzt Namen gerne mit Verben. Nicht einmal ich Blicke durch seine Tabellen durch. Obwohl… Das sind sieben Spalten. Das könnte ne Woche sein. Also ein Stundenplan. Klar. Er wollte doch einen Plan aufstellen. Und da verplant er jeden Tag in der Woche? Wie viele gehen denn jetzt zu ihm? Mal Wörter zählen. Eins, zwei, drei, vier, fünf,- „Du sollst dir das nicht ansehen.“, unterbricht er dann plötzlich meinen Gedankengang und zieht den Block so weg, dass ich nichts mehr sehen kann. Ich habe gar nicht gemerkt, dass es ihm aufgefallen ist. Ups. Ich sehe aber nicht zu ihm auf, sehe zurück auf meinen Teller und nicke kurz und bestätigend. Er hat ja Recht. Das ist seine Sache. „Ich bin mit dem Plan noch nicht ganz durch.“, flüstert er dann doch leise und lehnt sich dabei zu mir herüber. Man, er muss wirklich beschäftigt sein. „Wieso ist das so kompliziert?“, frage ich allerdings dann doch, weil ich nicht verstehe, wieso er nicht einfach alle nach der Reihe zu ihm kommen lässt. Er scheint mit der Frage gerechnet zu haben, seufzt einmal leise und blickt unmerklich durch die Runde. Ich würde ja gerne erkennen bei wem sein Blick alles hängen bleibt, damit ich weiß, wer bei ihm war. Aber das sollte mich gar nicht interessieren. Auch, wenn ich schon etwas neugierig bin. „Ich muss euch nach Dringlichkeit sortieren. Nach Kompliziertheit. Ich kann das nicht so gut erklären. Es ist wichtiger, dass derjenige, der noch nie über etwas geredet hat, jetzt schnell alles aussprechen kann. Ich muss zeigen, dass ich Zeit habe. Dass ich dafür da bin. Ich versuche keinen im Stich zu lassen. Das ist nicht so leicht, wenn man sich nicht aufteilen kann.“ Ich nicke nur sachte, sehe ihm aber noch nicht in die Augen. Das ist also gerade wirklich Arbeit für ihn. Keine Hobby-Therapie mehr. Das ist jetzt ernst. Noch mehr Stress kann er wohl gerade echt nicht gebrauchen. Was mich wieder dazu bringt an die Schnitte an meinem Handgelenk zu denken. Aber ich werde sie ihm nicht zeigen. Wenn er Zeit hat, vielleicht. Jetzt nicht. Und schon gar nicht beim Frühstück. Dafür sind doch Freunde da, oder nicht? Sie sorgen dafür, dass es dem anderen gut geht. Sato geht’s gerade nicht so gut. Darum sage ich nichts. Dann geht’s ihm wenigstens nicht noch schlechter. „Wie geht’s dir eigentlich?“ Er Fragt genau zum richtigen Zeitpunkt. Jetzt hab ich mich ja schon dazu entschieden es ihm nicht zu zeigen. „Ganz okay. Hast du mich schon eingeplant?“ Kommt es zu bedürftig rüber, wenn ich das jetzt schon frage? „Noch nicht sicher. Tschuldige. Du hast aber echt keine Ahnung was hier los ist. Ich sage dir Bescheid, wenn ich den Plan sicher weiß. Ist es in Ordnung für dich, wenn wir das auf nächste Woche verschieben?“ Ein Herz setzt zwar einen Schlag aus, aber ich lasse es mir nicht anmerken, greife meinen Kaffee und schüttle nur als Antwort den Kopf, gefolgt von einem Achselzucken. Er soll kein schlechtes Gewissen bekommen, wenn er es nicht schafft. „Lass dir Zeit.“, flüstere ich noch leise, bevor er mir zum Dank die Hand auf mein Knie legt. Er arbeitet wirklich. Und das Tag und Nacht. Ich hab ihm gestern den Feierabend versaut. Er ist seit Jahren meine Hilfe. Ich werde eine Woche warten können. Nach dem Frühstück gehe ich an Deck, bleibe einen Moment auf der Wiese stehen, strecke den Rücken durch und atme tief durch. Hier riecht es irgendwie nach Blumen. Das ist mir gestern schon aufgefallen. Die ganze Insel. Nicht stark, ganz zart. Wirklich schön. Hoffentlich bleiben wir noch lange hier. Kanji wollte heute wieder zu mir. Nach dem Frühstück. Also jetzt. Oder die nächsten Minuten. Stunden. Ich sage keinem was, stelle mich an die Reling und behalte den Hafen im Auge. Dabei schlüpfe ich aus meinen Schuhen um das Gras unter meinen Füßen spüren zu können. Schuhe sind bei diesen Temperaturen auch überbewertet. Genau wie Leggins. Leider muss ich meine ja tragen. Schon schade. Egal, dafür trage ich heute ein enges, schwarzes Oberteil ohne Ärmel. Ich bin ganz in schwarz angezogen, was aber eher sportlich aussieht als depressiv. Selbst meine Haare habe ich zu einem kleinen Pferdeschwanz gebunden. Den aber nicht mit dem breiten Haargummi, sondern mit einem anderen. Man sieht jetzt zwar die blauen Flecken an meinen Armen, aber die habe ich ja eh fast immer. Die Schnitte darf keiner sehen. Ich darf aber nicht aussehen, als würde ich etwas verstecken. Alles gut durchdacht. Irgendwann fällt mir ein, dass ich ja gar nicht hier auf ihn warten muss. Ich kann genauso gut auch raus gehen. An den Strand. Oder in die Stadt. Er wird mich, dank des Schnipsels, auch finden. Also greife ich meine Schuhe und schlendere, so langsam wie ich will, vom Deck auf den Steg und zum Strand. Es würde mich gar nicht traurig machen, wenn er gar nicht auftaucht. Ich kann Gesellschaft gerade gar nicht gebrauchen. Am liebsten wäre ich den ganzen Tag alleine. Ich bewege mich langsam, spaziere vom Hafen in die Stadt, durch die Stadt und zurück an den Strand. Dabei die ganze Zeit die Schuhe in den Händen, anstelle an den Füßen. Es entspannt mich. Das habe ich wirklich gebraucht. Einen langen Spaziergang alleine ohne über ein bestimmtes Thema nachzugrübeln. Auch, wenn mir zwei Themen nicht aus dem Kopf wollen. Das erste Thema ist so wahrscheinlich wie offensichtlich. Ruffy. Ich denke die ganze Zeit an ihn. Denn jetzt, wo ich unserer Beziehung einen Punk angehängt habe, vermisse ich ihn sobald ich ihn nicht mehr sehe. Es zerreißt mich, jetzt nicht einfach bei ihm sein zu können. Ich glaube, die Tatsache, dass er schon lange vorher aufgehört hat mit mir zu kuscheln, hilft mir etwas. Es ist, als hätte ich schon vorher angefangen mich von ihm zu entwöhnen. Und trotzdem fehlt er mir so sehr, dass ich wieder heulen könnte. Deswegen versuche ich mehr über das zweite Thema nachzudenken, als über das erste. Über Zorro. Und seine Flasche Sake neben dem Bett. Ich weiß, er verträgt viel. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er einen Kater hatte, als wir meinen Steckbrief gefeiert hatten. Er war die ganze Zeit noch ansprechbar und kam nicht so rüber, als ob er was getrunken hätte. Ich dachte immer, wenn jemand trinkt, ist er immer betrunken. Naja, vielleicht trinkt er ja gar nicht. Nur, wenn er nicht schlafen kann. Deswegen steht die Flasche auch neben seinem Bett. Ist das dann noch Trinken? Hätte er, wenn er nicht trinken würde, so reagiert, als ich ihn drauf angesprochen habe? Oder seine Reaktion, als ich etwas trinken wollte. War die normal? Er wollte die Flasche doch vor mir verstecken, als er gemerkt hat, dass ich sie will. Er hat reagiert, als wäre es sein Geheimnis. Vielleicht sollte es das auch bleiben. Wenn es nach ihm geht, jedenfalls. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er wegen Kuina bei Sato war. Er nicht. Es hörte sich eher so an als ob gerade er niemals auf diese Art und Weise mit Sato reden wolle. Als hätte er eine innere Abneigung gegen den Gedanken sich psychisch analysieren zu lassen. Naja, so ein verlockender Gedanke ist es auch nicht unbedingt, wenn jemand anderes sich durch deine tiefsten Gedanken, Wünsche und Ängste wühlt. Kann verstehen, dass er nicht über den Sake reden will. Ich bin auch ziemlich bescheuert gewesen ihn so stumpf auf das Thema anzusprechen. Er hat mir gestern erst gesagt, was los mit ihm ist. Er hat gesagt, dass er sonst nicht über sie redet. Also weiß sonst bestimmt kaum jemand von ihr. Bestimmt nicht mal Ruffy. Er ist nicht die Art von Käpten, der seine Mitglieder nach ihrer Vergangenheit ausfragt. Oh, Käpten. Ich muss den Kopf frei bekommen. Es macht mich fertig immer wieder zurück auf dieses Thema zu kommen. An ihn zu denken. Kanji taucht nicht auf, ich bin aber nicht sicher ob ich froh darüber sein soll, oder nicht. Irgendwann bin ich wieder auf der Sunny, suche mir mein Buch von gestern und fange wieder an zu lesen. Lange. Ich vergrabe mich in den Seiten nur damit ich nicht über das nachdenken muss, was gerade los ist. Selbst beim Mittagessen habe ich das Buch auf dem Tisch liegen um nicht aufhören zu müssen zu lesen. Ich kann meine eigenen Gedanken gerade nicht gebrauchen. Daher denke ich lieber das, was der Autor gedacht hat, als er diese Seiten geschrieben hat. Ich bleibe einfach in der Küche sitzen und lese weiter als alle anderen schon wieder gehen und Sanji anfängt aufzuräumen. Es fällt mir jedes Mal auf. Er kümmert sich ganz alleine um das alles. Das ist nicht wenig. Ich seufze innerlich tief, sehe ihm aus dem Augenwinkel hinterher, als er die Teller vom Tisch nimmt und zur Spüle trägt und zögere noch einen Moment, bevor ich endlich und wirklich zum ersten Mal das mache, wonach es mich schon seit dem ersten Tag unter den Fingern juckt. Ich knicke die Seite in meinem Buch ein, klappe es zu und gehe wortlos zu ihm rüber, um ihm zu helfen. Er sieht mich erst kurz von der Seite an und bewegt sich einen Augenblick nicht, bevor er das Wasser einstellt, in dem er das Geschirr spülen will. Ich will ihn nicht unbedingt von der Spüle wegschieben, daher bleibe ich neben ihm stehen, halte Ausschau nach einem Handtuch und greife es mir sofort, als ich es sehe. Sanji begreift jetzt erst, was ich vor habe, atmet ein, um etwas zu sagen, bricht den Satz aber schon ab, bevor er ihm über die Lippen kommt. Ich weiß genau, was er denkt. Das, was er sonst immer ausspricht. Das ist seine Arbeit. Ich bin eine Lady und muss das nicht tun. Im Gegenteil, ich sollte das nicht einmal machen. Er ist kein richtiger Gentleman, wenn er zulässt, dass ich Hausarbeit erledige. Egal auf welche Art und Weise. Und wenn es nur das Abtrocknen ist. Ich kann es schon fast von ihm hören, so offensichtlich ist es. Er schweigt nur, weil wir alleine sind. Und dann treten alle unsere Regeln in Kraft. Er redet nur dann, wenn er gefragt wird. Ich bin aber nicht in der Stimmung für Spielchen. Ich will einfach nur helfen. „Sei nicht so sexistisch.“, flüstere ich dann doch leise, aber so laut, dass er es noch hören kann. Er antwortet nicht, sieht noch einmal kurz zu mir, kann sich ein Lächeln dann aber nicht verkneifen als er anfängt zu spülen. Sexistisch. Ja. Manchmal hat es ja seine Berechtigung. Fast jedes Mal, wenn es mit Sex zu tun hat. Wenn Hormone im Spiel sind ist jeder Mensch sexistisch. Immerhin ist das unsere Natur. Männer stehen nun einmal auf Frauen. Oft. Und andersherum genau das gleiche. Aber wenn es darum geht jemandem anders zu behandeln, obwohl dies nichts mit dem Geschlecht zu tun haben sollte, fängt es an mich aufzuregen. Ausgerechnet mich. Schon komisch. Irgendwie paradox. Darum finde ich es auch nicht in Ordnung, dass Sanji meint, ich soll nicht helfen. Ich bin eine Frau, na und? Kann ich deswegen nichts machen? Er sollte sich abgewöhnen mich zu behandeln als sei ich schwächer als Männer, nur weil ich keinen Schwanz habe. Ich kann genau das gleiche, was ein Mann kann. Abgesehen von den sexuellen Dingen. Ich trockne einen Teller nach dem Anderen ab. Dann die Tassen, die Messer, die Gabeln, die Löffel. Alles fertig. Aufräumen tun wir gemeinsam. Er hätte mich nicht einmal abtrocknen lassen, wenn es nach ihm ginge. Wir sagen die ganze Zeit kein Wort, was wohl eher an mir liegt, als an ihm. Denn ich frage ihn nichts. Und er darf ja nur antworten. Irgendwann sind wir fertig, ich gehe zurück zum Küchentisch, greife mein Buch und gehe beinahe Zeitgleich mit ihm aus der Küche. Ich weiß, dass er mir noch nachsieht, als ich an Deck gehe, aber ich drehe mich nicht um. Ich will heute nicht reden. Auch, wenn ich es muss. Ich bleibe mit dem Buch in der Hand vor dem Großmast stehen, blicke an ihm nach oben und seufze tief. Ich hatte nicht vor, ihn auf dem falschen Fuß zu erwischen. Ich war in dem Moment noch nicht ganz wach und.. ach, Mensch. Heb dir das für deine Entschuldigung auf. Okay. Bringen ich das auch hinter mir. Ich lege das Buch neben den Mast, immerhin will ich das gleich noch weiter lesen, und klettere an ihm nach oben. Ich kann hier schon hören, dass er trainiert. War er eigentlich beim Mittagessen? Ich hatte mit Absicht nicht aufgesehen um ihm nicht aus Versehen in die Augen zu sehen. Er spricht auch nicht so viel, deswegen hab ich ihn auch nicht gehört. Ich bin nicht sicher, ob er da war, oder ob er schon die ganze Zeit hier oben ist. Dass er bei der Hitze überhaupt trainieren kann. Ich zwinge mich dazu nicht inne zu halten, als ich bei der Falltür ankomme. Ich kenne mich. Ich stehe kurz davor einfach wieder herunter zu klettern um der Situation aus dem Weg zu gehen. Das mache ich jetzt nicht. Ich drücke die Tür auf, klettere über die Kante und schließe die Tür, bevor ich mich nach ihm umsehen kann. Das erste, was ich höre, ist ein leises, aber tiefes Klacken. Als ob sich immer wieder etwas Schweres auf den Boden ablegt. Ich sehe mich einmal um, drehe mich dabei halb und spüre, wie mein Herz einen Satz macht, als ich ihn entdecke. Er hat mich genau im Blick, sieht mich ganz offensichtlich an und zieht sich dabei mit den Armen an einem Gerüst für Klimmzüge nach oben. Er hat sich mit einem Seil um die Hüfte Gewichte umgebunden, die unter seinen Füßen hängen. So kann er die Füße frei bewegen. Die Gewichte sind es, die immer wieder den Boden berühren. Er trägt natürlich kein Shirt. Das trägt er nie beim intensiven Training. Er glänzt vor Schweiß und bewegt sich gleichzeitig so flüssig, dass es nicht aussieht, als ob es ihn anstrengt. Ich liebe es, wenn ich ihn so sehen kann. Nicht einmal das Wort Schönheit ist dafür passend. Es ist viel stärker als nur schön. Ein Wort, was man erst noch erfinden müsste, um ihn zu beschreiben. Natürlich bringt er damit meine Gedanken durcheinander. Ich schlucke, zwinge mich irgendwann seinem Blick auszuweichen und spüre, wie meine Wangen kribbeln. Ich werde mit Sicherheit rot. Reiß dich zusammen. Ich bin sowas von peinlich. Was habe ich denn erwartet? Dass er einfach auf der Bank sitzt und darauf wartet, dass ich mich entschuldige? Sag es einfach. „Ich-ich-„ „Schon okay.“, unterbricht er mich, bevor ich irgendwas sagen kann und bringt mich so dann doch wieder dazu zu ihm auf zu sehen. Woher will er wissen, was ich sagen wollte? Naja, gut. So viele anderen Themen gibt es gerade nicht zwischen uns. Außer diesem anderen Thema. Meiner blutigen Angewohnheit, wie er es so passend beschrieben hat. „War‘s das?“, reißt er mich irgendwann aus meinen Gedanken und zeigt mir so, dass ich ihn schon wieder angestarrt habe. Sofort sehe ich zur Seite weg. Wie ein Reflex und nicke als Antwort leicht. Hör endlich auf damit ihn dabei zu beobachten. Gewöhn es dir ab. Ich atme noch einmal tief durch, drehe mich dann zur Falltür um, ohne noch etwas zu sagen und gehe in die Knie. Das war einfacher, als ich es befürchtet hatte. Danke, Zorro. „Hast du mit Sato geredet?“ Jetzt greife ich doch lieber nicht den Griff der Falltür, sondern bewege mich kurz nicht. Denkt er eigentlich auch mal an was anderes? „Er hat-hat gerade viel zu tun.“ Ich drehe mich gar nicht wieder zu ihm um, höre aber, dass er kurz aufhört sich zu bewegen. Das geht ihn doch eigentlich gar nichts an. „Wollte er sich heute nicht Zeit für dich nehmen?“ Na klasse. Hört sich schon so an, als ob das länger dauern wird. Lüg ihn nicht an. Unter keinen Umständen lügst du ihn an. Jetzt nicht mehr. Aber er soll auch nicht sauer auf Sato werden. Wie mach ich das? Ich muss es ihm irgendwie erklären. „Er hat‘s versucht, aber-aber-aber er hat doch mehr zu tun, als er-er gedacht hatte. Wir haben das nochmal verschoben.“ Genau. Rede von WIR. Nicht nur ER. Ist nicht seine Schuld. Sato weiß immerhin von gar nichts. „Auf wann?“ Ich antworte schneller, als ich denken kann. Und das nur, weil ich nervös bin. Wegen ihm. „Nächste Woche, vielleicht.“ Ich will noch leiser werden, aber ich wette, er hat es gehört. Und ich muss auch nicht lange warten, um dessen sicher zu sein. Ein lauter Knall von den Gewichten zeigt mir, dass er sich hat fallen lassen. Ich zucke zusammen, drehe mich ganz automatisch schnell zu ihm um und falle dabei auf den Hintern. Genau auf die Falltür. Man. Bin ich froh, dass ich die noch nicht geöffnet habe. Er zieht einfach am Ende des Seils und der Knoten um seine Hüfte löst sich. Die Gewichte bleiben also einfach mit dem Seil liegen, als er jetzt auf mich zukommt. Oh, scheiße. Jetzt ist er echt sauer. Das sehe ich ihm an. Selbst ohne Brille könnte ich es ihm ansehen. „Steh auf.“, sagt er nur kurz. Nein, befiehlt er schon beinahe und bleibt gar nicht stehen. Ich bin noch etwas perplex, krabbele dann aber etwas weiter nach hinten, von der Tür runter, um dann auf ihn zu hören. Ich bin extrem defensiv, weil ich ihn so wirklich noch nie gesehen habe. Wirklich sauer. Und das nach dem Trainieren. Er macht mir wirklich Angst. Er kommt aber nicht zu mir, greift nach dem Griff der Falltür und bleibt vor ihr stehen. Jetzt sieht er mich wieder an. Und er muss auch gar nichts sagen, damit ich verstehe. Ich nicke sofort, gehe in die Knie und krabbele aus der Tür, den Mast nach unten. So schnell ich kann. Trotzdem überholt er mich auf halbem Weg, denn er springt einfach. Na klasse. Jetzt wartet er unten auf mich. Was hat er denn vor? Kaum komme ich unten an, sieht er zu mir, bleibt aber mit dem Rücken zu mir stehen. Er redet nur mit seiner Körpersprache, geht dann los und ich ihm hinterher. Auch, wenn er nichts sagt, ich weiß irgendwie, was er jetzt von mir erwartet. Fast wie beim Training. Er führt mich unter Deck. Und…in mein Zimmer? Er bleibt in der Tür stehen, sieht mich aber an, so dass ich in mein Zimmer gehe, ohne zu fragen, was das soll. Er sieht immer noch sauer aus. „Warte hier.“, befiehlt er wieder, greift dann die Klinke und schließt die Tür hinter sich. Er lässt mich alleine. Oooookay? Und das soll jetzt… was bringen? Es fällt mir in dem Moment ein, als ich sehe, dass er wieder die Klinke herunterdrückt. Oh, fuck, nein. Zorro, so funktioniert das nicht! Er öffnet die Tür, tritt gar nicht über die Schwelle sondern stößt Sato einfach in mein Zimmer, der sich wohl schon die ganze Zeit über ihn beschwert. „Was zum-? Du kannst nicht einfach ankommen und-!“ „Ihr zwei redet. Jetzt.“ Zorro zeigt bei den Worten erst auf Sato, dann auf mich, bevor er die Tür hinter sich zu zieht. „Aber du-„, will Sato noch einwerfen, aber zu spät. Die Tür ist schon geschlossen. Er sieht aber nicht nach, ob Zorro die Tür abgeschlossen hat. Er bleibt einfach stehen. Ich lasse mich im Gegensatz zu ihm auf mein Bett fallen. Ich stehe ja schon richtig. Dabei wollte ich noch gar nicht mit ihm reden. Jetzt werde ich es wohl müssen. Nach einem kurzen Seufzen dreht er sich zu mir, bleibt aber noch stehen. Er sagt noch nicht, und auch ich schweige noch und blicke mit ausgebreiteten Armen an die Zimmerdecke. Irgendwann setzt er sich einfach zu mir aufs Bett und mustert mich einen Moment. Ich kann hören, wie er einatmen, um etwas zu sagen. Ich unterbreche ihn aber noch vor seinem ersten Buchstaben. „Was hast du gerade gemacht?“ „Was? Ach, Zorro hat sie doch nicht mehr alle. Ich hab gerade mit-… naja. Ich hab hat gerade ne Stunde gehabt. Die erste Stunde für…denjenigen. Du weißt schon. Und er kommt einfach rein, zieht mich vom Stuhl und zerrt mich hinter sich her. Kannst du dir das vorstellen? Weißt du, was das für ein Gefühl für…naja…denjenigen gewesen sein muss? Stell dir vor, das wäre bei dir passiert. Nicht so toll, oder?“ „Ich hab ihn nicht drum gebeten, das zu tun. Er übertreibt total. Wenn du Zeit hast, klär ihn mal auf, wie das funktioniert, okay?“ „Und ob ich das mache.“, wieder seufzt er tief, atmet dabei auch gleichzeitig tief durch und sieht noch ein letztes Mal zur Tür, bevor er sich ganz auf mich konzentrieren kann. Er stellt natürlich die offensichtlichste Frage. „Wieso will er, dass wir miteinander reden?“ Ich habe mich schon dazu entschieden es ihm zu zeigen. Ich komme ja eh nicht drum rum. Außerdem ist das der Grund, wieso Zorro uns hier her geschliffen hat. Also hebe ich wortlos die Arme vor meine Brust, ziehe den Haargummi meinen Arm nach oben und drehe mein Handgelenk so, dass er es sehen kann. Ich sehe dabei dauerhaft an die Zimmerdecke. So ist es für mich am einfachsten. Ich kann hören, dass er damit nicht gerechnet hat. Er zieht kurz und leise die Luft in seine Lunge, schweigt dann aber einen Augenblick um seine Gedanken zu ordnen. In der Zeit breite ich meine Arme wieder zu den Seiten aus. Die Schnitte verstecke ich nicht mehr. Erst gleich wieder, wenn wir hier wieder raus sind. Er dreht sich weiter zu mir, damit er nicht mit dem Rücken zu mir sitzt, winkelt dabei ein Bein so an, dass er es halb aufs Bett legt, damit er mich besser sieht. Er hebt die Hände, als er wieder etwas sagt. Das macht er immer gerne. Gestikulieren beim Reden. Er spricht ganz ruhig. Aber nicht leise. Mehr freundlich als alles andere. „Wann hast du das gemacht?“ Er fragt nicht mal ob ich das war. Könnte doch auch beim Training passiert sein. Naja, dann hätte mich Zorro zu Chopper geschleppt und nicht zu Sato. „Nachdem ich dich bei dem Gespräch mit Nami gestört hab.“ Er nickt, als ob er es versteht. Dabei hab ich noch gar nicht wirklich was gesagt. „Und wieso?“ Seine Frage ist nicht so oberflächlich, wie sie sich vielleicht im ersten Moment anhört. Er will wissen, was mich dazu getrieben hat. Um auf diese Frage zu antworten, schließe ich die Augen. Ich überlege genau. Lasse mir alles nochmal durch den Kopf gehen. Woran hatte ich gedacht? „Wegen dem Steckbrief. Und Ruffy. Und Nami. Und Mama. Und die Fanpost. Und weil es jetzt jeder weiß. Auch, wenn sie nichts sagen. Jeder weiß, was los ist. Außerdem wollte Zorro pause vom Training machen weil ich ihm gesagt habe, was los ist. Ich hab die ganze Zeit nur noch gestottert. Ich konnte nicht mehr.“ Er schweigt einen Moment, bevor er wieder etwas sagt. Er will unter keinen Umständen etwas Falsches sagen. „Was hast du Zorro gesagt?“ Bei der Erinnerung seufze ich leise, schüttle dann aber kurz den Kopf. „Dass ich bei dir in Therapie bin. Und wieso. Aber das Wieso habe ich ihm erst später gesagt. Er wollte aber, dass ich mit dir abkläre, dass wir trainieren. Er macht sich sorgen. Seit er weiß, was los ist, benimmt er sich als ob ich tausend Mal schwächer wäre.“ „Was hat das mit eurem Training zu tun?“ Die Frage kam etwas schneller. Klar. Er weiß das ja noch gar nicht. „Wir trainieren unsere Schwachstellen ab. Wir bringen uns gegenseitig die den Trainingskämpfen aus dem Konzept. Er hat mir geheimnisse über ihn erzählt, über die ich mich dann lustig mache so wie er sich über meine Mutter lustig macht. Es geht darum, dass wir uns trotzdem auf den Kampf konzentrieren können. Egal, was unser Feind von uns weiß. Wir dürfen nicht drauf anspringen. Sonst kann es gefährlich werden.“ „Und ob das gefährlich werden kann.“ Jetzt hört er sich nicht mehr so freundlich an. Was mich dazu bringt zu ihm rüber zu sehen. Aber ich sage noch nichts. „Du hättest das wirklich mit mir absprechen sollen.“ „Deswegen hab ich mich nicht geschnitten. Sondern weil ich es mit dir absprechen sollte.“ „Das meine ich auch nicht. Es geht darum, dass ich dabei bin, wenn ihr so auf euch los geht. Dass ich weiß, ob es dich belastet oder nicht. Woher soll ich das wissen?“ Oh. Darüber hab ich gar nicht nachgedacht. „Aber es-es belastet mich doch nicht.“ „Du hast-„, er bricht den Satz ab, senkt kurz den Blick um sich zu sammeln und atmet noch einmal tief durch. Es regt ihn wirklich auf, dass ich ihm das nicht gesagt habe. Gut, ich habe ihm in letzter Zeit so einiges nicht gesagt. „Hat sich was verändert, seit ihr das so macht?“ „Nein, nicht wirklich.“, sage ich sofort und schüttle noch unterstreichend den Kopf. Das wäre mir ja immerhin aufgefallen. „Was ist mit deinen Träumen?“ „Ich-„ Oh. Okay. Das gehört zusammen? Ich habe gar nicht über einen Zusammenhang nachgedacht. Also blicke ich doch zur Seite weg. Er hat Recht. „Sind öfter als vorher.“ Er schweigt einen Moment. Nicht, weil er drüber nachdenkt, sondern um mir Zeit zu lassen darüber nachzudenken. Mist. Er hat wirklich Recht. Ich hab seit Tagen keine Nacht mehr durchgeschlafen. „Was für Fanpost meintest du?“, unterbricht er irgendwann die Stille und ich zeige nur auf den Schreibtisch ohne etwas zu sagen. Er folgt mit seinem Blick, sieht zum Schreibtisch, zögert aber noch etwas bevor er sich erhebt und sich die Briefe ansieht. „Darf ich lesen?“ Ich nicke nur als Antwort. Sonst hätte ich sie ihm nicht gezeigt. Er greift den obersten. Den, den ich noch nicht lesen wollte. Entfaltet ihn und liest sich die ersten Zeilen durch. Dann sieht er zu mir. Dann wieder auf den Brief. Er will etwas sagen, bricht aber ab, bevor er es aussprechen kann. Dann setzt er sich auf meinen Schreibtischstuhl, liest weiter und schweigt. Ich warte, lasse ihn lesen und spüre schon ein Kribbeln in meinen Armen und Beinen. Ich bin nervös. Sehr. Ich bin froh, dass ich liege. So kann ich ja schlecht umkippen. „Weißt du, von wem der Brief ist?“ „Hm-hm. Von meinem Opa.“ Wieder schweigt er einen Augenblick, sieht zurück auf den Brief und liest ein paar Zeilen nochmal. „Hast du ihn dir durchgelesen?“ „Nein.“ „Du weißt nicht, was drin steht?“ „Ich wills gar nicht wissen.“ Daraufhin schweigt er, sieht erst mich einen Moment an, dann wieder in den Brief. „Bist du sicher?“ Es muss wichtig sein, wenn er mich so oft fragt. Aber ich will es wirklich nicht wissen. Am liebsten würde ich irgendwas Schweres und Hartes vor den Kopf bekommen, dass ich alles vergesse, was damals war. Ich brauch nicht noch mehr Fakten. „Ja. Du kannst den Brief behalten. Oder verbrennen. Ich will ihn nicht.“ „Aber das ist-„, er bricht den Satz ab, als er mich sieht. Ich meine es ernst. Das sieht er mir an. Obwohl ich ihn gar nicht ansehe, sondern die Decke im Blick habe. Dann nickt er sachte, faltet den Brief und behält ihn in seiner Hand. „Okay. Ich behalte ihn. Sag mir, wenn du ihn wieder haben willst. Falls du ihn wieder haben willst.“ Wenn er den letzten Satz nicht angehängt hätte, hätte ich es ihm nochmal versichert, dass ich ihn nicht will. Aber gut. Wir schweigen beide einen Moment, was die Situation wieder entspannt. Er ist es wieder, der anfängt zu sprechen. „Wie stark war das Gefühl, als du dich geschnitten hattest? Wie sehr brauchtest du es? Von eins bis zwölf.“ „Zwölf?“ Oh, das bringt mich etwas aus dem Konzept. Siebzig Prozent von zwölf sind nicht sieben. Ich dachte, er fragt mich wie früher, von eins bis zehn. Denn dann wüsste ich die Antwort schon. Ich hab da schon zwischendurch drüber nachgedacht. Wenn es jetzt bis zwölf geht, dann bringt das die ganze Statistik durcheinander. „Wieso zwölf?“, frage ich nochmal, um sicher zu gehen. Er merkt, dass mir die Zahl nicht gefällt. „Wieso nicht?“ „Wir hatten sonst immer bis zehn. Wenn das jetzt bis zwölf ist, dann bringt das die Prozentzahlen durcheinander.“ „Lieber bis zehn?“ „Ja, schon. Ist das okay?“ „Klar. Also. Von eins bis zehn, wie sehr brauchtest du das?“ Darauf kann ich sofort antworten. „Sieben. Aber das stieg schon die ganze Zeit. Am Morgen war es nur bei fünf. Ich hab die Notbremse gezogen.“ „Und hinterher? Kurz nach den Schnitten?“ „Drei? Vielleicht zwei?“ „Und jetzt?“ Gute Frage. „Ich bin nicht sicher. Vier oder Fünf.“ „Steigt es wieder?“ „Schon, etwas. Es macht mich nervös dass Zorro es weiß. Er hats beim Training gesehen. Ich will nicht, dass es noch jemand sieht.“ Ich glaube, er versteht, was ich damit sagen will. Verstecken ist gut. Solange es ein Geheimnis ist, ist alles okay. „Wieso hast du dir diesmal deine Handgelenke ausgesucht?“ Ist das wichtig? Die ersten Schnitte hatte ich an meinen Oberschenkeln, schon. Aber ist das irgendwie psychisch wichtig? Ich zucke als ersten Reflex auf die Frage nur die Achseln, antworte dann aber mit dem, was ich gedacht hatte, als ich es getan habe. „Da kann ichs am einfachsten verstecken. An den Beinen hätte es Ruffy gesehen. Oder noch jemand anderes. Ich weiß nicht. Ein Haargummi am Handgelenk ist nicht auffällig. Ein Pflaster am Oberschenkel schon.“ „Okay. Gut.“ Er nickt sachte, erhebt sich dann langsam und geht ein paar Schritte durch mein Zimmer. Nicht nervös, nur zum Nachdenken. Den Brief steckt er dabei in seine Hosentasche. „Möchtest du noch über irgendwas anderes mit mir reden?“ Ich nicke sofort, als er fragt. Eigentlich wundert es mich, dass er mich nicht sofort danach gefragt hat. „Wegen Ruffy.“ Er bleibt am Fußende meines Bettes stehen und dreht sich zu mir. Er sieht mich an, aber steht ganz locker. Entspannt. Anders könnte ich gar nicht mit ihm reden. „Was genau?“ Ich wette, er ahnt es schon. „Ich hab Schluss gemacht. Heute früh.“ „Hast du?“ Ich nicke. Ja. Fühlt sich komisch an das so langsam offiziell zu machen. „Eigentlich habe ich gesagt, wir machen ne Beziehungspause. Aber das ist ja fast das Gleiche. Nur mit Aussicht auf einen Neuanfang.“ „Weil es einfacher für dich oder einfacher für ihn war?“ „Beides. Es ist nur so viel im Moment. Wir brauchen einfach ne Pause.“ Mehr sage ich nicht. Und auch er schweigt. Aber dafür nicht lange. „Und?“, fragt er als warte er noch auf etwas Besonderes. Ist das nicht besonders genug? Bei der Frage sehe ich ihn doch an, woraufhin er nur anfängt zu lächeln. „Sieh mich nicht so an. Ich bin zwar dein Therapeut, aber ich muss dich nicht in jeder deiner Entscheidungen bestätigen. Dafür kommst du viel zu gut klar.“ Auf den Satz lege ich die Stirn in Falten. „Du glaubst, es war falsch?“ „Das habe ich nicht gesagt.“ „Aber du hast es impliziert.“ „Weißt du überhaupt, was das Wort bedeutet?“, grinst er mich an und stützt sich jetzt mir den Armen über meinen Füßen vom Bett ab. Sein Grinsen ist ansteckend. „Ich glaube schon. So halb. Das heißt doch, dass du Wortlos auf etwas hindeutest, oder? Also etwas nicht wirklich sagst, aber es andeutest.“ „Das heißt es wirklich.“ Jetzt grinsen wir beide. Aber nicht lange. Denn das Thema ist viel zu ernst. „Also?“, frage ich noch einmal nach, er schüttelt aber nur kurz den Kopf auf meine Frage. „Vergiss es. Ich mische mich nicht mehr in deine Beziehungen ein. Wenn du denkst, dass es richtig war, dann war es das für dich.“ „Und für dich?“ „Was hab ich mit der Beziehung zwischen dir und Ruffy zu tun?“ „Naja, ne ganze Menge. Du warst fast von Anfang an dabei. Du hattest immer ein Auge auf uns. Und besonders auf ihn.“ „Aber ich kann euch nicht dazu bringen zusammen zu bleiben.“ „Nein, das nicht.“, gebe ich ihm leise Recht und mir wird so langsam klar, wieso er nichts dazu sagen will. Stimmt schon. Das ist eine Sache zwischen Ruffy und mir. Und nur zwischen uns. Also setze ich mich doch langsam wieder auf und atme einmal tief durch. Er sieht mir bestimmt an, dass ich verstehe, was er meint. „Wir reden Morgen nochmal. Vor dem Mittagessen. Ich besorg dir heute noch ein paar Tabletten.“, sagt er dann leise und bringt mich dazu leise zu seufzen. Als hätte ich es geahnt. Ich glaube, ich weiß auch schon, welche Pillen es werden. „Die selben wie vor drei Jahren?“ „Ist besser.“ „Die sind am Anfang immer so ätzend.“ „Nur die ersten paar Tage. Ich hab aber keine mehr hier. Ich hab sie dir bis heute Abend besorgt.“ „Klasse.“, seufze ich wieder, lasse mich einfach wieder nach hinten fallen und sehe zurück an die Zimmerdecke. „Du kannst ja hier warten.“ „Mach ich.“ „Bis später.“ Er hebt einfach die Hand zum Abschied und geht aus meinem Zimmer. Jetzt bin ich wieder alleine. Mist. Ehrlich. Ich hasse diese Dinger. Deswegen wollte ich auch erst gar nichts sagen. Ich gehe irgendwann wieder aus meinem Zimmer, habe den Haargummi wieder über den Schnitten und gehe auf die Suche nach meinem Buch. Ich hatte es vor den Großmast gelegt, wo es immer noch auf mich wartet. Ich greife es mir, sobald ich es sehe, lege mich wieder in die Sonne auf die Wiese und lese weiter. Morgen werde ich mich wohl nicht mehr auf die Geschichte konzentrieren können. Kapitel 13: Fleur, nicht! ------------------------- Kapitel 13 Sato kommt später zum Abendessen als alle anderen. Ich bin schon fast fertig, als er durch die Tür kommt. Ich könnte wirklich ein schlechtes Gewissen bekommen, dass ich heute mit ihm geredet habe. Er hat so viel Stress, seit jeder weiß, was los ist. Aber wenigstens hat er mein Gespräch jetzt hinter sich. Oder ich habe es hinter mir. Jedenfalls ist das komplizierteste jetzt vorbei. Er geht allerdings nicht zu dem freien Platz am Ende des Tisches gegenüber Ruffy, sondern kommt sofort zu mir. Er lehnt sich halb zu mir herunter, so dass nur ich hören kann, was er sagt. Ich finde es ziemlich auffällig, aber wahrscheinlich hält Lysop gerade alle Aufmerksamkeit auf sich gerichtet, denn er diskutiert gerade mit Franky über ein paar Verbesserungspläne über die Sunny. Natürlich interessiert das jeden. Ist ja immerhin unser zu Hause. „Ich hab sie hier. Du weißt, wie das geht. Fang morgen früh an. Wenn du nicht schlafen kannst, nimm sie schon heute Abend.“, flüstert er leise, legt mir eine Hand auf die Schulter und hält mir die andere unauffällig neben mich. Ich nicke, ohne zu ihm zu sehen, greife seine Hand und ziehe die kleine Packung aus seiner Hand. Ich habe keine Hosentaschen, lege sie mir also einfach auf den Schoß. Wo sie auch liegen bleiben, bis ich fertig gegessen habe. Es scheint keinem aufgefallen zu sein. Erst jetzt setzt sich Sato auf den freien Platz und fängt an zu essen. Bei der Gelegenheit kann ich nicht anders und sehe zu Ruffy. Er sieht aus wie immer. Wenn auch etwas in Gedanken. Was er nicht oft ist. Er isst aber. Und ich glaube, so wie er aussieht, wird er auch heute Nacht schlafen können. Diesmal ist es anders als letztes Mal. Diesmal habe ich nicht gesagt, dass es wirklich aus ist. Ich glaube, wir beide merken, dass es genau das Richtige ist. Auch wenn es, besonders am Anfang, echt schwer ist. Ich reiße mich davon los ihn anzusehen. Das macht es doch nur schwerer. Es fühlt sich an wie ein Entzug. Jedenfalls so, wie ich mir einen Entzug vorstelle. Und ich glaube, je weiter ich jetzt von ihm weg bin, desto schneller geht es mir wieder gut. Also auch nicht beim Essen beobachten. Gar nicht mehr beobachten. Nichts mehr. Nach dem Essen kommt Sato noch einmal zu mir. Er fängt mich hinter der Küchentür ab. „Ich hab noch was vergessen.“, fängt er an, geht aber so weiter, dass er mir zeigt, dass wir gar nicht stehen bleiben müssen. „Wegen deinem Training mit Zorro. Ich kann ja schlecht dabei sein, wenn es auch um die Geheimnisse geht, die er dir erzählt hat. Ich will aber, dass du genau abwägst, ob du das durchstehst. Mach dich nicht fertig, nur damit du zeigst, dass du stark bist. Wenn es zu viel ist, sag es ihm. Brich das Training dann ab. Kann ich mich darauf verlassen?“ Ich weiß was er meint. Und ich weiß, womit ich das vergleichen kann. „Also ein Saveword fürs Training?“ Er schweigt einen Moment, weil ihm der Vergleich wohl noch gar nicht aufgefallen ist. Dann nickt er aber sachte. „Ja, genau das meine ich.“ „Bekomme ich hin. Keine Panik. Er weiß ja eigentlich gar ni-nichts. Er ha-hantiert nur mit dem Wissen rum, was ich ihm gegeben habe. Das ist anders, als bei dir.“ Fühlt sich jedenfalls anders an. Ich rede da so entspannt drüber, dass er wohl spürt, dass ich es wirklich so meine. Er geht noch bis zur Tür zum Oberdeck neben mir her, bevor er mich mit einem Nicken bestätigt. „Okay. Dann bis morgen vor dem Mittagessen. Bei dir oder bei mir?“ „Wie sich das anhört.“, grinse ich erst leicht, zucke dann aber mit den Achseln. „Bei mir. Da kann ja keiner mithören.“ „Da sagst du was. Ich muss noch zu Sanji.“, denkt er meinen Gedanken dann weiter, was mich dazu bringt zu ihm aufzusehen. „Sanji kommt zu-zu dir?“ „Was? Nein, das ist was anderes. Wir sehen uns. Schlaf gut.“ Er hebt die Hand, dreht sich zeitgleich weg und geht zurück in die Küche. Okay, gut. Dann bis morgen. Erst, als ich schon unter der Falltür bin, frage ich mich, ob das jetzt eigentlich so eine gute Idee ist. Mit Zorro trainieren? Nach heute Nachmittag? Naja, er könnte auch etwas beleidigt sein, wenn ich jetzt einfach nicht zum Training komme. Immerhin ist es seine Zeit, die ich beanspruche. Er kann es mir auch ins Gesicht sagen, wenn er nicht will, dass ich heute trainiere. Außerdem muss ich das Training in den nächsten Tagen absagen. Also beiße ich die Zähne zusammen, halte sogar einen Moment die Luft in der Lunge, auch, wenn ich das nicht mehr machen soll, und drücke die Tür auf um in den Ausguck zu klettern. Diesmal trainiert er noch nicht. Er war immerhin auch gerade beim Abendessen. Sieht sogar aus, als ob er auf mich gewartet hat. Er steht bei der Bank, mit dem Rücken zu mir und trinkt gerade einen Schluck Wasser. Das ist wirklich Wasser. Wir teilen uns diese Flasche. Oh, man. Diese Flasche vor seinem Bett. Ich muss einfach mit ihm darüber reden. Aber ich werde schon nervös, wenn ich nur darüber nachdenke, das Thema wieder anzufangen. Heute Morgen hats ja nicht wirklich geklappt. Aber ich muss das wissen. Wenn er es mir nicht sagt, dann spreche ich es beim Training an. Und wenn er dann wieder die Kontrolle verliert, weiß ich wenigstens, wie ich reagieren muss. Ich gehe auf ihn zu, schweige aber noch. Er weiß schon, dass ich hier bin. An ihn kann man sich einfach nicht anschleichen. Ich bleibe neben ihm stehen, warte darauf, dass er sich zu mir dreht und die Flasche reicht, bevor er schon in Stellung geht. Noch sage ich nichts, trinke drei Schluck Wasser und benehme mich wie immer. Versuche es jedenfalls. Ich habe noch nicht den Mut mit ihm zu reden. Also fangen wir an zu trainieren. Wie immer. Erst laufen, dann Kniebeugen, dann Liegestütze, dann wieder Laufen. Wir gehen beide nach dem Anfang, oder Aufwärmen, wie er es gerne nennt, zur Bank. Noch einmal etwas trinken. Ich trinke diesmal aber nichts. Ich setze mich. Das mache ich sonst nie. Und ich bin mir sicher, dass er schon ahnt, dass es was bedeutet. Er trinkt noch einen großen Schluck, sieht mich aus dem Augenwinkel an und ich lege mir schon einmal die Themen in die Reihenfolge, in der ich sie ansprechen will. Zorro streicht sich mit dem gleich Arm über die Lippen, mit dem er die Flasche hält. Dann setzt er sich neben mich und hält sie mir hin. Ich will erst den Kopf schütteln, greife sie dann aber doch. War immerhin doch anstrengend bis hier hin. „Ich hab dir gesagt, du redest mit Sato darüber. Nicht mit mir.