Demütigung 3 von Tikila89 (Ich gehöre Dir) ================================================================================ Kapitel 6: Ausgerechnet du. --------------------------- Kapitel 6 Oh, man, was ein Tag. Ich bin froh, dass der vorbei ist. Ich hätte ja große Lust nach dem Training mit Zorro mit Sato zu sprechen, aber jetzt, wo jeder weiß, was los ist, habe ich das Gefühl beobachtet zu werden, wenn ich durch seine Tür gehe. Auch, wenn ich niemanden sehe, der mich dabei beobachten könnte. Ich werde morgen mit ihm reden. Wir haben morgen ja eh noch was vor. Mit Ruffy zusammen. Ich bin wirklich neugierig auf dieses Musikzimmer. Es wird nicht so groß sein wie die Schule aber es kommt ja nicht immer auf die Größe an. Ich gehe nach dem Duschen sofort in mein Zimmer, bin froh, dass es leer ist, lasse das Licht einfach ausgeschaltet und werfe mich auf mein Bett. Ich bin so fertig für heute. Die ganzen letzten Tage haben mich geschafft. Ich bin nicht zum Feiern geschaffen. Ich war schon immer eine Stubenhockerin und bis jetzt hat mir das auch ganz gut gefallen. Lesen, schreiben, ein bisschen erzogen werden. Was ist daran so verkehrt? Ja, okay. Die Party hat schon spaß gemacht, aber nach einer Nacht hätten wir ruhig aufhören können. Ich werde lange schlafen, das weiß ich jetzt schon. Ob mich Ruffy dann vor dem Frühstück weckt? Oder danach, wenn er merkt, dass ich nicht da war? Ob er auch so lange schläft? Ob er gerade bei sich im Bett liegt? Oder bei Nami? Oh, verdammt. Egal, wie müde ich war, jetzt kann ich nicht mehr schlafen. Ich drehe mich auf meine Seite, sehe meinen Schreibtisch im Dunkeln und streiche mir kurz die nassen Haare aus der Stirn. Er hat gesagt, ich soll nicht eifersüchtig werden. Er hat gesagt, er will nicht, dass sie und ich uns an die Gurgel gehen. Wird nicht leicht, wenn ich in der Hinsicht auch auf ihn hören soll. Nur Sex, okay. Wenn ich mir vorstelle wie er gerade auf ihr kommt tut es mir komischerweise nicht so weh wie die Vorstellung, dass sie zusammen kuschelnd in einem Bett liegen. Und ich liege hier und bin alleine, oder wie? Ich hätte gar nicht nein zu Zorro sagen sollen. Oder ich hätte vor dem Training schnell duschen müssen um kein schlechtes Gewissen zu haben, ihn an mich ran zu lassen. Ich weiß nicht, im Musikzimmer klappt es ja auch. Da interessiert es aber auch keinen, wer vorher auf oder in mir gekommen ist. Er würde es anders sehen. Darum habe ich nein gesagt. Weil Zorro nicht so ist. Es wäre unfaire von mir es ihm zu verschweigen oder es absichtlich zu vergessen, nur damit ich mit ihm schlafen kann. Er mich nehmen darf. Nein, ich hätte hinterher ein schlechtes Gewissen und müsste Sato alles erklären. Oder noch schlimmer, Zorro. Ist okay, dass ich nein gesagt habe. Für ihn. Für mich nicht unbedingt. Ich schließe die Augen, atme einmal tief durch und versuche mich zu entspannen. Ich bin müde. Sehr sogar. Aber dieses kribbelnde Gefühl in meinem Magen, die Frage, was Ruffy gerade macht, wo er ist, lässt mich nicht schlafen. Wieso hast du mir gesagt, was du fühlst? Hättest du es nicht für dich behalten können? Dann könnte ich jetzt wenigstens schlafen. Ich würde am liebsten einfach aufstehen, bei ihm ins Zimmer platzen und sie stören. Nami an den Haaren aus seinem Zimmer zerren und ihn ans Bett fesseln, damit ich mit ihm kuscheln kann und nicht sie. Oh, man, ich sollte mir das gar nicht vorstellen. Zu spät. Der Gedanke, wie er mich dann ansehen würde, total fassungslos und verwirrt, bringt mich allerdings zum Grinsen. Ja, das hättest du nicht von mir erwartet. Oder, Käpten? Aber mein Grinsen verschwindet schnell wieder, als mir klar wird, was ich da eigentlich denke. Worum es geht. Oh, Käpten. Du liebst mich mehr als ich gedacht hatte. Wenn das alles wahr ist, was du gesagt hast, dann liebst du mich mehr als ich dich liebe. Ich könnte weiter machen, wenn dir etwas passiert. Nur schwer, aber ich achte immer von Anfang an darauf, mich nicht zu verlieren. Ich denke immer wieder daran, was passiert, wenn ich plötzlich alleine bin. Ich war schon mal alleine. Und das sehr lange. Ich könnte es wieder sein. Ich liebe dich nicht so stark wie du mich, aber dafür nur dich. Es bringt mich noch um den Verstand hier zu liegen und nicht zu wissen, was du tust. Bist du bei Nami oder ist Nami bei dir? Oder keins von beidem? Ich setze mich doch wieder auf, starre meine geschlossene Tür an und seufze tief, als ich mich nicht dazu durchringen kann einfach nachzusehen. Wieso ist das nur so extrem schwer für mich? Als ich auf die Uhr sehe ist es schon kurz nach eins. Klasse. Ich muss mich irgendwie ablenken. Zu Ruffy kann ich nicht. Wenn er wirklich mit ihr zusammen im Bett liegt, will ich es nicht sehen. Aber ich steige aus dem Bett, gehe zur Tür, schließe sie auf und gehe langsam aus meinem Zimmer während ich den Gang herunter zu seiner Tür sehe. Du schläfst bestimmt super. Und ich laufe hier rum. Oh, man, was mache ich jetzt? Ich lege einen Moment den Kopf in den Nacken und atme tief durch. Ich kann nicht einfach nicht schlafen. Ich bin müde. Sehr sogar. Aber ich kann nicht alleine in meinem Zimmer bleiben und so tun als ob es mich nicht fertig macht, dass Ruffy sie liebt. Auf eine andere Weiße als mich, aber schon viel länger. Bei dem Gedanken fällt mein Blick auf die Tür vor mir. Nein, alleine bleiben bringt nichts. Hat bis jetzt nichts gebracht. Also werde ich nicht alleine bleiben. Ich muss nur einen Schritt gehen, greife die Klinke vor mir, öffne die Tür leise und schließe sie genauso leise hinter mir bevor ich vor ihr im Zimmer stehen bleibe. Hier ist es genauso leise wie sonst überall auf dem Schiff. Nein, leiser. So leise wie in meinem Zimmer. Weil es schalldicht ist wie meins. Sanji schläft auf dem Bauch, hat einen Arm unter seinem Kissen und den anderen auf der Bettdecke. Er sieht so ruhig aus. Komplett entspannt und wirklich zufrieden. Dabei kann er es gar nicht sein. Ich greife mein Handgelenk bei dem Gedanken. Ich trage sein Armband. Das, was er mir geschenkt hat. Er macht so viel für mich. Jeden Tag. Wenn er wüsste, was Ruffy vorgestern, oder um diese Uhrzeit, vor drei Tagen gemacht hat, würde er austicken. Dabei war es gar nicht feste. Meine Hand findet bei der Erinnerung wieder meine Wange. Ja, ich denke noch darüber nach. Natürlich. Sato hat gesagt, es ist normal, dass so etwas passiert. Besonders am Anfang. Kann ich mich also auf mehr Fehler von Ruffy einstellen? Wird er es wieder machen? Hör auf über sowas nachzudenken. Dafür bist du jetzt nicht hier. Wieder sehe ich Sanji einen Moment beim Schlafen zu, ehe ich mich dazu durchringe mich auf ihn zu zu bewegen. Kaum steige ich auf sein Bett, höre ich, wie er leise seufzt, sich bewegt und ich ihn so anscheinend geweckt habe. Aber ich halte nicht inne, hebe die Bettdecke an und lege mich zu ihm. Meine Hand auf seinem Rücken über seine Seite, die andere halb vor meiner Brust. Ich lege mich ganz nah zu ihm, damit er sich nicht erschreckt, wenn er mich neben sich spürt. Was nicht lange dauert. „Miss? Was ist denn los? Wie viel Uhr ist es?