In saecula saeculorum von demona1984 (in alle Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Severus musste lächeln, die ehemals sehr bissige Fledermaus lag ausgestreckt auf dem Kissen und genoss sichtlich die Streicheleinheiten. Er war äußerst vorsichtig denn das Tier war immer noch sehr dünn und er wollte ihm keine unnötigen Schmerzen bereiten. Es war entspannend, endlich eine Gesellschaft, die ihm zusagte, die ihn nicht ständig nervte oder damit drohte ihn zu verfluchen und das auch noch umsetzte. Wie war er eigentlich in diese verzwickte Lage gekommen? ER verfluchte ihn wenn IHM gerade mal danach war, außer ER brauchte mal wieder einen Trank. War er eigentlich der Einzige in diesem Laden, der einen Trank hinbekam? Hm, wahrscheinlich. Und Albus? Der nervte ihn mit seinem Sei-ein-guter-Mensch-Kram, den seltsamen Bonbons und natürlich mit Potter. Er seufzte leise, sofort fiepste ihn 'sein' Harry fragend an doch bevor er antworten konnte, spürte er wie der Schutzschild seines Grundstücks durchbrochen wurde. Da er kein Dunkles Mal spürte, konnte es eigentlich nur Albus sein. Ein leichter Schmerz ließ ihn wieder nach unten sehen, Harry hatte ihn sanft in den Finger gebissen und fiepste ihn jetzt fragend an. „Wir bekommen Besuch, komm Kleiner, ich stelle dir einen meiner Albträume vor“, schnarrte Severus während er die Fledermaus sanft hoch hob und, nach einem prüfenden Blick auf den köchelnden Trank, dann nach oben ging. Die Tür zu seinem Labor versperrte er mit einem Zauber. „Albus“, sagte Severus genervt als er die Tür öffnete und wirklich sein Vorgesetzter vor der Tür stand. „Severus, mein Junge, wie geht es dir? Und wer ist das?“ „Albus, Harry. Harry, Albus. Was willst du?“ Albus lächelte leicht fragend und schob sich mehr oder weniger an ihm vorbei. Das leicht entnervte Seufzen seines Tränkelehrers ignorierte er gekonnt. „Topsy, Tee“, rief Severus in den Flur hinein, die Tür zuschlagend und Albus folgend, der sich schon im Wohnzimmer in einen Sessel gesetzt hatte. „Harry?“, fragte er, nachdem sich Severus widerwillig gesetzt hatte. Dieser legte Harry jetzt in sein Nest, von wo er leise fiepsend wieder versuchte zu entkommen. „Ja, die Ähnlichkeit ist doch verblüffend aber mein Harry ist wesentlich pflegeleichter“, gab Severus zurück. Er sah sich das Getue der Fledermaus eine Weile an bevor er ihn seufzend wieder zu sich nahm, sofort gab der Kleine Ruhe und beobachtete Albus sehr interessiert. „Wie kommst du zu dem Tier?“, fragte Albus neugierig. „Ich habe ihn in Hogwarts gefunden, schwer verletzt und habe ihn dann mitgenommen.“ „Ich habe noch nie eine gefleckte Fledermaus gesehen.“ „Ich auch nicht, so eine Art steht in keinem meiner Bücher. Ich tippe auf eine magische Art.“ Jetzt sah Albus wirklich interessiert aus, „wie kommst du darauf?“ „Ich konnte ihn mit keinem Trank oder Zauber heilen, deswegen ist der Flügel auch eingegipst.“ „Wann genau hast du das Kerlchen gefunden?“ „Nein, es ist nicht Potter, ich habe bereits einen Rückverwandlungszauber auf ihn gesprochen, keine Reaktion“, sagte Severus. Er sah die Enttäuschung in den hellblauen Augen und fügte hinzu, „und außerdem, würde Potter so friedlich auf meiner Hand liegen? Du weißt, dass der Junge mich hasst.“ „Nun, das beruht ja auf Gegenseitigkeit und so weit ich mich erinnere, war er nicht Derjenige, der damit angefangen hat“, sagte Albus mit einem nachsichtigen Lächeln. Doch Severus schüttelte nur leicht den Kopf und meinte, „ich hasse Potter nicht, warum auch?“ Er bemerkte nicht wie die Fledermaus ihn überrascht ansah. „Warum machst du dem Jungen dann das Leben so schwer?“ „Klar, ich mache ihm das Leben so schrecklich schwer. Ich habe ihm bestimmt schon fünf oder sechs Mal das Leben gerettet und ich muss mich ein Mal die Woche mit seiner Inkompetenz rum schlagen. Er beleidigt meinen Patensohn in einer Tour.“ „Das beruht auch auf Gegenseitigkeit“, unterbrach Albus ihn doch Severus fuhr unbeirrt fort. „Ja, er erinnert mich an seinen Vater, wie auch nicht? Er ist diesem Bastard wie aus dem Gesicht geschnitten. Nein Albus, jetzt komm mir nicht mit Lily. Ja, er hat ihre Augen aber das war es auch schon, er hat absolut keinerlei Charakterzüge von Lily.“ „Du willst sie nur nicht sehen“, warf Albus ein. „Sie sind nicht da, es... Au. Du kleines Monster“, fuhr Severus die Fledermaus an, die sich in seinem rechten Daumen verbissen hatte. Er zog mit der Linken seinen Zauberstab, mit einem Schwenk lag Harry wieder in seinem Nest, über welches sich jetzt Gitterstäbe zogen. „Aber Severus...“ „Nein, die fliegende Ratte und ich hatten eine Abmachung, er hat sich nicht dran gehalten also muss er mit den Konsequenzen leben“, knurrte Severus. „Das ist eine Fledermaus, die versteht dich nicht.“ „Falsch, dieses Tier versteht jedes Wort.“ „Und es ist gerade nicht sehr glücklich über seine Situation“, sagte Albus, dem das Tier jetzt leid tat denn es hatte erbärmlich angefangen zu fiepsen. „Severus, sei nicht so streng, das ist eine kleine, hilflose Fledermaus.“ „Das ist meine Angelegenheit, Albus. Was führt dich eigentlich her?“, fragte Severus ohne das drängende Fiepsen zu beachten. Albus warf der Fledermaus noch einen mitleidigen Blick zu bevor er sich zu Severus umwand und fragte, „hast du den Trank nochmal nachgeschlagen?“ „Ja, das Ergebnis ist dasselbe wie vorher. Ich finde keinen Trank, der aus diesen Zutaten besteht. Hätte ich etwas gefunden, hätte ich dich kontaktiert. Gibt es was Neues von Potter?“ „Nein, er bleibt verschwunden. Gab es auf der anderen Seite irgendetwas Neues?“, war die Gegenfrage. „Nein.“ „War überhaupt etwas los?“ Severus seufzte genervt auf und murrte, „Albus, wie war es bisher?“ „Ich weiß nicht was du meinst?“ „ER rief mich, ich hörte zu und kam dann zu dir um dir alles zu berichten. Warum sollte ich diesen Ablauf ändern? Es war nichts, absolut nichts, ich habe nicht mal was von Draco oder Lucius gehört.“ „Machst du dir Sorgen um sie?“, fragte Albus freundlich. „Nein. Lucius ist so glatt wie ein Aal, er kommt überall wieder raus. Und Draco hat gut von ihm gelernt. Albus, es geht allen gut und ich hoffe, dass der Bengel intelligenter ist als es bis jetzt den Anschein hatte und genau dort bleibt, wo er gerade ist“, schnarrte Severus, was bei Albus zu einem leichten Seufzer führte. „Nicht schon wieder.“ „Du hast Potter ins Spiel gebracht.“ „Er muss diese Prophezeiung erfüllen, nur er kann den Dunklen Lord besiegen.“ „Er ist ein minderjähriger Zauberer, der nicht mal ansatzweise gegen IHN bestehen kann. Merlin, selbst ich könnte Potter in Grund und Boden fluchen und müsste mich dazu nicht mal anstrengen“, fuhr Severus auf, „erinnere dich doch nur an das Desaster in der Mysteriumsabteilung.“ „Ich dachte, du könntest Black nicht ausstehen. Und außerdem warst du nicht dabei.“ „Um Black ist es nicht schade und ich muss nicht dabei gewesen sein. Lucius.“ „Er hat dir davon erzählt?“ Jetzt klang Albus wirklich überrascht doch Severus schüttelte mit dem Kopf, „Nein, das musste er nicht. Der Orden hat sich ja sehr ausführlich darüber ausgelassen. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, hat sich Potter nicht gerade mit Ruhm bekleckert.