Avatar - eine neue Na'vi von Chisaku (Tsu'tey & Yuri) ================================================================================ Kapitel 1: Eine neue Na'vi -------------------------- Eine neue Na‘vi Zwei Tage später war das Shuttle tatsächlich gelandet, wie Norm es vorausgesagt hatte. Tsu’tey war ebenso wenig begeistert davon wie so ziemlich alle anderen seines Clans. Aus einiger Entfernung beobachtete er, wie Jake und Neytiri ungeduldig die Ankömmlinge nach seiner Schwester absuchten. Dann lief der neugeborene Na’vi plötzlich zielstrebig auf eine Menschenfrau zu, die jünger zu sein schien, als die, die Tsu’tey bislang gesehen hatte. „Yuri!“ Jake ging vor ihr in die Knie, um sie an seine, für sie viel zu große, Brust zu drücken. „Jake?“ Sie drehte sich um, doch sie blickte nicht zu ihrem Bruder auf sondern weiter geradeaus. Zögernd streckte sie eine Hand nach ihm aus, die er sogleich in die seine nahm und sich vor sie hinkniete, damit er sie nicht so sehr überragte: „Erschrick nicht. Ich bin kein Mensch.“ Sie lächelte und hob ihr Gesicht ein Stück an. Ihre Augen waren weiß. Überrascht von diesem ihm fremden Anblick trat der junge Häuptling etwas näher. Sie hatte die gleichen braunen Haare wie ihr Bruder, war aber wesentlich blasser und ihr Körper schien zierlicher als der, der anderen Aliens auf dem Gelände. „Wieso bist du herkommen, Yuri? Du musst wieder gehen, die Na’vi haben ihre Heimat hier zurückerobert. Es war ein schrecklicher Krieg.“ Yuri schwieg einen Augenblick und neigte ihren Kopf etwas zur Seite: „Du sagst, ich muss wieder gehen? Du kommst also nicht mit?“ Jake schluckte schwer: „Nein, ich bleibe hier. Neytiri ist meine Frau. Ihr Name sagt dir doch bestimmt etwas, wenn du mit Tom zusammen ausgebildet wurdest, oder?“ Sie nickte und biss sich auf die Unterlippe: „Ich will aber nicht zurück. Wenn ich zurückgehe, bin ich ganz allein. Ich habe die letzten sechs Jahre viel gelernt und mich auf Pandora vorbereitet. Ich weiß, mir steht es nicht zu und dies ist die Welt der Na’vi, aber…“ Sie drehte sich zu Tsu’tey und neigte tief ihr Haupt vor ihm, während sie ihn verzweifelt und mit tränenerstickter Stimme anflehte: „Bitte lasst mich bei meinem Bruder bleiben. Ich werde beweisen, dass ich nützlich sein kann, das verspreche ich. Aber bitte nehmt mir nicht auch noch das letzte bischen Familie, das ich noch habe. Ich habe bereits gehört, was mein Volk euch angetan hat und ich verstehe es vollkommen, wenn ihr mir nicht vertrauen könnt. Doch bitte gebt mir eine Chance. Wenn ich versage, könnt ihr über mich urteilen, wie ihr wollt.“ Jake und Neytiri sahen ihn gespannt an und Tsu’tey wusste er würde diese Bitte nicht einfach ablehnen können. Jake war Turuk Makto und Neytiri hatte selbst schon eine Schwester verloren. Zudem zeigte sie Respekt, indem sie von vorherein in nahezu einwandfreiem Na’vi zu ihm sprach. Also nickte er: „Du darfst dich beweisen. Aber wenn du uns verrätst, wirst du sterben, Menschenfrau.“ Yuri hob ihren Kopf wieder und überraschte ihn, indem sie ihn mit tränenbenetzten Wangen und einem überglücklichen Lächeln anstrahlte: „Danke, ich werde euch nicht enttäuschen. Ich verspreche es.