“, sagt er dann leise, als ich noch am Trinken bin. Er hat mir schon wieder den Anfang geklaut. Und das Thema gibt er mir jetzt auch noch vor. Mensch. Aber gut. Dann eben das Thema als erstes. Ich setze die Flasche ab und schraube sie zu, als ich ihm antworte. „Ich hab ja jetzt mit ihm geredet.“ Ich denke nicht daran ihn zu Recht zu weisen. Das soll Sato machen. „Ich muss mit-mit dir was abklären.“ „Wegen dem Training?“ Wir sehen uns beide gar nicht an. Wir reden miteinander ohne dass es danach aussieht. Das machen wir fast immer so, wenn es um etwas Ernsteres geht. Ich weiß nicht, was ihn das bringt, aber so muss ich am wenigsten stottern. Es ist entspannter. „Auch.“, wie sag ich das jetzt?, „Wir müssen das irgendwie so machen, dass wir es abbrechen können, wenn es zu viel wird. Egal, für wen von uns.“ Ich sage es mit Absicht so, auch wenn es ja nur um mich geht. Es ist mir einfach peinlich es anders zu sagen. Hinterher will er das Training wirklich abbrechen, wenn ich ihm sage, dass Sato was dagegen hat. Oder er sich sorgen macht. Oder es schon Auswirkungen auf mich hatte. „Hast du ihm was von Kuina erzählt?“, will er allerdings sofort wissen und dreht sich sogar halb bei der Frage zu mir. Ich sehe gar nicht auf. Irgendwie habe ich schon mit der Frage gerechnet. Ich bleibe also entspannt. „Natürlich nicht. Ich sag keinem was davon. Versprochen.“ Auf meine Antwort hin schweigt er einen Moment, sieht weiter zu mir, bis er sich dann doch wieder entspannt an die Wand hinter uns lehnt. Das scheint doch etwas gewesen sein, was ihn beunruhigt hat. Hat er ernsthaft gedacht, ich verrate was? Naja, Sato ist Psychiater. Seinem Psychiater verrät man ja eigentlich alles. Allerdings nur die eigenen Geheimnisse. Nicht andere. Wir schweigen einen Moment. Allerdings nur, weil ich nicht sicher bin, wie ich das jetzt wieder sagen soll. „Ich wollte erst sowas wie ein Saveword machen. Aber hier ist das etwas ein-einfacher. Wenn der andere sagt, das ist zu viel, dann ist das auch zu viel. Okay? Dann hören wir auf.“ „Hätte ich sowieso gemacht.“, flüstert er dann leise, was mir sagt, dass er damit einverstanden ist. Gut. Dann ist es ja keine so große Veränderung für ihn. Nächstes Thema. „Ich hab aber noch was.“, fange ich einfach an und greife bei der Frage hinter meinen Dolch, weil ich dort die kleine, flache Tablettenschachten geklemmt habe. Habe ja keine Taschen. Und da hält irgendwie alles ganz gut. Ich rede einfach weiter, als ich sie hervorziehe. „Ich werde die nächsten Tage nicht trainieren können. Deswegen.“ Als Zorro die Pillen in meiner Hand sieht, seufzt er tief und sieht zur Seite weg. Sieht nicht aus, als ob er von dem Gedanken begeistert wäre. „Wegen den Schnitten. Du weißt schon. Die nehme ich zwei Wochen und-und gut ist. Nächste Woche kann ich bestimmt schon wieder, nur am Anfang sind die echt ätzend.“ „Du hast die schon mal genommen?“ Auf die Frage nicke ich, halte die Schachtel weiter in den Händen und sehe mir das kleine, orangene Kreismuster auf der Schachtel an. „Vor ein paar Jahren mal. Ich kenn die schon. Deswegen sag ich dir das jetzt schon.“ „Wieso kannst du wegen denen nicht trainieren? Ich meine, was machen die mit dir?“ „Das ist so ne Mischung aus Antidepressiver und Beruhigungstabletten. Ich werde deswegen nicht müde oder so, aber komme sehr schnell durcheinander. Ich kann mich nicht konzentrieren. Bekomme ab und zu nicht mit, was los ist. Deswegen glaube ich nicht, dass ich ne Changs gegen dich hab, wenn ich die nehme. Jedenfalls am Anfang nicht. Mein Kreislauf stellt sich irgendwie mit der Zeit drauf ein. Darum ist es auch nur in den ersten paar Tagen wirklich nervig. Kann sein, dass es in drei Tagen schon wieder okay ist. Kann ich so sicher nicht sagen.“ Bei dem letzten Satz zucke ich mit den Achseln, seufze dann selbst tief, als ich noch einmal über meine Worte nachdenke und lehne mich, wie er auch, mit dem Rücken an die Wand. Ich lege dabei den Kopf zurück, so dass ich halb an die Decke schaue. Ich bin echt nicht begeistert, dass Sato will, dass ich die nehme. Und man sieht es mir mit Sicherheit an. „Wieso sollst du die nehmen?“ Und schon weiß ich wieder, dass ich auf Sato hören sollte. Das hatte Zorro bestimmt nicht mit der Frage beabsichtigt, aber es zieht meine Laune gegen Null. „Wegen den Schnitten. Die helfen auch ganz gut. Das letzte mal hat es Jahre gedauert, bis ich die Wollte. Naja, nicht nur wegen denen. Auch wegen Sato. Aber er kann mich ja schlecht an die Leine nehmen und dauerhaft auf mich aufpassen.“ Zorro zögert etwas, bevor er mir antwortet. Aber es ist genau das richtige. „Als ob dir das an die Leine nehmen nicht gefallen würde.“, lächelt er halb und bringt mich mit dem Satz sogar zum Grinsen. Damit hab ich nicht gerechnet. Hat er sich das bildlich vorgestellt? Ich kann nicht anders und sehe ihn von der Seite an. Er sieht nicht sofort zu mir, doch als er meinen Blick bemerkt, kann auch er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Vorstellung alleine ist so blöd, dass ich leise kichernd den Kopf über ihn schüttle. „Du bist bescheuert.“, grinse ich weiter und packe die Tabletten wieder weg. Er zuckt nur mit den Achseln. „Ich hab das Thema nicht angesprochen. Das warst du selbst.“, grinst er weiter und hebt entschuldigend die Hände. „Das war ein Wortspiel.“ „Solange du nicht mit Rollenspielen anfängst…“ Jetzt lache ich wirklich, schüttle aber gleichzeitig den Kopf über ihn. Gut, spiele ich eben mit. „Das hab ich schon hinter mir.“ „Ehrlich?“ Auf die Frage, auch wenn sie nicht ernst gemeint ist, nicke ich und grinse weiter. „Wenn du wüsstest würdest du schreiend wegrennen.“ „Du bringst mich nicht zu wegrennen. Erzähl mal.“ Ich weiß, er albert nur rum, aber soll ich da wirklich drauf antworten? Ich kann nicht anders als zu ihm auszusehen. „Ernsthaft?“ „Klar.“ Ich zögere noch etwas, schüttle dann aber nur grinsend den Kopf über ihn. „Ich glaube, da muss vorher noch einiges passieren, bevor ich dir was davon verrate. Also detailliert.“ „Aber du würdest?“ „Bist du neugierig?“, grinse ich jetzt wieder und gehe dafür in den Angriff. Er spielt einfach weiter. Er antwortet nicht, grinst allerdings weiter, bevor er meinem Blick zur Seite ausweicht und den Kopf schüttelt. Ach, jetzt will er plötzlich nicht mehr spielen? „Also?“ „Ich hab keine Lust mehr.“, grinst er weiter und erhebt sich dabei. So kann ich ihn nicht mehr aufziehen. Schade. War aber schon witzig. Meine Laune ist jetzt jedenfalls wieder besser. „Gut. Du kannst also nicht mehr Kämpfen. Glaub aber nicht, dass wir deswegen das Training ausfallen lassen. Dann musst du eben etwas mehr laufen.“ „Ne, ehrlich?“ ich klinge enttäuschter, als ich es wollte. „Hast wohl mit Urlaub gerechnet. Vergiss es.“ Er will das Gespräch einfach beenden. Das ist nicht das, was ich wollte. „Ich-ähm..“ „Ist noch was?“ Er dreht sich zu mir, sieht mich an, als ob er nicht weiß, worum es geht und ich seufze innerlich tief. Soll ich es einfach aussprechen? Er hat die Stimmung gerade so toll aufgelockert. Aber ich hab kaum eine andere Wahl. Wenn ich ihn nicht frage, werde ich mir tagelang sorgen machen. Und in den nächsten Tagen werde ich nicht im Stande sein, ernsthaft darüber zu reden. „Wegen d-dem Sake.“, fange ich also an und er sieht sofort wieder zur Seite weg, als ich es anspreche. Ihm gefällt das Thema nicht. Aber jetzt hab ich schon angefangen. Ich kann jetzt nicht einfach abspringen. „Ich weiß, du redest ni-nicht mit Sato. Ich will nur-„ „Was willst du?“, unterbricht er mich in einem Ton, der mir sagt, dass er mir nur noch auf eine Frage antworten wird. Wenn überhaupt. Es muss die richtige Frage sein. Wie mach ich das? Er sieht mich nicht an. Und ich kann nichts anderes tun als zu hoffen, dass das nächste, was ich sage, das richtige ist. Also werde ich es so formulieren, wie er. Wort für Wort. „Ich will nicht bereuen müssen, d-dich alleine gelassen zu haben.“ Auch, wenn er nicht zu mir sieht, sehe ich, dass er mit diesen Worten nicht gerechnet hat. Er zögert lange, sieht weiter von mir weg und bewegt sich nicht. Irgendwann seufzt er leise, sieht einmal kurz nach unten, dann wieder an den selben Punkt, wie vorher. Ich warte weiter auf eine Antwort. Die er mir auch gibt. „Wirst du nicht.“ Er antwortet mit meinen Worten. Aber so leise, dass ich ihn beinahe nicht verstehe. Das hier ist ernst. Ernster, als ich erst gedacht hatte. Und die Tatsache bringt mich dazu, seine Antwort noch zu ergänzen. „Dich alleine lassen. Das hab ich nicht vor.“ Ich flüstere meine Worte genau wie er seine. Allerdings antwortet er nicht mehr, auch wenn ich ihm wieder Zeit lasse. Ich darf jetzt nichts Falsches sagen. Kein falsches Wort. Ich habe davon keine Ahnung. Ich habe wirklich Angst davor, was falsch machen zu können. Also sage ich einfach das, was ich denke. „Ich bin nicht die beste, mit der du darüber reden kannst. Aber du kannst. Wenn du willst.“ Er sieht mich die ganze Zeit über kein einziges Mal an, hört aber zu, was ich sage. Auch, wenn das nicht viel ist. Ich kann beinahe fühlen, wie er nachdenkt. Ich würde nur gerne wissen, was er denkt. Irgendwann nickt er kurz und ich kann hören, wie er leise durchatmet. „Okay.“ Auch, wenn er sich jetzt wieder etwas bewegt, sich sogar umdreht und die Wasserflasche greift, um etwas zu trinken, sieht er mir nicht in die Augen. Also mache ich es ihm leichter und höre auch auf, ihn zu beobachten. „Aber nicht jetzt. Jetzt noch nicht.“, wiederholt er sich leise als er die Flasche zurück auf die Bank stellt. Ich nicke sachte als Antwort, bleibe aber noch einen Augenblick sitzen, bevor ich sehe, dass er langsam seine Sachen zusammensucht. Das Training ist wohl vorbei. Nach der Dusche liege ich in meinem Bett auf dem Bauch und starre die Packung Tabletten auf dem Nachttisch neben dem Glas Wasser an. Ich könnte bestimmt super schlafen, wenn ich nicht so nervös wäre, weil ich die ja morgen nehmen muss. Was ein scheiß. Ich liege zwei Stunden wach, bevor ich aufgebe. Ich will es eigentlich gar nicht. Aber ich will schlafen. Das nervt mich besonders daran. Okay. Also fangen wir wieder damit an. Ich setze mich in der Dunkelheit auf, greife die Packung, ziehe die Tabletten heraus, drücke eine aus der Folie und spüle sie mit einem kleinen Schluck Wasser aus dem Glas herunter. Ich trinke nicht alles. Morgen nach dem Aufwachen muss ich eh die nächste nehmen. Die Tabletten sind winzig. Ich könnte sie zur Not auch ohne Wasser schlucken. Schon komisch, dass die trotzdem so stark wirken. Ich stelle das Glas zurück, greife die Bettdecke und vergrabe mich wieder unter ihr. Ich schließe die Augen, warte aber nicht darauf, dass ich eine Wirkung spüre. Das kann man nicht wirklich sofort unterscheiden. Dass sie wirkt, merke ich daran, dass ich nicht lange brauche um einzuschlafen. Die Sonne scheint mir genau ins Gesicht, weshalb ich auch sofort aufgebe noch einmal einzuschlafen, als ich aufwache. Dafür ist es viel zu hell. Und unter der Decke bekomme ich nicht genug Luft. Und die Decke so zu legen, dass sie über meinen Augen liegt, aber nicht über Mund und Nase, würde mich sowieso aufwecken. Dann könnte ich eh nicht mehr einschlafen. Schade. Keine Möglichkeiten mehr übrig. Also wach bleiben. Aber nicht sofort aufstehen. Ich bleibe noch liegen, blinzle erst nur gegen das Licht, dann schaue ich ein paar Löcher in die Luft. Okay. Heute erster Tag des mehrtägigen Drogentrips. Juhu. Ich freue mich. Oh man, ich bin selbst in Gedanken sarkastisch. Gut, bringen wir es hinter uns. Ich blicke zum Nachttisch, bleibe aber noch etwas liegen bevor ich mich endgültig dazu aufraffe mich aufzusetzen um die zweite Pille in der Packung zu nehmen. Eine Morgens, eine Abends. Dann muss ich die gar nicht weglegen. Hier sehe ich sie immer sofort. Der Platz ist gut. Ich lasse mir Zeit mit dem Aufstehen, krabble irgendwann aus dem Bett und ziehe mich an. Geduscht habe ich gestern Abend schon. Ich hätte wirklich Bock auf Jeans, aber dazu ist es hier zu heiß. Die klebt dann irgendwann an meinen Beinen. Also wieder Leggins mit Shirt. Diesmal etwas mehr Farbe. Grünes Shirt, schwarze Hose. Sieht ganz okay aus. Ich tapse Barfuß ins Badezimmer, gehe auf Toilette, putze mir die Zähne und beobachte mich dabei im Spiegel. Sieht man mir an, dass ich was genommen habe? Hoffentlich fällt es keinem auf. Was soll ich sagen, wenn es doch jemandem auffällt? Da muss ich erstmal drüber nachdenken. In der Küche sitzen schon Lysop, Chopper und Franky. Ich setze mich also einfach neben Lysop. Die Reihe neben ihm ist noch frei. Und damit er mich nicht anspricht lege ich demonstrativ die Stirn auf die Tischplatte. Das klappt auch erstmal. Ich höre, wie Franky Lysop erklärt, dass seine Vorstellungen von einer Legierung für den Kiehl der Sunny kaum umsetzbar ist, auch wenn es sie stabilisieren würde. Ich habe keine Ahnung von dem, was die da labern und blicke erst auf, als ich ein Klacken vor mir auf dem Tisch höre. Sanji hat mir meinen Kaffee gebracht. Ist er schon da? Wie viel Uhr ist es denn? Ich sehe mich kurz am Tisch um, sehe, dass sich Nami schon gesetzt hat, aber nicht neben mir. Sanji steht irgendwo hinter mir an der Küchenzeile. Jetzt, wo ich Nami sehe. Fällt mir auch wieder etwas ein. Nicht das, woran ich die letzten Tage immer denke, wenn ich sie sehe. Ich denke an meine Fingernägel. Ist mal wieder Zeit. Könnte sie ja mal wieder machen. Oder sollte ich sie lieber nicht fragen? Nein. Nicht in meinem heutigen Zustand. Ich würde nur bereuen etwas gesagt zu haben, was ich sonst nicht sagen würde. Mit den Pillen rede ich so viel Mist als hätte ich was getrunken. Nur die gute Laune im Vergleich zu dem Alkoholrausch fehlt. Ich werde mich heute irgendwo auf der Insel nach einem Nagelstudio umsehen. Vielleicht will Nami ja mit. Ach, Schwachsinn. Nicht Nami. Vergiss Nami. Nimm jemand anderes mit. Robin oder so. Die Küche füllt sich langsam und es ist Zorro, der sich neben mich setzt. Er sieht mir sofort in die Augen, als er die Gelegenheit dazu hat und ich sehe ihm an, dass er mich mustert. Meine erste Reaktion ist, dass ich beruhigend auf lächle, dann aber seinem Blick ausweiche und den Kopf schüttle. Sato sitzt vor mir und neben ihm Ruffy. Ich sage kein Wort und bin gleichzeitig froh, dass mich niemand anspricht. Bis es Sato dann doch unauffällig zwischen dem Geschirrgeklapper und anderen Gesprächen versucht. „Morgen.“ Ich blicke als Antwort nur kurz zu ihm auf und lächle, bevor ich wieder auf meinen Teller sehe. Er weiß, ich würde die nächsten drei Tage am liebsten n Ruhe gelassen werden. Das kann er aber nicht machen. „Gut geschlafen?“ „Hm-hm.“, nicke ich kurz und trenne ein Stück von meinem Pfannkuchen mit der Gabel ab, um ihn nicht abbeißen zu müssen. Ich hab irgendwie kein Bock zwei Hände zu benutzen. So brauche ich nur die Rechte. Dass ich die Frage erwidern sollte, fällt mir erst ein, als ich den Bissen mit meinem Kaffee herunterspüle. „Und du?“, frage ich also leise, womit Sato aber schon gar nicht mehr gerechnet hat. Er blinzelt etwas, sieht zu mir und nickt dann, als er den Zusammenhang zu seiner Frage geknüpft hat. „Nicht viel, aber gut. Danke der Nachfrage.“ Lysop stellt die Frage, die mir erst später eingefallen wäre. „Man sieht dich auch fast gar nicht mehr. Bist du die ganze Zeit am Arbeiten?“ „Das ist mehr, als man sich vorstellt.“, lächelt er halb zurück und zuckt die Achseln. "Ist ja nicht nur die mündliche Arbeit. Ich glaube, ich habe mehr Papierkram als Chopper Medizin in seinem kleinen Labor hat.“ Hat er jetzt gut geschlafen? Was hatte er nochmal gesagt? Wenn ich jetzt nachfrage, und er schon geantwortet hat, dann ist das mega peinlich. Lass es lieber. Untertauchen. Sag nichts, wenn du nicht angesprochen wirst. Du kennst das noch von letztem Mal. „Papierkram? Was schreibst du denn alles auf?“ Super, jetzt unterhalten die sich. Ich bin also aus der Schusslinie. „Alles. Und da übertreibe ich nicht. Zu allem Protokolle und Notizen bei manchen Gesprächen, wo mir etwas aufgefallen ist oder was ich mir besonders merken will. Manchmal auch das, was ich noch ansprechen will.“ Ich sehe wieder zurück auf meinen Teller, dann auf meine Gabel und ganz automatisch auf meine Fingernägel. Ja, schon. Ich kann froh sein, dass noch nichts abgebrochen ist. „Ehrlich alles?“, will Lysop noch einmal wissen, wird dann aber von Zorro unterbrochen. „Ist das nicht riskant? Wir wurden schon einmal geentert. Hast du daran gedacht?“ Ob ich diesmal ne andere Farbe nehme? Vielleicht ein paar Blumen oder so. Irgendwas Niedliches. Rosa. Oder helles blau. „Klar. Ich hab mir das schon vor Jahren überlegt. Ich benutze keine Namen. Ich benutze nur Schlüsselworte. Bestimmte Verben ersetze ich auch oder lasse sie einfach weg. Meine Texte machen für andere also kaum einen Sinn.“ Wieder rund oder diesmal eine andere Form? Ich muss mal nachfragen, was die da so alles können. Die haben bestimmt Muster, wo ich mir was abgucken kann. „Wow, das ist echt genial.“, stimmt Lysop Sato jetzt zu, „Da hast du echt ein Genie mit an Bord geschleppt.“ Ich muss ja auch auf den Preis achten. Darf ich nicht vergessen. „Schieda?“ Zu billig darf‘s aber auch nicht sein. Sonst löst sich alles in zwei Tagen ab. Als Lysop mich an stupst, sehe ich wieder auf. Jetzt reden sie nicht mehr. Wurde ich was gefragt? „Was?“ „Träumst du?“ „So ein bisschen.“, lächle ich und winke halb mit der Hand ab. Lass dich jetzt bloß nicht in ein Gespräch verwickeln! „Ich hab noch was vor. Bis später.“ „Wo willst du hin?“, fragt mich auch noch Sanji, als er sieht, dass ich schon aufstehe. Ich habe zwar noch Hunger, aber dann esse ich eben später in der Stadt etwas. Ich antworte das, was mir sofort einfällt. Was bestimmt nicht so intelligent ist. „Schreiben.“ Mehr nicht. Ich verziehe mich aus der Küche, gehe den Gang nach unten und in mein Zimmer. Okay. Ich unterhalte mich zwar fast Immer beim Frühstück und es war vielleicht etwas auffällig, dass ich einfach abgehauen bin, aber was soll ich machen? Und meine Ausrede kann ich auch vergessen. In meinem Zustand bin ich froh, dass ich bis jetzt nicht vergessen habe, wieso ich eigentlich hier bin. Es würde nur Schwachsinn dabei herauskommen. Lesen kann ich auch vergessen. Ich hab noch Hunger. Menno. Die leckeren Pfannkuchen. Plötzlich drückt sich die Klinke hinter mir herunter und schiebt sich in meinen Rücken. Ich weiche ganz automatisch einen Schritt nach vorne aus und drehe mich um. Ich bin mir aber nicht sicher, wie ich reagieren soll, als Ruffy plötzlich in mein Zimmer kommt, die Tür hinter sich schließt und vor mir stehen bleibt. Ich blinzle etwas, warte darauf, dass er etwas sagt, bis mir einfällt, dass ich vielleicht mit dem Blick ausweichen soll. Ich mache es, noch bevor mir einfällt, dass es ja aus zwischen uns ist und ich ihn eigentlich weiter in die Augen sehen kann. Ich entscheide mich dagegen. Er sagt aber nicht sofort etwas. Es ist, als ob er noch über irgendwas nachdenkt. Was macht er eigentlich hier? Ich meine, er sollte gar nicht hier sein. Wir sollten erst einmal voneinander weg bleiben. Das macht es einfacher. „Bist du wegen mir so?“, fragt er dann leise und ich runzle die Stirn auf seine Worte. Ich lasse mir aber selbst keine Zeit zum Nachdenken. Er soll‘s ja immerhin nicht merken. „Was meinst du?“ „Du bist ganz anders. Als ob du.. ich weiß nicht.. Du bist einfach anders.“ „Seit wann?“ „Heute.“ Und er hat das schon gemerkt? Ich brauche aber etwas länger um mir eine Antwort zu überlegen, die die Wahrheit verdecken könnte. Daher sagt er wieder etwas. „Du bist aber nicht krank, oder?“ Ach, was soll‘s. Jetzt kann ich eh gerade nicht lügen. Und das passt ja eigentlich ganz gut, was er sagt. „Doch schon. Ein bisschen.“ „Warst du schon bei Chopper? Hast du Fieber?“ Er muss sich gar nicht viel bewegen um mir die Hand auf die Stirn zu legen. Und selbst in meinem Zustand bringt er mich aus dem Konzept. Das kann ich nur nicht so gut zeigen. Ich blinzle etwas, schüttle dann aber den Kopf auf seine beiden Fragen. „Nicht bei Chopper. Bei Sato. Er hat mir schon was verschrieben. Dauert nur etwas, bis ich wieder okay bin.“ Er fühlt gerade seine eigene Stirn, um die Temperatur zu vergleichen, als er jetzt doch verwirrt zu mir sieht. „Sato? Aber der ist doch kein Arzt.“ „Doch, eigentlich schon. Nur nicht für den Körper.“ „Echt? Cool. Aber…“, er stellt gar keine Frage mehr, sondern legt nur noch den Kopf schief. Er denkt wirklich angestrengt über das nach, was ich ihm gesagt habe und verschränkt dabei die Arme vor der Brust. Ich lasse ihm die Zeit. Ich habe nicht vor ihm was von meiner Vergangenheit zu sagen. Was jetzt mit mir los ist, sollte er aber wissen. Alleine, weil er der Käpten ist. „Du meinst…“, unterbricht er irgendwann die Stille, und ich will erst nicken, lasse es aber. Ich will wissen, ob er von alleine drauf kommt. „Du bist krank…im…Kopf?“ Komisch, dass ich sofort reagieren kann. Aber irgendwie habe ich schon befürchtet, dass er es so nennt. „Ernsthaft?“, frage ich also einfach und sehe ihn jetzt direkt an. Ich weiß, er meint das nicht so. Er findet nur keine anderen Worte dafür, die passen könnte. Er zuckt bei meiner Frage allerdings die Achseln. „Ja, was?“ Er macht sich nicht über mich lustig. Ganz im Gegenteil. Wenn er sich keine Sorgen um mich machen würde, stände er jetzt nicht vor mir. Ich seufze tief, lege dabei den Kopf in den Nacken, finde aber keinen passenden Weg oder passendes Beispiel, um es ihm zu erklären ohne dass ich ihm alles sagen müsste. Also nicke ich irgendwann. „Ich bin nicht irre oder so. aber ich glaube, man kann das so nennen.“ „Oh. Okay…“ Ich bin so froh, dass wir schon Schluss gemacht haben. Wenn wir noch zusammen wären, wäre die ganze Situation noch viel schlimmer. Glaube ich. Ich bin gerade nicht so gut darin die Situation einzuschätzen. Ist vielleicht auch ganz gut so. „Kann ich.. vielleicht.. Irgendwas machen?“ Als hätte ich was anderes von dir erwartet. Ich muss bei seiner Frage lächeln und antworte ganz in Gedanken. „Klar. Halt die Messer von mir fern.“ „Was?“ „Ach, vergiss es. Ist so ein Insiderwitz von Sato und mir.“, schüttle ich dann doch den Kopf, als mir klar wird, was ich gesagt habe. Aufhören zu lächeln kann ich aber nicht. Oh, man. Pass auf deine Zunge auf. „Also gibt es was?“ „Nein. Ehrlich nicht. Du könntest ja auch schlecht was machen, wenn ich Fieber hätte. Ich nehme meine Medizin und dann wird’s wieder.“ „Wie ne Grippe?“ Das ist perfekt. Ja, das stimmt sogar fast. Nur ich bin dafür etwas anfälliger als andere Personen. Aber doch. Wie ne Grippe. Also nicke ich sofort. „Genau. Nur ohne Fieber. Und der ganze andere kram.“ „Und du bekommst Medizin und bist bald wieder fit?“ „Ja, ganz ehrlich. Versprochen.“ Mir ist schon lange aufgefallen, dass ich Ruffy einfach nur etwas versprechen muss, damit er Ruhe gibt. Als ob noch nie jemand sein Versprechen gegenüber ihn gebrochen hätte. Praktisch, auch wenn ich nicht vor habe meine Versprechen ihm gegenüber zu brechen. Ich gehe ja immerhin davon aus. Und wie ich es gedacht hatte, zeigt dieses kleine Wort schon Wirkung. Er nickt sachte, sieht mich dabei weiter an und atmet unmerklich tief durch. Dabei entspannt er ganz langsam seine Schultern. Ich glaube nicht, dass es ihm selbst auffällt. „Aber sag mir Bescheid, wenn ich was machen kann.“, kann er sich dann aber doch nicht verkneifen und ich nicke nur noch als Antwort. Ich sehe ihm dabei in die Augen. Klar würde ich das machen. Ich bin nicht sauer auf ihn. Wir sind einfach nur auseinander. Irgendwann weicht er meinem Blick aus und erst jetzt fällt mir auf, dass wir uns die ganze Zeit angesehen haben. Er dreht sich von mir weg, öffnet die Tür und verschwindet so leise und unauffällig, wie er gekommen ist. Er will mir die ganze Zeit helfen. Seit ich hier bin. Er wartet so sehr auf diese Gelegenheit, dass er sie bestimmt gar nicht mehr erwarten kann. Das Problem ist nur, ich will nicht, dass er mir helfen muss. Wenn es nach mir geht, wird er diese Gelegenheit nie bekommen. Ich will meine Opferrolle fein dosiert und in den richtigen Momenten. Aber nicht hilfebedürftig. Oh, man. Ausgerechnet das bin ich doch gerade. Und zwar extrem. Hilfebedürftig. Ich gehe mit Robin zusammen ins Nagelstudio. Sie redet nicht viel. Ich auch nicht. Das ist perfekt. Jetzt, wo mir die Nägel gemacht werden, muss ich auch nicht versuchen mich auf irgendetwas zu konzentrieren. Einfach entspannen. Abschalten. Es werden pastellgrüne Spitzen mit rosanen Blüten. Die Blüten nur auf den Ringfinger. Es passt so gut zum Urlaubsfeeling hier, dass ich nicht wiederstehen konnte. Als ich mit meinen Fingernägeln fertig bin, sieht mir Robin hinterher als ich aufstehe. Denn sie ist noch nicht fertig. „Willst du schon gehen? Die haben hier auf Fußpflege. Und Massagen.“ Sie hätte noch mehr Argumente gehabt, doch ich schüttle schon den Kopf, als sie anfängt zu reden. „Nein, ehrlich nicht. Danke. Ich kann heute nicht lange sitzen. Ich vertrete mir kurz die Beine. Wir sehen uns auf der Sunny?“ „Wir können uns auch gerne hier treffen. Ich bleibe bestimmt den halben Tag hier. Wenn du gleich willst können wir uns ja professionell schminken lassen. Was meinst du?“ „Vielleicht. Bis später.“ „Lauf nicht zu weit.“, sagt sie noch lächelnd und ich hebe lächelnd die Hand zum Abschied. Dann bin ich weg. Ich brauche frische Luft. Besonders nach diesem ganzen Acrylgeruch. Ich gehe den Weg, den ich gestern Morgen schon einmal gegangen bin. Oder besser gesagt Vormittag. Zum Strand. Auf der Seite der Stadt mit dem Cafè mit den weißen, runden Tischen. Auf dem Weg aber schon fällt mir ein bisschen was auf. Ich kann nur nicht genau sagen, was. Man, diese scheiß Pillen. Ist bestimmt nichts wichtiges. Ich wollte ja eh noch was essen. Einen Cupcake aus dem Cafè? Wieso nicht? Ich hab genug Geld dabei. Ich gehe um die letzte Ecke, kann ihn dann aber gar nicht übersehen. „Was-?“ Meine Frage ist nur ein Reflex als ich die beiden vor mir sehe. Kanji steht ca. zwanzig Meter von mir weg. Er hält sich die Seite, sieht aber nicht zu mir. Zorro steht ca. dreißig Meter von mir Weg. Beide stehen fast in einer Linie zu mir. Aber sie sehen gar nicht zu mir. Was ist los? Zorro hat seine Schwerter gezogen. Alle. Kämpfen die? Aber dann würden die sich doch angucken, oder? Hab ich was verpasst? Als sie mich hören, sehen beide sofort zu mir. Sie reagieren so schnell, dass ich gar nicht hinterher komme. „Schieda.“, sagt Kanji erst. Zorro schreit mich aber sofort an. „Renn weg!“ Wegrennen? „Fleur, nicht!“, schreit jetzt Kanji, aber nicht in meine Richtung. Ich folge ganz automatisch seinem Blick nach links und sehe noch, wie sie ausholt. Sie hat ein Gewähr in der Hand. Kein kleines. Das ist bestimmt so lang wie ich groß bin. Sie fasst es am Lauf wie einen Baseballschläger und ist schon ganz nah. Sie zielt von links. Alles tut weh. Ich höre ein Pfeifen wie bei einem Tinnitus, dann ein Rauschen als er sich verzieht und Stimmen, so gedämpft, als wäre ich unter Wasser. Ich liege auf dem Bauch. Mit der linken Wange auf dem Boden. Ich will meine Augen gar nicht öffnen. Alles tut so weh. Mir ist schlecht. Richtig übel. Oh, Gott, was ist los? Irgendjemand schreit. Ruft irgendwas. Ich kann kein Wort verstehen. Oh, Gott, ist mir schlecht. Mein Kopf. Meine Zunge. Ich schmecke Blut, schlucke aus Reflex und wünschte, dass ich es nicht getan hätte. Alles tut so weh. Selbst diese kleine Bewegung tut so extrem weh. Irgendwas läuft über meine Wange. Erst jetzt merke ich, dass der Boden unter mir feucht ist. Mir ist so schlecht. Ich blinzle etwas ohne mich zu bewegen. Erst sehe ich nur weiß. Dann wird es rot. Blut. Ein Glück. Zorro hat die Alte noch erwischt. Er hat sie mit Sicherheit zerteilt. Oder gestreift. Oder irgendwie sowas. Gott, ist mir schlecht. Wieder schlucke ich aus Reflex, bewege dabei meine Zunge und spüre, dass ich sie mir aufgebissen habe. An der Seite. Die Linke. Deswegen auch der Blutgeschmack. Wieso höre ich alles, als ob ich unter Wasser wäre? Was ist los? Wer schreit da die ganze Zeit? Ich atme tief durch, schließe die Augen erneut und hoffe mich nicht übergeben zu müssen, als ich mich jetzt doch bewege. Ich ziehe den Arm an, drehe ich so, dass ich mich abstützen kann und fasse dabei in das Blut vor meinem Gesicht. Das ist so anstrengend dass ich sofort wieder aufhöre, als ich meinen Arm liegen lasse. Dann lacht jemand. Eine Frau. Das kann ich raushören. Auch, wenn ich kein Wort verstehe, das bekomme ich mit. Plötzlich spüre ich etwas an meinem Hinterkopf. Irgendwas hartes. Ich presse sofort vor Schmerz die Luft aus meiner Lunge, presse die Augen zusammen und schnappe kurz darauf nach Luft. Oh, Bitte. Hör auf. Das tut so weh. Wieder redet jemand, dann schreit Zorro irgendwas. Ich erkenne seine Stimme. Er ist noch da. Wo ist er? Meine Arme und Beine kribbeln. Ich hab keine Ahnung, was hier los ist. Gott, ich spüre fast nicht mehr den Boden unter mir. Aber ich muss ihn sehen. Wenn ich ihn sehe, dann weiß ich, was los ist. Ich muss es ihm ansehen können. Wieder schreit irgendjemand. Dann redet jemand ruhiger. Leiser. Beruhigender. Ich kenne diese Stimme sehr gut. Sato legt mir die Hand auf die Schulter als sich das harte Teil von meinem Hinterkopf löst. Er sagt irgendwas, was ich nicht verstehe, dreht mich dann langsam auf die Seite. Er macht es ganz vorsichtig und ich pumpe dabei die Luft aus meiner Lunge. Mir wird sofort schwindlig und ich konzentriere mich darauf nicht aufzuhören zu atmen. Als er mich bewegt, schmerzt sofort meine Wange. Mein Kopf. Gott, die hat mich doch getroffen. Jetzt, wo er mich etwas dreht, spüre ich wie sich das Wasser in meinen Ohren löst. Ich kann sofort besser hören. Aber nur mit einem Ohr. „-ruhig. Ich seh mir das an. Gleich geht’s dir besser. Ich passe auf.“, flüstert er leise zu mir und ich würde gerne nicken, damit er merkt, dass ich ihn höre, aber ich entscheide mich dagegen. Mein Kopf dröhnt so. Er dreht mich nicht nur auf die Seite, sondern ganz langsam auf den Rücken. Jetzt löst sich auch das Wasser im anderen Ohr. Wasser? Wie soll ich Wasser in die Ohren bekommen haben? Er lässt mir Zeit, legt mir meine Hände auf meinen Bauch und sieht sich wahrscheinlich meine Wange an, denn die Schmerzt gerade am Meisten. Ich mache meine Augen aber nicht auf, um seinen Blick zu sehen. Atmen ist wichtiger. „Kannst du mich hören?“ Ich nicke nicht sofort, dann aber einmal langsam und sicher. Nur nicht zu schnell bewegen. „Kannst du deine Augen öffnen?“ Ich will nicht. Das hat nichts mit Können zu tun. Wie mach ich das jetzt? Alles tut so weh. Ich antworte nicht mit einem Kopfschütteln. Sondern mit einem Wimmern. Ich glaube, er weiß, was das heißt. „Versuch es, bitte. Ich muss die Reflexe deiner Augen kontrollieren. Ich will nicht, dass du blind wirst. Komm. Ganz langsam. Danach kannst du sie wieder schließen.“ Fuck. Wieso soll ich blind werden? Ich muss wohl meine Augen öffnen. Sieht nicht aus, als ob ich drum rum komme. Okay. Dann kann ich mich ja gleichzeitig etwas umsehen. Jetzt sehe ich mit Sicherheit mehr. Ich lasse mir noch einen Moment Zeit, höre dann aber auf ihn. Und wieder sehe ich erst nur weiß. Erst dann kommen langsam die Schatten, dann Farben und ich kann sie sehen. Nur leider verschwommen. Wo ist meine Brille? Sato kniet neben mir, sieht mir in die Augen und hebt sofort die Hand, als er merkt, dass ich ihn ansehe. Einen Finger vor meine Augen. Ich sehe ihn aber noch nicht an, sondern zur anderen Seite. Irgendwas ist nah vor mir. Schwarz. Was ist das? Oh, Fuck! Die Alte zielt auf mich! Ich gucke genau in den Lauf. Sie sieht aber nicht zu mir, sondern über Sato und mir hinweg. Als würde sie etwas Bestimmtes nicht aus den Augen lassen. Was guckt sie an? Ich will ihrem Blick folgen, aber Sato sitzt im Weg. „Komm. Nur kurz.“, zieht Sato wieder meine Aufmerksamkeit auf sich. Also sehe ich seinen Fingre an. Meine Augen fokussieren ihn nicht sofort, aber es klappt. Dann bewegt er ihn hin und her. Ich folge ihm mit meinem Blick. Er bewegt ihn vor und zurück, ich folge. Dann legt er eine Hand auf meine Augen. „Nicht schließen.“, sagt er leise und ich sehe einen Moment im Dunkeln seine Handfläche von innen an. Als er sie wegnimmt, fällt mir erst das Blut auf, das er an den Händen hat. Kein Wunder. Das ist hier überall. Als er die Hand wieder wegnimmt, muss ich mich zwingen meine Augen nicht zu schließen. Denn wieder wird es hell. Fast weiß. Aber nicht ganz weiß. Meine Augen tun richtig weh, aber ich höre auf Sato. Er ist kein Arzt, aber das, was dem hier wohl am nähersten kommt. „Okay. Alles ist gut. Verzögert, aber es funktioniert. Ich hab aber ne schlechte Nachricht, Krümel. Dein Jochbein ist gebrochen. Ich muss das abtasten. Und das wird echt wehtun.“ Klasse. „Bereit?“ Bei seinen Worten schließe ich die Augen, beiße die Zähne aufeinander, lasse es aber sofort, als ich merke, dass die Muskeln, die ich dadurch anspanne, meine Kopfschmerzen verschlimmern. Okay. Ich nicke sachte, bevor ich es eigentlich denke. Ich bin noch lange nicht dazu bereit. Aber die Alte zielt auf mich. Ich hab kein Bock das alles noch lange hinzuziehen. Und er wird es eh machen. Er legt seine Finger auf meine Wange und ich kneife sofort aus Reflex die Augen zusammen. Es tut weh, aber ich habe gedacht, dass es mehr schmerzt. Es ist, als ob es gar nicht mehr wehtun könnte. Dafür fangen meine Beine wieder an zu kribbeln. Dann meine Finger. Er drückt leicht gegen meine Wange und es hört sich an als würde ich meine Zähne aufeinander reiben. Aber ich spüre es in meiner Wange. Verdammt. „Das wird anschwellen.“, sagt er irgendwann leise und nimmt seine Finger wieder von meiner Wange. Ich halte meine Augen wieder geschlossen. „Aber es dürfte nichts verrutscht sein. So lange du auf dem Auge noch sehen kannst, ist das okay. Wird aber dauern, bis das wieder heile ist.“ „Wie lange?“, will plötzlich die Frau neben mir wissen. Als ob sie sich dafür interessiert. Die war es doch, die mir mit dem Gewähr ins Gesicht geschlagen hat. „Ein paar Wochen bis man es nicht mehr sieht. Ein halbes Jahr, bis sie es nicht mehr merkt.“ Ein halbes Jahr? „Sie hat aber sehr wahrscheinlich noch ein Schädel-Hirn-Trauma oder ne Gehirnerschütterung. Ich kann nicht zu hundert Prozent sagen, wie lange es dauert, bis sie wieder fit ist.“ „Dann schätz mal.“, sagt sie wieder leise. Das würde mich aber auch interessieren. „Zehn Wochen? Nicht ganz sicher. Nur geschätzt.“ Darauf schweigt sie, aber ich höre, dass sie sich bewegt. Als ob sie irgendjemanden ansieht. Zielt sie noch auf mich? Oh, Fuck, kann mir bitte irgendjemand was gegen die Schmerzen geben? Alles ist so leise. Ich hab Schmerzen und habe die Augen geschlossen. Und kaum sagt sie wieder was, spüre ich, dass ich fast wieder eingeschlafen wäre. Wenn man das schlafen nennen kann. „Das passt. Nuko, nimm denen die Waffen ab. Wir fahren sofort. Soll sich Hayoka um den Scheiß kümmern. Der verkürzt das auf fünf.“ Ich spüre etwas an meinem Bein und weiß sofort, dass sie meinen Dolch gezogen hat. Ich bewege mich gar nicht mehr, spüre, wie Sato nach meinen Armen greift und wie er mich mit Sicherheit gleich aufheben wird. Wir können nicht mit denen mit. Was ist mir Zorro? Wieso macht er nichts? Er macht sonst immer irgendwas. Er kann das doch. Ich atme noch einmal tief durch, öffne dann aber doch noch einmal die Augen, bevor ich gleich wieder weg bin. Irgendwas muss los mit ihm sein. Er hat doch einen Plan. Ganz sicher. Wieder erst alles weiß. Es ist so extrem hell. Dann ganz langsam. Ich kann diesmal an Sato vorbei sehen. Ich sehe ihn nicht sofort. Er steht nicht da, wo ich ihn erwartet habe. Aber das, was er macht, das will nicht in meinen Kopf rein. Er löst seine Schwerter von seinem Gürtel. Alle. Alle drei. Er gibt sie ab. Selbst das weiße. Das kann nicht sein ernst sein. Mach irgendwas. Das kannst du nicht machen. Nicht das weiße. Du kannst es nicht abgeben. Das darfst du einfach nicht. Ich liege auf einem Bett. Oder sowas ähnliches. Allerdings liege ich nicht unter einer Decke. Ich kann durch meine Augenlider sehen, dass es hell ist. Als ob mir eine Lampe genau in die Augen scheint. Ich bewege mich vorsichtig um vielleicht zu fühlen, wo ich bin. Aber bis an die Kante der Liege komme ich mit meiner Hand nicht. Irgendjemand greift meinen Arm, dreht ihn zu Recht und setzt mir eine Nadel. Mein Kopf tut immer noch so extrem weh. Meine Wange. Mein Nacken. Alles. Ich bin mit Sicherheit bei einem Arzt. Okay. Wenigstens etwas. Bestimmt im Krankenhaus. Die sorgen dafür, dass es bald wieder gut ist. Oder dass es wenigstens nicht so weh tut. Kapitel 14: Das geht nicht so schnell ------------------------------------- Kapitel 14 Ich wache ganz langsam auf. Jetzt liege ich in einem echten Bett. Die haben mir wirklich irgendwas gespritzt. Ich merke zwar noch ein Drücken in meinem Kopf, aber das sind nicht wirklich Schmerzen. Ein Glück. Wie lange liege ich hier schon? Ganz langsam öffne ich die Augen und wundere mich erst noch, wieso ich mein linkes nicht öffnen kann. Dann fällt es mir aber wieder ein. Sato hatte gesagt, es würde anschwellen. Jochbein gebrochen. Wange kaputt. Hoffentlich sehe ich nicht anders aus, wenn das wieder heile ist. Ich bin alleine im Zimmer. Alles ist aus Holz. Mir gegenüber steht noch ein Bett. Das ist aber leer. Sieht aus wie eine Krankennstation. Man, was haben die mir gegeben? Fühlt sich an als ob sich mein Bett bewegt. Ich schließe noch einmal die Augen, atme leise und tief durch und bleibe einen Augenblick entspannt liegen, bevor ich meinen Arm heben und meine Wange abtasten will. Mehr als ein kleiner Ruck mit der Hand wird aber nichts draus. Ein kleinen Klackern am Bett und ich bleibe wieder ruhig liegen. Was ist los? Ich kann meine Arme nicht heben. Wieder versuche ich es um sicher zu gehen. Aber wieder das gleiche. Die haben mich ans Bett gefesselt. Fuck. Jetzt sehe ich doch wieder an mir herunter, blinzle etwas gegen das Licht und das weiße Bettzeug, was alles noch heller erscheinen lässt und sehe meine Arme. Beide liegen auf der Bettdecke. In beiden stecken Nadeln. Eine in meinem linken Handrücken, die andere in meiner rechten Armbeuge. Mein rechtes Handgelenk ist verbunden. Die Schnitte. An die Nadel in meinem rechten Arm ist ein Tropf oder sowas angeschlossen. Die in meinem Handrücken ist mit einem hell rosanen Plastikteil verschlossen. Beide sind mit Klebeband festgeklebt. Klasse. Ich lasse den Kopf zurück ins Kissen fallen und komme erst jetzt auf die Idee meine Beine zu bewegen um zu spüren, ob die auch gefesselt sind. Aber die sind frei. Wieso sollten die mich auch an den Beinen fesseln? Ich komme hier eh nicht weg. Wieso fesseln die mich überhaupt?! Guten Morgen, Schieda. Ich bin heute echt nicht so schnell mit dem Denken. Wieder so ein Gefühl, als würde sich mein Bett bewegen und ich atme einmal tief durch. Man. Was die mir gegeben haben ist entweder echt stark, oder hier bewegt sich wirklich irgendwas. Das ganze Zimmer. Wo bin ich eigentlich? Wo ist das Fenster? Ich sehe ganz automatisch wieder durch den Raum. Sehe an den Regalen mit Flaschen vorbei, über die mit Leder bezogene Liege vorbei und bemerke irgendwann, dass ich mit dem Kopfende genau drunter liege. Klasse. Wie soll ich dann sehen, wo ich bin? Ich schließe also wieder die Augen, atme einmal tief durch und schlucke sachte, weil ich langsam Durst bekomme. Dabei fällt mir etwas anderes auf. Meine Zunge. Stimmt, ich hatte sie mir aufgebissen. Jetzt fühlt es sich an als ob irgendwas gegen meinen Gaumen piekst. Wieder bewege ich meine Zunge. Ja, wirklich. Ich glaube, das sind drei Stiche. Genäht. War das so schlimm? Die haben sogar meine Zunge genäht. Heftig. Ich muss doch etwas länger hier liegen. Ich bin schon fast wieder eingeschlafen, als sich die Tür öffnet. Oder ich habe geschlafen. Jedenfalls hatte ich die Schritte nicht gehört. Deswegen schrecke ich auch kurz zusammen, als ich jetzt nicht mehr alleine bin. Ich lasse meine Augen aber geschlossen. Der, der rein gekommen ist, hat noch nicht gemerkt, dass ich wach bin. Sonst hätte der ja was gesagt. Oder die. Ich blinzle vorsichtig in die Richtung der Schritte, als sie wohl zu den Regalen gehen. Ein Mann. Graue Haare. Der trägt nen weißen Kittel. Das ist wohl mein Arzt. Wieso tragen die eigentlich alle weiße Kittel? Chopper trägt sowas nie. Habe ich jedenfalls noch nie gesehen. Er nimmt irgendeine Flüssigkeit aus dem Regal, dann noch etwas anderes und zieht sich noch eine Waage zu Recht. Der wird wohl was mischen. Okay. Aggressiv sieht er jetzt nicht unbedingt aus. Ich werde ihn gleich fragen, wo die anderen sind. Man kanns ja mal versuchen. Ich will ihn aber nicht unterbrechen, weswegen ich warte, bis er sich zu mir dreht. Doch als er es tut, kann ich nicht mehr verstecken, wach zu sein. Es ist viel zu auffällig, als das ich es übersehen könnte. Und ich habe es schon lange nicht mehr gesehen. Es bringt mein Herz sofort zum Schlagen. Ein Halsring. Der Kerl ist Sklave. Er sieht erst in meine Augen, als er neben meinem Bett steht und lächelt beinahe Zeitgleich auf, als er sieht, dass ich wach bin. „Hey. Guten Morgen. Schön, dass du schon wach bist. Auch, wenn das nicht lange so bleiben wird.