“ „Ich kann nicht schlafen.“, flüstere ich nur als Antwort, was ihn nach kurzem zögern dann doch dazu bringt sich so zu mir zu drehen, dass ich den Arm nicht auf seinem Rücken halten kann sondern er vor seine Brust wandert. Es wundert mich nicht, dass er kein Shirt trägt um zu schlafen. Es ist viel zu heiß. Er legt einen Arm um mich und sucht in der Dunkelheit meinen Blick, den ich ihm aber nicht zugestehe. Nicht um ihn unter mir zu halten. Nicht heute. Sondern einfach um jetzt nicht reden zu müssen. Es passiert gerade so extrem viel und es fühlt sich an als würde mein Kopf vor Gedanken beinahe überlaufen, aber ich will nicht mit ihm reden. Nicht jetzt. Das weiß er aber nicht. „Stimmt irgendwas nicht?“ Ich werde ihn nicht anlügen. Ihn nicht. So merkwürdig es auch ist, ihn habe ich, soweit ich weiß, noch nie belogen. Ruffy schon. Ich will jetzt nicht damit anfangen. Aber ich will wirklich nicht über Ruffy und mich reden. Schon gar nicht mit ihm. Das ist als würde Nami mit mir über Ruffy reden. Naja, so ähnlich. Daher rede ich lieber nicht über meinen Käpten, sondern über ihn. Wenn ich meine Gefühle mit anderen vergleichen kann, dann mit seinen. „Tut mir leid, dass…“, ja, was eigentlich? „..ich dich nicht liebe.“ Er bewegt sich bei meinen Worten nicht, was mich wundert. Ich habe eigentlich gedacht, dass er irgendwie zusammenzuckt oder anders reagiert. Keine Reaktion ist nicht das, was ich erwartet habe. Doch als er nach langem Zögern doch die Stille durchbricht, höre ich, dass er fassungslos über meine Worte ist. „Es tut dir leid?“ Auf die Frage nicke ich sachte. Ja, schon. Irgendwie. „Ich glaube, es wäre einiges viel einfacher, wenn ich dich lieben würde.“, und nicht Ruffy. „Miss?“ Wieder nicke ich. Ich kann verstehen, wieso er meinen Gedanken nicht hinterher kommt. Aber so verwirrt kann ich ihn jetzt auch nicht lassen. Sonst kann er ja nicht mehr schlafen. „Du weißt alles über mich und trotzdem… Du hörst nicht auf. Schon die ganze Zeit, seid ich hier bin, bist du bei mir. Auch, wenn du mich nie schlagen würdest, klappt es doch irgendwie. Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe. Wirklich.“ Ich schließe die Augen bei meinen Worten und spüre, wie ich mich langsam in seinen Armen entspannen kann. Endlich. Er hingegen ist jetzt wahrscheinlich erst recht wach. Oh, Sanji. Ich schlinge die Arme um ihn, ziehe mich enger an ihn heran und spüre seine Arme auf meinem Rücken. „Du hast mehr verdient als mich. Du würdest deiner Freundin nie etwas antun. Egal, ob sie dich fragt oder nicht. Dir würde nie die Hand ausrutschen und-“ „Was!?“ Oh, fuck. Leugnen, und zwar gut! „Hm?“ „Mir würde nie die Hand ausrutschen?“ Jetzt schaue ich doch zu ihm auf, spüre aber wie das Adrenalin durch meine Adern strömt. Ich tu so, als sei ich kurz vorm einschlafen und als ob ich nicht wisse, wovon er spricht. „Was?“ „Hat Ruffy dich geschlagen?“ „Was-Was ist los? Klar hat er das. Scho-Schon öfter. Aber das weißt du-du.“ „Du weißt, was ich meine. Hat er dich geschlagen? Ist ihm, wie du sagst, die Hand ausgerutscht?“ „Was hab-hab ich-ich-ich gesagt?“ „Miss, bitte. Tu nicht so. Hat er dich geschlagen oder nicht?“ Er schaut zu mir runter, ich zu ihm hoch. Wäre ich doch nie hier her gekommen. Ich wollte ihn nie anlügen und jetzt so eine Scheiße. Aber ich schüttle ganz automatisch den Kopf ohne wirklich darüber nachzudenken. Auch, wenn ich es nicht ausspreche, lüge ich ihn an. Ich hoffe nur, dass er es nicht merkt. Er weicht meinem Blick nicht aus, sieht mir lange in die Augen und ich zu ihm auf. Oh, bitte glaub mir einfach. Ich weiß noch, was das letzte Mal passiert ist. Ich will das nicht nochmal erleben. Irgendwann nickt er leicht, sieht mir aber noch in die Augen und ich muss mich zwingen nicht erleichtert aufzuatmen. „Erschreck mich nicht nochmal so, Miss. Bitte nicht.“ Er zieht mich wieder enger zu sich, sieht über mich hinweg und legt seine Lippen einen Moment an meine Stirn. Ich kann meine Augen nicht schließen. Wow, das war sowas von knapp. „Ich w-war fast am Schlafen.“, murmle ich nur leise und frage mich gleichzeitig, wieso er es nicht am Stottern gemerkt hat. „Schon okay. Aber sag mir bitte, wenn was passiert. Wenn er was macht, was du nicht willst. Wenn irgendjemand was macht, was du nicht willst. Sag mir einfach nur bescheid. Ich kümmere mich darum.“ Ich nicke sofort sachte, weil ich weiß, was er damit sagen will. Und ob er das würde. Naja, Zorro hat gerade eigentlich auch was gemacht, was ich nicht wollte. Aber das habe ich ja gut unter Kontrolle bekommen. Ich glaube nicht, dass er das meint. Und selbst wenn, würde ich es ihm nicht sagen. Ich bewege mich nicht mehr, bleibe so bei ihm liegen und spüre irgendwann, dass auch er sich entspannt. Wir schlafen beide nur langsam ein. Er wegen dem Schock, ich wegen meinen Gedanken. Aber wenigstens kann ich schlafen. Dank Sanji. Irgendwas schickt mir einen entspannten Schauder über meine Haut, obwohl ich gerade erst aufwache. Sanji streicht mit mir den Fingerspitzen über meine Seite. Ich liege auf dem Rücken, die Bettdecke irgendwo zwischen meinen Beinen verheddert und mein Shirt ist weit nach oben gerutscht, weil es wirklich heute Nacht so heiß war. Er weckt mich ganz vorsichtig noch in der Dämmerung, was mich zum lächeln bringt, noch bevor ich meine Augen geöffnet habe. Er hört nicht auf, auch wenn ich höre, dass er auf meine Reaktion ebenfalls lächelt. Es ist noch so hell, weshalb ich mir meinen Arm über die Augen lege und genieße etwas die Gänsehaut, die er mir mit seiner Berührung schenkt. Er liegt neben mir, wohl auf der Seite und beobachtet mich während seine Finger über meine Haut gleiten. Irgendwann seufzt er zufrieden, schiebt seine Hand vorsichtig an meiner Seite unter mein Shirt und zieht mich so etwas enger zu sich, als er zum ersten Mal flüsternd die Stille unterbricht. „Guten Morgen, Miss Valentine. Haben sie auch gut geschlafen?