Demütigung 3 von Tikila89 (Ich gehöre Dir) ================================================================================ Prolog: Weinen -------------- Prolog „Zwanzig Millionen?!“ Ich bekomme das nicht in meinen Kopf. Das ist mehr als für Nami. „Haben die sie nicht mehr alle?“, frage ich leise und nehme Ruffy den Steckbrief aus der Hand, den er mir entgegen hält. „Ich bin so stolz auf dich, Kurze! Das ist so cool! Ab jetzt bist du wirklich ein Pirat. So wirklich echt.“ Ruffy grinse albern, aber ich freue mich da gar nicht drüber. Die überschätzen mich weit. Und das kann für mich sehr gefährlich werden. Sehe gefährlich. Und dann auch noch die Worte Tot oder Lebendig. Klasse. Ich bin Vogelfrei. Und das ganz offiziell. Vogelfrei heißt, dass mich jeder, egal wer, auf öffentlicher Straße erschießen darf. Oder schlimmeres. Und dafür wird er nicht bestraft, er wird belohnt. Jetzt darf jeder alles mit mir machen. Menschenrechte Ade. „Das müssen wir den anderen zeigen! Endlich gibt’s wieder was zu feiern!“ Ruffy grinst mich albern an, ignoriert meinen fassungslosen Gesichtsausdruck gekonnt und lässt sich mir entgegen fallen, schlingt die Arme um mich und zieht mich zurück aufs Bett. Er reißt mir den Steckbrief dabei halb aus meinen Fingern und ich lande zurück auf den Laken in seinem Bett. „Nen Drink könnte ich echt gebrauchen.“ „Stell dich nicht so an, du vermiest mir noch die Laune. Das ist echt supercool! Die nehmen dich ernst, das ist doch klasse!“ „Das ist nicht klasse. Und schon gar nicht supercool.“, murmle ich leise und lasse den Kopf zurück in sein Kissen fallen, sehe dabei zu ihm in die glücklich strahlenden Augen auf und seufze innerlich tief. „Jetzt lach doch mal. Komm schon. Du weißt, ich kann dich dazu zwingen.“ Er kommt aus dem Grinsen nicht mehr raus, und seine Laune ist ansteckend. Und wenn ich jetzt daran denke, wie er mich geweckt hat, weil er mich durchkitzeln musste, muss ich lächeln. „Na also! Wir feiern heute! Und du bist der Grund!“ So wie er das sagt, werde ich noch ganz verlegen. Ich bin der Grund, weswegen wir heute feiern? Noch ist noch kaum jemand aufgewacht. Obwohl, so wie er hier rumschreit würde es mich nicht wundern, wenn gleich jemand an die Tür klopft. Da fällt mir was ein. „Ich muss mich anziehen.“, stelle ich leise Fest, woraufhin Ruffy sich über mir aufsetzt, die Knie neben meiner Hüfte und sofort wandert sein Blick über meine Haut. „Ich bin froh, dass die kein Foto aus deinen Büchern genommen haben.“, grinst er mich an und legt eine Hand auf meinen Rippenbogen. Bei der Vorstellung muss ich lächeln. So ein Foto auf einem Steckbrief? Das wäre doch mal was. „Ich glaube, die wissen nicht mal, dass es diese Bücher gibt.“, kichere ich und lege meine Hände auf seine Oberschenkel. „Nein? Sogar ich hab eins gelesen!“ „Du hast es dir nur wegen den Bildern gekauft.“ „Ich hab auch ein bisschen was gelesen.“ „Eine Seite.“ „Nein, immer ein bisschen was auf jeder Seite. Also kann man ja eigentlich sagen, ich hab es durch gelesen.“ „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob du wirklich lesen kannst, Käpten.“, kichere ich, woraufhin er einen Schmollmund verzieht. „Klar kann ich lesen. Für wie blöd hältst du mich?“ Bei der Frage lege ich gespielt nachdenkend den Finger auf meine Lippen und mustere ihn lange. Irgendwann macht es bei ihm Klick und er merkt, dass ich mich über ihn lustig mache. „Hey, was fällt dir ein?! Na warte!“, ich muss schon kichern, als er mir die Hände auf die Seiten legt. Doch als er anfängt mich zu kitzeln, muss ich schreien vor Lachen. Ich trete wild um mich, packe seine Handgelenke und versuche mich unter ihm weg zu drücken, was er aber nicht zulässt. Ich schnappe nach Luft, schreie und lache, kreische und kichere. Als er endlich seine Hände von mir wegdrücken lässt, bleibe ich kraftlos aber dümmlich grinsend unter ihm liegen. Gut, er hat gewonnen. Gefallen tut mir der Gedanke aber trotzdem nicht. Ruffy grinst mich albern an, freut sich darüber, dass er mich zum Lachen gebracht hat, sieht dann aber zur Tür, greift seine Bettdecke und zieht sie mit einem Mal ohne Vorwarnung über mich, so dass ich selbst nichts mehr sehen kann. Doch bevor ich mich fragen kann, was er sich jetzt wieder ausgedacht hat, klopft es auch schon an der Tür. Er löst sich von mir, zieht die Bettdecke noch über meine Beine und dreht sich von mir weg. „Was ist?