“ „Er hat gegen zwölf Todesser bestanden“, warf Albus ein. „Falsch, er und vier seiner Freunde sind vor zwölf Todessern weggelaufen bis der Orden eingegriffen hat. Alleine wären sie völlig aufgeschmissen gewesen, Merlin, sie haben es nicht mal gegen Umbridge geschafft“, knurrte Severus, dem man langsam seine schlechte Laune ansah. Albus lächelte nur nachsichtig und sagte, „sie haben sich sehr gut geschlagen.“ „Ja, weil ich ständig hinter ihnen her geräumt habe um ihre sinnlosen Treffen zu decken“, fauchte Severus, jetzt wirklich am Ende seiner Geduld angekommen, „wäre ich nicht immer da gewesen, hätte Umbridge sie gleich beim ersten Treffen erwischt. Als ob der Eberkopf der perfekte Treffpunkt ist wenn man eine Geheimorganisation gründen will. Sie haben sie wie kleine Kinder benommen und nicht wie Fünfzehnjährige.“ Er bemerkte nicht, dass die Fledermaus sehr ruhig geworden war und ihn mit großen Augen ansah. „Severus, bitte.“ „Nein, Albus, es reicht. Der Bengel soll da bleiben wo er ist, vielleicht hat er endlich eingesehen, dass das alles Schwachsinn ist und sonnt sich irgendwo am Mittelmeer. Sollte ich etwas hören, lasse ich es dich sofort wissen aber solange möchte ich gerne meine Ruhe haben.“ „Severus, die Prophezeiung...“ „Nein, die Prophezeiung kann auf viele Wege ausgelegt werden und nirgendwo steht, dass der Bengel ganz alleine gegen IHN antreten muss. Es sagen nur alle. Albus, meine Meinung wird sich nicht ändern, wir sollten einen anderen Weg finden um IHN zu besiegen und nicht krampfhaft an dieser schwachsinnigen Idee festhalten. Zudem die Chancen dann auch wesentlich höher sind.“ „Das geht nicht, Severus, und das weißt du auch. Harry muss gegen den Dunklen Lord antreten und ihn besiegen.“ „Um welchen Preis?“, fragte Severus. „Um jeden, der nötig ist“, sagte Albus mit trauriger Stimme. „Sagt wer? Albus, hast du den Bengel jemals gefragt wie weit er gehen würde? Ob er sein Leben für die Zaubererwelt geben würde? Ob er genauso für dich kämpfen würde wenn er wüsste, dass du seinen Tod bereitwillig einkalkulierst? Sag Albus, würde Potter dir genauso folgen wenn du ehrlich mit ihm wärst? Wenn du ihm nicht ständig alles verheimlichen würdest?“, fragte Severus schneidend, „wäre es dann immer noch dein Goldjunge?“ Er wurde nur traurig angesehen, sie kannten Beiden die Antworten auf diese Fragen und so antwortete Albus auch nicht. Severus lächelte nur kalt bevor er sich erhob und seinen Gast auffordernd ansah, dieser verstand. „Wenn du etwas erfährst, melde dich bitte“, bat Albus. „Mach ich.“ Severus geleitete ihn noch bis zur Tür. Harry war absolut fassungslos, er lag in seinem Nest und starrte auf die Gitterstäbe, die sich über seinen Kopf zogen. Doch so wirklich sehen tat er sie nicht, die Worte hatten ihn zutiefst geschockt. Er hatte zwar immer irgendwie das Gefühl gehabt, dass er beobachtet wurde aber Snape? Nein, den hätte er dahinter nicht vermutet. Vor allem hätte er nie gedacht, dass der Tränkemeister ihn immer so sehr beschützt hatte. Hatten sie sich wirklich wie Kinder benommen? Wirkte ihr Einsatz wirklich wie ein Kinderspiel? Wenn man nach Snapes Worten ging, hatten sie bis jetzt gar nichts erreicht außer sich in Schwierigkeiten zu bringen. War er im Endeffekt sogar an Sirius' Tod schuld? Der Orden war schnell da gewesen, Snape hatte also seine Nachricht schnell weitergegeben und ihr Eingreifen war eigentlich gar nicht nötig gewesen. Niemand, außer ihm und Voldemort, hätte die Prophezeiung anfassen können, sie wäre sicher gewesen. Professor Dumbledore und der Orden hätten die Todesser ohne Probleme überwältigen können, niemand wäre verletzt geworden und Sirius könnte noch leben. Es war seine Entscheidung gewesen ins Ministerium zu gehen, wegen dieser Vorahnung und es hatte sich als beschissene Falle herausgestellt. Hatte Snape nicht noch gesagt, dass er sich um seine eigenen Sachen kümmern sollte und nicht um Dinge, die zu groß für ihn waren? Hatte er so etwas geahnt? Wenn ja, warum hatte er nichts gesagt? Hm, wahrscheinlich aus demselben Grund, aus dem er sich nie gezeigt hatte wenn er ihm geholfen hatte. Er war immer im Hintergrund geblieben, hatte sich immer beleidigen lassen und hatte dann doch immer und immer wieder geholfen. Aber warum? Warum tat er das alles? Er würde ihn irgendwann danach fragen müssen, vorausgesetzt er würde jemals wieder ein Mensch werden. Mit einem entnervten Seufzen ließ sich Severus schwer in seinen Sessel fallen und rief, „Topsy, Brandy und Essen für Harry.“ Beides erschien nur wenige Momente später auf dem Tisch, Harry begann sofort fragend zu fiepsen. „Vergiss es, du bleibst ab jetzt da drin, Topsy wird sich um dich kümmern“, knurrte Severus während er sich ein Glas Brandy einschenkte und es mit einem Zug austrank. Bitte? Der wollte ihn jetzt wirklich hier drinnen einsperren? Nur, weil er ihn leicht gebissen hatte? Harry begann protestierend zu quietschen doch Severus knurrte nur, „Nein, wir hatten eine Abmachung. Ich nehme dich da raus und du beißt mich nicht mehr. Du hast dagegen verstoßen also lebe damit.“ Ein zweites Glas folgte dem Ersten, das Dritte behielt er in der Hand und schwenkte die goldene Flüssigkeit darin nachdenklich. „Komm schon“, fiepste Harry verzweifelt, „sei nicht so.“ „Du brauchst es gar nicht zu versuchen. Ich lasse mich nicht gerne verarschen“, fauchte Severus ihn an. Mühsam schleppte sich Harry an den Rand, die Schmerzen schossen durch seine rechte Seite. Er versuchte sich an den Stäben festzuhalten aber die kleinen Krallen an seinem Flügel waren nicht kräftig genug und so hing er jetzt halb gegen die Stäbe gepresst. „Du tust dir noch weh.“ Aufgeregtes Fiepsen unterbrach ihn, der gesunde Flügel wurde durch die Gitterstäbe gesteckt und flatterte hilflos in der Luft. Severus legte den Kopf schief, musternd und schließlich seufzte er leise. Mit einer Handbewegung ließ er die Stäbe verschwinden, er hob Harry raus und hielt ihn direkt vor sein Gesicht. „Deine letzte Chance. Beißt du mich noch ein Mal ohne triftigen Grund, bleibst du in deinem Nest bis du wieder gesund bist. Haben wir uns verstanden?“, schnarrte Severus. Harry nickte heftig fiepsend. Mit einem Grummeln nahm Severus an und legte das Tier samt Hand in seinen Schoß. Mit der Zweiten griff er nach einem Stück Käfer und hielt es Harry hin, diesmal ohne Pinzette. Etwas verwirrt starrte Harry die Finger an, nahm aber dann das Stück sehr vorsichtig. Während er kaute, füllte Severus die Pipette mit dem Pflanzengemisch. Auch das nahm Harry widerstandslos an. „Gut, so könnten wir Freunde werden. Dann musst du auch nicht in deinem Nest bleiben, außer zum schlafen.“ Harry fiepste zufrieden und nahm das nächste Stück Fleisch. Snape würde ihn umbringen wenn er sich irgendwann mal zurückverwandelte aber gut, darüber würde er sich später Gedanken machen. „Jetzt hör endlich auf zu zappeln, du musst gewaschen werden. Ich habe dir ja gesagt, dass du auf dem Kissen bleiben musst aber nein, du kleines Monster konntest ja nicht hören“, maulte Severus während er versuchte die zappelnde Fledermaus ins Wasser zu bekommen. Obwohl Harry noch immer zur Hälfte eingegipst war, wehrte er sich mit allen Kräften. „Du hast die Phiole umgeworfen und das Mittel muss raus aus deinem Fell. Das geht mit warmen Wasser am besten. Wärst du nicht so zauberresistent, könnte ich es wegzaubern aber wir erinnern uns noch gut daran, was das letzte Mal passiert ist als ich einen Zauber gegen dich angewandt habe, oder?