Demütigung 3 von Tikila89 (Ich gehöre Dir) ================================================================================ Kapitel 14: Das geht nicht so schnell ------------------------------------- Kapitel 14 Ich wache ganz langsam auf. Jetzt liege ich in einem echten Bett. Die haben mir wirklich irgendwas gespritzt. Ich merke zwar noch ein Drücken in meinem Kopf, aber das sind nicht wirklich Schmerzen. Ein Glück. Wie lange liege ich hier schon? Ganz langsam öffne ich die Augen und wundere mich erst noch, wieso ich mein linkes nicht öffnen kann. Dann fällt es mir aber wieder ein. Sato hatte gesagt, es würde anschwellen. Jochbein gebrochen. Wange kaputt. Hoffentlich sehe ich nicht anders aus, wenn das wieder heile ist. Ich bin alleine im Zimmer. Alles ist aus Holz. Mir gegenüber steht noch ein Bett. Das ist aber leer. Sieht aus wie eine Krankennstation. Man, was haben die mir gegeben? Fühlt sich an als ob sich mein Bett bewegt. Ich schließe noch einmal die Augen, atme leise und tief durch und bleibe einen Augenblick entspannt liegen, bevor ich meinen Arm heben und meine Wange abtasten will. Mehr als ein kleiner Ruck mit der Hand wird aber nichts draus. Ein kleinen Klackern am Bett und ich bleibe wieder ruhig liegen. Was ist los? Ich kann meine Arme nicht heben. Wieder versuche ich es um sicher zu gehen. Aber wieder das gleiche. Die haben mich ans Bett gefesselt. Fuck. Jetzt sehe ich doch wieder an mir herunter, blinzle etwas gegen das Licht und das weiße Bettzeug, was alles noch heller erscheinen lässt und sehe meine Arme. Beide liegen auf der Bettdecke. In beiden stecken Nadeln. Eine in meinem linken Handrücken, die andere in meiner rechten Armbeuge. Mein rechtes Handgelenk ist verbunden. Die Schnitte. An die Nadel in meinem rechten Arm ist ein Tropf oder sowas angeschlossen. Die in meinem Handrücken ist mit einem hell rosanen Plastikteil verschlossen. Beide sind mit Klebeband festgeklebt. Klasse. Ich lasse den Kopf zurück ins Kissen fallen und komme erst jetzt auf die Idee meine Beine zu bewegen um zu spüren, ob die auch gefesselt sind. Aber die sind frei. Wieso sollten die mich auch an den Beinen fesseln? Ich komme hier eh nicht weg. Wieso fesseln die mich überhaupt?! Guten Morgen, Schieda. Ich bin heute echt nicht so schnell mit dem Denken. Wieder so ein Gefühl, als würde sich mein Bett bewegen und ich atme einmal tief durch. Man. Was die mir gegeben haben ist entweder echt stark, oder hier bewegt sich wirklich irgendwas. Das ganze Zimmer. Wo bin ich eigentlich? Wo ist das Fenster? Ich sehe ganz automatisch wieder durch den Raum. Sehe an den Regalen mit Flaschen vorbei, über die mit Leder bezogene Liege vorbei und bemerke irgendwann, dass ich mit dem Kopfende genau drunter liege. Klasse. Wie soll ich dann sehen, wo ich bin? Ich schließe also wieder die Augen, atme einmal tief durch und schlucke sachte, weil ich langsam Durst bekomme. Dabei fällt mir etwas anderes auf. Meine Zunge. Stimmt, ich hatte sie mir aufgebissen. Jetzt fühlt es sich an als ob irgendwas gegen meinen Gaumen piekst. Wieder bewege ich meine Zunge. Ja, wirklich. Ich glaube, das sind drei Stiche. Genäht. War das so schlimm? Die haben sogar meine Zunge genäht. Heftig. Ich muss doch etwas länger hier liegen. Ich bin schon fast wieder eingeschlafen, als sich die Tür öffnet. Oder ich habe geschlafen. Jedenfalls hatte ich die Schritte nicht gehört. Deswegen schrecke ich auch kurz zusammen, als ich jetzt nicht mehr alleine bin. Ich lasse meine Augen aber geschlossen. Der, der rein gekommen ist, hat noch nicht gemerkt, dass ich wach bin. Sonst hätte der ja was gesagt. Oder die. Ich blinzle vorsichtig in die Richtung der Schritte, als sie wohl zu den Regalen gehen. Ein Mann. Graue Haare. Der trägt nen weißen Kittel. Das ist wohl mein Arzt. Wieso tragen die eigentlich alle weiße Kittel? Chopper trägt sowas nie. Habe ich jedenfalls noch nie gesehen. Er nimmt irgendeine Flüssigkeit aus dem Regal, dann noch etwas anderes und zieht sich noch eine Waage zu Recht. Der wird wohl was mischen. Okay. Aggressiv sieht er jetzt nicht unbedingt aus. Ich werde ihn gleich fragen, wo die anderen sind. Man kanns ja mal versuchen. Ich will ihn aber nicht unterbrechen, weswegen ich warte, bis er sich zu mir dreht. Doch als er es tut, kann ich nicht mehr verstecken, wach zu sein. Es ist viel zu auffällig, als das ich es übersehen könnte. Und ich habe es schon lange nicht mehr gesehen. Es bringt mein Herz sofort zum Schlagen. Ein Halsring. Der Kerl ist Sklave. Er sieht erst in meine Augen, als er neben meinem Bett steht und lächelt beinahe Zeitgleich auf, als er sieht, dass ich wach bin. „Hey. Guten Morgen. Schön, dass du schon wach bist. Auch, wenn das nicht lange so bleiben wird.“ Er ist ganz freundlich, auch wenn mir seine Worte nicht gefallen. Er sieht auch wirklich freundlich aus. Mit seinem Schnurrbart und den buschigen Augenbrauen sieht er aus wie der nette, alte Opa von neben an, der dir immer Schokolade schenkt, wenn du an seinem Haus vorbei gehst. Ich räuspere mich leise, bevor ich meine erste Frage stelle. Er bereitet gerade irgendwas mit Spritzen und Flüssigkeiten vor. „Wo sind die anderen?“ Meine Zunge tut so weh, was er mit Sicherheit raus hört, denn er schüttelt sachte den Kopf, als er mich hört. Das ist aber nicht seine Antwort. „Ganz ruhig. Ich erkläre dir alles. Ich muss vorher aber noch ein bisschen was von dir wissen. Bist du gegen irgendwas allergisch?