“, ruft er der Tür entgegen. Jemand öffnet sie und ich weiß, dass derjenige, der davor steht, schon weiß, dass ich hier bin, auch wenn ich mich verstecke. Ich lege unter der Bettdecke beine Hände über meinen Mund, da ich breit grinsen muss und mir mein Kichern verkneife. Ganz ruhig. „Sag mal, hast du sie noch alle hier so rumzuschreien?“ Es ist Nami. „Ich schrei doch gar nicht. Und wenn ich dir gleich was zeige, dann weißt du, wieso.“, grinst Ruffy breit und ich spüre, wie er zwischen den Laken nach meinem Steckbrief sucht. „Warte kurz, ich hab das hier irgendwo.“ „Hast du die Zeitung an Deck so rumgeschmissen?“ „Ist doch egal, warte kurz.“ „Nein, das ist nicht egal. Schon mal darüber nachgedacht, dass die noch jemand lesen will?“ „Hier, ich habs! Sieh dir das an!“ Ruffy zieht den Streckbrief unter meinem Oberschenkel hervor und ich weiß, dass er ihn Nami entgegenhält. Es tritt eine kurze Pause ein und als Nami wieder etwas sagt, höre ich, dass sie neben dem Bett steht. „Das glaub ich ja nicht. Hast du es ihr schon gezeigt?“ „Klar hab ich das!“ „Und wie hat sie reagiert?“ „Sie konnte nicht aufhören zu lachen.“ So ein Schwachsinn. Ich hab nicht wegen dem Steckbrief gelacht. „Dann wird es heute bestimmt nicht mehr ruhig, oder?“ „Die nächsten Tage nicht mehr! Das müssen wir echt feiern! Also wirklich groß! Ich freu mich schon drauf!“ „Ich kann mir das vorstellen. Wir kommen heute aber noch an. Willst du hier oder auf der Insel feiern?“ „Heute schon? Ich weiß nicht, was macht das für ein Unterschied?“ „Wenn wir auswärts feiern müssen wir hinterher nicht aufräumen.“ „Klasse! Dann gehen wir raus! Am besten zwei Tage oder so!“ „Jetzt krieg dich mal wieder ein. Das ist nur ihr Steckbrief.“ „Ja, aber das ist jetzt seit langem das erste Mal, dass einer von uns seinen ersten Steckbrief bekommt. Brook hatte schon einen, Jimbei auch und ich glaube-„ „Ja, ist ja gut. Dich bekommt man ja eh nicht mehr ruhig gestellt. Aber dieses Mal gibst du dein eigenes Geld aus, okay?“ „Mal sehen. Vielleicht bezahlen wir auch einfach nicht.“ „Du stellst dir das ja einfach vor. Ich wollte eigentlich nochmal mit dir reden, aber das kann ich wohl die nächsten Tage vergessen, oder?“ „Worüber willst du mit mir reden?“, spricht Ruffy sofort meine gedachte Frage aus. Nami seufzt leise, dann höre ich Schritte und dass die Tür geschlossen wird. „Über Schieda.“ Über mich? „Was ist mit ihr?“ Wieso fragt er sie das, obwohl er weiß, dass ich neben ihm liege? Und hat sie nicht mitbekommen, dass ich hier bin? „Bist du noch mit ihr zusammen?“ Wieso will sie das wissen? Was geht ihr das überhaupt an?! „Wieso fragst du?“ Wieso sagst du nicht ja?! Ich muss unterdrücken mich zu bewegen, damit Nami checkt, dass ich hier bin. „Mir ist da nur so was aufgefallen.“ „Was ist dir aufgefallen?“ Eine kurze Pause tritt ein. „Du machst es schon wieder.“, stellt Nami leise fest und ich höre, dass sie wieder näher kommt. Was macht er schon wieder? „Tschuldige. Also, was ist dir aufgefallen?“ Unterhalten sie sich öfter? Meint sie, dass er sie schon wieder ins Kreuzverhör nimmt? Wieso wieder? Wie oft reden die beiden miteinander? „Nicht bei dir, eher bei ihr.“ Bei mir? „Was meinst du?“ Dann spüre ich sie neben Mir. Nami hat sich zu Ruffy aufs Bett gesetzt. Verdammt, ich bekomm hier gleich nen Anfall! Sag einfach, dass wir zusammen sind! „Sag mir erst, ob ihr noch zusammen seid. Ich weiß nicht, wie ich es sonst erklären soll.“ Wieso ist das so wichtig?! „Was ist dir aufgefallen?“ Sag einfach ja, verdammt! Wieder seufze Nami leise, ich spüre, dass sie unruhig ist und wieder sucht sie nach den richtigen Worten. „Ich glaub, sie hat was mit nem anderen.“, flüstert sie dann leise und lehnt sich dabei halb zu Ruffy. Ich bin nicht sicher, wie Ruffy darauf reagiert, aber er bewegt sich nicht. Das ist ja immerhin keine Überraschung für ihn. „Mit wem?