“ Harry stoppte kurz in seinen Abwehrbewegungen zum darüber nachzudenken und genau in diesem Moment tunkte Severus ihn in das warme Wasser. „So, und jetzt halt still“, murrte Severus, der den Gips mit einem wasserabstoßenden Zauber versehen hatte. Komischerweise war der Gips nicht zauberresistent, die Fledermaus hingegen schon. Harry fauchte ihn nur grantig an, ließ sich aber dann waschen. „Geht doch. Warum nicht gleich so?“ Mit vorsichtigen und sanften Bewegungen wusch Severus den klebrigen, blauen Schleim aus dem gefleckten Fell, sein Besuch entspannte sich sichtlich und lag schließlich ganz entspannt im Wasser. So schlecht war das Ganze dann doch nicht. Severus schüttelte nur den Kopf, diese Fledermaus war absolut ungewöhnlich. Er hatte erst mal an allem was auszusetzen, dann wurde er von Severus dazu gezwungen und stellte doch fest, dass es ihm gefiel oder dass man es essen konnte. In den vergangenen zwei Wochen hatte er sich sehr an das Tier gewöhnt und irgendwie hoffte er, dass Harry bei ihm bleiben würde wenn er wieder gesund war. Es tat gut jemanden zu haben, mit dem man sich unterhalten konnte, ok, er antwortete nicht immer aber das brauchte er nicht. Harry hatte seine ganz eigene Art um mit ihm zu kommunizieren und im Gegensatz zu seinem menschlichen Namensgeber war die Fledermaus ein hochintelligentes Tier. Er ließ das Wasser ablaufen und spülte das Tier mit frischem Wasser ab. „So, fertig, noch abtrocknen und dann gehen wir zum Abendessen.“ Harry wollte sich verständigen aber da wurde er schon in ein flauschiges Handtuch gewickelt, natürlich immer sehr vorsichtig um den Gips nicht zu beschädigen und ihm unnötige Schmerzen zuzufügen. Schließlich wurde er aus dem Handtuch raus geholt, er fiepste protestierend doch Severus lachte nur. Bis zu diesem Abenteuer hatte Harry nicht mal gewusst, dass der Tränkemeister überhaupt lachen konnte. „Hunger?“, fragte Severus lachend, er verließ aber das Bad schon und begab sich nach unten. Harry quietschte auf, klar hatte er Hunger. Als Fledermaus konnte er nicht so viel auf einmal essen und musste dafür öfters essen. „Vielfraß aber gut“, schnarrte Severus doch seine Stimme klang weich, warm, so, wie Harry es nie vermutet hatte. Doch im Moment war es egal, er war auf Severus angewiesen und konnte die nette Seite dieses Menschen genauso gut genießen, er würde ihn früh genug wieder verfluchen. Dann wahrscheinlich nicht mehr nur mit Worten. Er war aufgeregt, furchtbar aufgeregt, er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen – gut, das war für eine Fledermaus nicht sehr ungewöhnlich – aber hey, er war eigentlich ein Mensch. Und er war aufgeregt. Heute würde der Gips abkommen. Severus wollte sehen ob seine Knochen soweit zusammen gewachsen waren um die restliche Heilung ohne Gips auszukommen. Wurde auch Zeit, er war seit vier Wochen eingegipst und wollte sich endlich wieder bewegen. Doch leider schlief Severus noch tief und fest, konnte der Mann nicht mal früher auf stehen. Hm, das musste doch machbar sein. Mit einem fiesen Grinsen begann Harry zu schreien. „Ich hasse dich“, murmelte Severus im Halbschlaf, das Geschrei ging weiter. Murrend setzte sich Severus auf und warf einen Todesblick auf die Fledermaus, die schreiend auf dem Kissen auf dem Nachttisch lag. Jetzt verstummte sie kurz um ihn anzusehen doch als er keine Anstalten machte, aufzustehen, schrie sie weiter. „Harry, halt die Klappe. Es ist mitten in der Nacht“, murrte Severus, der es in diesem Moment verfluchte, dass er keinen Silencio über ihn legen konnte. Der letzte Zauber, ein Reinigungszauber, war so gehörig schief gegangen, dass er danach sein halbes Labor erneuern musste. Seitdem versuchte er Zauber und Harry nicht in einem Raum zu haben. „Jetzt halt endlich die Klappe, der Gips kommt nach dem Frühstück ab und ich will jetzt weiterschlafen. Und wenn du nicht gleich ruhig bist, bleibt der Gips noch zwei Wochen dran.“ Sofort verstummte Harry, sah ihn aber mit riesigen Augen an. Severus verleierte die Augen, griff dann nach ihm und legte ihn kurzerhand auf sein Kopfkissen. Die Augen wurden immer größer. „Schlaf bitte noch ein bisschen. Merlin, du bist ja schlimmer als sämtliche Gryffindors zusammen“, bat Severus, der sich jetzt selbst wieder hinlegte. Und als Harry nicht dagegen protestierte, schloss er die Augen und schlief schnell wieder ein. Etwas verwirrt starrte Harry den schlafenden Tränkemeister an. Wieso schlief der Kerl jetzt einfach weiter? Hallo? Er wollte diesen blöden Gips los werden. „Wach auf“, quietschte Harry laut. Doch Severus schien wirklich schon wieder zu schlafen denn er reagierte nicht. Harry legte nachdenklich den Kopf schief, im Schlaf waren die harten Gesichtszüge entspannter aber immer noch wirkte Severus abgekämpft. Und irgendwie alt. Hm, wie alt war der Mann eigentlich? Seine Eltern waren zwanzig gewesen als sie ihn bekommen hatten, er war jetzt fünfzehn und Severus war in derselben Jahrgangsstufe gewesen. Also musste er jetzt um die fünfunddreißig sein. Er legte den Kopf auf die andere Seite, Severus sah wesentlich älter aus. Ob das an den Schülern lag? Oder an der Tatsache, dass er ein Todesser war? Oder weil er ein Spion für Professor Dumbledore war? Harry entschied, dass es eine Mischung aus alledem war. Er war kein schöner Mensch, die Nase war eindeutig zu lang um noch als aristokratisch zu gelten. Tiefe Falten um den Mund und auf der Stirn ließen ihn älter erscheinen als er war und härter. Und die Haare. Harry musterte sie einen Moment bevor er den Kopf schüttelte. Wie alle anderen Schüler auch hatte er schon sehr fiese Witze über die fettigen Haare des Tränkemeisters gerissen. Keiner würde ihm glauben, dass Severus zwei Mal am Tag duschen ging und seine Haare bereits zwei Stunden danach wieder genauso aussahen wie vorher. Er hatte sich lange gefragt, warum Severus die Haare dann so lang trug bis der Tränkemeister es ihm, wie immer im Selbstgespräch, erzählt hatte. Es war, in den alten Zaubererfamilien, Tradition, dass auch die Männer ihre Haare lang trugen und daran hielt sich Severus. Ob ihm eine Kurzhaarfrisur besser stand? Wieder wanderte der Kopf auf die andere Seite doch er kam zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Schließlich seufzte er leise, was sich, wie jedes Geräusch was er machte, mehr wie ein Fiepsen oder Quietschen anhörte und kuschelte sich dann auf das Kissen. Er würde den Mann ja eh nicht umstimmen können also könnte er genauso gut noch ne Runde schlafen. Severus konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen, er saß am Frühstückstisch und wollte eigentlich in Ruhe frühstücken aber durch das Gehampel seines Gastes kam er nicht dazu. Harry lag, wie immer, auf seinem Kissen und sollte eigentlich auch frühstücken, die vorbereiteten Insekten lagen direkt vor ihm aber sie schienen absolut uninteressant. Er zappelte die ganze Zeit umher, sah ihn immer wieder an und brabbelte quietschend vor sich hin. „Harry.“ Sofort verstummte sein Gast und sah ihn an. Severus deutete auf die Insekten und meinte, „der Gips kommt erst ab wenn du gegessen hast und deine Medizin genommen hast.“ Er wurde einen Moment angesehen bevor Harry sich auf die Insekten stürzte und sie in Windeseile vertilgte. Dann fiepste er ihn so lange auffordernd an bis er ihm die volle Pipette vors Maul hielt, die sehr schnell geleert wurde. „Du kannst es nicht erwarten, oder? Gut, dann fangen wir an. Du bleibst hier, ich hole alles.