“ Ich schüttle sofort den Kopf auf seine Frage. Klar muss er das Fragen. Aber ich will wissen, was los ist. Er soll seine Fragen also schnell abharken können und ich meine Antworten bekommen. Dieser Halsring macht mich echt nervös. „Gut. Du hattest Spuren von Beruhigungsmitteln im Blut. Außerdem hast du Schnitte an deinem Handgelenk. Ich muss wissen, was du genommen hast, wie viel und wie lange schon. Außerdem, ob du in psychischer Behandlung bist oder warst. Und wenn, wie lange schon.“ „Ich hab jemanden, der sich darum kümmert.“, sage ich knapp, weil ich nicht einsehe ihm das alles Haarklein zu erzählen. Er lässt aber nicht locker. „Das ist wirklich wichtig. Hattest du Antidepressiva genommen?“ „Ja, schon.“, gebe ich dann doch zu und zwinge mich jetzt zur Seite weg zu sehen, damit ich nicht die ganze Zeit auf diesen scheiß Halsreif sehen muss. „Wie hieß das Mittel?“ „Keine Ahnung. Irgendwas mit orangenen Kreisen auf der Schachtel.“ „Orange? Hmm..“, er überlegt einen Moment, nickt dann aber irgendwann. „Ich glaube, ich weiß, welche das waren. Wie fühlst du dich jetzt? Schmerzen dürftest du keine haben, aber was ist mit deinen Augen? Kannst du noch alles klar sehen?“ „Ich brauche eh ne Brille.“ „Achso? Welche Stärke?“ „Minus 2,25. Auf beiden.“ „Oh, verstehe. In Ordnung. Damit kann ich was anfangen.“ „Wo sind die anderen?“, wiederhole ich jetzt meine Frage und sehe, dass er die Flüssigkeit in eine Spritze ohne Nadel aufzieht. „Ich erkläre es dir sofort. Augenblick.“ Bei seinem letzten Wort setzt er die Spritze auf das rosane Plastikteil an der Nadel in meinem Handgelenk. Ich ziehe erst die Hand aus Reflex zurück, komme dank den Handschellen aber nicht sehr weit. Sieht aus, als hätte er damit gerechnet und er flüstert ein leise „Ganz Ruhig.“, als er die Spritze an die Nadel anschließt. Dafür ist die also da. Klasse. „Was ist das?“ „Das wird es dir etwas leichter machen es zu verstehen. Stress ist Gift in deiner Verfassung. Deswegen wirst du die meiste Zeit auf der Überfahrt auch schlafen. Ich pass schon auf, keine Sorge.“ Ich bin nicht sicher, ob mich das beruhigen oder aufregen soll. Das Zeug, was er mir spritzt, übernimmt die Entscheidung aber für mich. Ich beruhige mich. Werde ganz ruhig. Als hätte ich was getrunken und währe kurz vorm schlafen. Oh, Gott, wie schnell das wirkt. Er hat es mir gerade erst gespritzt. „Mein Name ist übrigens Hayoka. Ich bin einer der Ärzte auf dem Schiff und für die Gefangenen zuständig. Wer du bist, weiß ich schon. Ich habe deine Akte schon angefordert. Du bist also in Besten Händen. Keine Angst.“ „Hm-hm.“, nicke ich sachte und höre ihm zu. Ich kann schon gar nicht mehr über seine Worte nachdenken. Verstehen tu ich aber alles. Ich bin also eine Gefangene. Und auf einem Schiff. Okay. Aufregen kann ich mich nicht mehr. Sorgen machen auch nicht. Ich nehme es einfach so hin. „Deine Freunde sind auch hier. Sie sind aber nicht so verletzt wie du. Du musst dir also wirklich keine Sorgen um sie machen. Ich hoffe nur, dass das so bleibt. Zorro und Kanji sind seit einiger Zeit nicht mehr so gerne auf diesem Schiff gesehen. Umso besser war die Stimmung gestern Abend, als Fleur sie in die Zellen gebracht hat. Die beiden gehörten mal zur Besatzung, musst du wissen. Wenn du es noch nicht weißt. Wir sind hier auf der Spring. Nicht das schnellste Schiff, dafür eines der Sichersten bei rauem Wellengang. Das Schiff wurde nicht waagerecht gebaut, sondern senkrecht, musst du wissen. Man spürt die Wellen so fast gar nicht. Ist dir bestimmt schon aufgefallen. Fast neunzig Prozent des Schiffes liegen unter der Wasseroberfläche. Sehr interessant. Aber ich schweife ab. Die Besatzung besteht fast nur auf Kopfgeldjägern. Und eben ein paar von uns Sklaven. Es ist wohl praktisch das Kopfgeld nicht immer unter der ganzen Mannschaft aufteilen zu müssen. Naja. Gut. Kommen wir zur guten Nachricht. Du scheinst keine großen Schäden von deinem Kampf mit Fleur abbekommen zu haben. Jedenfalls keine bleibenden. Dein Jochbein habe ich noch einmal operativ gerichtet. Die Schwellung ist gut für die Heilung, daher habe ich auch nichts verbunden. Das würde den Heilungsprozess nur stören. Die andere Sache ist, dass du froh sein kannst, dass Fleur dich erwischt hat. Sie verkauft ihre Gefangenen gerne zweimal. Der Galgen wird dir und deinen Freunden also erspart bleiben. Erst wird sie euer Kopfgeld einsacken. Was wohl auch mehr als Genug ist, nach dem, was ich über euch gelesen habe. Besonders Zorro hat sich da was aufgebaut. Dann wird sie euch nochmal als Sklaven verkaufen. Sie hat da so einen internen Vertrag mit der Marine. Die Marine muss keine Hinrichtungen finanzieren und sie besorgt Nachschub für Fandera in jeder Hinsicht. Du weißt, was auf Fandera ist?“ Ich nicke sachte und fühle mich ganz schwindlig. Ich bin aber nicht sicher ob es wegen seinen Nachrichten so ist, oder seiner Spritze. Fandera ist der Ort, zu dem ich nie wollte. Eine Insel, die sich dadurch finanziert den größten Sklavenexport der neuen Welt zu betreiben. Meine Hölle. „Gut, dann muss ich es dir ja nicht erklären. Ich habe auch gehört, dass du eh schon einmal verurteilt und verkauft wurdest. Du weißt also, dass es wirklich schlimmeres gibt als das, was auf euch zukommt. Du kannst wirklich von Glück reden, dass es gerade Fleur war. Sie lässt nie einen Gefangenen Sterben. Oder in schlechter Verfassung. Je besser es dir am Tag des Verkaufes geht, desto mehr wirst du wert sein. Deswegen gebe ich dir auch gleich wieder was zum Schlafen. Verheilt wird der Bruch nicht sein, aber man wird dir nichts mehr ansehen. Darauf kannst du dich verlassen. Wir kommen erst in ein paar Wochen an. Aber keine Angst. Wenn du aufwachst, sind wir schon da. Hast du noch irgendwelche Fragen, bevor ich dich schlafen lege?