“, fragt er dann so ruhig und fest, dass ich unterdrücken muss die Luft in meine Lunge zu ziehen. Ich behalte sie lieber einen Moment in meiner Lunge. „Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht ist das auch einfach ihre Art.“ „Was ist dir denn aufgefallen?“ „Ich kann das schwer beschreiben. Es sind manchmal nur Blicke, die sie austauscht.“ „Mit wem?“ „Ist dir das nicht selbst schon aufgefallen?“ „Nami, mit wem?“ Wieder seufzt sie resignierend und rutscht dann etwas näher an ihn heran um leiser sprechen zu können. Oder um näher bei ihm sein zu können. „Mit Sato. Aber ich bin mir wirklich nicht sicher.“ „Nur mit ihm?“ „Was meinst du damit?“ „Ach, nichts. Nur Blicke?“ Diesmal kann ich förmlich spüren, wie Nami ihn ansieht. „Hat sie das schon mal gemacht?“, fragt sie dann leise, ist aber noch vorsichtig in der Betonung. Ruffy antwortet nicht sofort, was ein Fehler ist. Ich könnte viel besser lügen als er. „Ist dir noch irgendwas aufgefallen?“, will er der Frage ausweichen und wieder rutscht Nami näher zu ihm. Gleich misch ich mich ein! „Ruffy, was ist los?“ „Nichts ist los.“ „Wenn du etwas weißt, dann kannst du mit mir darüber reden.“ „Was? Nein, alles okay.“ „Du kannst nicht lügen. Komm schon. Hat sie das schon mal gemacht?“ „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ „Hat sie dich schon mal betrogen?“ Keine Pause, antworte sofort! Sag sofort nein! Komm schon! Es dauert viel zu lange! Er sagt kein Wort. Wieso sagt er nichts? Es ist ja nicht so, dass er nicht dabei gewesen war. Dann ist es doch kein Betrügen, oder doch? Für ihn vielleicht? „Oh, Ruffy. Das tut mir so leid.“, unterbricht Nami irgendwann die Stille und ich beiße mir auf die Unterlippe, um keinen Ton von mir geben zu müssen. „Dir muss nichts leidtun.“ Allerdings! Misch dich am besten gar nicht ein! „Willst du mit mir drüber reden?“ „Es gibt nichts zu reden.“ „Bist du sicher?“ Wieder eine Pause und ich spüre mein Herz gegen meine Brust hämmern. Keiner von beiden Sagt ein Wort. Was gibt’s da noch nachzudenken? Wenn er mit jemandem reden will, dann mit mir. Oder mit Sato. Aber doch nicht mit ihr! Sie hat davon keine Ahnung! Sie weiß gar nichts! Sie hat nur mein Buch gelesen und das ist alles, was sie weiß. Sie kennt die Fakten aber nicht die dazugehörigen Gefühle. Sie ist höchstens Theoretikerin. Wieso sagt er nichts? Wieso sagt sie nichts? Die Pause ist schon viel zu lange. Ich muss gucken! Ich darf mich nicht bewegen! Ganz ruhig! Beruhige dich, verdammt! Dann ein leises Geräusch, Bewegungen und mein Herz setzt einen Schlag aus, als ich realisiere, dass sie sich geküsst haben. Sie haben sich geküsst! Und ich liege hier! „Das war schlimmer als alles, was sie hätte machen können.“, flüstert Ruffy leise, aber ich spüre nur noch wie meine Augen brennen. Ich bin froh, dass ich meine Hände schon über meinem Mund gepresst habe, denn jetzt fange ich an zu weinen. Das hat er nicht im Ernst gemacht. Das war nicht das, was ich glaube. Ich hab mich verhört. „Wie meinst du das?“, fragt Nami leise und ich spüre, dass sie sich nicht von Ruffy entfernt. Ich sollte sie vom Bett treten! Jetzt rechnet sie nicht damit. „Das verstehst du nicht.“ „Dann erklär es mir.“ Sie flirtet mit ihm! Sie flirtet mit ihm und ich liege hier, bewege mich nicht und weine! Wieso macht er das mit?! Er weiß doch, dass ich hier liege! „Das willst du gar nicht verstehen. Glaub mir.“ „Woher willst du das vorher wissen?“ Verpiss dich endlich! Dann bewegt sich wieder jemand. Es ist Ruffy. „Geh jetzt einfach.“ Genau! Und das schnell! Sie zögert noch etwas, erhebt sich dann aber vom Bett und ich muss unterdrücken unter der Decke erleichtert aufzuatmen. „Tut mir Leid.“, flüstert sie noch leise und ich höre, dass sie zur Tür geht, sie öffnet und hinter sich schließt. Ich kann noch ihre Schritte auf dem Gang hören und erst jetzt kann ich ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Ruffy lässt seine Bettdecke über mir liegen. Er bewegt sich nicht und ich schließe die Augen, spüre die Tränen auf meiner Haut, an meinen Schläfen und gebe meinen Kampf gegen meine Tränen auf. Ich weiß, wieso er das getan hat. Er hat es getan, weil ich es höre. Und jetzt hört er mich weinen. Aber er bewegt sich nicht. Er ist eiskalt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)