“ Die Zustimmung zu diesem Plan wurde sehr laut mitgeteilt während Severus schon aufstand und den Raum verließ. Zehn Minuten später saß Severus wieder in der Küche, mit Harry in der linken Hand und einer seltsam abgewinkelten Schere in der Anderen. Harry zappelte hektisch, er war viel zu nervös um still zu halten bis Severus knurrte, „Wenn du nicht gleich still hältst, muss ich mir was einfallen lassen.“ Er wurde nur an gequietscht. „Harry, halt still. Ich kann dich nicht per Zauber betäuben aber ich bin mir sicher, dass sich irgendwo in meinem Haus ein Holzhammer finden wird. Und ich werde nicht davor zurückschrecken ihn zu benutzen“, knurrte Severus. Harry sah ihn abschätzend an, nickte aber dann nur hielt still. Severus seufzte leise und begann dann vorsichtig den Gips aufzuschneiden. Er hoffte wirklich, dass die Knochen mittlerweile so weit verheilt waren, dass er ab jetzt keinen Gips mehr brauchen würde. Er hielt still, er war zwar extrem angespannt aber er hatte jetzt doch Angst, dass Severus ihn mit der Schere verletzte. Doch der Tränkemeister ging sehr vorsichtig zu werke, er schnitt den Verband sorgsam auf und zupfte ihn dann ab. „Nicht bewegen“, warnte Severus, „ich will erst ein Zauberbild davon machen.“ Er zog den Zauberstab und hoffte inständig, dass der Röntgenzauber wirkte. Seine Hoffnung erwies sich als falsch, der Zauber hüllte den Flügel zwar ein, prallte aber dann daran ab. „Du und deine verfluchte Zauberabwehr“, murrte Severus, der den Stab beiseite legte und begann den Flügel vorsichtig abzutasten. Harry blieb absolut still in seiner Hand liegen während sich Severus sehr sanft an seinem Flügel zu schaffen machte. Er tastete ihn erst vorsichtig ab, zog ihn dann in die Länge und legte ihn wieder an seinen Körper. Danach war sein Bein dran, wieder wurde es vorsichtig abgetastete, gezogen, gestreckt und schließlich ging es um seinen Oberkörper. Wie lange er schlussendlich abgetastet wurde, wusste er nicht aber er blieb geduldig liegen. „So, kleiner Mann, fliegen wirst du noch nicht können aber der Gips kann weg bleiben“, sagte Severus irgendwann. Er faltete die Flügel ordentlich an den kleinen Körper und legte ihn dann auf sein Kissen. Harry sah ihn fragend an, er traute sich nicht sich zu bewegen bis Severus eine auffordernde Geste machte. „Beweg dich, du kleines Monster. Du musst wieder Muskeln aufbauen damit du wieder fliegen kannst. Aber übertreib es am Anfang nicht, nur krabbeln, nicht irgendwo runter oder rein springen und vor allem keine Flugübungen. Sollte ich dich dabei erwischen, werde ich dich bis zum Hals eingipsen, verstanden, Harry?“, schnarrte Severus. Die Fledermaus nickte und streckte vorsichtig den rechten Flügel aus. Er fühlte sich komisch an, schwächer als der Andere und irgendwie anders. Auch sein Bein fühlte sich anders an. Er drehte sich um die eigene Achse um sein Bein in Augenschein zu nehmen allerdings gestaltete sich das schwieriger als er zu Anfang gedacht hatte. Nach wenigen Momenten gab er es auf, er wusste nicht wie er die seltsamen Flügel koordinieren sollte. „Du bist die seltsamste Fledermaus, die ich je gesehen habe“, sagte Severus plötzlich. Er griff nach seinen Flügeln und ordnete sie neu. „Die Finger zusammen anlegen und auf der Daumenkralle laufen, dazu natürlich die Hinterbeine. Das müsstest sogar du hinbekommen“, sagte er. Harry fauchte ihn beleidigt an, probierte es aber dann und tatsächlich klappte es jetzt wesentlich besser. „Sag mal, bist du noch nie gekrabbelt? So sieht es zumindest aus. Vom Hängen hast du auch noch nie gehört, oder?“, fragte Severus. Er fragte sich abrupt, wieso eine Fledermaus fragend gucken konnte aber dennoch musste er lachen. „Willst du es probieren?“ Harry zögerte, nickte aber dann und schon hatte ihn Severus wieder in der Hand. Er hielt ihn an seinen Finger doch irgendwie begriff Harry nicht so wirklich, was er tun sollte. „Du bist so die bekloppteste Fledermaus, die ich jemals gesehen habe. Ok, Lehrstunde für Fledermäuse. Deine Füße sind im entspannten Zustand zu gekrallt, du kannst die Krallen mit Muskelkontraktion öffnen. Das heißt, selbst wenn du schläfst, öffnen sich deine Krallen nicht ohne dein zu tun. So, und jetzt öffnest du deine Krallen“, wies Severus ihn an. Harry tat was er von ihm wollte und tatsächlich öffneten sich seine Krallen. Severus legte seinen kleinen Finger rein und schnarrte, „und jetzt entspannen. Also an nichts denken. Wenn du ein bisschen nach deinem Namensgeber kommst, dürfte dir das nicht schwer fallen.“ Er wurde angefaucht aber seiner Aufforderung wurde Folge geleistet. „So, und entspannt bleiben. Du musst nichts dazu beitragen, deine Krallen halten dich von alleine.“ Severus wartete einen Moment und ließ ihn dann los. Er brauchte ein paar Momente um richtig zu realisieren, dass er wirklich an Severus' Finger hing. Es dauerte noch ein paar Momente bis er das breite Grinsen vor sich sah. „Na, so schlecht ist das doch gar nicht, oder?“, fragte Severus. Harry quietschte fröhlich und flatterte mit den Flügeln. „Hey, keine Flugversuche habe ich gesagt, sonst gibt es wieder Gips. So dämlich wie du dich schon beim krabbeln anstellst, bin ich mir sicher, dass du wie ein Stein auf den Boden klatschst anstatt zu fliegen“, sagte Severus schnell, „versuch lieber mal dich in die Flügel einzuwickeln. Denn so schlafen Fledermäuse normalerweise.“ Es dauerte zwar etwas aber dann hatte es Harry geschafft seine Flügel so um sich herum zu schlagen, dass es bequem war. Auch hier stellte er fest, dass er dazu keine große Anstrengung brauchte. Hm, so schliefen Fledermäuse also? Gar nicht mal so schlecht aber wenn er ganz ehrlich war, war sein Kissen doch wesentlich bequemer, … und Severus' Kopfkissen war noch bequemer. Er faltete die Flügel schnell wieder auseinander um diesen Gedanken zu vertreiben und quietschte Severus an. „Runter?“ Ein Nicken und schon legten sich wieder lange, schlanke Finger um seinen Körper. „Nächste Lektion, festhalten mit allen Vieren. Deine Daumenkrallen sind mit kleinen Widerhaken versehen, genau wie deine Hinterkrallen, damit kannst du dich wunderbar an groben Dingen festhalten. Es...“ Severus unterbrach sich selber denn Harry hatte sich während seiner Erklärung schon auf Wanderschaft begeben und war an seinem Pulloverärmel hoch gekrabbelt. Schweigend beobachtete er wie sich Harry seinen Arm hocharbeitete und mit jedem Schritt sicherer wurde. Doch es zeigte sich auch, dass der Kleine extrem schwach war denn als er auf seiner Schulter angekommen war, blieb er erschöpft liegen. „Willst du da jetzt sitzen bleiben?“, fragte Severus, der ihn aus den Augenwinkeln an schielte. Fieps. „Darf ich dann jetzt in Ruhe frühstücken?“ Fieps. „Gut, damit sind wir uns einig. Topsy, mein Frühstück, endlich.“ Fast sofort erschien das Frühstück erneut auf dem Tisch und diesmal konnte Severus auch in aller Ruhe frühstücken. Er spürte wie Harry noch ein bisschen an seinem Pullover rum zupfte und dann ruhig liegen blieb. Ein rascher Blick zeigte ihm, dass die Augen geschlossen waren. „Endlich“, murmelte er leise während er sich ein Brötchen nahm und aufschnitt. „Würdest du mich endlich loslassen? Ich will duschen gehen“, fauchte Severus doch die Fledermaus blieb weiter in seinen Haaren hängen. Wobei es von Harry nicht mal Absicht war denn er wollte wirklich runter aber er hatte sich mit dem linken Fuß in einer Strähne verheddert. Nur leider konnte er das Severus nicht mitteilen und so zappelte er jetzt schon seit fast zehn Minuten umher, und verhedderte sich damit immer mehr. Er hatte doch nur gucken wollen ob die Haare sich genauso fettig anfühlten wie sie aussahen und nicht darin hängen blieben. Nun, er war sehr überrascht denn sie waren nicht fettig sondern erstaunlich weich. Leider brachte ihm diese Erkenntnis nicht weiter denn so langsam bekam er wirklich Panik. „Harry.