“ Ich bin mir echt nicht sicher. Das war so viel. Gott, Kopfgeldjäger. Wieso kam ich nicht darauf? Zorro ist der Piratenjäger. Kanji und er waren mal Kollegen. Und auch, wenn Kanji wohl mit dem Jagen aufgehört hat, waren seine Kollegen noch nicht von der Insel weg. Die haben wohl Urlaub gemacht. In seiner Nachbarschaft. Oder in seiner Wohnung. Deswegen sollte ich nicht zu ihm kommen. Sondern nur er zu mir. „Wer ist alles hier?“, frage ich dann doch, als er zurück zu den Regalen geht um das Schlafmittel herauszusuchen. Was Besseres fällt mir nicht ein. „Von deinen Freunden? Wie gesagt, Kanji und Zorro. Und einer mit Brille. Sato oder so. Er hat aber, soweit ich weiß, kein Kopfgeld. Naja, Kanji auch nicht wirklich. Ich glaube, er gehört zu diesen Perversen. Das gibt dann von der Marine eine Pauschale und als Sklave wird er dann gehandelt. Kommt drauf an wer bei der Auktion dabei ist. Sieht aber nicht so aus als ob er körperliche Arbeit gewohnt ist. Das waren alle. Ich weiß, ihr gehört zu dem Strohhut. Kann auch sein, dass er immer noch auf Maii ist, aber die Crew hat etwas gegen riskante Aktionen. Zorro war ein Glücksgriff. Er hat sich ergeben, haben sie erzählt. Das setzt doch keiner aufs Spiel. Jemanden wie ihn in bester Verfassung ohne Verletzungen zu verkaufen ist der Traum der Sklavenhändler. Und niemand bekommt ein Kopfgeld, ohne dass es berechtigt ist. Sich mit dem Strohhut und der restlichen Crew anzulegen hätte nur jemand gemacht, der sie nicht mehr alle hat.“ Er redet wohl wirklich gerne viel. Ich atme einmal tief durch. Gott, das ist doch nicht wahr. Er kann sich nicht ergeben haben. Wieso sollte er das machen? Als ich ankam, hat er gekämpft. Er hatte sich nicht ergeben. Worüber hatten die geredet, als ich nichts gehört habe? Blut. Klar, ich hatte Blut in den Ohren. Kein Wasser. Hayoka kommt mit einer anderen Spritze zu mir. Er lächelt beruhigend, bleibt neben mir stehen und wartet noch einen Moment, bevor er die Spritze an den Zugang anlegt. Er will mir die Möglichkeit geben noch etwas zu fragen. Aber ich habe keine Fragen mehr. Ich kann ja kaum mehr denken. Gott, bitte. Wieso tust du mir das wieder an? Ich will keine Sklavin werden. Ich will nicht verkauft werden. Ruffy. Hayoka hat gesagt, dass es gestern passiert ist. Er muss schon gemerkt haben, dass wir weg sind. Ich glaube nicht, dass jemand mein Blut weggewischt hat. Bitte, lass ihn meine Brille finden. Oder irgendwen anderes. Komm uns nach. Bitte. Hol uns hier raus. So schnell du kannst. Die Sunny ist doch schnell. Du könntest uns einholen bevor wir auf Fandera ankommen. Du könntest- Nein, kannst du nicht. Du weißt nicht, wo wir sind. Und solange auch die Marine nichts von unserer Gefangenschaft weiß, wird es auch nicht in der Zeitung stehen. Du wirst nicht kommen um uns zu retten. Nicht vorher. Es fühlt sich so komisch an, als ich aufwache. Ich fühle mich viel müder als sonst. Viel Schwächer. Als ob ich mich wochenlang nicht bewegt habe. Was ist los? Ach ja. Habe ich ja auch nicht. Es ist aber nicht mehr so Hell wie da, wo ich eingeschlafen bin. Es ist dunkler, aber nicht ganz dunkel. Und kühler. Aber ich liege auf einem Bett. Ich könnte sofort wieder einschlafen, so müde bin ich. Ich bleibe noch lange mit geschlossenen Augen liegen, bevor ich vorsichtig blinzle. Man, ich habe mich schon lange nicht mehr so schwach gefühlt. Das letzte Mal war es nach meiner Lungenentzündung. Die Zimmerdecke sieht ganz anders aus. Das ist kein Holz. Das ist Beton. Ich sehe mich ein wenig aus dem Augenwinkel heraus um und bin mir dann sicher, dass ich in einem ganz anderen Raum liege als vorher. Gitter. Das ist eine Zelle. Wieder schließe ich die Augen und atme leise aber tief durch. Kaum bewegt sich meine Bettdecke, höre ich aber, dass sich noch wo anders im Zimmer sich etwas bewegt. Ich bin nicht alleine. Sind meine Arme noch gefesselt? „Auch endlich wach?“ Die Stimme bringt mich sofort dazu, mich zu entsannen. Sato. Gott, danke. Er spricht nur leise, sitzt irgendwo neben meinem Bett und sieht zu mir hoch. Ich muss lächeln, als ich ihn höre, bewege mich aber noch nicht. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Sind wir da wieder weg? Was hab ich verpasst? Er lässt mir Zeit um richtig wach zu werden. Die brauche ich auch. Erst, als ich mich aufsetze um mich richtig umzusehen kann, sagt er wieder etwas. „Was weißt du?“, fragt er einfach aber ich antworte nicht sofort. Das sind wirklich Zellen. Aber nicht nur zwei. Ich kann sie auf die Schnelle gar nicht zählen. Das ganze Deck muss voll damit sein. Überall Gitter. Nur am und Zu gibt es Säulen, die die Decke tragen. Es gibt Gefangene, die ich nicht kenne. Und drei, die ich nicht hinter Gittern sehen wollte. Kanji hat die Zelle neben Sato. Zorro die hinter ihm. Ich bin neben Sato. Wir sind alle auf einem Gang an einer Seite. Wie viele sind hier noch? Ich kann das ohne meine Brille nicht richtig erkennen. „Schieda.