“ Er ist ganz freundlich, auch wenn mir seine Worte nicht gefallen. Er sieht auch wirklich freundlich aus. Mit seinem Schnurrbart und den buschigen Augenbrauen sieht er aus wie der nette, alte Opa von neben an, der dir immer Schokolade schenkt, wenn du an seinem Haus vorbei gehst. Ich räuspere mich leise, bevor ich meine erste Frage stelle. Er bereitet gerade irgendwas mit Spritzen und Flüssigkeiten vor. „Wo sind die anderen?“ Meine Zunge tut so weh, was er mit Sicherheit raus hört, denn er schüttelt sachte den Kopf, als er mich hört. Das ist aber nicht seine Antwort. „Ganz ruhig. Ich erkläre dir alles. Ich muss vorher aber noch ein bisschen was von dir wissen. Bist du gegen irgendwas allergisch?“ Ich schüttle sofort den Kopf auf seine Frage. Klar muss er das Fragen. Aber ich will wissen, was los ist. Er soll seine Fragen also schnell abharken können und ich meine Antworten bekommen. Dieser Halsring macht mich echt nervös. „Gut. Du hattest Spuren von Beruhigungsmitteln im Blut. Außerdem hast du Schnitte an deinem Handgelenk. Ich muss wissen, was du genommen hast, wie viel und wie lange schon. Außerdem, ob du in psychischer Behandlung bist oder warst. Und wenn, wie lange schon.“ „Ich hab jemanden, der sich darum kümmert.“, sage ich knapp, weil ich nicht einsehe ihm das alles Haarklein zu erzählen. Er lässt aber nicht locker. „Das ist wirklich wichtig. Hattest du Antidepressiva genommen?“ „Ja, schon.“, gebe ich dann doch zu und zwinge mich jetzt zur Seite weg zu sehen, damit ich nicht die ganze Zeit auf diesen scheiß Halsreif sehen muss. „Wie hieß das Mittel?“ „Keine Ahnung. Irgendwas mit orangenen Kreisen auf der Schachtel.“ „Orange? Hmm..“, er überlegt einen Moment, nickt dann aber irgendwann. „Ich glaube, ich weiß, welche das waren. Wie fühlst du dich jetzt? Schmerzen dürftest du keine haben, aber was ist mit deinen Augen? Kannst du noch alles klar sehen?“ „Ich brauche eh ne Brille.“ „Achso? Welche Stärke?“ „Minus 2,25. Auf beiden.“ „Oh, verstehe. In Ordnung. Damit kann ich was anfangen.“ „Wo sind die anderen?“, wiederhole ich jetzt meine Frage und sehe, dass er die Flüssigkeit in eine Spritze ohne Nadel aufzieht. „Ich erkläre es dir sofort. Augenblick.“ Bei seinem letzten Wort setzt er die Spritze auf das rosane Plastikteil an der Nadel in meinem Handgelenk. Ich ziehe erst die Hand aus Reflex zurück, komme dank den Handschellen aber nicht sehr weit. Sieht aus, als hätte er damit gerechnet und er flüstert ein leise „Ganz Ruhig.“, als er die Spritze an die Nadel anschließt. Dafür ist die also da. Klasse. „Was ist das?“ „Das wird es dir etwas leichter machen es zu verstehen. Stress ist Gift in deiner Verfassung. Deswegen wirst du die meiste Zeit auf der Überfahrt auch schlafen. Ich pass schon auf, keine Sorge.“ Ich bin nicht sicher, ob mich das beruhigen oder aufregen soll. Das Zeug, was er mir spritzt, übernimmt die Entscheidung aber für mich. Ich beruhige mich. Werde ganz ruhig. Als hätte ich was getrunken und währe kurz vorm schlafen. Oh, Gott, wie schnell das wirkt. Er hat es mir gerade erst gespritzt. „Mein Name ist übrigens Hayoka. Ich bin einer der Ärzte auf dem Schiff und für die Gefangenen zuständig. Wer du bist, weiß ich schon. Ich habe deine Akte schon angefordert. Du bist also in Besten Händen. Keine Angst.“ „Hm-hm.“, nicke ich sachte und höre ihm zu. Ich kann schon gar nicht mehr über seine Worte nachdenken. Verstehen tu ich aber alles. Ich bin also eine Gefangene. Und auf einem Schiff. Okay. Aufregen kann ich mich nicht mehr. Sorgen machen auch nicht. Ich nehme es einfach so hin. „Deine Freunde sind auch hier. Sie sind aber nicht so verletzt wie du. Du musst dir also wirklich keine Sorgen um sie machen. Ich hoffe nur, dass das so bleibt. Zorro und Kanji sind seit einiger Zeit nicht mehr so gerne auf diesem Schiff gesehen. Umso besser war die Stimmung gestern Abend, als Fleur sie in die Zellen gebracht hat. Die beiden gehörten mal zur Besatzung, musst du wissen. Wenn du es noch nicht weißt. Wir sind hier auf der Spring. Nicht das schnellste Schiff, dafür eines der Sichersten bei rauem Wellengang. Das Schiff wurde nicht waagerecht gebaut, sondern senkrecht, musst du wissen. Man spürt die Wellen so fast gar nicht. Ist dir bestimmt schon aufgefallen. Fast neunzig Prozent des Schiffes liegen unter der Wasseroberfläche. Sehr interessant. Aber ich schweife ab. Die Besatzung besteht fast nur auf Kopfgeldjägern. Und eben ein paar von uns Sklaven. Es ist wohl praktisch das Kopfgeld nicht immer unter der ganzen Mannschaft aufteilen zu müssen. Naja. Gut. Kommen wir zur guten Nachricht. Du scheinst keine großen Schäden von deinem Kampf mit Fleur abbekommen zu haben. Jedenfalls keine bleibenden. Dein Jochbein habe ich noch einmal operativ gerichtet. Die Schwellung ist gut für die Heilung, daher habe ich auch nichts verbunden. Das würde den Heilungsprozess nur stören. Die andere Sache ist, dass du froh sein kannst, dass Fleur dich erwischt hat. Sie verkauft ihre Gefangenen gerne zweimal. Der Galgen wird dir und deinen Freunden also erspart bleiben. Erst wird sie euer Kopfgeld einsacken. Was wohl auch mehr als Genug ist, nach dem, was ich über euch gelesen habe. Besonders Zorro hat sich da was aufgebaut. Dann wird sie euch nochmal als Sklaven verkaufen. Sie hat da so einen internen Vertrag mit der Marine. Die Marine muss keine Hinrichtungen finanzieren und sie besorgt Nachschub für Fandera in jeder Hinsicht. Du weißt, was auf Fandera ist?“ Ich nicke sachte und fühle mich ganz schwindlig. Ich bin aber nicht sicher ob es wegen seinen Nachrichten so ist, oder seiner Spritze. Fandera ist der Ort, zu dem ich nie wollte. Eine Insel, die sich dadurch finanziert den größten Sklavenexport der neuen Welt zu betreiben. Meine Hölle. „Gut, dann muss ich es dir ja nicht erklären. Ich habe auch gehört, dass du eh schon einmal verurteilt und verkauft wurdest. Du weißt also, dass es wirklich schlimmeres gibt als das, was auf euch zukommt. Du kannst wirklich von Glück reden, dass es gerade Fleur war. Sie lässt nie einen Gefangenen Sterben. Oder in schlechter Verfassung. Je besser es dir am Tag des Verkaufes geht, desto mehr wirst du wert sein. Deswegen gebe ich dir auch gleich wieder was zum Schlafen. Verheilt wird der Bruch nicht sein, aber man wird dir nichts mehr ansehen. Darauf kannst du dich verlassen. Wir kommen erst in ein paar Wochen an. Aber keine Angst. Wenn du aufwachst, sind wir schon da. Hast du noch irgendwelche Fragen, bevor ich dich schlafen lege?“ Ich bin mir echt nicht sicher. Das war so viel. Gott, Kopfgeldjäger. Wieso kam ich nicht darauf? Zorro ist der Piratenjäger. Kanji und er waren mal Kollegen. Und auch, wenn Kanji wohl mit dem Jagen aufgehört hat, waren seine Kollegen noch nicht von der Insel weg. Die haben wohl Urlaub gemacht. In seiner Nachbarschaft. Oder in seiner Wohnung. Deswegen sollte ich nicht zu ihm kommen. Sondern nur er zu mir. „Wer ist alles hier?“, frage ich dann doch, als er zurück zu den Regalen geht um das Schlafmittel herauszusuchen. Was Besseres fällt mir nicht ein. „Von deinen Freunden? Wie gesagt, Kanji und Zorro. Und einer mit Brille. Sato oder so. Er hat aber, soweit ich weiß, kein Kopfgeld. Naja, Kanji auch nicht wirklich. Ich glaube, er gehört zu diesen Perversen. Das gibt dann von der Marine eine Pauschale und als Sklave wird er dann gehandelt. Kommt drauf an wer bei der Auktion dabei ist. Sieht aber nicht so aus als ob er körperliche Arbeit gewohnt ist. Das waren alle. Ich weiß, ihr gehört zu dem Strohhut. Kann auch sein, dass er immer noch auf Maii ist, aber die Crew hat etwas gegen riskante Aktionen. Zorro war ein Glücksgriff. Er hat sich ergeben, haben sie erzählt. Das setzt doch keiner aufs Spiel. Jemanden wie ihn in bester Verfassung ohne Verletzungen zu verkaufen ist der Traum der Sklavenhändler. Und niemand bekommt ein Kopfgeld, ohne dass es berechtigt ist. Sich mit dem Strohhut und der restlichen Crew anzulegen hätte nur jemand gemacht, der sie nicht mehr alle hat.“ Er redet wohl wirklich gerne viel. Ich atme einmal tief durch. Gott, das ist doch nicht wahr. Er kann sich nicht ergeben haben. Wieso sollte er das machen? Als ich ankam, hat er gekämpft. Er hatte sich nicht ergeben. Worüber hatten die geredet, als ich nichts gehört habe? Blut. Klar, ich hatte Blut in den Ohren. Kein Wasser. Hayoka kommt mit einer anderen Spritze zu mir. Er lächelt beruhigend, bleibt neben mir stehen und wartet noch einen Moment, bevor er die Spritze an den Zugang anlegt. Er will mir die Möglichkeit geben noch etwas zu fragen. Aber ich habe keine Fragen mehr. Ich kann ja kaum mehr denken. Gott, bitte. Wieso tust du mir das wieder an? Ich will keine Sklavin werden. Ich will nicht verkauft werden. Ruffy. Hayoka hat gesagt, dass es gestern passiert ist. Er muss schon gemerkt haben, dass wir weg sind. Ich glaube nicht, dass jemand mein Blut weggewischt hat. Bitte, lass ihn meine Brille finden. Oder irgendwen anderes. Komm uns nach. Bitte. Hol uns hier raus. So schnell du kannst. Die Sunny ist doch schnell. Du könntest uns einholen bevor wir auf Fandera ankommen. Du könntest- Nein, kannst du nicht. Du weißt nicht, wo wir sind. Und solange auch die Marine nichts von unserer Gefangenschaft weiß, wird es auch nicht in der Zeitung stehen. Du wirst nicht kommen um uns zu retten. Nicht vorher. Es fühlt sich so komisch an, als ich aufwache. Ich fühle mich viel müder als sonst. Viel Schwächer. Als ob ich mich wochenlang nicht bewegt habe. Was ist los? Ach ja. Habe ich ja auch nicht. Es ist aber nicht mehr so Hell wie da, wo ich eingeschlafen bin. Es ist dunkler, aber nicht ganz dunkel. Und kühler. Aber ich liege auf einem Bett. Ich könnte sofort wieder einschlafen, so müde bin ich. Ich bleibe noch lange mit geschlossenen Augen liegen, bevor ich vorsichtig blinzle. Man, ich habe mich schon lange nicht mehr so schwach gefühlt. Das letzte Mal war es nach meiner Lungenentzündung. Die Zimmerdecke sieht ganz anders aus. Das ist kein Holz. Das ist Beton. Ich sehe mich ein wenig aus dem Augenwinkel heraus um und bin mir dann sicher, dass ich in einem ganz anderen Raum liege als vorher. Gitter. Das ist eine Zelle. Wieder schließe ich die Augen und atme leise aber tief durch. Kaum bewegt sich meine Bettdecke, höre ich aber, dass sich noch wo anders im Zimmer sich etwas bewegt. Ich bin nicht alleine. Sind meine Arme noch gefesselt? „Auch endlich wach?“ Die Stimme bringt mich sofort dazu, mich zu entsannen. Sato. Gott, danke. Er spricht nur leise, sitzt irgendwo neben meinem Bett und sieht zu mir hoch. Ich muss lächeln, als ich ihn höre, bewege mich aber noch nicht. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Sind wir da wieder weg? Was hab ich verpasst? Er lässt mir Zeit um richtig wach zu werden. Die brauche ich auch. Erst, als ich mich aufsetze um mich richtig umzusehen kann, sagt er wieder etwas. „Was weißt du?“, fragt er einfach aber ich antworte nicht sofort. Das sind wirklich Zellen. Aber nicht nur zwei. Ich kann sie auf die Schnelle gar nicht zählen. Das ganze Deck muss voll damit sein. Überall Gitter. Nur am und Zu gibt es Säulen, die die Decke tragen. Es gibt Gefangene, die ich nicht kenne. Und drei, die ich nicht hinter Gittern sehen wollte. Kanji hat die Zelle neben Sato. Zorro die hinter ihm. Ich bin neben Sato. Wir sind alle auf einem Gang an einer Seite. Wie viele sind hier noch? Ich kann das ohne meine Brille nicht richtig erkennen. „Schieda.“, holt Sato meine Gedanken zurück und ich sehe zu ihm rüber. Er sitzt auf dem Boden, sieht aber okay aus. Allerdings könnte er ein Bad vertragen. Ich sehe immer noch die Blutflecke von mir. Dabei merke ich an meiner Wange schon gar nichts mehr. „Ich- ähm..“, wo fange ich an? „Wir wurden gefangen genommen. Ich wurde getroffen. Meine Wange.“, bei dem Gedanken fasse ich ganz automatisch an jene Wange. Ich spüre eine ganz kleine, verheilende Wunde an ihr. Zu klein, als dass es eine Narbe werden könnte. Aber meine Hand wandert weiter. Eine größere Wunde verheilt knapp unter meinem Ohr. Da wo mein Kiefer anfängt. Hab ich mir deswegen die Zunge aufgebissen? Ich rede weiter, bevor er mir noch eine Frage stellen kann. Ich weiß noch etwas mehr. „Das sind Kopfgeldjäger. Ne ganze Menge sogar. Wir werden erst bei der Marine vorgezeigt und dann-„ Gott, nein. Ich sehe erst jetzt wieder zu Sato. Sieht aber aus, als ob er schon weiß, was ich denke. Natürlich weiß er es schon. Zorro war hier schon mal einer von den Kopfgeldjägern. Genau wie Kanji. Die kennen diese Fleur. Die kennen jeden auf diesem Schiff. Deswegen wird er schon gesagt haben, was auf uns zukommt. Dass wir verkauft werden. Gott, Sklaverei. Ich will nicht. Das geht nicht. „Bleib Ruhig.“, sagt er dann leise als er sieht, was in meinem Kopf vorgeht. Ich schüttle aber nur den Kopf auf seine Worte. Nicht, dass ich nicht ruhig sein will. Ich kann nicht. Wie soll ich da ruhig bleiben? „Denk an das Jetzt. Es ist noch nicht so weit. Und was jetzt noch nicht ist, ist auch nicht sicher. Atme tief durch. Es kommt bestimmt nicht dazu.“ Ich höre auf ihn. Atme tief durch. Gut. Okay. Es ist nicht sicher. Ich hab keinen Halsreif um. Noch bin ich keine Sklavin. Jetzt noch nicht. Lenk dich ab. Denk nicht drüber nach. Themawechsel. Bitte schnell. „Wie geht es dir? Und Zorro? Und Kanji?“, frage ich einfach drauf los, womit er wohl schon gerechnet hat. Auch wenn er mit dem letzten Namen nicht gerechnet hat. „Uns geht’s gut. Du warst die einzige, die getroffen wurde. Bis auf Kanji. Der wurde angeschossen. Aber es ist schon wieder gut. Du kennst ihn?“ „Nur weil,… Naja.. Er hat mich ein paar Mal eingeladen. Der will was von mir, wegen dem Artikel.“ „Ehrlich? Hattet ihr was miteinander?“ „Nein, nicht wirklich. Ich glaube auch nicht, dass ich jetzt noch will. Ich meine, er redet ziemlich viel.“, gebe ich zu und schaue dabei durch die Gitter der Zelle von Sato um Kanji sehen zu können. Er hört uns nicht. Dafür sind andere Gespräche zu laut und wir zu leise. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er gemerkt hat, dass ich wach bin. „Ich weiß, was du meinst. Zorro und er gehen sich schon fast durchs Gitter an die Gurgel. Ich hatte schon einiges zu tun.“ Ach ja. Stimmt ja. „Wie lange sind wir schon hier?“, frage ich dann schließlich und sehe dabei auch an mir herunter. Ich trage auch noch meine Klamotten, die riechen aber frisch gewaschen. Aber meine Fingernägel sind kurz und nicht mehr bunt. Rausgewachsen. „Schwer zu sagen. Wir sind alle in den Zellen aufgewacht. Die haben uns betäubt und sehr wahrscheinlich durchgecheckt. Die wollen wissen, wer in den Zellen sitzt. Und mit was. Aber es sind schon ein paar Wochen. Mindestens.“ „Das ist auch nicht das schnellste Schiff. Dafür eins der sichersten.“ „Woher weißt du das?“ „Der Arzt hier hat mir ein bisschen was erzählt.-“ Ich würde noch mehr sagen, aber mein Blick fällt auf eine Brille mit dickem, schwarzen Rand. Sieht aus wie eine Nerdbrille. Bestimmt ein Standartmodell oder sowas. Ich greife sie einfach, da sie neben meinem Kissen liegt und setze sie auf. Sie passt. Und Stärke ist auch richtig. Klasse. Ich sehe zwar bestimmt furchtbar aus, aber dafür sehe ich wieder was. „Hat er noch was erzählt?“ „Was? Oh, nein. Nur dass Zorro und Kanji mal hier gearbeitet haben und er-„ Bei dem Gedanken sehe ich ganz automatisch in seine Richtung, auch wenn ich durch die ganzen Gitter schon gar nicht mehr erkennen kann, dass er es überhaupt ist. Aber er trainiert gerade. Er muss es sein. Er hält sich an den Gittern fest und zieht sich an ihnen nach oben. Ich glaube es immer noch nicht. „Wer hat was?“, will Sato dann wissen und ich zögere noch etwas, bevor ich ihn dann doch frage. Er war immerhin dabei. „Hat Zorro aufgegeben?“, flüstere ich ganz leise, woraufhin er aber seufzend nickt. Er folgt meinem Blick durch die Gitter bevor er mir flüsternd antwortet. „Sah nicht aus, als ob er das gerne gemacht hätte. Ganz im Gegenteil. Aber das Weib hat ihm keine andere Wahl gelassen.“ „Fleur?“ „Heißt die so? Ja, naja. Nachdem sie dich erwischt hatte, hat sie dir noch ein paar Mal in den Bauch getreten. Wir waren mit zwei anderen Beschäftigt und kamen nicht an dich ran und waren uns echt nicht sicher, ob du überhaupt noch atmest. Das sah jedenfalls so aus, als ob du es nicht tust. Zorro wollte auf sie los, aber sie hat auf dich gezielt. Erst war es ihm egal, aber dann hattest du dich bewegt. Was uns sagte, dass du noch lebst. Keiner von uns hat noch was riskiert. Sie hat dir ihren Lauf an den Hinterkopf gedrückt und gesagt, es ist ihr egal. Entweder sie drückt ab und bekommt dein Kopfgeld, oder wir geben auf und sie drückt nicht ab. Zorro hat sie angeschrien, dass sie niemals ihre Gefangenen erschießt, aber sie hat nur gelacht und gesagt, dass er schon Jahre lang nicht mehr dabei wäre und wohl so einiges verpasst hat. Ich hatte ihr gesagt, dass ich mich um dich kümmern will. Dass du Schmerzen hast und dass ich Angst hatte, dass du an deinem Blut erstickst. Es sah jedenfalls so aus. Was wohl auch Zorro dazu gebracht hatte seine Waffen einzustecken.-„ Ich unterbreche ihn, weil ich ab da ja wieder alles mitbekommen habe. Jedenfalls so halb. „Was ist mit Kanji?“ „Der? Achso. Naja, er hatte mich im Musikzimmer angesprochen weil er mich wohl mal mit dir gesehen hätte. Wir haben uns ein bisschen unterhalten, gingen dann zusammen in die Stadt und dann kam Zorro auf uns zu. Er meinte irgendwas von wegen, dass Kanji sich von mir fernhalten soll und ob er sie nicht alle hätte. Irgendwie sowas. Die haben sich irgendwelche Sachen an den Kopf geworfen und dann kam diese.. Fleur? Naja, so hatte das jedenfalls angefangen.“ Oh, man. Die mögen sich wirklich nicht. Mussten sie die beiden ausgerechnet nebeneinander in die Zellen packen? Warte. Halt. Hat Zorro wegen mir aufgegeben? „Wo warst du eigentlich, bevor du hier warst?“ „Was? Achso. In einem Arztzimmer. Aber der Arzt da hat mich dauerhaft schlafen lassen. Er hat gesagt, dass ist besser für die Wunden. Dann heilt es irgendwie schneller weil mein Körper keinen Stress hat oder so.“ „Weißt du, wann wir ankommen?“ Nicht das Thema schon wieder. Aber okay. Rennen wir durch. Sag ihm, was du weißt und dann schnell wieder Themawechsel. „Wir fahren nach Fandera. Das ist ja von Maii gesehen am anderen Ende der neuen Welt. Er sagte, ein paar Wochen. Ich weiß nicht mehr genau. Ich sollte die ganze Zeit über schlafen. Also sind wir fast da. Wie viele Gefangene haben die?“ Ich hänge meine Frage so schnell hinten dran, wie ich nur kann. Dabei interessiert es mich gar nicht wirklich. „Auf halbem Weg kamen ein paar dazu. Es müssten so um die zwanzig sein. Und nachdem, was ich so mitbekommen habe, ist es bei dem einen oder anderen ganz gut, dass er hinter Gittern ist.“ Gott, Sklaverei. Ich bekomme meinen Kopf nicht mehr klar. Ich kann Sato nicht einmal mehr zuhören. Weshalb ich dann doch die Decke zur Seite schlage um aufzustehen. Erst jetzt spüre ich, dass ich wohl etwas mehr verpasst habe, als ich geglaubt hatte. Ich habe nicht nur geschlafen. Ich war total betäubt. Kaum bewege ich meine Beine zur Seite, tut mir etwas weh, was mir sonst nie wehtut. Wirklich nie. Haben die mir nen Katheter gelegt? Autsch. Das wird beim Pinkeln wehtun. Es ist ein Reflex, dass ich mir bei dem Gefühl zwischen die Beine fasse, aber es fühlt sich ganz normal an. Nichts mehr da. Alles ganz normal. Trotzdem gefällt mir der Gedanke nicht, dass mich jemand ohne mein Wissen nackt gesehen hat. Was haben die noch mit mir gemacht, als ich geschlafen habe? „Bist du okay?“ „Ich bin mir nicht sicher.“, gebe ich zu und schlinge die Arme um mich. Ist noch irgendwas anders? Mein Hals tut etwas weh, aber eigentlich nicht viel. Klar. Ich war nie wach um etwas zu essen. Die müssen mich zwangsernährt haben. Noch irgendwas? „Was ist los?“, fragt Sato wieder, weil er sieht, dass ich nachdenke. Wer weiß, was er vermutet, was ich denke? Immerhin habe ich mir gerade zwischen die Beine gefasst. „Alles okay.“, sage ich also erst einmal, um ihn zu beruhigen, bewege mich aber noch nicht. Die haben mich nicht angefasst, als ich weg war, oder? Könnte ich das jetzt noch merken? Ich glaube nicht. Ach, Schwachsinn. Nicht mit dem Katheter. Werde jetzt nicht Paranoid. Das ist das letzte, was du jetzt gebrauchen kannst. „Was ist denn?“, will Sato wieder wissen und er erhebt sich jetzt selbst vorsichtig, weil es ihn nervös macht, dass ich nicht ausspreche, was ich denke. So kann er mich nicht einschätzen. „Die haben nur,.. ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.“, fange ich dann doch an und sehe zu ihm rüber. Irgendwann gehe ich die paar Schritte auf ihn zu, will es jedenfalls. Weit komme ich nicht. Meine Beine geben nach. Ich fange mich mit den Händen ab und knie jetzt auf allen Vieren vor dem Bett. Autsch. Man. Meine Beine sind so schwach. Meine Muskeln sind noch nicht richtig wach. Sato reagiert sofort. „Schieda!“ Ich schüttle auf seine Reaktion sofort den Kopf, höre aber, dass jetzt auch Kanji und Zorro mitbekommen haben, dass ich wach bin. „Was ist los?“, will jetzt Kanji wissen und stellt sich, den Geräuschen zufolge, ans Gitter. Mein Gott, regt euch nicht so auf. „Alles okay. Meine Beine sind nur noch nicht richtig wach. Die haben mich halb ins Koma versetzt. Ich brauche Zeit.“, erkläre ich also einfach und lasse mich zurück auf den Hintern fallen. Jetzt sitze ich vor dem Bett und blicke achselzuckend zu Sato auf, der sich sichtlich entspannt als er mich so sieht. „Erschreck mich nicht so.“ Irgendwann als ich schon wieder auf dem Bett sitze, scheint irgendjemand durch die Gänge zu gehen, den die Gefangenen nicht mögen. Sie fangen an zu rufen, zu pfeifen und zu beleidigen. Klar würde ich gerne sehen, was los ist, aber ich traue meinen Beinen noch nicht. Daher bleibe ich sitzen. Das Aufstehen war auch gar nicht nötig, denn irgendwann kommen sie auch bei uns vorbei. „Lorenor Zorro. Unglaublich. Da hast du dich dieses Mal selbst übertroffen.“, sagt eine männliche Stimme, die wohl gerade bei Zorro vor der Zelle steht. Die zweite Stimme erkenne ich sofort. Das ist Fleur. „Ich weiß. Ich bin wirklich stolz auf mich. Ich bin schon auf die Gebote gespannt.“ „Du hast so ein Glück, weißt du das? Sein Todesurteil war schon so gut wie unterschrieben.“ „Du weißt, was ich darüber denke. Piraten kosten so viel Geld. Alleine schon die Verwaltungskosten was die Steckbriefe angeht. Sie hinrichten zu lassen ist die reinste Geldverschwendung. Wieso sollen sie nicht arbeiten?“ „Wie kannst du sicher stellen, dass er macht, was ihm gesagt wird?“ „Ich habe die neuen Halsringe. Überlass das mal mir.“ „Kanji? Der Fessler? Ehrlich?“ Fessler? „Du glaubst es nicht, aber ja. Wir haben ihn beobachtet wir er aus dem Geschäft für diese Perversen kommt. Zusammen mit dem hier vorne. Unglaublich, oder? Da glaubt man, man kennt jemanden…“ „Wer ist das?“ „Sato heißt er. Hat keinen Steckbrief, leider. Dafür muss es aber doch die Pauschale geben.“ „Sieht so aus, ja. Kann man ihm was beweisen?“ „Die Fotos findest du in der Akte. Alles schon vorbereitet.“ Fotos. „Und hier haben wir…“ „Die Sklavin Schieda. Cool, oder? Ihr Steckbrief war nicht einmal zwei Wochen alt, als wir sie bekommen haben.“ Bei den Worten treten sie vor meine Zelle. Drei Kerle in Marineuniformen. Einer trägt ein Klemmbrett mit einem Stift in der anderen Hand. Er scheint irgendwas zu notieren oder abzuharken. Fleur daneben. Sie hat lange, schwarze Haare, eine Brille und trägt einen Anzug. Dafür hochhackige Schuhe. Sie sieht aus wie ein Profikiller. Ich sehe sie nur aus dem Augenwinkel an. Ich will ihr gar nicht in die Augen sehen. Ich bin bei ihr nämlich nicht sicher, ob ich den Blick halten kann. Und ihrem Blick ausweichen will ich schon gar nicht. Daher fange ich auch gar nicht damit an. „Jetzt fast zwei Monate. Das war‘s?“ Zwei Monate?! Oh Gott, Ruffy. Wo bleibst du denn? „Ich glaube, die Summe reicht mir schon.“, grinst Fleur und stellt sich dem Kerl mit dem Klemmbrett gegenüber als ob sie auf etwas wartet. „Lass mich rechnen.“, sagt er dann als er sich schon wieder so dreht, dass er von wieder gehen kann. Fleur ihm hinterher. Sie ist ganz ungeduldig. Und Stolz. „Das sind einhundertzwanzig Millionen Berry für Zorro, jeweils fünf Millionen für diese beiden und zwanzig für Schieda. Das macht einhundertfünfzig Millionen Berry für alle.“ „Fünfzehnhundert. Lass dir das auf der Zunge zergehen. Fünfzehnhundert.“, wiederholt Fleur es immer wieder und geht dem Marineheini nach. Er sagt noch irgendwas, woraufhin sie lacht, aber ich verstehe sie nicht mehr so gut. Jetzt reden sie ja immerhin in die andere Richtung. Wir sind fast zwei Monate weg. Ruffy weiß noch nicht, wo wir sind. Aber die setzen das mit Sicherheit in die Zeitung. Dann wird es nach unserer Verurteilung nicht mehr lange dauern, bis er kommt. Wie es ihm wohl geht? Er muss fertig sein. Hoffentlich hat Chopper ein Auge auf ihn. Es kann gefährlich werden, wenn man lange nicht schläft. Und das letzte mal waren wir nur auseinander als er nicht mehr geschlafen hat. Eine Woche. Jetzt bin ich ganz weg. Er weiß nicht einmal, dass ich noch lebe. Er muss aufpassen, dass es ihm gut geht. Sonst wird er Probleme damit haben uns hier raus zu holen. „Krümel. Hey.“ Sato reißt mich aus meinen Gedanken und winkt mich zu sich, sobald ich zu ihm sehe. Was ist los? Ich bin noch etwas wacklig auf den Beinen, gehe aber zu ihm rüber ans Gitter. Er fängt schon an zu reden, bevor ich nachfragen kann, was er hat. „Du trägst keine Seesteinhandschellen, oder?“ Oh. Stimmt. „Nein, das nicht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie uns das helfen soll. Ich bin nicht Ruffy. Oder Robin. Oder sonst wer.“ „Du bekommst das schon hin. Ich habe dich damit schon kämpfen gesehen. Und die müssen uns ja aus dieser Zelle raus holen, um uns verkaufen zu können.“ Langsam komm ich dahinter, was er meint. „Ich habe mir das so überlegt. Wenn die in deine Zelle kommen um dich raus zu holen, dann greifst du die einfach an. Denk dir was aus. Beschichte den Boden deiner Zelle oder so. Du kannst das.“ „Ich kann mich fast nicht auf den Beinen halten.“ „Versuch es. Du packst das. Ich zähl auf dich. Du musst das auch nur so lange durchhalten, bis du an die Schlüssel kommst. Sobald wir hier raus sind, übernehmen wir das.“ Ich zögere noch, nicke dann aber doch. Okay. Ich pack das schon irgendwie. Sonst kommen wir hier auch erstmal nicht weg. Wenn wir zusammen bleiben wollen, gibt’s fast keine andere Möglichkeit als dass ich irgendwas mache. „Das wird gefährlich.“, flüstere ich noch leise als Protest als ich sehe, wie er sich zu Kanji und Zorro umdreht. Er wird es den beiden auch gleich sagen. „Das passt schon. Du bekommst das hin. Fang schon mal an. Wenn die Marine hier ist, dann sind wir bestimmt schon da. Ich sag den anderen bescheid.“, sagt er noch und ich nicke nur noch als Antwort. Er sagt das so einfach. Das wird nicht einfach. Das wird richtig schwer. Ich drehe mich vom Gitter weg und sehe mich einmal in meiner Zelle um. So viel kann ich ja nicht beschichten. Könnte ich hin bekommen. Also Socken aus und los. Ich muss mich richtig konzentrieren, gehe mit minischritten durch meine Zelle und beschichte so ganz langsam den Boden. Ich bekomme so halb mit, dass Sato es Kanji erzählt. Er scheint davor richtig begeistert und sagt es sofort Zorro weiter, der dazu allerdings nicht viel sagt. Er weiß wie leicht es mir sonst fällt den Boden zu beschichten. Jetzt kann ich nicht einmal nach oben schauen ohne Pause zu machen. Aber was soll ich machen? Wir sind nur wegen mir hier. Ich muss einfach was machen. Ich bin die einzige, die gerade die Möglichkeit dazu hat. Ich packe das schon. Irgendwann setze ich mich zurück aufs Bett, kann aber noch nicht durchatmen. Ich muss mich auf die Beschichtung konzentrieren, sonst ist sie gleich wieder weg. Allerdings ist es nicht so kompliziert eine Beschichtung zu erhalten wie eine zu erschaffen. Jetzt heißt es warten. Und Sato hatte Recht. Es dauert nicht lange, da kommt sie wieder. Nach und nach werden die Gefangenen aus ihren Zellen geführt. Das Dumme ist nur, als wir an der Reihe sind, fangen sie nicht bei mir an. Naja, vielleicht ist das nicht so blöd, wie ich dachte. Dann sind die drei schon mal aus ihren Zellen, wenn ich anfange. Dann bin ich nicht alleine, dann können die mir helfen. Zorro ist der erste, der von in schwarz gekleideten Kerlen aus seiner Zelle geholt wird. Ihm werden Handschellen angelegt. Er sieht dabei zu mir rüber als ob er sicher sein will, dass ich weiß, was los ist. Ich schlucke. Jetzt wird’s ernst. Dann wird er auf den Gang geführt wo Fleur schon auf ihn wartet. Sie grinst ihn breit und stolz an, schweigt allerdings. Sieht nicht so aus als ob Zorro ihrem Blick ausweicht. Es ist, als ob er sich gar nicht wirklich geschlagen gegeben hat. Die Kerle in schwarz sagen irgendetwas zu ihm, aber ich kann von hieraus nicht verstehen, was sie sagen. Das Gleiche passiert bei Kanji. Dann bei Sato. Ich werde immer nervöser. Bei Sato kann ich allerdings die Kerle schon etwas besser verstehen. „Versuch nicht dich zu befreien. Wir haben genug Kugeln für jeden von euch. Wenn du irgendwas versucht, wirst du das sofort bereuen. Keine Spielchen. Das würde eh nichts bringen.“ Gott, ich bin so nervös. Fleur steht jetzt vor Satos Zelle und die ersten Kopfgeldjäger gehen zu meiner Zellentür. Fuck, mein Herz rast. Es darf nichts schief gehen. Ein Kerl schließt meine Zelle auf und ich sehe mir genau an in welche Hosentasche er die Schlüssel verschwinden lässt. Da sind alle Schlüssel dran. Okay. Ich erhebe mich vom Bett als er die Gittertür zur Seite schiebt. Konzentrier dich. Jetzt darf nichts daneben gehen. Ich kann meinen Puls in meinen Ohren hören und warte darauf, dass sie in meine Zelle kommen. Jetzt gleich. Der erste kommt in meine Zelle, tritt auf die Beschichtung, merkt aber noch nichts. Er rutscht erst beim zweiten Schritt zur Seite, will sich nach hinten abfangen und greift so das Oberteil des Kopfgeldjägers hinter ihm. Das ist es. Jetzt muss ich anfangen. Ich laufe los, einfach in die drei Kerle rein und stoße sie so um. Auf den Boden. Sie rufen auf und ich halte, weil ich es noch nicht anders kann, meine Luft in meiner Lunge. Das muss ich noch mit Zorro üben. Jetzt geht’s nicht anders. Als der erste Kopfgeldjäger nach seiner Waffe greift, lege ich meine Hand auf sein Gesicht. Beschichte es so schnell wie Möglich und bringe ihn so aus dem Konzept. Er bekommt keine Luft mehr, kann so also auch nicht mehr kämpfen. Ich muss irgendwie über sie Drüber krabbeln. Wo hat der Kerl seine Schlüssel? Was bei einem Kopfgeldjäger geklappt hat, klappt auch beim nächsten. Es sind nur drei Handbewegungen und sie versuchen sich nur noch die Beschichtung vom Gesicht zu kratzen. Ich kann sie durchsuchen ohne dass sie sich um mich kümmern. Jetzt schnell. Komm schon. Ein Schuss bringt mich dann plötzlich zum Zusammenzucken. Ich blicke ganz automatisch in die Richtung und sehe Fleur. Sie sieht mich an. Und dabei sieht sie nicht begeistert aus. Sie hat in die Luft geschossen. „Ich glaube, es hackt! Euch scheint nicht klar zu sein, wo ihr seid!“, schreit sie in meine Richtung. Sato sieht genauso zu ihr, wie ich. Doch als er sich los reißt um auf sie zu zu rennen, sehe ich ganz automatisch zu ihm. Ich kann die Schlüssel schon in meiner Hand spüren, ziehe sie ganz automatisch aus der Tasche des Kopfgeldjägers und beiße die Zähne aufeinander. Fleur scheint nicht zu sehen, dass Sato auf sie los will. Alles passiert so schnell. Sie hebt den Arm, zielt auf ihn und schießt. Ich kann mich nicht bewegen. Ich weiß nicht, ob sie getroffen hat, denn es sieht nicht so aus, wie ich immer gedacht habe, dass es aussieht. Er bewegt sich weiter in Ihre Richtung, tritt beim Nächsten Schritt aber nicht mehr richtig auf und fällt vorn über. Sie hat ihn dabei gar nicht angesehen. Dann sehe ich das erste Blut. Erst nicht viel, aber es wird immer mehr. Er bewegt sich nicht. Wieso bewegt er sich nicht? Ich kann nicht atmen. Das ist nicht wahr. Das ist nicht passiert. Das ist einfach nicht passiert. Gott, bitte. Alles wird taub. Das ist nicht wahr. Beweg dich. Bitte. Mach irgendwas. „Ich habe nicht vor, euch zu erschießen! Glaubt ihr echt, das habe ich vor?!“ Ich höre ihr gar nicht zu auch wenn ich weiß, dass sie redet. Ich kann nicht wegsehen. Dann zuckt sein Bein. Das Blut hört nicht auf. Er bewegt sich. Er lebt noch. Oder? Er bewegt sich doch. Er hat sich bewegt. Sein Bein. Das Blut. Er muss noch leben. Er hat gesagt, bei mir sah es auch schlimm aus. Dann jetzt auch bei ihm. Bestimmt schlimmer als es ist. Er lebt noch. Atmet er noch? Kann ich es sehen? Die Kopfgeldjäger, die ich gerade noch angegriffen habe, zerren mich jetzt auf meine Beine. Er bewegt sich immer noch nicht. Beweg dich endlich. Nicht nur zucken. Bitte. Ich höre nur noch meinen eigenen Herzschlag. „Fleur, es Reicht! Lass mich zu ihr!“, höre ich dann plötzlich Zorro schreien. Ich blicke aber nicht von Sato weg. Ich glaub‘s nicht. Das geht nicht. Nicht so einfach. „Das glaubst du doch wohl nicht im ernst.“ „Sieh sie dir an!“ „Was interessiert mich-„ „Glaubst du in dem Zustand bezahlt irgendjemand was für sie?“ Er bewegt sich nicht mehr. Nicht mal mehr das Zucken. Das Blut hört auf. Das ist so viel Blut. Oder ist es das nicht? Wie viel war es bei mir? Er atmet doch noch, oder? Dass ich festgehalten werde spüre ich erst, als sie mich los lassen. Dann kommt Zorro auf mich zu. Ich sehe aber nicht zu ihm auf. Wieso geht er zu mir? Das ergibt doch keinen Sinn. Deswegen schüttle ich auch den Kopf, als ich dann doch zu ihm auf sehe. Nicht zu mir. Geh zu ihm. Du musst ihm helfen. Erste Hilfe. Wie geht das nochmal? Ich hab das doch mal gelernt. Ich will irgendwas sagen. Ihm sagen, was wir jetzt machen müssen. Dass wir ihm schnell helfen müssen. Aber ich bekomme kein Wort raus. Keinen Buchstaben. Bitte schnell. Man muss dabei schnell sein. Zorro stellt sich mit Absicht so, dass ich Sato nicht mehr sehen kann. Aber das ist doch jetzt total falsch. Wir müssen ihm helfen. „Hör zu.“, sagt er nur leise und ich schüttle wieder den Kopf. Nein. Ich will nicht zuhören. Ich will, dass er ihm jetzt hilft. Hilf ihm. Jetzt. „Das war nicht deine Schuld. Sowas passiert.“ Ich muss ihm doch helfen. Sowas passiert nicht einfach. Das kann nicht sein ernst sein. Er kann doch jetzt nicht schon gestorben sein. Gerade war er noch am Leben. Das geht nicht so schnell. „Wir machen jetzt, was sie sagt. Hast du gehört?“ Die haben hier einen Arzt. Die holen den bestimmt schon. Die wollten Sato verkaufen. Nicht erschießen. Ich will wieder an Zorro vorbei sehen damit ich weiß, was die jetzt machen. Aber er scheint damit gerechnet zu haben, tritt einen Schritt zur Seite und stellt sich so wieder in den Weg. Ich muss das sehen. Erst, als er meine Wangen greift und meinen Blick hebt. Mich dazu zwingt ihn anzusehen, bleibe ich stehen. Er glaubt, dass Sato tot ist. Er ist nicht tot. Das geht nicht so schnell. Das ist nicht sein ernst. Das passiert einfach? Nein, nicht uns. Nicht ihm. Er stirbt nicht einfach. „Du musst das jetzt schaffen.