“ Nun kam auch Norm zu ihnen und nahm Yuri mit sich, um sie zu ihrem Avatar zu führen und zu verlinken. Jake legte Tsu’tey dankbar eine Hand auf die Schulter: „Ich danke dir, Bruder. Du wirst es nicht bereuen.“ Er nickte nur und sah den beiden Menschen stirnrunzelnd nach: „Sie hat eigenartige Augen. Solche habe ich bei den Aliens noch nicht gesehen.“ Jake blickte nun ebenfalls in die Richtung, in der seine Schwester verschwunden war. „Das ist auch keine normale Augenfarbe für einen Menschen. Yuri ist blind. Sie hat ihr Augenlicht bei einem Unfall verloren, als sie sieben Jahre alt war. Dieses Glück liegt vermutlich in der Familie. Sie hat aber das Talent entwickelt, ihre Umgebung mit ihren übrigen Sinnen sehr gut wahrzunehmen.“ Jake klang ein wenig verbittert, aber auch stolz. Dann wandte er sich wieder seiner Frau zu und half die Ankunft der übrigen Menschen zu überwachen, sowie die Vorbereitungen, um sie wieder zurück zur Erde zu schicken. Yuri ließ sich von Norm zu den Einheiten führen, die sie mit ihrem Avatar verlinken würden. „Bist du sicher, dass du dich nicht erst etwas erholen solltest? Du bist sicher noch nicht lange genug wach, um direkt…“ Yuri unterbrach Norm: „Ich habe nicht geschlafen.“ Norm blinzelte verwirrt: „Wie bitte?“ „Ich sagte, ich habe nicht geschlafen. Ich war erst zwölf, als ich die Erde verlassen habe, darum war ich bei der Crew untergebracht, die für die Überwachung und das Shuttle verantwortlich war. Meine Entwicklung wäre sonst gefährdet gewesen.“ Sie mochte Norm. Er war zwar sehr fürsorglich, aber in Bezug auf Pandora und ihre Ausbildung behandelte er sie wie eine Person auf gleicher Augenhöhe. Er respektierte ihre Leistungen und war von ihren schnellen Fortschritten stets ebenso fasziniert und begeistert gewesen wie ihr Bruder. Der Gedanke an Tom betrübte sie ein wenig. Sie hätte gerne beide Brüder hier bei sich gehabt. Es war ihr vorgekommen als hätte das Schicksal einen äußerst schwarzen Sinn für Humor, als die RDA ihr mitgeteilt hatte, dass Tom bei einem Überfall ums Leben gekommen und Jake als sein Ersatz ins All geschickt worden war. Anstelle des Bruders, der ihre Leidenschaft für Pandora geweckt, ihr alles beigebracht und sie aufgezogen hatte wie ein Vater, war nun der hier, der sich nie wirklich für diesen Mond interessiert hatte und nicht den geringsten Sinn für Wissenschaft besaß. Dennoch konnte sie nicht leugnen wie glücklich sie war, dass ihrem Bruder in den letzten sechs Jahren nichts zugestoßen war. Jeden Tag hatte die Angst in ihrem Unterbewusstsein rumort, dass sie womöglich keine Familie mehr hatte, wenn sie auf Pandora ankam. Rasch schüttelte sie diese Erinnerungen ab und atmete tief durch: „Dann mal los. Versuchen wir es.“ Sie ließ sich von Norm in die Kapsel helfen und schenkte ihm zum Dank ein kleines Lächeln. Dann wurde sie zum allerersten Mal mit ihrem Avatar verlinkt. Erst hörte sie ihre Stimmen, dann nahm sie den chemischen Geruch von Medikamenten und Metallen wahr und anschließend fühlte sie ihren eigenen neuen Körper. Vorsichtig setzte sie sich auf, befolgte die Anweisungen der Ärzte, um ihre Vitalfunktionen und ihre Koordination zu testen, nur ihre Augen wollte sie nicht öffnen. Sie weigerte sich vehement und Norm, dem man in den letzten Wochen einen neuen Avatar geschaffen hatte, griff für sie ein: als die Wissenschaftler, sie dazu drängen wollten. „Lasst sie. Sie sollte sich selbst aussuchen dürfen, was sie nach so langer Zeit zuerst erblickt. Geschweige denn, dass sie überhaupt etwas sehen kann.