“, holt Sato meine Gedanken zurück und ich sehe zu ihm rüber. Er sitzt auf dem Boden, sieht aber okay aus. Allerdings könnte er ein Bad vertragen. Ich sehe immer noch die Blutflecke von mir. Dabei merke ich an meiner Wange schon gar nichts mehr. „Ich- ähm..“, wo fange ich an? „Wir wurden gefangen genommen. Ich wurde getroffen. Meine Wange.“, bei dem Gedanken fasse ich ganz automatisch an jene Wange. Ich spüre eine ganz kleine, verheilende Wunde an ihr. Zu klein, als dass es eine Narbe werden könnte. Aber meine Hand wandert weiter. Eine größere Wunde verheilt knapp unter meinem Ohr. Da wo mein Kiefer anfängt. Hab ich mir deswegen die Zunge aufgebissen? Ich rede weiter, bevor er mir noch eine Frage stellen kann. Ich weiß noch etwas mehr. „Das sind Kopfgeldjäger. Ne ganze Menge sogar. Wir werden erst bei der Marine vorgezeigt und dann-„ Gott, nein. Ich sehe erst jetzt wieder zu Sato. Sieht aber aus, als ob er schon weiß, was ich denke. Natürlich weiß er es schon. Zorro war hier schon mal einer von den Kopfgeldjägern. Genau wie Kanji. Die kennen diese Fleur. Die kennen jeden auf diesem Schiff. Deswegen wird er schon gesagt haben, was auf uns zukommt. Dass wir verkauft werden. Gott, Sklaverei. Ich will nicht. Das geht nicht. „Bleib Ruhig.“, sagt er dann leise als er sieht, was in meinem Kopf vorgeht. Ich schüttle aber nur den Kopf auf seine Worte. Nicht, dass ich nicht ruhig sein will. Ich kann nicht. Wie soll ich da ruhig bleiben? „Denk an das Jetzt. Es ist noch nicht so weit. Und was jetzt noch nicht ist, ist auch nicht sicher. Atme tief durch. Es kommt bestimmt nicht dazu.“ Ich höre auf ihn. Atme tief durch. Gut. Okay. Es ist nicht sicher. Ich hab keinen Halsreif um. Noch bin ich keine Sklavin. Jetzt noch nicht. Lenk dich ab. Denk nicht drüber nach. Themawechsel. Bitte schnell. „Wie geht es dir? Und Zorro? Und Kanji?“, frage ich einfach drauf los, womit er wohl schon gerechnet hat. Auch wenn er mit dem letzten Namen nicht gerechnet hat. „Uns geht’s gut. Du warst die einzige, die getroffen wurde. Bis auf Kanji. Der wurde angeschossen. Aber es ist schon wieder gut. Du kennst ihn?“ „Nur weil,… Naja.. Er hat mich ein paar Mal eingeladen. Der will was von mir, wegen dem Artikel.“ „Ehrlich? Hattet ihr was miteinander?“ „Nein, nicht wirklich. Ich glaube auch nicht, dass ich jetzt noch will. Ich meine, er redet ziemlich viel.“, gebe ich zu und schaue dabei durch die Gitter der Zelle von Sato um Kanji sehen zu können. Er hört uns nicht. Dafür sind andere Gespräche zu laut und wir zu leise. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er gemerkt hat, dass ich wach bin. „Ich weiß, was du meinst. Zorro und er gehen sich schon fast durchs Gitter an die Gurgel. Ich hatte schon einiges zu tun.“ Ach ja. Stimmt ja. „Wie lange sind wir schon hier?“, frage ich dann schließlich und sehe dabei auch an mir herunter. Ich trage auch noch meine Klamotten, die riechen aber frisch gewaschen. Aber meine Fingernägel sind kurz und nicht mehr bunt. Rausgewachsen. „Schwer zu sagen. Wir sind alle in den Zellen aufgewacht. Die haben uns betäubt und sehr wahrscheinlich durchgecheckt. Die wollen wissen, wer in den Zellen sitzt. Und mit was. Aber es sind schon ein paar Wochen. Mindestens.“ „Das ist auch nicht das schnellste Schiff. Dafür eins der sichersten.“ „Woher weißt du das?“ „Der Arzt hier hat mir ein bisschen was erzählt.-“ Ich würde noch mehr sagen, aber mein Blick fällt auf eine Brille mit dickem, schwarzen Rand. Sieht aus wie eine Nerdbrille. Bestimmt ein Standartmodell oder sowas. Ich greife sie einfach, da sie neben meinem Kissen liegt und setze sie auf. Sie passt. Und Stärke ist auch richtig. Klasse. Ich sehe zwar bestimmt furchtbar aus, aber dafür sehe ich wieder was. „Hat er noch was erzählt?“ „Was? Oh, nein. Nur dass Zorro und Kanji mal hier gearbeitet haben und er-„ Bei dem Gedanken sehe ich ganz automatisch in seine Richtung, auch wenn ich durch die ganzen Gitter schon gar nicht mehr erkennen kann, dass er es überhaupt ist. Aber er trainiert gerade. Er muss es sein. Er hält sich an den Gittern fest und zieht sich an ihnen nach oben. Ich glaube es immer noch nicht. „Wer hat was?“, will Sato dann wissen und ich zögere noch etwas, bevor ich ihn dann doch frage. Er war immerhin dabei. „Hat Zorro aufgegeben?“, flüstere ich ganz leise, woraufhin er aber seufzend nickt. Er folgt meinem Blick durch die Gitter bevor er mir flüsternd antwortet. „Sah nicht aus, als ob er das gerne gemacht hätte. Ganz im Gegenteil. Aber das Weib hat ihm keine andere Wahl gelassen.“ „Fleur?“ „Heißt die so? Ja, naja. Nachdem sie dich erwischt hatte, hat sie dir noch ein paar Mal in den Bauch getreten. Wir waren mit zwei anderen Beschäftigt und kamen nicht an dich ran und waren uns echt nicht sicher, ob du überhaupt noch atmest. Das sah jedenfalls so aus, als ob du es nicht tust. Zorro wollte auf sie los, aber sie hat auf dich gezielt. Erst war es ihm egal, aber dann hattest du dich bewegt. Was uns sagte, dass du noch lebst. Keiner von uns hat noch was riskiert. Sie hat dir ihren Lauf an den Hinterkopf gedrückt und gesagt, es ist ihr egal. Entweder sie drückt ab und bekommt dein Kopfgeld, oder wir geben auf und sie drückt nicht ab. Zorro hat sie angeschrien, dass sie niemals ihre Gefangenen erschießt, aber sie hat nur gelacht und gesagt, dass er schon Jahre lang nicht mehr dabei wäre und wohl so einiges verpasst hat. Ich hatte ihr gesagt, dass ich mich um dich kümmern will. Dass du Schmerzen hast und dass ich Angst hatte, dass du an deinem Blut erstickst. Es sah jedenfalls so aus. Was wohl auch Zorro dazu gebracht hatte seine Waffen einzustecken.