“ Das geht doch nicht so schnell. Er braucht nur einen Arzt. Das geht nicht so schnell. Das ist nicht wahr. Das ist nicht passiert. Alles ist gut. Das ist gar nicht passiert. „Kannst du gehen?“ Was? Ja. Ja, klar. Ich nicke sofort, als er mich das fragt. Stimmt. Wir müssen hier weg. Dann hat der Arzt mehr Platz, wenn der hier ankommt. Wir stehen nur im Weg. Wir müssen hier weg. „Gut. Guck ihn nicht nochmal an, hast du gehört? Wir gehen jetzt dahin, wo sie sagt. Tu, was sie sagt. Ich denk mir was aus.“ Okay. Gut. Er macht was. Wir gehen jetzt gleich weg und dann kann der Arzt kommen und sich um Sato kümmern. Gott, atmet er noch? Nicht gucken. Zorro will nicht, dass ich gucke. Wo bleibt der Arzt. Dauert das alles wirklich so lange? Das muss doch schnell gehen, oder? Gut, bei mir war auch nicht sofort ein Arzt und ich bin trotzdem noch hier. Mir geht’s wieder gut. Hat nur etwas gedauert. Zorro dreht sich jetzt so, dass ich zwar Fleur sehen kann, aber nicht Sato. Ich nicke, ohne dass sie mich etwas gefragt hat. Ich will niemanden aufhalten. Schon gar nicht den Arzt. Fleur wartet noch einen Moment, sieht erst zu mir, dann zu Zorro bevor sie mit einem Handzeichen die Kopfgeldjäger hinter mir dazu bringt uns aus dem Gang und zur Treppe zu führen. Zorro geht neben mir her. Und ich sehe die Treppen nach oben. Gleich kommt uns der Arzt bestimmt entgegen. Aber ich sehe ihn nicht mehr. Wir werden zu anderen Gefangenen geführt und erst hier legt man mir Handschellen an. Aber nicht nur das. Fleur steht vor der Gruppe von gefangenen und hält etwas nach oben. Ich laufe wie auf Autopilot. Der Arzt ist bestimmt gerade bei Sato. Der bekommt ihn wieder hin. „So, Leute. Manche von euch kennen den schon. Andere nicht. Das hier ist euer neues Lieblingsassessor. Ihr werdet es ab heute immer tragen.“ Während sie redet und einen Halsring in die Luft hält, damit es jeder sehen kann, gehen Kopfgeldjäger durch die Reihen und messen mit einem Maßband jeden Hals ab. Damit die Ringe gut passen, oder? Gott, Sato. Sei nicht tot. Bitte. Du atmest doch noch, oder? Atme weiter. Bitte. Bei mir sah es auch so schlimm aus, hast du gesagt. Du lebst bestimmt noch. „Weil sich einige über die Sprenghalsbänder beschwert haben, gibt es jetzt andere. Die haben wohl zu viel kaputt gemacht. Naja, egal. Ihr bekommt jedenfalls keine Sprengladungen mehr, sondern einen dünnen Metalldraht.“, erklärt Fleur weiter und hält jetzt eine Karotte durch den Halsring. Ein anderer Kopfgeldjäger hält die Fernbedienung gut sichtbar nach oben und drückt auf den Knopf. Drei Mal piept der Ring, bevor der Metalldraht gespannt wird. Erst ist es nur eine Schlaufe, die sich aber schnell und stark zu zieht. So schnell, dass es nur ein kurzes sippen, dann ein klacken von sich gibt. Die Karotte wird glatt abgesäbelt, der Metallring bleibt ganz. Kurz darauf hört man ein leises summen und die Schlaufe, der Metalldraht, bewegt sich an seine ursprüngliche Stelle. An die Einkerbung im Ring. Die explodieren nicht mehr. Die köpfen. Ich bekomme gar nichts mit. Es ist okay, dass sie meinen Hals ausmessen. Es ist okay, dass sie mir eine Größe heraussuchen, die nicht zu straff sitzt. Es ist okay, dass sie mir einen Halsring anlegen. Alles ist okay. Solange sie Sato den Arzt geschickt haben. Er atmete doch noch, oder? So schnell stirbt kein Mensch. Das geht nicht so schnell. Kapitel 15: Meine erste Zigarette --------------------------------- Kapitel 15 Anders, als ich gedacht habe, führen sie uns nicht zum Auktionshaus. Sie schickten uns erst unter die Duschen, dann gingen sie mit uns einkaufen. Verkäuferinnen haben den Auftrag bekommen uns billig, aber gut einzukleiden. Was dazu führte, dass alle Frauen Kleider ausgesucht bekamen. Ein Teil kostet eben weniger als mehrere Teile. Die Männer bekamen unterschiedliche Hosen und Shirts. Nichts zu weites. Alles sehr Körperbetont. Also trage ich morgen wohl ein schwarzes, enges Kleid mit kleinen weißen und pinken Blumen. Keine Strumpfhose oder Leggins. Der Rock des Kleides geht mir knapp übers Knie. Das heißt, man wird meine Narben sehen. Der Ausschnitt ist Tief und die Ärmel kurz. Ich behalte jetzt aber noch meine Klamotten an. Die wollen wohl sicher sein, dass ich perfekt aussehe. Wenn ich verkauft werde. Mir wurden Plastikfingernägel aufgeklebt und jemand hat Make-Up auf meinen Hauttyp abgestimmt, mich aber noch nicht geschminkt. Das alles sagt mir, dass wir nicht heute verkauft werden. Es ist dafür auch etwas spät. Die Sonne geht gerade unter als wir in den letzten Laden geführt werden. Unterwäsche. Alle bekommen das gleiche, weiße Standartpaar an Slip und BH. Nur verschiedene Größen. Mir fällt relativ spät auf, dass Zorro nicht mehr bei mir ist. Erst, als sie mir die Fingernägel ankleben. Ich spreche mit niemandem. Ich weine nicht. Ich bin einfach nur da. Ich glaube es nicht. Sie hat ihn erschossen. Einfach so. Mit einer Bewegung ihres Zeigefingers hat sie ihn umgebracht. Das Leben aus ihm raus gerissen. Ohne zu zögern. Einfach nur, weil er gehandelt hat. Sich losgerissen hat uns auf sie los ist. Mir helfen wollte. Sie hätte genauso gut auf mich schießen können. Hätte sie das mal getan. Irgendwann werden wir zurück aufs Schiff geführt. Aber nicht in unsere Zellen. Wir tragen Klamotten und Gegenstände aus den Kabinen und Zimmern der Besatzung in ein hohes Mehrfamilienhaus. In die einzelnen Wohnungen und Räume. Sieht aus, als ob die hier wohnen, wenn sie nicht gerade unterwegs sind. Die benutzen uns jetzt schon als Sklaven. Billige Arbeitskräfte. Ohne Rechte. Jetzt, nach dem Einkaufen sehe ich auch Zorro wieder. Er sieht mich jedes Mal an, wenn ich ihn ansehe. Als ob er mich nicht aus den Augen lassen will. Ich hingegen achte darauf keinen Augenkontakt herzustellen. Zu keinem. Nur bei ihm ab und zu. Weil er mich schon fast anstarrt. Ich habe uns gezählt. Wir sind nur sechs Frauen. Aber dreizehn Männer. Mit Zorro, Kanji und mir eingeschlossen. Auf jeden von uns kommen zwei Kopfgeldjäger die uns auf jeden Schritt verfolgen und uns sagen, was wir machen sollen. In welches Zimmer wir die Kisten tragen sollen und was wohin kommt. Meine haben mich schon ein paar Mal aus den Augen verloren. Was ihnen nicht gefällt. Was aber daran liegt, dass ich Augenkontakt vermeide. Ich bin froh, dass sie sich eher gegenseitig die Schuld geben als mir. Es ist spät, als wir wieder in unsere Zellen geführt werden. Ich sehe den Blutfleck sofort als ich in den Gang einbiege, gehe aber weiter als ob ich ihn ignorieren könnte. Sie haben versucht ihn zu entfernen, was auf dem Betonboden nur nicht so einfach war, wie es aussieht. Vielleicht haben sie Sato ja wirklich verkauft. In kleinen, praktischen Einzelteilen ans Krankenhaus. Allerdings komme ich nicht in meine Zelle. Es ist ja jetzt eine Zelle frei geworden. Aber ich komme auch nicht in die Zelle, in der Sato vor mir war. Ich komme in Kanjis Zelle. Und Kanji in Satos. Ich bin also jetzt in der Mitte. Ich glaube, das hat sich Fleur so ausgedacht. Ob sie hier der Käpten ist? Jedenfalls irgendein hohes Tier, das ist sicher. Erst, als das Gitter schon geschlossen uns abgeschlossen ist, nehmen sie mir durch die Stäbe die Handschellen ab. Sie trauen mir nicht mehr. Ich würde eh keinen Versuch mehr starten um hier raus zu kommen. „Tut mir leid, Schieda.“, höre ich Kanji flüstern als auch er seine Handschellen abgeben kann, aber ich tu so, als ob ich ihn nicht gehört hätte. Es tut ihm gar nicht wirklich leid. Er kannte Sato ja nicht. Nicht lange jedenfalls. Nicht so lange wie ich. Niemand hier kannte ihn so lange wie ich. Und ich kenne mich. Wenn ich jetzt noch wach bleibe, werde ich nur den Blutfleck auf dem Boden anstarren. Das werde ich nicht machen. Ich werde mich nicht selbst fertig machen. Sato hat so lange dagegen gearbeitet. Ich werde jetzt nicht dafür sorgen, dass alles, was er getan hat, umsonst war. Also gehe ich sofort ins Bett, ziehe die Decke über mich und rolle mich unter ihr ein. Es geht doch so schnell. Es ist so einfach. Ein Wunder, dass ich bis jetzt nicht getötet wurde. Alles, was ich schon erlebt habe. Erst das Gefängnis, dann mit Ruffy der Ausbruch. Dann Dominik und seine Folter. Dann Bokuso. Die Lungenentzündung. Selbst der Schlag von Fleur. Wenn sie mich etwas weiter oben am Kopf getroffen hätte, an der Schläfe, wäre es bestimmt anders ausgegangen. Dann hätte sich Zorro aber auch nicht ergeben. „Hey. Schieda.“, unterbricht Zorro irgendwann die Stille in dem Gang. Hört sich nicht so an, als ob er in seinem Bett liegt. Eher, als ob er am Gitter steht. Ich bewege mich immer noch nicht. Er sollte sich auch lieber hinlegen und schlafen. „Wie geht’s dir?“ Als hätte er sich die Frage bei Sato abgeschaut. Wie soll es mir schon gehen? „Bitte, sag irgendwas.“ Dann frag mich was weniger offensichtliches. „Ich will Ruffy nicht erklären müssen, dass du zerbrochen bist. Sag was.“ Zerbrochen? Er wartet auf meine Antwort, aber ich muss komischerweise über diesen Satz nachdenken. Zerbrochen. Das soll mich zerbrechen? Ein Halsring? „Was will man an einem Scherbenhaufen zerbrechen?“, frage ich irgendwann leise und lege dabei die Hand das erste Mal überhaupt an den Halsreif. Er ist so warm wie meine Haut, ist schmaler als die, die ich bis jetzt gesehen habe und liegt so locker, dass ich ohne Probleme meine Finger unter ihn schieben kann. Nur ab geht er nicht. Nie wieder. Ich kann beinahe spüren, wie ich Zorro den Wind aus den Segeln genommen habe. Er hat keine Ahnung, was er noch sagen soll. Ja, ich habs ihm nicht einfach gemacht. Also sage ich wieder etwas, sehe aber nicht zu ihm auf. „Ich hatte Sato immer gesagt, dass ich lieber sterben würde als dieses Teil zu tragen.“ Ich kann hören, wie er scharf die Luft in seine Lunge zieht, als er mich das sagen hört. „Nein. Wehe.“, flüstert er leise als erste Reaktion, was ich auch verstehen kann. Ich schüttle sofort den Kopf, als ich ihn höre. Das habe ich nicht gemeint. „Er hat die Rollen einfach vertauscht.“ Jetzt sehe ich doch kurz auf. Er steht wirklich am Gitter und sieht zu mir herunter. So nah, wie es ihm gerade möglich ist. Der Halsring sticht sofort aus dem Bild heraus. Er sollte ihn nicht tragen. Niemand sollte das. „Jetzt ist er gestorben, bevor er ihn tragen konnte.“ „Du hast nicht vor dich umzubringen. Tu mir das nicht an.“ Ihm das antun? Bei seinen Worten senke ich wieder den Blick, schüttle aber zur Antwort schon den Kopf. Wenn ich das machen würde, müsste er Ruffy erklären, dass nicht nur Sato gestorben ist, sondern auch ich. Seine Exfreundin. Oder Freundin auf Pause. Wie auch immer. Das muss er nicht. „Wir werden durch die Hölle gehen. Ab heute jeden Tag. Als Sklave wird man zum Spaß gefoltert. Misshandelt. Vergewaltigt. Man hat keine Rechte mehr. Ein Huhn hat mehr Rechte als man selbst. Denn es gibt ein Tierschutzgesetz. Und das ab heute bis uns Ruffy vielleicht irgendwann mal findet. Vielleicht. Irgendwann. Und wir werden alleine sein. Wir werden mit Sicherheit nicht von der gleichen Person gekauft. Und wenn wir gekauft wurden, werden wir exportiert. Das ist der größte Sklavenmarkt der Neuen Welt. Wir werden verschifft. Bekommen eine Nummer und tun nur noch das, was uns gesagt wird. Du genauso wie ich.“ Ich atme einmal tief durch und löse die Hand wieder von meinem Halsring. „Ich mache mir mehr Sorgen um dich als um mich.“, gebe ich dann leise zu als ich mir alles nochmal durch den Kopf gehen lasse. „Um mich?“ Ich nicke sachte. Ja. Auf jeden Fall. „Es geht ab heute nicht mehr darum, seine Ehre zu beschützen. Oder seinen Stolz. Ich werde beides in ein paar Tagen nicht mehr haben. Aber ich werde noch leben. Und nur darauf kommt es noch an. Zu überleben. Und ich glaube, dass es dir schwerer fallen wird, als mir.“ Darauf schweigt er. Als ob er noch gar nicht drüber nachgedacht hätte. Er ist genauso hier wie ich. Auf ihn kommt das gleich zu wie auf mich. Von der Folter bis zur Vergewaltigung. Jetzt ist er derjenige, der nichts mehr sagt. Er hat wirklich nicht drüber nachgedacht. „Lass dich nicht umbringen, okay?“ Zorro antwortet nicht sofort. Das ist wohl doch etwas viel für ihn. Hätte ich es anders formulieren sollen? Kann man das überhaupt schonender rüber bringen? „Der ist nicht tot zu kriegen.“, antwortet dann Kanji an seiner Stelle und sagt das in einem Tonfall, der mich beinahe zum Grinsen bringt. Wenn die Situation nur nicht so ernst währe. Zorro springt aber sofort drauf ein. „Halt dein verdammtes Maul.“ „Reg dich ab, Süßer.“ Süßer? „Ich schwöre dir, wenn du nicht gleich deine verdammte Klappe hältst, dann wird niemand auch nur einen Berry für dich ausgeben wollen.“ „Ist das ne Aufforderung zum Geschlechtsverkehr?“ Was? „Ich meins ernst, halt die Klappe!“ „Ist ja gut. Reg dich ab, Schnucki.“ Jetzt sehe ich doch wieder zu Zorro auf. Er kocht vor Wut und es gefällt ihm gar nicht, dass nicht er das letzte Wort hat. Aber er scheint zu wissen, dass Kanji nur weiter machen würde, wenn er jetzt noch etwas sagt. Langsam komme ich dahinter, wieso Zorro ihn nicht mag. Aber das beruht doch nicht auf wahren Tatsachen, oder? Bei Zorro? Nie im Leben. Ich kann nicht anders als mich zu Kanji umzudrehen. Er grinst breit, sieht aber nicht zu mir, noch zu Zorro. Er muss sich gerade ein Kichern verkneifen und hält den Blick gesenkt. Nein. Nie im Leben. Er will ihn nur Ärgern. Glaube ich. „Du glaubst also, du schaffst das?“, zieht Zorro wieder meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich schaue zu ihm auf, seufze bei der Frage aber tief. Ich muss ja. „Mit Sicherheit. Wäre nicht das erste Mal. Nur dieses Mal wird es etwas länger dauern. Und du?“ Was für eine Frage. Ausgerechnet ich frage ihn so etwas. „Ja.“ Gut. Genau das, was ich hören wollte. Sklaverei. Welcher Tag ist heute eigentlich? Ich muss doch das Datum wissen. Wegen Sato. Wie soll ich sonst wissen, wie lange er schon tot ist? Gott, ich glaube es immer noch nicht. Irgendwann sage ich doch wieder etwas. Auch, wenn keiner mehr damit gerechnet hat. „Es fühlt sich gar nicht an, als ob er gestorben ist. Mehr so, als ob er in nem anderen Raum ist. Irgendwo, wo ich ihn nicht sehen kann.“, denke ich laut weiter und drehe mich dabei auf den Rücken. Ich glaube eh nicht, dass ich schlafen kann. Zorro lässt sich Zeit mit seiner Antwort. „Das bleibt auch so.“ Daran hatte ich gar nicht gedacht. Stimmt. Kuina. Hatte der deswegen gesagt, ich soll ihm das nicht antun? Dass er das nicht wieder erleben will? „Wie geht’s dir eigentlich?“, frage ich dann einfach. Wieso bin ich nicht eher auf die Frage gekommen? „Beschissen. So wie bestimmt jedem hier.“ Bei den Worten dreht er sich halb und sieht sich über seine Schulter um. Er hat Recht. Es ist viel leiser als heute Morgen. Und das liegt nicht daran, dass die meisten schon schlafen. Ich glaube, es wird heute Nacht niemand schlafen können. Auch, wenn es keiner gesagt hat. Jeder weiß, dass wir morgen verkauft werden. Die Halsringe drücken auf die Stimmung. „Was glaubst du, wie lange wird Ruffy brauchen?“ Fragt er mich das im Ernst? Hat er Angst? Er? „Das letzte Mal hat er drei Tage gebraucht um mich zu finden.“, antworte ich dann einfach ohne mir selbst die Möglichkeit zu lassen darüber nachzudenken ob Zorro Angst hat oder nicht. Er kann keine Angst haben. Er nicht. „Aber damals warst du auf der gleichen Insel wie wir.“, wirft Zorro dann ein. Woraufhin ich nicke. „Ja.“ „Und es wussten so einige, wo du warst.“ „Ja.“ „Und Sato kannte die Adresse.“ „Stimmt.“ Daraufhin schweigt er. Wir beide können uns ausrechnen, wie lange es dauern wird, bis er uns findet. Diesmal ohne jede Information. Und ohne Sato. Die Marine wird mit Sicherheit etwas über uns schreiben. Mindestens über ihn. Sie müssen ja unsere Steckbriefe entschärfen. Dann sagen sie mit Sicherheit auch gleichzeitig, dass wir verkauft werden. Glaube ich. Müssen sie doch. Oder? Wenn sie schlau sind, werden sie nur schreiben, dass wir versklavt wurden. Sie werden weder unsere Käufer nennen, noch wo wir verkauft wurden. Die wissen, was Ruffy macht um seine Freunde zu retten. Und sie werden dafür sorgen, dass er nicht die Möglichkeit dazu hat. „Weißt du, bevor ich deine Narben gesehen habe, hatte ich immer gedacht, dass man Narben auf dem Rücken nur dann bekommt, wenn man vor seinem Gegner wegläuft.“ Er spricht ganz ruhig. Ich muss einfach zu ihm aufsehen als er das sagt. Aber er sieht mich nicht an, sondern auf den Boden vor ihm. Er hat sich auf sein Bett gesetzt und stützt sich mit den Ellenbogen von den Knien ab. „Ich war wirklich davon überzeugt, dass es nur so geht.“ Ich sehe noch nicht weg. Ich verstehe noch nicht, was er mir damit sagen will. Ich lasse ihm aber Zeit. Bis er dann doch zu mir aufsieht ohne sich viel zu bewegen. „Du hast viele von meinen Überzeugungen über den Haufen geworfen.“ Ich schlucke, als er mich so ansieht. Als er das so sagt. Das ist sein Ernst. Und er sagt das jetzt nur, weil er sich nicht sicher ist, wann wir uns wiedersehen. Ob wir uns überhaupt wiedersehen. Das ist ein Abschied. Ein wirklich schwerer. „Sensei.“ „Ich wollte nie wieder verlieren. Das habe ich geschworen. Aber hätte ich nicht aufgegeben, hätte ich verloren.“ Der Kampf mit Fleur. Sie hätte abgedrückt. Er hätte mich verloren. Sagt er das, was ich denke? Bedeutet es das, was ich denke? Mein Herz hämmert bei dem Gedanken gegen meine Brust. Ist das wirklich das, was ich denke? „Nichts von allem hier ist deine Schuld. Ich will nur, dass du das weißt.“ Erst jetzt senkt er wieder seinen Blick. Aber ich kann nicht aufhören ihn anzusehen. Das war gerade mehr als einfach nur ein Abschied. Oder? Ich bin mir nicht sicher. Wirklich nicht. Das war gerade so ehrlich. Ich beiße die Zähne aufeinander als ich über seine Worte nachdenke. „Ich bin nicht ausgewichen.“, wiederspreche ich dann doch und sehe ihn weiter dabei an. Er schüttelt aber sofort den Kopf. „Du standest unter Drogen.“ „Das macht es noch schlimmer.“ Jetzt sieht er doch wieder zu mir. Ich meine es ernst. Das hier ist meine Schuld. Auf jeden Fall nicht seine. „Ich hab dir gesagt, das hier ist nicht deine Schuld.“, wiederholt er sich leise. Ich schieße sofort zurück. „Deine auch nicht.“ Sein Blick verrät ihn. Genau das hat er gedacht. Bitte, fang erst gar nicht so an. „Ich will, dass du das hier schaffst. Genau wie ich.“, bei meinen Worten seufze ich leise und atme tief durch. Jetzt kann ich ihn doch nicht mehr ansehen. „Und das schaffen wir nicht, wenn wir uns Schuldgefühle einreden.“, gebe ich zu und sehe wieder an die Decke. Er Schweigt, was mir zeigt, dass er mir Recht gibt. „Als ob man sich fragen muss, wer Schuld an dem ganzen Scheiß hier ist.“, mischt sich Kanji schon wieder ein. Diesmal finde sogar ich, dass er nervt und schieße die Augen. Er redet einfach weiter. Was er sagt ergibt nur komischerweise Sinn. Das ist der einfachste Weg. „Fleur ist schuld. Ist doch klar.“ Ich kann hören wie Zorro bei dem Satz wie bei einem Lachen aus seiner Lunge stößt. Aber es ist mehr die Erkenntnis der einfachen Wahrheit als ein Lachen. Kanji hat vollkommen Recht. Fleur hat Schuld. Sie hat zugeschlagen und abgedrückt. Gott, Sato. Ich kann es immer noch nicht glauben. „Wir sollten versuchen zu Schlafen. Alle.“, sage ich leise und sehe erst zu Kanji, dann zu Zorro. Beide sehen nicht so aus, als ob sie das vor hätten. Mein nächstes Argument bringt sie allerdings beide dazu sich wenigstens ins Bett zu legen und es zu versuchen. „Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn wir morgen fertig aussehen. Und dann nicht gekauft werden.“ Natürlich kann keiner von uns schlafen, auch wenn wir schweigen. Das Geräusch der sich öffnenden Tür bringt mich sofort zum Zusammenzucken. Und sofort, als ich Schritte höre, setze ich mich auf. Ich kann von hier aus niemanden sehen. Die Gitter sind im Weg. Aber es hört sich an als ob in jede Zelle etwas geworfen wird. Klamotten. Ich schlucke und sehe bei dem Geräusch zu Zorro. Und er zu mir. Er sieht gar nicht nervös aus. Ich dafür umso mehr. Er nickt sachte, nur um mich zu beruhigen. Aber er schweigt. Genau wie ich. Jetzt fängt es an. Mir werden die Klamotten in die Zelle geworfen, die gestern für mich gekauft wurden. Ich weiß immer noch nicht welches Datumgestern war. Aber das kann man ja dann zurück rechnen, wenn der Artikel morgen über Zorro und mich in der Zeitung erscheint. Wenn er nicht schon heute erschienen ist. Hoffentlich. Umso weniger Zeit braucht Ruffy um uns zu finden. Der Kopfgeldjäger sagt jedes Mal, wenn er die Klamotten fallen lässt „Noch nicht anziehen.“ Und geht weiter. Kurz darauf weiß ich, wieso. Erst zeigt man uns die Fernbedienungen, dann werden die Zellen geöffnet. Alle. Und das alles ohne Handschellen. Natürlich brauchen die jetzt keine mehr. Und es scheint viel zu einfach zu sein jetzt aus der Zelle zu treten und einen Aufstand anzuzetteln um uns gegen die wenigen Männer zu wehren und uns zu befreien. Es ist eine Falle. Ein Test. Die, die nicht verkauft werden sollten, werden jetzt aussortiert. Denn die, die jetzt ärger machen, machen auch später ärger. Wie Schlau. Nur ist es sehr offensichtlich. Deswegen bleiben alle in ihren Türen zu den Zellen stehen. Die Klamotten in der Hand. Die Kopfgeldjäger warten noch einen Moment, ehe sie sich gegenseitig angrinsen und wohl darauf gewartet zu haben, dass jemand einen Fehler macht. Als hätten sie interne Wetten am laufen, wann es wieder passiert. Diesmal wohl nicht. „Gut. Alle aus den Zellen raus.“ Wir werden auf ein anderes Deck geführt, wo weitere Sklaven auf uns warten. Frauen. Nur Frauen. Ich schlucke, als ich sie sehe. Sie sehen niemandem in die Augen, nicken höflich und bewegen sich als sei jeder Handgriff einstudiert. Als ob ich in meine Zukunft sehen könnte. Wir teilen uns in zwei Grubben auf. Eine für die Männer, eine für die Frauen. Ich sehe Zorro nicht nach. Auch, wenn ich es könnte. Das macht es mir einfacher. Ich will mich nicht verabschieden. Die Frauen sehen nicht einmal mir in die Augen. Nicht einmal untereinander. Sie führen uns auf eine andere Etage. Sie sagen kein Wort, führen uns aber in Waschräume, helfen uns unsere Rücken zu waschen und trocknen uns sogar ab. Es ist beängstigend. Als ob ich alles abwasche, was ich bis jetzt erlebt habe. Gott, ich will das nicht. Nach dem Waschen kommt das Wachsen. Nicht nur an den Beinen, auch die Achseln, zwischen den Beinen und sogar die Arme. Zwischen den Beinen tut es am Meisten weh. Ich könnte schreien, verkneife es mir aber. Das Schlimmste ist, dass nicht alles beim ersten Wachsstreifen entfernt werden kann. Die Frauen sind Gründlich. Das ist ätzend. Selbst die letzten paar einzelnen Härchen zupfen sie mit Pinzetten. Ich weiß, wieso ich mich sonst rasiere. Jetzt bin ich zwischen den Beinen taub. Vielleicht auch besser so. Moment. Ich hab gerade keine Männer gesehen. Was machen die Frauen alles bei den Männern? Als wir gerade von den Liegen aufstehen, auf denen wir lagen als sie und gewachst haben, öffnet sich die Tür. Wir alle sehen sofort auf, nur die Frauen, die uns geholfen haben, machen es nicht. Wir sind noch nackt und verschränken aus Reflex die Arme vor der Brust. Mehr als den Venushügel kann man ja eh nicht sehen, wenn wir stehen. Zwei Kopfgeldjäger bleiben bei der Tür stehen. Ein paar Andere kommen auf uns zu. Mich interessiert nur einer der beiden. Denn sie kommt direkt auf mich zu. Fleur. Ihre Absätze klacken auf dem Fliesenboden und sie hat die Arme hinter dem Rücken wie bei einem Spaziergang. Wieso kommt sie gerade auf mich zu? Ich sehe zur Orientierung zu dem anderen, mit schwarzem Anzug bekleideten Kerl der durch die Tür kam. Er sieht sich die Erste in der Reihe an. Bleibt vor ihr Stehen und mustert sie, so wie Fleur gerade mich mustert. Achso. Verstehe. Okay. Fleur hat mich gefangen. Nicht der da. Oder sonst wer. Deswegen sieht sie sich an, was sie gefangen hat. Wieder schaue ich zu ihr auf, aber nur kurz. Sie sieht aus, als würde sie mich auslachen. Dabei steht sie nur vor mir. Ich bin nicht wie Zorro. Ich kann dem Blick nicht standhalten. Also weiche ich ihm erst zur Seite, dann nach unten aus. Sie mustert mich von oben bis unten, geht dann mit einem Schritt auf mich zu und an mir vorbei ohne etwas zu sagen oder den Blick auch nur einmal von mir weg zu bewegen. Sie ist viel größer als ich. Naja, ist bei 1,60 m Körpergröße auch nicht so schwer. Wie groß ist die? Eins achtzig? Größer? Kleiner? Schwer zu sagen. Ich kann das nie so gut abschätzen. Ich muss eh zu allen nach oben gucken. Außer bei Chopper. Sie will an mir vorbei gehen, aber ich drehe mich halb mit. Irgendwie sagt mir mein Instinkt, dass es nicht gut ist, wenn diese Frau hinter einem steht. Aber ich drehe mich nicht ganz um. Sie macht mich so nervös. Als sie meinen Rücken, meine Narben sieht, seufzt sie einmal tief, sagt aber nichts. Sie ist enttäuscht. Das kann man ohne Probleme heraushören. „Was ist los?“, fragt der andere Kopfgeldjäger und bringt sogar mich dazu zu ihm zu sehen. Er greift gerade den Arm der Frau vor ihm, damit sie sich nicht mehr vor ihm verstecken kann, sieht aber zu Fleur hinter mir. „Kümmer dich um deinen Dreck.“, gibt sie nur zurück, woraufhin er nur grinsend den Kopf über sie schüttelt. Dreck. Nett. Als sie auf meiner linken Seite angekommen ist streicht sie plötzlich mit zwei Fingern über die genähte Wunde knapp unter meinem Ohr. Die Bewegung habe ich nicht kommen sehen, weshalb ich sofort zusammenzuckend zur Seite ausweiche und danach wieder zu ihr aufsehe. Sie grinst bei meiner Reaktion auf. Als ob sie sieht, dass sie mir Angst macht. Natürlich habe ich Angst vor ihr. Sie hat mich fast umgebracht. Und sie würde es nicht bereuen, wenn sie es tut. Sie würde nicht mal zögern. Es geht ihr nur ums Geld. Die Berry, die ich ihr heute einbringe, sind der einzige Grund, wieso ich noch lebe. Nicht wegen dem Kopfgeld. Das gibt es auch für eine Leiche. Wieder weiche ich ihrem Blick nach unten aus und beiße dabei die Zähne aufeinander. Sie bleibt einfach vor mir stehen, während der andere sich schon sein zweites Mädchen ansieht. Sie macht gar nichts. Soll ich irgendwas machen? Hätte sie dann irgendwas gesagt? Eigentlich schon, oder? Soll ich meine Arme runter nehmen, so wie die andere gerade? Als ob ich das freiwillig machen würde. Sie hat zwar die Gewalt über mein Leben, aber das heißt nicht, dass ich es ihr einfach machen muss. Außerdem muss ich ihr keinen Grund geben mich zu schlagen. Nicht nur ich frage mich, wieso sie nichts macht. Der andere Kopfgeldjäger spricht die Frage aus, die ich für mich behalten habe. „Stört dich irgendwas?“ Fleur antwortet nicht sofort, verschränkt dann die Arme vor der Brust und dreht sich halb zu ihrem Kollegen. „Ich überlege. Rechne. Wann haben wir das letzte Paket verkauft?“ „Pakete werden nicht gerne gekauft. Du machst Verlust.“ „Zorro kann man nicht ohne Paket verkaufen. Sein Kopfgeld war zu hoch.“ „Du glaubst nicht, dass er gekauft wird?“ „Ich bezweifle es.“ „Hmmm..“, denkt jetzt auch der andere Kerl nach, kommt dabei zu uns rüber und fängt an mich zu mustern als er bei Fleur ankommt. Ich schlinge die Arme enger um mich, weiche mit dem Blick weit zur Seite aus und wünschte, ich könnte mich wegdrehen. „Und wieso sollte man sie nicht kaufen?“, fragt er irgendwann einfach. Fleur beantwortet seine Frage ohne ein Wort. Sie greift meine Schulter und dreht mich an ihr so, dass er meinen Rücken sehen kann. Er zieht sofort die Luft scharf durch seine Zähne ein als ob er sich den Schmerz vorstellt, den ich fühlte, als ich die Narben bekommen habe. „Oh, verstehe. Okay. Na, das ist nicht so toll.“ „Glaubst du, ich muss das vorher zeigen?“ „Ich würde es eher umschreiben.“ „Ich muss mal in ihre Akte gucken, ob sich das mit irgendwas anderem ausgleichen kann.“ Ich schließe meine Augen als sie so über mich reden. Niemand darf sonst meine Narben sehen. Kein einziger. Bis auf Ruffy, Sanji und Zorro. Und die beiden hinter mir sind keiner von den dreien. „Sie und Zorro als Paket?“, fragt der Kerl nochmal nach und ich halte bei der Frage die Luft in der Lunge, starre vor mir auf die Liege und warte auf Fleurs Antwort. Bitte, ja. Bitte. Oh, Gott, bitte! Antworte mit einem ja. Verkauf uns zusammen. An einen. Damit wir zusammen bleiben können. „Ich weiß noch nicht.“ Wieso nicht?! „Einerseits könnte sein Käufer ihn mit ihr unter Kontrolle halten. Er hat sich wegen ihr ergeben. Sie sind Freunde. Aber es gibt eben mehr, wenn wir sie einzeln verkaufen. Ich bin mir echt nicht sicher. Ich probiere es erstmal einzeln. Erst Zorro, dann die hier. Wenn ich Zorro nicht verkauft bekomme, dann kann ich mich immer noch um entscheiden.“ Bitte nicht. „Hört sich gut an.“ Nein, tut es nicht. Gar nicht gut. Verkauf uns zusammen. Bitte. Nicht getrennt. Frisch gewaschen, parfümiert und mit den neuen Klamotten angekleidet werden wir vom Schiff geführt. Den Hafen entlang, in die Stadt, auf der Hauptstraße bis zu einem großen Gebäude. Das Auktionshaus. Die Gruppe der Männer wartet dort schon auf uns. Ich muss die ganze Zeit mir meinen Tränen kämpfen. Und jedes Mal, wenn ich merke, dass ich die Kontrolle verlieren könnte, beiße ich auf meine Zunge. Ich schließe die Augen, atme tief durch und beiße, bis es wehtut. Sato würde durchdrehen. Aber ich habe nicht vor, heute zu weinen. Nicht heute. Ich komme da ohne eine Träne durch. Wir werden in eine große Zelle im hinteren Teil des Gebäudes geführt. Ich versuche mich die ganze Zeit nicht umzusehen. Ich will nichts von all dem sehen. Nichts realisieren. Gar nichts mitbekommen. Schön wäre es, wenn das so einfach wäre. Das Gitter wird hinter uns verschlossen und die Gruppe von Frauen löst sich langsam auf. Auch, wenn die Meisten zusammen stehen bleiben. Plötzlich berührt mich etwas am Oberarm, was mich sofort zum Zusammenzucken bringt. Ich ziehe die Hand weg und drehe mich sofort der Berührung entgegen. Sehe aber nur Zorro. Mit der Reaktion hat er nicht gerechnet, das kann ich ihm ansehen. Ich atme aber sofort erleichtert auf, als ich ihn sehe. Ihm geht’s gut. Die haben nichts Schlimmes mit ihm gemacht. Noch nicht. „Alles okay?“ „Nein.“, antworte ich sofort, komme auf ihn zu und lehne mich neben ihm an die Wand. Bevor ich mich an ihr herunter gleiten lasse und die Arme um meine Beine schlinge. Er sieht mir erst nur nach, macht es mir dann aber gleich und setzt sich im Schneidersitz neben mich. Wir beide ignorieren die verzweifelten Gespräche und die wachsende Stille um uns. Das alles kann doch nicht wahr sein. Wirklich nicht. „Fleur denkt darüber nach uns zusammen zu verkaufen.“, flüstere ich irgendwann leise, weil ich die Stille zwischen uns nicht ertrage. Wie lange werden wir uns nicht mehr sehen? „Hat sie das gesagt?“ „Hm-hm.“, nicke ich leise ohne zu ihm auf zu sehen. Er sieht auch nicht zu mir, schweigt selbst als Antwort und atmet einmal tief durch ehe ich im Augenwinkel sehe, dass er seinen Halsring greift. Er legt nur die Finger auf ihn. Ich glaube, so schnell gewöhnt man sich nicht an diese Dinger. Wenn überhaupt. „Wenn du nicht gekauft wirst, dann versucht sie mich als Geschenk dazu zu geben. Oder so.“ Ich weiß, dass er mir zuhört, auch wenn er nicht antwortet. Er will nicht reden. Ich glaube, ich rede schon zu viel. Wir können eh nichts machen. Nur warten. „Du stotterst gar nicht.“, bemerkt er irgendwann leise. Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. „Ist bestimmt noch der Schock.“ Komisch, dass ich überhaupt noch reden kann. Vielleicht war das einfach so viel, dass ich nicht mehr drauf klar komme. Als ob zu viel passiert wäre. Mehr, als ich verarbeiten kann. Deswegen reagiere ich auch nicht mit Stottern. Oder Schweigen. Ich reagiere nicht einmal mit Weinen. Ich reagiere gar nicht. Heute ist es so weit. So lange hatte ich Angst davor und jetzt passiert es einfach. Als hätte ich nicht nur Angst davor gehabt, sondern auch noch drauf gewartet. Es fühlt sich an als ob ich die Kontrolle verloren habe. Über alles. Mein ganzes Leben. Ich habe keine Ahnung, was als nächstes passiert. Ich weiß nicht, wer mich kaufen wird. Wo sie mich hinbringen und was sie dann mit mir machen. Ob sie mich zum Spaß töten oder Foltern. Gott, bitte. Ruffy. Käpten. Du hast mich die ganze Zeit beobachtet mit dieser scheiß Schnecke. Und da kannst du keine Vivre Card von mir anfertigen lassen? Hattest du vielleicht sogar eine, aber hast sie kaputt gemacht, als ich dich wegen der Schnecke angemeckert habe? Ich bin so bescheuert. Und du hattest Recht. Ich wusste nur nicht, dass du Recht hast. Ich könnte schon wieder heulen, als ich so drüber nachdenke, atme dafür einmal tief durch und lege den Kopf in den Nacken. Nein, ich werde nicht heulen. Nicht heute. Zorro sieht, wie es mir geht. Er seufzt leise, sieht kurz zu mir, dann wieder nach vorne weg. „Höchstens einen Monat. Dann sind wir wieder auf der Sunny. Wirst du sehen.“ Einen Monat? Wie kommt er darauf? Versucht er mich gerade zu trösten? Bei dem Gedanken muss ich auflächeln. Ach, Zorro. Wenn das nur so sicher wäre. Ich muss einfach zu ihm rüber sehen. Ob es ihm so geht wie mir? Er ist auch nur ein Mensch. Natürlich geht es ihm nicht anders. Er wird mit Sicherheit verkauft. Ohne mich. Wir werden beide in ein paar Minuten alleine sein. Für sehr lange Zeit. Und ich sitze hier und umarme meine Beine. Ich wäre bescheuert, wen ich es nicht machen würde. Ich lasse meine Beine los, lehne mich gegen ihn und schlinge die Arme von der Seite um ihn. Den Kopf auf seiner Schulter. Ich habe das noch nie bei ihm gemacht. Aber es war schon lange überfällig. Ich verdanke ihm viel. Alles, was ich kann, verdanke ich ihm. Und auch, wenn es bis jetzt nicht viel gebracht hat, war er der einzige der sich wirklich darum gekümmert hat, dass ich mich verteidigen kann. Nicht nur das. Dank ihm lebe ich überhaupt noch. Er hat sich ergeben, wegen mir. Aufgegeben. Wegen mir. Weil ich verloren hab. Und er gibt mir nicht einmal die Schuld daran. „Tut mir Leid wegen deinen Schwertern.“, sage ich also einfach, weil ich will, dass er weiß, dass ich darüber nachdenke. Dass ich weiß, wie schwer es ihm gefallen sein muss. Ausgerechnet das weiße. Das, was das gleiche Schicksal haben sollte, wie er. Jetzt ist es weg. Und ich bin nicht sicher, ob er es je wiederfindet. Er atmet bei meinen Worten tief durch, antwortet aber nicht mit Worten. Er zögert nicht, hebt den Arm, an dem ich mich lehne und legt ihn um mich. Jetzt liegt mein Kopf halb an seiner Brust, halb auf seiner Schulter. Er sitzt genauso da wie vorher, und trotzdem fühlt es sich an als ob er mich selbst hier noch beschützt. Nur wegen seinem Arm auf meinem Rücken. Auf meiner Seite. Wir sagen beide kein Wort mehr. Die ganze Zeit nicht. Ich schließe die Augen und höre seinen Herzschlag. Er beruhigt mich unglaublich. Nur, weil er da ist und seinen Arm um mich gelegt hat. Es fühlt sich gar nicht mehr an als ob ich hier bin. Es ist, als ob das alles gar nicht passiert. Jetzt passiert es auch noch nicht. Jetzt bin ich noch hier. Jetzt ist er auch noch da. Ich bin noch nicht alleine. Und wenn es nur für ein paar Minuten ist. Ab und zu geht die Gittertür auf. Jemand wird aufgerufen und wird herausgeführt. Dann ist er weg. „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“, grinste Kanji schief zu mir als er aufgerufen wurde. Selbst Zorro gab ihm noch einmal die freie Hand zum Abschied. In dieser Situation kann man auf niemanden wütend sein. Egal, was die beiden damals mal durchgemacht haben oder wieso sie sich immer streiten. Hassen tun sie sich nicht. Und das, was jetzt los ist, wünscht man nicht einmal jemandem, den man hasst. Ich bin gespannt, ob ich ihn nochmal sehe. Wäre schön. Bekannte Gesichter sind mir lieber als das pure Unsichere hier, was jetzt auf mich wartet. Alles geht mir viel zu schnell. Meine Nerven liegen blank. Es werden immer weniger. Es wird immer leiser. Mindestens zwei Frauen fangen an leise zu weinen. Und das einzige, was mich vor den Tränen fernhält, ist Zorros Arm auf meinem Rücken. Und er in meinen Armen. Bis er aufgerufen wird. Ich zucke bei seinem Namen sofort zusammen, spüre das Adrenalin in meinen Adern und denke nicht daran ihn los zu lassen. Er sieht auf und ich spüre wie sein Herz einen Satz macht. Er ist genauso nervös wie ich. Er versteckt es nur besser. Noch nicht, bitte. „Ist schon gut. Nur ein paar Wochen.“, sagt er leise zu mir und legt seine Hand auf der anderen Seite auf meine Hände. Ich will ihn gar nicht los lassen. Nein. Das wird viel länger dauern. Er merkt es natürlich. Wenn es nach ihm ginge, würde er mir wahrscheinlich alle Zeit der Welt lassen. Aber es geht nicht nach ihm. Es geht auch nicht nach mir. Es geht nach den Jägern. „Beweg dich!“ Nein. „Lass mich los.“, sagt er schließlich zu mir und ich schlucke, als ich ihn das sagen höre. Er hat Recht. Auch, wenn ich das nicht will. Ja. Ich muss das jetzt schaffen. Ich löse nicke sachte, als ich meinen Griff um ihn löse, sehe zu ihm auf und spüre wie er sich erhebt. Wie konnte ich ihn nur los lassen? Er sieht zu mir herunter, atmet ein um noch etwas zu sagen, bricht den ersten Satz aber ab und sagt wohl etwas anderes als er vorhatte. „Du schaffst das.“ „Du auch.“, sage ich sofort, bleibe aber auf dem Boden sitzen. Er kann hören, dass ich kurz davor stehe zu weinen. Aber ich will nicht weinen. Nicht heute. Er geht aus der Zelle wie jeder andere vor ihm. Ich sehe ihm nach bis sie mit ihm durch die Tür gehen. Dann ist er weg. Wie konnte ich ihn nur los lassen? Ich schlinge die Arme wieder um meine Beine, sehe weiter zur Tür, obwohl ich Zorro schon lange nicht mehr sehen kann und warte. Minuten. Es fühlt sich so lang an. Irgendwann zwinge ich mich dazu von der Tür weg zu sehen. Erst jetzt realisiere ich, dass nur noch wir Frauen übrig sind. Alle Männer sind aus der Zelle raus. Männer zuerst? Danach die Frauen? Machen die das so? Es ist so still. Kein Herzschlag mehr. Gott, wieso habe ich ihn los gelassen? Wieso bin ich eigentlich hier? Wie konnte das alles passieren? Ich war doch Vorgestern noch bei Ruffy. Auf der Sunny. Gott, wie ist das alles passiert? Jetzt nicht heulen. Heul jetzt nicht. Bitte nicht. Ich atme wieder tief durch, fange dann an die Gitterstäbe zu zählen um meine Gedanken auf etwas Unwichtiges zu lenken. Hautsache nicht drüber nachdenken, was los ist. „Schieda Valentine.