“ Ich mag es, wenn er mich so nennt. Der Tag fängt ja schon richtig schön an. Also nicke ich sachte als Antwort, möchte meine Zunge aber noch nicht bewegen. „Möchten sie mir erklären, wie ich zu dieser zweifellosen Ehre komme, dass das erste, was meine Augen heute sehen, sie sind?“ Wie bekommt er es hin in so kurzer Zeit einen so komplizierten Satz auf die Beine zu stellen? Hat der die Worte dauerhaft in seinem Wortschatz? Denkt er auch so? „Wieso fragst du mich das jetzt erst?“ hauche ich dann meine Gegenfrage ohne ihn anzusehen. Ich lasse meinen Arm einfach über meinen Augen ruhen. Er versteht, was ich damit meine. Wir haben gestern Nacht schon ein bisschen miteinander geredet. Naja, geredet ist was anderes. Ach, Mist. Ich hab dich angelogen, Sanji. „Nun ja. Ich wollte das Risiko nicht eingehen meinen Augen dieser Ehre zu berauben. Also, Miss Valentine. Möchten sie mir irgendwas sagen? Stimmt irgendwas nicht?“ Er macht es schon wieder. Als ob er gar nicht drüber nachdenken müsste um die Worte über seine Lippen zu bringen. Und ich? Ich merke es jetzt schon wieder. Weiter flüstern, das klappt meistens. Dann muss ich nicht wirklich stottern. „Sei mir nicht böse wenn ich nicht mit dir rede. Sato weiß da schon etwas mehr drüber. Ich muss mit ihm reden.“ Ich spüre, dass er sich nicht mehr bewegt, mich wahrscheinlich ansieht, aber ich sehe nicht zu ihm auf. Wieso auch? Er sagt mir ja jetzt auch, was er denkt. „Hat sich deine Mutter wieder bei dir gemeldet?“ „Was?“ Bei der Frage nehme ich doch meinen Arm zur Seite und schaue über ihn hinweg zu ihm auf. Er sieht mich direkt an, meint es absolut ernst. „Hat sie sich bei dir gemeldet? Sato hatte schon einmal zu mir gesagt, dass sie das ab und zu bei dir macht. Hat sie-„ „Um das Thema geht es nicht.“, unterbreche ich ihn sofort und schüttle zeitgleich dazu den Kopf, um ihn erstmal wieder etwas zu beruhigen. „Achso. Okay. Und was-„ „Ich wollte nur mal kuscheln. Denk nicht weiter drüber nach.“ „Nur mal kuscheln?“ „Ja, vergiss es.“, bei den Worten setze ich mich dann doch auf, atme einmal tief durch um ein Gähnen zu unterdrücken und spüre wie mir sein Arm durch meine Bewegung in den Schoß rutscht. Er sieht mir nach, sagt aber nichts mehr. Ja, stell dir vor, ich will auch einfach mal kuscheln. Als ob das so extrem besonders wäre. Ich bleibe noch einen Moment sitzen, rutsche dann aber doch von ihm weg und an die Bettkante. Jetzt sagt er doch wieder etwas. „Bist du wütend?“ Wütend? „Wieso sollte ich wütend auf dich sein?“ Abgesehen von den alltäglichen, kleinen Dingen, wieso du auch ab und zu mal ne Ohrfeige von mir bekommst? „Nicht auf mich. Auf Ruffy.“ Ich wollte gerade von der Kante rutschen, halte bei den Worten aber doch kurz inne und sehe vor mir auf den Boden. „Wieso glaubst du das?“ Bin ich eigentlich sauer auf Ruffy? Er kann nichts dafür, auch wenn er der Grund ist, wieso ich nicht schlafen konnte. Wieso sollte ich sauer auf ihn sein? „Du bist doch mit ihm zusammen. Oder nicht? Wieso kuschelst du mit mir anstelle von ihm?“ Hofft er, dass ich ihm sage, dass ich ihn mehr liebe als Ruffy? Oder glaubt er, dass ich mich mit ihm gestritten habe? Bis jetzt habe ich Sanji von allen Streitigkeiten zwischen Ruffy und mir erzählt. Soll ich es diesmal anders machen? Naja, sollte ich vielleicht. Das letzte Mal ist er auf Ruffy los. Aber das war auch komplett anders. Ich atme noch einmal durch, bevor ich ihm antworte. „Das-das mit ihm und mir ist gerade etwas kom-kompliziert. I-ich-ich muss mit ihm reden.“ „Es war doch schon immer etwas kompliziert mir dir und ihm. Was ist jetzt so anders?“ Ich weiß, er will mir nur helfen. Er will, dass ich mit ihm reden kann. Und trotzdem. Ich will nichts sagen. Gar nichts. Das soll alles gar nicht wahr sein. Ich will nicht, dass Ruffy Nami liebt. Am liebsten wäre es mir, wenn sie einfach weg wäre. Nicht, dass ich sie nicht mag. Ich finde sie toll. Wir sind Freundinnen. Aber wenn sie einfach hier bleiben würde, dann wüsste ich sicher, dass Ruffy nicht bei ihr im Bett liegen würde. Weil er es gar nicht könnte. Aber sie wird nicht hier bleiben. Und ich weiß nie, wo Ruffy ist, wenn er nicht bei mir ist. Ja, es tut mir leid, dass ich dich nicht liebe, Sanji. Wenn ich dich lieben würde, so wie Ruffy Nami liebt, dann würde er wissen, was er mir damit antut. „Nicht kompliziert im Bezug auf die Art von Beziehung, die wir führen. Eher auf die Art, was darin passiert.“ „Hat er dich betrogen?“ Komisch, das trifft es genau. Und doch nicht, daher muss ich lächeln und gleichzeitig nicken, was Sanji dazu bringt mich verwirrt anzusehen. Das spüre ich, auch wenn ich ihn nicht ansehe. „Ja, aber das-das mach ich ja auch. Ist also okay. Nur dass-dass er es mir erst hinterher gesagt hat, stört mich.“ Und dass er dabei etwas mehr fühlt, als ich gehofft habe. „Und du sagst es ihm vorher?“ Ich kann an seinem Tonfall hören, dass er sich das nicht vorstellen kann. Aber wieder nicke ich lächelnd, schaue diesmal aber in seine Richtung. Seinen Blick möchte ich auf keinen Fall verpassen. „Er weiß von dir und mir?“ Auf den Gedanken kommt er nicht klar. Was mich halb zum Grinsen bringt. Ja, klar, das ist für Sanji total neu und sowas hat er bestimmt vorher nie erlebt. Davon gehört vielleicht, aber nur in makabren Scherzen oder Geschichten. „Naja, nicht alles. Er weiß, wann wir miteinander ficken. Aber wie das wirklich zwischen uns aussieht, das sag ich ihm nicht.“ „Moment mal. Ganz von vorne, jetzt bitte. Du sagst, Ruffy weiß, dass du ihn mit mir betrügst?“ Er starrt mich fassungslos an und setzt sich bei der Frage halb auf, lehnt sich dabei gegen das Kopfende seines Bettes und ich sehe, dass er mit dem Gedanken etwas überfordert ist. Ich mag es, wenn ich ihn so aus dem Konzept bringen kann. „Es ist kein Betrügen, wenn ich ihn vorher frage, ob ich es darf.“ „Du fragst um Erlaubnis?“ „Ja, schon. Das ist gar nicht so schwer zu verstehen. Ich gehöre Ruffy. So wie du mir. Ich ihm vielleicht noch ein bisschen mehr. Er hat gesagt, ich soll mit anderen rummachen und vorher-„ „Anderen? Warte, mal ganz kurz. Das geht mir alles irgendwie zu schnell. Bitte, nochmal ganz von vorne. Ganz langsam, okay?