-„ Ich unterbreche ihn, weil ich ab da ja wieder alles mitbekommen habe. Jedenfalls so halb. „Was ist mit Kanji?“ „Der? Achso. Naja, er hatte mich im Musikzimmer angesprochen weil er mich wohl mal mit dir gesehen hätte. Wir haben uns ein bisschen unterhalten, gingen dann zusammen in die Stadt und dann kam Zorro auf uns zu. Er meinte irgendwas von wegen, dass Kanji sich von mir fernhalten soll und ob er sie nicht alle hätte. Irgendwie sowas. Die haben sich irgendwelche Sachen an den Kopf geworfen und dann kam diese.. Fleur? Naja, so hatte das jedenfalls angefangen.“ Oh, man. Die mögen sich wirklich nicht. Mussten sie die beiden ausgerechnet nebeneinander in die Zellen packen? Warte. Halt. Hat Zorro wegen mir aufgegeben? „Wo warst du eigentlich, bevor du hier warst?“ „Was? Achso. In einem Arztzimmer. Aber der Arzt da hat mich dauerhaft schlafen lassen. Er hat gesagt, dass ist besser für die Wunden. Dann heilt es irgendwie schneller weil mein Körper keinen Stress hat oder so.“ „Weißt du, wann wir ankommen?“ Nicht das Thema schon wieder. Aber okay. Rennen wir durch. Sag ihm, was du weißt und dann schnell wieder Themawechsel. „Wir fahren nach Fandera. Das ist ja von Maii gesehen am anderen Ende der neuen Welt. Er sagte, ein paar Wochen. Ich weiß nicht mehr genau. Ich sollte die ganze Zeit über schlafen. Also sind wir fast da. Wie viele Gefangene haben die?“ Ich hänge meine Frage so schnell hinten dran, wie ich nur kann. Dabei interessiert es mich gar nicht wirklich. „Auf halbem Weg kamen ein paar dazu. Es müssten so um die zwanzig sein. Und nachdem, was ich so mitbekommen habe, ist es bei dem einen oder anderen ganz gut, dass er hinter Gittern ist.“ Gott, Sklaverei. Ich bekomme meinen Kopf nicht mehr klar. Ich kann Sato nicht einmal mehr zuhören. Weshalb ich dann doch die Decke zur Seite schlage um aufzustehen. Erst jetzt spüre ich, dass ich wohl etwas mehr verpasst habe, als ich geglaubt hatte. Ich habe nicht nur geschlafen. Ich war total betäubt. Kaum bewege ich meine Beine zur Seite, tut mir etwas weh, was mir sonst nie wehtut. Wirklich nie. Haben die mir nen Katheter gelegt? Autsch. Das wird beim Pinkeln wehtun. Es ist ein Reflex, dass ich mir bei dem Gefühl zwischen die Beine fasse, aber es fühlt sich ganz normal an. Nichts mehr da. Alles ganz normal. Trotzdem gefällt mir der Gedanke nicht, dass mich jemand ohne mein Wissen nackt gesehen hat. Was haben die noch mit mir gemacht, als ich geschlafen habe? „Bist du okay?“ „Ich bin mir nicht sicher.“, gebe ich zu und schlinge die Arme um mich. Ist noch irgendwas anders? Mein Hals tut etwas weh, aber eigentlich nicht viel. Klar. Ich war nie wach um etwas zu essen. Die müssen mich zwangsernährt haben. Noch irgendwas? „Was ist los?“, fragt Sato wieder, weil er sieht, dass ich nachdenke. Wer weiß, was er vermutet, was ich denke? Immerhin habe ich mir gerade zwischen die Beine gefasst. „Alles okay.“, sage ich also erst einmal, um ihn zu beruhigen, bewege mich aber noch nicht. Die haben mich nicht angefasst, als ich weg war, oder? Könnte ich das jetzt noch merken? Ich glaube nicht. Ach, Schwachsinn. Nicht mit dem Katheter. Werde jetzt nicht Paranoid. Das ist das letzte, was du jetzt gebrauchen kannst. „Was ist denn?“, will Sato wieder wissen und er erhebt sich jetzt selbst vorsichtig, weil es ihn nervös macht, dass ich nicht ausspreche, was ich denke. So kann er mich nicht einschätzen. „Die haben nur,.. ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.“, fange ich dann doch an und sehe zu ihm rüber. Irgendwann gehe ich die paar Schritte auf ihn zu, will es jedenfalls. Weit komme ich nicht. Meine Beine geben nach. Ich fange mich mit den Händen ab und knie jetzt auf allen Vieren vor dem Bett. Autsch. Man. Meine Beine sind so schwach. Meine Muskeln sind noch nicht richtig wach. Sato reagiert sofort. „Schieda!“ Ich schüttle auf seine Reaktion sofort den Kopf, höre aber, dass jetzt auch Kanji und Zorro mitbekommen haben, dass ich wach bin. „Was ist los?“, will jetzt Kanji wissen und stellt sich, den Geräuschen zufolge, ans Gitter. Mein Gott, regt euch nicht so auf. „Alles okay. Meine Beine sind nur noch nicht richtig wach. Die haben mich halb ins Koma versetzt. Ich brauche Zeit.“, erkläre ich also einfach und lasse mich zurück auf den Hintern fallen. Jetzt sitze ich vor dem Bett und blicke achselzuckend zu Sato auf, der sich sichtlich entspannt als er mich so sieht. „Erschreck mich nicht so.“ Irgendwann als ich schon wieder auf dem Bett sitze, scheint irgendjemand durch die Gänge zu gehen, den die Gefangenen nicht mögen. Sie fangen an zu rufen, zu pfeifen und zu beleidigen. Klar würde ich gerne sehen, was los ist, aber ich traue meinen Beinen noch nicht. Daher bleibe ich sitzen. Das Aufstehen war auch gar nicht nötig, denn irgendwann kommen sie auch bei uns vorbei. „Lorenor Zorro. Unglaublich. Da hast du dich dieses Mal selbst übertroffen.“, sagt eine männliche Stimme, die wohl gerade bei Zorro vor der Zelle steht. Die zweite Stimme erkenne ich sofort. Das ist Fleur. „Ich weiß. Ich bin wirklich stolz auf mich. Ich bin schon auf die Gebote gespannt.“ „Du hast so ein Glück, weißt du das? Sein Todesurteil war schon so gut wie unterschrieben.