“ Schon? Ich? Gott, Nein. Wurde Zorro verkauft? Wieso ich? Wieso nicht die anderen? Ich beiße die Zähne aufeinander, drücke mich an der Wand nach oben und atme tief durch, bevor ich zu den Kopfgeldjägern ans Gitter gehe. Sie legen mir Handschellen durchs Gitter an, öffnen dann die Tür und ich trete heraus. Ich gehe wie auf Watte, spüre meine Beine nicht einmal, so nervös bin ich. Gott, ich kippe gleich um. Mein Herz rast und ich gehe denselben Weg den auch Zorro gegangen ist. Durch die erste Tür. Schon kann ich Geräusche wie von einer Menschenmenge hören. Wie viele sind das? Muss ich da gleich raus? Bitte nicht. Die Kopfgeldjäger unterhalten sich, aber ich achte nur auf die Geräusche hinter der nächsten Tür. Plötzlich greift einer der Jäger mir in den Nacken. Ich zucke sofort zusammen, spüre seine Finger an meinem Halsring und kurz darauf, wie mein Kreislauf herunterfährt. Mein Herz beruhigt sich, meine angespannten Muskeln entspannen sich und ich schlucke, denn ich weiß, was sie getan haben. Sie haben in meinem Nacken in den Halsring etwas Seestein befestigt. Meine Kräfte sind komplett außer Kraft gesetzt. Ich kann noch stehen. Mich bewegen. Alles machen, was ich vorher auch konnte. Nur bin ich jetzt keine Gefahr mehr. Für niemanden. Ich will mich erst auf das neue Körpergefühl einstellen, aber sie lassen mir gar keine Zeit, schupsen mich von hinten etwas an und führen mich durch die zweite Tür. Alles ist hier viel Heller als noch in dem hinteren Bereich, weswegen ich erst auch gar nichts sehen kann. Nur hören. Es sind so viele Menschen. Sie unterhalten sich und ich bin sicher, dass sie mich sehen können. Denn sie reagieren auf mich. Einer Pfeift. Und die Stimme, die ich gerade nicht erkannt habe, kommt jetzt auch noch zu mir. Fleur. „Hier ist sie! Na, habe ich zu viel versprochen? Komm mal her, damit man dich besser sehen kann.“ Ihre Stimme wird über Lautsprecher verstärkt und kaum sehe ich sie, greift sie mich an den Handschellen und zieht mich ins Leere. Auf eine Bühne. Vor die Menge. Das sind so viele. Ich blinzle noch immer gegen das Licht, sehe aber schon die ersten Reihen. Scheinen die mich mit dem Licht an? Wieso ist das so verdammt hell? „Schieda Valentine. Aber wie immer muss sie den Namen ja nicht behalten. Sie ist dreiundzwanzig Jahre alt, genau einhundertsechzig Zentimeter groß und wiegt sechzig Kilo. Ihre BH Größe ist stolze 70 E. Sie ist top in Form, ist gesund und abgesehen von der Brille und ein paar Kratzer auf dem Rücken und Beinen gibt es nichts, was man anmerken könnte. Sie ist schnell an der Schreibmaschine, spricht nicht viel und ist von Natur aus unterwürfig. Wer den Artikel über sie gelesen hat, weiß schon, was ich damit meine.“ Was ist los? BH-Größe? Hat sie die noch alle? Wieso soll ich mich nicht gleich ganz ausziehen? Oh, Gott, hoffentlich muss ich das nicht. Bei ihrem letzten Satz lachen sogar einige in der Menge. „Für die, die ihn nicht gelesen haben, hier noch einmal alle Vorteile auf einen Blick. Schieda ist eine Masochistin. Es liegt in ihrer Natur das zu tun, was ihr gesagt wird. Sie wird wohl nie ein Wiederwort geben, weil sie dann von ihrem eigenen Stottern unterbrochen werden würde. Sie lässt sich ohne Probleme mit Seesteinen außer Gefächt setzen und zur Sicherheit haben wir noch einen Seesteindraht an ihren Halsring befestigt. Er befindet sich in ihrem Nacken. Aber das Beste ist, und das muss ich hier wirklich einmal unterstreichen, sie ist Sterilisiert!“ Was?! Ich starre sie bei dem Wort von der Seite an. Sie achtet gar nicht auf mich, sieht weiter in die Menge und freut sich so über diese Tatsache, dass ich glaub mich verhört zu haben. Sterilisiert? Was? Woher weiß sie das? „Jetzt mal im ernst, wie oft fallen Sklaven durch Schwangerschaften aus? Oder wie lange dauert die Sterilisation? Und wie viel würde eine kosten? Wie sicher ist es, dass sich die Wunde nicht infiziert und sie es überleben? Bei ihr? Keinen Operations- oder Heilungsausfall. Keine Schwangerschaft. Keine Kosten durch Abtreibungen. Nicht einmal Hygieneartikel werden benötigt, weil sie niemals ihre Periode bekommt. Muss ich noch deutlicher werden? Diese kleine Maus kann jeden Tag gleich hart arbeiten. Jede Woche. Jeden Monat. Jedes Jahr. In jeder Hinsicht. Sie sparen mit ihr Zeit und Geld. Also, wollen wir mal anfangen. Ihr Kopfgeld lag bei zwanzig Millionen. Wir fangen also bei einem Startgebot von zweihunderttausend Berry. Denkt daran, sie war Pirat nach ihrer ersten Versklavung. Sie hält also wirklich was aus. Wer hätte sie gern?“ Sterilisiert. Gott. Ich hab denen damit auch noch einen Gefallen getan. Das steht in meiner Akte. Daher weiß sie es. Alles Mögliche steht doch da drin. Die Sammlung aller Informationen der Marine. Ich war damals noch nicht verhaftet. Der Arzt muss die Akte der Marine geschickt haben. Ein Glück war ich bei Sato in der Therapie. Sonst wüssten sie noch viel mehr. Irgendwo aus der Menge kommt das erste Gebot. Dann das zweite. Es geht so schnell hin und her dass ich gar nicht sehen kann, wer geboten hat. Irgendwann sind es nur noch zwei, die bieten. Ein Kerl der von der Statur aussieht als ob er Aufseher im Knast ist und der andere ist ein Typ im Nadelstreifenanzug. Als er das letzte Gebot gibt, der große Kerl aber nichts mehr erwidert, atme ich innerlich schon fast auf, da es nur der Typ im Anzug geworden ist. „Verkauft an die Nummer siebenundvierzig. Glückwunsch! Sie können sie zusammen mit den Papieren und der Fernbedienung neben der Bühne abholen.“ Das wars schon? Das war der Verkauf? Fleur greift mich am Oberarm, gibt das Mikrofon jemandem hinter ihr und führt mich zum Rand der Bühne. Wie sie es gesagt hat. Ich suche in der Menge irgendjemanden, den ich kenne. Ein bekanntes Gesicht. Oder einen Fotografen, der für eine Zeitung arbeitet. Irgendwie muss ich Ruffy doch ein Zeichen geben können. Der Kerl im Anzug unterschreibt einen Vertrag, bekommt dann meine Akte, ein Dokument und die Fernbedienung für meinen Halsring. Ich beachte ihn gar nicht. Ich werde noch genug Gelegenheit haben ihn zu mustern. Ich brauche einen Fotografen. Komm schon. Irgendjemand, der Ruffy klar machen kann, dass ich noch lebe. Dass ich hier bin. Und Zorro auch. Ach ja, Zorro. Wo ist er? Kann ich ihn noch sehen? Hinter mir wird schon die nächste Frau auf die Bühne geführt. Das kann ich hören, auch wenn ich mich nicht zu ihr umdrehe. Dann werden mir die Handschellen abgenommen. Aber ich bin noch lange nicht frei. „Komm schon. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“, ermahnt mich der Kerl im Anzug und bringt mich dazu ihn das erste Mal wirklich anzusehen. Er hat lange Haare, die er zu einem Pferdeschwanz in den Nacken gebunden hat. Er muss um die vierzig sein. Der Arbeitet nicht viel, ist eher ein Geschäftsmann. So sieht er jedenfalls aus. Ich blinzle etwas als er einfach los geht, doch dann erinnere ich mich an die Fernbedienung und folge ihm so schnell ich kann. Das wars jetzt? Wirklich? Bin ich jetzt das kleine Schoßhündchen von diesem schmierigen Wichser vor mir? Wo ist Zorro? Er wollte sich doch was einfallen lassen. Ist warten die einzige Option? Sind die Halsringe so gefährlich? Es fühlt sich komisch an ohne Fesseln hinter ihm her zu gehen. Aus dem Auktionshaus. Durch die Stadt bis zu einem Café. Er bestellt sich seelenruhig einen Kaffee, mir ein Wasser. Er zeigt mir nur mit einem Handzeichen, dass ich sie tragen soll während er sich einen Tisch auf der Terrasse aussucht. Ich folge ihm langsam, balanciere die Kaffeetasse auf der Untertasse und halte mein Wasser in der anderen Hand, bevor ich beides auf den Tisch stelle und mich ihm gegenüber auf den Stuhl setze. Was mach ich jetzt? Ich kann doch nicht einfach mit dem mit. Bis hier her kann Ruffy unserer Spur folgen. Aber danach? Er wird Fleur finden müssen. Sich die Verträge durchlesen. Dann kann er vielleicht- „Rauchst du?“, unterbricht der Anzugtyp meine Gedanken und zündet sich bei der Frage selbst eine Zigarette an. Ich schüttle erst nur den Kopf auf die Frage, was mir aber selbst zu unsicher ist. Daher sage ich noch kurz „Nein.“, woraufhin er nickt. „Sehr gut.“ Ist es gut, wenn es ihm gefällt? Naja, es ist bestimmt nicht gut, wenn ihm etwas an mir nicht gefällt. „Mein Name ist Shuichi Akai. Merk ihn dir gut. Meine Frau ist Ai Akai. Du wirst sie Frau Akai nennen. Mich Herr Akai. Verstanden?“ „Ja, Herr Akai.“, nicke ich sofort und greife unter dem Tisch den Rock meines Kleides. Das alles interessiert mich überhaupt gar nicht. Ich will das nicht. Akai. Herr Akai. Merken. Ist wichtig. Nicht vergessen. Akai. Bis ich von Ruffy gefunden werde kann es ein paar Wochen dauern. Also merken. „Wir müssen zwei Tage mit der Fähre bis nach Hause. Wir fahren gleich los. Magst du Kinder?“ Kinder? Meint er das ernst? Soll ich Ja sagen? Soll ich Nein sagen? Was ist die richtige Antwort? Er sieht zu mir, als ich nicht sofort antworte, lächelt bei meinem Blick aber auf und schüttelt den Kopf als er noch einmal an seiner Zigarette zieht. Die legt er dann in den Aschenbecher auf den Tisch um seine Tasse greifen zu können. „Ich glaube nicht, oder? Sonst hättest du dich schlecht sterilisieren lassen.“ Will der sich wirklich mit mir unterhalten? Sag irgendwas. „D-d-das war nicht der Grund.“ Fuck, stottern. Wieso muss das jetzt wieder anfangen? „Nicht? Was war es denn sonst?“ „Ich-ich-ich hab nur gedacht, dass ich keine besonders gu-gute Mutter wäre.“, gebe ich zu. Was soll ich ihn anlügen? Es würde mir nicht viel mehr bringen als ihm die Wahrheit zu sagen. Außerdem wäre mir so schnell keine gute Lüge eingefallen. „Stimmt, das darf man mit der Akte bezweifeln.“, sagt er leise und tippt dabei auf die Mappe neben seinem Kaffee bevor er einen Schluck trinkt. Wie nett. Er spricht weiter als er seinen Kaffee wieder absetzt. „Ai und ich haben vier Kinder. Und sie ist wieder schwanger. Du wirst dich um den Haushalt kümmern und ihr ein wenig unter die Arme greifen. Sie kann etwas Entlastung gut gebrauchen. Mit den Kleinen wirst du nicht viel zu tun haben. Ich habe etwas dagegen, dass jemand wie du sich um meine Kinder kümmert. Das macht ihre Mutter. Aber du kannst die Zimmer aufräumen. Putzen und kochen. Du kannst doch kochen, oder?“ „Ich-ich bin Konditorin. Ich kann-kann backen. Kochen nicht so gut.“ Kindermädchen. Putze. Hört sich nicht so schlimm an wie das, was ich erwartet hatte. Jedenfalls besser als Vergewaltigungsopfer. Ich habe mich dazu entschieden ihm die Wahrheit zu sagen. Ich glaube nicht, dass wenn ich ihn anlüge und er dann die Wahrheit herausbekommt, es gut für mich wäre. „Dann wirst du es lernen. Wir haben Kochbücher zu Hause. Die wirst du dir durchlesen müssen.“ „Wie heißen ihre Kinder?“, frage ich dann einfach, woraufhin er mich sofort ansieht. Ich weiche ganz Automatisch seinem Blick nach unten aus und sehe erst jetzt mein Glas Wasser an. Ich habe noch nichts getrunken. Sollte ich wohl. Besser, als Fragen zu stellen. Also greife ich schnell das Glas vor mir, bevor er antwortet. Ich glaube, man sieht mir an dass ich die Frage am liebsten zurückgezogen hätte. „Du solltest keine Fragen stellen. Wenigstens stellst du die richtigen.“, bemerkt er und ich trinke einen großen Schluck Wasser. Er hat immerhin dafür bezahlt. Ich sollte es nicht einfach stehen lassen. „Sonoko ist die Älteste. Sie wird jetzt bald zwölf. Danach kam Jodie, sie ist zehn. Dann Chris, er ist jetzt fünf und Kogoro ist jetzt drei. Ai ist jetzt im achten Monat und so, wie es aussieht werden es wohl Zwillinge.“ „Glückwunsch.“, sage ich dann leise, weiß aber nicht ob es eine gute Idee war. Denn man kann klar hören, dass es mir eigentlich egal ist. Er antwortet auch nicht, zieht noch einmal an seiner Zigarette und sieht mich dabei an. Namen merken. Sonoko. Dann Jodie. Wer kam danach? Kogoro? Ne, da fehlt einer. Wie hieß er nochmal? Gott, ich komme jetzt schon durcheinander. „Ich glaube, wir sollten da etwas klarstellen. Du gehörst mir. Du bist mein Eigentum. Ich habe dich gekauft und das heißt, du machst, was ich dir sage. Dann, wenn ich es sage.“ Ich nicke sofort, komme aber gar nicht dazu ihn zu bestätigen. „Ich habe viel Geld für dich bezahlt und ich will, dass es sich lohnt das Geld für dich ausgegeben zu haben. Du weißt, dass du stirbst, wenn du mir wegläufst. Aber ich habe nicht vor dich sterben zu lassen. Dann hätte ich das Geld auch gleich verbrennen können. Du wirst bestraft, wenn du nicht das machst, was ich sage. Oder was Ai sagt. Hast du gehört?“ „Ja.“ „Hast du das auch verstanden?“ „Ja.“ „Gut. Und jetzt hör endlich auf so extrem nervös zu sein. Hier.“ Bei den Worten zieht er eine Zigarette aus seiner Schachtel und hält sie mir hin. Ich zögere noch etwas, weil ich ja gerade schon gesagt habe, dass ich nicht rauche, greife sie aber dann doch, weil er ja gerade gesagt hat, dass ich auf ihn hören soll. Das ist ein Test. „Danke.“ Ich halte mir die Zigarette zwischen die Lippen als er ein Streichholz für mich anzündet. Ich ziehe an ihr wie ich es bei Sanji immer gesehen habe und atme den Rauch ein. Muss aber sofort anfangen zu husten als ich das raue Kratzen in meiner Luftröhre spüre. Akai vor mir versucht gar nicht sein leises Lachen über mich zu verstecken. Er hat seinen Spaß mit meiner Reaktion und ich versuche jedes Mal, wenn ich an der Zigarette ziehe, mein Husten zu unterdrücken. Wieso fängt man damit eigentlich an? Das ist so ätzend. Und beruhigen tut es mich auch nicht. Es schmeckt nicht und kratzt. Ich frage mal Sanji, wieso er angefangen hat. Wenn ich wieder die Gelegenheit dazu habe. „Trink aus, wir gehen jetzt einkaufen.“ Kapitel 16: Keine Vergewaltigung -------------------------------- Kapitel 16 Er kauft mir Klamotten. Drei Shirts in verschiedenen Farben. Dazu Leggins. Keine Jeans oder andere Hosen. Auch keine Kleider oder Röcke. Er sagt mir nicht, wieso. Vielleicht sind ihm die Narben schon aufgefallen. Aber das ergibt ja keinen Sinn, wieso ich keine Jeans tragen soll. Vielleicht ist es auch nur eine Frage des Geldes. Leggins sind günstig und passen immer. Ich frage nicht, wieso. Ich bin ja froh, dass ich überhaupt Klamotten zum Wechseln bekomme. Ich soll mir noch Unterwäsche aussuchen. Wenn es geht, alles in einer Farbe. Mehr Voraussetzungen hat er nicht genannt. Ich mache es mir einfach, nehme weiße Basics. Einfache Slips mit etwas Spitze an den Seiten. Die passenden BH’s dazu. Alles weiß. Wenn alles in einer Farbe sein soll, hat es bestimmt was mit dem Waschen der Klamotten zu tun. Und jetzt trage ich schon weiße Unterwäsche. Ich bekomme jeweils sieben. Ein Paar für jeden Tag in der Woche. Die Taschen trage natürlich ich selbst. Dafür bezahlt er. Ich halte immer noch Ausschau nach Zorro, auch wenn ich bezweifle, dass er so herumläuft wie ich jetzt. Ich habe vielleicht wirklich Glück gehabt. „Hast du heute schon was gegessen?“, fragt er mich nach den ersten zwei Läden als er sich wieder eine Zigarette anzündet. „Nein.“, antworte ich knapp, was die Wahrheit ist. Ich habe zwar keinen Hunger, aber das liegt bestimmt daran, dass ich so nervös bin. Ich laufe mehr auf Adrenalin als auf was zu Essen. „Dann holen wir dir was. Die Fähre legt um fünf ab. Wir haben also noch etwas Zeit.“ Er spricht mit mir wie mit einem normalen Menschen. Er beleidigt mich nicht und auch sonst redet er mit mir wie mit jemandem, den er schon lange kennt. Einerseits finde ich es gut. Andererseits gefällt es mir gar nicht. Das wird es mir mit der Zeit schwer machen die Grenzen einzuhalten. Wenn er mich behandelt wie jeden anderen auch, dann werde ich irgendwann in Gedanken versunken ihn behandeln wie jeden anderen auch. Und dann werde ich zu weit gehen. Hoffentlich wird das nicht allzu bald sein. Er geht mit mir zu einem kleinen Sushiladen und wir beide setzen uns an einen Tisch wie gerade in dem Café. „Such dir was aus.“, sagt er einfach und schiebt mir eine der Karten zu. Wenn er wüsste, wie sehr er mich damit überfordert. Ich sehe mir gar nicht die Angebote an, sondern nur die Preise. Ich sortiere nach dem Billigsten, lese mir dann das dazugehörige Gericht durch und seufze innerlich tief, als ich sehe, dass es nur Reischips sind. Ich bin wohl oder übel dazu gezwungen ein normales Gericht zu wählen, zeige auf die Nummer, als die Bedienung kommt und fragt um nicht stottern zu müssen und sehe mich kurz darauf in dem kleinen Laden um. Sushi habe ich schon so lange nicht mehr gegessen. Ich hoffe, es schmeckt so gut wie ich es noch weiß. „In deiner Akte steht, dass du schon einmal Sklavin warst.“, lenkt Akai die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Ich sehe erst zu ihm, dann weiche ich seinem Blick wieder nach unten aus. Ich glaube, das sollte ich so machen. „Was ich aber nicht glauben kann. Es ist offensichtlich, dass du keine Ahnung hast, wie man sich als Sklavin benehmen darf. Kannst du das erklären?“ „Ich, ähm-“, beginne ich erst, schlucke aber vorsichtig bei der Erinnerung. „Ich war zwei Tage versklavt. Ohne Halsring. Ich durfte nicht raus gehen. Ich durfte gar nichts machen. Ich wurde zum Spaß gefoltert.“ „Eine Schande.“, unterbricht er mich bei meinem letzten Satz und ich kann nicht unterdrücken zu ihm auf zu sehen. In dem Moment kommt gerade unser Essen und er erklärt, was er damit meint. „Sklaven sind Investitionen, kein Spielzeug. Man sollte dafür sorgen, dass sie ungefähr den gleichen Wert besitzen, wenn man sie wieder verkauft. Ich halte von Foltern aus Spaß überhaupt gar nichts. Wer das braucht, sollte sich eine große Flasche Sake kaufen und in einer Bar eine Schlägerei anfangen.“ Oh. Ja, gut. Besser ist, ich sage nicht, dass ich Dominik dafür auch gefoltert habe. Das ist jetzt schon so lange her. Ob er wohl noch lebt? Akai greift seine Stäbchen und ich achte darauf ihn als erstes Essen zu lassen bevor ich selbst anfange. Es sieht lecker aus. Schmeckt auch so. Zusammen mit Wasabi und Sojasoße. Richtig gut. Erst jetzt merke ich, dass ich wirklich hungrig war. Und dass ich schnell esse merke ich erst, als ich nur noch ein kleines Röllchen übrig habe. Akai aber noch fünf. Oh. War das zu schnell? Er bemerkt meinen Blick auf seinen Teller und schüttelt nur kurz den Kopf. „Iss. Ich habs schließlich bezahlt.“ Akai geht nach dem Essen mit mir zum Hafen, bezahlt die Fährentickets und geht mit mir an Board. Ich kann nicht unterdrücken noch einmal zurück zu sehen. Ob Zorro auch so viel Glück hatte, wie ich? Was er jetzt wohl macht? Ob er auch schon etwas essen konnte? Wo er jetzt ist? Ich hoffe so sehr, dass es ihm gut geht. „Wir gehen unter Deck. Komm und bring die Taschen weg.“ Akai bringt mich dazu ihm zu folgen. Ich muss es ja. Ich kenne Fähren. Es gibt große Schlafräume mit mehreren Betten. Allerdings gehen wir gerade hindurch durch eine von mehreren Türen. Ein eigenes Zimmer. Wie in einem Hotel. Wow. Das muss echt viel gekostet haben. „Leg die Taschen in den Schrank. Aber auf das obere Fach. Meine Koffer kommen gleich direkt vom Hotel.“ Hotel? Stimmt, ich habe gar nicht gesehen dass er irgendwelche Klamotten dabei hatte. Er muss auf sowas wie eine Geschäftsstelle gewesen sein. Und auf dem Rückweg bringt er seiner Frau ein kleines Geschenk mit, oder? „Mach ich.“ Er kommt gerade aus dem kleinen Badezimmer als ich den Schrank schließe, öffnet sich das Sakko und die Krawatte und sieht sich in dem Zimmer um. „Du schläfst auch hier. Wo, da bin ich mir noch nicht sicher. Höchstwahrscheinlich aber auf dem Boden. Mal schauen, ob das nicht zu kalt wird. Du sollst nicht krank werden. Wirst du oft krank?“ „N-nein. Nicht so oft.“ „Egal, wir riskieren nichts. Wenn der Bootsmann kommt, frag ihn nach ein paar Bettdecken. Ich geh duschen.“ „Ja, mach ich.“ Ich hatte jede Nacht neben dem Bett geschlafen. Eine Decke über mir, eine unter mir. Er hat mich nicht angefasst. Nicht im Geringsten. Obwohl er es könnte. Natürlich kann er das. Ich kann mich ja schlecht gegen den zur Wehr setzen, der mich mit einem Knopfdruck köpfen kann. Ich sollte nur aus einem Grund nicht im Schlafsaal schlafen. Weil er sich sorgen um sein Eigentum macht. Aus keinem anderen Grund. Jetzt fahren wir in einer Kutsche mit vier weißen Pferden einen Weg entlang. Außerhalb einer Stadt. In ein Dorf. Auf einer Frühlingsinsel. Und auch, wenn ich es hier hassen sollte. Wenn ich wirklich nicht hier sein will und wieder zurück zu Ruffy fahren möchte, ist es wunderschön hier. Ich kann nicht weit sehen ohne dass ein Schmetterling meinen Blick streift. Und das in solchen knalligen Farben wie ich sie noch nie gesehen habe. Richtig Neonfarben. Es gibt faustgroße Hummeln die ganz langsam aber laut brummend über die Blumen fliegen und Vögel, die zwar nicht besonders schön sind, aber dafür die kompliziertesten Lieder singen. Ich würde mich am liebsten einfach auf eine Blumenwiese legen und mich sonnen. Die Insel ist toll. Auch, wenn ich mich nicht an ihren Namen erinnern kann. Selbst die Bäume sind pink. Alles blüht. Es ist unglaublich. Ich hatte mehr als nur Glück. „Ai weiß noch nichts von dir. Du bist eine Überraschung, aber ich verschenke dich nicht. Das solltest du wissen. Wenn du auf jemanden hörst, dann auf mich. Wenn ich nicht da bin, hörst du auf Ai. Wenn Ai nicht da ist… Naja, das sehen wir, wenn es soweit ist. Kommt drauf an. Ich bin tagsüber selten zu Hause. Vielleicht zum Mittagessen. Aber nicht immer. Ich bin Betriebsleiter von Shining Flowers. Viel Arbeit. Kannst du dir bestimmt vorstellen. Aber deswegen bist du ja jetzt da.“ Als er anfängt zu reden reiße ich meinen Blick von der Aussicht auf die Felder los und schaue mir auf die Beine. Ich nicke als Antwort an den richtigen Stellen. Ich trage das Kleid nicht mehr. Heute ein weißes Shirt mit einer der schwarzen Leggins. „Wie heißen meine Kinder?“ „Sonoko, Jodie, Chris und Kogoro.“ „Wann haben sie Geburtstag?“ Er fragt mich aus bis die Kutsche hält. Er hat mir alles Mögliche über sie erzählt. Ihr Lieblingsessen bis zum Lieblingsspielzeug. Alles. Er atmet tief durch, bevor wir aussteigen. Das Haus ist riesig. Eine Villa. Mit einem großen Garten. Ich habe aber nicht viel Zeit es mir anzusehen. Ich nehme Akais Koffer, die Tragetaschen und gehe hinter ihm her. Die Kutsche fährt schon weiter bevor er die Tür aufgeschlossen hat. Ich kann die Kinder jetzt schon spielen hören. Sie kreischen und lachen wie in einem Kindergarten. Als Akai die Tür öffnet und eintritt, ruft er laut zur Begrüßung: „Euer Lieblingsvater ist wieder da!“ Wie aufs Stichwort kommen seine Kinder angerannt, fallen ihm um den Hals und begrüßen ihn. Aber nur drei. Die älteste, Sonoko, kommt nur langsam aus dem Wohnzimmer in den Flur, auch wenn sie sich sichtlich freut. Ich stelle in der Zwischenzeit die Koffer und Tragetaschen zur Seite, bleibe dann vor der Haustür stehen. „Hast du uns was mitgebracht?“ „Was wäre ich für ein Vater, wenn ich meinen wunderschönen Kindern nichts mitbringen würde?“ „Wo ist es denn?“ Okay, jetzt werde ich wirklich nervös. Ich werde nicht die Art von Geschenk sein, welches die Kinder erwarten werden. Obwohl. Ich soll ja gar kein Geschenk sein. „Ich gebe es euch später. Ich habe es irgendwo in meinem Koffer. Und ihr wollt euch doch nicht durch meine dreckige Wäsche wühlen, oder?“ „Ihh! Nein! Das ist ja ekelig!“, fangen sie dann an zu lachen und ich muss etwas blinzeln, weil ich gedacht habe, dass er von mir spricht. Nachdem Sonoko ihren Vater umarmt hat, die anderen drei immer noch um ihn herum tanzen, kommt noch jemand aus dem Wohnzimmer. Ai. Sie sieht erst nur ihren Mann an, dann trifft ihr Blick mich in dem Moment, in dem sie sich umarmen. Erst jetzt merkt sie, dass ich hier bin. Die Kinder sehen schon die ganze Zeit immer wieder zu mir, sagen aber nichts. „Schatz?“, mehr fragt sie gar nicht, bringt Akai dazu sich umzudrehen und er lächelt immer noch als er endlich anfängt mich vorzustellen. Wenn man das so nennen kann. „Toll, oder? Das war schon lange überfällig?“ „Wer ist das?“ „Wieso sagt sie nichts?“, fragen die kleinsten jetzt ihren Vater und zupfen an seinem Hemd. Seine Frau sieht nicht begeistert aus. „Sie sagt nichts, weil wir sie nichts gefragt haben. Sie wird jetzt bei uns wohnen. Im oberen Gästezimmer. Ab jetzt macht sie hier alles sauber. Und kocht für uns. Und geht einkaufen. Den ganzen Kram, den eure Mutter sonst machen muss. Jetzt hat eure Mama frei und hat viel mehr Zeit. Ist das nicht toll?“ „Mama hat mehr Zeit?“ „Arbeitet die jetzt bei uns?“ „Wie heißt sie denn?“ „Du kannst sie nennen, wie du willst. Kommt schon. Wer kann sich als erstes einen guten Namen ausdenken?“ „Shuichi, kann ich kurz mit dir reden?“, unterbricht Ai ihn dann wieder, doch die Kleinen scheinen sich nicht daran zu stören, sehen mich von oben bis unten an und kommen ganz langsam auf mich zu während Herr und Frau Akai den Raum verlassen. Ich sehe den Beiden erst noch nach, werde dann aber von Chris angesprochen. Er hat kurze, blonde Haare, die nach oben gegelt wurden. Süß sieht er aus. „Wie alt bist du?“ Ich weiß ja, Herr Akai hat gesagt, ich soll mich nicht um seine Kinder kümmern. Aber er hat nicht gesagt, dass ich sie ignorieren soll. Also antworte ich und lächle zu ihm runter. Wer könnte nicht lächeln, wenn er mit kleinen Kindern spricht? „Dreiundzwanzig.“ „Wieso hast du keinen Namen?“, will jetzt Kogoro von mir wissen. Er hat die gleiche Frisur wie sein großer Bruder. Süß. Ob die sich die Frisuren gegenseitig gelen? „Ich habe einen Namen. Aber ich muss ihn nicht behalten. Ihr könnt mich nennen, wie ihr wollt.“ Was mir auch sehr gelegen kommt. Mich würde es stören wenn sie mich bei meinem Namen nennen wenn ich schon alles tun muss, was sie zu mir sagen. „Wie wäre es mit Schlampe?“ Was? Chris und Kogoro drehen sich beide zu Sonoko um, und auch ich muss sie bei der Frage ansehen. Sie mag mich nicht. Das sehe ich ihr sofort an. Jodie sieht auch zu ihrer großen Schwester auf, verschränkt aber nur die Arme vor der Brust ehe sie wieder zu mir sieht. Sie wartet wirklich auf eine Antwort. „Wenn-wenn euer Vater das so will, dann ja.“ „Stottert die?“, fängt jetzt auch noch Jodie an zu grinsen. Sonoko scheint das nicht wirklich zu stören. „Unser Vater ist nicht unser Vater. Er ist ihr Vater.“ Sie deutet dabei auch die zwei Zwerge vor mir, die immer noch zwischen ihr und mir umher sehen. „Und außerdem ist er jetzt nicht hier.“ Ich beiße bei den Worten die Zähne aufeinander. Dumme Schlampe. Und dabei ist sie erst elf. Sie kann froh sein, dass sie einen Vater hat. Und eine Mutter. Würde ich ihr am liebsten Sagen, aber sie hat mich nichts gefragt. Und ich will nicht am ersten Tag Fehler machen. Obwohl. „Stimmt. Herr Akai ist nicht hier.“, jetzt verschränke ich auch die Arme vor der Brust. Ich stehe sicher und hoffe, dass er bei meinem nächsten Satz nicht durch die Tür kommt. „Und wenn ich du wäre, würde ich dich nicht mit einer Sklavin anlegen. Du hast was zu verlieren. Ich nicht.“ „Willst du mir drohen?“ „Natürlich nicht. Ich-ich-ich stelle mich nur vor.“ Sie blinzelt, was mir zeigt, dass sie darüber noch gar nicht nachgedacht hat. Ich darf ihr nicht drohen. Keinen von ihnen. Aber ich will auch nicht, dass die beiden kleinen Angst vor mir bekommen. Ein Balanceakt. Gut, dass ich so lange in Therapie war. Ich drohe nur unterschwellig. Nicht offensiv. „Und wenn ich mich mit dir anlege, was glaubst du, was du dann machen kannst? Mich umbringen? Dann wirst du auch sterben.“ Bei der Frage muss ich auflächeln. Das mache ich mit Absicht. Es kann sein, dass die kleinen jetzt doch Angst vor mir bekommen. Aber diese kleine Geschichte muss ich erzählen. „Der erste Mann, der mich gekauft hat, hat bereut, mich gekauft zu haben.“ „Hast du ihn getötet?“, will jetzt Chris von mir wissen und sieht zu mir auf, als würde ich eine wirklich spannende Geschichte erzählen. Oder als hätte ich mit einer angefangen. Die Frage beantworte ich aber nicht sofort. Ich erzähle weiter. „Der Mann hatte mir sehr wehgetan. Er hat mich kaputt gemacht. Meine Haut kaputt gemacht. Du kannst es immer noch sehen. Überall auf meinem Rücken, auf meinen Beinen und sogar unter meinen Füßen.“ „Jetzt immer noch?“ Ich nicke, lächle aber dabei. „Hast du ihn getötet?“, will jetzt auch Sonoko wissen, bewegt sich dabei aber nicht. Sie steht zwar noch da, mit den Armen vor der Brust verschränkt, sieht aber genauso gebannt von meiner Geschichte aus, wie ihr kleiner Bruder. Oder Halbbruder. Wie auch immer. „Ich habe noch nie jemanden getötet.“, gebe ich dann zu, woraufhin sie schon auflächeln will als hätte ich sie reingelegt. Aber ich bin noch nicht fertig. „Ich habe ihn gefesselt. Dann habe ich seine Haut kaputt gemacht.“, bei den Worten sehe ich zu Chris. Ich formuliere es so, dass selbst er es versteht. „Aber nur ein bisschen. Nicht so viel, wie er bei mir. Dafür habe ich seine Zunge kaputt gemacht. Jetzt hat er keine Zunge mehr. Er kann auch nicht mehr reden. Aber das war ja nur faire. Er hat ja auch angefangen.“ Er sieht mich an, als ob ich ihm eine Gruselgeschichte erzählt hätte. Aber ich schüttle nur lächelnd und beruhigend den Kopf. „Keine Angst. Ich tu nur bösen Menschen weh.“ „Ich glaube dir kein Wort.“, gibt jetzt Jodie von sich, die denselben Blick hat wie ihr kleiner Bruder. Haben die echt Angst vor mir? Das hatte ich gar nicht vor. „Willst du die Narben sehen?“ Daraufhin schweigen alle. Selbst Sonoko ist sprachlos und sie sieht nicht so aus, als ob das oft bei ihr vorkommt. Der Jüngste, Kogoro, fragt dann doch wieder was. „Du tust nur bösen Menschen was?“ Ich nicke. Niedlich. Er lispelt. Ob er das behalten wird? „Natürlich. Also wenn irgendwann mal ein böser Mensch hier her kommt, dann beschütze ich euch.“ „Dann tust du dem weh?“ „Dann verjage ich den von hier.“ „Woher weißt du, wer böse ist?“, will jetzt Chris wissen und sieht schon gar nicht mehr so ängstlich aus. „Ich warte, bis sie zeigen, dass sie böse sind.“ „Die zeigen das?“ „Wenn sie es nicht zeigen, sind sie nicht böse.“ Er will mich noch etwas fragen, wird aber von Sonoko unterbrochen. „Ich will die Narben sehen. Zeig sie mir.“ Sie glaubt mir nicht. Oder will mir nicht glauben. Ich sehe zu ihr auf, hätte mir zwar ausgesucht, dass sie das nicht von mir verlangen würde, aber ich nicke dann doch, greife mein Shirt und ziehe es im gleichen Moment nach oben, in dem ich ihr den Rücken zudrehe. Jodie, Chris und Kogoro reagieren gleichzeitig, als sie es sehen. „Wow. Wie viele sind das?“ „Siebenundzwanzig.“ „Hast du die auf dem ganzen Rücken?“ „Ich hab sie vom Nacken bis unter den Füßen.“ „Überall?“ Ich komme gar nicht zum Antworten, denn jetzt mischt sich Sonoko wieder ein. „Das sieht voll ekelhaft aus.“ Es würde mich zwar treffen, wenn sich die beiden Kleinsten nicht einmischen würden und für mich antworten. „Das sieht voll cool aus!“ „Sie hat das, weil der böse Mann das gemacht hat. Hast du nicht zugehört?“ Ich lasse das Shirt wieder los und muss mir ein grinsen verkneifen, als ich mich wieder den vieren entgegen drehe. Sonoko hat verloren. Sie gibt es nur nicht zu. „Egal, was du sagst. Du gehörst jetzt uns.“ „Eurem Vater.“, berichtige ich sie sofort, woraufhin sie sofort die Lippen aufeinander presst. „Nicht meiner.“ „Dann gehöre ich dir noch weniger.“ Bevor sie antworten kann treten Herr und Frau Akai durch die Tür. Wir alle sehen sofort auf, bis auf Chris. Der Kurze geht hinter mich und hebt mein Shirt noch einmal an, so dass er meinen Rücken sehen kann. Ich lasse ihn. Frau Akai hat die Arme vor der Brust verschränkt und ich sehe ihr an, dass ihr das alles nicht gefällt. Herr Akai hingegen sieht richtig zufrieden aus. Sie wird mich nicht gewollt haben. Er scheint sich durchgesetzt zu haben. Und das alles so leise, dass ich sie nicht hören konnte. „Und? Habt ihr euch schon einen Namen für sie Ausgedacht?“, will Herr Akai jetzt wissen und breitet die Hände aus, als ob er für jeden Vorschlag offen wäre. Stimmt. Da war ja noch was. „Chris, Liebling, komm da weg.“, sagt jetzt Frau Akai und hält dem Kleinen die Hand hin. Erst jetzt lässt er mein Shirt los, geht zu seiner Mutter und sieht dabei weiter über die Schulter zu mir. Da weg. Als ob ich irgendwas Gefährliches wäre. „Dolly. Oder Hannah.“, fängt Kogoro jetzt an, woraufhin Frau Akai aber nur den Kopf schüttelt. „Nein. Doch nicht wie deine Freundinnen. Es sollte irgendwas praktisches sein. Was man schnell rufen kann.“ Bin ich ein Hund oder so? „Fiffi?“, fragt jetzt Sonoko und grinst dabei breit in meine Richtung. Selber Fiffi, dummes Huhn. Jetzt antwortet Herr Akai allerdings. „Nein, auf keinen Fall. Eine Sklavin ist wie ein Schiff. Man nennt es nicht Fiffi. Irgendwas, was man rumerzählen kann. Was haltet ihr von Anna?“ „Aber Anna heißt schon Anna.“, wirft jetzt Jodie ein und sieht dabei zu ihrem Vater. Er scheint daran nicht gedacht zu haben. So langsam fühle ich mich echt wie ein Hund. „Rosa?“, fragt jetzt Kogoro und sieht dabei nach oben zu seiner Mama. Sein Vater antwortet für sie. „Das ist klasse. Wie kommst du da drauf?“ „Sie sieht aus wie eine Rosa. Und ihr Zimmer ist Rosa.“ „Geht das dann?“, fragt jetzt Frau Akai, aber Herr Akai scheint die Idee zu gefallen. „Rosa ist gut. Sehr gut. Klasse gemacht, Kogoro.“, er klatscht einmal in die Hände als hätte es sich damit erledigt und sieht mich jetzt direkt an. Okay. Wieder aufpassen. Wieder was Wichtiges. „Gut, Rosa. Wir haben neun Zimmer. Deins ist im zweiten Stock neben dem Kleiderschrank. Die Kinder haben Ihre Zimmer im ersten Stock, Frau Akai und ich haben unsere auch im zweiten. Die Wäsche findest du im Keller und die Küche ist neben dem Wohnzimmer hier einfach durch die Tür.“, er zeigt dabei in alle möglichen Richtungen und ich versuche mir das alles so schnell zu merken. Ich werde mich bestimmt am Anfang noch verlaufen. „Du bringst erst die Koffer in den Keller, bereitest die Wäsche vor und bringst dann deine Sachen in dein Zimmer. Danach… wirst du schon was finden. Mach irgendwas Nützliches. Ach ja. Die Kochbücher sind im Wohnzimmer im Bücherregal.“ Drei Wochen putzen, kochen, Wäsche waschen, wischen, Wäsche aufhängen, im Garten arbeiten, die Kinderzimmer aufräumen und einkaufen sind um. In der zweiten Woche hat Herr Akai mich mir auf seine Arbeit genommen. Ich glaube, damit er mich herumzeigen konnte. Nur um zu zeigen, was er sich leisten kann. Am Anfang war ich total nervös. Als er mich mit zu den Blumenfeldern genommen hat, auf denen Gärtner mit Halsringen gearbeitet hatten, habe ich erst gedacht, er will mich umbringen und verschwinden lassen. Ich sollte aber einfach nur hinter ihm her gehen. Hab ich also gemacht. Die Felder waren riesengroß. Ich habe vorher noch nie so viele Blumen auf einmal gesehen. Also wirklich, wenn ich mir eine Familie hätte aussuchen können, dann diese hier. So dumm es sich auch anhört, ich hatte Glück. Umso verwirrter war ich als Herr Akai meine Akte, das Dokument vom Verkauf und die Fernbedienung eingepackt und mit mir los gefahren ist. Ich fragte nichts. Ich glaube aber, ich kann es mir schon denken. Es ist wegen Frau Akai. Sie ist eifersüchtig und ich hatte gehört, wie sie reagiert hat als sie erfahren hatte, dass ich sterilisiert bin. Sie hat ihrem Mann vorgeworfen, dass er mich ja so anfassen könnte, ohne dass es je raus kommt. Dabei hat er mich nicht ein einziges Mal auch nur angesehen. Er hatte schon viele Möglichkeiten, mich anzufassen. Aber er liebt seine Frau viel zu sehr. Seine Familie. Jeden von ihnen, als dass er mich als Frau sehen könnte. Für ihn bin ich nur eine Sklavin. Arbeitskraft. Jetzt stehe ich wieder hier. Auf der Bühne. Halte den Blick allerdings gesenkt als ich die Gebote für mich höre und warte darauf, dass einer gewinnt. Ich habe mich letztes Mal nur selbst fertig gemacht. Dieses Mal weiß ich es besser. Egal, wer mich kauft, ich werde mit ihm mit müssen. Das wird das alles nur schwerer für Ruffy machen. Wenn er denn endlich mitbekommen hat, was los ist. Und wenn er überhaupt noch kommt. „Verkauft für Vierhundertfünfzigtausend. Glückwünsch an die Nummer Dreiundsiebzig!“ Ich kenne das ja schon, gehe mit dem Auktionator zum Rand der Bühne, warte auf die Unterschrift und die Übergabe der Fernbedienung und erst jetzt sehe ich auf. Eine Frau. Sie hat mich gekauft. Ein Glück. Wieder kein Vergewaltigungsopfer. Sie mustert mich noch einmal von oben bis unten ehe sie mich mit einem Fingerzeig hinter sich her lotst. Irgendwie erinnert sie mich an jemanden. Ich muss auch gar nicht lange nachdenken um zu wissen, an wen. An meine Mutter. Sie bewegt sich genauso leicht. Genau der gleiche Hüftschwung. Hoffentlich benimmt sie sich sonst anders. Auf dem Weg zum Hafen erzählt sie mir alles Wichtiges. Sie heißt Frau Kaona, ihr Sohn heißt Gren. Er hatte letzte Woche Geburtstag und wurde Siebzehn. Sie sagt mir die Adresse und den Namen der Insel. Es dauert nur ein paar Stunden, bis wir ankommen. In den drei Wochen bei meiner ersten Familie konnte ich einiges lernen. Besonders an Sonoko. Sie ist die geborene Sklavenbesitzerin. Also war sie die perfekte Lehrerin für mich. Nicht in die Augen sehen. Niemals. Nur, wenn sie lange schweigen. Antworte sofort, wenn du etwas gefragt wirst. Nicht zögern, egal was es für eine Frage ist. Sei ein offenes Buch, aber lies dich nicht selbst vor. Also nicht viel reden. Halte dich kurz. Hab deine Hände da, wo man sie sehen kann. Am besten hältst du sie immer ineinander vor dir. Sieh immer gut aus. Gepflegt. Nicht zu gut. Aber lass auf keinen Fall zu, dass sie etwas an dir entdecken, was ihnen nicht gefällt. Und vor allem: tu, was sie sagen. Sofort. Auch, wenn es offensichtlich ist, dass sie sich über dich lustig machen. Mein erster Tag bestand darin Sonokos Zimmer aufzuräumen. Die ganze Zeit. Weil sie dafür gesorgt hat, dass es nie sauber wird. Erst hat es mich genervt. Dann habe ich mir aber gedacht, was solls. Ich hab meine Geduld einfach ausgestellt und angefangen es so aufzuräumen, dass es mir egal war. Ich habs einfach getan, auch wenn es mich hätte aufregen können. Ich trage Frau Kaona die Einkaufstaschen, als sie die Haustür aufschließt. Das Haus sieht nicht besonders groß aus und ich wundere mich, dass sie sich mich dann leisten konnte. Sieht eher aus wie ein ganz normales Einfamilienhaus. „Gren, Schatz. Ich bin wieder zu Hause!