“ Ich drehe mich bei seinen Worten weder ihm entgegen, ziehe die Beine an und setze mich so im Schneidersitz vor ihn. Außerdem rutsche noch etwas weiter zu ihm, da ich ihn sonst nur verschwommen erkennen würde. Meine Brille liegt irgendwo auf seiner Seite vom Bett. „Was willst du denn wissen?“ „Du bist mit Ruffy zusammen, oder?“ „M-Hm.“, ich nicke sachte als Antwort. Das weiß er ja schon. „Und du schläfst-„ „Ficke.“, verbessere ich ihn, was ihn wieder aus dem Konzept bringt. Er zögert etwas, weicht meinem Blick kurz zur Seite aus und seufzt leise, ehe er weiterspricht. „Okay. Du fickst mit anderen?“ Hört sich irgendwie komisch an, wenn er es ausspricht. Als würde er es zum ersten mal überhaupt sagen. Aber wieder nicke ich als Antwort. „Und Ruffy macht das nichts?“ Gute Frage. „Ich frage ihn vorher.“ „Das wollte ich nicht wissen.“ Gut, in Ordnung. Wenn ich Sanji irgendwann mit ins Musikzimmer nehmen will, ohne dass er die Doms sofort kurz und klein Schlägt oder die Subs aus ihren Käfigen holt, muss ich ihn gezwungener Maßen vorher aufklären. Machen wir es einfach jetzt. Ich bekomme das schon hin. Irgendwie. „Er ist meistens sogar dabei.“ Auf die Antwort schnappt Sanji erstmal nach Luft. Er sieht wieder zu mir, starrt mich an und wartet anscheinend darauf, dass ich sage: April, April. Tchja, Pech gehabt. So ist das, Sanji. „Dabei?“ Wieder nicke ich, kann aber schon lange nicht mehr aufhören über seine Reaktion zu grinsen. „Du meinst, wenn du mit anderen- Und dann ist er- Ich meine, guckt er zu, oder wie?-„ Jetzt sieht sein Satzbau nicht mehr so strukturiert aus. Niedlich. Okay, nur nicht lachen, sonst glaubt er mir kein Wort. Erklär es ihm. „Er guckt manchmal zu, schon. Manchmal macht er auch mit oder er macht ein paar Fotos oder so.“ „Fotos?!“ „Ja, schon. Er hat alle für mein erstes Buch gemacht und das Cover vom zweiten. Das macht er wirklich gerne. Fast so gerne wie fesseln.“ „Du.. Du meinst… er macht mit bei-„ „Oh, Basti. Du hast wirklich keine Ahnung, oder? Das gehört eigentlich zu den Dingen, die ich noch mit dir vorhabe. Jetzt sag mir nicht, du würdet nicht mitmachen.“ Daraufhin bekommt er keinen Ton mehr über die Lippen. Er sieht mich nur an und ich sehe, wie sich seine Gedanken hinter seinen Augen überschlagen. Er ist so niedlich, wenn er so guckt. Wenn es ihm zu schnell geht und wenn er nur erahnen kann, wie gut es sich anfühlen wird. „W-wie würde-„ Jetzt fängt er auch noch an zu stottern. Das ist unbezahlbar. „Naja, ich bin mir noch nicht sicher, wie das alles ablaufen würde. Aber für den Anfang dürftest du dir eine Stelle bei mir aussuchen, in die du kommen willst. Klingt das gut für dich?“ „Ich-ähm… Du meinst…vorne oder-„ „Oder hinten. Oder hier.“, bei dem Wort lege ich mir zwei Finger auf die Lippen und sehe richtig, wie er rot wird. Ich muss aufpassen, dass er gleich kein Nasenbluten bekommt. Seine ganze Bettwäsche ist weiß, das wäre nicht so schön. „Oder ich drücke die Brüste zusammen und du schiebst deinen kleinen Freund einfach dazwischen.“, denke ich leise weiter und weiche bei den Gedanken mit dem Blick zur Seite aus um nochmal über die möglichen Stellungen nachzudenken. „Oder ich könnte es mit meinen Füßen probieren. Oder ganz klassisch mit den Händen. Oder du suchst dir nicht die Stelle an mir aus, in die du rein darfst, sondern den Kerl, der mich mit dir befriedigen darf.“ „Das ist nicht dein ernst, oder?“ Wieder nicke ich sachte, bin aber noch etwas in Gedanken versunken als ich so darüber nachdenke. „Vielleicht werfen wir einfach eine Münze, damit wir wissen, was du dir aussuchen darfst. Ich will ja immerhin, dass du kommst. Wenn du die anderen Kerle nicht magst, dann bringt das ja nicht viel.“ „Andere Kerle? Mehr als-„ „Oder Frauen. Ich bin mir da noch nicht-„ Plötzlich zuckt er zusammen, hält die Hand vor Nase und Mund bevor er zur Seite aus dem Bett rollt und zur Tür rennt. Nasenbluten. Oh, Basti. Du hast wirklich gar keine Ahnung. Okay, damit wäre meine kleine Aufklärungsstunde für heute erstmal beendet. Also strecke ich mich noch ein letztes mal, schwinge meine Beine aus dem Bett und gehe aus seinem in mein Zimmer. Ich ziehe mir heute eine Netzstrumpfhose mit Schmetterlingsmuster und ein Minikleid an. Es hat keine Ärmel. Man sieht zwar die ersten Ansätze der Narben in meinem Nacken, aber die kennt eh schon jeder. Durch die Strumpfhose sieht man nur etwas, wenn man ganz genau hinsieht. Schon doof. Wieso muss es hier nur so heiß sein? Ich würde mich ja am liebsten einfach den ganzen Tag unter die kalte Dusche stellen. Aber das geht ja leider nicht. Schade. Es ist noch so gut wie keiner wach und Sanji muss sich um die kleine Blutspur kümmern, die er bis ins Badezimmer hinterlassen hat, weshalb ich mich um das Frühstück kümmere. Nutellakuchen. Einen großen Blätterteig aus dem Kühlschrank holen, ausrollen, Nutella drauf und dann einfach einrollen. Die rolle in der Mitte teilen, mit den aufgeschnittenen Seiten beide Teile nebeneinander legen und dann vorsichtig verzwirbeln. Umeinander drehen. Die aufgeschnittene Seite dabei immer nach oben. Das ist wichtig. Jetzt nur noch in den Ofen und fertig. Das wird so lecker. Nur Zorro wird es nicht mögen. Ich hab mittlerweile raus bekommen, dass er keine Schokolade mag. Damit bindet er mir die Hände. Ach, wäre schön, wenn er das mal machen würde. Naja, als Konditorin arbeite ich viel mit Schokolade, muss mir bei ihm aber was anderes einfallen lassen. Daher teile ich noch etwas Blätterteig von dem aus dem Kühlschrank für ihn ab, verteile auf ihm aber Kiwimarmelade und bereite ihn so zu, wie den Nutellakuchen. Der kommt einfach dazu in den Ofen. Perfekt. Jetzt bekommt jeder was besonderes Kleines zum Frühstück. Das wird etwas dauern, daher gehe ich aus der Küche und sehe schon, wie mir Sanji entgegen kommt. „Kannst du auf die Kuchen aufpassen?“ „Kuchen?“ „Frühstückskuchen. Ich muss zu Zorro. Der wartet mit Sicherheit schon.“ Doch als ich gerade an ihm vorbei will, hält er mich am Arm auf, woraufhin ich doch wieder zu ihm aufsehe. „Der Spinatschädel auch?“ Ich weiß sofort, was er mich fragen will, kenne allerdings das Verhältnis der beiden. Ich habe noch nie gehört, dass Sanji Zorro beim Namen nennt. Andersrum genauso wenig. Daher schüttelt ich nur grinsend den Kopf über seine Frage, ziehe meinen Arm aus seiner Hand und gehe weiter, bevor ich Antworte. „Denk mal über deine Worte nach, Basti.