“ „Du weißt, was ich darüber denke. Piraten kosten so viel Geld. Alleine schon die Verwaltungskosten was die Steckbriefe angeht. Sie hinrichten zu lassen ist die reinste Geldverschwendung. Wieso sollen sie nicht arbeiten?“ „Wie kannst du sicher stellen, dass er macht, was ihm gesagt wird?“ „Ich habe die neuen Halsringe. Überlass das mal mir.“ „Kanji? Der Fessler? Ehrlich?“ Fessler? „Du glaubst es nicht, aber ja. Wir haben ihn beobachtet wir er aus dem Geschäft für diese Perversen kommt. Zusammen mit dem hier vorne. Unglaublich, oder? Da glaubt man, man kennt jemanden…“ „Wer ist das?“ „Sato heißt er. Hat keinen Steckbrief, leider. Dafür muss es aber doch die Pauschale geben.“ „Sieht so aus, ja. Kann man ihm was beweisen?“ „Die Fotos findest du in der Akte. Alles schon vorbereitet.“ Fotos. „Und hier haben wir…“ „Die Sklavin Schieda. Cool, oder? Ihr Steckbrief war nicht einmal zwei Wochen alt, als wir sie bekommen haben.“ Bei den Worten treten sie vor meine Zelle. Drei Kerle in Marineuniformen. Einer trägt ein Klemmbrett mit einem Stift in der anderen Hand. Er scheint irgendwas zu notieren oder abzuharken. Fleur daneben. Sie hat lange, schwarze Haare, eine Brille und trägt einen Anzug. Dafür hochhackige Schuhe. Sie sieht aus wie ein Profikiller. Ich sehe sie nur aus dem Augenwinkel an. Ich will ihr gar nicht in die Augen sehen. Ich bin bei ihr nämlich nicht sicher, ob ich den Blick halten kann. Und ihrem Blick ausweichen will ich schon gar nicht. Daher fange ich auch gar nicht damit an. „Jetzt fast zwei Monate. Das war‘s?“ Zwei Monate?! Oh Gott, Ruffy. Wo bleibst du denn? „Ich glaube, die Summe reicht mir schon.“, grinst Fleur und stellt sich dem Kerl mit dem Klemmbrett gegenüber als ob sie auf etwas wartet. „Lass mich rechnen.“, sagt er dann als er sich schon wieder so dreht, dass er von wieder gehen kann. Fleur ihm hinterher. Sie ist ganz ungeduldig. Und Stolz. „Das sind einhundertzwanzig Millionen Berry für Zorro, jeweils fünf Millionen für diese beiden und zwanzig für Schieda. Das macht einhundertfünfzig Millionen Berry für alle.“ „Fünfzehnhundert. Lass dir das auf der Zunge zergehen. Fünfzehnhundert.“, wiederholt Fleur es immer wieder und geht dem Marineheini nach. Er sagt noch irgendwas, woraufhin sie lacht, aber ich verstehe sie nicht mehr so gut. Jetzt reden sie ja immerhin in die andere Richtung. Wir sind fast zwei Monate weg. Ruffy weiß noch nicht, wo wir sind. Aber die setzen das mit Sicherheit in die Zeitung. Dann wird es nach unserer Verurteilung nicht mehr lange dauern, bis er kommt. Wie es ihm wohl geht? Er muss fertig sein. Hoffentlich hat Chopper ein Auge auf ihn. Es kann gefährlich werden, wenn man lange nicht schläft. Und das letzte mal waren wir nur auseinander als er nicht mehr geschlafen hat. Eine Woche. Jetzt bin ich ganz weg. Er weiß nicht einmal, dass ich noch lebe. Er muss aufpassen, dass es ihm gut geht. Sonst wird er Probleme damit haben uns hier raus zu holen. „Krümel. Hey.“ Sato reißt mich aus meinen Gedanken und winkt mich zu sich, sobald ich zu ihm sehe. Was ist los? Ich bin noch etwas wacklig auf den Beinen, gehe aber zu ihm rüber ans Gitter. Er fängt schon an zu reden, bevor ich nachfragen kann, was er hat. „Du trägst keine Seesteinhandschellen, oder?“ Oh. Stimmt. „Nein, das nicht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie uns das helfen soll. Ich bin nicht Ruffy. Oder Robin. Oder sonst wer.“ „Du bekommst das schon hin. Ich habe dich damit schon kämpfen gesehen. Und die müssen uns ja aus dieser Zelle raus holen, um uns verkaufen zu können.“ Langsam komm ich dahinter, was er meint. „Ich habe mir das so überlegt. Wenn die in deine Zelle kommen um dich raus zu holen, dann greifst du die einfach an. Denk dir was aus. Beschichte den Boden deiner Zelle oder so. Du kannst das.“ „Ich kann mich fast nicht auf den Beinen halten.“ „Versuch es. Du packst das. Ich zähl auf dich. Du musst das auch nur so lange durchhalten, bis du an die Schlüssel kommst. Sobald wir hier raus sind, übernehmen wir das.“ Ich zögere noch, nicke dann aber doch. Okay. Ich pack das schon irgendwie. Sonst kommen wir hier auch erstmal nicht weg. Wenn wir zusammen bleiben wollen, gibt’s fast keine andere Möglichkeit als dass ich irgendwas mache. „Das wird gefährlich.“, flüstere ich noch leise als Protest als ich sehe, wie er sich zu Kanji und Zorro umdreht. Er wird es den beiden auch gleich sagen. „Das passt schon. Du bekommst das hin. Fang schon mal an. Wenn die Marine hier ist, dann sind wir bestimmt schon da. Ich sag den anderen bescheid.“, sagt er noch und ich nicke nur noch als Antwort. Er sagt das so einfach. Das wird nicht einfach. Das wird richtig schwer. Ich drehe mich vom Gitter weg und sehe mich einmal in meiner Zelle um. So viel kann ich ja nicht beschichten. Könnte ich hin bekommen. Also Socken aus und los. Ich muss mich richtig konzentrieren, gehe mit minischritten durch meine Zelle und beschichte so ganz langsam den Boden. Ich bekomme so halb mit, dass Sato es Kanji erzählt. Er scheint davor richtig begeistert und sagt es sofort Zorro weiter, der dazu allerdings nicht viel sagt. Er weiß wie leicht es mir sonst fällt den Boden zu beschichten. Jetzt kann ich nicht einmal nach oben schauen ohne Pause zu machen. Aber was soll ich machen? Wir sind nur wegen mir hier. Ich muss einfach was machen. Ich bin die einzige, die gerade die Möglichkeit dazu hat. Ich packe das schon. Irgendwann setze ich mich zurück aufs Bett, kann aber