“ Sie ließ sich von ihm etwas zum Anziehen geben und anschließend hinausführen. „Danke, Norm. Bitte bringe mich zu meinem Bruder, ja? Ich möchte… ich möchte ihn endlich wieder sehen.“ Ihr zaghaftes und unsicheres Lächeln, das ihre Angst vor einer Enttäuschung verriet, erweichte Norms Herz noch mehr für die junge Frau, die er selbst fast wie eine Schwester liebte. Sie war trotz ihres jungen Alters eine wichtige Freundin für ihn geworden. Also erfüllte er ihren Wunsch und suchte mit ihr nach Jake. Schließlich fand er ihn am Waldrand bei einer kleinen Gruppe Na’vi, unter denen auch Neytiri und Tsu’tey waren. Tsu’tey und Neytiri hatten derweil einiges von Jake über dessen Schwester und Familie gehört. Unter anderem, dass sie sich, anders als Grace Augustine und Norm, ausschließlich mit der Kultur und Lebensweise sowie der Tierwelt auf Pandora beschäftigte. Sie war an eben den Dingen interessiert, welche die Na’vi auch ihn gelehrt hatten, nicht an chemischen und biologischen Zusammensetzungen. „Womöglich fliegt sie ja freiwillig wieder zurück, wenn sie das erste Mal sieht, wo sie gelandet ist.“ Die Worte kamen von einem jungen Jäger, der offenbar nicht sehr erpicht darauf war noch einen Himmelsmenschen in den Clan aufzunehmen. Tsu’tey sah sich nicht unbedingt in der Pflicht ihn zurechtzuweisen, denn er mochte die Menschen selbst nicht besonders, doch hatte er inzwischen auch gelernt, dass es auch einige wenige unter ihnen gab, die es wert waren, dass man ihnen eine Chance gab. Da Yuri Jakes Schwester war, waren seine Bedenken einigermaßen gering. Jake hingegen schien den Angriff auf seine Schwester eher amüsant zu finden, denn er lachte kurz auf und grinste besagten Jäger schief an: „Die Gefahr, dass sie euch zu nah auf den Pelz rückt, halte ich für wahrscheinlicher. Seit unser Bruder ihr kurz vor ihrer Erblindung zum ersten Mal das Bild eines Na’vi zeigte, ist sie wie verzaubert von euch. Sie war so schnell von eurer Art zu begeistern, dass es schon fast unheimlich war. Wenn etwas ihr Interesse geweckt hat, saugt sie alles in sich auf, was sie darüber lernt. Ihre Neugier ist größer als oftmals gut für sie ist und sie gibt niemals auf. Glaubt mir, sie hat mich schon damals so einige Nerven gekostet und im Gegensatz zu mir, kommt sie mit wesentlich besseren Voraussetzungen zu euch. Sie reitet seit ihrem fünften Lebensjahr und hat für Tiere jeglicher Art immer ein geradezu beängstigendes Talent bewiesen. Ich bin gespannt, ob das hier ebenso der Fall ist, wie bei den Spezies auf der Erde.“ „Jake!“ Norm unterbrach die Unterhaltung und kam mit einem zweiten Avatar an seiner Seite langsam auf sie zu. Es handelte sich zweifelsohne um Yuri, sie sah ihrem Bruder auch in dieser Gestalt sehr ähnlich, doch sie war auch jetzt noch eher klein. Sie war ohne jeden Zweifel sehr weiblich, doch ihre Statur war kleiner, zierlicher und auch etwas weicher als die der übrigen Na’vi Frauen. Sie war… menschlicher? Norm führte sie mit einem Arm um ihre Taille und der freien Hand als Stütze für ihre eigene über den Platz zu ihnen herüber und stellte sie direkt vor Jake hin. Dieser war sofort besorgt, als er sah, dass seine Schwester ihre Augen geschlossen hielt: „Yuri, wieso machst du deine Augen nicht auf?