“ Mehr sage ich ihm nicht, verschwinde an Deck und klettere, wie gewohnt, den Hauptmast nach oben. Doch als mir auf halbem Weg etwas ins Auge fällt, bleibe ich stehen. Ich sehe jemanden am Steg. Er winkt übertrieben in meine Richtung und ich blinzle etwas, denn ich glaube nicht, dass ich den kenne. Aber er muss mich meinen. Also wieder runter. Auf halben Weg über das Deck frage ich mich natürlich, ob ich Zorro nicht doch besser gesagt hätte, dass da so ein Kerl rum winkt, aber das ist ja jetzt zu spät. Würde ziemlich lächerlich aussehen, wenn ich jetzt wieder hoch zu m Ausguck klettern würde um Zorro zu sagen, dass da jemand ist. Ich schaff das schon. Ist ja nur einer. Ich lehne mich nur über die Reling um ihn sehen zu können, komme aber nicht vom Schiff. Jetzt kann ich ihn mir genauer ansehen. Rote Haare, mit Sicherheit größer als ich, lange Beine, doch, der sieht gut aus. Er sieht mich an, als würde er von mir erwarten, dass ich ihn kenne. Tu ich das? „Was ist? So viel anders sehe ich ohne die Uniform doch nicht aus, oder?“ Uniform?! Marine?! „W-was?“ „Weißt du nicht mehr? Vor drei Tagen im Hotel. Sag nicht, du erinnerst dich nicht mehr an mich.“ „Hotel? Aber… Ich-ich war gar nicht in nem Ho-Hotel-„ „Das gibt’s nicht, du stotterst? Wie geil ist das denn?“ Was ist das bitte für ein Typ? „Ich, ähm.. Wer-Wer bist du eig-eig-eigent-„ „Du warst wirklich voll, kann das sein? Ich hab dich da hinten im Hotel getroffen als du gerade vom Pissen gekommen bist. Du hast mir ein Autogramm gegeben. Weißt du das wirklich nicht mehr?“ Vom Pissen? Wie redet der bitte? Autogramm? Der verarscht mich doch. Er kann wohl an meinem Blick erkennen, dass ich nichts von dem weiß, was er mir da erzählt, seufzt dann tief und grinst wieder zu mir nach oben. „Kein Wunder, dass du nicht im Musikzimmer aufgetaucht bist. Ich hab seit Tagen gewartet. Keine Sklavin.“ „Was zum-? Kannst-kannst du das ein b-b-bisschen leiser sagen?“, fauche ich ihn sofort an und werfe zur Sicherheit einen Blick quer über den Steg, dann hinter mich. Keiner da. „Reg dich ab. Ist ja schon gut. Wie soll ich dich sonst nennen? Schieda? Frau Valentine?“ Kennt der mich nur aus dem Artikel? Was will der hier eigentlich?“ „Schieda ist okay.“, nicke ich schnell und versuche mich immer noch an das zu erinnern, was er sagt. Könnte stimmen. Ich kann mich an kaum was von dem Abend erinnern. Irgendwann sind Becher über mir zusammengebrochen und Ruffy ist mit mir zu den Toiletten. Davor könnte ich ihn wirklich getroffen haben. „Okay, hör mal, Schieda. Wir waren schon vor ein paar Tagen verabredet. Ich war da, du kein einziges Mal. Ist nicht wirklich faire, oder?“ „Was-was willst du eig-eig-„ „Hast du schon gefrühstückt?“ „Was?“ „Komm schon, ich lad dich ein. Dein Dom hat da bestimmt nichts gegen. Ist nur ein Frühstück.“ „Aber-Aber- Was? Wie-?“ „Tu nicht so geschockt. Ist nur in Frühstück. Komm schon. Ich beiß dich nicht. Nur, wenn du willst.“ Der macht Witze. Ich blinzle, sehe wieder nach hinten über Deck, sehe aber keinen. Ich kann nicht einfach mit dem Kerl mit. Der sagt zwar, der kennt mich, aber das könnte er sich genauso gut ausgedacht haben. Wo kommt der eigentlich her? Doch als ich mich wieder zu ihm drehen will, ist er plötzlich ganz nah vor mir, was mich sofort zum Zusammenzucken bringt. Ich quieke auf, stolpere nach hinten und spüre schon, wie ich hinten rüber kippe, als er mein Handgelenk greift. Er fängt mich ab, bleibt auf der Reling hocken und grinst mich an. Was ist das eigentlich für einer? Ich hab gar nicht gehört, dass der plötzlich vor mir sitzt. „Kommst du jetzt oder nicht?“ Ich spüre wie mein Herz noch immer vor Schreck rast und stelle mich erstmal richtig hin, damit er mein Handgelenk loslassen kann. Fester Griff. Verdammt, wer ist das? „Ich-ich kann nicht einfach weg. Ich-ich-ich kenn dich ja gar-gar nicht und-„ „Deswegen lade ich dich ja ein. Komm schon. Nur kurz. In einer Stunde bist du wieder hier.“ Was geht eigentlich mit dem ab? „Keiner w-weiß, dass-„ „Keiner muss es wissen.“ Darauf bin ich sprachlos. Er setzt meine Argumente außer Kraft, bevor ich sie ausgesprochen habe. „Eine Stunde?“ „Spätestens.“ Das ist echt keine gute Idee. Ich zögere lange. Soll ich oder soll ich nicht? Nur ein Frühstück? Die anderen werden glauben, ich trainiere. Und Zorro wird nichts sagen, wenn ich nicht beim Training war. Es wird wirklich keiner wissen. Und ich würde zu gerne wissen, wer das ist. „Okay.“ Wir sitzen draußen an einem kleinen, runden Tisch. Es gibt ein Frühstücksbuffet und ich versuche gerade den viel zu vollen Kaffee meinen Platz zu verfrachten. Er sieht mir dabei zu, bewegt sich aber keinen Zentimeter. Er hat ein Bein quer über das andere geschlagen, hat so die Beine gespreizt und strahlt schon die ganze Zeit diese unbekümmerte Lässigkeit aus, die ich nicht begreifen kann. Er weiß vom Musikzimmer, was ihn wohl zu einem von uns macht. Und trotzdem hat er gerade einfach so geredet, als wäre es das normalste auf der Welt und als ob es ruhig jeder hören könnte. Als ich endlich sitze, meinen Stuhl etwas näher an den Tisch ziehe und anfange die kleinen, portionierten Marmeladenbecher über meinem Brötchen zu verteilen, unterbricht er die Stille. „Also, Schieda, ich bin übrigens Kanji. Falls du dich auch nicht an meinen Namen erinnern kannst. Ich hab seit ein paar Tagen den Job im Hotel und muss eigentlich nur die ganze Zeit Koffer spazieren fahren. Was mit dir ist, da weiß ich schon ne ganze Menge. Du hast gesagt, du bist erst vor kurzem hier angekommen. Also vor drei Tagen. Dann meintest du, du hast nen Dom und-„ „Kann-kannst du bitte ein-ein bisschen leiser reden? N-Nur ein bisschen?“ Wieder sehe ich mich über meine Schulter um und halte gleichzeitig mein Brötchen mit beiden Händen fest. Ich fühle mich immer beobachtet, wenn ich über dieses Thema rede. Nach dem Artikel noch mehr als vorher. „Keine Panik. Das interessiert eh keinen, glaub mal. Ich könnte hier mit dir darüber reden, wie ich deinen Mund ficke und kein Schwein würde-„ Ich schnappe nach Luft, was ihn unterbricht und verschlucke mich zeitgleich erstmal am ersten Bissen meines Brötchens. Was redet der da?! Ich huste, klopfe mir mit der Faust auf den Brustkorb und greife mit der anderen Hand meinen Kaffee, damit ich die Krümel aus meinem Hals spülen kann. Der ist doch nicht normal. „Du bist echt süß, das gibt’s nicht.