noch nicht durchatmen. Ich muss mich auf die Beschichtung konzentrieren, sonst ist sie gleich wieder weg. Allerdings ist es nicht so kompliziert eine Beschichtung zu erhalten wie eine zu erschaffen. Jetzt heißt es warten. Und Sato hatte Recht. Es dauert nicht lange, da kommt sie wieder. Nach und nach werden die Gefangenen aus ihren Zellen geführt. Das Dumme ist nur, als wir an der Reihe sind, fangen sie nicht bei mir an. Naja, vielleicht ist das nicht so blöd, wie ich dachte. Dann sind die drei schon mal aus ihren Zellen, wenn ich anfange. Dann bin ich nicht alleine, dann können die mir helfen. Zorro ist der erste, der von in schwarz gekleideten Kerlen aus seiner Zelle geholt wird. Ihm werden Handschellen angelegt. Er sieht dabei zu mir rüber als ob er sicher sein will, dass ich weiß, was los ist. Ich schlucke. Jetzt wird’s ernst. Dann wird er auf den Gang geführt wo Fleur schon auf ihn wartet. Sie grinst ihn breit und stolz an, schweigt allerdings. Sieht nicht so aus als ob Zorro ihrem Blick ausweicht. Es ist, als ob er sich gar nicht wirklich geschlagen gegeben hat. Die Kerle in schwarz sagen irgendetwas zu ihm, aber ich kann von hieraus nicht verstehen, was sie sagen. Das Gleiche passiert bei Kanji. Dann bei Sato. Ich werde immer nervöser. Bei Sato kann ich allerdings die Kerle schon etwas besser verstehen. „Versuch nicht dich zu befreien. Wir haben genug Kugeln für jeden von euch. Wenn du irgendwas versucht, wirst du das sofort bereuen. Keine Spielchen. Das würde eh nichts bringen.“ Gott, ich bin so nervös. Fleur steht jetzt vor Satos Zelle und die ersten Kopfgeldjäger gehen zu meiner Zellentür. Fuck, mein Herz rast. Es darf nichts schief gehen. Ein Kerl schließt meine Zelle auf und ich sehe mir genau an in welche Hosentasche er die Schlüssel verschwinden lässt. Da sind alle Schlüssel dran. Okay. Ich erhebe mich vom Bett als er die Gittertür zur Seite schiebt. Konzentrier dich. Jetzt darf nichts daneben gehen. Ich kann meinen Puls in meinen Ohren hören und warte darauf, dass sie in meine Zelle kommen. Jetzt gleich. Der erste kommt in meine Zelle, tritt auf die Beschichtung, merkt aber noch nichts. Er rutscht erst beim zweiten Schritt zur Seite, will sich nach hinten abfangen und greift so das Oberteil des Kopfgeldjägers hinter ihm. Das ist es. Jetzt muss ich anfangen. Ich laufe los, einfach in die drei Kerle rein und stoße sie so um. Auf den Boden. Sie rufen auf und ich halte, weil ich es noch nicht anders kann, meine Luft in meiner Lunge. Das muss ich noch mit Zorro üben. Jetzt geht’s nicht anders. Als der erste Kopfgeldjäger nach seiner Waffe greift, lege ich meine Hand auf sein Gesicht. Beschichte es so schnell wie Möglich und bringe ihn so aus dem Konzept. Er bekommt keine Luft mehr, kann so also auch nicht mehr kämpfen. Ich muss irgendwie über sie Drüber krabbeln. Wo hat der Kerl seine Schlüssel? Was bei einem Kopfgeldjäger geklappt hat, klappt auch beim nächsten. Es sind nur drei Handbewegungen und sie versuchen sich nur noch die Beschichtung vom Gesicht zu kratzen. Ich kann sie durchsuchen ohne dass sie sich um mich kümmern. Jetzt schnell. Komm schon. Ein Schuss bringt mich dann plötzlich zum Zusammenzucken. Ich blicke ganz automatisch in die Richtung und sehe Fleur. Sie sieht mich an. Und dabei sieht sie nicht begeistert aus. Sie hat in die Luft geschossen. „Ich glaube, es hackt! Euch scheint nicht klar zu sein, wo ihr seid!“, schreit sie in meine Richtung. Sato sieht genauso zu ihr, wie ich. Doch als er sich los reißt um auf sie zu zu rennen, sehe ich ganz automatisch zu ihm. Ich kann die Schlüssel schon in meiner Hand spüren, ziehe sie ganz automatisch aus der Tasche des Kopfgeldjägers und beiße die Zähne aufeinander. Fleur scheint nicht zu sehen, dass Sato auf sie los will. Alles passiert so schnell. Sie hebt den Arm, zielt auf ihn und schießt. Ich kann mich nicht bewegen. Ich weiß nicht, ob sie getroffen hat, denn es sieht nicht so aus, wie ich immer gedacht habe, dass es aussieht. Er bewegt sich weiter in Ihre Richtung, tritt beim Nächsten Schritt aber nicht mehr richtig auf und fällt vorn über. Sie hat ihn dabei gar nicht angesehen. Dann sehe ich das erste Blut. Erst nicht viel, aber es wird immer mehr. Er bewegt sich nicht. Wieso bewegt er sich nicht? Ich kann nicht atmen. Das ist nicht wahr. Das ist nicht passiert. Das ist einfach nicht passiert. Gott, bitte. Alles wird taub. Das ist nicht wahr. Beweg dich. Bitte. Mach irgendwas. „Ich habe nicht vor, euch zu erschießen! Glaubt ihr echt, das habe ich vor?!“ Ich höre ihr gar nicht zu auch wenn ich weiß, dass sie redet. Ich kann nicht wegsehen. Dann zuckt sein Bein. Das Blut hört nicht auf. Er bewegt sich. Er lebt noch. Oder? Er bewegt sich doch. Er hat sich bewegt. Sein Bein. Das Blut. Er muss noch leben. Er hat gesagt, bei mir sah es auch schlimm aus. Dann jetzt auch bei ihm. Bestimmt schlimmer als es ist. Er lebt noch. Atmet er noch? Kann ich es sehen? Die Kopfgeldjäger, die ich gerade noch angegriffen habe, zerren mich jetzt auf meine Beine. Er bewegt sich immer noch nicht. Beweg dich endlich. Nicht nur zucken. Bitte. Ich höre nur noch meinen eigenen Herzschlag. „Fleur, es Reicht! Lass mich zu ihr!“, höre ich dann plötzlich Zorro schreien. Ich blicke aber nicht von Sato weg. Ich glaub‘s nicht. Das geht nicht. Nicht so einfach. „Das glaubst du doch wohl nicht im ernst.“ „Sieh sie dir an!