Impetrire von Chimi-mimi ================================================================================ Kapitel 2: Redire ----------------- Es kostete Severus viel Zeit, doch schließlich konnte er zumindest die schlimmsten Verletzungen heilen. Dabei gab es dennoch immer noch genug Fluchmale, für die seine rudimentären Kenntnisse der Heilzauber nicht reichten. Abermals kniete er neben dem Wolf und berührte in sanft an der Schulter. Zufrieden nahm er zur Kenntnis, dass dieser dieses Mal nicht zurück zuckte und auch seine Atemzüge ruhiger geworden waren. „Schlaf…“, flüsterte er leise, bevor er seinen Zauberstab erneut nutzte und einen Schlafzauber über den Wolf aussprach. Zwar war dieser noch bewusstlos, doch Snape wollte kein Risiko eingehen. Wäre er auf dem Besen aufgewacht, hätte dies ein Unglück geben können. Es war zu gefährlich und das in erster Linie für Severus selbst. Doch bevor sie das Unterfangen Heimkehr angingen, musste er den Wolf erst einmal… bedecken. Es machte ihn nicht wirklich glücklich, doch er musste seinen Umhang nehmen und auf dem nassen Waldboden ausbreiten. Immer wieder glitt sein Blick zu dem Wolf und seinen Verletzungen, während er den schwarzen Stoff fein säuberlich hinlegte. In Zukunft müssten sie andere Vorsichtsmaßnahmen treffen, denn mit jeder Vollmondnacht wurde die Gefahr für Werwölfe größer. Das Ministerium hatte bereits in den letzten zwei Monaten das Kopfgeld für die Leiche eines Wolfes erhöht. Und Hogwarts konnte sich einen derartigen Skandal nicht leisten, das war Severus nur zu klar. Genauso bewusst war ihm jedoch, dass er den Wolf auf seinen Umgang legen musste, da dieser sich sicherlich nicht im Schlaf darauf rollen würde. Umständlich, entgegen seiner Gewohnheit, stand er auf, klopfte sich die Erde von den Knien. „Lupin. Sie sind mir viel schuldig“, zischte er zwischen seinen aufeinander gepressten Lippen hervor, bevor er den Wolf vorsichtig umbettete. Er kam nicht umhin zu merken, dass dieser trotz seiner scheinbar ausgemergelten Gestalt nicht wenig wog und schwer wie ein Stein in seinen Armen lag. Gekonnt wickelte Severus ihn in seinen schwarzen, warmen Umgang ein, nur um ihn erneut auf die Arme zu nehmen und zum Besen zu tragen. Hätte er geahnt, in welchem Zustand er den Wolf antreffen würde, hätte er sicher nicht den Besen als Transportmittel gewählt, sondern sich für einen der Thestrale entschieden, welche dieser tumbe Wildhüter so voller Liebe pflegte. Nun stand er vor einem Problem in Form eines schmalen Besenstils, der sicher nicht für Krankentransporte gedacht war. „Hoch“, befahl Severus seinem Besen leise, welcher aufs Wort still vor ihm schwebte. Noch immer trug er den Wolf auf beiden Händen, musste ihn nun jedoch absetzen. So versuchte er nun mit einer Hand den an ihn lehnenden zu stützen, während er mit der anderen Hand nach dem Besenstil griff, um beim Aufsteigen das Gleichgewicht zu bewahren. Es war keine leichte Übung und seine Geschmeidigkeit war vollkommen verloren, doch nach ein, zwei eher mühseligen Versuchen saß er schließlich, während Remus immer noch an seiner Schulter lehnte. Severus blieb nun nichts anders übrig, als den schlafenden Wolf vor sich zu ziehen. War schon sein eigener Aufstieg nicht leicht gewesen, erwies sich nun auch dies als schwere Arbeit, welche sich jedoch erleichterte als ein Bein über den Stil gezogen war. So saß Remus nun vor, lehnte sich an ihn, sein Kopf ruhte auf Severus‘ Schulter, während dieser seine Arme um ihn geschlungen hatte, um den Besen lenken zu können. Als der Besen sehr langsam hochzog, musste Severus sich eingestehen, dass er hoffte, dass sie bis nach Hogwarts kommen würden, denn eigentlich war sein Besen nicht für das Gewicht zweier erwachsener Menschen ausgelegt. Zumindest würden sie, dem Stand der Sonne nach, beide den Unterricht verpassen. Doch auch wenn seine Schüler sich heute freuen würden, war ihm zumindest die Genugtuung der erschreckten Gesichter gewiss, wenn er dann wieder erscheinen würde. Im Moment quälte ihn jedoch eher die Frage, neben der, ob sein Besen diesen Kraftakt schaffen würde, wie sie ungesehen in das Schulgebäude kommen würden. Nicht auszudenken, ein Schüler würde sie ertappen. Niemand durfte ihn so sehen. Die Wut kochte wieder in Severus hoch, als ihm diese Gedanken kamen. Das alles hatte er nur dem Leichtsinn des Wolfes zu verdanken. Für diesen Moment hoch oben im Himmel auf seinem Besen hielt sich das Mitleid wieder in Grenzen. Stattdessen kamen all die unterdrückten Gefühle hoch und Severus brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu fangen, um sich wieder an seine Aufgabe zu erinnern. Und dann erhob sich Hogwarts aus den Wolken, erst als Ruine, bis er schließlich die Grenze passierte und die majestätische Burg ihm ein kleines erleichtertes Lächeln auf die Lippen zauberte. Nicht lange ließ er dies zu, fing lieber an langsam in einen Sinkflug zu gehen, denn niemand sollte ihn frühzeitig am Himmel entdecken. Ihn und seinen immer noch schlafenden Begleiter. „Snape, hey, Snape!