“ Er zappelte nur weiter, er wollte keinen Ärger mit Severus und vor allem wollte er nicht mit unter die Dusche. „HARRY!“ Er zuckte zusammen, hielt sogar einen Moment still und diesen Moment nutzte Severus um die Hand um den kleinen Körper zu legen. Er spürte den extrem schnellen Herzschlag und schnarrte, „halt still, du tust dir und mir nur weh.“ Mit der zweiten Hand tastete er sich das Fledermausbein hoch und fand schnell die Strähne, die sich darum gewickelt hatte. Der Herzschlag wurde immer schneller, ein Mensch wäre wahrscheinlich schon hyperventiliert. „Beruhige dich. Ich mach dich ja schon los, ich weiß ja, dass du wasserscheu bist“, sagte Severus ruhig. Vorsichtig wickelte er die Fledermaus aus seinen Haaren und hielt sie schließlich in der hohlen Hand vor sein Gesicht. Harry fiepste sehr unglücklich und machte sich so klein wie möglich. „Ich bin dir nicht böse, lass nur in Zukunft meine Haare in Ruhe. Die sind schwierig genug. So, und du bleibst hier und ich gehe endlich duschen“, sagte Severus leise. Er wartete bis Harry leise fiepste, legte ihn dann auf seinem Bett ab und verschwand mit seinen Sachen im Bad. Er hatte einen langen Tag im Tränkelabor hinter sich und sehnte sich nach einer heißen Dusche, einem guten Buch und vor allem einem weichen, bequemen Sessel. Eine knappe halbe Stunde später saß Severus im Wohnzimmer vor dem Kamin, ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß und ein Glas Wein in der Hand. Allerdings kam er nicht zum Lesen denn dazu hätte er seine zweite Hand benötigt. Die war aber damit beschäftigt die Fledermaus zu kraulen, die es sich auf den Buchseiten bequem gemacht hatte und sich den Bauch kraulen ließ. „Du bist eine fürchterliche Nervensäge, genau wie dein Namensgeber“, sagte Severus nachdenklich, „ich frage mich wo er sich versteckt hat.“ Harry sah ihn aus den Augenwinkeln an, quietschte leise und drehte sich auf den Bauch, Rücken kraulen war auch was Tolles. Solange er noch eine Fledermaus war, durfte er das auch genießen. Wenn er wieder ein Mensch war, musste er sich darüber keine Gedanken mehr machen, Severus würde ihn sehr langsam und qualvoll töten. Die schlanken Finger kraulten jetzt über seinen Rücken. „Ich frage mich wirklich wo der Bengel hin ist. Und vor allem warum? Er war doch so glücklich mit seinen Freunden, der große Held der Prophezeiung, gut, die Sache mit Black hat ihn mitgenommen aber gleich abhauen? Also wirklich“, murrte Severus zu sich selbst. Als ein protestierendes Fiepsen ertönte, lachte er leise auf und fragte, „ach, bist du anderer Meinung? Du kennst Potter doch gar nicht. Sympathie aufgrund des Namens?“ Harry nickte heftig, zuckte aber dann stark zusammen als es laut und deutlich an der Tür klopfte. Die Finger auf seinem Rücken verharrten, das Glas wurde langsam auf den Tisch gestellt und stattdessen ein Zauberstab gezogen. Er war so in das Gespräch mit Harry vertieft gewesen, dass er die aktivierten Schutzzauber nicht bemerkt hatte. Es klopfte erneut, Harry zitterte mittlerweile in seiner Hand und hatte die Krallen in seine Haut geschlagen. Er sah auf seine Hand, Harry sah ihn ängstlich an. „Keine Angst. Wäre es jemand der Dunklen Seite, hätte derjenige nicht angeklopft. Los, auf die Schulter mit dir und halt dich gut fest“, befahl Severus, der die Hand schon hob und auf seine Schulter setzte. Doch die Fledermaus zitterte einfach nur weiter und kroch kurzerhand unter seinen Pullover. „Pass auf deine Krallen auf.“ Harry fiepste zustimmend während sich Severus auf den Weg zur Tür machte, an der es zum dritten Mal klopfte. Die schwarz blonde Frau drehte sich erneut um, suchte die Dunkelheit ab und hob dann die Hand um nochmal zu klopfen. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und sie sah sich einem erhobenen Zauberstab gegenüber. „Zissa?“ „Hallo Severus. Darf ich reinkommen?“ „Was willst du hier?“ „Lass mich bitte rein“, bat die Frau. Sie sah, dass ihr Gegenüber sie nur sehr widerwillig ins Haus ließ. Auch er warf einen prüfenden Blick hinter sie bevor die Tür zufiel und Severus ins Wohnzimmer vor ging, Narzissa Malfoy folgte ihm. „Also, was willst du von mir?“ „Deine Hilfe.“ Narzissa sah sich unruhig um bis ihr Blick von etwas auf Severus' Schulter eingefangen wurde, etwas, was sich bewegte. „Was ist das?“ „Harry, Narzissa. Narzissa, Harry. Zissa, was willst du?“ Sie starrte die Fledermaus noch einen Moment, wandte sich aber dann an Severus, „ich brauche deine Hilfe. Es geht um Draco.“ „Was ist mit ihm?“ „Noch nichts. ER hat in den letzten Monaten immer mehr Interesse an meinem Sohn gezeigt. Ich habe Angst um ihn“, gestand Narzissa doch Severus unterbrach sie sofort, „dann solltest du mit deinem Ehemann reden und nicht mit mir. Lucius hat Draco in SEINE Reichweite gebracht. Er hätte damals auf mich hören sollen und Draco nach Durmstrang schicken sollen. Dann wärst du jetzt nicht hier.“ Sie seufzte leise und meinte, „Ich weiß aber Lucius lässt nicht mit sich reden. Er hat zu große Angst vor IHM.“ „Die haben wir alle und dennoch kämpfen einige von uns. Wenn Lucius es nicht schafft seine Familie zu schützen, ist es seine Sache.“ „Er ist dein Patenkind.“ „Nur dem Pergament nach. IHR habt mir jede Möglichkeit genommen um wirklich sein Pate zu sein“, knurrte Severus aufgebracht. Harry fiepste ängstlich, er wollte nicht, dass Severus böse wurde, wenn auch nicht auf ihn. Fast sofort hob Severus die freie Hand, in der Anderen hielt er noch immer den Zauberstab, und hob ihn vorsichtig von seiner Schulter auf seinen Schoß, wo er ihn langsam über den Rücken kraulte. „Severus, bitte, du musst ihm helfen.“ „Nein, ich muss gar nichts. Ihr habt mir damals sehr genau zu verstehen gegeben, dass ich mich eurem Sohn nicht mehr zu nähern habe.“ „Du weißt warum“, sagte Narzissa vorsichtig. „Wegen Gerüchten, denen ihr mehr Glauben geschenkt habt als einem alten Freund und dem Paten eures Sohnes. Merlin, wie konntet ihr das damals glauben? Ich habe Draco geliebt wie einen Sohn“, knurrte Severus, die Finger verkrampften sich um den Zauberstab bis die Knöcheln weiß hervortraten. „Aber es gab so viele Zeugen...“ „FÜR WAS? Ich habe nie etwas getan, verdammt ich bin Lehrer. Wie konntet ihr annehmen, dass ich mich an einem Schüler vergreife?“ Harry sah geschockt auf, Severus' Finger lagen neben ihm und der Zauberstab zitterte leicht. Er stupste die Finger sanft an, Severus senkte den Blick und lächelte leicht gequält. „Ich erklär es dir später“, flüsterte er, die Finger fuhren wieder durch das Fell auf seinem Rücken. Dann wandte er sich wieder an Narzissa, „ihr müsst auf meine Hilfe verzichten.“ „Severus, bitte. Ich kann nicht mehr mit Lucius reden, er hört mir nicht zu, bitte.