“, ruft sie einfach in den Eingangsbereich und ich sehe mich etwas im Flur um. Alles gut eingerichtet. Sauber. Aufgeräumt. „Hast du was zum Essen mitgebracht?!“, kommt es nur auf einem der Zimmer zurück und eine Tür öffnet sich. Doch was uns entgegenkommt ist nicht ihr Sohn. Eine brünette Sklavin, etwas größer als ich in einem Kleid mit Schürze trägt gerade einen Eimer mit Wasser und Putztüchern aus dem Raum, bleibt dann aber vor der geschlossenen Tür stehen um sich kurz in die Richtung von Frau Kaona zu verbeugen. Ein Knicks. Ich wusste gar nicht, dass man das heute noch macht. Ich kann nicht unterdrücken sie Anzusehen. Doch als sich unsere Blicke treffen, als ich hinter Frau Kaona her in das Wohnzimmer gehe, sieht sie mich sofort giftig an. Damit habe ich nicht gerechnet. Deswegen weiche ich ihrem Blick sofort nach vorne aus, halte ihn ab da gesenkt und bleibe im Wohnzimmer hinter Frau Kaona stehen. Was hat die denn? Habe ich irgendjemanden hier ersetzt? Was kann ich dafür, dass ich jetzt hier bin? Immerhin tragen wir beide diesen dämlichen Halsring. Ich dachte, da muss man doch zusammenhalten. Oder? „Überraschung. Na, was sagst du?“, präsentiert Frau Kaona jetzt ganz offensichtlich mich und ich blinzle etwas. Bin ich schon wieder eine Überraschung? Die haben doch schon eine Putze. „Wieder Brünett?“, fragt jetzt ihr Gren und ich kann nicht unterdrücken einen kurzen Blick nach ihm zu werfen. Er trägt eine Kappe, weite Klamotten, einen schwarzen Kapuzenpullover, weite Hosen und Turnschuhe. Sieht aus, als ob er schon mit zwölf angefangen hat zu rauchen. Der passt irgendwie gar nicht zur Einrichtung. Als Frau Kaona das hört, stemmt sie gespielt beleidigt die Hände in die Hüfte. „Du kannst wenigstens Danke sagen.“ „Wozu? War mit Sicherheit mein Unterhalt, mit dem du die bezahlt hast.“, bei den Worten kommt er auf mich zu und kommt mir so nah, dass er von unten meinen Blick sehen kann. Er sieht mir einen Moment in die Augen, was mich komplett verunsichert. Das gehört sich doch nicht als Sklavin. Oder? Durfte ich zurück gucken? Er hat helle Augen. Fast Geld. Bernstein. Blonde Haare wie seine Mutter, allerdings kann ich nicht genau sagen, wie lang sie sind. Wegen der Kappe. Unterhalt? Dann lebt sein Vater nicht hier. Und dann ist das nicht wenig, was die von seinem Vater bekommen. „Aber du würdest deinen verwöhnten Arsch mit Sicherheit nicht ins Auktionshaus bewegen.“, gibt Frau Kaona zurück und bringt dabei ihre Handtasche zum Sofa. In der Zeit mustert mich Gren ganz intensiv. Geht einmal um mich herum und so langsam wüsste ich wirklich gerne, was hier eigentlich ab geht. „Wie heißt sie?“ Bei seiner Frage spüre ich plötzlich wir mir jemand die Einkaufstaschen aus der Hand nimmt. Ich zucke zusammen und sehe zur Seite, erkenne die Sklavin sofort und lasse die Taschen los, die sie mit sich nimmt. Ich bleibe stehen. Verlorener als vorher. „In der Akte steht Schieda. Wurde aber durchgestrichen. Jetzt wohl Rosa.“ „Rosa, hm? Gibt’s irgendwas, was ich wissen sollte? Allergien? Krankheiten?“ Wieso sollte er das wissen? „Alles perfekt. Nur wohl ein paar Kratzer auf ihrem Rücken. Ich hab noch nicht geguckt. Und wenn schon. Sie ist sterilisiert.“ „Ehrlich?“, bei der Aussage dreht er sich sofort zu seiner Mutter um und scheint darüber richtig begeistert. Sie grinst ihn bei der Reaktion an und zündet sich gerade eine Zigarette an. „Natürlich. Den Fehler mach ich nicht zwei Mal.“ Ich ahne böses. „Ist ja perfekt. Was hat sie bis jetzt gemacht?“ „Putze. Kindermädchen oder sowas.“ „Das ist selten.“, bemerkt Gren als er gerade um mich herum geht. Jetzt werde ich echt nervös. „Wurde sie festgenommen oder-„, will er jetzt wissen, wird aber von dem Seufzen seiner Mutter unterbrochen. „Wen interessiert es? Ehrlich. Jetzt nimm sie mit und mach irgendwas mit ihr. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen.“ Mach irgendwas mit ihr. Okay. Sieht diesmal nicht aus, als ob ich Glück gehabt hätte. Verflucht. Dämliche, eifersüchtige Frau Akai. „Was ist denn jetzt mit Essen?“, will Gren aber noch wissen und dreht sich wieder zu seiner Mutter. Sie hebt nur verzweifelt die Arme, als ob sie endlos genervt von seinem Gefrage ist. „Sehe ich aus wie Laika? Sie hat bestimmt schon angefangen.“ Ich kannte mal einen Hund, der hieß so. Da hatte ich ja echt Glück mit Rosa. Fast hieße ich Fiffi. Scheint nichts Besonderes zu sein seinen Sklaven wie einen Hund zu nennen. Würde mich nicht wundern, wenn irgendwo jemand Bello heißt. „Klasse. Okay. Komm mit, Rosa.“, sagt er einfach beiläufig und ich bin noch immer überfordert, gehe ihm aber nach ohne etwas zu sagen. Verdammt. Mein Herz hämmert gegen meine Brust, so nervös bin ich. Das wird nicht toll. Wie alt war er nochmal? Siebzehn? Gott, der ist nicht mal erwachsen. Er geht mit mir in ein Zimmer im ersten Stock, was wohl ihm gehört. Ein großes Bett, blaue Wände, ein paar Zeichnungen von nackten Frauen auf dem Schreibtisch unterm Fenster, die nicht sehr gut sind. Ein Bücherregal mit Schulbücher. Ein Kartenspiel auf dem Fußboden. Sonst ist es aufgeräumt. Das hat bestimmt Laika gemacht. Ich bleibe mit der geschlossenen Tür in meinem Rücken stehen. Er sagt auch nichts, geht zu seinem Bett, geht davor in die Knie, greift unter seine Matratze und zieht eine Dose zu trinken hervor, denn er öffnet sie als er sich auf sein Bett setzt und trinkt einen großen Schluck. Nein, zwei, drei, vier Schluck. Das war bestimmt die Hälfte der Dose auf einen Zug. Was ist da drin? Darf der eigentlich schon was trinken? Ich sehe vor mir auf den Boden, versuche meinen Puls unter Kontrolle zu bekommen und spüre, dass er mich ansieht. Aber er sagt nichts. Eine ganze Zeit nichts. Er schweigt Minuten lang, sieht mich einfach nur an und trinkt ab und zu aus seiner Dose. Bitte, sag irgendwas. Lass mich nur nicht warten. Ich will wissen, was du denkst. Alles ist besser, als meine Fantasie. Und nach Dominik denke ich mit Sicherheit zu weit. „Kannst du reden?“ Reden? „Ja.“ „Gut. Kannst du dir auch was merken?“ „Ja.“ Was sind das für Fragen? „Dann merk dir, dass du mir gehörst. Du bist mein Geburtstagsgeschenk. Kannst mich Meister oder so nennen.“ Super. „Ja, Meister.“ Er grinst auf, als er mich das sagen hört, trinkt seine Dose jetzt leer und wirft sie in die nächste Ecke. „Kannst du blasen?“ Ich beiße bei der Frage die Zähne aufeinander. Als hätte ich es geahnt. Was soll ich sagen? Ja? Nein? Wenn ich Nein sage, wird er es mir beibringen wollen. Wenn ich Ja sage, soll ich es ihm zeigen. Ich entscheide mich schnell für die Antwort, die mir mehr Freiheit gibt. „Ja, Meister.“ Darauf schweigt er allerdings. Ich kann spüren, wie er mich ansieht und dann tief durchatmet, ehe er wieder etwas sagt. „Sonst sagt ihr immer nein.“, seufzt er leise, greift wieder unter sein Bett und zieht die kleine Kiste mit den Dosen jetzt ans Licht. Wirklich Bierdosen. Die müssen warm sein. Dass ihm das schmeckt. Ob er die vor seiner Mutter versteckt? Wie viele hatte er denn bitte gehabt, wenn er sagt, dass alle anderen sonst nein sagen. Stimmt, er fand es ja richtig toll, dass ich sterilisiert bin. Er wird mich mit Sicherheit anfassen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich nur deswegen hier bin. „Wieso sagst du ja? Willst du mir einen blasen?“, fragt er noch bevor er die zweite Dose öffnet. „Nein, Meister. Aber ich lüge nicht.“, was die Wahrheit ist. „Und woher willst du wissen, dass du es kannst?“ „Ich habe es gerne getan, als ich noch frei war.“ „Du hast Kerlen gerne einen geblasen?“ Ich glaube, ich rede mich gerade um Kopf und Kragen. „Ich hatte Freunde.“ „Dann wurdest du festgenommen?“ „Ja, Meister.“ „Wieso?“ Wenn du wüsstest. Moment mal. Wieso sollte ich mich dafür schämen? Ich wurde schon festgenommen. Und verurteilt. Versklavt. Wozu soll ich mich jetzt noch verstecken? Steht doch eh alles in meiner Akte. „Ich habe gegen die guten Sitten verstoßen.“ „Du bist eine von diesen Perversen?“ „Ja, Meister.“ „Nicht dein Ernst.“, sieht er mich an und scheint dabei eher Überrascht als angeekelt. Was mich sogar kurz zum Grinsen bringt. Damit hast du nicht gerechnet, oder? Seine nächste Frage bringt mich allerdings zum Blinzeln. „Du hast mit Tieren rumgemacht?“ „Was?“, ich kann nicht unterdrücken zu ihm aufzusehen. Er sieht wirklich aus, als ob er die Frage ernst meint, aber ich schüttle sofort den Kopf und senke den Blick, als mir auffällt, dass ich ihn ansehe. „Nein, Meister.“ „Aber dazu ist das Gesetz doch da.“ Wirklich? Erzählt man sich sowas? „Das Gesetz verbietet den Gebrauch von Gegenständen. Das öffentliche Durchführen sexueller Handlungen, das verletzen von dem Partner während des Verkehrs und das Teilen eines Schlafraumes in öffentlichen Hotels, wenn die Personen nicht verheiratet sind. Außerdem verbietet es homosexuelle Handlungen und sexuelle Handlungen, die im Allgemeinen als Pervers angesehen werden. Unter anderem auch Sex mit Tieren, ja. Aber-„ „Dann hast du doch mit Tieren umgemacht?“ „Nein, Meister. Das habe ich nicht.“ „Was dann?“ Er wird neugierig. Ich glaube nicht, dass das gut ist. „Ich habe mich schlagen lassen.“ „Beim Sex?“ „Ja, Meister.“ „Was noch?“ Okay, jetzt wird’s peinlich. „Ich war nicht immer alleine mit meinem Freund.“ „Gangbang?“ „Auch.“ Ich lasse das Meister einfach weg. Ich glaube, es fällt ihm gar nicht auf. Das Thema ist auch zu interessant. „Du hattest immer einen Freund?“ „Meistens.“ „Und der hat mitgemacht?“ „Schon, ja.“ „War der nicht eifersüchtig?“ „Er kannte den Unterschied zwischen Liebe und Sex.“ „Und er dich einfach von anderen Kerlen ficken lassen?“ „Oder Frauen.“ Jetzt schnappt er nach Luft, und ich muss wirklich grinsen. Sieht man mir nicht an, oder? „Wie oft hast du das gemacht?“ „Als ich achtzehn war, hat es angefangen. Mit meinem ersten Freund. Er hatte mir alles gezeigt.“ Sato. Jetzt schwächt mein Grinsen doch etwas ab. „Du warst bis achtzehn Jungfrau? Ist das nicht ein bisschen lang?“ „Ich hab ja genug nachgeholt.“ „Was ist mit deinem Freund? Haben die den auch erwischt?“ Okay. Jetzt gefällt mir das Thema gar nicht mehr. „Ja, Meister. Er wurde vor drei Wochen erschossen.“ Daraufhin schweigt er, auch wenn er es damit verdeckt noch einen großen Schluck aus seiner Dose zu trinken. Könnte ich jetzt auch gut gebrauchen. Komisch, dass ich gerade jetzt an Zorro denken muss. Es ist kein Tag vergangen an dem ich nicht an ihn denken musste. Ich hoffe so sehr, dass er so viel Glück hatte wie ich in der ersten Familie. Bitte leb noch. Sei irgendwo. Leb noch. Lass dich nicht erschießen. Oder köpfen. Gren sagt wieder was, als er seine Dose von seinen Lippen nimmt. Er hatte ja jetzt einen Moment zum Nachdenken. „Pech für ihn.“ „Ja, Meister.“, allerdings. Er schweigt jetzt doch etwas länger, sieht dann aber zu mir auf und sieht mich einen Moment an. „Zieh dich aus.“ Das habe ich geahnt. Deswegen reagiere ich schnell, greife den Saum meines Shirts und ziehe es mir über den Kopf aus. Danach meine Leggins. Dann erst den BH und zum Schluss meinen Slip. Ich trete aus meinen Klamotten und achte darauf mich nicht hinter meinen Armen zu verstecken. Jetzt werde ich doch wieder nervös. Das letzte mal wurde ich so nackt von Fleur angesehen. Und ihrem Kollegen. „Komm her. Leg dich aufs Bett. Mit dem Kopf da hin. Auf den Rücken.“, erklärt er und zeigt dabei aufs Fußende seines Bettes. Gott, bitte. Der ist doch erst siebzehn. Ich schlucke, nicke aber vorsichtig als ich auf meine Zunge beiße um nichts sagen zu können. Ich lege mich vor ihm aufs Bett, auf den Rücken, den Kopf am Fußende, die Beine zwangsweise angewinkelt, da er zu nah ist, als dass ich mich lang hinlegen könnte. „Beine auseinander.“, sagt er und legt kurz darauf seine Dose zurück an seine Lippen. Er setzt sich im Schneidersitz mir gegenüber und beobachtet meinen Körper als ich ihm gehorche. Ich sehe dabei zur Seite weg und versuche mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Das passiert gar nicht wirklich. Das ist gar nicht wahr. Ichschließe die Augen als ich seine Finger auf der Innenseite meines Oberschenkels spüre und zucke bei der Berührung zusammen. Aber ich zwinge mich dazu meine Beine nicht wieder zu schließen. Auch, wenn ich es zu gerne machen würde. Er gleitet mit den Fingern nach oben, berührt mich dabei schwebend und ich bekomme durch das leichte Kitzeln eine Gänsehaut. Bitte, mach das nicht. Nicht unbedingt wegen mir. Eher wegen dir. Du solltest das nicht machen. Wirklich nicht. „Okay.“, sagt er leise und ich höre, wie er seine Dose leert, ehe er sie über mich hinweg in die nächste Zimmerecke wirft. Ich bin so nervös. Bitte mach das nicht. Ich kann spüren, wie er sich bewegt, sich zwischen meine Beine kniet und seine Hände auf meine Oberschenkel ablegt. Mach das nicht. Bitte. Dann spüre ich etwas auf meinem Kitzler. Doch als ich realisiere, was es ist, weiche ich sofort nach hinten aus. Ich schiebe mich etwas höher und starre zu ihm nach unten. Seine Zunge. Er will mich lecken. Das passt gar nicht in das Bild, was ich mir vorgestellt habe. Er sieht mir hinterher, schiebt dann aber schon einen Arm unter meinen Oberschenkel. „Entspann dich. Ich will, dass du feucht wirst.“ Er hält mich mit dem Arm unter meinem Oberschenkel, mit dieser Hand auf meiner Seite zurück und legt die andere Hand auf meinen Hüftknochen. Das kann unmöglich sein ernst sein. Das kann er nicht machen. Ich schüttle ganz perplex den Kopf, will noch etwas weiter nach hinten weichen, spüre dann aber wieder seinen Arm an meinem Bein. Reiß dich zusammen. Du kannst jetzt nicht weg. Mach was er sagt. Dir bleibt keine andere Möglichkeit. Wenn du deinen Kopf behalten willst, dann bleib jetzt liegen. Ich atme tief durch, beiße die Zähne zusammen und sehe zu wie er wieder den Kopf zwischen meinen Beinen senkt. Er leckt aber so plötzlich und kräftig über meinen Kitzler, dass ich mein nächstes Zusammenzucken nicht unterdrücken kann. Er spürt es sofort und hält einen Moment inne, ehe er diesmal seine Zunge nur auf meine Haut legt bevor er sie bewegt. Gott, nein. Bitte. Ich kann spüren wie mein Kitzler unter seiner Zunge aufzuckt und beiße die Zähne aufeinander. Das ist nicht gut. Das geht nicht. Nicht so. Wenn er mir wehtun würde, käme ich besser damit klar. Ich drehe meinen Kopf zur Seite, sehe wieder zur Tür und atme tief durch. Er tut mir nicht weh. Er verwendet meinen eigenen Körper gegen mich. Wieder atme ich tief durch und schließe die Augen als ich spüre, wie mein Körper sich entspannt. Das hatte ich schon einmal. Aber damals war ich gefesselt. Jetzt bin ich auch gefesselt. Mit einem Ring. Der meinen ganzen Körper unter Kontrolle hält. So wie er jetzt. Ich werde feucht, bewege mich aber noch nicht. Ich darf nicht. Ich kann nichts tun. Gott, bitte. Ich kenne die Gründe. Sato hat sie mir genannt. Er hat es mir erklärt. Er hat mir alles erklärt. Dass mein Körper auf Handlungsmuster reagiert, die er kennt. Dass ich feucht werden kann, selbst wenn ich es nicht will. Er hat mir erklärt, dass Menschen auf alles Mögliche sexuell reagieren. Selbst auf Kriesen. Eine Frau kann feucht werden, wenn sie in Panik gerät. Als Abwehrreaktion. Eine Frau kann feucht werden, wenn sie trauert. Als Schutzfunktion. Und eine Frau kann dazu gebracht werden feucht zu werden, selbst wenn sie es nicht will. Das schlimmste daran ist die psychische Belastung. Die ich jetzt spüre als er anfängt mich zu befriedigen. Ich spüre die Tränen in meinen Augen und schließe sie daher, damit ich nicht weinen muss. Es hilft nicht viel. Sonne. Ich würde es am liebsten aussprechen, auch wenn er es nicht versteht. Ich traue mich nicht. Ich habe solche Angst. Und er gleitet mit der Zunge immer wieder über meinen Kitzler. Bitte, hör auf damit. Tu mir weh. Zwing mich. Vergewaltige mich. Aber bitte, verwende meinen Körper nicht als Waffe gegen mich. Ich ziehe die Luft zitternd in meine Lunge als die ersten Tränen über meine Wangen wollen und hebe einen Arm auf meine Stirn. Ich will mich verstecken. Das ist doch nicht wahr. Ich schäme mich so. Wie kann er das machen? Wie kann mir das gefallen? Wie kann ich mich entspannen? Wie kann ich hierbei feucht werden? Als ich wieder leise schluchze, hört er allerdings auf, sieht zu mir auf und löst sich langsam von mir. „Hey. Alles gut. Ich tu dir nicht weh.“, sagt er leise und betont es so, als ob er mich trösten will. Aber das ist die Tatsache, die mich fertig macht. Er kommt zu mir hoch, baut sich über mir auf und ich spüre, dass er seine Hose öffnet. „Es gefällt dir doch, oder? Hör auf zu weinen. Das wird gut. Vertrau mir.“ Ich öffne meine Augen nicht mehr, will das alles gar nicht sehen. Ich will gar nicht hier sein. Ich kann spüren, wie er sich zwischen die Beine greift und sich vor mir in Position bringt bevor er ganz langsam, richtig vorsichtig in mich eindringt. Ich halte bei dem Gefühl die Luft in der Lunge, atme nicht und spüre wie meine Muskeln auf ihn reagieren. Das darf sich nicht gut anfühlen. Bitte, hör auf. Hör auf oder tu mir weh. Bitte. Er streicht mir mit einer Hand die Tränen von den Wangen, legt den Anderen Arm neben meine Seite und fängt ganz langsam an sich in mir zu bewegen. Es fühlt sich gut an, doch jedes Mal, wenn ich stöhnen müsste, halte ich die Luft an. Ich will nicht, dass das passiert. Das geht nicht. Ich will nicht. Das passt nicht. Ich hab mir das alles ganz anders vorgestellt. Ich habe mich auf etwas anderes eingestellt. Ich kann nicht aufhören zu weinen, spüre seinen Atem an meinem Hals und wie sich meine Muskeln in meinem inneren immer wieder um ihn anspannen. „Es gefällt dir. Hör endlich auf zu weinen.“, sagt er immer wieder leise, halb stöhnend und ich schüttle unmerklich den Kopf als Antwort. Nein. Bitte. Hör du auf. Hör auf. Hör jetzt auf. Bitte, bring mich nicht dazu. Ich kann nicht. Ich will nicht. Und trotzdem spüre ich wie mein Becken sich gegen ihn bewegt, auch wenn ich es noch zurückhalten will. Ich ergebe mich unter Tränen, beiße auf meine Unterlippe und stöhne doch leise auf, als er schneller wird. Er stöhnt selbst auf meine Haut und ich spüre, wie er auflächelt als er mich hört. Lach nicht über mich, bitte. Ich habe verloren. Ich habe gegen meinen eigenen Körper verloren, lasse mich von ihm befriedigen und befriedige ihn gleichzeitig mit meinem Körper. „Komm endlich.“, flüstert er leise und wird wieder etwas schneller, greift dabei zwischen meine Beine und legt seinen Daumen auf meinen Kitzler. Er gibt alles, bringt mich wieder zum Aufzucken, doch ich komme nicht so schnell wie sonst. Ich will es gar nicht wirklich. Ich will ihm den Gefallen nicht tun. Erst als ich seine Zunge über meinen Hals gleiten lasse, an meinem Ohr spüre, verliere ich die Kontrolle über meine letzte Gegenwehr, will erst noch die Luft in meiner Lunge halten, komme dann aber doch leise stöhnend unter ihm. „Gott, ja.“, stöhnt er selbst leise, stößt noch kurz weiter zu bevor er sich aufrichtet, sich aus mir löst und seine Eichel auf meinen Venushügel presst als er seinen Schwanz in die Hand nimmt um sich über meinem Bauch zu ergießen. Ich bin gekommen. Gott, nein. Es hat mir gefallen. Wie konnte ich das machen? Wie konnte ich nur feucht werden? Unter dem? Ich wollte das nicht. Und trotzdem wollte ich es doch. Irgendwie. Ich schnappe nach Luft als ich meine Augen schließe, meine Arme hebe und mir mit den Fingern durch die Haare gleite. Gott, wieso? Ich konnte nicht. Wieso? Bitte, das konnte ich doch nicht machen. Ich wollte das nicht. Ich verzweifle, halte die Augen geschlossen und spüre wie mir meine Tränen den Hals zuschnüren. Wie konnte ich? Gren lässt mich auf seinem Bett liegen, setzt sich selbst erst an die Bettkante, atmet tief durch und sammelt sich einen Moment bevor er sich erhebt um seine Hose wieder richtig anzuziehen. „Gut. Hat doch geklappt. Dir hats gefallen, mir hats gefallen, alles ist gut.“ Nein, bitte. „Du kannst später noch essen. Und rasier dich mal da unten. Du kannst den Rasierer von Laika nehmen. Die hat bestimmt nichts dagegen.“ Ich breche leise in Tränen aus, halte die Augen geschlossen und versuche mich irgendwie unter Kontrolle zu bekommen. Wie konnte ich das tun? Wieso habe ich aufgegeben? „Ihr zwei esst später in eurem eigenen Zimmer. Zieh dich gleich wieder an. Tücher liegen hier irgendwo rum. Heute Abend kannst du duschen gehen.“ Ich will nicht mehr. Gott, bitte. Wieso fiel es ihm so leicht? Wieso hat er mir nicht wehgetan? Das war keine Vergewaltigung. Das war irgendwas anderes. Es war viel schlimmer. Kapitel 17: Du lebst! --------------------- Kapitel 17 Er hat es schon wieder getan. Und auch, wenn ich die nächsten Male nicht gekommen bin, wurde ich feucht. Es hat sich gut angefühlt. Aber es hat mir nicht gefallen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn es mir gefällt. Und das, was er mit mir macht, gefällt mir nicht. Gar nicht. Kein Bisschen. Er macht es so, damit er sich selbst besser fühlt. Damit er mich nicht vergewaltigt. Er sagt jedes Mal, dass es mir ja auch gefallen hat. Darum ist alles gut. Ich bin erst nach dem vierten Mal dahinter gekommen, dass er das sagt um sein eigenes Gewissen zu beruhigen. Was er mir damit antut, weiß er gar nicht. Nach der ersten Woche hat er mir etwas gesagt, was mir einiges erklärt hat. Laika ist verliebt in ihn. Deswegen redet sie nicht mit mir, versteckt Messer in meinen Bettdecken und zieht mir in die Haare, wenn sie an mir vorbei geht. Sie hat mich sogar einmal angespuckt, als ich geschlafen habe. Wir müssen uns ein Zimmer teilen. Und sie hasst mich. Sie hasst es, dass sie ersetzt wurde, weil sie nicht Gren gehört, sondern Frau Kaona. Deswegen hat Gren auch mich bekommen. Weil Frau Kaona nicht wollte, dass er Laika von der Arbeit abhält. Sie ist anders als Frau Akai. Denn sie sieht mich als eine Hilfe für die Selbstbefriedigung. Es ist nicht das gleiche, als würde ihr Sohn eine richtige Freundin haben. Sie reden darüber als sei ich einfach nur eine Sache. Ein kleines Pornoheftchen unter seinem Bett. Ich hasse es hier. Es macht mich fertig. Jeder von ihnen macht mich fertig. Abends muss ich die Beine für Gren breit machen oder so lange an ihm herum lutschen, bis er in meinem Gesicht kommt und danach, nach einer Dusche, wartet Laika in unserem Zimmer auf mich und rächt sich dafür, dass ich jetzt hier bin. Ich habe es nur zwei Tage unverletzt durchgehalten. Es wird ihr gefallen haben, was er mit ihr angestellt hat. Oder sie konnte es sich nur mit Liebe erklären. Ich glaube, ich weiß, wieso sie so denkt, auch wenn sie einen Psychiater wohl gut gebrauchen könnte. Naja, wer mit einem Halsring könnte das nicht? Wer weiß, wie lange sie schon Sklavin ist und ob der Gedanke an Liebe mit Gren das einzige ist, was sie davor schützt sich etwas anzutun. Kann ja alles gut sein. Ich werfe ihr nichts vor. Ich will einfach nur hier weg. Ich konnte nichts in der Zeitung entdecken. Naja, die erste Zeitung die ich durchstöbern konnte wurde ein Monat nach meiner Versklavung veröffentlicht. Viel zu spät als dass ich etwas über Zorro oder mich lesen könnte. Ich hoffe so sehr, dass es ihm gut geht. Zorro darf nicht sterben. Bitte, er nicht. Ich weiß, wie stark er ist, aber Stärke als Sklave kann tödlich sein. Er muss jetzt schwach sein. Ob er das gut kann, weiß ich nicht. Ich glaube nicht. Ich habe ihn noch nie schwach gesehen. Noch kann ich ihn mir schwach vorstellen. Er muss einfach noch leben. Es geht gar nicht anders. Ich bin schon so lange von zu Hause weg. Es sind jetzt drei Monate. Und Ruffy ist immer noch nicht hier. Ich liege Nachts manchmal wach, weil ich wegen Laika nicht schlafen kann, obwohl ich sie schlafen höre, und denke an zu Hause. An jeden von ihnen. Wie es war, als ich noch da war. Dass ich morgens vor dem Training mit Zorro auf der Schaukel unter dem Baum saß und mir die letzten Sterne angesehen habe. Wie Lysop Chopper mit Erbsen bewirft und sich von Sanji dafür eine Kopfnuss einstecken muss. Wie Nami mir die Fingernägel macht und Robin und ich nebeneinander in der Bücherei unter Deck sitzen und lesen. Wie ich von Frankys und Lysops Explosionen erschreckt werde und an Deck renne, nur um zu sehen dass überall Cola ist. Wie ich Brook beim Spielen zugehört habe um dabei auf der Wiese einzuschlafen. Wie Chopper in meinen Blasen herumgeworfen wird und wie Jimbei uns unter Wasser Seemonster anlockt, damit wir nicht angeln müssen. Sie Sato Lysop das lügen beibringt und Sanji Nami, Robin und mir ein paar Eisbecher bringt und wie wir einfach in der Sonne liegen und auf die neue Insel warten. Und Ruffy. Wie er immer auf dem Löwenkopf sitzt, jedem das Essen klaut und sich über Kleinigkeiten kaputt lacht. Wie er sich Geschichten von mir anhört, die ich aus Büchern kenne wenn wir heimlich doch mal kuscheln. Wie er immer vorher schon weiß, dass jemand durch die Tür kommen will. Wie er schläft. Wie er redet. Einfach wie er ist. Und wie ich ihm das Herz gebrochen habe als ich ihm sagte, dass es aus ist. Wie er geweint hat und gefleht hat, dass ich das nicht machen soll. Wie er mich angesehen hat als ich ihm sagte, dass ich es so will. Wie verzweifelt er war als er merkte, dass ich es ernst meinte. Und was passiert sein muss, als ich nicht wieder nach Hause kam. Als er gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Als weder Zorro noch Sato oder ich wiederkamen. Als er gesagt hat, dass alle nach uns suchen sollen. Als er sich umgehört hat und den Blutfleck auf dem Boden gesehen hat. Selbst, wenn jemand mein Blut weggewaschen hat, es kann nicht alles sofort verschwunden sein. So wie Satos Blut nicht sofort wieder weg war. Ich stelle mir immer vor wie er meine Brille findet. Sie kann unmöglich heile geblieben sein. Nicht bei dem Schlag. Wenn noch Blut an ihr war, oder ein paar Haare von mir, die sich an ihr verfangen hatten, muss er einfach denken, dass ich gestorben bin. Wenn er die Leute fragt, die es aus dem Fenster hätten sehen können, was würden sie sagen? Dass ich in meinem Blut gelegen habe? Dass ich aussah, als ob ich an meinem Blut ersticke? So, wie Sato es beschrieben hat? Wenn er das hört, was denkt er dann? Was macht er dann? Was hat er getan? Wie geht es ihm jetzt? Was denkt er jetzt? Was macht er jetzt? Ich weiß, was er nicht macht. Obwohl er so lange darauf gewartet hat es zu können. Er rettet mich nicht. Ich bleibe nicht lange bei Familie Kaona. Als Frau Kaona herausgefunden hat, wieso ich versklavt wurde, ist sie fast ausgetickt. „Wenn ich das gewusst hätte! Sie bleibt keinen Tag länger in meinem Haus!“ Ich wusste nicht ob ich mich freuen oder ob ich heulen sollte. Auch wenn Laika sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Also packe ich meine Klamotten, die ich Teilweise noch von Herr Akai habe, in eine Tragetasche aus Papier und gehe zusammen mit der immer noch entsetzten Frau Kaona in die Stadt. Es ist schon Spät und ich frage ich, was sie macht, wenn sie mich heute nicht mehr verkauft bekommt. Die Sonne geht schon unter und ich sehe wie manche Läden ihre Wahre herein holen, andere jetzt erst aufmachen. Bars und Tanzhäuser. Wir gehen einfach weiter und ich höre Frau Kaona immer wieder leise fluchen und sehe sie den Kopf schütteln weil sie es wohl immer noch nicht fassen kann. Wir gehen am Auktionshaus vorbei und ich blinzle etwas, da ich jetzt wirklich nicht mehr weiß, was sie sich vorgestellt hat. Sie geht einfach immer weiter. Die ganze Zeit. Ich ihr hinterher. Bis ins Gewerbegebiet. Gott, sie wird mich umbringen. Sie drückt gleich einfach auf den Knopf und ich bin kein Problem mehr für sie. Fuck, was mach ich jetzt? Nein, das ergibt doch keinen Sinn. Ich habe ihr so viel Geld gekostet. Das würde sie nicht machen. Oder? Sie sieht echt sauer aus. Gleich höre ich es drei Mal piepen und ich bin dran. Gott, bitte nicht. Doch als sie vor einer Tür einer großen Halle stehen bleibt, atme ich innerlich auf. Auch, wenn es mir hier noch fast weniger gefällt als da, wo ich her komme. Sie klopft nicht, sondern greift in ihre Handtasche, holt eine Karte heraus und zieht sie durch den Kartenleser an der Wand. Es piept, die Tür öffnet sich und sie geht durch die Tür, als würde sie das jeden Tag machen. Sie will mich wirklich umbringen. Fuck. Ich muss mir was einfallen lassen. Und das schnell. Allerdings gehe ich noch hinter ihr her, beiße mir vor Nervosität auf die Unterlippe und sehe mich nach einer Waffe um. Ich kann ihr ja von hinten irgendwas Schweres über ziehen, ihr die Fernbedienung wegnehmen und ganz schnell- „Sara? Was machst du hier?“, unterbricht eine tiefe Männerstimme meine Gedanken und ich blicke erst jetzt wieder nach vorne. Den Plan kann ich wohl vergessen. Ein Kerl sitzt an einem Schreibtisch. Er ist bestimmt um die Fünfunddreißig, sieht aber nicht schlecht aus. Er hat kurze, schwarze Haare und trägt ein Headset am Ohr. Er steht gerade von seinem Schreibtisch auf, auf dem mehrere Monitore stehen. Von hier aus kann ich nicht erkennen, was er beobachtet. „Hi Joh. Hör mal, du musst mir einen Gefallen tun.“, noch während sie spricht findet sein Blick mich und er unterbricht sie mit einem Seufzen. Als ob er schon weiß, was sie von ihm will. „Oh, nein. Ehrlich? Schon wieder?“ „Sie ist nicht schwanger. Ich will sie nur nicht in meinem Haus haben.“, erklärt sie sofort und jetzt drehen sich beide zu mir um. Ich schlucke. Was macht der mit den schwangeren Sklavinnen? „Ich kann das nicht jedes Mal machen, wenn dir was bei deinem Kauf nicht passt.“ „Tu nicht so. Das ist nur ein Handgriff für dich.“ Der soll mich umbringen. Verdammt. Das wars. Hier komm ich nie wieder lebend raus. Joh fasst sich nachdenklich in den Nacken, atmet tief durch und scheint über irgendwas nachzudenken. Dann dreht er sich um, geht an einen Schrank und ich schließe einen Moment die Augen um jetzt nicht die Nerven zu verlieren. Der wird mich umbringen. Und dann verschwinden lassen. Ans Krankenhaus verkaufen, wie Sato. Bitte nicht. Dann höre ich Papier und öffne wieder meine Augen. Die beiden kümmern sich gar nicht um mich, sehen beide in meine Akte und haben noch ein paar daneben liegen. Jetzt blinzle ich doch. Was ist los? „Die hier?“ „Wie alt ist sie?“ Die tauschen mich. „Sechsundzwanzig.“ „Und wieso wurde sie… ah, okay. Damit bin ich zufrieden. Kannst du sie wecken?“ „Warte hier.“, sagt Joh nur noch, greift die überflüssigen Akten, und meine, und legt sie zurück in den Schrank. Frau Kaona gibt er die der Sklavin, die sie sich ausgesucht hat. Meine Fernbedienung gleitet aber nicht in seine Tasche, wie ich es vermutet habe. Er schließt sie an einem Gerät an der hinteren Wand an. Mein Halsband gibt einen Ton von sich, was mich sofort zum Zusammenzucken bringt. Ich lasse meine Taschen fallen und greife an meinen Hals. Gott, sie bringen mich doch um. Doch die beiden reagieren ganz ruhig. Joh nickt sogar einen Moment, sieht dann zu mir und kommt auf mich zu. Kein Ton mehr von meinem Halsring. Was war los? Alles gut? „Lass die Taschen hier. Die brauchst du nicht mehr.“ Ich bin etwas verwirrt als er einfach an mir vorbei geht. Doch als er in der Tür stehen bleibt und sich zu mir umdreht, verstehe ich doch und gehe ihm hinterher. Wir gehen durch einen langen Gang. Es ist dunkel und das einzige Licht, was verhindert, dass ich vor Kisten an den Wänden laufe, fällt durch die Fenster herein. „Du gehörst jetzt der Doskoi Panda GmbH. Kannst du gut nähen?“ Doskoi Panda? Das ist ne Modemarke. „Ich-ich-ich mach das nicht so oft.“ „Ab jetzt schon. Du arbeitest offiziell ab morgen. Auch, wenn ich dich erst übermorgen mitnehme. Glaub mir, du wirst den Tag Pause brauchen.“ Wieso? Ich schlucke die Frage herunter als er die nächste Tür aufschließt. Er geht einfach weiter, doch als ich durch die Tür gehe, muss ich einfach stehen bleiben. Das sind so viele. So viele Sklaven. Eine Halle voller zugedeckter Sklaven die schlafen. So viele. Joh geht nicht weit, zwei Reihen nach links, fünf Reihen nach vorne und er weckt die Sklaven mit einem Anstupsen mit dem Bein. Ich kann nicht aufhören durch die Halle zu sehen. Sie schlafen nicht auf dem Boden. Jeder hat eine kleine Matte auf die er liegt. Und eine Decke. Joh erklärt in einem kurzen „Du kommst mit.“ der Sklavin, was los ist. Ein paar Sklavinnen bewegen sich unter den Decken, ein paar gucken unter den Decken hervor, aber keiner will bemerkt werden. Er kommt mit der Sklavin zurück zur Tür, die den Blick gesenkt hält, und folgt einen Moment meinem Blick durch die Reihen. „Willkommen zu Hause, Rosa. Leg dich schlafen.“ Er und die andere Sklavin gehen an mit vorbei und er schließt die Tür hinter mir. Ich höre noch, wie er die Tür hinter sich abschließt und die Schritte auf dem Gang. Aber ich kann mich noch nicht bewegen. Das müssen über hundert sein. Sind das alles Näherinnen? „Frischfleisch.“, höre ich von der rechten Wand leise flüstern, dann jemanden Seufzen und sich bewegen. Rechts von der Tür an der Wand haben die Sklaven Betten. Das sind auch keine Frauen. Das sind Kerle. Einer ist riesig groß. Von der Statur wie Franky. Aber er ist bestimmt größer als er. Die anderen vier sind etwas größer als ich. Bestimmt so um den dreh wie Zorro. Oder Sanji. Zwei blond, einer braune Haare, einer schwarze Haare. Sie schwingen ihre Beine aus dem Bett und sehen zu mir rüber. Dann steht einer nach dem anderen auf und sie kommen wirklich in meine Richtung. Ich drehe mich denen ganz automatisch entgegen. Was machen die jetzt? Was haben die vor? Naja, es gibt da mehrere Möglichkeiten. Ich brauche Kontext, sehe daher also noch einmal auf die am Boden liegenden Sklavinnen neben mir, die sich aber gekonnt unter ihren Decken verzogen haben. Nur eine sieht zu mir. „Wehr dich nicht.“ Mein Blick weitet sich, ich weiche einen Schritt zurück und sehe sofort wieder zu der Gruppe auf, die auf mich zukommt. Das sind auch Sklaven. Das kann unmöglich die ihr ernst sein. Jeder von ihnen trägt Halsringe. Wir sind auf der gleichen Stufe. Die sind nicht besser als ich. Auch, wenn sie stärker aussehen. Auch, wenn ich gegen Gren nichts machen konnte. Nein, nichts machen durfte, bei denen ist es anders. Also beiße ich die Zähne aufeinander, stelle ein Bein weiter nach hinten und hebe die Arme. Defensive Kampfposition. Dieselbe, die ich einnahm, bevor Zorro immer auf mich zu gerannt kam. Sie bleiben aber nicht stehen, als sie das sehen. Sie grinsen sogar auf. Wehe. Ich hatte einen guten Lehrer. „Bleibt stehen.“, sage ich sofort, wenn auch leise, was die kleine Gruppe aber anscheinend nicht stört. Sie bleiben nicht stehen. Natürlich nicht. Aber ich bluffe nicht. Das meine ich wirklich ernst. Konzentrier dich, Schieda. Was kann ich machen? Ich habe keine Waffe. Ich habe keine Teufelskraft. Ich bin am Arsch. Verdammt. „Endlich wird’s mal wieder anspruchsvoll.“, sagt der mit den schwarzen Haaren dann und kommt bei den Worten auf mich zu. Er will meinen Arm packen, also weiche ich seiner Bewegung zur Seite aus, mein Arm taucht einfach unter seinem Griff ab, ich drehe mich weg, dass er an mir vorbei greift und gehe einen Schritt nach vorn, so dass ich jetzt hinter ihm stehe. Ich hole schon mit dem Fuß aus, als ich mich noch umdrehe und trete ihm von hinten mit voller Wucht zwischen die Beine. Erwischt. Damit hat er nicht gerechnet, greift sich dann aber nur noch zwischen die Beine und geht auf der gleichen Stelle keuchend in die Knie. Ich drehe mich sofort wieder zu den restlichen aus der Gruppe. Jetzt sind sie doch stehen geblieben. Sieht nicht aus, als ob irgendjemand damit gerechnet hätte. Ich muss konzentriert bleiben. Der hinter mir lässt sich zur Seite kippen und ich gehe ein paar Schritte weiter in den Raum, damit er nicht nach mir treten kann, lasse die anderen aber nicht aus den Augen. So wie sie mich nicht aus den Augen lassen. „Das wird interessant.“, sagt jetzt der Große. Er ist es aber nicht, der auf mich zukommt. Es sind die beiden blonden, die auf mich zu kommen. Gegen zwei kann ich nicht. Mist. Konzentrier dich! Wie bei Zorro. Nur Zorro ist einer, und das sind zwei. Der erste will wieder an meinen Arm, doch diesmal kann ich mich nicht an ihm vorbei drehen. Ich schlage seinen Arm mit meinem weg und muss im nächsten Moment schon aufpassen, dass der andere mir bei meiner Abwehr nicht den anderen Arm greift. Die wollen mich nicht besiegen. De wollen mich außer Gefecht setzen. Angriff. Ich schlage den nächsten Arm zur Seite, der nach mir greift, hole mit dem anderen Aus und jage dem ersten Blonden so mein Handgelenk ins Gesicht. Ich wollte eigentlich seine Nase treffen, doch er weicht noch halb aus, weshalb ich ihn am Auge treffe. Auch nicht schlecht. Er weicht sofort zurück und hält es sich, flucht dabei leise und ich konzentriere mich dafür auf den anderen Blonden. Er sieht seinem Kollegen erst noch nach, verengt dann die Augen zu schlitzen als er wieder zu mir sieht. Jetzt holt er aus, will wohl doch nicht mehr so leicht meine Arme greifen wie vorher und schlägt zu. Zorro würde ihn wahrscheinlich sofort platt machen, so offensichtlich ist es, wo er mich treffen will. Ich weiche zur Seite aus, greife dabei seinen Arm mit dem er mich treffen wollte und drehe ihn ihm auf den Rücken. Ich drücke nicht, drehe aber viel. Ich weiß, dass ich ihn dadurch unter Kontrolle halten kann. Jetzt ist er mein Schutzschild. „Fuck, Hao. Stell dich nicht so bescheuert an!“, schreit ihn jetzt der große an. Er will etwas antworten, aber in dem Moment drehe ich seinen Arm etwas weiter. Keiner soll mehr was sagen. Ich hab keine Ahnung, wie ich hier wieder raus komme. Ich kann nicht die ganze Nacht kämpfen. Ich bin so nervös. Jetzt kommt der Brünette auf mich zu und ich gehe ein paar Schritte weiter zurück, halte den blonden dafür weiter dicht bei mir. „Bleib stehen oder ich breche ihm den Arm.“, fauche ich leise und hoffe, dass er mir glaubt. Ich bin nicht sicher, ob ich das kann. Habe ich noch nie versucht. Obwohl Ruffy mir in dem Winkel schon meine Schulter ausgerenkt hat. „Nein!