“ Yuri schluckte und ihre Nervosität war deutlich am Zittern ihrer Stimme zu hören und an ihrem nervös zuckenden Schweif zu sehen. „Nunja, nach elf Jahren ohne Augenlicht, wollte ich nicht irgendwas sehen. Da ich, das, was ich zuerst erblicke, vermutlich für den Rest meines Lebens nicht vergessen werde, dachte ich, das Gesicht meines Bruders, wie es nun ist und bis zum Ende seines Lebens bleiben wird, wäre keine schlechte Erinnerung. Meinst du nicht auch?“ Sie lächelte ein wenig und Jakes Rührung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben: „Ganz und gar keine schlechte Idee.“ Yuri atmete einmal tief durch. Sie war so aufgeregt, dass sie glaubte ihr Herz würde jeden Augenblick aus ihrer Brust springen. Dann endlich öffnete sie ganz langsam die Augen. Zuerst blendete sie das plötzliche Licht, doch dann sah sie ganz deutlich das Na’vi Gesicht ihres Bruders vor sich. Allerdings verschwamm es auch sogleich wieder, da ihre Freudentränen ihr die Sicht raubten. Sie war so überwältigt, dass ihr ganz schwindelig davon wurde. Tsu’tey musste sich ebenfalls eingestehen, dass ihre Reaktion ihn nicht so unberührt ließ, wie er es gerne hätte. So ging es auch den übrigen Na’vi, wenn er ihre Blicke richtig deutete. Doch war das verwunderlich? Sein Volk hatte seit langer Zeit nicht erlebt, wie es war, wenn jemand von so viel Glück erfüllt wurde. Es war wahrlich ein herzerwärmender Anblick. Die nächsten Tage verbrachte Yuri fast ausschließlich mit Norm, da ihr Bruder und der Rest des Clans damit beschäftigt waren, die übrigen Menschen zu überwachen und alles für ihre Rückkehr vorzubereiten. Zudem wurden die Vorkehrungen getroffen, um allen, denen die Ehre gewährt wurde hier zu bleiben, da sie sich ihren Platz auf Pandora verdient hatten, den gleichen endgültigen Körperwechsel zu ermöglichen wie Jake. Denjenigen, welche keinen Avatar gehabt hatten, hatte man in den letzten Wochen mit Hilfe der besonders ausgereiften Technik und hochspezialisierten Laboratorien einen geschaffen. Letztlich dauerte es eine ganze Woche, bis endlich sämtliche Aliens Pandora verlassen hatten. Norm half Yuri während dieser Zeit, ihr Wissen mit dem zu verbinden, was sie nun auch sehen konnte und wie immer lernte sie dabei außerordentlich schnell. Zeitweilen halfen ihr auch Jake und Neytiri weiter, wenn ihre Zeit es erlaubte. Am letzten Tag machte sich sogar Tsu’tey auf den Weg, um zu erfahren, was sie bislang gelernt hatte und über ihre bevorstehende Persönlichkeitstransformation zu sprechen. Als er das Lager erreichte, konnte er die kleine Gruppe schnell ausmachen. Neytiri und Jake waren bereits dort und besonders Neytiri schien ihre Schwägerin in ihr Herz zu schließen. Für Tsu’tey war es nicht so leicht. Er respektierte Jake mittlerweile sehr und war ausgesprochen stolz darauf dem Clan von Turuk Makto anzugehören und mit ihm gekämpft zu haben. Doch dessen Schwester wirkte recht befremdlich und irritierend auf ihn. Während er sich den anderen näherte, beobachtete er die junge Na’vi genau und wieder fiel ihm auf, wie ähnlich sie ihrem Bruder einerseits war, andererseits aber auch