“ Ich trinke noch einen Schluck, damit ich ihn nach den Worten nicht sofort ansehen muss und spüre sofort, wie ich rot werde. Was ist das für einer? Der bringt mich die ganze Zeit aus dem Konzept. Bei jedem neuen Satz. „Ich freu mich schon drauf, dich zu ficken.“ Jetzt verschlucke ich mich auch noch an meinem Kaffee, stelle ihn reflexartig weg und versuche die Tropfen an meiner Wange und meinem Kinn daran zu hindern auf meinem Kleid zu landen. Ich kann hören, wie er über mich kichert, sich richtig über meine Reaktion freut, doch er greift jetzt selbst sein Brötchen, was mir die Möglichkeit gibt, auch mal was zu sagen. „W-Wie-Wie kommst du drauf, das du-du mich ficken darfst?“ Er antwortet einfach mit vollem Mund. „Naja, weil du mich geil findest.“ „W-Was?“ „Ja, klar. Wieso wärst du sonst mitgekommen? Du hättest vielleicht oberflächlich was dagegen, wenn ich dich jetzt schon ficken würde, aber wirklich wehren würdest du dich nicht. Das sehe ich dir an.“ Was ist das eigentlich für ein Arsch? „Aber es gibt einen Grund, wieso wir noch nicht dabei sind. Und das ist dein Dom. Das macht alles nur komplizierter. Aber hey, ich respektiere das Eigentum von anderen.“ Bei den Worten zuckt er nur kurz mi den Achseln als wäre das ein Problem, mit dem er klar komme. Ich finde keine Worte für das, was er gesagt hat, was ich hinter einem weiteren Bissen in mein Brötchen verstecke. Was bildet er sich eigentlich ein? Der findet sich wohl ganz toll. Klar tut er das, das sieht man ihm schon von weitem an. Er sieht zwar gut aus, aber das muss er ja nicht so raushängen lassen, oder? Ich meine, ich könnte auch einfach nein zu ihm sagen. Rote Haare. Sind die echt? Oder hat er sie sich gefärbt? Und was ist das eigentlich für ein Tattoo an seinem Hals? Wenn er irgendwann geschnappt wird, dann wird der Halsring, den man ihm anlegt, es einfach verdecken. Eine Frage kann ich mir aber nicht verkneifen. „Wie kommst du-du gerade auf mich?“ „Soll das ein Witz sein?“ Ich sehe nur zu ihm auf, blinzle etwas, weil ich nicht weiß, worauf er hinaus will und warte auf eine Erklärung. Er antwortet nicht sofort, seufzt, als er meinen Fragenden Blick sieht und schiebt dann seinen Teller so, dass er knapp neben meinem Steht und rutscht dann mit seinem Stuhl so, dass er rechts neben mir sitzt, nicht mehr mir gegenüber. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll, rutsche etwas enger an den Tisch und weiche seinem Blick irgendwann nach unten aus. Er sieht mich die ganze Zeit an. Ich bin es nicht gewohnt jemanden so lange anzusehen. Als er weiter spricht, beugt er sich etwas weiter zu mir. Diesmal redet er nicht so laut. „Du hast deinen Steckbrief doch gesehen. Und auch den Artikel, oder nicht?“ Daraufhin nicke ich sachte, was mir aber immer noch keine wirkliche Antwort auf meine Frage ist. Was er merkt, denn er spricht kurz darauf weiter. „Du bist das unterwürfige Gegenstück zu Prinzessin Donna. Das kleine Miststück am ende der Nahrungskette, was dringend mal gefickt werden muss. Und wird. Jeder wird dich ficken wollen, wenn du im Musikzimmer bist. Ich meine, Prinzessin Donna ist gut und schön. Niemand würde ihren Rang anzweifeln. Aber bis jetzt konnten nur Sklaven davon träumen von ihr geschlagen und genommen zu werden. Jetzt haben die Meister auch endlich was zum Träumen. Und zwar dich.“ Ich bin sprachlos. Das kann doch nicht sein ernst sein. Wieso sollte es das? Als er meinen sprachlosen Gesichtsausdruck sieht, kann er nicht anders und grinst wieder auf, lehnt sich dabei aber etwas weiter zurück. „Naja, jedenfalls sehe ich das so. Und ein paar andere aus dem Musikzimmer. Muss ja nicht heißen, dass es alle so sehen. Aber wenn du in unser Musikzimmer kommst, kannst du dich schon mal auf was einstellen.“ Okay, jetzt werde ich nervös. Ich lege mein Brötchen zurück auf meinen Teller, greife dafür aber meinen Kaffee und trinke einen Schluck. Oh, man, wenn der jetzt bloß etwas heißer wäre. Das Gegenstück von Donna Ich sollte nicht einmal in einem Satz mit ihr genannt werden. Die erwarten zu viel von mir. An mir ist nichts anders, als an allen anderen Sklaven. Das wird die so enttäuschen. Ich muss Ruffy sagen, dass ich nicht ins Musikzimmer will. Und er freut sich schon darauf. Oh, Ruffy. Wen soll ich enttäuschen? Dich oder alle anderen? Alle Meister aus dem Musikzimmer? Kanji eingeschlossen? „Worauf stehst du eigentlich so?“, unterbricht er wieder die Stille und reißt den Gedanken so von mir. Ich blinzle etwas, sehe wieder zu ihm rüber und erkenne sofort, wie er mich mustert. Er fängt an zu raten, bevor ich den Kaffee absetze. „Schlagen? Kratzen? Beißen?“ Soll ich es ihm wirklich sagen? Okay, er gehört ja dazu. Trotzdem verwirrt er mich immer noch mit seiner extremen Offenheit. Daher zögere ich noch, bevor ich nicke und meinen Kaffee abstelle. „Ja, auch.“ „Also klassisches BDSM?“ „Nicht nur.“ „Oh, jetzt wird’s Interessant. Was noch?“ Bei der Frage lehnt er sich wieder weiter zu mir, was mich dazu bringt wieder seinem Blick nach unten auszuweichen. Soll ich es ihm wirklich sagen? Naja, wen er die Möglichkeit bekommt mich zu nehmen, dann wird es von Vorteil sein, wenn er vorher meine Grenzen kennt. Er muss Ruffy eigentlich nur nett fragen, damit er an mich ran darf. Würde ich ihn an mich ran lassen? Bei der Frage muss ich einfach noch einmal zu ihm rüber sehen. Oh, Verdammt. Wieso macht er mich so nervös? Er kann mich lesen wie ein Buch. Das gefällt mir nicht. Glaube ich. Ich kann ihn nicht ansehen, als ich antworte. „Hard Metal Bondage, Orgien, Rapesex, eigentlich alles, was mit erniedrigen, bestrafen oder Gewalt zu tun hat.“ Ich werde immer leiser. Es fühlt sich so komisch an, es in der Öffentlichkeit auszusprechen. „Was ist mit Waterbondage?“ Ich schüttle nur den Kopf als Antwort, sehe dabei aber weiter auf meinen Teller. „Babysex?“ „N-nein.“ „Publik?“ Bei der Frage zögere ich doch etwas mit meiner Antwort. Das war ja vor drei tagen fast so etwas. „Hab-hab ich noch nie w-w-irklich gemacht.“ „Nein?“ Er klingt so als könnte er sich nicht bei mir vorstellen, dass ich etwas noch nicht selbst ausprobiert habe und legt bei der Frage fast Beiläufig seine Hand auf mein Knie. Die Berührung alleine bringt mich aber schon dazu meinen Kopf weiter von ihm weg zu drehen. Er macht mich sowas von nervös. Aber als Antwort schüttle ich wieder den Kopf, sage aber nichts. „Was ist mit Natursekt? Kaviar?“ Oh, da hat sich dank Ruffy einiges geändert. „Na-na-naturs-s-sekt schon. Aber-aber-„ „Aber kein Kaviar? Okay, verstehe. Ist wohl etwas zu hart für dich. Was ist mit Lesben? Stehst du nur auf Kerle oder auch auf Frauen?