“, schreit der Blonde sofort auf und versucht zu mir nach hinten zu sehen. Aber ich kann gar nicht auf ihn achten. Der Brünette ist viel zu ruhig. Viel ruhiger als ich. Er ist nicht nervös und er sieht so aus, als ob ihm egal wäre, ob ich seinem Freund den Arm breche oder nicht. Jetzt aufpassen. Das wird wichtig. Und schwierig. Atmen. Er geht einfach weiter, und kommt mir so immer näher. Obwohl ich weiter zurück weiche. Er geht schneller als ich mit dem Blonden zusammen laufen kann. Ich muss hier weg. Nein, lauf nicht weg. Nicht weglaufen. Als er mir zu nah kommt, werfe ich ihm seinen Freund entgegen. Aber er scheint damit gerechnet zu haben, weicht ihm aus, holt zeitgleich aus und trifft mich noch bevor ich meine Arme zur Verteidigung heben kann im Gesicht. Ich verliere die Orientierung, falle zur Seite und fange mich noch mit den Armen vom Boden ab. Ich presse die Luft durch meine Zähne um nicht schreien zu müssen, öffne meine Augen und sehe mich im Augenwinkel um. Dann sehe ich Augen. Viele Augen. Die ganze Reihe von Sklavinnen beobachtet mich. Aber sie liegen einfach nur da. Verstecken sich unter ihren Decken und sehen zu. „Helft mir.“, stoße ich als erste Reaktion hervor, spüre dann eine Hand in meinen Haaren und wie sie mich zurück auf die Beine zieht. Erst jetzt schreie ich wirklich auf, greife die Hand mit beiden Händen, spüre sie aber nur durch meinen Haaren. Er hält mich so fest, dass ich so nicht an seinen Körper komme. Er muss sich gar nicht anstrengen um mich wieder der Gruppe zuzudrehen. Die jetzt natürlich sauer auf mich ist. Der eine Blonde hält sich noch immer das eine Auge zu, aber er kommt jetzt zu mir. Er presst die Lippen aufeinander, beißt die Zähne zusammen und kocht vor Wut. Jetzt bekomme ich wirklich Angst. „Nicht!“, schreie ich noch auf, als ich sehe, wie er ausholt. Er schlägt mich mit der Faust in den Bauch. In den Magen und schlagartig wird mir übel. Ich krümme mich vor Schmerzen, halte meinen Bauch, werde aber wieder an den Haaren nach oben gezogen. „Dreckstück.“, flucht er leise und holt wieder aus. Ich halte die Augen fest geschlossen, bin noch immer vom ersten Schlag betäubt als er mich diesmal in der Seite trifft. Sie helfen mir nicht. Keiner hilft mir. Er schlägt wieder zu. Und wieder. Ich kann mich kaum mehr auf den Beinen halten. Mir ist so schlecht vor Schmerzen und ich bekomme kaum Luft. Dann greift jemand mein Kinn, zerrt es nach oben und zwingt mich ihn anzusehen. Der Schwarzhaarige. Fuck. „Dafür ficke ich dich bis zu blutest, Nutte.“ Ich würde ihm zu gerne ins Gesicht spucken, aber ich kann kaum Atmen. Ich glaube, er sieht es mir an, denn jetzt schlägt er zu. Er lässt mein Kinn erst los als seine Andere Hand meine Wange trifft. Er schlägt so hart zu, dass ich wieder die Orientierung verliere. Dass ich wirklich falle spüre ich erst als ich den Boden unter mir spüre. Er hat mir die Lippe aufgeschlagen. Ich fühle es sofort. Ruffy. Jemand greift mich bei der Schulter, dreht mich mit einem Ruck auf den Rücken und ich regiere instinktiv, als ich anfange nach ihm zu schlagen. „Nicht. Lass mich!“, schreie ich und sehe und spüre, wie der Dunkelhaarige meine Arme greifen will. Er setzt sich zeitgleich auf meinen Bauch und bekommt erst meinen linken, dann meinen rechten Arm zu fassen. Einer der beiden Blonden, der mir als Schutzschild dienen sollte, nimmt sie ihm ab. Er hält meine Arme zusammen während der Schwarzhaarige mein Shirt greift um es mit einem Ruck zu zerreißen. Das Shirt spannt auf meiner Haus und es fühlt sich an als würde es an manchen Stellen meine Haut aufschneidet, doch es wird nur Striemen hinterlassen. „Hör auf! Nicht!“, schreie ich immer wieder und versuche ihn irgendwie von mir herunter zu treten, auch wenn ich ihn so nie erwischen kann. Ich werde nicht betteln. Kein einziges Bitte wird über meine Lippen kommen. Der Schwarzhaarige zerreißt den Stoff meines Shirts, reicht es dann dem Blonden über mir der es mit einer Hand annimmt um meine Arme damit zu fesseln. „Nein!“ Ich kämpfe so gut ich kann, beiße die Zähne aufeinander und versuche noch im letzten Moment meine Arme zu befreien ehe ich spüre wie er sie fest zusammenbindet. Es schneidet mir in die Haut, schnürt mir die Arme ab und schmerzt. Der Schwarzhaarige bewegt sich so lange nicht bis mir die Kraft ausgeht. Bis ich mich nicht mehr so stark wehren kann. Erst jetzt rutscht er von meinem Bauch weiter nach unten. Ich will mich schon bereit machen ihn von mir herunter zu treten, merke dann aber Hände an meinen Knöcheln. Das sind fünf. Ich bin alleine. Ich komm hier nicht weg. Ich komm hier nicht weg! Er zerreißt meine Leggins wie mein Shirt, kniet sich zwischen meine Beine und löst sich aus seiner eigenen Hose bevor er auf seine Hand spuckt um mich so irgendwie feucht zu bekommen bevor er mit einem Ruck in mich eindringt. Und auch, wenn ich ein Keuchen durch meine zusammengebissenen Zähne nicht unterdrücken kann, zwinge ich mich dazu nicht zu schreien. Tränen brennen vor Schmerzen und Scharm in meinen Augen, aber ich sehe nicht weg. Ich sehe ihn die ganze Zeit über an. Die ganze Zeit. Dieser miese Wichser soll sich meine Augen merken. Er soll von ihnen Träumen und sie sehen, wenn er nachts im Dunkeln aufwacht. Er soll sie immer sehen. Er braucht nicht lange, worüber ich froh bin. Als er sich von mir löst atme ich tief durch und blinzle die Tränen aus meinen Augen. Ich kann spüren wie es zwischen meinen Beinen brennt und sie ich feucht von ihm bin. Ich bin nur feucht wegen ihm. Nicht wegen mir. „Beweg dich, ich bin dran.“, sagt dann plötzlich der blonde, den ich ein blaues Auge verpasst habe ich sofort schießt wieder Adrenalin durch meine Adern. Die wollen alle. Jeder von ihnen. Ich komm hier nicht weg. Und diese Verdammten Sklavinnen helfen mir nicht. Wieso helfen sie mir nicht? Keiner hilft mir. Wieso nicht? Ich schreie nicht. Kein einziges Mal. Ich sage nicht Bitte. Es brennt so lange bis es sich nur noch taub anfühlt. Ich kann mich nicht wehren und ich spüre wie es mich kraft kostet unter ihnen zu liegen. Auch, wenn der Braunhaarige nicht wirklich lange durchhält, hat er mich drei Mal genommen. Schon beim zweiten Mal hat er mich umgedreht und von Hinten genommen. Nicht einmal da habe ich geschrien. Auch, wenn ich vor Schmerzen geweint habe. Ich glaube, ihn haben meine Augen gestört. Ich weiß nicht wie lange sie das mit mir gemacht haben. Irgendwann hat sich der erste wieder in sein Bett gelegt als der Vorletzte noch dabei war. Sie haben mir mehr Schmerzen zugefügt als es jemals jemand mit mir gemacht hat. Aber ich fühle mich nicht so fertig wie nach dem ersten Mal mit Gren. Ich bin schwach, verletzt, blute und meine Beine zittern als ich versuche sie zu schließen als sie mich alle wieder alleine liegen gelassen haben, aber ich gehöre noch mir. Sie haben mich benutzt. Damit komm ich klar. Ich bin so weit von dem freien Schlafplatz weg dass ich gar nicht darüber nachdenke zurück zu kriechen. Ich reibe mir mit den Händen über die noch gerade gefesselten Arme und rolle mich auf die Seite. Ich bin so Müde. Meine Augen brennen noch von den Tränen und ich muss mich ausruhen. Das war nichts anderes als eine Niederlage. Verdammt. Ich sollte es genauso machen wie Zorro. Dafür sorgen, dass ich nie wieder verlieren kann. Und wenn, dann für etwas, das es wert ist, dafür zu verlieren. Ich hab verloren. Hoffentlich bekommt er das nie raus. Hoffentlich lebt er noch. Bitte leb noch, Zorro. Sei irgendwo. Plötzlich spüre ich eine Hand an meinem Arm. Ich zucke sofort zusammen und drehe mich zur Seite. Drei Sklavinnen sind unter ihren Decken hervorgekrochen und sehen nach mir. „Ganz ruhig.“, sagt die erste auf meine Reaktion, aber ich reiße ihr meinen Arm aus ihrer Hand. „Fass mich nicht an, du Dreckstück.“, fauche ich sie sofort an als ich ihren mitfühlenden Blick sehe. Die haben mir nicht geholfen als ich sie gebraucht hätte. Und jetzt kommen sie an? Die wollen nur ihr Gewissen beruhigen. Darauf kann ich verzichten. „Ich brauche euch nicht.“, flüstere ich weiter und drehe mich auf den Bauch um mich von ihm abstützen zu können. Ich setze mich auf, blicke einmal zu dem freien Liegeplatz und wieder muss ich meinen Arm von ihren Händen reißen. Ich mache es so schnell, als hätte ich mich verbrannt. „Lasst es! Fasst mich nicht an.“, wiederhole ich mich und stemme mich wacklig auf meine halb betäubten Beine. Ich lasse nicht zu, dass sie mir helfen, stolpere langsam, und trotzdem so schnell ich kann, zur Matte, lasse mich auf ihr fallen und ziehe die Decke mit einer kurzen Handbewegung über mich. Mir ist eiskalt, meine Haut brennt, ich schmecke noch immer Blut von meiner Lippe und ich kann meine Beine nicht so legen, wie ich es gerne hätte, da sie mir nicht mehr gehorchen. Ich bleibe einfach nur noch liegen. Wenigstens eine Decke habe ich noch. Und eine Liege für mich alleine. Es dauert nicht lange bis ich schlafe. Alle werden mit einer Sirene geweckt, die sich anhört wie ein Nebelhorn. Das Licht geht zeitgleich an und alle stehen beinahe Zeitgleich auf. Ich bleibe liegen. Als hätte Joh es gewusst. Er hat mir gesagt, ich soll heute noch nicht arbeiten. Ich werde den Tag brauchen. Und ob ich ihn brauche. Ich schlafe schnell wieder ein als alle aus der Halle gegangen sind. Ich wache zwar immer wieder auf, kann mich immer wieder etwas mehr bewegen und ziehe die Decke enger um mich, doch wirklich Wach werde ich nicht. Erst am Abend, als die Sklavinnen zurückkommen, öffne ich meine Augen wirklich. Jemand hat mir zusammengelegte Klamotten hingelegt. Aber ich greife sie erst nach Minuten. Das ist ein Shirt wie es hier jeder trägt. Und genau die gleiche, weite Stoffhose. Alles weiß. Auch, wenn ich sehe, dass sie schon alt sind. Sie haben Flecken die wohl nie wieder ganz herausgewaschen werden können und der Stoff ist an den Rändern abgenutzt. Besser als die letzten Fetzen, die ich noch trage. Ich reibe mir das getrocknete Blut und Sperma mit den zerrissenen Klamotten von der Haut ehe ich meine neuen Klamotten anziehe ohne die Decke von mir weg zu ziehen, schiebe die Fetzen dann einfach zur Seite von meiner Matte und bleibe liegen. Ich habe solchen Durst. Und Hunger. Alles tut mir weh. Ich will nach Hause. Ich will so sehr nach Hause. Zum ersten Mal seit ich weg bin bekomme ich wirkliches Heimweh. Ich will nicht länger warten. Ich will nach Hause. Hol mich endlich hier raus. Hol mich nach Hause. Ich fange an zu weinen als ich höre wie sich die Sklavinnen um mich herum hinlegen und höre auf zu weinen als ich eine von ihnen keuchen höre. Höre ich das, was ich denke? Ich halte die Luft einen Moment in meiner Lunge um besser Lauschen zu können, höre sie dann aber leise betteln. Ganz sicher. Aber sie hatten gestern doch erst mich. Ich zögere einen Moment. Soll ich ihr helfen? Kann ich das einfach machen? Nachdem sie mir nicht geholfen haben? Aber was würde es aus mir machen wenn ich genau das gleiche mache, was sie getan haben? Ach, fuck, das werde ich bereuen. Ich schlage die Decke zurück, atme tief durch und setze mich auf. Autsch. Es tut immer noch alles weh. Ich kann ihn von hier aus sehen. Er liegt ein paar Reihen weiter auf einer Sklavin, zwischen ihren Beinen, und ich kann sehen, wie er zustößt. Der Blonde. Ohne blaues Auge. Hao, glaube ich. „Hey. Lass es.“, höre ich dann eine leise Stimme flüstern und sehe aus Reflex zu ihr nach unten. Sie liegt neben mir, sieht zu mir nach oben und versteckt sich unter ihrer Decke. „Fotze.“, antworte ich ihr einfach, weil das genau das ausdrückt, was ich denke. Sie ist eine dreckige Fotze, wenn sie ihr nicht hilft. Und jetzt muss ich es. Obwohl ich mich kaum auf meinen Beinen halten kann. Ich stehe nur langsam auf, lasse mir aber keine Zeit, stolpere durch die Reihen und beiße die Zähne aufeinander. Plötzlich greift mich jemand am Knöchel, zieht mein Bein zur Seite und bringt mich zu Fall. Ich fange mich noch mit den Armen ab, spüre aber schon wie mich Hände greifen und mir den Mund zu halten. Ich schüttle sofort den Kopf, will mich befreien, komme mit meinen angeschlagenen Armen und Beinen aber nicht einmal gegen eine Sklavin an. „Bleib ruhig. Hör auf. Er ist gleich fertig.“, flüstert sie mir ins Ohr und ich greife ihre Hand vor meinem Mund um sie von mir weg zu ziehen. Wie kann sie das so einfach sagen? „Sie brechen dir die Finger, wenn du dich nochmal wehrst. Oder einmischt. Lass es.“ Erst jetzt bleibe ich still liegen und beiße die Zähne aufeinander. Sie sagt es, als wäre sie sich sicher. „Und mit gebrochenen Fingern bist du hier nichts für die Firma wert. Kapierst du endlich? Solange du funktionierst, ist es egal, was passiert.“ Das kann nicht wahr sein. Wieso sind die Kerle eigentlich hier? Wozu? Die Nähen doch nicht, oder? Die Sklavin hinter mir hält mich fest bis wir hören, dass Hao sich von der Sklavin löst. Erst, als alles wieder ruhig ist, löst sie ihren Griff von mir. Ich drehe mich erst zu ihr um, dann sehe ich auf um nach der vergewaltigten Sklavin zu sehen. Sie hat sich unter ihre Decke verzogen. „Geh zurück in dein Bett. Du kannst hier nicht helfen. Geh schlafen.“ Flüstert sie mir jetzt zu und dreht sich dabei von mir weg. Wieder sehe ich zu ihr herunter. Eine Frage kann ich mir aber doch nicht verkneifen. „Ihr seid viel mehr als die. Wieso-„ „Wir dürfen nicht. Ich erkläre es dir morgen.“ Antwortet sie noch bevor ich die Frage ganz aussprechen kann. Sie ist jünger als ich und trotzdem scheint sie mit der Tatsache abgeschlossen zu haben, dass es hier nun mal so ist. Sie lebt damit. Und ich kann es immer noch nicht glauben. Ich höre auf sie, stolpere zurück auf meine Liege und wickle mich in meine Decke ein. Diesmal kann ich nicht so schnell schlafen wie ich es gestern konnte. Aber ich schlafe ein. Die Sirene weckt mich diesmal so plötzlich, dass ich vor Schreck die Decke wegtrete und schon aufrecht sitze, bevor ich wirklich weiß, wo ich bin. Was war? Oh. Klar. Mist, ich hatte heute Nacht wieder einen Alptraum. Das kann ich spüren, auch wenn ich mich nicht wirklich dran erinnern kann. Wundert mich, dass ich nicht jede Nacht einen habe, seit ich diesen Halsring habe. Das interessiert mich gerade aber wenig und ich sehe ganz automatisch zu der Sklavin, die gestern Nacht vergewaltigt wurde. Sie benimmt sich wie jede andere auf, auch wenn sie nicht so schnell aufsteht wie die anderen. Ich entscheide mich dagegen sie zu beobachten. War bestimmt auch so schlimm genug für sie. Ich kann es ihr nachfühlen. Heute kann ich mich schon sicherer auf den Beinen halten, aber ich habe Schmerzen beim Einatmen. Meine Haut an meinen Rippen und meinem Bauch ist überempfindlich, genau wie die Haut auf den Innenseiten meiner Oberschenkel, meinem Hintern oder zwischen meinen Beinen. Ich gehe einfach mit der Menge mit und blinzle etwas, als wir in Duschen geführt werden. Ich lege meine Klamotten, wie alle anderen auch, an die Wand, nehme mir ein Stück Seife aus einem großen Korb und gehe unter die Duschen. Großraumduschen. Ich sehe mich gar nicht um und erst jetzt kann ich wirklich an mir herunter sehen um zu erkennen, was los mit mir ist. Mein Bauch und meine komplette linke Seite ist blau und grün unterlaufen. Ich habe Kratzer an den Oberschenkeln und spüre sie auch zwischen meinen Beinen. Meine Arme sind blau an der Stelle, wo sie mich gefesselt hatten, ein paar Schnitte sind wieder aufgegangen und ich kann Zahnabdrücke auf meinem Dekoltee sehen. Außerdem habe ich überall einzelne blaue Flecken. Die Schnitte an meinen Armen sind schon etwas älter. Trotzdem reichen sie mir vom Handgelenk bis an die Ellenbogen. Natürlich die Außenseite, nicht die Innenseite. Ich wollte ja wieder nichts Wichtiges kaputt machen. Natürlich spricht mich niemand darauf an. Ich glaube, jeder kann sich denken, was los ist. Wieso ich diesmal die Arme genommen habe und nicht meine Oberschenkel? Naja, verstecken konnte ich die Schnitte ja schlecht unter einem Haarband. Ich weiß nicht genau. Einfach, weil ich wollte. Es hat ja auch einen anderen Grund als damals. Nach der Dusche wringe ich meine Haare, so wie alle anderen auch, mit beiden Händen aus und ziehe mir meine Klamotten wieder an. Meine Haare sind schon wieder so lang, dass sie mir bis über die Schultern fallen. Als ich noch bei Ruffy war, gingen sie mir bis zum Kinn. Ich bin schon so lange weg. Nach der Dusche gehen wir alle durch vier große Flügeltüren aus der Halle auf den Hof. Es regnet, weshalb ich nicht geblendet werde und ich mich sofort umsehen kann. Es gibt mehrere Hallen. Noch mehr Sklavinnen kommen aus anderen Türen. Wie viele sind das? Vier Hallen. Jede mit einer großen Zahl versehen. Ich bin in Halle vier. Hunderte Sklavinnen. Und ich mitten drin. Der Regen stört mich nicht, ich bin eh noch Nass vom Duschen. Wir bleiben aber nicht lange auf dem Hof, sondern werden in die größte Halle geführt. Aufseher stehen hier an jeder Ecke und der Hof ist mit Maschendraht und Stacheldraht umzäunt. Aber ich glaube nicht, dass da überhaupt jemand dran geht. Die Aufseher tragen alle Gewähre. Man wäre schön blöd, wenn man es versucht. In der größten Halle stehen Laufbänder, viele Stühle, Tische und Stoff. Wirklich viel Stoff. Die ersten setzen sich schon auf ihre Stühle, doch als ich es ihnen nachmachen will hält mich jemand am Arm. Ich blinzle, schrecke aber nicht auf. Ich stoße schon die ganze Zeit mit irgendwelchen Leuten zusammen. Es ist Joh, der mich aufhält. Klasse. „Bei dir fehlt noch was. Komm mit.“, sagt er einfach und zieht mich beinahe Zeitgleich hinter sich her an einem Aufseher mit Gewehr vorbei, einen Gang entlang und in ein kleines Zimmer. Naja, klein ist übertrieben. Mein Schlafzimmer auf der Sunny war so groß. Sieht aus wie ein Arztzimmer. Eine Liege, viele Schränke, allerdingt auch mitten im Raum einen Sichtschutz und es riecht nach Desinfektionsmittel und Rauch. Rauch? Aber hier brennt doch nichts. „Zieh dein Shirt aus. Und leg dich da hin.“, sagt er noch bevor er die Tür hinter sich geschlossen hat. Ausziehen? Achso. Die müssen die blauen Flecken gesehen haben. Die kümmern sich jetzt um mich. Ich kann hören, dass sich jemand hinter dem Sichtschutz bewegt. Das wird der Arzt sein. Ich höre auf Joh, ziehe mein Shirt über den Kopf aus und will mich mit dem Rücken auf die liege legen. Doch als er das sieht, schüttelt er sofort den Kopf. „Nein, auf den Bauch.“ Auf den Bauch? Was hab ich denn auf dem Rücken? Bin ich da auch verletzt? Ich schlucke die Frage herunter, höre auf ihn und lege mich so, wie er sagt. Irgendjemand hinter dem Sichtschutz bewegt etwas. Ich kann Metall hören. „Bist du Linkshänder oder Rechtshänder?“ Was? „Re-rechtshänder.“, antworte ich vorsichtig und sehe, wie Joh jetzt doch auf mich zukommt. „Gut, dann links.“, sagt er kurz bevor er meinen Arm vor meinem Gesicht greift und ihn so legt, dass er neben der Liege herunter hängt. Ich mache es mit dem anderen gleich. Ich hab rechts gesagt. Was links? „Das geht schnell.“, sagt jetzt die Stimme hinter dem Sichtschutz und kam wohl schon hervor, denn ich höre die Stimme irgendwo bei meinen Füßen. Jemand schiebt meine Haare zur Seite, desinfiziert dann meine linke Schulter und ich schlucke etwas, weil ich wirklich beim besten Willen nicht weiß, was die jetzt machen wollen. Ich muss aber nicht lange warten, höre dann wieder das Metall hinter mir und ich verkneife mir mich umzusehen. Ich darf denen nicht mal in die Augen gucken. Da kann ich mich jetzt schlecht umsehen. „Achtung.“, sagt die Stimme hinter mir und stellt sich neben mich. Dann drückt er plötzlich etwas eiskaltes auf meine Schulter. Nein, das ist nicht kalt, das ist heiß! Das brennt! Ich schreie sofort auf, will mich reflexartig zur Seite weg drehen, doch weil meine Arme nicht mehr auf der Liege liegen und er mich so stark auf sie presst, meine Schulter nach unten, kann ich den Arm nicht so weit heben dass ich mich abstützen kann. Er drückt es auf mich, die ganze Zeit und ich höre das Zischen neben meinem Ohr, den Schmerz in meinem Rücken und halte die Luft verkrampft in meiner Lunge, als er das glühende Metall noch etwas länger auf meiner Haut hält. Bis es aufhört zu zischen. Dann nimmt er es weg. Ich pumpe die Luft aus meiner Lunge, atme keuchend und sofort wird mir schlecht vor Schmerz. „Warte, das haben wir gleich.“, sagt der Kerl hinter mir und kurz darauf spüre ich wieder, an der verbrannten Stelle, etwas auf meiner Haut. Diesmal ist es kühl. Wirklich kühl und weich. Er cremt mir die Stelle ein und ich lege die Stirn auf das Leder unter mir und atme immer wieder tief durch. Ein Brandzeichen. Die haben mir ein Brandzeichen verpasst. „Nächste Woche wechseln wir den Verband. Die Creme müsste reichen. Sie kann nach dem Mittagessen schon wieder arbeiten. Die Leistung ist aber erstmal beschränkt.“, erklärt der Kerl hinter mir, woraufhin Joh nur mit den Achseln zuckt. „Also wie immer.“ „Sie kann hier bleiben. Bis zum Mittag müsste der Schmerz weg sein.“ „Ich hol sie dann gleich ab.“ „Bis dann.“ Die verabschieden sich als wäre es alltäglich. Ich kotz gleich vor Schmerzen. Ein Brandzeichen. Gott, meine Schulter. Das tut so weh. Ich soll mich nach ein paar Stunden anziehen. Der „Arzt“ nimmt mir den Kühlakku von der Schulter und Joh kommt, wie er gesagt hat, und holt mich ab. Sie haben meine Schulter verbunden, aber mich nicht betäubt. Es brennt immer noch, wenn ich mich bewege. Wenn ich mich nicht bewege, geht es. Joh führt mich diesmal in eine andere Halle. Eine Kantine. Ich greife mein Tablett erst nur mit einer Hand, kann das Gleichgewicht mit dem Teller darauf aber nicht wirklich halten, muss daher den anderen Arm doch dazu nehmen. Was das Brennen verstärkt. Ich halte noch Ausschau nach einem Platz, gehe durch den Gang, als sich eine der Sklavinnen zu mir umdreht. Das ist die, die mich gestern festgehalten hat. „Hey. Halle vier sitzt hier. Komm her.“ Ich bleibe erst noch wortlos neben ihr und dem Platz, den sie mir durchs wegrücken freigemacht hat, stehen, seufze dann aber innerlich tief und mache das, was sie sagt. Mir bleibt ja kaum eine andere Wahl. Also setze ich mich vorsichtig auf meinen noch immer wunden Hintern, lasse meinen linken Arm vorsichtig auf meinen Schoß sinken und schaue wieder auf meinen Teller. Was soll das eigentlich sein? Sieht nicht lecker aus. Naja, wenigstens muss ich diesen ekeligen, grünen Brei nicht kauen. „Der schmeckt besser als er aussieht. Ist viel Gemüse. Gurken, Möhren, Erbsen, Brokkoli…. Alles Mögliche eben. Viele Vitamine. Nur kein Fleisch.“, sagt sie dann einfach von der Seite, als sie meinen Blick sieht. Eine andere, die uns gegenüber sitzt, mischt sich jetzt auch noch ein. „Wir würden dir ja gerne sagen, dass du dich dran gewöhnst, aber das kannst du vergessen. Wenn du einmal im Leben was anderes gegessen hast, dann träumst du nachts davon. Dieser Mist hier ist dagegen ein Alptraum.“ Sanji. „Erzähl mal was von dir. Wie heißt du?“, fängt jetzt wieder die neben mir an, aber ich versuche gerade noch den ersten Löffel runter zu bekommen. Ja, er schmeckt etwas süß, aber die rechtlichen Geschmackssorten wurden gar nicht aufeinander abgestimmt. Ein Mischmasch. Es schmeckt nach allem, aber nicht gut. „Rosa.“, antworte ich erst nur, aber sie schüttelt darauf sofort den Kopf. „Nein, vorher. Wie heißt du wirklich?“ Als könnte man es mir ansehen. Kann man das? „Schieda.“ Ich habe echt kein Bock zu reden. Bei meiner Antwort lächelt die neben mir allerdings kurz auf und sucht den Blick von der vor ihr. „Cool. Fast wie Schieda Valentine.“ Bei der Antwort muss ich auflächeln. Klasse. Fans. Ausgerechnet hier haben die von mir gehört. „Ja. Eigentlich genau so.“ Ich nehme noch einen Bissen, sehe aber, wie alle, die mich gehört haben, inne halten. Plötzlich sehen mich alle an. Was mich dann doch zum Blinzeln bringt und ich sehe einmal durch die Runde. Eine von Ihnen erhebt sich aber und läuft plötzlich irgendwo hin. Was ist los? „Du kannst nicht-.. Ist das dein erst? Du bist Schieda? Die Sklavin?“, zieht jetzt wieder die neben mir meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich kann mein Lächeln nicht unterdrücken, nicke als Antwort aber nur. Wieso ist sie so überrascht? „Du siehst ganz anders aus.“, bemerkt jetzt die, die vor mir sitzt und ich glaube, ich weiß, was sie meint. Das Foto auf dem Steckbrief sieht nicht mehr so aus wie ich jetzt aussehe. „Nach den letzten Monaten ist das kein Wunder.“, antworte ich ihr dann und scheine es damit wirklich zu erklären. Dann sehe ich etwas im Augenwinkel. Jemand kommt in unsere Richtung. Und von der Statur her ist das keine Sklavin. Das ist ein Kerl. Als ich den Blick hebe, bleibt er sofort stehen. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Ich kann nicht atmen. Er ist hier. Zorro. Ich erhebe mich sofort, als ich realisiere, dass er wirklich da steht, stolpere über die Bank auf den Gang und laufe sofort zu ihm. Ich muss nicht weit, falle ihm um den Hals und presse ihn so fest ich kann an mich. Erschließt mich sofort in seine Arme, hebt mich dabei hoch und ich schließe die Augen vor Glück. Er ist es wirklich. Er ist hier. Er lebt. Er ist hier. Wir sind nicht mehr alleine. Gott, danke. Ich bin so glücklich. Ich will ihn nie wieder los lassen. Doch als ich seine Hand auf meiner Schulter spüre, ist der Schmerz doch zu groß als dass ich ihn lange ignorieren kann und löse mich von ihm. Wir beide haben Tränen in den Augen und strahlen vor Glück und Erleichterung. „Du lebst.“, sagt er dann leise, was mich wieder zum Grinsen bringt. „Klar, Sensei. Hab ich doch gesagt.“, bei den Worten streiche ich mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen, aber er schüttelt den Kopf, als ob ich nicht verstehen würde. „Nein. Der Bericht. Kurz nach der Auktion.“, fängt er an, was aber zur Folge hat, dass ich ihn nur verwirrt, aber immer noch glücklich, ansehe. „Was?“ „Du weißt das nicht?“ „Wovon sprichst du?“ „Die haben dich für tot erklärt.“ „Was?“, jetzt bin ich endgültig verwirrt. Zorro strahlt aber immer noch glücklich und wischt sich erstmal selbst die Tränen von den Wangen. Als er mich so sieht, schüttelt er aber nur den Kopf als ob er mir das noch erklären könnte und nimmt mich noch einmal in den Arm. Und ich ihn. ´ „Gott, ich bin so froh, dich zu sehen.“, sage jetzt ich und atme bei ihm im Arm einmal tief durch. Irgendwann, als ich mich wieder von ihm löse, greife ich einfach seinen Arm und wir setzen uns an den Platz, an dem gerade noch ich gesessen habe. Ich esse, während Zorro mich aufklärt. „Der Artikel kam schon am ersten Tag raus. Ich hatte ihn nicht gesehen, aber ich habe mich umgehört. Ich habe allen gesagt, wenn die was von dir hören, dann sollen die mir Bescheid sagen. Sofort.“ Deswegen ist gerade die eine einfach weggerannt. Sie hat ihn geholt. „Um ein paar Ecken kam dann raus, dass die geschrieben haben, dass die Gefangenen aus den Strohhüten getötet wurden. Es war von allen die Rede. Nicht nur wegen Sato. Zwar auch von mir, aber ob sie dich jetzt auch getötet haben, wusste ich nicht. Alles, was ich mitbekommen habe, waren halbe Informationen. Aber das erklärt auch, wieso Ruffy bis jetzt nicht hier ist.“ Bei den letzten Worten wird er leiser. Ich weiß, wieso. Ruffy ist nicht nur bis jetzt nicht hier aufgetaucht. Er sucht gar nicht nach uns. Er kommt nicht. Das hatte ich befürchtet. Das war eine meiner größten Ängste. „Wie geht es dir? Wo warst du bis jetzt?“, fragt er dann doch als er merkt, dass ich anfange über diese Tatsache nachzudenken. Aber ich schüttle nur lächelnd den Kopf auf die Frage. „Frag lieber nicht, Sensei. Manches war besser, manches war schlimmer als hier.“ „Wie lange bist du schon hier? Wo schläfst du?“ „Seit vorgestern Nacht. Halle Vier.“ „Vier?“, fragt er mich, als ob er glaubt mich nicht richtig verstanden zu haben. Ich würde ja nichts weiter dazu sagen, aber die Sklavin vor mir übernimmt es für mich. „Sie ist ein Kämpfer.“, flüstert sie zu Zorro, der daraufhin sofort wieder zu mir sieht. Super. Beschreib es ihm doch gleich. „Bist du verletzt?“ „Nicht viel.“ „Wer war es?“ „Vergiss es.“ „Es waren alle fünf.“, antwortet wieder die vor mir auf Zorros Frage und ich würde ihr am liebsten irgendwas gegen den Kopf werfen. Sie ist aber noch nicht fertig. „Sie hat einen dabei fast kastriert. Einem den Arm gebrochen und einer hat jetzt ein blaues Auge. Das hab ich vorher noch nie so gesehen.“ „Du hast einem den Arm gebrochen?“, will jetzt Zorro von mir wissen, aber ich schüttle den Kopf. Können wir das Thema nicht einfach lassen? „Nur fast.“ „Ganz alleine?“ „Mir wollte ja keiner helfen.“, sage ich jetzt in die Richtung der Sklavin vor mir, die dabei aber nur ihre Lippen aufeinander presst. „Was ist mit dir?“ Die Frage hab ich befürchtet. „Paar blaue Flecke. Ich glaub, die haben mir ne Rippe gebrochen. Oder zwei. Ein paar Kratzer. Alles okay.“ „Ich habs gesehen. Unter der Dusche.“, mischt sich diese dämliche Waschweib schon wieder ein. Zorro und ich sehen zeitgleich zu ihr auf, aber sie fixiert Zorro. Damit sie meinen Blick nicht sehen muss. „Ihre ganze Seite ist blau. Und Grün. Sie hat überall blaue Flecken.“ „Halt endlich den Rand!“ „Und Kratzer.“, flüstert sie noch, greift dann aber doch lieber ihren Löffel und schweigt. Ich kann den Blick von Zorro richtig spüren. Er sitzt zu nah, als dass der die Kratzer auf meinem Arm sehen könnte, ich habe die Hand unter dem Tisch auf seinem Schoß. Der andere Arm hat die Kratzer auf der Seite, die er nicht sehen kann. Selbst gerade, als ich ihm um den Hals gefallen bin, hat er natürlich nicht auf meine Arme geachtet. „Kratzer?“, fragt er leise und ich sehe mit Absicht nicht zu ihm auf, sondern auf meinen Teller. Er denkt an das gleiche wie ich. Nicht mehr an die Vergewaltigung von Vorgestern. Er denkt an das Training. Als er meine Kratzer gesehen hat. „Ach, verdammt.“, fluche ich leise, weil ich weiß, dass er sie eh sehen wird. Er weiß ja schon davon. Also lasse ich den Löffel sinken, sehe schräg zu ihm auf und hebe dann meine Arme, drehe die Innenseiten zu mir und die Außenseiten zu ihm. Dabei sehe ich zu ihm auf. Komm schon. Sag was dazu. Sei erst geschockt und dann sauer. Er sieht sich die Kratzer an, dann an meinen Armen vorbei in meine Augen. Ich habe auf Autopilot gestellt. Mache ich gerne in den letzten Wochen. „Mach das nicht nochmal.“, sagt er leise und ich schüttle sofort den Kopf als er das sagt. „Hab ich nicht vor.“ „Wieso soll ich dir glauben?“ „Weil es nichts gebracht hat.“, sage ich einfach und lasse meinen Arm wieder sinken, diesmal auf meinen Schoß. Nicht auf seinen und greife wieder meinen Löffel. Darauf schweigt er und sieht mich weiter an. Ich esse einfach weiter. Ich habe die Wahrheit gesagt. Die Kratzer haben überhaupt nichts gebracht. Ich bin immer noch hier. Sato ist immer noch tot. Ich wurde trotzdem Vergewaltigt und geschlagen. Ich bin immer noch eine Sklavin. Nur jetzt mit Kratzer. Das ist der einzige Unterschied. „Wir müssen dich in Halle zwei bekommen.“, sagt er dann irgendwann und bringt mich doch wieder dazu zu ihm auf zu sehen. Er sieht aber nicht mich an, sondern die Sklavin vor mir. „Bekommen wir das hin?“ „Das ist nicht so leicht. Die Halle ist seit zwei Wochen voll. Tauschen will mit Sicherheit keiner. Wir werden losen müssen. Wenn überhaupt.“ „Fuck.“, flucht er leise und sieht dann wieder zu mir. Jetzt bin ich etwas überfordert. Er hat sich hier schon richtig eingelebt. Er kennt sich wirklich aus. Ein Klingeln, was das Ende der Pause signalisiert, zwingt ihn aber dazu sich zu entscheiden. „Egal. Komm nach der Arbeit zu mir. Ich bekomm das hin.“ Wir erheben uns gleichzeitig und ich kann nicht unterdrücken noch einmal seine Hand zu greifen. „Ich bin froh dich zu sehen.“, sage ich einfach, weil ich nicht mehr sicher weiß ob ich ihm das so gesagt habe. Auch, wenn er es mir ansehen konnte. „Ich mich auch. Und es ist furchtbar, dass du hier bist.“ Er greift meine Hand jetzt selbst mit seiner, drückt sie einmal fest, entscheidet sich dann aber doch noch einmal dazu mich in den Arm zu nehmen. Diesmal zucke ich aber zusammen, denn er trifft das Brandmahl. „Autsch. Pass auf.“ „Tschuldige. Die Seite?“ „Nein, die Schulter.“ „Brandzeichen?“ „Hast du auch eins?“ Daran hab ich noch gar nicht gedacht. „Jeder bekommt eins. Dass es jetzt bei dir so frisch ist, macht es nicht leichter. Mach dir keinen Kopf. Konzentrier dich auf die Klamotten. Ich mach das schon.“ Wir gehen zusammen aus der Kantine als er redet und erst als wir uns trennen lässt er meine Hand los. Ich gehe mit den anderen Sklavinnen zurück in die Halle mit den Laufbändern, setze mich auf einen Stuhl und schaue mir die Arbeit von den Frauen neben mir ab. Ich mache es ihnen einfach nach, nähe kleine, fingernagelgroße Blumen an den Kragen von Shirts für Frauen. Wie eine kleine Halskette. Ich nähe mit der rechten Hand, halte das Shirt mit der linken Hand. So bewege ich den Arm am wenigsten. Meine Schulter, verdammt. Die hätten auch einfach was auf den Halsring gravieren können. Den bekomme ich eh nicht ab. Ich merke erst nach meinem ersten Shirt, wie langsam ich im Gegensatz zu den anderen bin. Ich habe meine eigene Kiste, wo meine fertigen Shirts rein kommen. Ist bestimmt nicht gut, wenn die fast leer ist. Also schneller. Ich steche mich ein paar Mal mit der Nadel in den Finger, bekomme irgendwann Rückenschmerzen und achte erst jetzt darauf, dass ich auch wirklich gerade sitze. Es fühlt sich an wie Stunden, bis die Laufbänder abgestellt werden. Doch wir hören noch nicht auf zu arbeiten. Jeder muss sein Shirt noch bis zum Schluss nähen, dann wird die Kiste von anderen eingesammelt. Auf dem Weg zu die Schlafhallen sind die Toiletten. Noch einmal über den Hof, ein letzter Blick in den Himmel und ab in Halle zwei. Ich halte Ausschau nach Zorro, sehe ihn aber nicht. Wo ist er denn? Und von wo kommt er eigentlich? Was macht er hier überhaupt? Wozu sind die Kerle hier? Ich habe keinen einzigen nähen sehen. Er findet mich bevor ich ihn sehe, kommt von der Seite auf mich zu und streicht kurz über meinen Arm. Diesmal zucke ich nicht zusammen, bin aber überrascht. Er schafft es immer noch an mich ran zu kommen ohne dass ich es mit bekomme. „Komm mit.“, sagt er nur und geht schon voraus. Ich ihm hinterher. Die Halle hier sieht aus wie die andere. Genauso groß. Die gleichen Reihen. Nur andere Frauen. Zorro führt mich zu seinem Bett und er muss gar nicht sagen, was er denkt, da krabble ich schon unter seine Decke. Ich liege an der Wand auf dem Bauch als er sich neben mich legt. Er versucht mich zu verstecken. Er zieht sogar die Decke etwas weiter über mich, damit mich niemand sieht. Erst dann bleibt er ruhig neben mir liegen. Ich bleibe aber nicht bewegungslos, lege meinen Arm von der Seite auf seine Brust und spüre wieder seinen Herzschlag. Seine Atmung. Er legt seine Hand sofort auf meine als er sie spürt und atmet einmal hörbar tief durch. Ich kann seine Erleichterung immer noch hören. Selbst ich kann nicht glauben, dass er wirklich hier ist. „Was macht ihr eigentlich hier?“, frage ich irgendwann doch leise, weil ich einfach noch nicht schlafen will. Ich will Zeit mit ihm verbringen. Nicht schlafen. Er antwortet nicht sofort, sieht erst zur Halle, dreht sich dann so, dass meine Hand von seiner Brust rutscht und er zu mir sieht. Dafür greift er meine Hand mit seiner. Er lässt mich nicht los. Ich würde ich auch gar nicht los lassen wollen. „Wir räumen die Lieferungen ein und aus. Hinter der Arbeitshalle.“, flüstert er leise und achtet darauf, dass uns keiner hört. „Wie lange bist du schon hier?“, stelle ich einfach die nächste Frage. Auch, wenn es sich komisch anfühlt jetzt so viele Fragen zu stellen. Ich habs mir in den Monaten einfach abgewöhnt. „Seit Anfang an. Was ist mit dir? Wie geht es dir wirklich? Kommst du klar?“ Was eine Frage. Ich weiß ja, wieso er sie mir stellt, aber jetzt kann ich sie ohne schlechtes Gewissen beantworten. Vor ein paar Wochen hätte ich sofort losgeheult. Jetzt muss ich sogar lächeln. „Jetzt geht’s mir wieder besser. Es ist eben die Hölle. Das hab ich vorher schon gewusst.“ Ich schließe die Augen bei meinen eigenen Worten und spüre, wie er meine Hand fester umfasst. Aber er muss sich gar keine Sorgen machen. Jetzt nicht mehr. „Aber wenn ich mir einen hätte aussuchen können, mit dem ich durch sie durch will, dann mit dir.“, gestehe ich also leise und spüre, wie er bei den Worten die Luft in der Lunge hält. Das ist die Wahrheit. Niemand sonst wäre in diesen Situationen so wie er. Ruffy wäre durchgedreht und hätte rumgeschrien. Sanji hätte sein Leben für mich gegeben. Sato hatte es getan. Nur er wusste immer genau, was zu tun war. Was richtig war. Erst jetzt sehe ich wieder zu ihm auf, aber dem Blick kann ich nicht lange standhalten. Ich liebe ihn. Schon lange. Anders als Ruffy, aber trotzdem nicht schwächer. Ich würde nie wollen, dass er stirbt. Ich würde ihn mit meinem Leben beschützen. Denn mein Leben verdanke ich ihm schon. Er hat für mich aufgegeben. Seine Schwerter abgegeben. Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Das nennt man doch Liebe. Wenn man es überhaupt irgendwie benennen kann, dann damit. Und er liebt mich auch. Das weiß ich sicher seit dem Tag, an dem wir verkauft wurden. Dem Abend davor. Ich weiß nicht, wie lange er es fühlt, aber das ist so. Wir beide lieben uns. Nur deswegen können wir uns jetzt so viel Kraft geben. Er legt als Antwort seine Hand auf meine Wange, streicht mir die Haare aus der Stirn und von den Augen und schweigt. Mein Herz schlägt mit einem Mal schneller. Er macht mich so nervös. Aber eins muss ich noch sagen. Er darf es auf keinen Fall falsch verstehen. „Ich bin nicht treu.“ „Ich weiß.“, sagt er schneller, als ich erwartet hatte. Als ob er gewusst hätte, dass ich ihm das sage. Klar weiß er das. Ich habe Ruffy immerhin mit ihm betrogen. Wenn man das betrügen nennen kann. Aber ich werde es auch bei ihm machen. Wenn wir uns wirklich dafür entscheiden zusammen zu sein, dann werde ich ihn betrügen. Ich kenne mich gut genug um das zu wissen. Er soll es auch wissen. Vorher schon. „Ich muss mir also keine Sorgen mehr machen?“, flüstert er irgendwann noch ganz leise, woraufhin ich unter seiner Hand den Kopf schüttle. Ich würde mich am liebsten einfach an ihn ankuscheln. Aber meine Schulter lässt das nicht zu. „Dann werd erstmal wieder fit. Jetzt dauert es nicht mehr lange bis wir wieder hier raus sind.“ Was? „Weißt du mehr als ich?“ „Viel mehr. Bald wird Ruffy wissen, dass wir nicht gestorben sind. Wir müssen nur die Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Das war für nächste Woche geplant, aber ich werde versuchen das etwas weiter nach hinten zu verschieben. Du musst dann kämpfen können. Das geht mit der Schulter nicht. Und den Rippen.