“ „Warum sollte ich dir helfen? Ihr wart meine Familie, Draco wie mein eigenes Kind. Ihr habt mir den Kontakt vor vierzehn Jahren verboten, Lucius hat mir sogar noch eine Eule geschickt als er hier nach Hogwarts kam. Ich solle mich ja von seinem Sohn fernhalten“, knurrte Severus, „und jetzt sitzt du vor mir und willst, dass ich einem Jugendlichen helfe, zu dem mir der Kontakt immer wieder verboten wurde. Sag Narzissa, wie würdest du reagieren?“ Es dauerte einen Moment bis die Frau reagierte und zögerlich sagte, „Ich verstehe dich aber..., Severus, bitte, es geht um Draco.“ „Das sagtest du bereits.“ „Du schützt Potter, warum dann nicht auch Draco? Severus, bitte, es geht um mein einziges Kind. Ich will nicht, dass ER ihn in die Finger bekommt, ich will nicht, dass Draco gekennzeichnet wird“, sagte Narzissa verzweifelt, „es tut mir leid, wie damals alles gelaufen ist. Wir haben dir Unrecht getan, sehr sogar und das tut mir leid. Aber bitte, Severus, hilf mir.“ Schwarze Augen sahen sie eiskalt an bevor Severus den Blick senkte und die Fledermaus fragte, „was denkst du darüber? Wollen wir ihr helfen? Wollen wir das Kind beschützen, zu dem mir der Kontakt verboten wurde damit ich es nicht vergewaltige. Das Kind der Eltern, die mich als Kinderschänder hingestellt haben und mir meine einzige Familie genommen habe, die ich je hatte. Was meinst du, ist das fair?“ Während Narzissa die Luft anhielt, legte Harry den Kopf schief. Sein Blick ging zu der Frau, die völlig verzweifelt aussah und schließlich nickte er und fiepste leise. „Du denkst also, wir sollten ihr helfen?“, fragte Severus nochmal nach. Wieder ein Nicken und ein Fiepsen. „Severus?“, fragte Narzissa. Sie zweifelte etwas an seinem Verstand doch würde sie das nie aussprechen. Vor allem als sie der Blick des Tränkemeisters traf als er aufsah. „Ich helfe euch aber nur für Draco, und nur für ihn.“ „Severus, ich...“ „Nein, Zissa, ihr wart wie eine Familie für mich und habt mich eiskalt abserviert. Glaubst du wirklich, dass würde ich euch so schnell verzeihen? Ich werde Draco beschützen, so weit es mir möglich ist. Ich verspreche dir gar nichts und ich will, dass du Draco gegenüber den Mund hältst“, sagte Severus. „Wieso?“ „Weil es mir meinen Job erleichtert. Potter weiß auch nicht, dass ich über ihn wache und das hat bis jetzt sehr gut geklappt. So werde ich es auch mit Draco halten. weiß der Junge eigentlich, dass ich sein Pate bin oder habt ihr ihm das auch vorenthalten?“ Seine Stimme klang bitter und genauso fühlte er sich auch. „Ich habe es ihm vor drei Tagen gesagt, nachdem er auf einer Versammlung war.“ „Es gab eine Versammlung?“ „Ja, gab es. Du warst nicht da“, sagte Narzissa mahnend. „Falsch, ich wurde nicht gerufen. Vor drei Tagen sagtest du? Hat Lucius irgendein Wort darüber verloren?“ „Nein, gar nicht. Severus, was bedeutet das?“, fragte Narzissa alarmiert. „ Dass du jetzt gehst und ich mir ein paar neue Schutzzauber einfallen lasse. Geh nach Hause, dein Sohn ist in Hogwarts in Sicherheit und erklär ihm, dass er immer zu mir kommen kann wenn er Probleme hat. Verstanden?“ „Danke Severus.“ „Geh.“ Narzissa warf ihm noch einen unidentifizierbaren Blick zu, nickte aber dann und erhob sich, Severus legte Harry vorsichtig auf sein Kissen und folgte ihr dann. Ihm schwirrte der Kopf, er hatte gerade Dinge erfahren, die er so nie vermutet hatte. Severus, ein Kinderschänder? Bei aller Abneigung, die er früher gegen ihn verspürt hatte, das konnte er einfach nicht glauben. Es hatte nie, absolut nie Anzeichen dafür gegeben, dass sich der Lehrer irgendwie einem Schüler unsittlich genähert hatte. Es gab unzählige Gerüchte und Geschichten über ihn aber so was, nein, nicht mal die Schüler konnten sich so was vorstellen und die ließen normalerweise keine Gelegenheit aus um wieder etwas Schlechtes über Severus zu erzählen. Er hörte das Zuschlagen der Eingangstür und kurz darauf kam Severus wieder ins Wohnzimmer. „Komm, Kleiner, wir gehen ins Bett“, murmelte er während er Harry vom Kissen nahm. Er klammerte sich mit den Daumenkrallen an Zeige- und Mittelfinger des Tränkemeisters und fiepste leise. „Mir geht's gut, nur etwas viel für einen Abend.“ Die Treppe knirschte unter Severus' Schritten, die Schlafzimmertür wurde mit einem Schwenk des Zauberstabes geöffnet. Jetzt erst fiel Harry auf, dass er den Stab während des Gespräches nicht ein einziges Mal aus der Hand gelegt hatte. Misstraute er der Frau so sehr? Er sah ihn fragend an doch Severus hob ihn nur etwas höher und sagte, „Allabendliche Flugstunde, bereit?“ Fiepsend breitete Harry die Flügel aus und schon warf ihn Severus leicht in die Luft. Mit sehr ungelenken Bewegungen hielt er sich in der Luft und schaffte es sogar bis zum Kopfkissen zu fliegen bevor er schlussendlich doch abstürzte und in dem weichen Kissen landete. Es war seit einer Woche, seit er den Gips los geworden war, eine Übung. Er durfte jeden Abend diesen kleinen Flug machen, immer direkt über dem Bett damit er weich landete wenn er abstürzte und das tat er noch jedes Mal. Er hörte Severus lachen bevor sich die Matratze senkte und der Tränkemeister ins Bett kam. Während sich Harry jetzt mehrfach im Kreis drehte um eine bequeme Kuhle ins Kissen zu trampeln, machte es sich Severus auch bequem bis er auf den Ellenbogen gestützt da lag und Harry beobachtete. Dieser bemerkte den Blick schließlich und fiepste fragend und traurig. „Mir geht es gut, es ist lange her“, murmelte Severus, der eine Hand hob und mit den Fingern durch das dichte Fell strich. Harry fiepste ihn weiter an. „Wenn ich nur wüsste, was du sagen willst, ich würde dich gerne verstehen. Das gäbe bestimmt interessante Gespräche ab, oder Fusseltier?“ Ein Quietschen antwortete ihm während sich Harry umdrehte und sich den Bauch kraulen ließ. „Du bist das genaue Gegenteil zu deinem Namensgeber, ich hätte dich anders nennen sollen. Aber du hörst wenigstens drauf, Harry.“ So heiße ich ja auch, weiter links. Als ob Severus seine Gedanken gelesen hätte, wanderten seine Finger an den linken Flügelansatz. „So, und jetzt wird geschlafen“, sagte Severus mit einem Blick auf die Fledermaus, die sich unter seinen Finger räkelte. Er erntete damit einen sehr enttäuschten Blick, der ihn leise lachen ließ. „Guck mich nicht so an, es ist spät und auch wenn du eigentlich nachtaktiv bist, wird jetzt geschlafen. Also, ab auf deinen Platz und Augen zu“, befahl er schließlich. Sichtlich enttäuscht krabbelte Harry zurück in seine Kuhle und machte es sich dort bequem. Er war froh, dass er mittlerweile auf dem Kopfkissen schlafen durfte denn das Kissen war sehr viel bequemer als sein Eigenes. „Gute Nacht, Harry.