“ Ich atme einmal tief durch, spüre, wie er mit der Hand weiter nach oben rutscht und lege zur Abwehr meine beiden Hände in meinen Schoß. Was mache ich hier eigentlich? „Ist-ist Situ-Situa-Situa-„ „Was?“ Unterbrich mich nicht, bitte. Das macht alles nur noch schlimmer. Als er spürt, wie ich ihn mit meinen Händen aufhalten will, lächelt er kurz auf. Ich kann es im Augenwinkel sehen, schaue aber nicht zu ihm auf. Aber er bewegt sich noch nicht sofort. Okay, also nochmal versuchen zu erklären. „Situationsabhängig.“, hauche ich nur noch um mein Stottern irgendwie in den Griff zu bekommen. „Ah, das ist auch interessant. Was ist mit Shemales?“ „Hab-hab ich auch n-n-noch-noch-„ Ich breche den Satz ab, als ich spüre wie er mit der Hand unter mein Kleid und so einfach an meinen Händen vorbei zwischen meine beine gleitet. Mein ganzer Körper zuckt bei der Berührung zusammen und selbst der Tisch vor mir ruckt einen kleinen Moment weiter nach vorne, weil ich mich an ihn angelehnt habe. Oh, Gott, was macht er da? „Was meinst du?“ Er spricht ganz ruhig weiter, man hört ihm gar nichts an. Ich bekomme aber keinen Ton mehr raus. Das alles passiert doch nicht wirklich, oder? Er hört nicht auf, tastet selbst bei seinen Worten an meinem Oberschenkel vorbei bis zu meinem Kitzler und legt zwei Finger darauf ab. Ich kann meinen Puls in ihm spüre und bin mir fast sicher, dass auch er es fühlen kann. Oh, Gott, was macht er mit mir? Wir sitzen fast auf der Straße, beim Frühstück, überall sind Leute und könnten es sofort sehen. Sie müssten nur gucken. Als er seine Finger auf meinem Kitzler bewegt, halte ich die Luft in der Lunge, sehe aber nicht zu ihm. Was hat er mich nochmal gefragt? Wie viel Uhr ist es? Bin ich schon lange weg? Oh, das fühlt sich echt gut an. Hör auf, bitte. Bevor ich es bereue. Wenn ich es nicht schon bereue. Ich kann spüren wie ich feucht werde und versuche meinen Atem ganz langsam über meine Lippen entweichen zu lassen, denn wenn ich nicht auf meinen Atem achte, werde ich keuchen. Ich sollte einfach gehen. Ich kenne ihn doch gar nicht. Es ist jetzt auch nicht wirklich was anderes, als wenn er es im Musikzimmer machen würde. Ich habe mich schon von Männern ficken lassen, von denen ich weniger weiß als über ihn. Und trotzdem ist es so anders. „Was wolltest du sagen?“ Mit den Worten reißt er mich aus meiner Paralyse, ich zucke zusammen, greife seinen Unterarm, da ich an sein Handgelenk nicht ran komme und drücke ihn von mir weg, stehe beinahe zeitgleich auf und spüre gleichzeitig, dass ich ihn nicht hätte wegdrücken können, wenn ich nicht aufgestanden wäre. Er hat mit der Reaktion von mir gerechnet. Wollte sofort dagegen arbeiten. Ich blinzle auf den Tisch, ziehe mit der freien Hand mein Kleid zu Recht und lasse seinen Arm los, da er jetzt nicht mehr gegen mich arbeitet. „Ich-ich muss zurück.“, stoße ich hervor und sehe gar nicht mehr zu ihm auf. Ich kann ihm nicht mehr in die Augen sehen. „Was? Aber wir sind erst gerade hergekommen. Du bist noch gar nicht fertig.“ Mit essen oder mit was anderem? Aber ich schüttle sofort den Kopf, schiebe meinen Stuhl weiter nach hinten und versuche meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Ich bin ganz feucht, erregt und wünschte, ich könnte einfach über meinen Schatten springen. Sag einfach ja. Geh mit ihm in sein Hotel und genieß ein bisschen mehr als sonst. Ruffy hat dich vorher auch nicht gefragt. „Ehrlich. Ich-ich m-muss.“ Er sieht mir erst nur nach, flucht dann leise und läuft mir nach als er merkt, dass ich es ernst meine. „Warte, tut mir leid. Ich bin zu weit gegangen. Warte doch kurz.“ Ich tu ihm den gefallen nicht, gehe einfach weiter, werde aber auch nicht schneller. Daher dauert es nicht lange, bis er neben mir her geht. „Tut mir wirklich leid. Ehrlich. Sei nicht sauer auf mich, okay?“ Ach, Mensch. „Ich bin nicht-nicht sauer.“ „Das hört sich aber anders an.“ „Ehrlich.“ „Jetzt bleib doch mal kurz stehen. Bitte. Ich wusste doch, dass du einen Dom hast. Und da musst du vorher natürlich um Erlaubnis fragen. Tut mir leid, wenn du jetzt wegen mir Ärger bekommst.“ „Das ist es nicht.“ „Bleib doch bitte kurz stehen.“ Ich höre jetzt doch auf ihn, atme einmal tief durch und bleibe stehen. Er dreht mich an der Schulter vorsichtig zu sich und sucht von unten meinen Blick. „Sei nicht sauer, okay? Ich wollte nur was ausprobieren. Du bist viel zu süß als dass ich es nicht hätte machen müssen. Ich konnte nicht anders. Ehrlich. Tut mir leid, okay?“ Auf seine Worte muss ich dann doch wieder lächeln, obwohl ich es gar nicht will. Ja, er schafft es irgendwie die genau richtigen Worte zu finden. Wie macht er das? Bin ich wirklich so anfällig für Komplimente? Naja, so oft habe ich ja nicht wirklich welche bekommen. Von anderen Meistern, anderen Doms schon gar nicht. Von Sanji, okay, aber doch nicht von anderen Doms. Wenn ich Glück habe, dann kuschelt Ruffy mal mit mir. Aber auch nur, wenn ich glück habe. Seit er von Sato unterrichtet wurde, noch weniger. Bei den Gedanken muss ich seufzen, blicke kurz zur Seite weg und versuche meine Gedanken unter Kontrolle zu bekommen als ich spüre, wie er mir die Haare aus dem Gesicht streicht um mich besser sehen zu können. „Wieder gut?“ Er nimmt seine Hand nicht von meiner Wange, was mich doch dazu bringt zu ihm auf zu sehen. Ich nicke sachte als Antwort und atme selbst noch einmal tief durch da ich spüre, wie mein Herzschlag sich wieder beschleunigt. „Ja.“ „Du bist nicht sauer?“ „Nein.“ „Kann ich mir da sicher sein?“ Bei der Frage kann ich nicht anders, als zu lächeln, denn er lächelt auch. Er lockert die Situation irgendwie auf. Ich weiß nicht, wie er es macht, aber er schafft es. „Ja, kannst du.“ Auf meine Antwort fängt er richtig an zu grinsen, was mich dazu bringt es ihm gleich zu tun. Der hat irgendwas an sich. Alles, was er macht, ist irgendwie ansteckend. Allerdings schweigt er etwas länger als ich erwartet habe, was mich wieder dazu bringt den Blick zu senken. Bei der Bewegung kommt er mir wieder etwas näher und ich spüre, wie ich wieder nervös werde. „Ich will nicht schon am Anfang was falsch machen. Wir kennen uns noch fast gar nicht.