“ „Nächste Woche? Wie willst du hier-?“, er legt mir einfach die Hand auf den Mund, damit ich nichts weiter frage. Er Antwortet aber nicht, greift nur noch meine Hand und führt sie sich an die Lippen bevor er sie wieder in seiner eigenen Hand behält und vor seiner Brust ablegt. „Ruh dich aus. Ich erklär dir noch alles.“ Kapitel 18: Sensei. Alles gut. ------------------------------ Kapitel 18 Doch schlafen ist nicht so einfach. Ich bin endlich bei ihm. Er liegt neben mir. Wie könnte ich da schlafen? Erst nach Minuten unterbreche ich wieder die Stille. Aber nur, weil ich hören kann, dass er auch noch nicht schläft. Er ist genauso wach wie ich. „Du fragst die ganze Zeit, wie es mir geht. Wie geht‘s dir eigentlich?“ Ich muss auch blöd sein, dass mir die Frage erst jetzt einfällt. „Und sei ehrlich.“, schiebe ich noch hinterher, damit er weiß, was ich meine. Ich will die Wahrheit hören. Wie ich sie ihm gesagt habe. Er bleibt erst noch ruhig liegen. Als ob er mich nicht gehört hätte. Aber ich bin sicher, dass er nur über alles nachdenkt, was ihm bis jetzt passiert ist. Was er erlebt und gesehen hat. Er schweigt lange, aber ich lasse ihm die Zeit. Sato hat mir auch immer die Zeit gelassen, die ich brauchte. Ich konnte mir vieles von ihm abschauen. Doch als Zorro unter der Decke dann doch nach mir greift, seine Hand auf meine Seite legt um mich etwas weiter zu sich zu ziehen, folge ich seiner Bewegung. Ich rutsche näher zu ihm, drehe mich dafür halb auf die rechte Seite und spüre ihn dann in meinem Rücken. Er hält seine Hand auf meinem Bauch, atmet leise in meinen Nacken und achtet darauf mich nicht an den falschen Stellen zu berühren. Er sagt kein Wort mehr. Er zeigt mir, wie es ihm geht. Gar nicht gut. Als mir klar wird, dass dies seine Antwort ist, lege ich meine Hand auf seine. Ich bleibe bei ihm. Er muss mich jetzt spüren. Wenn er schon nicht mit mir reden will, oder reden kann, dann helfe ich ihm wenigstens so. Gott, ich helfe Zorro. Wie sich das anhört. Was ist nur passiert? „Ich will nicht, dass du nochmal woanders schläfst.“, flüstert er mir dann doch leise in den Nacken. Und ich schalte sofort. Bei den Worten muss ich einfach an meinen ersten Abend hier denken. Hat er es auch gesehen? Hat er geholfen? Darf er helfen? Klar darf er das. Deswegen kloppen sich die Sklavinnen darum in diese Halle zu kommen. Deswegen ist diese Halle voll. Deswegen will keiner tauschen. Oder? Bestimmt. Ganz sicher. „Hab ich nicht vor.“, antworte ich ihm dann doch irgendwann, um ihm wenigstens etwas zu helfen. Was könnte ich sonst machen? „Willst du wirklich nicht drüber reden?“, frage ich dann doch noch einmal nach, weil ich einfach das Gefühl habe, dass ich es fragen muss. Es passt nicht zu ihm, dass er sich so benimmt. Es muss wirklich viel passiert sein von dem ich keine Ahnung habe. Aber wie erwartet spüre ich, dass er nur den Kopf auf meine Frage schüttelt. „Du weißt, dass du es kannst?“ Er muss nur anfangen. Ich würde zuhören. Und ihn auch nicht unterbrechen. „Schlaf endlich. Du musst dich wirklich ausruhen.“ Ich kann spüren wie er seinen Arm etwas enger um mich legt, als er das sagt und sofort spüre ich, dass er Recht hat. Ich beiße die Zähne aufeinander als er die Haut an meinen Rippen streift, greife seinen Arm, sein Handgelenk und schiebe es etwas weiter nach unten. Auf meinen Oberschenkel. Meine Hüfte. So umfasst er mich nicht mehr ganz, aber ich habe keine Schmerzen mehr. Er versteht sofort, lässt seinen Arm auf meinem Oberschenkel ruhen und bleibt so neben mir liegen. „Gute Nacht, Zorro.“, flüstere ich noch leise, wie an dem Tag als ich das erste Mal bei ihm im Bett geschlafen habe. Ich weiß nicht ob er auch daran denken muss, aber er antwortet mit den gleichen Worten wie damals. „Gute Nacht, Schieda.“ Ich zucke zusammen, als etwas meine Seite berührt. Ich wache wegen den Schmerzen auf, kneife die Augen zusammen und greife noch halb im Schlaf zu der Hand, die sich auf meine Seite gelegt hat. „Hey, komm schon.“ „Was?“, frage ich ganz verwirrt und blinzle gegen das Licht. Ist es schon an? „Wir müssen aufstehen. Was ist los mit dir?“ Habe ich so fest geschlafen, dass ich die Sirene nicht gehört habe? Ich reibe mir meine Augen, höre die anderen Sklavinnen und wie sie schon zu den Türen gehen, fühle mich selbst aber noch so müde. Ich könnte noch Stunden weiter schlafen. Ich seufze tief um Zorro zu zeigen, dass ich okay bin. Nur verdammt müde. Wie spät ist es eigentlich? „Bist du okay?“, fragt er noch einmal nach, aber ich nicke nur als Antwort, bleibe einen Moment noch auf seinem Kissen liegen und atme tief durch. Ich könnte sofort wieder einschlafen. Dämliche Rippen. Die werfen mich total aus der Bahn. Als ich spüre, dass Zorro sich hinter mir bewegt um sich zu mir zu beugen, bewege ich mich dann doch, öffne meine Augen und setze mich vorsichtig auf. Es sticht immer noch beim Atmen. Ich muss aufpassen, wie ich mich bewege. Das tut echt weh. „Du siehst nicht gut aus.“, bemerkt er dann doch, aber ich winke nur mit einer kleinen Handbewegung ab. „Danke.“, kann ich mir erst nicht sarkastisch verkneifen, muss dann aber schief grinsen. „Alles okay. Ich bin nur müde.“ „Du brauchst einen Arzt.“ Jetzt übertreibt er aber. „Stell dich nicht so an. Die Schmerzen sind nicht so schlimm. Ich bin nur kaputt. Das geht schon. Ich hatte nur lange keinen Kaffee.“ Ich rutsche bei den Worten langsam vom Bett ihm hinterher, erhebe mich langsam und achte auf meine Seite. Ich darf nicht die falschen Muskeln anspannen. Aber es geht und er sagt darauf auch gar nichts mehr. Scheint also geklappt zu haben. Er geht die ganze Zeit neben mir her, versucht es aber unauffällig zu machen. Das fällt mir sofort auf. Er geht halb hinter mir dabei. Soll er machen. Ist wahrscheinlich nicht so gut, wenn die Aufseher wissen wen man mit wem unter Kontrolle halten kann. Wie Fleur gesagt hatte. Man kann Zorro mit mir unter Kontrolle halten. Wenn man mir etwas antut, oder es auch nur androht, springt Zorro sofort. Ich bin seine Schwachstelle. Klasse. Auf einmal gefällt es mir nicht mehr so gut wieder bei ihm zu sein. Ob er auch darüber nachgedacht hat? Ob er deswegen hinter mir her geht? Erst, als wir in die Duschen einbiegen, denke ich wieder an was anderes. Fuck. Gestern war ich in Halle Vier am Duschen. Jetzt mit ihm. Halle Zwei. Er wird alles sehen. Die Kratzer zwischen meinen Beinen bis zu den Bissspuren an meiner Brust. Super. Und er wird gucken. Er macht sich immerhin sorgen. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und komme zu dem Schluss, dass es schlimmer wirken wird, wenn ich versuche mich zu verstecken. Er wird es sehen, daran kann ich nichts ändern. Ich kann ihm nur zeigen, dass ich damit klar komme. Also zieh ich mir, fast selbstverständlich, so wie alle anderen auch, das Shirt über dem Kopf aus, dann die Hose herunter und werfe beiden in einem kleinen Knäul an die Wand. Ich weiß, dass er mich ansieht, denn er bewegt sich nicht. Das sehe ich nur im Augenwinkel, denn ich denke nicht daran mir seinen Blick anzusehen, greife mir ein Stück Seife und stelle mich unter die Dusche. Aber wenn ich gedacht habe, dass er sich damit zufrieden gibt, hab ich mich geschnitten. „Mina?!“, ruft er jemanden und kommt mir hinterher. Ich rolle mit den Augen als ich ihn so sehe, sehe dann doch zu ihm auf, aber sein Blick ruht auf meiner Seite. „Ja? Was Ist denn?“, kommt die Antwort von einer Sklavin, die sich den Weg durch die Großraumdusche zu ihm sucht. Er antwortet aber gar nicht mit Worten sondern zeigt einfach nur kurz auf mich, woraufhin die Sklavin erst mich ansieht aber beinahe Zeitgleich die Luft scharf einzieht. „Autsch. Okay. Wann ist das passiert?“, fängt sie sofort an mich zu fragen und kommt auf mich zu. Ich blinzle nur etwas verwirrt und sehe wieder zu Zorro. Fällt keinem auf, dass wir alle nackt sind? Ich kann richtig spüren, dass ich rot werde, folge dem Blick von Mina dann aber doch auf meine Seite. Sieht schlimmer aus als gestern. Dunkelrot heute. Und es ist auch irgendwie größer als gestern. Zorro antwortet für mich. „Drei Tage her.“ „Wie ist das passiert?“ Darauf kann er ja gar nicht antworten. Also übernehme ich es für ihn. „Ich- ähm.. Bin neu. War in Halle Vier.“ Damit scheint sie schon einiges anfangen zu können, denn sie nickt verständlich, als sie vor mir in die Knie geht um ihre Hand auf meine Seite zu legen. Jetzt werde ich noch roter. Die einzigen Situationen, in denen ich nackt und nass mit anderen nackten Menschen zusammen war, waren ganz anders. Schon komisch, dass ich jetzt daran denken muss. Bei der Erinnerung kann ich gar nicht unterdrücken wieder zu Zorro zu sehen, der mir aber zum Glück nicht ins Gesicht sieht. Ich wette, man sieht mir meine Gedanken an. Ich muss aufpassen nicht an ihm herunter zu sehen. Deswegen weiche ich mit dem Blick lieber weit zur Seite aus. Sehe auf den Boden. Da, wo meine Klamotten liegen. Jetzt in die duschenden Körper zu gucken würde bestimmt nicht helfen. Ich muss aber eigentlich keine Angst haben noch lange rot zu sein, denn als sie meine Rippen abtastet, halte ich vor Schmerzen die Luft in der Lunge und muss die Augen zusammenkneifen. „Tut das weh?“ Was für eine behinderte Frage? Ich nicke aber sofort, damit ich die Luft aus meiner Lunge nicht raus lassen muss. „Zwei. Mindestens. Vielleicht auch drei. Ich brauche einen Verband. Bring mir ihr Shirt. Und reiß das untere Ende ab. Die Rippen können sich bewegen, das verzögert die Heilung. Das haben wir gleich.“ Ist sie Arzt? Zorro tut, was sie sagt, holt mein Shirt und reißt das untere Ende einfach ab. Aber er achtet darauf nicht zu viel weg zu reißen. Ich muss das gleich immerhin wieder anziehen. Mina greift nach dem abgerissenen Stoffring, reißt ihn einmal selbst durch, dass es so aussieht wie ein langer Verband und legt ihn mir mit einer Handbewegung um die Rippen. „Okay. Atme ein, bis es weh tut.“, sagt sie nur und ich höre sofort auf sie, atme tief ein und halte inne, als ich das Stechen spüre. „Gut, jetzt schnell ausatmen. Ganz schnell!“ Ich höre auf sie, bevor ich drüber nachdenken kann. In dem Moment zieht sie den Verband um meinen Brustkorb straff und verknotet ihn. Ich stoße den kleinen Rest an Luft aus Überraschung und Schmerz aus meiner Lunge und sehe dann wieder zu ihr nach unten. Sie verknotet es sicher. Sie weiß, was sie tut. „Das hält. Hast du sonst noch irgendwas, was ich mir ansehen müsste?“ Ich muss mich erst einmal auf das Gefühl einstellen nicht tief einatmen zu können, das kommt mir aber schnell bekannt vor. Damals, nach dem ersten Training, hat Chopper das Gleiche mit mir gemacht. Als Zorro mir die Rippen geprellt hat. Ich muss in den Bauch atmen, nicht in den Brustkorb. „Wie lange dauert das?“, fragt er irgendwann und ich muss wieder aufpassen nicht an ihm herunter zu sehen. Man. Er muss sich echt schon dran gewöhnt haben hier zu duschen. Er ist ja auch schon Monate hier. Ich hingegen bin total nervös. „Kommt drauf an. Ich kann das ohne Röntgen nicht sicher sagen. Vier Wochen? Naja, bei dem Essen hier eher sechs.“ „Sechs Wochen?!“, wiederholt er sie noch einmal als hätte er sich verhört. Ich beiße sofort die Zähne aufeinander. Ich weiß, er hatte was geplant. Etwas, das uns hier raus holen sollte. Aber wenn ich nicht kämpfen kann, dann kann er das nicht. So hat er das beschrieben. Verdammt. Wieso musste ich das auch so provozieren? Jetzt muss er es nicht nur eine Woche verschieben. Oder zwei. Nein, über einen Monat. Geht das dann überhaupt noch? Was hat er eigentlich geplant? Er sieht mich nachdem Mina nur mit einem Nicken antwortet um sich dann wieder vor mir zu erheben. Sie sieht aber noch zu mir und mustert einen blauen Fleck nach dem anderen. Dann greift sie einfach meine Hand um sich die Kratzer an meinen Armen ansehen zu können. Ich versuche sie gar nicht zu beachten, sehe zu Zorro auf, der sich gerade nachdenklich mit den Händen durch die Haare fährt als er mich ansieht. Tut mir leid, Sensei. Wenn ich das gewusst hätte.. „Okay.“, sagt er irgendwann und atmet selbst einmal tief durch. Dann dreht er sich weg, stellt sich ein paar Meter weiter unter einen Duschkopf und fängt an zu duschen. Ich sehe ihm nicht mehr nach. Mist. Sechs Wochen. „Die hast du dir selbst zugefügt.“, unterbricht Mina dann meinen Gedankengang, woraufhin ich aber meine Hand aus ihrer ziehe. „Das-Das ist okay. Ich-ich-ich machs nicht mehr.“ „Hat dich Zorro deswegen mit zu uns geschmuggelt?“ „Hat er das schon mal gemacht?“ Bei der Frage sehe ich dann doch zu ihr auf. Er hat mir gar nichts von dem erzählt, was gewesen ist, als ich nicht hier war. Wir beide fangen jetzt auch an und zu duschen. Haben ja nicht mehr viel Zeit dazu. „Ja, mit mir. Ich war in Halle Eins. Drei Wochen nachdem er hier ankam hat er mich in die Halle geschleust. Er hat wohl nach Ärzten gesucht.“ „War er verletzt?“ „Nein, nicht für sich. Für die Frauen in seiner Halle. Gebrochene Finger richten. Meistens.“ „Bei sich in der Halle? Dann sind die anderen Kerle-„ „Nein, nicht unbedingt. Sagen wir es mal so. Seit Zorro hier ist, passen die anderen in seiner Halle auf, dass er nichts mitbekommt. Die ziehen in die anderen Hallen. Tauschen untereinander. Bei uns passiert eigentlich gar nichts mehr. Ich hoffe nur, dass er sich damit nicht zu viele Feinde hier macht. Aber dafür sammelt er ja Kämpferinnen.“ „Er sammelt?“ „Er hat sich einen kleinen Kreis aufgebaut. Sein Netzwerk. Er hat wohl nach dir gesucht?“ „Ja, wir waren vorher schon Freunde.“ „Dann wird es ja nicht mehr lange dauern.“ „Was denn jetzt eigentlich? Er hat mir nichts Genaues gesagt.“ „Es weiß auch sonst keiner was. Aber soweit ich das verstanden habe hat er Kontakte nach draußen. Irgendwie. Ist bei den Lieferanten wohl nicht so schwer wie in der Halle. Er sagt aber keinem etwas. Hat er immer so wenig geredet?“ Die Duschen gehen aus, bevor ich antworten kann, deswegen nicke ich nur als Antwort in ihre Richtung. „Ich sehe es mir morgen nochmal an. Versuch nicht zu husten. Oder sie sonst irgendwie zu belasten. Was ist mit deinem Brandmahl?“ „Das ist von gestern.“ „Dann lassen wir das noch. In ein paar Tagen werfe ich einen Blick drauf.“ Wir ziehen uns an ohne uns abzutrocknen. Wieder geht Zorro halb hinter mir her als wir aus der Halle gehen. Doch diesmal greift er noch einmal meinen Arm, ehe ich in die Halle zum Nähen verschwinden muss. „Ich verschiebe es nicht. Nächste Woche ist fest. Du tauchst dann unter, kapiert?“ Versucht er dann schnell zu erklären und ich sehe nur verwirrt zu ihm auf, als er das sagt und schüttle den Kopf. „Nein, ich kapiere überhaupt nichts. Was ist dann?“ „Das sag ich dir noch. Du mischst dich nicht ein. Ich bekomme das schon hin.“ Die Worte, die er benutzt, gefallen mir gar nicht. „Sato hat vor seinem Tot fast das gleiche gesagt.“ Nur auf mich bezogen. Daraufhin schweigt er dann doch und sieht mir zum ersten Mal direkt in die Augen. Ich weiche seinem Blick nicht aus. Ich meine es ernst. Ich will wissen, was los ist. Hinter mir gehen die Frauen schon in die Halle. Wir haben nicht viel Zeit. „Sags mir einfach.“, fordere ich ihn also noch einmal auf, aber er seufzt tief als Antwort und scheint wirklich darüber nachzudenken. Was ist denn sein großer Plan? Wieso sagt er es keinem? Als er mich so sieht, beugt er sich doch zu mir nach vorne um es mir ganz leise zuflüstern zu können. „Es wird verletze geben. Und tote. Auf der falschen Seite. Sag es keinem. Das ist die einzige Changs.“ „Was?“ Ich verstehe kein Wort, aber er zögert noch immer, sieht mir dabei in die Augen und schweigt. Sag es einfach. Komm schon. Bitte. Er holt Luft um etwas zu sagen, bricht aber ab und schüttelt kurz darauf den Kopf. „Nein.“ Nein? „Aber-„ „Vergiss es.“ Er dreht sich einfach von mir weg und will gehen. Hat der sie noch alle? Wieso sagt er es mir nicht? Ich gehe ihm ganz automatisch nach, greife seinen Arm und halte ihn so zurück. „Du kannst nicht einfach so tun, als ob ich es nicht wissen muss.“ „Nein, stimmt. Du darfst es nicht wissen. Geh arbeiten.“ „Das kannst du nicht-„ „Geh einfach. Du wirst sehen, wieso ich es dir nicht sagen kann.“ Bei den Worten sieht er doch wieder zu mir. Er kann es mir nicht sagen. Aber er will es? Wieso nicht? Was passiert, wenn ich es weiß? Er dreht sich weg und geht, bevor ich etwas fragen kann. Verletzte und tote auf der falschen Seite? Was ist die falsche Seite? Was hat er sich ausgedacht? Oder war es gar nicht seine Idee? Ich gehe zu den anderen in die Halle, weil mir ja nichts anderes übrig bleibt und fange schon an zu arbeiten. Kein Frühstück. Essen wir alle nur einmal am Tag? Oh, man. Ich kann mich kaum konzentrieren, fühle mich schnell wieder müde und die Fragen, die mir dank Zorro jetzt im Kopf herum spuken, machen es mir nicht leichter. Ich kann zum Glück so viel Wasser trinken, wie ich will. So bekomme ich meinen knurrenden Magen erstmal unter Kontrolle. Verletzte und Tote auf der falschen Seite. Was hat er damit gemeint? Er kann es mir nicht sagen. Er sah aus, als ob er es wollte. Vielleicht geht es ihm deswegen nicht gut. Weil er mehr weiß, als ich. Ich will ihm helfen. Aber ich will es ihm nicht schwerer machen, als es ist. Wenn es ihm wichtig ist, dass ich nichts weiß, sollte ich nicht fragen. Und wenn er reden will? Ich kann ihn nicht dazu zwingen. Verflucht, ist das kompliziert. Er ist erwachsen. Soll er sich überlegen ob er mit mir reden will. Ich habe ihm schon gesagt, dass er das kann. Ich frage nicht nochmal danach. Wenn ich ihn damit nerve ist es bestimmt auch nicht hilfreich. Das macht es ihm nur schwerer. Verdammt. Ich habe von dem Thema keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn er mit mir redet oder ob es gut ist, wenn er es nicht macht. Sato, du Trottel. Nie bist du da, wenn man dich braucht. Ich Arbeite mit Tagsüber die Finger blutig, bekomme nur einmal am Tag diesen dämlichen Brei zum Essen und konzentriere mich darauf mich nicht zu überanstrengen. Was nicht so leicht ist, wenn man nach Leistung was zum Essen bekommt. Alle organisieren es aber so, dass das Essen hinterher noch einmal untereinander aufgeteilt wird. Alle bekommen die gleiche Menge. So gut wie das eben abmessen können. Ich muss nicht lange hier sein um zu wissen, wieso Zorro seinen Plan nicht verschieben will. Jeder Tag hier ist die reinste Tortur. Folter. Ich kann es nicht anders beschreiben. Es gibt kein Ziel, worauf wir hin arbeiten. Keinen Erfolg. Unsere Arbeit ist nie zu ende. Das ist das Schlimme daran. Das Entmutigende. Besonders als Frau zwischen den paar Männern in der Halle. Mina hatte zwar Recht, dass die Kerle, die jetzt in Halle Zwei schlafen, die Frauen nicht anfassen, aber das war bestimmt nicht immer so. Für die, die vorher schon hier waren, ist es ein Glücksfall, dass Zorro jetzt hier ist. Für ihn nicht. Wir reden nicht viel, was bestimmt an dem Ort liegt, an dem wir uns befinden. Aber wir beide passen aufeinander auf. Wir schlafen jede Nacht in seinem Bett. Er weckt mich ab und zu, wenn er merkt, dass ich schlecht träume und ich mache es bei ihm. Aber keiner von uns stellt noch Fragen. Er fragt nicht was war, bevor ich hier war und ich frage nicht mehr, was sein Plan ist. Auch, wenn ich immer daran denken muss. Nur heute Nacht ist es anders. Er hat mir nicht gesagt, an welchem Tag er diesen Plan, den er hat, in die Tat umsetzen will, aber ich sehe es ihm schon an als er mich am Eingang der Halle abfängt. Er sieht viel ernster aus als sonst. Wenn das überhaupt möglich ist. Er ist angespannt. Aber er verrät nichts, geht mit mir zu seinem Bett und ich krabble wieder unter die Decke an die Wand, wie jede Nacht. Dabei fällt mir etwas auf als ich einen letzten Blick in die Halle werfe. Ist es heute Voller als sonst? Nicht viel, aber ein paar Sklavinnen teilen sich die Matten. Wir sind überfüllt. Ist das normal? „Du weißt von nichts.“, flüstert er leise als er sich zu mir ins Bett legt. Beinahe Zeitgleich wird das Licht ausgestellt und ich nicke sachte, um ihn zu bestätigen. Erst als er neben mir liegt, sich zu mir dreht und sicher sein kann, dass ihn niemand hört, spricht er weiter. „Heute Nacht wirst du nicht schlafen können.“ Ich bin nicht so verwirrt, wie man bei seiner Äußerung erwarten könnte. Also nicke ich, weil ich damit schon irgendwie gerechnet habe als mir aufgefallen ist, wie angespannt er ist. Ich frage nicht, was er damit meint. Ich frage das wichtigste. „Wird es gefährlich?“ „Nicht für uns. Glaube ich.“ „Du bist dir nicht sicher?“ „Nein, bin ich nicht. Aber das ist jetzt nicht wichtig, ich muss dir noch was sagen.“ Noch was sagen? Verrät er mir jetzt, was er die ganze Zeit geplant hat? Und wieso soll es nicht gefährlich werden? Er hatte doch gesagt, ich werde kämpfen müssen. Was ist denn jetzt? Ich entscheide mich dagegen ihn zu unterbrechen. Wieso auch, er will es mir eh jetzt sagen. „Ich kann verstehen, wenn du danach nicht mehr mit mir reden willst. Das ist nicht einmal einfach für mich. Das war nicht meine Idee. Das alles hier ist nicht meine Idee. Ich hatte sogar was dagegen. Aber ich konnte nichts sagen. Wem denn schon? Der Wache?“ „Zorro, bitte. Was ist los?“, unterbreche ich ihn dann doch, weil er mir mit den Worten immer mehr Sorgen macht. Er schüttelt aber nur den Kopf, als ob ich bald alles verstehen würde. „Ich konnte das nicht mehr verhindern. Seit ich es weiß, versuche ich irgendwie zu sortieren. Das ist nicht leicht. Ich kenne nicht alle persönlich und es werden mit Sicherheit auch die falschen getötet. Aber jetzt weniger als vorher.“ „Was redest du da?“ „Gleich geht der Alarm los. Erschreck dich nicht. Bleib ruhig. Und lass dich nicht nervös machen. Du weißt von nichts. Dir können sie gar nichts nachweisen.“ Ich komme schon lange nicht mehr hinterher, lege dann einfach meine Hand auf seine Wange und bringe ihn dazu mir in die Augen zu sehen. Er ist völlig fertig. Nicht nur angespannt. Seine Nerven liegen blank und er hat das Gefühl reden zu müssen, deswegen sagt er das alles. Ich habe ihn noch nie so gesehen. Jetzt bekomme ich wirklich Angst, versuche es mir aber nicht anmerken zu lassen. Es würde alles für ihn nur schlimmer machen. „Wenn es nicht deine Idee war, und du es nicht verhindern konntest, dann ist es nicht deine Schuld.“ Bei meinen Worten sieht er mich an, als ob er nicht glauben könnte, dass ich so schnell eine Antwort finden könnte. Es war richtig, was ich gesagt habe. Aber ob es ihm geholfen hat, weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung, was los ist. Ich weiß nicht, was ich sonst sagen könnte. Ob ich überhaupt was sagen sollte. Ich will ihn nur nicht so verzweifelt sehen. „Sag mir das morgen Früh nochmal.“ Ach, Sensei. Jetzt bin ich wirklich nervös. Was kann denn passieren, dass Menschen sterben und es nicht gefährlich wird? Das ergibt doch gar keinen Sinn. Das ist zu hoch für mich. Moment mal. Wieso ist er eigentlich hier? Wenn es heute Nacht passieren soll? „Musst du beim Alarm weg?“ „Nein, ich bleibe hier.“ Jetzt bin ich komplett verwirrt. „Muss ich irgendwas machen?“ „Nein, bleib ruhig. Wir müssen gar nichts machen. Alles schon erledigt. Wir warten nur noch.“ „Auf was?“ „Den Alarm.“ „Was für Alarm?“ „Das wirst du dann schon merken. Nur keine Panik.“ Ich seufze leise, weil ich aus ihm einfach nicht schlau werde und schließe einen Moment die Augen. Meinen Rippen geht es schon besser, dank Mina. Sie tut, was sie kann. Trotzdem bin ich noch lange davon entfernt wirklich wieder fit zu sein. Trotzdem liege ich lieber auf dem Bauch als auf der Seite. Ich will immerhin nichts riskieren. Ich denke einen Moment noch einmal über all seine Worte nach, bevor mir eins aber auffällt. „Wenn es nicht deine Idee war, dann versuchen die nicht die Aufmerksamkeit von Ruffy auf uns zu lenken.“, stelle ich leise fest und spüre nur, wie er nickt. „Von wem dann?“, frage ich leise und sehe in der Dunkelheit zu ihm auf. Erst, als ich die Worte schon über meinen Lippen habe frage ich mich selbst, ob ich das vielleicht nicht hätte fragen sollen. Immerhin will er mir nichts sagen, was den Plan angeht. Aber mit der Antwort scheint er keine Probleme zu haben. „Den Rebellen.“ Ernsthaft? „Rebellen? Du meinst die Revolutionsarmee?“ „Pssst. Ja, sei etwas leiser.“ „Wieso sollten die uns helfen?“ „Es ist zwar legal, dass die Klamotten in Sklavenarbeit hergestellt werden, aber inoffiziell.“ „Haben die da ein Auge drauf?“ „Die haben allgemein was gegen Sklaverei. Ein paar der obersten Köpfe waren mal Sklaven. Wenn raus kommt, dass die ihre Klamotten von Sklaven herstellen lassen, dann wird es erst ein paar Schlagzeilen in der Zeitung geben und dann werden gibt es Fotos von den Hallen und Sklaven, um zu zeigen, dass alles gar nicht so schlimm ist. Dass wir versorgt werden und so weiter. Du weißt schon.“ Ja, das ergibt schon Sinn. Und trotzdem fehlt mir noch ein großer Teil um es wirklich zu verstehen. Wie? Ich meine, wir liegen hier und warten auf irgendeinen Alarm? Was könnte es für Alarm geben? Brechen welche aus? Warten wir hier, dass jemand anderes ausbricht? Aber ich kann nicht lange darüber nachdenken, als eine Klingel ertönt, die ich vorher noch nie gehört habe. Sie ist extrem laut und ich zucke bei dem Geräusch zusammen. Selbst Zorro erschreckt sich, was mir nur wieder zeigt, wie angespannt er wirklich ist. Wir sehen uns Zeitgleich an und ich lege mir ganz Reflexartig die Hände auf die Ohren. Das ist echt laut. „Was ist das?!“, schreie ich einfach in seine Richtung, aber er schüttelt nur kurz den Kopf und dreht sich von mir weg, setzt sich auf und sieht zur Seite weg in die Halle. Ich mache es ihm gleich, stütze mich aber nur mit den Ellenbogen ab um etwas zu sehen. Diese dämliche Klingel. Was ist das? Dann geht das Licht an und ich brauche ein paar Momente, bevor ich wieder etwas erkennen kann. Zorro schwingt in der Zeit die Beine aus dem Bett, sieht sich noch einmal zu mir nach hinten um ehe er sich erhebt und ein paar Schritte von seinem Bett, und mir, verschwindet. Er geht nicht schnell. Er sieht nicht einmal aus, als ob er irgendein Ziel hätte. Es geht ihm nur darum ein paar Schritte zu gehen. Was ist hier los? Ich sehe, wie sich verschiedene Frauen unterhalten, wie manche aufstehen, andere auf ihren Matten sitzen bleiben und sich unterhalten. Von Zorro bekomme ich ja keine Info. Also probiere ich es jetzt bei Mina. Ihre Matte ist nicht weit weg, aber ich nehme meine Hände nicht von meinen Ohren als ich zu ihr laufe. Sie sieht mich schon kommen, hält sich aber, wie ich, die Ohren zu. „Was ist das?!“, schreie ich in ihre Richtung, ernte aber nur einen Blick, als ob ich eine echt lange Leitung hätte. „Kannst du dir das nicht denken?!“, antwortet sie genauso laut wie ich. Ich beiße bei ihren Worten die Zähne aufeinander, sehe mich noch einmal nach Zorro um und atme tief durch, ehe ich es sicher wissen will. Das kann doch nicht der Plan sein. „Feuer?!“ „Ja!“ „Wo?!“ „Keine Ahnung!“ Klasse. Ich seufze leise, atme tief durch und erhebe mich dann doch um Zorro nachsehen zu können. Was haben die angezündet? Mina erhebt sich mit mir, folgt meinem Blick aber nicht. „Werden wir Evakuiert?!“, schreit sie jetzt in meine Richtung, womit sie jetzt doch wieder meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. „Was?! Achso! Ich weiß nicht!“, bei dem Gedanken sehe ich ganz Automatisch zur Tür. Erst zu den großen Doppeltüren durch die wir jeden Tag gehen um zu arbeiten. Aber es sind schon andere Frauen auf die Idee gekommen und fangen schon an sich gegen die Türen zu stemmen. Die bewegen sich aber kein Stück. Nein, da kommen die nie durch. Die andere Tür, durch die ich am Anfang in Halle Vier geschleust wurde, ist auch abgeschlossen. Ich kann schon im Augenwinkel sehen, dass bei ihr auch schon Frauen sind. „Sieht nicht so aus! Aber hier brennt es ja nicht!“, schreie ich irgendwann meine Antwort zurück und wieder sehe ich zu Zorro. Er sieht nicht so aus als ob er jetzt noch die Nerven hätte sich um mich zu kümmern. Das muss er auch nicht. „Warte hier!“, rufe ich noch einmal zu Mina, ohne sie anzusehen. Dann laufe ich Zorro hinterher. Ich lasse meine Ohren gar nicht los. So langsam müsste doch jeder begriffen haben, was los ist. Die können die ruhig wieder abstellen. Zorro lehnt sich mit dem Rücken gegen die nächste Wand und lässt sich gerade an ihr auf den Boden rutschen als ich bei ihm ankomme. Er sieht nicht zu mir auf. Er hält sich nicht einmal die Ohren zu. Er weiß genau, was los ist. Und das Wissen scheint ihm nicht zu gefallen. Sprich mit mir. Ich gehe vor ihm in die Hocke, so dass er mich schon aus Reflex ansieht und sehe ihm einen Moment in die Augen. Er sitzt vor mir, die Beine ausgestreckt wie damals auf der Sunny im Ausguck. Nach dem Training. Jedes Mal, wenn er sich ausruhen wollte. Er ist, genau wie damals immer, völlig fertig. Ich bin mir fast sicher, was die angezündet haben. Wieso es ihm mit dem Wissen nicht gut geht. Wieso wir heute Nacht überfüllt sind. Ich muss ihn gar nicht fragen, was los ist. Reden war noch nie unsere Stärke. Also nehme ich doch meine Hände von den Ohren und schließe die Arme um ihn. Ich drücke ihn einfach an mich, weil ich nichts fragen muss. Ich weiß es schon. Er bewegt sich nicht sofort, erwidert die Umarmung aber eher als ich vermutet hatte. Er drückt mich an sich. Genau wie ich ihn an mich. Die Sirene klingelt mir in den Ohren und wir beide zucken zusammen als sie plötzlich verstummt. Genauso schnell und ohne Vorwarnung, wie sie angefangen hat. Aber er lässt mich noch nicht los. Er drückt mich noch fester an sich. Erst nach Sekunden, als sich meine Ohren an die plötzliche Ruhe gewöhnt haben, höre ich worauf er schon die ganze Zeit achtet. Er kann es unmöglich durch die Sirene gehört haben. Aber er wird drauf gewartet haben. Weil er wusste, dass sie da sind. Schreie. Ich weiß nicht, welche Halle sie angezündet haben, aber ich höre die Schreie bis hier hin. Es hört sich an wie ein Rauschen. Ein Geräusch, was schrecklicher wird, je leiser es wird. Weder wir werden evakuiert, noch sie. Sie hoffen wahrscheinlich, dass das Feuer nicht auf das Lager übergreift. Obwohl. Die Hallen sind ja so etwas wie ein Lager für sie. Die regen sich über das verlorene Geld auf. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir hier wirklich in Sicherheit sind. Langsam bemerken es auch die Anderen. Und zwischen dem Knallen einer Schulter, die sich mit Wucht gegen die Tür zum Hof wirft und den leisen, gedämpften Schreien aus einer der Nebenhallen, höre ich auch hier leises Entsetzen. Eine nach der anderen macht ihre Freundin auf die Schreie Aufmerksam und ich kann mir ausrechnen, dass wenn wir nicht langsam eine Tür auf bekommen, auch hier Panik ausbrechen wird. Und Panik in einer überfüllten Halle ohne Ausgang ist das letzte, was ich jetzt will. Ich will mich von Zorro lösen, aber er will mich noch gar nicht gehen lassen. Er hat ein schlechtes Gewissen. Die Schreie müssen es noch verschlimmern. Ich weiß, er braucht mich jetzt. Jemanden, an dem er sich festhalten kann. Aber es gibt etwas wichtigeres, was ich jetzt machen muss. Irgendjemand muss es eben machen. Am liebsten wäre es mir, wenn er es machen würde. Aber das kann er jetzt nicht. Nicht in dem Zustand. Mit den Schreien im Hintergrund. Ich übernehme das für dich. Ich muss ihn von mir weg drücken, damit er versteht und mich endlich los lässt. Ich sehe ihn einen Augenblick an. Ich will ihm irgendwie zeigen, dass wir das jetzt hinter uns bekommen müssen. An der Tatsache, dass die Halle neben uns brennt, können wir nichts machen. Wir können nichts machen um hier es zu löschen oder die Menschen aus der anderen Halle heraus zu bekommen. Wir müssen jetzt mit unserer eigenen Situation klar kommen. Egal, wer daran Schuld trägt oder nicht. Und er ist es, nach meiner Sichtweise und Wissensstand, nicht. Ich erhebe mich, drehe mich wieder zur Halle und schätze die Situation ab. Gruppen an den Flügeltüren und eine kleine an der Einzeltür zum Gang. Es stehen noch viele Frauen herum. Die Männer sind meistens an den Türen. Bis auf Zorro. Wie mach ich das jetzt? Was mach ich jetzt? Bekomme ich das hin? Was ist, wenn nicht? Dann kanns ja kaum schlimmer werden. Okay, einfach mal probieren. „Leute! Hört mal! Eine der Hallen brennt!“, fange ich also einfach an in die lauschende Stille zu rufen. Sofort habe ich die ganze Aufmerksamkeit. Okay, Wieso habe ich so angefangen? Alle gucken mich an als ob ich mehr wüsste, als sie. Das weiß ich aber nicht. Einfach weiter reden. Sag alles, was du weißt. „Ich weiß nur, dass es unsere nicht ist. Wir sind für die bares Geld wert. Die werden die Halle nebenan löschen und versuchen zu verhindern, dass uns auch etwas passiert. Das ist doch für die, als ob ihre Bank brennt! Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten! Entweder bleiben wir ruhig und warten darauf, dass die das da draußen unter Kontrolle bekommen, oder-„, Nein, sag jetzt nichts von Panik. Nimm das Wort gar nicht in den Mund.“ Oder wir versuchen die Türen aufzubrechen und riskieren, dass die uns draußen erschießen! Die wollen uns nicht hier raus holen, sonst wären wir schon lange draußen! Die wollen uns weiter unter Kontrolle behalten! Und so lange die Lüftung noch funktioniert würde ich vorschlagen, dass wir versuchen zu warten, bis wir-„ „Du willst einfach nur hier rumsitzen und nichts machen?!“, unterbricht mich ein Kerl, der an der Flügeltür zu schaffen war. Ich sehe ihn sofort an und kann in seinem Ton erkennen, dass er das mit Sicherheit nicht so einfach vor hat. Ich antworte das erste, was mir einfällt. „Wenn ihr durch die Tür durchbrecht, ist das erste, was ihr seht, ein Gewehrlauf! Die lassen uns hier nicht raus! Und so lange die das nicht für nötig halten, will ich die nicht provozieren! Die werden uns nicht einfach verbrennen lassen, wenn sie es verhindern können. Das ist, als ob die sich Geldscheine anzünden.“ „Die scheißen doch auf unser Leben!“ „Aber nicht auf ihr Geld!“ Stille. Habe ich damit sein Argument außer Kraft gesetzt? Sieht fast so aus. Ich hatte eigentlich befürchtet, dass es eine längere Diskussion wird. Aber so gefällt es mir besser. „Also.“, unterbreche ich irgendwann die aufkommenden Flüstergespräche, weil ich das Gefühl habe noch irgendwas sagen zu müssen. „Wir gehen jetzt von den Türen weg. Und setzen uns in Gruppen. Beruhigt euch gegenseitig. Stellt euch vor, ihr seid ihre Investition. Die werden euch nicht weg werfen. Das wäre das dümmste, was die machen könnten. Die zünden keine Geldscheine an!“ Nach ein paar Momenten flüstern, sehen die Augen nicht mehr alle zu mir. Ich sehe den Kerl an der Flügeltür gar nicht an. Nicht, weil ich sauer auf ihn bin, sondern weil ich Angst habe sein nächstes Argument, welches er vielleicht gleich hat, nicht so einfach wiedersprechen zu können wie dem vorherigen. Es bilden sich wirklich kleine Gruppen, sie setzen sich, genau wie ich gesagt habe, auf den Boden und unterhalten sich leise. Ich höre auch ab und zu meinen Namen. Gut so. Dann wissen sie, wer ich bin. Wenn man einen Befehl mit einem Namen verbinden kann, dann führt man ihn eher durch als wenn er einfach von irgendjemandem kommt. Mina greift mich am Arm als sie endlich bei mir angekommen ist und flüstert mir von der Seite ins Ohr. „Das war der Hammer. Woher weißt du, dass eine Halle brennt?“ Ich sehe sie nur schief an, will erst antworten, drehe mich dann aber ganz zu Zorro um. Er hat die Beine halb angezogen, stützt den Kopf in seine Hände und atmet tief durch. Es geht ihm echt mies. Ich glaube, er hat mir gerade nicht mal zugehört. Ich hätte ihn nicht los lassen dürfen. Ich knie mich sofort wieder zu ihm und lege erst nur die Hand auf seine Schulter. Aber er sieht nicht auf. „Sensei. Alles gut.“ Ich spreche ihn absichtlich so an. Nicht mit seinem Vornamen. Ich will, dass er hört, dass ich noch genauso zu ihm stehe wie vorher. Ich weiß, dass er etwas damit zu tun hat, aber das ist mir sowas von egal. Er ist mein Sensei. Ich merke, dass die Hand auf meiner Schulter noch lange nicht reicht. Daher setze ich mich neben ihn. Genau wie damals in der Zelle vor der Auktion. Nur diesmal seitenverkehrt. Mina setzt sich auf seine andere Seite. Aber sie lehnt sich nicht so an ihn, wie ich es mache. Ich glaube, das braucht er gerade noch mehr. Er muss merken, dass er mir halt geben kann. Nicht, dass er selbst welchen sucht. Ich vertraue ihm. Das wird sich durch nichts ändern. Die Nacht ist lang. Die Schreie werden mit der Zeit leiser und ich hoffe, dass es ihm nicht so sehr auffällt, wie mir. Irgendwann können wir selbst durch die verschlossenen Flügeltüren hören, wie die Türen der Halle nebenan geäffnet werden. Wie Befehle gerufen werden, gefolgt von einer lauten Durchsage, dass alle die Ruhe bewahren sollen. Und natürlich, dass die Wachen angewiesen wurden scharf zu schießen, falls jemand nicht vor hat, dies zu tun. Wir alle bewegen uns in der Zwischenzeit nicht. Wir lauschen nur. Sobald man draußen Stimmen oder Befehle hören konnte, wurde es hier ganz still. Niemand sagt mehr etwas. Wir alle versuchen herauszufinden, was vor sich geht. Ob und wenn ja, wie viele gestorben sind. Wie schlimm ist es? Sie konnten ganz sicher noch Menschen retten. Sonst wären die Durchsagen überflüssig. Erst, wo ich realisiere, dass die Gefahr des Feuers für alle vorbei ist, spüre ich wie sich meine Muskeln entspannen. Ich schließe die Augen und atme tief durch, ohne mich von Zorros Schulter zu lösen. Ich weiß, dass er spürt, wie erleichtert ist jetzt bin. Er verändert seine Haltung kaum. Aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass er genauso angespannt ist, wie am Anfang. Es muss in den frühen Morgenstunden sein, als ich doch erschöpft neben ihm einschlafe. Wenigstens etwas Halbschlaf. Die Arbeit jeden Tag, immer das gleich Essen und natürlich die gebrochenen Rippen, sowie die Brandwunde auf meiner Schulter lassen mich nicht die ganze Nacht wachen. Nicht einmal, wenn ich es wollte. Ich sollte eigentlich für Zorro da sein. Aber irgendwann gewinnt die Erschöpfung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)