“ „Was interessiert mich-„ „Glaubst du in dem Zustand bezahlt irgendjemand was für sie?“ Er bewegt sich nicht mehr. Nicht mal mehr das Zucken. Das Blut hört auf. Das ist so viel Blut. Oder ist es das nicht? Wie viel war es bei mir? Er atmet doch noch, oder? Dass ich festgehalten werde spüre ich erst, als sie mich los lassen. Dann kommt Zorro auf mich zu. Ich sehe aber nicht zu ihm auf. Wieso geht er zu mir? Das ergibt doch keinen Sinn. Deswegen schüttle ich auch den Kopf, als ich dann doch zu ihm auf sehe. Nicht zu mir. Geh zu ihm. Du musst ihm helfen. Erste Hilfe. Wie geht das nochmal? Ich hab das doch mal gelernt. Ich will irgendwas sagen. Ihm sagen, was wir jetzt machen müssen. Dass wir ihm schnell helfen müssen. Aber ich bekomme kein Wort raus. Keinen Buchstaben. Bitte schnell. Man muss dabei schnell sein. Zorro stellt sich mit Absicht so, dass ich Sato nicht mehr sehen kann. Aber das ist doch jetzt total falsch. Wir müssen ihm helfen. „Hör zu.“, sagt er nur leise und ich schüttle wieder den Kopf. Nein. Ich will nicht zuhören. Ich will, dass er ihm jetzt hilft. Hilf ihm. Jetzt. „Das war nicht deine Schuld. Sowas passiert.“ Ich muss ihm doch helfen. Sowas passiert nicht einfach. Das kann nicht sein ernst sein. Er kann doch jetzt nicht schon gestorben sein. Gerade war er noch am Leben. Das geht nicht so schnell. „Wir machen jetzt, was sie sagt. Hast du gehört?“ Die haben hier einen Arzt. Die holen den bestimmt schon. Die wollten Sato verkaufen. Nicht erschießen. Ich will wieder an Zorro vorbei sehen damit ich weiß, was die jetzt machen. Aber er scheint damit gerechnet zu haben, tritt einen Schritt zur Seite und stellt sich so wieder in den Weg. Ich muss das sehen. Erst, als er meine Wangen greift und meinen Blick hebt. Mich dazu zwingt ihn anzusehen, bleibe ich stehen. Er glaubt, dass Sato tot ist. Er ist nicht tot. Das geht nicht so schnell. Das ist nicht sein ernst. Das passiert einfach? Nein, nicht uns. Nicht ihm. Er stirbt nicht einfach. „Du musst das jetzt schaffen.“ Das geht doch nicht so schnell. Er braucht nur einen Arzt. Das geht nicht so schnell. Das ist nicht wahr. Das ist nicht passiert. Alles ist gut. Das ist gar nicht passiert. „Kannst du gehen?“ Was? Ja. Ja, klar. Ich nicke sofort, als er mich das fragt. Stimmt. Wir müssen hier weg. Dann hat der Arzt mehr Platz, wenn der hier ankommt. Wir stehen nur im Weg. Wir müssen hier weg. „Gut. Guck ihn nicht nochmal an, hast du gehört? Wir gehen jetzt dahin, wo sie sagt. Tu, was sie sagt. Ich denk mir was aus.“ Okay. Gut. Er macht was. Wir gehen jetzt gleich weg und dann kann der Arzt kommen und sich um Sato kümmern. Gott, atmet er noch? Nicht gucken. Zorro will nicht, dass ich gucke. Wo bleibt der Arzt. Dauert das alles wirklich so lange? Das muss doch schnell gehen, oder? Gut, bei mir war auch nicht sofort ein Arzt und ich bin trotzdem noch hier. Mir geht’s wieder gut. Hat nur etwas gedauert. Zorro dreht sich jetzt so, dass ich zwar Fleur sehen kann, aber nicht Sato. Ich nicke, ohne dass sie mich etwas gefragt hat. Ich will niemanden aufhalten. Schon gar nicht den Arzt. Fleur wartet noch einen Moment, sieht erst zu mir, dann zu Zorro bevor sie mit einem Handzeichen die Kopfgeldjäger hinter mir dazu bringt uns aus dem Gang und zur Treppe zu führen. Zorro geht neben mir her. Und ich sehe die Treppen nach oben. Gleich kommt uns der Arzt bestimmt entgegen. Aber ich sehe ihn nicht mehr. Wir werden zu anderen Gefangenen geführt und erst hier legt man mir Handschellen an. Aber nicht nur das. Fleur steht vor der Gruppe von gefangenen und hält etwas nach oben. Ich laufe wie auf Autopilot. Der Arzt ist bestimmt gerade bei Sato. Der bekommt ihn wieder hin. „So, Leute. Manche von euch kennen den schon. Andere nicht. Das hier ist euer neues Lieblingsassessor. Ihr werdet es ab heute immer tragen.“ Während sie redet und einen Halsring in die Luft hält, damit es jeder sehen kann, gehen Kopfgeldjäger durch die Reihen und messen mit einem Maßband jeden Hals ab. Damit die Ringe gut passen, oder? Gott, Sato. Sei nicht tot. Bitte. Du atmest doch noch, oder? Atme weiter. Bitte. Bei mir sah es auch so schlimm aus, hast du gesagt. Du lebst bestimmt noch. „Weil sich einige über die Sprenghalsbänder beschwert haben, gibt es jetzt andere. Die haben wohl zu viel kaputt gemacht. Naja, egal. Ihr bekommt jedenfalls keine Sprengladungen mehr, sondern einen dünnen Metalldraht.“, erklärt Fleur weiter und hält jetzt eine Karotte durch den Halsring. Ein anderer Kopfgeldjäger hält die Fernbedienung gut sichtbar nach oben und drückt auf den Knopf. Drei Mal piept der Ring, bevor der Metalldraht gespannt wird. Erst ist es nur eine Schlaufe, die sich aber schnell und stark zu zieht. So schnell, dass es nur ein kurzes sippen, dann ein klacken von sich gibt. Die Karotte wird glatt abgesäbelt, der Metallring bleibt ganz. Kurz darauf hört man ein leises summen und die Schlaufe, der Metalldraht, bewegt sich an seine ursprüngliche Stelle. An die Einkerbung im Ring. Die explodieren nicht mehr. Die köpfen. Ich bekomme gar nichts mit. Es ist okay, dass sie meinen Hals ausmessen. Es ist okay, dass sie mir eine Größe heraussuchen, die nicht zu straff sitzt. Es ist okay, dass sie mir einen Halsring anlegen. Alles ist okay. Solange sie Sato den Arzt geschickt haben. Er atmete doch noch, oder? So schnell stirbt kein Mensch. Das geht nicht so schnell. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)