“ Ein Blick nach unten offenbarte Severus den schnaufenden Wildhüter, der unter ihm herlief und mit seinen großen Pranken winkte. „Dumbledore sagt, Sie sollen hier landen, kommen Sie schon!“ Das machte Sinn und so setzte er erneut zur Landung an, wenn diese nun auch nicht so sanft und elegant wie seine erste war, so hatte er zumindest sich und den Wolf sicher auf den Boden zurückgebracht. Immer noch schwer keuchend blieb Hagrid neben ihm stehen und sah mit offenem Mund auf Lupin hinab: „Was is‘ mit ihm? Is‘ er okay?“ „Nein“, erwiderte Snape schlicht und leise. „Nun nehmen Sie ihn schon, dass ich absteigen kann.“ Erstaunlich sanft und vorsichtig nahm der Wildhüter den schlafenden Wolf hoch. „Er muss zu Madame Pomfrey.“ „Aber da kann er nich‘ hin! Ein paar Schüler ham sich Streiche gespielt und liegen jetzt dort. Professor Dumbledore sagt, Sie solln ihn auf sein Zimmer bringen.“ Fast schon verlegen streckte Hagrid Severus seine Last entgegen. „Ich bin zu auffällig, wenn ich im Schloss rumlauf‘.“ Und zu trampelig und laut, fügte Snape in seinen Gedanken hinzu, bevor er – ebenfalls in seinen Gedanken seufzend – den Wolf wieder entgegen nahm. „Der Weg is‘ grad frei, is‘ grad Unterricht. Ich geb‘ Ihnen Deckung aufm Weg nach oben.“ Vorsichtig sah Hagrid sich um, als ob hinter dem Busch plötzlich ein Schüler hervorspringen würde, bevor er vor ihm her trottete. Aber immerhin war er so groß, dass er wirklich ein guter Schutz vor neugierigen Blicken aus den Fenstern der Räume war. Sollte nun ein Schüler hinausgucken, obwohl er sich doch auf den Unterrichten konzentrieren sollte, würde er nur den Wildhüter sehen, der einen Spaziergang machte. „Ich sach‘ Dumbledore Bescheid, dass Sie wieder da sind, ja?“, mit diesen Worten verabschiedete Hagrid sich an den Schlosstüren und Severus war wieder mit dem Wolf auf seinen Arm allein. Den Besen hatte er in der Hütte des Wildhüters zurücklassen müssen, und dennoch spürte er, wie seine Arme immer schwerer wurden, wie das Gewicht des Wolfes ihm immer mehr Schwierigkeiten bereitete. Leise eilte er die Gänge entlang, immer in der Hoffnung keinem Schüler zu begegnen und – war es nun Glück oder Zufall – tatsächlich erreichte er bald die Räume, die der Wolf erreichte, ohne gesehen geworden zu sein. Sollte es Glück gewesen sein, ließ dieses ihn nun im Stich, denn die Türe war verschlossen und ohne Kleidung am Leib konnte der Wolf wohl auch keinen Schlüssel bei sich tragen. So musste Severus ihn wieder vorsichtig absetzen, wieder an ihn lehnen, ihn wieder mit einer Hand stützen, während die andere die gewohnte Bewegung zu „Alohomora!“ ausführte. Ein vertrautes Klicken verriet ihm, dass das Schloss geöffnet war und er endlich seine Aufgabe erfüllt hatte. Nun ja, fast erfüllt hatte, denn erst musste er den Wolf noch einmal auf die Arme nehmen, um ihn schließlich sanft auf dem Bett ablegen zu können. „Severus.“ „Albus.“ So hatte schon einmal an diesem Tag eine Unterhaltung zwischen ihnen begonnen. „Werwolfjäger.“ „So nahe sind Sie schon?“ Aus den Augenwinkeln nahm Severus wahr, dass der Schulleiter wohl wirklich überrascht war. Er nahm auch diesen kleinen Funken Sorge, der wieder in den stahlblauen Augen aufblitzte zur Kenntnis. „Ja. Ich konnte in dem Wald seine Verletzungen nicht komplett heilen.“ Er trat einen Schritt zur Seite, um Albus das eingefallene, selbst im Schlaf erschöpft wirkende Gesicht zu zeigen. Doch erst, als er seinen Umhang an der verletzten Brust etwas zur Seite schob, bekam er eine Reaktion des Schulleiters. „Oh Remus…“ Mit einem Mal wirkte Dumbledore so alt wie er eigentlich war. Severus kannte diesen Blick, es zeigte die gesamte Sorge und das Mitgefühl, das auch er verspürt hatte, obwohl die Vergangenheit immer zwischen ihm und dem Wolf stehen würde. „Severus, ich muss Sie bitten, hier zu bleiben. Madame Pomfrey wird kommen.“ „Aber…“, rutschte es ihm heraus, bevor es sich selbst wieder zügeln konnte. Im Nu hatte der Schulleiter sich gestrafft und warf ihm einen blitzenden Blick zu. „Severus. Er kann nicht auf die Krankenstation, Madame Pomfrey behandelt gerade jemanden und ich muss etwas erledigen.“ „Natürlich, Albus. Ich verstehe.“ Zähneknirschend fügte er sich schließlich und stand etwas verloren inmitten des ihm fremden Raumes, als der Schulleiter ihn mit einem „Danke“ eilig verließ. Er hatte eine Ahnung, was Dumbledore antrieb, dennoch war er nicht begeistert davon, nun auch noch hier auf Madame Pomfrey warten zu müssen. Untätig ließ Severus seinen Blick streifen, der jedoch immer wieder vom leise atmenden Wolf angezogen wurde. Vielleicht konnte er die Zeit, bis Madame Pomfrey kam, nutzen, um seinen Umhang wieder zu erlangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)