wieder nicht. Erneut stachen ihm ihre kleine Größe, die weichen, üppigeren Konturen und auch ihr Haar ins Auge. Ihre Haut wies nahezu dieselben Zeichnungen wie die ihres Bruders auf, auch ihre Augen waren von der gleichen Farbe. Sie war nahezu eine weibliche Kopie von ihm, aber ihre Ausstrahlung war eine ganz andere. Zudem hatte sie darauf bestanden ihre Haare, abgesehen von dem üblichen geflochtenen Zopf, kurz und offen zu tragen, soweit nichts dagegen einzuwenden wäre. Es war zwar eigentlich nicht üblich, schon gar nicht unter den Frauen, aber es gab keine Regeln, die damit verletzt werden würden. Es war lediglich ein ungewohnter Anblick, dass ihr Haar ihr weder fließend den Rücken hinabhing, noch in Zöpfe geflochten war, sondern stattdessen etwa kinnlang, von hinten nach vorne in einer schrägen Linie länger werdend, ihr Gesicht umspielte und letztlich nur die linke vorderste Strähne bis zu ihrer Brust hinab fiel und unten von ein paar Perlen geschmückt wurde. Hinzu kamen noch die Haare, welche ihr bis zu ihren Brauen in die Stirn fielen und dort ebenfalls schräg zur linken Seite länger wurden und in das längere überging. Sie bewies zumindest sehr viel Liebe und Sorgfalt für Details, was diejenigen Frauen des Clans, welche webten und töpferten, vermutlich sehr freuen würde. Soweit er informiert war, hatte sie bereits angefangen sich zumindest ihre Oberbekleidung selbst anzufertigen, um sich schnellstmöglich dem Clanleben anzupassen. Als er sie erreichte, stellte er überrascht fest, dass sie mit ihrer Arbeit fertig zu sein schien. Sie war offenbar wirklich fleißig gewesen, denn um ihre Brust hatte sie sich ein Stück des grünlichen Stoffes gebunden, den die meisten von ihnen auch um die Hüften trugen. Gehalten wurde der breite Streifen von den üblichen hölzernen Perlen. Ihre waren violett und türkis und umrandeten das Oberteil sowohl am oberen als auch unteren Rand und wanden sich anschließend um ihren Nacken. Neytiri band ihr gerade drei farblich dazu passende Federn ins Haar, als er sie erreichte und Yuri sogleich ruhiger und ernst wurde. Sie verhielt sich ihm gegenüber stets respektvoll und wahrte eine gewisse Distanz. Hatte sie Angst ihm zu nahe zu treten? Nähe und Kontakt waren in ihrer Welt sehr wichtig, allerdings musste man sie sich auch verdienen. Wie jedes Mal begrüßte sie ihn sehr höflich und senkte dann den Blick. Sie war bislang nicht vom Clan akzeptiert worden und sie verhielt sich dementsprechend zurückhaltend und demütig. Sie stellte sich wesentlich besser an als ihr Bruder und Tsu’tey stellte mit ein wenig Bewunderung für die junge Frau fest, dass sie bereits nach so kurzer Zeit auf dem besten Wege war, sich ihren Platz im Volk zu erarbeiten. Hinzukommend schien sie wirklich Freude an diesem neuen Leben zu haben und ihr gerade erst zurückerlangtes Augenlicht ließ sie die Welt um sie herum noch viel schöner wahrnehmen, als sie es ohnehin bereits war. „Wäre es nicht so deutlich zu sehen, würde ich nicht glauben, dass sie deine Schwester ist, Jake Sully. Sie ist kein Skywang (Trottel). Sie lernt schnell und gut.