“ Will er mich noch besser kennen lernen? Was meint er mit, am Anfang? Aber ich schüttle auf seine Worte nur sachte den Kopf, denn irgendwie will ich ihn beruhigen. Es hat mir ja gefallen. Schon irgendwie. Das war was ganz Neues. Was Verrücktes. Ich war wahrscheinlich nur zu feige als dass ich es hätte durchziehen können. „Ich will dich nochmal treffen. Aber ich meine nicht im Musikzimmer.“ „Was?“ „Warte kurz, ich gebe dir was.“, bei den Worten fängt er schon an in seiner Tasche zu kramen, zieht irgendwann ein stück Papier heraus und reißt mir ein kleines Stück davon ab. Das große Stück, wo wohl schon vorher ein bisschen was abgerissen wurde, wandert zurück in seine Tasche. „Hier. Das ist sowas ähnliches wie ne Vivre Card. Nur dass es nicht mich anzeigt, sondern die Teile wieder zusammen wollen. Ich weiß also, wo du bist und du weißt, wo ich bin. Also keine dämlichen Teleschneckennummern oder so. Alles ganz einfach.“ Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist irgendwie total romantisch. „Wo kann man die kaufen?“ „Eigentlich an jedem gut sortierten Hafen. Die sind nicht so kompliziert herzustellen wie die echten, sind also billiger. Aber kosten trotzdem was. Pass auf den Schnipsel auf, okay? Ich will nicht noch mehr abreißen.“ Sowas brauche ich für Ruffy und mich. Obwohl. Er kontrolliert ja eh schon meinen Tagesablauf. Er weiß immer, wo ich bin. Nur nicht jetzt. „Danke. Ehrlich.“ „Kein Problem. Soll ich dich noch zurück bringen?“ „Nein, ist-ist schon okay. Danke für das Frühstück.“ „Oh, fuck, da war ja noch was!“, grinst er jetzt albern und dreht sich sofort nach hinten um als wolle er gucken, ob schon nach ihm gesucht wird. Wir haben noch nicht bezahlt. „Wir sehen uns! Bis dann, Schönheit!“ Er läuft los, winkt bei den Worten zwar noch einmal über die Schulter, aber dann ist er auch schon weg. Was für ein komischer Typ. Der macht mich die ganze Zeit verlegen. Egal ob durch irgendwelche Komplimente oder diese extreme Wechsel der Themen. Im ersten Moment redet er davon mich zu ficken und im anderen macht er mir ein Kompliment. Das ist doch kein Dom. Das ist irgendwas anderes. Ich denke die ganze Zeit über ihn nach, als ich zurück gehe und schiebe das stück Papier hinter meine Dolchscheide an meinem Bein. Da ist es ganz gut aufgehoben. Ich hab heute ja leider keine Taschen. An Deck ist es ruhig, hört sich nicht so an, als würde mich jemand vermissen. Gut so. Noch früh genug wieder da. Ich gehe einfach in die Küche, setze mich an einen freien Platz und sehe kurz zu Lysop, der noch müde den Kopf schräg auf die Tischplatte ablegt. Vielleicht hätte es in einer Stunde jemand gemerkt, dass ich nicht da bin. Es sind noch gar nicht alle wach. Wie viel Uhr ist es eigentlich? „Schieda? Kann ich kurz mit dir reden?“ Zorro reißt mich aus meinen Gedanken. Er steht an der Tür, ein Handtuch noch im Nacken. Sato geht gerade an ihm vorbei in die Küche und bei dem Anblick denke ich ganz automatisch daran, dass er vielleicht mit ihm geredet hat. Das trifft sich gut. Ich muss eh noch mit Sato reden. Irgendwas stimmt in letzter Zeit nicht mit mir. Aber jetzt ist erstmal Zorro an der Reihe. Ich antworte nicht, gehe nur zu ihm und ihm hinterher, als er auf den Flur geht. Erst hier dreht er sich mir wieder entgegen, flüstert aber nur, damit uns sonst keiner hören kann. „Bist du noch sauer auf mich?“ „Was?“ „Du warst gerade nicht oben. Stört dich noch irgendwas?“ „Wegen gestern? N-nein. Eigentlich nicht-nicht.“ „Nicht nicht? War das gestottert oder doppelt verneint?“ „Gest-t-t-„, ich seufze leise, werfe den Kopf in den Nacken und drehe mich halb zur Seite, weil ich meine Zunge nicht mehr unter Kontrolle bekomme. „Was ist los?“ Ich atme noch einmal tief durch, sehe ihn aber mit Absicht nicht mehr an. Ich kann nichts dagegen machen. Nicht einmal durchatmen hilft, das spüre ich jetzt schon. Denk nicht drüber nach, mach es einfach. Sag einfach was. „I-I-I-Ich-Ich hab nur e-ein-ein-„, kleines Problem. „Was? Ich versteh kein Wort, was ist los?“ Bei seiner Frage drehe ich mich jetzt genervt stöhnend, natürlich über mich selbst, ganz von ihm weg und schließe die Augen. Ganz ruhig. Einfach ablesen. Nochmal durchatmen, dir Zeit lassen und lesen. Komm schon. Nur ein paar Worte. „Ich bin n-nicht sauer.“ Oh, Gott. Sogar so bekomm ich den Satz nicht fließend über die Lippen. Was ist denn los? „Bist du irgendwie nervös? Stimmt was nicht?“ Und ob was nicht stimmt. Mit mir stimmt was nicht. Ich sollte einfach schreien. Einmal ganz laut um meine Stimme wieder zu finden. Einmal laut schreien um meine Lunge frei zu machen. Zu entspannen. Genau wie meine Zunge und meine Stimmbänder. Würde ich gerne machen. Aber ich mache es natürlich nicht. Und auch, wenn es sich anfühlt, als müsste ich schreien, weiß ich nicht, ob das helfen würde. „Ich-Ich muss mit S-S-S-Sato reden.“ Gott, was ist los mit mir? Aber das scheint die Antwort zu sein, die ihm sagt, was los mit mir ist. Auch, wenn ich ihm gar nichts gesagt habe. „War das gestern zu viel? Sagst du Sato, was ich versucht habe?“ Wie viele Fragen denn noch? Aber wenn er mich das fragt, dann kann er Sato ja schlecht von gestern erzählt haben. Also weiß es Sato noch nicht. Ich will nicht nochmal stottern müssen, zucke daher nur mit den Achseln als Antwort. „Erzähl dem aber nichts von Kuina, okay? Mir gefällt der Gedanke nicht, dass es noch jemand weiß. Selbst, wenn er es nicht weiter erzählt.“ Kuina. Du erzählst mir immer mehr, merkst du das gar nicht? Aber weil ich ihn ja nicht darauf aufmerksam machen kann, ohne dass ich wieder stottern würde, nicke ich nur um ihm zu zeigen, dass ich ihn verstanden habe. Er sagt nichts mehr, geht aber an mit vorbei bis er mir wieder von der Seite ins Gesicht sehen kann und auch ich schaue wieder zu ihm auf. Jetzt muss ich ja nichts mehr sagen. Glaube ich. Er sieht mich einen Moment an, weiche meinem Blick dann aber nach Vorne aus und atmet einmal tief durch, bevor er doch etwas sagt, was ich so nicht erwartet habe. „Wir trainieren erst wieder so, wenn du das mit ihm abgeklärt hast.“ Er sieht nicht mehr zu mir, geht einfach weiter und verschwindet in der Küche. Das ist nicht dein ernst. Ehrlich? Ich hab doch gesagt, ich bin nicht sauer. Und trotzdem will er das nicht nochmal machen? Ich sehe ihm noch nach, obwohl ich ihn gar nicht mehr sehen kann. Ich kann nicht einordnen, warum, aber jetzt würde ich wirklich gerne schreien. Nicht nur schreien, heulen. Zorro sieht mich nicht mehr so wie vorher. Er glaubt, ich bin schwach. Ausgerechnet du. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)