“ „Gute Nacht“, fiepste Harry zurück, wohl wissend, dass er ihn leider nicht verstand. Es dauerte nur wenige Momente bis er eingeschlafen war. Seufzend sah Severus nach oben, wo eine kleine schwarzweiß gefleckte Fledermaus ihre Runden drehte. Warum hatte er ihm das Fliegen beigebracht? Vor zwei Wochen schien ihm das eine sehr gute Idee, schließlich war Fliegen nun mal die natürliche Fortbewegung einer Fledermaus. Am Anfang wäre er beinah verzweifelt, Harry war wirklich die bekloppteste Fledermaus, die er jemals gesehen hatte. Und er war die einzige Fledermaus auf der Welt, die nicht wusste, wie man flog. Oder wie man sich als Fledermaus orientierte? Severus hatte immer geglaubt, dass jede Fledermaus die Echoschallortung von Geburt an konnte aber nicht Harry, der war geradewegs gegen den Bettpfosten geknallt als er im Dunkeln fliegen wollte. Zum Glück hatte er sich dabei nichts getan aber es hatte Severus' Vermutung über die Beklopptheit seiner Fledermaus nur bestätigt. Oder der erste Versuch den Echoschall kontrolliert einzusetzen? Hätte Severus gewusst, was für eine Zerstörung so eine kleine Fledermaus anrichten konnte, hätte er ihn ins Wohnzimmer verbannt aber nein, Harry musste seine Versuche in seinem Labor machen. Die nächsten drei Stunden hatte Severus mit Aufräumarbeiten verbracht denn ein Reinigungszauber hätte bei den ganzen Trankzutaten, die zu Bruch gegangen waren, nur mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Seine Reinigungsarbeiten waren von einem unglücklichen Fiepsen begleitet worden. Sein Blick ging wieder zur Zimmerdecke, nun, jetzt wusste Harry wie man flog und seine Ortung richtig einsetzte und ohne alles zu zerstören, ...und Severus verzweifelte langsam. „Harry, komm jetzt sofort runter“, befahl er, zum vierten Mal wohl gemerkt. Und wie bei den ersten drei Mal bekam er nur ein fröhliches Quietschen als Antwort während Harry sehr elegant nur wenige Zentimeter über ihn hinweg segelte. Wenn er ihn verfluchen könnte, würde er es definitiv tun aber leider prallten alle Zauber wirkungslos an ihm ab. Ganz am Anfang hatte er noch Zauber anwenden können aber je gesünder Harry geworden war, umso wirkungsloser wurden sie. Mittlerweile prallten sie schlicht und einfach immer ab. „Harry, lass den Mist. Komm endlich runter, wir wollen los.“ Diesmal hatte Harry scheinbar Mitleid mit ihm denn er sank immer tiefer und landete schließlich auf seiner Schulter. Severus seufzte leise, kraulte kurz über die Fledermaus und ging dann zum Kamin. „Halt dich fest, ich will dich nicht irgendwo in der Nokturngasse einsammeln müssen“, schnarrte er. Harry löste die Sache auf seine Art, indem er einfach unter einen Teil der Robe krabbelte. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Sobald wir angekommen sind, kommst du da raus, das ist ja peinlich.“ Statt einer Antwort kuschelte sich Harry nur enger unter den Stoff und Severus griff nach dem Flohpulver. „Borgin und Burkes“, sagte Severus als er in die grünen Flammen trat und fast sofort verschwanden sie. Mit einer Mischung zwischen Husten und Fluchen verließ Severus den Kamin und klopfte sich als Erstes den Ruß ab. Als Zweites holte er den widerwilligen Harry aus seinem Kragen, der sich schimpfend über diese, in seinen Augen, sehr grobe Behandlung beschwerte. „Ruhe. Du hast Krallen, falls du das vergessen haben solltest und die kratzen auf der Haut. Du kannst auf der Schulter bleiben oder du fliegst“, schnarrte Severus. Harry fauchte ihn leise an, flatterte dann aber auf seine Schulter und krallte sich dort fest. Severus seufzte lautlos und durchquerte dann den Laden, ohne den buckligen, kleinen Mann, der gerade aus einem Hinterraum kam, zu beachten. „Mr. Snape“, versuchte er es dennoch. Er erntete damit nur einen eiskalten Blick und eine hochgezogenen Augenbraue bevor Severus aus dem Laden rauschte. Er war bis jetzt erst ein Mal in der Nokturngasse gewesen, damals, als er mit Hagrid eigentlich in die Winkelgasse wollte und sehr genuschelt hatte. Als ihn Hagrid dann durch die Gasse geschleift hatte, hatte er nicht wirklich Zeit gehabt um sich umzusehen. Nun, ein Rundblick zeigte ihm, dass er damals nicht viel verpasst hatte. Alles war dunkel und gedrungen, keine großen Schaufenster und bunte Auslagen wie in der Winkelgasse, nur kleine, hölzerne Schilder neben den Türen zeigten an um was für Geschäfte es sich handelte. Severus hielt direkt auf ein Geschäft zu und betrat es auch ohne zu zögern. Es war ein Laden für Zaubertrankzutaten, Harry verleierte die Augen als Severus mit einem kaum hörbaren Summen zwischen den Regalen verschwand. So ein Laden konnte nur einem Tränkemeister gefallen. Er mochte Zaubertränke aber er konnte sich wirklich Interessanteres vorstellen als seine Zeit zwischen irgendwelchen getrockneten, eingelegten und mumifizierten Dingen zu verbringen. Moment, das da hatte sich gerade bewegt. Harry quietschte erschrocken auf. „Was ist?“, fragte Severus sofort. Mit zitternden Flügel deutete Harry auf das Regal und das Behältnis, in dem sich schon wieder etwas bewegte. Severus griff danach und öffnete die Dose, große grün schillernde Käfer kamen zum Vorschein. „Skarabäen, getrocknet und als Pulver zerstoßen sind sie für viele Tränke zu gebrauchen“, erklärte Severus. Harry starrte ihn kurz an, schüttelte sich dann und wandte sich demonstrativ ab. „Eine normale Fledermaus würde versuchen sie zu fressen aber du bist einfach nicht normal. Ich brauch nur ein paar Dinge“, sagte Severus mit einem Lächeln, er stellte die Käfer zurück und machte sich dann daran, die benötigten Dinge einzusammeln. Er hätte dem Verkäufer auch eine Liste geben können aber meistens brachte der ihm nicht die perfekten Zutaten. Wenn er sie selber aussuchte, konnte er sich die besten Sachen raus suchen. Harry kommentierte die Einkäufe mit verschiedenen Fiepsgeräuschen. „Mr. Snape, ist das alles? Oder brauchen sie noch etwas besonderes?“, fragte der Mann als ihm Severus seine Auswahl auf den Tresen legte. „Venemosa Tentacula, ein Ableger, zwischen drei und vier Zoll“, schnarrte Severus. Der Mann legte die Stirn in Falten und meinte dann, „so große habe ich nicht. Maximal eineinhalb Zoll. Reicht die?“ „Ja.“ Sofort verschwand der Mann nach hinten und kehrte kurz darauf mit einem kleinen Topf wieder. Die kleine, rote Pflanze schlug sofort mit ihren Tentakeln nach ihnen aus, prallte aber an dem magischen Schutzschild ab. „Sehr gesundes Pflänzchen, sehr gute Wahl. Macht zusammen, moment...“ Der Mann rechnete schnell alles durch und meinte dann, „einhundert siebenundachtzig Galleonen und zehn Sickel.“ Harry schnappte nach Luft während Severus wortlos den gewünschten Betrag auf den Tresen legte. „Darf ich ihnen wieder eine Liste mitgeben?“ Severus nickte nur und schon bekam er eine Rolle Pergament in die Hand gedrückt. Er rollte sie auf, überflog sie und verschwand dann nochmal hinter den Regalen. Das Fiepsen aus seiner Schulter ignorierte er. Als er das nächste Mal an den Tresen zurückkehrte, regte sich Harry wesentlich stärker auf. Er wurde seit einer knappen halben Stunde ignoriert und irgendwie fand er das total doof. „Würdest du jetzt mal die Klappe halten?“, knurrte Severus ihn schließlich an. Der Mann hinter dem Tresen musste sich ein Grinsen verkneifen denn er kannte Severus schon ein paar Jahre aber noch nie hatte der Tränkemeister so maulend geklungen. Doch Harry dachte ja gar nicht dran, er wollte wissen was hier los war und wetterte jetzt richtig los. „Wie wäre ein Silencio?“, fragte der Mann lächelnd. Er bekam einen Blick zugeworfen, der alles sagte bevor Severus schnarrte, „das ist eine magische Fledermausart, die ist immun gegen Zauber.“ Sofort änderte sich der Blick des Verkäufers, als er Harry jetzt musterte, sah man förmlich wie es hinter seinen Augen arbeitete. Eine solche Fledermaus war wertvoll, sehr wertvoll und ihm fielen wahrscheinlich gleich zwei Dutzend potenzielle Käufer ein. Der erhobene Zauberstab und die Morddrohung in den schwarzen Augen überzeugten ihn schnell davon, dass die Mühen es nicht wert waren. Er lächelte leicht, trat einen halben Schritt zurück und deutete auf die Pergamentrolle, „Wann kann ich mit der Lieferung rechnen? Sie wissen ja, die Kunden warten...