“ Tsu’tey grinste Yuris Bruder schief an und es war deutlich zu erkennen, dass er ihn aufzuziehen versuchte. Jake hatte sich vermutlich nicht allzu geschickt beim Lernen ihrer Gebräuche angestellt. Yuri entlockte dies ein leises Kichern und sie biss sich auf die Unterlippe, um ihr breites Grinsen ein wenig zu verbergen, als Jake sie gespielt aufgebracht anstarrte. Als sie dann aber vorsichtig zu Tsu’tey hinaufschielte, um zu sehen, ob er dieses Kompliment tatsächlich ernst meinte, begegnete sie seinem Blick und spürte sogleich, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Ob sie jetzt wohl lila aussah? Scheu blickte sie rasch zu Boden. „Morgen wirst du durch Eywas Auge gehen. Du bist die Letzte, danach gibt es hier keine Aliens mehr“, verkündete Tsu’tey schließlich und hob seine Hand an ihren Kopf. Sie hielt den Atem an und wartete gespannt drauf, was passieren würde. Hatte sie ihn mit irgendetwas verärgert? Doch er richtete nur eine der Federn und wandte sich anschließend wieder zum Gehen. Der Gedanke nie wieder ein Mensch zu sein, war unheimlich und für Yuri noch schwer zu begreifen. Doch sie war sich sicher, dass sie sich bald daran gewöhnen würde. Zudem würde sie auf eine ganz bestimmte Frage endlich eine Antwort erhalten. Wie sah sie aus? Immerzu hatte man ihr gesagt wie ähnlich sie ihren Brüdern doch wäre, aber sie hatte sich darunter einfach nicht viel vorstellen können. Wenn die Transformation funktionierte, dann würde sie anschließend auf ihre alte Hülle hinabblicken können und sehen, was so viele Jahre ein Rätsel für sie gewesen war. Die nächste Nacht kam schnell und Yuri war so nervös, wie noch nie in ihrem Leben zuvor, als Jake sie zum Baum der Seelen trug. Wäre sie selbst gelaufen, wäre sie vermutlich über jeden Na’vi und jede einzelne Wurzel gestolpert, die sich auf ihrem Weg dorthin befand. „Du brauchst keine Angst zu haben. Es dauert nicht sehr lange und tut auch nicht weh. Es ist eigentlich absolut faszinierend. Ich kann dir das Gefühl bei Eywa zu sein gar nicht beschreiben.“ Yuri lächelte sacht: „Ich habe keine Angst. Aber nervös bin ich schon ein wenig. Ich werde noch einmal geboren. Ein solches Geschenk hätte ich nicht erwartet, als ich mich auf den Weg hierher gemacht habe. Ich werde mein Bestes geben, mich seines würdig zu erweisen, das verspreche ich.“ Jake seufzte: „Das wirst du, Yuri. Da habe ich keinen Zweifel.“ Er legte sie neben ihrem Avatar ab und sie fühlte wie sie mit Eywa verbunden wurden. Es kitzelte ein wenig und dann hörte sie plötzlich die Stimmen der Vorfahren der Na’vi und ihrer Göttin. Es war strahlend hell und dann entfernte sie sich wieder und fühlte erneut den Boden unter ihrem Körper. Doch diesmal war es ihr anderer, der, den sie nun für den Rest ihres Lebens besitzen würde. Der keine Maske brauchte, um zu atmen. „Yuri? Kannst du mich hören?“ Jake beugte sich ein wenig besorgt über sie und sie schlug ihre Augen auf: „Ja, kann ich.“ Sie richtete sich langsam auf und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. Tsu’tey rief sie als vorläufiges neues Mitglied des Clans aus und ihre Schwägerin half ihr auf die Beine. Yuri sah zur Seite und blickte auf ihren menschlichen, nun toten Körper hinab. „Ich sehe tatsächlich aus wie ein weibliches Abbild von dir und Tom.“ Yuri sah fast ein wenig wehleidig aus, als sie auf ihre alte Hülle hinabschaute, aber auch glücklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)