“ „Eine Woche. Die letzten zwei Tränke erst in zwei Wochen, die müssen länger kochen. Ich bringe sie persönlich vorbei“, sagte Severus. „Sehr gerne. Bis in einer Woche dann. Einen schönen Tag noch, Mr. Snape.“ Von Severus kam ein leises Schnauben während er die Sachen jetzt alle verkleinerte und einpackte. Ohne einen weiteren Gruß verließ er das Geschäft, Harry moserte weiter leise vor sich hin. „Wenn du jetzt nicht gleich ruhig bist, verkaufe ich dich doch noch“, knurrte Severus als sie durch die Nokturngasse gingen und Harry immer noch vor sich hin fiepste. Harry sah ihn beleidigt an und Severus fuhr fort, „ich weiß ja, dass du neugierig bist aber ich werde mich nicht in der Öffentlichkeit mit einer Fledermaus streiten. Also sei ruhig und ich erkläre dir alles wenn wir daheim sind. Einverstanden?“ Harry fauchte ihn leise an, gab aber dann Ruhe und drehte ihm beleidigt den Rücken zu. Severus grinste leicht, er mochte den kleinen Kerl, sehr sogar. Doch im Moment wollte er seine restlichen Einkäufe zu ende bringen und dann schnell wieder heim. Er wollte gerade die Tür zum nächsten Laden öffnen als die Tür aufschwang und ein hochgewachsener, blonder Zauberer vor ihm stand. „Severus.“ „Lucius.“ „Was machst du hier?“ „Was geht dich das an?“ Lucius Malfoy starrte seinen ehemals besten Freund an, er wusste nicht so wirklich was er sagen sollte. „Würdest du mich bitte durch lassen? Ich habe noch Einkäufe zu erledigen“, schnarrte Severus in diesem Moment. „Wir müssen reden.“ „Nein.“ „Doch, Severus, ich muss mit dir reden. Es ist dringend.“ Severus schnaubte nur und drängte sich an ihm vorbei, eine schlanke, perfekt manikürte Hand legte sich auf seine Schulter um ihn zurückzuhalten. Und genauso schnell wie Lucius die Hand drauf hatte, zog er sie fluchend wieder zurück, blutend. „Was ist das?“, fuhr er Severus an, der ihn mit einem kalten Grinsen bedacht. „Das ist Harry und er ist genauso wenig über deine Anwesenheit erfreut wie ich. Lucius, lass mich in Ruhe“, schnarrte er bevor er sich umdrehte und den Laden endgültig betrat, Harry fauchte den blonden Zauberer nochmal an. Lucius sah dem ungleichen Paar nach bevor er seine Hand betrachtete, die kleinen Bissspuren bluteten stark. „Bissiges Mistvieh“, murmelte er während er schon den Zauberstab zog und einen Heilzauber sprach. Er sprach den Zauber weitere drei Mal bevor er aufgab, die Wunden heilten einfach nicht. Fluchend zog er ein Taschentuch aus der Tasche und wickelte es um seine Hand. Was bei Merlin war das für eine Fledermaus? Wieso konnte er die Wunden nicht heilen? Was hatte das Tier noch für Kräfte? Sein Blick wanderte auf die Tür, es gab nur einen, der ihm diese Fragen beantworten konnte. Entschlossen stieß er die Tür auf, er musste mit Severus reden. Gesuchter Tränkemeister stand bereits am Verkaufstresen, einen Stapel Pergament und zwei Fässchen Tinte standen vor ihm und er schien noch ein paar Dinge zu bestellen. Er stand mit dem Rücken zu ihm doch Lucius hatte gerade einen Schritt in den Raum hinein gemacht als diese verfluchte Fledermaus zu kreischen begann. Severus wandte nur leicht den Kopf, hob eine Augenbraue und drehte sich dann wortlos wieder zu dem Verkäufer um, der gerade die gewünschten Federn brachte und vor ihm ausbreitete. „Kann man sich dir nähern ohne, dass das Vieh mich beißt?“, fragte Lucius, der schon näher kam. Das Kreischen wurde lauter und urplötzlich kam das Tier auf ihn zugeschossen. „Severus, ruf das Vieh zurück oder ich verfluche es“, rief Lucius nach ein paar Minuten, in denen die Fledermaus immer wieder haarscharf über seinen Kopf hinweg geflogen war und immer wieder dieses hohe, markerschütternde Kreischen ausstieß. „Tu dir keinen Zwang an“, war alles was Severus von sich gab. Er machte sich dabei nicht mal die Mühe sich umzudrehen sondern begutachtete in aller Seelenruhe die Federn vor sich. Der Verkäufer sah ihn zwar seltsam an, sagte aber nichts. Und Lucius zog seinen Zauberstab. Die Fledermaus schien das gar nicht zu interessieren, die kreischte und steuerte ihn erneut an. „Stupor“, rief Lucius und der rote Lichtblitz traf sehr zielgenau die kleine Gestalt der Fledermaus. Severus hatte sich beim Ausrufen des Zaubers doch umgedreht, nur um zu sehen, wie der Zauber völlig wirkungslos abprallte, ...und Harry dem Zauberer kreischend ins Gesicht flog. Schreiend ließ Lucius den Zauberstab fallen als er die Hände hochriss und versuchte das wütende Tier aus seinem Gesicht zu bekommen. Doch Harry war zu schnell, er wich den zugreifenden Händen aus und flog zurück zu Severus, der sich mittlerweile mit verschränkten Armen an den Tresen gelehnt hatte. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen belustigt und genervt, wobei das Belustigte überwog als Harry auf seinem Arm landete. „Na, ausgetobt? Dann können wir ja heim gehen.“ „SEVERUS!“, brüllte Lucius ihn an. „Ja?“, fragte Severus sehr ruhig. „Was ist das für ein Drecksvieh?“, fauchte Lucius. „Das ist Harry. Harry, Lucius. Lucius, Harry.“ Als Antwort fauchte Harry den Zauberer boshaft an. „Harry? So wie Harry Potter?“ „Ja, er war der Namensgeber. Lucius, du solltest die Schrammen dringend behandeln lassen. Eine Calendulawundsalbe sollte die Narben so gering wie möglich ausfallen lassen“, sagte Severus, der sich jetzt nicht mehr die Mühe gab sein Grinsen zu verbergen. Das unterdrückte Kichern hinter ihm sagte ihm, dass es dem Verkäufer genauso ging. „Narben? Severus, wieso funktionieren die Heilzauber nicht bei den Wunden?“, fragte Lucius wütend. „Das ist eine sehr gute Frage, ich werde mich bei Gelegenheit damit befassen aber jetzt werde ich meine Einkäufe beenden und nach Hause gehen. Entschuldige mich also.“ „Du kannst jetzt nicht einfach gehen.“ „Und ob ich das kann. Auf Wiederse....“ Ein unerträglicher Schmerz unterbrach Severus mitten im Wort, seine rechte Hand schloss sich reflexartig um seinen linken Unterarm, Lucius tat es ihm gleich. „Wir sollten unsere Differenzen auf später verschieben“, schlug Lucius mit Schmerz verzehrten Gesicht vor. „Gute Idee. Kein Wort von Harry. Fellmops, ab in die Tasche“, befahl Severus, „und da bleibst du.“ Diesmal gehorchte Harry sofort, er krabbelte in die rechte Robentasche und machte sich so klein wie möglich. „Frieden?“, fragte Lucius noch. „Vorübergehend“, stimmte Severus zu bevor sie zusammen disapparierten. Sie landeten in der Eingangshalle eines Zaubermanors, das Severus schmerzlich vertraut war und das Lucius sein Zuhause nannte. Ein Wink mit dem Zauberstab hüllte sie Beide in schwere, schwarze Roben, die Gesichter verschwanden hinter fein gearbeiteten Silbermasken. Harry bewegte sich leicht und sofort zischte Severus, „Nein, du bleibst wo du bist. Diesmal gibt es keine Diskussion, es ist sehr wichtig.“ Es ertönte ein leises Fiepsen und dann war Ruhe, kein Muskel wurde mehr gerührt. „Können wir?“, fragte Lucius. Ohne eine Antwort straffte sich die Gestalt des Tränkemeisters, weitere Plopps ertönten genau in diesem Moment und füllten die Halle langsam aber sicher mit verhüllten Todessern. Schwarze Augen sahen Lucius noch einen Moment durchdringend an, dann schloss sich Severus der Schar Todesser an, die die Eingangshalle durch eine helle Holztür verließen. Lucius zögerte noch einen Moment, folgte den Anderen aber dann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)